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Transformative Wissenschaft Zur notwendigen nachhaltigen Orientierung der Wissenschaften Mandy Singer-Brodowski 21.11.2015 –Villigst/ Schwerte

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Transformative Wissenschaft Zur notwendigen nachhaltigen Orientierung der Wissenschaften

Mandy Singer-Brodowski 21.11.2015 –Villigst/ Schwerte

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Gliederung

§  Zur notwendigen nachhaltigen Orientierung der Wissenschaften

§  Transformative Wissenschaft – Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem

§  Beispiele guter Praxis und...

§  ... die Rolle der Studierenden darin

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Leben in der reflexiven Moderne... Wissenschaft in Risikogesellschaften

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§  Wissenschaft als Innovationstreiber, Wissenschaftspolitik als Innovationspolitik (Martin 2012)

§  Wissenschaft generiert hohe Dichte an Innovationen mit großer Eingriffstiefe (Nanotechnologie, Geo-Engineering), ...

§  ... unvorhersehbaren Risiken und Nebenwirkungen (vgl. Risikogesellschaft, Beck 1996)

§  Entkopplung von Wissenschaft und Gesellschaft

§  Aufgabe von Wissenschaft ist eine Reflexionsinstanz auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen

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Entstehung der Nachhaltigkeitswissenschaften Zwischen Mainstreaming und Marginalisierung

§  Etablierung der Nachhaltigkeitswissenschaften seit Anfang des Jahrtausends (vgl. Kates u.a. 2001; Clark/Dickson 2003; Clark 2007) als

§  eine neue „Disziplin“ (vgl. Komiyana/ Takeuchi 2006) mit einem verbindlichen Kanon an theoretischen Vorannahmen und methodischen Zugängen ODER

§  Ziel einer Transformation der Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit als verbindendes und normatives Element verschiedener disziplinärer Forschungszugänge (vgl. Clark/ Dickson 2003) und damit plurale Nachhaltigkeitswissenschaften (vgl. Michelsen/Adomssent 2014, S. 42ff.)

§  strikte Trennung von Grundlagen- und Anwendungsorientierter Forschung wird aufgelöst: „use-inspired basic research“ (Clark 2007, S. 1737)

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Transdisziplinarität als Basis einer Transformativen Wissenschaft Mainstreaming von transdisziplinärer Forschung

§  Gesellschaftliche Problemlagen als Ausgangspunkt einer transdisziplinären Forschung (Jahn 2008)

§  Zusammenarbeit mit Praxisakteuren auf Augenhöhe (z.B. im Future Earth Pro-gramm: Co-Design von Forschungsfragen & Co-Production von Wissen)

5

TR ANSD ISZ IP LIN AR ITÄT IN D ER FOR SCHUNGS PR AXIS 31

Abb. 3: Integrativer Zugang

In der zweiten Phase, wo neues (disziplinäres) Wissen generiert werden

soll, liegt ein Schwerpunkt bei der interdisziplinären Integration. Denn hier

geht es darum, die Anschlussfähigkeit des neuen, disziplinären Wissens im

gemeinsamen Prozess sicherzustellen und an gemeinsamen »Wissensobjek-

ten« (Modellen, theoretischen Konzepten) zu arbeiten. Besonders groß ist

in dieser Phase die Gefahr der Verselbstständigung von Einzelinteressen

oder der Vertiefung der Sprachprobleme, zum Beispiel zwischen den Dis-

ziplinen. Wichtig ist deshalb, frühzeitig Integrationsschritte (z. B. Schnitt-

stellen-Workshops, moderierte Arbeitsgruppen oder Querschnittspojekte),

wie sie in dem Modell durch die Querbalken zu den »disziplinären« oder

Teilprojektsäulen symbolisiert sind, vorzusehen und einzuplanen.

Innerhalb der Schlussphase, also am Ende des Forschungsprozesses

geht es um zwei methodisch verknüpfte Integrationsschritte. Zunächst

werden die Ergebnisse der vorangegangenen Phase zusammengefasst zu

ersten Projektergebnissen. Anschließend werden diese Ergebnisse (neue

wissenschaftliche Erkenntnisse, praktisches Problemlösungswissen) zum

Beispiel durch Verfahren einer doppelseitigen Kritik (vgl. Becker/Jahn

2006: 186ff.) oder Assessment-Methoden auf ihre Validität und Relevanz

überprüft und ihr mögliches Wirkungsspektrum und die Angemessenheit

für das gewählte wissenschaftliche und/oder praktische Ausgangsproblem

bewertet. Das kann zu einer (partiellen) »Desintegration« der im ersten

Aber: zwischen dem Anspruch einer idealen transdisziplinären Nachhaltigkeitsforschung und der Realität durchgeführter transdisziplinärer Forschungsprojekte liegen große Unterschiede (vgl. Brandt u.a. 2013, S. 5)

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Forderungen zivilgesellschaftlicher Organisationen Wissenschaft für und mit der Gesellschaft

9Nachhaltige Wissenschaft

q Tab. 1: Bestehendeund eigentlich notwen -dige Forschungsbedarfein wichtigen Transfor -ma tionsfeldern derNach haltigkeit

taucht der Begriff der „Nachhaltigkeitsforschung“immer häufiger auf. Einen besonderen Ausdruckfindet dies in dem fast zwei Mrd. Euro umfassendenForschungsprogramm „Forschung für NachhaltigeEntwicklung“ (FONA) des Bundesforschungsminis-teriums (BMBF).

Ein näherer Blick auf die Programme und die For-schung führt jedoch zu einer Ernüchterung: Diemeisten Programme und die Forschung konzen-trieren sich auf naturwissenschaftliche Problem-analysen sowie insbesondere technische Lösungen.4

So spielen Themen wie die Elektromobilität oder An-sätze der Bio- und Gentechnik oder des Geo-Engi-neering eine zentrale Rolle in den aktuellen Pro-

grammen. Motivation und Antrieb ist häufig die un-mittelbare ökonomische Verwertbarkeit der erar-beiteten Lösungen.

Der Tatsache, dass die Lösung grundlegender Nach-haltigkeitsherausforderungen (z. B. Energiewende,Mobilitätswende, Ernährungswende ...) oft vielmehreine politische, institutionelle, soziale und kulturelleals eine technische Transformationsherausforde-rung darstellt, wird in der Forschung kaum Rech-nung getragen. Tabelle 1 gibt einen Eindruck vomAuseinanderfallen der aktuellen Forschungsschwer-punkte in diesen Feldern und der eigentlich not-wendigen Akzentsetzungen in der Forschung.

4 Vgl. zur Kritik an der Technik -orientierung der bestehendenForschungs programme WBGU(2011), S. 370 f., zur Kritik an der aktuellen Bio-Ökonomie-Forschung vgl. NABU/IÖW(2011).

Transformationsarena

„Energiewende“Umbau des Energiesystems zueinem energieeffizienten Ener-giesystem auf regenerativer unddezentraler Basis

„Mobilitätswende“Umbau des Verkehrssystems zuressourcen- und energieeffizi-enter und lebenswerter Mobi-lität

„Ernährungs-/Agrarwende“Umbau zu ökologischer Land-wirtschaft, verallgemeinerungs-fähige Ernährungsmuster

„Urbane Wende“Schaffung nachhaltiger, lebens-werter und gesunder Städte

Aktuell bestehende Forschungs-/Förderschwerpunkte

Forschung zu Erzeugungs-technologien, Speichersystemen,Smart Grids

Elektromobilitätslösungen, Batterieforschung

Forschung zu grüner Gentechnik,bio-ökonomische Forschung

Zumeist technische Lösungen,Analyse von Einzelfragen

Notwendige Forschungs-/Förderschwerpunkte

Transformationsstrategien 100 % Erneu-erbare Energien-Kommunen, Dezentrali-sierungsstrategien, Anreizkonzepte zurHebung von Effizienzpotenzialen

Transformation zu verkehrsreduziertenStädten, Förderung von Rad- und Fußver-kehr, integrierte Mobilitätskonzepte undStadt-/Regionalplanung

Transformationsstrategien zu ökologi-schem Landbau, regionalen Versorgungs-konzepten, Urban Farming ...

Kombination von Public Health sowiestadt-bezogener Umweltforschung,systematische Begleitung urbaner Transformationsprozesse

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Nachhaltige Wissenschaft Plädoyer für eine Wissenschaft für und mit der Gesellschaft

Ein BUND-Beitrag zum Wissenschaftsjahr

„Zukunftsprojekt Erde/Nachhaltigkeit“2Februar 2012

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Quelle: BUND 2012, S. 9

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Wissenschaft im Elfenbeinturm?! Erkenntnisse aus der Wissenschaftsforschung

§  Eigenlogik der Wissenschaft: wissenschaftliche Fachgemeinschaften, als lose gekoppelte Gemeinschaften von ExpertInnen tendieren zu einer disziplinären Schließung und Spezialisierung in der Tiefe

§  Organisation in Fachgesellschaften, auf wissenschaftlichen Konferenzen und in gegenseitigen Gutachterverfahren

§  daraus folgt: Gemeinschaftsversagen der Wissenschaftsgemeinschaften bei der Erfüllung gesellschaft- licher Erwartungen

§  neue Governance der Wissen- schaft stärkt Umgang mit ex- ternen Anforderungen an die Wissenschaft

7

Bildquelle: https://www.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/m-mfw/intern/Bilder/Eigene_Bilder_MFW/Forschungseinrichtungen/NMI_biochemie_labor_700x360.jpg

vgl. Gläser/Lange 2007

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Positionspapier des Wissenschaftsrates Zum wissenschaftspolitischen Diskurs über Große gesellschaftliche Herausforderungen

23.07.15 Zeppelin Universität Friedrichshafen 8

§  Positionspapier des Wissenschafts-rates veröffentlicht am 27.04.15 nach 2- jähriger Beratung in AG des WR und 1 jähriger Diskussion im WR selbst

§  "Die Bewältigung Großer gesell-

schaftlicher Herausforderungen hat sich in den letzten Jahren zu einer weiteren wissenschaftspolitischen Zielvorstellung entwickelt, die den Gedanken, Grundlagenforschung als Fortschrittsmotor zu fördern sowie Innovationsprozesse zu unterstützen, ergänzt." (S. 30)

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Positionspapier des Wissenschaftsrates Gesteigerte Partizipationschancen für zivilgesellschaftliche Akteure

23.07.15 Zeppelin Universität Friedrichshafen 9

§  WissenschaftlerInnen, die sich dieser Aufgabe annehmen müssen: „Disziplinen übergreifende Kooperationen aufbauen; sie müssen die Interaktion mit Akteuren aus anderen Teilen der Gesellschaft als eine in diesem Kontext besonders bedeutsame Aufgabe begreifen und vorantreiben.“ (vgl. ebd.)

§  Wir wollen Bürgerinnen und Bürger und die Akteure der Zivilgesellschaft

konsequent in die Diskussion um Zukunftsprojekte und die Ausgestaltung von Forschungsagenden einbinden. Wir wollen neue Formen der Bürgerbeteiligung und der Wissenschaftskommunikation entwickeln und in einem Gesamtkonzept zusammenführen.

Koalitionsvertrag der Bundesregierung 2013

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Transformative Wissenschaft: §  nimmt gesamtes Wissenschaftssystem und die

wissenschaftlichen Institutionen in den Blick,

§  will Klimawandel in den Institutionen der Wissensproduktion hin zur Stärkung der Nachhaltigkeitswissenschaften erreichen,

§  braucht die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Akteure (Zivilgesellschaftliche Plattform Forschungswende),

§  wendet sich gegen zunehmende Prekari-sierung, Disziplinierung und Ökonomisierung im Wissenschaftssystem und

§  wird aktuell kontrovers diskutiert (vgl. Strohschneider 2014, Grunwald 2015, Schneidewind 2015, von Wissel 2015, Rohe 2015).

Herausforderung: Transformation des Wissenschaftssystems Institutioneller Klimawandel im Wissenschaftssystem notwendig

Laufende Diskussion unter: www.nachhaltigewissenschaft.de

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1.  Mut zu hochschulpolitischen Leitbildern bei möglichst vielen gesellschaftlichen Gruppen

2.  „Grenzgänger“-Anreize 3.  Empirische Wissenschaftsforschung zu Ökologie und Nachhaltigkeit stärken 4.  Verstärkung der sozial- und geisteswissenschaftlichen Kompetenzen in den

nationalen Wissenschaftsgemeinschaften 5.  Innovationsministerien im Zeichen des Klimawandels nutzen 6.  Netzwerk von Nachhaltigkeitshochschulen als Angebot an Politik und Gesellschaft 7.  Nachhaltigkeits-Wissenschaftsrat 8.  Kultivierung von Inseln der Heterodoxie 9.  Sozial- und kulturwissenschaftliche Förderoffensive für Nachhaltigkeit starten 10. Kriterien transdisziplinärer Forschung im Wissenschaftssystem verankern 11.  Alternativer Nobelpreis für transdisziplinäre Forschung 12. Stärkung der sozial-ökologischen Forschung in Deutschland 13.  Institut für transdisziplinäre Methoden schaffen 14. Netzwerk von Kompetenzzentren für transdisziplinäre Forschung 15. Übergreifende Nachhaltigkeitscluster und Graduiertenschulen schaffen

31 Reformvorschläge einer transformativen Wissenschaft (1/2) Forschung, Lehre, Institutionelle Veränderungen

Quelle: Schneidewind/Singer-Brodowski (2013)

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16. Schaffung einer Mistra-Stiftung in Deutschland 17. Schaffung von deutschen „Resilience“- oder „Tyndall“-Zentren 18. Studentisches Nachhaltigkeits-Engagement anerkennen 19. BNE-Ranking deutscher Hochschulen einführen 20. Virtuelle BNE Academy für Nachhaltigkeitslehre in den General Studies-Bereichen der

deutschen Universitäten 21. Kompetenzzentren für Lehre im Bereich General-Studies und Service Learning 22. Weiterbildungsoffensive Professionalisierung und Nachhaltigkeit 23. Nachhaltige Supercool School 24. Sustainable Second Life – Projekte des forschenden Lernens in virtuellen Welten 25. Lehrprofessuren für Nachhaltige Entwicklung 26. Stipendien und Preise für studentisches Nachhaltigkeits-Engagement 27. Centrum für Nachhaltige Hochschulentwicklung (CNH) 28. Schaffung eines „Nachhaltigkeits-Verbandes“ für die Deutsche Wissenschaft 29. Netzwerk mittelgroßer Nachhaltigkeitsuniversitäten 30. Mehr Übersetzungsinstitutionen schaffen 31.  IPCC-angelehnte Strukturen der Politikberatung schaffen

31 Reformvorschläge einer transformativen Wissenschaft (2/2) Forschung, Lehre, Institutionelle Veränderungen

Quelle: Schneidewind/Singer-Brodowski (2013)

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Die Argumentation Strohschneiders in „Zur Politik der Transformativen Wissenschaft“ (2014)

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§  Solutionismus: wissenschaftliches Wissen wird nicht nach inner-wissenschaftlichen Prinzipien der Wahrheit/ Neuheit, sondern nur nach Nützlichkeit für ein normativ gesetztes Ziel bewertet (vgl. Strohschneider 2014, S. 179ff.)

§  Faktengewalt: Orientierung an dem normativen Leitbild der

Nachhaltigkeit als moralische Letztbegründung (vgl. ebd. S. 175)

§  Expertokratie: durch zu starke Entgrenzung von Wissenschaft und Politik werden demokratische Entscheidungsprozesse ausgehebelt und eine Hyperthrophierung der Wissenschaft erreicht (vgl. ebd. S. 186ff.)

§  Instrumentalisierung: durch zivilgesellschaftliche Mitbestimmung bei Gestaltung von Forschungsagenden (vgl. Stock/ Schneidewind 2014)

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Wie geht Veränderung? Transformationsprozesse nach der „transition theory“

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Abb.!3.4-1). Durch Veränderungen und Dynamiken in diesen Handlungsebenen entsteht der Möglichkeits-raum für Transformationen. Dieser kann zu einem gege-benen Zeitpunkt in einem Land (Region, Sektor) sehr groß oder auch sehr klein sein.

In der Mitte steht das etablierte sozio-technische Regime; in unserem Fall die auf der Nutzung fossiler Energieträger beruhende Weltwirtschaft (high-carbon economy). Diese bildet ein System bestehend aus Tech-nologien, Politiken und Institutionen, Wirtschaftssek-toren, Kultur und Wissenschaft. Solange dieses etab-lierte System stabil, legitimiert und wirtschaftlich wie politisch attraktiv ist, sind Übergänge zu einer klima-verträglichen Gesellschaft unwahrscheinlich. Auf der unteren Ebene bilden sich Nischen und Pioniere des Wandels: am Klimaschutz orientierte Unternehmer, Wissenschaftler, Architekten, Mitglieder von Nichtre-gierungsorganisationen (NRO), Journalisten oder Pio-niere des Wandels in Ministerien und internationalen Organisationen (Kap.!6). Je randständiger und kleiner diese Pioniergruppen sind, desto unwahrscheinlicher ist eine Transformation zur klimaverträglichen Gesell-

schaft. Ohne diese Pioniere ist kein transformativer Wandel möglich. In Europa ist die Gruppe der „Klimapi-oniere“ seit vier Dekaden angewachsen, sie hat bereits Wirkung jenseits der Nische entfaltet und damit begon-nen, das etablierte Regime zu verändern. Sie sind nicht mehr nur Akteure am Rande des etablierten klima-schädlichen Systems, sondern haben sich auch inner-halb der etablierten Strukturen der Wirtschaft ausge-breitet, ohne dass bereits der Kipppunkt zur System-transformation erreicht worden wäre: Umweltorien-tierte Wirtschaftssektoren sind ebenso entstanden wie das europäische Emissionshandelssystem oder Einspei-severgütungen für erneuerbare Energien. Der Diskurs über klimaverträgliche Entwicklung ist kein Außensei-terdiskurs mehr, er steht nahezu gleichberechtigt neben dem etablierten Wachstumskurs und verfügt mögli-cherweise bereits über ein höheres Maß an normativer Legitimation als das klassische Wachstumsparadigma. Die Dynamik auf der Ebene der Pioniere des Wandels (Kap.!6) ist also groß, zugleich impliziert dies, dass das alte Entwicklungsmodell nicht mehr stabil und herme-tisch ist, sondern sukzessive unter Anpassungsdruck

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$EELOGXQJMehrebenenmodell zur Analyse von Transformationsprozessen, am Beispiel der Substitution einer eingeführten Technologie durch eine neue. Es bestehen drei unabhängige, aber sich wechselseitig beeinflussende Handlungsebenen (Megatrends, sozio-technisches Regime, Nischenniveau). Durch Veränderungen und Dynamiken in diesen Handlungsebenen und deren Interaktion entsteht der Möglichkeitsraum für Transformation.Quelle: Grin et al., 2010

Quelle: WBGU 2011, S. 127

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Wie geht Veränderung im Wissenschaftssystem? Transformationsprozesse nach der „transition theory“

Wie umsteuern? 299

und Wissenschaftssektors zu zählen (vgl. Abb. 10). Das „Regime“ charakteri-

siert die in einem sozio-technischen System bestehenden Institutionen,

Regeln und Routinen, die das Handeln im System beeinflussen und stabilisie-

ren. Im Wissenschaftssystem gehören dazu sowohl etablierte Regeln auf der

wissenschaftspolitischen Ebene (wie z.B. der in Deutschland grundgesetzlich

verankerte Föderalismus im Bildungssystem oder die immer stärker pro-

gramm-orientierte Förder- und Finanzierungslogik für Wissenschaftsein-

richtungen) als auch in Wissenschaftsinstitutionen und die Wissenschafts-

systemorganisation selber (z.B. die disziplinäre Organisationslogik in Hoch-

schulen oder die institutionelle Trennung von Universitäten und außeruniver-

sitären Großforschungseinrichtungen). „Nischen“ bezeichnen schließlich

Handlungsmuster und Experimente von Akteuren und Akteursgruppen, die

Neuerungen erproben, auch gegen bestehende institutionelle und organisatio-

nale Regeln des bestehenden Regimes. Nischen-Akteure werden dadurch zu

zentralen Motoren für Veränderungsprozesse (vgl. Abb. 10).

Abb: 10: Eine Multi-Ebenenperspektive auf das deutsche Wissenschaftssystem

Megatrends

Regime

Nischen

Demographi-scher Wandel

Steigende Defizite deröffentlichen Haushalte

Wissen-schafts-politik

Wissen-schafts-system

Wettbewerbs-getriebene(vertikale)

DifferenzierungDisziplinäre Organisation

in Hochschulen

Programm-Förderung

Trennung von Hochschulenund nationalen Forschungs-gemeinschaften (Max Planck,Helmholtz, Leibniz, Fraunhofer)

Hochschul-Autonomie

Produktivitäts-druck

steigender Wettbewerb

Nachhaltigkeit alsProfilierungsstrategie

für einzelne Hochschulen(z.B. Lüneburg, Kassel, Hamburg, ...))

Netzwerk-Strategien für Nachhaltigkeitswissenschaft

Capacitiy Building

Nachhaltigkeits-orientierte

Politik einzelner Bundesländer

Globalisierung von Wissenschaft

und Hochschulen

Internet/ Neue Kommunikations-

technologien

Förderalismus

Quelle: Schneidewind/Augenstein 2012, S. 20 (Übersetzung des englischen Originals durch die Autoren). 15

Quelle: Schneidewind/ Singer-­‐Brodowski 2014, S. 299

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Leuphana Universität Lüneburg Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts

§  Leitbild: humanistisch, handlungsorientiert, nachhaltig

§  Fakultäten: Bildung, Kulturwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Nachhaltigkeit (!)

§  Curriculare Verankerung von BNE: etwa 1500 Erstsemester-Studierende im College durchlaufen das Modul „Wissenschaft trägt Verantwortung“

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Das Finale - die Konferenzwoche 2016 Wie wollen wir 2030 leben? 23. bis 25. Februar 2016, Leuphana Universität Lüneburg

Leuphana Universität Lüneburg | Leuphana College | Wissenschaft trägt Verantwortung WiSe 2015-16

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Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Pionier unter den Fachhochschulen im Nachhaltigkeitsprofil

§  Leitbild: seit 1830 Forschung und Lehre mit der Natur für den Menschen, klimaneutrale Hochschule und von „Utopia“ als grünste Hochschule Deutschlands ausgezeichnet

§  Fachbereiche: Wald und Umwelt, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Holzingenieurwesen, Nachhaltige Wirtschaft

§  Curriculare Verankerung von BNE: transdisziplinär, im BA/ MA, berufsbegleitend und partizipativ

17 62

VERNETZUNGSINITIATIVEN FÜR NACHHALTIGKEIT AN HOCHSCHULEN

Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde ist eine Hochschule mit ausge-

ZLHVHQHP1DFKKDOWLJNHLWVSURÀO'LHV]HLJWVLFKinsbesondere in der Lehre. Forschendes Lernen ist ein Kernelement der transdisziplinären Lehr-konzepte der HNE Eberswalde. Die Studierenden erwerben Gestaltungskompetenz im Kontext von Nachhaltigkeit, die nicht aus Handbüchern gelehrt und gelernt wird, sondern in der realen $XVHLQDQGHUVHW]XQJPLWGHUEHUXÁLFKHQ3UD[LV/HKUHQGH3UD[LVSDUWQHULQQHQ²KlXÀJ1DFKKDO-tigkeitspioniere – und Studierende engagieren sich für einen gemeinsamen Lernprozess auf Augenhöhe:

Die Praxispartner/innen formulieren Fragen aus LKUHPEHUXÁLFKHQ.RQWH[WXQGEULQJHQLKUHQGestaltungswillen für nachhaltige Lösungen ein. Dafür erhalten sie einen direkten Zugang zu wissenschaftlicher Expertise und kostengünstig Problemlösungen.

Die Studierenden haben kreative Ideen, ein hohes Innovationspotenzial und viel Engagement. Sie erhalten Einblicke in die Vielfalt der Berufswelt und entwickeln praxisrelevante Ergebnisse.

Die Lehrenden stärken mit ihrem Lernprogramm für Nachhaltigkeit die theoretische und methodi-VFKH5HÁH[LRQXQGVLFKHUQGLHIDFKOLFKH4XDOLWlW

der Lösungsansätze. Im Gegenzug erhalten sie Einblick in aktuelle Nachhaltigkeitsprobleme und SURÀWLHUHQYRQGHQ,GHHQGHU6WXGLHUHQGHQ

Drei Beispiele illustrieren die Bandbreite solcher Praxisnetze an der HNE Eberswalde:

Das „InnoForum Ökolandbau Brandenburg“ vereint um die 70 Kooperationspartner entlang der Wertschöpfungskette Ökolebensmittel, mit denen neben Forschungsprojekten auch praxis-orientierte Lernprojekte in den Ökolandbaustu-diengängen durchgeführt werden. Eine Koordi-nierungsstelle organisiert durch kontinuierliche Bedarfserfassung seitens der Praxis die Grundla-ge dafür.

Im Master „Regionalentwicklung und Natur-schutz“2IÀ]LHOOHV81'HNDGH3URMHNWZHUGHQüber ein breites und offenes Netzwerk der Dozie-renden und Studierenden immer neue Themen für das Projektstudium entdeckt und Trends nachhal-tiger Entwicklung aufgespürt.

Der berufsbegleitende Master „Strategisches Nachhaltigkeitsmanagement“2IÀ]LHOOHV81Dekade Projekt) wurde mit einem engagierten Praxisbeirat als Ideenlabor konzipiert. Studie-rende entwickeln für Themen aus ihrer Berufs-praxis zusammen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Praktikerinnen und Praktikern Nachhaltigkeitsstrategien. Tandems aus Wissenschaft und Praxis sind für die Module verantwortlich.

Die transdisziplinären Lernprozesse erfordern die Offenheit aller Beteiligten. Sie werden belohnt mit kreativen Lösungen, Impulsen für die eigene Arbeit sowie dem Aufdecken „blinder Flecken“. Dadurch können sich alle besser im Kontext von Nachhaltigkeit justieren und nachhaltige Ent-wicklungspfade einschlagen.

KontaktProf. Dr. Heike MolitorE-Mail: [email protected]. Benjamin NöltingE-Mail: [email protected]. Henrike RiekenE-Mail: [email protected]

Praxisnetzwerke für die LehreProf. Dr. Heike Molitor, Dr. Benjamin Nölting, Dr. Henrike Rieken, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

© H

NEE

67

Aktualisiert: Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde: Nachhaltigkeitsvor-lesungsreihe für alle ErstsemesterAn der HNEE absolvieren alle Bachelor-Stu-dierenden des ersten Semesters aller Fach-richtungen gemeinsam die Vorlesungsreihe „Einführung in die nachhaltige Entwicklung“. Der Nachhaltigkeitsdiskurs wird unter Berück-sichtigung historischer Aspekte kritisch reflek-tiert und beruht auf dem systemtheoretischen Ansatz. Auf Grundlage dieser theoretischen Analyse erfolgt eine Darlegung konkreter Bei-spiele zur Umsetzung in Teilsystemen und mit Bezug zu den aktuellen Studiengängen.Master Regionalentwicklung und Naturschutz (M.Sc.)Der Studiengang bildet interdisziplinäre Fach-leute aus, regionale Entwicklungsprozesse im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu gestalten. Anwendungsorientierte Methoden und Projekte ermöglichen frühzeitig den Blick in die Praxis und bereiten aktiv auf den Beruf vor. Mit der Spezialisierung „Umweltbildung/ Bildung für nachhaltige Entwicklung“ bietet die Hochschule eine einzigartige Studienkom-bination an. Die Studierenden werden befä-higt, Bildungsarbeit im Kontext nachhaltiger (Regional-)Entwicklung zu gestalten. Sie kön-nen Strategien und Konzepte für Bildungsor-ganisationen im ländlichen Raum entwickeln.http://www.hnee.de/runBerufsbegleitender Masterstudiengang Strate-gisches Nachhaltigkeitsmanagement (M.A.)Der fächerübergreifende, praxisorientierte Stu-diengang vermittelt Schlüsselkompetenzen, um Unternehmen und Non-Profit-Organisati-onen in Sachen Nachhaltigkeit neu zu positio-nieren. Er leitet zum ganzheitlichen Denken an und befähigt die Studierenden, fachlich und ethisch begründete Richtungsentscheidungen zu treffen. Der Studiengang ist als Ideenlabor konzipiert: Studierende entwickeln mit Wissen-schaft und Praxis passgenaue Nachhaltigkeits-strategien für ihre Organisation und setzen diese um – auch gegen Widerstände. http://www.hnee.de/snm

LEHRE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Beispieleguter Praxis„Lehre für nachhaltige Entwicklung“

Technische Universität Berlin: Projektwerkstätten – Wenn Studierende die Lehre übernehmenLernen durch Engagement (engl.: Service Learning) gibt es an der TU Berlin bereits seit 1985: Studieren ohne Professor/innen oder wissenschaftliche Assistent/innen, nur mit Tutor/innen, Themen selbst wählen und die Option, am Ende auch eine anrechenbare Studienleistung zu erwerben. An der TU Berlin kann man das; und zwar in den „Projektwerk-stätten für sozial und ökologisch nützliches Denken und Handeln“. Mitmachen können Studierende aller Hochschulen, Semester und Studiengänge.Bedingungen für eine Projektwerkstatt:

nicht im „normalen“ Angebot der TU Berlin zu finden ist.

hensweise eine Alternative zum TU- Angebot bieten.

sein.http://www.projektwerkstaetten.tu-berlin.de

Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt: Masterstudiengang GeographieAn der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt wird seit dem WS 2010/11 ein Masterstudiengang „Geographie: Bildung für nachhaltige Entwicklung“ angeboten, der als UN-Dekadeprojekt 2011/2012 ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus gibt es seit dem SoSe 2011 im jährlichen Rhythmus ein Wahlpflicht/Wahlmodul-Angebot für alle Studierenden, das neben einer Vorlesung ein Projektseminar umfasst.http://www.ku.de/mgf/geographie/didaktik/masterbne

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Arizona State University Designing the New American University

§  Leitbild: exzellente Forschung und Lehre, bildungsgerechte Zugänge, transformativer Impact in die lokale Gesellschaft

§  Fachbereiche: 16 verschiedene Colleges und Schools mit vielen interdisziplinären Zentren und Schnittstellen

§  Curriculare Verankerung von BNE: projektorientiert, international & transdisziplinär

18

“Sustainability is not just another issue to be added to an overcrowded

curriculum, but gateway to a different view of curriculum, of pedagogy, of

organizational change, of policy and particularly of ethos.” (Sterling 2004,

p. 50)

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Studierende als Change Agents in Wissenschaftssystemen Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung aus Sicht der Studierenden

19

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Research into student attitudes towards, and skills for, sustainable development (SD) was conducted in 2012, continuing research from 2010 and 2011. This longitudinal study has identified trends in demands and expectations from students new to university; tracked longitudinal attitudes from first-year students as they progress their university careers; captured student opinions both pre and post increase in tuition fees. Overall, the results for academic year 2012-13 continue and reinforce the previous findings, showing no notable di!erences except where highlighted in the full report.

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The research reinforced the conclusions of the 2010 and 2011 reports through the following key findings:

1 over eight in every ten students consistently believe that SD should be actively incorporated and promoted by universities, and this increases as respondents progress through their studies;

2 over two thirds consistently believe that SD should be covered by their university courses;

3 over 60% of students want to learn more about SD;

6XPPDU\RIVWXGHQWUHVSRQVHVWRNH\TXHVWLRQVDERXWVXVWDLQDEOHGHYHORSPHQWLQXQLYHUVLWLHVDQGWHDFKLQJ\HDUVUHIHUWRWKHGDWHWKHUHVHDUFKZDVFRQGXFWHG

4 80% of third-year students see universities as key players in the delivery of skills for SD;5 a desire to learn more about SD increases as respondents progress through their

studies;6 there is a continued preference among students for a reframing of curriculum

content rather than additional content or courses;7 the majority of students continue to interpret SD as predominantly being about the

environment, with less recognition of the social and economic aspects.

This third year of the research uncovered the following new insights from students:

8 a desire for teaching to include extra-curricular activities within the range of learning opportunities for sustainable development;

9 third-year respondents state they are more likely to accept graduate positions with a lower starting salary than respondents answering in their first and second years;

10 first-years in 2012 state they are more likely to accept reduced starting salaries for a job in a company with a positive performance on sustainability than previous years.

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Impulsgeber, Vermittler und Treiber Die Rolle von Studierenden im Wandel der Wissenschaftslandschaft

•  Studierende initiieren, verbreiten und implementieren Nachhaltigkeitsinnovationen an Hochschulen

•  Studierende agieren quer der institutionellen Strukturen, sind ÜbersetzerInnen und QuerdenkerInnen

•  bringen Kreativität und Handlungskapazität in Veränderungsprozesse an Hochschulen

•  Überzeugen durch Authentizität und uneigennützige Plädoyers für mehr Nachhaltigkeit an ihren Hochschulen

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