softwaregestütztes naturschutzmanagement auf ......bewertung der bewirtschaftung in den sy-stemen...

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1 Hintergrund und Zielsetzung Sowohl die Umsetzung europäischer und na- tionaler Anforderungen an die gute fachliche Praxis als auch die Umsetzung von Agra- rumweltmaßnahmen stellen Landwirte vor erhöhte Anforderungen an ihr Betriebsmana- gement. Unterstützt wurden sie bei diesen Aufgaben bisher kaum (SRU 2004), u.a. weil eine entsprechende Beratung erst seit kur- zem durch die EU gefördert wird. Seit eini- gen Jahren haben sich zwar erste Ansätze für eine Naturschutzberatung in Deutschland entwickelt (DLV 2007, KEUFER & VAN ELSEN 2002). Bisher fehlten als Grundlage jedoch für die Betriebsebene zugeschnittene, ein- heitliche und automatisierte Bewertungssys- teme, welche die Effizienzpotenziale neuer Technologien nutzen. Während für die Un- terstützung der guten fachlichen Praxis und die Bewertung der Betriebseinflüsse insbe- sondere in Bezug auf den Boden bereits mehrere EDV-gestützte Ansätze etabliert sind (vgl. ECKERT et al. 1999, HÜLSBERGEN 2003), war der Bezug zu den übrigen Schutz- gütern eher gering. Insbesondere wurden die Aspekte Biodiversität, Landschaftsästhetik und Erholung wie auch die diesbezüglich notwendige Standort- bzw. raumkonkrete Bewertung der Bewirtschaftung in den Sy- stemen bisher nicht oder sehr unzureichend berücksichtigt. Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt des von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt ge- förderten Forschungsprojektes „Naturschutz in einem Betriebsmanagementsystem für eine nachhaltige Landwirtschaft“, das vom Institut für Umweltplanung der Leibniz Uni- 42 Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (2), 2008 Softwaregestütztes Naturschutzmanagement auf landwirtschaftlichen Betrieben Erfassung, Bewertung und Optimierung von Naturschutzleistungen Von Christina von Haaren, Roland Hachmann, Stefan Blumentrath, Astrid Lipski, Katrin Vogel, Malte Weller, Kurt-Jürgen Hülsbergen und Norman Siebrecht Zusammenfassung Landwirte wurden bisher bei der Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen weitgehend allein gelassen. Eine neu entwickelte Software eröff- net nun die Möglichkeit, landwirtschaftliche Betriebe bei der Erfassung, Bewertung und Op- timierung von Naturschutzleistungen zu unter- stützen. Die Software MANUELA (Management- system Naturschutz für eine nachhaltige Land- wirtschaft) enthält zum einen Funktionen für die Dokumentation und das Management der guten fachlichen Praxis und der Cross Compli- ance-Auflagen. Zum anderen können die über die gute fachliche Praxis hinausgehenden Be- triebsleistungen in Hinblick auf Arten- und Bio- topschutz sowie Landschaftsästhetik und Erho- lung bewertet und unterstützt werden. Schließ- lich wird auch eine Ermittlung der Kosten von Landschaftspflegeleistungen ermöglicht. MA- NUELA wurde in Anlehnung an das Betriebsma- nagementsystem REPRO entwickelt und kann über eine Schnittstelle alle relevanten Betriebs- daten aus REPRO importieren und als Daten- grundlage nutzen. Die neue Software basiert darüber hinaus wesentlich auf einem für die landwirtschaftliche Nutzung angepassten, frei- en Geoinformationssystem (OpenJump), das der Landwirt oder Berater auch für andere Zwe- cke nutzen kann. Mit einer Zunahme der Attrak- tivität der Landschaftspflege als Betriebszweig – insbesondere durch eine entsprechende Um- orientierung und Effektivierung der EU-Förde- rung – ist zu erwarten, dass MANUELA für eine wachsende Zahl von Landwirten relevant wer- den wird. Summary Software to Optimise Nature Conservation Management on Farms Mapping, evaluation and optimisation of nature conservation mea- sures So far there is hardly any organisational assis- tance for farmers implementing nature conser- vation measures. A newly developed software now provides the opportunity to assist farmers in recording, evaluating and improving nature conservation measures. The system called MANUELA on the one hand includes methods and tools for the documentation and manage- ment of obligations resulting from good farm- ing practice and cross compliance. On the oth- er hand, additional environmental conservation measures of farmers supporting species, bio- topes, landscape aesthetics and recreation can be evaluated and supported. Finally, a tool to calculate the costs of landscape conservation measures has been included. MANUELA has been developed on the basis of the existing farm assessment system REPRO, including an inter- face to allow the import and use of present farm operation data from REPRO. The open source geographical information system (GIS) Open- Jump was basically used to implement MANU- ELA. OpenJump already provides a set of spatial analysis tools allowing the use for other pur- poses as well. As the attractiveness of nature conservation measures for farmers is increasing particularly due to a reorientation and higher effectiveness of EU-subsidies MANUELA will become increasingly relevant for farmers. versität Hannover in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Ökologischen Landbau der Technischen Universität München durchge- führt wird. Ziel des Vorhabens ist es, eine Softwarelösung zu entwickeln, mit deren Hilfe die Umweltleistungen eines landwirt- schaftlichen Betriebes erfasst, bewertet und ggf. Maßnahmen zur Optimierung abgeleitet werden können. Die Aspekte Arten und Bio- tope sowie Landschaftsästhetik und Erho- lung stehen dabei im Vordergrund. Als Aus- gangspunkt für die Bewertung von Leistun- gen des landwirtschaftlichen Betriebes dient die Erfassung der naturschutzrelevanten As- pekte der guten fachlichen Praxis und Cross Compliance. In diesem Zusammenhang wird auch die Erosionsgefährdung durch Wasser auf der Grundlage des Elektronischen Bo- denerosionsschlüssels elbes (V . HAAREN et al. 2005) und eines weiteren GIS-gestützen Ansatzes (SIEBRECHT et al. 2006) bewertet. Durch die Möglichkeit, Darstellungen zum Bodenschutz, zum Arten- und Biotopschutz sowie zu Landschaftsästhetik und Erholung im eingesetzten Geoinformationssystem (GIS) OpenJump zu überlagern, bietet sich die Chance, multifunktionale Maßnahmen für die Betriebe abzuleiten. Die Ergebnisse sind für folgende Zwecke einsetzbar: Ü betriebsspezifische Umsetzungswege für Naturschutzaufgaben (Managementpläne für die landwirtschaftlichen Betriebe), Ü Dokumentation der Einhaltung der recht- lichen Anforderungen (Selbstkontrolle), Ü Umweltbildung der Landwirte, Ü Antragstellung für Agrarumweltmittel, Dokumentation der umweltbezogenen Leis- tungen, Ü Produktzertifizierung, Zertifizierung der Betriebe z.B. für die Vermarktung, Ü Unterrichtung der Öffentlichkeit, von Kun- den oder Feriengästen über die umweltbezo- genen Erfolge der Betriebe. Das System soll sowohl für Berater als auch für interessierte Landwirte nutzbar sein. 2 Vorgehen und Methoden Bereits dokumentierte Anforderungen, die ein computergestütztes Umweltbewertungs- system auf landwirtschaftlicher Betriebsebe- ne erfüllen müsste (z.B. FRAUENHOLZ et al. 2000, KLÖPPER 2006), dienten als Basis für die Entwicklung der Software MANUELA.

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Page 1: Softwaregestütztes Naturschutzmanagement auf ......Bewertung der Bewirtschaftung in den Sy-stemen bisher nicht oder sehr unzureichend berücksichtigt. Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt

1 Hintergrund und Zielsetzung

Sowohl die Umsetzung europäischer und na-tionaler Anforderungen an die gute fachlichePraxis als auch die Umsetzung von Agra-rumweltmaßnahmen stellen Landwirte vorerhöhte Anforderungen an ihr Betriebsmana-gement. Unterstützt wurden sie bei diesenAufgaben bisher kaum (SRU 2004), u.a. weileine entsprechende Beratung erst seit kur-zem durch die EU gefördert wird. Seit eini-gen Jahren haben sich zwar erste Ansätze füreine Naturschutzberatung in Deutschlandentwickelt (DLV 2007, KEUFER & VAN ELSEN

2002). Bisher fehlten als Grundlage jedochfür die Betriebsebene zugeschnittene, ein-heitliche und automatisierte Bewertungssys-teme, welche die Effizienzpotenziale neuerTechnologien nutzen. Während für die Un-

terstützung der guten fachlichen Praxis unddie Bewertung der Betriebseinflüsse insbe-sondere in Bezug auf den Boden bereitsmehrere EDV-gestützte Ansätze etabliertsind (vgl. ECKERT et al. 1999, HÜLSBERGEN

2003), war der Bezug zu den übrigen Schutz-gütern eher gering. Insbesondere wurden dieAspekte Biodiversität, Landschaftsästhetikund Erholung wie auch die diesbezüglichnotwendige Standort- bzw. raumkonkreteBewertung der Bewirtschaftung in den Sy-stemen bisher nicht oder sehr unzureichendberücksichtigt.

Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt des vonder Deutschen Bundesstiftung Umwelt ge-förderten Forschungsprojektes „Naturschutzin einem Betriebsmanagementsystem füreine nachhaltige Landwirtschaft“, das vomInstitut für Umweltplanung der Leibniz Uni-

42 Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (2), 2008

Softwaregestütztes Naturschutzmanagementauf landwirtschaftlichen BetriebenErfassung, Bewertung und Optimierung von Naturschutzleistungen

Von Christina von Haaren, Roland Hachmann, Stefan Blumentrath, Astrid Lipski, Katrin Vogel, Malte Weller,

Kurt-Jürgen Hülsbergen und Norman Siebrecht

Zusammenfassung

Landwirte wurden bisher bei der Umsetzungvon Naturschutzmaßnahmen weitgehend alleingelassen. Eine neu entwickelte Software eröff-net nun die Möglichkeit, landwirtschaftlicheBetriebe bei der Erfassung, Bewertung und Op-timierung von Naturschutzleistungen zu unter-stützen. Die Software MANUELA (Management-system Naturschutz für eine nachhaltige Land-wirtschaft) enthält zum einen Funktionen fürdie Dokumentation und das Management derguten fachlichen Praxis und der Cross Compli-ance-Auflagen. Zum anderen können die überdie gute fachliche Praxis hinausgehenden Be-triebsleistungen in Hinblick auf Arten- und Bio-topschutz sowie Landschaftsästhetik und Erho-lung bewertet und unterstützt werden. Schließ-lich wird auch eine Ermittlung der Kosten vonLandschaftspflegeleistungen ermöglicht. MA-NUELA wurde in Anlehnung an das Betriebsma-nagementsystem REPRO entwickelt und kannüber eine Schnittstelle alle relevanten Betriebs-daten aus REPRO importieren und als Daten-grundlage nutzen. Die neue Software basiertdarüber hinaus wesentlich auf einem für dielandwirtschaftliche Nutzung angepassten, frei-en Geoinformationssystem (OpenJump), dasder Landwirt oder Berater auch für andere Zwe-cke nutzen kann. Mit einer Zunahme der Attrak-tivität der Landschaftspflege als Betriebszweig– insbesondere durch eine entsprechende Um-orientierung und Effektivierung der EU-Förde-rung – ist zu erwarten, dass MANUELA für einewachsende Zahl von Landwirten relevant wer-den wird.

Summary

Software to Optimise Nature ConservationManagement on Farms – Mapping, evaluationand optimisation of nature conservation mea-sures

So far there is hardly any organisational assis-tance for farmers implementing nature conser-vation measures. A newly developed softwarenow provides the opportunity to assist farmersin recording, evaluating and improving natureconservation measures. The system calledMANUELA on the one hand includes methodsand tools for the documentation and manage-ment of obligations resulting from good farm-ing practice and cross compliance. On the oth-er hand, additional environmental conservationmeasures of farmers supporting species, bio-topes, landscape aesthetics and recreation canbe evaluated and supported. Finally, a tool tocalculate the costs of landscape conservationmeasures has been included. MANUELA hasbeen developed on the basis of the existing farmassessment system REPRO, including an inter-face to allow the import and use of present farmoperation data from REPRO. The open sourcegeographical information system (GIS) Open-Jump was basically used to implement MANU-ELA. OpenJump already provides a set of spatialanalysis tools allowing the use for other pur-poses as well. As the attractiveness of natureconservation measures for farmers is increasing– particularly due to a reorientation and highereffectiveness of EU-subsidies – MANUELA willbecome increasingly relevant for farmers.

versität Hannover in Kooperation mit demLehrstuhl für Ökologischen Landbau derTechnischen Universität München durchge-führt wird. Ziel des Vorhabens ist es, eineSoftwarelösung zu entwickeln, mit derenHilfe die Umweltleistungen eines landwirt-schaftlichen Betriebes erfasst, bewertet undggf. Maßnahmen zur Optimierung abgeleitetwerden können. Die Aspekte Arten und Bio-tope sowie Landschaftsästhetik und Erho-lung stehen dabei im Vordergrund. Als Aus-gangspunkt für die Bewertung von Leistun-gen des landwirtschaftlichen Betriebes dientdie Erfassung der naturschutzrelevanten As-pekte der guten fachlichen Praxis und CrossCompliance. In diesem Zusammenhang wirdauch die Erosionsgefährdung durch Wasserauf der Grundlage des Elektronischen Bo-denerosionsschlüssels elbes (V. HAAREN etal. 2005) und eines weiteren GIS-gestützenAnsatzes (SIEBRECHT et al. 2006) bewertet.Durch die Möglichkeit, Darstellungen zumBodenschutz, zum Arten- und Biotopschutzsowie zu Landschaftsästhetik und Erholungim eingesetzten Geoinformationssystem(GIS) OpenJump zu überlagern, bietet sichdie Chance, multifunktionale Maßnahmenfür die Betriebe abzuleiten. Die Ergebnissesind für folgende Zwecke einsetzbar:Ü betriebsspezifische Umsetzungswege fürNaturschutzaufgaben (Managementplänefür die landwirtschaftlichen Betriebe),Ü Dokumentation der Einhaltung der recht-lichen Anforderungen (Selbstkontrolle),Ü Umweltbildung der Landwirte,Ü Antragstellung für Agrarumweltmittel,Dokumentation der umweltbezogenen Leis-tungen,Ü Produktzertifizierung, Zertifizierung derBetriebe z.B. für die Vermarktung,Ü Unterrichtung der Öffentlichkeit, von Kun-den oder Feriengästen über die umweltbezo-genen Erfolge der Betriebe.

Das System soll sowohl für Berater alsauch für interessierte Landwirte nutzbar sein.

2 Vorgehen und Methoden

Bereits dokumentierte Anforderungen, dieein computergestütztes Umweltbewertungs-system auf landwirtschaftlicher Betriebsebe-ne erfüllen müsste (z.B. FRAUENHOLZ et al.2000, KLÖPPER 2006), dienten als Basis fürdie Entwicklung der Software MANUELA.

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Die Bewertung bezieht sich einerseits aufden Natur- und Landschaftsbestand des Be-triebes, andererseits auf dessen Nutzungs-einflüsse. Deren Beurteilung richtet sichnicht nur nach der Stärke des Bewirtschaf-tungseinflusses, sondern auch nach denräumlich unterschiedlichen Empfindlichkei-ten der betroffenen Schutzgüter. Die Metho-denentwicklung und die einbezogenen Wert-und Standardsetzungen stützen sich auf eineausführliche Quellenarbeit, auf Vorgabenvon Bund und Ländern sowie Expertendis-kussionen. Bestehende naturschutzfachlicheMethoden (z.B. OPPERMANN et al. 2003)wurden dabei auf ihre Anwendbarkeit aufder Betriebsebene in Bezug auf die erforder-liche Detaillierung, den Einsatz mit den vor-liegenden Informationsgrundlagen wie auchden Landwirt als Adressaten hin untersucht.Soweit wie möglich wurde auf ortsunabhän-gig einsetzbare Datenquellen zurückgegrif-fen, die von anderen Stellen (wie z.B. dieFloraweb-Datenbank des Bundesamts fürNaturschutz) gepflegt werden.

Ein Prototyp des Systems wurde zusammenmit potenziellen Anwendern auf sechs Test-betrieben unterschiedlicher Größe erprobt.Die Ergebnisse der Erprobung werden für dieWeiterentwicklung der Software verwendet.

Grundsätzlich ist das entwickelte Systemals Prototyp zu betrachten. In künftigen Pra-xisanwendungen und bei der Weiterentwick-lung von relevanten Methoden sollte dieserangepasst und optimiert werden.

3 Anforderungen an ein Naturschutz-managementsystem für landwirtschaftliche Betriebe

Bei der Erarbeitung der Methoden sind An-forderungen zu erfüllen, die sich durch denengen Bezug zur Betriebsebene, die ange-strebte Automatisierung und Vergleichbar-keit der Bewertungen sowie die Implementie-rung der Methoden in eine Software ergeben.Um eine Integration der Bewertungsmetho-den in die Software zu gewährleisten, müs-sen diese zu großen Teilen in Algorithmenübersetzbar sein. Darüber hinaus sollen die

Bewertungsmethoden deutschlandweit an-wendbar sein.

Künftige Anwender benötigen möglichstintuitiv zu bedienende Werkzeuge, die denBearbeitungsaufwand gering halten und da-bei gleichzeitig inhaltlich überzeugende Er-gebnisse erzielen. Um unterschiedlichenAnsprüchen der Nutzer an den Detaillie-rungsgrad der Ergebnisse gerecht zu werden,können verschiedene Varianten der Erfas-sung gewählt werden.

4 Ergebnis des Entwicklungsprozesses:die Software MANUELA

4.1 Aufbau des Systems

Die technische Umsetzung des Systems er-folgt auf der Basis „freier Software“. Diese

ist individuell anpassbar und kann so optimalauf den geforderten Anwendungsbereich zu-geschnitten werden. Darüber hinaus fallenbei der Nutzung keine Lizenzgebühren fürden Nutzer an. Zur Verwaltung der verwen-deten Sach- und Geodaten wird die Daten-bank PostgreSQL (www.postgresql.org) ein-gesetzt. Die Analyse der Daten und die Vi-sualisierung der Ergebnisse in Form vonKarten, Diagrammen, Tabellen und textli-chen Beschreibungen wird mit dem Desk-top-GIS OpenJump (www.openjump.org)realisiert (Abb. 1).

Um das System weitestgehend intuitiv be-dienbar zu gestalten, werden geeigneteWerkzeuge zum Bearbeiten, Analysierenund Visualisieren der Daten sowie eine an-wenderfreundliche Nutzeroberfläche entwi-ckelt (Abb. 2). Vorhandene Geobasis- undGeofachdaten (z.B. Biotopkartierungen)

Abb. 1: Aufbau desSoftwaresystems

MANUELA.

Abb. 2: Die entwickelte Nutzeroberfläche zur Digitalisierung, Erfassung von Sachdaten und Visuali-sierung der Bewertungsergebnisse (hier: Beispiel Hecke).

Page 3: Softwaregestütztes Naturschutzmanagement auf ......Bewertung der Bewirtschaftung in den Sy-stemen bisher nicht oder sehr unzureichend berücksichtigt. Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt

können über einen teilautomatisierten Im-port, Bewirtschaftungsdaten aus dem Be-triebsmanagementsystem REPRO über eineSchnittstelle integriert werden. Die Ergeb-nisse können in unterschiedlichen digitalenFormaten aus dem System exportiert wer-den. Eine Bedienungsanleitung und zusätz-liche Hilfen zu Maßnahmen, Beschaffungvon Geodaten und rechtlichen Grundlagenergänzen das System. Die verwendete Da-tenbank bietet weitere Funktionen, die den

Einsatz des Systems in der Praxis erleich-tern. Eine Nutzerverwaltung ermöglicht dieparallele Speicherung und Bearbeitung meh-rerer landwirtschaftlicher Betriebe. Es kön-nen Betriebsdaten aus mehreren Jahren ab-gelegt werden, was die Dokumentation,Ana-lyse und Bilanzierung von Veränderungenauf dem Betrieb sowie die Entwicklung vonSzenarios ermöglicht. Die Bewertungsstan-dards sind in der Datenbank abgelegt undleicht erweiterbar.

4.2 Selbstkontrolle in Bezug auf Anforderungen der guten fachlichenPraxis, von Cross Compliance undQualitätsmanagement

Die Einhaltung der guten fachlichen Praxis(gfP) und der Auflagen aus Cross Complian-ce (CC) stellt eine Grundanforderung anlandwirtschaftliche Betriebe dar. Umwelt-leistungen der Betriebe gehen über dieseStandards hinaus. Das System MANUELA in-formiert über die bestehenden Auflagen vongfP und CC sowie deren Erfüllung durch denBetrieb. Dieses Instrument der Selbstkon-trolle verschafft dem Landwirt Gewissheitüber die Einhaltung der rechtlichen Pflichtenund unterstützt ihn bei der Dokumentationder im Kontrollfall beizubringenden Infor-mationen. Grundlage des Bausteins ist eineCheckliste, die Anforderungen von gfP undCC in Form von Prüfkriterien enthält. DieSoftware analysiert die vorhandenen Bewirt-schaftungs- und Geodaten im Hinblick aufdiese Prüfkriterien und überträgt das Ergeb-nis in die Checkliste. Die Checkliste wurdenach dem Muster bestehender Prüfsystemewie dem Kriterienkompendium Landwirt-schaft (KKL) (vgl. DBV & VLK 2005) ent-wickelt. Die Anknüpfung an solche beste-henden Datenbestände erscheint sinnvoll,Ü um die Aktualisierung des Systems beisich ändernden Vorschriften zu gewährleis-ten undÜ weil das KKL zusätzlich zu den rechtli-chen Standards auch Anforderungen ausQualitätsmanagementsystemen, dem Öko-landbau und Agrarumweltprogrammen ent-hält und so ein umfassendes Compliance-Audit ermöglicht.

4.3 Erfassung und Bewertung von Naturschutzleistungen im Bereich„Arten und Biotope“

Mit dem Baustein „Arten und Biotope“ wirddas Ziel verfolgt,Ü den Ist-Zustand auf den Betriebsflächenin Hinblick auf Arten und Biotope,Ü das Biotopentwicklungspotenzial undÜ landwirtschaftliche Nutzungseinflüsse un-ter Einbeziehung von Empfindlichkeiten vonTier- und Pflanzenarten zu ermitteln und zubewerten, um darausÜ Vorschläge zur Optimierung der Bewirt-schaftung abzuleiten (Abb. 3).

Der Fokus der Methodenentwicklung liegtauf der Anpassung von gängigen Methodenzur Bewertung von Biotopen, Flora undFauna sowie zur Ermittlung des Biotopent-wicklungspotenzials an die Bedingungen derBetriebsebene. Die Validität der Ergebnissewird durch Methodenvergleiche eingeord-net.

Eine automatisierte Bewertung des Bio-topbestandes setzt die Integration von Datenvoraus. Biotoptypenkartierungen beispiels-weise aus digital vorliegenden Landschafts-plänen können einen wesentlichen Beitragzur Reduzierung des Aufwandes von Gelän-deerfassungen oder manueller Dateneingabeleisten. Sind diese Datengrundlagen nichtverfügbar, so können die Anwender relevan-te Daten zu Biotop(typ)en selbst erheben und

44 Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (2), 2008

Abb. 3: Ablaufschema der Erfassung, Bewertung und Ableitung von Empfehlungen im Bereich „Ar-ten und Biotope“.

Abb. 4: Methoden der Bewertung von Biotoptypen, Biotopen und vorkommenden Rote-Liste-Arten.

Tab. 1: Methoden der Erfassung von Biotoptypen und Biotopen.

Bezeichnung Vorgehen Anwendungsbereiche mögliche Anwender

vereinfachte Übernahme oder Neu- generalisierte Bestands- LandwirteErfassung erfassung von Biotoptypen- betrachtung auf der Ebene

Haupteinheiten von Haupteinheiten

Standard- Übernahme oder Neu- Bestandsbetrachtung auf Berater (bei entsprechen-Erfassung erfassung von Biotoptypen der Ebene von Biotoptypen den Kenntnissen: Land-

(Anwendung des Kartier- (inkl. Untereinheiten) wirte)schlüssels des Bundeslandes)

differenzierte Erfassung von zusätzlichen qualitative Betrachtung von Berater (bei entsprechen-Erfassung Parametern von Einzelbio- Einzelbiotopen (Darstellung den Kenntnissen: Land-

topen der Ausprägung auf Objekt- wirte)ebene)

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in die Software einpflegen. Hierfür wurdenunterschiedlich differenzierte Erfassungs-und Bewertungsmethoden konzipiert, die jenach Bearbeiterkenntnissen und/oder Quali-tät der Informationsgrundlagen angewendetwerden können (Tab. 1).

Das Vorgehen bei der Bewertung von Biot-optypen(-Haupteinheiten) und konkretenBiotopausprägungen ist in Abb. 4 dargestellt.Die für einen Betrieb ermittelten Wertigkei-ten lassen sich einzeln oder auf Ebene desGesamtbetriebs bilanzieren. Darüber hinauskönnen auf Betriebsebene zusätzliche As-pekte, wie Biotopverbundfunktionen, abge-bildet und bewertet werden.

Mit der Erfassung und Bewertung des Bio-topbestandes liegen bereits wichtige inhalt-liche und räumliche Grundlagen zur Beurtei-lung der ökologischen Leistungen von Be-trieben vor. Aspekte des Artenschutzes undder Biodiversität können jedoch über denBiotopansatz nicht vollständig abgedecktwerden (PLACHTER et al. 2002). Dieses Defi-zit soll über die Erfassung und Bewertungvon Vorkommen von Rote-Liste-Arten aufden Betriebsflächen ausgeglichen werden.Rote-Liste-Arten gelten als Indikatoren fürden Erhaltungszustand der natürlich vor-kommenden Arten. Maßnahmen, die vomLandwirt für diese Arten durchgeführt wer-den, können der Erhaltung oder Wiederher-stellung der natürlichen Artenvielfalt dienen.

Die Erfassung beschränkt sich zunächstauf Rote-Liste-Gefäßpflanzenarten im Ackerund Grünland, die Einbeziehung weitererArten ist aber möglich. Die Ansprache undEingabe der Pflanzenarten basiert auf derFlora-Web-Datenbank (BfN 2007a).

Vorkommende Rote-Liste-Arten werdendem Landwirt in Form von Bonuspunktenpositiv angerechnet. Die schlagbezogenenErgebnisse werden auf der Ebene des Ge-samtbetriebs zusammengeführt, um demLandwirt einen Überblick über die Bedeu-tung der Betriebsflächen für gefährdete Ar-ten zu geben (Abb. 4).

Das Biotopentwicklungspotenzial (BEP)der Betriebsflächen wird anhand von Boden-daten ermittelt. Zur Abschätzung des BEPswurde die Methode von BRAHMS et al. (1989)entsprechend der in REPRO vorliegendenDatenbestände und digital vorliegender Bo-dendaten modifiziert. Ergebnis sind – nebenden Einstufungen zum BEP – Empfehlungenfür mögliche Varianten der Biotopentwick-lung.

Die Bewertung landwirtschaftlicher Nut-zungseinflüsse im Acker- und Grünland ba-siert in erster Linie auf Bewirtschaftungs-daten aus REPRO und ist auf wesentlicheWirkfaktoren und Parameter konzentriert(Tab. 2).

Als Referenzgrößen für die Bewertungdienen quantifizierte Inputstandards, welcheliteraturbasiert und nach Möglichkeit fokus-siert auf die Empfindlichkeiten von Tier- undPflanzenarten gegenüber spezifischen Nut-zungseinflüssen zusammengestellt wurden.Die Abschätzung der Nutzungswirkung er-folgt in Abhängigkeit von den vorliegendenDaten auf dem Betrieb in Form einer Grund-oder differenzierten Bewertung. Letztere be-zieht – neben Tier- und Pflanzenarten – die

erfassten Biotoptypen mit ein und ermög-licht dadurch eine schutzgutbezogene Be-wertung (Abb. 5).

Die Ergebnisse der Bewertungen könnensowohl für einzelne Parameter als auch ineiner Gesamtschau auf Betriebsebene darge-stellt werden. Maßnahmen, welche aufbau-end auf den erzielten Bewertungsergebnis-sen ausgegeben werden, runden den Bau-stein ab.

4.4 Erfassung und Bewertung von Naturschutzleistungen im Bereich„Landschaftsästhetik und Erholung“

Die Landschaft als Gegenstand menschli-cher Wahrnehmung ist ein Schlüsselelementdes gesellschaftlichen Wohlergehens (COE2000). Ihr ästhetischer Wert soll vor demHintergrund des in Politik und Gesellschaftverankerten Leitbildes einer nachhaltigenund multifunktionalen Landwirtschaft (vgl.BMELV 2006, LINDENAU 2002) eigenstän-dig neben den anderen Schutzgütern behan-delt werden.

Daher wurde eine Programmfunktion zurErfassung und Bewertung des ästhetischenund rekreativen Potenzials auf den Betriebenentwickelt. Sie soll Qualität und Quantitätder Beiträge der Betriebe zum Erlebniswertder Landschaft als Entscheidungsgrundlagefür den Landwirt sowie für die Öffentlichkeitoder Gäste der Betriebe sichtbar machen.

Aufgrund der angestrebten Vergleichbar-keit und Automatisierung kommen nur for-malisierte Methoden für die landschaftsäs-thetische Bewertung in Frage. Diese nutzenklar definierte Daten zur Landschaft und be-handeln sie nach eindeutigen Regeln. For-malisierte Methoden weisen vor allem zwei

Probleme auf:1. Für multikriterielle Entscheidungspro-

zesse mangelt es ihnen häufig an Sensitivitätgegenüber verschiedenen Landnutzungsop-tionen (vgl. DANIEL 2001).

2. In formalisierten, quantitativen Metho-den wird die Eigenart der Landschaft häufigzu wenig berücksichtigt (vgl. EISEL 2006).

Bei der Entwicklung der Methode wurdedaher versucht, diese beiden Nachteile zu re-duzieren, indemÜ für eine differenzierte Bewertung der Be-triebe auch temporäre Komponenten derLandschaft berücksichtigt werden undÜ der Charakter der jeweiligen Landschaftüber so genannte Typisierungsrahmen (vgl.LEITL 1997) in die Bewertung einfließt.

Grundlage der Methode ist eine Inventari-sierung der einzelnen, dem Betrieb zuzuord-nenden Landschaftskomponenten und derenästhetisch relevanten Eigenschaften (vgl.Abb. 6).

Um das System gegenüber ästhetisch un-terschiedlich wirksamen Formen der land-wirtschaftlichen Nutzung sensibel zu ma-chen, werden in Anlehnung an STOBBELAAR

et al. (2004) temporär wahrnehmbare Kom-ponenten der Landschaft in das Betriebsin-ventar aufgenommen. Solche temporären,für das Landschaftserleben bedeutende Phä-nomene (vgl. COETERIER 1996, STRUMSE

1994) sind der Aspektwandel der landwirt-schaftlichen Nutzflächen, die Erlebbarkeitder landwirtschaftlichen Nutzung, z.B. inForm von Nutztieren, und Blühaspekte wildwachsender Pflanzenarten. Für die Erfas-sung der temporären Landschaftskomponen-ten werden, so weit möglich, Daten aus RE-PRO zu Arbeitsgängen und angebautenFruchtarten genutzt.

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Tab. 2: Wirkfaktoren und Parameter zur Bewertung von Nutzungseinflüssen.

Wirkfaktoren Parameter

Düngung (Acker, Grünland) N-Düngungsniveau (kg N/ha)

Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) Anteil (%) PSM-freier Flächen(Acker, Grünland)

Arten und Techniken der Grünlandnutzung Schnittzeitpunkte, -häufigkeiten, -höhen

Mahdgeräte, Mähtechniken

Nutzungsformen der Weiden

Anteil (%) der Heuwirtschaft am ersten Grünlandschnitt

Abb. 5: Methodender Grund- und diffe-renzierten Bewertungvon Nutzungseinflüs-

sen.

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Auf der Erfassung baut die qualitative Be-wertung der Landschaftskomponenten auf.Die Regeln zu deren Bewertung basieren aufempirischen Studien zur Wahrnehmung der(Agrar-)Landschaft durch die Bevölkerung(u.a. LINDENAU 2002, STRUMSE 1994) sowieauf formalästhetischen Bewertungskriterien,die aus der Analyse verschiedener Land-schaftsbildbewertungsmethoden abgeleitetwurden.

Eines dieser Kriterien ist die Regionalty-pik. Über eine räumliche Abfrage wird deneinzelnen auf den Betrieben kartierten Land-schaftskomponenten automatisiert zugeord-net, inwieweit sie charakteristisch für dieLandschaft sind, in der sie liegen. Dafür sindso genannte Typisierungsrahmen als Stamm-daten im Programm speicherbar (Abb. 7).Typisierungsrahmen sind räumlich abge-grenzte Landschaftseinheiten, denen zuge-ordnet ist, welche Landschaftskomponentensie prägen (vgl. LEITL 1997). Die im Systemvorgehaltenen Stammdaten für die Typi-sierung wurden, orientiert an der Klassifi-zierung schutzwürdiger Landschaften inDeutschland (BfN 2007b), beispielhaft fürdie im Projekt beteiligten Betriebe entwi-ckelt. Die Typisierungsrahmen sollen es zu-dem ermöglichen, lokale Vorstellungen zurLandschaftsentwicklung aus der Land-schaftsplanung oder aus anderen Prozessenzur Partizipation von Einwohnern oder An-spruchsgruppen in die Bewertung einzube-ziehen (vgl. auch SWANWICK 2002). Damitlässt sich der quantitativ-formale Grundan-satz um einen leitbild- oder nutzerorientier-ten Bewertungsansatz erweitern.

Der Umfang, in dem ein Betrieb mit ver-schiedenen Landschaftskomponenten zumErlebniswert der Landschaft beiträgt, wirdnach der Methode von HOISL et al. (1989:37ff.) quantifiziert. Deren gestaltspsycholo-gisch begründeter Ansatz ermöglicht es amehesten, die Komponenten der Landschaftbezüglich der ästhetischen Wirkung ihrer Di-mension in Relation zueinander zu setzen.Für die temporären Landschaftskomponen-ten wurde der Faktor Zeit in die Quantifizie-rungsregeln eingeführt.

Die Darstellung der Bewertungsergebnissefür den Betrieb erfolgt in einem Säulendia-gramm, in dem je Wertstufe die Quantität al-ler Landschaftskomponenten aufsummiert ist.

Durch das Abspeichern von Zeitreihen er-möglicht das Programm die Darstellung vonSzenarien für angedachte Nutzungsänderun-gen des Landwirtes oder ein Monitoring,durch das sich zusätzlich zum aktuellen Zu-stand auch die Entwicklung der Qualitätendes Betriebes abbilden lässt.

4.5 Kalkulation von Kosten von Landschaftspflegemaßnahmen

Bei der Entscheidung über die Durchführungvon Landschaftspflegemaßnahmen spielen

deren Kosten eine wichtige Rolle. Daherwurde ein Softwarebaustein entwickelt, derdie Betriebe bei der Kalkulation von Kostender Landschaftspflege unterstützt. Auf Basisder „Daten zur Kalkulation von Arbeitszeitund Maschinenkosten“ des KTBL (2005) er-möglicht der Softwarebaustein die Ermitt-lung der für eine Maßnahme zu veranschla-genden Arbeitszeit in Abhängigkeit von ver-schiedenen Rahmenbedingungen (z.B. Flä-chengröße, Hangneigung). Die Größe der zubearbeitenden Fläche kann direkt aus demGIS ermittelt werden, weitere Rahmenbe-dingungen kann der Nutzer in ein Kalkulati-onsformular eingeben. Die ermittelte Ar-beitszeit lässt sich mit Kostenvariablen – wieLohnkosten oder Zuschlägen für Gemein-

46 Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (2), 2008

Abb. 6: Das ästheti-sche und rekreative

Betriebsinventar.

Abb. 7: Berücksichti-gung des Land-

schaftscharaktersüber Typisierungs-

rahmen am Beispielder Landschaft

„Ostheide“.

Page 6: Softwaregestütztes Naturschutzmanagement auf ......Bewertung der Bewirtschaftung in den Sy-stemen bisher nicht oder sehr unzureichend berücksichtigt. Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt

kosten – verknüpfen, die auf Wunsch vomNutzer betriebs- und maßnahmenindividuellveranschlagt werden können (Abb. 8). Damitdie Software es ermöglicht, Angebots- undSelbstkostenpreise zu ermitteln und Leis-tungsverzeichnisse zu erstellen, sollen in Zu-kunft Maschinendaten eingebunden undauch die Möglichkeit zur Verwaltung vonZuschlägen, Leistungsverzeichnissen undAngeboten umgesetzt werden.

5 Beurteilung des Prototyps durch potenzielle Anwender

Untersuchungen zur Akzeptanz der Softwarefanden auf sechs landwirtschaftlichen Be-trieben in Baden-Württemberg (2), Bayern,Brandenburg, Niedersachen und Sachsen-Anhalt statt. Darüber hinaus wurde ein ein-tägiger Expertenworkshop durchgeführt, zudem Personen eingeladen wurden, die land-wirtschaftliche Betriebe in Naturschutzfra-gen beraten oder auf andere Weise einen en-gen Bezug zum Thema Landwirtschaft undNaturschutz haben.

Landwirte und Experten sind sich einig,dass die Vorteile des Einsatzes der Softwareauf landwirtschaftlichen Betrieben derzeitvor allem darin liegen, Öffentlichkeitsarbeitzu betreiben und darüber eine Imageaufwer-tung für den Betrieb zu erzielen. Die Ergeb-nisse aus der Anwendung der Software stel-len eine Entscheidungshilfe dar und könnenzur Dokumentation des Managements die-nen. Besonders positiv hervorgehoben wur-den die Möglichkeiten der Visualisierung inOpenJump.

Insgesamt ist der Einsatz bestimmter Bau-steine der Software für die Landwirte aufden Testbetrieben grundsätzlich vorstellbar.Gleichzeitig weisen sie jedoch darauf hin,dass die Anwendung des Systems aufgrundder erforderlichen Datenintegration, derKomplexität einiger Funktionen, der inhalt-lich breiten Fächerung des Systems und desInterpretationsbedarfs der Ergebnisse ehervon professionellen Beratern übernommenwerden sollte. Diese Meinung teilen auch dieTeilnehmer des Expertenworkshops. Daherwird angeregt, die Software klar auf die An-wendung durch Berater auszurichten undzielorientiert weiterzuentwickeln. Ebensowird empfohlen, das System modular aufzu-bauen, um die Komplexität zu reduzierenund verschiedenen Anwenderinteressen ge-recht zu werden.

Zu den inhaltlichen Ergänzungswünschen,die von beiden Gruppen der Befragten geäu-ßert werden, zählt die Integration von Agra-rumweltprogrammen und Gebietskulissen.Auch das Hinterlegen von Fachplanungen(z.B. von qualifizierten Landschaftsplänen)wird als wesentlicher Ergänzungsbedarf an-gesehen. Darüber hinaus wünschen sich dieBefragten eine offene Darstellung der Be-wertungsfunktionen und deren Hintergründeim Programm, um die Bewertungen bessernachvollziehen zu können. In Hinblick aufdie Nutzeroberfläche soll bei der weiterenEntwicklung verstärkt auf eine Vereinfa-chung der Bedienbarkeit geachtet werden.Die Software soll an weitere Management-

systeme und an Webserver angebunden wer-den, um den Grad der Interoperabilität wei-ter zu erhöhen.

Die vorgestellten Prototypen werden alsbereits grundsätzlich in der Praxis einsetzbareingestuft; die Einsatzmöglichkeiten lassensich jedoch bei zukünftig verbesserten (för-der-)politischen Rahmenbedingungen nochweiter erhöhen. Zu den aus Sicht der Work-shopteilnehmer erforderlichen Verbesserun-gen der Rahmenbedingungen zählen eineStärkung der 2. Säule der EU-Agrarpolitik,die Erhöhung des Angebotes an Agrarum-weltprogrammen sowie die Erhöhung desAnteils von Software-Schulungen in derAusbildung von Landwirten.

In Bezug auf die Vermarktung und Ver-breitung des Systems nach Ende des For-schungsprojektes wird empfohlen, eine Ver-kaufs- und Pflegestrategie entsprechend derangestrebten Zielgruppe zu entwickeln.

6 Diskussion und Fazit

Die Entwicklung und Erprobung von MANU-ELA hat gezeigt, dass die Ermittlung und Op-timierung von Naturschutzleistungen auf derEbene landwirtschaftlicher Betriebe in wich-tigen Teilen EDV-gestützt und damit auto-matisiert und arbeitssparend durchgeführtwerden kann.

Die im Forschungsprojekt beteiligten Be-triebe sind in Bezug auf ihre ökonomischnachhaltige Wirtschaftsweise, ihre Offenheitgegenüber technischen Innovationen und ih-re geringen Vorurteile gegenüber der Erbrin-gung von Umwelt-Dienstleistungen als Vor-reiter anzusehen. Diese Betriebe sind inte-

ressiert, ihre Naturschutzleistungen zu erfas-sen, zu bewerten und zu optimieren. Aller-dings benötigen auch sie Anreize, um denhierfür notwendigen Aufwand aufzubringen.Diese sind derzeit vor allem in Vorrangräu-men des Naturschutzes wie FFH-Gebietenoder Biosphärenreservaten gegeben. An-dernfalls findet ein solches Programm eherals Unterstützungsinstrument bei der Erfül-lung von Pflichtaufgaben wie der Dokumen-tation von gfP und CC Akzeptanz.

Die Weiterentwicklung des Programmssollte sich auf die Erweiterung hinsichtlichaktueller Themen wie der Treibhausgasrele-vanz naturschutzbedeutsamer Biotope undeiner weiteren Verbesserung der Nutzerori-entierung konzentrieren. Eine Begleitfor-schung kann in der Phase der Praxiseinfüh-rung prüfen, ob und welche Betriebstypendas System selbst anwenden können und inwelchen Fällen Berater hinzuzuziehen sind,um die besten Ergebnisse in Bezug auf dieSensibilisierung und Bewusstseinsbildungder Landwirte, die Aktualisierung der Daten,die Akzeptanz des Systems durch die Land-wirte und die Umsetzung von Naturschutz-maßnahmen zu erzielen.

Dank

Das Projekt wurde mit Mitteln der Deut-schen Bundesstiftung Umwelt (DBU) finan-ziert. Die Autoren bedanken sich bei denBetriebsleitern und Mitarbeitern der Testbe-triebe, den Mitgliedern des vorhabensbeglei-tenden Arbeitskreises, den Teilnehmern desExpertenworkshops und allen weiteren Ex-perten, die durch ihre ausführlichen Kom-

47Naturschutz und Landschaftsplanung 40, (2), 2008

Abb. 8: Komponenten des Bausteins zur Ermittlung von Kosten der Landschaftspflege.

Page 7: Softwaregestütztes Naturschutzmanagement auf ......Bewertung der Bewirtschaftung in den Sy-stemen bisher nicht oder sehr unzureichend berücksichtigt. Dieses Defizit ist der Ansatzpunkt

mentare, Diskussionen und konstruktivenHinweise die Entwicklung des Systems be-gleitet und unterstützt haben.

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Anschrift der Verfasser(innen): Prof. Dr. Christinavon Haaren, Dipl.-Ing. Roland Hachmann, Dipl.-Ing.Stefan Blumentrath, Dipl.-Ing. Astrid Lipski, Dipl.-Ing. Katrin Vogel und Dipl.- Forstwirt Malte Weller,Institut für Umweltplanung, Leibniz Universität Han-nover, Herrenhäuser Straße 2, D-30419 Hannover, E-Mail [email protected]; Prof. Dr.Kurt-Jürgen Hülsbergen und Dipl.-Ing. NormanSiebrecht, Lehrstuhl für Ökologischen Landbau,Technische Universität München, Alte Akademie 12,85350 Freising/Weihenstephan, E-Mail [email protected] bzw. [email protected].

TAGUNGSBERICHTWeiterentwicklung derWRRL notwendig Experten aus 20 Ländern haben eine Weiterentwick-lung der Leitlinien zur Umsetzung der EuropäischenWasserrahmenrichtlinie (WRRL) gefordert. DieRichtlinie sei ein guter Anfang, aber sie müsse wei-ter entwickelt werden, so der Konsens unter den Wis-senschaftlern und Interessenvertretern, die am Helm-

holtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Risikenfür europäische Flüsse diskutierten. Bereits heute seiabzusehen, dass das Ziel, bis 2015 alle natürlichenGewässer in einen guten ökologischen Zustand zuversetzen, nicht erreicht werden könne. Aus Sicht derExperten sollten aber nicht die Qualitätsansprüchereduziert, sondern die Instrumente zur Umsetzungder Wasserrahmenrichtlinie überprüft werden.

Durch die zunehmende Biomasseproduktion rech-nen die Forscher auch mit einem wieder steigendenEinsatz von Pflanzenschutzmitteln und damit miteiner steigenden Pestizidbelastung. „Der verstärkteAnbau von Energiepflanzen wird die Gewässer nega-tiv beeinflussen“, fürchtet Dr. Peter von der Ohe vomUFZ. Die Wasserrahmenrichtlinie werde also trotzaller Fortschritte der letzten Jahre auch in Zukunft ge-braucht und müsse auf die aktuellen Entwicklungenreagieren.

Einen Schwachpunkt der momentanen Richtliniesehen die Wissenschaftler in der Auswahl der Schad-stoffe, die in Flüssen europaweit überwacht werden.„Diese Prioritätenliste mit derzeit 41 Stoffen ist nichtgeeignet, die Auswirkungen von Chemikalien in denFlüssen ausreichend zu erklären“, sagt Dr. WernerBrack, der das EU-Forschungsprojekt MODELKEYleitet, in welchem Schlüsselchemikalien in drei euro-päischen Modellflüssen untersucht werden. Diese41 Chemikalien stellten einen winzigen Ausschnittder chemischen Belastung dar und seien vielfachStoffe, deren Konzentrationen bereits seit langer Zeitgemessen werden, aber zum Teil eine immer gerin-gere Rolle spielten.

Giftige Chemikalien bildeten jedoch nur ein Teildes Problems. Flussökosysteme seien auch vielen an-deren Stressfaktoren ausgesetzt, die oft gleichzeitigwirken, wie z.B. bauliche Veränderungen, Sauerstoff-mangel durch Überdüngung und eingeschleppteArten. Durch ihren Fokus auf den ökologischen Zu-stand statt auf die Betrachtung einzelner Stressfakto-ren fördere die Wasserrahmenrichtlinie eine ganz-heitliche Betrachtung dieser vielfältig beeinträchtig-ten Ökosysteme. Diese Stärke könne sich jedochauch als Schwäche erweisen, wenn Konzepte fehlten,um die Bedeutung und das Zusammenwirken der ver-schiedenen Stressfaktoren zu bewerten und vorherzu-sagen. Hier sehen die Wissenschaftler großen For-schungsbedarf für die Zukunft.

„Die Konferenz hat gezeigt, dass auf vielen Gebie-ten bessere Bewertungsmethoden zur Verfügung ste-hen, die nur darauf warten, in die Leitlinien zurWRRL integriert zu werden“, findet Dr. MichaelaHein. Eine wichtige Rolle in vielen europäischenFlussgebieten spiele auch die Beeinträchtigung derDurchgängigkeit der Flüsse und der Struktur vonFlussbett und Uferzone. Hier stehe die Wasserrah-menrichtlinie im Konflikt mit anderen europäischenVorgaben. So ziele eine EU-Direktive zur Förderungerneuerbarer Energien darauf ab, die Nutzung vonWasserkraft um 10 bis 20 % zu steigern. Studien ausSkandinavien, wo schon seit einem JahrhundertStrom aus Wasserkraft gewonnen wird, hätten ge-zeigt, dass diese Art der Stromerzeugung große Fol-gen für den ökologischen Zustand der Gewässer hat.Besonders betroffen seien die Flachwasserbereiche,da der Wasserspiegel im Jahresverlauf stark schwan-ke. Das schränke unter anderem das Wachstum vonWasserpflanzen in diesen Bereichen stark ein, diewiederum Fischen als Laichgelegenheit und für dieNahrungssuche fehlten. Die Frage nach dem ökolo-gischen Zustand sei daher in vielen Fällen nicht nuraus der Sicht des Umweltschutzes interessant; dievielfältigen Güter und Dienstleistungen gesunderÖkosysteme für den Menschen wie die Versorgungmit Nahrung und Trinkwasser oder die Aufrechter-haltung von Nährstoffkreisläufen seien auch von gro-ßer wirtschaftlicher Bedeutung.

Kontaktadresse: Dr. Werner Brack, Helmholtz-Zent-rum für Umweltforschung (UFZ), Permoserstraße15, 04318 Leipzig, E-Mail [email protected], In-ternet www.ufz.de/index.php?de=6598.

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