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XXX 1 Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

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ARCHITEKTUR +NUTZUNGSPLANUNG

Michael BergholterDipl.-Ing. Architekt BDA Stadtplaner SRL

Barbara Ettinger-BrinckmannDipl.-Ing. Architektin BDA DWB

ArchitektenpartnerschaftAmtsgericht Frankfurt am MainRegisterblatt PR 1691

Hessenallee 2D-34130 KasselTel. +49 (0)561 707 75-0Fax +49 (0)561 707 75-23eMail: [email protected]

Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

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ANP ARCHITEKTUR- UND PLANUNGSESELLSCHAFT mbH2

Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

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Auftraggeber Auftragnehmer

ARCHITEKTUR- UND PLANUNGSGESELLSCHAFT mbH

Michael BergholterDipl.-Ing. Architekt BDA Stadtplaner SRL

Barbara Ettinger-BrinckmannDipl.-Ing. Architektin BDA DWB

Hessenallee 2D-34130 KasselTel. +49 (0)561 707 75-0Fax +49 (0)561 707 75-23eMail: [email protected]

Bearbeitung:Dipl.-Ing. Michael BergholterDipl.-Ing. Ulrike MaierDipl.-Ing. Fabian SchäferDipl.-Ing. Markus StaedtKarol KominekAlexander Siebert

Stand: Juli 2011

Stadt WolfsburgGeschäftsbereich Stadtplanung und BauberatungPorschestraße 4938440 Wolfsburg

Ansprechpartnerin:Dipl.-Ing. Silke Lässig

Tel. +49 (0)5361 28 22 61eMail: [email protected]

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

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Inhaltsverzeichnis1. Einführung und Zusammenfassung 71.1 Anlass und Ziel 71.2 Vorgehen und Grundlagen 71.3 Zusammenfassung der Ergebnisse 9

2. Ausgangslage und Rahmenbedingungen 102.1 Plangebiet und Lage in der Stadt 102.2 Geschichtliche Entwicklung: Das Quartier – gestern und heute 112.3 Rechtliche Grundlagen 142.4 Städtebauliche Studien und aktuelle Entwicklungen 15

3. Bestandssituation und Analyse 173.1 Bestandssituation 173.2 Stärken- und Schwächenanalyse 28

4. Beteiligung: Alle planen mit! 344.1 Beteiligung und Information – bisherige Maßnahmen 344.2 Schlüsselpersonengespräche 364.3 Zukünftige Beteiligungsmaßnahmen 38

5. Die Zukunft des Handwerkerviertels 395.1 Entwicklungsszenarien 395.2 Leitbild und Leitziele für das Handwerkerviertel 405.3 Zielgruppendiskussion –neue Wohnformen und kreative Arbeitsplätze 42

6. Handlungsfelder 466.1 Handlungsfeld Zentrumsfunktion 466.2 Handlungsfeld Wohnen 466.3 Handlungsfeld Arbeiten 476.4 Handlungsfeld Wissenschaft und Bildung 486.5 Handlungsfeld Freiraum und Verkehr 496.6 Management und Beteiligung 526.7 Impulsprojekte 54

7. Rahmenplan 567.1 Strategischer Rahmenplan 567.2 Städtebaulicher Rahmenplan 587.3 Liste der Projekte und Maßnahmen 61

8. Empfehlungen zum weiteren Vorgehen 66

9. Anlagen 669.1 Grundlagen 66

Inhalt

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Lage des Untersuchungsgebietes

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1. Einführung und Zusammenfassung

1.1 Anlass und Ziel

Die westliche Innenstadt Wolfsburgs und hier speziell das Handwerkerviertel, befinden sich in einem strukturellen Wandel. Das Viertel ist von Wohn- und Geschäftshäusern aus verschiedenen Nachkriegsdekaden und diversen Baulücken geprägt. Die Wohnqualität vieler dieser Gebäude entspricht nicht mehr der eines zeitgemäßen, innerstäd-tischen Quartiers. Zudem zeichnen sich städtebauliche Missstände und funktionale Fehlentwicklungen vor allem in der gewerblichen Struktur ab. So sind unter anderem auch Begleiterscheinungen klassischer Bahnhofviertel wie Glücksspiel und Prostitution vorzufinden.

Da die genannten Problemfelder nicht unabhängig vonein-ander betrachtet und gelöst werden können, muss eine integrierte Betrachtung erfolgen. Hierzu wurden bereits wichtige Schritte von Seiten der Stadt Wolfsburg unter-nommen:

• Stadtstrukturkonzept 2003, Fortschreibung 2006 (BPW Hamburg + MIX Landschaftsplanung Barnstedt)

• Studien zur Nachverdichtung im Handwerkerviertel (Busch-Kessler, Hannover, 2007)

• Vorbereitende Untersuchungen Handwerkerviertel Wolfsburg (Gesellschaft für Stadtentwicklung, Bremen, 2009)

• Integriertes Handlungskonzept für die Westliche In-nenstadt (Gesellschaft für Stadtentwicklung, Bremen, 2010)

Daneben gibt es sowohl im Handwerkerviertel selbst als auch im Umfeld des Quartiers Planungen und Vorhaben, die zu beachten und zu integrieren sind. Aufgrund der fest-

gestellten funktionalen und strukturellen Problemlagen im Quartier, wurde das Handwerkerviertel 2009 als förmliches Sanierungsgebiet ausgewiesen.

Um alle Erkenntnisse, Unterlagen und die aktuellen Verän-derungen zusammenzuführen und weitere Entwicklungs-möglichkeiten auszuloten, wurde das Planungsbüro ANP im Herbst 2010 mit der Erarbeitung eines „Städtebaulichen Sanierungsrahmenplans“ für das Handwerkerviertel Wolfs-burg beauftragt.

Mit dem Städtebaulichen Sanierungsrahmenplan soll zum einen der bereits erfolgreich angestoßene Entwicklungspro-zess kontinuierlich weitergführt werden. Zum anderen ist der Rahmenplan Grundlage für eine erneute Antragstellung, um in das Programm „Stadtumbau West“ aufgenommen zu werden. Unabhängig von der potentiellen Aufnahme in das Förderprogramm hat die Stadt für das Jahr 2011 Mittel aus dem städtischen Haushalt eingestellt und schon vorher zahlreiche Projekte und Entwicklungen angestoßen. Eine Aufnahme in das Programm könnte die notwendigen öffentlichen und privaten Maßnahmen im Quartier durch Fördergelder zusätzlich unterstützen.

Städtebaulicher SanierungsrahmenplanEin Rahmenplan versteht sich als informelles Planungsin-strument, das Entwicklungspotentiale und Perspektiven eines Stadtteils für dessen zukünftige Nutzung darstellt. Der Rahmenplan soll auf Grundlage einer breiten Beteiligung und Mitwirkung aller Akteure vor Ort eine städtebaulich und ökonomisch optimierte Entscheidungsgrundlage für die Standortentwicklung des Viertels aufzeigen. Er enthält so-mit Aussagen zur räumlich-funktionalen Nutzungsverteilung sowie Perspektiven zur baulichen und verkehrsplanerischen Entwicklung im Sanierungsgebiet. Nach Beschlussfassung durch den Rat der Stadt ist er verlässlicher Orientierungs-

rahmen nach innen und außen, Grundlage für das Stand-ortmarketing, die Bauleitplanung, den städtischen Haushalt sowie öffentliche und private Investitionen. Der Rahmen-plan soll eine behutsame Weiterentwicklung garantieren und die Zukkunftsfähigkeit des Quartiers sichern.

1.2 Vorgehen und Grundlagen

Bei der Erstellung des Rahmenplans wurden die Ergebnisse der bereits durchgeführten Untersuchungen, insbesondere die Ergebnisse aus den Vorbereitenden Untersuchungen (Gesellschaft für Stadtentwicklung GmbH, Bremen, 2009) überprüft und in Teilbereichen aktualisiert. Hinsichtlich des Handwerkerviertels wurden eine Reihe weiterer gesamt-städtischer und teilräumlicher Konzepte, Untersuchungen und Planungen ausgewertet. Eine entsprechende Aufstel-lung ist dem Anhang zu entnehmen.

Die Planung wurde in einem dialogorientierten Verfahren und in intensiver Abstimmung mit der Stadt Wolfsburg und zentralen Akteuren entwickelt. Bedeutsame Informationen lieferten die Gespräche mit so genannten Schlüsselper-sonen – zentralen Handlungs- und Entscheidungsträgern im Quartier – und die Beiträge von Bewohnerinnen und Bewohnern, Gewerbetreibenden und Eigentümerinnen und Eigentümer im Rahmen der durchgeführten Bürgerwerkstät-ten sowie Informationsveranstaltungen.

Einführung und Zusammenfassung

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Abgrenzung des Sanierungsgebietes

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1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse

Die Auseinandersetzung mit dem Handwerkerviertel hat gezeigt, dass die Ausweisung des rund 25 ha großen Quartiers als Sanierungsgebiet aufgrund der bestehenden Missstände und zunehmenden Funktionsverluste eine richtige und grundlegende Entscheidung gewesen ist. Der vorliegende Rahmenplan und die beabsichtigte Aufnah-me in das Städtebauförderungsprogramm „Stadtumbau West“ sind weitere wichtige Bausteine zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Quartiers und dokumentieren das starke Interesse der Stadt Wolfsburg an einer positiven Entwicklung des Handwerkerviertels.

In der vorliegenden Bestandsaufnahme werden als we-sentliche Missstände des Quartiers erhebliche Probleme durch den ruhenden und fließenden Verkehr, überalterte Wohnungsbestände, erheblichen Sanierungsstau, Defizite des gewerblichen Flächenangebots, Defizite in der Fuß- und Radwegevernetzung sowie in der Gestaltung öffentlicher Räume und stark versiegelter Innenhöfer aufgezeigt.

Um den verschiedenen Missständen nachhaltig entgegen-treten zu können, wurde während des Erarbeitungspro-zesses des Rahmenplans der bereits in der Vergangenheit initiierte Beteiligungsprozess weitergeführt. Die Kontinuität im prozessbegleitenden Beteiligungsverfahren erzeugt nicht nur Akzeptanz und Mitwirkungsbereitschaft in der Bürgerschaft, sondern trägt auch zur Qualitätssteigerung im anschließenden Findungs- und Umsetzungssetzungsprozess von Maßnahmen bei.

In dem bisherigen dialogorientierten Verfahren wurde als Leitbild für das Handwerkerviertel auf der Basis des über-geordneten Leitbildes der „Europäischen Stadt“ und auf der Grundlage des Szenarios „Aufbruch 2030“ die behutsame

Weiterentwicklung der spezifischen Qualitäten und Stär-ken des Quartiers als verbindlicher Orientierungsrahmen festgelegt.

Das Quartier zeichnet sich durch drei Entwicklungszonen mit unterschiedlichen Bau- und Nutzungsqualitäten aus, dem Büro- und Dienstleistungsbereich im Norden, dem mittleren Bereich mit seinen kleinteilig gemischten Wohn-, Geschäfts- und Werkstatt-Gebäuden – den sogenannten „Handwerkerhäusern“ – und dem südlichen Bereich mit Bildungseinrichtungen in Form großer Solitärbauten. Im Bereich der Berufsbildenden Schulen erstreckt sich diese Zone zudem von der Heinrich-Nordhoff-Straße bis zur Kleist-straße. Wichtige Gelenkfunktionen erfüllen der Schachtweg als Versorgungsachse und der Robert-Koch-Platz als grüne Mitte und Zentrum des Quartiers.

Um diese Entwicklungszonen zukunftsfähig gestalten zu können, müssen verschiedene zentrale Herausforderungen gemeinsam mit den vor Ort lebenden Menschen bewältigt werden. Dabei spielen insbesondere der Ausbau der vorhan-

denen Zentrumsfunktion und das Ausnutzen der Lagegunst, die Weiterentwicklung der gemischten Handwerkerhöfe als identitätsstiftende Besonderheit und die Schaffung von An-geboten für neue Zielgruppen, die sich im Quartier ansiedeln eine bedeutende Rolle. Darüber hinaus ist der Ausgleich der bestehenden Freiraumdefizite, durch eine Aufwertung des öffentlichen Raumes und eine Qualifizierung der Innenhöfe – einhergehend mit der Neuordnung des fließenden und ru-henden Verkehrs – Grundvoraussetzung für die Entstehung einer nachhaltigen Entwicklungsperspektive.

Der vorliegende Rahmenplan beschreibt ein städtebau-liches Gesamtkonzept, das unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus der städtebaulichen, landschaftlichen und verkehrlichen Betrachtung dem Profil einer innovativen und attraktiven Stadt gerecht werden soll. In der vielfältigen Stadtlandschaft Wolfsburgs kann das Handwerkerviertel in Zukunft noch mehr „Lust auf Urbanität und Leben in der Stadt“ wecken. Der Rahmenplan bietet auf dieser Ebene eine realistische Entwicklungschance, die stadt- und woh-nungswirtschaftlich attraktiv und marktgäng ist.

Die Zukunft des Quartiers entsteht im Dialog

Einführung und Zusammenfassung

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

2. Ausgangslage und Rahmenbedingungen

2.1 Plangebiet und Lage in der Stadt

Lage im StadtgebietDas rund 25 ha große Handwerkerviertel befindet sich im Kernbereich der Stadt Wolfsburg an der Schnittstelle von VW-Werk, Porschestraße und mehreren innenstadtnahen Wohngebieten. Mit der Porschestraße als Haupteinkaufs-zone Wolfsburgs ist das direkt angrenzende Handwer-kerviertel Teil der westlichen Innenstadt und übernimmt eine innenstadtergänzende Funktion. Es liegt südlich des Mittellandkanals und an der wichtigen verkehrlichen Ost-West-Verbindung Heinrich-Nordhoff-Straße/Heßlinger Straße mit Anschluss an die A 39. Das Quartier ist Standort der Hochschule Ostfalia und von zwei Berufsbildenden Schulen. Die Lage am Wolfsburger Hauptbahnhof sowie die in den letzen Jahren umgesetzten Projekte Autostadt, Phæno-Experimentiermuseum und Designer-Outlet-Center bieten aufgrund der räumlichen Nähe vielfältige Chancen für das Handwerkerviertel.

Räumliche AbgrenzungDie räumliche Abgrenzung des Sanierungsgebietes – Hein-rich-Nordhoff-Straße, Lessingstraße, Kleiststraße sowie August-Horch-Passage/Bahnhofspassage – orientiert sich an den bestehenden Abgrenzungen zwischen Quartier und Umgebung.

Der zu erstellende Rahmenplan betrachtet über diese Ge-bietsabgrenzung hinaus auch die Anschlüsse des Quartiers an seine Umgebung.

Hauptbahnhof, VW-Werk und Phæno

Blick in die Fußgängerzone Porschstraße Blick vom Bahnhof auf die Autostadt

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2.2 Geschichtliche Entwicklung: Das Quartier – gestern und heute

Geschichtliche Entwicklung1302 wurde die Wolfsburg als Sitz des Adelsgeschlechts derer von Bartensleben erstmals urkundlich erwähnt. Die Entstehung der Stadt Wolfsburg beginnt jedoch erst im 20.Jahrhundert und ist – wie die Geschichte des Quartiers selbst – eng mit dem nördlich angrenzenden VW-Werk ver-bunden. Wolfsburg wurde 1938 als „Stadt des KdF-Wagens bei Fallersleben“ gegründet, um die Arbeiter des ebenfalls 1938 enstandenen Volkswagenwerkes aufzunehmen. Der Architekt und Stadtplaner Peter Koller (1907-1996) war

heutigen Handwerkerviertels, gleichförmige Quartiere in Form von Behelfswohnbauten sowie so genannte „Ge-meinschaftslager“ für deutsche und italienische Bau- und Stammarbeiter des Volkswagenwerks. Später wurden hier auch Zwangsarbeiter untergebracht.

Zwischen 1945 und 1980 wurden entlang der Hauptver-kehrsstraßen Blockrandbebauungen und einige große Soli-tärbauten mit vorwiegend öffentlichen Nutzungen (Schulen, Arbeitsamt, Gemeindezentrum) errichtet. Die kleinteilige Struktur hat sich trotz vielfältiger Um- und Ausbauten der ehemaligen Behelfsbauten bis heute erhalten.

Das anfangs fehlende Zentrum der Stadt wurde durch Geschäfte entlang des Schachtweges – einer wichtigen Verbindung zwischen VW-Werk und den entstandenen Wohnquartieren – und Verwaltungseinrichtungen im westlichen Quartier ersetzt. Bis zur Ausbildung der Por-schestraße als Haupteinkaufsstraße blieb der Schachtweg das Geschäftszentrum Wolfsburgs.

Das Quartier heuteHeute ist das Handwerkerviertel ein Teil der westlichen

Merian-Ansicht von 1654

Volkswagenwerk Ende der 1930er Jahre

maßgeblich an der Planung der Stadt, die im Kern auf Ideen der Gartenstadtbewegung zurückgreift, beteiligt.

Die ersten Wohnsiedlungen entstanden zunächst südlich des Handwerkerviertels mit den Wohnhöfen zwischen Kleist- und Heinrich-Heine-Straße gefolgt von Siedlungen im westlichen Stadtgebiet. Da jedoch der große Wohnraum-bedarf nicht vollständig gedeckt werden konnte, entstanden in unmittelbarer Nähe zum VW-Werk, auf dem Gebiet des

Innenstadt. Es besitzt durch die kleinteilige Mischung von Gewerbe- und Wohnnutzungen sowie großmaßstäblichen Solitärbauten eine eigene Prägung. Das enge Nebeneinan-der von Wohnen und Kleingewerbe erweist sich als grund-sätzlich funktionstüchtig. Überalterte Wohnungsbestände, erheblicher Sanierungsstau bei zahlreichen Wohn- und Geschäftsgebäuden, Probleme durch den ruhenden und fließenden Verkehr, Defizite in der Fuß- und Radwegever-netzung sowie in der Gestaltung öffentlicher Räume und stark versiegelte Innenhöfe führen jedoch zunehmend zu problematischen Fehlentwicklungen.

Aufgrund seiner sehr guten verkehrlichen Anbindung ist das Quartier gleichzeitig großen Emissionsbelastungen ausgesetzt. Im Zusammenspiel mit fehlenden Moder-nisierungsmaßnahmen am Gebäudebestand und nicht mehr zeitgemäßen Wohnungszuschnitten stellten sich in den letzten Jahren Vermietungsprobleme ein: Fehlende Aufenthaltsqualitäten im öffentlichen Raum, ein hoher Versiegelungsgrad, fehlende Freiräume sowie die vorhan-dene Spielhallen- und Prostitutionsproblematik verschärfen die Situation.

Mit dem Entwicklungskonzept Westliche Innenstadt, den Vorbereitenden Untersuchungen und der anschließenden Ausweisung des Quartiers als Sanierungsgebiet versucht die Stadt nun, die Qualitäten des Handwerkerviertels wei-ter zu entwickeln, städtebauliche und soziale Missstände zu beseitigen und so den Gewerbe- und Wohnstandort nachhaltig zu sichern.

Ausgangslage und Rahmenbedingungen

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Neubauten – hier das neue IG-Metall-Gebäude – setzen Entwicklungsimpulse

Baustelle Jugendgästehaus Neubau an der Heinrich-Nordhoff-Straße Blick auf den nördlichen Bereich der Bahnhofspassage

Heinrich-Nordhoff-Straße Ecke Schachtweg

Heinrich-Nordhoff-Straße Ecke Lessingstraße

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Verwaltungsgebäude der Hochschule am Robert-Koch-Platz

Ehemaliges Arbeitsamt an der Kreuzung Kleiststraße / Schachtweg

Typische Handwerker-Strukturen

Blick in die Schillerstraße vom Robert-Koch-Platz

Blick in die SeilerstraßeKleinteilige Strukturen in der Poststraße

Ausgangslage und Rahmenbedingungen

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Strukturdaten des Handwerkerviertels

Größe Sanierungsgebiet: ca. 25 ha

Gesamtstadt Wolfsburg: ca. 121.000 Einwohner

Stadtbezirk Mitte: ca. 5.000 Einwohner

Untersuchungsgebiet: ca. 890 Einwohner

Schülerinnen/Schüler (BBS I+II): ca. 4.700*

*davon Vollzeit: 1.100, Teilzeit: 3.600 (bis 2013 + 170 VZ)

Studierende: ca. 2.600*

*(Erweiterung auf ca. 3.000 bis 2013 geplant)

2.3 Rechtliche Grundlagen

Flächennutzungsplan Wolfsburg 2020plusDer Flächennutzungsplan Wolfsburg 2020plus wurde am 2.Februar 2011 beschlossen. Er berücksichtigt die Wohnungsbedarfsprognose Wolfsburg und geht von einer Bevölkerungsentwicklung der Gesamtstadt von 120.000 auf 125.000 Einwohner bis zum Jahr 2020 aus. Um das Merkmal der „Stadt im Grünen“ zu sichern, sollen neue Wohnun-gen zentral und in schon vorhandenen Siedlungsräumen entstehen. Laut Prognosen werden für Neu-, Ersatz- und Nachholbedarf etwa 4.100–6.100 neue Wohnungen bis 2020 benötigt.

Des Weiteren will man die Standorte für Wirtschaft und Gewerbe in Nähe der Auto- und Eisenbahn und des Mit-tellandkanals stärken. Die Innenstadt soll als überörtlich bedeutsames Zentrum für Handel, Bildung und Dienstleis-tung gesichert und gefestigt werden.

Der FNP stellt die Flächen im Handwerkerviertel als ge-mischte Bauflächen, Flächen für den Gemeinbedarf (Berufs-bildende Schulen) und Sonderbaufläche (Hochschule) dar.

Zudem gehört das Quartier zum Bereich des A-Zentrums (Hauptzentrum), d.h. hier können auch Güter und Dienst-leistungen des spezialisierten, höheren Bedarfs angesiedelt werden. Das dem FNP zugrunde liegende Leitbild Wirtschaft sieht ein Gewerbeband mit Schwerpunkt Ingenieurdienst-leistungen südlich von Kanal und Bahnlinie vor.

Bebauungspläne / InnenbereichIm Sanierungsgebiet selbst liegen vier Bebauungspläne mit Rechtskraft vor, die das Handwerkerviertel überwiegend als Kerngebiet, in Teilen als Mischgebiet bzw. Sondergebiet Bildungseinrichtungen ausweisen. Für Bereiche, die sich aktuell in einem Veränderungsprozess befinden – so zum Beispiel der Bereich Schlosserhof (zwischen Heinrich-Nordhoff-Straße, Schachtweg, Poststraße und Siegfried-Ehlers-Straße) – wurde ein Aufstellungsbeschluss zum

Bebauungsplan gefasst oder – wie im Falle des Nordkopfes (Bereich zwischen Bahnhof und Porschestraße) – wurde der Bebauungsplan bereits beschlossen. Die Bereiche ohne Bebauungsplan sind planungsrechtlich nach § 34 BauGB zu beurteilen.

SanierungssatzungFür das Handwerkerviertel trat am 04. Juli 2009 eine Sanierungssatzung nach § 142 BauGB in Kraft. Das Sanie-rungsverfahren soll im „Normalverfahren“ nach § 152–156a BauGB durchgeführt werden. Die Eintragung der Sanie-rungsvermerke nach § 143 (2) BauGB in das Grundbuch erfolgte bereits. Damit einher gehen unter anderem die Genehmigungsvorbehalte nach § 144 BauGB der Gemeinde für bestimmte Vorhaben und Rechtsvorgänge.

Ausschnitt des FNP

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2.4 Städtebauliche Studien und aktuelle Entwicklungen

In den letzten Jahren wurden verschiedene Studien erarbei-tet, deren Ergebnisse in den vorliegenden Städtebaulichen Sanierungsrahmenplan eingeflossen sind. Dabei handelt es sich einerseits um gesamtstädtische Konzepte und anderer-seits um teilräumliche Untersuchungen. Die Kernaussagen dieser Studien und Planungen können für das Handwerker-viertel wie folgt zusammengefasst werden:

• Das Quartier hat durch seine Nähe zum Bahnhof und zur Porschestraße eine hohe Lagegunst.

• Die vorhandenen Bildungseinrichtungen sind ein wich-tiges Standbein des Quartiers und tragen wesentlich zu dessen Image bei.

• Die stadtbildprägenden Baustrukturen, die im Quartier vorzufinden sind, sollten als besondere Qualität weiter gestärkt werden.

• Das Handwerkerviertel ist Standort von kleinen Fach-geschäften – diese Stärke gilt es für die Zukunft zu sichern.

• Die vorhandene Mischnutzung gilt es als Qualität zu erhalten.

• Das Viertel bietet Potential für eine Nachverdichtung. Gerade für innerstädtische Wohnformen sowie Büro und Gewerbe sind aktivierbare Baulandreserven vor-handen.

• Starke Beeinträchtigungen gehen vor allem vom flie-ßenden und ruhenden Verkehr aus.

• Mängel werden vor allem in fehlenden bzw. ungestal-teten Frei- und Grünräumen gesehen.

• Darüber hinaus beinträchtigen nicht zeitgemäße Wohnungsangebote und ein hoher Sanierungsstau die Entwicklung des Quartiers.

Auf der Grundlage dieser Aussagen sind im Handwer-kerviertel bereits mehrere Projekte in Vorbereitung bzw. werden bereits entwickelt. Es handelt sich im Einzelnen um folgende Projekte:

Investorenauswahlverfahren für innerstädtisches Wohnen in der LessingstraßeDie Stadt Wolfsburg hat am 12. Oktober 2010 ein Investo-renauswahlverfahren für einen Teilbereich (rd. 9.600 m²) östlich der Lessingstraße gestartet und im Juli 2011 erfolgreich einen Investor ausgewählt, der am Standort eine maßstäbliche und zeitgemäße Wohnbebauung in Form gereihter Stadthäuser und mehrgeschossiger Wohngebäude, realisieren wird. Damit sollen zusätzliche Wohnungsangebote und eine städtebauliche Fassung zur Lessingstraße geschaffen werden.

Erweiterung der HochschuleDie Hochschule beabsichtigt bis 2013 die Studierenden-zahlen von derzeit ca. 2.600 auf rund 3.000 zu erhöhen. In diesem Zusammenhang hat sie das Grundstück des alten Arbeitsamtes (Kleiststraße/Ecke Schachtweg) erworben

und plant hier einen Neubau mit rund 3.000 m² Fläche. Zudem wird das bereits als Verwaltungsgebäude genutzte ehemalige Ordnungsamt am Robert-Koch-Platz denkmal-gerecht saniert.

Wettbewerb Robert-Koch-PlatzDie Stadt bereitet für den Bereich Robert-Koch-Platz einen landschaftsplanerischen Wettbewerb vor, um den bislang unzureichend gestalteten Platz als Campus der Hochschule und grüne Mitte des Quartiers aufzuwerten.

Blick auf das Entwicklungsgebiet Lessingstraße Ehemaliges Arbeitsamt an der Kleiststraße

Ausgangslage und Rahmenbedingungen

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

BahnhofspassageDie Stadt beabsichtigt mittelfristig eine Umgestaltung und ggf. Neuordnung der Bahnhofspassage, um den deutlichen funktionalen und baulichen Mängeln an der Schnittstelle zum Bahnhof zu begegnen.

Robert-Koch-Platz

Neubau Jugendgästehaus Der DJH-Landesverband Hannover e.V. baut derzeit das Gelände des ehemaligen Gemeindehauses Arche in der Kleiststraße zur Jugendherberge um. Mit einer Eröffnung ist noch dieses Jahr zu rechnen. Dann soll der bestehende Altstandort in der Lessingstraße aufgegeben werden. Dieses Grundstück ist Bestandteil des Investorenauswahl-verfahrens Lessingstraße.

Das ehemalige Gemeindehaus wird so umgestaltet, dass dort mehrere Tagungs- und Seminarräume sowie Büro- und Wirtschafträume Platz finden. Der bestehende Sakralraum beherbergt zukünftig den zweigeschossigen Speisesaal. Für die Schlafbereiche wird ein Neubau mit 48 Zimmern errichtet. Insgesamt verfügt die Jugendherberge zukünftig über 168 Betten.

Blick entlang der Bahnhofspassage

Parkraumkonzept für die Innenstadt Die Stadt bereitet die Vergabe eines Parkraumkonzepts für den gesamten Innenstadtbereich vor, um die quartiersüber-

greifenden Probleme mit dem ruhenden Verkehr zu analysie-ren und wirksame Lösungsstrategien zu entwickeln.

Die vorgestellten Planungen und Projekte zeigen, dass sich das Handwerkerviertel und sein Umfeld in einem dy-namischen Umstrukturierungsprozess befinden. Dies wird auch durch die im Gebiet bereits entstandenen Neubauten sowie die zahlreichen vorbereitenden Untersuchungen und Planungen deutlich.

Um diesen angestoßenen Prozess langfristig zu sichern und zu ordnen und um die notwendigen Sanierungsmaßnahmen im Gebiet zu steuern, wurde der vorliegende Städtebau-licher Sanierungsrahmenplan erstellt. Dieser soll die bisherigen und aktuellen Planungen sowie die begonnene Leitbilddiskussion zusammenführen und für das weitere politische und planerische Handeln ein verbindliches Ziel-konzept schaffen.

Neubau der Jugendgästehaus an der Kleiststraße

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3. Bestandssituation und Analyse

3.1 Bestandssituation

Die Erhebung der Bestandssituation basiert im Wesentli-chen auf den „Vorbereitenden Untersuchungen zum Hand-werkerviertel Wolfsburg“ (2009) und wurde im Rahmen des Städtebaulichen Sanierungsrahmenplanes aktualisiert. Wesentliche Erkenntnisse lieferten insbesondere vielfältige Gespräche und Diskussionsrunden mit Bewohnerinnen und Bewohnern als auch zentralen Akteuren des Quartiers und der Stadtverwaltung.

UmfeldWestlich und südlich des Handwerkerviertels schließen siedlungsartige Quartiere an, in denen Wohnnutzungen überwiegen: Zum einem das Quartier Hallenbad südlich der Kleiststraße – mit dem Kulturzentrum am Schachtweg – und daran anschließend das „Höfe“-Quartier sowie westlich der Lessingstraße das Quartier „Wellekamp“.

Nördlich der Heinrich-Nordhoff-Straße befinden sich Stell-platzanlagen des VW-Werkes, die durch Fußgängertunnel mit dem Werksgelände nördlich des Mittellandkanals ver-bunden sind. Mit dem Hauptbahnhof beginnt nord-östlich des Handwerkerviertels das Wolfsburger Zentrum. Hier wurde in den letzten Jahren der „Nordkopf“ entwickelt. Dieser bildet nun mit den zahlreichen genannten Einrichtun-gen das nördliche Ende der Innenstadt. Die Porschestraße als Haupteinkaufsstraße von Wolfsburg begrenzt das Handwerkerviertel nach Osten.

Bevölkerungs- und SozialstrukturDa statistische Daten in der Regel auf Stadtteilebene erhoben werden, ist eine genaue Beschreibung der Quar-tiersbevölkerung, welche sich auf das Handwerkerviertel

beschränken, nur begrenzt möglich. Legt man die vorhan-denen Strukturdaten für den Stadtteil Stadtmitte zugrunde, können folgende Trends für das Handwerkerviertel festge-stellt werden:

Im Handwerkerviertel leben aktuell etwa 890 Bewohne-rinnen und Bewohner (31.12.2008). Im Vergleich zu 1997 bedeutet dies einen Bevölkerungsrückgang von über 18 %. Eine ähnliche Größenordnung ist auch auf Stadtteilebene zu verzeichnen. Der Bevölkerungsrückgang weißt auf vielfältige Einflussfaktoren hin, mit den nicht mehr zeitge-mäßen Wohnungsangeboten und den von vielen Akteuren angesprochenen Imageprobleme des Quartiers lassen sich jedoch zwei wesentliche Faktoren bestimmen.

Auffällig ist, dass der Anteil der 15- bis 65-Jährigen über dem Wolfsburger Durchschnitt liegt, während die Anteile von Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren sowie Senioren über 65 Jahren unterrepräsentiert sind. Familien sind somit im Handwerkerviertel verhältnismäßig wenig vertreten. Mit einem Ausländeranteil von 24 % liegt das Handwerkerviertel deutlich über dem gesamtstädtischen Durchschnitt von 9,8 %. Auch die Arbeitslosenquote liegt mit 12 % (Stadtteil Stadtmitte) über der gesamtstädtischen Arbeitslosenquote von 7 %.

Die gebietsnahe Versorgung des Quartiers mit Bildungs- und Betreuungseinrichtungen ist mit der evangelischen Kindertagesstätte am Schachtweg, der Wohltbergschule, der Eichendorfschule und der Ferdinand-Porsche-Realschule im fußläufig gut erreichbaren Radius von einem Kilometer gewährleistet.

Das Handwerkerviertel liegt im Einzugsbereich der evange-lischen Stadtkirchengemeinde und verfügt mit dem stadt-teilnahen „Hallenbad – Kultur am Schachtweg“ über eine

Kulturzentrum am Schachtweg

Eingang in den Verbindungstunnel zu VW

Blick in den Verbindungstunnel zwischen Stadt und VW

Ausgangslage und Rahmenbedingungen/Bestandssituation und Analyse

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ANP ARCHITEKTUR- UND PLANUNGSESELLSCHAFT mbH18

Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Kultureinrichtung mit vielfältigem kulturellem und sozialem Angebot. Ebenfalls fußläufig erreichbar sind neben dem Phæno-Experimentiermuseum weitere Kultureinrichtungen der Stadt wie das Stadttheater, das Alvar-Alto-Kulturhaus, die Stadtbibliothek und das Kunstmuseum Wolfsburg.

Wohnungs-/ immobilienwirtschaftliche SituationFür Wolfsburg liegt kein offizieller Mietspiegel vor, die Erhe-bungen der drei großen Wohnungsbauunternehmen in der Stadt ergeben stadtweit ein durchschnittliches Mietpreisni-veau von 4,84 Euro/qm und im Bereich der Innenstadt eine geringe Leerstandquote von 2,5 %. Die Wohnungsbestände des Handwerkerviertels liegen zum großen Teil in privater Hand und sind teilweise überaltert.

Der Markt für gewerbliche Flächen im Handwerkerviertel ist nach Auskunft der Wolfsburg Marketing GmbH (WMG) entspannt, die Flächen haben tendenziell einen eher einfa-chen Ausbaustandard und die Fluktuation wird als gering eingeschätzt.

NutzungIm Handwerkerviertel sind drei Zonen mit unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten feststellbar (vgl. Plan Bestand Nutzungsstruktur, S.19 und Plan Bestand Entwicklungszo-nen, S. 32):

Nördliche ZoneDurch die Nähe zu City und Hauptbahnhof bedingt, zeichnet sich entlang der Heinrich-Nordhoff-Straße aktuell eine Entwicklung zum Dienstleistungs- und Bürostandort ab. So wurden in diesem Bereich, den die Büromarktanalyse 2010 der WMG als einen von vier Bürocluster in Wolfsburg definiert, in den vergangenen Jahren mehrere neue Büro-gebäude errichtet.

Mittlere ZoneIm mittleren Bereich entlang der beiden Quartiersachsen, der Post- und der Seilerstraße, hat sich in den sogenann-ten „Handwerkerhäusern“ eine kleinteilige Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Versorgung entwickelt. Neben Wohnnutzungen in den Obergeschossen befinden sich hier

überwiegend kleinteilige Fachgeschäfte, Handwerksbetrie-be und Dienstleistungsangebote.

Zudem sind insbesondere entlang des Schachtwegs einige Gastronomiebetriebe sowie Lebensmitteleinzelhandel angesiedelt, dementsprechend weist das Einzelhandelsgut-achten der Stadt Wolfsburg diesem Standort die Funktion eines Nahversorgungszentrums zu. Durch die zentrale Lage und Nähe zum Hauptbahnhof sowie zur City war und ist das Handwerkerviertel ein wichtiger Standort für Betriebe des Hotel- und Gaststättengewerbes. Entsprechende Einrich-tungen sind im Quartier in unterschiedlichen Qualitäten vertreten.

Südliche ZoneDarüber hinaus wird das Quartier durch die hauptsächlich im südlichen Bereich entlang der Kleiststraße ansässigen Bildungseinrichtungen geprägt. Es handelt sich zum einen um die Hochschule Ostfalia, die am Standort mit den Fakul-täten Fahrzeugtechnik, Wirtschaft und Gesundheitswesen vertreten ist. Im Wintersemester 2010/2011 waren rund

Gewerbeentwicklung an der Heinrich-Nordhoff-Straße Schulhof der BBS IHandwerker-Häuser

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19

Bestand Nutzungsstruktur EG

Sanierungsgebiet

Lebensmittel (täglicher Bedarf)

Textilien/Haushaltsbedarf

Gesundheitswesen

Soziale Einrichtung

Berufsbildende Schule

Hochschule/Labor Neubau

Handwerksbetrieb

Hotel-/Gaststättengewerbe

Dienstleister (z.B. Versicherungen)

Unterhaltungsbedarf

Wirschafts- & Rechtsleistungen

Leerstand

Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

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Tischlerstraße

Seilerstraße

Poststraße

Schlosserstraße

Robert- Koch -Platz

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Porsc

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BBS I.

BBS II.

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Volkswagenwerk

Willy-Brandt-Platz

Kleiststraße

HallenbadSchachtw

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Schillerstra

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Siegfried-Ehlers-Straße

ARCHITEKTUR- UND PLANUNGSGESELLSCHAFT mbH

Bearbeitung: Dipl.-Ing. Fabian SchäferDipl.-Ing. Markus StaedtKarol Kominek

Stand: Juni 2011

Kartengrundlage:Quelle: Auszug aus der Stadtgrundkarte der Stadt Wolfsburg,15-3 - GIS - Geographische Informationssysteme, Stand 26.11.2010

Bestandssituation und Analyse

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

2.600 Studierende eingeschrieben; geplant ist der Ausbau auf rund 3.000 Studierende in 2013. Zum anderen befinden sich zwei Berufsbildende Schulen (BBS I + II) im Quartier, die zusammen mehr als 3.600 Teilzeitschülerinnen und Teilzeitschüler und über 1.100 Vollzeitschülerinnen und Vollzeitschüler unterrichten. Auch hier ist die Erweiterung auf 1.300 Vollzeitschülerinnen und Vollzeitschüler geplant. Während Vollzeitschülerinnen und Vollzeitschüler fünf Tage die Woche in der Schule anwesend sind, zeichnen sich Teilzeitschülerinnen und Teilzeitschüler dadurch aus, dass sie die Einrichtung nur an ein bis zwei Tagen die Woche bzw. im Blockunterricht besuchen.

Leerstand und unerwünschte NutzungenEinige gewerbliche Flächen im Handwerkerviertel sind von Leerstand betroffen, was u.a. mit der vernachlässigten Bau-substanz, Imageproblemen und der steigenden Konkurrenz durch Neubauangebote begründet wird. Schwierigkeiten mit der Vermietung finden sich vermehrt in den Hinterhöfen, punktuell aber auch bei den kleinteiligen Ladeneinheiten entlang der Post- und Seilerstraße. Vereinzelt tauchen Spielhallen- und Wettbüronutzungen sowie Wohnungspro-

stitution auf. Sie sind Indikatoren für beginnende Trading-down-Tendenzen. Bei den Wohnnutzungen werden von den Akteuren vor Ort übereinstimmend sinkende Mieterlöse und Schwierigkeiten bei Neuvermietungen berichtet.

Baustruktur Die auf der Ebene der Nutzungen beschriebene Dreiteilung des Quartiers spiegelt sich auch in den Baustrukturen wie-der. Im Norden bilden bis zu sieben geschossige, stadträum-lich markante Geschäfts- und Bürogebäude eine tendenziell großmassstäbliche Blockrandbebauung aus.

Demgegenüber ist der mittlere Bereich durch eine klein-maßstäbliche Blockrandbebauung geprägt. Die zwei- bis dreigeschossigen Gebäude mit Satteldächern und Neben-gebäuden im Hinterhof befinden sich bevorzugt entlang der Seilerstraße und der Poststraße. Diese „Handwerkerhäu-ser“ stellen innerhalb der im Geiste der Gartenstadtidee entstandenen Stadt Wolfsburg eine strukturelle Beson-derheit dar.

Im südlichen Bereich wiederum finden sich solitäre Groß-

Zustand der Gebäude Bahnhofspassage HandwerkergebäudeQuartierseingang nördlicher Schachtweg

strukturen, die im Unterschied zu den vorrangig privat genutzten Handwerkergebäuden vor allem öffentliche Nutzungen beherbergen.

Bauliche Mängel / SanierungsstauBei zahlreichen Gebäuden vor allem in der mittleren Zone lassen sich bereits von außen sichtbare bauliche Mängel feststellen. Aufgrund des Baualters (1940er–1960er Jahre) ist auch davon auszugehen, dass viele Wohnungen im Quartier aufgrund der Wohnungsgröße und der Zimmeran-zahl heutigen Standards nicht mehr entsprechen. In vielen Fällen sind Modernisierungsmaßnahmen der Sanitär- und Heizungsanlagen sowie energetische Sanierungen not-wendig.

DenkmalschutzWie in der nebenstehenden Karte „Bestand Baustruktur/ Denkmalschutz“ gekennzeichnet, sind die ehemalige Mar-tin-Luther-Kirche/Gemeindehaus Arche, welche derzeit zur Jugendherberge umgebaut wird, und das städtebauliche Ensemble rund um den Robert-Koch-Platz in die Denkmal-schutzliste der Stadt Wolfsburg eingetragen.

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21

Bestand Baustruktur / Denkmalschutz

Sanierungsgebiet

Typische Handwerkerhäuser

Einzeldenkmal

Ensemble-Schutz

Markante Gebäude

Sanierungsstau / Neuordnungsbedarf

HWV Typische Bebauung

Ensemble / FH / R.K.-Platz

Markante Geb. (Größe/Status)

Tischlerstraße

Seilerstraße

Poststraße

Schlosserstraße

Robert- Koch -

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Heinrich - Nordhoff - Straße

BBS I.

BBS II.

OstfaliaHochschule

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Hauptbahnhof Wolfsburg

Mittellandkanal

Volkswagenwerk

Willy-Brandt-Platz

Kleiststraße

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Bestandssituation und Analyse

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Eigentumsverhältnisse

Das Handwerkerviertel zeichnet sich durch eine besondere Eigentümer- und Grundstücksstruktur aus. Große Bereiche des Quartiers befinden sich im öffentlichen Eigentum.

Zum einen befinden sich die Grundstücke der öffentlichen Einrichtungen (BBS I und II, Hochschule, ehemalige Kinder-tagesstätte Lessingstraße) im Besitz der öffentlichen Hand, zum anderen sind eine Vielzahl von kleinen Grundstücken in Erbpacht an Private vergeben, so dass trotz homogener Ei-

gentumsstruktur ein heterogenes Erscheinungsbild besteht. Bis auf drei einzelne Grundstücke, deren Verträge im Laufe der nächsten zehn Jahren auslaufen werden, verfügen alle weiteren Erbpachtnehmer über Verträge mit Laufzeiten von noch ca. 40 Jahren.

Grundstücksstruktur des Handwerkerviertels: Mischung aus großen und kleinteiligen Grundstücken

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Bestand Eigentumsverhältnisse

Sanierungsgebiet

Städtisches Eigentum

Erbbaurechte

Teilerbbaurechte

Privates Eigentum

Wohneigentum

Tischlerstraße

Seilerstraße

Poststraße

Schlosserstraße

Robert- Koch -Platz

Schachtweg Siegfried-Ehlers-Straße

August-Horch- Passage

Porschestraße

Lessingstraße

Heinrich - Nordhoff - Straße

BBS I.

BBS II.

OstfaliaHochschule

phaeno

Hauptbahnhof Wolfsburg

Mittellandkanal

Volkswagenwerk

Willy-Brandt-Platz

Kleiststraße

HallenbadSchachtweg

Kantallee

Schillerstraße

Fritz-Reuter-Straße

Städt. Eigentum

Erbbaurechte

Teil-Erbbaurechte

Privates Eigentum

Wohneigentum

eege

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0 100�m50

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Kartengrundlage:Quelle: Auszug aus der Stadtgrundkarte der Stadt Wolfsburg,15-3 - GIS - Geographische Informationssysteme, Stand 26.11.2010

Bestandssituation und Analyse

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Öffentlicher Raum, Freiraum und VerkehrDer Boden im Handwerkerviertel ist hochgradig versie-gelt. Als einzige öffentliche und zentrale Grünfläche ist der Robert-Koch-Platz zu nennen, der aktuell eine geringe Aufenthaltsqualität bietet. Auch die öffentlichen Straßen bieten wenig Aufenthaltsqualität für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Beschäftigte des Quartiers. Nach der Auf-gabe der Kindertagesstätte Lessingstraße steht im Quartier kein öffentlicher Kinderspielplatz mehr zur Verfügung.

Robert-Koch-Platz

Aufgrund der im Quartier ansässigen Bildungseinrichtun-gen, zahlreichen Arbeitsplätze und der guten Verbindung zur Porschestraße als Haupteinkaufsstraße herrscht im Hand-werkerviertel ein sehr hoher Parkdruck. Deshalb ist auch auf privaten Grundstücken unversiegelter Boden selten. Um Stellplätze für Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigte bereitzustellen, werden die unbebauten Grundstücksflächen fast vollständig für diesen Zweck genutzt. Momentan sind im Quartier lediglich Einzelbäume bzw. kleinere Baumgrup-pen, jedoch keine zusammenhängenden Baumstrukturen vorzufinden.

Im Quartier fehlen Straßenbäume

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Bestand Freiraum

Sanierungsgebiet

Öffentliche Grünfl äche

Private Grünfl äche

Versiegelte Fläche

Verkehrsfl äche

Bestandsbaum

Spielplatz

Private Grünflächen

Öffentl. Grünflächen

Spielplatz

Tischlerstraße

Seilerstraße

Poststraße

Schlosserstraße

Robert- Koch -Platz

Schachtw

eg

August-Horch- Passage

Porsc

hestraße

Lessingstra

ße

Heinrich - Nordhoff - Straße

BBS I.

BBS II.

OstfaliaHochschule

phaeno

Hauptbahnhof Wolfsburg

Mittellandkanal

Volkswagenwerk

Willy-Brandt-Platz

Kleiststraße

HallenbadSchachtw

eg

Kantallee

Schillerstra

ße

Fritz-Reuter-StraßeSiegfried-Ehlers-Straße

Spielplatz

Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

0 100�m50

Spielplatz

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Stand: Juni 2011

Kartengrundlage:Quelle: Auszug aus der Stadtgrundkarte der Stadt Wolfsburg,15-3 - GIS - Geographische Informationssysteme, Stand 26.11.2010

Bestandssituation und Analyse

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Städtebaulicher Sanierungsrahmenplan Wolfsburg Handwerkerviertel

Äußere und Innere ErschließungDas Handwerkerviertel ist über- und innerörtlich sehr gut erschlossen. Nördlich grenzt das Gebiet an die L321 Heinrich-Nordhoff-Straße, die eine direkte Verbindung zur Autobahn 39 (Richtung Braunschweig) ist. Weitere Straßen mit Hauptstraßencharakter sind die Lessingstraße im Wes-ten und die Kleiststraße im Süden des Sanierungsgebiets. Im östlichen Bereich befi ndet sich mit der Porschestraße die Hauptgeschäftsstraße Wolfsburgs.

Die innere Erschließung erfolgt über die Post- bzw. Seiler-straße, den Schachtweg und die Siegfried-Ehlers-Straße. Die Poststraße ist in Teilbereichen nur im Einrichtungsver-kehr befahrbar. Die Verkehrsanlagen im Quartier sind für den motorisierten Verkehr sehr großzügig dimensioniert. Trotz der kleinräumigen Quartiersstrukturen sind alle Stra-ßen durchgehend mit dem Geschwindigkeitsniveau Tempo 50 ausgewiesen. Fußgängern und Radfahrern fehlt es hin-gegen an Raum und entsprechender Aufenthaltsqualität.

Aufgrund der zentralen Lage, der überörtlich bedeutsamen Bildungseinrichtungen und der vielfältigen Nutzungen besteht im Quartier ein großes Verkehrsaufkommen, ein-schließlich Parkplatzsuchverkehr. Auf der Heinrich-Nord-

hoff-Straße verkehren täglich über 35.000 Fahrzeuge, die Lessingstraße wird täglich von etwa 10.000 Fahrzeugen befahren und in der Kleiststraße sind täglich etwa 7.000 Fahrzeuge unterwegs.

Ruhender VerkehrIm östlichen Handwerkerviertel befi ndet sich das Parkhaus Poststraße (Zufahrt über die Siegfried-Ehlers-Straße) mit 960 Parkplätzen. Außerdem gibt es zwei bewirtschaftete öffentliche Parkplätze mit insgesamt 110 Parkplätzen. Im Schachtweg gibt es ein privates Parkhaus mit ca. 80 Stellplätzen. Die BBS I verfügt über ein Parkdeck unter der Sporthalle mit ca. 80 Stellplätzen. Darüber hinaus sind 330 Parkplätze entlang der Erschließungsstraßen im öffentli-chen Raum vorhanden, wovon nur ein Anteil von rund 60 Stellplätzen bewirtschaftet wird. Etwa 1.000 Stellplätze sind in Blockinnenbereichen und auf privaten Flächen zu fi nden. Insgesamt gibt es damit im Handwerkerviertel circa 2.600 Park- und Stellplätze. Nicht berücksichtigt sind dabei bestehende öffentliche Parkplätze an der Kleist- und Lessingstraße sowie am Hallenbad – Kulturzentrum am Schachtweg. Insgesamt ist die Stellplatzsituation im Hand-werkerviertel als angespannt zu bezeichnen. Ein Großteil des Parkdruckes wird durch die im Quartier ansässigen

Bildungseinrichtungen erzeugt.

ÖPNVDas Handwerkerviertel ist durch die Nähe zum ICE- Bahnhof und zum zentralen Omnibusbahnhof in der Porschestraße sowie den drei Bushaltestellen in der Lessingstraße, Kleist-straße und Heinrich-Nordhoff-Straße sehr gut an den öf-fentlichen Personennah- und -fernverkehr angeschlossen.

LärmimmissionenAufgrund des hohen Verkehrsaufkommens insbesondere der angrenzenden Hauptverkehrsstraßen sind die Rand-bereiche des Handwerkerviertels hohen Lärmimmissionen ausgesetzt.

Öffentliche Stellplätze in der Poststraße Parkhaus Poststraße