tour 5 Äußere neustadt bis hellerau - michael müller … · zentrum des modernen tanzes und des...

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92 Vom Albertplatz nach Norden Tour 5 Ab dem Albertplatz dominiert die Alternativkultur. Nach 22 Uhr in der Neustadt kehrt Ruhe ein gehts in der Äußeren Neustadt erst richtig los. Die angrenzende Dresdner Heide ist Naherholungs- gebiet und der Stadtteil Hellerau Zentrum des modernen Tanzes und des Möbeldesigns. Erich Kästner Museum, der beliebte Dichter war in der Äußeren Neustadt zu Hause, S. 98 Pfunds Molkerei, weltschönster Milchladen, touristendurchströmt, S. 101 Militärhistorisches Museum, klasse Museum mit Glaskeil, S. 102 Hellerau, Reformsiedlung mit Design und modernem Tanz, S. 105 AfD 5,9 %, das andere Dresden Äußere Neustadt bis Hellerau Schon vor der Wende gab es in der Äu- ßeren Neustadt eine soziale Avant- garde, danach entstanden die ersten Kneipen, Pubs und Discos. 1990 blüh- ten für kurze Zeit die sozialpolitischen Fantasien, und die jungen und kreati- ven Neustädter gründeten die Mikro- nation Bunte Republik Neustadt mit dem Symbol der Mickymaus im Ährenkranz. Heute beklagen viele der eingefleischten Republikaner die Ver- änderung zur reinen Partymeile und die Gentrifizierung. Die am Anfang des Jahrtausends hier noch dominierenden Studenten können sich das Viertel fast nicht mehr leisten, gehen aber nach wie vor alle hier aus. So bunt, interna- tional und unkonventionell wie hier lebt und feiert man in Dresden sonst nirgendwo. Bezeichnend: Bei der Bun- destagswahl 2017 erzielte die AfD hier grottige 5,9 % und lag damit noch hinter der FDP mit 6,4 %. Das Szeneviertel in der Neustadt (wie sie umgangssprachlich meist abgekürzt wird) umfasst vor allem die ʲ Alaun- straße, Louisenstraße und Görlitzer Straße, aber auch die Durchzugsroute nach Norden, die Königsbrücker Stra- ße, und das frühere Industriegebiet, das man in Richtung Flughafen passiert. Vor allem Mietshäuser mit riesigen (oft grünen) Hinterhöfen, heute großen- teils, aber keineswegs vollständig aus- geräumt und saniert, bestimmen das Bild. Kneipen- und Boutiquenschilder (lauter individuelle Shops, keine Ket- ten!), Biergärten und -gärtchen, wo immer der geringe Platz es zulässt, be- herrschen den Blick in Augenhöhe. Wer die Kneipenszene kennenlernen möchte, sollte nicht vor 22 Uhr kom- men, erst dann beginnt hier so richtig das Leben. Große Sights gibt es in der Äußeren Neustadt nicht, es geht eher Tour Äuße Neus t Helle u Spa ga

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Vom Albertplatz nach Norden

Tour 5Ab dem Albertplatz dominiert dieAlternativkultur. Nach 22 Uhr � inder Neustadt kehrt Ruhe ein �geht�s in der Äußeren Neustadterst richtig los. Die angrenzendeDresdner Heide ist Naherholungs-gebiet und der Stadtteil HellerauZentrum des modernen Tanzesund des Möbeldesigns.

Erich Kästner Museum, derbeliebte Dichter war in derÄußeren Neustadt zu Hause, S. 98Pfund�s Molkerei, weltschönsterMilchladen, touristendurchströmt,S. 101Militärhistorisches Museum,klasse Museum mit Glaskeil, S. 102Hellerau, Reformsiedlung mitDesign und modernem Tanz,S. 105

AfD 5,9 %, das andere Dresden

Äußere Neustadtbis HellerauSchon vor der Wende gab es in der Äu-ßeren Neustadt eine soziale Avant-garde, danach entstanden die erstenKneipen, Pubs und Discos. 1990 blüh-ten für kurze Zeit die sozialpolitischenFantasien, und die jungen und kreati-ven Neustädter gründeten die �Mikro-nation� Bunte Republik Neustadt mitdem Symbol der Mickymaus imÄhrenkranz. Heute beklagen viele dereingefleischten �Republikaner� die Ver-änderung zur reinen Partymeile unddie Gentrifizierung. Die am Anfang desJahrtausends hier noch dominierendenStudenten können sich das Viertel fastnicht mehr leisten, gehen aber nachwie vor alle hier aus. So bunt, interna-tional und unkonventionell wie hierlebt und feiert man in Dresden sonstnirgendwo. Bezeichnend: Bei der Bun-destagswahl 2017 erzielte die AfD hiergrottige 5,9 % und lag damit nochhinter der FDP mit 6,4 %.

Das Szeneviertel in der Neustadt (wiesie umgangssprachlich meist abgekürztwird) umfasst vor allem die Alaun-straße, Louisenstraße und GörlitzerStraße, aber auch die Durchzugsroutenach Norden, die Königsbrücker Stra-ße, und das frühere Industriegebiet, dasman in Richtung Flughafen passiert.Vor allem Mietshäuser mit riesigen (oftgrünen) Hinterhöfen, heute großen-teils, aber keineswegs vollständig aus-geräumt und saniert, bestimmen dasBild. Kneipen- und Boutiquenschilder(lauter individuelle Shops, keine Ket-ten!), Biergärten und -gärtchen, woimmer der geringe Platz es zulässt, be-herrschen den Blick in Augenhöhe.

Wer die Kneipenszene kennenlernenmöchte, sollte nicht vor 22 Uhr kom-men, erst dann beginnt hier so richtigdas Leben. Große �Sights� gibt es in derÄußeren Neustadt nicht, es geht eher

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Spaziergang 93

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darum, einen Gesamtein-druck von diesem lebendi-gen und vor allem von jun-gen Menschen bewohntenund besuchten Viertel zugewinnen. Als größte Knei-pe und Bermudadreieck giltdie Straßenkreuzung Loui-sen- und Görlitzer Straße,die immer für eine ver-kehrsgefährdende Spon-tanparty mit Flaschenbierund Gitarre gut ist. EinHöhepunkt im Veranstal-tungskalender des Stadt-teils ist das Fest �Bunte Re-publik Neustadt� am drittenJuniwochenende. Dann feiertdas Viertel seine anarchischen Anfängenach der Wende, heute leider regle-mentierter und viel leiser, aber immermit viel Energie und in einer ständigwachsenden Zahl von Kneipen und andiversen Standorten der Alternativ-szene vom Esoterik-Buchladen bis zumGrufti-Treff.

Als in der Nacht vom 13. auf den 14.Februar 1945 die Bomben auf Dresdenfielen, war ein Viertel fast nicht betrof-fen: die Äußere Neustadt. Dieser Stadt-teil gehörte nicht zum barocken Dres-den, sondern war, damals noch unterden Namen Antonstadt und Albert-stadt, ein dicht bebautes gründerzeitli-ches Wohngebiet, eines der größten ge-schlossenen (wenn nicht überhauptdas größte) in Deutschland, und das istes bis heute geblieben. 1835 begann diedichte Verbauung der �Antonstadt�zwischen Albertplatz und dem damali-gen Rand der Dresdner Heide da, woheute der Bischofsweg verläuft. Sehreng gefasste Bauordnungen regeltenHöhe und Aussehen von Fassaden.Fünf- und sechsstöckige Mietshäuserentstanden, ohne Lift, Toiletten aufdem Gang, nur im ersten Stock (derNobeletage) war man mit allen Neu-erungen der Zivilisation gesegnet, denndort residierte der Hausherr. Je höheroben, desto niedriger Miete und so-zialer Status. Zu den bekanntesten Be-

wohnern des Viertels zählte Erich Käst-ner, der hier aufwuchs ( KastenS. 100).

Ab 1871 kam dann noch etwas weiternördlich, jenseits des Bischofswegesund des Alaunplatzes (heute ein grünerPark, damals Exerzierplatz) die Al-bertstadt dazu. Die Albertstadt war inerster Linie Militärgelände und ist esbis heute zum Teil geblieben, die Offi-ziersschule der Bundeswehr und ande-re heute noch vom Militär genutzteBauten erinnern daran. Der architekto-nisch interessante �Keil� des Architek-ten Daniel Libeskind hat das Militär-historische Museum der Bundeswehrzu einer der großen modernen Attrak-tionen der Stadt gemacht.

Nordöstlich an die Albertstadt grenztdie Dresdner Heide, ein hügeligesund bewaldetes Landschaftsschutzge-biet. Kilometerweit kann man entlangder Prießnitz oder auf vielen anderenWegen das Areal durchwandern, dasim Süden bis zu den Elbhängen derRadeberger Vorstadt und dem ViertelWeißer Hirsch reicht.

Westlich der Königsbrücker Straße ver-läuft die Bahnlinie von Dresden nachGörlitz (und � früher sehr bedeutend �Breslau/Wrocław) auf einem zweiStockwerke hohen Damm � die massive

94 Tour 5: Äußere Neustadt bis HellerauBarriere wird nur von wenigen Straßenunterquert. Das Viertel auf der anderenSeite der Bahnlinie sieht nicht andersaus als der Rest der Äußeren Neustadt(offiziell: �Leipziger Vorstadt�), hataber einen eigenen Namen, Hechtvier-tel, nach seiner Hauptachse, der Hecht-straße. Die Bausubstanz war recht gut,und es wurde und wird viel saniert,zahlreiche Kneipen haben in den letz-ten Jahren aufgemacht. Die St.-Pauli-Kirchenruine ist ein beliebter Som-mertheaterschauplatz und das Hecht-viertel-Straßenfest ein kleiner und fa-miliärer Ableger des Neustadtfestes �vom Standort Hechtviertel wird man inZukunft wohl öfter hören.

Jenseits der Äußeren Neustadt an dernördlichen Stadtgrenze Dresdens liegtHellerau, um die Jahrhundertwende

Ort verschiedener Reformprojekte.Dazu gehörten vor allem die Errichtungeiner Gartenstadtsiedlung für Arbeiterund die Eröffnung der DeutschenWerkstätten für schlichtes, funk-tionelles Möbeldesign. Beides existiertnoch heute und kann besichtigtwerden. Besonders viele Besucher kom-men außerdem nach Hellerau, umTanzaufführungen der berühmten For-sythe Company, die sich seit der Spiel-zeit 2015/16 Dresden Frankfurt DanceCompany nennt, im Festspielhaus zubesuchen.

SpaziergangDie hier beschriebene Tour umfasst einweitläufiges Gebiet im Norden Dres-dens. Für alle im Folgenden ausführli-cher genannten Sehenswürdigkeitenbenötigt man mindestens einen halbenTag. Die Äußere Neustadt inklusive Al-bertstadt und Dresdner Heide kannnoch zu Fuß erlaufen werden, doch zu-mindest für Hellerau empfiehlt sich dieStraßenbahn.

Die Tour beginnt am Albertplatz. Ander Nordseite (Antonstraße 2 a) befin-det sich im ältesten Bürohochhaus derStadt nicht nur ein Einkaufszentrum,sondern auch das privat geführteDDR Museum. Genau gegenüber, in

der Antonstraße Nr. 1, versteckt sichdas kleine Erich Kästner Museum.Weiter geht es an der Ostseite desAlbertplatzes in die Bautzner Straße

Typisch Neustadt: Görlitzer Straße

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Spaziergang 95

und dann links in die Alaunstraße mitihren vielen Secondhand-Läden, eineder zentralen Achsen des Kneipen- undEinkaufsviertels. Auf Höhe der Görlit-zer Straße erreicht man die Kunst-hofpassage mit zahlreichen Kneipenund Boutiquen. Nun geht es wieder einStück zurück auf der Alaunstraße unddann links in die Louisenstraße, derman fast bis zum Ende folgt. Hier be-findet sich an der Ecke Pulsnitzer Stra-ße der Alte Jüdische Friedhof, dermithilfe des Vereins HATiKVA besich-tigt werden kann. Noch ein Stück wei-ter die Pulsnitzer Straße erreicht manerneut die Bautzner Straße, dort ge-langt man links zu Pfund�s Molkerei,dem �schönsten Milchgeschäft der Welt�mit seinen bunten Steingutfliesen.

Der nächste Programmpunkt unsererTour, die Albertstadt, erfordert nun ei-nen etwas weiteren Fußweg, am bestenweiter auf der Bautzner Straße bis zurForststraße, dieser links folgen. Siegeht schließlich in die Marienalleeüber, die zur Stauffenbergallee führt.Dort biegt man links ab und folgt derStauffenbergallee. Man trifft zunächstauf die König-Georg-Kaserne, dann aufdie Garnisonskirche St. Martin. Am En-de der Allee, kurz vor der großen Aus-fallstraße gen Norden, der Königsbrü-cker Straße, steht das faszinierend neugestaltete Militärhistorische Museum.

Von der Stauffenbergallee kann manauch einen kleinen Abstecher in dieDresdner Heide unternehmen. Nochvor der Garnisonskirche beginnt einschöner Wanderpfad, der an der Prieß-nitz entlang nach Norden führt. Läuftman dagegen die Königsbrücker Straßeweiter geradeaus, stößt man bald hin-ter dem Militärmuseum auf Höhe dereinstigen Heeresbäckerei auf das Arealder Zeitenströmung. Das umgewid-mete Industriegelände mit ebenfallsmilitärischen Wurzeln ist ein gutes Bei-spiel für die gewerbliche Architekturder letzten 130 Jahre sowie für denaktuellen Gründergeist der Stadt.

Wer nun noch Zeit und Interesse füreine Besichtigung von Hellerau hat, be-steigt an der Königsbrücker Straße/Ecke Stauffenbergallee die Straßen-bahn Nr. 8, die bis zum FestspielhausHellerau (Karl-Liebknecht-Str. 56) fährt.Auch die Siedlungshäuser der Garten-stadt liegen rechts und links von derKarl-Liebknecht-Straße, die DeutschenWerkstätten befinden sich dagegen amMoritzburger Weg, am besten zu errei-chen über den bei der Straßenbahnhal-testelle �Festspielhaus Hellerau� begin-nenden Heideweg. Zurück geht es indie Innenstadt wieder mit der Stra-ßenbahn Nr. 8, die u. a. an Albertplatz,Postplatz und Hauptbahnhof hält.

Trabis auf der langen Geraden im DDR-Museum

96 Tour 5: Äußere Neustadt bis Hellerau

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98 Tour 5: Äußere Neustadt bis Hellerau

SehenswertesDer Alltag in den Dingen

DDR Museum(Die Welt der DDR)Als das Radebeuler DDR-Museum plei-teging, griff der Dresdner Investor PeterSimmel zu und fügte dem Einkaufs-zentrum, das seinen Namen trägt, nundie deutlich verkleinerte Ausstellunghinzu. Der markant gestaffelte Turmam Albertplatz stammt von 1929 undist einer der wenigen erhaltenen Bau-ten der Vorkriegsmoderne. Im erstenStock des sog. DVB-Hochhauses (dieDresdner Verkehrsbetriebe waren bis1997 hier ansässig) finden Interessierteund DDR-Nostalgiker den Ausstel-lungseingang direkt neben der Aldi-Filiale. Politisches wie Mauerbau undStasi kommen zwar vor, eindeutig imMittelpunkt steht aber die Inszenie-rung von Leben, Ausbildung und Ar-beit mit Originalobjekten vom Fahr-schul-Trabi bis zur Pillendose.Antonstr. 2 a, im Simmel-Center, tgl. 9.30�18Uhr. Eintritt 9 �, Familie 20 �, Schüler in denSommerferien frei, Mo für alle nur 6 �; Kombi-ticket (7 Tage gültig) mit Gedenkstätte BautznerStraße 12 �, erm. 8 �. 56340888, www.weltderddr.de.

Für Kästner-Fans jeden Alters

Erich Kästner MuseumAn der Westseite des Albertplatzessteht in einem kleinen Park die VillaAugustin (Antonstraße 1), in der dasMuseum untergebracht ist. Der Bronze-junge auf der Gartenmauer stellt denberühmten Dresdner Schriftsteller dar� so mag der junge Erich Kästner imHause seines Onkels auf den Platz ge-schaut haben. �Micromuseum� nenntsich dieses wirklich winzige Museumfür Dresdens bekanntesten Sohn � ne-ben August dem Starken. Auf engstemRaum sind die nach Themen geordne-ten Objekte, Bücher, CDs, Zeitungsaus-schnitte, Fotos etc. in dreizehn ver-

schiebbaren Kästen (�Pfeilern�) unter-gebracht. Der Besucher sucht sich seineInformationen nach Interessen selbstzusammen. Da kommt ein Foto desjungen Erich Kästner aus der einenSchublade, ein gesprochener Text odereine Filmsequenz auf Knopfdruck ausder anderen.Am PC ist die übersichtlich gegliederteund sehr inhaltsreiche, ebenfalls nachThemen geordnete Webseite verfügbar.Sehr effizient, aber manches etwas ab-gegriffen und nicht unbedingt was fürLeute, denen Erich Kästner kein Begriffist (zu Erich Kästner Kasten, S. 100).Auf der anderen Seite des Platzes ander Ecke Bautzner Straße/Alaunstraßesteht übrigens ein weiteres Denkmalfür Erich Kästner, ein Bücherstapel ausBronze mit einer Bronzeplakette, dieeine Abbildung des Jungen zeigt. Soklein und bescheiden ist dieses Denk-mal, dass es gerne übersehen wird. Werin Dresden auf Erich Kästners Spurenwandelt, wird auch sehen wollen, wo er

Sehwer

Verkehrsumspültes Museumsidyll

ÄußereNeustadtbisHellerau

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Sehenswertes 99geboren wurde und wo die Familiewohnte. Dazu geht man die Königsbrü-cker Straße bis zur Nr. 66, seinem Ge-burtshaus, und zur Nr. 38, wo die Fami-lie lebte, als es ihr etwas besser ging(zwischendurch wohnten sie in Nr. 48).Die Hinterhöfe, Spielplätze des jungenErich Kästner, sind spätestens seit derWende verschwunden. Tröstlich, dasses auf der Königsbrücker Straße 32 imEckhaus der Bäckerei Rißmann nochdie Eierschecke gibt, die er am aller-liebsten mochte.Antonstr. 1, tgl. (außer Sa) 10�18 Uhr. Eintritt5 �, erm. 3 �, unter 6 Jahren frei, Familien 12 �, 8045086, www.erich-kaestner-museum.de.Guter Museumsshop!

Zwischen Anarchie und Hipstertum

Albertplatz, Alaunstraßeund KunsthofpassageDas Straßennetz der Äußeren Neustadtist auf den Albertplatz bezogen, dergleichzeitig mit der Hauptstraße undder Königstraße in der barocken Neu-stadt verbindet. Am Albertplatz mün-det die wichtigste Straße der ÄußerenNeustadt, die Alaunstraße, in die alteVerbindung nach Bautzen und Schle-sien, die Bautzner Straße. Hier beginntauch die Königsbrücker Straße, diewichtigste Ausfallstraße in RichtungNorden � der Albertplatz ist dement-sprechend ein bedeutender Verkehrs-knoten. Doch trotz seiner Größe bildet erdank seiner parkähnlichen Gestaltungund vor allem dank der beiden großenBrunnen eine städtebauliche Einheit.

Das Tempelchen auf der Nordseite desAlbertplatzes hat nicht nur dekorativeFunktion. An dieser Stelle wurde schon1836 ein artesischer Brunnen gebohrt,Dresdens berühmter StadtbaumeisterHans Erlwein ließ dann 1906 denRundtempel errichten. Gegenüberstand ehedem das Alberttheater, wich-tiger Standort der Dresdner und deut-schen Theatergeschichte, heute befin-det sich hier ein Park. Die an der Bautz-ner Straße beginnende Alaunstraße istvor allem im unteren Teil eine Ein-

kaufsstraße mit sehr jugendlich-alternativem Sortiment, weiter obenmischen sich immer mehr Kneipen,Restaurants und Cafés darunter, bis beider Kreuzung mit der Louisenstraße dieAbendlokale und Imbisse dominieren.Wer kurz nach links in die Louisen-straße hineinspitzt, findet in der Nr. 13einen 08/15-Sexshop ( KarteS. 96/97). Das ist er nur heute! Zu DDR-Zeiten war das der einzige erotischeVersandhandel des Landes, von dem imPrinzip alle Kondome bezogen wurden.

Jenseits der Louisenstraße winkt in derKunsthofpassage (zwischen Alaun-straße 70 und Görlitzer Straße 23�25)ein attraktiver Mix aus Kneipen undBoutiquen, die Hinterhöfe wurden dortzu einer Einkaufs-, Unterhaltungs- undKneipenkette verbunden. Im Hof derFabelwesen beleben zwei- und vierfü-ßige Mosaik-Wesen (die Künstlerinwar Viola Schöpe) die bunten Wände,im Hof der Elemente zieht eine blaueHauswand mit vorgesetzten Regenrin-nen, deren weite Öffnungen an Posau-nen erinnern, die Blicke auf sich, beiRegen (und im Sommer auch beiSchönwetter alle halbe Stunde) rauschtund gluckst eine wahre Wasseroper.

Artesischer Brunnen

100 Tour 5: Äußere Neustadt bis Hellerau

Dresden im KastenWo Erich Kästner ein kleiner Junge warErich Kästner (1899�1974), einer derbekanntesten und meistgelesenenSchriftsteller deutscher Sprache des20. Jh. (�Emil und die Detektive�, �Dasdoppelte Lottchen�, �Der kleine Grenz-verkehr�, �Fabian�) war Dresdner.Zwar lebte er länger in Berlin und inMünchen als in seiner Heimatstadt,aber mit Dresden fühlte er sich beson-ders verbunden. Seine Autobiographieüber seine Kindheit in Dresden �Als ichein kleiner Junge war� zeugt davon.Erich Kästner wurde in der Königsbrü-cker Straße 66 in einer Kleinwohnungunter dem Dach geboren (am Eingangheute eine Erinnerungsplakette, dienoch aus DDR-Zeiten stammt). DieFamilie zog später mit dem Jungen umin das Haus Nr. 48 in derselben Straße,dritter Stock, dann in die Nr. 38. Daswar ein großer sozialer Sprung! Jeniedriger das Stockwerk, in dem manwohnte (das galt aber nur bis zum ers-ten Stock, dem �Nobelstock�), destofeiner wurde es. Erich Kästner besuchtedie Vierte Bürgerschule in der Tieck-straße (zwischen Bautzner Straße undElbe), seine ersten Theatererfahrungenmachte er am Albertplatz im (heuteverschwundenen) Alberttheater, unddie Turnhalle seines Turnvereins, wo ersich begeistert an Reck und Barren

profilierte, stand an der Ecke Alaun-straße/Louisenstraße.Doch Kästner hielt es nicht lange inDresden, nach Kriegsdienst (und Herz-leiden) sowie Studium in Leipzig zoges ihn in das Berlin der Zwischen-kriegszeit, wo er von 1927 bis zumKriegsende lebte. Vor dem HintergrundBerlins spielen sowohl der Roman �Fa-bian� (1931) als auch seine Kinderro-mane, allen voran �Emil und die Detek-tive� (1929). Nach der Machtergreifungder Nationalsozialisten 1933 wurdenseine Bücher verboten und verbrannt,in unsicherer Duldung durch das Pro-pagandaministerium erschienen in derSchweiz bis 1938 weitere Romane.Mehrfach durch die Gestapo verhaftetund wieder freigelassen durfte ErichKästner 1942 unter einem Pseudonymdas Drehbuch für einen der größtenFilmrenner Nazideutschlands schrei-ben, für �Münchhausen� mit Hans Al-bers, um anschließend totales Schreib-verbot zu erhalten.Nach dem Krieg ging Kästner nachMünchen (seine Berliner Wohnung warausgebombt), wo er nach vielen Aus-zeichnungen und Preisen, aber relativwenigen Veröffentlichungen 1974 imAlter von 75 Jahren starb. Unter den inMünchen entstandenen Werken ist auchdie literarische Autobiographie seinerKindheit in Dresden �Als ich ein klei-ner Junge war� (Zürich 1957). Die DDRkonnte mit dem kritischen Geist weniganfangen, sein Werk wurde nur sehr se-lektiv veröffentlicht, wie etwa die Ge-dichtsammlung �Kennst Du das Land,wo die Kanonen blühn?�, die 1967 imEulenspiegel Verlag in Berlin erschien(mit beigelegter Schallplatte 45 U/Min.!).Buchtipp: �Als ich ein kleiner Junge war� gibtes in einer besonderen Ausgabe mit Zeichnun-gen von Katrin Feist, erschienen im Hellerau-Verlag Dresden, erhältlich im Buchhandel.�Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?�ist antiquarisch erhältlich.Der �Kleine Junge� Erich Kästner