5/16/2018 Trash Talk Gina-Lisa Lohfink - slidepdf.com

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PORTRAIT

trash talk

LIEBE GINA LISA LOHFINKText: Frank Richter, frank@mannschaft-magazin.ch

Illustration: Melanie Carrera

Zack die Bohne! Du kommst in die Schweiz. Am 8. Oktober

moderierst du das KV-Fäscht in Zürich. Meine Fresse, wasreu ich mich. Endlich kommt mal wieder eine Frau mit

Klasse und Stil in die Limmatstadt. Eine Frau, die im Le-

ben so einiges erreicht hat: Mit 14 Jahren konntest du

bereits erste Sätze sprechen und dir selbstständig

die Haare blondieren. Ohne Hile Münzen ins

Solarium weren oder Gelnägel ankleben,

auch das war mit anangs zwanzig kein

Problem mehr. Nach der Ausbildung zur

Arzthelerin olgte dann eine steile Karriere

als Videoclip-Dekoelement, Beinahe-Top-

model, Pornodarstellerin und zu guter

Letzt Alm-Verlasserin. Vielleicht ist es

dir nicht bewusst, liebe Gina-Lisa,

aber ür viele Schweizerinnen bist

du ein grosses Vorbild. Ich reue

mich, dass du im Okto-

ber die Chance erhältst,

junge Zürcher Mäd-

chen zu inspirieren. Die

Zukunt sieht ür viele

von ihnen nämlich

düster aus.

Die meisten der

16-jährigen KV-

Fäscht-Besucherin-

nen werden in ihrem

Leben einmal arbeiten

müssen. Schlimmer

noch: Viele von ihnen

sogar bis zur Pensionie-

rung! Sie werden im Arbeitsalltag

ihren Kop und die Hände einset-

zen müssen, nicht den Mund und

die Schenkel. Nur die wenigsten von

ihnen werden mit zwanzig genug Geld

zusammen haben, um sich die Brüste biszum Kinn vergrössern zu lassen. Bei eini-

gen wird’s fnanziell mit 24 noch nicht Mal

ür Botox reichen. Der erste eigene Porno, eine

Reality-TV-Show oder ein schickes Muschi-Pier-

cing, alles Dinge, die in unerreichbarer Ferne liegen. Das

sind bedrückende Aussichten. Durch Stress, Zigaretten und

Fast Food kommt hinzu, dass viele Mädels die Blüte ihrer

 Jugend im Eiltempo durchleben. Mit sechzehn ist manch eine

schon so verbraucht, dass nicht mal mehr Carl mit ihr knat-

tern möchte. Wie muss das am Selbstbewusstsein einer jungen

Frau nagen?! Wäre ich ein weiblicher Teeny, auch ich müsste

leer schlucken. Bei Carl sogar wortwörtlich.

Aber Schluss mit der Schwarzmalerei. Dank deinem Besuch in

Zürich besteht die Chance, die Tristesse aus dem Leben derheranwachsenden Damen zu verbannen. Du kannst Ihnen

eine Nachricht mit au den Weg geben: Es ist OK seinen

Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen. Man muss nicht

als Reality-TV-Star von einem inszenierten Skan-

dal in den nächsten hüpen. Und es geht

in Ordnung, natürlich auszusehen, ohne

Doppel-D-Brüste oder Schlauchbootlip-

pen. Denn auch Frauen mit Charme und

natürlichem Aussehen können es im Leben

weit bringen. Nimm Shawne Fielding: Sie

hat es weit gebracht und an ihr war mal

vieles natürlich. Oder Nella Marti-

netti: Die hatte Charme ür zwöl,

war eine begnadete Komponistin

und schate es sogar noch nach

dem Tod, die Klatsch-

blätter zu üllen.

Auch ür dich müsste

sich was fnden las-

sen, bei dem du den

Menschen eine

andere Seite von

dir zeigen kannst.

Pack die Titten

doch mal ür PE-

TA aus oder setz

dich als Botschaterin

gegen eine Krankheit

ein: Krebs, Malaria,

AIDS....

Falls deine Wahl au AIDS ällt,

solltest du dich nach deinem Au-

tritt in Zürich mit Shawne treen.

Schliesslich ist sie die Botschaterin

der Schweizer Aids Hile. Nimm es ihr

nicht übel, wenn sie dich mit «Gina-LisaLow Fuck» grüsst, ihre Deutschkenntnis-

se sind noch nicht ganz ausgereit. Ihr beiden

könntet euch zusammensetzen und an einem

Plan arbeiten, um die Welt zu verbessern. Muss aber

nicht zwangsläufg nächstes Wochenende sein. Bestimmt

laut ihr euch rüher oder später sowieso beim Promi-Dinner

über den Weg.

Grüsslichst

Frank

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