studie perspektive leerstand teil 1

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Perspektive Leerstand Erster Teil einer dreiteiligen Studie zum Themengebiet Leerstandsnutzung, Zwischennutzungen, und Freiräume.

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Page 1: Studie Perspektive Leerstand Teil 1

P e r s p e k t i v e L e e r s t a n dErster Teil einer dreiteiligen Studie zum ThemengebietLeerstandsnutzung, Zwischennutzungen,und Freiräume.

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Inhaltsverzeichnis

3 Einleitung

4 Kontext Leerstand: Sozialer Raum, Raumaneignung undTemporalität

4 Raum und Raumaneignung

7 Zwischennutzungen und temporäre Räume

9 Potentiale der (temporären) Leerstandsnutzung

11 Akteur_innen und Strategien der Leerstandnutzung in Wien11 Historische Entwicklung der Leerstandnutzung in WienAngebotsseite

13 Eigentümer_innen und Institutionen der Stadt

15 Nachfrageseite

16 Kategorisierung

16 Projektbeispiele

21 Zusammenfassung und Empfehlungen21 Fazit: Akteur_innen der Leerstandnutzung

23 Leerstandsagentur ZwischennutzungAusblick:

25 Verräumlichte Kulturpolitik

26 QUELLEN

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Einleitung

Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit Räumen in Wien,die vorübergehend leerstehen oder in Form vonZwischennutzungen nicht ihrer ursprünglichenNutzungszuschreibung entsprechend verwendet werden.Die Studie gibt Einblick in Eigentumsverhältnisse undpotentielle Nutzungsmöglichkeiten des Leerstandes in Wien.Es werden Fragen gestellt nach Aneignungs- undNutzungsstrategien, Konzepten der Gestaltung und demmöglichen Mehrwert, den die Öffnung bzw. Nutzung dieserspeziellen Räume auf soziokultureller als auch aufökonomischer Ebene mit sich bringen könnte. Zwei Gruppenstehen sich innerhalb dieser Thematik als Extrempositionenhistorisch gegenüber: Einerseits werden vonEigentümer_innen rechtliche Ansprüche an dieleerstehenden Räume gestellt, andererseits wollenautonome und freie Gruppierungen die Räume aneignenund sie dazu nutzen alternative Gestaltungskonzepte zuverwirklichen. Neben diesen beiden Polen werden in derStudie auch die Positionen von Kunst- undKulturschaffenden sowie Akteur_innen der Kreativwirtschaftmitgedacht.Die Räume, die in dieser Studie untersucht und diskutiertwerden, sind zum Beispiel leerstehende Erdgeschossflächen,die durch soziale und ökonomische Veränderungen undeinen darauffolgenden Strukturwandel nicht mehr alsGeschäftslokale genutzt werden. Auch leerstehende Keller-oder Souterrainlokale sowie ungenutzte Industriegebäude,Hallen oder Fabriken sind für diese Studie relevante undinteressante Räume. Brachen und Baulücken, alsoleerstehende nicht-überbaute Räume, und nicht zuletztleerstehender und ungenutzter Wohnraum sind ebensoGegenstand dieser Arbeit.

Im ersten Kapitel dieser Studie werden grundlegendeBegriffe anhand von Fachliteratur und Leitfaden-Interviewsmit Expert_innen diskutiert. Wir versuchen, uns Definitionenvon Begriffen wie Raum, sozialer Raum, Raumnutzung,Raumaneignung, Formen der Raumaneignung sowieZwischennutzung und temporäre Räume anzunähern.Abschließend gehen wir auf Potentiale der (temporären)Leerstandsnutzung ein und gelangen zu einer Definition vonFreiraum im Kontext autonom und kulturell agierenderGruppen.

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Sozialer RaumLöw (2001) bezieht sich in ihrem Konzept des sozialenRaums, welches Raum als sozial konstruiert und konstituiertbeschreibt, auf wissenschaftliche Vertreter_innenunterschiedlichster Disziplinen. Von Raumkonzepten und -modellen der Physik, der Sozialwissenschaften, derPhilosophie, der Ethnologie und vieler mehr, leitet Löw einumfassendes Modell des sozialen Raums und seinerProduktion ab, das als konzeptueller Bezugsrahmen dieserStudie herangezogen werden kann.Löw beschreibt Raum als„relationale (An)Ordnung vonsozialen Gütern und Lebewesen an Orten“ (2001, S. 212). DieProduktion von Raum wird anhand der Vorgänge des„Spacing“ und der„Syntheseleistung“ als sozial bestimmtdargestellt. Spacing bedeutet, dass soziale Güter undPersonen im Raum positioniert werden. Syntheseleistungbeschreibt das Zusammenfügen dieser Güter und Menschendurch Wahrnehmungs-, Vorstellungs- undErinnerungsprozesse. Diese beiden Vorgänge des Platzierensund des Wahrnehmens (also der Produktion von Raum)vollziehen sich im repetitiven Handlungsalltag derMenschen in nicht bewusster Weise und bringeninstitutionalisierte räumliche Strukturen hervor. Löw sprichthier von der Dualität des Raums, da er einerseits durchHandlungen erzeugt und reproduziert wird und andererseitsin institutioneller Form, als räumliche Struktur, wiederumHandlungen beeinflusst und steuert. Löws Raumkonzept istjedoch nicht deterministisch; die Raumproduktion geschiehtzwar meist nicht bewusst, ist jedoch der kritischen Reflexionund dem körperlichen Begehren zugänglich und sobestehen die Möglichkeiten der Veränderung vonGewohntem und Abweichung durch kreativ-gestalterischesHandeln.

Kontext Leerstand: SozialerRaum, Raumaneignung undTemporalität

Raum und Raumaneignung

In der wissenschaftlichen Fachliteratur stößt man auf eineVielzahl von unterschiedlichen Konzepten und Ideen überGenese, Produktion, Charakteristika, Strukturen undFunktionen von Raum. Wissenschaften wie die Geographie,planende Disziplinen wie die Architektur oder dieStadtplanung, aber auch die Sozial- undGeisteswissenschaften beschäftigen sich mit dem ThemaRaum. Von Einstein und Newton, die grundlegendeKonzepte von Raum in der Physik entwickelten, überLefebvre, Bourdieu und Foucault, die den Raum erstmals alssozial konstruiert beschrieben bis zu aktuellensozialräumlichen Ansätzen von Läpple oder Löw,beschäftigten sich Wissenschafter_innen unterschiedlicherDisziplinen mit Fragen zum Raum. Abgesehen von derwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themasetzt sich auch die Kunst mit Raum auseinander und lieferteinen bedeutenden Diskussionsbeitrag. So entwickelte dieSituationistische Internationale, geprägt durch das politischeund intellektuelle Aufbegehren der 68er, spezielle Methodender Raumproduktion und -aneignung. Diese Heterogenitätunterschiedlicher Raumkonzepten macht deutlich, dass eineallgemein gültige Definition von Raum nicht möglich ist. DerBegriff Raum ist in seinen Bedeutungen vielfältig und seineKonstitution, seine Verfasstheit unterscheidet sich jenachdem, in welchem Kontext die Begriffe betrachtet unddiskutiert werden (vgl. Sohm 2005, S. 28).

Im Rahmen dieser Studie wird besondere Aufmerksamkeitauf die soziokulturelle Bedeutung von Räumen und derenNutzungen gerichtet und daher das relationale Raummodellangewandt, das Raum auch als sozialen Raum fassen kann.

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RaumaneignungRaumaneignung unterscheidet sich von der reinenRaumnutzung: Räume anzueignen bedeutet, den Raum deneigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entsprechendbewusst zu nutzen, zu gestalten und mitzubestimmten.Dabei setzen sich die Nutzer_innen über bestimmtevorgegebene Nutzungszuschreibungen und Grenzenhinweg, interpretieren Raumstrukturen und -inhalte neu,überformen und verändern diese dauerhaft oder temporär.Bürger_innen können sich so über gegebene räumliche undgesellschaftliche Bedingungen hinwegsetzen, diesesubversiv unterlaufen, verändern und neue Räume schaffen.Der Soziologe Chombart de Lauwe beschreibt Aneignungvon Raum genauer als„...das Resultat der Möglichkeit, sichim Raum frei bewegen, sich entspannen, ihn besitzen zukönnen, etwas empfinden, bewundern, träumen, etwaskennenlernen, etwas den eigenen Wünschen, Ansprüchen,Erwartungen und konkreten Vorstellungen gemäß tun undhervorbringen zu können“ (Chombart de Lauwe 1977, S.6).Den eigenen Bedürfnissen, Wünschen oder Empfindungenin Räumen nachzugehen und diese zu verwirklichen,beschreibt er als grundlegenden Aspekt von Aneignung undals Voraussetzung Räume mitgestalten zu können.Aneignung kann zusammenfassend als eigenständige,eigenverantwortliche Auseinandersetzung mit denLebensräumen und als kreative Intervention oder Gestaltungverstanden werden (vgl. Deinet, Reutlinger, 2005). Räumesollten so gestaltet und geplant werden, dass sie alsFreiräume emanzipatorisch aneigenbar sind.

RaumnutzungNutzung von Raum wird in der Literatur als der realeGebrauch eines Raums beschrieben (vgl. Herlyn et al. 2003).Nutzung bedeutet also die Art und Weise, wie physischeObjekte und Strukturen von den Nutzer_innen temporäroder auch längerfristig be- und genutzt werden. Ihre Inhalteund Formen werden durch die Nutzung nicht in Fragegestellt oder verändert.Nach dem relationalen Raummodell (vgl. u.a. Läpple 1991,Sturm 2000, Löw 2001) prägen vier Dimensionen die Formender Raumnutzung: soziales Handeln, materiellesErscheinungsbild, kultureller Ausdruck und Regulation(Ordnungskriterien und -elemente). Im Mittelpunkt steht dieFrage danach, wer die Nutzer_innen des Raumes sind. Zuwelchem Zweck nutzen sie ihn, welche Ziele und Interessenverfolgen sie dabei? Das materielle Erscheinungsbildbezeichnet die jeweilige Gestaltung und die Gestalt desgebauten Raumes, nicht nur aus der architektonischenBewertungsperspektive sondern vielmehr im Hinblickdarauf, wie die gebaute Mitwelt von den Nutzer_innenwahrgenommen und angeeignet wird. Entscheidend für dieFrage nach der Raumnutzung ist die Frage nach dem Zweckund der Bedeutung der leerstehenden Räume: WelchenRegulationen und Steuerungen (Ordnungskriterien- undElemente), Normen und Gesetze, formalenPlanungsvorgaben unterliegen diese? Diesesinstitutionalisierte und normative Regulationssystem vonRäumen bestimmt dabei die Machtverhältnisse für dieRaumnutzungen. Die Eigentumsformen, dieMachtbeziehungen und die gesetzlichen Regelungen bildendabei die Entwicklungsmöglichkeiten der potentiellenNutzer_innen von Leerstand.Kamleithner und Kohoutek beziehen sich in ihrem Text„Temporäre Nutzungen, Deregulierung und Urbanität“ aufdie Eigentumsverhältnisse von Raum, die die Nutzungdesselben bestimmen (vgl. Kamleithner/ Kohoutek 2006).Nutzung sei demnach im Verhältnis von Eigentum, Besitzund Nutzungsrecht zu betrachten und sie beschreibenNutzung als„...mehr oder weniger flexible Beziehung,innerhalb derer die Menschen einen unterschiedlichenGebrauch von ein und derselben Sachen machen können,bzw. noch allgemeiner ausgedrückt: sich unterschiedlich zudieser Sache verhalten - und dabei unterschiedlicheInteressen verfolgen können.“ (Kamleithner/ Kohoutek 2006,S. 27)“

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Formen der RaumaneignungIn der Praxis lassen sich unterschiedliche Formen vonRaumaneignung beschreiben, die die angeeigneten Räumeverschieden stark verändern und in unterschiedlichemAusmaß in deren Strukturen eingreifen. In der Folge werdenabschließend zwei Formen praktischer Raumaneignungbesprochen:1. Subversive Methoden, Räume anzueignen, wie sie zumBeispiel die Mitglieder der Situationistischen Internationalenin den 60er Jahren entwickelten, versuchen bestehenderäumliche Strukturen zu erkennen, zu hinterfragen undsubversiv zu unterlaufen oder aufzuheben. AlternativeModelle der Raumaneignung werden entwickelt und in denentsprechenden Räumen erprobt. In planlosenStadtspaziergängen („Dérive“) erforscht die SituationistischeInternationale die Quartiere der Städte. Die dabeiwahrgenommenen und aufgezeichneten Strukturen werdenzweckentfremdet („Détournement“), also aus ihremursprünglichen Zusammenhang genommen, neu definiertund schließlich zu neuen Strukturen und Situationenzusammengesetzt und dargestellt („Psychogeografie“). Mitdiesen speziellen Methoden den Raum zu erkunden, zuverändern und zu formen versuchen die Aktivist_innen ihrergesellschaftlichen Kritik Ausdruck zu verleihen, Visionen undKonzepte zu entwickeln und soziale Interaktion neu zuverhandeln.2. Eine weitere, spezifische Form der Aneignung des Raumsist die Besetzung. Besetzungen sind Raumaneignungenohne das Einverständnis der Eigentümer_innen und im Fallevon leerstehenden Gebäuden oder Grundstücken nachösterreichischem Gesetz eine Verwaltungsübertretung.Gründe für die Besetzung von Häusern können vielfältigsein, häufig erfolgt sie jedoch aus einer ökonomischenZwangslage heraus, in der sich die Besetzer_innen keineRäume leisten können. Die Besetzung von Räumen ist invielen Fällen eine Möglichkeit für die Aktivsit_innen, Kritik anden vorhandenen räumlichen Strukturen zu äußern.Besetzungen können temporär oder dauerhaft geplant sein;auch ihre Temporalität ist häufig eine erzwungene, dapolizeiliche Räumungen ein häufiges Ende von Besetzungensind. Eine weitere spezielle Eigenschaft von Besetzungen, diesie von anderen Formen der Zwischennutzungunterscheidet, ist ein spezifisches Moment derUngeplantheit und Spontanität, das ihnen auch als Teil vonumfangreichen und ausführlich geplanten Kampagneneigen ist (vgl. Bey, 1991).

Planung von RäumenIm Rahmen der vorliegenden Studie wird Raum vorwiegendals sozialer Raum betrachtet und verstanden. Trotzdem darfdie Bedeutung der Gestaltung und Planung von Räumendurch planende Disziplinen wie die Architektur, dieRaumplanung oder die Landschaftsplanung nicht übersehenwerden. Offen und flexibel gestaltete Räume bietenNutzer_innen vielseitige Nutzungsmöglichkeiten und dieMöglichkeit, diese Räume anzueignen – sie also über dieNutzung hinaus auch zu verändern und mitzugestalten.Räume sollten so gestaltet und geplant werden, dass sie alsFreiräume emanzipatorisch aneigenbar sind.

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2 Diese Zusammenstellung von Eigenschaftsmerkmalen wurde für dieStudie auf der Basis mehrerer Texte und Praxisbeispiele getroffen undist nicht als endgültige Definition des Begriffs der Zwischennutzung zuverstehen. Vielmehr können diese Merkmale als Analysekriterien beider Betrachtung temporärer Räume dienen.

1Während Temporäre Räume sich vor allem der Situation in Wien wid-met, erstellt Urban Pionieers eine Typologie von Zwischennutzungen inBerlin.

theoretischen Beiträgen aus den beiden Sammelwerkenlassen sich einige Dimensionen extrahieren, anhand dererZwischennutzungen beschrieben werden können2:

- Temporalität- Do-it-yourself-Gedanke- Alternatives Mietabkommen- Alternative Nutzung- Brachen- bzw. Leerstandsnutzung

Im Folgenden werden die einzelnen Dimensionen näherbetrachtet und der Versuch des Auffindens von graduellenAbstufungen bzw. Ausprägungen gemacht.

Ad TemporalitätMögliche Ausprägungen der Dimension: Interventionen –Veranstaltungen – zeitlich begrenzte Nutzungen –langfristige Nutzungen.Zunächst erscheint die zeitliche Begrenzung alsgrundlegendes Charakteristikum dieser Nutzungsform –schon im Name ist es angelegt: Eine Zwischennutzungerfolgt nach und vor einer anderen Nutzung. Verfolgt mandiese Annahme streng weiter, so könnte eineZwischennutzung immer erst retrospektiv als solchedefiniert werden, wenn die endgültige Dauer klar zubenennen ist.Eine andere Betrachtungsmöglichkeit bietet sich, wenn mandie Perspektive der Nutzer_innen einnimmt und die zeitlicheBegrenzung von ihren Ideen und Vorstellungen zu Beginnder Nutzung abhängig macht. Ob es sich um eine zeitlichbegrenzte Nutzung handelt würde dann davon abhängigsein, wie die Nutzer_innen die Dauer einschätzen oderkonzipieren. In dieser Akteur_innenperspektive geht es umdie Antizipationen der Nutzer_innen und ob dieZwischennutzung schließlich tatsächlich zeitlich begrenztwar oder in eine längerfristige Nutzung übergegangen ist,erscheint in dieser Betrachtungsweise nicht mehrvordergründig.

Ad DIY-GedankeMögliche Ausprägungen der Kategorie:Besetzung – Eigeninitiative – Ansiedlung.Als grundlegendes Charakteristikum derZwischennutzer_innen wird in Urban Pionieers (2007)argumentiert, der Umstand genannt, dass es sich bei denAkteur_innen nicht um die Eigentümer_innen (ob privatoder öffentlich) der Räume handeln kann. In der Auflistungvon Zwischennutzungsbeispielen in Berlin wurden folgendePersonengruppen identifiziert:Start-ups, zB: junge Büros, GewerbeSystemflüchtlinge, Aussteiger_innenMigrant_innen ohne soziales NetzwerkTeilzeitaktivist_innenIn dieser empirischen Beschreibung wie auch in den

Zwischennutzungen und temporäre

Räume

In vielen westeuropäischen Städten wird in den letztenJahren auf die problematische Situation von Leerstand mitdem Konzept der Zwischennutzungen geantwortet. Dietemporäre Nutzung von Gebäuden und Brachen hat –mancherorts begleitet von der euphorischenWunschvorstellung eines Allheilmittels – Einzug in vieleoffizielle Stadtentwicklungskonzepte gefunden. Städtebieten jedoch nicht einfach Räume zur kreativen Entfaltungder Bewohner_innen an, sondern erwarten sich auch Profit,wobei die Rechnung wie folgt lautet: Ökonomisch schwacheKreative und Künstler_innen bekommen Räume für einenbeschränkten Zeitraum zur Verfügung gestellt; weil ihreArbeiten spannend sind, ziehen sie Publikum an die Orte, diesich von unbekannten Brachen in angesagte Szeneorteverwandeln; nach ein paar Jahren müssen dieKünstler_innen gehen, der Standort ist jedoch bekannt undder Wert der Immobilien steigt. Die nicht-intendierteKonsequenz der kreativen Nutzungen kann einGentrifzierungsprozess sein, deren erstes Verdrängungsopferhäufig die Zwischennutzer_innen selbst sind.Neben dieser Inwertsetzungslogik von Stadtmarketing undImmobilienfirmen, sind Phänomene des temporärenUrbanismus aktuell auch ein großes Thema inwissenschaftlichen wie künstlerischenAuseinandersetzungen mit der Stadt. Temporären Räumenwird eine eigene urbane Qualität nachgesagt: Sie würdenPlatz für Experimente schaffen und eine Möglichkeitspalettealternativer Nutzungen auffächern.Das Phänomen der Zwischennutzung wird im Folgenden imSpannungsfeld zwischen immobilienwirtschaftlicherVerwertungslogik und dem Eröffnen von neuenMöglichkeitsräumen mit soziokulturellem Mehrwert genauerbetrachtet.Aus einem großangelegten EU-Forschungsprojekt, daszwischen 2001 und 2003 in fünf europäischen Städten(Amsterdam, Berlin, Helsinki, Neapel und Wien) durchgeführtwurde, sind zwei Sammelbände mit empirischen undtheoretischen Analysen zum Thema Zwischennutzungenentstanden (vgl. Temporäre Räume [Hs. Haydn und Temel,2003] und Urban Pionieers [Hs. Senatsverwaltung fürStadtentwicklung, 2007])1. Die Praxisbeispiele undtheoretischen Beiträge dieser beiden Werke dienen hier alsempirische Grundlage, um sich einer Definition des BegriffsZwischennutzung annähern zu können. Ein erster Überblickzeigt bereits die Heterogenität der Nutzungsarten, die unterdiesem Begriff subsumiert werden: die Nutzungspalettereicht von Projekte wie Kunstinstallationen im öffentlichenRaum, temporären Bars und Lokalen, Gemeinschaftsgärtenauf Brachflächen, über die Errichtung temporärer Büros,Werkstätten und Galerien bis hin zu Hausbesetzungen.Aus den Beschreibungen von Praxisbeispielen und

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3 Wobei darauf hingewiesen werden muss, dass hier keine Unterscheidungzwischen der Motivlage hinter diesem DIY-Gedanken getroffen wird – d.h.ob die Selbstorganisation auf Freiwilligkeit oder aus einer ökonomischenoder sozialen Zwangslage entspringt wird hier nicht behandelt.

Deregulierung und Flexibilisierung ihres Lebens stellenkönnen. Kohoutek und Kamleithner gehen sogar noch einenSchritt weiter, wenn sie meinen, dass Zwischennutzer_innendurch das Aufspüren von Leerständen und Zeitfenstern insich ändernden Nutzungsverhältnissen die Möglichkeitbesäßen, urbane Disparitäten und soziale Ungerechtigkeitenauszugleichen.

Ad Alternatives MietabkommenMögliche Ausprägungen der Kategorie:Besetzung – Staffelmieten, Betriebskosten, Mietreduktion –NormalmieteMeist gehen Zwischennutzungen mit einem alternativenMietabkommen einher, das verschiedene Formen annehmenkann, in jedem Fall aber einen günstigeren Mietpreis für dieZwischennutzer_innen bedeutet als für die geplanteHauptnutzung. Für viele Start-up-Unternehmen oder nichtprofitorientierte Projekte ist die Mietersparnis dieGrundvoraussetzung für eine Zwischennutzung. Davon nochweiter zu unterscheiden ist die Besetzung von Häusern oderFlächen ohne Mietabkommen.

Ad Brachen- bzw. LeerstandsnutzungLaut Temel (2011) wurde der Begriff Zwischennutzung in denletzten Jahren in der Stadtplanung und -entwicklung alsNutzung einer Brache oder eines Leerstands vor demEigentlichen bzw. vor der Hauptnutzung definiert. Es wirddabei eine Win-Win-Situation angenommen: dieNutzer_innen bekommen Raum zu Verwirklichung ihrerIdeen zur Verfügung gestellt und die Eigentümer_innenkönnen von dem aufgebauten symbolischen Kapitalprofitieren. Nicht in jedem Fall führt eine Zwischennutzungjedoch zu einer Win-Situation für die Nutzer_innen, sondernkann im Gegenteil zu deren Prekarisierung beitragen. So warin der Zeit Online kürzlich von der Zwischennutzung als dem„Trockenwohnen der Gentrifizierung“ zu lesen, da sie zueinem Aufwertungsprozess von Immobilien oder Stadtteilenbeitragen kann, der schließlich zur Gentrifizierung undhäufig zur Verdrängung ihrer eigenen Akteur_innen führenkann (vgl. Zeit Online, 2011).Temel habe sich aufgrund dieser Problematik von demBegriff der Zwischennutzung abgewandt und spricht von„temporären Räumen“, die er wesentlich breiter fasst. Eshandle sich dabei dennoch häufig um Leerstandsnutzungen,aber auch Interventionen oder alternative Nutzungen desöffentlichen Raums werden mit dem Begriff gefasst.

Überlegungen von Temel (2003a) erscheint vor allem der Do-it-yourself-Gedanke zentral.3 Temel führt weiter aus, dass essich bei Zwischennutzungen um typische Beispiel fürBottom-up-Prozesse in der Stadtentwicklung handle, da dieAkteur_innen für die Umsetzung einer Idee bewusst nichtden offiziellen Weg wählen, sondern selbstbestimmte undselbstorganisierte Alternativen einschlagen würden. InTemporäre Räume argumentiert Arlt (2003), dass es denZwischennutzer_innen in erster Linie nicht um monetärenProfit aus ihren Handlungen gehe, sondern vor allem um dieUmsetzung einer Idee. Arlt zieht jedoch eine Grenze zurHausbesetzer_innenszene und meint, dassZwischennutzer_innen meist keine übergeordnetenpolitischen Ziele verfolgten, sondern in eigener Sachehandelten. Arlt vergleicht Zwischennutzer_innen mitTaktiker_innen im Unterschied zu den Strateg_innen derStadtplanung und Politik. Als Taktiker_innen verfügenZwischennutzer_innen nicht über die Macht und das Kapitalder Strateg_innen, um ihre Ziele durchzusetzen, sondernmüssen sich taktisch klug mit den vorhandenenBegebenheiten arrangieren und deren Potentialeausschöpfen.

Ad Alternative NutzungMögliche Ausprägungen der Kategorie:1.„von Eigentümer_innen erwünschte Nutzung“ –„vonEigentümer_innen unerwünschte Nutzung“2.„profitorientierte Nutzung“ –„nicht- profitorientierteNutzung“Es ergeben sich zwei Möglichkeiten der Auslegung derKategorie„alternative Nutzung“. Einerseits kann manalternative Nutzung als eine von den Vorstellungen undIntentionen der Eigentümer_innen abweichende Nutzungdefinieren. So wird in Urban Pionieers (2007) festgelegt, dassZwischennutzungen nie den von Eigentümer_innenerwarteten höherwertigen Nutzungen entsprechen können.Das Adjektiv höherwertig bezieht sich jedoch nicht auf dieQualität der Nutzung, sondern auf den Wert imökonomischen Sinn. Daher lässt sich die Definition von„alternativer Nutzung“ möglicherweise ausdehnen und nichtnur auf die Intentionen der Eigentümer_innen beziehen,sondern auf die Profitorientierung der Nutzung generell.Die Frage nach einem alternativen Charakter alsbestimmendes Merkmal von Zwischennutzungen bildet –neben der Frage nach der Temporalität oder möglicherweisegerade durch diese – einen wichtigen Teil des Diskurses inden Sammelwerken. So argumentiert etwa Peter Arlt (2003),dass das Konzept eines temporären Raumes nicht per se einegegenkulturelle Note trage, sondern im Gegenteil in Zeiteneines beschleunigten, flexiblen Kapitalismus systemkonformerscheine. Andererseits argumentieren Kohoutek undKamleithner (2003), dass die Akteur_innen temporärerRäume, zwar mit den Mittel des gesamten ökonomischenTrends zur Schnelllebigkeit konform gehen, diese aber aktivfür sich nutzen und sich derart gegen die passiv erlittene

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sich auf die Raumkonzepte von Lefebvre und Foucault.In seiner Theorie sozialer Räume verstand Lefebvre (2006[1974]) Raum nicht mehr ausschließlich als physikalischeGröße, die als Fixum jenseits gesellschaftlicher Dynamikenexistiert, sondern fasste die Produktion, also das Entstehen,von Räumen als sozialen Prozess auf. Die soziale Produktionvon Raum erfasst vor allem auch die Dimension derBedeutung von Raum: Jede Gesellschaft produziert ihrespezifischen Räume, indem sie physikalischen OrtenBedeutungen zuschreibt, die in den Alltagspraktiken derMenschen täglich reproduziert werden. Bei Lefebvre gehendie drei Dimensionen des wahrgenommenen, konzipiertenund gelebten Raums eine wechselwirkende Beziehung ein,in der sozialer Raum sowohl als Produkt als auch als Mediumerscheint, da er sozial hergestellt wird und zugleich auf dasSoziale rückwirkt. Der wahrgenommene Raum ist dabei dieEbene der Alltagsrealität der Menschen. Im konzipiertenRaum bildet die Ebene der Raumrepräsentationen sozialeBeziehungen, Institutionen und ökonomischen Verhältnisseab, vergleichbar mit Foucaults Konzept des Dispositivs. Imdritten Bereich des gelebten Raums, auch Repräsentationendes Raums, wird der Raum in Symbolen und Bildern denMenschen erfahrbar. Auf dieser Ebene siedelt Lefebvre dieMöglichkeiten der Raumaneignung und somit deswiderständigen Handels an. Lefebvres Konzept derRaumaneignung weist seinen„angeeigneten Räumen“ einePosition außerhalb der kapitalistischen Produktions- undReproduktionsstrukturen zu – durch Aneignung könntensich Menschen Räume schaffen, die eher einen Nutzen alseinen Warenwert für sie besitzen.Auch Foucault (2006 [1967]) bemisst anderen Räumen einekonkrete lokale Verortung in seinem Konzept derHeterotopien zu. Heterotopien sind andere Orte, denen eseigen ist mit allen weiteren Orten in einer Beziehung desWiderspruchs zu stehen. Durch ihre Andersartigkeit spiegelndiese Orte alle restlichen Orte und stellen diese in Frage.Foucault führt die Besonderheiten heterotoper Orte anhanddes Beispiels eines Spiegels aus, der es einem ermöglichtsich selbst wahrzunehmen an einem Ort, an dem maneigentlich nicht ist und durch diese Irrealität hilft zuerkennen, wo man tatsächlich ist. Heterotope Orte umfassenein breites Spektrum bei Foucault von Hochzeitsreisen, überpsychiatrische Anstalten bis hin zu Museen. Foucault betontweiters die Heterochronie, also den Bruch mit dertraditionellen Zeitwahrnehmung, als besondere Eigenschaftvon Heterotopien – ein Begriff der auf die Thematik vonPotentialen temporärer Räume gut anwendbar scheint.Löw (2001) bezieht sich kritisch auf Foucault und verstehtseine heterotopen Räume als immer mit einer Illusions- oderKompensationsfunktion ausgestattet und daher immer imBezug zu aktuellen Machtverhältnissen; wirklichwiderständiges Handlungen würden nicht zu heterotopeOrten führen, sondern zu gegenkulturellen Räumen.Gegenkulturelle Räume entstehen aus gegeninstitutionalisierte Strukturen gerichteten Handlungen, diealso von der räumlichen Norm abweichen (2001, S. 185).

Potentiale der (temporären)

Leerstandsnutzung

Wenn Temel (2003) von dem Besonderen des Temporären imurbanen Raum spricht, grenzt er es gegenüber anderenFormen der zeitlich begrenzten Nutzung, wie demEphemeren und dem Provisorium, ab. Ephemere Räume undNutzungen sind existentiell zeitlich begrenzt, wie etwaArchitektur für ein Stadtteilfest – Temporalität zeigehingegen nicht eine derartige existentielle zeitlicheBegrenzung an. Provisorien hingegen sindÜbergangslösungen, von denen angenommen wird, dass sienicht die Qualität der eigentlichen Nutzung annehmenkönnen. Dem gegenüber wird der Temporalität eineeigenständige urbane Qualität unterstellt. Diese liegt – wiees Derschmidt und Hofbauer (2003) in ihren Ausführungenüber die Frühstücksaktion im öffentlichen Raum permanentbreakfast beschreiben – im Auffächern einerMöglichkeitspalette alternativer Nutzungen vonStadträumen. Für Temel (2003) eröffnet die zeitlicheBegrenzung einen Möglichkeitsraum für experimentelleNutzungen, die auf Dauer (noch) unmöglich erscheinen. DasTemporäre habe – laut Temel (2011) – gegenüber derlangfristigen Nutzung den Vorteil, mehr Freiräume für dieNutzer_innen zu bieten. Man sei von der Notwendigkeit dasEigentliche zu erreichen freigespielt und könneVerschiedenes ausprobieren und experimenteller vorgehen.Die Nutzer_innen hätten weniger einen Endzustand im Kopf,sondern stärker den Trial-and-error-Prozess selbst – in derTemporalität werde das Veränderliche zum Richtigen. Wieschon weiter oben argumentiert bezieht sich Temporalitätallerdings nicht auf die tatsächliche Nutzungsdauer, sondern– wie auch Temel (2003) ausführt – auf jene Nutzungen, dieaus der Idee der Temporalität eigene Qualitäten ziehenwollen. Der zentrale Moment liegt also – so die These – indem Bewusstsein der Akteur_innen über die Temporalitätdes Raumes. Temel (2011) argumentiert, dass es auch dieMöglichkeit gebe eine temporäre Ästhetik für einelangfristige Nutzung zu verwenden. Als Beispiel nennt erWagenplätze, die nicht so lange an ihren Orten bleibenkönnten, wenn sie ein Bild des Permanenten nach außenvermitteln würden. Es handelt sich um permanente Räume,die Temporalität repräsentieren.

Aufgrund der besonderen Qualitäten der Temporalitäthinsichtlich der Schaffung von Möglichkeitsräumen undExperimentierfeldern und dem grundsätzlich (oft)alternativen Charakter dieser Nutzungsformen, kann mandas Themenfeld von Leerstandsnutzungen aus derPerspektive der kritischen urbanistischen Theoriebetrachten. Der Begriff der kritischen urbanistischen Theoriewurde unter anderen durch Peter Marcuse geprägt, istallerdings in ihren Grundgedanken dem historischenMaterialismus von Marx und Engels verpflichtet und beruft

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Freiräume können im Kontext autonom und kulturellagierender Gruppen als Untergruppe von gegenkulturellenRäumen gesehen werden. Sie haben den Anspruch keinediskriminierenden Strukturen zu fördern, sondern frei vonhegemonialen Macht- und Herrschaftsverhältnissen wieRassismus und Sexismus zu sein. Freiräume können alsProjektionsräume gefasst werden, in denenTeilnehmer_innen Bedürfnisse äußern und aktiv zurMitgestaltung beitragen können. Sie sollen alsemanzipatorische Räume dienen, die Möglichkeiten und„Frei-Räume“ oder„Leerstellen“ (Begriff desKünstler_innenduos transparadiso) bieten, um alternativeLebens- und Handlungskonzepte zu verwirklichen und neueoder nicht gängige soziale, politische und gesellschaftlicheInhalte einzubringen und daraus neue Raummodelle zuentwickeln. Hier sollen physische oder psychische Barrierenso gering wie möglich sein.Freiräume sind Projektionsflächen und dienen denAneigner_innen dazu, den Mitmenschen Meinungenmitzuteilen; sie bietet Möglichkeiten, sich persönlich oderpolitisch zu positionieren, eigene Ideen und Vorstellungenumzusetzen sowie soziale Verhaltensweisen zu erlernen undRaumverhältnisse zu verstehen.

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aus Simmering als Reaktion auf die Schließung eineskommunalen Jugendzentrums die erste Hausbesetzung inWien ein und fordern mit dieser erstmals einenselbstverwalteten Ort der Begegnung ohne Konsum. DasHaus wird jedoch binnen wenigen Wochen geräumt (vgl.Schrage 2010). Noch im selben Jahr folgt die Besetzung desAmerlinghauses durch die IG Spittelberg. Im Jahr daraufwerden die alten Schlachthöfe bei St. Marx besetzt und diesich daraus formierende Bewegung um die Arena wird oft alsInitialzündung für die Wiener Alternativszene beschrieben(vgl. ebd). Auf die in den 1970er Jahren in vielen Großstädtenentstandenen Aktivitäten der alternativen Szene reagiertedie Stadt Wien – laut Schrage – mit einer„Zuckerbrot undPeitsche“ Politik (vgl. Interview Schrage): In einigen Fällenwurde die gegenkulturellen Räume umgehend geräumt(Simmering, Arena I, Gassergasse), in anderen zeigte sich dieStadt großzügig und subventionierte die alternativenVorschläge, womit sie für die rasche Etablierung anerkannterKulturstätten sorgte (Amerlinghaus, Wuk, Arena II). DieDevise schien also zu lauten: Anpassung oder Räumung. DieRegierung sei – so Novy et. al (2001) – dabei sowohl derTradition autoritärer Top-Down Politiken als auch dem ImageWiens als„soziale Stadt“ verhaftet. Novy et. al sehen in demspeziellen Vorgehen der Stadt Wien zwar eine ausgeprägteSozialpolitik, jedoch wenig Platz für Eigeninitiative undautonome Projekte - Dieter Schrage spricht hier von einersozialdemokratischen„Beglückungsstrategie“.In der Studie „Urban Catalyst“ wird diese Entwicklungkritisch betrachtet. Die wenigen freien Flächen wurden meistvon der Stadt bespielt, zudem wird ein Hang zuInstitutionalisierung von Zwischennutzungen und Festivalsfestgestellt, der wenig flexibel sei (vgl. Stadtplanung Wien2003). Jutta Kleedorfer unterstreicht die Rolle desverwaltenden Charakters der Stadt Wien:„Und man muss jasagen, dass diese Stadt Papa und Mama gleichzeitig ist fürihre Bürger und Bürgerinnen, das macht sie natürlichbesonders. (…) Aneignungskultur ist auch keine großeWiener Geschichte“ (Interview Jutta Kleedorfer). Der Hangzur Institutionalisierung sogenannter Zwischennutzungenwird in der Chronik und in den Fallbeispielen sichtbar.In den 1980er Jahren drückt sich der Bedarf angegenkulturellen und Freiräumen in den zahlreichenBesetzungen aus. Im Gegensatz zu den in der Mitte der1970er Jahre entstandenen soziokulturellen Besetzungenrückt das Thema Wohnen ins Zentrum: Der Wunsch nachganzheitlichen Wohnformen, die Leben, Arbeiten und Kulturin einem Haus ermöglichen, weisen auf die verändertenRahmenbedingungen in der post-industriellen Gesellschafthin. Der Bedarf an Gemeinschaftsprojekten kann alsReaktion auf die zunehmende Individualisierung, sozialeDisparitäten und das Wegbrechen traditioneller Identitätenund Familienstrukturen im post-fordistischen Staat gedeutetwerden (vgl. Interview Schrage).Aegidi- und Gassnergasse sind unter den zahlreichenkurzfristigen Besetzungen die prominentesten Beispiele.Dieter Schrage verweist auf die in den 1980er Jahren relative

Akteur_innen und Strategiender Leerstandnutzung in Wien

Historische Entwicklung der

Leerstandnutzung in Wien

In Wien war Leerstand lange Zeit ein kaum relevantes Thema,was einerseits auf die geringen Folgen der De-Industrialisierung, die aufgrund der historischen Schwächeder„großen Industrien“ in Wien relativ sanft verlief, undandererseits auf das spezifische Agierens der Stadt Wienzurückzuführen ist. Im Gegensatz zu anderen europäischenStädten gab es keine nennenswerten Randwanderungen,die größere ungenutzte Stadtviertel hinterließen. Dort, wofreie Flächen entstanden, die keine privatenInteressent_innen fanden, sprang die Wiener Stadtplanungvorwiegend mit öffentlich gefördertem Wohnbau ein (vgl.Stadtplanung Wien 2003).Die im Jahr 2003 erstellten Studie„Urban Catalyst –Strategien für temporäre Nutzung“ attestiert der Stadt Wieneinen historischen Mangel an frei liegenden Flächen undSpielräumen, die für die Entstehung neuer Kulturen,innovativer Ökonomien, kreativer Netzwerke und Szenenzentral gewesen wären (vgl. ebd).Heute stehen in Wien laut einer Schätzung von DieterSchrage circa 60.000 Wohnungen leer (vgl. InterviewSchrage), Grünen Kanditatin Martina Wurzer spricht sogarvon 80.000 (HP Standard: 2010). Im Jahre 1999 wurde dasServicecenter Geschäftslokale in Wien gegründet um dievielen leerstehenden Geschäftslokale zu vermitteln. DasCenter umfasst dabei 70% der Leerstände (Jank 2009: 2).Derzeit stehen 526 Lokale auf der Plattform zu Verfügungund nach wie vor ist das Stadtbild vieler Bezirke von leerenGeschäftslokale geprägt (HP leere Lokale).In den letzten Jahrzehnten haben immer wiederZwischennutzungen stattgefunden und sich Initiativengegründet, die Leerstand vor allem im Zusammenhang mitkonkreten Raumbedarf thematisierten.Als erste frühe Stadtinterventionen nennen Feuerstein undFitz in ihrem Werk„Wann begann temporär?“ die öffentlichenRaumnahmen und künstlerischen Zwischennutzungen inden späten 1960er Jahren. Die Installationen derArchitekturavantgarde in Wien wie Haus-rucker-co und CoopHimmelb(l)au können als„Vorfahren“ heutiger temporärerNutzungen gesehen werden. Sie wollten mit künstlerischenInterventionen Stadtgestaltung und Architektur insBewusstsein rücken (vgl. Stadtplanung Wien 2003;Feuerstein/ Fitz 2009).Mitte der 1970er Jahre läuten jugendliche Arbeiter_innen

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Im Jahr 2006 entsteht in Wien der erste Wagenplatz auf denzwei weitere folgen. Zudem bildet sich eine Gruppierung,mit dem Namen„Hausprojekt“, die durch zahlreicheBesetzungen Aufmerksamkeit auf sich zog. Immer wiedertraten sie erfolglos in Verhandlungsgespräche mit der Stadt.Im Gegensatz dazu steht die„Punkerhyttn“, die ebenfalls mitzahlreichen Besetzungen ihre Verhandlungsposition mit derStadt stärkte und letztendlich auch 2009 dieVertragsverhandlungen erfolgreich abschloss. Barbara Zenzspricht von einer regelrechten Welle an Raumsuchenden(Interview Zenz).Neben den subversiven Raumaneignungen entstehen auchzahlreiche gegenkulturelle Projekte, die Freiräume schaffenwollen. Selbstverwaltete Projekte verfolgen Raumkonzepteinnerhalb derer die Beteiligung aller möglich ist, die an demProjekt partizipieren möchten und die den Anspruch habenfrei von hegemonialen Macht- und Herrschaftsverhältnissenwie Rassismus und Sexismus zu sein (Kaleidoskop,dasBäckerei, Uoqbon, Schenke, W23, I:DA, Bikekitchen).Parallel zu diesen Entwicklungen entstehen künstlerischeNutzungen wie zum Beispiel das MIK und das Fluc, die aucheine Pionierfunktion für die Entwicklung des umliegendenStadtraums inne haben. So hat sich der Pratersterninzwischen als Ausgehviertel etabliert, neben dem Flucentstanden weiter Musikklubs wie die Pratersauna und dasPlanetarium.Während den Wohnprojekten und Wagenplätzen, imGegensatz zu den 1980er Jahren, heute eine feindlichePolitik entgegengebracht wird, nimmt die Zwischennutzungleer stehender Gebäude als stadtplanerisches Werkzeug fürdie Aufwertung von Stadtteilen zunehmend Eingang in diestädtische Politik. Im folgenden Kapitel werden anhand desProjektes„Lebendige Lerchenfelder Straße“ dieMöglichkeiten und Grenzen des städtischen Engagementsbezüglich Leerstandnutzung ausgelotet und ein generellerÜberblick über die Angebotsseite in Wien geschaffen.

Offenheit der Stadt Wien gegenüber diesen neuen Formendes Zusammenlebens. Diese entsprang zum Teil auch ausdem Wunsch der Stadt Wien, keine Auseinandersetzungenwie z.B. in Zürich auf den Straßen auszutragen (InterviewSchrage). Resultat dieser Befriedungspolitik war einerseitsein konstanter Aushandlungsprozess zwischen der Stadt undder autonomen Szene, der auch zur Öffnung einiger Räumeführte, andererseits bedeutet Förderung aber auch einhöheres Maß an Kontrolle von öffentlicher Seiter. In dieseZeit fällt auch die Entstehung des Lesben- und SchwulenHauses Rosa-Lila Villa, das Wohnprojekt Turnergasse und dasWUK.In den 1990er Jahren passierte nach der Besetzung des ErnstKirchweger Hauses lange Jahre wenig in Bezug aufRaumaneignung. Auf stadtplanerischer Seite jedochkristallisiert sich ein zunehmendes Interesse an alternativenKonzepten, Subkultur und an künstlerisch-kreativen Milieusheraus. Die zunehmende Bedeutung der sogenanntenKreativindustrie führt zur Orientierung des Strategieplans fürWien hin zu einer„Kultur-, Wissens- und Technologiestadt"(Hamedinger 1999: 98). Zu den von der Stadt gefördertenZwischennutzungen zählen der Messepalast/Museumsquatier, der Stadtraum Remise und das Kabelwerk.Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entstehen stadtteilbezogeneInitiativen wie SOHO in Ottakring, Making it (2001) Ottakring(2002), lebendige Straßen (2008) und die aktiveGumpendorferstrasse (2010). Diese zeugen vom Willen derStadt, Lösungskonzepte für Leerstand zu finden. Inpartizipativen Prozessen soll dabei das Absterben der WienerGeschäftstrassen verhindert werden und eine Aufwertungder Orte stattfinden. Auf Seite der autonomen Szene beganndie Gruppe„Freiraum“ zwischen 2004 und 2006 zahlreiche(gescheiterte) Besetzungen durchzuführen. Laut DieterSchrage wünschen sich die Beteiligten eine Förderung derBasiskultur und verstehen Selbstverwaltung alseigenständigen Wert (Interview Schrage). Die zunehmendePrekarisierung und die verloren gegangene Kontrolle überdie Lebensgestaltung führte zu dem Wunsch sich Räumekollektiv anzueignen. Die neue Besetzungswelle kannWunsch nach Selbstbestimmung inmitten einerzunehmenden„Kolonialisierung der Lebenswelt“ (Habermas)durch das neoliberale Inwertsetzungsparadigma gedeutetwerden:

„Es gibt Menschen die andere Kulturbedürfnisse haben. Dergroße zentrale Begriff ist dabei der der Selbstverwaltung. Das istein wichtiger Wert und da würde ich ein Basisbedürfnisentdecken. In der Seniorenpolitik war früher der Leitbegriff:Altern in Würde. Wir sind davon abgekommen, da eigentlichSelbst-Bestimmung, sowohl für das Alter als auch für das Lebenund auch für die Kulturszene zentral ist. Da sehe ich ein weniggefördertes elementares Bedürfnis. Dieses Bedürfnis wäre mirein zentrales Anliegen“(Interview Schrage)

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waren. Besonders schwierig erweise sich die Vorgehensweisemit Eigentümer_innen, die sich im Ausland befinden.Die Gründe für Leerstand sind vielfältig. Lang andauerndeLeerstände werden meist über Makler_innen angeboten. Einhäufiger Grund sind zu hohe Mieterwartungen auf Seitender Eigentümer_innen oder divergierende Vorstellungen vonEigentümer_innen und Mietinteressent_innen über dieVertragsbedingungen (etwa wenn verpflichtend ein Keller zueinem EG Lokal gemietet werde muss). Oft sei auch derbauliche Zustand des zu vermietenden Lokals schlecht undder Sanierungsbedarf für den Einzelnen nicht leistbar.Öffentliche Förderschienen würden hier oftmals nichtausreichen. Zahlreiche Lokale, vor allem imgründerzeitlichen Baubestand entsprechen, von der reinbaulichen Seite, nicht mehr den heutigen Ansprüchen (z.B.Barrierefreiheit). Leerstand kann auch aus Konflikten unddivergierenden Vorstellungen mehrerer privaterMiteigentümer_innen über die Vermietung des Lokalsresultieren. Zudem seien auch Häuser nachVerlassenschaften aufgrund von Erbstreitigkeiten oderunklaren Erbverhältnissen meist jahrelang blockiert.Welche Strategien verfolgt nun das Projekt„LebendigeLerchenfelder Straße“, um Eigentümer_innen zum Handelnzu bewegen? Laut Bernhard Mayer sei derzeit die einzigeStrategie, die zu Erfolg führt, der Versuch den persönlichenKontakt herzustellen und mit den Eigentümer_innen zureden und sie zu überzeugen:„Zwingen kann ich sie derzeitzu nichts. Es gäbe Instrumente, wo man auch versuchenkönnte, einerseits durch finanzielle Anreize, andererseitsdurch„Zwangsmaßnahmen“ in irgendeiner Weise, dieseLokale wieder vermehrt auf den Markt zu bekommen.“ Mitdem Stichwort„Zwangsmaßnahmen“ verbindet Mayer diesogenannten Business Improvement Districts aus demangloamerikanischen bzw. norddeutschen Raum. BusinessImprovement Districts beruhen auf dem privatenEngagement der in einem innerstädtischen Gebietansässigen Grundstückseigentümer. Ein BID ist einSteuerungsansatz, welcher mit Zwangselementen arbeitet.In der traditionellen Steuerung sind dies die auf eineneinzelnen Immobilieneigentümer ausgerichtetenInstrumente, wie z.B. das Instandsetzungsgebot nach § 177BauGB (in Deutschland). Für die standortbezogeneSteuerung sind dies die öffentlich festgesetzten BusinessImprovement Districts (BID) oder auch die HousingImprovement Districts (HID), bei dem alle Eigentümer auf derGrundlage eines umfangreichen Engagements Privater eineAbgabe zur Aufwertung des Standortes zahlen (müssen). InDeutschland existieren im Rahmen von BID`s sowohlSteuerungsanreize z.B. Städtebauliche Sanierung (BauGB §136ff); Stadtumbau (BauGB 171a-d); erhöhte steuerlicheAbschreibung (EStG § 7) wie z.B. Immobilien- undStandortgemeinschaften (ISG) oder auchZwangsmaßnahmen durch rechtliche Rahmensetzung wiez.B. Modernisierung– und Instandsetzungsgebot (BauGB §177) oder Business Improvement District (BID); HousingImprovement District (HID). BID`s sind ein Instrument zur

Angebotsseite: Eigentümer_innen und

Institutionen der Stadt

Auf der Ebene der Stadt Wien gibt es verschiedene Projekteund Institutionen, die sich mit der Leerstandsthematikbeschäftigen, in vermittelnder Rolle tätig sind und Kontaktezu Hauseigentümer_innen von leerstehenden Räumenknüpfen. Eine zentrale Rolle spiele die persönlicheKontaktaufnahme mit den Eigentümer_innen, so BernardMayer, Leiter des Projekts„Lebendige Lerchenfelder Straße“:„Prinzipiell spielt der Eigentümer eines Lokals diewesentliche Rolle in der ganzen Geschichte. DasEigentumsrecht ist in Österreich klar abgegrenzt, das heißt,der Eigentümer entscheidet über die Nutzung dieser Lokale:Vermiete ich es, vermiete ich es nicht?“ Auch Kurt Puchinger,Leiter der Gruppe Planung in der Magistratsdirektion –Stadtbaudirektion, betont, dass Immobilien oder Objekte imWesentlichen in Privatbesitz seien und die öffentliche Handkeinerlei Zugriffsrecht habe. Die Zwischennutzung vonLeerständen, so Puchinger, funktioniere daher nur auffreiwilliger Basis, wenn der Eigentümer dazu motiviertwerden könne. Es gäbe keine öffentlich rechtlichenInstrumente dazu. Über verschiedene Strukturen, wieGebietsbetreuungen, Zielgebietsmanagement oder überBezirksvorsteher_innen könne eine Kommunikationsebenezu den Eigentümer_innen eröffnet werden. Das Ergebnis seijedoch von der jeweiligen Verhandlungssituation abhängig.Festzuhalten ist auch, dass die Gruppe derEigentümer_innen bezüglich Interessenslagen undAusgangsposition sehr heterogen ist. Es gibt privateAlleineigentümer_innen, private Miteigentümer_innen,institutionelle Hauseigentümer_innen (z. B. Banken,Versicherungen, Fonds, die auch im Ausland ihren Sitz habenkönnen), öffentliche Eigentümer_innen (Gemeinde Wien)und auch die Kirche. Während die Geschäftsleute derLerchenfelder Straße durchaus alle persönlich angesprochenwerden können, ist dies mit den Eigentümer_innen nichtimmer möglich. Die Herangehensweise des Projekts„Lebendige Lerchenfelder Straße“ war es vorerst brieflich mitEigentümer_innen in Kontakt zu treten und das Projektvorzustellen. Die Resonanz war jedoch fast Null. LautBernhard Mayer sei dies auf die skeptische Haltung derEigentümer_innen gegenüber der öffentlichen Handzurückzuführen.„Da herrschen Ängste, Abwehrhaltungen –na die wollen mir das vielleicht wegnehmen oder was die damachen heißt eh nix und Sinn wird das auch keinen haben –also im Prinzip gibt’s da eine große Kluft, zwischen so einemProjekt oder so einem Streben und den Hauseigentümern.“So ist Mayer überzeugt, dass die Bereitschaft derEigentümer_innen nur durch persönliche Kontakte erzieltwerden kann. Die Erfahrungen in der Lerchenfelder Straßehaben gezeigt, dass die Gruppe jenerHauseigentümer_innen, die im institutionellen Bereich tätigsind, am ehesten für Zwischennutzungsprojekte bereit

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Ein gutes Beispiel einer Zwischennutzung war das HausLerchenfelder Straße 69. Durch persönliche Kontakte zumHauseigentümer war es dem Projekt„LebendigeLerchenfelder Straße“ gelungen ein leerstehendes EG-Lokalprekaristisch für Zwischennutzungen kultureller bzw.künstlerischer Art kostenfrei zur Verfügung gestellt zubekommen. Da das Projekt„Lebendige Lerchenfelder Straße“eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren hatte, plus ein JahrVerlängerung waren die Zeiträume für Zwischennutzungenbegrenzt, da eine hohe Rotation der Künstler_innenangestrebt wurde. Nachfrager_ innen, die für einen längerenZeitraum ein Lokal nutzen wollten, seien über dasLeerstandsmanagement des Projekts„LebendigeLerchenfelder Straße“ vermittelt worden.Puchinger sieht bei Leerständen in Geschäftsstraßen dasProblem der„Zugangsbeschränkungen“. Interessent_innenmit Migrationshintergrund sowie bestimmteKulturschaffende hätten aufgrund ihres Aussehens (z. B.lange Haare)„Zugangsbeschränkungen“ ein Lokal zu mieten.Daher wäre, laut Puchinger, ein zusätzlichesDienstleistungsangebot zu überlegen, wie etwa eineAgentur, die zwischen Eigentümer_innen undNutzungsinteressenten vermittelt.Andere Anlaufstellen für Zwischennutzung in Wien sindneben den„Lebendigen Straßen“, und demLeerstandsmanagement, auch die Gebietsbetreuungen,Zielgebietskoordinatoren und die Projektkoordinatorin fürMehrfach- und Zwischennutzung, DI Jutta Kleedorfer.„einfach – mehrfach“, als strategisches Projekt der StadtWien, beschäftigt sich mit Vermittlung, Planung undProzesssteuerung unter anderem im Bereich Kultur.Erfolgskriterien für die Kommunikation zwischen Angebots-und Nachfrageseite seien laut Puchinger Kontinuität undVertrauen. Dienstleistungen in Teilgebieten der Stadt(Gebietsbetreuungen, Zielgebietskoordinatoren, etc.) mitOrganisationsstruktur und Kontakten zu Stakeholdern sowieEigentümer_innen von leerstehenden Liegenschaftenstehen laut Puchinger für diese Erfolgskriterien. DieAktivitäten müssten noch stärker in dieseDienstleistungsstrukturen„hineingespielt“ werden, diebereits bestehen. Auch Bernhard Mayer definiertErfolgskriterien gelungener Projekte folgendermaßen:„GuteProjekte, auch zum Beispiel in Österreich, funktionieren danngut, wenn sich die handelnden Akteure zusammen finden,zusammen ein Projekt entwickeln, ein Netzwerk bilden unddas Ganze umsetzen. Dazu braucht es die Politik, dieHauseigentümer, jemanden der das vorantreibt, derengagiert ist. Wenn sich diese Leute zusammen finden,entwickeln sich oft sehr gute Sachen.“Zusammenfasend ist zu sagen, dass insbesondere über dieRolle die Privateigentum für gesellschaftliche Entwicklungenspielt, ein stadtpolitischer und zivilgesellschaftlicher Diskursgeführt werden sollte.

Revitalisierung und attraktiveren Gestaltung vongewachsenen Einzelhandelsbereichen in Innenstädten. BID`sbieten ein neuartiges Finanzierungsmodell, indem sie – imGegensatz zu Einzelhändlergemeinschaften auf freiwilligerBasis – einen Zwangsmechanismus zur Erhebung derBeiträge anwenden. Notwendig ist dafür eine gesetzlicheRegelung des Bundeslandes (bzw. des Bundesstaates). EinBID startet auf Initiative von Grundeigentümern und/oderEinzelhändlern eines räumlich abgegrenzten Gebiets.Danach wird ein offizielles Verfahren eingeleitet, in dessenVerlauf über einen verbindlichen Maßnahmen- undFinanzierungsplan abgestimmt wird. Die zurMaßnahmenumsetzung nötigen Finanzmittel werdenmeistens in Form eines Aufschlags auf die Grundsteuereingezogen (vgl. Vollmer 2011 und Wiezorek 2011). Die Ideevon BIDs sei in Wien schon diskutiert, aber noch nieausprobiert worden. Bernhard Mayer wünscht sichdiesbezüglich in Wien ein Pilotprojekt. Kurt Puchinger hälthingegen von gesetzlichen Anreizstrukturen nichts:„Manmuss sich an gewissen Punkten der Diskussion damitabfinden, dass die österreichische Gesellschaft vonPrivateigentum dominiert ist.“Als gesamtstädtische Strategie gegen Leerstand wünschtsich Bernhard Mayer die Stärkung von Einkaufsstraßen, wieder Lerchenfelder Straße, und nicht den Bau vonEinkaufszentren auf der grünen Wiese. Auch die Etablierungvon sogenannten integrierten EKZ (z.B Q19, ZentrumSimmering, Lugner City) sei kritisch zu hinterfragen. DieFrage des Verkehrs auf gesamtstädtischer Ebene spieltebenso eine Rolle in der Leerstandsthematik, da sich immermehr Unternehmer_innen über den Verkehr in der Straßebeschweren würden:„zu viel, zu laut, zu schnell ist ein großesProblem. (...) Entschleunigung in Geschäftsstraßen sollte aufjeden Fall in Zukunft ein Thema sein.“Nach Puchinger sei die Hauptrolle der Stadt Wien bisher dasErmöglichen gewesen. Die Stadt Wien sei grundsätzlich einesehr kulturoffene Stadt und ermögliche bestimmte Projekte,die ohne Unterstützung nicht umsetzbar wären. Das sei derwichtigste Part der Planung. Es gäbe derzeit schon eineAnlaufstelle für Zwischennutzung, die auch„in der Szene“bekannt sei und sich um Angelegenheiten kümmere, die imNahbereich der Stadt Wien liegen.Auch das Projekt„Lebendige Lerchenfelder Straße“ fungiertals Plattform in der Koordination der Angebots- undNachfrageseite. In erster Linie wenden sich Akteur_innenaus dem Kunst- und Kulturbereich an die Plattform, die fastausschließlich Zwischennutzungen nachfragen.„SolcheProjekte sind für diese Gruppe sehr hilfreich, weil sie dortVermittlung und Know-how bekommen, sowie Kontakte zudiversen Hausverwaltungen und Hauseigentümern, etc.Ohne so einer Plattform würde das schwer gehen.“ soBernhard Mayer. Die meisten Kontakte zu Kunst- undKulturschaffenden seien über professionelle Kurator_innengelaufen. Nach intensiver Öffentlichkeitsarbeit des Projekts,traten auch Künstler_innen aus dem selbstständigen Bereichan die Mitarbeiter_innen der Lebendigen Straße heran.

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Auf der Nachfrageseite hat es sich geändert. Alles was einbisschen im kreativen Bereich ist. Aber auch Modemacher oderGrafiker oder Architekten oder Planer oder so. Die sagen es istblödsinnig alles auf die Ewigkeit auszulegen, und da ist esrichtig Mode - die Lust am Temporären, die Lust amZwischennutzen. Die Lust am selber etwas mitentwickeln unddann durchaus auch wissen, ich muss dann wieder gehen.(Interview Kleedorfer)

Jo von„das Bäckerei“ hingegen sieht den großenRaumbedarf autonomer Gruppen, die mehr an„dauerhaftTemporären“ interessiert sind und„nicht abhängig seinwollen von Wünschen und Vorstellungen anderer“, seineGruppe hat bisher trotz einiger Angebote Prekariatsverträgeabgelehnt (Interview Jo). Zu groß sei die Unsicherheit unddie Angst ständig gekündigt werden zu können (vgl. ebd.).Robert Temel weist in dem Interview auf das Beispiel desMuseumsquartiers hin als erfolgreiche Zwischennutzung, diedennoch auch negative Seite hatte:

Interessant finde ich wies beim MQ funktioniert hat: langePhase der Zwischennutzung vor Umbau – massive Anhäufungsymbolischen Kapitals – die meisten mussten nach Umbau raus.Aus deren Perspektive ist es nicht gelungen, aber ausPerspektive der Hauptnutzer schon.(Interview Temel)

Er weist damit auf die Gefahr hin, als Zwischennutzer_innenfür Aufwertungsprozesse instrumentalisiert zu werden undletzten Endes nach erfolgreicher Aufwertung verdrängt zuwerden. Die mit Zwischennutzung einhergehendenGentrifizierungsprozesse sollten von der Seite derNutzer_innen nicht vernachlässigt werden.Zusammenfassend sagt Barbara Zenz:

Ich würde das projektbezogen entscheiden da es Projekte gibtwofür eine Zwischennutzung eine gute Lösung ist, weil nur einkurzfristiger Bedarf da ist (…). Aber es gibt andere Projekte dielängerfristige angelegt sind und für die ist das tödlich wenn sieimmer wieder auf Raumsuche gehen müssen. Man kann nichtveranstalten ohne das entsprechende technische Equipment,ohne eine gut ausgerüstete Räumlichkeiten zu haben (…). Eshat schon die Erfahrung gegeben das dann Gruppen sichaufgelöst haben weil der Arbeitsaufwand in keinem Verhältniszu dem steht was dann möglich ist.(Interview Zenz)

Nachfrageseite

Wie schon der Rekurs auf die historische Entwicklungdeutlich macht, gibt es in Wien unterschiedlichsteNachfragen und Strategien der Nutzung. Ziel der Analyse derNachfrageseite im historischen Kontext ist es die Bedürfnissevon potenziellen Nutzer_innen in Hinblick auf nachfolgendeEmpfehlungen zu eruieren.Im Laufe der Untersuchung zeigen sich drei dominanteTypen von Nutzungsstrategien: Erstens, die soziokulturelleNutzung leerstehender Räume, die dem Bedarf derautonomen/ alternativen Kunst- und Kulturszene entspricht(Arena, Wuk, Mik, Fluc, Flex ect.). Zweitens, die vor allem inden 80er Jahren und seit 2004 wieder aufkeimende,Besetzer_innenszene, die aus der NotwendigkeitJugendlicher nach Zugang zu Räumen und derVerwirklichung alternativer Lebensstile entsteht. Drittensgibt es jüngere Versuche der Stadt durch Anreize für Kunst-und Kulturschaffende Geschäftsstraßen zu beleben undsomit Aufwertungsprozesse zu steuern (Soho, Ottakring,Making it, Lebendige Strassen).In Studien wie„Urban Catalyst Strategien TemporärerNutzungen“, werden Hausbesetzungen oder auchWagenplätze aufgrund des langfristigen Anspruches aufRäume nicht als temporäre Nutzung mitgedacht (vgl. Hs.Stadtplanung Wien 2003: 9). Diese Unterscheidung wurde inder vorliegenden Studie nicht gemacht, da auch langfristigeLösungen für Leerstandnutzungen im Sinne des von RobertTemel vorgeschlagenen Konzepts des„dauerhaftTemporären“ eine Perspektive für Leerstand bilden:„Eshandelt sich um permanente Räume, die die Temporalitätrepräsentieren“ (Interview Temel).Grob kann zwischen Pionieren - in diesem Fall ist dieZwischennutzung eine Ersterschließung des Gebietes,Subversiven - die Zwischennutzung findet in Form einerUnterbrechung statt (Besetzungen von Gebäuden undFlächen), Kreativen– künstlerischen Zwischennutzungen,Soziokulturellen Initiativen (wie Vereinslokale, Bikekitchen,Schenke) und Wirtschaft (wie kreativen Industrien und Start-up Unternehmen) unterschieden werden.Im Rahmen der Studie konnten keine genauen Zahlen überdie Anzahl der Nachfragenden festgestellt und auch nichtalle Zwischenutzer_innen in der Chronik aufgeführt werden.Vor allem im Bereich der kreativen Industrien und Start-upUnternehmen ist es – mit Ausnahme von den städtischenProjekten – nur schwer ersichtlich, auf welche WeiseZwischennutzungen zustande kommen. In dendurchgeführten Interviews zeigte sich, dass es eine großeAnzahl von Nachfragenden mit unterschiedlichenBedürfnissen gibt: Dies bestätigen sowohl Jo vom Projekt„das Bäckerei“, Barbara Zenz aus dem„Eiskella“ Projekt alsauch Jutta Kleedorfer, die sich vor allem mit vielenNachfragenden aus der kreativen Industrie konfrontiertsieht:

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Projektbeispiele

AmerlinghausEigeninitiative – langfristige Zwischennutzung – Pioneer – nichtmehr erwünscht – alternatives Mietabkommen

Ab Anfang der Siebziger Jahre schlossen sichAnrainer_innen, Künstler_innen und eine GruppeArchitekt_innen zur Interessensgemeinschaft Spittelbergzusammen, um die geplante Abtragung desSpittelbergviertels zu verhindern.„...Aktionen, Feste undDiskussionsveranstaltungen der Interessensgemeinschafttrugen dazu bei, dass der Spittelberg 1973 zur Schutzzoneerklärt...(Feuerstein, Fitz 2009, S. 29), die historischenGebäude erhalten blieben und ab 1975 nach einemGestaltungskonzept der Wiener Kommunalverwaltungsaniert und revitalisiert wurden (vgl. ebd.). Im Sommer 1975kam es im Rahmen eines mehrtägigen Festes imSpittelbergviertel zur Besetzung des Amerlinghauses.Zusätzlich zu dem ursprünglichen Wunsch derInteressensgemeinschaft der Erhaltung der Bausubstanz imViertel wurde die Forderung nach einem selbstverwaltetenKultur- und Kommunikationszentrum formuliert. Währenddes Sommers blieb das Haus besetzt und war Ort vonalternativen Veranstaltungen und Plena der Aktivist_innen.Im Herbst stimmte die Gemeinde Wien einer Sanierung unddem Konzept des Kommunikationszentrums zu und dieBesetzer_innen mussten das Haus verlassen. Erst im Frühling1978 wurde das Amerlinghaus als von der Gemeinde Wienfinanziertes Kommunikationszentrum wieder eröffnet.Allerdings wurden Teile des Hauses von der Gemeinde selbstals Bezirksmuseum genutzt und komplizierteNutzungsbedingungen (vgl. Foltin 2004, S. 115) führtendazu, dass der Großteil der engagierten Aktivist_innen sichnicht mehr einbrachte. Trotz allem blieb eine kleine Gruppe,die das Amerlinghaus bis heute als ein wichtigesKulturzentum in Wien erhalten konnte.Im Herbst 1980 wurde das Amerlinghaus unter anderem vonTeilen der Burggarten-Bewegung ein zweites Malvorübergehend besetzt, um deren Unzufriedenheit in derEntwicklung des Kultur- und Kommunikationszentrums zuäußern.

Kategorisierung

In Kapitel “Zwischennutzungen und temporärer Räume”wurden unterschiedliche Eigenschaften vonZwischennutzungen ausgearbeitet und derenunterschiedlichen Ausprägungen definiert.Zusammenfassend ergibt sich folgende Einteilung, die aufdie in dieser Studie analysierten Projekte angewandt wurde:

Temporalitätkünstlerische Intervention, Veranstaltung, zeitliche Begrenzung,langfristig, dauerhaft temporär

DiY GedankeBesetzung, Eigeninitiative, DIY, ohne DiY Gedanke

Alternative Nutzungunerwünscht, gewünscht/profitorientiert oder nicht-profitorientiert

Alternatives MietabkommenNormalmiete* versus alternatives Mietabkommen

Diese Einteilungen finden sich auch in der Chronik wieder. Inweiterer Folge wurden acht Projektbeispiele ausgewählt, dieexemplarisch für die unterschiedlichen Formen undStrategien der Zwischennutzung stehen.

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Kommunikationszentren“, und führte ab 1977 mit der StadtWien Verhandlungen um den Inlandsschlachthof alsAlternativstandort für ein Kultur- undKommunikationszentrum. Nach langen Verhandlungen undeiner kurzzeitigen Besetzung wurde das Gelände desInlandsschlachthofes St. Marx 1981 als Jugend-, Kultur- undKommunikationszentrum eröffnet und ist bis heute einwichtiger Teil der alternativen Kulturszene in Wien.

Kultur- und Kommunikationszentrum GassergasseDo-it-Yourself – Nutzungsvertrag mit der Stadt –soziokulturelle InitiativeDas selbstverwaltete„Kultur- und KommunikationszentrumGassergasse“ wurde im Mai 1981 eröffnet und von der StadtWien mit Subventionen unterstützt. In den Gebäuden derehemaligen„Wiener öffentlichen Küche“ (WÖK) im fünftenBezirk fanden Kindergruppen, eine Alternativschule, eineFahrradwerkstatt, MusikerInnen, ein Fotoatelier, eineTischlerei und andere selbstverwaltete Einrichtungen Platz(vgl. Foltin 2004, S. 132).Probleme mit AnrainerInnen, aber auch interne Problemeund Konflikte der Gassergassen-Bewegung führten immerwieder zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, zuRauschgiftrazzien und schließlich zu einem Stopp derSubventionszahlungen der Stadt Wien im Jahr 1983. DieProtestveranstaltung im Juni 1983 eskalierte und endete ineiner gewalttätigen Auseinandersetzung mit der Polizei undGegnern des Kulturzentrums Gassergasse. Noch im selbenSommer löste sich die Bewegung auf und verließ die Räumedes Kulturzentrums Gassergasse. Einigen Gruppen der GaGastellte die Gemeinde Wien als Ersatz Räume in einem Haus inder Aegidigasse zur Verfügung. Andere wichen ins WUK aus.Die Gebäude der GaGa wurden abgerissen und an ihrerStelle ein Wohnbau errichtet.

ArenaSubversiv – unerwünscht, nicht profitorientiert – soziokulturelleInitiativeDie Bewegung rund um die Besetzung der Arena im Sommer197 nahm ihre Anfänge in der alternativenVeranstaltungsreihe„Arena“ im Rahmen der„WienerFestwochen Alternativ“, die ab 1970 ein kulturelles Angebotfür ein junges Publikum darstellte. Ab 1975 fanden diealternativen Festwochenveranstaltungen imAuslandsschlachthof St. Marx in Simmering statt. Im Frühling1976 war geplant den Schlachthof abzureißen und an seinerStelle einen Neubau zu errichten. Nach einem Aufruf einerGruppe von Student_innen und Künstler_innen wurde derSchlachthof nach der letzten Veranstaltung besetzt und dieForderung nach der Nutzung des Geländes alsselbstverwaltetes Kultur- und Kommunikationszentrumgestellt. Die Besetzer_innen der Arena wurden vonAktivist_innen des Anti-Schleiferfestes, das im Rahmen desvon Coop Himmelb(l)au veranstalteten Supersommers amNaschmarkt stattfand unterstützt.In der ersten Woche der Besetzung fanden eine Reihe vonspontan organisierten Veranstaltungen und Festen statt, dievon mehreren tausend Menschen besucht wurden. FranziskaMaderthaner schreibt im Vorwort zu dem Buch„IdealzoneWien“ über die Arena-Bewegung:„Mit der Arena-Besetzungim Sommer 1976 fand die längst fällige Initialzündung zurFormierung der Wiener Alternativkultur statt“ (Drexler,Eiblmayr, Maderthaner 1998, S. 7). In den Gebäuden desehemaligen Schlachthofes entstanden Jugendräume, einCafe, eine Galerie, ein Frauenhaus, ein Filmvorführungshausund andere alternative Einrichtungen (vgl. Gisch 1991, S.110).Innerhalb der ersten Tage der Besetzung wurde einPersonenkomitee gewählt, das die Bewegung inVerhandlungen mit der Polizei und der Stadt Wien vertrat. Inregelmäßigen Plena wurden anfallende Entscheidungengetroffen. Es bildeten sich Arbeitsgruppen, die sich mitunterschiedlichen Themen auseinandersetzten.„Essensbeschaffung und -verteilung...Kinderdienst...Büro- u.Journaldienst...Öffentlichkeitsarbeit...“ (Gisch 1991, S. 109)waren nur einige der Arbeitsgruppen. Nach wenigenMonaten begannen interne Konflikte und finanzielleProbleme die bis dahin informelle Bewegung zu zerrütten.Ab Oktober waren die Veranstaltungen nur noch schwachbesucht. Durch den Druck den die Gemeinde Wien auf dieBewegung ausübte, diese in eine verbindliche Rechtsformüberzuführen, spaltete sich die Bewegung schließlich imHerbst 1976 und gab die besetzten Gebäude desSchlachthofes auf (vgl. Foltin 2004, S. 118). Die von der StadtWien als Alternativen angebotenen Räume lehnte dieBewegung ab.Ein kleiner Teil der Bewegung gründete den Verein„ForumWien-Arena, Verein zur Förderung von Kultur-; Jugend- und

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Salon Blümchenvon der Gebietsbetreuung initiiert – zeitlich begrenzt –gewünscht – nicht profitorientiert – soziokulturelle Initiative

Der Gemeinschaftsgarten„Salon Blümchen“ wirdexemplarisch als Möglichkeit für die Nutzung urbanerBrachen dargestellt. Es handelt sich hierbei um ein nicht-kommerzielles Projekt, welches als Impuls für die zukünftigeEntwicklung des Grätzels diente und im Rahmen desProjektes„Lebendige Hernalser Hauptstraße“ entstand:Dieses Pilotprojekt wurde von der Stadtentwicklung Wien inKooperation mit den Bezirken initiiert, um die unattraktivgewordene Geschäftsstraße wiederzubeleben. Ziel desProjektes war es, die Besonderheiten des Standortesherauszuarbeiten, Erlebnisräume zu schaffen undaufzuwerten. Damit sollte die Verweildauer derAnrainer_innen erhöht und somit auch die Qualität desWirtschaftsstandortes verbessert werden (vgl HP LebendigeHernalser Hauptstrasse/ Ziele). Hierfür sollte auch dieVernetzung der lokalen Akteur_innen – wie öffentlicheStellen, Vereine, Bewohner_innen, Gewerbetreibende undEigentümer_innen – gestärkt werden. Ein solcher Ort derVernetzung stellte auch der„Salon Blümchen“ dar. JuttaKleedorfer, Projektkoordinatorin für Mehrfachnutzung derStadt Wien, sieht in der Entstehung desNachbarschaftsgartens ein gelungenes Beispiel für dieZusammenarbeit der Wiener Gebietsbetreuung mit derNachbarschaft (vgl. Interview Kleedorfer). Ein Jahr langwurde die Baulücke in der Hernalser Hauptstraße alstemporärer Garten geführt. Der Nachbarschaftsgartenwurde von den Bewohner_innen bepflanzt und als Grüninselzum Verweilen genutzt. Dabei fanden zwischen Sommer2008 und August 2009 verschiedenste von denBewohner_innen und dem Projektteam entwickelteVeranstaltungen statt: Es wurden Filme gezeigt, gemeinsameBepflanzungsaktionen – unter anderem mit den örtlichenKindergärten – veranstaltet und ein Laternenfest gefeiert.Das Projekt wurde im August 2009 beendet, der Gartenmusste der geplanten Baustelle weichen (vgl. HP LebendigeHernalser Hauptstraße/ Projekte).

FlucEigeninitiative zeitlich begrenzt – gewünscht – alternativesMietabkommen – Mischung aus soziokultureller undprofitorientierter Nutzung

Das Musiklokal Fluc ist ein inzwischen in der Partyszeneetabliertes Musiklokal und kann rückblickend als Pioneer fürdie Entwicklung der inzwischen lebendigen Partyszene rundum den Praterstern gesehen werden.Das Fluc_1 entstand 2002 als Zwischennutzung derBahnhofspassage Praterstern für Kunstaustellungen undVeranstaltungen. Die Kultur- und Musikinitiative wurde inEigenregie von drei Lehrern ins Leben gerufen, die den Raumvon der ÖBB bis zu den geplanten Bauarbeiten zu günstigenKonditionen erhielten (vgl. Interview Kleedorfer). 2006 mussdas Fluc_1 schließlich den Bauarbeiten weichen und wird aufdem Bahnhofsvorplatz angesiedelt: “In städtebaulichzentraler Lage am Wiener Praterstern werden eineFußgängerunterführung und eine ehemalige öffentliche WC-Anlage zum Ausgangspunkt für das VeranstaltungslokalFluc_2, nachdem der legendäre Musik- und Kunstklub Fluc_1den Umbauarbeiten am Verkehrsnotenpunkt im Zuge derFußball-EM weichen musste” (HP: Fluc). Damals wurde auchdie Stadt auf das Fluc aufmerksam und bot die Nutzung dervon Schließung bedrohten Fußgängerpassage an, dieumfangreichen Umbauarbeiten wurden dabei teilweise vonder Stadt gefördert. (vgl. Interview Jutta Kleedorfer)Aus der Zwischennutzung Fluc_1 ist ein inzwischen fest inder Wiener Kunst- und Musikklubszene etabliertes Lokalerwachsen. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass es einvon der Stadt erwünschtes Projekt ist und die Vorreiterrollebei der Revitalisierung des Pratersternes eingenommen hat:“Direkt am Praterstern gelegen brachte das Fluc als erstesLokal Partyleben in den zweiten Bezirk. Weitere Clubs wiePratersauna und Planetarium folgten, nun entwickelt sich imPrater eine aufstrebende Clubszene” (HP Wien info).

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Ernst-Kirchweger Haus (EKH)Besetzung – unerwünscht – dauerhaft temporär – alternativesMietabkommen – soziokulturelle Initiative/ nicht profitorientiert

Im Juni 1990 wurde ein Gebäude der KPÖ von ein Gruppekurdischer Kommunist_innen und österreichischerAutonomen besetzt. “Der Besetzung des Hauses lag derWillen nach Schaffung eines internationalistischen,antifaschistischen, multikulturellen Zentrums zugrunde.”(HPEKH bleibt)Nach einigen internen Auseinandersetzungenunterzeichnete die KPÖ am 15.03.1991 einen für dieBesetzer_innen akzeptablen Mietvertrag. Im Jahr 2004verkaufte die KPÖ aufgrund finanzieller Schwierigkeiten dasHaus an einen Immobilienhändler mit Kontakten zur rechtenSzene. Die Aktivist_innen rund um das EKH reagierten mitEmpörung und initiierten die Kampagne„EKH bleibt“ umeine bevorstehende Räumung zu verhindern. Nachmehreren Demonstrationen nahm die Stadt Wien um dieEskalation des Konfliktes zu verhindern Kontakt zu denBewohner_innen des EKH auf (Schrage 2010: 153) Am 6. Juliwurde schließlich eine Einigung bekannt gegeben und derKauf des Hauses durch einen neuen Eigentümer verkündet(Schmidinger: 2005). Das Haus wurde von einer Tochterfirmader gemeindenahen Baugesellschaft PORR zurückgekauftund unbefristete Mietverträge zu Symbolischen Mietpreisvergeben (Schrage 2010: 153).Das EKH begann als Subversion und ist inzwischen eine vonder Stadt Wien geduldete Leerstandnutzung. Das EKH ist einwichtiges soziales Zentrum für Wien, von dem eine Reihevon Aktivitäten ausgeht (Foltin 2004: 180). Es dient nicht nurals Wohnraum für Aktivist_innen, sondern wird auch vonzahlreichen selbstverwalteten Kollektiven undKulturinitiativen genutzt: Aktuell gibt es neben dem Beißl,Konzertveranstaltungen, die Zeitschrift„Rapidité“, einenInfoladen, eine Bibliothek, eine Siebdruckwerkstatt, eineBürogemeinschaft, eine Medienwerkstatt, einFrauenkollektiv, die “Föderation der Arbeiter undJugendlichen aus der Türkei“ und einen Verein füraudiovisuelle Selbstbestimmung.

MIK22: MIK am Genochmarktkünstlerische Intervention – zeitliche Begrenzung – dauerhafttemporär – Eigeninitiative – gewünscht, nicht-profitorientiert –alternatives Mietabkommen

MIK – Mission Ignition Kagran, Verein zur Entzündung undUmsetzung partizipatorischer Interventionen im öffentlichenRaum ist ein Kulturverein, der seit 2006 im Bezirk Donaustadtagiert, um das kulturelle Angebot und dieAuseinandersetzung mit aktueller Kunst vor Ort zubereichern. Das Hauptrojekt des Vereins war von Herbst 2007bis Ende 2009 (geplant war bis 2011) die KünstlerischeZwischennutzung sowie Wieder/Belebung von 7leerstehenden Räumlichkeiten am Genochmarkt, Stadlau.Angeregt durch einen Artikel im Bezirksmagazin, in demBewohner_nnen die Stadt auffordern endlich etwas gegenden fortschreitenden Verfall des„Geisterhüttendorfes“Genochmarkt zu unternehmen, trat MIK in Aktion underreichte nach fast 2 jähriger Überzeugungsarbeit dieÖffnung der Räume, die Genehmigung der künstlerischenZwischennutzung und die Unterstützung derKooperationspartner Bezirksvorstehung Donaustadt, MA7,MA18 (Projektkoordination für Mehrfachnutzung), MA59(Verwaltung – Marktamt), Wien Holding bzw. Star22 GesmbH( Grundeigentümerin).Ziel war es von Anfang an, die Räume nicht im Sinne privateroder wirtschaftlicher Zwecke zu nutzen (z.B. anEinzelpersonen oder Gruppen als Ateliers oder Proberäumezu vergeben), sondern eine Mehrfachnutzung, die aufPartizipation beruht ins Leben zu rufen und ein belebtesKulturzentrum zu schaffen. MIK lud im November 07 imRahmen einer öffentlichen Ausschreibung zur Beteiligung ander Nutzung der leerstehenden Räumlichkeiten amGenochmarkt ein. Über 30 Projekt-Vorschläge und Ideen zur(künstlerischen) Zwischennutzung wurden bis Anfang 2008eingereicht. Angepasst an die finanziellenRahmenbedingungen bemühte sich der Verein MIK 2008und 2009 zusammen mit den Beteiligten möglichst viele dereingereichten Projekte umzusetzen. (siehe div. MIK Projekt-Berichte 08 und www.mik22.at). Ein vielfältiges Programm -Ausstellungsreihen (z.B. unORtnung III), offene Werkstätten(z.B. Siebdruck, Liebestöterselbstgemacht, Kinderwerkstatt),Konzerte (z.B. Synthie-Modul, Budenzauber), Schul- undJugendprojekte (z.B. Freibad Stadlau, Uschis Club),Seniorenprojekte, Feriendorf„Holiday In Stadlau“ mit guidedtours der LandschaftarchitektInnen von kampolerta, OpenAir Kino, uvm. konnte auf die Beine gestellt werden.Der Genochmarkt wurde Ende 2009 abgerissen und mussteeinen Neubau für Wohnungen, Büros und Supermarktweichen.

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EiskellaEigeninitiative – DIY – unerwünscht, nicht-profitorientiert

Das "Projekt Eiskella" stand als Überbegriff für verschiedene,teilweise sehr heterogene und personell fluktuierendeInitiativen und Akteur_innen aus dem nicht-kommerziellenJugend-, Kunst- und Medienbereich, die eine kollektiveNutzung der ehemaligen Eiskeller in Erdberg anstreben.Durch die sehr unterschiedliche Ausrichtung der einzelnenProjekte sollte sowohl eine gemeinsame gesicherteökonomische Basis für alle beteiligten Initiativen als aucheine größtmögliche inhaltliche Vielfalt gewährleistet werden.Mit dabei waren: Movimento, KuKuMA, Beweg-Nung (vonHerberge der Lebenskunst), BioParadeis, MirKollektiv,KostnixLaden, keine_uni, W.E.G. und sCart.Das Projektkonzept rund um die unterirdischenTunnelanlagen der ehemaligen Mauthner-Markhof-Betriebsstätte in Wien-Erdberg entstand in Ansätzen schon2007 aus einer Initiative der Betreiber_innen des ehemaligen„Movimento“ in der Simmeringer Grillgasse, die kurz davorihre Räumlichkeiten verloren hatten. Das Projekt„Eiskella“repräsentiert mit seinem heutigen Entwicklungsstand dennach wie vor hohen Bedarf junger Wiener Initiativen anÖrtlichkeiten, die Künstler_innen Raum für Vernetzung,gemeinsames Gestalten und kreativen Austausch bietenkönnen. Bei dem als„Erdberger Kellerberg“ bezeichnetenAreal in 1030 Wien handelt sich um unterirdische, großteilsungenutzte Tunnelröhren im Ausmaß von etwa 3000 m2.Nach einer ersten Besichtigung der durch das„Büro fürSofortmaßnahmen“ der Stadt Wien angebotenenRäumlichkeiten erschien eine sinnvolle Nutzung desweitläufigen Areals nur unter Einbeziehung weitererraumsuchender Initiativen möglich. In der darauf folgendenetwa zweijährigen Zusammenarbeit verschiedensterAkteur_innen entstanden u. a. ein weit gereiftesOrganisations- und Nutzungskonzept sowie zweiDiplomarbeiten an der Fakultät für Architektur undRaumplanung der Technischen Universität Wien. DasGesamtprojekt ist als Ort des offenen Kulturaustausches undals Basis für Projekte aus dem D.I.Y.- Bereich und deralternativen Kunst-und Kulturszene konzipiert.Zentrale Projektbereiche:ein Café mit angeschlossenem Volksküchen- undCateringbereich, in dem ökologisch produzierte, saisonaleNahrungsmittel Vorrang haben;zwei unterschiedlich große Veranstaltungshallen fürKonzerte, Film- und Theatervorführungen, Vorträge etc.:ein multifunktional gestaltbarer Galeriebereich, der Platz fürAteliers bietet;ein Werkstättenbereich, der Infrastruktur für Sieb- undPapierdruck, Holz-, Textil-und Metallverarbeitung und eine Dunkelkammer beinhaltensoll;

Studio- und Proberäume;ein Shop- und Lagerbereich, um Selbstproduziertes, Second-Hand-Produkte und Waren aus dem Alternativ-undGegenkulturspektrum anbieten oder verschenken zukönnen;Tanzsäle, die auch für diverse sportliche Aktivitäten nutzbarsind;IT/EDV- sowie Büro- und Seminarräume.2007 bis 2008 wurde das Projekt in verschiedenen Schrittenmit der Stadt Wien verhandelt. Auch wurde eine Nutzungdes ehemaligen Kabarett Renz angedacht die ebenso wie dieweiteren Verhandlungen mit der Stadt ins leere liefen. Aufeine offizielle Absage warten die Projektträger*innen heuteebenso wie eine entsprechende Begründung warum dasProjekt nicht realisiert werden soll.Aus dem Umfeld des Projektes entstanden 2010 zweiDiplomarbeiten die sich mit den möglichen baulichenKonzept ("Simmeringer-sub-Kultur" von Jaime AlejandroCorena Herrera) als auch mit den soziokulturellen Umfeld("Stadtwildnis Erdberg" von Andreas Reinstadler) desverhinderten Eiskeller auseinandersetzen.

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Zusammenfassung undEmpfehlungen

Fazit: Akteur_innen der

Leerstandnutzung

„Ungenutzte Grundstücke oder Gebäude kosten Geld –ungenutzte Talente auch“ – liest man auf der Homepage desBerliner Stadtentwicklungsbüros Zwischennutzungsagentur,das zwischen Eigentümer_innen leerstehenderGeschäftslokale und Nutzungsinteressenten vermittelt. Soeinfach erscheint die Rechnung auf den ersten Blick:Talentierte und innovative Menschen suchen Raum, um ihreIdeen umzusetzen, können sich jedoch den normalenMietzins nicht leisten – Eigentümer_innen stellen Räume zualternativen Mietkonditionen zur Verfügung und ersparensich Instandhaltungskosten für ihre leerstehenden Räume,die sie am normalen Markt nicht vermieten können. Beigenauerer Betrachtung ergibt sich jedoch eindifferenzierteres Bild der involvierten Akteur_innengruppen.Zunächst gibt es Menschen, die Raum suchen und keinenZugang über den normalen Immobilienmarkt haben. Alsgrundlegendes Menschenrecht muss hier zunächst an dasRecht auf adäquates Wohnen gedacht werden und somit anden Leerstand im Bereich des Wohnungsmarkts. Dievorliegende Studie fokussiert jedoch auf Leerstände imBereich der gewerblichen, kulturellen und sozialenNutzungen. Räume öffnen (kann) bedeuten Platz füralternative und innovative Ideen und Nutzungen zuermöglichen; nämlich solche, die (heute noch) außerhalb derVerwertungslogik liegen, nicht profitorientiert sind und aufalternative Raumangebote angewiesen sind – einsoziokultureller Mehrwert kann entstehen.Die Eigentümer_innen erscheinen als Schlüsselfiguren in derderzeitigen gesetzlichen Lage, wenn es um die Öffnung vonLeerständen geht. Prinzipiell muss von einer großenHeterogenität der Eigentümer_innen ausgegangen werden,deren Motivlage sehr unterschiedlich sein kann.Verschiedene Befürchtungen und Zweifel gegenüberZwischennutzungen, alternativen Nutzungsarten oder auchbestimmten Nutzungsinteressenten können vor allem beiEinzeleigentümer_innen dazu führen keineLeerstandnutzungen zuzulassen. Die steuerlicheAbsetzbarkeit von leerstehenden Wohnungen und Lokalenunterstützt diese Haltung zusätzlich bzw. wirkt ihr jedenfallsnicht entgegen. Bei Immobilienfirmen kann man auch vonteilweise spekulativem Leerstand ausgehen, wenn damitgerechnet wird, dass in absehbarerer Zeit für eineRäumlichkeit höhere Mieten zu erzielen sind.Auf rein finanzieller Ebene verursachen leerstehende Räumejedoch natürlich auch Kosten für die Eigentümer_innen, da

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Mieteinnahmen ausbleiben, Instandhaltungskosten jedochdennoch anfallen. Dieser finanzielle Aspekt in Kombinationmit einem Appell an ein Verantwortungsgefühl gegenüberder Nachbarschaft dient häufig als Argument für die Öffnungvon leerstehenden Räumen für Leerstandnutzungen.Dach was für einen positiven Aspekt können nun eigentlichLeerstandnutzungen auf Nachbarschaften bzw. Stadtviertelhaben? Gerade die Erdgeschoßzonen von Gebäuden liegenin einem Graubereich zwischen öffentlichem und privatemRaum und prägen das Bild eines Stadtviertels stark mit. ImSinne der Broken Windows Theorie (vgl. Wilson/ Kelling 1982)können einzelne Verwahrlosungen zur Atmosphäre vonStagnation oder Niedergang eines ganzen Stadtteils führenund unter den Bewohner_innen steigendeKriminalitätsangst und Unsicherheitsgefühle verursachen. ImGegensatz dazu kann die Nutzung von Leerstand zurBelebung eines Stadtteils beitragen und Urbanität(wieder)herstellen. Ein häufiger Grund für zunehmendenLeerstand ist das Sterben von ehemaligenEinzelhandelsstrukturen mit kleinen Läden in derErdgeschoßzone. Zur Reaktivierung solcher Viertel könneneinerseits neue Einzelhandelsläden – oft handelt es sichhierbei um migrantische Ökonomien – beitragen, doch auchneue Nutzungen in den Erdgeschoßzonen, wie Büros oderAteliers, können eine belebte Atmosphäre fördern.Mitzudenken ist jedoch, dass in vielenStadtentwicklungskonzepten Belebung eines Quartiers mitAufwertung gleichgesetzt wird und dabei vor allem auch aufdie soziale Aufwertung der Bewohner_innen abgezielt wird.In einer solchen Situation können Leerstandsnutzer_innenzu Pionieren eines Gentrifizierungsprozesses werden, der inweiterer Folge zur Verdrängung sozial benachteiligterPersonen aus der Nachbarschaft führt.Kehrt man nun aber zurück zu der Seite derEigentümer_innen leerstehender Räume und zur Frage nachmöglichen Argumenten, um sie von einer Öffnung ihrerRäume für Leerstandnutzungen zu überzeugen, so kanninnerhalb einer kapitalistischen Inwertsetzungslogik ebengerade diese Aussicht auf einen zukünftigenGentrifizierungsprozess als eines der Hauptmotive einerLeerstandnutzung zuzustimmen gesehen werden:Alternative Mietabkommen und Nutzungen werden in Kaufgenommen, wenn antizipiert werden kann, dass dieBelebung des Viertels zu einer Imagesteigerung beitragenwird und auf die Zwischennutzung eine etablierte Nutzungzu höheren Mietkonditionen folgen wird.Soll die Verdrängung sozial Benachteiligter durch steigendeMieten verhindert werden und dennoch eine Belebung desLeerstands stattfinden, so scheint es nicht ausreichend andie Eigentümer_innen und ihre moralische Verpflichtungeiner Nachbarschaft gegenüber zu appellieren. Einegesetzliche Regelung im Sinne der Idee derSozialpflichtigkeit des Eigentums erscheintvielversprechender, bedarf allerdings noch detailliertererForschung. Eine andere Variante stellt dieMilieuschutzsatzung in Deutschland dar, die ein Instrument

des Verdrängungsschutzes ist und den Erhalt derZusammensetzung einer Wohnbevölkerungsstruktur ineinem Stadtteil sicherstellen soll. Die Milieuschutzsatzungbesagt, dass der Rückbau, die Änderung oder dieNutzungsänderung baulicher Anlagen (in ausgewiesenenGebieten), dann einer Genehmigung bedarf, wenn dieMaßnahmen einen mietenerhöhenden Effekt haben unddamit zu einer Verdrängung eines schützenswerten Milieusbeitragen könnten. Sie kommt daher vor allem imZusammenhang mit Sanierungsmaßnahmen zu Anwendungund kann auch mit der Einführung von Mietobergrenzenkombiniert werden (vgl. Baugesetzbuch Deutschland §172)Obwohl auf längere Sicht gesetzliche Änderungen bezüglichder Sozialbindung von Eigentum und derSteuerabsetzbarkeit von leerstehenden Lokalen interessanteOptionen bilden, könnte in einem ersten Schritt eineLeerstandagentur als Vermittlerin eine wichtige Rolle in derStadt Wien übernehmen, um Barrieren zwischenEigentümer_innen und Nutzungsinteressenten abzubauen.

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Leerstandsagentur Zwischennutzung

Die Interaktion zwischen Nutzer_innen undEigentümer_innen könnte in Zukunft durch eine Agenturprofessionalisiert und institutionalisiert werden, die sich fürVertrauen und Kommunikation zwischen den beiden Seiteneinsetzt. Die Idee einer solchen Vermittlungsagentur wurdeauch in den Experteninterviews mit Kurt Puchinger undBernhard Mayer, Leiter des Projekts„LebendigeLerchenfelder Straße“, begrüßt.Mayer berichtet aus seinen Erfahrungen in derLerchenfelderstraße, dass die Nutzungsinteressentennaturgemäß einfacher zu erreichen sind alsEigentümer_innen. Doch gerade in der Überzeugungsarbeitvon Immobilieneigentümer_innen kann eineinstitutionalisierte Agentur hilfreich sein und alsZwischenwirtin dienen, die im Markt Vertrauen hat undInteressens- und Vorurteilsausgleich professionellbewältigen kann.Eine Leerstandagentur kann Verantwortung und Haftungübernehmen sowie Risiken für beide Seiten abfangen. Sokönnte etwa ermöglicht werden, dass Eigentümer_innenvon sanierungsfälligen Räumen nicht alleinig für etwaigeProbleme haften, aber auch Nutzer_innen nicht im vollenUmfang für mögliche Schäden an den Räumen aufkommenmüssen. (Zum Beispiel wenn einem Performancekünstler dieDecke auf den Kopf fällt und er Schaden erleidet oder wenner bei einer Live-Performance eine Mauer durchbricht undsomit Schaden anrichtet.)Die Reichweite einer solchen Agentur kann unterschiedlichgestaltet werden. Laut Puchinger soll sich die Agentur aufdie ganze Stadt beziehen, aber mit lokalen Akteur_innenvernetzt sein, die das Rückgrat bilden für lokale Aktivitäten.Bernhard Mayer, Leiter des Projekts„LebendigeLerchenfelder Straße“, hat einen kleinräumigenWirkungsbereich vor Augen:„Wobei ich sagen muss, das isthalt auch immer kritisch zu hinterfragen: eine Agentur fürganz Wien? Ich glaub, dass sehr viel abhängig ist vomLokalkolorit und von lokalen Verhältnissen.Zwischennutzung ist meiner Meinung nach dann möglich,wenn ich auch die entsprechenden Kontakte vor Ort habe.“Um Angebot und Nachfrage gut und konfliktlos aufeinanderabstimmen zu können, muss eine Leerstandagentur lokalstark verankert sein und auf einen Pool von Akteur_innen(Künstler_innen, Kreative, Eigentümer_innen usw.) zugreifenkönnen.Betreibt man Leerstandmanagement als kleinräumigePolitik, die sich konkret auf ein Stadtquartier bezieht, so sindZwischennutzungen ein geeignetes Mittel, um in urbanenGebieten mit Abwärtstrend neue Impulse zu setzen.„Zwischennutzungen sind meiner Meinung nach sehrwichtig, um eine Straße oder ein Grätzel, oder was auchimmer sich auf einer Spirale nach unten befindet, wieder denturn around zu schaffen und wieder hinauf zu kommen.Zwischennutzung ist dazu da, wieder Leben hinein zu

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bringen, das ganze wieder ins Gespräch zu bringen und dasImage zu verbessern.“ so Mayer. So kann allerdings – wieschon weiter oben erwähnt – eine Situation entstehen, in derZwischennutzungen zum Ausgangspunkt einesGentrifizierungsprozesses werden.Auch auf politischer Ebene wurde eine Leerstandagentur alsinteressantes Werkzeug bereits erkannt und imRegierungsübereinkommen 2010 im Bereich Kultur undWissenschaft verankert: „Kulturelle Freiräume undZwischennutzungen von leerstehenden Gebäuden,Brachflächen und Baulücken werden in allen Stadtteilenermöglicht. Eine zentrale Koordinationsstelle, die ‚Agenturfür Zwischennutzung‘, sammelt aktiv Meldungen überLeerstände von städtischen, bundeseigenen oder privatenRäumen und bietet diese auf Anfrage an.“Doch wird diese Agentur die vielfältige Netzwerkstruktur derNachfrager_innen, die freie Kulturszene, die freieTrägerschaft von Initiativen, die einen kulturellen Mehrwertschaffen, berücksichtigen oder steht die Interessenslage derWirtschaftskammer im Vordergrund, die sich für die nochvorhandenen Einzelhändler_innen einsetzt? Es wärewünschenswert, wenn eine solche Agentur nachfrageneutralagieren könnte also für unterschiedlichsteAkteur_innengruppen eine Hilfestellung bieten würde. DieFrage, ob sich eine Leerstandsagentur um einen Ausgleichzwischen Nachfrager_innen mit kommerzieller Nutzung undNutzungen mit soziokulturellem Mehrwert bemühen soll,verneint Puchinger. Den entscheidenden Unterschied bildedie Förderungspolitik für Kunst und Kultur, die er getrenntvon Aufgaben der Stadtplanung sieht:

Der Fischhändler mit Migrationshintergrund, der eineBusiness Idee hat, der braucht keine Förderung, sondern nureine abwicklungsmäßige Hilfestellung. Der macht ja seinBusiness. Der hat einen Business Plan. Die künstlerischkulturellen Sachen haben das nicht [keinen Businessplan,Anm. d. Verf.], außer man denkt an kommerzielle Galerien,was ja nicht gemeint ist. Für ihren Businessplan Kunst dabrauchen sie eine Förderung, dass sie das überhauptrealisieren können. Das hat aber mit der Thematik nix zu tun.Das können sie ohne Förderung nirgends verwirklichen,weder auf der grünen Wiese, noch in einer Erdgeschosszone.Das ist kein Thema der Stadtplanung. (...) Das sind zweiThemen: Brauche ich eine Förderung, damit ich überhauptKultur verwirklichen kann, oder brauche ich eineDienstleistung, eine Hilfe, damit ich speziell das Thema derflexibleren Nutzungen in Strukturen erreichen kann, dienicht mir gehören?(Interview Puchinger)

Genau in diesem Punkt könnte es in Zukunft etwas Neuesgeben, nämlich eine Verbindung von Kulturpolitik undRaumbewirtschaftung – eine verräumlichte Kulturpolitik?

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Ausblick: Verräumlichte Kulturpolitik

Die vorliegende Studie zum Themenfeld„Leerstand“ verweistauf eine vielschichtige soziale, kulturelle und ökonomischeProblematik, die nur durch eine integrative undressortübergeifende Sichtweise auf städtischeTransformationsprozesse verstanden werden kann. DieHintergründe sowie Lösungsstrategien undHandlungsempfehlungen zur Leerstandsproblematik indieser Studie sind durch eine interdisziplinäre Sichtweiseund Verknüpfung zwischen Kultur, Stadtplanung,Wirtschaftsförderung und soziokulturellen Akteur_innengekennzeichnet. Dadurch kann eine Bereitstellung vonzusätzlichem Wissen für alle beteiligten Förder- bzw.Auftraggeber_innen erfolgen und eine Implementierungdieses Themas in den stadtpolitischen Diskurs (z.B.Stadtentwicklungsplan) unterstützt werden. Die vorliegendeStudie “Perspektive Leerstand” benennt Strategien, um dieinneren Potenziale einer Stadt für vielfältige Funktionennutzbar und zugänglich zu machen.Durch die Darstellung der gesellschaftlichen Kontexte von“Freiräumen für Wien“ wurde gezeigt, welche Projekte -wenn auch nur von ausgewählten Projekten und Initiativen -vorhanden sind und welche Initiativen außerhalb vonfestgelegten Räumen sich für die Schaffung von solcheneinsetzten. Die Studie bearbeitet auch generell den Begriffvon Raumaneignung, Raumnutzung und eigeninitiatorischerRaumgestaltung. In Kapitel 3.2. werden Vorschläge zurEinrichtung einer„Leerstandsagentur“ sowie zukünftigeFördermodelle und gesetzliche Regelungen aufgezeigt.Das Themenfeld„Leerstand“ verweist somit auf ein gewissesPlanungsdefizit und auf ein fehlendes neues (Selbst-)Verständnis, welches den gesellschaftlichen undökonomischen Transformationsprozess der Stadtzufriedenstellend gestalten kann. Eine weitereHerausforderung – jenseits von der Schaffung neuerInstitutionen (wie z.B. eine Leerstandagentur) besteht in derEtablierung eines erweiterten Planungsverständnis, welchesauch soziokulturelle Nutzungen fördert und dieAusdifferenzierung und Heterogenisierung derInteressenslagen sowie Bedürfnisse und Bedarfegesellschaftlicher Akteur_innen in unterschiedlichen Milieusin Einklang mit dem Interessen des Gemeinwohls bringt. Diezentrale Herausforderung der Kulturpolitik und derStadtplanung beim Thema Leerstand bildet die Vermittlungund der Ausgleich zwischen ökonomischen Einzelinteressenvon Eigentümer_innen, soziokulturellen Bedürfnissenunterschiedlicher Milieus und dem städtischenGemeinwohlinteresse. Soziokulturelle Nutzungen schaffenzudem oftmals nicht nur ökonomischen Mehrwert für dieStadtgesellschaft, sondern vielmehr auch gesellschaftlicheund soziale Innovationen im Rahmen derHerausforderungen gesellschaftlicher Transformationen.Insofern liegt eine weitere Handlungsempfehlung dieserStudie in einer stärker verräumlichten Sichtweise von

Kulturpolitik und -förderung in Wien, welche das vielfältigeinstitutionelle Erfahrungswissen in der Kulturabteilung (MA7) und der Stadtplanung (MA 18) und derWirtschaftsförderung über das Thema„Leerstand undZwischennutzung“ zusammenführt. Da dieses Wissen bisheraber noch nicht systematisch und analytischzusammengeführt und aufbereitet wurde, empfehlen wireine weiterführende Bearbeitung des Themas sowie einepraxisorientierte Vernetzungsstrategie zwischensoziokulturellen Akteur_innen von Zwischennutzung,Eigentümer_innen von leerstehenden Gebäuden undVerantwortlichen aus Verwaltung und Politik der BereicheKultur, Stadtplanung und Wirtschaft. DieseVernetzungsstrategien sowie das damit sichtbar gemachteWissen und das Verständnis dieser unterschiedlichenAkteur_innen aus dem soziokulturellen Umfeld, aus derStadtplanung und der Wirtschaftsförderung sollten soaufeinander bezogen und nutzbar gemacht werden, dass einzivilgesellschaftlicher Mehrwert deutlich wird.Die vorliegende Studie soll weitereArgumentationsgrundlagen für die politischenEntscheidungsträger_innnen liefern, um dasgesellschaftliche Bewusstsein in der Bevölkerung über densoziokulturellen Mehrwert von Zwischennutzung zu stärken,da die Perspektiven, die mit Leerstandnutzung verbundensind, nur unzureichend bekannt sind. Deutlich sollte dabeiwerden, dass eine verräumlichte Kulturpolitik durch einenintegrativen und ressortübergreifenden Ansatz, der sowohlrechtliche, ökonomische, soziale, planerische, politische undkulturelle Aspekte berücksichtigt, zur Lösung derLeerstandsproblematik wesentlich beitragen kann.

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Interview Jo von„Das Bäckerei“ 05/05/11

Interview Jutta Kleedorfer 28/04/2011

Interview Bernhard Mayer 03/05/2011

Interview Kurt Puchinger 06/05/2011

Interview Dieter Schrage 03/05/2011

Interview Ula Schneider 13/05/2011

Interview Robert Temel 14/05/2011

Interview Barbara Zenz

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Team der Studie

Wissenschafliche Leitung:

Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Mag. Dr. Oliver Frey

Wissenschaftliche Mitarbeit:

Univ.-Ass. MA Mara Verlic

MA Lucia Wieger

Alice Hamdi

Projektorganisation:

Willi Hejda

Im Auftrag von: Gefördert von: