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76 | GESUNDHEIT | Jüngere Forschungen der Medizi- nischen Hochschule Hannover geben zu der Hoffnung Anlass, dass sich zum Beispiel Stammzellen des Nabel- schnurbluts durch genetische Verän- derungen in anderes Zellgewebe weiter entwickeln könnten. Wissenschaftler träumen in dem Zusammenhang gern von der Züchtung körpereigener Organe. Doch das ist tatsächlich Zukunftsmusik. Frühestens in zehn bis 15 Jahren werden konkrete Anwen- dungsmöglichkeiten erwartet. Viele der Forschungen stecken noch im Ver- suchsstadium. Ende offen. Für Dr. Su- sanne Mildner von der Seracell Pharma AG, einem Anbieter von Stammzell- und Gewebetechnologie jedoch schon heute ein Grund für Eltern, Nabel- schnurblut einzulagern. Es seien be- reits über 45 000 Nabelschnurblut- Transplantate aus Deutschland, Spa- nien, Italien und Serbien, die bei minus 170 Grad im Kryolager von Seracell in Rostock lagern. Seracell ist ein Anbieter auf diesem relativ jungen Markt. Marktführer auf dem Gebiet der Einlagerung von Nabelschnurblut ist das Leipziger Unternehmen Vita34 AG. Ebenso in Deutschland auf die- sem Gebiet tätig ist die Münchner eticur) GmbH. Während diese Option für junge Eltern sicher noch Glaubensfrage oder auch eine Frage des Geldbeutels ist, ist die Stammzelltherapie bei bestimmten Krebserkrankungen bereits heute ganz reale Praxis. Bei bestimmten Leukä- mien gilt die Stammzelltherapie oft als einzige Heilungschance. „Hochrisiko- Leukämien lassen sich beispielsweise mit Chemotherapie sehr schlecht be- kämpfen. Die Stammzelltherapie wirkt hier deutlich besser“, erläutert Prof. Michael Kiehl, Chefarzt am Klinikum Frankfurt (Oder). Als erste Einrichtung in Berlin-Bran- denburg hat das Klinikum in Frankfurt im letzten Jahr das JACIE (Joint Accre- ditation Committee ISH-EBMT)-Güte- siegel erhalten, eine international an- erkannte Auszeichnung für medizi- nische Versorgung in der Stammzell- transplantation. Für Chefarzt Michael Kiehl eine Bestätigung seiner täg- lichen Arbeit. „Eine JACIE-Zertifizie- rung hat für den Patienten zwei Vor- teile. Zum einen kann er sich sicher sein, dass die Arbeit nach internatio- nalen Qualitätskriterien erfolgt und der regelmäßigen Überwachung unter- liegt. Zweitens kann ein JACIE-zertifi- ziertes Zentrum neben den deutschen und den europäischen Spendern auch auf Spender aus Nordamerika zurück- Stammzelltherapie in Brandenburg greifen. Nur mit diesem Siegel wird man von den amerikanischen Dateien als qualifiziert genug betrachtet. Für unsere Patienten steigt also die Wahr- scheinlichkeit, einen passenden Spen- der zu finden“, erklärt Kiehl. Seit zehn Jahren werden in Frankfurt (Oder) Stammzelltransplantationen durchgeführt. Zuletzt in Zusammenar- beit mit der ebenso JACIE-zertifi- zierten Seracell Pharma AG aus Rostock, die die Stammzellen für die Patienten aufbereitet. In Frankfurt (Oder) wird dabei sowohl mit Spenderstammzellen als auch mit patienteneigenen Stammzellen gear- beitet. Fremde Stammzellen werden vor allem bei bösartigen Erkrankungen des Blutes transplantiert, während die eigenen Stammzellen des Patienten unter anderem zur Behandlung des Multiplen Myeloms, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks, einge- setzt werden. Doch so hoffnungsvoll die Stammzelltherapie stimmen mag, sie ist nicht ohne Risiken. In einer Ver- öffentlichung des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie Leipzig werden die häufigsten Ge- fahren benannt. Das größte Problem bei Spenderstammzellen sei, dass das damit implantierte Immunsystem aus einem fremden Körper stamme und sich daher auch gegen gesundes Ge- webe des Patienten richten könne. Es könne zur Schädigung von Organen bis hin zum vollständigen Organversagen kommen. Zudem trete bei jedem fünf- ten Patienten die Leukämie nach der Transplantation erneut auf. Die Leip- ziger Forscher suchen nach Antworten: „Große Hoffnungsträger sind dabei monoklonale Antikörper: Sie binden spezifisch an die Oberfläche von Im- munzellen und verhindern eine uner- wünschte Reaktion der Immunzellen gegen das Gewebe des Patienten“, sagt Dr. Stephan Fricke, Klinikarzt und Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut. Somit könne man die Zellen bereits vor der Transplantation dahingehend mo- dulieren, dass sie das gesunde Ge- webe des Patienten nicht angreifen. Karen Schröder Klinik in Frankfurt (Oder) mit JACIE-Gütesiegel Sie gilt als das medizinische Wundermittel des neuen Jahrtau- sends: Die Therapie mittels Stammzellen. In Fachkreisen war zu hören, dass neben Leukämie in Zukunft auch Parkinson, Diabe- tes und Herzkrankheiten durch das neue Verfahren behandelbar sein könnten. Wir bieten kostenlosen Liefer - und Abholservice Sie sind nicht zuhause? Kein Problem, wir finden eine Lösung! 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Post on 10-Sep-2019

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| GESUNDHEIT|

Jüngere Forschungen der Medizi-nischen Hochschule Hannover geben zu der Hoffnung Anlass, dass sich zum Beispiel Stammzellen des Nabel-schnurbluts durch genetische Verän-derungen in anderes Zellgewebe weiter entwickeln könnten. Wissenschaftler

träumen in dem Zusammenhang gern von der Züchtung körpereigener Organe. Doch das ist tatsächlich Zukunftsmusik. Frühestens in zehn bis 15 Jahren werden konkrete Anwen-dungsmöglichkeiten erwartet. Viele der Forschungen stecken noch im Ver-

suchsstadium. Ende offen. Für Dr. Su-sanne Mildner von der Seracell Pharma AG, einem Anbieter von Stammzell- und Gewebetechnologie jedoch schon heute ein Grund für Eltern, Nabel-schnurblut einzulagern. Es seien be-reits über 45 000 Nabelschnurblut-Transplantate aus Deutschland, Spa-nien, Italien und Serbien, die bei minus 170 Grad im Kryolager von Sera cell in Rostock lagern. Seracell ist ein Anbieter auf diesem relativ jungen Markt. Marktführer auf dem Gebiet der Einlagerung von Nabelschnurblut ist das Leipziger Unternehmen Vita34 AG. Ebenso in Deutschland auf die-sem Gebiet tätig ist die Münchner eticur) GmbH.Während diese Option für junge Eltern sicher noch Glaubensfrage oder auch eine Frage des Geldbeutels ist, ist die Stammzelltherapie bei bestimmten Krebserkrankungen bereits heute ganz reale Praxis. Bei bestimmten Leukä-mien gilt die Stammzelltherapie oft als einzige Heilungschance. „Hochrisiko-Leukämien lassen sich beispielsweise mit Chemotherapie sehr schlecht be-kämpfen. Die Stammzelltherapie wirkt hier deutlich besser“, erläutert Prof. Michael Kiehl, Chefarzt am Klinikum Frankfurt (Oder). Als erste Einrichtung in Berlin-Bran-denburg hat das Klinikum in Frankfurt im letzten Jahr das JACIE (Joint Accre-ditation Committee ISH-EBMT)-Güte-siegel erhalten, eine international an-erkannte Auszeichnung für medizi-nische Versorgung in der Stammzell-transplantation. Für Chefarzt Michael Kiehl eine Bestätigung seiner täg-lichen Arbeit. „Eine JACIE-Zertifi zie-rung hat für den Patienten zwei Vor-teile. Zum einen kann er sich sicher sein, dass die Arbeit nach internatio-nalen Qualitätskriterien erfolgt und der regelmäßigen Überwachung unter-liegt. Zweitens kann ein JACIE-zertifi -ziertes Zentrum neben den deutschen und den europäischen Spendern auch auf Spender aus Nordamerika zurück-

Stammzelltherapie in Brandenburg greifen. Nur mit diesem Siegel wird man von den amerikanischen Dateien als qualifi ziert genug betrachtet. Für unsere Patienten steigt also die Wahr-scheinlichkeit, einen passenden Spen-der zu fi nden“, erklärt Kiehl. Seit zehn Jahren werden in Frankfurt (Oder) Stammzelltransplantationen durch geführt. Zuletzt in Zusammenar-beit mit der ebenso JACIE-zertifi -zierten Seracell Pharma AG aus Rostock, die die Stammzellen für die Patienten aufbereitet. In Frankfurt (Oder) wird dabei sowohl mit Spenderstammzellen als auch mit patienteneigenen Stammzellen gear-beitet. Fremde Stammzellen werden vor allem bei bösartigen Erkrankungen des Blutes transplantiert, während die eigenen Stammzellen des Patienten unter anderem zur Behandlung des Multiplen Myeloms, einer bösartigen

Erkrankung des Knochenmarks, einge-setzt werden. Doch so hoffnungsvoll die Stammzelltherapie stimmen mag, sie ist nicht ohne Risiken. In einer Ver-öffentlichung des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie Leipzig werden die häufi gsten Ge-fahren benannt. Das größte Problem bei Spenderstammzellen sei, dass das damit implantierte Immunsystem aus einem fremden Körper stamme und sich daher auch gegen gesundes Ge-webe des Patienten richten könne. Es könne zur Schädigung von Organen bis hin zum vollständigen Organversagen kommen. Zudem trete bei jedem fünf-ten Patienten die Leukämie nach der Transplantation erneut auf. Die Leip-ziger Forscher suchen nach Antworten: „Große Hoffnungsträger sind dabei monoklonale Antikörper: Sie binden spezifi sch an die Oberfl äche von Im-

munzellen und verhindern eine uner-wünschte Reaktion der Immunzellen gegen das Gewebe des Patienten“, sagt Dr. Stephan Fricke, Klinikarzt und Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut. Somit könne man die Zellen bereits vor der Transplantation dahingehend mo-dulieren, dass sie das gesunde Ge-webe des Patienten nicht angreifen.

Karen Schröder

Klinik in Frankfurt (Oder) mit JACIE-Gütesiegel

Sie gilt als das medizinische Wundermittel des neuen Jahrtau-

sends: Die Therapie mittels Stammzellen. In Fachkreisen war zu

hören, dass neben Leukämie in Zukunft auch Parkinson, Diabe-

tes und Herzkrankheiten durch das neue Verfahren behandelbar

sein könnten.

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Die Stammzelltherapie ist oftmals einzige Heilungschance

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