tierärztliche hochschule hannover stärken-schwächen

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Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen-Analyse bei der Einführung der risikoorientierten amtlichen Schlachttier-und Fleischuntersuchung in einem mittelständischen Schweineschlachthof INAUGURAL DISSERTATION zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin - Doctor medicinae veterinariae - (Dr. med. vet.) vorgelegt von Martin Frettlöh aus Siegen Hannover 2012

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Page 1: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

Tierärztliche Hochschule Hannover

Stärken-Schwächen-Analyse bei der Einführung der

risikoorientierten amtlichen Schlachttier-und

Fleischuntersuchung in einem mittelständischen

Schweineschlachthof

INAUGURAL – DISSERTATION

zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin

- Doctor medicinae veterinariae -

(Dr. med. vet.)

vorgelegt von

Martin Frettlöh

aus Siegen

Hannover 2012

Page 2: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

Wissenschaftliche Betreuung: Univ.-Prof. Dr. Thomas Blaha

Außenstelle für Epidemiologie, Bakum

1. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Thomas Blaha

2. Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Günter Klein

Tag der mündlichen Prüfung: 08. Mai 2012

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Den Schweinen,

weil sie uns alles geben

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Inhalt

1 Einleitung ................................................................................................................................................... 1

2 Literatur ..................................................................................................................................................... 4

2.1 Entwicklung der Fleischhygiene ................................................................................. 4

2.1.1 Übersicht über die Geschichte der „Fleischbeschau“ .......................................... 4

2.2 Kritik an der traditionellen Fleischuntersuchung ...................................................... 10

2.2.1 Risikobasierte Ansätze ....................................................................................... 12

2.2.2 Organveränderungen als Indikatoren ................................................................. 14

2.2.3 „Alternative“ oder „Visuelle“ Fleischuntersuchung .......................................... 15

2.2.4 Ketteninformation .............................................................................................. 16

2.3 Europaweite Rechtssetzung ....................................................................................... 18

2.3.1 Die Schritte zur Umsetzung der VO 854 / 2004 (EG) in Deutschland .............. 20

3 Material und Methoden ..................................................................................................................... 25

3.1 Gründe für die Entscheidung zur Einführung der rSFU in der Fa. Manten sind: ..... 25

3.2 Rechtliche Grundlagen für die Einführung der rSFU ................................................ 26

3.3 Voraussetzung für Landwirte zur Lieferung in das System der rSFU ...................... 30

3.4 Informationsveranstaltung für Landwirte zur Teilnahme an dem System der

risikoorientgierten Schlachttier- und Fleischuntesuchung ................................................... 31

3.5 Algorithmus zur Bewertung der Befunde aus der rSFU ............................................ 32

3.5.1 Der Index für Landwirte: LAX .......................................................................... 36

3.5.2 Der Index für den Schlachthof: SCHLIX .......................................................... 38

3.5.3 Algorithmus zur Berechnung von LAX und SCHLIX ....................................... 39

3.6 Mathematische Erläuterung der Algorithmen ........................................................... 43

Schema zur Berechnung des LAX und SCHLIX ...................................................... 43

Berechnung des Index LAX ...................................................................................... 44

Berechnung des Index für Schlachthöfe SCHLIX .................................................... 44

Page 6: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

VI

Darstellung der Index Berechnung in Ablaufgrafiken .............................................. 46

3.7 Interventionskonzept ................................................................................................. 49

3.7.1 Anweisungen zur flexiblen Anwendung der rSFU ............................................ 50

3.7.2 Anpassung der Bandleistung an nötige Untersuchungen ................................... 52

3.8 Permanente Überprüfung der Funktionalität des Systems der rSFU ......................... 55

3.8.1 Validierung ......................................................................................................... 55

3.8.2 Verifizierung ...................................................................................................... 56

Paralleluntersuchungen .............................................................................................. 56

Algorithmuskontrolle................................................................................................. 56

Amtliche Kontrollen in den Erzeugerbetrieben ......................................................... 57

Lenkungsgruppe ........................................................................................................ 58

3.9 Weitere Punkte zur Einführung des visuellen Teils der rSFU ................................... 58

Technische Voraussetzungen .................................................................................... 58

Mandibularlymphknoten ........................................................................................... 59

Herz ........................................................................................................................... 59

Salmonellenkategorie ................................................................................................ 60

4 Ergebnisse .............................................................................................................................................. 61

4.1 Die Zuverlässigkeit des EDV Systems und der Untersuchungen .............................. 62

4.1.1 Kommen die von den Untersuchenden erhobenen Daten auch wie Eingegeben in

der Datenbank an? ............................................................................................................. 62

4.1.2 Entsprechen LAX, SCHLIX und Schwelle dem gemeinsam erarbeiteten

Algorithmus? ..................................................................................................................... 64

4.1.3 Entsprechen die Daten des Handschriftlichen Untersuchungstagebuches der

täglich an das Veterinäramt versandten Excel Datei? ....................................................... 69

4.2 Die Gewichtung ......................................................................................................... 74

4.3 Der Algorithmus ........................................................................................................ 78

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VII

4.4 Stabilität und Vorhersagefähigkeit von LAX und SCHLIX ..................................... 79

4.5 Logistik ...................................................................................................................... 82

4.6 Validierung der Daten durch das zuständige Veterinäramt ....................................... 85

Parallel Untersuchungen ............................................................................................... 85

Verifizierung der Befunddateneingabe ......................................................................... 86

4.7 Anweisungen ............................................................................................................. 88

5. Diskussion .............................................................................................................................................. 89

Schwächen: .................................................................................................................... 93

Stärken: .......................................................................................................................... 96

6. Zusammenfassung ............................................................................................................................... 99

7. Summary ...............................................................................................................................................102

8. Literaturverzeichnis .........................................................................................................................104

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VIII

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1

1 Einleitung

Auf Grundlage des Europäischen Weißbuches zur Lebensmittelsicherheit aus dem Jahr 2000

und der daraus abgeleiteten Basisverordnung (EU) 178/2002 wurde im Jahr 2004 das so

genannte EU Hygienepaket mit den für die Schlachttier- und Fleischuntersuchung relevanten

Verordnungen (EU) 852/2004, 853/2004, 854/2004 erlassen. Dieses Hygienepaket trat zum 1.

Januar 2006 in Kraft.

Durch die Neuordnung und Harmonisierung desjenigen Europäischen Rechtes, welches Art

und Umfang der Schlachttier- und Fleischuntersuchung regelt, fand in deutlichem Maße der

Gedanke der risikoorientierten Lebensmittelsicherheit Eingang in die Gesetzgebung. Eine

weitere wichtige Änderung im Unterschied zu den vorherigen Rechtsbestimmungen ist die

Hervorhebung der Verantwortlichkeit des Lebensmittelunternehmers bei der Sicherung der

Lebensmittelqualität, aber auch bei der Entscheidungsfindung zur Zweckbestimmung des

Fleisches.

Die Neuausrichtung der Gesetzgebung trägt dem Gedanken Rechnung, dass durch die

konsequente Anwendung des Ostertag’schen Modells zur Schlachttier- und

Fleischuntersuchung viele der damals zu bekämpfenden Krankheiten erfolgreich ausgerottet

wurden. Weiterhin sind zu den im 19. Jahrhundert bekannten Gefährdungen eine Reihe neuer

Gefahren hinzugekommen, die durch das konventionelle Modell der Schlachttier- und

Fleischuntersuchung nicht oder nur unzureichend detektiert werden können. Hier sind

beispielsweise Rückstände von Pestiziden und von Antibiotika zu nennen. Nicht zuletzt

konnte durch viele wissenschaftliche Arbeiten nachgewiesen werden, dass die meisten

organisch-pathologischen Veränderungen an Schlachttieren auch ohne Palpation und Inzision

zu finden sind und dass durch das Palpieren und / oder Anschneiden der Lymphknoten in

jedem Schlachtkörper die Gefahr von Kreuzkontaminationen beträchtlich erhöht werden

kann. Im einschlägigen Sprachgebrauch hat sich für die Schlachttier- und

Fleischuntersuchung ohne Palpation und Inzision der Begriff „visuelle Fleischuntersuchung“

eingebürgert.

Intention dieser Gesetzgebung ist die Abkehr vom starren Untersuchungsverfahren in der

gesamten Kette der Produktion von Lebensmitteln tierischen Ursprungs und hin zu einer

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2

bedarfsgerechten Untersuchung, die sich nach aktuellen Gefahren für das jeweilige

Lebensmittel und den Bedürfnissen der Konsumenten richtet.

Hier ist die Zusammenarbeit der Lebensmittelunternehmer in der Erzeugung und der

Schlachtung von Schweinen untereinander und mit den Überwachungsbehörden von

besonderer Bedeutung, um den gesundheitsrelevanten Datenfluss in einer integrierten

Prozesskette zum Nutzen aller Systemteilnehmer etablieren zu können.

Die vorliegende Arbeit baut gedanklich auf den Dissertationsschriften von Frau Dr. Pöcker

(SCHRUFF, 2004) und Frau Dr. Meemken (MEEMKEN, 2006) auf, in denen grundsätzliche

Entscheidungskriterien und Werkzeuge zur risikobasierten Untersuchung von Schlachttieren

erdacht und vorgestellt wurden.

Ziel der wissenschaftlichen Arbeit ist es, in einem mittelständischen Schlachthof das System

der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung mit der Möglichkeit zur

Durchführung einer rein visuellen Untersuchung einzuführen. Dabei sollen Stärken und

Schwächen des Systems beschrieben werden, um die Einführung der risikoorientierten

Schlachttier- und Fleischuntersuchung mit der Genehmigung zur visuellen

Fleischuntersuchung (rSFU) auch an anderen Schlachthöfen zu erleichtern.

Aufgrund von „relevanten Lebensmittelketteninformationen“ sollen Lieferpartien von

Schlachtschweinen abhängig von dem zu erwartenden Lebensmittelsicherheitsrisiko und der

zu erwartenden Häufigkeit von Schlachtbefunden unterschiedlich intensiv untersucht werden.

Dazu wurde im Januar 2010 eine Lenkungsgruppe bestehend aus Vertretern der Stiftung

Tierärztliche Hochschule Hannover, namentlich Herr Professor Dr. Thomas Blaha und Frau

Dr. Diana Meemken, dem Veterinäramt Kleve, der Erzeugergemeinschaft Rheinland und der

Firma Manten, Qualitätsfleisch vom Niederrhein, gegründet. Von der Firma Manten wird die

Firma Quh-Lab, Lebensmittelsicherheit, namentlich der Tierarzt Martin Frettlöh, mit der

Koordination, der Protokollierung und der allgemeinen Organisation des Projektes betraut.

Das Veterinäramt Kleve und die Firma Manten stellen jeweils einen Mitarbeiter ab, um

zusammen mit der Firma Quh-Lab eine Arbeitsgruppe zu bilden, innerhalb derer die

einzelnen Schritte zur Umsetzung der rSFU bearbeitet werden können. In unregelmäßigen

Abständen treffen sich Vertreter aller beteiligten Institutionen in einer Lenkungsgruppe um

die Fortschritte im Prozess der Einführung zu bewerten und die weiteren Schritte festzulegen.

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3

Bei der Entwicklung und dem Betrieb des Systems der rSFU soll der

Lebensmittelunternehmer verstärkt in das System der Lebensmittelsicherheit eingebunden

werden und aktiv für die Bereitstellung der Information zur Lebensmittelkette sorgen. Aber

auch im Team, in dem strategische Entscheidungen für das System zur rSFU getroffen

werden, ist der Lebensmittelunternehmer vertreten.

Die amtlichen Tierärzte sollen einen weit größeren Spielraum für Entscheidungen zu dem

Umfang der durchzuführenden Schlachttier- und Fleischuntersuchung bekommen. Sie sollen

mit ausführlichen und gut strukturierten Daten der Lebensmittelkette und vorangegangenen

Untersuchungsergebnissen sowie einem Vorschlag der EDV zu dem Umfang des

Untersuchungsganges versorgt werden. Auf diese Weise sollen große Mengen an Daten

sinnvoll aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.

Außerdem soll das System mit einer Dynamik versehen werden, die es weiteren

Entwicklungen und der Einpassung in größere Datennetze anpassen kann.

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2 Literatur

2.1 Entwicklung der Fleischhygiene

2.1.1 Übersicht über die Geschichte der „Fleischbeschau“

2.1.1.1 Fleischbeschau in der Antike

Es ist bekannt, dass man sich bereits im Altertum Gedanken zu den Auswirkungen des

Verzehrs von Fleisch gemacht hat. Die ältesten Darstellungen über Schlachtbräuche und das

Zerlegen von Tieren finden sich in altägyptischen Darstellungen, aus der Zeit von etwa 3200

vor Christus. Das Schwein galt als „unrein“ und die Schlachttiere wurden sorgfältig

ausgesucht. Man kann hier von Anfängen der Schlachttieruntersuchung sprechen. Die

Auswahl der Schlachttiere oblag vorzugsweise den Priestern (ZRENNER u. HAFFNER 1999;

ZENS 2008).

Den Juden war der Verzehr von Schweinefleisch verboten, vermutet wird als Begründung

eine im Vorderen Orient anzutreffende Häufung parasitärer Erkrankungen, möglicherweise

Trichinellose. Neben Schweinefleisch war auch der Verzehr von Hasen, Kaninchen und

Kamelen verboten (ZRENNER u. HAFFNER 1999).

Im antiken Griechenland wurden Schweinefleisch und das Blut der Schlachttiere verzehrt.

Auch das Haltbarmachen von Fleisch durch Salzen, Trocknen und Räuchern war üblich.

Im alten Rom gab es Regeln für die Vermarktung von Vieh, für die Entsorgung, für

Schlachthäuser und für das Metzgerhandwerk. Hier wurden die Fleischuntersuchung und die

Aufsicht über die Märkte nicht durch Priester, sondern von Beamten durchgeführt. Diese

hatten die Kontrolle über die Viehmärkte, die Läden, Garküchen und Lagerhäuser. Der

Verkauf unbeschauten Fleisches war verboten.

Den Moslems ist es im Koran verboten, Fleisch von Schweinen und verendeten Tieren sowie

Blut zu verzehren (ZRENNER u. HAFFNER 1999).

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2.1.1.2 Entwicklung in Deutschland bis 1900

Das Metzgerhandwerk wurde in Deutschland im Jahr 1120 durch den Stiftungsbrief Freiburg /

Breisgau eingeführt (ZENS 2008).

Im 13./14. Jahrhundert gab es in Nürnberg Vorschriften über die Schlachttier- und

Fleischbeschau, finniges Fleisch, Fleisch unreifer oder toter Tiere, Fleischsortentrennung. Es

wurden Güte, Preiswürdigkeit, Maß und Gewicht obrigkeitlich geprüft. Im 14. Jahrhundert

gab es in Frankfurt Viehlebendbeschau, Fleischbeschau, Schlacht-/ Fleischhäuser, Freibänke,

Judenbänke, Fleischpreispolitik, Kontrollämter (ZENS 2008).

Die freie Reichsstadt Ulm errichtete 1350 einen öffentlichen Schlachthof mit

Benutzungszwang. Ein Sachverständiger des Rates der Stadt war mit der Untersuchung der

Schlachttiere und des Fleisches betraut. Insgesamt oblagen im Mittelalter die Fleischbeschau

und die damit verbundene Rechtssetzung den Städten. Deren Ziel war die Garantie für die

Qualität der Ware. Vorgeschrieben waren eine Lebend- und eine Fleischuntersuchung. Die

Untersuchungen bezogen sich auf die Qualität, Preiswürdigkeit sowie Maße und Gewichte.

Um Betrug und Verwechslungen vorzubeugen, durften die verschiedenen Fleischsorten nur

getrennt angeboten werden (ZRENNER u. HAFFNER 1999; ZENS 2008).

Das im 12. Jahrhundert entstandene Zunftmonopol wurde als Zwang empfunden und die

Schaffung freier Fleischmärkte, Freibänke (zunftfrei) führte zu einem Aufbrechen dieses

Zwanges (bayerische Landesfleischverordnung 1533). Die Metzger wurden von der

Fleischbeschau ausgeschlossen. Vom Jahr 1516 an galt in Bayern erstmalig eine allgemeine

Fleischbeschaupflicht (Herzog Wilhelm IV). Die Zünfte wurden 1548 durch Kaiser Karl V.

aufgelöst. 1591 verordnete Kurfürst Johann, Herzog von Brandenburg, dass in Berlin nur

noch in Schlachthäusern geschlachtet werden durfte (ZRENNER u. HAFFNER 1999).

Im 17. Jahrhundert verlor die Fleischbeschau infolge der Wirren des 30jährigen Krieges an

Bedeutung, jedoch wurden Befunde mittels Anschneiden oder Durchtasten erwähnt. In der

Metzgerordnung der Stadt Augsburg aus dem Jahr 1606 gab es erstmals Hygienevorschriften

in Bezug auf die Kleidung, die Fleischträger zu tragen hatten (ZENS 2008).

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Das 18. Jahrhundert zeichnete sich mit Ausnahme der großen Städte durch eine weitgehende

Vernachlässigung der Fleischhygiene aus. Erwähnenswert ist hier, dass in Mecklenburg seit

1710 bei der Schlachtung krankheitsverdächtiger Tiere ein Arzt hinzugezogen werden musste.

Im Württembergischen Generalreskript über Viehseuchen wird im Jahr 1761 zum ersten Mal

der Tierarzt erwähnt. Im Jahr 1770 wurde in Wiesbaden verboten, Blut vor das Schlachthaus

zu schütten. Ab dem Jahr 1790 galt eine Anzeige- und Beschaupflicht für not- und

krankgeschlachtete Tiere mit Hinweis auf mögliche Gesundheitsgefährdung für den

Verbraucher. Es ist eine Änderung der Sichtweise – weg von der wirtschaftlichen – hin zu

einer mehr hygienischen Betrachtungsweise.

Im 18. Jahrhundert erfolgte auch die Gründung der Tierarzneischulen: Wien 1765, Göttingen

1771, Dresden 1774, Gießen 1777, Hannover 1778, Leipzig 1780, Berlin und München 1790

(ZRENNER u. HAFFNER 1999; ZENS 2008).

Im 19. Jahrhundert ist in Deutschland ein Verfall der mittelalterlichen Qualitätsbeurteilung

festzustellen (Gewerbefreiheit, Aufhebung der Fleischtaxen). Es kam zu erheblichen

Landesunterschieden, zum Teil gab es ortspolizeiliche Regelungen.

In der im Jahr 1809 im Herzogtum Nassau erlassenen Beschauverordnung fanden sich

Vorschriften, die wir heute mit den Begriffen „Ergänzungsbeschau“ und „Notschlachtungen“

umschreiben würden. Später gab es zu dieser Verordnung Durchführungsvorschriften

hinsichtlich der Kontrolle der Metzger und der Sauberkeit der Arbeitsgeräte (ZENS 2008).

Insgesamt muss für das 19. Jahrhundert festgestellt werden, dass es in Deutschland keine

einheitlichen Regelungen gab. Während in manchen Ländern eine Lebenduntersuchung

ebenso vorgeschrieben war, wie die Untersuchung des Fleisches, fehlten solche Vorschriften

in anderen Ländern vollständig (ZRENNER u. HAFFNER 1999; ZENS 2008).

1868 erließ Preußen ein „Gesetz betreffend die Errichtung öffentlicher, ausschließlich zu

benutzender Schlachthäuser“, welches später als Reichsgesetz übernommen wurde. Der

Auslöser hierfür waren wohl zahlreiche Trichinellenepidemien gewesen. In Deutschland

steigt die Anzahl der öffentlichen Schlachthäuser von 12 auf etwa 900. Auch in den

europäischen Nachbarländern werden vermehrt öffentliche Schlachthäuser gebaut (ZENS

2008).

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7

2.1.1.3 Entstehung einheitlicher Vorschriften in Deutschland

Die im 19. Jahrhundert stark zunehmende Zahl wissenschaftlicher Erkenntnisse auf den

Gebieten der Parasitologie und der Mikrobiologie sowie die Erkenntnis der Übertragbarkeit

von Krankheitserregern auf den Menschen durch Fleisch, leiteten eine entscheidende Phase in

der Fleischhygiene ein.

Das 1879 erlassene „Reichsgesetz betreffend den Verkehr mit Nahrungs- und Genussmitteln“

hatte keine durchgreifende Wirkung auf dem Sektor Fleisch. Daher wurde am 3.6.1900 das

maßgebliche, auf Robert von Ostertag zurückgehende „Reichsgesetz, betreffend die

Schlachtvieh- und Fleischbeschau“ erlassen, das 1903 in Kraft trat. Dieses Gesetz war

aufgrund wirtschaftlicher Zwänge und neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse Gegenstand

etlicher Änderungen und wurde mittels eines Änderungsgesetzes am 15.04.1937 in

„Fleischbeschaugesetz“ umbenannt. Da dieses Gesetz nur einen Rahmen vorgab, war es

erforderlich, die Einzelheiten über Ausführungsbestimmungen und Verordnungen zu regeln.

Zu nennen sind hier die Mindestanforderungen–Verordnung, die Isolierschlacht-Verordnung,

die Freibankfleisch-Verordnung, die Einfuhruntersuchungs-Verordnung und die Hilfskräfte-

Verordnung (GIESE 2000; ZRENNER u. HAFFNER 1999; ZENS 2008).

Das Gesetz hatte in erster Linie zum Ziel, die Verbraucher vor gesundheitlichen Schäden

durch den Verzehr von dazu nicht geeignetem Fleisch zu schützen. Es sollte auch vor

Manipulationen und Täuschungen schützen sowie der Erkennung und Bekämpfung von

Tierseuchen dienen. Darüber hinaus sollten inländische Interessen bei der Einfuhr von Fleisch

geschützt werden. Bis zur Einführung der “Frischfleischrichtlinie“ im Jahr 1964 blieben die

Vorschriften des Reichsfleischbeschaugesetzes, bis auf die Verankerung der obligatorischen

Trichinenbeschau für verschiedene Tierarten im Jahr 1937, weitgehend unverändert

(BARTELS 1962).

Nachdem das Reichsfleischbeschaugesetz 1903 in Kraft getreten war, wurde im Jahr 1906 die

Fleischuntersuchung in die tierärztliche Approbationsordnung als Prüfungsfach

aufgenommen.

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2.1.1.4 Auswirkungen der europäischen Rechtssetzung auf die Fleischhygiene in

Deutschland

Dieses Gesetz bildete unter anderem die Grundlage für die EG- Richtlinie 64 / 433 „Frisches

Fleisch“ aus dem Jahr 1964. Von Bedeutung ist auch die 1965 erlassene

„Mindestanforderungen–Verordnung“, die den Warenverkehr mit Fleisch regelte, welches

nicht aus EWG–Ländern stammte. Diese Verordnung galt bis zum Jahr 1986, als das

„Fleischhygienegesetz“ als Umsetzung der Frischfleischrichtlinie und Nachfolger des

„Fleischbeschaugesetzes“ eingeführt wurde. Damit war der Begriff „Fleischbeschau“

Geschichte, er war durch den Begriff „Fleischhygiene“ ersetzt worden. So wurde auch im

Titel des Gesetzes deutlich, dass es Vorschriften für die hygienische Erzeugung von Fleisch

enthielt und sich nicht nur mit der „Fleischbeschau“ befasste. Gleichzeitig erlangten etliche

Richtlinien der EU für den Warenverkehr mit Fleisch Bedeutung (ZRENNER u. HAFFNER

1999).

Diese „moderne“ Gesetzgebung in der Fleischhygiene führte zur Einführung einer anderen

Sichtweise; hygienische Anforderungen waren im Gesetz und in den zugehörigen

Verordnungen festgelegt worden und nicht wie früher in den Ausführungsbestimmungen

„versteckt“. Die vertikale Gliederung der Vorschriften in Gesetz, Verordnung und

Durchführungsbestimmung charakterisierten diese Rechtsvorschriften (ZENS 2008).

1973 wurde mit der Novellierung des Fleischhygienegesetzes der Nationale

Rückstandskontrollplan eingeführt. Dieses Programm, in dem Proben in verschiedenen

Produktionsstufen vom Stall über den Schlachthof bis zur ersten Verarbeitungsstufe

untersucht werden, dient der Überwachung der Anwendung von Arzneimitteln an

Lebensmittel liefernden Tieren. Es wird seit 1989 in der Europäischen Union flächendeckend

nach einheitlichen Maßstäben durchgeführt (PÜSCHNER 1975; BOROWKA et al. 1987).

Nur die kontinuierliche Überwachung kann eine Verbesserung der Rückstandssituation bei

Lebensmitteln vom Tier erzielen (BUNDESINSTITUT FÜR GESUNDHEITLICHEN

VERBRAUCHERSCHUTZ UND VETERINÄRMEDIZIN 1999).

Page 17: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

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2.1.1.5 Übergang zu einheitlichen europäischen Rechtsvorschriften

Die EG- Richtlinie 64/433 hatte die Grundlage für nationale Rechtsvorschriften gelegt, die

naturgemäß auf Grund der verschiedenen nationalen Gegebenheiten in jedem Mitgliedsstaat

einen anderen Charakter erhalten hatten. Im Jahr 2000 legte nun die KOMMISSION DER

EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN das „Weißbuch zur Lebensmittelsicherheit“ vor, in

dem neben der Einrichtung einer europäischen Lebensmittelbehörde die Entstehung neuer

Rechtsvorschriften zur Lebensmittelsicherheit angekündigt wurde. Diese Rechtsvorschriften

sollten einen für alle Mitgliedsstaaten gleichermaßen verbindlichen Charakter erhalten. Darin

enthalten sind weitere Vorschläge bezüglich einer verbesserten Transparenz und der

Information über die gesamte Entstehungskette der Lebensmittel. Erstmals wird hierin die

Urproduktion nach dem Prinzip: „Vom Erzeuger bis zum Verbraucher“ in die

Lebensmittelkette und die damit verbundene Rechtssetzung einbezogen und die

Verantwortung der Lebensmittelunternehmer in der jeweiligen Produktionsstufe

herausgestellt. Darüber hinaus sind hier die Abkehr von detaillierten Vorschriften und

stattdessen eine Hinwendung zur Formulierung von Zielen erkennbar. Darüber hinaus wird

der Überlegung Rechnung getragen, dass die klassische Form der Fleischuntersuchung ihre

Aufgabe zur Tilgung der Tierseuchen weitestgehend erfüllt hatte (RINKENBURGER et al.

1987; EDWARDS et al. 1997). Die humanmedizinisch relevanten Krankheiten hingegen

können durch die klassische Fleischuntersuchung nicht hinlänglich sicher erkannt werden

(MOUSING 1997).

In der Folge wurde die „VERORDNUNG (EG) Nr. 178/2002 DES EUROPÄISCHEN

PARLAMENTS UND DES RATES vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen

Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen

Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur

Lebensmittelsicherheit“ erlassen. Hiermit war die Basis für das 2004 folgende

„Hygienepaket“ der Europäischen Union geschaffen. Alle Vorschriften dieses

Hygienepaketes sind EU- Verordnungen, gelten also mit Inkrafttreten unmittelbar für jeden

Bürger der EU, im Gegensatz zu den Richtlinien, die erst einer Umsetzung in nationales

Recht bedürfen. Die genannte „Basisverordnung“ fordert ein risikoorientiertes,

wissenschaftlich fundiertes, Lebensmittelsicherheitskonzept, welches die

Page 18: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

10

Eigenverantwortlichkeit und Eigenkontrollen, inklusive Produkthaftung, der

Lebensmittelunternehmen beinhaltet. Der amtlichen Überwachungsbehörde obliegt die

Kontrolle der Kontrolle (HARTIG u. UNTERMANN 2004). Für die Durchführung der

amtlichen Kontrolltätigkeit werden Risikoanalysen gefordert, für deren Erstellung primär die

Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit verantwortlich zeichnet.

2.2 Kritik an der traditionellen Fleischuntersuchung

In den USA wurde die Einführung einer einheitlichen staatlichen Schlachttier- und

Fleischuntersuchung unter tierärztlicher Aufsicht und Überwachung gefordert. Insbesondere

im Handelsverkehr zwischen den Staaten der USA wurde das Fehlen der einheitlichen

Fleischuntersuchung als Mangel empfunden. Der Autor verspricht sich besondere Vorteile bei

der Bekämpfung von Tierkrankheiten durch die verbindliche Einführung solcher

Untersuchungen (SEXAUER 1965).

BÄCKSTRÖM (1973) stellte in einer Untersuchung Zusammenhänge zwischen

Managementfehlern und Haltungsformen und der Herdengesundheit von Schweinen fest.

Durch die geänderten Haltungsbedingungen der Schlachtschweine und die zunehmende

Belastung der Umwelt entstehen Probleme, die neue Ansätze und Methoden der

Fleischuntersuchung erfordern (GOODHAND 1983; KLINGER 1983).

Schon in den frühen 1970er Jahren haben sich REUTER und STOLLE (1974) mit der

Vorverlegung der Schlachttieruntersuchung in den Herkunftsbetrieb befasst. Sie kamen in

ihrer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass mit den damals zur Verfügung stehenden

diagnostischen Methoden keine Vorteile hinsichtlich der frühen Erkennung fleischhygienisch

relevanter Befunde zu erzielen waren.

Auch in Skandinavien und in Neuseeland machte man sich Gedanken über die Effektivität der

herkömmlichen Fleischbeschau. Anfang der 1980er Jahre stellte BLACKMORE (1983) fest,

dass die traditionelle Fleischuntersuchung nicht geeignet sei, die häufigsten Infektionen oder

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Intoxikationen durch Lebensmittel zuverlässig zu verhindern. Der Autor vertrat die Meinung,

dass weniger die tierärztliche Untersuchung der einzelnen Tierkörper im Vordergrund stehen

sollte, als vielmehr die Herkunft aus Herden, die frei sind von potentiell humanpathogenen

Keimen oder toxischen Stoffen. Das tierärztliche Personal sollte sich nach Meinung des

Autors weniger auf die Untersuchung der Tierkörper konzentrieren als auf das hygienische

Umfeld der Lebensmittelgewinnung ebenso wie auf die Sicherheit des Personals,

epidemiologische Studien und das Wohlbefinden der Tiere.

Zur gleichen Zeit stellt FELTMATE (1985) für Kanada fest, dass die bloße organoleptische

Methode der Fleischbeschau nicht mehr ausreicht, die Lebensmittelsicherheit zu garantieren.

Die Auswertung der bei der Schlachtung erhobenen Daten wurde als gute Möglichkeit

gesehen, Aufschluss über den Gesundheitsstaus einer ganzen Nation zu erhalten

(FELTMATE 1985). In Deutschland zeichnen sich im Rahmen der neuen, das

„Reichsfleischbeschaugesetz“ ersetzenden Rechtsetzung Ansätze sowohl für eine erleichterte

Fleischuntersuchung als auch für die Vorverlegung der Schlachttieruntersuchung in den

Erzeugerbetrieb ab (STOLLE 1986). Derselbe Autor stellte auch fest, dass das Ziel der

Fleischhygiene, den Verbraucher weitgehend vor Infektionen und Rückständen jeder Art, vor

qualitätsmäßiger Übervorteilung und vor unsachgemäßen Verarbeitungsprozessen zu

schützen, durch die klassische Schlachttier- und Fleischuntersuchung nicht mehr erreicht

werden kann.

Ähnliche Überlegungen wurden in Australien angestellt. Hier sind allerdings die Verhältnisse

aus klimatischen und geografischen Verhältnissen alles andere als einheitlich. Gleichwohl

wurde auch hier erkannt, dass die klassische Form der Fleischuntersuchung wenig zum

gesundheitlichen Verbraucherschutz beizutragen imstande ist (MC MAHON et al. 1987).

GROSSKLAUS et al. (1987) forderten nach wie vor die Durchführung der

Fleischuntersuchung als Einzeluntersuchung, ausgehend von dem Grundsatz, dass jedes

Schlachttier für sich individuellen Einflüssen unterliegt und auch entsprechend vorgeprägt ist.

Das heißt, dass auch bei Schlachttieren mit ähnlichem genetischem Potential und

vergleichbaren Umwelt- und Aufzuchtbedingungen mit unterschiedlichen Befunden

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hinsichtlich ihres Gesundheitszustandes gerechnet werden muss. Darüber hinaus beklagen die

Autoren, dass die Fleischuntersuchung unter wirtschaftlichem Druck zu einer

Vernachlässigung des Verbraucherschutzes führen könne. Dieselben Autoren kommen

ebenfalls zu dem Schluss, dass die Schlachttiere infolge ihres geringen Lebensalters nicht

mehr in der Lage sind, chronisch verlaufende Infektionskrankheiten mit pathologisch -

anatomischen Veränderungen zu entwickeln. Aus diesem Grund wird konstatiert, dass die

klassischen Instrumente des Untersuchungspersonals, Auge und Messer, nicht mehr

ausreichen, um alle potentiellen Gefahrenquellen zu erfassen und auszuschalten.

Auch BOROWKA et al. betrachten die Zunahme an Versandschlachtereien und die damit

verbundenen Änderungen in der Fleischuntersuchung kritisch und stellen in ihren

„Erläuterungen zum neuen Fleischhygienerecht“ fest, das zur korrekten Durchführung der

Fleischuntersuchung bestimmte Voraussetzungen unabdingbar sind. So erwähnen die

Autoren, dass bei den modernen Schlachtmethoden ebenso ausreichend Zeit für die

Untersuchung zur Verfügung stehen muss wie auch bei der meistens geteilt durchgeführten

Fleischuntersuchung ein ausreichender Sprech- und Sichtkontakt zwischen den Untersuchern

bestehen muss.

Anders als GROSSKLAUS et al. (1987) sehen SNIJDERS et al. (1989) nicht so sehr das

pathologische Bild des einzelnen Tieres im Fokus, sondern sie legten Wert auf Informationen

durch den Erzeuger der Schlachttiere. Nur wenn verlässliche Daten vom Erzeuger geliefert

und entsprechend gemeinsam mit am Schlachthof erhobenen Daten ausgewertet werden, kann

man Voraussagen in Bezug auf die Gesundheit von Schlachtpartien treffen.

2.2.1 Risikobasierte Ansätze

HATHAWAY und MC KENZIE kommen 1991 zu ähnlichen Ergebnissen wie

BLACKMORE (1983). Sie fordern eine Abkehr von der ständig wiederholten Prozedur der

herkömmlichen Fleischuntersuchung hin zu einer angemessenen, risikobasierten

Page 21: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

13

Untersuchung auf Basis von Erkenntnissen aus den Herkunftsbeständen (HATHAWAY u.

MC KENZIE 1991).

Eine Studie von HARBERS et al. stellt bereits 1991 Vergleiche zwischen einer rein visuellen,

der traditionellen und einer intensiveren Fleischuntersuchung an. Die Autoren kommen zu

dem Ergebnis, dass insbesondere beim Vergleich zwischen der traditionellen Untersuchung

und der rein visuellen keine großen Unterschiede in Bezug auf die Befundauffindung

feststellbar sind. Aus diesem Grund empfehlen sie, der Fleischuntersuchung eine

Risikoanalyse vorausgehen zu lassen, anhand derer man die Lieferpartien mit höherem Risiko

einer genaueren Fleischuntersuchung unterwerfen kann (HARBERS et al. 1991a).

HATHAWAY (1991) stellt Methoden der Risikoanalyse vor, die Entscheidungen in

Verbindung mit Tiergesundheit und dem tierärztlichen Verbraucherschutz unterstützen

können.

Die Einführung eines Fleischuntersuchungs- Indexes, der auf der gewichteten Bedeutung der

bei der Fleischuntersuchung gefundenen relevanten Veränderungen beruhte, hat sich nicht als

Prognose–Instrument für die Vorhersage solcher Indizes bewährt. Dieser Index könnte

allerdings herangezogen werden, um die Herkunftsbestände einzustufen und bestimmten

Herkünften eine höhere Aufmerksamkeit bei der Fleischuntersuchung zu widmen

(HARBERS et. al. 1991b).

TIELEN (1991) kommt zu dem Ergebnis, dass durch integrierte Produktionsketten, in denen

Erkenntnisse stufenübergreifend weitergegeben werden, eine Verbesserung der

Tiergesundheit und damit eine Verringerung des Risikos von Zoonosen erreicht werden kann.

Hierzu ist erforderlich, dass alle Teilnehmer an einer solchen Produktionskette sich einiger

minimaler Forderungen der Tierhaltung und –Pflege zu unterwerfen haben.

Die Aussagekraft der Ergebnisse der Untersuchung einzelner Tiere nach den herkömmlichen

Methoden aus großen, relativ homogenen Beständen wird in Frage gestellt (MC KENZIE et

al. 1992).

Page 22: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

14

2.2.2 Organveränderungen als Indikatoren

Wie wichtig die Gesundheit der Tiere im Hinblick auf den Verbraucherschutz ist, haben

FEHLHABER et al. in ihrem Beitrag dargestellt. Hier wurde nachgewiesen, dass bei

ausgedehnten Lungenveränderungen bei Schlachtschweinen ein erhöhtes Risiko der

Besiedlung der Muskulatur durch bakterielle Infektionserreger besteht. Darüber hinaus wird

durch die Erkrankung der Lungen die prämortale Belastung der Schlachttiere entscheidend

erhöht. Die Autoren folgern daraus, dass ein Zusammenhang zwischen prämortaler Belastung

der Tiere und dem Entstehen primärer bakterieller Besiedlung der Muskulatur besteht, die bei

der Fleischuntersuchung unerkannt bleibt (FEHLHABER et al. 1992).

In den Niederlanden führte die Einführung von so genannten „Quality Information Cards“,

die von Mästern ausgefüllt werden sollten und Informationen über den Gesundheitszustand

und die Medikamenten-Anwendung während der Mast enthielten, zu einer gewissen

Vorhersagbarkeit von Schlachtbefunden. Besonders galt dies für die Befunde „Arthritis“,

„Leber verworfen“ und „Lungenveränderungen“. Die Einführung solcher Karten wurde daher

empfohlen (HARBERS et. al. 1992b).

VON HAMMEL und BLAHA (1993) ermittelten signifikante Qualitätsunterschiede bei

Schlachtschweinen mit Lungenveränderungen gegenüber solchen ohne veränderte Lungen.

Die Schlachtkörpergewichte waren im Durchschnitt deutlich geringer, die

Handelsklasseneinstufung deutlich schlechter und der Anteil qualitätsgeminderten Fleisches

(pale, soft and exsudative, abgekürzt PSE) war bei den lungenkranken Schweinen höher.

Auf Grundlage von Artikel 17 der Frischfleischrichtlinie (RL 64/433/EWG) wurde 1993

von einer internationalen Arbeitsgruppe ein Vorschlag zur Modernisierung der

Fleischuntersuchung vorgelegt. Basis ist eine Vorselektion der Tiere im Herkunftsbestand.

Schlachtschweine, bei denen keine offensichtlichen Mängel festgestellt werden,

sollen einer visuellen Fleischuntersuchung unterzogen werden (SNIJDERS et

al. 1993).

Page 23: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

15

BLAHA et al. (1994) halten die quantitative Erfassung der krankheitsbedingten

Organbefunde am Schlachthof für ein Messinstrument, das Aussagen zur Häufigkeit und

Schwere der in den einzelnen Schweinebeständen auftretenden Atemwegserkrankungen

zulässt. Die an den Lungen und an den serösen Häuten sowie an den Lebern festgestellten

Läsionen stehen hierbei im Vordergrund. Hierzu legt der Autor einen „Organbefundschlüssel“

vor, anhand dessen es möglich ist, die Organbefunde sowohl qualitativ als auch quantitativ zu

ermitteln. Dieses könnte zur Qualitätssicherung der Lebensmittelgewinnung ebenso beitragen

wie zur Verbesserung der Tiergesundheit und damit zur Leistung des Betriebes. Hierzu

müsste der Landwirt über die Ergebnisse der Organbefundung mit seinem Tierarzt

kommunizieren, der dann regulierend eingreifen kann (BLAHA 1994a; BLAHA et al. 1994;

BLAHA u. BLAHA, 1995).

2.2.3 „Alternative“ oder „Visuelle“ Fleischuntersuchung

Derselbe Autor äußerte sich zum EU-Projekt „Alternative Fleischuntersuchung“, indem er

Voraussetzungen und Bedingungen für die Zulassung von Lieferbetrieben in die genannte

Untersuchungsform vorschlägt. Unter anderem sieht er eine Vorselektion der lebenden Tiere

vor, in der die Tiere, von denen zu erwarten ist, dass sie einer intensiveren Untersuchung

bedürfen, von denen trennt, die „alternativ“, sprich berührungslos, ohne Inzision, untersucht

werden können (BLAHA 1994b).

Anders sieht dies FEHLHABER (1994), der die Fleischuntersuchung traditioneller Prägung

für nicht verzichtbar hält. Er vertritt die Meinung, dass mit der Untersuchung und Beurteilung

eines Tieres eine erhebliche Verantwortung verbunden ist. Das Fleisch eines Tieres wird von

vielen Menschen verzehrt, zum Teil sogar roh. Der Autor schreibt, dass seiner Meinung nach

die Bedeutung der pathologisch-anatomischen Befunde im Hinblick auf die

Qualitätssicherung zunehmen wird. Darüber hinaus ist die Fleischuntersuchung nach seiner

Meinung nach wie vor ein wichtiges Element der Tierseuchenprophylaxe.

Page 24: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

16

Bedenken gegen die Einführung der vorwiegend visuellen Fleischuntersuchung hat auch

DAVID (1995), wenngleich aus anderen Gründen. Er sieht eine Verzerrung des Wettbewerbs

dergestalt voraus, dass seiner Meinung nach die Untersuchungen in die Erzeugerbetriebe

verlagert würden und hält es für unzumutbar, den Erzeugern die zu erwartenden Kosten

aufzuerlegen.

„Fleischuntersuchung – quo vadis?“ ist der Titel eines Artikels von GRAF (1996), der durch

die Einführung der Alternativen Fleischuntersuchung Gefahren für die Qualität der

Fleischuntersuchung ebenso voraussieht wie Gefahren für Tätigkeitsfelder des tierärztlichen

Berufsstandes. Auch MALLA (1995) hält die Einführung der Alternativen

Fleischuntersuchung im Hinblick auf den Verbraucherschutz für bedenklich.

2.2.4 Ketteninformation

Darüber hinaus fehlen in Deutschland aufgrund der heterogenen und verzweigten

Erzeugerstruktur die Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit einer alternativen

Schlachttier- und Fleischuntersuchung mit einer ausschließlich visuellen Untersuchung am

Schlachtband, nämlich ein homogenes Tiermaterial mit sehr gutem Gesundheitszustand und

die Möglichkeit der Rückkopplung vom Vermarkter zum Erzeuger (REUTER 1995).

Im Gegensatz hierzu sieht BOLLWAHN (1995) Vorteile darin, dass der Landwirt als

Erzeuger der Schlachttiere als Lebensmittel–Erzeuger verstanden werden muss und daher

stärker als bisher in die Verantwortung genommen werden muss. Die straffe Reglementierung

der Gesundheitskontrollen im Rahmen der Alternativen Fleischuntersuchung geht weit über

das Maß der herkömmlichen „Lebenduntersuchung“ hinaus. Da es sich dabei jedoch um

Kontrollen zur Qualitätssicherung innerhalb eines anspruchsvollen, vielstufigen

Produktionsverfahrens handelt, ist der Aufwand gerechtfertigt. Die Aufgaben des Tierarztes

in diesem Verfahren basieren auf seiner Kompetenz als Sachverständiger in Fragen der

Produktion und Überwachung der vom Tier stammenden Lebensmittel und stellen insofern

Page 25: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

17

auch eine vernünftige, erstrebenswerte Ergänzung seiner Tätigkeiten in der

Gesundheitsförderung der Schweinehaltung dar.

Eine gegenüberstellende Analyse zwischen der herkömmlichen und der Fleischuntersuchung

mit longitudinal orientierter Qualitätssicherung führt zu der Auffassung, dass die zukünftige

Fleischuntersuchung der herkömmlichen überlegen ist. Voraussetzung ist allerdings, dass ein

funktionierendes longitudinal integriertes Qualitätssicherungssystem existiert (SMULDERS

et al. 1997). Dieselben Autoren sind der Auffassung, dass die Auswirkungen, die die

modernisierte Fleischuntersuchung auf die Tierärzteschaft haben wird, geografisch

unterschiedlich sein werden. So werden in den Niederlanden und in Großbritannien, wo

traditionell weniger Tierärzte als Fachassistenten die Untersuchungen vornehmen, mehr

Tierärzte gebraucht werden, während die Zahl der Tierärzte in anderen Ländern sinken wird.

Hier weisen die Autoren ausdrücklich darauf hin, dass es letzten Endes der fachliche

Kenntnisstand des Untersuchers ist, der den Ausschlag für eine Beschäftigung gibt. Die

tierärztlichen Ausbildungsstätten sollten sich dieser zukunftsträchtigen Aufgabe bewusst sein.

Üblicherweise wird den Erzeugerbetrieben, meist mit der Schlachttier- Abrechnung, eine

Befunddaten- Statistik übermittelt. Dieses stellt ein wesentliches Element der Steuerung der

Prozesse im Mastbetrieb dar, das zur Optimierung der Produktionsbedingungen und damit der

Tiergesundheit einen wertvollen Beitrag leistet. Damit kann auch die ökonomische

Leistungsfähigkeit bedeutend gesteigert werden. Dies ermöglicht den Mastbetrieben eine

frühzeitige Erkennung von subklinischen Gesundheitsproblemen und stellt somit eine gute

Möglichkeit zur Gesundheitsüberwachung der Schweinemastbestände dar (MÄHLMANN

1996).

BANDICK et al. (1997) führten eine Studie durch. Sie verglichen eine rein visuelle

Untersuchungsmethode mit der traditionellen Methode. Der Versuch umfasste mehr als

22.000 Mastschweine aus 63 Herkunftsbeständen, die in drei verschiedenen Schlachthöfen

geschlachtet wurden. Die amtlichen Untersucher stellten 164 verschiedene Befunde fest. Die

Befunde wurden schriftlich von Hand erfasst. Die errechnete Empfindlichkeit war für beide

Untersuchungstechniken niedrig. Die Schlussfolgerung der Autoren: „In Anbetracht aller

Page 26: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

18

Gegebenheiten wird die optische [= visuelle] Untersuchung als einsetzbares Instrumentarium

für die Erkennung der derzeit auftretenden Mängel angesehen. Eine Beschränkung auf die

optische Methode wird nicht befürwortet. Empfohlen wird die Entbindung der

Untersuchungstechnik aus der Rechtsmittelbarkeit“.

2.3 Europaweite Rechtssetzung

Die „VERORDNUNG (EG) Nr. 178/2002 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND

DES RATES

vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des

Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und

zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit“, die so genannte

„Basisverordnung“, sieht vor, dass von den Mitgliedstaaten und der Gemeinschaft erlassene

Maßnahmen für Lebensmittel und Futtermittel in der Regel auf einer Risikoanalyse beruhen

sollten, es sei denn, dies ist angesichts der Umstände oder der Art der Maßnahme nicht

angebracht. Die Durchführung einer Risikoanalyse vor dem Erlass solcher Maßnahmen sollte

dazu beitragen, dass ungerechtfertigte Hemmnisse für den freien Verkehr mit Lebensmitteln

vermieden werden.

In der VERORDNUNG (EG) Nr. 854/2004 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND

DES RATES

vom 29. April 2004 mit besonderen Verfahrensvorschriften für die amtliche Überwachung

von zum menschlichen Verzehr bestimmten Erzeugnissen tierischen Ursprungs heißt es:

„Der amtliche Tierarzt hat bei der Durchführung der Schlachttier- und Fleischuntersuchung

die relevanten Informationen aus den Aufzeichnungen des Herkunftsbetriebs der zur

Schlachtung bestimmten Tiere zu prüfen und zu analysieren und die dokumentierten

Ergebnisse dieser Prüfung und Analyse zu berücksichtigen“. Darüber hinaus sind in Anhang I

Abschnitt IV, Kapitel IV Buchstabe B zur Fleischuntersuchung bei Hausschweinen die

einzelnen Untersuchungsschritte aufgeführt, die anzuwenden sind. Unter Buchstabe B Ziffer 2

heißt es: „Die zuständige Behörde kann auf der Grundlage epidemiologischer oder anderer

Daten des Betriebs entscheiden, dass Mastschweine, die seit dem Absetzen in kontrollierter

Page 27: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

19

Haltung in integrierten Produktionssystemen gehalten wurden, in einigen oder allen der in

Nummer 1 genannten Fälle lediglich einer Besichtigung unterzogen werden“. Dies bedeutet,

dass alle Schweine, für die Ziffer 2 nicht zutrifft, einer Untersuchung unterzogen werden

müssen, die mindestens der herkömmlichen entspricht, wie unter Ziffer 1 aufgeführt

(SCHRUFF et al. 2007).

Im Bereich der Lebensmittelsicherheit ist „Risiko“ als die Wahrscheinlichkeit definiert,

mit der eine Gefahr für die menschliche Gesundheit eintritt (BLAHA 1999), oder ein positiver

Einfluss abwesend ist (EDWARDS et al. 1997). Das bedeutet, dass „Risiko“ das Potential für

die Realisation einer unerwünschten Konsequenz eines Ereignisses ist (HATHAWAY 1991).

Jede Festlegung eines Risikos beinhaltet einen Unsicherheitsfaktor (EDWARDS et al. 1997).

Risiko-Vermeidung ist die Aktion, mit der ein Risiko kontrolliert werden kann

(HATHAWAY 1991).

Die Überlegungen zur Einführung einer risikobasierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung

führten nahezu zwangsläufig zum Nachdenken über Systeme, die die erforderlichen

Informationen aufbereiten, auswerten und anschließend dem amtlichen Tierarzt in einem

Entscheidungsmodell zur Verfügung stehen sollten. Hierzu gab es ein grenzüberschreitendes

Projekt (Grenzüberschreitende Integrierte Qualitätssicherung, GIQS), ein zwischen

Deutschland und den Niederlanden arbeitendes Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Ein

Ergebnis dieses Projektes war die Entwicklung des „GIQS Backbone“, einer Internet

gestützten Datenbank, die alle erforderlichen Informationen zur Lebensmittelkette enthielt

und den amtlichen Tierarzt bei den Entscheidungen unterstützte.

Es wurde ein System zur Erfassung der Daten erarbeitet, welches gleichermaßen zur

Verbesserung der Produktionsergebnisse bei der Ferkelerzeugung und der Mast sowie der

Beurteilung durch den amtlichen Tierarzt geeignet erschien. Die größten Schwierigkeiten

hierbei bestanden darin, die sehr heterogene Struktur der Wertschöpfungskette in einem

System zu vereinheitlichen (PÖCKER et al. 2003; PÖCKER et al. 2004; SCHULZE

ALTHOFF 2004).

Page 28: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

20

2.3.1 Die Schritte zur Umsetzung der VO 854 / 2004 (EG) in Deutschland

Zur Durchführung einer sinnvollen risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung

wird es notwendig sein, dass die Lebensmittelunternehmer über die gesamte

Wertschöpfungskette aktiv mitarbeiten (KLEIN et al. 2005).

Diesem Gedanken folgend, wurde ein „Entscheidungsmodell für die Zulassung von

Schlachtschweinen zur Schlachtung im Rahmen der risikoorientierten Fleischuntersuchung“

entwickelt. Im Entscheidungsmodell führt die risiko-basierte Entscheidung zu einer von drei

Stufen der Fleischuntersuchung, eine „traditionelle“, eine „visuelle“ und eine „gezielt

erweiterte“ Fleischuntersuchung. Die Autorin entwickelt hierzu ein Ampelsystem, mittels

dessen die Entscheidungen visualisiert werden können (SCHRUFF 2004).

Die Anwendung der neuen europäischen Verordnungen zog eine ganze Reihe von

Veränderungen im nationalen Recht nach sich. So mussten Rechtsvorschriften geändert oder

gestrichen werden und insbesondere neue Vorschriften zur Anwendung der neuen

europäischen Vorschriften erarbeitet werden (KOBELT 2005).

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beschäftigte sich intensiv mit der Risiko

basierten Lebensmittelüberwachung und stellte ein Modell zur Übertragung relevanter Daten

zwischen Schlachtbetrieb, amtlichem Tierarzt und Erzeugerbetrieb unter Darstellung der

Entscheidungen vor:

Page 29: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

21

Abb. 1: Datenfluss Tiergesundheit (ELLERBROEK 2006)

Nach diesem Modell gibt der Schlachtbetrieb nach Prüfung der Unterlagen und der

Informationen zur Lebensmittelkette die betreffende Partie Mastschweine zur Schlachtung

frei. Diese Freigabe wird unter Prüfung der relevanten Daten durch den amtlichen Tierarzt

bestätigt und die Schweine unter Anwendung der Entscheidungskriterien für eine

entsprechende Untersuchungsform (visuell, traditionell, gezielt erweitert) freigegeben. Die bei

der Untersuchung erhobenen Daten werden in die Datenbank für den Tierbestand eingespeist

und stehen dem amtlichen Tierarzt ebenso zur Verfügung wie dem Erzeugerbetrieb und dem

Schlachthof (ELLERBROEK 2006).

Auch BLAHA et al. (2007) beschäftigen sich mit der „Gestaltung der

Lebensmittelketteninformation für die Umsetzung der risikoorientierten

Fleischuntersuchung“. Sie gehen auf die Erfordernis des Informationsaustausches zwischen

den an der Lebensmittel erzeugenden Kette Beteiligten ein und erläutern die Zielstellung der

risikoorientierten Fleischuntersuchung. Als messbare Parameter, die einen Rückschluss auf

die Tiergesundheit während der Mast zulassen, werden die Mortalität (euthanasierte plus

verendete Tiere gemessen als Mortalität in %) sowie der Antibiotikaverbrauch angesehen.

Daten

Tierbestand

Tierhalter

Hoftierarzt

Informationen

Schlachthof-

betreiber

Amtlicher

Tierarzt

Lieferpapiere

Entscheidung

visuelle FlU

Daten Fleisch-

untersuchung

Entscheidungskriterien

konventionelle

FlU

Übertragung relevanter Daten zum Mastbetrieb und zu den Schlachttieren

Page 30: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

22

Hinsichtlich der Mortalität wird indessen im Gegensatz zu ursprünglichen Überlegungen, dass

eine besonders niedrige Mortalität während der Mast eine besonders gute Tiergesundheit und

damit besonders geringe Häufigkeiten von Schlachtbefunden bedeuten würde, ausgehend von

eigenen Untersuchungen, postuliert, dass erst eine Mortalitätsrate von über 5% mit einer

höheren Rate an Schlachtbefunden einhergeht.

Es wird auf die Entwicklung eines Tierbehandlungs-Index (TBI) eingegangen, der eine

Einschätzung der Morbidität der Mastgruppe anhand der antibakteriellen Behandlungen

indirekt gemessen wird. „Der TBI gibt die Anzahl von Tagen an, die durchschnittlich jedes

Tier einer Mastgruppe mit einer antimikrobiellen Substanz (oral oder parenteral) versorgt

wurde“.

TBI = Anzahl behandelter Tiere x Anzahl der Behandlungstage

Anzahl der Tiere in der Mastgruppe

Abschließend wird festgestellt, dass es noch einiger Maßnahmen bedarf, ehe sich die

Erkenntnis durchgesetzt hat, dass es sich bei der „risikoorientierten Fleischuntersuchung“ um

ein komplexes, teilweise kompliziertes System handelt, dessen Einführung noch einige Zeit in

Anspruch nehmen wird.

Eine vergleichende Untersuchung zwischen dem Entscheidungsmodell mittels Ampelsystem

und den Grenzwerten in einem Entwurf zur AVV Lebensmittelhygiene (Stand 07.10.2005)

kommt zu dem Schluss, dass keines der beiden untersuchten Bewertungssysteme eine

befriedigende Bewertung von Lieferpartien unter den vorliegenden Bedingungen zulässt. Die

Autorin kommt zu dem Schluss, dass es vermutlich zur Entwicklung individueller,

ortsbezogener Bewertungssysteme kommen muss, die von einer umfangreichen Schulung

aller Beteiligten ebenso begleitet werden muss, wie der ständigen Verbesserung des Systems,

unter Einbeziehung der Behörden (MEEMKEN 2006).

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt WINDHAUS (2008), die in einer umfangreichen Erhebung

aufbereitete Informationen zur Lebensmittelkette ausgewertet hat. Die Autorin sieht ebenfalls

nur eine standortbezogene, individuelle Lösung als Erfolg versprechend an. Insbesondere die

Page 31: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

23

beteiligten Landwirte müssen lernen, sich als Lebensmittelunternehmer zu verstehen und

entsprechend die für ihren Bereich zutreffenden Informationen offen und ehrlich mitzuteilen.

Im Jahr 2007 beschäftigte sich eine Sachverständigengruppe im Bundesinstitut für

Risikobewertung mit der Thematik und es wurden überwiegend Fragen zur praktischen

Umsetzung von Modellversuchen diskutiert. „Dabei sind im Zusammenhang mit der

risikoorientierten Fleischuntersuchung die Elemente der Risikobewertung (Identifizierung,

Charakterisierung, Abschätzung) zu berücksichtigen. Die Urproduktion ist als Bestandteil der

Lebensmittelkette anzusehen. Der Informationsfluss aus der Urproduktion muss gewährleistet

sein, erfasst und ausgewertet werden.

Für die Zulassung von Betrieben zur risikoorientierten Fleischuntersuchung sind

Entscheidungskriterien erforderlich. Zur Überwachung der Lebensmittelsicherheit bei der

Gewinnung von Fleisch sind insbesondere die rechtlichen Anforderungen an ein integriertes

Produktionssystem einzuhalten“. In den Empfehlungen heißt es, dass bundeseinheitliche

Kriterien erforderlich sind und dass mögliche gesundheitlich relevante Gefahren in die

Kriterienvorschläge aufzunehmen sind. Weitere Pilotversuche sind erforderlich und die

Einbeziehung anderer Gremien in die Sachverständigenrunde wird empfohlen

(BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG 2007).

Die VERORDNUNG (EG) Nr. 1244/2007 DER KOMMISSION vom 24. Oktober 2007

regelt detailliert die Voraussetzungen, die zur Durchführung der berührungslosen (visuellen)

Fleischuntersuchung im Rahmen der risikoorientierten Fleischuntersuchung vorliegen

müssen.

In der Information Nr. 010/2008 des BfR vom 29. Januar 2008 wird noch einmal detailliert

und unter Einbeziehung der neuesten rechtlichen Vorschriften dargestellt, welche

Bedingungen zur Durchführung einer rein visuellen Fleischuntersuchung erforderlich sind,

damit diese Untersuchungsform einen Fortschritt gegenüber der herkömmlichen

Untersuchung darstellen kann (BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG 2008):

Aus dem Protokoll des Sachverständigengespräches im Bundesinstitut für Risikobewertung

vom Januar 2010 wird deutlich, „dass die an einem Standort gewonnenen Erkenntnisse in

Page 32: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

24

angepasster Form offenbar auch auf andere Betriebe übertragbar sind und auch dort zur

Zulassung einer risikobasierten Fleischuntersuchung ohne Anschnitte führen werden“.

Von anderen Teilnehmern des Sachverständigengespräches wurde dieser Hinweis zum Anlass

genommen, auf eine bundeseinheitliche Praxis bei der Zulassung der risikobasierten

Fleischuntersuchung ohne Anschnitte hinzuarbeiten. Als wichtigste Schritte wurde von den

Beteiligten die Entwicklung und Validierung entsprechender Methoden für flankierende

Untersuchungen hinsichtlich Zoonoseerreger erachtet und auch die Durchführung von

Risikobewertungen zu den als relevant identifizierten Gefahren. Die ersatzweise

Wiedereinführung von Untersuchungsmethoden wie z.B. das Anschneiden von Lymphknoten

zur Detektion von Mycobacterium avium-Komplex–Erregern (MAC) wurde als nicht

zielführend eingeschätzt“.

Die Sachverständigen bewerteten ihre Erwartungen und Einschätzungen zur risikoorientierten

Fleischuntersuchung und sahen einen fortschreitenden Konsens in den Bedingungen der

Entwicklung der Einführung der risikoorientierten Fleischuntersuchung ohne Anschnitte und

Berührung.

So soll eine Auditierung im Rahmen des QS- Programms die Einhaltung der integrierten und

kontrollierten Haltung als Voraussetzung für eine Teilnahme an der risikoorientierten

Fleischuntersuchung ohne Anschnitte sicherstellen. Ein wichtiges Ziel der visuellen

Fleischuntersuchung besteht auch darin, auf Anschnitte und Palpationen zu verzichten, um

das Risiko für Fleisch durch bei der Untersuchung verursachte Kreuzkontaminationen mit

pathogenen Mikroorganismen zu verhindern, ohne die Lebensmittelsicherheit zu

vernachlässigen.

In diesem Zusammenhang kommt der Überwachung spezieller gesundheitlicher Aspekte

sowie der Entwicklung und Etablierung eines entsprechenden, praxisgerechten Auswertungs-

und Informationssystems eine besondere Bedeutung zu (BUNDESINSTITUT FÜR

RISIKOBEWERTUNG 2010).

Page 33: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

25

3 Material und Methoden

3.1 Gründe für die Entscheidung zur Einführung der rSFU in der Fa. Manten sind:

Umsetzung des so genannten Hygienepaketes der EU von 2004

Erhöhung der Verbrauchersicherheit

Verbesserung des Tierschutzes und der Tiergesundheit

höhere Integration der Informationen der Prozesskette

durch den Austausch, die Aufbereitung und die Rückmeldung relevanter Daten soll

der Stufe Landwirtschaft und Schlachtung die Möglichkeit zur Verbesserung ihrer

Prozesse gegeben werden

Die Lenkungsgruppe, ist zusammengesetzt aus: Diana Meemken und Thomas Blaha, beide

Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Sylvia Heesen, Lutz Rauscher und Peter Schaap,

Veterinäramt Kleve, Heiner und Petra Manten, Firma Manten, Qualitätsfleisch von

Niederrhein und Martin Frettlöh, Quh-Lab. Sie orientierte sich bei der Strategie der

Umsetzung und den Schritten bis zur Einführung an dem Vorschlag eines Gesamtkonzeptes

zur Umsetzung der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung unter

Einbeziehung der visuellen Fleischuntersuchung MEEMKEN (2009):

Zuerst werden aus den geltenden rechtlichen Bestimmungen mit Auswirkungen auf

die rSFU alle Anforderungen an das Projekt zusammengetragen.

Die Voraussetzungen für Landwirte, in das System der rSFU zu liefern, werden

herausgearbeitet.

Die Zulassungskriterien für Landwirte zu Lieferung von lebenden Schweinen in das

System der rSFU werden festgelegt.

Es wird festgelegt, welche Informationen aus der Mast relevant für die rSFU sind, wie

diese Daten zum Schlachthof gelangen und in welcher Form sie dort aufbereitet

werden. Den Mästern wird die Möglichkeit geschaffen, diese Informationen zu

übermitteln.

Page 34: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

26

Eine Informationsveranstaltung für die betroffenen Landwirte gibt Auskunft und die

Möglichkeit für Fragen über die Auswirkungen, die Vorteile und die Pflichten die aus

der rSFU resultieren.

Das schon bestehende System zur Erfassung und datentechnischen Aufbereitung von

Befunden der Schlachttier- und Fleischuntersuchung am Schlachthof wird an die

Erfordernisse der rSFU angepasst.

Solche die Tiergesundheit beschreibenden Bewertungskriterien werden bestimmt und

relativ zueinander gewichtet.

Ein Interventionskonzept wird erstellt und in der Lenkungsgruppe verabschiedet.

Ein Konzept für Paralleluntersuchungen und Verifizierung wird erstellt und in der

Lenkungsgruppe verabschiedet.

Die technischen Voraussetzungen werden geschaffen, Eingaben und Auswertungen

werden getestet, während die SFU noch nach konventioneller Methode abläuft.

3.2 Rechtliche Grundlagen für die Einführung der rSFU

(aus den „Eckpunkten zur Einführung der Risiko basierten Fleischuntersuchung ohne

Anschnitte beim Mastschwein", Bundesinstitut für Risikobewertung (2009))

Fleischhygienerechtliche Grundlage für die Untersuchung von Schlachttieren ist die

Verordnung(EG) Nr. 854/2004 vom 29. April 2004 unter Berücksichtigung der

Verordnung(EG) Nr. 2074/2005 in der Fassung der VO (EG) Nr. 1244/2007 hinsichtlich

der Durchführungsmaßnahmen für bestimmte Erzeugnisse tierischen Ursprungs, die zum

menschlichen Verzehr bestimmt sind, und zur Festlegung spezifischer Bestimmungen über

amtliche Kontrollen zur Fleischuntersuchung (ABl. EU Nr. L 281 S. 12).

Gemäß Anhang I Abschnitt IV Kapitel IV Teil B der Verordnung (EG) Nr. 854/2004 kann

die zuständige Behörde beschließen, dass Mastschweine, die seit dem Absetzen in integrierten

Produktionssystemen in kontrollierter Haltung gehalten werden, lediglich einer Besichtigung

zu unterziehen sind.

Die Verordnung (EG) Nr. 2074/2005 in der Fassung der VO (EG) Nr. 1244/2007

präzisiert die Bestimmungen für eine risikoorientierte Fleischuntersuchung ohne Anschnitte

gemäß Anhang I Abschnitt IV Kapitel IV Teil B Nr. 2 der Verordnung (EG) Nr. 854/2004

Page 35: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

27

dahingehend, dass die zuständige Behörde die Fleischuntersuchung bei Mastschweinen auf

eine Besichtigung beschränken kann, sofern folgende Bedingungen erfüllt sind:

Der Lebensmittelunternehmer stellt sicher, dass die Tiere unter kontrollierten Bedingungen

und in integrierten Produktionssystemen gehalten werden.

Der Lebensmittelunternehmer stellt Informationen zur Lebensmittelkette zur Verfügung.

Die zuständige Behörde überwacht eine Anzahl an ausgewählten Tieren regelmäßig

serologisch und/oder mikrobiologisch (oder ordnete diese Überwachung an). Dabei werden

solche Lebensmittelsicherheitsrisiken berücksichtigt, die bei lebenden Tieren bestehen und

auf der Ebene des Haltungsbetriebs relevant sind.

Voraussetzung für eine risikoorientierte Fleischuntersuchung ohne Anschneiden ist das

Vorliegen von Informationen zur Lebensmittelkette 24 Stunden vor der Schlachtung.

Lebensmittelketteninformationen können z.B. in Form einer Standarderklärung des Landwirts

mit Angaben zu verschiedenen Parametern wie Tiergesundheit und Rückstandsstatus

abgegeben werden.

Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 2074/2005 in der Fassung der VO (EG) Nr. 1244/2007

spezifiziert die Bestimmungen für die amtlichen Kontrollen zur Fleischuntersuchung. Danach

gilt, dass unter kontrollierten Haltungsbedingungen und integrierten Produktionssystemen

eine Art der Tierhaltung zu verstehen ist, bei der der Lebensmittelunternehmer die folgenden

Kriterien erfüllen muss:

Alle Futtermittel werden von einer Einrichtung bezogen, die Futtermittel gemäß den

festgelegten Bestimmungen gemäß der Verordnung (EG) Nr. 183/2005 herstellt.

Raufutter oder Futterpflanzen werden gemäß den festgelegten Bestimmungen der

Verordnung (EG) Nr. 183/2005 behandelt und nach Möglichkeit getrocknet und/oder

pelletiert.

Ein Rein-Raus-System wird so weit wie möglich angewandt.

Neu in den Bestand aufgenommene Tiere werden so lange isoliert gehalten, wie die

Veterinärdienste dies zur Verhinderung der Einschleppung von Krankheiten

vorschreiben.

Keines der Tiere hat Zugang zu Einrichtungen im Freien, es sei denn, der

Lebensmittelunternehmer kann der zuständigen Behörde durch eine Risikoanalyse

nachweisen, dass die Dauer, die Einrichtungen und die Umstände des Zugangs ins

Page 36: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

28

Freie hinsichtlich der Einschleppung von Krankheiten in den Bestand keine Gefahr

darstellen.

Es liegen ausführliche Informationen über die Tiere von der Geburt bis zur

Schlachtung und über ihre Haltungsbedingungen gemäß Anhang II Abschnitt III der

Verordnung (EG) Nr. 853/2004 vor (Der Mastbetrieb verfügte über Aufzeichnungen,

aus denen die Herkunft des Tieres seit der Geburt lückenlos nachvollziehbar ist. Die

entsprechenden Daten können auf Anforderung zur Verfügung gestellt werden.)

(Lebensmittelketteninformationen, siehe nächster Punkt).

Sofern die Tiere Einstreu erhalten, wird das Vorhandensein oder die Einschleppung

einer Krankheit durch entsprechende Behandlung des Einstreumaterials vermieden.

Das Betriebspersonal erfüllt die allgemeinen Hygienebestimmungen gemäß Anhang I

der Verordnung (EG) Nr. 852/2004.

Es sind Verfahren zur Kontrolle des Zugangs zu den betrieblichen Einrichtungen

vorhanden, in denen Tiere gehalten werden.

Der Haltungsbetrieb darf nicht über Einrichtungen für Touristen oder für Camping

verfügen, es sei denn, der Lebensmittelunternehmer kann der zuständigen Behörde

durch eine Risikoanalyse nachweisen, dass diese Einrichtungen ausreichend von den

Tierhaltungseinheiten getrennt sind, so dass ein unmittelbarer und mittelbarer Kontakt

zwischen Menschen und Tieren nicht möglich ist.

Die Tiere haben keinen Zugang zu Müllhalden oder Hausmüll.

Es ist ein Plan zur Bekämpfung von Schädlingen vorhanden.

Es wird keine Silage verfüttert, es sei denn, der Lebensmittelunternehmer kann der

zuständigen Behörde durch eine Risikoanalyse nachweisen, dass durch das

Futtermittel keine Risiken auf die Tiere übertragen werden.

Abwässer und Schlamm aus Kläranlagen werden nicht in Bereichen ausgebracht, die

den Tieren zugänglich sind, oder zur Düngung von Weideland verwendet, auf dem zur

Verfütterung bestimmte Pflanzen angebaut werden, es sei denn, diese werden in von

der zuständigen Behörde als zufriedenstellend betrachteter Weise ordnungsgemäß

behandelt.

Sofern die Erfordernisse für eine risikobasierte Fleischuntersuchung ohne Anschnitte nicht

vollständig vorliegen, müssen die betreffenden Tierkörper der konventionellen

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29

Fleischuntersuchung zugeführt werden, die aus Adspektion, Palpation und Inzision

bestimmter Organe bzw. Organteile besteht.

Die Bedingungen der Verordnung (EG) Nr. 2074/2005 in der Fassung der VO

(EG)Nr.1244/2004 gelten sinngemäß auch für Qualitätssicherungssysteme in den

benachbarten EU-Mitgliedstaaten (D-QS/ NL-IKB/ DK-QSG) im Rahmen einer

länderübergreifenden Kommunikation auf Ebene der kommunalen Behörden.

Grundsätzlich ist also vereinbart, dass die Konformität mit der VO (EG) 1244/2004 durch

eine geltende QS-Zertifizierung nachgewiesen wird. Wer ins Deutsche QS-System liefern

möchte, muss in der Datenbank der QS geführt sein. Dort ist nur geführt, wer die

Bedingungen der QS GmbH in Bonn in vollem Umfang erfüllt. Dies ist also das Kriterium zur

grundsätzlichen Zulassung in der System der rSFU (neben der Freilandabfrage): Nur Betriebe,

die in der QS Datenbank geführt werden, also ggf. auch Niederländische, Belgische, Dänische

und andere Schweine, dürfen in das QS-System liefern. Die Konformität mit der VO (EG)

1244/2004 gilt also mit der Listung in der QS Datenbank erfüllt.

Damit ist das System genügend dynamisch und übernimmt Aktualisierungen des QS-Bonn

Systems. Auch ist Schweinediskriminierung allein aufgrund von Herkunft ausgeschlossen.

VO (EG) 853/2004 Abschnitt III: Informationen zur Lebensmittelkette

Diese Informationen müssen dem Schlachtbetrieb mindestens 24 h vor Anlieferung der

lebenden Schweine vorliegen:

Gesundheitsstatus der Herkunftsregion der Schweine

der Gesundheitszustand der Tiere

Behandlungsdaten mit Tierarzneimitteln mit Wartezeiten größer Null innerhalb eines

Sicherheitszeitraums

lebensmittelsicherheitsrelevante Krankheiten der Tiere

Ergebnisse von Proben und Analysen mit Aussagen über den lebensmittelsicherheits-

relevanten Gesundheitsstatus der Tiere

Ergebnisse vorangegangener Schlachttier- und Fleischuntersuchungen sowie

besonders die Berichte des amtlichen Tierarztes

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30

Produktionsdaten, wenn diese das Auftreten einer Krankheit anzeigen können

Name und Anschrift des Bestandsbetreuenden Tierarztes

3.3 Voraussetzung für Landwirte zur Lieferung in das System der rSFU

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Landwirte die in das System der rSFU liefern

möchten, zwei wichtige Voraussetzungen erfüllen müssen:

a. Sie müssen in Ihrem Betrieb Mindeststandards an Haltungsbedingungen und

Qualitätssicherung eingeführt und aufrechterhalten haben.

b. Sie müssen lebensmittelsicherheitsrelevante Informationen, zu deren Kenntnis sie

während der Mast gelangen, an die nächste Stufe der Lebensmittelkette weitertragen.

Zu a: die Einhaltung der Mindeststanderds und der Qualitätssicherung sind erforderlich, um

die Wahrscheinlichkeit des Eintrags von Krankheiten und deren Ausbreitung so gering wie

möglich zu halten und um so einen möglichst geringen Infektionsdruck in die

Lebensmittelkette und der möglicherweise reduzierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung

gelangen zu lassen.

Alle die in der VO (EG) 1244/2007 genannten Punkte werden seit April 2009 durch die

Checklisten der QS-GmbH in Bonn sowie durch die Systeme IKB in den Niederlanden und

Certus in Belgien auf der Stufe Landwirtschaft geprüft. Eine gültige Zertifizierung nach

einem dieser Systeme deckt also die Voraussetzungen der VO (EG) 1244/2007 ab. Der

Schlachthof Manten, Qualitätsfleisch vom Niederrhein GmbH prüft bereits seit 2007 jede

Nacht alle für den nächsten Tag bereits vorangemeldeten Lieferanten von Schweinen mithilfe

eines EDV Systems und der Internetdatenbank „Qualiproof“ der Firma QS-GmbH Bonn auf

ihre gültige QS-Zertifizierung. Die Zugehörigkeit zu IKB oder Certus bei Niederländischen

oder Belgischen Schweinen wird bei der Anlieferung mittels der beigebrachten Dokumente

abgesichert. Ebenso automatisch abgefragt wird die Information bezüglich einer möglichen

Freilandhaltung bei Schweinen. Diese führt nach der QS Prüfsystematik nicht automatisch

zum Entzug des Zertifikates, Freilandhaltung ist nach einem Beschluss der Lenkungsgruppe

aber zunächst Ausschlusskriterium für eine Zulassung für die visuelle Schlachttier- und

Fleischuntersuchung..

Page 39: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

31

Zu b: die Mitteilung von lebensmittelsicherheitsrelevanten Informationen sind erforderlich,

um den rechtlichen Bestimmungen zu genügen, vor allem aber um dem amtlichen

Untersuchungspersonal am Schlachthof alle möglichen Informationen zur Einschätzung des

Gesundheitsstatus einer Partie Schlachtschweine zur Verfügung zu stellen. Als unabdingbare

Informationen für die rSFU werden die Angaben angesehen, die mit dem Formblatt der

Lebensmittelketteninformation mit den Schlachtschweinen zum Schlachthof gelangen. Auf

diesem schon seit längerem verwendeten Formblatt werden zusätzlich Informationen zum

Einsatz von Antibiotika und der Mortalitätsrate der letzen abgeschlossenen Mastpartie

abgefragt. Alle mit diesem Lieferschein zum Schlachtbetrieb gelangenden Informationen

werden unmittelbar von einem Mitarbeiter/ einer Mitarbeiterin der Firma Manten in ein EDV

System zu dem Datensatz des jeweiligen Landwirtes gefügt.

3.4 Informationsveranstaltung für Landwirte zur Teilnahme an dem System der

risikoorientgierten Schlachttier- und Fleischuntesuchung

Am 17. August 2010 führte die Firma Manten für alle betroffenen und interessierten

Landwirte und Händler eine Informationsveranstaltung zur geplanten Einführung der

risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung durch.

Professor Thomas Blaha von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover berichtete über

die gesetzlichen Bestimmungen und die Notwendigkeit einer risikoorientierten Schlachttier-

und Fleischuntersuchung. Ebenfalls beleuchtet wurden die Vorteile einer integrierten

Lebensmittelkette und der damit verbundene informativen Mehrwert für die Steuerung des

jeweiligen landwirtschaftlichen Betriebes.

Dr. Greshake von der Erzeugergemeinschaft Rheinland referierte über die

Berechnungsgrundlagen der Mortalität und des Antibiotikaeinsatzes und über die

Möglichkeiten der Datenübermittlung.

Dr. Lutz Rauscher vom Landkreis Kleve erläuterte den bisherigen und den geplanten

Untersuchungsgang mit den Möglichkeiten der gezielt erweiterten Untersuchung. Weiter gab

er detaillierte Informationen über die Rahmenbedingungen der risikoorientierten Schlachttier-

und Fleischuntersuchung für die Landwirte und Händler aus der Sicht der

Page 40: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

32

Veterinärüberwachungsbehörde. Zuletzt wurde ein Pflichtenheft vorgestellt, welches

beteiligte Lebensmittelunternehmer und die amtlichen Kontrolleure umsetzen müssen, um das

Projekt zu einem Erfolg zu führen. Teil des Pflichtenheftes ist es, dass die Landwirte sich

damit einverstanden erklären, dass ihre Tiergesundheitsdaten auch von der

Kreisveterinärbehörde eingesehen werden können.

Herr Römer von der Firma QS GmbH referierte über das QS System im Verbund mit anderen

Europäischen Qualitätssicherungssystemen. Die Anerkennung von IKB und Certus durch QS

wurde bestätigt, ebenso wie die weitgehende und ausreichende Erfüllung der Anforderungen

der 1244/2007 durch QS, IKB und Certus.

Frau Petra Manten von der Firma Manten stellte die Lieferscheine mit den zusätzlichen

Angaben zum Antibiotikaeinsatz und zur Berechnung der Mortalitätsrate vor.

Zum Abschluss fasste Martin Frettlöh von Quh-Lab die Motivation für die Einführung der

risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung in diesen Punkten zusammen:

Erhöhung der Verbrauchersicherheit

Verbesserung des Tierschutzes und der Tiergesundheit

geltende Gesetze in einem Schlachtbetrieb und damit einer Lebensmittelkette zur

Anwendung zu bringen

höhere Integration der Informationen der Prozesskette

durch den Austausch, die Aufbereitung und die Rückmeldung relevanter Daten sollen

der Stufe Landwirtschaft und Schlachtung die Möglichkeit zur Verbesserung ihrer

Prozesse geschaffen werden

3.5 Algorithmus zur Bewertung der Befunde aus der rSFU

Die zu untersuchenden fleischhygienisch- und tiergesundheitlich relevanten Merkmale

werden durch Verordnung (EU) 854/2004 vorgegeben. Im Rahmen dieses Projektes werden

sie herkunftsbestandsweise systematisch geordnet und katalogisiert.

Organoleptische Veränderungen wie Geschlechtsgeruch und/oder andere nicht

gesundheitsrelevante Veränderungen wie Kryptorchie werden innerhalb des Merkmalkatalogs

nicht erfasst.

Page 41: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

33

Zu den während der Schlachttier- und Fleischuntersuchung durch das amtliche

Untersuchungspersonal erfassten Befunden kommen noch die Informationen aus der

Lebensmittelkette. Diese Informationen werden durch den Schlachthofbetreiber erfasst.

Um mit größtmöglichem Nutzen Informationen sammeln und auswerten zu können, soll dem

amtlichen Überwachungspersonal die Möglichkeit gegeben werden, sämtliche erhobenen

Befunde aus dem Merkmalkatalog in ein EDV System eingeben zu können.

So können die Daten zentral gesammelt und berechnet werden. Weiterhin können auf diese

Weise an den Eingabeterminals auch Informationen über zu erwartende Probleme mit

ankommenden Schweinen und direkte Anweisungen zur gezielt erweiterten Untersuchung

entweder aus dem System automatisch generiert oder durch den Dienststellenleiter, sowie

autorisierte amtliche Tierärzte gegeben werden.

Möglichkeiten zur Eingabe von Untersuchungsergebnissen in das EDV System bestehen bei:

Einkauf (Eingabe von Lieferscheinen durch Firma Manten)

Rampe und Rampencontainer (Eingabe von Befunden lebender Schweine und

Anweisungen durch amtl. Tierärzte)

Organband und Schlachthälftenband (Eingabe von Befunden der Organe und

Schlachthälften durch amtliche Fachassistenten und/oder amtliche Tierärzte)

Ausschleusband (Eingabe von Befunden von ausgeschleusten Schweinehälften und

Anweisungen durch amtliche Tierärzte)

Büro des Dienststellenleiters (Eingabe von Anweisungen durch Dienstellenleiter)

Page 42: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

34

Tab. 1: Übersicht über Merkmale, deren Daten gesammelt werden.

Kriterium Art/ Ort der Erfassung Zeitpunkt der

Erfassung

Relevant für Steht zur Verfügung

bei

QS-Zugehörigkeit Einkauf bei

Anlieferung

Aktuelle

Lieferung

Betrieb/VetBand

Mortalität Lieferschein spätestens mit

Anlieferung

Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Antibiotika Einsatz Lieferschein spätestens mit

Anlieferung

Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Tetracyclineinsatz Lieferschein spätestens mit

Anlieferung

Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Schlachtgewicht Schlachtung-Waage Schlachtung Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Organbefundung

(Magen, Leber, Lunge,

Brust, Herz)

Schlachtung-VetBand Schlachtung Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Teilschäden

(Kotelett, Schinken,

Schulter,

Rippenkasten, Köpfe,

Schwarte)

Schlachtung-VetBand Schlachtung Folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

Transporttote Lebend-

/Fleischuntersuchung

vor/während

Schlachtung

Tierschutz Betrieb/VetBand

Schlagstriemen Lebend-

/Fleischuntersuchung

vor/während

Schlachtung

Tierschutz Betrieb/VetBand

Knochenbrüche Lebend-

/Fleischuntersuchung

vor/während

Schlachtung

Tierschutz Betrieb/VetBand

Anweisung zur

Untersuchungsart

Lebend-

/Fleischuntersuchung

vor/während

Schlachtung

Sofort und

folgende

Lieferungen

Betrieb/VetBand

mehr Information

siehe Punkt

Anmerkungen

Die in lila Farbe unterlegten Punkte haben Relevanz für den Tierschutz und gehen nicht in die

lebensmittelrelevante risikoorientierte Bewertung der Landwirte ein. Gleiches gilt für hellgrau

unterlegte Punkte, sie haben zur Zeit des Projektes nur Relevanz für den Drittland Export.

Page 43: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

35

Abb. 2: Übersicht über Datenfluss im System der rSFU am Schlachthof

Alle pro Herkunftsbestand gesammelten und fortlaufend kumulierten Daten fließen in eine

Datenbank der Firma Manten, in der sie bestandsweise berechnet und an relevanten

Arbeitsplätzen wieder als aufbereitete und zusammengefasste Information ausgegeben werden

können.

Alle Rechtecke mit abgeknickter linker oberer Ecke stellen Arbeitsplätze dar; die rot

ausgefüllten sind Arbeitsplätze der amtlichen Überwachung, die hellblau gefüllten sind

Arbeitsplätze der Firma Manten.

Rechtecke über den Arbeitsplätzen stellen Informationen dar, die an diesen Bildschirmen

abzulesen sind, Rechtecke unter den Arbeitsplätzen zeigen Eingaben an, die an diesen

Arbeitsplätzen gemacht werden können.

Die blau umrandeten Kästchen zeigen allgemeine Informationen über die Lieferungen von

Schweinen die der Arbeitsplanung und der Personaleinteilung dienen.

Page 44: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

36

Rechtecke mit gestrichelten Linien zeigen Befunde an, die wegen ihrer Tierschutzrelevanz

gesammelt und ausgewertet wurden. Diese Informationen sollen regelmäßig dem

Veterinäramt für die Überwachung, sowie den Landwirten zur Information zur Verfügung

gestellt werden, sie haben aber derzeit für die Einstufung der Betriebe hinsichtlich der rSFU

keine Bedeutung.

Rechtecke mit durchgezogenen schwarzen Linien stellen Merkmale dar, welche für die

Einteilung der Landwirte im Hinblick auf die von Ihnen angelieferten Schweine

durchzuführende Untersuchung wichtig sind.

3.5.1 Der Index für Landwirte: LAX

Bei der Berechnung der Daten eines Herkunftsbetriebes handelt es sich um eine retrospektive

Betrachtung. Das bedeutet, dass die Informationen, anhand derer die Art der Untersuchung

für eine aktuelle Lieferung von Schweinen festgelegt wurde, sich auf die Eingabe von Daten

innerhalb der letzten 6 Monate stützt. Also bestimmen jeweils mindestens zwei vergangene

Mastgruppen die Bewertung der aktuellen Mastgruppe. Nur die im Diagramm blau

umrandeten Daten zur Menge und Zeit einer Anlieferung beschreiben die aktuelle Gruppe und

liegen am Tag vor der Anlieferung einer Gruppe von Schweinen vor. Auf diese Weise wird

sichergestellt, dass die Informationen zur Entscheidung der Untersuchungsintensität, wie von

der VO (EG) 853/2004 vorgeschrieben, 24 Stunden vor Anlieferung einer Gruppe von

Schlachtschweinen dem Veterinäramt zur Personalplanung zur Verfügung steht.

Die Bewertung der angesprochenen Merkmale eines Mastbetriebes über einen jeweils

rollenden Zeitraum von 6 Monaten führt zu der Einteilung eines jeden Betriebes nach einem

Ampelsystem (angelehnt an SCHRUFF 2004). Wobei die Farbe „grün“ die generelle

Zulassung eines Betriebes für die visuelle Fleischuntersuchung anzeigt. Die Farbe „gelb“ lässt

die Tiere der betroffenen Betriebe zwar grundsätzlich noch direkt für die visuelle

Fleischuntersuchung zu, deutet aber auf Verschlechterungen oder Probleme hin, welche die

Betriebe bei Nichtbeseitigung aus dem visuellen Untersuchungsgang ausschließen kann, wenn

die Tendenz in Richtung Verschlechterung weiter geht. Die Farbe „Rot“ zeigt Betriebe an,

deren Schweine zwar noch zu dem System der rSFU gehören, aber gezielt erweitert

untersucht werden sollten. Die Entscheidung über die Art der Untersuchung, trifft der

Page 45: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

37

Dienststellenleiter. Hier wird die Erfahrung zeigen, welche Form der Untersuchung für „rote“

Partien angemessen ist „Rosa“ zeigt solche Landwirte an, die nicht an dem System der rSFU

teilnehmen möchten. Oder teilnehmen möchten, aber noch nicht über ausreichend viele

Befunde verfügen.

Um diese Einteilung vornehmen zu können, wurde aus den erhobenen Befunden eines

Betriebes ein Index für den Herkunftsbestand errechnet. Dieser Index setzt sich aus den

kumulierten und gewichteten Einzelbefunden eines Zeitraumes von 6 Monaten zusammen,

bildet also ein dynamisches und anpassungsfähiges Bewertungskriterium für jeden Betrieb.

Der Index für Landwirte wird im Folgenden „LAX“ für LAndwirtschaftsindeX genannt.

Damit ist der LAX die statistisch durchschnittliche Häufigkeit von Veränderungen pro

Schwein der in den letzten 6 Monaten vom jeweiligen Betrieb gelieferten Schweine. Der LAX

ist also ein dynamisch sich verändernder Index, der die Gesundheit von Schweinebeständen

anhand festgelegter Kriterien und Gewichtung dieser Kriterien untereinander beschreibt.

3.5.1.1 Landwirte mit erster Lieferung

Durch die normale Fluktuation und die Ausweitung der Schlachtung bei der Firma Manten,

werden immer wieder Schweine angeliefert, zu deren Herkunftsbestand keine Daten

vorliegen. Eine Bewertung mittels eines LAX ist in diesem Fall nicht möglich. Diese

Bestände werden bei der ersten Anlieferung im EDV System der Firma Manten farblich

gekennzeichnet, um ihren besonderen Status kenntlich zu machen. Um aber auch diese

Bestände rasch innerhalb des Systems zur rSFU bewerten zu können, wird folgendes

Vorgehen akzeptiert:

1. Der Landwirt legt einen Datensatz vom vorher belieferten Schlachthof über die

Ergebnisse der Schlachttier- und Fleischuntersuchung innerhalb der letzten 6 Monate

vor.

2. Zur Häufigkeit der Anlieferung innerhalb eines Zeitraumes von 6 Monaten enthalten

die Eckpunkte des Bundesinstitutes für Risikobwertung keine genauen Vorgaben. Es

wird vereinbart, dass die 6-Monatsfrist als erfüllt anzusehen ist, wenn innerhalb von 6

Monaten mindestens zwei Lieferungen eines Mästers stattgefunden haben

Page 46: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

38

3.5.2 Der Index für den Schlachthof: SCHLIX

Der oben beschriebene Index für jeden einzelnen Landwirt musste nun noch in ein Verhältnis

zu dem Durchschnitt aller gewichteten Befunde des Schlachtbetriebes aus dem selben

Zeitraum gebracht werden, um sie relativ zueinander und relativ zum Schlachtbetrieb

beurteilen zu können.

Aus den kumulierten und gewichteten Einzelbefunden aller Schlachtschweinepartien die in

einem Zeitraum von 6 Monaten an den Schlachthof angeliefert werden, wird ein Gesamtindex

für den Schlachthof berechnet, im Folgenden „SCHLIX“ für SCHLachthofIndeXgenannt. Da

die Kriterien und ihre Gewichtung vor Beginn der tatsächlichen rSFU festgelegt werden, ist

anhand dieses Index für den Schlachthof die Gesamtentwicklung des Schlachtbetriebes im

Bezug auf die festgelegten Kriterien hinsichtlich der visuellen Untersuchung laufend zu

beurteilen. Wird das gleiche Index-System mit den gleichen Merkmalen und Gewichtungen

noch an anderen Schlachthöfen installiert, wäre sogar ein Kreis- Landes- oder gar

bundesweiter Vergleich der verbraucher-und tiergesundheitsrelevanten Merkmale möglich.

Auf das lokale System bezogen wird anhand des SCHLIX die Grenze (Schwelle) festgelegt,

bis zu der davon ausgegangen werden kann, das Betriebe deren LAX nicht höher als diese

Schwelle ist, innerhalb der rSFU visuell oder ggf. erweitert untersucht werden können. Zur

Verdeutlichung ein Beispiel: Der SCHLIX, eine dimensionslose Zahl, liegt zum Beispiel bei

70. Die Lenkungsgruppe, die das System der rSFU regelmäßig fachlich begleitet, bestimmt,

aufgrund des generellen Tiergesundheitsniveaus der an Manten angelieferten Bestände, dass

zum Beispiel 80% der von Landwirten in das System der rSFU gelieferten Tiere visuell oder

erweitert untersucht werden dürfen. Das EDV System sortiert die Landwirte nach dem

Kriterium LAX absteigend vom Besten zum Schlechtesten und summiert die Anzahl der

Schweine. An der Stelle, an der 80% der gesamt gelieferten Schweine erreicht sind, wird eine

Grenze (Schwelle) gezogen und der dortige LAX festgestellt. Die Schweine aus den

Betrieben, die mindestens den so bestimmen LAX haben, dürfen direkt visuell untersucht

werden, es sei denn, die amtlichen Tierärzte oder der Dienstellenleiter entscheiden anders.

Auf diese Wiese bleibt das System sehr dynamisch und Verbesserungen des Schlachthofes

und damit des SCHLIX haben automatisch eine höhere Schwelle für Landwirte zur Folge,

was eine ständige Verbesserung des gesamten Systems zur Folge hat.

Page 47: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

39

3.5.3 Algorithmus zur Berechnung von LAX und SCHLIX

Ziel der Einführung der rSFU war neben der Umsetzung des aktuellen Rechtes und der

Verbesserung des Verbraucherschutzes auch ein Zugewinn an Tiergesundheits- und

Tierschutzqualität. Mit diesem gedanklichen Hintergrund werden die Merkmale, welche in

die EDV-Struktur des rSFU-Systems eingegeben werden, in der Lenkungsgruppe festgelegt

und gewichtet. Dafür wurde ein Algorithmus erstellt, nachdem die Merkmale in eine

Einteilung für die anliefernden Landwirte, den LAX, münden.

In die Gruppe der relevanten Merkmale werden also solche aufgenommen,

die durch geltendes Recht vorgegeben sind,

die Auswirkungen auf den Verbraucherschutz haben und

jene mit Aussagekraft zur Tiergesundheit und zum Tierschutz

Durch die Lenkungsgruppe wird zudem, wie oben erwähnt, jedem ausgewählten Merkmal

eine Gewichtung zugeteilt. Die Skala für diese Gewichtung reicht von 1 (weniger wichtig) bis

10 (sehr wichtig). Die höchste Gewichtung erhalten jene Punkte, die große Bedeutung sowohl

für den Verbraucherschutz und die Tiergesundheit (Tiergesundheit als direkte oder indirekte

Ursache für Lebensmittelsicherheit) haben. In die Skala darunter kommen Merkmale mit

Auswirkungen nur auf den Verbraucherschutz, gefolgt von jenen mit Relevanz nur für die

Tiergesundheit und schließlich die Punkte, die nur wenig Einfluss auf Lebensmittelsicherheit

oder Tiergesundheit haben.

Eine Übersicht über die Merkmale und ihre durch die Lenkungsgruppe festgelegte

Page 48: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

40

Tab. 2: Übersicht Schäden und Gewichtung

Schadens

Gruppe Bezeichnung

Schadens

Nr. Schadensbezeichnung vis. relevant

Gewichtung

relativ

1 Organe 7 Leber verworfen x 2

1 Organe 20 Herz verworfen x 6

1 Organe 21 Lunge 10%-30% ver. x 5

1 Organe 23 Brustf.10%-30% ver. x 5

1 Organe 24 voller Magen

1 Organe 28 Lunge üb.30% ver. x 6

1 Organe 29 Brustfell üb.30% ver. x 6

200 Kotelett 201 Kot.verworf./blutig x 4

200 Kotelett 202 Kot.verworf./Nekrosen x 6

200 Kotelett 203 Kot.verworf./Maschinenschaden

200 Kotelett 204 Kot.verworf./eitrig x 8

200 Kotelett 205 Kot.verworf./sonstiges für katalog

300 Schinken 301 Schi.verworf./blutig x 4

300 Schinken 302 Schi.verworf./Nektrosen x 6

300 Schinken 303 Schi.verworf./Maschinenschaden

300 Schinken 304 Schi.verworf./eitrig x 8

300 Schinken 305 Schi.verworf./sonstiges für katalog

400 Schulter 401 Schult.verworf./blutig x 4

400 Schulter 402 Schult.verworf./Nekrosen x 6

400 Schulter 403 Schult.verworf./Maschinenschaden

400 Schulter 404 Schult.verworf./eitrig x 8

400 Schulter 405 Schult.verworf./sonstiges für katalog

500 Schwarte 501 Schw. Dermatitis x 6

500 Schwarte 503 Schw.verworf./Brüh.

1800 Rippenkasten 1801 Rippenkasten/blutig x 4

1800 Rippenkasten 1802 Rippenkasten/Nekrosen x 6

1800 Rippenkasten 1803 Rippenkasten/Maschinenschaden

1800 Rippenkasten 1804 Rippenkasten/eitrig x 8

1800 Rippenkasten 1805 Rippenkasten/sonstiges für katalog

2000 Eber 1 Binneneber

2000 Eber 27 Zwitter

3000 untauglich 101 Untaug./PSE

3000 untauglich 102 Untaug./Mycobac. x 10

3000 untauglich 103 Untaug./mult. Absz. x 10

3000 untauglich 104 Untaug./Rotl. x 10

3000 untauglich 105 Untaug./Polyarth. x 10

3000 untauglich 106 Untaug./Geruch

3000 untauglich 107 Untaug./Kontamination

3000 untauglich 108 Untaug./Abweichungen 854/2004a-u x 10

4000 Tierschutz 800 Kümmerer x 10

4000 Tierschutz 9001 Beißer Schwanz/Ohr x 10

4000 Tierschutz 9010 Schlagstriemen

4000 Tierschutz 9020 anderes für katalog

8000 beschlagn. etc. 4 beschlagn.

Merkmale mit Auswirkung auf den Tierschutz werden nicht gewichtet und fließen damit

zunächst nicht in die Berechnung des LAX mit ein. Sie werden aber gesammelt und dem

Landwirt mitgeteilt. Außerdem dienen diese Informationen dem zuständigen Veterinäramt als

Page 49: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

41

unterstützende Information für die risikoorientierte Überprüfung der Landwirte. Siehe hierzu

auch den Punkt Verifizierung.

Aus der Festlegung und Gewichtung dieser Merkmale berechnet das EDV System den Index

für die Landwirte (LAX) und den Index für den Schlachthof (SCHLIX).

3.5.3.1 Mathematische Vorgehensweise zur Berechnung des LAX

Normierung der Gewichtung

Die Gewichtung jedes Merkmals wird durch die Summe aller Gewichtungen dividiert.

So wird erreicht, dass der LAX nur innerhalb fester Grenzen liegen kann und auch in

diesen Grenzen bleibt, wenn die Gewichtungen geändert, oder einzelne Merkmale

hinzugefügt oder geändert werden.

Berechnung für die einzelnen Merkmale

Die Anzahl der Befunde eines Merkmals (also zum Beispiel 10 verworfene Lebern

einer Gruppe von Mastschweinen von einem Mäster) wird mit der normierten

Gewichtung dieses Merkmals multipliziert.

Summierung der Befunde

Die Ergebnisse aller Produkte der Mastgruppe eines Landwirtes werden summiert

Relativierung

Die summierten Produkte werden durch die Anzahl der insgesamt in diesem

Durchgang gelieferten Schweine dividiert und mit einem Faktor multipliziert der den

LAX als Zahl zwischen 0 und 100 darstellt.

3.5.3.2 Mathematische Vorgehensweise zur Berechnung des Index für den Schlachthof,

(SCHLIX)

Alle Landwirtschaftlichen Indices werden addiert und durch die damit erfassten Schweine,

also alle in den vergangenen 6 Monaten gelieferten Schweine, dividiert und mit dem selben

Faktor multipliziert, um wie beim LAX, eine Zahl zwischen 0 und 100 zu erhalten.

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42

Genauere Erklärungen finden sich dazu in dem Kapitel: Mathematische Erläuterungen der

Algorithmen.

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43

3.6 Mathematische Erläuterung der Algorithmen

Schema zur Berechnung des LAX und SCHLIX

Abb. 3: Schema Berechnung LAX und SCHLIX

Page 52: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

44

Berechnung des Index LAX

Kriterium: ein den Gesundheitszustand eines Schweins beschreibendes Merkmal

Gewichtung: mathematischer Ausdruck für die Relevanz eines Kriteriums für die Bewertung

der Qualität der Schweine

Befund: Anteilswert (in %) der Schweine von einem Hof, die im Kriterium fehlerhaft sind.

Zuerst soll für jede Lieferung die Stückzahl der Schweine je Kriterium ermittelt werden.

Da die Kriterien unterschiedlich bedeutend sind, werden sie gewichtet, indem man sie mit

normierten Gewichtungen multipliziert.

Die Gewichtungen sind per Division durch ihre Summe normiert, denn die eingetragenen

Werte sind oft größer als 1, aber nie kleiner, daher käme man später auf Werte über 100%.

Jetzt sollen die Stückzahlen der Schweine je Befund (gewichtet) summiert werden, sofern sie

vom gleichen Betrieb kommen.

Das Ergebnis ist die die Stückzahl aller auffälligen Schweine, die von einem Betrieb

kommen, wobei die unterschiedliche Bedeutung der Auffälligkeiten berücksichtigt wird. Teilt

man nun durch die Stückzahl aller aus diesem Betrieb kommenden Schweine, so erhält man

den Anteil auffälliger Schweine aus diesem Betrieb, und zwar in %. Diesen Anteil heißt LAX.

Berechnung des Index für Schlachthöfe SCHLIX

Kriterium: ein den Gesundheitszustand eines Schweins beschreibendes Merkmal

Gewichtung: mathematischer Ausdruck für die Relevanz eines Kriteriums für die Bewertung

der Qualität der Schweine

Befund: Anteilswert (in %) der Schweine von einem Hof, die im Kriterium fehlerhaft sind

Zuerst soll für jede Lieferung die Stückzahl der Schweine je Kriterium ermittelt werden.

Da die Kriterien unterschiedlich bedeutend sind, werden sie gewichtet, indem man sie mit

Gewichtungen multipliziert.

Die Gewichtungen sind per Division durch ihre Summe normiert, denn die eingetragenen

Werte sind oft größer als 1, aber nie kleiner, daher käme man später auf Werte über 100%.

Jetzt sollen die Stückzahlen der Schweine je Befund (gewichtet) summiert werden, diesmal

über alle Betriebe und Lieferungen, sofern ausreichend neu.

Page 53: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

45

Nun haben wir die Stückzahl aller auffälligen Schweine neueren Lieferdatums, wobei die

unterschiedliche Bedeutung der Auffälligkeiten berücksichtigt wird.

Teilt man nun durch die Stückzahl aller neu gelieferten Schweine, so erhält man den Anteil

auffälliger Schweine an allen an diesen Schlachthof gelieferten Schweinen, und zwar in %.

Das Ergebnis heißt SCHLIX.

Aus dem LAX, dem SCHLIX und dem zunächst frei bestimmten Grenzwert (Schwelle)

ergeben sich die direkt für die visuelle FU zugelassenen Landwirte. Eine Erklärung

bieten die folgenden Abbildungen.

Schweine von Landwirten mit einem LAX unter der „Schwelle“ sind zunächst direkt zur

visuellen FU zugelassen, Landwirte mit Schweinen über der „Schwelle“ sind auf Grund ihres

potentiell höheren Risikos von Erkrankungen zunächst nicht direkt zur visuellen FU

zugelassen und unterliegen einer gezielt erweiterten Untersuchung.

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46

Darstellung der Index Berechnung in Ablaufgrafiken

Abb. 4: Erläuterung zum Algorithmus 1. Teil

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Abb. 5: Erläuterung zum Algorithmus 2. Teil

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48

Abb. 6: Erläuterung zum Algorithmus 3. Teil

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49

Wie beschrieben sind LAX und SCHLIX das kumulierte gewichtete rollende Mittel der

bewerteten Kriterien und sind durch die Schwelle dynamisch anzupassen.

3.7 Interventionskonzept

Das vorgestellte System beschreibt eine weitgehend automatisierte und risikoorientierte

Einteilung der Schlachtschweine-Partien anhand festgelegter Merkmale und den Befunden

der amtlichen Untersuchung. Auf diese Weise soll aufwandsneutral ein deutlicher Zugewinn

an Informationsfluss betreffend die Schlachtkohorten, im Vergleich zur konventionellen

Untersuchung, erreicht werden.

Dem amtlichen Untersuchungspersonal wird mit diesem Konzept die Grundlage und

Hilfestellung für einen erheblich erweiterten Spielraum an Entscheidungsfindungen und

Möglichkeiten zur Untersuchung zur Verfügung gestellt.

Intention der rSFU ist es, die in VO (EG) 854/2004, Anhang I, Abschnitt IV, Kapitel IV,

Buchstabe B Nummer 2 genannten Vorrausetzungen wo nötig zu schaffen, mindestens aber

zu dokumentieren um die Schlachtkörper der genannten Besichtigung, oder einer gezielt

erweiterten Untersuchung zu unterziehen um die pathologisch-anatomischen Veränderungen

an Schlachtschweinen zu entdecken, nicht aber den kompletten Untersuchungsgang nach VO

(EG) 854/2004, Anhang I, Abschnitt IV, Kapitel IV, Buchstabe B Nummer 1 mit Palpationen

und Inzisionen durch zu führen.

Alle sonstigen Schritte oder für nötig erachteten Untersuchungen aber, die zur

Tauglichkeitsbeurteilung eines Schweineschlachtkörpers nötig sind, müssen weiterhin

durchgeführt werden.

Als Beispiele zur Verdeutlichung sind hier zu nennen:

Abszesse oder andere untaugliche Teile eines Schlachtkörpers entfernen

Untersuchungen innerhalb des visuellen Systems, die zur Abklärung von

pathologisch-anatomischen Veränderungen notwendig sind, etwa das Anschneiden

Page 58: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

50

von Lungen oder Lebern, wenn das amtliche Untersuchungspersonal dies für nötig

erachtet.

Das System der rSFU soll die Möglichkeit eröffnen, solche Untersuchungen und sonstige

Tätigkeiten durchzuführen, die das amtliche Untersuchungspersonal als angemessen erachtet

und solche Untersuchungen und sonstige Tätigkeiten nicht mehr durchzuführen, die zur

Entscheidungsfindung „Tauglich“ und „Untauglich“ nicht notwendig sind. Die Indexierung

der Schlachtkohorten dient dabei als Hilfestellung zur Voreinschätzung der notwendigen

Untersuchungen.

Da es zum Zeitpunkt der Konzepterstellung noch nicht absehbar war, in wieweit die

Vorhersagen des Indexsystems zutreffend sind und daher möglicherweise Schwankungen im

Arbeitsaufwand des amtlichen Untersuchungspersonals pro Schlachtkohorte auftreten werden,

wurde ein Katalog von Handlungsalternativen, das sogenannte Interventionskonzept,

zusammengestellt, mit dessen Hilfe flexibel auf kurzfristige Änderungen im

Untersuchungsaufwand reagiert werden kann.

Im Folgenden werden diese Werkzeuge vorgestellt und ausführlich beschrieben.

3.7.1 Anweisungen zur flexiblen Anwendung der rSFU

Dem amtlichen Untersuchungspersonal muss die Möglichkeit eingeräumt werden, die vom

System berechneten Einteilungen und vorgeschlagene Untersuchungen zu bewerten und zu

ergänzen.

Wesentliches Element der rSFU ist die visuelle FU. Das Spektrum der rSFU reicht von der

Möglichkeit, Schlachtkörper und Organe adspektorisch auf pathologisch anatomische

Veränderungen und Hinweise auf Krankheiten zu untersuchen, bis zur Durchführung auch

jeder anderen verfügbaren und für notwendig erachteten Untersuchung.

Dazu soll besonders den mit der Untersuchung beauftragten Tierärzten die Möglichkeit

geschaffen werden, schnell Anweisungen zu einer erweiterten Untersuchung einzelner oder

ganzer Lieferpartien von Schweinen an die ausführenden Stellen weiterleiten zu können.

Page 59: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

51

Um diese Notwendigkeit in die Tat umzusetzen, wird den mit der Untersuchung beauftragten

amtlichen Tierärzten das Werkzeug „Anweisung“ bei der Eingabe der Daten zur Verfügung

gestellt.

Für die Eingabe und auch die Anzeige der Anweisungen werden die Eingabeterminals, die

ausschließlich den Tierärzten zur Verfügung stehen, genutzt.

Dies sind folgende Terminals (vergleiche Abb. 2):

Büro des Dienststellenleiters

Terminal im Einkaufsbüro

Terminal des amtlichen Tierarztes am Ausschleusband

Zu einer Anlieferpartie kann ein amtlicher Tierarzt an jedem der drei Terminals eine

Anweisung im Feld „Bemerkung/Anweisung“ schreiben. Das Datenfeld dieser Partie wird

dann blau unterlegt. An jedem der drei Terminals leuchtet daraufhin im Startbildschirm ein

blaues Feld mit der Aufschrift „Anweisung“ auf, sobald die Schweine an der Position

Darmbohrer vorüber gelaufen sind. Dies dient als Hinweis, die Übersicht der Anlieferer

anzusehen um Partien zu bemerken, zu denen Anweisungen hinterlegt worden sind.

Eingeben kann man Anweisungen nur, wenn man sich bei der Anmeldung als Tierarzt mit

einem Kennwort am System autorisiert hat. Die betroffene Stelle (meist die amtlichen

Tierärzte an den Untersuchungsstellen in der Schlachthalle) muss den Erhalt der Anweisung

durch Anklicken eines Kontrollbuttons quittieren. Die Meldungen werden erst vom

Bildschirm gelöscht, wenn der Adressat durch Anklicken des entsprechenden Button das

Lesen des Text quittiert hat. Der Datensatz bleibt aber im System erhalten, beispielsweise für

spätere Auswertungen. Die Anweisungen können auch dazu dienen, nur auf bestimmte

Tatsachen hinzuweisen. Etwa vermehrte Auffälligkeiten an Herzbeuteln bei den Schweinen

eines Landwirtes in der Vergangenheit.

Auf diese Weise wird dem Untersuchungsgang ein weiterer dynamischer und

risikoorientierter Aspekt zugefügt. Nicht zuletzt wird die Stellung der Tierärzte als

Entscheidungs- und Verantwortungsträger an dem Schlachthof durch diese Möglichkeit

wesentlich gestärkt

Page 60: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

52

Weiterhin werden die Anweisungen in der Datenbank gespeichert und können durch ihre

Auswertung bei den zukünftigen Sitzungen der Lenkungsgruppe zur Verbesserung des

dynamischen Systems der rSFU dienen.

Voraussetzung ist, dass alle 3 Terminals zu einer „Überblick“-Ansicht wechseln können, auf

der sie alle Anlieferer des Tages sehen können. Auf diese Weise dient das Interventionsmodul

„Anweisungen“ auch zur persönlichen Arbeitsplanung der Tierärzte.

3.7.2 Anpassung der Bandleistung an nötige Untersuchungen

Dieses Konzept beschreibt die einzuleitenden Maßnahmen, sollte eine für die visuelle

Untersuchung angemeldete Gruppe Schweine gezielt erweitert untersucht werden müssen.

Es gibt zwei Positionen, an denen festgestellt werden kann, dass entgegen einer

ursprünglichen Planung, eigentlich „visuell“ zu untersuchende Schweine erweitert untersucht

werden müssen.

Im Stall, weil irrtümlich nicht für die visuelle FU zugelassene Schweine für die

Schlachttier- und Fleischuntersuchung geliefert wurden, Lieferscheine fehlen oder die

Schlachttieruntersuchung einen schlechten Gesundheitszustand zeigt, oder weil der

Gesundheitszustand der angelieferten Schweine generell stark von dem Erwarteten

abweicht.

Am Schlachtband, wenn an dem geöffneten Tierkörper Hinweise vorliegen, die eine

erweiterte Untersuchung mit Palpation und/ oder Anschnitten nötig machen.

Grundlegende logistische Überlegungen:

Angelieferte Gruppen von Schweinen sind in der Regel nicht größer als 150 Tiere.

Auf einen LKW passen max. 200 Schweine.

Zwischen Stall und Untersuchungsterminal passen etwa 120 Tiere auf das

Schlachtband.

Zumindest in den ersten Monaten des Projektes werden an einem Tag wahrscheinlich

visuell und gezielt erweitert zu untersuchende Schweine hintereinander geschlachtet.

Grundsätzlich bestimmt der Dienststellenleiter das Maß der durchzuführenden

Untersuchung. Weicht eine Gruppe Schweine also von dem erwarteten Zustand ab,

Page 61: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

53

oder die Ampelfarbe zeigt „gelb“ oder „rot“ an, kann er risikoorientiert über die Art

und Intensität der Untersuchung entscheiden. (Siehe Punkt „Anweisungen“)

Ein durch die eingestellte Rinderschlachtung freigewordenes Kühlhaus wird

umfunktioniert. So kann eine Wand in dem bisherigen Innereienkühlraum eingebaut

werden, die vorderen 5 Rohrbahnen mit einem Käfig ausgestattet, und das Kühlhaus

so als erweitertes Ausschleusband genutzt werden.

Im Zuge der Umstellung der Untersuchung werden alle Schlachthälften, bei denen

maßgebliche Abweichungen gefunden werden, auf das Ausschleusband geleitet.

Hälften mit wenigen Abweichungen werden auf dem bisherigen Weg direkt am Band

bearbeitet, oder sie werden zügig zu der amtlichen Abschlussuntersuchung am

Ausschleusband geleitet. Schlachtkörper mit aufwändig zu bearbeitenden Schäden

werden in das oben erwähnte, neu zur Verfügung stehende Kühlhaus geleitet, dort ggf.

nachbearbeitet und dann zu der amtlichen Abschlussuntersuchung geleitet. Die

Entscheidung über den Weg der Schlachtkörper obliegt dem amtlichen

Untersuchungspersonal.

Auf diese Weise werden alle Schlachtkörper mit maßgeblichen Abweichungen zu der

Abschlussuntersuchung durch einen amtlichen Tierarzt geleitet. Kleinere Mängel können, wie

bisher, direkt am Schlachtband behoben werden. Entweder von dem amtlichen

Untersuchungspersonal selber, oder unter der Aufsicht der amtlichen Tierärzte und

Fachassistenten vom Personal des Schlachthofbetreibers.

3.7.2.1 Anpassung an die Bandgeschwindigkeit

Wird die Notwendigkeit zur gezielt erweiterten Untersuchung, oder der von der VO (EU)

853/2004 vorgeschriebenen, konventionellen Untersuchung bei der Anlieferung oder im Stall

festgestellt, oder erst bei der Fleischuntersuchung und die Gruppe ist größer als 150

Schweine, werden die lebenden Schweine im Stall behalten. Dort verbleiben sie bis sie am

Ende des Schlachttages bei langsamerer Bandgeschwindigkeit geschlachtet werden können.

Page 62: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

54

Der Anlieferungsstall besteht aus sieben Buchten mit einer Gesamtkapazität von 460 Plätzen.

Die maximale Größe einer eventuell zu verbleibenden Schweinepartie kann ca. 200 Tiere

umfassen. Sollte oben beschriebener Fall eintreten, ist also ein erheblicher Stallanteil

blockiert, was zu Verzögerungen im Abladefluss führen würde. Da pro Stunde 340 Schweine

geschlachtet werden können, somit auch 340 Stallplätze pro Stunde wieder frei werden, wird

sich die Problematik in einem beherrschbaren Rahmen halten und steuerbar bleiben. Die

entstehenden zusätzlichen Wartezeiten werden keine tierschutzrechtliche Relevanz erreichen.

3.7.2.2 Anpassung der Bandgeschwindigkeit

Am Schlachtband werden pathologische Befunde festgestellt, die eine Umstellung von rein

visueller zu erweiterter Fleischuntersuchung erforderlich machen.

Der amtliche Tierarzt bestimmt, entsprechend den gesetzlichen Grundlagen, die

Bandgeschwindigkeit, bei der das vorhandene Personal die nötige Fleischuntersuchung

korrekt ausüben kann. Dazu ist es erforderlich, die technischen Voraussetzungen für eine

schnelle, genaue und unproblematische Einstellung der Bandgeschwindigkeit zu schaffen.

Diese Dynamik muss jedoch quantifiziert und mit Eckdaten versehen werden.

Daher wird in der Schlachthalle eine Anzeige angebracht, welche die aktuelle

Bandgeschwindigkeit anzeigt. Es wird immer ein gemittelter Wert der letzten 60 Minuten

angezeigt.

Zurzeit sind als Richtwerte in der AVV LmH nur die Mindestuntersuchungszeiten bei der

konventionellen Untersuchung festgelegt (für Schweine 50 Sekunden). Dies führt zu

folgenden Zahlen:

Befindet sich in der Schlachtung ein Tierarzt und vier amtliche Fachassistenten, beträgt die

maximal erlaubte stündliche Schlachtleistung 340 Schweine. Für diese Zahl liegt auch die

aktuelle Genehmigung der zuständigen Kreisbehörde vor.

Bei der Besetzung mit einem Tierarzt und drei amtlichen Fachassistenten dürfen nach

konventioneller Untersuchungsart 272 Schweine in der Stunde geschlachtet und untersucht

werden. Das entspricht in beiden Modellen 68 Schweinen pro Stunde und Untersucher.

Gesetzliche Regelungen der Untersuchungszeiten für die visuelle und gezielt erweiterte

Untersuchung liegen im gegenwärtig gültigen Regelwerk nicht vor.

Page 63: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

55

Die Bandgeschwindigkeit für die rSFU wird entsprechend den Erfordernissen für eine

Garantie der höchstmöglichen Lebensmittelsicherheit in Absprache mit dem Betriebsleiter

vom amtlichen Tierarzt festgelegt. Sofern dies technisch möglich ist.

Bei derzeit nicht vorhersehbaren Havarien wird der Krisenstab der Firma Manten in

Absprache mit dem Dienststellenleiter Entscheidungen treffen.

Details und eventuelle Alternativen können nur durch Erfahrung in der Testphase gefunden

und geregelt werden.

3.8 Permanente Überprüfung der Funktionalität des Systems der rSFU

Nach SCHRUFF (2004) sind die meisten anatomisch-pathologischen Veränderungen an den

Schlachtkörpern auch durch adspektorische Untersuchung zu erkennen. Der dynamisch-

risikoorientierte Ansatz sollte zu sehr viel gezielteren Untersuchungen führen als das

bisherige konventionelle System zur SFU. Doch handelt es sich ebenso zweifelsfrei auch um

ein zunächst noch experimentelles System. So muss als Mindestanforderung sichergestellt

werden, dass mit der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung mindestens das

Sicherheitsniveau der bisherigen konventionellen Untersuchung erreicht wird.

Das dazu berücksichtigte Konzept zur permanenten Überprüfung der Funktionalität des

Systems der rSFU beinhaltet mehrere Stufen:

3.8.1 Validierung

Bis durch das Konzept der Validierung ausreichend sicher gestellt wurde, dass alle Systeme

funktionieren und von den Anwendern verstanden und genutzt werden; die vorgegebenen

LAX, SCHLIX und Schwellenwerte ausreichend stabil und doch ausreichend dynamisch sind

und auch passende Aussagen treffen; die Interventionssysteme funktionieren; die

Datengrundlage genügend groß ist, wird die konventionelle Untersuchung nach bisherigem

Muster durchgeführt. Die Zeit wird zum Üben und Abgleichen der Daten unter allen

Beteiligten benutzt. Alle verstellbaren Parameter werden in dieser Zeit mindestens monatlich

Page 64: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

56

durch die Arbeitsgruppe justiert, um sich einem Optimum annähern zu können. Die

Validierungsphase ist bis Ende Januar 2012 geplant.

3.8.2 Verifizierung

Paralleluntersuchungen

Paralleluntersuchungen sind Untersuchungen, auch Teiluntersuchungen, die ohne

Zeitverzögerung während der Schlachtung durch den Dienststellenleiter, einen Vertreter des

Dienstellenleiters oder durch einen von der Lenkungsgruppe benannten Sachverständigen

durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser Teil/- Untersuchungen werden mit den bei der

rSFU erhobenen Befunden abgeglichen. Bis die Lenkungsgruppe eine andere Entscheidung

trifft, werden zur Absicherung des Funktionierens der Einstufung von Lieferpartien für die

visuellen Untersuchungen täglich 25 - 30 komplette Schlachtkörper samt Innereien jeweils

eines Mästers konventionell nachuntersucht.

Bis die Lenkungsgruppe anders entscheidet gilt:

Die Untersuchung erfolgt durch den Dienststellenleiter, dem auch die Dokumentation und der

Abgleich der Daten mit den Untersuchungen aus der visuellen Untersuchung obliegt. Der

Dienststellenleiter berichtet auf dem Dienstweg innerhalb der Behörde, vor allem auch an die

Lenkungsgruppe.

Der Stichprobenumfang kann im Ermessen des Dienstellenleiters jederzeit geändert werden.

Dem übergeordnet kann der Umfangsrahmen der Stichproben auch von der Lenkungsgruppe

geändert werden. Die Durchführung dieses Punktes obliegt allein dem zuständigen

Veterinäramt.

Algorithmuskontrolle

Dem zuständigen Veterinäramt wird jeden Tag (oder in einem von der Behörde festgelegten

Intervall) eine oder mehrere Exceltabellen zugesandt, in denen die täglichen erhobenen

Befunde, also die relevanten Daten der rSFU, gespeichert sind. Die Tabelle kann für

Page 65: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

57

statistische Auswertungen genutzt werden. Weiterhin wird dem zuständigen Veterinäramt der

in der EDV der Firma Manten genutzte Algorithmus zur gewichteten Bewertung der

relevanten Merkmale in einer ausführbaren Excelversion zur Verfügung gestellt, damit das

Veterinäramt selber, oder ein von der Behörde beauftragter Sachverständiger, die Berechnung

des LAX und des SCHLIX anhand von Stichproben oder im Gesamtumfang nachvollziehen

kann. Zurzeit werden die Werte einmal wöchentlich durch das Veterinäramt verifiziert. Das

Intervall ist grundsätzlich dynamisch und wird von der Lenkungsgruppe festgelegt.

Amtliche Kontrollen in den Erzeugerbetrieben

(aus: Verifizierungsverfahren zur Überprüfung der QS-Anforderungen in den

landwirtschaftlichen Betrieben, Kreis Kleve, untere Veterinärbehörde, MB-5.1-19, Stand: 11-

02-07 Version: 01)

Für die Zulassung zur risikoorientierten Fleischuntersuchung ohne Anschnitte müssen

Mastschweine gemäß Anhang I Abschnitt IV Kapitel IV Teil B der VO (EG) 854/2004 seit

dem Absetzen in integrierten Produktionssystemen in kontrollierter Haltung gehalten werden.

Die VO (EG) 2074/2005 in der Fassung der VO (EG) 1244/2007 präzisiert diese Vorgaben.

Die Bedingungen der VO (EG) 1244/2007 sind erfüllt, wenn der Landwirt an einem

Qualitätssicherungssystem (QS- oder betriebliches Qualitätssystem mit entsprechenden

Anforderungen) teilnimmt.

Nach den Eckpunkten des Bundesinstitutes für Risikobewertung zur Einführung der

risikobasierten Fleischuntersuchung ohne Anschnitte beim Mastschwein hat seitens der

amtlichen Überwachung eine stichprobenartige Überprüfung der einem

Qualitätssicherungssystem angeschlossenen Betriebe auf Einhaltung der kontrollierten

Haltungsbedingungen stattzufinden. Nach den Vorgaben des Ministeriums für Klimaschutz,

Umwelt, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW sind jährlich 10 % der

Mastbetriebe zu kontrollieren.

Page 66: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

58

Diese Kontrollen werden auf Betriebe im Kreis Kleve sowie der Nachbarkreise verteilt. Zur

Durchführung der Kontrollen ist die Checkliste Verifizierung QS-Anforderungen in

landwirtschaftlichen Betrieben (Formblatt FB-5.1-23 aus dem Qualitätsmanagement Systems

des Veterinäramtes Kleve) zu verwenden. Der Zugang von Tieren zu Einrichtungen im Freien

ist dabei als KO-Kriterium im Hinblick auf die RFSU zu bewerten.

Anmerkung: Die stichprobenartigen Untersuchungen der landwirtschaftlichen Betriebe durch

die Veterinärbehörde können auf Grundlage der durch die rSFU zur Verfügung gestellten

Informationen risikoorientiert vornehmlich in offensichtlichen Problembetrieben durchgeführt

werden.

Lenkungsgruppe

Die Lenkungsgruppe trifft sich in von ihr selbst festgelegten Intervallen mit von ihr selbst

festgelegter Zusammensetzung, mindestens aber mit verhandlungsfähigen Vertretern der

Firma Manten, des Veterinäramtes Kleve, der Firma Quh-Lab und ggf. der Stiftung

Tierärztliche Hochschule Hannover, um Teilaspekte oder das gesamte System der rSFU zu

beleuchten und ggf. anzupassen oder auch zeitweise außer Kraft zu setzen.

3.9 Weitere Punkte zur Einführung des visuellen Teils der rSFU

Technische Voraussetzungen

Die technischen Voraussetzungen für die Dateneingabe und Berechnung sowie für die

Interventionskonzepte müssen installiert sein und in ausreichender, sicherer Weise

funktionieren und hinreichend verlässliche Daten liefern, damit die zuständige Behörde einer

visuellen Untersuchung zustimmen kann. Änderungen an der Eingabe oder Datenstruktur sind

aber in einem dynamischen System ständig möglich und vorgesehen, müssen aber in der

Lenkungsgruppe beschlossen werden.

Page 67: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

59

Mandibularlymphknoten

Mit Datum vom 30.11.2009 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung eine Stellungnahme

zum Vorkommen von Mycobacterium avium ssp. avium bei Mastschweinen als ein mögliches

Risiko für die Lebensmittelsicherheit und der Untersuchung auf das Vorkommen von

Mycobacterium avium ssp. avium im Rahmen einer Risiko basierten Fleischuntersuchung

ohne Anschnitte abgegeben. Danach ist bekannt, dass bei Schweinen gegenwärtig

hauptsächlich Infektionen des Mycobacterium avium-Komplexes (MAC) (hierzu zählen unter

anderem Mycobacterium avium ssp. avium) nachgewiesen werden. Eine abschließende

Bewertung der Frage, welches Risiko dieser Umstand für die Lebensmittelsicherheit darstellt,

konnte das Bundesinstitut für Risikobewertung zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht treffen.

Nach Aussage des Bundesinstitutes für Risikobewertung ist ferner bekannt, dass sich bei

Schweinen Infektionen des Mycobacterium avium-Komplex (MAC) am häufigsten in den

Lnn. mandibulares manifestieren. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes wird

durch die Fa. Manten sichergestellt, dass die lnn. mandibulares entfernt werden. Bei der Fa.

Manten tritt die Besonderheit auf, dass der Kopf als Ganzes abgesetzt und in einem

Kopfzerlegebetrieb weiter bearbeitet wird. Hier werden die Lnn. mandibulares entfernt.

Erfolgt im Einzelfall eine Vermarktung von Schweinen auf anderem Wege, werden die

Lymphknoten von Mitarbeitern der Fa. Manten entfernt. Darüber hinaus werden

Veränderungen an den Lnn. manidbulares bei der Fleischuntersuchung erfasst.

In der visuellen Fleischuntersuchung werden die Lymphknoten am Kopf von der amtlichen

Überwachung nur im Rahmen der Nachuntersuchung angeschnitten.

Herz

In der visuellen Fleischuntersuchung wird das Herz in der Regel nicht geöffnet. Verbleibt in

den Herzkammern koaguliertes Blut, kann das Organ schneller verderben. Aus diesem Grund

werden nicht geöffnete Herzen von einem Mitarbeiter der Firma Manten geöffnet um als

taugliche Lebensmittel zu gelten.

Page 68: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

60

Salmonellenkategorie

Die aktuelle Salmonellenkategorie der landwirtschaftlichen Betriebe hat keine Auswirkungen

auf die Zulassung zur risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung.

Das Verfahren der visuellen Fleischuntersuchung ist geeignet, durch weniger Berührung der

Schlachtkörper, die Gefahr der Kreuzkontamination drastisch zu senken. Denn lebende

Salmonellen befinden sich vornehmlich in den Lymphkonten der Tiere, die bei der visuellen

Untersuchung ja nicht mehr angeschnitten werden. Salmonellennester auf der äußeren Haut

werden durch die Flammstufen effektiv reduziert.

Weiterhin stellt der LAX einen viel umfassenderen Status der Tiergesundheit dar, als der

Status von Salmonellenantikörpern. Das System der LAX Bildung sollte in einem späteren

Schritt noch um den Katalogeintrag „Salmonellen Status“ ergänzt werden. Besonderen Sinn

macht das aber nur bei einem serologischen Nachweis von Salmonellen Antigen in den

Schweinen.

Zunächst erscheint das System der visuellen SU ein geeigneteres

Salmonellenbekämpfungsprogramm zu sein als die Festlegung der Schlachtreihenfolge gemäß

dem Salmonellenstatus. Daher ist es erklärtes Ziel, Gerade Kategorie III Schweine visuell zu

untersuchen. Selbstverständlich nur im Rahmen der LAX Vorgaben.

Verifiziert wird diese Maßnahme durch das normale Salmonellenmonitoring des

Schlachthofes. Außerdem wird angeregt, in einem weiterführenden Projekt den Verlauf der

Salmonellenkategorisierung der landwirtschaftlichen Betriebe die an dem System der RSFU

teilnehmen, zu beleuchten.

Page 69: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

61

4 Ergebnisse

Im Zeitraum 1. Juli 2011 bis 30. September 2011 wurde die unter Material und Methoden

beschriebene Einführung der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung am

Schlachthof Manten erprobt.

In diesem Zeitraum wurden in dem Betrieb 179.143 Schweine geschlachtet. Alle

Untersuchungsergebnisse dieser Schweine wurden von amtlichem Untersuchungspersonal in

das Datensystem der Firma Manten eingegeben und standen somit der Verifizierung dieses

Projektes und seiner Parameter zur Verfügung. Für alle Anlieferer wurde der LAX berechnet

und aus allen Daten zusammen wurde der SCHLIX für den Schlachthof berechnet. Weiter

wurde eine Schwelle festgelegt um etwa 80% der angelieferten Schweine direkt in das System

der visuellen Fleischuntersuchung zu integrieren.

Als besonders wichtiges Instrument wurde den kontrollierenden amtlichen Tierärzten die

Möglichkeit gegeben, Anweisungen über festgestellte Probleme und empfohlene

Untersuchungen zwischen den verschiedenen Positionen in der ante- und der postmortem -

Untersuchung zu kommunizieren. Diese Anweisungen können die amtlichen Tierärzte und

der Dienststellenleiter untereinander austauschen. Die besprochenen räumlichen und

technischen Voraussetzungen wurden hergestellt.

Die Anzeige der Schlachtgeschwindigkeit wurde an dem Bildschirm am Schlachthälftenband

eingerichtet. In das Innereienkühlhaus wurde eine räumliche Trennung gebaut, um mittels der

in diesem Kühlhaus vorhandenen Rohrbahnen das Ausschleusband zu erweitern und

gleichzeitig die Anforderungen zum Export in die Russische Föderation zu erfüllen.

Die Exceldateien mit den Informationen der Schlachttier- und Fleischuntersuchung werden

täglich an das Veterinäramt verschickt. Weiter wurde dem Veterinäramt ein Excelprogramm

zur Verfügung gestellt, um die in der Firma Manten errechneten Indices zu validieren.

In der Testphase sollten auf der Datenbasis von annähernd 200.000 geschlachteten Schweinen

die Aussagefähigkeit und Stabilität des LAX, des SCHLIX und der Schwelle getestet

werden. Weiterhin sollen in der Testphase die Logistik der Anlieferung der Schlachtschweine

und die Vergleichbarkeit der Untersuchungen getestet werden.

Page 70: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

62

4.1 Die Zuverlässigkeit des EDV Systems und der Untersuchungen

Durch die gesamte Zeit der Arbeit an diesem Projekt gab es Unstimmigkeiten, weil immer

wieder beobachtet wurde, dass zu vielen untersuchten Tieren keine, oder nur unvollständige

Datensätze vorliegen. Da für das System der risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung die Erfassung und Auswertung dieser Daten von besonderer Bedeutung

ist, war es wichtig zu sehen, ob die Elektronische Datenverarbeitung Mängel aufweist, oder

ob einige der erhobenen Befunde von dem amtlichen Untersuchungspersonal gar nicht in die

Eingabesysteme eingetragen werden.

Bevor auf die Ergebnisse der Gewichtung und des Algorithmus im Einzelnen eingegangen

werden kann, musste geklärt werden, ob das EDV-System die Daten zuverlässig erfassen und

bearbeiten kann.

Nach Abschluss der Vorbereitungen und viel Üben mit der Eingabe der Daten durch das

amtliche Untersuchungspersonal wurde am 1. Juli 2011 eine 3- monatige Testphase

begonnen.

Innerhalb dieser Zeit wurde auf verschiedene Weise die Zuverlässigkeit des EDV-Systems

getestet.

4.1.1 Kommen die von den Untersuchenden erhobenen Daten auch wie Eingegeben in

der Datenbank an?

Zuerst wird untersucht, ob die am Schlachtband durch das amtliche Untersuchungspersonal

eingegebene Befunde in der Datenbank des EDV Systems ankommen.

Dazu werden an drei willkürlich ausgesuchten Zeitpunkten während der Schlachtung jeweils

die Befunde von Herz und Lunge von 100 Schlachtschweinen mitgeschrieben. Davon wurden

weder die amtlichen Untersucher, noch Vertreter der Firma Manten informiert.

Page 71: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

63

Die handschriftlich mitgeschrieben Daten werden dann mit den Informationen aus der

Datenbank abgeglichen.

Zur Berechnung der Fehlerquote werden die Fehler (falsche oder gar keine Eingaben) mit 100

multipliziert und durch die Anzahl der Eingaben dividiert.

Ziel ist eine Fehlerquote unter 5%

Tab. 3: Auswertung der Wiederfindung von Daten nach der Eingabe.

Datum Erste

Schlacht-

nummer

Letzte

Schlacht-

nummer

Anzahl Eingabe

Leber

EDV

Leber

Eingabe

Herz

EDV

Herz

Keine

Eingabe

Fehler

in

Prozent

18.08

2011

7527 7627 100 70 72 19 20 3 6,0

23.08.

2011

3836 3936 100 8 8 11 12 1 2,0

29.08

2011

174 274 100 32 34 9 12 1 6,0

Auswertung 300 110 114 39 44 5 4,76%

Es zeigt sich, dass die an den Terminals eingegeben Daten in der Datenbank gut wieder zu

finden sind. Die einzelnen Abweichungen sind wohl zum größten Teil Fehler bei dem

Versuch, die Systemeingaben parallel mit der Hand zu protokollieren. Auch mit diesen

Abweichungen ist die Fehlerquote unter dem Zielwert von 5%, also akzeptabel.

Auffallend ist, dass während der Beobachtung bei nur wenigen Schlachttierkörpern keine

Informationen eingegeben werden, in der Datenbank aber abhängig von Tag und Untersucher

für bis zu 20% der Tiere keine oder unvollständige Daten vorliegen. Es scheint sehr stark an

der Person des Untersuchers zu liegen, wenn Organbefundungsdaten fehlen.

Page 72: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

64

4.1.2 Entsprechen LAX, SCHLIX und Schwelle dem gemeinsam erarbeiteten

Algorithmus?

In der Lenkungsgruppe zur Einführung der risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung wurde ein Algorithmus zur Berechnung der Indices LAX und SCHLIX

festgelegt. Entwickelt und getestet wurde das Berechnungsmodell in Excel. Nach

Fertigstellung wurde die Formel in die Delphi basierte Datenbank der Firma Manten

übernommen.

Um sicher zu gehen, dass die in Delphi programmierte Formel die Transformation

überstanden hat und keine anderen Werte als die Excelformel wiedergibt, werden zum

Stichtag 17. August 2011 die Formeln in Excel und dem Delphi System der Firma Manten

verglichen.

Dazu werden von 10 ausgesuchten Landwirten die Befunddaten der 6 Monate vor dem 17.

August in Excel exportiert um mit der ursprünglichen Formel die Werte für LAX und

SCHLIX nachzurechnen. Dann wurden die mit Excel errechneten LAX und SCHLIX Werte

mit den Indices verglichen, die von der Manten- EDV ausgegeben werden. Auch hier war es

Ziel, unterhalb einer Fehlerquote von 5% zu bleiben.

Tabelle 4 zeigt den Vergleich der beiden Algorithmen in Excel und dem Delphi- System der

Firma Manten.

Page 73: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

65

Landwirt Nr. Landw.1 Landw.2 Landw. 3 Landw.4 Landw.5 Landw.6 Landw.7 Landw.8 Landw.9 Landw.10

Parameter für Bewertung:

Schadens- nummer

Gewichtung relativ

Normierung Manten

Bewertung

0,98 0,55 1,54 0,50 1,78 2,21 0,65 0,68 0,32 1,05

LAX mit

Norm.

0,97 0,57 1,59 0,46 1,75 2,29 0,66 0,70 0,32 1,14

Magen 24 0 0

Anzahl pro

Schaden #NV #NV #NV #NV #NV #NV #NV #NV #NV #NV

Leber 7 2 0,0112359551 6,191 3,097 0,820 0,101 2,281 2,494 1,000 0,707 0,357 0,404

Lunge (10% - 30%) 21 5 0,0280898876 0,560 1,794 0,112 0,168 0,532 0,335 0,979 0,926 0,472 0,281

Lunge (über 30%) 28 6 0,0337078652 2,020 6,471 0,606 0,875 5,998 7,551 4,345 4,548 2,527 1,887

Brust (10% - 30%) 23 5 0,0280898876 0,140 0,365 0,084 0,027 0,112 0,505 0,139 0,168 0,080 0,083

Brust (über 30%) 29 6 0,0337078652 0,739 1,750 0,101 0,370 2,594 6,537 0,707 1,213 0,505 0,740

Herz 20 6 0,0337078652 1,718 2,257 0,404 0,370 5,020 2,966 2,188 2,691 2,117 1,145

Kotelett: blutig 201 4 0,0224719101 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,021 0,021 0,021 0,000 0,000

Kotelett: nekrotisch 202 6 0,0337078652 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,031 0,000 0,000 0,000 0,000

Kotelett: eitrig 204 8 0,0449438202 0,000 0,169 0,000 0,000 0,087 0,000 0,000 0,043 0,082 0,000

Schinken: blutig 301 4 0,0224719101 0,246 0,491 0,000 0,022 0,043 0,157 0,111 0,043 0,018 0,022

Schinken nekrotisch 302 6 0,0337078652 0,067 0,599 0,000 0,000 0,168 0,132 0,166 0,202 0,000 0,033

Schinken: eitrig 304 8 0,0449438202 0,314 1,750 0,044 0,044 0,673 0,042 0,173 0,270 0,036 0,224

Schulter: blutig 401 4 0,0224719101 0,000 0,015 0,000 0,000 0,000 0,044 0,000 0,000 0,000 0,022

Schulter: nekrotisch 402 6 0,0337078652 0,000 0,058 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

Schulter: eitrig 404 8 0,0449438202 0,000 0,491 0,000 0,000 0,087 0,000 0,132 0,177 0,036 0,000

Schwarte: Dermatitis 501 6 0,0337078652 0,000 0,058 0,000 0,067 0,031 0,031 0,062 0,000 0,000 0,033

Rippenkasten: blutig 1801 4 0,0224719101 0,000 0,000 0,000 0,000 0,021 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

Rippenkasten: nekrotisch 1802 6 0,0337078652 0,000 0,023 0,000 0,000 0,000 0,031 0,031 0,000 0,000 0,000

Rippenkasten: eitrig 1804 8 0,0449438202 0,045 0,077 0,000 0,000 0,087 0,402 0,042 0,085 0,036 0,000

untauglich: Mycobac. 102 10 0,0561797753 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

untauglich: mult. Absz. 103 10 0,0561797753 0,000 0,038 0,000 0,000 0,000 0,052 0,000 0,000 0,046 0,000

untauglich: Rotl. 104 10 0,0561797753 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

untauglich: Polyarth. 105 10 0,0561797753 0,056 0,038 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

untauglich: 854/2004a-u 108 10 0,0561797753 0,000 0,000 0,000 0,000 0,051 0,000 0,052 0,000 0,000 0,000

Kümmerer 9030 10 0,0561797753 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000

Beißer 9001 10 0,0561797753 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,159 0,000

Summe 178 1

Summe Schw.

ges. 1246 3416 137 443 1018 931 1542 1578 2026 429

Trefferquote 100,95 96,14 97,16 108,31 101,89 96,46 98,77 96,72 100,16 92,39

Fehlerquote 0,95 3,86 2,84 8,31 1,89 3,54 1,23 3,28 0,16 7,61

Tab. 4: Vergleich, ob die Indices der Befunde, berechnet mit dem vereinbarten Algorithmus die gleichen Werte ergeben wie von der Mantensoftware berechnet. Ziel ist eine Fehlerquote

bis zu 5%. Im getesteten Fall gibt es zwar Abweichungen teilweise über 5%, die Ampelbewertung stimmt aber in allen Fällen überein.

Page 74: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

66

In der Tabelle sind alle Berechnungsschritte zur Berechnung des LAX aufgeführt. Die

zugrundeliegenden Schadensnummern mit der jeweiligen Gewichtung und ihrer Normierung.

Dann die Anzahl der Schweine jeden Landwirtes mit den einzelnen Schäden multipliziert mit

der normierten Gewichtung. Die Schäden aufsummiert und dividiert durch die Gesamtzahl

der pro Landwirt gelieferten Schweine. Dieses Ergebnis multipliziert mit 100 ergibt den LAX.

Durch die Gewichtung des Merkmals „Magen“ mit „0“ wird die Anzahl Schweine mit diesem

Befund durch „0“ dividiert, da dies eine mathematisch unzulässige Aktion ist, wird hier der

Wert „#NV“ zurück gegeben. Diese Zellen werden in der weiteren Berechnung nicht mehr

berücksichtigt.

Im Einzelnen beschrieben werden die dick umrandeten Zellen.

Die oberen hervorgehobenen Zellen zeigen den Vergleich des Landwirtschaftlichen Index

LAX. Verglichen werden die Indices von 10 verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben,

errechnet von Excel und Delphi. Die Zeilen mit der „Manten Bewertung“ wurden am aktuell

bewerteten Tag aus dem Manten System, also der Delphi Umgebung, abgeschrieben, die

Werte in der Zeile „LAX mit Norm.“ sind die mit dem Excelalgorithmus errechneten Werte.

In den unteren dick umrandeten Zellen sind die aus diesen Werten errechneten Fehlerquoten,

also die Abweichungen voneinander. Sie liegen meist unterhalb der angestrebten 5%. An zwei

Positionen liegen sie zwar darüber, die Ampelbewertung ist aber dennoch überall

übereinstimmend.

Die Abweichungen resultieren vermutlich aus unterschiedlichen Nachkommakürzungen und

der Tatsache, dass in der EDV der Firma Manten die Anzahl der Schweine mit einem

Schaden immer erst in Prozent umgerechnet werden, um dann weiter berechnet zu werden.

Einige der im Katalog aufgeführten Schäden wurden bei annähernd 200.000 untersuchten

Schweinen gar nicht eingegeben. Diese Tatsache ist für spätere Korrekturen sowie für

geplante Schulungsmaßnahmen von Bedeutung. Noch nicht eingegebene Schäden sind

insbesondere neue, durch die Lenkungsgruppe vergebene Schäden. Angezeigt werden diese

fehlenden Eingaben durch die Werte „0,000“ in der Tabelle.

Page 75: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

67

Weiterhin wurde getestet, ob auch die Berechnung des SCHLIX innerhalb des Delphi

Systems mit den vereinbarten Algorithmen der Lenkungsgruppe übereinstimmt.

Dazu wurden ebenfalls am 17. August 2011 die Daten der innerhalb von sechs Monaten vor

diesem Datum geschlachteten Schweine aus der EDV der Firma Manten in eine Exceldatei

exportiert, um hier mit dem vereinbarten Algorithmus die Werte aus dem Delphisystem

abzugleichen.

Im Zeitraum vom 18. Februar bis zum 17. August 2011 wurden in der Firma Manten 324.567

Schweine geschlachtet. Bei diesen Schweinen wurden in 110.348 Fällen Befunde eingegeben

Pro Schwein können mehrere Befunde eingeben werden.

Tabelle 5 zeigt eine Übersicht über die gefundenen Schäden und vergleicht die Ergebnisse der

Manten Software mit der Rechnung nach dem vereinbarten Algorithmus.

Auch hier ist das Ziel eine Fehlerquote von 5% nicht zu überschreiten.

Page 76: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

68

Schadens- nummer

Gewichtung relativ

Normierung Summe Abweichungen multipliziert

mit

Normierung

24 0 0,0000000 0 0

7 2 0,0112360 34253 384,8651685

21 5 0,0280899 5985 168,1179775

28 6 0,0337079 28207 950,7977528

23 5 0,0280899 3996 112,247191

29 6 0,0337079 15499 522,4382022

20 6 0,0337079 16604 559,6853933

201 4 0,0224719 83 1,865168539

202 6 0,0337079 8 0,269662921

204 8 0,0449438 137 6,157303371

301 4 0,0224719 1140 25,61797753

302 6 0,0337079 739 24,91011236

304 8 0,0449438 1720 77,30337079

401 4 0,0224719 70 1,573033708

402 6 0,0337079 164 5,528089888

404 8 0,0449438 514 23,1011236

501 6 0,0337079 171 5,764044944

1801 4 0,0224719 5 0,112359551

1802 6 0,0337079 72 2,426966292

1804 8 0,0449438 531 23,86516854

102 10 0,0561798 0 0

103 10 0,0561798 141 7,921348315

104 10 0,0561798 2 0,112359551

105 10 0,0561798 153 8,595505618

108 10 0,0561798 66 3,707865169

9030 10 0,0561798 1 0,056179775

9001 10 0,0561798 87 4,887640449

Anzahl Schlachtungen: 324567 Gesamtsumme (cross check): 324567

Anzahl Schäden: 110348 Summe Schäden (cross check): 110348

SCHLIX Manten: 0,95 SCHLIX errechnet: 0,910253866

Fehlerquote: 4,366488861

Alle Befunde aus einem Zeitraum von 6 Monaten wurden mit der vereinbarten normierten

Gewichtung multipliziert. Wiederum ergab sich eine Abweichung von der Berechnung nach

Tab. 5: Vergleich der Indices für den Schlachthof,

SCHLIX die Fehlerquote liegt unterhalb 5%

Page 77: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

69

dem vereinbarten Algorithmus. Diese war aber unterhalb 5% und damit akzeptabel. Auch hier

kommen als Gründe für diese Abweichungen Rundungsunterschiede und die Umrechnung der

Anzahl der Befunde in Prozente in Frage.

4.1.3 Entsprechen die Daten des Handschriftlichen Untersuchungstagebuches der

täglich an das Veterinäramt versandten Excel Datei?

An zwei Positionen werden täglich handschriftlich Untersuchungsbefunde durch das amtliche

Untersuchungspersonal erfasst:

Rampe der Lebendviehanlieferung

Ausschleusband

Die hier erfassten Befunde werden dann von einem Mitarbeiter der Überwachungsbehörde im

Büro des Dienststellenleiters in eine Datenbank der Kreisbehörde übertragen.

Die handschriftlich erfassten Daten werden aber am Ort der Erfassung ohnehin schon in das

EDV-System der Firma Manten eingegeben. Sie werden also zurzeit dreifach erfasst.

Seit Beginn der Testphase des Systems der rSFU werden täglich alle amtlich erfassten

Befunde in 4 Exceltabellen zusammengefasst und dem Veterinäramt per Email zugeschickt.

In diesen Tabellen sind auch alle erforderlichen Daten enthalten, um den LAX und den

SCHLIX zu errechnen, also um die Berechnungen der Firma Manten zu verifizieren. Es galt

nun in der Testphase sicherzustellen, dass die versandten Daten auch tatsächlich den erfassten

Befunden entsprechen.

Dazu wurden an 2 Tagen die handschriftlich erfassten Befunde mit den Daten der

Exceltabellen verglichen. Auch hier galt es, eine Fehlerquoten von unter 5% zu belegen um

die Daten genügend sicher zu haben.

Exemplarisch ist in den Tabellen 6 und 7 je ein Vergleichstest vom 14. September 2011 und

vom 28. September 2011 aufgeführt.

Page 78: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

70

Autofom Nr. Schaden Nr. Bez. Betrieb lfd.Vet.Nr. Veterinär Bemerkung Anweisung Schaden kg Tagebuch # Übereinstimmung Anmerkung

4848 301 Schi.verworf./blutig 2,76052E+14 1 6 4 1 ja 5411 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 2 6 3 2 nein ist 4969 und Schulter 5029 301 Schi.verworf./blutig 2,76052E+14 3 6 3 3 ja 5045 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 4 11 3 4 ja 5466 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 5 11 3 5 nein ist 5051 5214 304 Schi.verworf./eitrig 2,76056E+14 6 11 3 6 nein die #6 ist 5411 5436 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 7 11 +3kg Schulter 3 8 nein daten von 8 5452 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 8 11 3 7 nein ist #7, aber daten von 8 5521 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 9 11 3 9 ja 5539 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 10 11 3 10 ja 5773 201 Kot.verworf./blutig 2,76056E+14 11 11 Fraktur 3 11 ja 5795 301 Schi.verworf./blutig 5,28528E+14 12 11 Fraktur 1 12 ja 5803 600 beschlagnahmt 5,28528E+14 13 11 eitrige Pericarditis, Leber u.Milz verändert 0 13 ja 5807 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 14 11 3 14 ja 5880 204 Kot.verworf./eitrig 5,28528E+14 15 11 + Rippenkasten,eitrig+Kopf:Kontamination 20 15 ja 5886 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 16 11 3 16 ja 6024 201 Kot.verworf./blutig 2,76052E+14 17 11 Fraktur 3 17 ja 6132 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 18 11 2 18 ja 6155 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 19 11 3 19 ja 6300 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 20 11 3 20 nein ist 6236 6257 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 21 11 3 21 ja 6265 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 23 11 incl. Schul.eitrig,jebeids. 10 23 ja 6258 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 24 11 3 22 nein ist #22, #25 und #26

fehlen 6290 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 25 11 4 25 ja 6284 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 26 11 3 24 info excel sagt 26, ist aber 24 6316 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 27 11 3 27 ja 6321 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 28 11 3 28 ja 6326 304 Schi.verworf./eitrig 5,28528E+14 29 11 3 29 ja 6441 201 Kot.verworf./blutig 5,28528E+14 30 11 Fraktur 3 30 ja 6487 201 Kot.verworf./blutig 5,28528E+14 31 11 Fraktur 3 31 info 31 und 32 vertauscht 6465 201 Kot.verworf./blutig 5,28528E+14 32 11 Fraktur 3 32 info 31 und 32 vertauscht 6489 301 Schi.verworf./blutig 5,28528E+14 33 11 Fraktur 3 33 ja 6493 201 Kot.verworf./blutig 5,28528E+14 34 11 beids. 6 34 ja 6521 301 Schi.verworf./blutig 5,28528E+14 35 11 Fraktur 3 35 ja 6598 304 Schi.verworf./eitrig 5,6E+13 36 11 2 36 ja 6617 304 Schi.verworf./eitrig 5,6E+13 37 11 3 37 ja 5804 600 beschlagnahmt 5,28528E+14 38 11 Eber, Geruchsabweichung 0 38 nein ist nummer 6802 6877 304 Schi.verworf./eitrig 2,76052E+14 39 11 10 39 info schulter und rippen fehlen

Summe: 38 26 Summe richtige

Fehlerquote 31,58 %

Tab. 6: Daten aus dem elektronischen Untersuchungstagebuch vom 14. September 2011 Verglichen werden die Eingaben am Ausschleusband, welche in die Datenbank fließen,

mit den handschriftlich notierten Untersuchungsergebnissen. Das Instrument gilt als wirksam, wenn die Fehlerquote unter 5% liegt.

Page 79: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

71

Autofom

Nr.

Schaden

Nr. Bez. Betrieb

lfd.

Vet.Nr.

Vet-

erinaer Bemerkung

An-

weisung

Schaden

kg

Tagebuch

#

Über-

einstimmung Anmerkung

5050 502 Schw.verworf./sonst. 276051540280006 0 2 Bisswunden 3

5056 21 Lunge 10%-30% ver. 276051540280006 0 2 0

5063 28 Lunge üb.30% ver. 276051540280006 0 2 0

5065 21 Lunge 10%-30% ver. 276051540280006 0 2 0

5066 28 Lunge üb.30% ver. 276051540280006 0 2 0

5067 28 Lunge üb.30% ver. 276051540280006 0 2 0

5070 999 Keine Organdaten erfasst 276051540280006 0 2 0

5075 21 Lunge 10%-30% ver. 276051540280006 0 2 0

5076 999 Keine Organdaten erfasst 276051540280006 0 2 0

5082 20 Herz verworfen 276051540280006 0 2 0

5107 502 Schw.verworf./sonst. 276051540280005 1 1 Bisswunden 3 1 ja

5283 304 Schi.verworf./eitrig 276051540602313 2 3 3 2 ja

5284 304 Schi.verworf./eitrig 276051540602313 3 3 5 3 ja

5286 304 Schi.verworf./eitrig 276051540602313 4 3 3 4 ja

5290 404 Schult.verworf./eitrig 276051540602313 5 3 Schu beids.+Schi,3kg,entzündet 11 5 ja

5293 105 Untaug./Polyarth. 276051540602313 6 3 0 6 ja

5306 105 Untaug./Polyarth. 276051540602313 7 3 0 7 ja

5310 304 Schi.verworf./eitrig 276051540240835 8 3 beids, 7 8 ja

5335 304 Schi.verworf./eitrig 276051540240835 9 3 incl. Rippen,eitrig,2kg 5 9 ja

5371 600 beschlagnahmt 276051540240835 10 3 Anämie, Hepatomegalie 0 10 ja

5430 304 Schi.verworf./eitrig 11 3 3 11 ja

5446 401 Schult.verworf./blutig 276051700242446 12 3 Fraktur 3 12 ja

5477 301 Schi.verworf./blutig 276051700242446 13 3 15 13 ja

5693 301 Schi.verworf./blutig 276051660280004 14 3 3 14 ja

5276 600 beschlagnahmt 276051540602313 15 3 PSE 0 15 ja

5989 1804 Rippenkasten/eitrig 528528001628759 16 3 6 16 info

Zahlendreher, im

Tagebuch 5988

5992 204 Kot.verworf./eitrig 528528001628759 17 3 beids. 12 17 ja

6009 304 Schi.verworf./eitrig 528528001628759 18 3 3 18 ja

6012 304 Schi.verworf./eitrig 528528001628759 19 3 incl. Schul,eitrig2kg 20 19 ja

6015 204 Kot.verworf./eitrig 528528001628759 20 3 7 20 ja

6030 103 Untaug./mult. Absz. 528528001628759 21 3 0 21 ja

6052 304 Schi.verworf./eitrig 276051540281040 22 3 3 22 ja

6110 404 Schult.verworf./eitrig 276051540120215 23 3 2 23 info Bemerkung Fraktur fehlt

6143 304 Schi.verworf./eitrig 276051540280983 24 3 15 24 ja

6177 204 Kot.verworf./eitrig 276051540321301 25 3 4 25 ja

6204 304 Schi.verworf./eitrig 276051540321301 26 3 3 26 ja

6253 304 Schi.verworf./eitrig 276051540562128 27 3 3 27 ja

Tabelle 7, Daten aus dem elektronischen Untersuchungstagebuch vom 28. September

2011

Page 80: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

72

6409 204 Kot.verworf./eitrig 276051540642378 28 3 3 28 ja

6432 301 Schi.verworf./blutig 276051540481785 29 3 incl Schul.eitrig,2kg+Filet, Farbabweichung 18 29 ja

6440 1804 Rippenkasten/eitrig 276051540642378 30 3 beids. 3 30 ja

6489 600 beschlagnahmt 276051540560089 31 3 Ikterus, Splenomegalie 0 31 ja

6509 304 Schi.verworf./eitrig 276051540560089 32 3 beids. 8 32 ja

6564 1804 Rippenkasten/eitrig 276051540560089 33 3 3 33 ja

6651 304 Schi.verworf./eitrig 528528001692572 34 3 3 34 ja

6708 304 Schi.verworf./eitrig 528528001692572 35 3 eids. 6 35 ja

6726 303 Schi.verworf./Maschinensch. 528528001692572 36 3 3 36 ja

6733 304 Schi.verworf./eitrig 528528001692572 37 3 3 37 ja

6746 301 Schi.verworf./blutig 528528001692572 38 3 beids. 30 38 ja

6787 404 Schult.verworf./eitrig 528528001692572 39 3 2 39 ja

6790 303 Schi.verworf./Maschinensch. 528528001692572 40 3 Fraktur 3 40 ja

6813 304 Schi.verworf./eitrig 528528000300470 41 3 incl.Kotel.blutig,3kg 6 41 ja

6915 204 Kot.verworf./eitrig 528528000300470 42 3 3 42 ja

6942 304 Schi.verworf./eitrig 528528000300470 43 3 4 43 ja

6950 201 Kot.verworf./blutig 528528000300470 44 3 beids. 6 44 ja

7082 405 Schult.verworf./sonstiges 056000030190007 45 2 re VB Absz. 3 45 ja

7105 305 Schi.verworf./sonstiges 056000030190007 46 2 li HB blutig 3 46 ja

7168 600 beschlagnahmt 056000030190007 47 2 Gelbsucht++Leberentzdg. 0 47 ja

5988 601 diverse Schäden 528528001628759 0 16 eiterrippenkasten 6 16 nein

ist laufende Nr. 16, falsche

Eingabe, doppelt

7226 503 Schw.verworf./Brüh. 276051540563761 48 2 beide Schinken verbrüht 36 48 ja

7227 503 Schw.verworf./Brüh. 276051540563761 49 2 komplett verbrüht 105 49 ja

7278 100 Untaug. 276051540120215 50 2 komplett verbrüht 0 50 ja

7305 101 Untaug./PSE 276051540563761 51 2 PSE +++ 0 51 ja

7332 101 Untaug./PSE 528528001692572 52 2 PSE +++ 0 52 ja

7437 305 Schi.verworf./sonstiges 528528001468214 53 2 li HB sulzig 3 53 ja

7450 504 Kopf verworf. 528528001468214 54 2 Eiter Kopf 5 54 ja

7510 305 Schi.verworf./sonstiges 528528001468214 55 2 re HB sulzig 3 55 ja

7431 305 Schi.verworf./sonstiges 528528001468214 56 2 Absz. re HB 3 56 ja

Summe

gesamt: 57

Sume falsch: 1

Summe

richtige: 54

Fehlerquote: 1,75 %

Page 81: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

73

Die weiß unterlegten Felder enthalten die Daten die an einem Tag am Ausschleusband

angefallen sind. Die farbig unterlegten Felder zeigen die handschriftlich erfassten und zur

Kontrolle in diese Exceldateien eingetragenen Daten. Dabei fällt besonders am 14. September

eine sehr große Anzahl an Abweichungen auf. Die Fehlerquote liegt bei 31,58%.

Bei den vorangegangenen Untersuchungen des Systems konnte aber gezeigt werden, dass die

Eingaben an den Terminals der Manten-EDV auch in der Datenbank ankommen.

Bei näherer Betrachtung der Exceldatei wird dann klar, dass es sich um Eingabefehler des

amtlichen Untersuchungspersonals handelt. Meist sind die Daten korrekt erfasst, jedoch dem

falschen Tier, aber wiederum dem richtigen Landwirt zugeordnet. Die Ursache dieser Fehler

wurde deutlich, als sich bei Beobachtungen am Band zeigte, dass die Befunde handschriftlich

meist zugleich mit den Untersuchungen am Tierkörper erfasst wurden, am Eingabebildschirm

aber oft erst, nachdem die Schlachtkörper auf dem Schlachtband weiter gefahren sind. In

dieser Zeit war der Bildschirm auf die folgenden Tierkörper umgesprungen und die Befunde

wurden nicht mehr für das betroffenen Schwein erfasst, sondern dem folgenden Tierkörper

(und damit einer falschen Schlachtnummer) zugeordnet. In den allermeisten Fällen wurden

die Daten aber trotz dieses Fehlers dem richtigen Anlieferer zugeordnet, denn die

Schlachtkörper gehören ja meist zu größeren Gruppen, so dass die Wahrscheinlichkeit sehr

groß ist, die Daten zumindest dem richtigen Landwirt zu zu ordnen. Für die Berechnung des

LAX und erst recht für die Berechnung des SCHLIX spielen diese Fehler daher keine Rolle.

Jedoch ist die Gefahr insgesamt zu groß, die Daten einem falschen Landwirt zuzuordnen.

Bei den ausgewerteten Befunden vom 28. September fand sich nur ein echten Fehler. Der

amtliche Tierarzt hat diesen Fehler aber schon am Band bemerkt und versucht, ihn zu

korrigieren. Bei Tagebuchnummer 16 ist ein Zahlendreher zu sehen, offensichtlich wurde

versucht, zu einem späteren Zeitpunkt, zwischen den Tagebuchnummern 47 und 48, die

Werte korrigiert einzugeben. Dabei wurde auch das richitge Einsenderkennzeichen gewählt,

so dass die Daten dem richtigen Einsender zugeordnet wurden. Aber auf diese Weise wurden

dem Einsender Daten doppelt zugeordnet. Dennoch liegt an diesem Tag und bei diesem

Untersucher die Fehlerquote sehr deutlich unter 5%.

Bei den Auswertungen vom 28. Septmber ist jedoch über der Tagebuchnummer ein Teil der

Eingaben vom Innereienband in die Tabelle vom Ausschleusband gerutscht. Das ist für die

richtige Auswertung kein Problem, denn das Tool zur Validierung rechnet solche doppelten

Page 82: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

74

Eingaben heraus, dennoch muss überprüft werden, ob die Erstellung der täglichen

Exceltabellen aus dem Delphisystem nicht sauberer gemacht werden kann.

Ein sehr wichtiger Befund dieser beiden Auswertungen ist, dass die Höhe der Fehlerquote

sehr stark vom jeweiligen Untersucher abhängt.

4.2 Die Gewichtung

Einer der Grundgedanken dieser Arbeit ist es, vor allem aus den

lebensmittelsicherheitsrelevanten Merkmalen eines Mastbetriebes eine objektive Einstufung

des Gesundheitsstatus der Schweine zu ermitteln. Dieser Status soll einen Vergleich mit

anderen Betrieben und eine auswertbare Entwicklung über die Zeit ermöglichen.

Dazu wurde von der Lenkungsgruppe zunächst ein Katalog erstellt, der die bewertbaren

Kriterien aus der Schlachttier- und Fleischuntersuchung und aus der

Lebensmittelketteninformation zusammen trägt. Diese Kriterien wurden dann nach ihrer

Relevanz für den Gesundheitsstatus der Schweine gewichtet, um in den Algorithmus zur

Berechnung einzugehen.

Page 83: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

75

Folgende untersuchte Parameter fließen in die Bewertung des Gesundheitsstatus der lebenden

Schweine ein:

Magen

Leber

Lunge (10% - 30%)

Lunge (über 30%)

Brust (10% - 30%)

Brust (über 30%)

Herz

Kotelett: blutig

Kotelett: nekrotisch

Kotelett: eitrig

Schinken: blutig

Schinken nekrotisch

Schinken: eitrig

Schulter: blutig

Schulter: nekrotisch

Schulter: eitrig

Schwarte: Dermatitis

Rippenkasten: blutig

Rippenkasten: nekrotisch

Rippenkasten: eitrig

untauglich: Mycobac.

untauglich: mult. Absz.

untauglich: Rotl.

untauglich: Polyarth.

untauglich: 854/2004a-u

Kümmerer

Beißer

Page 84: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

76

Tab. 8: Einteilung der Gewichtung

Parameter für Bewertung:

Gewichtung relativ

Magen 0

Leber 2

Lunge (10% - 30%) 5

Lunge (über 30%) 6

Brust (10% - 30%) 5

Brust (über 30%) 6

Herz 6

Kotelett: blutig 4

Kotelett: nekrotisch 6

Kotelett: eitrig 8

Schinken: blutig 4

Schinken nekrotisch 6

Schinken: eitrig 8

Schulter: blutig 4

Schulter: nekrotisch 6

Schulter: eitrig 8

Schwarte: Dermatitis 6

Rippenkasten: blutig 4

Rippenkasten: nekrotisch 6

Rippenkasten: eitrig 8

untauglich: Mycobac. 10

untauglich: mult. Absz. 10

untauglich: Rotl. 10

untauglich: Polyarth. 10

untauglich: 854/2004a-u 10

Kümmerer 10

Beißer 10

Die höchsten Werte ergeben sich aus der kombinierten Gefahr für Mensch- und

Tiergesundheit, die mittleren Werte geben die Relevanz entweder für Verbraucherschutz oder

Tierschutz wieder. So ist zum Beispiel die Lungenbeurteilung ein Kriterium mit Aussage über

die Tiergesundheit und sagt viel über die Haltungsbedingungen aus. Die niedrigen Werte

haben Bedeutung allein für eine erleichterte Schlachthygiene. So zum Beispiel der

Magenfüllungsgrad.

Page 85: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

77

Die „1“ bei dem Kriterium „untauglich“ ergibt sich, weil dieser Wert bei deutschen

Schlachthöfen kaum Varianz aufweist.

Weitere Kriterien wie „Schlagstriemen“ oder „Knochenbrüche“ sollen erfasst und an

Landwirte gemeldet werden, diese Kriterien haben aber zunächst keinen Einfluss auf die

Zulassung zur VSFU.

Weitere Gedankengrundlagen für Organbefundungen:

Leber ist für Sicherheit nicht sehr relevant, da die gefundenen Veränderungen an der

Leber selten systemische Relevanz haben

Herz: Hintergrund für Veränderungen am Herzen sind meist sehr schlimme

Krankheiten, die Relevanz für die Tiergesundheit hier sehr hoch.

Brust: Auch Veränderungen im Brustraum deuten auf systemische Krankheiten, sind

aber klinisch weniger relevant als Veränderungen am Herz, und der Aufwand,

Veränderungen im Brustraum zu entfernen, ist größer

Magen: ohne ausschlaggebende Relevanz, Landwirt soll unmittelbar informiert

werden.

Teilschäden:

o Eiter ist am schlimmsten, da er noch flüssig ist und auf ein noch andauerndes

klinisches Bild hinweist

o Nekrose ist weniger schlimm, da sie auf häufig schon abgeschlossene

Pathologien deutet

o Blut am wenigsten schlimm, da es auf einen Prozess hindeutet, der im Zuge

der Schlachtung aufgetreten ist.

Über die Informative Verarbeitung des Kriteriums „Transporttod“ wird in einem späteren

Entwicklungsschritt entschieden.

Page 86: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

78

4.3 Der Algorithmus

In vorangegangenen Arbeiten (SCHRUFF 2004 und MEEMKEN 2006) wurden Parameter

festgelegt, welche die Gesundheit von Schweinen beschreiben. Weiter wurden Grenzwerte zu

diesen Parametern evaluiert, deren Überschreitung einen Ausschluss der folgenden

Schlachtpartie aus dem visuellen System nach sich zog.

Dargestellt wurden diese Überschreitungen in einem Ampelsystem.

In der Arbeit von MEEMKEN 2006 wurde dieses Ampelsystem anhand von reellen

Schlachtpartien getestet. Dabei zeigte sich eine sehr große Fehlerquote in der

Vorhersagefähigkeit der Modelle bei Berücksichtigung einzelner Parameter. Wurden

Anlieferer aufgrund der Überschreitung nur eines Grenzwertes einer Partie für die

darauffolgende Lieferung aus dem visuellen System ausgeschlossen, lag die Fehlerquote (zu

Unrecht ausgeschlossene Schlachtpartien) bei über 70%. Erst die Berücksichtigung mehrerer

Parameter ließ die Fehlerwahrscheinlichkeit sinken und damit die Vorhersagefähigkeit

steigen. Dies gilt aber nur für den Ausschluss aus der visuellen Untersuchung.

Aus den Ergebnissen der Arbeit von MEEMKEN (2006) lässt sich aber zumindest eine

gewisse Kontinuität in den Extremen ableiten:

Mäster deren Schweine nur auf Grund der Überschreitung in einem Punkt konventionell

untersucht werden müssen, werden mit den nächsten Lieferungen oft zu Unrecht gesperrt. So

kann man hier mit einiger Sicherheit von Ausreißern sprechen. Bei Betrieben, deren Schweine

aber in vier oder mehr Merkmalen Überschreitungen der Grenzwerte zeigen, weisen bei der

nächsten Lieferung ihrer Schweine zu nahezu 100% auch wieder mehrere Überschreitungen

der Grenzwerte in den Merkmalen auf. Diese Tatsache ist ein deutlicher Hinweis, dass

Mastbetriebe in den Kriterien zur Bewertung der Tiergesundheit selten große Sprünge von

einem Mastdurchgang zum nächsten zeigen. Probleme scheinen also nicht innerhalb von 6

Monaten plötzlich aufzutauchen oder zu verschwinden. Ebenso wichtig ist die Erkenntnis,

dass diese Probleme der Tiergesundheit bei den amtlichen Untersuchungen, trotz aller

Heterogenität, auch wiedergefunden werden.

Diese Erkenntnisse waren grundlegend für die generelle Umsetzbarkeit eines mathematischen

Modells zur Vorhersage des Gesundheitszustandes von Mastschweinen. Denn erst wenn

bekannt ist, dass eine Eigenschaft mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagbar und

Page 87: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

79

wiederauffindbar ist, kann man über statistische Modelle nachdenken, die eben diese Leistung

erfüllen. Wichtigster Hinweis zur Bestätigung dieser Annahme ist die Auswertung von

Doppelbefunden bei MEEMKEN 2006, bei denen der Salmonellenstatus eines der beiden

betrachteten Merkmale ist. Denn der Salmonellenstatus verändert sich in allen bekannten

Deutschen Mastbetrieben nur langsam.

Aus diesem Grund wurden die gesundheitsbeschreibenden Merkmale gewichtet und zu einem

Index, dem LAX zusammengefasst mit dem Ziel, eine bessere Vorhersagefähigkeit des

Systems zu erreichen.

4.4 Stabilität und Vorhersagefähigkeit von LAX und SCHLIX

Nachdem die Gewichtungen festgelegt wurden, der Algorithmus in die EDV der Firma

Manten übernommen wurde, die Schwellen vereinbart und die Transformation des

Algorithmus in das EDV-System der Firma Manten verifiziert wurden, galt es, die Stabilität

und Vorhersagefähigkeit der Indices zu bewerten.

Dazu wurden exemplarisch die LAXe von 27 Betrieben über einen maximalen Zeitraum von

6 Monaten errechnet und grafisch mit den vereinbarten Schwellen in eine Tabelle

übernommen. Von jedem Mastbetrieb wurden an jedem Anliefertag der aktuelle LAX auf

Grundlage jeweils 6 Monate zurückreichender Daten errechnet. Abbildung 7 zeigt von den 27

ausgewerteten Landwirten nur 5, um die Übersicht nicht zu erschweren. In der digitalen

Ausgabe dieser Arbeit sind die 27 Mastbetriebe per Mausklick anzuwählen und werden dann

in die Grafik übernommen. So ist ein individueller Vergleich möglich.

Page 88: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

80

0

0,5

1

1,5

2

2,5

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24

Biedemann GmbH

Dufhaus, Peter

Dyckers, Norber

Schlaghecken

Schmitz, Wolfga

Schwelle gelb

Schwelle rot

Abb. 7: der Verlauf des LAX von 5 Landwirten. Wichtig zu beachten, der Zeitstrahl läuft von rechts nach links. Die 24 ist zeigt also die ältesten Daten, die 1 die jüngsten.

Zeit in Wochen

LAX

Landwirt 5 Landwirt 5 Landwirt 5

Landwirt 1

Landwirt 2

Landwirt 3

Landwirt 5

Landwirt 4

Page 89: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

81

In der Abb.7 ist die Entwicklung des LAX über einen Zeitraum von maximal 6 Monaten zu

sehen. Jede Veränderung der Steigung zeigt eine Lieferung an.

Deutlich zu sehen ist, dass es nur Graphen mit langsam sich verändernder Steigung gibt und

es von Lieferung zu Lieferung keinen Sprung von mehr als 0,2 Punkte im LAX gibt. Diese

Tatsache deutet auf einen relativ stabilen Verlauf der Entwicklung hin. Die größte Steigung

aller ausgewerteten Mastbetriebe findet sich bei Landwirt 2, brauner Graph, dessen LAX

innerhalb von 3 Lieferungen um 0,2 Punkte steigt.

Auf der anderen Seite ist aber auch eine Entwicklung bei jedem Landwirt zu sehen. Landwirt

3, mit dem dunkelgrünen Graphen, zeigt eine deutliche Verbesserung von nahe an der roten

Schwelle bis unter die gelbe Schwelle.

Landwirt 4 mit dem hellgrünen Graphen zeigt eine drastische Verschlechterung des Index,

hier scheinen Hinweise auf Beratungsbedarf vorzuliegen.

Da zur Berechnung des SCHLIX zu jeder Zeit etwa 400.000 Schweine mit steigender

Tendenz zu Grunde liegen, verändert sich dieser Wert pro Woche momentan um maximal

0,01 Punkte. Die Schwelle bleibt also damit auch sehr konstant.

Der SCHLIX wird mit jeder Lieferung neu berechnet, streng genommen ist es mathematisch

nicht völlig korrekt, die Schwelle „gelb“ und „rot“ als eine Gerade darzustellen. Da aber von

Lieferung zu Lieferung immer nur minimale Veränderungen der Schwelle auftreten, die im

Vergleich zu den LAXen grafisch ohnehin kaum darzustellen ist, wird das vereinfachte

Modell der Geraden gewählt. Dies macht auch die Beurteilung durch das amtliche

Untersuchungspersonal einfacher, ohne es falsch zu machen. Bei der dem Veterinäramt zur

Verfügung gestellten Excel Datei können die Schwelle für die Auswertungen ohne weiteres

dem Lieferaktuellen SCHLIX angepasst werden.

Mit beiden Indizes ist also eine ausreichende Stabilität und Vorhersagbarkeit gewährleistet,

aber auch Entwicklungen hin zu mehr Tiergesundheit oder sich abzeichnende Probleme

lassen sich gut erkennen.

Page 90: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

82

4.5 Logistik

Während der Testphase übt die Firma Manten die Logistik der Schlachtung, die sich als ein

großes Problem in der Umsetzung der risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung herausgestellt hat. Zwar sind alle Schweine liefernden Betriebe bekannt

und eingestuft, auch ist die Planung der Anlieferzeiten im Groben bis zum Mittag des der

Schlachtung vorangehenden Tages möglich, so dass der Dienststellenleiter den Einsatz des

amtlichen Untersuchungspersonals mit hinreichend Vorlauf klären kann. Doch noch immer

kommt es vor, dass zum Beispiel Händler nicht die angekündigte Partie Schlachtschweine

liefern, sondern kurzfristig tauschen und statt einer zur visuellen Untersuchung zugelassenen

Kohorte von Schweinen eine „rote“ Partie ankommt, die gezielt erweitert untersucht werden

muss.

Dieses Problem hält sich in den Auswirkungen aber noch in Grenzen und wird im Laufe der

Zeit durch Kommunikations- und Informationsaustausch immer geringer werden. Das zeigte

schon die Testphase. Händler müssen noch mehr Informationen über den Status der

Mastschweine bekommen, damit sie gezielter liefern können und eine „grüne“ Partie durch

eine andere „grüne“ ersetzen können. Außerdem wird zu Beginn der Einführung der rSFU

jeden Tag „visuell“ und dann „gezielt erweitert“ nacheinander geschlachtet. Der

ursprüngliche Plan sah zwar „visuelle“ und „gezielt erweiterte“ Tage vor, doch ist das derzeit

noch nicht umsetzbar.

Kommt eine Partie gezielt erweitert zu untersuchender Schweine zu den Zeiten, in denen noch

nach dem visuellen Modus untersucht wird, müssen die Schweine mit der Abladung noch

warten, bis die Untersuchung im visuellen Modus beendet ist. Diese Maßnahmen entfalten

mit der Zeit die erhoffte erzieherische Wirkung. Diese Logistik bleibt aber ein Problem, das

nur der Einkauf der Firma Manten mit viel Diplomatie und Augenmaß beherrschen kann.

Ein weiteres Problem ist zum jetzigen Zeitpunkt noch der Fakt, daß viele Landwirte die

zusätzlichen Informationen auf dem Formblatt zur Lebensmittelketteninformation verweigern

und daher nicht im visuellen Teil der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung

teilnehmen können.

Auch hier hilft auf lange Sicht nur Diplomatie und Augenmaß in der Abteilung Einkauf.

Page 91: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

83

Zur Unterstützung wurde zusammen mit Prof. Blaha von der Stiftung Tieräztliche Hochschule

Hannover ein Flyer entworfen, der im Einkauf ausgelegt wird und den Landwirten und

Händlern die Vorteile der Teilnahme am System der visuellen Schlachttier- und

Fleischuntersuchung verdeutlichen soll.

Page 92: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

84

Abb. 8: Der Flyer zur Auslage im Verkauf der Firma Manten.

Page 93: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

85

4.6 Validierung der Daten durch das zuständige Veterinäramt

Parallel Untersuchungen

Der Dienststellenleiter der Untersuchungsstelle des Veterinäramtes Kleve bei der Firma

Manten hat die Aufgabe bekommen, innerhalb der 3 monatigen Testphase jeden Tag 25 der

visuell untersuchten Schlachtkörper gemäß den Vorgaben der VO (EG) 854/2004 nach zu

untersuchen. So soll sichergestellt werden, dass die visuelle Untersuchung geeignet ist, alle

nach konventionellem Untersuchungsverfahren gefundenen pathologisch-anatomischen

Veränderungen auch mit der visuellen Fleischuntersuchung zu finden. Mitte März 2012

werden die folgenden Daten der Lenkungsgruppe vorgelegt.

Tab. 9: Paralleluntersuchungen durch den Dienststellenleiter

Verifizierung der visuellen FU-Befunde im Rahmen der RFSU bei Manten

Datum Einsendekennzeichen Autofom-

Nr.

Befund nach

visueller US

Ergebnis der

Nachuntersuchung

durch

Dienststellenleiter

Feb 12

01.02.2012 4930-4957 o.b.B. keine Abweichung

02.02.2012 WES 52XXX 7940-7969 o.b.B. keine Abweichung

03.02.2012 KLE 16XXX 9571-9598 o.b.B. keine Abweichung

04.02.2012 WES 40XXX 11935-11966 o.b.B. keine Abweichung

07.02.2012 BOR 04XXX 4016-4034 o.b.B. keine Abweichung

08.02.2012 NLXXX 7214-7244 o.b.B. keine Abweichung

09.02.2012 NLXXX 8923-8948 o.b.B. keine Abweichung

10.02.2012 2LXXX 10647-10679 o.b.B. keine Abweichung

11.02.2012 VIE 120XXX 12677-12704 o.b.B. keine Abweichung

13.02.2012 KLE 56XXX 428-454 o.b.B. keine Abweichung

14.02.2012 KLE 120XXX 4042-4067 o.b.B. keine Abweichung

15.02.2012 UN 09XXX 7591-7620 o.b.B. keine Abweichung

16.02.2012 VIE 120XXX 8504-8539 o.b.B. keine Abweichung

17.02.2012 WES 40XXX 10562-10591 o.b.B. keine Abweichung

20.02.2012 KLE 280XXX 1051-1076 o.b.B. keine Abweichung

Page 94: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

86

21.02.2012 KLE 240XXX 3707-3740 o.b.B. keine Abweichung

22.02.2012 WES 401XXX 5982-6021 o.b.B. keine Abweichung

23.02.2012 PB 406XXX 10013-10034 o.b.B. keine Abweichung

24.02.2012 WES 0400XXX 10838-10868 o.b.B. keine Abweichung

25.02.2012 NE 280XXX 13282-13315 o.b.B. keine Abweichung

27.02.2012 KLE 1200XXX 329-361 o.b.B. keine Abweichung

28.02.2012 WES 0120XXX 4930-4955 o.b.B. keine Abweichung

29.02.2012 BOR 280XXX 6381-6414 o.b.B. keine Abweichung

Mrz 12

02.03.2012 KLE 32XXX 12279-12318 o.b.B. keine Abweichung

03.03.2012 KLE 642XXX 13620-13655 o.b.B. keine Abweichung

05.03.2012 BOT 000XXX 2144-2172 o.b.B. keine Abweichung

08.03.2012 KLE 605XXX 9239-9254 o.b.B. keine Abweichung

09.03.2012 KLE 120XXX 10125-10156 o.b.B. keine Abweichung

12.03.2012 KLE 160XXX 46388 o.b.B. keine Abweichung

13.03.2012 BOR 04XXX 3185-3217 o.b.B. keine Abweichung

14.03.2012 UN 0126XXX 7703-7733 o.b.B. keine Abweichung

19.03.2012 WES 2409XXX 1896-1922 o.b.B. keine Abweichung

20.03.2012 BOR 484XXX 5153-5183 o.b.B. keine Abweichung

Fehlerquote: 0%

Zu erkennen ist, dass die Befunde der visuellen Fleischuntersuchung in keiner Weise von der

auf das konventionelle Maß erweiterten Untersuchung abweichen.

Verifizierung der Befunddateneingabe

Zur Verifizierung der Berechnung von LAX und SCHLIX werden dem Veterinäramt täglich 4

Exceldateien zugesandt, welche die gesamten Untersuchungsbefunde des Tages enthalten.

Damit die Kontrollbehörde die Berechnungen des LAX und des SCHLIX verifizieren kann,

wurde ihr ein Exceltool übergeben, mit dem sie die Daten der täglichen 4 Exceldateien

einlesen, und in einer eigenen Datenbank ablegen können. Der LAX aller Mastbetriebe wird

durch das Tool errechnet, ebenso der SCHLIX.

Page 95: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

87

Neben der Verifizierung der Berechnungen der Manten- EDV hat die Untersuchungsbehörde

so auch die Möglichkeit, ein eigenes Ranking der Landwirte des Kreises Kleve zu erstellen

und die Kontrollen bei diesen Landwirten entsprechend anzupassen.

Es handelt sich bei dem zur Verfügung gestellten Tool um eine Exceltabelle in der Version

Excel 2010, alle Passwörter sind dem Kreis bekannt, auch die Funktionalität wurde den

zuständigen Mitarbeitern des Kreises erläutert. Auf diese Weise kann das Programm

angepasst und erweitert werden, um mehr Informationen aus den vorhandenen Daten zu

gewinnen. Diese Anpassungen können Informatiker des Kreises Kleve selbstständig

durchführen, oder von der erstellenden Firma Quh-Lab durchführen lassen.

LAndwirtschaftlicherIndeX Version 0.03 Login:

Admin-Funktionen Daten importieren

allgemeine

Funktionen

Daten auswerten

Abb. 9:der Umfang des Programms zur Validierung von LAX und SCHLIX durch das Veterinäramt

Page 96: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

88

4.7 Anweisungen

Die Funktion der Anweisungen ist eingeführt, funktioniert und ist auch archiviert. Wie

vereinbart, können an den Untersuchungsstellen Rampe und Ausschleusband, sowie im Büro

des Dienststellenleiters Anweisungen für die amtlichen Tierärzte geschrieben und gelesen

werden.

Page 97: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

89

5. Diskussion

Wie die vorliegende Arbeit zeigt, ist es auch unter Feldbedingungen möglich, eine

risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung durchzuführen, bei der die

Verbrauchersicherheit nicht nachteilig beeinflusst wird, sondern durch höhere Integration der

Prozesskette sogar deutlich gestärkt wird.

Alle bisherigen Arbeiten haben durch die jeweilige Gewichtungsmethodik nur sehr geringe

Zahlen an Schlachtschweinen für die risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung

zugelassen. Das liegt vorwiegend darin begründet, dass innerhalb des Ampelsystems jede

Abweichung für sich und als Ausschlusskriterium für die RFU gewertet wurde. Nur für die

Organbefundungen wurde ein Index gebildet. Ein Ausschluss aus dem System erfolgte immer

bereits dann, wenn einer der vorgegebenen Grenzwerte nicht eingehalten wurde.

Vorausgegangene Untersuchungen zeigen, dass die Bewertung anhand nur eines Merkmals zu

falschen Ausschlüssen aus der visuellen Fleischuntersuchung führt. Falsch bedeutet in dem

Fall, dass die Vorhersage einen Ausschluss nahe legt, die tatsächliche Kohorte von

Mastschweinen nach den angelegten Bewertungskriterien aber visuell zu untersuchen

gewesen wäre.

Durch die hier vorgestellte Untersuchung wird auch klar, dass die Entscheidungen immer

dann genauer wurden, wenn sich mehrere Werte außerhalb der festgelegten Grenzen

befanden. Je mehr Punkte also in die Bewertung einfließen, desto genauer wird die

Bewertung. Diesem Gedanken trägt ein Gesamtindex, wie er hier zur Anwendung kam,

Rechnung.

Als wichtiger Unterschied zu den bisherigen Versuchen ist das als relatives Modell

aufgebaute Bewertungssystem zu nennen. Das bedeutet, dass jeweils die besten 80% (oder

eine vom Lenkungsteam festgelegte Menge) direkt zu der visuellen Fleischuntersuchung

zugelassen werden.

Im Unterschied zu früheren Untersuchungen wird in der vorliegenden Arbeit deutlich, dass

durch das ständig angepasste System nicht nur örtlich abgegrenzt Lösungen für die

risikoorientierte Schlachttier- und Fleischuntersuchung möglich sind. Im Gegenteil, durch

Page 98: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

90

eine steigende Zahl von Teilnehmern können immer besser werdende, allgemein gültige

Regeln für das risikobasierte Vorgehen entstehen.

Weiterhin wird von der strengen Unterscheidung visuell- konventionell Abstand genommen,

vielmehr wird ein System angestrebt, in dem die risikoorientierte Schlachttier- und

Fleischuntersuchung mit einem visuellen Anteil praktiziert wird.

Selbstverständlich sind einem solchen System Schwächen und Stärken zu eigen. Sind die

Schwächen erkannt und stellen sich Lösungswege für solche Schwächen dar, können sich

solche Schwachpunkte durchaus in Stärken verwandeln. Zur Analyse der Schwächen und

Stärken wurde eine abgewandelte SWOT- Analyse nach Mintzberg angewendet

(MINTZBERG, 1994).

Tab. 10: Übersicht SWOT Analyse nach Mintzberg

Stärken (strengths) Schwächen

(Weaknesses)

Lösungsansatz (Opportunities

and Threats

rSFU im vorliegenden System

möglich

Deutliche Verbesserung der

Verbrauchersicherheit

höhere Schlachtzahlen bei

gleich bleibendem

Untersuchungspersonal möglich

Verbesserung der

Allgemeingültigkeit

logistische Schlachtung

kann zu langen

Wartezeiten führen

Weiterentwicklung eines

Katalogs für "gezielt erweitert"

bessere Ausnutzung der

Personalressourcen, z. B. bei

Trichinenuntersuchung

Einteilung amtlichen

Personals zu inflexibel

bessere Einteilung des

Personals (Liegen lassen nicht

so dringender Arbeiten bis nach

der Fleisch Untersuchung,

Ersatz durch Dienststellenleiter,

amtl. Tierarzt oder

Trichinenuntersucher)

Erziehung der Landwirte zu Schlechte Qualität der Bonus - Malussystem für "gute"

Page 99: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

91

Stärken (strengths) Schwächen

(Weaknesses)

Lösungsansatz (Opportunities

and Threats

"Lebensmittelunternehmern" Daten von Landwirten und "schlechte"

landwirtschaftliche Betriebe

bessere Einsetzbarkeit des

amtlichen Personals, auch in

anderen Schlachtbetrieben

ungleiche Beurteilung

ansonsten gleicher

Befunde

Schulung

größere Betriebe haben

erfahrungsgemäß homogenere

Partien von Schlachtschweinen

unterschiedliche

Lieferzeiträume (> 6

Monate)

nur größere Lieferanten in das

System zulassen, oder schulen

und neue Möglichkeiten der

Datenübermittlung nutzen

größere Gelassenheit bei der

Untersuchung durch bessere

Ressourcennutzung

Forderung des Vet.-

Amtes nach später

Entscheidung auf Basis

der gerade erhobenen

Befunde

bessere Nutzung des

Ausschleusbandes und spätere

Nachbeurteilung

Gewöhnung an schematisierte,

vorgegebene Masken und

Eingabedaten, nicht mehr

Verwendung "eigener Prosa"

Unterschiede zwischen

schriftlich erhobenen

und mittels Touchscreen

dokumentierter Daten

Schulung

mangelnde Offenheit

des Systems

Einbeziehung mehrerer

Schlachtbetriebe und Landwirte

sowie Einführung einer

Internetdatenbank

eigenes EDV - System der

Firma

Manipulationen

möglich, Fehlersuche

schwierig

Daten werden durch

Verifizierungsprogramm im

Veterinäramt verifiziert.

Einfach Überprüfbarkeit

anhand von Stichproben

Verbesserung des Dialoges mit

der Erzeugergemeinschaft

Verbesserung des Dialoges mit

dem Veterinäramt

Verbesserung der

Kommunikation zwischen

Schlachtbetrieb, Veterinäramt,

Page 100: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

92

Stärken (strengths) Schwächen

(Weaknesses)

Lösungsansatz (Opportunities

and Threats

Erzeugerring und Wissenschaft

Zahl der zertifizierten Betrieb

steigt an.

Voraussetzung ist

Systemteilnahme an QS,

IKB oder Certus

Werben für mehr Teilnahme an

derartigen Systemen

Auch Zahl der Betriebe welche

die erforderlichen Daten per

Lieferschein an den

Schlachtbetrieb übermitteln

steigt an

Förderung einer "integrierten

Datenbank"

schlechter

Informationsfluss

Schulung, hier insbesondere der

Landwirte

Verbesserung der

Allgemeingültigkeit

keine klare Abgrenzung

zwischen konventionell,

visuell und gezielt

erweitert

Katalog entwickeln

gute Kommunikation der

amtlichen TÄ untereinander

besseres Verständnis für

Pathologie seitens der aFA

schlechte

Kommunikation

zwischen aFA

untereinander und

zwischen aFA und amtl.

Schulung

Verbesserung des

Verständnisses, Ausräumen von

Vorurteilen

skeptische Einstellung

der amtlichen

Fachassistenten

Schulung

Verbesserung des gegenseitigen

Verständnisses

geringe Flexibilität der

Veterinärbehörde

Dialog weiter verbessern

Förderung einer "integrierten

Datenbank"

Datenübermittlung in

Papierform

(Lieferschein)

Einführung einer Internet

basierten Datenbank

Förderung eines offenen, allen

Seiten förderlichen Dialoges

Problembehandlung

durch das Veterinäramt

zu undifferenziert,

mehr Offenheit auch von der

amtlichen Seite

Page 101: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

93

Stärken (strengths) Schwächen

(Weaknesses)

Lösungsansatz (Opportunities

and Threats

eigene Probleme werden

ignoriert

Förderung einer "integrierten

Datenbank"

Lieferanten mit einer

ersten Lieferung an den

Betrieb

Einführung einer Internet

basierten Datenbank

Förderung einer "integrierten

Datenbank"

Einführung der

Forderung eines

Datenblattes mit

vorhergehenden

Befunden

Einführung einer Internet

basierten Datenbank

Stärkung der Verantwortung der

Tierärzte und damit Stärkung

der Stellung der Tierärzte

Mangelnde Bereitschaft

der Tierärzte, neue

Verantwortungen

anzunehmen

Seminare, Schulung, Aufnahme

in Studienlehrpläne

Schwächen:

Zurzeit erfolgt die Schlachtung der Tiere logistisch, das heißt, dass zuerst die rein

visuell zu untersuchenden Schweine geschlachtet werden, während die konventionell

zu untersuchenden Tiere im Wartestall liegen. Dieses kann zu längeren Liegezeiten im

Wartestall führen. Als Lösung für diesen Schwachpunkt bietet sich die Einführung

und gezielte Weiterentwicklung eines Schemas für einen Katalog von gezielt

erweiterten Untersuchungen an, die die allgemeine Gültigkeit für die risikoorientierte

Schlachttier- und Fleischuntersuchung erlangen könnte.

Die Qualität der von den Landwirten übermittelten Daten lässt erheblich zu wünschen

übrig. In vielen Fällen sind die Formblätter für die Lebensmittelketten- Information

nicht korrekt oder unvollständig ausgefüllt. Hier könnte ein Bonus – Malus – System

für „gute“ und „schlechte“ Datenübermittlung die Landwirte erziehen, ihre Rolle als

Page 102: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

94

Lebensmittelunternehmer im Sinne der Verordnung 178/2002 besser anzunehmen und

sich als solche zu verstehen.

Eine weitere erhebliche Schwäche ist der schlechte Informationsfluss. Die

Lieferscheine sind informativ zu träge, zu nichtssagend und zu schwierig und nur mit

hohem Personalaufwand auszuwerten. Diese Daten sollten über eine internetbasierte

Datenbank, analog dem „GIQS Backbone“, verfügbar sein. Nur auf diese Weise

erscheint eine sinnvolle Datenbearbeitung im Vorfeld der Schlachtung möglich. Dies

würde auch ermöglichen, Tiere derjenigen landwirtschaftlichen Betriebe, die zum

ersten Mal an diesen Schlachtbetrieb liefern, in das System einzubeziehen, was beim

derzeitigen System nicht möglich ist, weil keinerlei Daten vorliegen.

Unterschiedliche Zeiträume und Intervalle zwischen den Lieferungen von Partien

eines Betriebes und damit auch der Intervalle, in denen die Daten anfallen, führen zu

Unschärfen in der Einstufung einzelner Partien. Bei Landwirten mit kleineren

Mastgruppen kann es dazu kommen, dass zwei Lieferungen weiter auseinander liegen

als 6 Monate. Dies führt dazu, dass eine Einstufung auf der Basis historischer Daten

schwerer möglich ist. Dies hat die Überlegung zur Folge, ob nicht zunächst die

Betriebe, die aufgrund ihrer geringen Größe nur in größeren Zeitabständen

Schlachtschweine abliefern können, von der Teilnahme am System der direkten

visuellen Fleischuntersuchung ausgeschlossen bzw. vorläufig zurückgestellt werden

sollten. Dieser Punkt befindet sich noch in der Überarbeitung und wird mit einem

weitergehenden, Internet basierten Ansatz hinfällig.

Eine Vergleichbarkeit der Daten der Organbefundung ist nicht gegeben; Untersucher

sehen oft gleiche Befunde unterschiedlich und so entsteht ein uneinheitliches Bild.

Hier müssten verstärkt laufende Schulungsmaßnahmen der Behörde für die Veterinäre

und amtliches Fachpersonal zu einer Vereinheitlichung und Vergleichbarkeit der

Befundbeurteilungen führen. Dies würde die Einsetzbarkeit des Personals auch an

anderen Schlachtbetrieben derselben zuständigen Behörde erleichtern.

Eine ganz klare Schwäche ist die Unwägbarkeit des amtlichen Personaleinsatzes durch

das Veterinäramt; hier ist erhebliches Verbesserungspotential vorhanden. Eine

Forderung des Veterinäramtes bestand darin, noch bei der Schlachttieruntersuchung,

oder sogar noch bei der Fleischuntersuchung eine Entscheidung über die Teilnahme /

Page 103: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

95

Nichtteilnahme an der visuellen Fleischuntersuchung fällen zu können. Dies scheiterte

allein schon an mangelnder Personalstärke; das für die konventionelle Untersuchung

erforderliche Mehr an Personal steht ja nicht „in Lauerstellung“. Die vorgeschlagene

Hinzuziehung von Personal aus dem Trichinenlabor oder des Dienststellenleiters

erwies sich als nicht praktikabel, weil diese Personen andere Aufgaben zu erfüllen

hatten. Hier müsste eine bessere Arbeits- und Personalorganisation einsetzen, die es

ermöglicht, weniger dringende Arbeiten zunächst hintanzustellen, um eine zügige

Durchführung der Fleischuntersuchung zu gewährleisten. Denkbar wäre der zeitweise

Einsatz entsprechend ausgebildeten Betriebspersonals im Rahmen der gesetzlich

vorgegebenen Einsatzmöglichkeiten. Oder der Einsatz des amtlichen Tierarztes am

Schlachtband, der sonst nur am Ausschleuseband steht. Ausgeschleuste

Schlachtkörper könnten durch das verlängerte Ausschleuseband später nach untersucht

werden.

Die stark von der Person des Nutzers (Untersuchers) abhängigen Fehler bei Eingaben

führen zu Daten, die nicht vergleichbar sind. Es war wiederholt festzustellen, dass auf

Papier dokumentierte Daten erheblich von EDV- basiert dokumentierten abwichen.

Als Ursache wurde erkannt, dass zeitliche Überschneidungen im Schlacht- bzw.

Untersuchungsablauf zu Ungenauigkeiten führten. Diese Problematik wird sich nach

einer gewissen Eingewöhnungszeit, wenn die Mitarbeiter gelernt haben, der EDV zu

vertrauen, erledigt haben.

Mangelnde Offenheit des Systems, um den Algorithmus regelmäßig überprüfen zu

können.

Bekanntermaßen werden die Forderungen der VO 1244/2007 EG nur durch deutsche,

niederländische und belgische QS- ähnliche Systeme erfüllt. Systeme wie QS, IKB

und Certus haben einen solchen Ansatz für die Durchführung der rSFU erst möglich

gemacht. Die Teilnahme an einem derartigen System muss daher als

Grundvoraussetzung für die Zulassung zur risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung angesehen werden.

Große Diskussionen gibt es noch wegen der Abstufungen der Untersuchungen

(konventionell, gezielt erweitert oder visuell). Die amtliche Überwachung wird (um

„auf der sicheren Seite“ zu bleiben) immer eher mehr als weniger untersuchen. Eine

Page 104: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

96

risikobasierte Untersuchung ist daher zurzeit noch schwer zu realisieren. Ein Grund

hierfür ist auch der bislang ungelöste Personaleinsatz.

Es konnte festgestellt werden, dass die Kommunikation zwischen den amtlichen

Fachassistenten und den amtlichen Tierärzten starke Defizite aufweist. Während die

amtlichen Tierärzte der Einführung der risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung eher aufgeschlossen gegenüberstehen, ist bei den amtlichen

Fachassistenten eine eher skeptische Einstellung gegenüber allen Neuerungen

feststellbar. Hier ist verstärkte Schulung und Aufklärung dringend nötig.

Schulung und Aufklärung würde auch dazu beitragen, die geringe Flexibilität der

Veterinärbehörde zu verbessern. Die der Behörde zuzurechnenden Defizite werden

dort eher verdrängt als offen kommuniziert und verbessert.

Stärken:

Die Verbrauchersicherheit wird mit dem vorgestellten System deutlich gestärkt.

Das beschriebene System eröffnet weiterhin die Möglichkeit, auch

Tierschutzrechtliche Aspekte besser zu erfassen und auszuwerten.

Sehr wichtig erscheint die deutliche Stärkung der fachlichen

Entscheidungsmöglichkeiten der amtlichen Tierärzte und des Dienstellenleiters. Damit

können diese Personen ihre hohe Fachliche Eignung besonders gut zur Wahrung der

Verbrauchersicherheit und des Tierschutzes einbringen. Denn Sie können über das

Maß der durchzuführenden Untersuchung aufgrund einer Risikobewertung, ihrer

Ausbildung und Erfahrung entscheiden und sind nicht an starre Vorgaben gebunden.

Sie können untersuchen, was sie für nötig erachten und nicht, was Ihnen vorgegeben

wird. Diese Eigenschaft kann die Stellung der Tierärzte bei der Gewinnung sicherer

Lebensmittel deutlich stärken, muss sich aber auch in einer zielgerichteten Aus-und

Weiterbildung wiederfinden.

Ein betriebseigenes EDV-System eröffnet Möglichkeiten des Experimentierens mit

Daten und Verifizierung der Belastbarkeit. Allerdings gestaltet sich die Fehlersuche in

einem solchen System schwierig. Darüber hinaus besteht eine gewisse Gefahr von

Möglichkeiten zur Manipulation.

Page 105: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

97

Durch die Einführung des Systems nach der vorliegenden Arbeit sind höhere

Schlachtzahlen möglich, als in den Systemen der vorausgegangenen Arbeiten bei

gleichem Personaleinsatz und gestiegener Verbrauchersicherheit.

Die Entscheidungsgewalt der amtlichen Tierärzte wird durch die Einführung von

Anweisungen deutlich gestärkt; es wird möglich, unabhängig von starren Vorgaben

der gesetzlichen Vorschriften fachlich basierte Untersuchungsschritte einzuleiten.

Die Einführung eines Kataloges für die Einteilung der Kategorien „gezielt erweiterte

Untersuchung“ und „visuelle Untersuchung“ würde betriebsübergreifend,

insbesondere für die Untersuchungspersonen, die hinsichtlich ihrer Entscheidungen

unsicher sind, Gültigkeit erlangen und wäre ein großer Fortschritt für die

Vergleichbarkeit der Befunde, auch Schlachtbetrieb – übergreifend.

Die flexiblere Nutzung von Personalressourcen führt zu reibungsloseren Abläufen

ebenso wie zur besseren Einsetzbarkeit des Personals, sowohl auf der amtlichen als

auch auf der betrieblichen Seite.

Die Einführung eines Bonus – Malus – Systems für die Landwirte führt zu einem

wesentlich verbesserten Verständnis der Landwirte für ihre Rolle als

Lebensmittelunternehmer.

Die bessere Ausnutzung des gut gestalteten und sehr aufnahmefähigen

Ausschleusbandes führt einerseits zu höherer Flexibilität des amtlichen

Untersuchungspersonals und andererseits durch den Zeitgewinn zu einer größeren

Gelassenheit im Hinblick auf Entscheidungen.

Durch den Zwang, an einem der Qualitätssysteme wie IKB, Certus oder Q+S

teilnehmen zu müssen, wird die Zahl der durch solche Systeme zertifizierten

landwirtschaftlichen Betriebe steigen.

Die Etablierung einer internetgestützten Datenbank, etwa wie der „GIQS Backbone“

hätte eine deutliche Verbesserung der Kommunikation zwischen den verschiedenen

Stufen der Erzeugung zur Folge und würde insgesamt die Anwendung des Systems

erleichtern.

Auf Initiative der Erzeugergemeinschaft Rheinland schafft die Fa. Manten die

Möglichkeit für Landwirte ebenso wie für die Erzeugergemeinschaft, über das Internet

Einblick in die gesundheitsbezogenen Daten der jeweiligen Betriebe, einschließlich

Page 106: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

98

des LAX, zu nehmen. Selbstverständlich ist dieser Internet – Zugang

passwortgeschützt und steht nur Berechtigten zur Verfügung.

Die Zusammenarbeit mit dem Erzeugerring gestaltete sich sehr fruchtbar und hat das

Projekt gefördert.

Der durch das Projekt entstandene Dialog zwischen Betrieb, Erzeugern, Veterinär Amt

und Wissenschaft hat die Zusammenarbeit insgesamt deutlich verbessert. Die weitere

Intensivierung von Schulungen und Informationen fördert die Offenheit der

Beteiligten untereinander.

Als nächster Schritt wäre zu erwägen, zwei Schlachthöfe gemeinsam in eine solche

Untersuchung zu nehmen. Denkbar wären die Firmen Manten und Tummel, dort könnten

Schritte für die Einführung einer internetbasierten, gemeinsame genutzten, neutralen

Datenbank vorgenommen werden.

Das System muss dynamisch auf neue Möglichkeiten und Anforderungen reagieren können.

Etwa neue Gefährdungen, eine verbesserte EDV, verbesserte Serologie. Hier könnte ein neues

Projekt, möglicherweise mit einer neuen Dissertation, entstehen. Gleichzeitig könnte man

einen Katalog von Untersuchungen bei gegebenen Anweisungen zu erarbeiten und so die

Risikoorientierung auf neue Füße stellen.

Page 107: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

99

6. Zusammenfassung

Martin Frettlöh

Stärken – Schwächen – Analyse bei der Einführung der risikoorientierten amtlichen

Schlachttier- und Fleischuntersuchung in einem mittelständischen Schweineschlachthof

Gemäß dem Vorschlag von Robert von Ostertag wurde in Deutschland vor mehr als 100

Jahren eine amtliche Schlachttier- und Fleischuntersuchung eingeführt. Die konsequente

Anwendung dieser Untersuchung hat sehr erfolgreich dabei geholfen, Tierseuchen und

gefährliche Zoonosen in Deutschland ganz oder beinahe komplett zu tilgen.

In den letzten Jahrzenten häufen sich jedoch in der Wissenschaft die Vorschläge, den starr

vorgegebenen Untersuchungsgang dynamisch an neue Gefährdungs- und Nachweispotentiale

anzupassen.

Auch die Europäische Gesetzgebung hat mit der „Basisverordnung“ VO (EG) Nr. 178/2002

und dem darauf aufbauenden „Hygienepaket“ mit den für die amtliche Schlachttier- und

Fleischuntersuchung von Schweinen relevanten Verordnungen (EG) Nr. 852/2004,

853/2004 und 854/2004 ein radikal neues Lebensmittelsicherheitskonzept entwickelt und zur

Geltung gebracht. Damit werden moderne Formen der Kommunikation und elektronischen

Datenverarbeitung, ein stark verändertes Gefährdungspotential für den Verbraucherschutz und

neue Nachweismethoden von gefährlichen Stoffen und Mikroorganismen in die Möglichkeit

umgesetzt, von der konventionellen Schlachttier- und Fleischuntersuchung abzuweichen und

eine risikoorientierte Form der Untersuchung am Schlachthof umzusetzen.

Die ab dem 01.01.2006 in Kraft getretene Neuordnung der Europäischen Lebensmittelpolitik

überträgt außerdem den Lebensmittelunternehmen eine größere Mitverantwortung für sichere

Lebensmittel.

Somit besteht nun die Möglichkeit, die Sicherheit der Verbraucher in einem gemeinsamen

Projekt aus amtlicher Überwachung und privat gesteuerter Datenverarbeitung deutlich zu

erhöhen und dynamisch neuen Gefahren und Möglichkeiten der Erkennung und Bekämpfung

dieser Gefahren anzupassen.

Page 108: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

100

Demnach kann der Lebensmittelunternehmer relevante Informationen der Lebensmittelkette

von den Stellen zusammenfügen wo sie anfallen, nämlich in den landwirtschaftlichen

Erzeugerbetrieben und bei der Untersuchung am Schlachthof, diese Daten aufbereiten und

dem amtlichen Untersuchungspersonal zur Verfügung stellen.

Das amtliche Untersuchungspersonal kann auf Grundlage dieser Daten sowie der Befunde der

aktuell zu untersuchenden Partie von Schlachtschweinen die beste Untersuchungsmethode

auswählen, die angebracht scheint. Die Möglichkeiten der Untersuchung reichen von der

visuellen bis zur gezielt erweiterten Untersuchung.

Am Schlachthof der Firma Manten wurde in einer public-privat Partnership mit

wissenschaftlicher Unterstützung durch Professor Thomas Blaha und Dr. Diana Meemken

von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, und Martin Frettlöh von Quh-Lab ein

Projekt für die Umsetzung der risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung

entwickelt und eingeführt. Grundlagen dafür waren besonders das von SCHRUFF (2004)

entwickelte Bewertungssystem von Lebensmittelketteninformationen und die Untersuchung

von Bewertungssystemen für Lebensmittelketteninformation von MEEMKEN (2006).

Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist ein funktionierendes und amtlich zugelassenes System

einer risikoorientierten Schlachttier- und Fleischuntersuchung, bei dem für jeden

landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieb ein Index für die Tiergesundheit (LAX) errechnet wird

und der Erzeugerbetrieb mit diesem LAX in 3 verschiedenen Risikoklassen eingeteilt wird.

Diese Risikoeinschätzung die sich aus den Lebensmitelketteninformationen und den

Ergebnissen der voran gegangenen Schlachttier- und Fleischuntersuchungen zusammensetzt,

hilft dem amtlichen Untersuchungspersonal bei der Entscheidung über die für die Tiere dieser

Lieferpartie anzuwendende Untersuchungsmethode.

Schlussfolgernd wird nahegelegt, die Entwicklung der risikoorientierten Schlachttier- und

Fleischuntersuchung weiter zu treiben.

Es sollte eine wissenschaftlich erstellte amtliche Risikoanalyse des jeweiligen

Schlachtbetriebes geben.

Daten aus den Erzeugerbetrieben und den Schlachthöfen sollten in einer Internet basierten

Datenbank zusammen fließen und von dort auch den relevanten Stellen zur Verfügung gestellt

werden. Die sehr starren Vorgaben der Behörden zum Personaleinsatz sollten überdacht

Page 109: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

101

werden. Tierärzte, amtliche oder Amtstierärzte sollten Ihre neue, wichtige Rolle bei dem

Schutz und der Weiterentwicklung der Verbrauchersicherheit erkennen und annehmen und ihr

Berufsbild aktiv neu gestalten. Veterinärämter sollten die neue Rolle der Schlachthöfe und

Erzeugerbetriebe als Lebensmittelunternehmer anerkennen und diese Partner bei der Wahrung

von Verbraucher- und Tierschutzbelangen ebenso fördern wie auch Leistung und Kooperation

einfordern.

Page 110: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

102

7. Summary

Martin Frettlöh

Analysis of Strengths and Weaknesses of the Introduction of a Risk–Based Official

Ante- and Post-mortem Inspection of Slaughter Pigs at a Medium Sized Pig

Slaughterhouse

In accordance with the suggestions of Robert von Ostertag, an official ante- and post-mortem

inspection was introduced in Germany more than 100 years ago. The consistent application of

this inspection contributed very successfully to abatement or even eradication of animal

diseases and zoonotic diseases in Germany.

However, in recent decades scientists came up with new proposals to dynamically adapt the

strictly preset inspection procedures to new danger potentials and new examination methods.

European legislation developed a radically changed food safety concept by introducing and

putting into effect the „base regulation“ (EU) 178/2002, followed by the regulations (EU)

852/2004, 853/2004 and 854/2004, the so called „Hygiene Package“. All these prescriptions

are relevant with respect to the official ante- and post-mortem inspection of pigs. By this new

legislation, modern forms of communication and modern electronic data processing allow

deviating from the conventional methods of official ante- and post-mortem inspection at the

slaughterhouse and the use of new, risk-based techniques. This takes into account the

significantly changed danger potential for the consumer as well as new examination methods.

This new European legislation came into force on January 1st, 2006 and assigns a higher

responsibility for food safety to the food business operator.

Consequently there now is the chance for the introduction of a common project between

official supervision and privately controlled data processing, by which consumer safety can

be enhanced significantly and at the same time the system can be adapted dynamically to new

methods of identification and controlling of the new dangers.

Thus the food business operator can assemble the relevant food chain information from those

places where they originate from, i.e. the agricultural holdings and the meat inspection at the

slaughterhouse. These data can be edited and made available to the official inspection staff.

Page 111: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

103

As a result of this, the official veterinarian can choose the adequate inspection method for the

lot of pigs currently to be examined on basis of this information as well as on the inspection

findings. The range of different inspection methods reaches from visual examination to

specifically enhanced methods.

Under scientific support by Professor Thomas Blaha and Dr. Diana Meemken from the

„Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover“ (veterinary school at Hannover) and Martin

Frettlöh from Quh- Lab, a project for the implementation of a risk- based ante- and post-

mortem inspection was launched at the slaughterhouse of the Manten company in a private –

public partnership. Basis for this were especially the valuation system for food chain

information, developed by SCHRUFF (2004), and the study on valuation systems for food

chain information by MEEMKEN (2006).

Result of the present research is a functioning and officially approved system of risk- based

ante- and post-mortem inspection of slaughter pigs. In this paper, a dynamic index for animal

health is developed for each agricultural holding (LAX), by means of which the holding is

graded in one of three risk categories.

This risk assessment, resulting from food chain information and the results of previous meat

inspections, helps the official veterinarian with his decision on the appropriate examination

method to be used on the current lot of slaughter pigs.

As a conclusion it is suggested that the development of risk-based ante- and post-mortem

inspection should be continued. There should be a scientifically prepared risk analysis for

each individual slaughterhouse.

Data from the agricultural holdings as well as from the abattoirs should coalesce in a web-

based database and by this way made available to the relevant authority. The very inflexible

standards of personnel placement on the official side should be reconsidered. Veterinary

officers as well as official veterinarians should recognize their new role in the development of

protection and safety of the consumer and actively mould the outline of their profession.

Veterinary offices should acknowledge the new role of both slaughter houses and agricultural

holdings as food business operators and on one hand encourage these partners in protecting

the requirements of both animal welfare and consumer protection and on the other hand,

demand performance and co-operation.

Page 112: Tierärztliche Hochschule Hannover Stärken-Schwächen

104

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VERORDNUNG (EG) Nr. 854/2004 DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES

RATES

vom 29. April 2004

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VERORDNUNG (EG) Nr. 1244/2007 DER KOMMISSION

Windhaus, A. (2008):

Fleischhygienerechtliche Bewertung von Lebensmittelketteninformationen als

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Hannover, Tierärztl. Hochsch., Diss.

ZENS: (2008)

Vorlesung Gießen Sommersemester 2008 Fleischhygiene „Geschichte“

ZRENNER und HAFFNER: (1999)

Lehrbuch für Fleischkontrolleure, S. 4 -9 Enke Verlag, Stuttgart

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115

Danksagung:

Viele Menschen haben Dank für Ihre Unterstützung und Hilfe verdient.

Insbesondere danke ich:

Prof. Dr. Thomas Blaha für die Überlassung des Themas, die außerordentlich konstruktive

Zusammenarbeit, die tolle und diskussionsfreudige Unterstützung in der Lenkungsgruppe und

den einfallsreichen und immer freundlichen Optimismus, der diesen Menschen auszeichnet.

Dr. Diana Meemken für die freundschaftliche Verbundenheit sowie die konstruktive und

engagierte Unterstützung.

Frau Dr. Sylvia Heesen, Dr. Lutz Rauscher und Dr. Peter Schaap vom Veterinäramt Kleve für

die offene und zielorientierte Zusammenarbeit.

Heiner und Petra Manten sowie dem gesamten Team der Firma Heinrich Manten,

Qualitätsfleisch vom Niederrhein GmbH, für die herausragende Unterstützung bei der

Abfassung der Arbeit, und die Zurverfügungstellung des Betriebes als Experimentierfeld

sowie die sehr gute technische Unterstützung.

Dr. Andreas von Breitenbuch für die Korrekturen und wertvollen Hinweise.

Den Muffins für die Sicherstellung der körperlichen und seelischen Integrität.

Zu guter Letzt danke ich auch meinen Katzen, die alle Probleme und Selbstzweifel mit

Schnurren vertreiben.