Über die wirkung von gallensäure auf zucker- und cholesteringehalt im blute

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I9. NOVEMBER x927 KLINISCI-IE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHlZGANG. Nr. 47 2241 Symptomen, und am 7- Tag verendete das Tier bet ether Erythro- cytenzahl yon 1250ooo und unter dem iiir die Aniimie typischen Blutbefund (Anisocytose, Makrocytose, Polychromasie, Vermehrung der vitalflirbbaren Zellen, Erythrophagocytose usw.), das milz- haltige Tier blieb bartonellenfreiund zeigte keine An~imie. Eine zweite Ratte aus Catania, die ebenfalls die Splenektomie tiber- standen hatte, ohne an~imisch zu werden, Wurde 2 Monate nach der Splenektomie in einen I~itfig gebracht, in welchem sich splenekto- mierte, anlimische Wiener Ratten befanden. Each 12 Tagen er- krankte dieses Tier ebenialls und ging nach 14 Tagen an der schweren An~imie zugrunde. Auch bier waren alle Symptome der ,,infektiSsen Ani~mie" gegeben. In Catania durehge/i~hrte Versuche an Wiener t~atte~. Am 20. April 1925 wnrden io aus der II. medizinischen Klinik in Wien iibersandte junge 1Ratten yon einem mittleren Gewicht yon ca. 15o g vom Instiiut fiir spezielle Pathologie und innere Medizin in Catania iibernommen. Am 24. April wurden 4 dieser Wiener Ratten und 4 annlihernd gleichgewichtige Ratten der eigenen Zucht mit entsprechender Bezeichnung in getrennten K~figen unter- gebraeht. Die ans Wien und~:jCatania stammenden Ratten wurden in der Folgezeit getrennt gehalten, und es wurden alle Vorsichts- maBregeln zur Vermeidung ether evtl. 14ontaktinfektion beobachtet, Die Tiere blieben vorerst in I ot~igiger Beobachtung, w~ihrend welcher irgendwelche Schwanknngen der H~tmoglobin- bzw. Erythrocyten- zahlen oder Auftreten yon Blutparasiten bet mehrfacher Unter- suchung nieht nachgewiesen werden konnten. Am 4. Mat wurden s~imtliche 8 Tiere splenektomiert. Vom 6. Mat angefangen, wurde bet jedem dieser Tiere im Schwanzvenen- blut in 2--4t~igigen Intervallen die H~moglobin- nnd Erythrocyten- zahl bestimmt und im NativprXparat bet Dunkelfeldbeleuchtung nnd im Giemsaansstrich nach Parasiten gesueht. Am 4. Tage nach der Splenektomie zeigten die Wiener Ratten Iund 4 im zirkulierenden Blut die yon MAYER beschriebenen Barto- nellen. 2 Tage sparer zeigten drei der Wiener IRatten (I, 2 und 4) die yon LAUDA beschriebene An~hnie mit dem entsprechenden ldinischen Symptomenkomplex (schlechtes Allgemeinbefinden, Bl~tsse, Ikterus, H~maturie, Oligochrom~mie, OligocytXmie, Aniso- nnd Poikilocytose, kernhaltige rote Blutk6rperchen, Blutk6rperehen mit Kernresten nsw.). Gleichzeitig wurden Bartonellen in groBer Menge gefunden. Ratte Nr. 3 zeigte keine An~imie, wohl abet Blnt- parasiten; 2 Tage sp~ter trat auch bet diesem Tier die an~imische Krise sehr deutlich in Erscheinnng. Die 4 Kontrolltiere der eigenen Zucht waren und blieben auch in der Folge parasitenfrei und gesund. Von den 4 Wiener iRatten dieser ersten Versuchsserie verendete iRatte Nr. i 2o Tage nach der Splenektomie unter schweren an~mi- schen Erscheinungen: der tt~imoglobinwert war yon 9o% auf 55 %, die Zahl der Erythrocyten yon 8,72 auf 1,44 Millionen im Kubik- millimeter gelallen. Die Ratten Nr. 2 und 4 iiberlebten und sind als geheilt zu betrachten; bemerkenswert ist, dab bet Ratte Nr. 2 Perioden der An~mie mit positivem Bartonellenbefund und Re- missionsperioden beobachtet wurden. Ratte Nr. 3 wurde io Tage nach der Splenektomie im Stadium der schweren An~imie mit positivem Bartonellenbefund get6tet. Aus Blur, Leber und Nieren wurden Knlturen auf t31utagar (Nova-Neal-Nicolle) angelegt. Die R6hrchen wurden durch 3 Tage bet 37 ~ gehalten; es ycurden Kul- turen erhalten, welche im Dunkelfeld und im Giemsaprliparat hin- sichtlieh ihrer Morphologie durchaus mit den yon NOGVCHI beim Oroyafieber geziichteten Parasiten iibereinstimmten. Mit ether mit physiologiseher iKochsalzl6sung unter sterilen IZautelen hergestellten Leberaufschwemmung wurden 4 gesunde Ratten der eigenen Zucht infiziert (s. u.). Von den restierenden 6 Wiener Ratten wurden weitere 2 Tiere entmilzt. Auch sie erkrankten unter den gleichen Erscheinungeh mit positivem Parasitenbefund nach 7 bzw. 13 Tagen. Auf einen aus- ftihrliehen Bericht des Krankheitsverlaules kann verzichtet werden. Zwei weiteren nicht entmilzten Wiener Ratten wurde intraven6s o,o25 Ferrum saccharatum injiziert; sie gingen nach 5 Tagen ein, ohne eine An~mie oder Parasiten im Blut gezeigt zu haben. Die beiden letzten Wiener Ratten endlich verendeten interkurrent, ohne zu einem Experiment verwendet worden zu sein. Die 4 milzhaltigen Ratten der eigenen Zucht, welehe, wie oben beschrieben, mit Leberbrei der erkrankten Ratte Nr. 3 geimpft worden waren, wurden in verschieden langen Intervatlen nach der Impfung (7, 21, 45 Tage) entmilzt. Sie erkrankten s~imtlich unter den typischen Erscheinnngen mit positivem Bartonellenbeiund im Blur, 2 yon ihnen verendeten nach io, bzw. 12 Tagen. In g!eicher Weise konnte auch fernerhin bet anderen, vorher entmilzten iRatten aus Catania naeh Inj ektion infekti6sen Materials der an~imisehe Sym- ptomenkomplex und der positive Bartonellenbefund ohne weiteres erzielt werden..Bet alien entmilzten und infizierten und daher an- ~mischen Ratten konnte ein gewisser Parallelismus zwischen der Schwere der An~imie und der Zahl der im Blut nachweisbaren Bar- tonellen festgestellt werden. Bet sieher infizierten Tieren endlich konnte durch einfaches Trauma oder die Exstirpation anderer Organe als der Milz (Hoden, Nebenniere, Uterus) die An~imie oder der Parasitenbefund nicht hervorgerufen werden. Zusammen]a~sun9: Aus Catania nach ~u iibersandte und hier splenektomierte Tiere blieben w~hrend ether langdauernden Be- obaehtung gesund und bartonellenfrei, sie erkrankten in gleieher Weise wie Wiener IRatten nach kiinstlicher i)berimpfung yon infekti6sem Organbrei oder nach experimenteller Stallinfektion. Milzhaltige italienische Ratten blieben vor der Erkrankung trotz kiinsilicher Infektion verschont. Aus Wien nach Catania iibersandte Ratten erkrankten nach Splenektomie unter dem Zeiehen der pernizi6sen An~tmie der Ratte, gleichzeitig entmilzte italienische Kontrollratten blieben gesund. Mit infekti6sem Organbrei perniziOs anltmisch verendeter Wiener Tiere konnten ohne weiteres Passagen auf entmilzte italienische Ratten angelegt werden. Die seinerzeitigen widersprechenden Versuchsresultate yon LAIJI)A einerseits und SORGE andererseits erscheinen durch die vor- liegenden Untersuchungen eindeutig dadurch gek!~rt, dab die Wiener Rattenbest~inde zum gr6Bten TeiI mit Bartonella mutts ratti dureh- seucht, die italienischen iRatten dagegen nieht durchseucht sind. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGE N. UBER DIE WIRKUNG VON GALLENSAURE AUF ZUCKER- UND CHOLESTERINGEHALT IM BLUTE. Von CONRAD LANG und HANS JUNGMANN. Unsere Untersuchungen fiber dell Einflul3 der Gallens~iuren auf Zucker und Cholesterin im Blute wurden in folgender Weise vorgenommen. Am hungernden Tier -- als Versuchstiere benutzten wir tilaninchen, Katzen und Hunde -- wurden nach vorhergehender Blutentnahme und GallenMiureinjektion i. v. mindesten seine Stunde lang Iominiitlich dcr 131utzucker nach HA~EDORN-JENsEN und alle 20 Minuten Refraktion und Cholesterin nach AUTENRIETH untersueht. Unsere Versuche, deren Zahl etwa 4 ~ betrug, ergaben folgende Resultate: Won einer gewissen I4onzentration ab wird durch das Natriumsalz s~imtlicher untersuchter Gallens/iuren, sei es Chols/~ure selber, Glykoehol- oder Taurochols/iure, eine Senkung des Blutzuckers herbeigdiihrt, die zwischen 15 und 4 ~ % des Anfangswertes schwankte und nach i- 1 i/~ Stunden abgeklungen war. Diese Senkung war beirn Kaninehen und bet der I4atze, die beide heftige Schmerz~ul3erullgen bet der Injektion zeigten, weniger stark als beim Hunde, der die Injektion anstandslos vertrug. Die Wirkung wurde bet Kaninehen und Katzen erst durch Niengen erzielt, die nahe der Krampf- oder Todesdosis lagen. Sie betrugen ftir Taurochol- nnd Glykochols~ure o,i--o,i 3 g pro Kilogramm Tier; durch cholsaures Natrium selber waren verst~ndlicherweise geringere Mengen von hSchstens o,i g pro Kilogramm wirksam. Fiir Hunde reichten zur Erzielung einer deutlichen Hypoglyk~imie schon etwas geringere Dosen, 0,08 pro Kilogramm Tier aus. Unterhalb dieser Dosis liegende Mengen liel3en den Zucker im Blute unbeeinflul3t. St~rkere toxische Erscheinllngen haben wir aul3er voriibergehendem Erbrechen beim Hunde nicht beobachtet. Von den nntersuchten I(aninchen starben einige 3--4 Tage nach dem Versuche unter stgrkster Ab- rnagerung. Die groBe Mehrzahl hat die Injektion gut iiber- standen. Auffallend war das Verhalten junger Tiere (Kanin- chen). I-Iier wurde schon die Hglfte der Todesdosis nicht ver- tragen. Die Tiere bekamen wghrend der Injektion IZrgmpfe und starben nns unter den H~inden. /]Iber die wahrscheinliehe Ursaehe der Hypoglykgmie k6nnen wit uns noch nicht ~ul3ern. Von Wichtigkeit ffir diese Frage erscheinen uns vielleicht folgende ]3efunde zu sein.

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Page 1: Über die Wirkung von Gallensäure Auf Zucker- und Cholesteringehalt im Blute

I9. NOVEMBER x927 KLINISCI-IE WOCHENSCHRIFT. 6. JAHlZGANG. Nr. 47 2241

Symptomen, und am 7- Tag verendete das Tier bet ether Erythro- cytenzahl yon 1250ooo und unter dem iiir die Aniimie typischen Blutbefund (Anisocytose, Makrocytose, Polychromasie, Vermehrung der vitalflirbbaren Zellen, Erythrophagocytose usw.), das milz- haltige Tier blieb bar tonel lenfre iund zeigte keine An~imie. Eine zweite Rat te aus Catania, die ebenfalls die Splenektomie tiber- standen hatte, ohne an~imisch zu werden, Wurde 2 Monate nach der Splenektomie in einen I~itfig gebracht, in welchem sich splenekto- mierte, anlimische Wiener Rat ten befanden. Each 12 Tagen er- krankte dieses Tier ebenialls und ging nach 14 Tagen an der schweren An~imie zugrunde. Auch bier waren alle Symptome der ,,infektiSsen Ani~mie" gegeben.

In Catania durehge/i~hrte Versuche an Wiener t~atte~.

Am 20. April 1925 wnrden io aus der II. medizinischen Klinik in Wien iibersandte junge 1Ratten yon einem mittleren Gewicht yon ca. 15o g vom Inst i iut fiir spezielle Pathologie und innere Medizin in Catania iibernommen. Am 24. April wurden 4 dieser Wiener Rat ten und 4 annlihernd gleichgewichtige Rat ten der eigenen Zucht mit entsprechender Bezeichnung in getrennten K~figen unter- gebraeht. Die ans Wien und~:jCatania stammenden Rat ten wurden in der Folgezeit getrennt gehalten, und es wurden alle Vorsichts- maBregeln zur Vermeidung ether evtl. 14ontaktinfektion beobachtet, Die Tiere blieben vorerst in I ot~igiger Beobachtung, w~ihrend welcher irgendwelche Schwanknngen der H~tmoglobin- bzw. Erythrocyten- zahlen oder Auftreten yon Blutparasiten bet mehrfacher Unter- suchung nieht nachgewiesen werden konnten.

Am 4. Mat wurden s~imtliche 8 Tiere splenektomiert. Vom 6. Mat angefangen, wurde bet jedem dieser Tiere im Schwanzvenen- blut in 2--4t~igigen Intervallen die H~moglobin- nnd Erythrocyten- zahl best immt und im NativprXparat bet Dunkelfeldbeleuchtung nnd im Giemsaansstrich nach Parasiten gesueht.

Am 4. Tage nach der Splenektomie zeigten die Wiener Rat ten I u n d 4 im zirkulierenden Blut die yon MAYER beschriebenen Barto- nellen. 2 Tage sparer zeigten drei der Wiener IRatten (I, 2 und 4) die yon LAUDA beschriebene An~hnie mit dem entsprechenden ldinischen Symptomenkomplex (schlechtes Allgemeinbefinden, Bl~tsse, Ikterus, H~maturie, Oligochrom~mie, OligocytXmie, Aniso- nnd Poikilocytose, kernhaltige rote Blutk6rperchen, Blutk6rperehen mit Kernresten nsw.). Gleichzeitig wurden Bartonellen in groBer Menge gefunden. Rat te Nr. 3 zeigte keine An~imie, wohl abet Blnt- parasiten; 2 Tage sp~ter t ra t auch bet diesem Tier die an~imische Krise sehr deutlich in Erscheinnng. Die 4 Kontrolltiere der eigenen Zucht waren und blieben auch in der Folge parasitenfrei und gesund.

Von den 4 Wiener iRatten dieser ersten Versuchsserie verendete iRatte Nr. i 2o Tage nach der Splenektomie unter schweren an~mi- schen Erscheinungen: der tt~imoglobinwert war yon 9o% auf 55 %, die Zahl der Erythrocyten yon 8,72 auf 1,44 Millionen im Kubik- millimeter gelallen. Die Rat ten Nr. 2 und 4 iiberlebten und sind als geheilt zu betrachten; bemerkenswert ist, dab bet Rat te Nr. 2 Perioden der An~mie mit positivem Bartonellenbefund und Re- missionsperioden beobachtet wurden. Rat te Nr. 3 wurde io Tage nach der Splenektomie im Stadium der schweren An~imie mit

positivem Bartonellenbefund get6tet. Aus Blur, Leber und Nieren wurden Knlturen auf t31utagar (Nova-Neal-Nicolle) angelegt. Die R6hrchen wurden durch 3 Tage bet 37 ~ gehalten; es ycurden Kul- turen erhalten, welche im Dunkelfeld und im Giemsaprliparat hin- sichtlieh ihrer Morphologie durchaus mit den yon NOGVCHI beim Oroyafieber geziichteten Parasiten iibereinstimmten.

Mit ether mit physiologiseher iKochsalzl6sung unter sterilen IZautelen hergestellten Leberaufschwemmung wurden 4 gesunde Rat ten der eigenen Zucht infiziert (s. u.).

Von den restierenden 6 Wiener Rat ten wurden weitere 2 Tiere entmilzt. Auch sie erkrankten unter den gleichen Erscheinungeh mit positivem Parasitenbefund nach 7 bzw. 13 Tagen. Auf einen aus- ftihrliehen Bericht des Krankheitsverlaules kann verzichtet werden. Zwei weiteren nicht entmilzten Wiener Rat ten wurde intraven6s o,o25 Ferrum saccharatum injiziert; sie gingen nach 5 Tagen ein, ohne eine An~mie oder Parasiten im Blut gezeigt zu haben. Die beiden letzten Wiener Rat ten endlich verendeten interkurrent, ohne zu einem Experiment verwendet worden zu sein.

Die 4 milzhaltigen Ratten der eigenen Zucht, welehe, wie oben beschrieben, mit Leberbrei der erkrankten Ratte Nr. 3 geimpft worden waren, wurden in verschieden langen Intervatlen nach der Impfung (7, 21, 45 Tage) entmilzt. Sie erkrankten s~imtlich unter den typischen Erscheinnngen mit positivem Bartonellenbeiund im Blur, 2 yon ihnen verendeten nach io, bzw. 12 Tagen. In g!eicher Weise konnte auch fernerhin bet anderen, vorher entmilzten iRatten aus Catania naeh Inj ektion infekti6sen Materials der an~imisehe Sym- ptomenkomplex und der positive Bartonellenbefund ohne weiteres erzielt werden. .Bet alien entmilzten und infizierten und daher an- ~mischen Rat ten konnte ein gewisser Parallelismus zwischen der Schwere der An~imie und der Zahl der im Blut nachweisbaren Bar- tonellen festgestellt werden.

Bet sieher infizierten Tieren endlich konnte durch einfaches Trauma oder die Exstirpation anderer Organe als der Milz (Hoden, Nebenniere, Uterus) die An~imie oder der Parasitenbefund nicht hervorgerufen werden.

Zusammen]a~sun9: Aus Catania nach ~u iibersandte und hier splenektomierte Tiere blieben w~hrend ether langdauernden Be- obaehtung gesund und bartonellenfrei, sie erkrankten in gleieher Weise wie Wiener IRatten nach kiinstlicher i)berimpfung yon infekti6sem Organbrei oder nach experimenteller Stallinfektion. Milzhaltige italienische Ratten blieben vor der Erkrankung trotz kiinsilicher Infektion verschont.

Aus Wien nach Catania iibersandte Rat ten erkrankten nach Splenektomie unter dem Zeiehen der pernizi6sen An~tmie der Ratte, gleichzeitig entmilzte italienische Kontrollratten blieben gesund. Mit infekti6sem Organbrei perniziOs anltmisch verendeter Wiener Tiere konnten ohne weiteres Passagen auf entmilzte italienische Rat ten angelegt werden.

Die seinerzeitigen widersprechenden Versuchsresultate yon LAIJI)A einerseits und SORGE andererseits erscheinen durch die vor- liegenden Untersuchungen eindeutig dadurch gek!~rt, dab die Wiener Rattenbest~inde zum gr6Bten TeiI mit Bartonella mutts rat t i dureh- seucht, die italienischen iRatten dagegen nieht durchseucht sind.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N.

UBER DIE WIRKUNG VON GALLENSAURE AUF ZUCKER- UND CHOLESTERINGEHALT IM BLUTE.

Von

CONRAD LANG und HANS JUNGMANN.

Unsere U n t e r s u c h u n g e n fiber dell Einflul3 der Gallens~iuren auf Zucker und Cholester in im Blu te wurden in folgender Weise vo rgenommen . A m h u n g e r n d e n Tier - - als Versuchs t ie re b e n u t z t e n wir t i laninchen, K a t z e n und H u n d e - - wurden nach vo rhe rgehende r B l u t e n t n a h m e und GallenMiureinjektion i. v. m indes t en s e i n e S tunde lang Iomin i i t l i ch dcr 131utzucker nach HA~EDORN-JENsEN und alle 20 Minuten Refraktion und Cholesterin nach AUTENRIETH untersueht. Unsere Versuche, deren Zahl etwa 4 ~ betrug, ergaben folgende Resultate:

Won einer gewissen I4onzentration ab wird durch das Natriumsalz s~imtlicher untersuchter Gallens/iuren, sei es Chols/~ure selber, Glykoehol- oder Taurochols/iure, eine Senkung des Blutzuckers herbeigdiihrt, die zwischen 15 und 4 ~ % des Anfangswertes schwankte und nach i- 1 i/~ Stunden abgeklungen war. Diese Senkung war beirn Kaninehen und bet der I4atze, die beide heftige Schmerz~ul3erullgen bet der

In jek t ion zeigten, weniger s t a rk als be im Hunde , der die In j ek t ion ans tands los ver t rug . Die W i rk ung wurde bet K a n i n e h e n und K a t zen ers t du rch Niengen erzielt, die nahe der K r a m p f - oder Todesdosis lagen. Sie be t rugen ftir Taurochol- n n d Glykochols~ure o , i - - o , i 3 g pro K i log ramm Tier; du rch cholsaures N a t r i u m selber waren vers t~ndl icherweise ger ingere Mengen von hSchs tens o, i g pro K i l o g r a m m wirksam. Fi i r H u n d e re ich ten zur Erz ie lung einer deu t l i chen Hypoglyk~imie schon e twas geringere Dosen, 0,08 pro K i l o g r a m m Tier aus. U n t e r h a l b dieser Dosis l iegende Mengen liel3en den Zucker im Blute unbeeinflul3t. St~rkere tox ische Ersche in l lngen h a b e n wir aul3er vor i ibe rgehendem E r b r e c h e n be im H u n d e nicht beobachtet. Von den nntersuchten I(aninchen starben einige 3--4 Tage nach dem Versuche unter stgrkster Ab- rnagerung. Die groBe Mehrzahl hat die Injektion gut iiber- standen. Auffallend war das Verhalten junger Tiere (Kanin- chen). I-Iier wurde schon die Hglfte der Todesdosis nicht ver- tragen. Die Tiere bekamen wghrend der Injektion IZrgmpfe und starben nns unter den H~inden.

/]Iber die wahrscheinliehe Ursaehe der Hypoglykgmie k6nnen wit uns noch nicht ~ul3ern. Von Wichtigkeit ffir diese Frage erscheinen uns vielleicht folgende ]3efunde zu sein.

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Einige tier untersuchte l i Hui ide wurden l~ngere Zeit nach dem Versuch aus anderen Grfinden t racheotomier t , und wir konnten dabei feststellen, dab wir unsere st~trksten Hypoglyk~imien bei Tieren mi t mehr oder weiiiger groBen S t rumen erhal ten ha t ten . "vVir untersuclaten daher den EinfluB der Thyreo idek tomie auf den Ver lauf der ]31utzuckerkurve nach Gallens~ureinjekt ion und fandeii dabei folgeiide merkwii rdige Ta t sache : In s~imt- l ichen un te r such ten F~lleu war der Ver lauf der l<urve gerade umgekehr t wie be im normalei i Tier. Es erfolgte ein m/icht iger Anstieg, der nach e twa 5 ~ Minutei i zur Norm zuriickftihrte, und an den sich eiiie kurzdauernde hypoglyMimische Phase anschlol3. ]3ei den verh~ltnismS.Big wenigen (4) Versuchen, die hiert iber vorliegen, wollen wir diese Tatsache nur angeben, o h n e sie ve rwer ten zu wolleii.

Die ReI rak t ion ha t sich in ke inem Fal le mehr ge~iidert, als es die Fehlerquel len der 1Kethodik er laubten. Die Chole- s t e r inkurve verl ief anf~nglich absteigend, um nach einer S tunde e twa anzusteigeii und anseheinend fiber den Anfangs- wef t wei t h inaus zu geheii. Die Dauer unserer Versuche reichte n icht aus, u m diese Ver~nderuug ganz zu erfassen. Eine Ei i iwi rkung der Thyreo idek tomie auf Refrakt ion und Chole- s ter inkurve nach Oalleiis~ureinjektioii scheint IIicht vor- handen zu seiii.

E ine Ver6ffent l ichung unserer Protokolle. IIebst Bespre- chung 'unserer Resu l ta te w i r d nach weiterer ansgedehnter For t f i ihrui ig unserer Ui i tersuchungei i a m anderen Orte er- scheinen. (Aus der ~ned. Klinik in Freiburg i. Br. [Direktor: Pro]. Dr. Hans Eppinger].)

0BER DEN ZUSAMMENHANG ZWISCHEN HAUTREIZEN UND BLUTDRUCK.

Von

K. HAJ6S und A..-~/IIRGAY.

Wir wissen, dab in t r aku tane In jek t ionen oder auch Searifizieruiig der H a u t zu den maii i i igfal t igsten Ver~tnde- rung im Organismus fiihreii k6nnen. VerXnderuligen im Blutbi ld , in der Leukocytenzahl , in der Immunk6rpe rve r - tei lung, S~iire- l ind Basenausscheidnng IIach Hautre ize i i siiid vei l verschiedei ien Autoren beschrieben worden. Auch die Blu td rucksenkung nach in t r aku tanen In jekt io i ien ist

IiLINISCHE W O C H E N S C H R I F T . 6. J A H R G A N G . Nr . 47 19. NOVEMBER ~927

10sung auf t re tende Blu td rucksenkung einer sys temat i scheu Prfifung unterzogen und fanden, dab in der Reakt iol lsweise der an versehiedenen Kdrperteilen ausgeftihrteii Reize auf- fal lende Uii terschiede zu verzeichnen sin&

Wir haben bei jeder zu ui i tersuchenden Person nach dreit~igiger Be t t ruhe den B lu td ruck b e s t i m m t und dann erst mi t den in t racu tanen Kochsalz in jekt ionen begonnen, welehe an den verschiedeuen Head-Maekenziesehen Hautzonen nach eingeschal te ten Ruhepausen ausgetf ihrt wurden. Vor jeder In jek t ion wurde der B lu td ruck gemessen, naehher haben wir 4 - - 5 in t racu tane Quaddeln mi t je o,I ccm physiologischer Kochsalzl6sung im selben Segment angelegt, der B lu td ruek wurde alle IO Minuten gemessen, so lange bis die Ausgangs- h6he wieder erre icht war. Gew6hnlich dauer te die Blut- drucksenkung 3o - -6o Minuten an. Als Schema der Hau t - zonen beiifi tzten wir die Abb. I 3 a und I 3 b B d . V , S. I I 3 I des Handbuches der iniieren Medizin ve i l ]3ERGWANI;-STAE- tlELIN.

Der bessereii ~3bersicht 5a lber geben wi t eine tabel lar ische Zusammens te l lung der Versuchsergebnisse yon IO Persoiieii m i t verschiedener Diagnose.

-&us dieser Tabel le ist ersiehtlich, dab die Hau~reize, an verschiedeiien H a u t z o n e n ausgeffihrt, den B lu td ruck ungleieh beeinflussen. Abgesehen yon den t~glicheii Schwankui igen zeigt die BIu tdrucksenkung die gr6f3ten Unterschiede IIach Hautre ize i i in den Zoneii D 4-8-6-7-10 rechts und D3-5 links, also in 2 Gruppen yon Hautzonen, yon denen die linksseitigen der Herzgegend, die rechtsseitigen der Lebergegend entspreehen. In der Tabelle IIicht n~her verze ichnete Hautzo i ien der un te ren und oberen Ex t r emi t~ t en und des Rfickens, lumbale, sakrale und auch untere eervicale Segmente, soweit sie un te r such t wurden, ff ihrten zu keiiier nennenswer ten Blu tdrucksenkung.

Der prakt i sch therapeut i sche W e r t dieser Unte r suchungen wird an einem el i tsprechenden Mater ia l weitergeprt if t . An dieser Stelle haben wir nu t die Absicht gehabt , die Au~merk- samkei t auf die Wich t igke i t der Rolle der verschiedenen Hautzone i i und auf die ref lektorisch hervorgerufene Blut- drucksenkung zu lenken.

Die bisherigen Beobach tungen e rmut igen uns zu der An- nahme, dab dauernde HautreJze an den entsprechendei i Segmenten, sowie leichte Dermat i t i s , E r y t h e m (Senfpapier, R6i i tgei ibes t rahlung usw.) imstande s i n g den Blu tdruck dauernd zu erniedrigen. W e n n diese Haut re ize w6ehentl ieh

Blutdruck (in ttg-mm nach Riva Rocci)

Name und Diagnose reckts links

T . E . Ulcus ventriculi F . D . Sepsispost.abort. Sz. R. Myodegeneratio

cordis. Hyperton. F . S . Climae. Hyper-

ton. essent. Sch. R. Nephritis chron. ~V. O. Nephrosclerosis P . J . Nephrosclerosis

Nephrosclerosis Z . S . Nephrosclerosis

S . R . Myodegeneratio cordis. Hyperton.

93 IOO 1

2

204 202

2 2 2

165

i0a io~ i4!Io6 lO5Fiooi 92 ] I 92 86

I I i ~ I i 198 I 04 18~

97 I82 176156 04 I74 204 204

' 751148 21o I6o i94121611941:ooii92[I831172 208 195 193 93 19o195165 195 225 200

165 165 165 165 157 165 152

184 181 195 zo, I74 @ 175 i6~

9195 ii :52

751:66 94:71

95 93 94

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206 16o 174

schon erOrtert worden. Diese Senkung des Blutdruckes kommt nach Hautreizen rege]m~iBig zustande und wurde als Schmerzreflex mit der Vasomotorenfunktion in Ver- bindung gebracht. Wir haben die nach verschiedenen Haut- reizen und intracutan gegebener physiologischer Kochsalz-

2 - - 3 mal wiederhol t werden, k o m m t es auf e inem sehr ein- fachen und schonenden Wege zu einer anha l tenden Blut- druckerniedr igung. [Aus der I I I . reed. Klinik der kgl. ung. Pdter Pdzmdny Universiti~t in Budapest. (Direktor: Pro]. Baron A. yon Kordnyi).]