ueber die kolloiden eigenschaften der stärke und ihr freiwilliges gelieren

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148 zu einer votlkommenen L6sung fiihig ist. Aber --- so drfickt er sich aus -- die Hauptrolle da- bei spielt das salzhaltige Mittel, das der Sitz einer Bindekraft ist, deren Oegner die Wasser- stoffionen sind. Die Starke ist nach seiner Anschauung die ver~inderliche Verhartungsform eines einzigen elementaren Molekfils, die yon der Reaktion des umgebenden Plasmas abh~ingt. Dieses variiert unter verschiedenen Einfltissen, wie dem des Alters der Zelle, deren Membran die osmotische Durchl~issigkeit ver~indert. Die Reaktion des Plasmas erzeugt die verschiedenen molekularen Aggregate yon ver~inderlicher Wider- standsf~ihigkeit, die in den fibergelagerten Schich- ten des natfirlichen Kornes wiedererkannt werden. E.M. Fouard, E., IJeber die kolloiden Eigen- schaften der St~lrke und ihr ireiwilliges Oelieren. (Compt. rend. 147, 931--933, 1908.) E.M. Miiller, Arthur, Ueber Zirkoniumsalze und kolloidesZirkoniumoxydhydrat. (Zeitschr. f. anorg. Chem. 52, 316--324, 1907.) Zur Herstellung der kolloiden Zirkonhydr- oxydl6sungen dienten drei verschiedeneVerfahren, die in letzter Linie s~imtlich auf die Aufl6sung yon durch Ammoniak gef~illtem Zirkonhydroxyd in Zirkonnitratl6sung hinauslaufen. In ihrem Effekt ist diese Herstellungsart ganz ~ihnlich der Herstetlung etwa yon kolloidem Fe (O H)a durch Dialyse von Eisennitratl6sung, wobei die hydrolytisch abgespaltene Salpeters~iure durch die Dialyse gr6t~tenteils enffernt wird, w~ihrend die zurfickbleibenden geringen Elektrolytmengen den Solzustand aufrecht erhalten. Die hergesteUten Sole waren mehr oder wertiger stark opalisierende Fliissigkeiten, hinter- liefien beim Eindampfen einen gummiartigen Rfickstand, der in Wasser zuerst aufquiUt und sich dann wieder ltist und zeigten die Eigen- tfimlichkeiten der positiv geladenen Kolloide, d. h. die faUende Wirkung des f~llenden Elek- tro! ten erwies sich als yon der Wertigkeit yon dessen Anion abhiingig und nahm mit letzterer stark zu. Die Bildung yon kolloidem Ziirkonhydroxyd verhindert auch die Herstellung eines gut deft- nierten, konstant zusammengesetzten Zirkon- nitrats. Versuche, ein solches dutch Eindampfen einer AuflOsung yon Zirkonhydroxyd in Salpeter- s~ure herzustellen, fiihren nicht zum Ziel, da sich auch die hydrolytisch abgespaltene Salpeter- s~iure teilweise verflfichtigt. Dai~ Zirkonnitrat- 16sungen tatsachlich kolloides Zirkonhydroxyd enthalten, zeigt sich auch darin, dat~ es bei verschiedenen L6sungen gelang, eine F~illung yon Zirkonhydroxyd durch Zusatz von Na~ S Oh zu bewirken. Auch die fibrigen Zirkonsalze sind zweifelsohne nicht gut definiert. Daher sind aUe in der Literatur vorliegenden Angaben fiber F~illungsreaktionen mit Zirkoniumsalzen und die dabei auftretenden F~illungsprodukte mit Vorsicht zu betrachten; denn es fragt sich, wie welt dabei die Ausflockmig des kolloiden Zirkonhydroxyds durch Elektrolyte und, was die Zusammensetzung des Niederschlags anbetrifft, die Adsorption des fallenden Anions durch das Ausflockungsprodukt in Frage kommen. Nnn. Meerburg, P. A., Das Hydrogel yon Cr2Os, CrO3. (Zeitschr. f. anorg. Chem. 54, 31 bis 39, 1907.) Zur Herstellung der Verbindung Cr2 Oa, CrO3 diente ein in der Literatur noch nicht ange- gebenes Verfahren, wonach zu einer schwefel- s~iurefreien CrO~-L6sung KJ-L6sung geffigt wird. Das Oemisch fiirbt sich dabei allmiihlich dunkler und schliet31ich finder Ausscheidung einer tiefbraunen Substanz statt. Da nach der praktisch momentan verlaufenden Jodausschei- dung ein rascher Verlauf der eigentlichen chemi- schen Reaktion anzunehmen ist, so muff die Langsffmkeit der Ausscheidung der Chromver- bindung auf Bildung eines Sols beruhen. Der Reaktionsverlauf bei der Entstehung des CrgOa, CrO8 liet~ sich nicht mit Sicherheit ermitteln, am wahrscheinlichsten ist die Oleichung: 9 CrO3 + 6 K J : 6 J + 3 K~ Cr~O7 +Crg.O~, Cr O.~. DerWassergehalt der ausgef~tUtenVerbindung ist nicht gut definiert und nimmt mit steigender Temperatur und mit abnehmendem Wasserdampf- druck der Umgebung kontinuierlich ab. Die Entw~isserung bei gewShnlicher Temperatur durch Aufbewahren in einer Atmosphiire yon bekanntem Wasserdampfdruck ist nicht quantitativ reversibel, auch wird ein Gleichgewichtszustand nach Monaten nicht erreicht. Das Hydrogel wird in der Kalte schwer von Wasser zersetzt und schnell yon verd. H~SO4 und Alkalien gel6st. Auf das bei 100 ° ge- trocknete Hydrogel wirken S~iuren und Alkalien nur sehr langsam ein. Ueberhaupt h~ngen die Eigenschaften der Substanz weitgehend yon ihrer Darstellungsweise und Vorgeschichte ab. Der von Manchot durch Erhitzen yon Cr~O8 im Sauerstoffstrom dargestellte Stoff CrO~ ist mit dem hier beschriebenen identisch. In An- betracht der Entstehungsweise und des chemischen Verhaltens verdient die Formel Cr208, CrO3 vor der Formel CrO~ den Vorzug. Nnn.

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Page 1: Ueber die kolloiden Eigenschaften der Stärke und ihr freiwilliges Gelieren

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zu einer votlkommenen L6sung fiihig ist. Aber --- so drfickt er sich aus - - die Hauptrolle da- bei spielt das salzhaltige Mittel, das der Sitz einer Bindekraft ist, deren Oegner die Wasser- stoffionen sind. Die Starke ist nach seiner Anschauung die ver~inderliche Verhartungsform eines einzigen elementaren Molekfils, die yon der Reaktion des umgebenden Plasmas abh~ingt. Dieses variiert unter verschiedenen Einfltissen, wie dem des Alters der Zelle, deren Membran die osmotische Durchl~issigkeit ver~indert. Die Reaktion des Plasmas erzeugt die verschiedenen molekularen Aggregate yon ver~inderlicher Wider- standsf~ihigkeit, die in den fibergelagerten Schich- ten des natfirlichen Kornes wiedererkannt werden.

E.M. F o u a r d , E., IJeber die kolloiden Eigen-

schaften der St~lrke und ihr ireiwilliges Oelieren. (Compt. rend. 147, 931--933, 1908.)

E.M. M i i l l e r , Arthur, Ueber Zirkoniumsalze

und kolloidesZirkoniumoxydhydrat. (Zeitschr. f. anorg. Chem. 52, 316--324, 1907.)

Zur Herstellung der kolloiden Zirkonhydr- oxydl6sungen dienten drei verschiedeneVerfahren, die in letzter Linie s~imtlich auf die Aufl6sung yon durch Ammoniak gef~illtem Zirkonhydroxyd in Zirkonnitratl6sung hinauslaufen. In ihrem Effekt ist diese Herstellungsart ganz ~ihnlich der Herstetlung etwa yon kolloidem Fe (O H)a durch Dialyse von Eisennitratl6sung, wobei die hydrolytisch abgespaltene Salpeters~iure durch die Dialyse gr6t~tenteils enffernt wird, w~ihrend die zurfickbleibenden geringen Elektrolytmengen den Solzustand aufrecht erhalten.

Die hergesteUten Sole waren mehr oder wertiger stark opalisierende Fliissigkeiten, hinter- liefien beim Eindampfen einen gummiartigen Rfickstand, der in Wasser zuerst aufquiUt und sich dann wieder ltist und zeigten die Eigen- tfimlichkeiten der positiv geladenen Kolloide, d. h. die faUende Wirkung des f~llenden Elek- tro! ten erwies sich als yon der Wertigkeit yon dessen Anion abhiingig und nahm mit letzterer stark zu.

Die Bildung yon kolloidem Ziirkonhydroxyd verhindert auch die Herstellung eines gut deft- nierten, konstant zusammengesetzten Zirkon- nitrats. Versuche, ein solches dutch Eindampfen einer AuflOsung yon Zirkonhydroxyd in Salpeter- s~ure herzustellen, fiihren nicht zum Ziel, da sich auch die hydrolytisch abgespaltene Salpeter- s~iure teilweise verflfichtigt. Dai~ Zirkonnitrat- 16sungen tatsachlich kolloides Zirkonhydroxyd enthalten, zeigt sich auch darin, dat~ es bei

verschiedenen L6sungen gelang, eine F~illung yon Zirkonhydroxyd durch Zusatz von Na~ S Oh zu bewirken. Auch die fibrigen Zirkonsalze sind zweifelsohne nicht gut definiert. Daher sind aUe in der Literatur vorliegenden Angaben fiber F~illungsreaktionen mit Zirkoniumsalzen und die dabei auftretenden F~illungsprodukte mit Vorsicht zu betrachten; denn es fragt sich, wie welt dabei die Ausflockmig des kolloiden Zirkonhydroxyds durch Elektrolyte und, was die Zusammensetzung des Niederschlags anbetrifft, die Adsorption des fallenden Anions durch das Ausflockungsprodukt in Frage kommen.

Nnn. Meerburg, P. A., Das Hydrogel yon

Cr2Os, CrO3. (Zeitschr. f. anorg. Chem. 54, 31 bis 39, 1907.)

Zur Herstellung der Verbindung Cr2 Oa, CrO3 diente ein in der Literatur noch nicht ange- gebenes Verfahren, wonach zu einer schwefel- s~iurefreien CrO~-L6sung KJ-L6sung geffigt wird. Das Oemisch fiirbt sich dabei allmiihlich dunkler und schliet31ich finder Ausscheidung einer tiefbraunen Substanz statt. Da nach der praktisch momentan verlaufenden Jodausschei- dung ein rascher Verlauf der eigentlichen chemi- schen Reaktion anzunehmen ist, so muff die Langsffmkeit der Ausscheidung der Chromver- bindung auf Bildung eines Sols beruhen. Der Reaktionsverlauf bei der Entstehung des CrgOa, CrO8 liet~ sich nicht mit Sicherheit ermitteln, am wahrscheinlichsten ist die Oleichung: 9 CrO3 + 6 K J : 6 J + 3 K~ Cr~ O7 +Crg.O~, Cr O.~.

DerWassergehalt der ausgef~tUtenVerbindung ist nicht gut definiert und nimmt mit steigender Temperatur und mit abnehmendem Wasserdampf- druck der Umgebung kontinuierlich ab. Die Entw~isserung bei gewShnlicher Temperatur durch Aufbewahren in einer Atmosphiire yon bekanntem Wasserdampfdruck ist nicht quantitativ reversibel, auch wird ein Gleichgewichtszustand nach Monaten nicht erreicht.

Das Hydrogel wird in der Kalte schwer von Wasser zersetzt und schnell yon verd. H~SO4 und Alkalien gel6st. Auf das bei 100 ° ge- trocknete Hydrogel wirken S~iuren und Alkalien nur sehr langsam ein. Ueberhaupt h~ngen die Eigenschaften der Substanz weitgehend yon ihrer Darstellungsweise und Vorgeschichte ab. Der von Manchot durch Erhitzen yon Cr~O8 im Sauerstoffstrom dargestellte Stoff CrO~ ist mit dem hier beschriebenen identisch. In An- betracht der Entstehungsweise und des chemischen Verhaltens verdient die Formel Cr208, CrO3 vor der Formel CrO~ den Vorzug. Nnn.