über die immunisierung des meerschweinchens gegen thyphusbacillen durch vorbehandlung mit lebenden...

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24. DEZEMBER i923 KLINISCHE WOCHENSCH HANSSENS heranziehen. Dieser hatdie Sagok6rner der Milz mechanisch durch Zerzupien mit Pinzette und Messer und nach- t grfindlieher Waschung mit destilliertem Wasser von demfibrigen Milzgewebe isoliert. Trotzdem die so behandelten Sagok6rner noch aile typischen Reaktionen des Amyloids aui- wieseny sie also als intaktes Amyloid angesehen werden muBten, ergab die Untersuchung auf gepaarte Schwefels/iuren ein v611ig negatives Resultat. Auch neuere Befunde von EPPINGER~) machen es unwahrseheinlich, daB die Chondroitinsehweiel- s/~ure ein Bestandteil des Amyloids ist. Trotzdem fand HANS- SEX, daB die Chondroitinschwefelsgure insbesondere in der amyloidentarteten Leber und Milz vermehrt ist. Die Zahlen von HANSSZN zeigen aber sehr erhebliche Unterschiede in den einzelnen F/illen von Amyloid. W/ihrend er normalerweise in der Milz o, o2i--o,o35 % Sulfatschwefel rand, zeigten die amyloidentarteten Milzen Werte zwischen o,o51--o,169%. Bel der Leber sind die entsprechenden Zahlen o,o21--o,o41~o und o,o47--o,I3o %. Daraus geht he dag trotz bestehen- dem Amyloid die Menge der Chondroitinschwefels/~nre in den Organen nicht regelm~iBig vermehrt zu sein b Leider Iehlen bei HANSSEN die genauen Sektionsprotokolle. Bedenken wir n/~mlich, dag in den verschiedenen F~llen von Amyloid die Nierenver/inderungen sehr verschieden stark ausgesprochen zu sein pflegen, ja manchmal ganz fehlen k6nnen, und daB, wie ich zeigen konnte, insbesondere bel nephrotischen Nieren- vergnderungen Mue Vermehrung der Chondroitinschwefel- s~ure im Serum sich findet, so liegt der Gedanke nahe, dag die Schwere der Nierenver~nderungen von EinfluB auf die in den Organen gefundene Menge der Chondroitinsehwefelsgure ist. Hieraus erggbe sich eine neuartige Erklgrung ffir den Befund von Chondroitinschwefels/~ure in amyloiden Organen. Die Chondroitinschwefels/iure hgtte entsprechend der jetzt herr- schenden Auffassung direkt nichts mit dem Amyloid zu • sie wiirde durch die Erkrankung der Nieren ira K6rper zuriick- gehMten und dadurch in vermehrter Menge nicht nur in den amyloiden Organen, sondern auch im Serum gefunden. Hier- fiif spricht zun/ichst, daB die Chondroitinschwe` ira Urin von Amyloidkranken keineswegs vermehrt ist. Ein wei- terer t3eweis w~re der Nachweis einer Vermehrung der Chon- droitinschwefels~ure auch iv. den nicht" amyloidentarteten Ge- weben. Ans diesem Grunde habe ich in einem einschl~tgigen Falle von Amyloid neben der Leber den von Amyloid Ireien MuskeI auf den Gehalt freie und gepaarter Schwefelsgure untersucht. In der Leber fanden sich o,o67~ o, ira Muskel o,o55 %. Vergleiehen wir diese Zahlen mit denen von H~~SSEN, so miissen wir eine Vermehrung, wenn auch nicht stgrkeren Grades annehmen, und sehen, daB der Gehalt an Schwefel- s~ure ira Muskel nur um ein geringes hinter dem der Leber zuriickbleibt. Sollte sich dieser ]3efund in weiteren F/illen best/itigen, und wfirde man in F/illen von Amyloid ohne Nierenbeteiligung einen normalen Gehalt an Schwefelsgure in den Organen finden, andererseits eine Vermehrung der Schwefelsgure in den Organen des Nephrotikers ohne Amyloid, so w/ire damit der Beweis erbracht, daB die Nierensch~digung die Ursache fiir die in den-amyloiden Organen gefnndene Anh/iufung von Chondroitinschwefels~iure ist. Zu~ammenja~,~~g. Im Serum von Amyloidkranken, aber auch im Serum von Lipoidnephrotikern usw. wird eine Ver- mehrung der Chondroitinschwefelsgure nachgewiesen. Dies sowohl wie die Vermehrung der Schwefels/~ure in den nicht amytoidentarteten Geweben l~Bt daran denken, daB der Be- R[FT. 2. JAHRGANG. Nr. 52 2345 fund von ChondroitinschweIels&ure ira Amyloid auf eine Retention dieser normalerweise im Urin ausgeschiedenen Substanz zuriickzufiihren ist. Literatur: 1) Dtseh. med. Wochenschr. 1912, Nf. I1, 503 und Nf. 33, 1538- -- e) Skand. Arch. f. Physiol. I, 2Io. 1889. -= *) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 28, 355. I89I. -- 4) Arch. f. exp. Pathol. n. PharmakoL 33, 376. 1894. -- s) Zentralbl. L allg. Pathol. 6, 337- 1895 nnd Arch. de m› exp› 1896, Nf. 2. -- s) Biochem. Zeitsehr. I3, 185. 19o8. -- 7) Biochem. Zeitschr. I27, lO7. I922. Bemerkungen zu G. Strassmann: ,,ZUR UNTERSCHEIDUNG VON EIN- UND AUSSCHUSS". Klin. Wochenschr. 2. Jg., Nr. 36, S. I695. Von Proi. Dr. I~ARL I~VIEIXNER in Wien. In der genannten Mitteilung zieht G. STRASSMANN die Be- deutung eines mattgrauen, wie abgeschabt aussehenden Hofes, den ich bei Nahschfissen gegen dunkle I™ wi› gesehen und in ,,SchuBverletzungen durch Handfeuerwaffen" (Arch. f. Krim. 1923, S. 2) als NahschuBzeichen angeffihrt habe, in Zweifel und meint, daB dieser Hol eine allgemeine Erscheinung bel Schflssen gegen Kleider set. Was STRASSMANN aber anschlieBend beschreibt, is% etwas ganz anderes. Ich habe nicht ,,einen braun- schw~rzlichen, oit nur mit der Lupe sichtbaren Ring um den EinschuB von 1--2 mm Ausdehnung und noch schm~ler", wie STRASSMANN sich ausdrfickt, gemeint, sondern einen Hot. Dieser unscharf begrenzte Hot bat oft einen Durchmesser von 3 cm und darfiber. Er ist, wenn man i~berhaupt darauf achtet, leicht tu erkennen, und ich bin nberzeugt, daB er den meisten Fachgenossen aus eigener ]~rfahrung bekannt ist. Die von mir (Beitr. z. ger. Med. 3, 88. 1919) mitgeteilte Be- obachtung KOLISKOS, ,,dag das zweite aus einer Waffe abgefeuerte GeschoB den SchuBkanal st~rker schw~rzt als das erste, was ins- besondere an der Innenseite der harten Hirnhant oder des Seh~del- knochens, wo das GeschoB zurflckpra]it, deu%lich zu erkennen sei", eine Beobachtung, die sich meiner Erinnerung nach auf Schfisse ans mit Schwarzpulver geladenen Trommelrevolvern bezog, habe ich fflr das 6sterreichische Milit~rgewehr in Versucben nicht be- st~%igen k6nnen. I~ine zarte Schw~rzung ara Rande des SchuB- loches, die" ich auch beim Verbandwechsel an frischen Gewehr- schnSverletzungen wiederholt sah, r~ihrt, ,,wie ich mich durch SchieBversuche gegen Leichenteile i%berzeugte, von der Bekleidung ber, die ia meist reichlich Schmutzteilchen en%h~it. Ich erzielte solche Schw~rzung'des Hautsaumes sowohl, als ich ans einer Ent- fernnng von einigen Schritten einen mit einem alten Schnh be-. kleideten FuB, wie, als ich einen mit alter schmutziger Feldhose bekleideten Unterschenkel beschoB. ]Beim BeschieBen naekter Teile erhielt ich keine Schw~rzung, anch nicht bel Ve ffngepntzter, verwahrloster Gewehre. Diese Schw~rzung stammt also nicht aus dem Laufe. BekanntermaBen stiilptdas eintretende GeschoB die Kleidung sowohl wie die Haut handschuhf6rmig vor sich ber, ehe es sie durchreiBt. Es ist somit leicht verst~ndlich, dab Faserteilchen oder der an der Bekleidung haftende Schmutz beim Einstfllpen derselben in die Haut auf die RiBr~nder der letzteren ausgestreift wird. Umgekehrt wird beim Austritt des Geschosses die Haut in die Kleidung ausgestiilpt, wodurch offen- bar die Schw&rzung entstand, die ich bel einem ™ einmal auch ara Ausschusse rand" (Beitr. z. ger. Med. 3, 149. 1919). In gleicher Weise erkloErt es sich wohl, dal3 man auch in der AusschuBwunde reichlich Stoffasern kann, wenn man Stflckchen aus dem blogliegenden Grnnde der Wunde zupft. Man mug also bel Anwendung dieses wertvollen Unterscheidungs- mittels die Vorsicht gebrauchen, die Gewebsstflckchen nicht vom Grund der Wunden, sondern aus den gedeckten des SchnBganges zu entnehmen. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 0BER DIE IMMUNISIERUNG DES MEERSCHWEINCHENS GEGEN THYPHUSBACILLEN DURCH V0RBEHANDLUNG MIT LEBENDEN UND TOTEN BACILLEN UND MIT PASSAGEVlRUS. Von E. FRI[EDBERGER und A. CECCZ41NI. Ffir die Bewertung der Typhus- und Cholerasehutzimpfung beim Menschen hat E. FRIEDBERGER 1) unter anderem auf die praktischen Erfahrungen in der Tiermedizin hingewiesen, die gelehrt haben, daB ira allgemeinen ein praktisch brauchbarer Schutz gegen echte, d.h. spontan vorkommende Infektions- kr wie es Typhus und Choiera fiir den Menschen sind, nur mit lebende~, set es auch abgeschw~ichten Erregern erzielt wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daB auch die Schutzimpfung gegen Typhus bel anthropoiden Affen, die allein von allen Tierspecies iiir Typhusinfektion' per os empf~nglich sind, nach METSCI~~IKOFF und BXSREnKA ~) nur mit lebenden Bacillen m6glieh ist.

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Page 1: über die Immunisierung des Meerschweinchens Gegen Thyphusbacillen durch Vorbehandlung mit Lebenden und Toten Bacillen und mit Passagevirus

24. DEZEMBER i923 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

HANSSENS heranziehen. Dieser h a t d i e Sagok6rner der Milz mechanisch durch Zerzupien mit Pinzette und Messer und nach- t�9 grfindlieher Waschung mit destil l iertem Wasser von demfibrigen Milzgewebe isoliert. Trotzdem die so behandelten Sagok6rner noch aile typischen Reaktionen des Amyloids aui- wieseny sie also als intaktes Amyloid angesehen werden muBten, ergab die Untersuchung auf gepaarte Schwefels/iuren ein v611ig negatives Resultat. Auch neuere Befunde von EPPINGER ~) machen es unwahrseheinlich, daB die Chondroitinsehweiel- s/~ure ein Bestandteil des Amyloids ist. Trotzdem fand HANS- SEX, daB die Chondroitinschwefelsgure insbesondere in der amyloidentar teten Leber und Milz vermehr t ist. Die Zahlen von HANSSZN zeigen aber sehr erhebliche Unterschiede in den einzelnen F/illen von Amyloid. W/ihrend er normalerweise in der Milz o, o2i--o,o35 % Sulfatschwefel rand, zeigten die amyloidentar te ten Milzen Werte zwischen o,o51--o,169%. Bel der Leber sind die entsprechenden Zahlen o,o21--o,o41~o und o,o47--o,I3o %. Daraus geht he�9 dag trotz bestehen- dem Amyloid die Menge der Chondroitinschwefels/~nre in den Organen nicht regelm~iBig vermehr t zu sein b�9 Leider Iehlen bei HANSSEN die genauen Sektionsprotokolle. Bedenken wir n/~mlich, dag in den verschiedenen F~llen von Amyloid die Nierenver/inderungen sehr verschieden stark ausgesprochen zu sein pflegen, ja manchmal ganz fehlen k6nnen, und daB, wie ich zeigen konnte, insbesondere bel nephrotischen Nieren- vergnderungen Mue Vermehrung der Chondroitinschwefel- s~ure im Serum sich findet, so liegt der Gedanke nahe, dag die Schwere der Nierenver~nderungen von EinfluB auf die in den Organen gefundene Menge der Chondroitinsehwefelsgure ist. Hieraus erggbe sich eine neuartige Erklgrung ffir den Befund von Chondroitinschwefels/~ure in amyloiden Organen. Die Chondroitinschwefels/iure hgtte entsprechend der je tz t herr- schenden Auffassung direkt nichts mit dem Amyloid zu • sie wiirde durch die Erkrankung der Nieren ira K6rper zuriick- gehMten und dadurch in vermehrter Menge nicht nur in den amyloiden Organen, sondern auch im Serum gefunden. Hier- fiif spricht zun/ichst, daB die Chondroitinschwe` ira Urin von Amyloidkranken keineswegs vermehr t ist. Ein wei- terer t3eweis w~re der Nachweis einer Vermehrung der Chon- droitinschwefels~ure auch iv. den nicht" amyloidentarteten Ge- weben. Ans diesem Grunde habe ich in einem einschl~tgigen Falle von Amyloid neben der Leber den von Amyloid Ireien MuskeI auf den Gehalt freie�9 und gepaarter Schwefelsgure untersucht. In der Leber fanden sich o,o67~ o, ira Muskel o,o55 %. Vergleiehen wir diese Zahlen mit denen von H~~SSEN, so miissen wir eine Vermehrung, wenn auch nicht stgrkeren Grades annehmen, und sehen, daB der Gehalt an Schwefel- s~ure ira Muskel nur um ein geringes hinter dem der Leber zuriickbleibt. Sollte sich dieser ]3efund in weiteren F/illen best/itigen, und wfirde man in F/illen von Amyloid ohne Nierenbeteiligung einen normalen Gehalt an Schwefelsgure in den Organen finden, andererseits eine Vermehrung der Schwefelsgure in den Organen des Nephrotikers ohne Amyloid, so w/ire damit der Beweis erbracht, daB die Nierensch~digung die Ursache fiir die in den-amyloiden Organen gefnndene Anh/iufung von Chondroitinschwefels~iure ist.

Zu~ammenja~,~~g. Im Serum von Amyloidkranken, aber auch im Serum von Lipoidnephrotikern usw. wird eine Ver- mehrung der Chondroitinschwefelsgure nachgewiesen. Dies sowohl wie die Vermehrung der Schwefels/~ure in den nicht amytoidentar teten Geweben l~Bt daran denken, daB der Be-

R[FT. 2. J A H R G A N G . Nr. 52 2345

fund von ChondroitinschweIels&ure ira Amyloid auf eine Retent ion dieser normalerweise im Urin ausgeschiedenen Substanz zuriickzufiihren ist.

L i t e r a t u r : 1) Dtseh. med. Wochenschr. 1912, Nf. I1, 503 und Nf. 33, 1538- -- e) Skand. Arch. f. Physiol. I, 2Io. 1889. -= *) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 28, 355. I89I. -- 4) Arch. f. exp. Pathol. n. PharmakoL 33, 376. 1894. -- s) Zentralbl. L allg. Pathol. 6, 337- 1895 nnd Arch. de m› exp› 1896, Nf. 2. -- s) Biochem. Zeitsehr. I3, 185. 19o8. -- 7) Biochem. Zeitschr. I27, lO 7 . I922.

Bemerkungen zu G. Strassmann: ,,ZUR UNTERSCHEIDUNG VON EIN- UND AUSSCHUSS".

Klin. Wochenschr. 2. Jg., Nr. 36, S. I695. Von

Proi. Dr. I~ARL I~VIEIXNER in Wien.

In der genannten Mitteilung zieht G. STRASSMANN die Be- deutung eines mattgrauen, wie abgeschabt aussehenden Hofes, den ich bei Nahschfissen gegen dunkle I™ wi› gesehen und in ,,SchuBverletzungen durch Handfeuerwaffen" (Arch. f. Krim. 1923, S. 2) als NahschuBzeichen angeffihrt habe, in Zweifel und meint, daB dieser Hol eine allgemeine Erscheinung bel Schflssen gegen Kleider set. Was STRASSMANN aber anschlieBend beschreibt, is% etwas ganz anderes. Ich habe nicht ,,einen braun- schw~rzlichen, oit nur mit der Lupe sichtbaren Ring um den EinschuB von 1--2 mm Ausdehnung und noch schm~ler", wie STRASSMANN sich ausdrfickt, gemeint, sondern einen Hot. Dieser unscharf begrenzte Hot bat oft einen Durchmesser von 3 cm und darfiber. Er ist, wenn man i~berhaupt darauf achtet, leicht tu erkennen, und ich bin nberzeugt, daB er den meisten Fachgenossen aus eigener ]~rfahrung bekannt ist.

Die von mir (Beitr. z. ger. Med. 3, 88. 1919) mitgeteilte Be- obachtung KOLISKOS, ,,dag das zweite aus einer Waffe abgefeuerte GeschoB den SchuBkanal st~rker schw~rzt als das erste, was ins- besondere an der Innenseite der harten Hirnhant oder des Seh~del- knochens, wo das GeschoB zurflckpra]it, deu%lich zu erkennen sei", eine Beobachtung, die sich meiner Erinnerung nach auf Schfisse ans mit Schwarzpulver geladenen Trommelrevolvern bezog, habe ich fflr das 6sterreichische Milit~rgewehr in Versucben nicht be- st~%igen k6nnen. I~ine zarte Schw~rzung ara Rande des SchuB- loches, die" ich auch beim Verbandwechsel an frischen Gewehr- schnSverletzungen wiederholt sah, r~ihrt, ,,wie ich mich durch SchieBversuche gegen Leichenteile i%berzeugte, von der Bekleidung ber, die ia meist reichlich Schmutzteilchen en%h~it. Ich erzielte solche Schw~rzung'des Hautsaumes sowohl, als ich ans einer Ent- fernnng von einigen Schritten einen mit einem alten Schnh be-. kleideten FuB, wie, als ich einen mit alter schmutziger Feldhose bekleideten Unterschenkel beschoB. ]Beim BeschieBen naekter Teile erhielt ich keine Schw~rzung, anch nicht bel Ve�9 ffngepntzter, verwahrloster Gewehre. Diese Schw~rzung stammt also nicht aus dem Laufe. BekanntermaBen stiilpt das eintretende GeschoB die Kleidung sowohl wie die Haut handschuhf6rmig vor sich ber, ehe es sie durchreiBt. Es ist somit leicht verst~ndlich, dab Faserteilchen oder der an der Bekleidung haftende Schmutz beim Einstfllpen derselben in die Haut auf die RiBr~nder der letzteren ausgestreift wird. Umgekehrt wird beim Austritt des Geschosses die Haut in die Kleidung ausgestiilpt, wodurch offen- bar die Schw&rzung entstand, die ich bel einem ™ einmal auch ara Ausschusse rand" (Beitr. z. ger. Med. 3, 149. 1919).

In gleicher Weise erkloErt es sich wohl, dal3 man auch in der AusschuBwunde reichlich Stoffasern �9 kann, wenn man Stflckchen aus dem blogliegenden Grnnde der Wunde zupft. Man mug also bel Anwendung dieses wertvollen Unterscheidungs- mittels die Vorsicht gebrauchen, die Gewebsstflckchen nicht vom Grund der Wunden, sondern aus den gedeckten �9 des SchnBganges zu entnehmen.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N . 0BER DIE IMMUNISIERUNG DES MEERSCHWEINCHENS GEGEN THYPHUSBACILLEN DURCH V0RBEHANDLUNG

MIT LEBENDEN UND TOTEN BACILLEN UND MIT PASSAGEVlRUS.

Von

E. FRI[EDBERGER und A. CECCZ41NI.

Ffir die Bewertung der Typhus- und Cholerasehutzimpfung beim Menschen hat E. FRIEDBERGER 1) unter anderem auf die

praktischen Erfahrungen in der Tiermedizin hingewiesen, die gelehrt haben, daB ira allgemeinen ein praktisch brauchbarer Schutz gegen echte, d.h. spontan vorkommende Infektions- kr�99 wie es Typhus und Choiera fiir den Menschen sind, nur mit lebende~, set es auch abgeschw~ichten Erregern erzielt wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daB auch die Schutzimpfung gegen Typhus bel anthropoiden Affen, die allein von allen Tierspecies iiir Typhusinfektion' per os empf~nglich sind, nach METSCI~~IKOFF und BXSREnKA ~) nur mit lebenden Bacillen m6glieh ist.

Page 2: über die Immunisierung des Meerschweinchens Gegen Thyphusbacillen durch Vorbehandlung mit Lebenden und Toten Bacillen und mit Passagevirus

2346 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nf . 52 24. D.EZEMBER 1923

FRIEDBERGER v e r t r i t t die A n s c h a u u n g , daB z u m Z u s t a n d e - k o m m e n eines wi rk l i chen Schutzes n e b e n den A n t i k 6 r p e r n , wie ste s ich als R e a k t i o n des O r g a n i s m u s a•f die p a r e n t e r a l e Z u f u h r l ebende r u n d r o t e r B a k t e r i e n in gte icher Vgeise b i lden , doch n o c h eine v i t a l e F u n k t i o n der E r r e g e r aus- s ch laggebend ist . E r sag t (a. a. O. Zei t schr . I. I m m u n i - tg t s forsch . ~8, S. 138): , ,Man k h n n t e d a r a n denken , daB die wahre I m m u n i t g t gegen ech te I n f e k t i o n e n f i b e r h a u p t n u r se l ange dane r t , als l ebende E r r e g e r sich n o c h i m t™ h a l t e n . " E r ve rwe i s t au f unse re E r f a h r u n g e n bei de r Syphi l i s (Tube rku lose usw.h die gee igne t sind, diese Auf fassung zu s t i i t zen . Von M U S E H O L D S ) , i~. PFEIFFERy d e n e n sich in j f ings te r Zei t KAuP ~) anschl ieBt , s ind E i n w e n d u n g e n m e h r t h e o r e t i s c h e r N a t u r gegen die v o r e r w g h n t e A n s c h a u u n g er- h o b e n worden, au f die a n d ieser Stel le n i c h t n~he r e in- gegangen w e r d e n soll.

~ r i r v e r s u c h t e n v i e l m e h r ledigl ich expe r imen te l l fes tzu- stet len, ob be i a k t i v e r I m m u n i s i e r u n g ira T i e r v e r s u c h die to~en Baei l len t a t s g e h l i c h den g le ichen S e h u t z ve r l i ehen wie die ~ebenden. Zu d iesem Zweck w u r d e n je Io Meer schwe �8 m i t l ebenden u n d t o t e n T y p h u s b a c i l l e n (gleiche Dosis) s u b c u t a n v o r b e h a n d e l t u n d n a c h d e m aus de r Tabel le e r s i ch t l i chen I n t e r v a l l t r a m e r je i T ie r j ede r Serte m i t de r g le ichen Dosis (derse lben A u f s c h w e m m u n g ) l ebende r T y p h u s b a c i l l e n i n t r a - pe r i t onea l g e i m p f t n n d de r I n f e k t i o n s a b l a u f verfotgt .

Die i m m u n i s i e r e n d e Dosis h a b e n wir h ier (mi t ~/= Ose) abs i ch t l i ch sehr h o c h gewghl t , n m wesen t l i che U n t e r s c h i e d e zwischen den be iden Versuchs re ihen , v i e ste sich e t w a d u r e h V e r m e h r u n g de r B a k t e r i e n in de r e inen Serte h g t t e n e rgeben k6nnen , n a e h M6gl ichke i t auszuscha l t en . Die A n t i k 6 r p e r - b i l d u n g i s t ja auch, wie wir wissen, i n n e r h a l b we i t e r Grenzen uuabhS,ngig von dea" zuge f i ih r t en An t igendos i s u n d war also h i e r d u r c h die t o t e n u n d l e b e n d e n B a k t e r i e n gleieh i n t e n s i v zu e rwar ten*) .

Ans den U n t e r s u c h u n g e n , die A. W'~BER y ans d e m I n s t i t u t fiir I n f e k t i o n s k r a n k h e i t e n in Ber l in (I916) ve r6 f f en t l i eh t ba t , i s t es b e k a n n t daB sich b e i m Meer sehwe inchen d u r e h Vor- b e h a n d l u n g m i t toten T y p h u s b a c i l l e n ke ineswegs regelmgl3ig oin Schutz gegen die sph.tere i n t r a p e r i t o n e a l e I n f e k t i o n m i t I ebenden Bac i l l en erz ie len laBt.

Wie v e r h a l t e n s ich n u n die m i t lebengen Baci l len i m m u n i - s i e r t e n Tiere ? Die n a c h s t e h e n d e Tabel le g ib t f lber die U n i e >

s c h i e d e Aufschlul3.

Tabelle I. Verhalten der mit lebenden bzw. abget6teten (60 ~ Typhusbacillen subca t an vorbehande[ten Neerschweinchen bel der i ntraperite~~ealen In Iek t i¢ mit lebenden Typhnsbaeil len (Immunimerungsdosis

~/~, Ose; Infektionsdosis OE Ose).

Schutzprfi- fung nach Gewich{ ara Tag Erfolg der In-

Tagen der [nfektion fektion g

3 2 38 5 lebt 33 36o ,, 34 ~ 45 ~ 34 4 ~ ,, 35 345 37 ~85 37 3 ~ 37 35 ~ ,, 38 350 ,, 39 290 ,,

Das E r g e b n i s i s t v611ig e indeut ig .

Verhalten der mit Iebender~ Ba- Verhal~en der mit abgetdteten Ba- cillen vorbeh. Tiere cillen vorbeh. Tiere

Gewicht amTag Erfolg der In- der Infek~ion fektion

g

lcbt rot

400 370 460 , 450 350 265 380 340 2 7 0 2 9 0

G, tog lebt

D@ Vorbehandlung der Meer~ehweinchen mit einer relativ sehr grofien Doses abget6teter Typhusbacillen lie#rte nur in einer beschrdinkten Anzahl von Verauche~ (30 % ) einen Sehutz gegen die intva/peritoneale I~,fes mit e~~zer Oae Typkus5avggen, 2Viii lebenden BaciUen gelan~ clie Immunisieruny in 100%.

T y p h u s (und Choiera) i s t fiir dus Meer schwe inchen ke ine s p o n t a n e In fek t ion . B e l so lchen df irfen wir d a n a c h noch vie1

' *) ])te Gewichte d e r m l t lebenden und toton Bacillen immunisierten Meerschweinchen zeigten ira Zeitinte:valt (s. Tabelle) von der Immunisierungbis zut Reinjektion keine Unterschiede. Dus sprlcht gegen eine S~hadigung durch die t3ehaud[ung mi t iebenden Bakterien.

eher eine U b e r l e g e n h e i t de r I m m u n i s i e r u n g m i t lebenden, set es a u c h abgeschwi~chten E r r e g e r n e rwar t en . J e d o c h e r s c h e i n t zum m i n d e s t e n bel T y p h u s die I m m u n i s i e r u n g des Menschen m i t le5enden Bac i I l ea heden ld i ch .

N u n i s t ve r e in igen M o n a t e n a n dieser Stelle v o n FRI~D- e~RanR u n d M~IssNnn ~) da r i i be r b e r i c h t e t worden , daB bei I m p f u n g vert G e h i r n e iner T y p h u s l e i c h e auf Meer schwe inchen bei f o r t g e s e t z t e n Pas sagen die Bac i l l en s ich in oin , ,V i rus" u m w a n d e l n , das n i c h t m e h r s i c h t b a r u n d z f i ch tba r ist, das abe r bel den Mee r schwe inchen noch F iebe r h e r v o r r u f t D u r c h i n t r a v e n 6 s e E i n s p r i t z u n g de r Organe solcher Mee r schwe inchen a n K a n i n c h e n l/iBt sich bel diesen ein typ i sehes Agg lu t in in Ifir T y p h u s b a e i l l e n e rzeugen .

~ r i r h a b e n n u n eine Re ihe solcher m i t Virus v o r b e h a n d e l - t e r Mee r schwe inchen n a c h e i n e m Ze i t in te rva l l , das zwisehen 39 u n d 77 Tagen s c h w a n k t e , d a r a u f h i n u n t e r s u c h t , ob sie j e t z t gegen s icher t6d l i ehe Dosen von T y p h u s b a c i l l e n i m Verg te ich zu u n b e h a n d e l t e n gleich schweren l ™ 2 3 9 ge~ sehfitzt w~ren.

Wi r i m p f t e n die Ver suehs t i e r e u n d die K o n t r o l l e n i n t r a - p e r i t o n e a l m i t der 5 f a c h t 6d l i chen Dosis ( i Ose) des v i ru- l e n t e n T y p h u s s t a m m e s nnse res L a b o r a t o r i u m s und ve r fo lg t en don A b l a u f de r I n f e k t i o n in de r A n o r d n u n g des Pfe i f fe r sehen Versuchs in Analogie m i t don Ver suchs re ihen de r vor igen Tabei[e . Die E rgebn i s se s ind in de r n a c h s t e h e n d e n Tabe i te I I

Tabelle IL Verhalten der einmal mit Meerschweinchenpassagevirns (Organ- emulsion) von T}~phus vorbehandelten Meerschweinchen bei der intraperitoneMen Infektion mit lebenden Typhusbacil len (I Ose). Kontrollen unvorbehandel te normale Meerschweinchen des gleichen

Gewichtes (Intektionsdosis i Ose).

Schutz- 1 prfifung Gewicht Infiziercnde i Kon~rollen

nach am Tage der Dosis=5 DA. ErfoIg i/ Tagen Infektion Il Gewicht J Erfolg

39 --2o;-g ~,o0se T~Ph~~ {e;t f2~;g toi

43 215 , I,o . . . . . . li 27o 43 26o ,, G o . . . . 27o . . . . 43 2 I o , , I , o . . . . z 7 o . . . . 49 z75 ,. i,o . . . . z8o ,, 53 265 ,, i,o . . . . . . 275 ,, 57 260 ,, i ,o . . . . ,, 300 ,, 65 290 ,, x,o . . . . 300 . . . . 7 ~ 375 - I,o . . . . rot 420 . . . . 77 250 ,, I,o ,, 25 o . . . . 43 23o ,, i,o ,, QoE. r9 ,, ̀ . . . .

aufgeff ihr t . Ste ~ei™ da n dir mit Typhuspassayeviru8 (d. h. mit den Organen der ]iebernden Meerschweinchen, in de,en sich durch Zi~chtung keine Bacillen qnehr nachweisen lieflen) geimp]ten T4ere noch nach i~ber 2 Monaten gegen d@ t6dliche fnfelction mit Bacillen geschi~tzt waren, w g h r e n d e twa ve to 72. Tag a n dieser Schu tz e r loschen zu sein sche in t . Dal l n i c h t e%wu eine a l lgeme ine IResistenz d u r c h file Behand~ung de r Meer schwe inchen m i t d e m v i ru shMt igen (a r t e igenen !) Or- g a n e n h e r v o r g e r a f e n ist , ze igt de r t™ (siehe Tabelle) , in d e m oin m i t e i n e m M u l t i p l u m der t h d l i c h e n Dosis von e x 19 s t a t t T y p h u s n a c h 43 T a g e n n a c h g e i m p f t e s Meer- s ehwe inchen der In fek f ion g l a t t erlag. Unse re N e t h o d e i s t also i m Tierversuch der I m m u n i s i e r u n g m i t l e b e n d e n Ba - cilIen gle` d ie b e i m 3/lenseher~ ausgeschtossen er- �87 We i t e r e U n t e r s u c h u n g e n mfissen dar f ibe r AufschluB gebeu , ob unse r V e r f a h r e n b e i m Menschen a n w e n d b a r ist. ( Aus dem Hygiene-Ins~itut der Universitdt Grei#wald.)

L i t e r a % u r : 1) FRIEDB~R~Et~, :E., Berl. klin. Wochenschr. ~917; Dtsch. med. Wochenschr. x9W, S. Io2~; Z. f. ~trztl. Fort- bild. 1917, Nf. 9--~4. Zeitsehr. L Immunitgtsforsch. 28, 1919. S. ~I9. -- ~) METSCHm~~O~F U. ]3ZSRX�87 Ann. de l ' �9 Pasteur I911, S. 193. -- a) MUS~HOLD, Dtsch. militgr~rztl. Ztschr. z9z8, S. 356. -- 4) PFZIF~ER, R., t t andb , d. &rztl. ErIahrungen ira Weltkrieg Bd. VII, S. 327. Leipzig I922. -- s) J52AnP, J . , Arch. f. I-�9 93, z5L t923 �9 -- a) WEBEn, R., Zeitsehr. f. Hyg. 82, 351. i916" _ 7) 17RIEDBERGER 11. ~` D i e s e IVoehenschr.

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