the next enterprise architects - universität innsbruck · 2016. 12. 30. · the next enterprise...

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the next ENTERprise - architects www.thenextenterorise.at ausstellungsstrasse 5/2 a-1 020 vienna An Dekan Stefano de Martino Leopold-Fra nzens-U niversität Innsbruck Fakultät für Architektur Diplom 1 Master - Jury 8.06.16 - 9.06.16 Resümee Ernst J. Fuchs e.j Juc hs - mth. harnoncourt t +43 1 7296388 f +43 1 7296752 Ernst J. Fuchs Ausstellungsstrasse 5/2 A-1020Wien Wien, 30.November 2016 Ich bedanke mich nochmals sehr für die Einladung als Jurymitglied zur Beurteilung der Defensio / Masterarbeiten im Juni 2016. Insgesamt haben 34 Studentinnen aus unterschiedlichen Instituten ihre Projekte präsentiert. 12 Masterarbeiten waren mir direkt zu geteilt. Die Stimmung/Atmosphäre an der Fakultät war super, das Hotel ausgezeichnet, die räumliche Offenheit der Aula schätze ich sehr, die Diskussionen mit den Studentinnen, sowie Professorinnen haben mir richtig Spaß gemacht. Der tägliche Abschlussrundgang war sehr wertvoll für eine zusammenfassende Diskussion und den Austausch mit der Defensio - Kommission. Die zwei Jury-Tage an der Architekturfakultät waren intensiv und für mich stark inspirierend. Rückblickend positiv in Erinnerung habe ich die Aktualität der gewählten Themen, wie das Aufgreifen gesellschaftspolitischer Zusammenhänge oder technologische Fragestellungen zur Klimahülle eines Gebäudes, Fragestellungen zur Ökologie von Lebensraum oder inwieweit Architektur als sozialer Kondensator Öffentlichkeit provoziert. Ebenso die Anwendung unterschiedlichen Arbeitsmethoden der Studentinnen, ob aus dem "Bauch" mit Skizze und Modell, oder doch unterstützt mit digitalen Werkzeugen oder Prozesse der Parametrisierung. Dazu gratuliere ich der Fakultät und ihrer Kultur Inhaltlich eigenständige Institute zu forcieren. Zum überwiegenden Teil der 34 präsentierten Masterarbeiten wurde eine konkrete Situation/Grundstück im Regionalen (Tirol/Südtirol ect.) Kontext gewählt; nur wenige Studentinnen haben sich davon befreit und ihre Projekte zählten auch zu den Inhaltlich interessanteren und phantasievolleren Arbeiten. Die Objektplanung stand im Vordergrund. Großräumige Zusammenhänge mit dem Objekt wurden nur manchmal thematisiert. Die Lust am Experiment war grossteils nicht erkennbar, vielmehr vorauseilender Pragmatismus. Das Einbinden übergreifender Disziplinen in die Masterarbeit wie. z.B. Tragwerksplanung, Klimadesign, Kultur- und Kunstwissenschaft, Biologie, Architekturtheorie ect. habe ich vermisst. Ebenso die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem gestellten Entwurfsthema fehlte häufig. Die Präsentationen waren im Gesamten betrachtet sehr gut aufbereitet und wurden von den Studentinnen auch gut präsentiert. Die Kultivierung der Darstellungsgrafik wird an der Fakultät sichtlich gepflegt und besitzt bei einigen Beiträgen ein hohes Niveau, das sich mit internationalen Architektur-Schulen jederzeit messen kann. Recherchegrundlagen haben alle Beiträge als Fixbestandteil des Projektes präsentiert. Einigen ist es sogar gelungen das Potential des Researchs in der Entwurfsgenerierung fortzuführen und sind nicht in der oft üblichen Wikipedia-Auskunft stehen geblieben. Bei einigen Projekten war die Präsentation sehr stereotypisch, wie ein Abarbeiten der Vorgabe und Abfolge, von These, Diagramm, Grundriss, Schnitt, Modell, und wurde nicht dem Entwurfsthema entsprechend konzipiert. Das sichtbar machen der Ideen / Visionen - ohne Vorgabe der Mitteln und des Medium's, wäre vielleicht für manche Projekte befreiender gewesen. Die Intensität der Projekt-Ausarbeitung war sehr unterschiedlich und hängt wahrscheinlich mit den einzelnen Instituten und ihrer Betreuerinnen zusammen. Zudem gab es einzelne Projektausarbeitungen, bei denen ich mich wunderte, dass diese überhaupt präsentiert wurden. Bei solchen Projekten müsste doch früher selektiert 1/2 30.11.2016 Ernst J. Fuchs

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the next ENTERprise - architects www.thenextenterorise.at ausstellungsstrasse 5/2 a-1 020 vienna

An Dekan Stefano de Martino Leopold-Fra nzens-U niversität I nnsbruck Fakultät für Architektur

Diplom 1 Master - Jury 8.06.16 - 9.06.16 Resümee Ernst J. Fuchs

e.jJuchs - mth. harnoncourt t +43 1 7296388 f +43 1 7296752

Ernst J. Fuchs Ausstellungsstrasse 5/2 A-1020Wien

Wien, 30.November 2016

Ich bedanke mich nochmals sehr für die Einladung als Jurymitglied zur Beurteilung der Defensio / Masterarbeiten im Juni 2016. Insgesamt haben 34 Studentinnen aus unterschiedlichen Instituten ihre Projekte präsentiert. 12 Masterarbeiten waren mir direkt zu geteilt.

Die Stimmung/Atmosphäre an der Fakultät war super, das Hotel ausgezeichnet, die räumliche Offenheit der Aula schätze ich sehr, die Diskussionen mit den Studentinnen, sowie Professorinnen haben mir richtig Spaß gemacht. Der tägliche Abschlussrundgang war sehr wertvoll für eine zusammenfassende Diskussion und den Austausch mit der Defensio - Kommission. Die zwei Jury-Tage an der Architekturfakultät waren intensiv und für mich stark inspirierend.

Rückblickend positiv in Erinnerung habe ich die Aktualität der gewählten Themen, wie das Aufgreifen gesellschaftspolitischer Zusammenhänge oder technologische Fragestellungen zur Klimahülle eines Gebäudes, Fragestellungen zur Ökologie von Lebensraum oder inwieweit Architektur als sozialer Kondensator Öffentlichkeit provoziert. Ebenso die Anwendung unterschiedlichen Arbeitsmethoden der Studentinnen, ob aus dem "Bauch" mit Skizze und Modell, oder doch unterstützt mit digitalen Werkzeugen oder Prozesse der Parametrisierung. Dazu gratuliere ich der Fakultät und ihrer Kultur Inhaltlich eigenständige Institute zu forcieren.

Zum überwiegenden Teil der 34 präsentierten Masterarbeiten wurde eine konkrete Situation/Grundstück im Regionalen (Tirol/Südtirol ect.) Kontext gewählt; nur wenige Studentinnen haben sich davon befreit und ihre Projekte zählten auch zu den Inhaltlich interessanteren und phantasievolleren Arbeiten. Die Objektplanung stand im Vordergrund. Großräumige Zusammenhänge mit dem Objekt wurden nur manchmal thematisiert. Die Lust am Experiment war grossteils nicht erkennbar, vielmehr vorauseilender Pragmatismus. Das Einbinden übergreifender Disziplinen in die Masterarbeit wie. z.B. Tragwerksplanung, Klimadesign, Kultur- und Kunstwissenschaft, Biologie, Architekturtheorie ect. habe ich vermisst. Ebenso die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem gestellten Entwurfsthema fehlte häufig.

Die Präsentationen waren im Gesamten betrachtet sehr gut aufbereitet und wurden von den Studentinnen auch gut präsentiert. Die Kultivierung der Darstellungsgrafik wird an der Fakultät sichtlich gepflegt und besitzt bei einigen Beiträgen ein hohes Niveau, das sich mit internationalen Architektur-Schulen jederzeit messen kann. Recherchegrundlagen haben alle Beiträge als Fixbestandteil des Projektes präsentiert. Einigen ist es sogar gelungen das Potential des Researchs in der Entwurfsgenerierung fortzuführen und sind nicht in der oft üblichen Wikipedia-Auskunft stehen geblieben. Bei einigen Projekten war die Präsentation sehr stereotypisch, wie ein Abarbeiten der Vorgabe und Abfolge, von These, Diagramm, Grundriss, Schnitt, Modell, und wurde nicht dem Entwurfsthema entsprechend konzipiert. Das sichtbar machen der Ideen / Visionen - ohne Vorgabe der Mitteln und des Medium's, wäre vielleicht für manche Projekte befreiender gewesen.

Die Intensität der Projekt-Ausarbeitung war sehr unterschiedlich und hängt wahrscheinlich mit den einzelnen Instituten und ihrer Betreuerinnen zusammen. Zudem gab es einzelne Projektausarbeitungen, bei denen ich mich wunderte, dass diese überhaupt präsentiert wurden. Bei solchen Projekten müsste doch früher selektiert

1/2 30.11.2016 Ernst J. Fuchs

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werden. Diese Projekte sind in der Diagrammatik stecken geblieben und der Schritt vom Raumprogramm (Funktionsschema) in die räumliche Gestalt wurde nicht bewältigt.

Die mir zugeteilten 12 Masterarbeiten waren, bis auf ein einziges, sehr inspirierende, phantasievolle und sehr gut ausgearbeitete Projekte wie z.b. "the Beautfiful and the Grotesque", oder "Metmorphosis - Ein Hauch von Erinnerung" oder "ALVEUS - Ein Becken für Nicht- und Schwimmer". Die Masterarbeit "Construction in a si um area - A new system to realize low cost construction" von Oliver Malm möchte ich besonders hervorheben. Beispielgebend dafür, in welcher Intensität das Projekt entwickelt wurde und für die umfassende Auseinandersetzung mit einem Architekturprojekt. Ein Schulgebäude verortet in den Slums von Nairobi / Kenya. Diesem Projekt ist eine intensive Recherche vorrausgegangen. Beschäftigung mit den Klimatischen Bedingungen, den Möglichkeiten des Bauens in einem Siumareal, welche Materialien, was kosten sie und wie kann produziert werden ect. Diese Researchs-Arbeit hat Oliver im Experiment 1:1 mit Baustoffen fortgeführt. Er entwickelte Varianten von Betonformsteinen, und untersuchte ihre flexible Anwendung, und wie können sie mit einfachen Mitteln hergestellt werden. Dazu baute er Gußformen, experimentierte mit Betonrezepturen und entwickelte tatsächlich den Prototyp eines Formstein-Produktes für sein Projekt in Nairobi. Mit dieser Grundlage hat Oliver für einen konkreten Bauplatz in den Slums den Entwurf für das Schul-Gebäude generiert. Er präsentierte uns ein Gebäude mit einer Architektursprache, die sich aus den Bedingungen des Ortes und der Systematik des Herstellens ableitet, und ein Raumkonzept bei dem die Schule mit Atrium zum "öffentlichen" Zwischenraum im dicht verbauten Slum-Gebiet wird.

Soweit meine Eindrücke aus den 2 Jury-Tagen. Vielleicht beinhalten sie manche Anregungen für die Architekturfakultät, ihren hohen Lehr-Standard offensiv weiterzutreiben und wünsche den Studentinnen an der UNllnnsbruck auch weiterhin ein Kreativ-Klima für Visionen und Experimente, die uns erfreuen werden.

mit vielen grüßen ernst J. fuchs

2/2 30.11.2016 Ernst J. Fuchs