swedenborg : wahre christliche religion

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  • 8/8/2019 Swedenborg : Wahre Christliche Religion

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    DieWahre Christliche Religion

    enthaltenddie ganze Theologie der Neuen Kirche,

    so wie sie

    vom Herrn bei Daniel Kap. 7,13.14. undin der Offenbarung Kap. 21,1.2.

    vorhergesagt worden ist.

    VonEmanuel Swedenborg,

    einem Diener des Herrn Jesus Christus.

    Aus der lateinischen Urschrift ins Deutsche bersetzt.

    Zweite Auflage

    Stuttgart.Verlag der Neukirchlichen Buchhandlung

    1873

    Daniel Kap 7, Vers 13.14Ich sah in den Gesichten der Nacht, und siehe mit der Himmel Wolken war kommend wie ein Menschensohn;und Diesem ward gegeben Herrschaft, Herrlichkeit und Reich, und alle Vlker, Nationen und Zungen werden Ihnverehren; Sein Herrschen ist ein ewig Herrschen, das nicht vorbergehen, und Sein Reich, das nicht vergehenwird.

    Offenbarung Kap. 21,1.2.5.9.10.Ich Johannes sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,herabkommen von Gott aus dem Himmel, zubereitet wie eine Braut, geschmckt fr ihren Mann. Und der Engel

    sprach mit mir, und sagte: Komm, ich will dir die Braut, des Lammes Weib zeigen; und er entrckte mich imGeist auf einen grossen und hohen Berg, und zeigte mir die grosse Stadt, das heilige Jerusalem, herabkommendaus dem Himmel von Gott. Der auf dem Throne Sitzende sprach: Siehe, Ich mache alles neu; und Er sprach zumir: Schreibe, denn diese Worte sind wahr und gewi.

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    Die wahre christliche Religion,enthaltend

    die ganze Theologie des Neuen Himmels und der Neuen Kirche.

    DER GLAUBE DES NEUENHIMMELS UND DER NEUEN KIRCHE.

    1. Die allgemeine und besondere Glaubensform wird vorausgeschickt, damit dieselbe wie ein Umriss vor demWerke, welches folgt, und wie die Pforte sei, durch die man in den Tempel eintritt, und auch, damit sie diekurze Zusammenfassung bilde, in der die Einzelnheiten, welche folgen, in ihrer Weise enthalten sind. Es wirdgesagt der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche, weil der Himmel, in dem die Engel sind, und dieKirche, in der die Menschen sind, Eins ausmachen, wie das Innere und das Aeussere bei dem Menschen; inFolge dessen der Mensch der Kirche, der sich im Guten der Liebe aus den Wahrheiten des Glaubens, und in denWahrheiten des Glaubens aus dem Guten der Liebe befindet, dem Inwendigen seines Gemthes nach ein Engeldes Himmels ist, und daher auch nach dem Tod in den Himmel kommt, und dort je nach dem Zustand derVerbindung jener beiden sich der Glckseligkeit erfreut. Es wird zur Kenntnis gebracht, dass in dem NeuenHimmel, der eben jetzt vom Herrn eingerichtet wird, dieser Glaube der Umriss, die Pforte und der kurze Inhaltist.

    2. Der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner allgemeinen Form ist folgender: Der Herrvon Ewigkeit, welcher Jehovah ist, kam in die Welt, um die Hllen zu unterjochen, und Sein Menschliches zuverherrlichen; ohne dieses htte kein Sterblicher selig werden knnen; und diejenigen werden selig, welche anIhn glauben. Es wird gesagt in der allgemeinen Form, weil darin das Allgemeine des Glaubens besteht, unddas Allgemeine des Glaubens das ist, was sich im Ganzen und im Einzelnen finden muss. Allgemeines desGlaubens ist, dass Gott dem Wesen und der Person nach Einer ist, in Welchem eine gttliche Dreieinheit ist,und dass der Herr Gott Heiland Jesus Christus dieser Eine Gott ist. Allgemeines des Glaubens ist, dass keinSterblicher htte selig werden knnen, wenn der Herr nicht in die Welt gekommen wre. Allgemeines desGlaubens ist, dass Er in die Welt kam, um die Hlle von dem Menschen zu entfernen, und dass Er sie entfernthat durch Kmpfe wider sie und durch Siege ber sie; so hat Er sie unterjocht, und in Ordnung und unter SeinenGehorsam gebracht. Allgemeines des Glaubens ist, dass Er in die Welt kam, um Sein Menschliches, das Er inder Welt angenommen, zu verherrlichen, das heisst, es mit dem Gttlichen, aus dem es stammte, zu vereinigen;so hlt Er ewig die Hlle in Ordnung und unter Seinem Gehorsam. Weil dies nicht anders geschehen konnte, alsdurch gegen Sein Menschliches zugelassene Versuchungen bis zu deren letzter, und die letzte derselbendas Leiden am Kreuz war, darum hat Er diesem sich unterzogen. Dies sind die allgemeinen Stcke des Glaubensbetreffend den Herrn. Das Allgemeine des Glaubens auf Seiten des Menschen ist, dass er an den Herrn glaube;denn durch das Glauben an Ihn wird eine Verbindung mit Ihm, und durch diese die Seligmachung bewirkt: anIhn glauben, heisst Vertrauen zu Ihm haben, dass Er selig mache; und weil nur Vertrauen haben kann, wer einenguten Lebenswandel fhrt, so wird auch dies unter dem Glauben an Ihn verstanden. Dies sagt auch der Herr beiJohannes: Das ist der Wille des Vaters, dass Jeder, der an den Sohn glaubt, das ewige Leben habe, 6,40. undanderwrts: Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben: wer aber dem Sohne nicht glaubt, wird das Lebennicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt ber ihm, 3,36.

    3. Der Glaube des Neuen Himmels und der Neuen Kirche in seiner besondern Form ist folgender: Jehovah Gottist die Liebe selbst und die Weisheit selbst oder er ist das Gute selbst und das Wahre selbst, und nach demGttlich=Wahren, welches das Wort ist, und welches Gott bei Gott war, kam Er herab und nahm das

    Menschliche an, um alles, was im Himmel, und alles, was in der Hlle, und alles, was in der Kirche war, inOrdnung zu bringen, weil damals die Macht der Hlle die Macht des Himmels, und auf Erden die Macht desBsen die Macht des Guten berwog, und in Folge dessen eine gnzliche Verdammnis vor der Thre stand undhereinzubrechen drohte. Diese knftige Verdammnis hat Jehovah Gott durch Sein Menschliches, welches dasGttlich=Wahre war, aufgehoben, und so die Engel und die Menschen erlst: und nachher hat Er in SeinemMenschlichen das Gttlich=Wahre mit dem Gttlich=Guten, oder die Gttliche Weisheit mit der GttlichenLiebe vereinigt, und ist so in Sein Gttliches, in dem Er von Ewigkeit war, zugleich mit und in demverherrlichten Menschlichen zurckgekehrt. Dies ist zu verstehen unter Folgendem bei Johannes: Das Wort warbei Gott, und Gott war das Wort, und das Wort ward Fleisch, Kap 1,1.14. und bei Ebendemselben: Ich binvom Vater ausgegangen, und in die Welt gekommen; wiederum verlasse Ich die Welt, und gehe zum Vater,Kap. 16,28. und ferner unter Folgendem: Wir wissen, dass der Sohn Gottes gekommen ist, und uns Einsichtgegeben hat, dass wir den Wahren erkennen, und wir sind in dem Wahren, in Seinem Sohne Jesus Christus:dieser ist der wahre Gott, und das ewige Leben, 1.Joh. 5,20.21. Hieraus erhellt, dass ohne die Ankunft desHerrn in die Welt, niemand htte selig werden knnen. Ebenso ist es heut zu Tage; wofern daher der Herr nichtabermals in die Welt kme im Gttlich=Wahren, welches das Wort ist, so knnte niemand selig werden. DasBesondere des Glaubens von Seiten des Menschen ist:1. Gott ist Einer, und in Ihm ist eine Gttliche Dreieinheit, und Dieser ist der Herr Gott Heiland Jesus Christus.2. Der seligmachende Glaube ist an Ihn glauben.

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    3. Das Bse soll man nicht thun, weil es Sache des Teufels und vom Teufel ist.4. Das Gute soll man thun, weil es Sache Gottes und von Gott ist.5. Dieses soll der Mensch wie aus sich selbst thun, dabei aber glauben, dass es vom Herrn bei ihm und durchihn geschehe.Die zwei erstern Stcke sind Sache des Glaubens, die zwei letztern Sache der Liebthtigkeit, und das fnfte istSache der Verbindung der Liebthtigkeit und des Glaubens, somit des Herrn und des Menschen.

    Erstes Kapitel

    Gott der Schpfer.

    4. Die christliche Kirche hat von der Zeit des Herrn andie Altersstufen von der Kindheit bis zum letztenGreisenalter durchlaufen; ihre Kindheit war zur Zeit,da die Apostel lebten, und in der ganzen Welt Busseund Glauben an den Herrn Gott Heiland predigten;

    dass sie diese zwei Stcke predigten, ergibt sich ausFolgendem in der Apostelgeschichte: Paulusermahnte Juden und Griechen zur Busse gegen Gottund zum Glauben an unsern Herrn Jesus Christus,Kap. 20,21. Merkwrdig ist, dass der Herr vor einigenMonaten Seine zwlf Jnger, nun Engel,zusammenberufen, und sie in die ganze geistige Weltausgesandt hat, mit dem Auftrag, das Evangelium vonNeuem daselbst zu predigen, weil die vom Herrndurch sie gegrndete Kirche gegenwrtig so sehr zuihrem Ende gelangt, ist, dass kaum noch einigeUeberreste von ihr vorhanden sind; und es dazugekommen ist, weil man die Gttliche Dreieinheit indrei Personen zertheilt hat, von welchen jede Gott undHerr ist; und es von da aus sich wie ein Wahnsinnber die tanze Theologie, und so ber die Kircheverbreitete, welche vom Namen des Herrn her diechristliche genannt wird; Wahnsinn, sage ich, weil diemenschlichen Gemther dadurch in solcheVerrcktheit gerathen sind, dass sie nicht wissen,, obGott Einer ist, oder ob es drei sind; Einer ist Er in derRede des Mundes, drei aber sind es im Denken desGemthes; weshalb sich das Gemth mit seinemMund, oder der Gedanke mit seiner Rede imWiderspruch befindet; aus welchem Widerstreit dieFolgerung hervorgeht, dass kein Gott sei; der heut zuTage herrschende Naturalismus hat keinen andern

    Ursprung. Erwge, wenn es beliebt, ob nicht, wennder Mund Einen ausspricht, und das Gemth dreidenkt, inwendig mitten auf dem Wege das Eine dasAndere aufhebt, und umgekehrt; daher der Menschsich Gott kaum anders denkt, wofern er berhauptdenkt, als nach dem blossen Worte Gott, ohne irgendeinen die Erkenntnis desselben in sich schliessendenSinn. Da nun der Begriff von Gott sammt jederVorstellung von Ihm so zerrissen ist, so will ich ingehriger Ordnung von Gott dem Schpfer, von demHerrn Erlser, und von dem Heiligen Geist, demEinwirkenden [operatore], und zuletzt von derGttlichen Dreieinheit handeln, damit das Zerrissenewieder als Ganzes hergestellt werde, welchesgeschieht, wenn die menschliche Vernunft aus demWort und dem aus diesem kommenden Lichtberzeugt wird, dass eine Gttliche Dreieinheit bestehtund dass diese in dem Herrn Gott Heiland Jesus

    Christus ist, wie die Seele, der Leib, und dasHervorgehende im Menschen, und dass in dieserWeise Gltigkeit hat, was in dem AthanasischenGlaubensbekenntnis steht, dass in Christus Gott undMensch, oder Gttliches und Menschliches, nicht

    zwei, sondern in Einer Person sind; und dass, wie dievernnftige Seele und das Fleisch Ein Mensch sind,so Gott und Mensch Ein Christus ist.

    Die Einheit Gottes.

    5. Da die Anerkennung Gottes in Folge derErkenntnis desselben das eigentlich Wesentliche unddie Seele aller Dinge in der gesammten Theologie ist,so ist nothwendig, dass der Ausgangspunkt von derEinheit Gottes genommen werden, welche derOrdnung nach durch folgende Abschnittenachgewiesen werden soll:I. Die ganze heilige Schrift, und von daher die Lehrender Kirchen in der christlichen Welt lehren, dass GottEiner ist.II. Es besteht ein allgemeiner Einfluss in die Seelender Menschen, dahin gehend, dass ein Gott ist, unddass Er Einer ist.III. Daher kommt, dass es in der ganzen Welt nichtein Volk von Religion und gesunder Vernunft gibt,das nicht einen Gott, und dass Er Einer ist, anerkenne.IV. Ueber die Beschaffenheit dieses Einen Gottes sinddie Nationen und Vlker aus verschiedenen Ursachenin ihren Ansichten von einander abgewichen undweichen noch ab.V. Die menschliche Vernunft kann, wenn sie will, aus

    Vielem in der Welt abnehmen oder schliessen, dassein Gott ist und dass Er Einer ist.VI. Wofern Gott nicht Einer wre, htte das Weltallnicht erschaffen und erhalten werden knnen.VII. Der Mensch, welcher Gott nicht anerkennt, istvon der Kirche ausgeschlossen und verdammt.VIII. Bei dem Menschen, der nicht Einen Gottanerkennt, sondern mehrere, hngt nichts von derKirche zusammen.Doch dies soll nun im Einzelnen entwickelt werden.

    6. I. DIE GANZE HEILIGESCHRIFT, UND VON DAHERDIE LEHREN DER KIRCHEN IN DER CHRISTLICHENWELT LEHREN, DASS ES EINEN GOTT GIBT, UNDDASS ER EINER IST.Dass die ganze heilige Schrift lehrt, dass es einen Gottgibt, hat seinen Grund darin, dass in ihrem Innerstennichts Anderes als Gott, das heisst, das Gttliche ist,

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    das von Gott ausgeht, denn sie ist von Gott diktiert,und von Gott kann nichts ausgehen, als was Er selbstist und das Gttliche heisst; dies ist in ihremInnersten. Im abgeleiteten aber, das unterhalb ist, undvon daher stammt, ist diese Heilige Schrift demVerstndnis der Engel und der Menschen angepasst; indiesem ist in gleicher Weise das Gttliche, aber inanderer Form, und in dieser heisst es das Himmlische,Geistige und Natrliche Gttliche, welche nurUmhllungen Gottes sind, weil nmlich Gott selbst,wie Er im Innersten des Wortes, wo Gott in SeinemSein und Wesen ist, dennoch aber scheint dasGttliche, das im Innersten ist, und durch solcheDinge, welche den Wahrnehmungen der Engel undMenschen angepasst sind, umhllt wird, hervor wiedas Licht durch kristallene Formen, jedochverschieden je nach dem Zustand des Gemths, densich der Mensch aus Gott oder aus sich selbstangebildet hat. Fr Jeden, der den Zustand seinesGemths aus Gott gebildet hat, ist die heilige Schrift

    wie ein Spiegel, in dem er Gott sieht, jedoch jeglicherauf seine Weise; die Wahrheiten, die er aus dem Wortelehrt, und durch ein denselben gemsses Leben sichaneignet, machen jenen Spiegel aus: hieraus erhelltfrs Erste, dass die heilige Schrift die Flle Gottesist. Dass sie nicht nur lehrt, dass es einen Gott gibt,sondern auch dass Er Einer ist, kann aus denWahrheiten erhellen, welche, wie gesagt, jenenSpiegel bilden, indem sie in Einem Verbandzusammenhngen und machen, dass der Mensch sichGott nur als Einen denken kann; daher kommt, dassJeglicher, dessen Vernunft einige Heiligkeit aus demWort in sich aufgenommen hat, wie von selbst weiss,dass Gott Einer ist, und es ihm gewissermassen alsWahnsinn erscheint, zu sagen, es gebe mehrere; dieEngel knnen den Mund nicht ffnen, um Gtterauszusprechen; denn die Himmelsluft, in der sie leben, widersteht. Dass Gott Einer sei, lehrt die heiligeSchrift nicht nur in der allgemeinen Weise, von derdie Rede war, sondern auch im Besonderen in vielenStellen, wie in folgenden: Hre, Israel, Jehovah,unser Gott, ist ein Jehovah, 5.Mose 6,4. ebensoMark 12,29: Nur bei dir ist Gott, und ausser Mir istkein Gott, Jes 45,14.15. Bin Ich nicht Jehovah, undausser Mir kein Gott mehr? Jes 45,20.21. IchJehovah, dein Gott, und einen Gott ausser Mir sollstdu nicht anerkennen, Hos 13,4. So sprach Jehovah,

    der Knig Israels: Ich bin der Erste und der Letzte,und ausser Mir ist kein Gott, Jes 44,6. An jenemTage wird Jehovah Knig ber die ganze Erde sein, an

    jenem Tage wird Jehovah Einer sein, und Sein NameEiner, Sach 14,9.

    eingeschlossenes Gtzenbild von Gold, wozu derffnende Schlssel blos bei den Kirchenvorstehern ist,und diese, wenn sie das Wort lesen, haben keineWahrnehmung irgend eines Lichtes, das darinenthalten oder davon abgeleitet ist, nicht einmaldarber, dass Gott Einer ist; das Wort ist ihnen wiemit Flecken besudelt, und in Rcksicht der EinheitGottes verdeckt; sie sind es, welche vom Herrnbeschrieben werden bei Matthus: Mit dem Gehrwerdet ihr hren, und nicht verstehen, und sehendwerdet ihr sehen, und nicht unterscheiden: ihre Augenhaben sie verschlossen, damit sie nicht mit ihrenAugen sehen, und mit den Ohren hren, und sichbekehren, und Ich sie heile, Kap. 13,14.15. Diesealle sind wie die, welche das Licht fliehen und inGewlbe gehen, in welchen keine Fenster sind, und anden Wnden herumtappen, und nach Nahrung undGeld suchen, und zuletzt eine Sehkraft gleich jener derNachteulen erborgen, und in der Finsternis sehen; siesind einem Weibe hnlich, das mehrere Mnner hat,

    und daher nicht Gattin, sondern zuchtlose Buhlerinist; sie sind auch gleich einer Jungfrau, welche vonmehreren Freiern Ringe annimmt, und nach derHochzeit mit dem Einen die Nchte theilt, und dannauch mit den Uebrigen.

    8. II. ES BESTEHT EIN ALLGEMEINER EINFLU VONGOTT IN DIE SEELEN DER MENSCHEN, DAHINGEHEND, DASS EIN GOTT IST, UND DASS ER EINERIST.Dass ein Einflieen von Gott in den Menschen Statthat, ergibt sich offenbar aus dem Bekenntnis Aller,dass alles Gute, das an sich gut ist, und im Menschenist, und von ihm geschieht, von Gott stammt; ebensoalles, was zur Liebthtigkeit, und alles, was zumglauben gehrt; denn man liest: Der Mensch kannnichts nehmen, wenn es ihm nicht aus dem Himmelgegeben worden ist, Joh. 3,27. und Jesus sagte:Ohne Mich knnet ihr nichts thun, Joh. 15,5. dasist, nichts, das zur Liebthtigkeit und zum Glaubengehrt. Dass dieser Einflu in die Seelen derMenschen stattfindet, hat seinen Grund darin, dass dieSeele das Innerste und Hchste des Menschen ist, undder Einflu von Gott in dieses geht, und von daniedersteigt in das, was unterhalb ist, und es bleibt jenach Magabe der Aufnahme; die Wahrheiten, welche

    die des Glaubens sein sollen, flieen zwar durch dasHren ein, und werden so dem Gemth eingepflanzt,somit unterhalb der Seele, allein der Mensch wirddurch diese Wahrheiten blos zur Aufnahme desEinflusses aus Gott durch die Seele vorbereitet, undwie die Vorbereitung ist, so ist die Aufnahme, und sodie Umgestaltung des natrlichen Glaubens ingeistigen Glauben. Dass ein Einflieen von Gott indie Seelen der Menschen stattfindet, dass Gott Einerist, hat seinen Grund darin, dass alles Gttlichesowohl im Ganzen, als im einzelnen genommen, Gottist, und weil alles Gttliche als Eineszusammenhngt, so mu es nothwendig demMenschen die Idee Eines Gottes eingeben, und dieseIdee gewinnt von Tag zu Tag an Strke, so wie derMensch von Gott ins Licht des Himmels erhobenwird; denn die Engel knnen in ihrem Lichte sichnicht dazu zwingen, Gtter zu sagen, wie denn auch

    7. Dass in den Lehren der Kirchen in der christlichenWelt gelehrt wird, dass Gott Einer ist, ist bekannt; eswird dies deshalb darin gelehrt, weil alle ihre Lehrenaus dem Wort sind, und sie in so weitzusammenhngen, als sie Einen Gott nicht blos mitdem Munde, sondern auch mit dem Herzenanerkennen. Denjenigen, welche blos mit dem MundeEinen Gott, dagegen aber drei mit dem Herzenbekennen, wie dies heut zu Tage bei Vielen in derChristenheit geschieht, ist Gott nichts Anderes als einAusspruch des Mundes, und alles Theologische ist frsie nichts Anderes, als ein in einen Behlter

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    ihre Rede am Ende eines jeden Sinnes sich inRcksicht der Betonung in Eines endigt; und dieskommt nicht anderswoher, als aus einem Einflu inihre Seelen, dass Gott Einer ist. Dass nun aber,obwohl in die Seelen aller Menschen einfliet, Gottsei Einer, dennoch Viele denken, Seine Gottheit sei inMehrere desselben Wesens getheilt, das hat seinenGrund darin, dass jener Einflu, wenn er niedersteigt,in nicht entsprechende Formen fllt, und eben dieForm ihn verndert, wie dies bei allen Gegenstndender drei Naturreiche geschieht; derselbe Gott, der jedesThier belebt, ist es auch, der den Menschen belebt;allein die aufnehmende Form macht, dass das Thierein Thier, und der Mensch ein Mensch ist; dasGleiche geschieht mit dem Menschen, so lang er seinGemth mit der Form eines Thieres umkleidet: dasgleiche Einflieen findet Statt von der Sonne her in

    jeden Baum; allein es wird verndert je nach eines jeden Form; das gleiche findet Statt in denWeinstock, wie in den Dornstrauch; allein wenn der

    Dorn auf den Weinstock gepfropft wird, so wird jenerEinflu verkehrt, und geht nach der Form des Dornesvor sich. Das Gleich geschieht bei den Gegenstndendes Mineralreiches; das in den Kalkstein und in denDiamant einflieende Licht ist dasselbe, allein indiesem scheint es durch, und in jenem wird eseingesogen. Was die menschlichen Gemther betrifft,so zeigen sie Verschiedenheiten je nach ihren Formen,welche inwendig geistig sind gem dem Glauben anGott und zugleich dem Leben aus Gott, und dieseFormen werden durchsichtig und engelartig durch denGlauben an Einen Gott, umgekehrt aber werden siedunkel und thierartig durch den Glauben an mehrereGtter, welcher nur wenig verschieden ist von demGlauben an keinen Gott.

    ewige Majestt; so ist der Vater Gott, der Sohn istGott, und der Heilige Geist ist Gott; wie wir aberdurch die christliche Wahrheit angetrieben werden,

    jede Person fr sich als Gott und Herrn zu bekennen,so werden wir durch die allgemeine Religionverhindert, drei Gtter und drei Herren zu nennen.Von solcher Art ist der christliche Glaube betreffenddie Einheit Gottes; dass aber in diesem Bekenntnisdie Dreiheit Gottes und die Einheit Gottes einanderwidersprechen, wird man in dem Kapitel von dergttlichen Dreieinheit sehen. Die brigen Vlker inder Welt, welche Religion und gesunde Vernunfthaben, stimmen bei, dass Gott Einer ist: so alleMuhamedaner in ihren Reichen; die Afrikaner invielen Gebieten ihres Welttheils, und auch die Asiatenin vielen des ihrigen, und berdies die heutigenJuden. Die Urmenschen im goldenen Zeitalter,diejenigen nmlich, bei welchen eine Religion war,verehrten Einen Gott, den sie Jehovah nannten; ebensodie Alten im folgenden Zeitalter, bevor die

    Regierungen monarchisch geworden waren, und mitdiesen weltliche, und zuletzt fleischlicheLieblingsneigungen die hheren Gebiete desVerstandes zu verschliessen begannen, welche frhergeffnet, und dann wie Tempel und Allerheiligstes frdie Verehrung Eines Gottes waren. Um sie aber wiederaufzuschlieen, und so die Verehrung Eines Gotteswiederherzustellen, stiftete Gott der Herr die Kirchebei den Nachkommen Jakobs, und stellte allenReligionsvorschriften derselben die voran: Es sollkein anderer Gott vor Meinem Angesichte sein,2.Mose 20,3. Auch bedeutet Jehovah, wie Er Sichvon Neuem vor ihnen nannte, das hchste und einzigeWesen, aus dem Alles stammt, was im Weltall istund besteht. Die alten Heiden erkannten als hchstenGott den Jupiter [Jovem] an, so vielleicht genannt vonJehovah, und schrieben auch mehreren Andern, welchedessen Hof bildeten, Gttlichkeit zu; allein dieWeisen des folgenden Zeitalters, wie Plato undAristoteles, bekannten, dass diese nicht Gtter,sondern eben so viele Eigenschaften, Beschaffenheitenund Attribute Gottes seien, welche Gtter genanntwurden, weil ihnen allen die Gttlichkeit innewohnte.

    9. III. DAHER KOMMT, DASS ES IN DER GANZENWELT NICHT EIN VOLK VON RELIGION UNDGESUNDER VERNUNFT GIBT, DAS NICHT EINENGOTT, UND DASS ER EINER IST, ANERKENNTE.Aus dem gttlichen Einflu in die Seelen derMenschen, von dem so eben die Rede war, ergibtsich, dass eine gewisse innere Stimme jedem sagt,dass es einen Gott gibt, und dass Er Einer ist: dass esgleichwohl Solche gibt, welche Gott lugnen, undSolche, welche die Natur als Gott anerkennen, und

    Solche, welche mehrere Gtter, und sogar Bilder alsGtter verehren, hat seinen Grund darin, dass sie dasInwendige ihrer Vernunft oder ihres Verstandes mitweltlichen und krperlichen Dingen vollgepfropft, unddurch diese die ursprngliche Idee von Gott oder dieihrer Kindheit verwischt, und zugleich dann dieReligion von der Brust hinter den Rckenzurckgeworfen haben. Dass die Christen Einen Gottanerkenne, aber in welcher Weise, erhellt aus ihremGlaubensbekenntnisse, das folgendermaen lautet:Der allgemeine Glaube ist der, dass wir Einen Gottin der Dreiheit, und eine Dreiheit in der Einheitverehren; es sind drei gttliche Personen, der Vater,der Sohn, und der Heilige Geist, und doch sind nichtdrei Gtter, sondern es ist Ein Gott; und eine andereist die Person des Vaters, eine andere die des Sohnes,und eine andere die des Heiligen Geistes, und siehaben Eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, und gleich

    10. Jede gesunde Vernunft, wenn sie auch nichtreligis ist, sieht, dass alles Getheilte, wofern es nichtvon Einem abhngt, von selbst zerfllt, wie der aus so

    vielen Gliedmassen, Eingeweiden, Empfindungs- undBewegorganen zusammengewobene Mensch, wofern ernicht von Einer Seele, und der Krper selbst, woferner nicht von Einem Herzen, ebenso das Reich, wofernes nicht von Einem Knig, das Haus, wofern es nichtvon Einem Herrn, und jede Verwaltung, deren es in

    jedem Reiche viele giebt, wofern sie nicht von EinemBeamten abhngt. Was wrde ein Kriegsheer gegendie Feinde vermgen ohne einen Feldherrn, der dieoberste Gewalt hat, und dem Offiziere untergeordnetsind, von welchen jeder seine Befugnis ber dieSoldaten hat? Ebenso verhielte es sich mit der Kirche,wofern sie nicht Einen Gott anerkennte, und auch mitdem Engelshimmel, welcher das Haupt der Kirche aufErden ist, worin der Herr die eigentliche Seele ist,weshalb auch der Himmel und die Kirche Sein Leibheien; wrden diese nicht Einen Gott anerkennen, so

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    wren beide wie ein entseelter Leib, der, weil er zunichts ntze wre, weggeworfen und begraben wrde.

    dem geoffenbarten Wort geschpft werden; in derMitte des Verstandes findet nmlich einZusammentreffen der Einflsse Statt, und hier wirdder natrliche Glaube, der eigentlich nur eineUeberredung ist, zu einem geistigen, der die wirklicheAnerkennung ist; weshalb der menschliche Verstandwie eine Wechselbank ist, in welcher der Umsatzgeschieht.

    11. IV. UEBER DIE BESCHAFFENHEITDIESES EINENGOTTES SIND DIE NATIONEN UND VLKER AUSVERSCHIEDENENURSACHEN IN IHREN ANSICHTENVON EINANDER ANGEWICHEN UND WEICHEN NOCHAB.Die erste Ursache ist, weil Erkenntnis Gottes undsomit Anerkennung Gottes ohne Offenbarung nichtmglich ist; und Kenntnis vom Herrn, und somitAnerkennung, dass in Ihm die ganze Flle derGottheit leiblich wohnt, nur aus dem Wortestattfinden kann, welches die Krone der Offenbarungist; denn der Mensch kann zufolge der gegebenenOffenbarung Gott entgegenkommen, und den Einfluaufnehmen, und so von einem natrlichen eingeistiger werden. Nun hatte zwar die Uroffenbarungsich ber den ganzen Erdkreis verbreitet; allein der

    natrliche Mensch hatte sie in vielfacher Weiseverkehrt; daher Meinungsverschiedenheiten,Uneinigkeiten, Irrlehren und Spaltungen in denReligionen. Die zweite Ursache ist, weil der natrlicheMensch nichts von Gott, sondern nur von der Weltetwas vernehmen und sich aneignen kann; weshalbeine der Grundlehren der christlichen Kirche sagt, dassder natrliche Mensch wider den geistigen sei und siewider einander kmpfen; daher kommt, dass die,welche aus dem Wort oder aus anderer Offenbarungerkannt hatten, dass ein Gott ist, ber dieBeschaffenheit Gottes und ber seine Einheit voneinander abwichen und noch abweichen. Weshalb denndie, deren Geistesblick von den Sinnen des Krpersabhngig war, die aber gleichwohl Gott sehen wollten,sich Bilder machten von Gold, Silber, Stein undHolz, um unter ihnen, als Gegenstnden des Gesichts,Gott anzubeten; und dass Andere, welche aus Religiondie Bilder verwarfen, sich Gott unter dem Bilde derSonne und des Mondes, der Gestirne und vielerandern Dinge auf der Erde vorstellten. Solche jedoch,welche sich fr weiser hielten als den gemeinenHaufen, dennoch aber natrliche Menschen blieben,erkannten wegen der Unermelichkeit undAllgegenwart Gottes beim Erschaffen der Welt dieNatur als Gott an, Einige dieselbe in ihrem Innersten,und Einige dieselben in ihrem Aeussersten; und einige

    erdachten, um Gott von der Natur zu trennen, einAllerallgemeinstes, das sie das Wesen [Ens] desUniversums nannten; und weil sie nichts weiter vonGott wissen, so wird dieses Wesen bei ihnen zu einemGedankending, das ein Nicht=Etwas bedeutet. Werkann nicht einsehn, dass die Kenntnisse von GottSpiegel Gottes sind, und dass die, welche nichts vonGott wissen, Gott nicht in einem den Augenzugekehrten Spiegel, sondern in einem umgewandtenSpiegel oder in dessen Rckseite sehen, welche mitQuecksilber oder schwarzem Leim berzogen ist, unddas Bild nicht zurckwirft, sondern aufsaugt? DerGlaube an Gott bringt in den Menschen auf einemapriorischen oder inneren Wege, nmlich von der

    Seele her in die oberen Gebiete des Verstandes ein; dieKenntnisse von Gott hingegen dringen auf einemaposteriorischen oder uern Wege ein, weil sievermittelst der Sinne des Krpers vom Verstand aus

    12. V. DIE MENSCHLICHE VERNUNFT KANN, WENNSIE WILL, AUS VIELEM IN DER WELT ABNEHMENODER SCHLIEEN, DASS EIN GOTT IST UND DASS EREINER IST.Diese Wahrheit kann durch Unzhliges in dersichtbaren Welt begrndet werden; denn das Weltallist wie eine Schaubhne, auf welcher dafr, dass eseinen Gott gibt, und dass Er Einer ist, fortwhrendZeugnisse auftreten. Doch um dies zu beleuchten, weilich folgende Denkwrdigkeit aus der geistigen Welt

    anfhren. Whrend ich einst mit Engeln michunterredete, waren einige Neulinge aus der natrlichenWelt zugegen; als ich diese sah, wnschte ich ihnenGlck zu ihrer Ankunft, und erzhlte ihnen vielesUnbekannte aus der geistigen Welt; und nach der Redefragte ich sie, welche Ansicht von Gott und von derNatur sie aus der Welt mitbrchten; sie sagten: die,dass die Natur alles wirke, was in dem erschaffenenWeltall geschieht, und dass Gott nach der Schpfungdiese Fhigkeit und Kraft in sie gelegt und ihreingedrckt habe, und dass Gott jene Dinge blossttze und erhalte, damit sie nicht vergehen; weshalballes, was auf Erden entsteht, geboren undwiedergeboren wird, heut zu Tage der Naturzugeschrieben werde. Ich aber entgegnete, dass dieNatur aus sich gar nichts wirke, sondern Gott durchdie Natur; und weil sie Beweis forderten, sagte ich:Die, welche an eine gttliche Wirksamkeit imEinzelnen der Natur glauben, knnen aus Vielem, dassie in der Welt sehen, sich fr Gott weit mehr als frdie Natur bestrken; denn diejenigen, welche sich frdie gttliche Wirksamkeit im Einzelnen der Naturbestrken, richten ihre Aufmerksamkeit auf dasWundervolle, das in den Hervorbringungen sowohlder Pflanzen, als der Thiere wahrgenommen wird; inden Hervorbringungen der Pflanzen: dass aus einem indie Erde geworfenen Samenkrnchen eine Wurzel

    hervorgeht, und durch die Wurzel ein Stengel, undnach und nach Aeste, Zweige, Bltter, Blthen,Frchte, bis wieder zu neuem Samen, gerade wiewenn der Same die Ordnung der Aufeinanderfolgeoder den Entwickelungsgang wte, nach dem er sicherneuern soll. Welcher Vernnftige kann denken, dassdie Sonne, die blos ein Feuer ist, dieses wisse, odersolches zu bewirken, in ihre Wrme und ihr Lichthineinlegen, und Nutzzwecke beabsichtigen knne?Ein Mensch, dessen Vernunft gehoben ist, kann, wenner diese Dinge sieht und gehrig erwgt, nicht umhin,zu denken, sie kommen von Ihm, der unendlicheWeisheit hat, also von Gott her; diejenigen, welcheein gttliches Wirken im Einzelnen der Naturanerkennen, bestrken sich auch darin, wenn sie dieseDinge sehen; wogegen aber die, welche es nichtanerkennen, dergleichen nicht mit den Augen derVernunft in der Stirne, sondern im Hinterhaupt sehen;

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    diese sind diejenigen, welche alle Vorstellungen ihresDenkens aus den Krpersinnen und derenTuschungen begrnden, indem sie sagen: Siehest dunicht, dass die Sonne durch ihre Wrme und ihr Lichtalle jene dinge bewirkt? Was kann das sein, was mannicht sieht, ist es wohl ein Etwas? Die, welche sichfr das Gttliche bestrken, merken auf dasWundervolle, das sie in den Hervorbringungen derThiere sehen; um hier zuerst der Eier zu gedenken,dass in diesen das Junge in seinem Keime liegt mit

    jedem Erfordernisse zur Bildung, und auch mit demganzen Entwickelungsgang nach der Ausbrtung, bises zum Vogel wird in der Gestalt der Mutter. Merktman weiter auf die Flgeltiere berhaupt, so stellensich dem tiefer denkenden Geiste Dinge dar, welcheErstaunen erregen, dass z.B. in den kleinstenderselben wie in den grten, in den unsichtbaren wiein den sichtbaren, das heisst, in den Insektchen wie indem Geflgel und den groen Thieren Sinnesorgane,nmlich des Gesichtes, des Geruchs, des Geschmacks

    und des Gefhls, dann Bewegorgane, das ist, Muskelnsind, (denn sie fliegen und schreiben,) so wie auchEingeweide, welche an dem Herzen und der Lungehngen, und von den Gehirnen aus in Thtigkeitgesetzt werden. Die alles der Natur zuschreiben, sehenzwar diese Dinge, denken aber blos, dass sie seien,und sagen, die Natur bringe sie hervor; und dies sagensie, weil sie den Geist vom Denken an das Gttlicheabgewendet haben, und solche, die sich vomGttlichen abgewandt haben, knnen, wenn sie dasWundervolle in der Natur sehen, darber nichtvernnftig, und noch weniger geistig denken, sondernsie denken sinnlich und materielle; sie denken dann inder Natur aus der Natur, und nicht ber sie [erhaben],und unterscheiden sich von den Thieren blos darin,dass sie Vernunftanlage haben, das heisst, verstndigsein knnen, wenn sie wollen. Die, welche sich vomDenken an das Gttliche abgewendet haben, unddadurch fleischlich=sinnlich geworden sind, bedenkennicht, dass der Gesichtsinn des Auges so stumpf undmaterielle ist, dass er eine Mehrheit kleiner Insektennur wie Einen dunkeln Punkt sieht, whrend doch

    jedes derselben organisiert ist, zu empfinden und sichzu bewegen, und so mit Fibern und Gefen, fernermit Herzchen, Luftrhrchen, Eingeweidchen undGehirnchen ausgestattet ist, und diese aus den reinstenTheilen in der Natur zusammengewoben sind, und

    diese Gewebe dem Leben auf der untersten Stufeentsprechen, aus welchem die kleinsten Theilederselben unterschiedlich in Thtigkeit gesetzt werden.Wenn nun das Gesicht des Auges so stumpf ist, dassihm eine Vielheit mit unzhligen Dingen in

    jeglichem, nur als ein kleiner dunkler Punkt erscheint,und wenn gleichwohl die, welche sinnlich sind,diesem Sehen gem denken und urtheilen, so istoffenbar, wie stumpf ihr Geist geworden ist, und inwelcher Finsternis sie in Folge dessen in Beziehungauf geistige Dinge sind. Jeder kann aus den sichtbarenDingen in der Natur sich, wenn er will, fr dasGttliche bestrken, und Derjenige, welcher an Gottund Seine Allmacht im Erschaffen des Weltalls, undan Seine Allgegenwart im Erhalten desselben denkt,bestrkt sich auch dafr, wenn er z.B. bei den Vgelndes Himmels sieht, dass jede Art derselben ihreNahrung kennt, und wo sich diese befindet; das sie an

    Ton und Gestalt ihre Genossen erkennt; dann auchwelche unter den andern Vgeln, ihre Freunde, undwelche ihre Feinde sind; dass sie die Begattung unterder Federbedeckung kennen, Ehen schlieen, mitKunst Nester bauen, Eier darin legen, ber ihnenbrten, die Dauer der Brtezeit wissen, nach derenAblauf sie die Jungen ausbrten, die sie dann aufsZrtlichste lieben, unter ihren Flgeln wrmen, ihnenSpeise darreichen, und sie ernhren bis sieselbststndig werden, und Gleiches thun knnen.Jeder, der ber den gttlichen Einflu durch diegeistige Welt in die natrliche denken will, kann ihnin diesen Dingen sehen; er kann auch, wenn er will, inseinem Herzen sagen: solche Kenntnisse knnen ihnennicht aus der Sonne durch deren Wrme und Lichtgegeben werden; denn die Sonne, aus der die Naturihren Ursprung und ihr Wesen hernimmt, ist bloesFeuer, und somit sind ihre Ausflsse von Wrme undlicht vllig todt; und so kann der Schlu gezogenwerden, dass dergleichen von einem gttlichen

    Einflu durch die geistige Welt in das Unterste derNatur herrhrt. Jeder kann aus dem Sichtbaren in derNatur sich fr das Gttliche bestrken, wenn er dieRaupen sieht, welche aus dem Lustreiz eines gewissenTriebes nach einer Umwandlung ihres irdischenZustandes in einen dem himmlischen analogenZustand trachten und streben, und darum an gewisseOerter kriechen, sich mit einer Hlle umgeben, und sosich in einen Mutterleib versetzen, um wiedergeboren,und dort Puppen, Goldpuppen, Nymphen, und zuletztSchmetterlinge zu werden, und wenn sie dieVerwandlung durchgemacht haben, und je nach ihrerArt mit schnen Flgeln angethan sind, sich in dieLuft wie in ihren Himmel emporschwingen und hierwonnevoll spielen, und sich begatten, Eier legen, undsich eine Nachkommenschaft verschaffen, und dabeisich mit lieblicher und ser Kost aus Blumennhren. Wer, der sich aus den sichtbaren Dingen in derNatur fr das Gttliche bestrkt, sieht nicht ein bilddes irdischen Zustandes des Menschen in ihnen alsRaupen, und ein Bild des himmlischen Zustandes inihnen als Schmetterlinge? Diejenigen hingegen,welche sich fr die Natur bestrken, sehen zwar dieseDinge, weil sie aber den himmlischen Zustand ausihrem Gemthe verbannt haben, so nennen siedieselben bloe Wirkungen der Natur. Jeder kann sichaus dem Sichtbaren in der Natur fr das Gttliche

    bestrken, wenn er auf das achtet, was von den Bienenbekannt ist, dass sie nmlich wissen, aus Rosen undBlumen Wachs zu sammeln, Honig auszusaugen,Zellen wie kleine Huser zu bauen, und sie in dieForm einer Stadt zu bringen, mit Gassen, durch sieeingehen und ausgehen; dass sie schon von Ferne dieBlumen und Kruter wittern, aus welchen sie Wachsfr das Haus, und Honig zur Nahrung sammelnmgen; und dass sie mit diesen beladen in geraderRichtung wieder ihrem Bienenstock zufliegen und sosich Nahrung fr den kommenden Winter einlegen alsob sie diesen vorhershen; wie sie denn auch eineHerrscherin als Knigin ber sich setzen, aus der eineNachkommenschaft fortgepflanzt werden soll, und frdie sie gleichsam einen Hof ber sich mitSchutzwachen rings umher anlegen, und welche, wenndie Gebrzeit kommt, in Begleitung der Leibwachen,die Drohnen genannt werden, von Zelle zu Zelle geht,

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    und Eier legt, die der nachfolgende Haufen ringsumstreicht, damit sie von der Luft nichtleiden; worausihnen dann ein neuer nachwuchs kommt, der spter,wenn er sein Alter erreicht hat, in dem er das Gleichethun kann, aus dem Hause vertrieben wird, worauf derSchwarm sich zuerst in einen Klumpen sammelt,damit der Verein nicht zerrissen werde, und dannausfliegt, um sich eine Wohnsttte aufzusuchen; gegenden Herbst werden jene Drohnen, weil sie wederWachs noch Honig eingetragen hinausgefhrt, undihrer Flgel beraubt, damit sie nicht zurckkommen,und ihre Speisevorrthe, auf die sie keine Mheverwendet hatten, aufzehren mchten. Und so vielesAndere; woraus erhellen kann, dass sie um desNutzens willen, den sie dem menschlichenGeschlechte leisten, in Folge eines gttlichenEinflusses durch die geistige Welt eineRegierungsform haben, wie sei bei den Menschen aufErden, ja bei den Engeln in den Himmeln ist. Wer,der im Besitze seiner vollen Vernunft ist, sieht nicht,

    dass dergleichen Erscheinungen bei ihnen nicht ausder natrlichen Welt stammen? Was hat die Sonne,aus der die Natur stammt, mit einer Regierunggemein, welche eine Nachahmung der Himmlischenist? Aus diesen und hnlichen Dingen bei denvernunftlosen Thieren bestrkt sich der Bekenner undVerehrer der Natur fr die Natur, whrend derBekenner und Verehrer Gottes aus ebendenselben sichfr Gott bestrkt; denn der geistige Mensch sieht inihnen Geistiges und der natrliche Mensch sieht inihnen Natrliches, und so Jeder, je nachdem er selbstbeschaffen ist. Was mich betrifft, so waren mirdergleichen Erscheinungen Zeugnisse fr den von Gottstammenden Einflu der geistigen Welt in dienatrliche. Erwge auch, ob du ber irgend eineRegierungsform, oder ber irgend ein brgerlichesGesetz, oder ber irgend eine moralische Tugend, oderber irgend eine geistige Wahrheit analytisch denkenknntest, wenn nicht das Gttliche aus seinerWeisheit durch die geistige Welt einflsse? Ich frmeinen Theil konnte es nicht, und kann es nicht; dennich habe von diesem Einflu nun schon 26 Jahrehindurch eine deutliche und fhlbare Wahrnehmunggehabt, daher ich dies aus eigener Erfahrung rede.Kann wohl die Natur sich Nutzzwecke vorsetzen, unddie Nutzzwecke in Ordnungen und Formen bringen?Dies kann nur ein Weiser; und das Weltall so ordnen

    und bilden kann nur Gott, der unendliche Weisheithat. Wer anders vermchte vorherzusehen undvorzusehen, was zur Nahrung und Kleidung fr dieMenschen nothwendig ist, die Nahrung aus denErnten des Feldes, aus den Frchten der Erde und ausden Thieren, und die Kleidung aus ebendenselben? Zudem wundervollen hiebei gehrt auch, dass jenegeringen Wrmer, die man Seidenraupen nennt,sowohl Frauen als Mnner, von den Kniginnen undKnigen bis herab zu den Mgden und Knechten, mitSeide bekleiden und prachtvoll schmcken sollten,und dass jene unscheinbaren Insekten, die man Bienennennt, Wachs zu den Lichtern liefern sollten, durchwelche die Tempel und Palste erglnzen. Diese undviele andere Erscheinungen sind redende Beweise, daGott von sich aus durch die geistige Welt alles wirkt,was in der Natur geschieht. Diesem ist nochbeizufgen, dass in der geistigen Welt die, welche aus

    den sichtbaren Dingen dieser Welt fr die Natur sichbestrkt hatten, als solche erschienen, welche am EndeGotteslugner wurden, und deren Verstand sich imgeistigen Licht nach unten geffnet, nach oben aberverschlossen zeigte; und dies darum, weil sie in ihremDenken abwrts zur Erde, und nicht aufwrts zumHimmel sahen: ber dem Sinnlichen, welches dasUnterste des Verstandes ist, erschien wie eine aushllischem Feuer blitzende Decke, bei Einigenschwarz wie Russ, und bei Anderen bleifarbig wie einLeichnam. Hte sich also Jeder vor Begrndungen frdie Natur, und bestrke sich vielmehr fr Gott; esfehlt nicht an Stoff.

    13. VI. WOFERN GOTT NICHT EINER WRE, HTTEDAS WELTALL NICHT ERSCHAFFEN UND ERHALTENWERDEN KNNEN.Dass man aus der Schpfung des Weltalls auf dieEinheit Gottes schlieen kann, grndet sich darauf,

    dass das Weltall ein Werk ist, welches vom Ersten biszum letzten als Eines zusammenhngt, und vonEinem Gott abhngt, wie der Leib von seiner Seele;das Weltall ist so geschaffen worden, dass Gottallgegenwrtig sein, und das Ganze und das einzelneunter Seiner Leitung halten, und fortwhrend als Eineszusammenhalten kann, was so viel als erhalten heisst.Daher kommt auch, dass Jehovah Gott sagt, Er seider Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende,das Alpha und das Omega, Jes 44,6; Offenb 1,8.17.und anderwrts, dass Er aus Sich alles mache, dieHimmel ausspanne und die Erde ausdehne, Jes44,24. Dieses groe System, welches das Weltallheisst, ist darum ein vom Ersten bis zum Letzten alsEines zusammenhngendes Werk, weil Gott beiErschaffung desselben sich Einen Endzweck vorgesetzthatte, nmlich den Engelshimmel aus demmenschlichen Geschlecht, und Mittel zu diesemZweck alle die Dinge sind, aus welchen die Weltbesteht; denn wer den Zweck will, will auch dieMittel; wer also die Welt als ein die Mittel zu jenemZweck enthaltendes Werk betrachtet, der kann auchdas erschaffene Weltall als ein Werk betrachten, dasals Eines zusammenhngt, und kann sehen, dass dieWelt ein Inbegriff von Nutzzwecken inaufeinanderfolgender Ordnung fr das menschlicheGeschlecht ist, aus dem der Engelshimmel besteht.

    Die gttliche Liebe kann sich keinen andern Endzwecksetzen, als die ewige Seligkeit der Menschen ausihrem Gttlichen, und die gttliche Weisheit kannnichts Anderes hervorbringen als Nutzwirkungen,welche Mittel zu jenem Zwecke sind; aus derBetrachtung der Welt in dieser allumfassenden Ideekann jeder Weise entnehmen, dass der Schpfer desWeltalls Einer ist, und dass Sein Wesen Liebe undWeisheit ist; weshalb es in ihr nicht ein einziges Dinggibt, in dem nicht nher oder entfernter ein Nutzzweckfr den Menschen verborgen lge; fr seine Nahrungaus den Frchten der Erde, und auch aus den Thieren,und fr seine Kleidung aus ebendenselben. Zu demWundervollen gehrt, [wie gesagt,] dass jene geringenWrmer, Seidenraupen genannt, sowohl Frauen alsMnner, von den Kniginnen und Knigen bis herabzu den Mgden und den Knechten in Seide kleidenund prchtig schmcken, und dass geringe Insekten,

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    Bienen genannt, Wachs liefern fr Kerzen, durchwelche Tempel und Palste erglnzen. Diejenigen,welche [nur] Einiges in der Welt vereinzelt, und nichtin umfassender Weise alles in der Reihenfolgebetrachten, in welcher die Zwecke, die Mittel und dieWirkungen zu einander stehen, so wie diejenigen,welche die Schpfung nicht von der gttlichen Liebedurch die gttliche Weisheit ableiten, knnen nichtsehen, dass das Weltall das Werk Eines Gottes ist,und dass Er, weil im Endzweck, auch in den einzelnenNutzwirkungen wohnt; denn jeder, der im Zweck ist,ist auch in den Mitteln, weil inwendigst in allenMitteln der Zweck ist, welcher die Mittel treibt undleitet. Diejenigen, welche das Weltall nicht als einWerk Gottes, und als die Wohnung Seiner Liebe undWeisheit, sondern als ein Werk der Natur und als dieWohnung der Wrme und des Lichtes der Sonnebetrachten, verschlieen die hheren Gebiete ihresGemthes fr Gott, und ffnen die untern Theile ihresGemthes fr den Teufel, und ziehen in Folge dessen

    das Menschliche aus, und das Thierische an, undglauben nicht nur, dass sie den Thieren hnlich seien,sondern werden es auch; denn sie werden Fchse inRcksicht der Schlauheit, Wlfe in Rcksicht derWildheit, Panther in Rcksicht der Tcke, Tiger inRcksicht der Grausamkeit, Krokodile, Schlangen,Uhu und Nachteulen je nach deren Natur; die, welcheso sind, erscheinen auch in der geistigen Welt vonFerne als jenen wilden Thieren hnlich; die Liebe zuihrem Bsen gestaltet sie so.

    nicht verschlieen; denn wenn er dies vermchte undthte, so wre der Mensch nicht mehr Mensch;sondern die Liebe seines Willens bethrt dann diehhern Gebiete seines Verstandes mit Falschem; undin Folge dessen wird der Verstand gleichsamverschlossen in Rcksicht der Wahrheiten, die demGlauben angehren, und in Rcksicht des Guten, dasder Liebthtigkeit angehrt, somit mehr und mehrwider Gott, und zugleich wider die geistigen Dingeder Kirche; und so wird er ausgeschlossen von derGemeinschaft mit den Engeln des Himmels, und ist ervon dieser ausgeschlossen, so setzt er sich inGemeinschaft mit den Satanen der Hlle und denkt inEinheit mit ihnen; alle Satane ab er lugnen Gott unddenken albern von Gott und von den geistigen Dingender Kirche. Ebenso der mit ihnen verbundene Mensch;dieser, wenn er seinem Geisteszuge folgt, was der Fallist, wenn er zu Hause, sich selbst berlassen, seineGedanken von den Lustreizen des Bsen undFalschen, die er bei sich empfangen und geboren hat,

    geleitet werden lt, denkt dann es sei kein Gott,sondern Gott sei ein bloes Wort, das von denKanzeln herabschallt, um den Pbel an den Gehorsamgegen die Gesetze der Gerechtigkeit, welche die derGesellschaft sind, zu binden; und dann denkt er auch,dass das Wort, aus dem die Geistlichen Gottverkndigen, etwas Schwrmerisches undZusammengestoppeltes sei, das die Macht und dasAnsehen mit Heiligkeit umkleidet haben; ferner, dassder Dekalog oder der Katechismus ein Bchlein sei,das, nachdem es von den Hnden der Knabenabgentzt worden ist, weggeworfen werden kann, weiles einschrft, dass man die Eltern ehren, nicht tdten,nicht Unzucht treiben, nicht stehlen, nicht falschzeugen solle, und wer wisse nicht eben diese Dingeschon aus dem brgerlichen Gesetze? Von der Kirchedenkt er, sie sei blos ein Zusammenlauf vonEinfltigen, Leichtglubigen und Feigherzigen, welchesehen, was sie nicht sehen; vom Menschen und vonsich als Menschen denkt er gerade wie vom Thier; undvom Leben nach dem Tode gerade wie vom Leben desThieres nach demselben. So denkt sein innererMensch, wie sehr auch der uere anders reden mag;denn, wie gesagt, jeder Mensch hat ein Inneres undein Aeusseres, und sein Inneres macht den Menschen,welcher der Geist heisst, und nach dem Tode lebt, unddas Aeussere, aus dem er durch sittliches Handeln den

    Heuchler spielt, wird begraben; und dann wird erwegen der Lugnung Gottes ein Verdammter. JederMensch ist seinem Geiste nach seines Gleichen in dergeistigen Welt beigesellt, und ist wie Einer unterihnen; und es ist mir fter gegeben worden, dieGeister noch lebender Menschen einige in engelischenund einige in hllischen Gesellschaften zu sehen; auchward mir gegeben, Tage lang mit ihnen zu reden, undich wunderte mich, dass der Mensch selbst, der nochin seinem Krper lebte, gar nichts davon wute;hieraus war offenbar, dass der, welcher Gott lugnet,schon unter den Verdammten ist, und dass er nachdem Tode zu den Seinen versammelt wird.

    14. VII. DER MENSCH, WELCHER GOTT NICHTANERKENNT, IST VON DER KIRCHEAUSGESCHLOSSEN UND VERDAMMT.Dass ein Mensch, der Gott nicht anerkennt, von derKirche ausgeschlossen ist, grndet sich darauf, dassGott Alles in Allem der Kirche ist, und die gttlichenDinge, welche das Theologische heien, die Kircheausmachen; weshalb die Lugnung Gottes eineLugnung aller Dinge der Kirche ist; und eben dieseLugnung schliet ihn aus, somit schliet der Menschsich selbst und nicht Gott ihn aus. Dass er verdammtist, grndet sich darauf, dass wer von der Kircheausgeschlossen ist, auch vom Himmel ausgeschlossenist, denn die Kirche auf Erden und der Engelshimmelmachen Eines aus, wie das Innere und das Aeussere,

    und wie das Geistige und das Natrliche bei demMenschen; und der Mensch ist von Gott sogeschaffen, dass er seinem Innern nach in der geistigenWelt und seinem Aeusseren nach in der natrlichenWelt ist; mithin ist er als Eingeborner beider Weltengeschaffen, zu dem Ende, dass das Geistige, dasAngehr des Himmels ist, dem Natrlichen, dasAngehr der Welt ist, eingepflanzt werde, wie diesmit dem Samen im Boden geschieht, und dass so derMensch ewige Bestndigkeit und Fortdauer erhalte.Ein Mensch, der durch die Lugnung Gottes sich vonder Kirche und so auch vom Himmel ausgeschlossenhat, hat den innern Menschen in Rcksicht desWillens, somit in Rcksicht seiner Lieblingsneigungbei sich verschlossen; denn der Wille des Menschenist das Aufnahmsgefss seiner Liebe und wird dieWohnsttte derselben; dagegen aber kann er inRcksicht des Verstandes seinen innern Menschen

    15. VIII. BEI DEM MENSCHEN, DER NICHT EINENGOTT ANERKENNT, SONDERN MEHRERE, HNGTNICHTS VON DER KIRCHE ZUSAMMEN.

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    Wer Einen Gott im Glauben anerkennt und im Herzenverehrt, der ist in der Gemeinschaft der Heiligen aufErden und in der Gemeinschaft der Engel in denHimmeln; diese heien Gemeinschaften, und sind esauch, weil sie in dem Einen Gott sind, und der EineGott in ihnen ist; eben dieselben sind auch inVerbindung mit dem gesammten Engelshimmel, undich mchte zu sagen wagen, mit Allen und Jeden inihm; denn sie sind alle wie Kinder und Nachkommenaus Einem Vater, deren Gesinnungen, Sitten undGesichtszge etwas Gleichartiges haben, woran siesich gegenseitig erkennen. Der Engelshimmel ist inGesellschaften zusammengeordnet gem allenVerschiedenheiten der Liebe zum Guten, welcheVerschiedenheiten in Einer allumfassendsten Liebe,welche die zu Gott ist, zusammentreffen; aus dieserLiebe sind Alle entsprossen, welche Einen Gott alsSchpfer des Weltalls, und zugleich als Erlser undWiedergebrer im Glauben anerkennen und im Herzenverehren. Ganz anders dagegen die, welche nicht

    Einen, sondern mehrere Gtter angehen und anbeten,oder auch Einen mit dem Munde und drei im Denkenanerkennen, wie dies diejenigen in der heutigen Kirchethun, welche Gott in drei Personen zertheilen, und

    jede Person fr sich als Gott erklren, und jederbesondere Beschaffenheiten oder Eigenschaften,welche die andere nicht hat, zuschreiben; wovon danndie Folge ist, dass nicht nur die Einheit Gottes,sondern auch die Theologie selbst, und ebenso dasmenschliche Gemth, in dem diese sein soll,thatschlich zerspalten wird; was Anders geht hieraushervor, als Verwirrung und Verbandlosigkeit in denDingen der Kirche? Dass dies der Zustand derheutigen Kirche ist, soll in einem Anhang zu diesemWerke nachgewiesen werden; der wahre Thatbestandist, dass die Zertheilung Gottes oder des gttlichenWesens in drei Personen, von welchen jede fr sichoder besondern genommen Gott ist, die LugnungGottes nach sich zieht; es ist, wie wenn jemand, umanzubeten, in einen Tempel tritt, und auf einer Tafelber dem Altar den einen Gott als Alten der Tage, denandern als Hohenpriester und den Dritten alsfliegenden Aeolus gemalt sieht, mit der Unterschrift:diese Drei sind Ein Gott; oder etwa auch, wie wenn erdarin die Einheit und die Dreiheit gemalt she alseinen Menschen mit drei Kpfen auf Einem Krper,oder mit drei Krpern unter Einem Kopf; dies wre

    die Gestalt eines Scheusals, und wrde jemand miteinem solchen Denkbild in den Himmel eintreten, sowrde er gewi jhlings hinabgestrzt werden,obschon er sagen wrde, das Haupt oder die Hupterbedeuten das Wesen, und der Krper oder die Krperdie besonderen Eigenschaften.

    erffnen, wie ihr dieselben in der natrlichen Welt,aus der ihr vor Kurzem angekommen, gefasst hattet;und nun heftete der Primas seinen Blick auf mich,und sagte: Ich sehe, dass du ein Laie bist, und willdir daher die Vorstellungen meines Denkens berdieses groe Geheimnis enthllen und dich belehren;meine Vorstellungen waren, und sind noch, dass Gottder Vater, Gott der Sohn, und Gott der Heilige Geistin der Mitte des Himmels auf herrlichen underhabenen Sthlen oder Thronen sitzen; Gott der Vaterauf einem Thron von gediegenem Gold mit demScepter in der Hand; Gott der Sohn zu Seiner Rechtenauf einem Thron von dem feinsten Silber mit einerKrone auf dem Haupte; und Gott der heilige Geistneben ihnen auf einem Thron von glnzendemKrystall, eine Tube in der Hand haltend; und dassrings um sie her in dreifacher Reihe schwebendeLampen von Edelsteinen schimmern; und dass fern abvon diesem Kreise unzhlig viele Engel stehen, alleanbetend und lobpreisend; und dass berdies Gott der

    Vater sich mit Seinem Sohne fortwhrend besprichtber die, welche gerechtfertigt werden sollen, und dasssie unter sich beschlieen und festsetzen, welche aufErden wrdig sein sollten, von ihnen unter die Engelaufgenommen und mit dem ewigen Leben gekrnt zuwerden; ferner dass Gott der Heilige Geist, nachdem erihre Namen vernommen, als bald ber den Erdkreishin zu ihnen eile, die Gaben der Gerechtigkeit als ebenso viele Unterpfnder des Heiles fr die zuRechtfertigenden mit sich fhrend, und imAugenblick, wie er ankommt und anhaucht, dieSnden zerstreut, wie der Ventilator den Rauch ausdem Ofen und diesen wei macht; wie er denn auchaus den Herzen die Hrte des Steines hinwegnimmtund die Weichheit des Fleisches in sie bringt, undzugleich ihre Geister oder Gemther erneuert, und sievon Neuem gebiert, und ihnen ein kindlichesAussehen gibt, und endlich ihre Stirnen mit demZeichen des Kreuzes besiegelt, und sie Auserwhlteund Kinder Gottes nennt. Nachdem jener Primasdiese Rede beendigt, sagte er zu mir: So hab ich

    jenes groe Geheimnis in der Welt entziffert, und dadie meisten unseres Standes daselbst diesen meinenAussprchen Beifall gaben, so bin ich berzeugt, dassauch du, der du ein Laie bist, ihnen Glaubenbeimessen wirst. Auf diese Worte des Primas fateich ihn und zugleich die Domherren bei ihm ins

    Auge und bemerkte, dass diese alle mit vollem Beifallzustimmten; weshalb ich die Erwiederung begann,und sagte: Ich habe die Aussprche deines Glaubenserwogen, und aus ihnen entnommen, dass du von demdreieinigen Gott eine ganz natrliche und sinnliche, jamaterielle Vorstellung gefat hast und hegst, auswelcher unvermeidlich die Vorstellung dreier Gtterhervorgeht. Heisst es nicht sinnlich denken von Gott,dem Vater, dass Er auf einem Throne mit dem Scepterin der Hand sitze, und vom Sohne, dass er auf SeinemThrone mit einer Krone auf dem Haupt, und vomheiligen Geist, dass er auf dem seinigen mit einerTaube in der Hand sitze, und jene nach denvernommenen Beschlssen den Erdkreisdurchwandere? Und weil sich eine solche Vorstellungaus ihnen ergibt, kann ich deinen Aussprchen keinenGlauben bemessen: ich nmlich konnte von meinerKindheit an keine andere Vorstellung in mein Gemth

    16. Diesem will ich eine Denkwrdigkeit beifgen:Ich sah, wie Einige, welche erst vor Kurzem aus dernatrlichen Welt in die geistige Welt gekommenwaren, mit einander sprachen ber die drei gttlichenPersonen von Ewigkeit; sie waren Domherrn gewesen,und Einer von ihnen Bischof; diese traten zu mirheran, und nach einiger Unterredung ber die geistigeWelt, von der sie vorher gar nichts gewut hatten,sagte ich: Ich hrte euch ber die drei gttlichenPersonen von Ewigkeit reden, und bitte euch, mirdieses groe Geheimnis nach euren Vorstellungen zu

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    aufnehmen, als die eines einzigen Gottes, und da ichblos diese aufgenommen habe und festhalte, so flltbei mir alles das, was du gesagt hast, zu Boden; unddann sah ich auch, dass unter dem thron, auf welchemnach der Schrift Jehovah sitzen soll, das Reichverstanden wird, unter Scepter und Krone dieRegierung und Herrschaft, und unter dem Sitzen zurRechten die Allmacht Gottes durch SeinMenschliches; und unter den Dingen, die demheiligen Geist zugeschrieben werden, dieWirksamkeiten der gttlichen Allgegenwart; nimmnur, mein Herr, wenn es gefllig ist, die Idee einesGottes an, und erwge sie gehrig in deinem Denken,so wirst du zuletzt deutlich wahrnehmen, dass es soist. Ihr saget zwar auch, dass Ein Gott sei, und diesdarum, weil ihr jenen drei Personen ein einziges unduntheilbares Wesen gebet; dagegen aber gestattet ihrnicht, dass jemand sage, jener Eine Gott sei EinePerson, sondern dass es wirklich drei sein sollen, unddies thut ihr, damit nicht die Vorstellung von drei

    Gttern, wie ihr sie hab t, verloren gehe; und dannsprechet ihr auch jeder Person eine Eigenthmlichkeitzu, die von der der andern geschieden ist; zertheilet ihraber nicht hiedurch euer gttliches Wesen? Und istdem so, wie knnt ihr sagen und zugleich denken,dass Gott Einer sei? Ich wrde es euch verzeihen,wenn ihr sagtet, dass Ein Gttliches sei; wenn aber

    jemand hrt, der Vater sei Gott, der Sohn sei Gott,und der heilige Geist sei Gott, und jede einzelnePerson fr sich sei Gott, wie kann er alsdann sichdenken, dass Gott Einer sei? Ist dies nicht einWiderspruch, dem man niemals Glauben beimessenkann? Das man auf diese Weise nicht von EinemGott, sondern nur von einem hnlichen Gttlichenreden kann, mag durch Folgendes beleuchtet werden:Von einer Mehrzahl von Menschen, welche zusammenEinen Senat, Ein Kollegium oder Ein Konziliumausmachen, kann man nicht sagen, sie seien EinMensch; haben aber alle und jede Eine Meinung, sokann man sagen, sie denken Eines; auch kann mannicht von drei Diamanten Einer Substanz sagen, sieseinen Ein Diamant, sondern nur, dass sie Eines derSubstanz nach seien, und auch, dass jeder Diamantsich vom andern unterscheide in Rcksicht des Werths

    je nach seinem eigenen Gewicht; anders aber, wenn esEiner ist und nicht drei. Ich merke jedoch, dass ihr diedrei gttlichen Personen, deren jede einzeln fr sich

    Gott sein soll, darum Einen Gott nennet, undeinschrfet, damit Jeder in der Kirche so rede, weil dieerleuchtete und gesunde Vernunft auf dem ganzenErdkreis anerkennt, dass Gott Einer ist, und ihr dahermit Schamrthe bergossen werden mtet, wennnicht auch ihr so sprchet; dennoch aber zieht, indemihr Einen Gott aussprechet, obgleich ihr drei denket,

    jenes Schamgefhlt doch nicht diese zwei Wrter inden Munde zurck, sondern ihr sprecht sie aus.Nachdem der Bischof diese Worte gehrt hatte, zog ersich mit seinen Domherrn zurck, und wandte sichbeim Weggehen um und wollte ausrufen: Es ist EinGott; allein er vermochte es nicht, weil sein Denkenseine Zunge zurckzog, und stie dann mit weitgeffnetem Munde drei Gtter heraus. DieDabeistehenden lachten, als sie dieses Wunderzeichensahen, laut auf, und gingen ab.

    17. Nachher erkundigte ich mich, wo ich wohl ausden Gebildeten diejenigen trfe, welche den schrfstenVerstand haben, und fr die in drei Personen getheiltegttliche Dreieinigkeit einstehen; und es standen dreida, zu welchen ich sprach: Wie knnt ihr die gttlicheDreieinheit in drei Personen zertheilen und behaupten,dass jede Person fr sich und einzeln genommen Gottund Herr sei? Ist nicht so das Bekenntnis des Mundes,dass Gott Einer sei, eben so weit von dem Gedankenentfernt, als der Mittag von der Mitternacht? Hierauferwiederten sie: Es ist gar nicht davon entfernt, weildie drei Personen Ein Wesen haben, und das GttlicheWesen Gott ist; wir waren in der Welt die Beschtzerder Personendreiheit, und der Mndel, dessenVormundschaft wir fhrten, war unser Glauben, indem jede gttliche Person ihren Antheil erhalten hat;Gott der Vater den Antheil, dass er zurechnet undschenkt, Gott der Sohn denjenigen, dass er vertrittund vermittelt, und Gott der Heilige Geist denjenigen,dass er die wohlthtigen Wirkungen der Zurechnung

    und Vermittelung in Anwendung bringt. Ich fragtenun aber: Was verstehet ihr unter dem gttlichenWesen? Sie sagten: Wir verstehen darunter dieAllmacht, Allwissenheit, Allgegenwart,Unermesslichkeit, Ewigkeit, Gleichheit der Majestt;worauf ich sagte: Wenn dieses Wesen aus mehrerenGttern Einen macht, so knnt ihr noch mehrerehinzufgen, so zum Beispiel einen vierten, der beiMoses, Ezechiel und Hiob erwhnt, und GottSchaddai genannt wird; ebenso machten es auch dieAlten in Griechenland und Italien, welche ihrenGttern, z.B. dem Saturn, Jupiter, Neptun, Pluto,Apolle, der Juno, der Diana, der Minerva, ja selbstdem Merkur und der Venus gleich Attribute und soein hnliches Wesen zuschrieben; dennoch aberkonnten sie nicht sagen, dass diese alle ein Gott seien;und auch ihr, die ihr drei seid, und, wie ich bemerke,von gleicher Gelehrsamkeit, und so in Rcksichtderselben von gleichem Wesen, knnt euch doch nichtin Einem Gelehrten zusammenschmelzen. Darberlachten sie aber und sagten: Du scherzest; andersverhlt es sich mit dem gttlichen Wesen, dieses istEines, und nicht dreigetheilt; es ist auch untheilbar,und somit unzertheilt; Zertrennung und Zertheilungvertrgt sich nicht mit demselben. Als ich das hrte,erwiederte ich: Lassen wir uns denn auf diesenKampfplatz nieder, und fechten hier die Sache aus!

    Und ich fragte: Was verstehet ihr unter Person, undwas bedeutet sie? Sie erwiederten: Das Wort Personbedeutet nicht einen Theil oder eine Beschaffenheit ineinem Andern, sondern was selbststndig fr sichbesteht; so definiren allen Hupter der Kirche diePerson, und wir mit ihnen; ich frage dann: Ist diesdie Definition der Person? Und sie antworteten: Ja!Worauf ich erwiederte: Also ist kein Theil des Vatersim Sohne, noch irgend ein Theil dieser beiden imHeiligen Geist; woraus denn folgt, dass jeder seineeigene Selbstbestimmung, Selbststndigkeit undGewalt hat, und somit nichts vorhanden ist, dasverbindet, als der Wille, der jedem eigen, und so nachGefallen mittheilbar ist: Sind denn also die dreiPersonen nicht drei besondere Gtter? Hret nochweiter: Ihr habt die Person auch dahin definirt, dasssie etwas sei, das selbststndig fr sich besteht, dassmithin drei Substanzen seien, in die ihr das gttliche

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    und deren Schrift, die aus dem geistigen Denken derEngel fliet, sehe man jedoch in dem Werke von derehelichen Liebe, Nr. 316 bis 329, und auch imFolgenden.

    nicht zu dem Unendlichen pat, das von Ewigkeitheisst, und weil es auch einen andern Gott, welcherder Gott in sich Ist, somit einen Gott von Gottvoraussetzt, oder dass Gott sich Selbst gebildet habe,und sonach nicht der Unerschaffene, noch derUnendliche wre, weil Er so aus Sich oder aus einemAndern Sich verendlicht htte. Daraus, dass Gott dasSein in sich ist, folgt, dass Er die Liebe in sich, dieWeisheit in sich, und dass Er das Leben in sich ist,und dass er das Selbst ist, aus dem Alles ist, und aufdas Alles sich zurckbezieht, damit es etwas sei; dassGott das Leben in sich, und dadurch Gott ist, erhelltaus den Worten des Herrn bei Johannes Kap. 5,26,und bei Jesajas: Ich Jehovah mache alles, spanneallein die Himmel aus, dehne aus die Erde aus Mirselbst, Kap. 44,24. Und dass Er der alleinige Gottsei, und auer Ihm kein Gott, Jesaj. 45,14.15.20.21;Hosch. 13,4. Dass Gott nicht nur das Sein in sich,sondern auch das Existiren in sich ist, grndet sichdarauf, dass das Sein kein Etwas ist, wofern es nicht

    existirt, in gleicher Weise das Existiren, wofern esnicht aus dem Sein ist; weshalb wenn das Einegegeben ist, auch das Andere gegeben sein mu;ebenso die Substanz, wofern sie nicht auf Form ist;von der Substanz, wenn sie nicht Form ist, kann keinEtwas prdicirt werden, und ein Solches ist, weil eskeine Qualitt hat, in sich nichts. Dass hier das Seinund das Existiren genannt werden, und nicht dasWesen und die Existenz, kommt daher, weilunterschieden werden mu zwischen Sein und Wesen,und in Folge dessen zwischen Existiren und Existenz,wie zwischen dem Frheren und dem Spteren, unddas Frhere allgemeiner ist als das Sptere; an dasgttliche Sein [und Existiren] schliesst sich dieUnendlichkeit und Ewigkeit an, dagegen aber an diegttliche Wesenheit und Existenz schliesst sich diegttliche Liebe und Weisheit an, und mittelst dieserbeiden die gttliche Allmacht und Allgegenwart, vonwelchen deshalb in ihrer Ordnung gehandelt werdenwird.

    20. II. DIESER EINEGOTT IST DIE SUBSTANZSELBSTUND DIE FORM SELBST, UND DIE ENGEL UND DIEMENSCHEN SIND SUBSTANZEN UND FORMEN AUSIHM, UND IN WIE WEIT SIE IN IHM SIND, UND ER INIHNEN IST, IN SO WEIT SIND SIE EBENBILDERUNDAEHNLICHKEITEN VON IHM.Weil Gott das Sein ist, so ist Er auch die Substanz;denn das Sein, wenn es nicht Substanz ist, ist einbloes Gedankending; die Substanz ist nmlich einWesentliches, das besteht; und wer Substanz ist, istauch Form; denn die Substanz, wenn sie nicht auchForm ist, ist ein Gedankending; weshalb von Gottbeides ausgesagt werden kann, doch so, dass er dieeinzige, eigentliche und erste Substanz und Form sei.

    Dass diese Form die eigentliche menschliche ist, dasheisst, dass Gott der eigentliche Mensch ist, an demalles unendlich ist, ist in der zu Amsterdam im Jahre1763 herausgegebenen Engelweisheit betreffend diegttliche Liebe und Weisheit nachgewiesen worden;desgleichen, dass die Engel und die MenschenSubstanzen und Formen sind, erschaffen undorganisirt zur Aufnahme des durch den Himmel in sieeinflieenden Gttlichen; weshalb sie im buche derSchpfung Ebenbilder und Aehnlichkeiten Gottesheien, Kap. 1,26.27; und anderwrts, dass sie SeineKinder und aus Ihm geboren seien; dass aber derMensch in so weit, als er unter gttlicher Leitunglebt, das heisst, sich von Gott fhren lt, mehr undmehr innerlich sein Ebenbild wird, wird im Verfolgdieses Werkes umstndlich nachgewiesen werden.Bildete man sich von Gott nicht die Idee, dass Er dieerste Substanz und Form sei, und von Seiner Form,dass sie die eigentlich menschliche sei, so wrden diemenschlichen Gemther leicht auf Wahngebilde,Gespenstern gleich, verfallen von Gott, von derEntstehung der Mensche, und von der Schpfung derWelt; von Gott wrden sie sich keinen andern Begriffmachen, als wie von der natur des Weltalls in ihremErsten, somit wie von dessen Umfang oder wie vomLeeren oder Nichts; von der Entstehung der Menschenwie von einem zuflligen Zusammenflieen der

    Elemente in eine solche Form; von der Schpfung derWelt, dass ihre Substanzen und Formen entstandenseien aus Punkten und hernach geometrischen Linien,die, weil sich von ihnen nichts aussagen lt, auch ansich kein Etwas sind; bei Solchen ist alles zur KircheGehrige wie der Styx oder das Dunkel des Tartarus.

    22. Dass Gott das Selbst, das Einzige und das Ersteist, das genannt wird das Sein und Existiren in sich,aus dem alles stammt, was ist und existirt, daraufkann der natrliche Mensch durch seine Vernunftdurchaus nicht kommen; denn der natrliche Menschkann aus seiner Vernunft nichts Anderes

    herausnehmen, als was der natur angehrt, denn diesesstimmt zu ihrem Wesen, indem von dem Kindes- undKnabenalter an nichts Anderes in sie einging; da aberder Mensch dazu geschaffen ist, auch geistig zu sein,weil er nach dem Tode fortleben und dann unter denGeistigen in ihrer Welt sein soll, darum trug GottVorsorge fr das Wort, in welchem Er nicht nur Sichselbst offenbarte, sondern auch, dass es einen Himmelund eine Hlle gibt, und dass jeder Mensch in demeinen oder dem andern derselben in Ewigkeit lebenwird, jeglicher gem seinem Leben und zugleichseinem glauben; auch hat Er in Seinem Wortegeoffenbart, Er sei der Ich bin oder das Sein, und dasSelbst und das Einzige, das in sich ist, und so dasErste oder der Urgrund, aus dem Alles stammt? Vondieser Offenbarung rhrt her, dass der natrlicheMensch sich ber die Natur, somit ber sich selbsterheben, und Solches sehen kann, das Gottes ist,

    21. III: DAS GTTLICHESEIN IST DAS SEIN IN SICH,UND ZUGLEICH DAS EXISTIREN IN SICH.Jehovah Gott ist das Sein in sich, weil Er ist der Ichbin, das Selbst, das Einzige und das Erste vonEwigkeit zu Ewigkeit, aus dem Alles ist, was ist,damit es etwas sei; so und nicht anders ist Er derAnfang und das Ende, der Erste und der Letzte, unddas Alpha und Omega. Man kann nicht sagen, dasssein Sein von sich [a se] sei, weil dieses aus Sich [exse] ein Frheres, und so eine Zeit voraussetzt, was

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    immer jedoch nur wie von Erne, obwohl Gott jedemMenschen nahe ist; denn Er ist mit seinem Wesen inihm; und weil dem so ist, so ist er [ganz besonders]nahe denen, die Ihn lieben, und diejenigen lieben Ihn,welch nach Seinen Geboten leben und an ihn glauben;diese sehen ihn gleichsam. Was ist der GlaubeAnderes, als ein geistiges Sehen, dass Er ist, und wasdas Leben nach seinen Geboten Anderes, als diethatschliche Anerkennung, dass von Ihm das Heilund das ewige Leben kommt? Diejenigen hingegen,welche keinen geistigen, sondern einen natrlichenGlauben, der nur ein Wissen ist und von daher einhnliches Leben haben, sehen zwar Gott, aber vonFerne, und dies blos wenn sie von ihm reden; derUnterschied zwischen jenen und diesen ist wiezwischen denen, welche im hellen Lichte stehen, unddie Menschen in ihrer Nhe sehen, und sie berhren,und zwischen denen, die in einem dichten Nebelstehen, und aus ihm heraus nicht sehen knnen, ob esMenschen, oder Bume oder Felsen sind. Oder auch

    wie zwischen Solchen, die auf einem hohen Berge, woeine Stadt ist, stehen, und dahin und dorthin gehen,und mit den stdtischen Genossen reden, undSolchen, die von jenem Berge hinabblicken, und nichterkennen, ob, was sie sehen, Menschen, oder Thiereoder Bildsulen sind. Ja es ist ein Unterschied wiezwischen Solchen, die auf einem Planeten stehen, unddie Ihrigen dort sehen, und Solchen, die auf einemandern Planeten sind mit Fernrhren in den Hnden,und dorthin blicken, und sagen, sie sehen daselbstMenschen, whrend sie doch nichts sehen, als ganzallgemein festes Land wie das Helle des Mondes, undWasser wie Flecken. Ein hnlicher Unterschied istzwischen dem Sehen Gottes und des von Ihmausgehenden Gttlichen in ihrem Geist bei denen,welche im Glauben und zugleich im Leben derLiebthtigkeit sind, und denen, die blos eine Kenntnisdavon haben; mithin zwischen den natrlichen undden geistigen Menschen. Diejenigen aber, welche diegttliche Heiligkeit des Wortes lugnen und dennochdie zur Religion gehrigen Dinge wie in einem Sackauf dem rcken tragen, sehen Gott nicht, sondernstoen nur den Laut Gott hervor, mit wenigUnterschied von den Papageien.

    gerade so viel ist, als die Idee der Einheit Gottes, undmit dieser allen Begriff der Gttlichkeit gnzlichvernichten, und so bewirken, dass alles Geistige derVernunft verbannt wird; in Folge dessen ist dann derMensch nicht mehr Mensch, sondern wird ganz undgar natrlich, und unterscheidet sich dann blos darinvom Thier, dass er reden kann; auch ist er gegen allegeistigen Dinge der Kirche; den diese nennt dernatrliche Mensch Verrcktheiten; daraus und nirgendanders woher sind so ungeheure Irrlehren ber Gottentsprungen; und daher hat die in drei Personenzertheilte gttliche Dreieinheit nicht nur Nacht,sondern auch Tod in die Kirche gebracht. Dass dieIdentitt dreier gttlichen Wesen der Vernunft einGruel ist, stellt sich mir an den Engeln heraus,welche sagten, sie knnten drei gleiche Gottheitennicht einmal aussprechen; und wenn Jemand zu ihnenkme, und sie aussprechen wollte, so mt er sichwegwenden, und werde nach dem Aussprechen wie einmenschlicher Rumpf; er werde dann hinabgeworfen,

    und begebe sich nachher zu denen in der Hlle, diekeinen Gott anerkennen. Es ist eine Thatsache, dasseinem Kind und Knaben die Vorstellung dreiergttlicher Personen einpflanzen, der unvermeidlich dieVorstellung dreier Gtter anhngt, so viel heisst, alsihnen alle geistige Muttermilch, und hierauf allegeistige Speise, und zuletzt alles geistige Urtheilentziehen, und ber die, welche sich darin bestrken,den geistigen Tod bringen. Der Unterschied derer,welche im Glauben und im Herzen Einen Gott alsSchpfer des Weltalls, und diesen zugleich als Erlserund Wiedergebrer anerkennen, ist wie der der StadtZion zur Zeit Davids, und der Stadt Jerusalem zurZeit Salomos, nachdem der Tempel erbaut war;wogegen die Kirche, welche an drei Personen und an

    jede einzelne als einen besondern Gott glaubt, derStadt Zion und Jerusalem hnlich ist, nachdem sievon Vespasian zerstrt und der Tempel darin verbranntwar. Ferner wird ein Mensch, der Einen Gott verehrt,in welchem eine gttliche Dreieinheit ist, und welchersonach eine Person ist, mehr und mehr lebendig, undein Engelmensch; wer hingegen in einer Mehrheit vonGttern in Folge der Mehrheit der Personen sichbestrkt, wird nach und nach wie ein mit beweglichenGliedern versehenes Standbild, in dessen Mitte derSatan steht, und durch dessen gegliederten Mundspricht.23. IV. DAS GTTLICHE SEIN UND EXISTIREN IN

    SICH KANN KEIN ANDERES GTTLICHES, DAS EINSEIN UND EXISTIREN IN SICH WRE,HERVORBRINGEN, FOLGLICH IST EIN ANDERER GOTTDESSELBEN WESENS NICHT MGLICH.

    24. V. EINE MEHRHEIT VON GTTERN IST IN DENALTEN ZEITEN, UND AUCH IN DEN GEGENWRTIGENNICHTANDERSWOHERENTSTANDEN, ALS AUS DEMNICHT VERSTANDENEN GTTLICHEN SEIN.

    Dass der eine Gott, welcher Schpfer des Weltalls ist,das Sein und Existiren in sich, somit Gott in sich sei,ist im Bisherigen gezeigt worden; daraus folgt, dassein Gott von Gott nicht denkbar ist, weil daseigentlich Wesentliche des Gttlichen, welches dasSein und Existiren in sich ist, in ihm nicht denkbarist; es ist gleichviel, ob man sagt von Gott gezeugtwerden, oder hervorgehen; es ist doch immerhin einvon Gott Hervorgebracht werden, und dies ist wenigverschieden von dem Geschaffenwerden; weshalb dennden Glauben in die Kirche einfhren, dass dreigttliche Personen seien, deren jede fr sich Gott ist,und desselben Wesens, und der eine von Ewigkeitgeboren, und der dritte von Ewigkeit hervorgehend,

    Dass die Einheit Gottes dem Gemth eines jedenMenschen inwendigst eingeschrieben ist, indem siesich mitten in Allem befindet, was in die Seele desMenschen von Gott einfliet, ist oben Nr. 8 gezeigtworden; dass sie aber dessen ungeachtet von da nichtin den menschlichen Verstand niederstieg, davon istdie Ursache, dass es an den Kenntnissen fehlte, durchdie der Mensch Gott entgegen kommen undhinansteigen mu; denn jeder mu Gott den Wegbereiten, das heisst, sich zur Aufnahme zubereiten,und dies mu durch Erkenntnisse geschehen. DieErkenntnisse, an welchen es fehlte, so dass der

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    Verstand nicht bis dahin vordringen konnte, um zusehen, dass Gott Einer ist, und dass ein gttlichesSein nicht denkbar ist, wofern es nicht ein Einzigesist, und dass alles zur Natur Gehrige von ihm ist,sind folgende:

    Natur bleibt, in welchen er die Augen, die Ohren unddie Nase zuhlt, und aus welchen er keine andereVorstellungen vom Himmel und von Gottes Sein undWesen schpft, als lustige und materielle, und der ausdiesen denkende Mensch bildet sich keinerlei Urtheilber Gott, ob Er sei, oder nicht sei, oder ob Eineroder mehrere seien; und noch weniger, wie Er SeinemSein und Wesen nach beschaffen sei. Daraus entstanddie Mehrheit von Gttern in den alten Zeiten, undauch in den jetzigen.

    1. Es hatte bis jetzt niemand etwas [Nheres] gewutvon der geistigen Welt, in der die Geister und Engelsind, und in die der Mensch nach dem Tode kommt.2. Eben so wenig, dass in jener Welt eine Sonne gibt,welche die reine Liebe aus Jehovah Gott ist, der inihrer Mitte ist.3. Dass aus dieser Sonne Wrme hervorgeht, welcheihrem Wesen nach Liebe ist, und Licht, das seinemWesen nach Weisheit ist.

    25. Diesem will ich folgende Denkwrdigkeitbeifgen: Als ich einst vom Schlaf erwachte, versankich in tiefes Nachdenken ber Gott; und wie ichaufblickte, sah ich ber mir am Himmel ein ganzblendend weies Licht in eirunder Gestalt; und als ichden Blick auf dieses Licht heftete, verzog sich dasLicht nach den Seiten und ging in die Umkreise ber;und siehe da, nun stand mir der Himmel offen, undich sah herrliche Dinge und Engel in kreisfrmiger

    Aufstellung in der mittglichen Seite der Oeffnungstehend, welche sich mit einander unterredeten; undweil ich von Verlangen brannte, zu hren, was siesprachen, so ward mir gegeben, zuerst den Klang ihrerStimmen selbst zu hren, der voll himmlischer Liebewar, und hernach das Gesprch selbst, das voll vonWeisheit aus jener Liebe war. Sie sprachen untereinander von dem Einen Gott, von der Verbindungmit Ihm und der daraus folgenden Seligmachung; sieredeten unaussprechliche Dinge, von welchen dasMeiste nicht in Wrter irgend einer natrlichenSprache fallen kann; weil ich aber einige Mal imUmgang mit den Engeln in dem Himmel selbst, unddann, weil in hnlichem Zustand, auch in hnlicherRede mit ihnen gewesen war, so konnte ich sie jetztverstehen und aus ihrem Gesprch Einigesherausnehmen, was sich durch Worte einer natrlichenSprache in vernunftmiger Weise darlegen lt. Siesagten, das gttliche Sein sei das Eine, Dasselbe,Selbststndige und Untheilbare. Dies beleuchteten siedurch geistige Ideen, indem sie sagten, dass dasgttliche Sein nicht Mehreren, von welchen jedergttliches Sein htte, zukommen, und dabei dennochdas Eine, Dasselbe, Selbststndige und Untheilbaresein knne; denn jeder wrde aus seinem Sein herausaus sich und einzeln fr sich denken; dchte er dannauch einmthig aus den Andern und durch die

    Andern, so wren es mehrere einmthige Gtter undnicht Ein Gott; denn da die Einmthigkeit eineUebereinstimmung Mehrerer und zugleich eines Jedenaus sich und fr sich ist, so stimmt sie nicht mit derEinheit Gottes zusammen, sondern mit einer Mehrheit von Gttern, sagten sie nicht, weil sie nichtkonnten; denn das Himmelslicht, aus dem ihr Denkenkam, und die Himmelsluft, in der ihre Rede sichfortbewegte, widerstrebten; sie sagten auch, das, wennsie Gtter und jeden derselben als Person fr sichaussprechen sollten, der Versuch, sie auszusprechen,alsbald in Eines, ja in den einzigen Gott fallen wrde.Diesem fgten sie bei, dass das gttliche Sein eingttliches Sein in sich, nicht von sich sei, weil dasvon sich ein Sein in sich von einem Andern,Frheren, somit einen Gott von Gott voraussetzt, waseine Undenkbarkeit ist; was von Gott ist, heisst nichtGott, sondern Gttliches; denn was ist ein Gott von

    4. Dass von daher alles, was sich in jener Weltbefindet, geistig ist, und den innern Menschen anregt,und dessen Willen und Verstand bildet.5. Dass Jehovah Gott aus Seiner Sonne nicht nur diegeistige Welt und all ihr Geistiges, das unzhligvieles und substanziell ist, sondern auch die natrliche

    Welt und all ihr Natrliches, das ebenfalls unzhligvieles, aber materiell ist, hervorgebracht hat.6. Bis jetzt hat niemand den Unterschied zwischendem Geistigen und Natrlichen gewut, noch was dasGeistige seinem Wesen nach ist.a7. Auch nicht, dass es drei Stufen der Liebe undWeisheit gibt, nach welchen die Engelshimmelgeordnet sind.8. Und dass das menschliche Gemth in eben so vieleStufen abgetheilt ist, damit es in einen von den dreiHimmeln nach dem Tode erhoben werden knne, wasseinem Leben und zugleich seinem Glauben gemgeschieht.9. Und endlich, dass von diesem allen auch nicht EinPunkt htte anders entstehen knnen, als aus demgttlichen Sein, welches das in sich Selbststndige,und so das Erste und der Urgrund ist, aus dem allesstammt.Diese Erkenntnisse hatten bisher gefehlt, und dochmu durch sie der Mensch emporsteigen, und dasGttliche Sein erkennen. Wir sagen, der Menschsteige empor, es wird aber darunter verstanden, dass ervon Gott erhoben werde; denn der Mensch hat denfreien Willen, sich die Erkenntnisse zu erwerben, undso wie er sich dieselben aus dem Wort erwirbt,mittelst des Verstandes, so ebnet er den Weg, auf demGott niedersteigen und ihn erheben kann. Die

    Erkenntnisse, durch welche dem menschlichenVerstande das Emporsteigen ermglich wird, whrendGott ihn bei der Hand hlt und fhrt, knnenverglichen werden den Sprossen der dem Jakoberschienenen Leiter, welche auf der Erde aufstand,deren Spitze in den Himmel hineinreichte, auf der dieEngel hinanstiegen, und ber der Jehovah stand, 1.Mose 28,12.13. Ganz anders verhlt es sich, wenn

    jene Erkenntnisse fehlen, oder der Mensch sieverschmht; alsdann kann die Erhebung desVerstandes einer Leiter verglichen werden, die von derErde aus an ein Fenster des ersten Stockwerks einesprchtigen Palastes, in dem Menschen wohnen,angelegt ist, und nicht an die Fenster des zweitenStockwerks, in dem die Geister, und noch weniger andie Fenster des dritten Stockwerks, in dem die Engelsind; wovon die Folge ist, dass der Mensch nur inden Atmosphren und den materiellen Dingen der

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    Gott, was also ein von Ewigkeit her von Gottgezeugter Gott? Und was ein Gott, der durch den vonEwigkeit her gezeugten Gott von Gott ausgeht? [Wassind diese Anderes] als Wrter, welchen kein Lichtaus dem Himmel innewohnt? Weiter sagten sie, dasGttliche Sein, das in sich Gott ist, sei Dasselbe,nicht ein einfaches Dasselbe, sondern ein unendliches,das heisst, Ebendasselbe von Ewigkeit zu Ewigkeit;es sei Ebendasselbe berall, und Ebendasselbe beiJeglichem und in Jeglichem; alles Verschiedene undWandelbare aber sei in dem Aufnehmenden; derZustand des Aufnehmenden mache dies. Dass dasgttliche Sein, welches Gott in sich ist, das Selbstoder Selbststndige sei, beleuchteten sie so: Gott istdas Selbst, weil er die Liebe selbst und die Weisheitselbst, oder weil er das Gute selbst und das Wahreselbst und in Folge dessen das Leben selbst ist; wrendiese nicht das Selbst in Gott, so wren sie keinEtwas im Himmel und in der Welt, weil es alsdanngar keine Beziehung derselben zu einem

    Selbststndigen [einem Absoluten] gbe; alle Qualitterhlt ihre Qualitt davon, dass es ein Selbststndigesgibt, aus dem sie stammt und auf das sie sichzurckbezieht, damit sie eine solche sei. DiesesSelbst, welches das Gttliche Sein ist, ist nicht aneinem Ort, sondern es ist bei denen und in denen, diean einem Orte sind, je nach der Aufnahme; denn vonder Liebe und Weisheit oder dem Guten und Wahren,und somit vom Leben, welche das Selbststndige inGott, ja Gott Selbst sind, kann kein Ort noch einFortbewegen von Ort zu Ort ausgesagt werden; daherdie Allgegenwart; weshalb der Herr sagt, Er sei mittenunter ihnen; dann auch, Er sei in ihnen und sie inIhm. Weil Er aber von Keinem so, wie Er in sich ist,aufgenommen werden kann, so erscheint Er, wie Er inSeinem Wesen ist, als Sonne ber den engelischenHimmeln, und das aus dieser Hervorgehende ist alsLicht Er selbst in Rcksicht der Weisheit, und alsWrme ist es Er selbst in Rcksicht der Liebe; Erselbst ist nicht jene Sonne, sondern die zunchst vonIhm ausgehende Gttliche Liebe und Weisheit, ringsum Ihn her, erscheinen vor den Engeln als Sonne; Erselbst in der Sonne ist Mensch, ist unser Herr JesusChristus, sowohl nach dem Ur=Gttlichen, als nachdem Gttlich=Menschlichen, weil das Selbststndige,welches die Liebe selbst und die Weisheit selbst ist,bei Ihm die Seele vom Vater her war, somit das

    Gttliche Leben, welches das Leben in sich ist; andersin jeglichem Menschen, in diesem ist die Seele nichtLeben, sondern Aufnahmsgefss des Lebens; dies lehrtauch der Herr, indem Er sagte: Ich bin der Weg, dieWahrheit und das Leben, und anderwrts: Wie derVater das Leben in Sich selbst hat, so hat Er auchdem Sohn gegeben, das Leben in Sich Selbst zuhaben, Joh. 5,26. Das Leben in Sich Selbst ist Gott.Diesem fgten sie noch bei, dass diejenigen, welcheeinigermaen in geistigem Lichte sind, hierausabnehmen knnen, dass das Gttliche Sein, weil esdas Eine, Dasselbe, das Selbststndige und somitUntheilbare ist, nicht in Mehreren mglich sei, undwenn man sagte, es sei mglich, dies etwas ganzhandgreiflich sich selbst Widersprechendes wre.

    Vorstellungen der christlichen Kirchen von derPersonendreiheit in der Einheit, und von ihrer Einheitin der Dreiheit bei Gott, und dann auch von demGezeugtwerden des Sohnes Gottes von Ewigkeit, undsagten nun: Was denkst du? Denkst du nicht dieseDinge aus dem natrlichen Licht, mit dem unsergeistiges Licht nicht zusammenstimmt? Entfernst dualso nicht die Vorstellungen dieses Denkens, soverschlieen wir dir den Himmel, und gehen weg. Dasagte ich aber: Gehet nur tiefer in mein Denken ein, sowerdet ihr vielleicht Uebereinstimmung sehen; und siemachten es so, und sahen, dass ich unter den dreiPersonen drei hervortretende gttliche Attribute,nmlich Schpfung, Erlsung und Wiedergebrung,und zwar so verstehe, dass diese Attribute Einem Gottzukommen; ferner das ich unter dem Geborenwerdendes Sohnes Gottes von Ewigkeit Sein von Ewigkeither vorhergesehenes und in der Zeit vorgesehenesGeborenwerden verstehe; und dass es nicht ber demnatrlichen und Vernnftigen, sondern wider das

    Natrliche und Vernnftige sei, zu denken, dass vonGott irgend ein Sohn von Ewigkeit her geborenworden sei; nicht so aber, dass der von Gott in derZeit durch die Jungfrau Maria geborene Sohn derEinzige und Eingeborne Sohn Gottes sei; und dass ein

    jeder andere Glaube ein ungeheurer Irrthum sei. Undnun erzhlte ich, dass ich mein natrliches Denkenber die Personendreiheit und die Einheit und berdas Geborenwerden des Sohnes Gottes von Ewigkeitvon der kirchlichen Glaubenslehre her hatte, die ihrenNamen von Athanasius herleitet; dann sagten dieEngel: Gut! Und sie baten mich, ich mchte ausihrem Munde sagen, dass wer sich nicht an den Gottdes Himmels und der Erde selbst wendet, nicht in denHimmel kommen knne, weil der Himmel Himmelaus diesem Einzigen Gott ist, und dass dieser GottJesus Christus ist, welcher sei Jehovah, der Herr, derSchpfer von Ewigkeit her, der Erlser in der Zeit,und der Wiedergebrer in Ewigkeit, und somitzugleich Vater, Sohn und Heiliger Geist, und dassdies das Evangelium sei, das verkndigt werden soll.Nach diesem zog sich das himmlische Licht, das ichfrher gesehen hatte, ber die Oeffnung zurck, undlie sich von da allmlig herab, und erfllte dasInwendige meines Gemths, und erleuchtete meineIdeen von der Dreieinheit und Einheit Gottes, unddann sah ich die zu Anfang darber gefassten

    Vorstellungen, welche blos natrlich waren,abgesondert, wie sich die Spreu von dem Weizen ausder geschwungenen Wurfschaufel absondert, und wievon dem Winde nach dem Norden des Himmelsfortgetragen und zerstreut.

    GOTTESUNENDLICHKEIT, ODER UNERMELICHKEITUND EWIGKEIT.

    27. Es gibt zwei Eigenthmlichkeiten der natrlichenWelt, welche machen, dass in ihr alles endlich ist: dieeine ist der Raum, und die andere ist die Zeit; undweil Gott die Welt, und zugleich damit die rume undZeiten erschaffen hat, wodurch erstere begrnzt oderendlich gemacht wird, so mu von den zweiAusgangspunkten der letzteren, welche dieUnermelichkeit und Ewigkeit sind, gehandelt

    26. Nachdem ich dies angehrt hatte, bemerkten dieEngel in meinem Denken die gewhnlichen

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    werden; denn Gottes Unermelichkeit bezieht sich aufdie Rume, und Seine Ewigkeit auf die Zeiten, unddie Unendlichkeit begreift sowohl dieUnermelichkeit, als die Ewigkeit in sich. Weil aberdie Unendlichkeit das Endliche, und die Erkenntnisderselben das endliche Gemth bersteigt, so mu,damit sie einiger Massen erfat werden mge, infolgender Reihenfolge von ihr gehandelt werden.

    Sein oder in Seiner Substanz ist; dass es vielmehrgengt, Ihn aus den endlichen, das heisst, ausgeschaffenen Dingen zu erkennen, in welchen Er aufunendliche Weise ist; der Mensch, der tiefer grbelnwill, kann einem in die Luft herausgezogenen Fischeverglichen werden, oder einem unter die Luftpumpegesetzten Vogel, der, so wie die Luft herausgepumptwird, zu rcheln anfngt und zuletzt stirbt; auch kanner einem Schiffe verglichen werden, das, wenn es vomSturm berwltigt wird, und nicht mehr demSteuerruder gehorcht, auf Klippen und Sandbnkegetrieben wird; so geht es denen, die GottesUnendlichkeit von innen erkennen wollen, nichtzufrieden, dass sie dieselbe von auen auf den Grundzu Tage liegender Belege anzuerkennen vermgen.Man liest von einem gewissen Philosophen bei denAlten, er habe sich ins Meer gestrzt, weil er dieEwigkeit der Welt im Lichte seines Geistes nichtsehen oder begreifen konnte: was wrde wohlebenderselbe gethan haben, wenn er die Unendlichkeit

    Gottes htte begreifen wollen?

    I. Gott ist der Unendliche, weil Er in Sich ist undExistirt, und alles im Weltall aus Ihm ist und existirt.II. Gott ist der Unendliche, weil Er vor der Welt war,und bevor Rume und Zeiten entstanden sind.III. Gott ist nach Erschaffung der Welt im Raum ohneRaum, und in der Zeit ohne Zeit.IV. Die Unendlichkeit heisst in Beziehung auf dieRume Unermelichkeit, und in Beziehung auf dieZeiten Ewigkeit, und obwohl diese Beziehungenbestehen, ist dennoch nichts von Raum in SeinerUnermelichkeit, und nichts von Zeit in SeinerEwigkeit.

    V. Die erleuchtete Vernunft kann aus sehr Vielem inder Welt die Unendlichkeit Gottes, des Schpfers,ersehen.VI. Alles Erschaffene ist endlich, und das Unendlicheist in den endlichen Subjekten wie inAufnahmsgefssen, und in den Menschen wie inseinen Ebenbildern.

    29. II. GOTT IST DER UNENDLICHE, WEIL ER VORDER WELT WAR, UND BEVOR RUME UND ZEITENENTSTANDEN SIND.In der natrlichen Welt gibt es Zeiten und Rume, inder geistigen Welt hingegen nicht so in derWirklichkeit, dennoch aber der [uern]Erscheinlichkeit nach. Dass Zeiten und Rume in dieWelten eingefhrt wurden, geschah zu dem Ende,damit das Eine von dem Andern, das Grosse vomKleinen, das Viele von dem