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Studie Kunststoff Recycling und Verwertung KuRVe Ökonomisch-ökologische Analyse diverser Kunststoffsammelsysteme in der Schweiz Teil 1: Grundlagen und ökologische Aspekte Fredy Dinkel, Carbotech AG Teil 2: Kosten/Nutzen-Effizienz Rainer Bunge, Hochschule für Technik Rapperswil Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

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Page 1: Studie Kunststoff Recycling und Verwertung KuRVe · Studie Kunststoff Recycling und Verwertung KuRVe Ökonomisch-ökologische Analyse diverser Kunststoffsammelsysteme in der Schweiz

Studie Kunststoff Recycling und Verwertung KuRVeÖkonomisch-ökologische Analyse diverser Kunststoffsammelsysteme in der Schweiz

Teil 1: Grundlagen und ökologische Aspekte Fredy Dinkel, Carbotech AG

Teil 2: Kosten/Nutzen-EffizienzRainer Bunge, Hochschule für Technik Rapperswil

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

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Spannungsfeld: Umweltnutzen/Kosten

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

Nu

tze

n f

ür

die

Um

welt

[e

UB

P/t

]

Zusätzliche Kosten [CHF/t]

Ökologisch gut aber teuer

Ökologisch schlechteraber günstiger

tief

tief

hoch

hoch

Günstig und grosser Umweltnutzen

Teuer und kleiner Umweltnutzen

Kaugummirecycling

Verbrennung PET

PET-RecyclingDosenrecycling

2

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Vergleichsbasis: Referenz- vs. Alternativszenario

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

Entsorgung in der KVA mitenergetischer Nutzung (Stromund Wärme) vs. Recycling.

Der Umweltnutzen kann durchUmweltbelastungspunkte UBPquantifiziert werden (oder z.B.auch durch CO2-Äquivalente).

Die KVA ist billiger, aber dasRecycling ist ökologisch besser.

3

Ökologie Kosten

Was nun?

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Methodischer Ansatz: Kosten/Nutzen-Effizienz

Indikator für Ökoeffizienz: SEBI (Specific-Eco-Benefit-Indicator)

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Kosten-Nutzen-Betrachtung

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

Nu

tzen

r d

ie U

mw

elt

[e

UB

P/t

]

Zusätzliche Kosten [CHF/t]

A, B

C

D

CHF 1.-

C

A

B

D

Kosten/Nutzen-Effizienz: C>A=B>D

5

Referenzszenario: Verbrennung KVA

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Kosten Finanzierung

Separatsammlung (Alternativszenario)

Sammlung(Gemeinde oder Grossverteiler)

Transport & Logistik

Aufbereitung durch Recycler

inklusive Entsorgung Rückstände

Sammelsystem(Admin,

Werbung…)

Wertstoffverkauf

Sackgebühr

Indirekte Finanzierung

Systemgrenze: Ab Abfallanfall im Haushalt

Verw

ertu

ng u

nd

Ents

orgu

ngÜb

rige

Aufw

ände

Privater Transport Konsument

NettokostenNetto

Resultate: Kosten

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Kosten

Verbrennung in KVA (Referenzszenario)

Sammlung ab Strassenrand

Verbrennung in KVA

Sackgebühr

Verkauf Energie und Metalle

Aufbereitung Verbrennungsrück-

stände und Deponierung

Systemgrenze: Ab Abfallanfall im Haushalt

Finanzierung

Nettokosten

D

Netto

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Kosten Kunststoffrecycling vs. KVA(ohne Verkaufsstellenverlust bei Detailhändlern, ohne volkswirtschaftliche Kosten)

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern

Gegenüber KVA zusätzliche Kosten in CHF/t

7

Im Mittel: ca. 500’000 eUBP/500 CHF => SEBI*=1’000 eUBP/CHF

0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5

Gelber Sack DE

Detailhändler 4

Detailhändler 3

Detailhändler 2

Detailhändler 1

Holsystem 2

Holsystem 1

Bringsystem 4

Bringsystem 3

Bringsystem 2

Bringsystem 1

PRS

Umweltnutzen [Mio. eUBP/t]

0 100 200 300 400 500 600 700 800

Gelber Sack DE

Detailhändler 4

Detailhändler 3

Detailhändler 2

Detailhändler 1

Holsystem 2

Holsystem 1

Bringsystem 4

Bringsystem 3

Bringsystem 2

Bringsystem 1

PRS

Zusätzliche Nettokosten [CHF/t]

PET-Recycling

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Resultate: Ökoeffizienz SEBI Kunststoffsammelsysteme

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0 500 1'000 1'500 2'000 2'500 3'000 3'500 4'000 4'500

Gelber Sack DE

Detailhändler 4

Detailhändler 3

Detailhändler 2

Detailhändler 1

Holsystem 2

Holsystem 1

Bringsystem 4

Bringsystem 3

Bringsystem 2

Bringsystem 1

PRS

SEBI* [eUBP/CHF]

PET-Recycling

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Vergleich: SEBI andere Recyclingsysteme

Kunststofftagung Dienstag, 14. November 2017 – Stade de Suisse, Bern 9

1'070

1'120

1'400

3'520

3'970

9'930

17'810

18'460

18'690

0 5'000 10'000 15'000 20'000 25'000

Kunststoffe PE+ vs. KVA

Alu-Kaffeekapseln vs. KVA

Haushaltsbatterien 2015 vs. KVA

PET vs. KVA

Leuchten und Leuchtmittel vs. KVA

Elektrokleingeräte SENS vs. KVA

Elektronik Swico vs. KVA

Elektrogrossgeräte SENS vs. S.

Aluverpackungen vs. KVA

SEBI* [eUBP/CHF]

Elektrogrossgeräte SENS vs. Schrottaufbereitung

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Fakten und Fiktionen

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Behauptung 1: KuRVE-Studie zeigt, dass eine selektive Sammlung Kosten/Nutzen-effizienter istals eine Gemischtsammlung. FALSCH

Behauptung 2: Die KuRVE-Studie zeigt, dass eine Gemischtsammlung Kosten/Nutzen-effizienterist als eine selektive Sammlung. FALSCH

Behauptung 3: Die KuRVe-Studie zeigt, dass der relative Anteil an Rezyklat(Industrierückführungsquote) bei einer selektiven Sammlung höher ist als der beieiner Gemischtsammlung. RICHTIG

Behauptung 4: Die KuRVe-Studie zeigt, dass das ökologische Potenzial einer Gemischtsammlunghöher ist als das einer selektiven Sammlung. RICHTIG

Behauptung 5: Die KurVE-Studie zeigt, dass das ökologische Potenzial von Kunststoffsammlungen(selektiv oder gemischt), gemessen am gesamten Umweltimpact des Bürgers,winzig klein ist. RICHTIGDurch eine Kunststoffsammlung könnte der Bürger pro Jahr 30km Autofahren oderden Konsum von einem Grillsteak (200g) kompensieren.

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Fakten und Fiktionen

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Behauptung 6: Mit der Gemischtsammlung erzielt man einen stofflichen Recyclinganteilvon fast 80%. FALSCH. Realistisch sind 50% (siehe Kuhbag).

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Fakten und Fiktionen

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Behauptung 7: Für den einzelnen Konsumenten ist die Kunststoffsammlung billiger als dieEntsorgung über den Kehrichtsack. vordergründig RICHTIG…aber auf Kosten der Gemeinschaft, denn der Kehrichtsack wird dadurch teurer.Analogie zum «Schwarzfahrer» oder zum Versicherungsbetrüger.

Behauptung 8: Die Kunststoffsammlung der Grossverteiler ist für den Konsumenten «gratis»vordergründig RICHTIG…aber wie auch andere Werbemassnahmen der Grossverteiler werden die Kostender Kunststoffsammlung auf die Produktpreise überwälzt und so von allenKonsumenten getragen.

Behauptung 9: Es gibt eine wissenschaftliche Metastudie des «Institutes für WirtschaftsstudienBasel» IWSB, deren Resultate den Ergebnissen der Studie KuRVeentgegenstehen. FALSCHDie besagte Studie erfüllt in keiner Weise die Anforderungen anWissenschaftlichkeit, sondern sie ist eine Stellungnahme der betroffenen Lobbys.Solche Falschdeklarationen untergraben das Vertrauen des Bürgers in dieObjektivität der Wissenschaft.

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Fakten und Fiktionen

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Behauptung 10: Die Kunststoffsammlung ist sinnvoll, weil der Konsument sie will. FALSCHIm Gegensatz zu «informierten» Kaufentscheiden wird der Bürger punktoKunststoffsammlung gezielt desinformiert, z.B. durch Unwahrheiten (80%Recycling…) oder Stellungnahmen von Lobbies, die als objektive wissenschaftlicheStudien deklariert sind.

Behauptung 11: Die KuRVe-Studie kommt zu dem Schluss, dass die Kunststoffsammlung nichteingeführt werden sollte. FALSCHDie Einführung der Kunststoffsammlung wäre ein politischer Entscheid, läge alsoausserhalb des Horizonts der KuRVe-Studie. Die Betrachtungen zur Ökoeffizienzund Ökoeffektivität der KuRVe-Studie legen aber nahe, dass für dieUmweltbehörden kein objektiver ökologisch/wirtschaftlicher Anlass besteht eineKunststoffsammlung zu forcieren. Es gibt andere Massnahmen, bei denen daseingesetzte Geld einen wesentlich höheren Nutzen für die Umwelt bringt.

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Fazit

Ziel: Die KuRVe-Studie sollte die Frage klären, ob der ökologische Ertrag und dieKosten/Nutzen-Effizienz der «erweiterten Kunststoffsammlungen» im Vergleich mitden bisher installierten Recyclingsystemen so hoch sind, dass eine Einführung vonden Behörden mit Nachdruck gefordert werden darf.

Fazit: Das Kunststoffrecycling ist zwar ökologisch besser als die Verbrennung, aber teuer(vergleichsweise tiefer SEBI). Eine Förderung durch staatlichen Eingriff, z.B. durch einGesetz, erscheint nicht gerechtfertigt.

Anmerkung: Eine «freiwillige» Einführung der Kunststoffsammlung, z.B. aufgrund von politischen,psychologischen oder gesellschaftlichen Überlegungen einzelner Kantone oderGemeinden, kann durchaus in Betracht kommen.

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