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STRAHLEN FÜR DAS LEBEN M.- L. SAUTTER-BIHL UND M. BAMBERG Im Auftrag der

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Page 1: Strahlen für das Leben 28 03 - klinikumffo.de · Hyperthermie 22 Nebenwirkungen dder SStrahlentherapie 23 Die hhäufigsten VVorurteile ggegen SStrahlentherapie 24 Ablauf dder BBestrahlung

STRAHLEN FÜR DAS LEBEN

M.- LL. SSAUTTER-BBIHL UND M. BBAMBERG

Im Auftrag der

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Inhaltsverzeichnis

An wwen rrichtet ssich ddiese BBroschüre? 4Was iist KKrebs? 5Krebs uund PPsyche 6

Die ddrei SStandbeine dder KKrebsbehandlung 8Operation 8Medikamentöse TTherapie 8Strahlentherapie 9

Vor eeiner OOperation 10Nach eeiner OOperation 10Anstelle eeiner OOperation 11

Wie wwirkt SStrahlentherapie? 12Einige bbiologische GGrundlagen 12Welche DDosis wwird vverabreicht? 13

Welche ZZiele vverfolgt mman mmit dder SStrahlentherapie? 14Kurative SStrahlentherapie 14Symptomatische ((palliative) SStrahlentherapie 14

Welche AArten vvon SStrahlentherapie ggibt ees? 15Bestrahlung vvon aaußen –– eexterne SStrahlentherapie 15Sonderformen dder eexternen SStrahlentherapie 16

Stereotaktische SStrahlentherapie 16Intensitätsmodulierte RRadiotherapie ((IMRT) 17Bildgesteuerte SStrahlentherapie ((IGRT) 18Cyberknife uund TTomotherapie 18Protonen/ SSchwerionen 19

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Für IInteressierte: Wie ffunktioniert eein LLinearbeschleuniger? 20Bestrahlung vvon iinnen - BBrachytherapie ((Afterloading) 21

Kombination dder SStrahlenbehandlung mmit aanderenTherapieverfahren 22Radio-CChemotherapie 22Hyperthermie 22

Nebenwirkungen dder SStrahlentherapie 23

Die hhäufigsten VVorurteile ggegen SStrahlentherapie 24

Ablauf dder BBestrahlung 26Einführungsgespräch 26Bestrahlungsplanung uund SSimulation 27Terminplanung uund BBestrahlung 29

Wie vverhält mman ssich wwährend dder BBestrahlung? 30Allgemeine LLebensführung 30

Sport uund KKrebs 30Hautpflege 31Ernährung 31Wartezimmergespräche 32

Hilfestellung ddurch ppsychosoziale BBetreuung 33

Nach dder SStrahlentherapie: wwie ggeht ees wweiter? 34

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Liebe LLeserin, llieber LLeser,wir wenden uns mit dieser Broschüre hauptsächlich an Strahlen-therapie - Patienten und deren Angehörige. Diese Einführungkann jedoch auch interessierten Laien als Informationsschriftdienen. Sie beschreibt die Grundprinzipien und Abläufe einerStrahlentherapie und soll diese verständlich machen.Die meisten Menschen verknüpfen mit Strahlen etwas Unheimli-ches oder Bedrohliches. Jeder Radioonkologe (Strahlenthera-peut) macht täglich die Erfahrung, dass viele Patienten mit fal-schen Vorstellungen, oft auch mit Vorurteilen zur Strahlenthera-pie kommen. In der Öffentlichkeit ist über Strahlentherapie sehrwenig bekannt. Selbst im Medizinstudium nimmt das FachStrahlentherapie nur einen kleinen Raum ein, so dass sogarangehende Ärzte in ihrer Ausbildung nur wenig darüber lernen.Ein entscheidender Punkt ist auch, dass die Strahlentherapiekeine “Lobby” hat. Hinter einer medikamentösen Therapie stehtdie Pharmaindustrie, die durch gezielte Werbung aktiv dazu bei-trägt, die Wirksamkeit der von ihr hergestellten Medikamente inder Bevölkerung bekannt zu machen. Über Bestrahlung wirdhingegen kaum gesprochen oder geschrieben. Diese Unkennt-nis führt häufig zu irrationalen Ängsten und Vorurteilen in derBevölkerung: Der Mensch neigt dazu, unsichtbare Dingeunheimlich zu finden. Zwar kann man Strahlen nicht sehen, mankann sie aber mit geeigneten Instrumenten exakt messen. ImGegensatz zu manchen anderen Therapieformen ist die Strah-lentherapie eine Behandlung, die mit physikalischen Methodengenau zu planen und auch präzise zu beschreiben ist. UnserZiel ist es, im Folgenden ein grundsätzliches Verständnis für dieAbläufe und die Wirkungen der Strahlentherapie zu schaffen.Die Situation, sich mit einer lebensbedrohlichen Erkrankungauseinandersetzen zu müssen, verursacht immer Ängste. Sowird ein betroffener Patient der Tumorbehandlung nie ganz

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Aufklärunggegen Angst

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angstfrei entgegensehen. Was es jedoch zu verhindern gilt, sindpsychische Belastungen durch Befürchtungen und Unkenntnis.Dabei kann natürlich nicht auf alle Einzelheiten - auch nicht aufalle Tumorerkrankungen – eingegangen werden. Sie könnenjedoch alle darüber hinausgehenden Fragen mit Ihren Ärzten impersönlichen Gespräch klären.

Was iist KKrebs?Das Wort “Krebs” ist ein ebenso vieldeutiger Begriff wie dasWort “bösartig”. Gemeint sind eine Vielzahl sehr unterschiedli-cher Erkrankungen, die allerdings eines gemeinsam haben:unbehandelt schreiten sie fort und führen meist irgendwann zumTode. Ein bildhafter Vergleich: das Wort Krebs ist ungefähr so aussa-gekräftig, wie der Begriff “Auto”: damit kann durchaus ein Klein-wagen oder auch ein 30-Tonner LKW gemeint sein.Auch der Begriff “bösartig” ist problematisch: viele so genanntegutartige Erkrankungen können sehr aggressiv verlaufen undauch zum Tode führen. Viele Tumorerkrankungen sind hinge-gen vollständig heilbar.

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Einige sstatistische AAngaben:

Krebs uund PPsycheWird man mit der Diagnose "Krebs" konfrontiert, so bricht häufigvon einem Augenblick auf den anderen die Welt vollkommenzusammen; man hat das Gefühl, nichts werde mehr so sein wiees war. Verständlich ist es, sich dann zu fragen:" Warum geradeich?" Hilfreich ist es jedoch nicht! Es kann sogar dem Heilungs-prozess abträglich sein, die Ursache für die Krebserkrankung imeigenen Umfeld oder bei sich selbst zu suchen, (vermeintliches)persönliches Fehlverhalten für die Erkrankung verantwortlich zumachen oder Schuldzuweisungen zu treffen.Noch immer kennen wir die Ursachen für Tumorerkrankungennicht genau; in jedem Fall sind sie sehr komplizierter Natur undalle einfachen Erklärungen sind falsch! Es hat deshalb wenigSinn zu fragen, ob man die Erkrankung durch Vermeidung man-cher Verhaltensweisen hätte verhindern können. Es hilft auchnicht weiter, die Tumorerkrankung als unverdienten Schicksals-schlag zu werten, da dies ein Gefühl von Hilflosigkeit und Zorn

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Statistisch betrachtet muss jeder dritte bis vierte Bürger damit rechnen,im Laufe seines Lebens an Krebs zu erkranken.

Ungefähr die Hälfte aller Krebserkrankungen kann geheilt werden,wobei in den verschiedenen Krankheitsgruppen die Heilungsraten sehrviel höher, aber auch niedriger liegen können.

50-60% aller Krebspatienten werden im Laufe ihrer Erkrankungbestrahlt.

Bei ca. 50% aller dauerhaften Tumorheilungen ist die Strahlentherapiemitbeteiligt oder die alleinige Behandlung

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mit sich bringt, das eher lähmend wirkt. Wenn Sie das Bedürfnishaben, mögliche Schwächen in Ihrer Lebensführung zu analy-sieren, um manches in Zukunft besser machen zu können, soll-ten Sie dies mit Blick nach vorne tun und sich nicht über Ver-säumnisse der Vergangenheit grämen. Wichtig ist es, dieGegenwart zu nutzen, die Zukunft zu gestalten und aus derSituation das Beste zu machen. Sich mit einer Tumorerkrankung auseinanderzusetzen ist immerein Schock; es kann aber auch eine Chance sein. Oft machenTumorpatienten die Erfahrung, plötzlich intensiver zu leben undbewusster mit ihrer Zeit umzugehen. Viele Tumorerkrankungensind heute heilbar, und es kann für den Gesundungsprozesswichtig sein, mit Optimismus in die Zukunft zu sehen.Noch eine grundsätzliche Anmerkung zur Situation einesPatienten, dessen Tumor nicht mehr vollständig heilbar ist: diesist zweifellos eine schwierige und psychisch sehr belastendeSituation. Warum aber empfinden chronisch krebskrankePatienten ihre Erkrankung häufig viel bedrohlicher als anderechronisch Kranke? Dass dies sachlich oft nicht berechtigt ist,mag ein Beispiel verdeutlichen: auch eine Herzkrankheit ist imAllgemeinen nicht heilbar, sondern stellt ein chronisches Leidendar, das immer wieder behandelt werden muss und die Lebens-erwartung einschränkt. Die Situation eines Herzkranken ist alsodurchaus vergleichbar mit der mancher Tumorpatienten. Den-noch erzählt der Herzkranke meist ganz unbefangen von sei-nem Leiden, während der Krebspatient und sein Umfeld überdie Erkrankung oft nur hinter vorgehaltener Hand sprechen.

Krebs und Psyche:

Warum geradeich?

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Die ddrei SStandbeine dder KKrebsbehandlung

Grundsätzlich unterscheidet man "örtliche" Behandlungsformen(die nur im Bereich ihrer Anwendung wirksam werden) von"systemischen"; das sind solche, die im ganzen Körper wirken.Die drei wichtigsten Behandlungsformen in der Krebsbehand-lung (Onkologie) sind:

Operation Bei vielen Krebserkrankungen ist die Operation die erste(manchmal auch die einzige) Maßnahme. Wenn möglich, wirdder Tumor zusammen mit einem umgebenden Bereich vongesundem Gewebe entfernt, damit man möglichst sicher seinkann, dass keine Tumorreste im Operationsgebiet verbleiben.Wenn ein Tumor vollständig und mit ausreichendem Sicher-heitsabstand entfernt wird und keine Lymphknoten oder Fernab-siedelungen (Metastasen) vorliegen, kann die Erkrankung damitgeheilt sein.Bei vielen Tumorerkrankungen führt man jedoch sicherheitshal-ber eine Nachbehandlung (z.B. Strahlen- oder Chemotherapie)durch.Dadurch soll verhindert werden, dass einzelne, verbliebeneTumorzellen später zu einem Rückfall der Tumorerkrankungführen.

Medikamentöse TTumortherapie An erster Stelle ist hier die Chemotherapie zu nennen. Es han-delt sich dabei um eine Behandlung mit Substanzen (Zytostati-ka), die Zellen abtöten oder am Wachstum hindern, indem siedie Zellteilung hemmen. Meist werden mehrere Zytostatika kom-biniert und gleichzeitig eingesetzt.Es gibt eine große Anzahl verschiedener Chemotherapie - Kom-binationen, die in ihrer Wirkung und auch in ihrer Verträglichkeit

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sehr unterschiedlich sind. Die entsprechenden Substanzen wer-den meist in eine Vene injiziert und dann über den Blutstrom inalle Regionen des Körpers transportiert. Da die verabreichtenMedikamente auf diese Weise überall hin gelangen und so dasgesamte "System Mensch" behandelt wird, spricht man auchvon "systemischer Therapie". Sie wirkt im gesamten Organis-mus; dies gilt allerdings auch für ihre Nebenwirkungen.Manche Tumoren, wie beispielsweise Brustkrebs oder Prostata-krebs können hormonabhängig wachsen. In diesen Fällen kanneine antihormonelle Therapie zur Wachstumshemmung einge-setzt werden.Verschiedene neuartige Therapieansätze können gezielter anTumorzellen angreifen und gesundes Gewebe besser schonen.Dazu zählen monoklonale Antikörper, Substanzen, die eineGefäßneubildung hemmen, und viele weitere. Einige dieserneuen Medikamente sind viel versprechend; eine abschließen-de Beurteilung bezüglich ihrer Wirksamkeit ist jedoch derzeitmeist noch nicht möglich.

StrahlentherapieIn den letzten Jahrzehnten erfuhr die Strahlentherapie eine sorasante Weiterentwicklung wie kaum eine andere medizinischeDisziplin. Durch moderne Linearbeschleuniger wurde die Vor-aussetzung geschaffen, auch in der Tiefe des Körpers gelegeneTumoren so zu bestrahlen, dass Nachbarorgane und auch dieHautoberfläche weitgehend geschont werden. Unabdingbar isthierfür die dreidimensionale, computergesteuerte Bestrahlungs-planung, die mit Hilfe bildgebender Verfahren wie der Compu-tertomographie (CT), der Kernspintomographie (MR) und derPositronen-Emissionstomographie (PET) eine exakte Darstel-lung von Tumor und Organsystemen ermöglicht. Mit hoher Ziel-genauigkeit kann so der Tumor von der Bestrahlung erfasst und

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das gesunde Gewebe geschont werden. So wurde die Wirksam-keit der Strahlentherapie entscheidend verbessert und ihreNebenwirkungen gleichzeitig reduziert. Im Gegensatz zu deroben beschriebenen "systemischen" (medikamentösen) Thera-pie ist die Strahlentherapie eine rein örtliche bzw. regionaleMaßnahme, d.h. sie wirkt nur im Bereich des Bestrahlungsfel-des. Dies gilt sowohl für die (erwünschte) tumorzerstörende Wir-kung als auch für die (unerwünschten) Nebenwirkungen. Für bestimmte Tumoren wurden in den letzten Jahren Möglich-keiten entwickelt, die Vorteile der lokalen und der systemischenBehandlung zu kombinieren (s.unten).

Bestrahlung vvor eeiner OOperationPräoperative ((neoadjuvante) BBestrahlung

Bei manchen Erkrankungen (z.B. Enddarm-Krebs) kann mandurch eine Vorbestrahlung - teilweise in Kombination mit einerChemotherapie - die Heilungschancen verbessern. Die Tumo-ren schrumpfen unter der Behandlung und können dann leichterentfernt werden. Manche Tumoren, die bei Diagnosestellung füreine Operation zu groß erscheinen, können anschließend dochnoch vom Chirurgen entfernt werden.

Bestrahlung nnach eeiner OOperationPostoperative ((adjuvante) BBestrahlung

Bei manchen Tumoren wird nach einer Operation routinemäßigoder in speziellen Situationen eine Nachbehandlung ange-schlossen, um das Rückfallrisiko weiter zu reduzieren. So ist dieNachbestrahlung nach brusterhaltender Operation ein festerBestandteil der Behandlung von Brustkrebs - unabhängig vomTumorstadium. Bei anderen Tumoren erfolgt eine Nachbestrah-lung nur, wenn diese eine bestimmte Größe hatten oder ohne

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ausreichenden Sicherheitsabstand zu gesundem Gewebe ope-riert wurden.

Bestrahlung aanstelle eeiner OOperationEine Reihe von bösartigen Erkrankungen kann durch eine allei-nige Strahlentherapie geheilt werden. Bei einigen dieser Tumo-ren ist die Bestrahlung die einzig angewandte Therapieform.Für andere Tumoren wäre zwar die Operation die Therapie derersten Wahl, jedoch ist eine chirurgische Behandlung nichtimmer möglich und sinnvoll. Ein Grund dafür können Begleiter-krankungen sein, die einen großen Eingriff mit Narkose zu risi-koreich erscheinen lassen. Ein zweiter Hinderungsgrund kanndie Größe oder die Lage des Tumors sein, die es manchmalunmöglich machen, diesen chirurgisch zu entfernen, ohnelebenswichtige Strukturen zu verletzen. Manche Patienten kön-nen sich auch nicht zu einer Operation entschließen. In solchenSituationen kann man unter Umständen auch mit einer alleini-gen Strahlentherapie noch eine Heilung erzielen.Bei vielen Tumoren kann durch die Bestrahlung eine mit Organ-verlust verbundene Operation vermieden werden. Einige Bei-spiele:Kehlkopfkrebs: Durch die operative Entfernung des Kehlkopfesist die Stimme unwiederbringlich verloren. Mit einer Strahlenthe-rapie ist in bestimmten Stadien eine Tumorheilung möglich,ohne dass die Stimmfunktion wesentlich beeinträchtigt wird.Prostatakrebs: Die Radikaloperation ist meist mit einem Verlustder Potenz verbunden; durch eine Strahlentherapie kann siehingegen - ohne entscheidende Einbuße der Heilungschancen -oft erhalten werden, auch eine Inkontinenz tritt in der Regel nichtauf.

Strahlen stattSkalpell?

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Wie wwirkt SStrahlentherapie ??

Strahlung ist eine "Wachstumsbremse" für lebendes Gewebe.Sie bewirkt eine Hemmung der Zellteilung.Die kleinste funktionsfähige Einheit jedes lebenden Organismus- und auch jedes Tumors - ist die Zelle. Die meisten Zellenhaben nur eine begrenzte Lebensdauer und müssen fortlaufendersetzt werden. Dies geschieht durch Zellteilung, einer Basis-funktion des Lebens. Nur wenn sie ungestört abläuft, könnenOrgane ihre "Arbeit" leisten. Auch das Wachstum eines Tumorswird über Zellteilung geregelt. Eine der Hauptwirkungen vonStrahlen besteht in der Störung oder sogar Verhinderung derZellteilung. Im Inneren jeder Zelle befindet sich der Zellkern als"Kommandozentrale". An diesem Ort entscheidet sich, ob undwann sich eine Zelle teilt. Der Zellkern enthält u.a. auch dieSchlüsselsubstanz für die Vererbung, die sog. Desoxyribonukle-insäure (DNS). Vor der Zellteilung muss die DNS eine "Kopie ihrer selbst" anfer-tigen. Sie wird in zwei gleiche Portionen aufgeteilt, die bei derZellteilung an die beiden neu entstandenen "Tochterzellen" wei-tergegeben werden.Hier greift die Strahlung ein: Sie kann die "DNS-Spirale" so inihrer Struktur verändern, dass die Zelle ihre Teilungsfähigkeitverliert und im Laufe der Zeit abstirbt.Zellen verfügen jedoch für den Fall einer Schädigung der DNSüber ein eigenes "Reparatursystem", das aus speziellen Enzy-men besteht. Diese können - wie eine Schere - defekte Stellenaus der DNS ausschneiden und ersetzen. Reparaturvorgängespielen sich jedoch nicht nur an der DNS ab, sondern auch inder gesamten Zelle. So können Zellen und Gewebe, die geschä-digt wurden, die Fähigkeit zu beschleunigtem Wachstum ent-wickeln und so die Schädigung "ausgleichen". Diese Fähigkeitzur Reparatur ist im gesunden Gewebe wesentlich ausgepräg-

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einigebiologischeGrundlagen

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ter als bei vielen Tumoren, so dass die schädigende Wirkungder Strahlung auf den Tumor weit mehr Einfluss nimmt als aufdie umgebenden gesunden Organe.Genau diesen Unterschied im Reparaturvermögen macht mansich für die Therapie zunutze: Während sich gesundes Gewebemeist wieder von der Schädigung erholt, können Tumoren oderauch vereinzelte Tumorzellen soweit geschädigt bzw. zerstörtwerden, dass ein erneutes Tumorwachstum und damit unterUmständen auch die Streuung von Tumorzellen in andere Orga-ne (Metastasenbildung) verhindert werden kann.

Welche DDosis wwird vverabreicht?Die Dosiseinheit in der Strahlentherapie heißt Gray (AbkürzungGy) nach dem Physiker L. H. Gray. Die für eine Tumorvernich-tung notwendige Dosis richtet sich nach der Strahlenempfind-lichkeit des entsprechenden Tumors und liegt meist zwischen40 und 70 Gy. Welche Gesamtdosis für den einzelnen Patientenund seine Erkrankung angestrebt wird, legt der behandelndeRadioonkologe in der Regel vor Behandlungsbeginn fest.Diese Gesamtdosis wird in "Einzelportionen" oder Fraktionenaufgeteilt. Sie betragen in der Regel 2 Gy, wobei Abweichungennach oben und unten möglich sind. Prinzipiell gilt die Regel: jekleiner die Einzeldosis, umso verträglicher ist die Therapie undumso geringer ist insbesondere das Risiko bleibender Spätkom-plikationen.Ein bildhafter Vergleich: Ein Sonnenbad von vielen Stundenkann einen schweren Sonnenbrand verursachen; wenn mansich hingegen nur kurzzeitig täglich der Sonne aussetzt, so istdies gut verträglich.Eine große Anzahl von Einzelbestrahlungen ist also nicht alsbesonders "aggressive" Therapie zu betrachten, sondern imGegenteil als sehr schonend.

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Welche ZZiele vverfolgt mman mmit eeiner SStrahlentherapie?

Grundsätzlich unterscheidet man die kurative von der palliati-ven Bestrahlung.

Kurative SStrahlentherapieWenn eine Heilung möglich ist, spricht man von kurativer Strah-lentherapie. Sie kann sowohl bei einem sichtbaren Tumor zumEinsatz kommen als auch vorbeugend sein, nämlich dann, wennman zwar keinen Tumor sieht, aber befürchtet, dass z.B. imOperationsgebiet noch vereinzelte Tumorzellen zurückgeblie-ben sind. Diese sollen durch die Bestrahlung vernichtet werden(adjuvante postoperative Strahlentherapie).Einige Beispiele für die Heilung von sichtbaren Tumoren durcheine alleinige Strahlentherapie: Lymphdrüsenkrebs, Stimm-bandkrebs, Hautkrebs und Prostatakrebs.Beispiele für die postoperative Bestrahlung: nach organerhal-tender Operation bei Brustkrebs und die Nachbestrahlung beiDarmkrebs.

Symptomatische ((palliative) SStrahlentherapieIst eine Heilung der Tumorerkrankung nicht möglich, so kanndurch eine Strahlentherapie eine Linderung tumorbedingterSymptome und manchmal auch eine Lebensverlängerungerreicht werden. Vor allem Schmerzen sprechen häufig beson-ders gut auf eine Bestrahlung an. So kann beispielsweise beiKnochenschmerzen, die durch Metastasen bedingt sind, in ca.80 Prozent eine Linderung durch Bestrahlung erzielt werden. Invielen Fällen baut sich der Knochen wieder auf und Knochen-brüche werden so verhindert. Auch Atemnot, Schluckbeschwer-den, Lähmungen, Harnstauung, Lymphstau oder Blutungenkönnen häufig günstig beeinflusst werden. Damit ist die

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Ziel: Heilungder Tumor-erkrankung

Ziel: Linderungvon

Symptomen

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palliative Strahlentherapie bei vielen Tumorpatienten eine sehreffektive Maßnahme zur Verbesserung der Lebensqualität.

Welche AArten vvon SStrahlentherapie ggibt ees?Die beiden wesentlichen Formen der Strahlentherapie sind dieBestrahlung von außen und die Bestrahlung von innen.

Bestrahlung vvon aaußen - eexterne SStrahlentherapieSie ist die häufigste Form der Strahlentherapie. In einem spe-ziellen Therapiegerät wird Strahlung erzeugt und über Feldereiner festgelegten Größe von außen in das Körperinnere einge-strahlt.Meist werden heute Linearbeschleuniger verwendet. Dieseerzeugen zwei Arten von Strahlen: Ultraharte Röntgenstrahlen(Photonen höherer Energie), die sich vor allem für die Behand-lung tiefliegender Tumore eignen, und negativ geladene Teil-chen (Elektronen), die nur wenige Zentimeter ins Gewebe ein-dringen und deshalb zur Therapie oberflächlich gelegener

Krankheitsherde verwen-det werden.Moderne Bestrahlungsge-räte sind technischäußerst kompliziert aufge-baut. Sie werden deshalbtäglich vor Inbetriebnah-me von einem Physikerüberprüft, der umfangrei-che Messungen durch-

führt. Außerdem verfügen die Bestrahlungsgeräte über eineVielzahl von "Sicherungen". So gibt das Gerät die Bestrahlungnur dann frei, wenn sämtliche Einzelheiten (z.B. Größe des Fel-des, Winkel, Bestrahlungszeit) genau mit den geplanten und im

Wie wirdbestrahlt?

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Computer gespeicherten Daten übereinstimmen. Bereits beikleinsten Abweichungen "verweigert" das Gerät die Bestrah-lung. Somit ist es mit den modernen Geräten nahezu unmöglich,"versehentlich falsch" zu bestrahlen.Jede einzelne Bestrahlung wird in allen Einzelheiten dokumen-tiert, so dass sich auch Jahre später alle Details genau nachvoll-ziehen lassen.

Sonderformen dder eexternen SStrahlentherapieZahlreiche technische Weiterentwicklungen ermöglichen beibestimmten Krankheitsbildern eine noch exaktere "Navigation"zur gewünschten Zielregion. In manchen Situationen kann manso die Strahlendosis erhöhen und damit die Heilungschancennochmals verbessern. Hier einige Beispiele:

Stereotaktische SStrahlentherapieDie stereotaktische Bestrahlung stellt eine (technisch sehr auf-wändige) Sonderform der Bestrahlung dar, die in hohen Einzel-dosen verabreicht wird; sie ermöglicht gewissermaßen eine Art"Operation ohne Messer". Die stereotaktische Strahlentherapiekommt hauptsächlich bei einer Untergruppe von Hirntumoren,zwischenzeitlich jedoch auch bei Tumoren des Körperstammeszum Einsatz, die allerdings eine bestimmte Größe nicht über-schreiten dürfen. Es bedarf eines speziellen Navigationssy-stems, mit dem bestimmte Fixpunkte im Körper angesteuert undgenaue Koordinaten des Zielgebietes dreidimensional ermitteltwerden. Um eine präzise Übertragung der geplanten Bestrah-lungsdaten zu ermöglichen, wird der Kopf oder Körperabschnittdes Patienten mit einer Maske oder einem speziellen Lage-rungssystem fixiert. Die Bestrahlung selbst erfolgt mit einemPhotonenstrahl, der entsprechend dem Zielvolumen nur wenigeMillimeter Durchmesser besitzt. Durch die besonders hohen

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Präzise aufden Punktgebracht

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Anforderungen an die mechanische Geometrie können derarti-ge Bestrahlungen nur nach umfangreichen Sicherheitstests undmit besonderem Zubehör an einem Beschleuniger vorgenom-men und von einem erfahrenen, speziell ausgebildeten Teamdurchgeführt werden.

Intensitätsmodulierte RRadiotherapie ((IMRT) Die Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT) stellt eine Wei-terentwicklung der dreidimensionalen Bestrahlung dar underfordert eine technische Spezialausstattung. Im Kopf desBestrahlungsgerätes werden zahlreiche schmale Wolframlamel-len nach entsprechender Computerberechnung während derBestrahlung in das Bestrahlungsfeld eingefahren. Viele einzel-ne, unterschiedlich geformte Felder können so übereinander

gelegt und über ver-schiedene Winkeleingestrahlt werden,dass eine individuel-lere Anpassung andas bestrahlteTumorvolumenmöglich wird. DieIMRT ist technisch,personell und zeit-lich sehr aufwändig.Sie ist auch nur beibestimmten Tumo-ren sinnvoll, vor

allem bei solchen, die in der Nähe von Risikoorganen liegen. BeiTumoren im Kopf-Hals-Bereich kann man z.B. die Speicheldrü-se durch diese Technik schonen; bei einer Untergruppe von

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einzelnen Patienten mit Prostatakarzinom können Blase undEnddarm auf diese Weise noch effektiver geschont werden.

Bildgesteuerte SStrahlentherapie Image gguided rradiotherapy ((IGRT)Üblicherweise werden zur Verbesserung der Präzision vor derBestrahlung elektronisch Röntgenaufnahmen angefertigt; beiAbweichungen der aktuellen Situation vom Bestrahlungsplankann die Lagerung des Patienten dann gezielt korrigiert werden.Diese Röntgenbilder zeigen aber nur knöcherne Strukturen undliefern deshalb keine Informationen über die genaue Lage vonOrganen und Weichteilen. Mit einer neuen Technologie kann nun das entsprechendeOrgan selbst bzw. die Tumorregion in allen anatomischen Ein-zelheiten unmittelbar vor der Bestrahlung bildlich dargestelltwerden. Dies gelingt durch die zusätzliche Ausstattung desLinearbeschleunigers mit einer speziellen Röntgenvorrichtung,die am Bestrahlungsgerät montiert ist und computertomogra-phische Aufnahmen von hoher Bildqualität erzeugt.

Cyberknife uund TTomotherapieNeben herkömmlichen Beschleunigern wurden in den letztenJahren neue Technologien wie Cyberknife- und Tomotherapie-Gerät entwickelt, die bei bestimmten Tumorerkrankungen eineverbesserte Präzision, beispielsweise durch Robotertechnik,versprechen. Inwieweit diese im Vergleich zu Linearbeschleuni-gern Vorteile bringen, ist derzeit noch Gegenstand wissen-schaftlicher Forschung.

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der Schritt indie vierte

Dimension

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Protonen/SchwerionenProtonen sind positiv geladene Teilchen, die nicht mit einemherkömmlichen Linearbeschleuniger produziert werden können.Die Geräte, die man zu ihrer Erzeugung benötigt, sind tech-nisch erheblich aufwändiger und in der Herstellung um ein viel-faches teurer als ein Linearbeschleuniger. Die biologische Wirk-samkeit ist allerdings kaum höher, sodass diese StrahlenTumorzellen nicht effektiver abtöten als Photonen eines Linear-beschleunigers. Ein wesentlicher Vorteil von Protonen liegtdarin, dass ihre Dosis überwiegend auf den Tumor konzentriertbleibt und außerhalb des Zielgebietes schnell abfällt. Dadurchwird gesundes Gewebe in der Nachbarschaft eines Tumors bes-ser geschont. Es gibt einige wenige Tumorerkrankungen, beidenen die Protonenbestrahlung wissenschaftlich erwieseneVorteile gegenüber der herkömmlichen Strahlentherapie bietet.So können beispielsweise Melanome in der Aderhaut desAuges so gezielt bestrahlt werden, dass die umgebende Netz-haut nicht wesentlich geschädigt wird. Tumoren in kritischenTeilen des Gehirns, z. B. an der Schädelbasis, können ebenfallsmit verminderten Nebenwirkungen auf die Hirnnerven und dasumliegende Gewebe behandelt werden. Bei den meisten ande-ren Tumorarten liegen hingegen für die Protonentherapie keinewissenschaftlichen Ergebnisse an größeren Patientengruppenvor, die deren Überlegenheit beweisen.In den nächsten Jahren werden an einigen Zentren in Deutsch-land Protonentherapien entstehen. Diese werden aber bei aus-gewählten Indikationen eingesetzt werden, die zwischen unse-rer Fachgesellschaft und den Krankenkassen vereinbart wur-den. Die Protonentherapie ist kein genereller Ersatz der derzei-tigen Strahlentherapie mit Linearbeschleunigern! Ähnliches giltauch für die Schwerionentherapie.

Keine Routine-behandlung

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Für IInteressierte: Wie ffunktioniert eein LLinearbeschleuniger?Im medizinischen Bereich werden Elektronenbeschleuniger ein-gesetzt. Elektronen sind winzige, negativ geladene Teilchen.Die Quelle, in der sie erzeugt und ausgesendet werden, ist einGlühdraht. Die dort produzierten Elektronen werden in einemHochvakuum-Rohr nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleu-nigt. Am Ende des Rohres werden die Elektronen mit Hilfe einesstarken Magneten in ihrer Bahn auf die gewünschte Richtungumgelenkt. Diese Elektronen können direkt zur Therapie einge-setzt werden, indem man sie mit einer so genannten Streufolieüber eine definierte Fläche verteilt und so für die Bestrahlungoberflächlicher Tumoren einsetzt. Häufiger wird jedoch einePhotonenstrahlung benötigt; sie kann erzeugt werden, indemman die Elektronen auf ein wassergekühltes Metall (Wolframtar-get) treffen lässt. Durch den Aufprall auf dieses Target werdendie ultraschnellen Elektronen abrupt gebremst, dabei entstehendurch Energieumwandlungsprozesse Photonen (auch als ultra-harte Röntgenstrahlen bezeichnet). Photonen können aufgrundihrer physikalischen Eigenschaften - im Vergleich zu Elektronen- tiefer in den Körper eindringen. Je energiereicher die Photo-

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nenstrahlung ist, umso größer ist auch ihre Eindringtiefe. In derklinischen Routine kommen Strahlen mit Energien von 4-23 MVzum Einsatz.

Bestrahlung vvon iinnen: Brachytherapie ((Afterloading)Die so genannte Brachytherapie (brachys = griechisch kurz) istein zweites wichtiges Instrument der Strahlentherapie und wirdhäufig in Kombination mit der Bestrahlung von außen einge-setzt. Dabei wird die Strahlenquelle in einer speziellen Hülse(Applikator) in eine Körperhöhle (z.B. Speiseröhre, Luftröhre,

Enddarm, Scheide, Gebärmutter)eingebracht und gibt dort in genauberechneter Weise Strahlung ab;diese hat - im Gegensatz zuräußerlichen Bestrahlung - einedeutlich geringere Reichweite,d.h. sie dringt nur wenige Zenti-meter ins Gewebe ein. Damit wirdeine hohe Dosis im gewünschten

Gebiet erzielt, während die umliegenden Organe weitgehendgeschont werden. Eine weitere Form der Afterloadingtherapiebesteht darin, dass spezielle Nadeln oder Schläuche (unter Nar-kose) direkt in das Tumorgewebe eingebracht werden. Nach derBestrahlung werden diese Applikatoren wieder entfernt.Bei einer definierten Gruppe von Prostatakarzinomen in frühenStadien kann eine Brachytherapie mit so genannten "Seeds"erfolgen. Dabei handelt es sich um kleine radioaktive Stifte, dieunter Narkose in die Prostata eingebracht werden und dort ihreStrahlung dauerhaft abgeben. Diese Seeds verbleiben lebens-länglich.

Strahlen mitkurzer Reich-

weite

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Kombination dder SStrahlenbehandlung mmit aanderenTherapieverfahren

Die Wirksamkeit einer Strahlentherapie kann bei manchenErkrankungen durch die Kombination mit anderen Maßnahmennoch gesteigert werden.

Radio-CChemotherapieBei manchen Tumoren (z.B. der Kopf-Halsregion, der Lunge,der Speiseröhre und des Enddarms) hat es sich bewährt, dieBestrahlung mit einer gleichzeitigen Chemotherapie zu kombi-nieren. Die Wirkung der Strahlentherapie wird dadurch nochverstärkt und die Heilungschancen damit verbessert. Bei einergleichzeitigen Radio-Chemotherapie muss allerdings mit einemAnstieg der Nebenwirkungen gerechnet werden. Die Behand-lung muß darum häufig stationär erfolgen und besonders eng-maschig überwacht werden.

HyperthermieBei einigen Tumoren macht man sich die Tatsache zunutze,dass durch Wärme Tumorzellen vernichtet werden. Was sicheinfach anhört, erfordert jedoch eine höchst komplizierte Tech-nologie. Im Unterschied zur klassischen externen Strahlenthera-pie kommen hierbei keine Röntgenstrahlen, sondern Radio-Fre-quenz- oder Ultraschall-Wellen zur Anwendung, mit denen imbehandelten Gewebe eine Temperatur von ca. 42-43 Grad Cel-sius erzeugt wird. Schwierig dabei ist, die erhöhte Temperaturgleichmäßig auf das Zielvolumen zu verteilen, da die einge-strahlte Wärme in nicht immer vorhersehbarer Weise durch denBlutstrom wieder abtransportiert werden kann. Durch die Hitzesterben vor allem die Zellen mit schlechter Sauerstoffversor-gung ab; genau diese sind am wenigsten strahlenempfindlich.Hyperthermie und Strahlentherapie können sich also sinnvoll

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Kampf demKrebs durch

Wärme

+

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ergänzen. Die Hyperthermie ist allerdings kein Routineverfah-ren; sie wird nur in Kombination mit einer Strahlen- bzw. Chemo-therapie durchgeführt und erfolgt in spezialisierten Zentren.

Nebenwirkungen dder SStrahlentherapieDie Strahlentherapie ist eine lokale Maßnahme, deren Wirkungsich in der Regel auf die Region des Bestrahlungsfeldesbeschränkt. So entsteht beispielsweise Haarausfall nur bei einerBestrahlung des Kopfes. Prinzipiell unterscheidet man akuteNebenwirkungen, d.h. solche, die bereits in den Wochen wäh-rend der Strahlentherapie auftreten, von Spätreaktionen, dieMonate bis Jahre nach der Therapie eintreten können. Beispielefür akute Nebenwirkungen sind Schleimhautentzündungen imMund oder in der Speiseröhre bei Bestrahlung in der Kopf-Hals-Region, Übelkeit oder Durchfälle bei Bestrahlung im Bauchbe-reich oder Hautrötungen bei Bestrahlung der Brust. Beispiele fürSpätreaktionen sind Hautverfärbungen oder Verhärtungen desUnterhautfettgewebes. Eine verbesserte Bestrahlungsplanungund -technik, sowie kleinere und damit verträglichere Einzeldo-sen lassen heute solche Nebenwirkungen seltener werden.Dennoch muss ein gewisses Maß an unerwünschten Begleitef-fekten gelegentlich in Kauf genommen werden, um eine Krebs-erkrankung effektiv zu bekämpfen. Wir bitten Sie, diese als"Preis" für die Chance zu sehen, die Tumorerkrankung in denGriff zu bekommen. Je positiver Ihre Einstellung zu möglichenNebenwirkungen ist, umso weniger beeinträchtigend werden siesubjektiv empfunden. Eine optimistische Grundhaltung ist derbeste Verbündete für Arzt und Patient im gemeinsamen Kampfgegen die Tumorerkrankung. Damit dies besser gelingt, soll imFolgenden kurz auf die wichtigsten Vorurteile gegen eine Strah-lenbehandlung eingegangen werden.

Eher selten!

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Die hhäufigsten VVorurteile ggegen SStrahlentherapieViele Ängste vor einer Strahlenbehandlung hängen damitzusammen, dass falsche Vorstellungen über die "Schädlichkeitvon Strahlen" bestehen. Aus Unkenntnis erwachsen eine Reiheganz unbegründeter Vorurteile:

Vorurteil 11 ““Radioaktive VVerseuchung”

Manche Menschen bringen fälschlicherweise Strahlung oderStrahlentherapie mit Radioaktivität in Verbindung und denkendann an die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Es wird auchoft die Befürchtung geäußert, dass der Bestrahlungspatientradioaktiv verseucht würde und dann eine Strahlenbelastung fürsein Umfeld darstelle. Dies ist nicht der Fall.

Vorurteil 22 ““Krebs ddurch BBestrahlung?”

Die Frage, ob die Strahlentherapie selbst krebsverursachendsei, wird immer wieder gestellt. Verwechselt werden oft dieEffekte einer therapeutischen Bestrahlung mit den Folgen einerdurch Reaktorunfälle oder Atombomben verursachten Strah-lung. Bei diesen Unfällen ist der Organismus über einen kurzenZeitraum einer sehr hohen Ganzkörperdosis ausgesetzt. Beiden Opfern wurden in der Folgezeit vermehrt bösartige Erkran-kungen beobachtet, vor allem Leukämie (Blutkrebs).Bei einer Strahlentherapie liegt die Situation jedoch völliganders: Aus der exakten Begrenzung des Strahlenfeldes resul-tiert eine fast ausschließliche Konzentration der Dosis auf dasBestrahlungsfeld. Das Risiko, durch eine solche Behandlung(10 bis 30 Jahre später) an einem Zweittumor zu erkranken, liegtim Bereich weniger Prozente und ist damit verschwindendgering, wenn man es mit dem Risiko vergleicht, das die Erkran-kung für den Betroffenen darstellt.

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MinimalesRisiko

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Vorurteil 33 ““Strahlenkater”

Da die Bestrahlung nur dort wirkt, wo sie eingesetzt wird, tretenAllgemeinsymptome wie Übelkeit oder Abgeschlagenheit nurrelativ selten auf, hauptsächlich bei entsprechend großen Fel-dern im Bauchbereich.

Vorurteil 44 ““Verbrennung”

Hautreaktionen (ähnlich wie bei einem Sonnenbrand) sind auf-grund der heute verwendeten Bestrahlungstechniken eher eineAusnahme. Sie können jedoch dann auftreten, wenn die Hautwegen eines entsprechenden Tumorsitzes mit einer höherenDosis behandelt werden muss; insbesondere, wenn zuvor eineChemotherapie erfolgt war.

Vorurteil 55 ““eingesperrt iim BBunker”

Strahlentherapie findet in speziell abgeschirmten Räumen statt.Diese sind jedochmeist hell und freund-lich ausgestattet, sodass man keine Platz-angst bekommt. AusStrahlenschutzgrün-den muss das Perso-nal während der Be-strahlung zwar denRaum verlassen: die

Patienten sind jedoch in dieser kurzen Zeit (wenige Minuten)über eine Kamera und eine Gegensprechanlage mit der"Außenwelt" verbunden und können jederzeit Kontakt mit demStrahlentherapie-Team aufnehmen.

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Ablauf dder BBestrahlung

Damit Sie sich darauf einstellen können, wie die Strahlenthera-pie abläuft, schildern wir im Folgenden die einzelnen Schritteder Behandlung:

EinführungsgesprächNachdem eine Tumorerkrankung festgestellt wurde, erfolgt dieFestlegung eines Behandlungskonzeptes, das eine oder mehre-re (bereits erläuterte) Behandlungsformen (z.B. Operation, Che-

motherapie, Bestrahlung)beinhalten kann. Ist eineStrahlentherapie geplant, sowird der/die Patient(in) demRadioonkologen vorgestellt.Wichtig ist, dass bei diesemersten Gespräch möglichstalle verfügbaren Behand-lungsunterlagen (Operati-

onsbericht, Pathologiebericht über die mikroskopische Beurtei-lung der Erkrankung, Röntgenbilder, Arztbriefe usw.) vorliegen.Die Durchsicht dieser Unterlagen liefert dem Strahlentherapeu-ten die Grundlage für weitere Entscheidungen. Nach einer aus-führlichen körperlichen Untersuchung wird dann das Aufklä-rungsgespräch geführt, bei dem der Strahlentherapeut dieBehandlungsziele, den Ablauf der Therapie und möglicheNebenwirkungen erläutert und auch Verhaltenshinweise zurTherapiedauer gibt. Ihr Radioonkologe wird Ihnen einen Aufklä-rungsbogen aushändigen, auf dem mögliche Therapienebenwir-kungen dargestellt sind. Dieser dient als Einverständniserklä-rung und muss vor der ersten Bestrahlung von Ihnen gegenge-zeichnet werden. Juristisch gesehen hat dieser Aufklärungsbo-gen eine ähnliche Funktion wie der Beipackzettel bei Medika-

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Fragen SieIhren Arzt...

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menten: Mögliche Nebenwirkungen werden auch dann aufge-führt, wenn sie äußerst selten auftreten. Oft kommt es vor, dassdem Patienten nach dem Gespräch noch Fragen einfallen. DieKlärung kann dann problemlos vor oder während der Bestrah-lung nachgeholt werden.Erfahrungsgemäß kann es hilfreich sein, zu dem Erstgesprächeinen nahestehenden Angehörigen mitzubringen. Dies eröffnetdie Möglichkeit, zu Hause die erhaltenen Informationen noch-mals zu besprechen und mitunter gemeinsam auch besser zuverarbeiten.

Bestrahlungsplanung uund SSimulationUm eine optimale Bestrahlungstechnik zu ermöglichen, ist esmeist notwendig, zuvor eine Computertomographie (CT) des zubestrahlenden Körperabschnittes in Bestrahlungsposition

durchzuführen.Dabei wird dieserKörperabschnitt"scheibchenweise"mit allen Nachbaror-ganen dargestellt.Diese Bilder und diedarin enthaltenenDaten werden direktin den Bestrahlungs-planungscomputer

eingelesen. Der Strahlentherapeut zeichnet millimetergenaudas gewünschte Zielvolumen ein. Arzt und Physiker ermittelnmit Hilfe des Computers die günstigste Anordnung der Bestrah-lungsfelder. Bei manchen einfachen Bestrahlungstechnikenkann das Bestrahlungsfeld auch direkt anhand einer Röntgen-aufnahme festgelegt werden.

Präzise planen,schonendbestrahlen

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Bei der Simulation wird der/die Patient(in) unter einem speziel-len Röntgengerät (Simulator), das ähnlich wie das Bestrah-lungsgerät konstruiert ist, in der angestrebten Bestrahlungsposi-tion gelagert. Unter Durchleuchtung wird dann die zu bestrah-lende Region ("Zielvolumen") dem Plan entsprechend einge-stellt. In der Regel sind dazu mehrere Felder notwendig, wobeidie Strahlung aus unterschiedlichen Richtungen ins Köperinne-re gelenkt wird. Um bestimmte Organe wie Speiseröhre, Harn-blase oder Darm sichtbar zu machen, kann es manchmal not-wendig sein, ein Kontrastmittel zu verabreichen. Alternativ kann

auch eine so ge-nannte virtuelle bzw.CT- Simulation erfol-gen, bei der amComputertomogra-phen selbst ein Aus-gangspunkt festge-legt wird, auf densich dann die weite-re Planung bezieht.Dieser Punkt wirdam CT auf der Haut

markiert; der Arzt kann mit einer speziellen Software die Ein-strahlrichtungen und Bestrahlungsfelder in Abwesenheit desPatienten simulieren und sicherstellen, dass das Zielgebiet opti-mal erfasst wird. Häufig kommen spezielle Lagerungshilfen zum Einsatz, wie z.B.Kunststoffmasken im Bereich von Kopf und Hals. Diese dienender exakten Lagerung und Fixierung, aber auch der Einzeich-nung der Bestrahlungsfelder.

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Terminplanung uund BBestrahlungJe nach Art der Erkrankung können unterschiedliche "Bestrah-lungs-Stundenpläne" notwendig sein. Üblicherweise wird fünf-mal pro Woche bestrahlt (die Wochenenden sind frei). Es gibtjedoch auch Erkrankungen, bei denen es sinnvoll ist, zweimaltäglich zu bestrahlen (Hyperfraktionierung). Bei manchen Tumo-ren kommt man dagegen mit einer geringeren Anzahl von Sit-zungen pro Woche aus (Hypofraktionierung). Auch die Dauerder Bestrahlung und die notwendige Dosis sind bei den ver-schiedenen Erkrankungen unterschiedlich. Den genauen Zeit-plan wird der Strahlentherapeut vor Behandlungsbeginn mitIhnen besprechen.Die erste Bestrahlungssitzung dauert meist etwas länger als diefolgenden, da ein Facharzt und ein Physiker vor Beginn noch-mals alle Einzelheiten überprüfen; insbesondere wird das beider Ersteinstellung angefertigte Bestrahlungsprotokoll vom Phy-siker nochmals mittels Computer nachgerechnet. Erst dann wirddie weitere Bestrahlung vom verantwortlichen Arzt freigegeben.Die erste Bestrahlung ist für manche Patienten mit "Lampenfie-ber" verbunden. Sie werden jedoch sehr schnell merken, dassnichts Schmerzhaftes oder Bedrohliches geschieht, und Siekönnen dann die weiteren Sitzungen ganz entspannt absolvie-ren.Im Verlauf der Bestrahlung werden Sie regelmäßig von einemArzt betreut. Sie sollten darüber hinaus auch selbst um einGespräch bitten, falls Sie Fragen haben oder Beschwerden auf-treten.Nach der letzten Bestrahlung folgen üblicherweise eineAbschlussuntersuchung und ein ausführliches Gespräch mitdem Arzt. Auch die weitere Hautpflege und sonstige Verhaltens-maßnahmen werden dabei besprochen. Meist wird ein kurzfristi-ger Termin zu einer Kontrolluntersuchung vereinbart, da sich

Wann, wie oftund wie lange?

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Strahlenreaktionen nicht selten in den Tagen nach Behand-lungsende noch etwas verstärken können.

Wie vverhält mman ssich wwährend dder BBestrahlung?Allgemeine LLebensführungBei kleineren Bestrahlungsfeldern in unkritischen Körperregio-nen ist es durchaus möglich, während der BehandlungszeitIhren üblichen Tätigkeiten oder der gewohnten Arbeit nachzuge-hen, falls Sie selbst dies wünschen. Ansonsten erhalten Sie fürden Zeitraum der Bestrahlung eine Krankmeldung von uns.Auch alle anderen Aktivitäten, die Sie gerne ausführen, solltenSie beibehalten, da Sie so am leichtesten in Ihren gewohntenLebensrhythmus zurückfinden. Kurzum: Erlaubt sind alle Tätig-keiten, die Spaß machen, während solche, die eine psychischeoder überfordernde körperliche Belastung darstellen, eher ver-mieden werden sollten.

Sport uund KKrebs?Während man früher Krebspatienten geraten hat sich zu scho-nen, heißt die Devise heute: körperliche Aktivität verbessert dasBefinden, kann die Heilung fördern und scheint nach neuenUntersuchungen sogar lebensverlängernd zu wirken. Sport soll-te also durchaus Teil Ihres Behandlungskonzeptes sein undspäter Teil Ihres Alltags werden. Ihre Ziele sollten insbesondereeine Verbesserung von Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit sein.Je nach Erkrankung kann dies durch eine symptomorientierteKrankengymnastik oder durch Teilnahme an einer regulärenSportgruppe sein. Ein gut ausgestattetes Fitness-Studio mitgeschulten Betreuern eignet sich ebenfalls, wenn keine gra-vierenden Beeinträchtigungen bestehen. Zunehmend entstehenauch Sportgruppen für Krebspatienten.

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Heilkraft derBewegung

Lebensführungso normal wie

möglich

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Hautpflegebitte

absprechen

HautpflegeBitte keine eigenen Experimente. Die Haut im Bestrahlungsfelddarf ausschließlich mit Substanzen gepflegt werden, die vomStrahlentherapeuten verordnet wurden! Jeder mechanischeStress (Reiben, Kratzen, enge Kleidung, Gürtel) für die bestrahl-te Haut sollte vermieden werden. Ob und wie intensiv diebestrahlte Haut gewaschen werden darf, sollten Sie bitte mitdem Arzt besprechen.

ErnährungEs gibt keine spezielle Krebsdiät! Bislang konnte durch keinewissenschaftliche Studie belegt werden, dass spezielle Diätenbei Patienten mit bösartigen Erkrankungen das Tumorwachs-tum nachhaltig beeinflussen können. Auch hinsichtlich der Ver-träglichkeit einer Strahlenbehandlung gibt es keine allgemeingültigen Diätempfehlungen. Allerdings ist es bei Bestrahlung imBauchbereich möglich, dass Sie schwere, blähende oder fetteSpeisen schlecht vertragen. In diesem Falle sollten Sie sich mitleichter Kost ernähren. Wenn die Schleimhaut der Speiseröhreoder der Mundhöhle im Bestrahlungsfeld liegt, werden saureoder scharf gewürzte Speisen oder auch Fruchtsäfte als unan-genehm empfunden.Ansonsten gilt auch unter einer Strahlenbehandlung die Regel:Gesundes Essen ist gesund! Günstig ist eine ausgewogeneMischkost, die genügend Eiweiß (ca. 1g/kg Körpergewicht) undKohlenhydrate, nicht zuviel Fett und Zucker sowie ausreichendVitamine enthalten sollte. Auf Alkohol müssen Sie in der Regelnicht vollständig verzichten, Sie sollten ihn jedoch nur in Maßengenießen. Mit anderen Worten: Leben Sie auch bezüglich derErnährung "so normal wie möglich"!

Essen Sie, wasIhnen

schmeckt

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WartezimmergesprächeImmer wieder hören wir von Patienten, das Schlimmste an dergesamten Bestrahlung seien die Wartezimmergespräche gewe-sen. Oftmals kursieren hier "Schauergeschichten", die sich anSchrecklichkeiten zu überbieten suchen. In dieser Situationbesteht die Gefahr, dass "geteilte Angst" zu "doppelter Angst"wird.Auch werden Sie dort die verschiedensten Ratschläge erhalten.Diese beziehen sich oft auf die Ernährung und allgemeineLebensführung. Einiges davon mag sinnvoll sein; wir empfehlenIhnen aber dringend, in solchen Gesprächen nicht die Haupt-quelle Ihrer Informationen zu sehen, und im Zweifelsfall immerdas Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens zu suchen. WennSie von anderen Patienten oder deren Angehörigen nach IhrerErkrankung gefragt werden und keinen Mitteilungsbedarf ver-spüren, scheuen Sie sich nicht, solche Fragen freundlich, aberbestimmt mit dem Hinweis "abzublocken", dass Sie über IhreErkrankung nicht gerne sprechen möchten. Sie werden selbstherausfinden, welche Art von Gesprächen und Gesprächspart-nern zu Ihrem Wohlbefinden beitragen.Um Missverständnissen vorzubeugen: Mit diesen Aussagen sollkeinesfalls der Sinn von Gruppengesprächen in Zweifel gezo-gen werden. Selbsthilfe- oder Patientenorganisationen könnensehr hilfreich den Prozess der Krankheitsbewältigung unterstüt-zen.

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Hilfestellung ddurch ppsychosoziale BBetreuung

Auch nach erfolgreichem Abschluss der Behandlung bestehenSorgen und Ängste mitunter weiter. Oft müssen im Zusammen-hang mit der Erkrankung Fragen über die persönliche, familiäreund berufliche Situation und Zukunft neu überdacht werden.Dabei kann es hilfreich sein, schon während der Behandlung mitder Sozialberatung in der Klinik Kontakt aufzunehmen. InZusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal unterstützendie psychologischen Fachkräfte die Patienten mit Informationenund Begleitung dabei, diese spannungsreiche Zeit zu meistern.In einem Beratungsgespräch kann die individuelle Situationdurchgesprochen werden, sozialrechtliche Ansprüche (z.B.Rehabilitation, Schwerbehindertenausweis) und andere prakti-sche Hilfsangebote wie Adressen von Krebsberatungsstellen,Selbsthilfegruppen etc. werden vermittelt.Bei manchen Patienten sind auch nach Abschluss der Therapienoch psychische Belastungen vorhanden, die alleine oder imFamilien- und Freundeskreis nicht ausreichend zu bewältigensind. Hier kann es hilfreich sein, sich einer Selbsthilfegruppeanzuschließen, in der Probleme und Ängste mit gleichermaßenBetroffenen offen besprochen und ausgetauscht werden kön-nen. Wichtig ist, dass solche Gruppensitzungen unter psycholo-gischer Leitung stattfinden, die mit der entsprechenden Erfah-rung und Sensibilität die Gruppenprozesse soweit steuert, dassnicht zusätzlich Ängste entstehen. In Einzelfällen kann aucheine Psychotherapie sinnvoll sein.

Hilfe zurSelbsthilfe

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Nach dder SStrahlentherapie: wwie ggeht ees wweiter?

Die weitere Nachsorge wird "interdisziplinär" d.h. wechselweiseund in Zusammenarbeit mit Ihren behandelnden Ärzten (z.B.Hausarzt, Facharzt, Strahlentherapeut) erfolgen. Die zeitlichenAbstände werden im ersten Jahr relativ kurz sein und sich spä-ter verlängern. Falls Beschwerden auftauchen, sollten Sieselbstverständlich auch jederzeit "außer der Reihe" Ihren Arztaufsuchen.

Wichtig: Mindestens einmal im Jahr sollte die Nachsorge beijedem bestrahlten Patienten unbedingt vom Radioonkologendurchgeführt werden. Nebenwirkungen nach Bestrahlung kön-nen noch Jahre nach Behandlungsende auftreten und werdennicht selten fehlgedeutet. Nur der Strahlentherapeut hat dieAusbildung und Erfahrung, solche Nebenwirkungen richtig zuerkennen und zu behandeln. Leider passiert es auch immer wie-der, dass bei bestrahlten Patienten andere Erkrankungen oderein Tumorrückfall fälschlich als "Strahlenfolgen" missdeutet wer-den. Dies ist für den Betroffenen besonders dann von großemNachteil, wenn durch solche Fehldiagnosen eine wirksameBehandlung verzögert oder verhindert wird.In die Nachsorge können auch apparative Untersuchungen wieRöntgenaufnahmen, Ultraschall, Computertomographie u.ä.einbezogen werden. Darüber, wie häufig diese durchgeführtwerden sollten, wird Sie Ihr Arzt beraten.

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Nachsorgeinterdisziplinär

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Einlegeblätter

Brustkrebs (Mammakarzinom)ProstatakrebsTumoren des Enddarmes (Rektumkarzinom)Tumoren der GebärmutterTumoren der Lunge (Bronchialkarzinom)Tumoren der Kopf-Hals-Region

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Impressum

© Marie-Luise Sautter-Bihl,Städtisches Klinikum KarlsruheMichael BambergUniversitätsklinik Tübingen

Illustrationen: Iris Melcher, Karlsruhe

Gestaltung: Uwe Schröder, Karlsruhe

Druck:Druckerei Liebeskind GmbH, Apolda

5. Überarbeitete Auflage 2008

Bezugsadresse:Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie e.V.DEGRO-GeschäfsstelleHindenburgdamm 3012200 Berlin