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Angaben zu Interessenkonflikten 1(gem. DEGAM-Empfehlung für hausärztliche
Fortbildung)
Geschäftsanteile/Aktien an Unternehmen der
Gesundheitswirtschaft
Ja
Eigentümerinteresse an Arzneimitteln/Medizinprodukten
(Patente, Urheberrechte, Verkaufslizenzen)
Nein
persönliche Beziehungen zu Vertreter eines
Unternehmens der Gesundheitswirtschaft (z.B. Partner
dort angestellt)
Nein
Honorare für Berater-/Gutachtertätigkeit außerhalb der
üblichen Patientenbetreuung als Hausarzt/-ärztin ,
bezahlte Mitarbeit im wissenschaftlichen Beirat eines
Unternehmens der Gesundheitswirtschaft (z.B.
Arzneiindustrie, Medizinprodukte), eines kommerziellen
Auftragsinstituts oder einer Versicherung
Ja
Honorare für Vortrags- und Schulungstätigkeiten oder
bezahlte Autoren- oder Co-Autorenschaften im Auftrag
eines solchen Unternehmens
Ja
2
Angaben zu Interessenkonflikten 2(gem. DEGAM-Empfehlung für hausärztliche
Fortbildung)
Erstattung von Teilnahmegebühren für einen Kongress
oder eine Fortbildung durch ein Unternehmen der
Gesundheitswirtschaft
Ja
Erstattung von Reise- oder Übernachtungskosten für
einen Kongress oder einer Fortbildungsveranstaltung
durch ein Unternehmen der Gesundheitswirtschaft
Ja
Honorare für Anwendungsbeobachtungen oder
klinische Auftrags-Studien der pharmazeutischen oder
Medizin-Geräte-Industrie
Nein
Gelder (auch Geräte, Materialien, organisatorische
Hilfestellung oder Unterstützung bei der Abfassung von
Manuskripten) für ein von mir initiiertes
Forschungsvorhaben aus einem Unternehmen der
Gesundheitswirtschaft
Nein
Ich verdiene Geld mit der klinischen Prozedur, über die
ich in diesem Vortrag berichte
Ja, im Rahmen
hausärztlicher Tätigkeit3
Dr. Markus Frühwein 5
KrankheitJahr vor
Einführungder Impfung
Erkrankungenvor der
Impfung
Erkrankungen2010**
Rückgangin Prozent
Diphtherie 1921 206 939 0 100%
Masern 1941 894 134 59 99,99%
Mumps 1968 152 209 2 477 98,37%
Pertussis 1934 265 269 18 586 92,99%
Poliomyelitis 1952 21 269 0 100%
Röteln-embryopathie 1965 20 000* 0 100%
Tetanus 1948 1 560 7 99,55%
Hib 1984 20 000* 14 99,93%
*Geschätzt**Quelle: Morbidity and Mortality Weekly Report (MMWR), Center of Disease Control
• Impfreaktionen: einstelliger Prozentbereich
• Impfkomplikationen: einstelliger Promillebereich
• Impfschaden: <1:1.000.000
Dr. Markus Frühwein, MaHM 6
Roggendorf, H Umweltmedizin-Hygiene-Arbeitsmed 23 2018
• Die meisten deutschen befürworten Impfungen
• Trotzdem sind ca. 8% Impfungen gegenüber eher ablehnend eingestellt
• Problem: für viele Impfungen z.B. Masern sind Durchimpfungsraten von 95% zur Unterbrechung der Infektionskette notwendig
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Einstellung zum Impfen in
Deutschland 2014
Einstellung zum Impfen in Deutschland 2014
LGL: Gesundheitsreport Bayern - Update 2015 (Daten BZgA)
Dr. Markus Frühwein, MaHM 7
Es ist eine wichtige Aufgabe des Arztes für einen ausreichenden
Impfschutz bei den von ihm betreuten Personen zu sorgen. Jeder Arztbesuch von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen sollte dazu genutzt werden, die
Impfdokumentation zu prüfen und gegebenenfalls den Impfschutz zu
vervollständigen.
Dr. Markus Frühwein, MaHM 8
Behandelnde Ärzte haben im Rahmen des Behandlungsvertrages zwischen ihnen und Patienten die rechtliche Pflicht (§§ 630a ff.
BGB), Patienten oder die Eltern bzw. Sorgeberechtigten im Rahmen der
vorgesehenen Routineuntersuchungen auf Möglichkeit, Zweckmäßigkeit und
Notwendigkeit indizierter Impfungen zum Schutz vor Infektionskrankheiten
hinzuweisen. Zusätzlich haben sie die Pflicht, Patienten über die Folgen einer unterlassenen Impfung zu informieren. Diese Pflicht besteht unabhängig von der persönlichen ärztlichen
Auffassung und möglichen subjektiven Bedenken oder Vorbehalten.
Dr. Markus Frühwein, MaHM 9
• „Schnittstellenkommunikation zwischen Haus- und Fachärzten bei Patienten mit Immunsuppression“• Fast jeder Allgemeinarzt hat Immunsupprimierte aus
verschiedenen Bereichen: rheumatologisch, onkologisch, nephrologisch, infektiologisch und pneumologisch
• Zur Therapie starker Austausch Haus- und Facharzt mit fast 100%
• Bei Impfungen 14% immer, 67% nur manchmal
• Meist Telefon 80%, E-Mail 18%, Treffen 22%
• Die erhöhte Infektionsgefahr wird kommuniziert, aber keine Impfempfehlungen gegeben
Dr. Markus Frühwein 10
Ich berate den Patienten proaktiv
in Prozent
Proaktive Beratung
zu Impfungen
n=100
Proaktive
Beratung zur
Pneumokokken-
Impfung n=100
Patienten mit angeborenem
Immundefekt92 90
Chr.-entzündlich erkrankte
Patienten91 93
Patienten mit Niereninsuffizienz 90 93
Organtransplantierte 87 89
Onkologisch erkrankte
Patienten86 93
HIV-Patienten 71 72
Dr. Markus Frühwein 11
Dr. Markus Frühwein 12
Q1 Q2 Q3 Q4 Q5 Q6 Q7 Q8
Gesamt 0,76% 1,32% 1,84% 2,35% 2,86% 3,35% 3,84% 4,36%
Westdeutschland 0,74% 1,29% 1,79% 2,28% 2,77% 3,24% 3,71% 4,22%
Ostdeutschland 1,04% 1,80% 2,61% 3,38% 4,12% 4,90% 5,66% 6,45%
0,00%
1,00%
2,00%
3,00%
4,00%
5,00%
6,00%
7,00%
• HCP ATU Study 2017: Allgemeinärzte haben Angst, bei Immunsupprimierten etwas falsch zu machen
Dr. Markus Frühwein 14
Umsetzung
Wissen
Hausärzte Fachärzte
Die Top 3 der größten wahrgenommenen Barrieren bei einer Pneumokokken-Impfung sind auf Platz 1 der
Patient, der die Impfung ablehnt, auf Platz 2 die Angst vor möglichen Nebenwirkungen der Impfung und auf
Platz 3, dass der Wirkstoff nicht vertragen wird.
Dr. Markus Frühwein 15
• Angeborene oder erworbene Immundefekte
• z.B. HIV/AIDS
• z.B. Asplenie
• Immunsuppression
• z.B. durch Tumoren oder deren Behandlung
• z.B. durch Immunsuppressiva
• z.B. durch (terminale) Niereninsuffizienz
• Sonstige chronische Krankheiten
• z.B. chronische Erkrankungen des Herzens
• z.B. chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (z. B. Asthma, Lungenemphysem, COPD)
• z.B. Stoffwechselkrankheiten wie mit oralen Medikamenten oder Insulin behandelter Diabetes mellitus
• z.B. neurologische Krankheiten wie Zerebralparesen oder Anfallsleiden
• Anatomische und Fremdkörper-assoziierte Risiken
Dr. Markus Frühwein 17
• Letzte Fassung von 2005
• Seit 2017 schrittweise Überarbeitung, da Thema inzwischen
• Viel komplexer
• Deutlich mehr Substanzen
• Deutlich mehr Therapien
Dr. Markus Frühwein 18
Dies ist die wesentliche Voraussetzung für die korrekte Indikationsstellung zur Impfung immundefizienter Patienten. Bei Patienten mit sekundär erworbener (z.B. HIV-Infektion) oder iatrogener (z.B. immunsuppressive Therapie bei rheumatoider Arthritis oder Zustand nach Stammzell- oder Organtransplantation) gibt zunächst die Anamnese den entscheidenden Hinweis, der zu weiteren Überlegungen und möglicherweise Untersuchungen führt. Schwieriger ist die Erkennung primärer, angeborener Immundefekte (PID) und die Beurteilung der Schwere der Immundefizienz
Dr. Markus Frühwein 19
Besonders schwere Immundefekte liegen vor bei Patienten mit kombiniertem PID, unter Chemotherapie, unter immunsuppressiver Dauertherapie oder während und nach Transplantation hämatopoetischer Stammzellen sowie bei HIV-Infizierten mit sehr niedriger CD4-Zellzahl. Idealerweise stimmen sich der impfende Arzt und der zuständige Spezialist miteinander ab.
Dr. Markus Frühwein 20
• Bei verschiedenen immunsuppressiven Therapien (z.B. B-Zell-Depletion durch anti-CD20-Antikörper bei Lymphomen und rheumatologischen Krankheiten, T-Zell-Suppression durch CTLA4-Ig-Fusionsprotein [Abatacept] bei rheumatoider Arthritis) sollte der Impfstatus überprüft und vor der elektiven Immuntherapie vervollständigt bzw. aktualisiert werden – soweit aufgrund der Aktivität der Grundkrankheit noch möglich.
Spezifische Aufklärung des Patienten
• über Ziel, Risiko und Nebenwirkungen der Impfung im Kontext der Krankheit und der Impfquoten in der Allgemeinbevölkerung
Und nicht zuletzt:
• Den Ärzten klare Entscheidungshilfen geben, um immuninkompetenten Patienten unnötige Sorgen vor einer Impfung zu nehmen.
Dr. Markus Frühwein 21
Um diesen Patienten gerecht zu werden, muss daher abhängig von der spezifischen Immundefizienz eine sorgfältige Einzelfallentscheidung gefällt werden (Details siehe Schwerpunktpapiere). Weiterführende und detailliertere Informationen zu Impfungen bei definierten Patientengruppen erhalten Sie in den nachfolgenden Papieren:
• Papier 2: Impfen bei primären Immundefekten (inkl. Autoinflammatorische Erkrankungen) und HIV-Infektion
• Papier 3: Impfen bei hämatologischen und onkologischen Erkrankungen, Organtransplantation, Stammzelltherapie und Asplenie
• Papier 4: Impfen bei Autoimmunerkrankungen und unter immunmodulatorischer Therapie
Dr. Markus Frühwein 22
• Anwendungshinweise/Arbeitshilfe
• Keine STIKO-Empfehlungen
• Fachinformationen sind zu beachten
Dr. Markus Frühwein 23
• Impfpräventable Infektionen können bei nicht-geimpften Personen mit Autoimmunkrankheiten oder chronischentzündlichen Erkrankungen Morbidität und Mortalität erhöhen.
• Impfungen können das Risiko für infektionsgetriggerte Schübe verringern.
• Obwohl der Impferfolg eingeschränkt sein kann, wird unter Therapie mit den meisten Immunsuppressiva bei einem Großteil der Patienten ein ausreichender Impfschutz erreicht
• Für keinen der derzeit in Deutschland zugelassenen Tot- oder Lebendimpfstoffe existieren Studien, die einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Impfung und einer neu aufgetretenen Autoimmunkrankheit bzw. chronisch-entzündlichen Erkrankung oder einem Schub einer solchen bereits bestehenden Erkrankung belegen
Dr. Markus Frühwein 24
Totimpfstoffe können grundsätzlich bei Personen mit einer Autoimmunkrankheit oder einer anderen chronisch-entzündlichen Erkrankung ohne oder unter einer immunsuppressiven Therapie angewendet werden. Der Impfschutz sollte entsprechend den Empfehlungen der STIKO aktualisiert bzw. vervollständigt werden.
Dr. Markus Frühwein 25
Totimpfstoffe gehen immer
Personen mit einer Autoimmunkrankheit oder einer anderen chronisch-entzündlichen Erkrankung ohne bzw. vor geplanter immunsuppressiver Therapie sollen Lebendimpfstoffe entsprechend den Empfehlungen der STIKO erhalten.
Dr. Markus Frühwein 26
Lebendimpfstoffe gehen mit Abstand zur Therapie
Während der Therapie mit Immunsuppressiva sollten Personen mit Autoimmunkrankheiten oder anderen chronisch-entzündlichen Erkrankungen nicht mit Lebendimpfstoffen geimpft werden, da das Risiko einer Erkrankung und schwerer bis tödlicher Komplikationen durch die attenuierten Impfviren besteht.
Dr. Markus Frühwein 27
Lebendimpfstoffe gehen nicht unter Therapie
• Inaktivierte Impfstoffe sollen spätestens 2 Wochen vor Therapiebeginn gegeben werden:
• Di/Tet/Pert/Polio
• Hepatitis A/B
• Influenza (jährlich)
• FSME
• Pneumokokken (PNC13, PP23 nach >8 Wo)
• Meningokokken (4-valent und B)
• Hib
• HPV
• Lebendimpfstoffe sollen spätestens 4 Wochen vor Therapiebeginn gegeben werden:
• MMR (Kontrolle od. Impfen)
• Varizellen ggf. Herpes zoster
• LAIV (bei Kindern und Jugendlichen von 2 bis 18a)
Dr. Markus Frühwein 32
Umgebungs-prophylaxe
• 1 ein Teil der hier gegebenen ISP-Graduierung beruht nur auf Expertenmeinungen, da Literatur dazu fehlt. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Kombination von Wirkstoffen zu additivem oder überadditivem Synergismus führen kann. Bei nicht ausreichender Kenntnis ist davon auszugehen, dass ein Grad III vorliegt → KI Lebendimpfungen
• 3 Keine Lebendimpfungen; normale humorale Antwort auf Totimpfstoffe (Influenza, Meningokokken) dokumentiert
• 5 Keine Hinweise auf profunde Immunsuppression vorhanden; Effekte hinsichtlich Vakzinierung nicht untersucht, die Graduierung folgt daher aus rein theoretischen/forensischen Überlegungen und fehlenden Daten.
• 6 Alle 6–8 Wochen Blutbildkontrolle wegen Reduktion der Leukozyten; daher Graduierung III
Dr. Markus Frühwein 34
Dr. Markus Frühwein 35
1 Kurzzeittherapie <2 Wochen, Niedrigdosis: Prednisonaquivalent <20mg/Tag (Erwachsene) bzw. <0,5mg/kg/Tag (Kinder), physiologische Ersatztherapie, als nicht systemisch gelten topische Anwendungen (Atemwege, Haut, Augen, Ohren) und Injektionen (intraartikular, Schleimbeutel, Sehnen)
8 Aus Sicherheitsgründen sind Lebendimpfungen für mindestens 2 Jahre nach Leflunomid-Therapie kontraindiziert. Es gibt aber eine Auswasch-Option mit Aktivkohle oder Cholestyramin. Dabei kann für die Verabreichung einer Lebendimpfung ähnlich wie bei der Planung einer Schwangerschaft unter Leflunomid vorgegangen werden: Nach Absetzen der Leflunomid-Therapie werden 8g Cholestyramin 3-mal täglich über einen Zeitraum von 11 Tagen oder 50g Aktivkohlepulver 4-mal täglich über einen Zeitraum von 11 Tagen verabreicht.
Nach ein bis zwei Jahren ist das Immunsystem grundsätzlich wieder voll funktionstüchtig, und Lebendimpfungen könnenab 24 Monaten nach SZT gegeben werden.
Unsicherheit bezüglich des Impferfolgs:Bestimmung der spezifischen Antikörper • vor und • einen Monat nach der primären Impfserie sowie • nach dem Booster.
vierfacher Anstieg der spezifischen Antikörper = ausreichend für eine Immunantwort
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• Inaktivierte Impfstoffe weitgehend sicher
• Lebendimpfungen im Allgemeinen nicht empfohlen.
• Unter immunsuppressiver Therapie:Kontrolledes Impferfolges
• keine Impfungen innerhalb von vier bis sechs Wochen nach Beginn eines Erkrankungsschubes
• Impfungen lösen keine MS aus
Dr. Markus Frühwein 43
Eher unbedenklich(Ab 2. Trimenon)
Hepatitis A
Infuenza
Relativ kontraindiziert(Strenge Nutzen-Risikoabwägung,Ab 2. Trimenon)
Cholera
FSME
Gelbfieber
Hepatitis B
Japanische Enzephalitis
Meningokokken
Tollwut
Typhus
Absolut kontraindiziert MMR
Influenza-Lebendimpfstoff
Varizellen
Dr. Markus Frühwein, MaHM 45
Cholera 2 JahreFSME 1 JahrGelbfieber 9 MonateHepatitis A 1 JahrInfluenza, tot 6 MonateInfluenza, lebend 2 JahreJapanische Enzephalitis 2 Monate
Meningokokken, C-Konjugat, B-Protein
ACWY-Konjugat
2 Monate1-2 Jahre6 Wochen
Typhus oral 1 JahrParenteral 2 Jahre
Tollwut Alle Altersgruppen
Dr. Markus Frühwein, MaHM 46
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit
Dr. Markus Frühwein
Vorstand der bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen
Dr. Markus Frühwein, MaHM 47