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4. TEIL: Semantische Rollen, lexikalische Bedeutung und Text

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4. TEIL:

Semantische Rollen,lexikalische Bedeutung und Text

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1 Die Untersuchungen zur vorliegenden Arbeit fanden im Rahmen des von der DFGfinanziell unterstützten Projekts B10 des SFB 282 “Theorie des Lexikons” statt. Einbesonderer Dank geht an die Mitarbeiterinnen des Projekts, Katarina Klein undSilvia Kutscher, für ihre kritischen Kommentare.

Beatrice Primus (Köln)

Protorollen und Verbtyp:Kasusvariation bei psychischen Verben

Psychische Verben können in einer ersten Annäherung rollensemantischdadurch charakterisiert werden, dass sie keinen Agens und Patiens imengeren Sinn wählen (wie z.B. die Handlungsverben töten oder schreiben),sondern einen Experiencer bzw. Stimulus von Emotionen (z.B. lieben),psychischen Einstellungen (z.B. schätzen, wissen) oder Wahrnehmungen(z.B. sehen).1 Was psychische Verben für die Erforschung des Zu-sammenhangs zwischen semantischen Rollen und syntaktischenFunktionen auszeichnet, ist die sprachintern wie sprachvergleichendausgeprägte verblexemabhängige Kasusvariation. Manche psychischeVerben haben das Kasusmuster der Handlungsverben in Akkusativ-sprachen (vgl. (1)) und Ergativsprachen (vgl. (2)) mit dem Experiencerim Nominativ (Nom) bzw. Ergativ (Erg) und dem Stimulus im Akkusativ(Akk) bzw. Absolutiv (Abs):

(1) a. Deutsch (Germanisch):. Der Junge (NOM) fürchtet dieses (AKK)

b. Italienisch (Romanisch):Il ragazzo (NOM) teme questo (AKK)

(2) a. West Grönländisch (Eskimoisch, Fortescue 1984: 95):ilinniartitsisu-p Aggu kana-ni taku-aaLehrer-ERG Aggu(ABS) unten-dort sah-KONGR‘Der Lehrer sah Aggu dort unten’

b. Lasisch (Kaukasisch, Informant):bere-k ma komdziruKind-ERG 1SG(ABS) sah‘Das Kind sah mich’

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Andere psychische Verben weisen – sehr oft in ein und derselbenSprache – die inverse Kasusverteilung auf, vgl. (1a,b) mit (3a,b):

(3) a. Dieses (NOM) wundert den Jungen (AKK)b. Questo (NOM) preocuppa il ragazzo (AKK)

In Abhängigkeit von der Wahl des Verblexems kommen weitereKasusmuster hinzu, wobei die Konstruktion mit dem Experiencer imDativ und dem Stimulus im Nominativ bzw. Absolutiv aufgrund ihrergrößeren Verbreitung besondere Beachtung verdient (vgl. Shibatani1983, Blake 1994, Bossong 1998):

(4) a. Al raggazzo (DAT) piace questo (NOM)b. Dem Jungen (DAT) gefällt dieses (NOM)

Die Klasse von Verben, die ein maximal agentivisches (Abk. Amax) undmaximal patienshaft affiziertes Argument (Abk. Pmax) wählen (z.B.transitive Handlungsverben wie schlagen, schreiben oder bauen), weist imGegensatz dazu keine lexemabhängige Inversion auf.

Für eine angemessene Erklärung dieser grundlegenden Fakten überdie syntaktische Kodierung semantischer Rollen bieten sich prototypen-theoretische multifaktorielle Rollenkonzeptionen, wie Dowtys Proto-rollenansatz (1991) und Nachfolgemodelle (vgl. Primus 1995, 1999a,b),besonders an. Ein Nachteil solcher Ansätze, die mit Prototypen unduniversellen Präferenzen arbeiten, ist, dass sie nicht präzise genugformuliert sind, um eine genaue empirische Überprüfbarkeit bzw.Falsifizierbarkeit zu garantieren. Die Optimalitätstheorie (OT) bieteteinen geeigneten, von den spezifischen empirischen Annahmenunabhängigen Formalismus für die traditionellere Prototypen- undMarkiertheitstheorie. Der vorliegende Beitrag formuliert die Erkennt-nisse des Protorollenansatzes strikter als bisher im OT-Formalismus (vgl.Primus 1999a,b).

Der vorliegende Beitrag gliedert sich wie folgt: Der erste Abschnittschlägt eine OT-Implementierung des Protorollenansatzes und einetheoretisch explizite rollensemantische Herleitung der Absenz vonKasusvariation bei Handlungsverben und ihrer Präsenz bei psychischenVerben vor. Der zweite Abschnitt führt weitere Kasusbeschränkungenein und zeigt, wie sie mit rollensemantischen Beschränkungen inter-agieren. Über eine unterschiedliche Ordnung dieser Beschränkungenwird die rollensemantisch zugelassene Kasusvariation bei psychischenVerben sprachspezifisch eingeschränkt. Der dritte Abschnitt behandeltdie Grundabfolge von Experiencer und Stimulus. Während die kasuelleRealisation dieser Rollen wie erwähnt variabel ist, zeichnet sich deren

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2 Mit Dowtys Proto-Rollen verwandt (vgl. Primus 1999a, Kap. 3) sind dieMakrorollen in Foley/Van Valin (1984) und Van Valin/LaPolla (1997) sowie dasTransitivitätskonzept in Hopper/Thompson (1980).

strukturelle Realisation durch eine invariante Präferenz für die Vor-anstellung des Experiencers aus. Der vierte Abschnitt fasst die Ergebnisseund die wichtigsten Modifikationen gegenüber Dowtys Ansatz zu-sammen. Der Beitrag ist sprachvergleichend-typologisch angelegt,konzentriert sich aber bei der Klärung von Detailfragen auf psychischeVerben im Deutschen unter Einschluss diachroner Daten.

1. Protorollen und Kasusselektion in der OT

Der Ansatz von Dowty (1991) kommt mit genau zwei multifaktoriellenRollenprototypen, Proto-Agens und Proto-Patiens, aus.2 Diese definiertDowty durch zwei verschiedene Mengen von Folgerungen, die durch dieBedeutung eines Verblexems ausgelöst werden. Solche Folgerungenbeinhalten grundlegendere Relationen zwischen einem semantischenArgument (einem in der semantischen Valenz verankerten Partizipan-ten) und der vom Verb bezeichneten Situation bzw. einem Teilaspektdieser Situation, z.B. eine physische Veränderung eines anderenPartizipanten. Diese Relationen werden im Folgenden Basisrollengenannt. Die wichtigsten Basisrollen für Proto-Agens (Abk. A) listet (5)auf:

(5) Proto-Agensa. x kontrolliert die vom Verb denotierte Situation s (Kontroller)b. x verursacht etwas in s (Verursacher)c. x ist physisch aktiv in s (Bewegungsträger)d. x hat einen spezifischen psychischen Zustand in s (Experiencer)e. x verfügt über etwas in s (Besitzer)

Diese Liste ist mit der von Dowty weitgehend identisch. Ein erster Vorteilder multifaktoriellen Auffassung ist, dass aus empirischen GründenBasisrollen ersetzt, weiter zerlegt oder neu eingeführt werden können(wie hier (5e)), ohne das Kasusselektionsprinzip umzuformulieren. Diewichtigsten Basisrollen, die unter Proto-Patiens (Abk. P) fallen,erscheinen in (6):

(6) Proto-Patiensa. x bzw. ein Aspekt von x ist von einem anderen Partizipanten

kontrolliert in s

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3 Ein weiterer Unterschied ist, dass Dowty die Patiensliste durch den aspektuell-aktionalen Begriff der sukzessiven Affiziertheit (incremental theme) bei Accomplish-ment-Verben (z.B. ein Haus bauen, einen Apfel essen) ergänzt. Hier werdenaspektuell-aktionale Unterscheidungen als unabhängige Faktoren behandelt (vgl.auch Van Valin/LaPolla 1997).

4 Kasus wird im Folgenden – wenn nicht explizit anders vermerkt – als Sammel-begriff für Kasus im engeren Sinn, Adpositionen und im Lexikon zugewieseneVerbkongruenzmarker verwendet.

b. x bzw. ein Aspekt von x ist von einem anderen Partizipantenverursacht in s

c. x ist von einem anderen Partizipanten physisch manipuliert in sd. x ist von einem anderen Partizipanten psychisch erfasst in se. x ist im Besitz eines anderen Partizipanten

Im vorliegenden Modell (nicht aber bei Dowty 1991) impliziert jedeProto-Patiensrolle unilateral eine entsprechende Proto-Agensrolle undist somit von dieser semantisch abhängig. Diese Abhängigkeit erklärt dieRollenhierarchie Proto-Agens > Proto-Patiens (vgl. Primus 1996, 1999a,2003), die für die Grundabfolge der Argumente entscheidend ist (vgl.Abschnitt 3 weiter unten).3

Das an Dowty angelehnte rollensemantische Kasusselektionsprinzip4

ist:

(7) Für beliebige Sprachen S, für beliebige semantische Argumente, die alssyntaktische Argumente realisiert werden, und für die ranghöchstenKasus A und B in S gilt:a. Je mehr Proto-Agensbasisrollen ein Argument akkumuliert, um so

eher erhält dieses Argument den Kasus A, undb. je mehr Proto-Patiensbasisrollen ein Argument akkumuliert, um so

eher erhält dieses Argument den Kasus B.

Der Ergativparameter(i) Eine Konstruktion ist ergativisch genau dann, wenn der Kasus A den

zweiten Rang (Ergativ) und B den ersten Rang in der Kasushierarchievon S einnimmt (Absolutiv oder Nominativ). Eine Sprache istergativisch genau dann, wenn sie Ergativkonstruktionen aufweist.

(ii) Eine Konstruktion ist akkusativisch genau dann, wenn der Kasus Aden ersten Rang (Nominativ) und B den zweiten Rang in derKasushierarchie von S einnimmt (Akkusativ). Eine Sprache istakkusativisch genau dann, wenn sie keine Ergativkonstruktionenaufweist.

Dieses Prinzip setzt eine Kasushierarchie voraus. Da die Kasus ver-schiedener Sprachen einheitlich benannt werden, kann man von derallgemeinen Hierarchie in (8) ausgehen:

(8) Nominativ/Absolutiv > Akkusativ/Ergativ > Dativ > anderer Kasus1K 2K 3K 4K

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Hinsichtlich ihres relativen Rangs sind Nominativ/Absolutiv einerseitsund Akkusativ/Ergativ andererseits terminologische Varianten (vgl.Blake 1994: 158). Da die eingeführten Beschränkungen nur auf denrelativen Rang der Kasus Bezug nehmen, kann man sie gegen dasProblem einzelsprachlicher Skalen immunisieren, indem man – wie in(8) und im Folgenden – auf den Rang der Kasus mit Hilfe der numeri-schen Skala (1 > 2 > 3 usw.) zurückgreift.

Das Prinzip (7) bietet sich für eine OT-Implementation besonders an:es ist hierarchiebasiert und verletzbar, wobei es unterschiedliche Gradeder Verletzbarkeit in Abhängigkeit von der Zahl der Basisrollen postu-liert. Dieser wesentliche Aspekt des Prinzips setzt eine rollensemantischeSkala voraus, in der ein Argument mit mehr A- bzw. P-Rollen (�max) voreinem Argument mit weniger A- bzw. P-Rollen (�min) rangiert. Aus derTatsache, dass es genau zwei Protorollen gibt, resultieren die beidenOptionen in (9b):

(9) a. �max > �min

b. Amax > Amin; Pmax > Pmin

Das Prinzip (7) setzt Elemente der rollensemantischen Skalen in (9b) mitElementen der Kasusskala (8) in eine harmonische Ausrichtung,wodurch folgende invariante Ordnungen von Beschränkungen ent-stehen (vgl. Prince/Smolensky 1993: 129f. für die Phonologie):

(10) Akkusativisch

a. Amax/1K >> Amax/¬1K b. Pmax/2K >> Pmax/¬2K

��

��

Amin/1K Amin/¬1K Pmin/2K Pmin/¬2K

(11) Ergativisch

a. Amax/2K >> Amax/¬2K b. Pmax/1K >> Pmax/¬1K

��

��

Amin/2K Amin/¬2K Pmin/1K Pmin/¬1K

(10) sind die Ordnungen für Akkusativkonstruktionen. Die horizontalnotierte Ordnung in (10) a. besagt, dass das Gebot, einen maximalenAgens mit dem Nominativ (1K) zu kodieren, das Gebot dominiert, einenmaximalen Agens in einem anderen Kasus (¬1K) zu realisieren.Entsprechendes legt (10) b. für einen maximalen Patiens und denAkkusativ (2K) bzw. Nicht-Akkusativ (¬2K) fest. Für minimale Agensund Patiens besteht keine feste Ordnung. Bei den horizontal notiertenOrdnungen konkurrieren die Kandidaten miteinander aufgrund von

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5 Vgl. Légendre et al. (1993) für einen ersten Vorschlag zur Formalisierung desErgativparameters in der OT.

6 Während ROLLE/KASUS in Kapitälchen eine Beschränkung notiert, kürzt Rolle-Kasus einen Kandidaten ab, also eine potenzielle Rollen-Kasus-Zuordnung imValenzeintrag eines Prädikats.

identischen rollensemantischen Angaben. Bei den vertikal notiertenOrdnungen konkurrieren sie aufgrund von identischen Kasusangaben.Das Gebot, einen maximalen Agens mit dem Nominativ zu kodieren,rangiert in (10a) über dem Gebot, den Nominativ an einen minimalenAgens zu vergeben. Die Ordnung für den Nicht-Nominativ ergibt sichdaraus als logisches Korollar: ein minimaler Agens im Nicht-Nominativwird gegenüber einem maximalen Agens im Nicht-Nominativ bevorzugt.Entsprechendes gilt in (10b) für maximale und minimale Patiens undden Akkusativ bzw. Nicht-Akkusativ.

Die Ordnungen für Ergativkonstruktionen in (11) sind analog zuinterpretieren und werden hier nicht einzeln erläutert. Da für denErgativparameter im Besonderen die Äquivalenzen 1K = ¬2K und 2K =¬1K gelten, legen (10) und (11) inverse Ordnungen fest und erfassendadurch zwei grundlegende Optionen der Kasusverteilung. Dies ist dasin der OT übliche Verfahren, einen Parameter der Sprachvariation zuformalisieren.5

Die Beschränkungen sind anhand ihrer logischen Form leichtüberprüfbar. Der Schrägstrich notiert eine logische Implikation. So kürztz.B. Amax/1K die Implikation [Amax�1K] ab und diese ist mit demkonjunktionalen Verbot *[Amax&¬1K] äquivalent.6 Die nachfolgendenEvaluationen behandeln semantische Rollen als Input und Kasus alsOutput. Der Ansatz ist jedoch auch mit der anderen Ableitungsrichtungkompatibel; vgl. die logische Äquivalenz zwischen [Amax�1K] und[¬1K�¬Amax]. Was das Kasusselektionsprinzip zulässt oder verbietet,kann nun im Rahmen der OT genauer überprüft werden.

Wie eingangs festgestellt, sind Handlungsverben mit der Rollenkon-stellation Amax & Pmax viel eingeschränkter in ihrer Kasuswahl alspsychische Verben. Insbesondere dulden Handlungsverben die in (12)zusammengefasste lexemabhängige Kasusvariation nicht:

(12) *[Verb x: [Amax-1K & Pmax-2K] & Verb y: [Amax-2K & Pmax-1K]]

(12) besagt, dass eine Sprache in der semantischen Klasse von Verbenwie schlagen, küssen oder schreiben entweder Lexeme mit der Kasusselek-tion x oder Lexeme mit dem Kasusmuster y zulässt. Mit dieser Ent-scheidung für eines der Kasusmuster hängt die typologische Option fürAkkusativ- oder Ergativkonstruktionen zusammen. Wenn eine Sprache

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7 Bei zwei Koargumenten greifen komplexe koordinierte Beschränkungen, diebesonders leistungsstark sind (vgl. Primus (1999b) sowie die Koargument-Parsinghypothese von Frisch/Schlesewsky (2001).

ein Verb wie ich (Amax-1K) schlag dich (Pmax-2K) zulässt, dann rangiert indieser Sprache die koordinierte7 Beschränkung für einen maximalenAgens im Nominativ und einen maximalen Patiens im Akkusativ amhöchsten. Bei dieser Rangordnung gewinnt die Akkusativkonstruktion(vgl. Tabelle 1):

Tab. 1

Input: Amax & Pmax Amax/1K & Pmax/2K Amax/2K & Pmax/1K

FVerb xz.B. ich (Amax-1K) schlag dich(Pmax-2K)

*

Verb yz.B. mich (Amax-2K) schreibdas (Pmax-1K)

*!

Die Beschränkungen werden spaltenweise gemäß ihrer relativenOrdnung von links nach rechts angeordnet und überprüft. Wenn einKandidat Ki eine Beschränkung verletzt, und es mindestens einenweiteren Kandidaten Kj gibt, der diese Beschränkung nicht oder wenigeroft verletzt, so wird Ki aus dem Wettbewerb sofort eliminiert (Abk. *!).Derjenige Kandidat gewinnt (Abk. F), der relativ zu den anderenKandidaten die wenigsten Verletzungen der dominantesten ein-schlägigen Beschränkung aufweist. Steht der Gewinner fest, so sindVerletzungen untergeordneter Beschränkungen irrelevant (s. Schattie-rung).

Um ein Verb mit dem Kasusmuster y (z.B. mich (Amax-2K) schreib das(Pmax-1K)) zuzulassen, muss die Ordnung in Tabelle 2 gelten:

Tab. 2

Input: Amax & Pmax Amax/2K & Pmax/1K Amax/1K & Pmax/2K

Verb xz.B. ich (Amax-1K) schlag dich(Pmax-2K)

*!

FVerb yz.B. mich (Amax-2K) schreibdas (Pmax-1K)

*

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8 Die Kopräsenz von Akkusativ- und Ergativkonstruktionen in einer Sprache, d.h.Amax-Nom & Pmax-Akk sowie Amax-Erg & Pmax-Abs, gibt es (bis auf isolierteAusnahmen) nicht lexemabhängig, sondern nur konstruktionsabhängig, so etwain bestimmten aspektuell-temporalen Konstruktionen (z.B. Perfekt vs. Nicht-Perfekt) oder bei bestimmten Personenkategorien (1. vs. 2. Person); vgl.Silverstein (1976). Dies erfasst man in der OT durch Beschränkungen (vgl. Aissen1999), die über den rollensemantischen Beschränkungen rangieren.

Die Ordnung in Tab. 2 lässt Ergativkonstruktionen gewinnen. EineOrdnung, die beide Konstruktionen x und y als Default zulässt, müsstedie einschlägigen koordinierten Beschränkungen auf den gleichen Rangstellen. Dies ist aufgrund ihres festen Rangabstandes in (10)-(11)ausgeschlossen.8

Im Gegensatz zu Handlungsverben haben psychische Verben dieRollenkonstellation Amin und Pmin. Die Beschränkungen für diese Rollenweisen in (10)–(11) keine feste Ordnung auf. Bei Gleichrangigkeitwerden sowohl Verben mit der Kasusverteilung x (vgl. (1)) als auchVerben mit dem Kasusmuster y (vgl. (3)) als Default zugelassen (vgl.Tabelle 5 weiter unten). Auch Kasusmuster mit dem Experiencer imDativ und dem Stimulus im Nominativ oder Absolutiv gibt es häufiger(vgl. (4)), oder die umgekehrte Konstellation mit dem Experiencer imNominativ oder Ergativ (wie beim Agens transitiver Sätze) und demStimulus im Dativ ist z.B. im Yawuru, Dyirbal (Australisch) undTonganischen (Polynesisch) attestiert (vgl. Dixon 1994: 121f.). BeideArgumente können im Nominativ erscheinen – wie im Japanischen undKoreanischen (vgl. Shibatani 1983, Croft 1993) – oder keines von beidenim Nominativ, wie im Alt- und Mittelhochdeutschen (vgl. Abschnitt 2.1weiter unten).

Die Beschränkungen in (10)–(11) treffen auch weitere Vorhersagen,von denen hier nur einige einschlägige genannt werden. Die festeOrdnung Amax/1K >> Amin/1K in (10a) schließt aus, dass in einerAkkusativsprache alle Experiencer Amin/1K systematisch befolgen und imNominativ stehen, während alle maximalen Agens in einem anderenKasus erscheinen und somit die ranghöhere Beschränkung Amax/1Ksystematisch verletzen.

Da rollensemantisch determinierte Kasusselektion eine genuinlexikalische, von der Verblexemsemantik gesteuerte Erscheinung ist,stellt die OT-Implementierung im Sinne Dowtys allgemein gültigeRestriktionen über lexikalische Defaults auf. Das bedeutet, dass dieRangunterschiede in (10)-(11) als Default gelten und nur durchlexikalische Beschränkungen, die sich auf einzelne abzählbare Lexemebeziehen, aufgehoben werden können.

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9 Die Rangordnungen (14) und (15) sind logisch äquivalent. Wenn man, wie indiesem Abschnitt, die Nominativselektion im Auge hat, verkürzt man dieEvaluation, wenn man sie mit der dominantesten einschlägigen Beschränkung

Kasusselektion unterliegt weiteren universellen Beschränkungen, diemit den rollensemantischen Beschränkungen konkurrieren. Ihnenwidmet sich der nächste Abschnitt.

2. Kasusselektionsbeschränkungen im Wettbewerb

Auch wenn psychische Verben mit Amin und Pmin keinen starkenrollensemantischen Kasusbeschränkungen unterliegen, sind auch beiihnen Dispräferenzen zu beobachten, die erklärungsbedürftig sind. Sosind Kasusmuster mit identischen Kasus oder solche ohne Nominativnicht nur bei Handlungsverben, sondern auch bei psychischen Verbenselten. Dies lässt darauf schließen, dass die Kasusselektion weiterenBeschränkungen unterliegt.

2.1 Markiertheitsskalen und formale Ökonomie

Gebote der funktionalen Expressivität, zu denen die rollensemantischenBeschränkungen zählen, konkurrieren bekanntlich mit Geboten derformalen Ökonomie, die in der OT als Markiertheitsbeschränkungenerfasst werden. Diese setzen eine Markiertheitsskala, z.B. die Kasusskalain (8), voraus. Eine Markiertheitsskala (allg. x > y) induziert eineinvariante Ordnung von Beschränkungen, die sich auf die Elementedieser Skala beziehen (C ist ein beliebiges Gebot, *C ein Verbot):

(13) Wenn x > y, dann C(x) >> C(y) bzw. *C(y) >> *C(x)

Diese invariante Ordnung erklärt das folgende bekannte implikationaleUniversale: wenn ein markiertes Element y in einer Sprache S zugelassenist, dann ist auch das weniger markierte Element x in S zugelassen. Es istsomit ausgeschlossen, dass y (z.B. der markiertere Akkusativ) zugelassenund x (z.B. der weniger markierte Nominativ) verboten ist (vgl. dasformale Rektionsprinzip in Primus (1995, 1999a,b)). Im Rahmen der OTformalisiert man diese Generalisierung – am Beispiel einer akkusativi-schen dreigliedrigen Kasusskala – durch folgende invariante Ordnungvon Kasusbeschränkungen:

(14) Verbotsvariante: *DAT >> *AKK >> *NOM Allgemein: *nK >> *n-1K(15) Gebotsvariante: NOM! >> AKK! >> DAT! Allgemein: n-1K! >> nK!9

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NOM! bzw. 1K! beginnt. Wenn man die Genitiv- oder Dativselektion (vgl.Woolford 2001) überprüft, ist es ökonomischer, mit *GEN oder *DAT zu beginnen.In Tabelle 5 weiter unten werden die dominantesten Beschränkungen 1K! und*GEN kombiniert, um die Evaluation zu verkürzen.

Zur Illustration werden zunächst nur einstellige Verben behandelt. DieWirkung von (15) ist besonders deutlich bei psychischen Verben mitAmin-Rollensemantik. Für Handlungsverben wie lachen, arbeiten odertanzen rangiert Amax/1K in einer Akkusativsprache so hoch und derAntagonist Amax/¬1K so niedrig, dass schon aus semantischen Gründennur der Nominativ in Frage kommt. Die für psychische Verben ein-schlägige Beschränkung Amin/¬1K steht tiefer und konkurriert mit denÖkonomiebeschränkungen (15).

Dieser Wettbewerb erklärt synchrone wie diachrone Sprachvariation.Wenn in einer Sprache 1K! über Amin/¬1K steht, erscheinen dieArgumente aller einstelligen Verben unabhängig von ihrer semantischenRolle im Nominativ wie im Japanischen und Englischen (Bsp. she feelscold; she is glad) (vgl. Tabelle 3):

Tab. 3

Input: Amin = EXP 1K! Amin/¬1K

¬Nom *!

FNom *

Wenn für einige Verblexeme Amin/¬1K über 1K! rangiert, werden obliqueExperiencer wie im Isländischen und Deutschen zugelassen (Bsp. isl.Henni var kalt. dt. Ihr ist kalt. Ihr ist schwindlig. Ihr ist übel.). In diesenSprachen kommen verblexemabhängig auch Nominativexperiencer vor,wobei dieses Muster statistisch dominiert und als Default eingestuftwerden kann. Den besonderen Status der nominativlosen Konstruktionerfasst eine lexemspezifische Beschränkung (vgl. Hammond 1995). (vgl.Tabelle 4 für das Deutsche):

Tab. 4

Input: Amin = EXP LEX-Amin/¬1K (kalt,schwindlig, übel sein, …)

1K! Amin/¬1K

F¬Nom *

Nom *!

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10 Im Gegenwartsdeutschen kann nur noch grauen nominativlos gebraucht werden.Vgl. Zwar graute ihr vor dem Gespräch mit ihm, aber sie hätte es doch gern hinter sichgebracht (Charlotte Link, Die Täuschung: 378).

Die Ordnung in Tabelle 4 duldet eine Verletzung von 1K! nur bei denangegebenen Prädikaten. Für alle anderen Prädikate greift 1K! zuerstund verbietet einen obliquen Experiencer.

Gegen die Einführung einzelsprachlicher lexemspezifischer Be-schränkungen könnte man einwenden, dass sie zuviel unerwünschteVariation zulassen. Die Situation in Tabelle 4 ist allerdings in Einklangmit der festgelegten akkusativischen Ordnung Amin/¬1K >> Amax/¬1K. Esgibt nämlich keine lexemspezifische Beschränkung Amax/¬1K, die überAmin/¬1K rangiert.

Die hier diskutierte typologische Variation kann in (16) zusammenge-fasst und für den diachronen Wandel der Kasusselektion im Deutschennutzbar gemacht werden:

(16) a. Deutsch, Isländisch: LEX-Amin/¬1K >> 1K!b. Englisch, Japanisch: 1K! >> Amin/¬1K

Im Alt- und Mittelhochdeutschen gab es eine größere Zahl von einstel-ligen Verben mit obliquem Experiencer, z.B. dürsten, frieren, hungern,schaudern, schwindeln, sein+Adjektiv (Mir ist übel) und andere nicht mehrattestierte Verben (vgl. Behaghel 1932: 610f., Dal 1966: 6f., Ebert 1986:29f., Paul 1968, vol. 3: 36f.). Im Gegenwartsdeutschen ist diese Verb-klasse stark zurückgegangen. Dies bedeutet, dass LEX-Amin/¬1K wenigerVerblexeme enthält. Dieser Wandel manifestiert sich in der Einführungeines expletiven Nominativarguments (Mir ist kalt > Es ist mir kalt. Michfriert > Es friert mich) oder in einer Kasusersetzung (Mich friert > Ich friere);vgl. Seefranz-Montag (1983). Jüngere Sprecher verwenden nominativlosnur noch sein oder werden + Adjektiv (Mir ist angst/kalt/schlecht/übel/komisch zumute).

Die Wirkung des Nominativgebots zeigt sich in der Geschichte desDeutschen besonders deutlich bei zweistelligen Verben. Im Alt- undMittelhochdeutschen gibt es zweistellige Verben ohne Nominativ, z.B.jâmern ‘Mitleid haben’, (ver)langen ‘Verlangen spüren’, riuwen (nhd.reuen) und wundern mit Akkusativexperiencer und Genitivstimulus. MitDativ und Genitiv ist bresten ‘ermangeln’ belegt. Die Verben anen (nhd.ahnen), grûsen (nhd. grausen) und grûwen (nhd. grauen) haben beideKasusmuster. Zweistellige nominativlose Konstruktionen wurdendiachron vollständig abgebaut.10 Dagegen sind einstellige im 18.Jahrhundert noch produktiv, vgl. Mich ruht/schwitzt/scheißert/brunzert/

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11 Vgl. Primus (2002) für eine eingehendere Analyse.

kotzert mit der Bedeutung ‘den Drang verspüren X zu tun’ (Ebert 1986:31) und bestehen auch im Gegenwartsdeutschen (vgl. weiter oben). Derfrühere und systematischere Abbau der zweistelligen Konstruktionenohne Nominativ liegt daran, dass sie das Nominativgebot zweimalverletzen (vgl. Tabelle 5 weiter unten). Diese Entwicklung wird ingroben Zügen in (17) zusammengefasst:11

(17) a. älteres Deutsch: LEX-[Amin/¬1K], LEX-[Amin/¬1K & Pmin/¬1K] >> 1K!b. Gegenwartsdeutsch: LEX-[Amin/¬1K] >> 1K! >> Amin/¬1K & Pmin/¬1Kc. zukünftiges Deutsch?: 1K! >> Amin/¬1K, Amin/¬1K & Pmin/¬1K

Die tentativ vorhergesagte Stufe (17c) ist erreicht, wenn alle Verben einNominativargument aufweisen werden. Die hier diskutierte Entwicklungkann als relative Verstärkung des Nominativgebots gegenüber denkonkurrierenden rollensemantischen Beschränkungen optimalitäts-theoretisch erklärt werden.

2.2 Kasusdistinktheit

Das Verbot identischer Kasus ist eine weitere, recht bekannte Be-schränkung, die mit den rollensemantischen und ökonomiegesteuertenKasusbeschränkungen konkurriert:

(18) Kasusdistinktheit (DIST): Der vollständige Kasusrahmen eines Regensenthält keine identischen Kasus

(18) verbietet identische Kasus, auch wenn sie – wie im Fall mehrererNominative – durch Ökonomiebeschränkungen favorisiert sind. Dieserklärt, warum auch bei psychischen Verben ein doppelter Nominativ imSprachenvergleich sehr selten vorkommt.

Der genaue Rang dieser Beschränkung ist im Deutschen schwerfestzustellen. Unter der Annahme, dass der Nominativ von Prädikativen(Er ist Lehrer (NOM)) durch Rektion zustande kommt (vgl. Comrie 1997),ist DIST-NOM verletzbar. Auch doppelte Akkusative findet man beieinigen wenigen ditransitiven Verben (lehren, abfragen) und bei AcI-Verben (lässt/sieht jemanden etwas tun). Als Arbeitshypothese wird hierdaher angenommen, dass DIST über allen einschlägigen Beschränkungenrangiert und nur aufgrund höherrangiger lexikalischer Beschränkungenbei Kopulaverben, einigen ditransitiven Verben und AcI-Verben verletztwerden kann.

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Protorollen und Verbtyp 389

Der nächste Abschnitt zeigt, dass die drei Typen von Beschränkungen(rollensemantisch-funktionale, formal-ökonomiegetriebene undDistinktheit) auch die möglichen Kasusmuster der zweistelligenpsychischen Verben im Gegenwartsdeutschen datengerecht ein-schränken.

2.3 Kasusvariation bei zweistelligen psychischen Verbenim Gegenwartsdeutschen

Zunächst muss geklärt werden, ob auch die rangniedrigeren Kasus, Dativund Genitiv, Präferenzen für bestimmte semantische Rollen aufweisen.Im Deutschen (vgl. Primus 1999b) und in mehreren kaukasischenSprachen (z.B. Lasischen) wird der Dativ Argumenten mit minimalenagentivischen Eigenschaften zugewiesen. Darunter zählen der Experien-cer psychischer Verben und der verba dicendi (Ich sage dir etwas), derPossessor bei Besitzverben (Mir gehört das Haus), Besitzerwechselverben(Ich gebe/nehme dir etwas) und in Pertinenzrelationen (Ich stricke dir etwas.Ich wasche dir den Kopf) sowie ein impliziter Agens. Dieser ist in einempräsupponierten oder impliziten Sachverhalt als Kontroller und aktivBeteiligter involviert wie bei den Verben helfen oder danken, vgl. Ich helfedir beim Putzen. Ich danke dir fürs Kommen. Diese Dativargumente beziehensich nicht auf den maximalen Agens des vom Verb denotierten Ge-schehens (z.B. den Helfer oder Dankenden). Die Agensspezialisierungdes Dativs scheint nicht universell zu sein. In einigen Sprachen wieDyirbal (vgl. Blake 1977) ist der Dativ auf minimal affizierte Patiensbeschränkt. Diese Befunde werden durch folgende Beschränkungs-ordnungen erklärt:

(19) a. Gegenwartsdeutsch, Lasisch: Amin/DAT >> Pmin/DAT

b. Dyirbal: Pmin/DAT >> Amin/DAT

Die weiter unten diskutierten vereinzelten Ausnahmen zu (19a) erfasstman durch eine übergeordnete lexikalische Beschränkung LEX-Pmin/DAT(trauen, zugetan sein, …) >> Amin/DAT >> Pmin/DAT.

Auf älteren Stufen des Deutschen wurde der Genitiv bevorzugt einemProto-Patiens zugewiesen (d. h. es galt P/GEN >> A/GEN). Im Gegen-wartsdeutschen gibt es nur noch wenige Verblexeme, die einen Genitivwählen, und zwar für einen minimal affizierten Patiens (Primus 1999b):Vgl. (20)

(20) Gegenwartsdeutsch: LEX-Pmin/GEN(gedenken, achten, …) >> *GEN

Nun kann der Rahmen der Kasusvariation bei den zweistelligenpsychischen Verben des Gegenwartsdeutschen ermittelt werden. Die vier

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Beatrice Primus390

Kasus des Deutschen, verteilt auf zwei semantische Rollen, die als Inputfungieren, ergeben 16 mögliche Kandidaten, die in Tabelle 5 aufgelistetund evaluiert werden. Im Folgenden werden nur Kasus im engeren Sinnbehandelt, weil die funktional vergleichbaren Präpositionen desDeutschen nicht ganz genau denselben Beschränkungen unterliegen(vgl. Primus 1999b). Die einschlägigen Beschränkungen sind, wie in (21)angegeben, gestuft, wobei der relative Rang, falls nicht angegeben, nichtentscheidend ist:

(21) DIST >> Amin/¬1K <<>> Amin/1K, Pmin/2K <<>> Pmin/¬2K, 1K!, *GEN, Amin/DAT

Tab. 5

Exp Stim DIST 1K! *GEN Amin/DAT Amin/¬1K Amin/1K

F1 Nom Akk (*) *

F2 Akk Nom (*) *

3 Nom Dat (*) *! *

F4 Dat Nom (*) *

5 Nom Gen (*) *! *

6 Gen Nom (*) *! *

7 Gen Akk *! (*) * *

8 Gen Dat *! (*) * * *

9 Akk Gen *! (*) * *

10 Dat Gen *! (*) * *

11 Akk Dat *! (*) * *

12 Dat Akk *! (*) *

13 Nom Nom *!

14 Akk Akk *!

15 Dat Dat *!

16 Gen Gen *!

Das Distinktheitsgebot eliminiert die Kandidaten 13–16. Die Be-schränkungen Amin/¬1K und Amin/1K sind gleichgeordnet (vgl. <<>> in(21) und die fehlende Trennlinie in Tabelle 5). Diejenigen Kandidatenbleiben im Wettbewerb, die bei mindestens einer der zwei möglichenOrdnungen gewinnen. Da diese Beschränkungen komplementäreKasusmuster zulassen, eliminieren sie bei Gleichrangigkeit keineKandidaten. Dies gilt auch für Pmin/2K <<>> Pmin/¬2K:

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Protorollen und Verbtyp 391

12 Nur die Verben mit entgegen- genießen eine gewisse Produktivität aufgrund derAnalogie zum Kasusmuster der Handlungsverben mit entgegen- (entgegenlaufen,entgegeneilen), bei denen in Einklang mit Amin/DAT ein impliziter Agens im Dativerscheint.

Tab. 5

Exp Stim DIST 1K! *GEN Amin/DAT Pmin/¬2K Pmin/2K

F1 Nom Akk (*) *

F2 Akk Nom (*) *

3 Nom Dat (*) *! *

F4 Dat Nom (*) *

5 Nom Gen (*) *! *

6 Gen Nom (*) *! *

7 Gen Akk *! (*) * *

8 Gen Dat *! (*) * * *

9 Akk Gen *! (*) * *

10 Dat Gen *! (*) * *

11 Akk Dat *! (*) * *

12 Dat Akk *! (*) *

Weil die gleichgeordneten semantischen Beschränkungen keineKandidaten eliminieren, wird der Wettbewerb von Nominativgebot,Genitivverbot und Dativbeschränkung entschieden, und zwar un-abhängig von ihrem Rang, wie in (21) durch die gestrichelten Linien inden Tableaus angegeben. Die Tableaus zeigen nur eine der möglichenRangabfolgen. Die Kandidaten 7–12 scheiden aus, weil sie das Nomina-tivgebot zweimal verletzen. Eine Verletzung des Nominativgebots hatjeder noch nicht eliminierte Kandidat, so dass sie für die Evaluation nichtzählt. Das Genitivverbot eliminiert sechs Kandidaten, darunter 5 und 6,die nur aufgrund dieses Verbots ausscheiden. Eine lexikalische Be-schränkung LEX-Pmin/GEN kann die wenigen Verben wie der Totengedenken oder ohne der Mitfahrenden zu achten lizenzieren (vgl. (20)). Diesemantische Dativbeschränkung eliminiert drei Kandidaten, wobei dasMuster 3 nur von dieser Beschränkung erfasst wird. Die wenigen Verbenmit diesem Muster lassen sich durch eine lexikalische Beschränkungerklären (jemandem (ver)trauen, dem Wein zugetan sein, der Bergtourentgegenfiebern/entgegenbangen/entgegenstreben).12 Die eindeutigenGewinner bei der semantischen Vorgabe Amin = Experiencer und Pmin =Stimulus sind 1, 2 und 4:

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Beatrice Primus392

13 Verben mit obliquem Amin in struktureller Subjektposition und nominativischemPmin in struktureller Objektposition, zu denen auch 2) und 4) zählen, wurden inder Forschung gelegentlich als ergativisch bezeichnet (Wegener 1985, Fanselow1992). Das ist eine typologisch sehr irreführende Bezeichnung, weil in der‘echten’ Ergativkonstruktion der zweite Kasus um so eher zugewiesen wird, jehöher die Agentivität des Arguments ist. In einer Akkusativsprache wird erzugewiesen, je niedriger die Agentivität des Arguments ist. Das sind, wie (10) und(11) zeigen, konträre Kasuszuweisungsmechanismen.

1) bedauern, hassen, hören, lieben, mögen, sehen, verachten, wahrnehmen,wissen, wünschen

2) Dies bedrückt/interessiert/juckt/kratzt/reizt/wundert mich4) auffallen, behagen, gefallen, missfallen, nutzen, nahegehen, schmecken13

Die drei Kasusmuster sind sehr produktiv und auf die Lexeme dieserLesart gleichmäßig verteilt. Die korrekte Verteilung der Muster auf dieVerblexeme lässt sich durch ein lexikalisches Ökonomieprinzip erklären,das hier aus Platzmangel nicht diskutiert werden kann (vgl. Klein/Kutscher 2002). Hier sollen lediglich die Probleme zweier bekanntereralternativer Vorschläge zur Erfassung der Kasusvariation bei psychischenVerben aufgedeckt werden: die generelle Kausalzuschreibung an denStimulus und die Unterscheidung zwischen strukturellen und lexika-lischen Kasus. Sie führen uns zur Frage nach der Grundabfolge vonExperiencer und Stimulus.

3. Die Grundabfolge von Experiencer und Stimulus

In mehreren Arbeiten wird die Kasusvariation bei psychischen Verbendadurch erklärt, dass der Stimulus in allen Situationen den psychischenZustand des Experiencers verursacht, womit dieser eine Patienseigen-schaft hätte. Die Option für die oblique Kodierung des Experiencersergäbe sich prinzipiell nicht – wie im vorliegenden Ansatz – aus derMinimalität seiner Agenseigenschaften, sondern aus seiner patienshaftenoder hybriden Rollensemantik (vgl. u.a. Dowty 1991, Croft 1993,Wegener 1999).

Die psycholinguistische Evidenz für die Stimulusverursachung, aufdie sich einige der zitierten Arbeiten stützen, scheint prima facieüberzeugend. In Experimenten mit Kausalzuschreibungen (z.B. Es liegtan x/y, dass x y mag) wird der Stimulus unabhängig von seiner Kasusselek-tion statistisch signifikant öfter als Verursacher genannt als der Experien-cer (vgl. den Überblick in Rudolph/Försterling 1997 sowie rezenter Härtl2001). Bei Interaktionsverben (z.B. helfen, loben), bei denen ein Agens

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Protorollen und Verbtyp 393

auf eine implizite Handlung eines anderen Partizipanten reagiert, gilt diestatisch höhere Kausalzuschreibung dem Interaktionspartner (z.B. demGelobten) und nicht dem Agens (z.B. dem Lobenden). Dies ist einüberraschender, für psychische Verben zu wenig beachteter Befund, weilder Agens ein direkt beteiligter Verursacher ist: er erfüllt die spezifischennotwendigen Bedingungen für das vom Verb denotierte Geschehen, z.B.Wille, Kontrolle, Verantwortung, Fähigkeit und verbspezifische Aktivität(so kann z.B. nur die Aktivität des Agens, nicht jedoch die des Inter-aktionspartners als loben bezeichnet werden). Dass in den Experimentendennoch nicht dem Agens, sondern dem Interaktionspartner dieVerursachung oder Verantwortlichkeit häufiger zugesprochen wird,bestätigt Erklärungsmodelle, wonach bei Kausalzuschreibungen deraußergewöhnliche, informativere kausale Faktor bevorzugt genanntwird. Da die Kontrolle und Aktivität eines Agens mit dem vom Verbdenotierten Geschehen logisch-semantisch verknüpft sind, d.h. diesesGeschehen als solches bestimmen, sind diese kausalen Faktoren weniginformativ.

Wenn man die Kausation von Experiencer und Stimulus genaueruntersucht, findet man eine ähnliche Situation wie bei Interaktions-verben, nur dass sich die Kausation hier nicht als physische mechanischeKausation im engeren Sinne manifestiert, sondern als notwendigeBedingung für das Zustandekommen der vom Verb denotierten Situation(ähnlich wie das Vorhandensein von Sauerstoff als notwendige Bedin-gung für das Zustandekommen eines Feuers als kausaler Faktorberücksichtigt werden muss). Der Experiencer ist in allen Verbverwen-dungen ein direkt beteiligter kausaler Faktor, weil die vom Verbdenotierte Situation nicht ohne den psychischen Zustand des Experien-cers zustande käme und weil er eine verbspezifische mentale Re-präsentation des Stimulus (vgl. Baker 1997: 127) haben bzw. herstellenmuss. Der Stimulus bzw. eine seiner Eigenschaften ist zwar ebenfalls einenotwendige Bedingung für den psychischen Zustand, er muss aber diesenZustand mit dem Experiencer nicht teilen (d.h. wenn Karl mag Petrazutrifft, dann muss Karl (und nicht Petra) einen psychischen Zustandund eine mentale Vorstellung von Petra haben, die unter den Begriff desMögens fallen).

Für die syntaktische Kodierung der Verbargumente (Kasusselektionund Grundabfolge) ist nicht der Informativitätsgrad, sondern die inOpposition dazu stehende verbspezifische Beteiligung des Verursachersentscheidend. Diese Annahme erklärt, dass bei Interaktionsverben derAgens und nicht der Interaktionspartner im Nominativ erscheint unddass der Agens dem Interaktionspartner in der Grundabfolge vorangeht.

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14 Die Wortstellungsbeschränkungen in (23) und (24) sowie weitere Abfolge-beschränkungen (z.B. Satzgegenstand/Topik vor Prädikation) werden in Primus(1996, 1999a) auf eine allgemeinere Beschränkung zurückgeführt, die hier ausPlatzgründen nicht näher vorgestellt werden kann.

Für die hier untersuchten Lesarten psychischer Verben folgt, dass derExperiencer als direkt beteiligter kausaler Faktor ein guter Kandidat fürdie Nominativselektion ist und dem Stimulus – wie weiter unten nähererläutert wird – in der Grundabfolge vorangeht.

Die Experiencerkausation ist schwächer ausgeprägt als die durchKontrolle oder physische Einwirkung manifeste Agenskausation. DerStimulus kann in vielen Fällen ein kausal stärkerer Faktor sein als derExperiencer, wie z.B. im Deutschen, wenn er Kontrolle über denpsychischen Zustand hat. In diesem Fall determiniert der Stimulus dasGeschehen als solches. Vgl. (22a) vs. (22b,c):

(22) a. Peter will Maria damit ängstigen. (Kontroller-Stimulus)b. Dieses Bild ängstigt Maria. (Stimulus, kein Kontroller)c. Maria ängstigt sich über dieses Bild. (Stimulus, kein Kontroller)

Verwendungen mit Kontroller-Stimulus werden im vorliegenden Beitragausgeklammert, weil Kontrolle eine Agenskomponente ist, die weitereagentivische Komponenten wie Bewusstheit nach sich zieht und ein Amax

etabliert. Im direkten Verhältnis zur höheren Agentivität des Stimulusin solchen Verwendungen akkumuliert der Experiencer mehr Patiens-eigenschaften. Wenn der Stimulus als Amax und der Experiencer als Pmax

fungieren, werden sie durch die hochrangige Beschränkung Amax/1K &Pmax/2K erfasst. Somit stellt nicht die in (22a) illustrierte Verwendungpsychischer Verben eine wissenschaftliche Herausforderung dar, sonderndie in (22b,c) gezeigte Lesart. In Tabelle 3–5 wurde nur diese Lesartevaluiert.

Als Grundwortstellung wird im Deutschen diejenige Abfolgebetrachtet, die von grammatischen Faktoren determiniert wird, zu denendie semantische Rolle der betreffenden Konstituente (vgl. (23)) undderen syntaktische Funktion bzw. Kasus (vgl. (24)) zählen:14

(23) Rollensemantische Abfolgebeschränkung und ihre Spezialfälle:Proto-Agens c-kommandiert Proto-PatiensIm Spezialfall u.a.:Experiencer c-kommandiert Stimulus (falls dieser kein Kontroller ist)Kontroller c-kommandiert kontrolliert affiziertes Objekt

(24) Morphosyntaktische Abfolgebeschränkung:Nominativargument c-kommandiert obliques Argument

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Protorollen und Verbtyp 395

Eine Konstituente x c-kommandiert eine Konstituente y genau dann,wenn x und y einander nicht dominieren und die erste Konstituente, diex dominiert auch y dominiert. Wenn man für das Deutsche wie üblicheine zugrunde liegende satzfinale Verbstellung annimmt, so geht ein c-kommandierendes Verbargument einem c-kommandierten Argumentvoran. Aus diesem Grund wird im Folgenden einfachheitshalber nur dieAbfolgerelation berücksichtigt. Die grammatischen Beschränkungen(23)-(24) sind gleichrangig und können verletzt werden, wenn inbestimmten Kontexten kommunikativ-pragmatische oder andereBeschränkungen greifen und eine andere Abfolge verlangen.

Die Grundabfolge der Verbargumente von psychischen Verben wirdsomit von der rollensemantischen Lesart des Verbs und seiner Kasusse-lektion determiniert. Untersucht werden im Folgenden nur nicht-kausative Lesarten, z.B. bei den Verben mögen, lieben, gefallen undinteressieren. Aufgrund der rollensemantischen Abfolgebeschränkung (23)geht der Experiencer dem Stimulus voran und aufgrund der morpho-syntaktischen Beschränkung (24) steht ein Nominativargument voreinem obliquen Argument. Bei den Verben mögen und lieben de-terminieren diese Beschränkungen dieselbe Abfolge, womit die Grund-abfolge Experiencer im Nominativ vor Stimulus im Akkusativ ermitteltwerden kann. (vgl. Tabelle 6):

Tab. 6

Input: Exp-Nom & Stim-Akk EXP-VOR-STIM NOM-VOR-OBL

Fweil eine Frau einen Mann liebt

weil einen Mann eine Frau liebt * *

Bei den Verben interressieren und gefallen determinieren die zur Diskus-sion stehenden Beschränkungen verschiedene Abfolgen, woraus einefreie Grundabfolge resultiert, die durch kommunikativ-pragmatischeoder andere Beschränkungen festgelegt wird. (vgl. Tabelle 7):

Tab. 7

Input: Exp-Dat & Stim-Nom EXP-VOR-STIM NOM-VOR-OBL

weil einer Frau ein Mann gefällt *

weil ein Mann einer Frau gefällt *

Da keiner der illustrierten Verbtypen einen Agens im engeren Sinnewählt, kann man aus der Absenz der Agensselektion die freie Vor-anstellung der obliquen Experiencer nicht herleiten (vs. Lenerz 1977).

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15 Vgl. Frisch (2000), Frisch/Schlesewsky (2001) für neurolinguistische Evidenz imDeutschen. Gegen eine universelle syntaktisch-strukturelle Ableitung von Kasusspricht auch, dass Kasusselektion und Grundabfolge rollensemantisch unter-schiedlich motiviert sind (vgl. Primus 1999a, 2003). Durch den Verzicht auf dieUnterscheidung zwischen lexikalischen und strukturellen Verbargumentkasus inSprachen wie dem Deutschen unterscheidet sich dieser Ansatz von OT-Arbeitenüber Kasus, die Chomskys Kasustheorie näher stehen (vgl. Fanselow 2000,Wunderlich 2000, Woolford 2001).

Mit der strukturellen Subjektposition des Experiencers hängt diegenerativ-grammatische Annahme zusammen, dass im KasusmusterExp-Nom & Stim-Akk strukturelle Kasuszuweisung, während bei Exp-Obl & Stim-Nom ein lexikalischer obliquer Kasus vorliegt. Bei strukturel-ler Zuweisung ist der Kasus von einer spezifischen syntaktischenstrukturellen Position ableitbar. Für den Nominativ ist die strukturelleSubjektposition vorgesehen. Diese Bedingung erfüllt nur Exp-Nom &Stim-Obl, nicht aber Exp-Obl & Stim-Nom.

Der vorliegende Ansatz nimmt für das Deutsche und andere Sprachenmit einem relativ reichen Kasussystem keine strukturelle Kasusselektionim verbalen Bereich an.15 Der Kasus eines Verbarguments wird imDeutschen von den weiter oben besprochenen Beschränkungendeteminiert, und die so etablierten Rollen-Kasus-Paare sind, wie inTabelle 6 und 7 angegeben, Input der syntaktisch-strukturellen Abfolge-beschränkungen.

Entscheidend für das im Folgenden diskutierte Verhalten derVerbargumente im Deutschen ist nicht der lexikalische oder strukturelleStatus der Kasus, sondern die Frage nach der harmonischen Ausrichtungzwischen der Rollenhierarchie Proto-Agens > Proto-Patiens und derKasushierarchie Nominativ > Oblique, die den Abfolgebeschränkungen(23) und (24) zugrunde liegen. Harmonische Ausrichtungen verlangenviele Erscheinungen, wobei hier nur drei zur Sprache kommen: diebereits erwähnte feste Grundabfolge der Verbargumente sowie diegrundsätzliche Möglichkeit zur Bildung eines Imperativs und Passivs (vgl.auch Rapp 1997 zum Imperativ und Passiv). Die Konstruktion mit Exp-Nom & Stim-Akk hat eine harmonische Ausrichtung und weist daserwartete Verhalten auf:

(25) weil eine Frau einen Mann liebt/??weil einen Mann eine Frau liebtEr wird geliebt/gehasst/gemocht. Das wird gewünschtLiebe deinen Nächsten! Hasse niemanden!

Die Beispiele sollen lediglich demonstrieren, dass eine harmonischeAusrichtung eine notwendige Bedingung für die Imperativ- undPassivbildung ist. Zusätzliche Beschränkungen erklären, warum nicht

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alle psychischen Verben dieser Klasse im Imperativ und Passiv akzeptabelsind (vgl. Rapp 1997). Fazit ist, dass sich Psychverben mit harmonischerRollen-Kasus-Ausrichtung in vielen Hinsichten wie kanonischeHandlungsverben verhalten, die aufgrund ihrer Rollensemantik in einerNominativsprache wie dem Deutschen harmonisch ausgerichtet sind.

Psychische Verben mit dem Kasusmuster Exp-Obl & Stim-Nom habenkeine harmonische Ausrichtung zwischen Rollenhierarchie undKasushierarchie, woraus sich die freie Grundabfolge ihrer Argumentesowie die Imperativ- und Passivblockade ableiten lassen:

(26) weil einen Mann eine Frau interessiert/weil eine Frau einen Mann interessiert*Sie/*Er wird interessiert*Interessiere ihn!

(27) weil einer Frau ein Mann gefällt/weil ein Mann einer Frau gefällt*Er/*Ihr wird gefallen*Gefalle ihr!

Die Unterscheidung zwischen lexikalischen und strukturellen Kasus istfür die Erklärung dieser Fakten und insbesondere des Passivs, das hierfürin der generativen Grammatik eine besondere Rolle spielt, ungeeignet.Argumente mit “lexikalischen” Kasus können grundsätzlich im Passiverscheinen (z.B. Mir wurde geholfen), die obliquen Experiencer in (26)und (27) nicht.

Die illustrierten Erscheinungen widerlegen auch die Annahme einergenerellen stärkeren Stimuluskausation. Wäre der Stimulus ausschließli-cher Verursacher und somit bei allen psychischen Verben das agentivi-schere Argument, so wäre seine Voranstellung allgemein bevorzugt.Dann hätten die Verben in (25) eine freie und die Verben in (26) und(27) eine relativ feste Stimulus-Experiencer-Abfolge. Das Gegenteil trifftzu. In den untersuchten Lesarten geht der Experiencer dem Stimulus inder Grundabfolge grundsätzlich voran. Eine Voranstellung des Stimulusmuss durch eine andere Beschränkung lizenziert werden (bei Stim-Nomz.B. durch die kasusbasierte Beschränkung zur Voranstellung einesNominativarguments).

Zusammenfassung

Verbale Kasusselektion wird durch mehrere konkurrierende, im Rahmender OT als Beschränkungen formulierte Faktoren determiniert: dieRollensemantik der Verben, Markiertheitsasymmetrien zwischen Kasusund Kasusdistinktheit. Der vorliegende Ansatz trifft für den hier

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Beatrice Primus398

untersuchten Bereich keine scharfe Trennung zwischen “Regel”system(Evaluationskomponente der OT) und Lexikon. LexemunabhängigeBeschränkungen determinieren allgemein zulässige Rollen-Kasus-Paare(lexikalische Defaults) und können von lexemaufzählenden Be-schränkungen dominiert werden. Diese können zugelassenen Be-schränkungsordnungen entsprechen, müssen aber nicht.

Hinsichtlich der Rollensemantik liefert Dowtys Ansatz die wertvolleErkenntnis, dass die syntaktische Kodierung der Argumente von derAnzahl der Agens- oder Patienseigenschaften, die ein Argumentakkumuliert, abhängt. Diese Annahme wurde im vorliegenden Ansatzdurch die Involviertheitsskala �max > �min und durch eine darausresultierende invariante Ordnung von rollensemantischen Beschränkun-gen im Rahmen der OT erfasst. Bei einem maximal involvierten Agensund/oder Patiens (Amax, Pmax) lassen die eingeführten Beschränkungensprachintern wie sprachenübergreifend keine verblexemabhängigeKasusvariation zu und schränken die zulässigen Konstruktionstypen aufden akkusativischen und ergativischen ein. Im Gegensatz dazu unterliegteine Rollenkonstellation mit minimal involvierten Partizipanten (Amin,Pmin), die auch psychische Verben charakterisiert, keinen ranghohenrollensemantischen Kasusbeschränkungen, womit ihre Kasusvariationrollensemantisch erklärt werden kann.

Aus der Markiertheitsskala der Kasus (Nominativ > Akkusativ > Dativim Deutschen und anderen Sprachen) kann eine invariante Ordnungvon Markiertheitsbeschränkungen abgeleitet werden. Derzufolgedominiert das Nominativgebot das Gebot, einen obliquen Kasus zuwählen. Die eingeführten Beschränkungen erklären die Kasusvariationbei einstelligen und zweistelligen psychischen Verben im Gegenwarts-deutschen, aber auch im synchronen wie diachronen Sprachvergleich.Eine unterschiedliche Ordnung der semantischen Beschränkungen undMarkiertheitsbeschränkungen erlaubt es, Sprachen mit nominativlosenKonstruktionen (Deutsch, Isländisch) von Sprachen wie Englisch, dienominativlose Konstruktionen nicht dulden, zu unterscheiden. DerAbbau nominativloser Konstruktionen in der Geschichte des Deutschenwurde, differenziert nach ein- und zweistelligen Verben, als relativeAbschwächung rollensemantischer Beschränkungen gegenüber demNominativgebot erklärt.

Der vorliegende Ansatz unterscheidet sich von Dowty (1991) in denfolgenden Punkten:

(i) Auf der für die Kasusselektion relevanten rollensemantischen Skala�max > �min sind Proto-Agens und Proto-Patiens gleichrangig. Dies

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Protorollen und Verbtyp 399

erklärt u.a., dass bei Handlungsverben genau zwei Optionen derKasusvergabe, Akkusativ- oder Ergativkonstruktionen, existieren.

(ii) Die rollensemantische Involviertheitsskala �max > �min ist nur fürKasuskodierung im weiteren Sinn, nicht jedoch für die Grund-stellung der Verbargumente relevant. Dadurch erklärt sich derinvariante Kasus eines maximal involvierten Agens und dieKasusvariation eines minimal involvierten Experiencers.

(iii) Für die Grundabfolge der Verbargumente ist die RollenhierarchieProto-Patiens > Proto-Agens ausschlaggebend. Aus ihr lässt sich diebevorzugte Voranstellung eines Proto-Agens im Allgemeinen undeines Experiencers im Besonderen in den Lesarten ableiten, indenen der Stimulus kein stärkerer kausaler Faktor ist.

Fazit ist, dass der Experiencer und Stimulus in solchen Lesarten zwareine variable Kasuskodierung, aber eine invariante Abfolgepräferenzaufweisen. Der Experiencer geht dem Stimulus in der Grundabfolgevoran. Davon kann nur abgewichen werden, wenn kasusdeterminierte(oder andere) Wortstellungsbeschränkungen eine andere Abfolgeverlangen. Wenn Kasus- und Rollenhierarchie harmonisch ausgerichtetsind, wie bei den Verben mit dem Experiencer im Nominativ (vgl. lieben,mögen), so haben diese Verbargumente eine relativ feste Grundabfolgeund können an Erscheinungen beteiligt sein, die eine harmonischeAusrichtung verlangen (Passiv, Imperativ). Psychische Verben dieserKlasse verhalten sich somit in vielen Aspekten wie kanonische Hand-lungsverben, die aufgrund ihrer Rollensemantik in Nominativsprachenwie dem Deutschen harmonisch ausgerichtet sind.

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