Über das wesen des diabetes insipidus

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21. MAI I932 KLINISCHE WOCHENSCH 3. Wiihrend der Destillation wiegt man i g Kaliumoxalat auf der chemischell Waage ab ulld ffillt die SubstallZ in ein mit Marke lOO versehenes iK61bchen. 4. Hat man etwa 11/2 1 Aqua dest. gewonllen, so fiillt man etwa 5 ~ ccm lloch heiB zu dem Kaliumoxalat, schwenkt um und liiBt zut L6sung stehen. 5. Dalln kfihlt man in einem GefiiB mit kaltem Wasser das heil3e Aqua dest. auf 3o ~ ab. Das eillgestellte Thermometer ist vorher mit einean in Aqua dest. getauchtell Wattebausch grfindlich abzureiben. 6. Mit dem auf 3~ o gektihlten dest. Wasser ftillt man das bereits halb mit Kaliumoxalatl6sung geffillte ioo-ccm-K61bchen bis zur Marke Ioo mit eiller IO-CCm-Pipette auf und giel3t in ein Erlei1- meyer-I™ zu 15o ccm um. 7- Abmessen von iooo ccm des 3o~ dest. in einem MeB- kolben mit Marke iooo. ObergieBen in eine i-Liter-Flasche aus Jellaer Glas. 8. Zuftigen von Ioccm der Iproz. t™ mit io-ccm-Pipette. Gut durchmischell. 9. Zufiigen von 15 ccm iproz. Kaliumbromidl6sung, die man bereits vorher in ein Reagellsglas eingefflllt bat. Zugabe in einem Gui3. Gut durchmischen. io. Die L6sung hat eillell gelbbr~iunlichen Farbton und wird nun dem Licht ausgesetzt: Sic wird etwa I m vom Fenster entfernt etwas erh6ht auf ein Kistchen auigestellt, und zwar so, daB sie an sonnigen Tagen nicht in der Sonne steht, Zur st~rkeren ]3e- lichtung an den bel uns meist trtiben Tagen wird die dunkle Um- gebullg mit weil3em Zellstoff abgedeckt. ii. Man beobachtet nun den l~arbumschlag; derselbe erfolgt zun~chst nach WeiI3. Darauf treten rote Wolken in der L6sung auf. Man lliBt so lange stehen, bis sie fast die ganze Flfissigkeit durch- setzen. Dann schfittelt man gut durch. Die Belichtung bis zur endgfiltigen purpurroten Farbe dauert bel mittlerer Helligkeit etwa 45 Min. ]3ei Sonnenlicht ist sie entsprechend kfirzer, an nebligen Tagen l~inger. Ober 2 Stunden sollen nach FOWWEATI~ER die L6sungen dem direkten Licht llicht ausgesetzt werden, nach un- seren Erfahrungen sogar nur bis h6chstens i1/2 Stundell. I2. Zum Nachreifen stellen wir das Goldsol in gallz diffuse Tagesbeleuchtung auf den Arbeitsplatz. Nach der ]3elichtung ist niimlich die L6sung ~n auffallendem und durchfallendem Licht dunkelrot, dabei aber ganz klar. Zur guten Reaktion ist jedoch ein rauchiger Ton in au]]allendem Licht erwflnscht, den das Goldsol in etwa 45 Mill. bel diffusem Licht erh~ilt. 13. Zur weiteren Nachreifung wird das Goldsol in einem Papp- karton ira dullklen Schrank verschlossen aufbewahrt ulld llach 8 Tagen benutzt. Wiihrend der Gebrauchszeit wird die L6sung auch weiterhin ira I™ dunkel illl Schrank aufgehoben. Neue L6sun- RIFT. II. JAHRGANG. Nr. 21 903 gen werdei1 so rechtzeitig hergestellt, daB ste die 8t~gige Nach- reifung durchmachen k6nnen. Als wesentliche Punkte sind zu beachten: i. Dal3 ganz frisches, einfach destilliertes Wasser verwendet wird; vielleicht spielt bel gestandenem destilliertem Wasser die aus der Luft resorbierte I™ eine st6rende Rolle. 2. DaB die I proz. Kaliumoxalatl6sung jedesmal frisch mit dem gleichen destillierten Wasser hergestellt wird. Anfiinglich benutzten wir auch io- und i5proz. Goldkalium- bromidl6sung von der Essener Firma Hageda, die wir auf das erforderliche 1% verdfillnten. Die Firma Fr~llkel & Landau liefert eill zuverl~ssiges Goldkaliumbromid in Substanz gramm- weise. Das fertige Goldsol hat einen pa von 5,7--5,8 und wird in der fiblichen Weise mit o,4proz. NaC1-L6sung angesetzt. S~imtliche bei uns im Laufe des Jahres hergestellten Gold- soll6sungen waren ganz gleichm~Big in physikalisch-chemi- scher ]3eschaffenheit, in Empfindlichkeit und SpezifitAt. Die Lueskurven kommen sehr pr~ignant heraus, auch die Tb.-Meningitis wird mit grol3er Deutlichkeit angezeigt. Kfirzlich noch hatten wir einen Liquor, der zur serodiagno= stischen Untersuchung eingesandt war, bel dem erst durch die Goldsolkurve unser Verdacht auf eine tuberkul6se Menin- girls gelenkt wurde, der sich dann auch bakterioskopisch best~tigte. Zusammenfassend 1ABt sich sagen, dal3 das photochemisch auf kaltem Wege gewonnene Goldsol nach FOWWEATHER alle anderen Goldsoll6sungen, insbesondere die fertig ira Handel befindlichen, an Einfacl!heit und Sicherheit der Herstellung, an Empfindlichkeit, SpezifitAt und Billigkeit fibertrifft. Nur mfissen die hier gegebenen Vorschriften zur Herstellung auf das genaueste beIolgt werden. Zusatz bel der Korrektur: Weitere Untersuchungen mit anderen Destillierapparaten, welche nicht heiBes, sondern kaltes Destillat lieferten, ergaben, daB sich auch das kalt gewonnene, einfaeh destillierte Wasser zur Herstel- lung von Goldsol eignet, unter der ]3edingung, daB I. der Apparat so leistungsf~hig ist, daB er in etwa I Stunde 11/2 Liter Aqu. dest. liefert; 2. daB das kalte Destillat un- mittelbar nach dem Destillieren im warmen Wasserbad auf 3 o~ erwXrmt und darauf so]ort zut Bereitullg des Goldsols verwendet wird. Wegen der Gefahr der I™ ist aber das heiBe Destillat vorzuziehen. KURZE WlSSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 0BER DAS WESEN DES DIABETES INSIPIDUS. Von FRITZ MAINZER. Im pathologischen Geschehen des Diabetes insipidus bieten sich 3 Erscheinungen dag die zwanglos einer ratio- nellen Verknfipfung fAhig sind: die Polydipsie, die Polyurie nnd die geringe t™ der gel6sten Harnbestand- telle. Die Geschichte der Lehre vom Diabetes insipidus zeigt, dal3 bereits alle fiberhaupt denkbaren Verknfipfungen als Lehrmeinungen vertreten worden sind. x. Besonders die ~ltere Klinik sah bei dieser Krankheit das Primum moyens in der vermehrten Fl die eine Steigerung der Wasserabgabe und ein entsprechendes Absinken der Harnkonzentration zur Folge habe. 2. Eine zweite Theorie -- auch heure vielfach gelehrt und durch gewichtige Grfinde gestfitzt -- sieht ira Gegensatz dazu in der Polyurie die St6rung, welche tin Mittelpunkt der Er- krankung steht. Ste muB bel gegebeneln Angebot harnf~higer Stoffe eine Verdfinnung des Harns und, soll nicht Verdursten eintreten, Ersatz des verlorenen Wassers durch entsprechende Flfissigkeitsaufnahlne bewirken. ]:)er Durst geh6rt danach nicht dem Anfang, sondern dem Ablauf des Geschehens zu (FINKELNBURG, l™ und WEBER, OEHME, CCStINY 11. a.). 3. Eine dritte Lehre --gleichfalls auf ulnfangreichen Untersuchungen aufgebaut -- betrachtet eine St6rung des Konzentrierungsve~vn6gens als den Vorgang, welcher semer- seits Polyufie und datait Polydipsie bedingt. ~qicht die Ver- mehrung der Harnmenge bewirkt danach die Abnahme der Konzentration, wie bei den beiden erstgenannten Auf- fassungen; es erfordern vielmehr umgekehrt die harnf~higen Substanzen, da ste nicht konzentriert werden k6nnen, zu ihrer Ausscheidung groBe Wassermengen, deren Verlust dann die Polydipsie zur Folge hat (TALLQUIST, E. MEYER, LICHT- WlTZ). Hier wird zum Teil eine allgemeine Konzentrierungs- schw~che (TALLQUIST, ]~. MEYER), vOn anderen ein nur be- stimmte Konzentrierungsfunktionen betreffender Defekt an- g e n o m m e n (LIc~ITWlTZ). 4- Ein gemeinsames Moment der beiden letztgenannten Theorien (2) und (3) ist dadurch gegeben, daB beide die Polydipsie als Folge einer -- entweder als primer angesehenen oder durch die Konzentrationsschw~tche bedingten -- Poly- urie ansehen. Es ist daher logisch ang~ngig, die beiden Auf- fassungen miteinander zu verbinden, und in der Tat ist auch diese Deutung des Geschehens -- die vierte M6glichkeit -- versucht worden, eine Deutung, welche t™ st6rung und Polyurie als gleichgeordnet anspricht (LESCHKE). Mit der zuerst skizzierten Lehre (I) sind diese Auffassungen nicht vereinbar, cine Kombination daher widerspruchsvoll. Alle Deutungen aber erwachsen auf der gleichen An- schauung, daB fiberhaupt eine. rationelle Verknfipfung zwischen deI1 3 Grunderscheinungen: Polydipsie, Polyurie, geringe Harnkonzentration oder mindestens zwischen zwei von ihnen bes.tehe, wenn auch der Schwerpunkt des patho-

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21. MAI I932 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

3. Wiihrend der Destillation wiegt man i g Kaliumoxalat auf der chemischell Waage ab ulld ffillt die SubstallZ in ein mit Marke lOO versehenes iK61bchen.

4. Hat man etwa 11/2 1 Aqua dest. gewonllen, so fiillt man etwa 5 ~ ccm lloch heiB zu dem Kaliumoxalat, schwenkt um und liiBt zut L6sung stehen.

5. Dalln kfihlt man in einem GefiiB mit kaltem Wasser das heil3e Aqua dest. auf 3o ~ ab. Das eillgestellte Thermometer ist vorher mit einean in Aqua dest. getauchtell Wattebausch grfindlich abzureiben.

6. Mit dem auf 3 ~ o gektihlten dest. Wasser ftillt man das bereits halb mit Kaliumoxalatl6sung geffillte ioo-ccm-K61bchen bis zur Marke Ioo mit eiller IO-CCm-Pipette auf und giel3t in ein Erlei1- meyer-I™ zu 15o ccm um.

7- Abmessen von iooo ccm des 3o~ dest. in einem MeB- kolben mit Marke iooo. ObergieBen in eine i-Liter-Flasche aus Jellaer Glas.

8. Zuftigen von I o c c m der Iproz. t™ mit io-ccm-Pipette. Gut durchmischell.

9. Zufiigen von 15 ccm iproz. Kaliumbromidl6sung, die man bereits vorher in ein Reagellsglas eingefflllt bat. Zugabe in einem Gui3. Gut durchmischen.

io. Die L6sung hat eillell gelbbr~iunlichen Farbton und wird nun dem Licht ausgesetzt: Sic wird etwa I m vom Fenster entfernt etwas erh6ht auf ein Kistchen auigestellt, und zwar so, daB sie an sonnigen Tagen nicht in der Sonne steht, Zur st~rkeren ]3e- lichtung an den bel uns meist trtiben Tagen wird die dunkle Um- gebullg mit weil3em Zellstoff abgedeckt.

i i . Man beobachtet nun den l~arbumschlag; derselbe erfolgt zun~chst nach WeiI3. Darauf treten rote Wolken in der L6sung auf. Man lliBt so lange stehen, bis sie fast die ganze Flfissigkeit durch- setzen. Dann schfittelt man gut durch. Die Belichtung bis zur endgfiltigen purpurroten Farbe dauert bel mittlerer Helligkeit etwa 45 Min. ]3ei Sonnenlicht ist sie entsprechend kfirzer, an nebligen Tagen l~inger. Ober 2 Stunden sollen nach FOWWEATI~ER die L6sungen dem direkten Licht llicht ausgesetzt werden, nach un- seren Erfahrungen sogar nur bis h6chstens i1/2 Stundell.

I2. Zum Nachreifen stellen wir das Goldsol in gallz diffuse Tagesbeleuchtung auf den Arbeitsplatz. Nach der ]3elichtung ist niimlich die L6sung ~n auffallendem und durchfallendem Licht dunkelrot, dabei aber ganz klar. Zur guten Reaktion ist jedoch ein rauchiger Ton in au]]allendem Licht erwflnscht, den das Goldsol in etwa 45 Mill. bel diffusem Licht erh~ilt.

13. Zur weiteren Nachreifung wird das Goldsol in einem Papp- karton ira dullklen Schrank verschlossen aufbewahrt ulld llach 8 Tagen benutzt. Wiihrend der Gebrauchszeit wird die L6sung auch weiterhin ira I™ dunkel illl Schrank aufgehoben. Neue L6sun-

R I F T . II . J A H R G A N G . N r . 21 903

gen werdei1 so rechtzeitig hergestellt, daB ste die 8t~gige Nach- reifung durchmachen k6nnen.

Als wesentliche Punkte sind zu beachten: i. Dal3 ganz frisches, einfach destilliertes Wasser verwendet

wird; vielleicht spielt bel gestandenem destilliertem Wasser die aus der Luft resorbierte I™ eine st6rende Rolle.

2. DaB die I proz. Kaliumoxalatl6sung jedesmal frisch mit dem gleichen destillierten Wasser hergestellt wird.

Anfiinglich benutzten wir auch io- und i5proz. Goldkalium- bromidl6sung von der Essener Firma Hageda, die wir auf das erforderliche 1% verdfillnten. Die Firma Fr~llkel & Landau liefert eill zuverl~ssiges Goldkaliumbromid in Substanz gramm- weise.

Das fer t ige Goldsol h a t e inen pa von 5 ,7- -5 ,8 und wird in der f iblichen Weise mi t o ,4proz. NaC1-L6sung angese tz t . S~imtliche bei uns im Laufe des Jahres he rges te l l t en Gold- sol l6sungen waren ganz gleichm~Big in phys ika l i sch-chemi- scher ]3eschaffenheit , in E mp f i n d l i ch k e i t und SpezifitAt. Die Luesku rven k o m m e n sehr pr~ignant heraus , auch die Tb. -Meningi t i s wird m i t grol3er Deu t l i chke i t angezeigt . Kfirzl ich noch h a t t e n wir e inen Liquor, de r zur serodiagno= s t i schen U n t e r s u c h u n g e ingesand t war, bel d e m ers t du rch die Goldsolkurve unser V e r d a c h t auf eine tuberkul6se Menin- girls ge lenkt wurde, der sich d a n n auch bak te r ioskop i sch bes t~t ig te .

Z u s a m m e n f a s s e n d 1ABt sich sagen, dal3 das pho tochemisch auf k a l t em Wege gewonnene Goldsol nach FOWWEATHER alle an d e ren Goldsoll6sungen, insbesondere die fer t ig ira H an d e l bef indl ichen, an Einfacl !hei t und Sicherhei t der Hers te l lung, an Empf ind l i chke i t , SpezifitAt und Bill igkeit f ibertr i ff t . Nur mfissen die h ier gegebenen Vorschr i f t en zur Hers t e l lung auf das genaues te beIolgt werden.

Zusatz bel der Korrektur: Wei te re U n t e r s u c h u n g e n m i t ande ren Des t i l l i e rappara ten , welche n i c h t heiBes, sondern ka l tes Des t i l l a t l i e fe r ten , e rgaben , daB sich auch das ka l t gewonnene , e infaeh des t i l l ie r te W as se r zur Hers te l - lung von Goldsol e ignet , u n t e r der ]3edingung, daB I. der A p p a r a t so le is tungsf~hig ist, daB er in e twa I S tunde 11/2 L i t e r Aqu. dest . l iefer t ; 2. daB das kal te Des t i l la t un- mittelbar nach d e m Dest i l l ie ren im w a r m e n W a s s e r b a d auf 3 o~ erwXrmt und da rau f so]ort zu t Bere i tu l lg des Goldsols v e r w e n d e t wird. Wegen der Gefahr der I™ is t aber das heiBe Dest i l la t vorzuz iehen .

K U R Z E W l S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

0BER DAS WESEN DES DIABETES INSIPIDUS. Von

FRITZ MAINZER.

I m pa tho log i schen Geschehen des Diabe tes ins ip idus b ie t en sich 3 E r sche inungen d a g die zwanglos einer ra t io- nel len Verknf ipfung fAhig s ind: die Polydipsie , die Polyur ie n n d die geringe t™ der gel6s ten H a r n b e s t a n d - telle.

Die Geschichte der Lehre v o m Diabe tes ins ip idus zeigt, dal3 bere i t s alle f ibe rhaup t d e n k b a r e n Verknf ipfungen als L e h r m e i n u n g e n v e r t r e t e n worden sind.

x. Besonders die ~ltere Kl inik sah bei dieser K r a n k h e i t das P r i m u m moyens in der vermehrten Fl�9 die eine Ste igerung der Wasse rabgabe und ein en t sp rechendes A bs inken der H a r n k o n z e n t r a t i o n zur Folge habe .

2. Eine zweite Theorie - - auch heure viel fach gelehr t und du rch gewichtige Grfinde ges t f i tz t - - s ieht ira Gegensatz dazu in der Polyurie die St6rung, welche t i n M i t t e l p u n k t der Er - k r a n k u n g s teh t . Ste muB bel gegebeneln Angebo t harnf~higer Stoffe eine Verdf innung des Harns und, soll n ich t Ve rdu r s t en e in t re ten , E r sa t z des ver lorenen Wasse r s du rch en t sp rechende Fl f i ss igkei t saufnahlne bewirken. ]:)er Durst geh6r t d a n a c h n i c h t d e m Anfang, sondern dem Ablauf des Geschehens zu (FINKELNBURG, l™ und WEBER, OEHME, CCStINY 11. a.).

3. Eine d r i t t e Lehre - - g l e i c h f a l l s auf u ln fangre ichen U n t e r s u c h u n g e n au fgebau t - - b e t r a c h t e t eine St6rung des

Konzentrierungsve~vn6gens als den Vorgang, welcher semer- seits Polyuf ie und da t a i t Polydips ie bedingt . ~qicht die Ver- m e h r u n g der H a r n m e n g e b ew i rk t d a n a c h die A b n a h m e der Konzen t r a t i on , wie bei den be iden e r s t g e n a n n t e n Auf- f a ssungen ; es e r fordern v ie lmehr u m g e k e h r t die ha rn f~h igen Subs tanzen , da ste n ich t konzen t r i e r t we rden k6nnen, zu ihrer Aussche idung groBe Wasse rmengen , de ren Ver lus t d a n n die Polydips ie zur Folge h a t (TALLQUIST, E. MEYER, LICHT- WlTZ). Hier wird zum Teil eine al lgemeine Konzen t r i e rungs - schw~che (TALLQUIST, ]~. MEYER), vOn an de ren ein nur be- s t i m m t e K o n z e n t r i e r u n g s f u n k t i o n e n be t r e f fender Defek t an- g e n o m m e n (LIc~ITWlTZ).

4- E in geme insames M o m e n t der be iden l e t z t g e n a n n t e n Theor ien (2) und (3) is t d a d u r c h gegeben, daB beide die Po lyd ips ie als Folge einer - - e n t w e d e r als p r i m e r angesehenen oder d u r c h die Konzent ra t ionsschw~tche bed ing t en -- Po ly- urie ansehen . Es is t dahe r logisch ang~ngig, die be iden Auf- f a s sungen m i t e i n a n d e r zu ve rb inden , und in der T a t is t auch diese D e u t u n g des Geschehens - - die v ier te M6glichkei t - - v e r s u c h t worden, eine Deu tung , welche t™ s t6 rung und Polyur ie als g le ichgeordne t ansp r i ch t (LESCHKE).

Mit der zuers t skizzier ten Lehre (I) s ind diese Auf fas sungen n i ch t vere inbar , cine K o m b i n a t i o n dahe r widerspruchsvol l .

Alle D e u t u n g e n aber e rwachsen auf der gle ichen An- schauung , daB f ibe rhaup t eine. ra t ionel le Verknf ipfung zwischen deI1 3 Grunde r sche inungen : Polydipsie , Polyurie , geringe H a r n k o n z e n t r a t i o n oder m i n d e s t e n s zwischen zwei von ihnen bes.tehe, w e n n auch der S c h w e r p u n k t des pa tho -

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log ischen Vorganges n a c h ve r sch iedene r R i c h t u n g ve r l eg t wird.

Der Gedanke , daB d e r h y p o t h e t i s c h e Z u s a m m e n h a n g , w e n n a u c h logisch m6gl ich, gar n i c h t bes tehe , ist, sowei t wir sehen, n ich™ erwogeii w o r d e n ; er wi i rde besagen , daB alle drei P h ~ n o m e n e n i c h t u n m i t t e l b a r v o n e i n a n d e r a b h ~ n g i g seien, s o n d e r n a l lenfa l ls m i t t e l b a r , bed i i ig t d u r c h eine gemein- sa ine -- m i t W. H. YEIL ins Gewebe zu ve r legende -- Ur - s t6 rung .

Alle L e h r e n i iber die ]3eziehungen dieser G r undphXnomene , i iber das , ,Pr im&re" ui id , ,Sekund&re" , h a b e n die gemein - s ame Schw~che, dal3 sie n u r d u r c h SchluBfolgerui igen ge- w o n n e n e abge le i t e t e A r g u m e n t e ins Fe ld •tihren k6nne i i ; un - m i t t e l b a r e n t s c h e i d e n d ftir oder gegen jene D e u t u i i g e n i s t j edoch a l le in die B e o b a c h t u n g des ze i t l ichen Verlaufes , die b i she r n i c h t d u r c h t t i h r b a r war . Zwisehen d e m , ,post h o c " u n d , , p rop te r h o c " k a n n zwar so IIicht en t s ch i eden we rden ; es s ind abe r alle D e u t u n g e n voi i v o r n h e r e i n auszuschl ieBen, welche sich d u r c h das pos tu l i e r t e , ,Pr im&r" u n d , ,Sekund~r" in Gegensa tz zu d e m b e o b a c h t e t e n ze i t l ichen Ab lau f se tzen.

D u r c h V e r a b r e i c h u n g v o n H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n e x t r a k t als S c h n u p � 9 i s t die M6gl ichke i t gegeben, in gee igne ten F~l len die als D i a b e t e s ins ip idus beze ichne te S tS rung res t los zu besei t igen. Dera r t ige t™ v e r h a l t e n sich in i h r e m Wasse r - u n d Minera ls tof fwechse l wie Gesunde , w~hrend die s u b c u t a n e V e r a b r e i c h u n g des E x t r a k t e s h in s i ch t l i ch der

Abb. I, welche einen der beiden �9 Versuche bei s tandl icher Registrierung wiedergibt, zeigt, daB ira Gegensatz zu dieser Erwar tung mit E in t r i t t der St6rung unter s tarkem Emporsehnellen der Flassigkeitsaufnahme ein gewaltiger Gewichts- anstieg erfolgt, der in wenigen Stunden (ohne Entwicklung von 0dem) etwa 5 kg betr~gt.

In weiteren Versuchen an dem gleichen Kranken konnte diese Beobachtung beliebig oft reproduziert werden. Mit Wiedereinsetzen der Zufuhr von Hypophysenhinter lappenext rakt erfolgt in allell Versuchen spiegelbildlich ein Gewichtssturz.

Ganz ebenso verhielt sich eine zweite Diabetes insipidus-Kranke. "W[~hrend bei ihr mit Beginn der nasalen Ext rak tzufuhr die Diurese ira Laufe zweier Tage voll 8, 7 1 auf 1, 7 1 zurfickging, sank das t™ von 6o,i kg allf 55,0 kg.

In einem 3. FMI wurden trotz ausreichender Beeinflussung von Fl�9 und Diurese entsprechende Schwankungen des K6rpergewichtes vermiBt.

Diese ]3eobach tungen zeigen, daB der D i a b e t e s ins ip idus ira Gegei isa tz zu dem, was aus de r vo r l i egenden Theor ie de r E r k r a n k u n g u n d den E r f a h r u n g e n t iber die p h a r m a k o l o g i - sche W i r k u n g des H y p o p h y s e n h i n t e r l a p p e n e x t r a k t s e r w a r t e t we rden sollte, m i t der D e p o n i e r u n g e r s t a u n l i c h e r Wasse r - m e n g e n i m O r g a n i s m u s e i n h e r g e h e n k a n n .

M6glich wird eine derartige Speicherung nur dadurch -- wie Abb. i deutl ich zeigt -- , da6 mit E in t r i t t der St6rung der Zwang zut Fliissigkeitsaufnahme fraher e in t r i t t als die Polyurie, und so die Zufuhr zun~tchst die Diurese tibersteigt. Umgekehr t kommt die Gewichtsabllahme mit Aufh6ren der StOrung dadurch zustande,

I , Z~g Zr ~ . , . .

ZZO "'" ~ ; ~y , I ZOE/. M~e//.eR#f?om~n~JtJOD› [ ~ _ _ 1,ZOf/~he//ez eooom~ zoo ~ :" i ~ V/Ay ;e~y239 I L J I _ r

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z~~ cee J-~r . . . . . . . . . . . . . t - - " - + . . . . t . . . . . . . .. -4 -.T-------4----1""~ / ; , ' i - - : 4 - - 4 - ^ , , I _L I ..: 0 7: ~q 1t 13. 15 lZ 12 21. Z3 l 3. 5 ~ ,9 71. 13 15 lZ 1,.~ 2 I 23. 1 3 5

lX32 Ze/Y Z x~ 3g 3.Z 3Z

Abb. i. Verhalten von KSrpergewicht, Fltissigkeitsaufnahme, Harnmenge und Chloridkonzel~tration im Harn bei Entstehung und Verschwinden des Diabetes insipidus.

GleichmXBigkei t de r D a u e r w i r k u n g u n d a u c h in a n d e r e r ]3eziehung n i c h t ganz g le ichwer t ig ist. D u r c h abwechse lndes D a r r e i c h e n uiid W e g l a s s e n des Pr /~parates i s t es m6glich, die S t 6 r u n g b e l i e b i g - o f f zu k o m p e n s i e r e n u n d wieder zur E r - s c h e i n u n g zu b r ingen , wobei der zei t l iehe Z u s a m m e n h a n g der G r u n d p h ~ n o m e n e u n d der e x t r a r e n a l e n W a s s e r a b g a b e d u r c h Messung de r F l t i s s igke i t s au fnahme , der Diurese , des spezifi- s chen Gewich tes u n d der C h l o r i d k o n z e n t r a t i o n des H a r n s sowie des I™ in k u r z e n A b s t ~ n d e i i r eg i s t r i e r t werdei i k a n n , zweckmXBigerweise m i t B l u t a i i a l y s e n ver - b u n d e n .

t3ei einem I™ wurden die VerhMtnisse in dieser Weise systematisch untersucht . Die obengenannten Gr6Ben wurden in ™ von einer Stunde, oder, wo n6tig (Fliissigkeitszufuhr und Harnmenge w~hrend der Polyurie), in kfirzeren Zeitr~umen durch Tag und Nacht h indureh verfolgt, wahrend gleichzeitig die vorher kompensierte St6rung durch Weglassen des Hypophysenhinter- lappenextraktes (Schnupfpulver*) entwickelt und dann durch erneute Zufuhr wieder zum Verschwinden gebracht wurde. Neben 2 Versuchen mit stiindlicher Registrierung der maBgebenden Faktoren stehen 5 weitere mit Tagesbilanzen zurVerfagung. SchlieB- lich konnten Beobachtungen an 2 frflher unter anderen Gesichts- punkten untersuchten Diabetes insipidus-I™ teilweise far die hier vorliegende Fragestellung herangezogen werden.

W~re eine p r im~re oder durc i t Konzen t r a t ionsschw/~che bed ing te Po lyur i e das P r i m u m m o v e n s ftir die Po lyd ips ie des D i a b e t e s ins ip idus - I™ i n d e m die so b e d i n g t e W a s s e r v e r a r m u n g d u r c h E r r e g u n g des Durs tge f t ih l s zu eii t- sp r echende r F l i i s s i g k e i t s a u f n a h m e t t ihr te , so w~re Ne igung zur V e r m i i i d e r u n g des K 6r pe r gew i ch t s oder, i m Fal le vSll iger R e g u l i e r u n g des a b n o r m e n Wasse rve r lu s t e s , e in Gle ichb le iben des Gewich t s zu e r w a r t e n .

* Ein sehr wirksames und gut vertr~gliches Pr~iparat (Schnupfpulver ,,Physormon") wurde uns in dankenswerter Weise durch die Chemische Fabrik ;,Promonta", Hamburg, zur Vy gestellt.

daB die gesteigerte "Wasserabgabe die Aufnahme zeitlich aber- dauert .

Datait aber werden ]ene Deutungen unmSglich, welche in der Polydipsie die Folge des groflen ~'l�9 sehen (oben u n t e r 2 - - 4 skizzier t) .

Die wei tere Ana lyse de r Versuche l e h r t (siehe als Beispiel Abb . I), daB de r steile Abfa l l der H a r n k o n z e i i t r a t i o n -- zur Kon t ro l l e w e r d e n a m b e s t e n die Chlor ide gew~hl t - - be re i t s gleichzei t ig m i t der v e r m e h r t e n F l t i s s igke i t szu fuhr beg i i inen kai in , wesen t l i ch vor ]~i i i t r i t t der v e r m e h r t e n Diurese.

Es lcann also danaeh die tIarnverdi~nnung nicht als Folge der Polyurie betraehtet werden i m Siiiiie der u n t e r (2) aus- e i n a n d e r g e s e t z t e n Lehre ,

Gegen die en tgegengese tz t e D e u t u n g , welche die Po lyur i e als Folge de r I™ ans ieh t , l iefern die B e o b a e h t u n g e n ke in A r g u m e n t .

E ine ra t ioi ie l le V e r k n i i p f u n g de r Po lyd ips ie u n d de r I™ ira S inne dieser A u f f a s s u n g is t jedoch, wie o b e n b e m e r k t , n i c h t m6gl ich, w e n n das B inde- glied : die Polyur ie , infolge ihres ze i t l ichen V e r h a l t e n s aus d e m Z u s a m m e n h a i i g e ausfgl l t .

D u r c h die Wasse r - u n d Mine ra lb i l anz s ind eben zwangs- l&ufig gegebene Bez iehunge i i zwischen H a r n m e n g e u n d H a r n k o i i z e n t r a t i o n (zum m i n d e s t e n ira ku rz f r i s t i gen Ver- suche) n u r i n n e r h a l b gewisser Grenzen gegebeii. Das l e h r e n z. ]3. die ]3eobach tungen v o n LICHTWlTZ i iber die D i s soz ia t ion de r Po lyur i e u n d der K o n z e n t r i e r u n g s s t 6 r u i i g b e i m D i a b e t e s i i is ipidus u n d die W i r k u n g de r ch lor id t re ibe i ide i i D i u r e t i c a (wie des Salyrgans) , bel d e n e n u n t e r gee igne ten B e d i n g u n g e n t r o t z ges te iger te r Wasse rd iu re se die Sa l zkonzen t r a t i o i i zu- n e h m e n k a n n .

Die hier mitgeteilten Be]unde beim Diabetes insipidus, i iber die a n ande re r Stelle aus f i ih r l i ch zu b e r i e h t e n sein wird, zeigen also, dafi die bisher ge]orderten Zusammenh~nge zwischen

2I. MAI 1932 ] ™ W O C H E N S C H

den Grundphdnomenen dieser Erkrankung: Polyurie, Poly- dipsie, geringer Harnkonzentration nieht bestehen oder wenig- stens nicht zu bestehen brauchen.

Es sel hinzugeftigt, daB von den zwei erstgenannten F~tllen, welche das beschriebene Verhalten zeigten, der eine normale Chloridkonzentration ira Serum darbot, der andere hypochlorS.misch war; die dri t te abweichende ]3eobachtung betraf eine hypochlor~imische Kranke. Eine Zuordnung dieser Verhaltungsweisen zu dem Ergebnis der Minerai- analyse des Blutes darf also bereits jetzt als nicht m6glich gelten. (Aus der Medizinischen Universiti~ts-Klinik zu Rostock. [Direktor: Pro]. Dr. Hans Curschmann].)

GELUNGENE 0BERTRAGUNGSVERSUCHE BEI DER KONFLUIERENDEN PERIVASCULAREN

HEMISPHARENMARKERWEICHUNG DES AFFEN.

V o n

W . G A R T N E R .

Im Jahre 1928 wurden durch eine bekannte Tierhandlung etwa 4 ~ Orang-Utans aus Sumatra tiber Marseille in ver- schiedene europ~tisehe zoologische G~trten importiert. Nach wenigen Monaten bereits war die Mehrzahl dieser Tiere tot. Die Ursactle des Sterbens wurde nicht genauer bekannt, angeblich solIen die Tiere den Folgen der Fangmethoden, wobei giftige Lockspeisen verwendet worden sein sollen, erlegen sein. Von diesem Tiertransport gelangten mehrere Tiere in die zoologischen Giirten von Dresden und Halle. Erstere wurden genauer beobachtet und von SCHOB das klinische Bild der Erkrankung und der histologische Befund eingehend gesehildert*. Es handelt sich dabei nm die in der Uberschrift angegebene Erkrankung, iiber deren Ursache SCHOB und friihere Beobachter** keine n~iheren Angaben machen konnten.

Auch im Zoologischen Garten von Halle trafen 2 0 r a n g s aus diesem Transport ein. Sie starben unter genau dem- selben klinischen Bild wie die Tiere des Dresdener Zoos, worfiber mit nachtr~iglich der sehr exakt beobachtende Pfleger der Tiere genaue Angaben machte. Das Nerven- system dieser Tiere wurde damals nicht untersucht. Je tz t verdanke ich der Liebenswtirdigkeit von Herrn Geh. Ra t KALLIUS, Heidelberg, die • einer Scheibe aus dem Gehirn des klinisch weniger stark erkrankten Tieres. Trotz des Alters des Materials l~t3t sich histologisch die Krankheit einwandfrei erkennen. Das andere Gehirn wurde leider vernichtet. Spiiter erkrankte ein Mohrenmakak (Cyno- pithecus maurus), der in einem I4~ifig neben den Orangs untergebraeht war, nnter den gleichen Erscheinungen. Der jetzige Direktor des Zoologischen Gartens Halle, Herr Privat- dozent Dr. F. SCHMIDT, dem wir an dieser Stelle auch ffir seine weitere Unterstti tzung danken, machte uns auf diese Erkrankung aufmerksam und iiberliel3 uns das gesamte t(adaver des Tieres. Der histologische Befund erwies sich fast spiegelbildlich gleich den von Sc~IoB beschriebenen F~illen. Auch 2 weitere Affen, Mantelpaviane (Papio hama- dryas), lieBen LXhmungen erkennen, und es stellte sich heraus, dal3 auch sie zeitweise neben den kranken Orangs

R I F T . II. J A H R G A N G . Nr. 21 905

untergebracht gewesen waren. Beide Tiere wurden inzwischen get6tet ; beide zeigen -- das eine weniger, das andere mehr -- histologisch den typischen Befund. Vor der T6tung des schwerer erkrankten Tieres, eines alten m~tnnlichen Exemplares, wurde dieses lumbalpunktiert und etwa 11/2 ccm ganz leicht blutigen

�9 Liquors einem weiblichen Rhesusaffen (Macacus rhesus) intra- muskul~r in~iziert. Von demselben Mantelpavian wurde einem drit ten weiblichen Mantelpavian steril entnommenes Blut intramuskul/ir injiziert. Das Resul tat war eine nach mehreren Wochen auftretende sehr akute Erkrankung des mit Liquor geimpften Rhesusaffen, w~thrend das mit Blut geimpfte Tier erscheinungsfrei blieb.

Die histologische Untersuchung des Gehirns des durch Impfung erkrankten Rhesusaffen ergab das Frtihstadium der Erkrankung, charakterisiert durch herdfSrmige, kon- fluierende Quellungs- und Zerst6rungsherde der Achsen- zylinder mit starker Astrocytenwucherung und Marchi- schollenfeldern, ohne die geringsten cellul~iren ]~ntztindungs- ers~heinungen ara GeI~iBsystem. Das Fettstadium ist noch nicht erreicht, die Markseheiden sind auffallend wenig be- troffen; man findet vorwiegend ira iehsenzylinderbild, kaum aber ira Markscheidenbild, die Lichtungen, wodurch sich die Erkrankung anscheinend von der multiplen Sklerose und der Encephalitis periaxialis diffusa SCHILDER abgrenzt. Es kann demnach kein Zwei/el bestehen, dafl die �99 durch Liquorverg~np]ung, und zwar zum er8ten Male (]ri~here Ver- suche von Steiner und Levaditi 8ind mifllungen), gelungen ist. Es sel ausdrticklich hervorgehoben, dal3 dieses Tier nie in der N~Lhe erkrankter Tiere untergebracht gewesen war. Unmit telbar nach der T6tung dieses Tieres war mit einer Hohlnadel aus verschiede¡ Stellen des Gehirns Hirn- substanz steril entnommen worden. Eine davon hergestellte Aufschwemmung in Kochsalzl6sung wurde einer Diadem- meerkatze (Lasiopyga leucampyx) intramuskulXr verabreieht. Nun ist auch dieses Tier erkrankt. Es sitzt zusammengekauert im K~ifig, zeigt geringe FreBlust, ist ira linken Arm deutlich ataktisch und ira ganzen zittrig. Demnach muB also die l™ der Erkrankung in der zweiten Generation als gelungen bezeichnet werden.

Auf Grund der mitgeteil ten Tatsachen m6chten wir die Hemisph~irenmarkerweichung der Arien, die wir nunmehr bei 5 verschiedenen Affenarten selber beobachtet h a b e n , als eine Infektionskrankheit bezeichnen. Die Grfinde, die uns zu einer vorl~iufigen Mitteilung veranlassen, sind fol- gende: Abgesehen von der rein wissenschaftlichen Bedeutung haben nnsere Beobachtungen auch einen praktischen Wert, da die Erkrankung mSglicherweise auch den Menschen be- treffen k6nnte, weil sie von Anthropoiden zuerst fibertragen wurde. Histologisch zeigt sie ja starke Ankl~nge an die multiple Sklerose wie an die Schildersche I~rankheit. Die Ubertragung, die ursprtinglich zweifellos von Tier zu Tier erfolgte (bel einem der Orangs wurden Erreger aus der Para- typhusgruppe ira Darm nachgewiesen), scheint jetzt nur noch mit Liquor oder Hirnsubstanz m6glich zu sein. Da uns nattirlich nur eine beschr/inkte Anzahl von Arien zur weiteren Verimpfung zut Verftigung steht, m6chten wir Interessenten, solange wir noch fiber das zweiIellos seltene lebende Material verffigen, darauf aufmerksam machen. (Aus der Universit~its- Nervenklinik Halle [Pro]. Dr, Hauptmann].)

P R A K T I S C H E ERGEBNISSE. MALTAFIEBER UND BANGINFEKTION.

Prof. ALFRED S C H I T T E N H E L M .

Aus der Medizinischen Universitfitsklinik Kiel.

Nachdem im letzten Jahrzehnt unsere Kenntnisse des Maltafiebers und der durch das Bacterium abortus Bang beiln Menschen hervorgerufenen Erkrankung sich immer mehr

* Z. Neur, 135, 95 (193I) . ** S T E I N E R , LEVADITt , PERDRAU u. a,

vertieften, ist jetzt die Er6rterung der Frage ihrer gegenseitigen Beziehungen von besonderem Interesse.

Das Malta]ieber, dessen Erreger durch BRUTE* 1887 ent- deckt und auf Vorschlag von K. F. MEYER und SH.OEw Brucella melitensis genannt wird, ist in allen der t™ des Mittel- meeres angrenzenden L~ndern, aber auch in tropischen und subtropischen Gebieten Amerikas, Asiens usw. dauernd vor- * Ein ausftihrliches Literaturverzeichnis finde?! sich in meiner Bearbeitung der beiden Infektionskrankheiten in dem Handbuch d e r ]nneren Medizin, 3. Auflage, Bd. x, die demn~ichst erscheinen wird.