taras gagalyuk - apd-ukraine.de · an erster stelle. die worte „freiwillige basis“ wurden...
TRANSCRIPT
Soziale Verantwortung im Agrarsektor der Ukraine :
Das Verhältnis zwischen realen Ergebnissen und
Anforderungen der Gesellschaft
Taras Gagalyuk
APD-Treffen | 6. Dezember 2016 | Kiev
www.iamo.de 2
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für die Agrarpolitik
www.iamo.de 3
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus der Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für Agrarpolitik
www.iamo.de 4
Paradigmen der nachhaltigen Entwicklung
• UNO-Erklärung 1992 (Rio de Janeiro)
– «Kontext, Gemeinde und Umwelt sind ein untrennbarer Bestandteil der erfolgreichen Geschäftstätigkeit»
• Integration von sozialen (inkl. Menschenrechten), wirtschaftlichen und Umweltfragen in die Werte und Kultur (folglich auch in die Strategie) des Unternehmens:
– «3Р» Konzeption: People, Planet, Profit (Menschen, Planet, Profit)
– «Triple bottom line»-Konzept in den Abschlüssen der Unternehmen
www.iamo.de 5
Soziale Verantwortung der Unternehmen
• Soziale Verantwortung der Unternehmen (SVU) ist eine Triebkraft der nachhaltigen Entwicklung seitens der Unternehmen (Moon, 2007; Ebner, Baumgartner, 2008)
• SVU-Konzeption verbreitete sich im Geschäftsbereich der USA und Westeuropas in den 1950-60er Jahren als Reaktion auf soziale Probleme, die durch die Entwicklung von Konzernen und den technologischen Fortschritt bedingt waren
• Über 200 Definitionen und verschiedene Termini (korporative Philanthropie, korporatives gesellschaftliches Bewusstsein, korporative soziale Effizienz, etc.)
• Schrittweise Durchdringung in andere Bereiche, einschließlich der Politik
«SVU– ist das Verhalten der Unternehmen über gesetzliche Verpflichtungen hinaus» (Resolution des EU Rates №32003G0218(02) vom 06.02.2003)
«Kontinuierliche Verpflichtung der Unternehmen sich ethisch zu verhalten und einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung sowie zur Verbesserung der Lebensqualität der Arbeitnehmer, ihrer Familien, wie auch der lokalen Gemeinde und der Gesellschaft insgesamt zu leisten.» (World Business Council for Sustainable Development, 2002)
www.iamo.de 6
Institutionalisierung der SVU (globale Ebene)
Bezeichnung des Programms Urheber
Branchenübergreifende Programme
Global Compact (Menschenrechte, Arbeitsbedingungen, Umwelt,
Antikorruption)
UNO
Leitsätze für multinationale Unternehmen ОЕСD
Grundsätze der Teilnahme des Privatsektors am Ausbau der
Infrastruktur
ОЕСD
Prinzipien des Unternehmensmanagements G20/ОЕСD
ISO-Standard 26000 hinsichtlich der CSR-Prinzipien (werden bei
Zertifizierung des Unternehmens nicht angewendet)
Internationale Organisation für Normung
(ISO)
Tätigkeitsstandards für nachhaltige Entwicklung der Umwelt und der
Gesellschaft
IFC
Equator-Prinzipien (Nachhaltigkeitsstandards bei der Arbeit mit
Projektfinanzierung)
IFC
GRI-Richtlinien für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (G4), auch für
den Nahrungsmittelsektor
Global Reporting Initiative (GRI)
Unmittelbar auf den Agrarsektor bezogene Programme
Prinzipien für verantwortliche Investitionen in die Landwirtschaft und
Nahrungsmittelsysteme
Committee on World Food Security (CFS),
inkl. FAO, IFAD, WFP
SAFA-Prinzipien (Bewertung der Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher
und Nahrungsmittelsysteme)
FAO
Vom Privatsektor erstellte Programme
Rating für öffentliche Unternehmen der USA in 8 CSR-Bereichen KLD STATS (Kinder, Lydenberg, Domini)
Rating der kanadischen Unternehmen in 7 CSR- Bereichen Sustainalytics (früher – Kanadische
Datenbank für Sozialinvestitionen, CSID)
4 Indizes der Verantwortung in den Bereichen Umwelt und soziale
Entwicklung
S&P und Dow Jones
Transparenzindex der Offenlegung von Information S&P
www.iamo.de 7
Institutionalisierung der SVU in der EU
• Umfassender Dialog hinsichtlich der Definition des Terminus „SVU“
(2000 )
• EU-Grünbuch „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung der Unternehmen“ (2001):
– «SVU ist ein Konzept, worin die Unternehmen die Sorge um die Gesellschaft und Umwelt in ihre Geschäftstätigkeit und ihre Beziehungen mit Stakeholdern auf freiwilliger Basis integrieren»
• EU-Strategie und Aktionsplan hinsichtlich der SVU 2011-14:
– beim Einfluss auf die Gesellschaft steht die Verantwortung der Unternehmen an erster Stelle. Die Worte „freiwillige Basis“ wurden eliminiert
– Wird zur Zeit revidiert, die überarbeitete Strategie wird 2016-2017 erwartet
• Die EU-Verordnung über nicht-finanzielle Berichterstattung (Directive 2014/95/EU):
– Deadline für die Implementierung durch Mitgliedsstaaten bis zum 6. Dezember 2016
www.iamo.de 8
Institutionalisierung der SVU in Deutschland
• Verankerung von Nachhaltigkeitsparadigmen im gesellschaftlichen und politischen Bereich - Anfang der 90er Jahre.
• Sichtbare Initiativen im Privatsektor – Ende der 90er Jahren
• Nationales SVU-Forum (2009):
– Vom BMAS ins Leben gerufen, schließt Vertreter des Realsektors der Gewerkschaften, der Politik, der Wissenschaft und der NGOs ein;
– Erfüllt eine Beratungsfunktion bei der Regierung, trifft sich zweimal jährlich;
• «Nationale SVU-Strategie – SVU-Aktionsplan» (2010):
– Wird zur Zeit überarbeitet im Zusammenhang mit der Verstärkung der Formulierungen und dem Regulationsdruck hinsichtlich der SVU auf internationaler und EU-Ebene
www.iamo.de 9
Institutionalisierung der SVU in der Ukraine• Parlamentarische Anhörung und Rat für Entwicklung des SVU-Strategiekonzeptes
beim Parlamentsausschuss für Unternehmertum und Industriepolitik (2009)
• Entwurf des nationalen SVU-Konzeptes (2009-2011)
• Dekret des Präsidenten «Über die Strategie der staatlichen Politik zur Förderung der Zivilgesellschaft in der Ukraine und erstrangige Maßnahmen für deren Umsetzung» (№ 212 vom 24.03.2012)
• Konstituierung der Arbeitsgruppe zur Förderung der SVU beim Koordinierungsrat zur Förderung der Zivilgesellschaft im Präsidialamt (2013)
• Nationale Strategie zur Förderung der Zivilgesellschaft in der Ukraine 2016 – 2020 (Dekret des Präsidenten № 68 vom 26.02.2016)
• Dekret des Präsidenten «Über die Strategie der nachhaltigen Entwicklung «Ukraine-2020» (vom 12.01.2015)
– Prioritäten: 1) Nachhaltige Entwicklung des Landes, 2) Sicherheit, 3) Verantwortung und soziale Gerechtigkeit, 4) Stolz auf die Ukraine in Europa und in der Welt
• Zentrum zur Förderung der sozialen Verantwortung der Unternehmen (43 Mitglieder; vom Agrarsektor – Kernel und Astarta)
www.iamo.de 10
Institutionalisierung der SVU im Agrarsektor der Ukraine
• Dekret des Präsidenten «Über dringende Maßnahmen zur Beschleunigung der Reformierung des Agrarsektors der Wirtschaft» (2000)
• Dekret des Präsidenten «Über erstrangige Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung des sozialen Bereiches des Dorfes» (2000)
• Staatliches Programm zur Entwicklung des sozialen Bereiches des Dorfes für den Zeitraum bis 2005 (2002)
• Verordnung des Ministerkabinetts der Ukraine «Über die Genehmigung des Staatlichen Zielprogramms zur Entwicklung des ukrainischen Dorfes für den Zeitraum bis 2015» (2007)
• Einheitliche integrative Entwicklungsstrategie der Landwirtschaft und der ländlichen Räume für 2015-2020 (2014-2015)
• Staatliche Strategie der Regionalentwicklung (Verordnung des Ministerkabinetts der Ukraine № 385 vom 06.08.2014)
• Konzeption der Entwicklung ländlicher Räume (Verordnung des Ministerkabinetts der Ukraine № 995-r vom 23.09.2015)
• Entwicklungsstrategie des Agrarsektors «3+5» (2016)
www.iamo.de 11
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus der Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für Agrarpolitik
www.iamo.de 12
Ausgewählte Parameter der sozialen Entwicklung in der Ukraine
• Tendenz zur Verschlechterung der sozialen Lage sowohl in Städten, als auch in Dörfern
1990 2000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014* 2015*
Anzahl der Schulen, Tsd. 21.8 22.2 21 20.6 19.6 19.2 19 18.6 17.6 17.3
inkl. Dorfschulen 15.1 14.9 13.8 13.5 12.9 12.6 12.5 12.1 11.9 11.7
Anzahl der Bibliotheken,
Tsd.25.6 20.7 20.6 20.1 19.5 19.3 19.2 19.1 16.9 17.3
inkl. Dorf- - - - - 14.9 14.7 14.7 14.6 13.5 13.7
Anzahl der Kulturzentren,
Tsd. 25.1 20.4 18.8 18.7 18.6 18.5 18.5 18.5 16.8 17.2
inkl. Dorf- - - - - 16.5 16.4 16.4 16.4 15.3 15.6
Anzahl der
Krankenhäuser, Tsd.3.9 3.3 2.9 2.8 2.8 2.5 2.4 2.2 1.8 1.8
inkl. Dorf- - 1.007 0.612 0.577 0.543 0.333 0.268 0.114 0.104 0.074
Anzahl der Sanitätstellen
in Dörfern, Tsd. - 16.113 15.101 15.028 14.934 12.484 11.553 14.154 13.295 13.205
Quelle: Staatl. Statistikamt
*Ohne Krim und ATO-Gebiet
www.iamo.de 13
Beschäftigung, Einkommen und Migration in der Ukraine
Quelle: Staatl. Statistikamt
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Bevölkerung, Tsd. 46.373 46.144 45.963 45.779 45.634 45.553 45.426
inkl.Stadtbev. 31.669 31.587 31.525 31.442 31.381 31.379 31.337
Dorfbev. 14.704 14.557 14.438 14.337 14.253 14.174 14.090
Beschäftigung total, Tsd. 20.972 20.192 20.266 20.324 20.354 20.404 18.073
Beschäftigung in ländlicher
Gegend, Tsd. 6.556 6.507 6.474 6.450 6.371 6.406 5.292
Anteil Beschäftigte in ländlicher
Gegend, %31 32 32 32 31 31 29
Wirtschaftsaktivität ländlicher
Bevölkerung, %45 45 45 45 45 45 38
Anteil Beschäftigte in der
Landwirtschaft, %16 16 15 17 17 17 17
Durchschnittseinkommen der
Haushalte, UAH2.892 3.015 3.469 3.842 4.134 4.454 4.563
Durchschnittseinkommen auf dem
Lande, UAH2.511 2.714 3.165 3.522 3.823 4.114 4.455
Migration in ländlicher Gegend,
Personen-25.828 -16.485 -5.249 -4.220 -3.628 -8.091 2.999
Anzahl der Dörfer 28.504 28.490 28.471 28.457 28.450 28.441 28.397
www.iamo.de 14
Landwirtschaft als Einkommensquelle der Haushalte
Anteil der Landwirtschaft am Gesamteinkommen ländlicher
Haushalte, %
Kostenanteil für Arbeitskräfte und Sozialabgaben in der
Selbstkostenstruktur landwirtschaftlicher Produkte, %
Quelle: Staatl. Statistikamt
* Ohne Krim und ATO-Gebiet
• Ein stabiler Anteil der Beschäftigung und die steigende Bedeutung der Landwirtschaft bei den Einkünften der Haushalte in den letzten Jahren, stehen nicht für eine Zunahme der Beschäftigung im Agrarsektor, sondern für einen Mangel an Arbeitsplätzen außerhalb der landwirtschaftlichen Produktion
• Die Ertragsfähigkeit des Agrarsektors wird bereits heute von den Opportunitätskosten (opportunity cost) der Arbeitskräfte bestimmt, da der Anteil anderer Kosten in der betrieblichen Kostenstruktur steigt
www.iamo.de 15
Landwirtschaft als Beschäftigungsquelle der Bevölkerung
Quelle: Staatl. Statistikamt
*Ohne Krim
• Rückgang des Beschäftigungsniveaus in den Betrieben aller Kategorien
• Selbständige landwirtschaftliche Betriebe zeichnen sich durch höheres Tempo des Beschäftigungsrückgangs aus, was durch Spezialisierung auf Pflanzenbau und Ausstieg aus arbeitsintensiven Subsektoren der Tierproduktion bedingt ist
Anzahl der Beschäftigten in landwirtschaftlichen Unternehmen und
Farmbetrieben
Beschäftigungsindex in Agrarholdings und selbständigen l/w
Betrieben, % (2008=100)
www.iamo.de 16
Beschäftigung im Pflanzenbau und in der Tierproduktion
Quelle: Staatl. Statistikamt
• Große Unterschiede bestehen in der Tierproduktion, wo Agroholdings bislang wesentlich mehr Beschäftigte anstellen als selbständige landwirtschaftliche Betriebe
Beschäftigung im Pflanzenbau in Agrarholdings und
selbständigen l/w Betrieben, Person je 1000 ha
Beschäftigung in der Milchproduktion in Agrarholdings und
selbständigen l/w Betrieben, Person je 100 Kühe
www.iamo.de 17
Löhne und Pachtzinsen
Quelle: Staatl. Statistikamt
• Die Differenz der Ausgaben zwischen Agrarholdings und selbstständigen landwirtschaftlichen Betrieben bei Löhnen und Pachtzinsen nahm in den letzten Jahren zu
Monatlicher Durchschnittslohn in Agrarholdings und selbständigen
l/w Betrieben, UAH
Jährlicher Bodenpachtzins in Agrarholdings und selbständigen l/w
Betrieben , UAH
www.iamo.de 18
Ausgewählte Kenndaten der Umweltentwicklung
Quelle: Staatl. Statistikamt *Ohne Krim
2000 2005 2010 2011 2012 2013 2014* 2015*
Waldfläche, Tsd. ha - - - 10.601 10.611 10.621 10.624 10.630
Wiederaufforstung, Tsd. ha 38 59 70 72 70 68 58 60
Bewässerungsflächen, Tsd. ha 2.402 2.180 2.175 2.173 2.167 2.165 2.166 2.166
Bewässerungsflächen in l/w Betrieben, Tsd. ha 2.198 1.686 1.538 1.524 1.541 1.527 1.521 1.521
Mineraldüngereinsatz, kg/ha • Im Vergleich zu entwickelten Ländern ist das Niveau des Mineraldüngereinsatzes in der Ukraine ist immer noch niedrig
• Der Hauptunterschied – positiver Effekt vom Düngereinsatz – Trends der Düngerapplikation und der Getreideerträge sind identisch
• Es besteht ein Problem in der Handhabung der nicht genutzten Agrarchemikalien (FAO)
www.iamo.de 19
Ländliche Entwicklung im Staatshaushalt der Ukraine
• Begrenzte Möglichkeiten der Sicherung der Entwicklung des sozialen Bereiches und der Umwelt, bedingt durch begrenzte Finanzierung
• Niedrige strategische Ausrichtung und Inkonsequenz der Budgetfinanzierung
• Wie ist die Rolle der sozialen Verantwortung der Unternehmen des Privatsektors in der Förderung der Entwicklung des ukrainischen Dorfes definiert?
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
0
2000
4000
6000
8000
10000
12000
14000
2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Загальний аграрний бюджет (ліва вісь), млн. грн
Підтримка сільського розвитку (права вісь), млн. грн.
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Захист земельних ресурсів
Спортивне товариство "Колос"
Реформа комунального господарства
Захист лісонасаджень
Сільське будівництво
Відпочинок дітей
www.iamo.de 20
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus der Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für Agrarpolitik
www.iamo.de 21
«Carroll Pyramide»
• Der Wert der SVU steigt mit der Übererfüllung verantwortlicher Handlungen, welche über die juristischen Vorschriften hinausgehen, d.h. je höher diese Handlungen in der Pyramide angesiedelt sind, desto wertvoller sind sie aus der Sicht der Moral.
• Der moralische Wert der SVU ist umgekehrt proportional zum strategischen Wert. Das heißt, dass die Einhaltung der Gesetze keine moralische Tat und dementsprechend kein Grund dafür ist, das Verhalten des Unternehmens für ethisch zu halten.
ÖKONOMISCHE Verantwortung
Profit erwirtschaften.
Grundlage, auf der sich alles hält.
JURISTISCHE Verantwortung
Sich an die Gesetze halten.
Das Gesetz ist die gesellschaftliche Kodifizierung dessen, was
richtig und was nicht richtig ist. Nach den Regeln spielen.
ETHISCHE Verantwortung
Sich ethisch verhalten.
Die Verpflichtung richtig, fair und gerecht zu
handeln. Schaden vorbeugen.
PHILANTHROPISCHE
Verantwortung
Ein guter Bürger sein.
Ressourcen in die Allgemeinheit
investieren.
Lebensqualität verbessern.
Quelle: Carroll (1991)
www.iamo.de 22
Begründung der SVU in der Grundlagenwissenschaft
• Contra:
– «Die soziale Verantwortung von Unternehmen ist die Steigerung ihrer Gewinne» (Friedman, 1970)
– «Die Diskurse des bürgerlichen Bewusstseins der Unternehmen, der sozialen Verantwortung der Unternehmen und der nachhaltigen Entwicklung sind ideologische Bewegungen, welche die Legitimierung und Konsolidierung der Macht von Großunternehmen bezwecken.» (Banerjee, 2008)
• Pro:
– Die Theorie der sozialen Kosten (Kapp, 1950): ökonomische Prozesse sind offene Systeme, welche die Umwelt beeinflussen
– Die Risiko-Gesellschaft (Beck, 2000): «Unerwartete Folgen der unerwarteten Folgen» führen zur kollektiven Verantwortungslosigkeit
– Stakeholder Theorie (Freeman, 2010): Notwendigkeit der Berücksichtigung verschiedener Interessen von Stakeholdern des Unternehmens
www.iamo.de 23
Begründung der SVU in der angewandten Forschung
• Instrumentaltheorien (Erreichung ökonomischer Ziele mit Hilfe sozialer Initiativen):
– Maximierung des Aktienkapitals
– Strategien der Erzielung von Wettbewerbsvorteilen
– Soziales Marketing
• Politische Theorien (verantwortlicher Einsatz von Geschäftsstärke auf politischer Ebene):
– Korporativer Konstitutionalismus
– Die Vertragstheorie
– Bürgerbewusstsein der Unternehmen
• Integrative Theorien (Integration gesellschaftlicher Forderungen):
– Problemmanagement
– Öffentliche Verantwortung
– Stakeholder-Management
– Soziale Effizienz der Unternehmen
• Ethische Theorien (Richtige Handlungen und Dinge für die öffentliche Wohlfahrt):
– Normative Stakeholder-Theorie
– Universalrecht
– Nachhaltige Entwicklung
– GemeinwohlQuelle: Garriga/Mele (2004)
www.iamo.de 24
Triebkräfte und Folgen der SVU
• Druck seitens des Umfeldes (Institutionen und Stakeholder):
– Staat: Überregulierung vs.Deregulierung («Verwaltungsvakuum»)
– Nichtregierungsorganisationen(NGO´s)
– Arbeitnehmer (Gewerkschaften)– Aktionäre – Marktunvollkommenheit
• Instrumentale und normative Ansätze des Unternehmens:
– Marketing – Verwaltungsstruktur des
Unternehmens – Mission und Werte des
Unternehmens• Individuelle Ebene:
– Ergebenheit der SVU infolge der Unterordnung
– Werte und Bedürfnisse der Manager/Arbeitsnehmer
• Ebene des Umfeldes:
– Bessere Beziehungen mit Stakeholdern
– Ruf des Unternehmens
– Verbraucher- / Kundenloyalität
• Ebene des Unternehmens:
– Finanzergebnisse durch bessere Beziehungen mit Investoren
– Verbesserung der Verwaltungsfähigkeiten (operationelle Effizienz, Produktqualität)
– Abnahme der Risiken
• Individuelle Ebene :
– Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Unternehmen, ihre Loyalität
– Attraktivität für potentielle Mitarbeiter
Triebkräfte Folgen
www.iamo.de 25
Messmethoden und Analyse von SVU
Methode Beispiele, Parameter Einschränkungen
Perzeptionsskala der SVU Auf Carroll-Pyramide basierte
Skalen und Stakeholder-
Management-Theorien
Beurteilung der Rolle von Ethik
und sozialer Verantwortung
(PRESOR)
Unmöglichkeit der vollständigen
Erfassung der Teilnahme eines
Unternehmens an den SVU-
Programmen wegen der
Konzentration auf individuelle
Perzeption und der Prioritäten der
SVU durch Manager
Single- and multiple-issue-
Indikatoren
Effizienz der Kontrolle über
Umweltverschmutzung (erstellt
durch den Council on Economic
Priorities)
Indizes der
Unternehmensverbrechen
Eingeschränkte Möglichkeit die
Gesamtstruktur der SVU zu
erfassen
Analyse von Unternehmen aus
beschränkter Zahl von Ländern
Content-Analyse Unternehmensberichte Abweichung der Informationen aus
den Berichten von der realen
Implementierung von SVU
Reputationsindizes und
Datenbanken
Kinder, Lydenberg, Domini (KLD
STATS)
Kanadische Datenbank für
Sozialinvestitionen (CSID)
Rating Fortune’s 500
Ungenügende theoretische
Basis
Analyse von Unternehmen aus
beschränkter Zahl von Ländern
Quelle: Turker (2009)
www.iamo.de 26
Methoden und Probleme der Forschung
• Fallstudienmethode in 4 Agrarholdings der Ukraine
• Tiefgreifende Interviews mit Managern der Agrarholdings nach Expertenkonzentrationsmethode
• Anwendung der in Ratings einzusetzenden Indikatoren
• Forschungsfragen:
– Was sind die SVU-Triebkräfte im ukrainischen Agrarsektor?
– Wie ist die Arbeit mit SVU in den Unternehmen organisiert?
– Welche Aktivitäten werden im Rahmen der SVU umgesetzt?
– Was sind die Folgen der Implementierung der SVU-Programme?
– Was sind die Schlussfolgerungen für die Agrarpolitik?
www.iamo.de 27
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus der Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für Agrarpolitik
www.iamo.de 28
SVU-Triebkräfte in Agrarholdings
• Zuneigung der lokalen Bevölkerung als Haupttriebkraft der SVU
• Moral ist ein Zeichen des Verständnisses/der Veränderung der Aufnahme der ethischen Komponente der SVU im Zusammenhang mit der prekären Lage auf dem Lande
• Loyalität der Mitarbeiter ist wichtig aufgrund des Mangels an qualifiziertem Personal und der „unproduktiven Verluste“
• Grundbesitzer sind der wichtigste Stakeholder im Zusammenhang mit langfristiger Ungewissheit auf dem Bodenmarkt
SVU-Triebkräfte SVU-Hauptadressaten
www.iamo.de 29
Organisation der SVU in den Unternehmen
• Abteilungen für die SVU-Implementierung bestehen in den meisten öffentlichen Agrarholdings• Kommunikation und PR der SVU ist die weitaus wichtigste Funktion• Etablierung eigener Wohltätigkeitsfonds zur Implementierung von SVU-Programmen• Monitoring der Probleme des Dorfes über Meinungsumfragen• Das Verhältnis zur Verwaltung, in erster Linie zur Lokalverwaltung, ist ebenfalls äußerst wichtig• Erkennung informeller Leader der Dorfgemeinden
0
20
40
60
80
100
Регіональні менеджери
Місцева влада
Неформальні лідери громад
Неурядові організації
Топ менеджмент
ЗМІ
Менеджери інших компаній
Центральна влада
Abteilungen der Agrarholdings und deren Beteiligungsgrad
an SVUInformationsquellen für die Implementierung von
SVU-Programmen
www.iamo.de 30
Implementierung der SVU
Hauptrichtungen der SVU-Implementierungsprogramme in Agrarholdings
• Investitionen in die soziale und materielle Infrastruktur ländlicher GebieteEntwicklung der Gemeinden
• Anstellung von Frauen, Menschen mit besonderen Bedürfnissen, Vertretern von Minderheiten, Fürsorgeprogramme für Kinder und Senioren
Vielfältigkeit
• Politische Rechenschaftspflicht, gedeckelte Löhne für das Top-Management usw. Unternehmensleitung
• Transparente und effiziente Berichterstattung, Informationsoffenlegung über SVU, Eigentumsstruktur, Finanzergebnisse usw.
Transparenz
• Biodiversität, Tierschutzprogramme, Reduzierung von CO2 -Emissionen, Bioenergie usw. Umweltschutz
• Freiwillige Beteiligung an Qualitätsstandards und Produktsicherheit, Einführung eines eigenen Qualitätssystems, Investitionen in Forschung und Entwicklungen usw.
Produktqualität
• Vermeidung massenhafter Entlassungen, Gewinnverteilungsprogramme, Rentenversicherung, Gesundheitsförderung usw.
Beziehungen zu Arbeitnehmern
• SVU-Bestimmungen in den Verträgen, klare SVU-Anforderungen an Lieferanten usw. Beziehungen zu Zulieferern
Quelle: KLD STATS, CSID
www.iamo.de 31
Wichtigste Folgen/ Ergebnisse der SVU
• Die Hauptziele der SVU ist die Loyalität der Dorfgemeinden (Grundeigentümer) und der Beschäftigten
• Dies wird erreicht durch die Verbesserung sowohl der materiellen als auch sozialen Infrastruktur des Dorfes
• Ein wichtiges Ziel der SVU ist die Aufrechterhaltung der Unternehmensreputation, was nicht zuletzt mit dem Druck seitens der Lokalverwaltung und der Gesellschaft insgesamt verbunden ist
Hauptergebnisse der Agrarholdings bei der Implementierung von SVU-Programmen
www.iamo.de 32
Gliederung
1. Konzepte der nachhaltigen Entwicklung und sozialen Verantwortung im politischen Kontext
2. Ländliche Entwicklung in der Ukraine
3. Soziale Verantwortung aus der Sicht der Wissenschaft
4. Soziale Verantwortung der ukrainischen Agrarunternehmen
5. Schlussfolgerungen/Empfehlungen für die Agrarpolitik
www.iamo.de 33
Schlussfolgerungen und Empfehlungen
• Durchsetzung der SVU-Thematik zur Ausweitung auf ein größeres Spektrum von Produzenten:
– Selbstständige landwirtschaftliche Betriebe und Farmbetriebe investieren auch in die ländliche Entwicklung, jedoch in kleinerem Umfang
– Öffentlich-private Partnerschaft?
– Vorbeugung der „Privatisierung“ wichtiger öffentlicher Funktionen
• Weitere Institutionalisierung der SVU (nach EU-Muster) :
– Empfehlungsnormen
– Einführung von SVU-Auszeichnungen und deren Durchsetzung unter Nichtregierungsorganisationen (NGO´s)
• Ungenügend entwickelte Zivilgesellschaft und Massenmedien:
– Die Regierung kann eine erhöhte Aufmerksamkeit auf die gesamte Nahrungsmittelkette lenken
– Möglichkeit der Etablierung einzigartiger Plattformen der nachhaltigen Entwicklung, welche auch zum Differenzierungsinstrument für ukrainische Produkte auf dem internationalen und dem Binnenmarkt werden kann
• Verbesserung der ressortübergreifenden Kommunikation angesichts der Vielfältigkeit der Probleme der SVU:
– Sind die Agrarpolitik und die Politik der ländlichen Entwicklung ein einheitliches Ganzes?
www.iamo.de 34
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!