Über einige reaktionen, die für germaniumsäure und borsäure gemeinsam sind

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48 [IBER EhNIGE REAKTIONEN, DIE FUR GERMANIUM- SXURE UND BORS~'4URE GEMEINSAM SIND. Von N. S. POLUEKTOFF. Aus dem Ukrainischen Chemisch-wissenschaftlichen Forschungsinstitut in Odessa. (Eingelangt am 8, April 1935.) Die Germaniumsaure besitzt analog wie die Borsaure die F/ihig- keit zur Bildung komplexer Verbindungen mit mehrwertigen Alko- holen, wie Mannit, Glyzerin und Glukose ~. Darauf ist auch die Tatsache zurtickzuftihren, dal~ die LSslichkeit yon Germanium- dioxyds in Anwesenheit der genannten Verbindungen zunimmt. Die solcherart entstehenden komplexen Verbindungen besitzen die Eigenschaftea starker einbasischer S~uren und bietea daher die MSgliehkeit einer alkalimetrischen oder ~odometrischen Bestim- mung der Germaniums~ure 2. F. HAHN hat eine empfindliche Reaktion der Bors~iure auf die ErhShung der saueren Eigenschaften der letzteren durch Zugabe yon Mannit oder Glyzerin gegrfindet 3. Wenn man n~tmlieh iso- alkalische Liisungen von Glyzerin (oder eines anderen mehrwer- tigen Alkohols) und Bors~ture miteinander zusammenbringt, so wird das p~ der Mischung infolge der Bildung starker komplexer S~iuren verkleinert und dies kann dureh die Farbenver~inderung entsprechender Indikatoren konstatiert werden. Es war daher zu erwarten, dal~ die von HAHN ftir die Bors~ure vorgeschlagene Reaktion auch ftir die Germaniumsiiure charakte- ristisch sein mfisse. Ich habe versucht, diese Reaktion in Form eines Tiipfelnaehweises auszufiihren, indem ieh einen Tropfen der schwaehsauren LSsung von Natriumgermanat mit einem Tropfen Phenolphthaleinl5sung vermischte and hierauf tropfenweise 0,01 n- Natronlauge bis Rosaf~irbung zusetzte. Wird nun ein wenig Man- nit zugeftigt, so verschwindet die F~irbung oder sie wird schwi~cher, 1 M. A. TCHAKIRIAN, Compt. rend. 187, 229 (1928). 2 M. A. TCHAKIRIAN, 1. c. a Ztschr. analyt. Chem. 98, 283 (1934).

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Page 1: Über einige Reaktionen, die für Germaniumsäure und Borsäure gemeinsam sind

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[IBER EhNIGE REAKTIONEN, DIE FUR GERMANIUM- SXURE UND BORS~'4URE GEMEINSAM SIND.

Von

N. S. POLUEKTOFF. Aus dem Ukrainischen Chemisch-wissenschaftlichen Forschungsinst i tut in Odessa.

(Eingelangt am 8, April 1935.)

Die Germaniumsaure besitzt analog wie die Borsaure die F/ihig- keit zur Bildung komplexer Verbindungen mit mehrwertigen Alko- holen, wie Mannit, Glyzerin und Glukose ~. Darauf ist auch die Tatsache zurtickzuftihren, dal~ die LSslichkeit yon Germanium- dioxyds in Anwesenheit der genannten Verbindungen zunimmt. Die solcherart entstehenden komplexen Verbindungen besitzen die Eigenschaftea starker einbasischer S~uren und bietea daher die MSgliehkeit einer alkalimetrischen oder ~odometrischen Bestim- mung der Germaniums~ure 2.

F. HAHN hat eine empfindliche Reaktion der Bors~iure auf die ErhShung der saueren Eigenschaften der letzteren durch Zugabe yon Mannit oder Glyzerin gegrfindet 3. Wenn man n~tmlieh iso- alkalische Liisungen von Glyzerin (oder eines anderen mehrwer- tigen Alkohols) und Bors~ture miteinander zusammenbringt, so wird das p~ der Mischung infolge der Bildung starker komplexer S~iuren verkleinert und dies kann dureh die Farbenver~inderung entsprechender Indikatoren konstatiert werden.

Es war daher zu erwarten, dal~ die von HAHN ftir die Bors~ure vorgeschlagene Reaktion auch ftir die Germaniumsiiure charakte- ristisch sein mfisse. Ich habe versucht, diese Reaktion in Form eines Tiipfelnaehweises auszufiihren, indem ieh einen Tropfen der schwaehsauren LSsung von Natriumgermanat mit einem Tropfen Phenolphthaleinl5sung vermischte and hierauf tropfenweise 0,01 n- Natronlauge bis Rosaf~irbung zusetzte. Wird nun ein wenig Man- nit zugeftigt, so verschwindet die F~irbung oder sie wird schwi~cher,

1 M. A. TCHAKIRIAN, Compt. rend. 187, 229 (1928). 2 M. A. TCHAKIRIAN, 1. c. a Ztschr. analyt. Chem. 98, 283 (1934).

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Reaktionen, die fiir Germaniumsiiure und Borsiiure gemeinsam sind. 49

je naeh der Menge des vorhandenen Germaniums. Auf diese Weise lassen sich 2,5 y Germanium in 0,05 ccm nachweisen (Grenz- konzentration 1: 20.000).

Die auf diese Weise bewiesene Analogie zwischen Germanium- s~iure und Bors~ture machen es wahrscheinlich, da[~ Germanium auch in den Reaktionen :nit anderen Oxydverbindungen iihnlich dem Bor sich verhalten kSnne. Von F. FEIGL und P. KRUMHOLZ 4 ist ffir den Nachweis yon Borsiiure deren Umsetzung mit Oxyan- thrachinonen - - am empfindlichsten reagiert das 1-, 2-, 5-, 8-Tetra- oxyanthrachinon (Chinalizarin) - - vorgeschlagen worden. Die i n- tensiv gef~rbten LSsungen der Oxyanthrachinone in konzentrierter Schwefels~iure erfahren durch Bors~ure charakteristische Umfiir- bungen, die nach der Ansicht dieser Forscher auf die Bildung in- nerkomplexer Bors~iureester zurfickzuffihren sind.

Meine Versuche zeigten, dal~ sowohl Germaniumdioxyd wie auch Sa]ze der Germaniumsiiure mit einer LSsung von China]izarin in konzentrierter Schwefels~iure in eine Reaktion treten, die mit der charakteristischen Xnderung der rosavioletten Farbe in eine blaue begleitet ist. Zur Ausffihrung des Nachweises wird ein Trop- fen der alkalischen oder sauren ProbelSsung (die fret yon Chlori- den und Bromiden sein mul~, um eine Verflfichtigung des Germa- niums zu vermeiden) in einem Porzellanschiilchen zur Trockene gedampft, mit 2--3 Tropfen 0,01%iger ChinalizarinlSsung in kon- zentrierter Schwefels~iure versetzt und schwach erwiirmt. Bet An- wesenheit yon Germanium geht die rosavioIette Farbe in eine blaue fiber. Die Empfindlichkeit dieser Reaktion ist leider nicht groin; die Erfassungsgrenze betr~igt nur 5 ~, Germanium, was ether Grenzkonzentration 1 : 10.000 entspricht. Fluoride sind durch Ab- dampfen mit konzentrierter Schwefels~iure zu entfernen.

Der neuerdings yon A. S. KOMAROVSK¥ und N. S. POLUEK-

TOrt 5 als Borsiiurereagens vorgeschlagene Farbstoff p-Nitroben- zol-azo-chromotropsiiure reagiert in konz. Schwefelsliure gleich- falls mit Germaniums~ure. In diesem Falle ist aber die Umfiirbung nicht scharf und die Empfindlichkeit ist noch kleiner, als die mit Chinalizarin.

4 Mikrochemie, PaEcL-Festschrift 77 (1929); nach FR. FEIGL, Qualitative Analyse mit Hilfe yon Tiipfelreaktionen, II. Aufl., S. 331 (1935).

.~{ikrochemie 14, 317 (1933/34).