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UMFRAGE STANDORTMANAGEMENT GEMEINDE SPEICHER Raphael Meyer · Michèle Akermann · Manuel Gresser · Stephanie Müggler · Marco Steuble
Praxisprojekt an der FHS St.Gallen,
Hochschule für Angewandte Wissenschaften
2008
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Vorwort II
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
FHS-Projektteam / Verfasser/in:
Raphael Meyer, Projektleiter Stephanie Müggler
Michèle Akermann Marco Steuble
Manuel Gresser
Kundschaft:
Kommission Standortmanagement Speicher (SMS)
Gemeindeverwaltung, Dorf 10, 9042 Speicher
Herr Gemeindepräsident Christian Breitenmoser
Ansprechpartner:
BPR Communications AG, Rosenbergstrasse 60, 9001 St. Gallen
eidg. dipl. PR-Berater BR/SPRG, Markus Berger
Coach:
Prof. Dr. oec. mag. Oec. HSG, Executive MIM, Kuno Eugster
Sprach-Coach: Statistik-Coach:
M.A. Marie-Claire Baumann-Klee Prof. dipl. Math. Jürg Stricker
Eingereicht am:
23. Mai 2008
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Vorwort III
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
In einer auf Zuwachs programmierten Welt fällt zurück, wer stehenbleibt. Es ist so als ob
man eine Rolltreppe, die nach unten geht, hinaufläuft. Wer dort bleiben will, wo er ist, muss
mindestens so schnell sein wie die Rolltreppe. Wer vorankommen will, muss schneller sein.
Manfred Rommel (*1928), dt. Politiker
Vorwort
Durch das Praxisprojekt haben wir von der FHS St.Gallen, Hochschule für Angewandte Wis-
senschaften, die Chance erhalten, unser erlerntes Wissen aus dem Kontaktunterricht anzu-
wenden.
Diese Arbeit ist das Ergebnis einer viermonatigen Zusammenarbeit mit der Gemeinde Spei-
cher und der BPR Communications AG, im Speziellen Herrn Markus Berger, unserem An-
sprechpartner. Für die gebotene Möglichkeit und das uns entgegengebrachte Vertrauen so-
wie die freundliche und kooperative Zusammenarbeit bedanken wir uns ganz herzlich. Wir
sind überzeugt, dass die Gemeinde Speicher aus unserer Arbeit Impulse für die zukünftige
Entwicklung ziehen kann.
Ebenfalls bedanken wir uns beim Dozententeam, vor allem bei Herrn Prof. Dr. Kuno Eugster,
für die fachliche und kompetente Unterstützung während des Projektes. Weiter möchten wir
uns bei Frau Marie-Claire Baumann und Herrn Prof. Jürg Stricker für die Unterstützung in
sprachlichen und statistischen Fragen bedanken.
Der Gemeinde Speicher wünschen wir in der Umsetzung des Standortmanagement alles
Gute.
St. Gallen, im Juni 2008 Meyer Raphael
Akermann Michèle Gresser Manuel
Müggler Stephanie Steuble Marco
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Management Summary IV
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Management Summary
Das Ziel der Arbeit bestand zum einen darin, mittels einer Bevölkerungsumfrage Erkenntnis-
se über die Meinung der Bevölkerung zum Standortmanagement zu erhalten. Zum anderen
sollte die am breitesten abgestützte Entwicklungsrichtung ausfindig gemacht werden. Zudem
wurden zwei Nebenziele definiert. Einerseits sollte die Umfrage die Ängste und Befürchtun-
gen zum Standortmanagement aufzeigen. Andererseits diente die Befragung der Information
und dem Miteinbezug der Bevölkerung in das Projekt.
Die Projektgruppe leitete aufgrund der gewonnenen Resultate Empfehlungen und Mass-
nahmen zur zukünftigen Entwicklung der Gemeinde ab. Der erarbeitete Schlussbericht bein-
haltet folgende Elemente:
• Befragungsergebnisse
• das Profil Speicher
• Empfehlungen / Massnahmen
Befragungsergebnisse
Die Projektgruppe kontaktierte insgesamt 351 Personen, die sie zuvor gezielt nach Alter und
Geschlecht ausgewählt hatte. Die Teilnahme der Bevölkerung war überraschend hoch. Ins-
gesamt beteiligten sich 150 Personen, respektive 42.7 % an der Umfrage.
Die Schwerpunktthemen des Fragebogens bildeten die Allgemeine Situation, die Lebensqua-
lität und die Kommunikation der Gemeinde. Wie oben erwähnt, ging es aber hauptsächlich
darum, die Meinungen zum Standortmanagement und den am breitesten abgestützten Dorf-
typen in der Bevölkerung ausfindig zu machen.
Zukünftiger Dorftyp
Die Kernfrage des Fragebogens enthielt sechs Dorftypen. Daraus konnten die Befragten
denjenigen Dorftyp auswählen, der ihrer Meinung nach der sinnvollste für die zukünftige
Entwicklung der Gemeinde Speicher ist. Nachfolgende Grafik veranschaulicht das Resultat.
Die Dorftypen „Wohndorf“ (36 %) und „Appenzeller-Agglomerationsdorf“ (26 %) stehen in der
Gunst der Einwohner und Einwohnerinnen von Speicher ganz vorn.
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Management Summary V
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Quelle: Eigene Darstellung.
Allgemeine Situation
Der erste Teil des Fragebogens diente dazu, Erkenntnisse über das allgemeine Empfinden
der Bevölkerung zur Gemeinde zu ergründen. Die Auswertung brachte verschiedene positive
Aspekte hervor. So hat sich gezeigt, dass die Bevölkerung die gute Wohnqualität und das
gute Verkehrsnetz sehr schätzt. Aber auch die Nähe zur Stadt St. Gallen, wie auch zu den
Wirtschaftsmetropolen der Ostschweiz, sind wichtige Gründe, warum Speicher als Wohnort
grundsätzlich als sehr attraktiv beurteilt wird. Rund 10 % der Befragten nannten als Grund für
die Wahl des Wohnorts Speicher, dass sie bereits in Speicher aufgewachsen sind. Wie die
Umfrage deutlich ergeben hat, sind die befragten Personen mit der Lebensqualität in der
Gemeinde sehr zufrieden.
Allerdings gibt es auch Aspekte, die von der Bevölkerung negativ beurteilt wurden. So steht
sie einem Bevölkerungs- und einem Flächenwachstum, im Sinne von Umzonungen von
Landwirtschaftsfläche zu Bauland innerhalb der Gemeindegrenzen, eher skeptisch gegen-
über. In Bezug auf Wachstum hat die Umfrage gezeigt, dass sich die Meinungen hauptsäch-
lich nach dem Geschlecht stark unterscheiden. Die Frauen stehen sowohl einem Bevölke-
rungs- wie auch einem flächenmässigem Wachstum weit positiver gegenüber als die Män-
ner.
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Management Summary VI
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Lebensqualität von Speicher
Um die Lebensqualität in Speicher zu steigern, fordern die Einwohner und Einwohnerinnen
einen schonenden Umgang mit den Ressourcen und eine nachhaltige Raumplanung. Eben-
so befürworten sie einen günstigen Wohnraum für junge Familien. Dieses Bedürfnis steht
aber in Widerspruch zur nachhaltigen Raumplanung, da günstiger Wohnraum nur durch Bau-
landgewinnung und Umzonungen geschaffen werden kann. Nachhaltige Raumplanung hat
die Bevölkerung leicht höher eingestuft als günstiger Wohnraum für junge Familien.
Standortmanagement Speicher
Das Standortmanagement Speicher findet in der Bevölkerung mehrheitlich Befürwortung.
Bemängelt wird aber, dass die Ziele nicht bekannt sind, keine offene Kommunikation stattfin-
det und der finanzielle Aufwand nicht gerechtfertigt ist. Die meisten Leute äusserten auch
Befürchtungen zu Überbauung und Verlust von Grünflächen.
Kommunikation der Gemeinde
Im vierten Teil der Umfrage ist die Bevölkerung zu der Kommunikation innerhalb der Ge-
meinde befragt worden. Daraus konnten folgende Ergebnisse abgeleitet werden:
• Die Mehrheit der Bevölkerung fühlt sich ungenügend informiert.
• Die Bevölkerung fühlt sich zu spät informiert über Vorhaben und Entwicklungen
• Ein Drittel der Befragten befürworten häufigere Informationsveranstaltungen.
• Die Homepage sollte umfangreicher, übersichtlicher und aktueller gestaltet werden.
• Die Umfrage zeigt aber auch, dass das Gemeindeblatt nicht häufiger erscheinen
muss.
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Management Summary VII
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Das Profil Speicher
Anhand der Ergebnisse aus der Bevölkerungsumfrage und der geführten Experteninterviews
wurde eine SWOT-Analyse mit den internen und externen Einflüssen für die Gemeinde
Speicher ausgearbeitet.
Stärken (Strengths) Chancen (Opportunities)
• Naturverbundenheit
• Familienfreundlichkeit
• Verkehrsanbindung
• Öffentliche Verkehrsmittel
• Schöne Wohnlage
• Sportmöglichkeiten
• Bildungsangebot
• Lebens- und Wohnqualität
• Eigene Identität
• Traditionsbewusste Bevölkerung
• Ländlicher Charakter
• Kantonale Unternehmenssteuer
• Nähe zur Stadt
• Ruhige Umgebung
Schwächen (Weaknesses) Gefahren (Threats)
• Suboptimaler Informationsfluss
• Wenig freies Bauland
• Wenig günstige freie Wohnungen für den Mittelstand
• Gebäudeveralterung im Dorf
• Nicht überaus weltoffen
• Wachstumsangst (skeptische Einstellung gegenüber
Bevölkerungswachstum sowie gegenüber dem
flächenmässigen Wachstum)
• Allgemeine Überalterung in der Gemeinde und
im Kanton
• Kantonaler Bevölkerungsrückgang
Quelle: Eigene Darstellung.
Ängste und Befürchtungen
Ein Ziel dieser Projektarbeit ist es, die Ängste und Befürchtungen der Bevölkerung gegen-
über dem Standortmanagement zu ermitteln. Die folgende Grafik fasst sie zusammen und
leitet mögliche Massnahmen und Empfehlungen ab.
Der Kommunikationsfokus wird bemängelt und ist über alle Phasen hinweg zu verbessern,
vom Sensibilisieren der Ängste bis hin zur Umsetzung verschiedener Massnahmen. Diese
anderen Empfehlungen resultieren aus Ergebnissen des Katalogs zur Lebensqualitätsbewer-
tung und bilden für die Einwohner und Einwohnerinnen den grössten Ausbaubedarf.
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Management Summary VIII
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Quelle: Eigene Darstellung.
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Inhaltsverzeichnis IX
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ................................................................................................................................III
Management Summary ...................................................................................................... IV
Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. IX
Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... XI
Tabellenverzeichnis ......................................................................................................... XIII
Abkürzungsverzeichnis ...................................................................................................XIV
1 Einleitung.......................................................................................................................1
1.1 Ausgangslage ........................................................................................................1 1.2 Ziel der Arbeit .........................................................................................................2 1.3 Methodischer Ansatz und Aufbau der Arbeit...........................................................2
2 Vorgehen bei der Befragung ........................................................................................3
2.1 Vorgehensplan .......................................................................................................3 2.2 Erhebungsmethoden ..............................................................................................4 2.3 Stichprobenauswahl ...............................................................................................5 2.4 Befragungsinhalt Fragenbogen ..............................................................................6
3 Kantonale Entwicklungspolitik.....................................................................................7
3.1 Neuer Wohnraum und neue Wohnformen ..............................................................7 3.2 Umweltbewusstsein und Wertewandel ...................................................................8 3.3 AR attraktiv für Familien und mittlere Betriebe........................................................8 3.4 Einzigartigkeit und Einmaligkeit als Erfolgsfaktoren................................................9
4 Befragungsergebnisse................................................................................................10
4.1 Rücklaufquote ......................................................................................................10 4.2 Erläuterungen zu den Statistiken..........................................................................11
4.2.1 Schätzfehler und Vertrauensintervall.........................................................11 4.2.2 Achsenbeschriftung der Diagramme .........................................................12 4.2.3 Korrelation nach Pearson..........................................................................13
4.3 Allgemeine Situation der Gemeinde Speicher aus Sicht der Bevölkerung ...........14 4.3.1 Schönes Wohnen und guter öffentlicher Verkehr ......................................14 4.3.2 Nähe zur Stadt St. Gallen sowie Arbeitsplatz / Ausbildungsort..................15 4.3.3 Gute Lebensqualität..................................................................................15 4.3.4 Skeptische Einstellung gegenüber Bevölkerungswachstum......................16 4.3.5 Ablehnende Einstellung für flächenmässigen Wachstum ..........................17 4.3.6 Knappes „Ja“ zum Standortmanagement ..................................................18
4.4 Standortmanagement Speicher ............................................................................19 4.4.1 Kritische Beurteilung .................................................................................19 4.4.2 Der ländliche Charakter könnte verloren gehen ........................................20
4.5 Lebensqualität von Speicher ................................................................................21 4.6 Wohn- und Appenzeller Agglomerationsdorf Speicher..........................................29
4.6.1 Dorftypen ..................................................................................................29 4.6.2 Dorftypenauswertung................................................................................30
4.7 Kommunikation in der Gemeinde .........................................................................31 4.7.1 Ungenügender Informationsfluss ..............................................................31
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Inhaltsverzeichnis X
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.7.2 Verbesserungsmöglichkeiten nutzen.........................................................33 4.8 Angaben zur Person.............................................................................................35
5 Das Profil Speicher......................................................................................................37
5.1 Stärken und Schwächen.......................................................................................39 5.1.1 Stärken (Strengths)...................................................................................39 5.1.2 Schwächen (Weaknesses)........................................................................40 5.1.3 Chancen (Opportunities) ...........................................................................40 5.1.4 Gefahren (Threats) ...................................................................................40
5.2 Ängste und Befürchtungen gegenüber Standortmanagement ..............................41 5.2.1 Wachstum beunruhigt ...............................................................................41 5.2.2 Männer stehen einem Wachstum skeptischer gegenüber .........................42 5.2.3 Gebäude sanieren und flächenmässiges Wachstum umgehen .................43 5.2.4 Verwechslungsgefahr mit Neuorientierung................................................43 5.2.5 Überregionales Standortmanagement gefordert........................................45 5.2.6 Ausgaben könnten besser verwendet werden...........................................45
6 Empfehlungen / Massnahmen ....................................................................................46
6.1 Gebäude renovieren, Bauland sparen ..................................................................46 6.2 Ressourcenschonung durch erneuerbare Energiequellen und Energieeffizienz ...48 6.3 Fokus auf verbesserte Kommunikationstätigkeit legen .........................................49 6.4 Kulturgut und Arbeitsplätze erhalten.....................................................................50 6.5 Bevölkerung aktiv ins Standortmanagement miteinbeziehen ................................50
7 Schlusswort .................................................................................................................52
Quellenverzeichnis.............................................................................................................53
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Abbildungsverzeichnis XI
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Vorgehensplan...........................................................................................................3
Abb. 2: Terminplan zu den einzelnen Arbeitsschritten. ...........................................................3
Abb. 3: Schichtung der Grundgesamtheit. ..............................................................................5
Abb. 4: Schichtung der Stichprobe. ........................................................................................5
Abb. 5: Rücklaufquote. .........................................................................................................10
Abb. 6: Rücklaufquote nach Altersgruppe und Geschlecht. ..................................................11
Abb. 7: Beispiel eines Vertrauensintervalls...........................................................................12
Abb. 8: Beispiel Lineare Korrelationen..................................................................................13
Abb. 9: Welche Kriterien treffen Ihrer Meinung nach auf die Gemeinde Speicher zu?. .........14
Abb. 10: Warum wohnen Sie in der Gemeinde Speicher?....................................................15
Abb. 11: Ich bin mit der Lebensqualität in der Gemeinde Speicher generell zufrieden..........16
Abb. 12: Ich stehe einem Bevölkerungswachstum der Gemeinde offen gegenüber............. 16
Abb. 13: Ich stehe einem flächenmässigen Wachstum der Gemeinde offen gegenüber.......17
Abb. 14: Ich begrüsse, dass die Gemeinde Speicher Standortmanagement betreibt............18
Abb. 15: Aspekte zum Standortmanagement.. .....................................................................19
Abb. 16: Vorbehalte gegenüber Standortmanagement.........................................................20
Abb. 17: Was möchten Sie fördern bzw. ausbauen, um die Lebensqualität von Speicher zu steigern? ............................................................................................................................. .21
Abb. 18: In Zukunft sehe ich Speicher als. ...........................................................................30
Abb. 19: Vollumfänglich informierter Bevölkerungsanteil. .....................................................32
Abb. 20: Korrelation von Häufigkeit der Websitebesuche und Kommunikationszufriedenheit. .........................................................................33
Abb. 21: Rhythmus Gemeindeblatt.......................................................................................34
Abb. 22: Beurteilung Homepage Speicher............................................................................34
Abb. 23: Wie lange wohnen Sie schon in der Gemeinde Speicher?. ....................................35
Abb. 24: Arbeiten Sie innerhalb oder ausserhalb der Gemeinde?. .......................................36
Abb. 25: Haben Sie schulpflichtige Kinder oder Kinder im Vorschulalter?. ...........................36
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Abbildungsverzeichnis XII
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Abb. 26: Bewertungen auf Dorftypen zugeordnet. ................................................................37
Abb. 27: Korrelation Flächen- und Bevölkerungswachstum..................................................43
Abb. 28: Massnahmenschwerpunkte....................................................................................46
Abb. 29: Vergleich Wachstumsangst mit Wichtigkeit nachhaltige Raumplanung. .................47
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Tabellenverzeichnis XIII
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Ausführungen zu den einzelnen Kriterien zur Lebensqualität ...................................22
Tab. 2: Definition der sechs Dorftypen..................................................................................29
Tab. 3: Zusammensetzung der Dorftypen ............................................................................31
Tab. 4: SWOT-Analyse der Gemeinde Speicher. .................................................................39
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Abkürzungsverzeichnis XIV
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Abkürzungsverzeichnis
AR Kanton Appenzell Ausserrhoden
BFS Bundesamt für Statistik
CHF Schweizer Franken
FHS Fachhochschule
SMS Standortmanagement Speicher
SWOT Strenghts Weaknesses Opportunities Threats
WTT Wissenstransferstelle
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Kapitel 1: Einleitung 1
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
1 Einleitung
1.1 Ausgangslage
Im Rahmen des Praxisprojekts 2 an der FHS St. Gallen ist die Projektgruppe beauftragt, eine
Umfrage zum Standortmanagement der Gemeinde Speicher durchzuführen und das erlernte
Wissen in der Praxis umzusetzen. Die Arbeit dient einer methodengestützten Primärerhe-
bung anhand eines realen Beispiels.
Aufgrund kantonaler Entwicklungspolitik, die für die Gemeinde Speicher auch in Zukunft ein
massvolles Wachstum voraussieht, hat der Gemeinderat Speicher im Jahr 2006 beschlos-
sen, eine Kommission für das Standortmanagement Speicher (SMS) zu bilden. Ein entspre-
chendes Budget wurde, wenn auch nur sehr knapp, von der Gemeindeversammlung ge-
nehmigt. Um sowohl das Standortmanagement als auch die Kommunikation zwischen Ge-
meinde und Bevölkerung voranzubringen, wurde im Verlaufe 2007 die Unterstützung einer
Kommunikationsagentur gesucht. BPR Communications AG hat im Spätsommer 2007 die
Arbeit aufgenommen und ein Kommunikationskonzept erarbeitet. Neben dieser Konzepter-
arbeitung sollen auch die Haltung der Bevölkerung zum Standortmanagement und die Grün-
de für die kritische Beurteilung des entsprechenden Budgetbetrags ermittelt werden. Dies
bildet die Aufgabe des Projektteams und ist mittels Bevölkerungsumfrage zu ergründen. Herr
Berger von BPR Communications AG berät das Team und dient als Bindeglied zur Gemein-
deverwaltung. Die Befragung hat direkt mit der Kommunikationstätigkeit der Gemeinde zu
tun. Einerseits, weil sie weitere Basisinformationen liefert, andererseits weil sie die Bevölke-
rung gestaltend in die Erarbeitung und Umsetzung des Standortmanagements miteinbezieht.
(FHS, 2008, S. 10-11)
Das Standortmanagement bringt im Falle Speicher in verschiedener Hinsicht kritische As-
pekte mit sich. Ein erster Stolperstein ist die herrschende Behördenskepsis, die den Wunsch
nach besserer Kommunikation zwischen Behörde und Bevölkerung hervorruft. Hinzu kommt,
dass eine ernstzunehmende Minderheit der Bevölkerung nicht hinter dem Projekt steht. An-
dererseits begegnet die Bevölkerung Veränderungen, insbesondere Wachstum, skeptisch
oder gar ängstlich. Deshalb ist sie auf die Notwendigkeit von Wachstum zu sensibilisieren.
Des Weiteren sind verschiedene Ansprüche der Bevölkerung bezüglich Dorfentwicklung
stark verbreitet. Während die einen die stadtnahe Anonymität bevorzugen, schätzen andere
das ländliche Brauchtum. All diesen Aspekten muss das Standortmanagement Rechnung
tragen. (FHS, 2008, S. 10-11)
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Kapitel 1: Einleitung 2
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
1.2 Ziel der Arbeit
Das Ziel dieser Projektarbeit ist, mit Hilfe der Bevölkerungsbefragung sowie verschiedener
Experteninterviews Aussagen zu zwei Bereichen machen zu können. Zum einen soll die Um-
frage zwischen sechs Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde die am breitesten abge-
stützte und akzeptierte Option aufzeigen. Zum anderen ist die Kommunikation zwischen
Gemeinde und Bevölkerung zu verbessern. Die Notwendigkeit dafür zeigt sich hauptsächlich
darin, dass die Bevölkerung Veränderungen sehr kritisch gegenübersteht und schnell den
Vorwurf macht, nicht an der Mitgestaltung des Dorfes teilhaben zu können. Aufgrund dessen
ist die Bevölkerung aktiv in die Erarbeitung und Umsetzung des Standortmanagements mit
einzubeziehen sowie deren generelle Einstellung bezüglich des Standortmanagements aus-
findig zu machen. Die Ergebnisse der Umfrage werden mit Experteninterviews in Perspektive
gesetzt. Nach der Datenerhebung zieht das Projektteam die wesentlichen Schlüsse aus der
Befragung und gibt Empfehlungen für eine Positionierung beziehungsweise für eine Entwick-
lungsvariante ab. Eine Schlusspräsentation dient wiederum der Kommunikation und soll Inte-
ressierten die Möglichkeit geben, Einblick in die Ergebnisse, Erkenntnisse und Empfehlun-
gen zu erhalten. (FHS, 2008, S. 10-11)
1.3 Methodischer Ansatz und Aufbau der Arbeit
Zu Beginn des Projektes erarbeitete die Arbeitsgruppe in Absprache mit der Gemeindever-
waltung und Herrn Berger von der BPR Communications AG die Auftragsdefinition. Vor und
während der Erstellung der Fragebögen führte die Projektgruppe Gespräche mit Experten-
gruppen durch, um eine optimale Basis und zusätzliche Inputs für die Erarbeitung des Fra-
gebogens zu erhalten. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Umfrage und deren we-
sentliche Bestandteile wie Vorgehensplan, Erhebungsmethode, Stichprobenauswahl und
Befragungsinhalt. Um die kantonale Entwicklungspolitik zu berücksichtigen, wird das dritte
Kapitel diesem Punkt gewidmet. In jenem Kapitel sind Experteninterviews von grosser Be-
deutung und geben die nötigen Impulse. Nach der Bevölkerungsumfrage werden die Daten
ausgewertet und die aussagekräftigsten Statistiken und Grafiken im Kapitel 4 aufgezeigt.
Weitere Expertengespräche, die während den Umfragen stattfinden, runden die Resultate
und das Kapitel ab. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen wird im fünften Kapitel
ein Profil für die Gemeinde erstellt, welches die Stärken und Schwächen herausheben soll.
Des Weiteren werden in diesem Kapitel die Ängste und Befürchtungen der Bevölkerung be-
schrieben. Im letzten Kapitel zeigt das Projektteam Massnahmen auf, wie die Bedürfnisse
der Bevölkerung besser zu erfüllen wären. Ebenfalls wird vorgegeben in welche Richtung
sich die Gemeinde entwickeln soll, um die Lebensqualität und Attraktivität zu erhöhen.
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Kapitel 2: Vorgehen bei der Befragung 3
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
2 Vorgehen bei der Befragung
2.1 Vorgehensplan
Was heisst
Standortmanagement?
Wirtschaft
Staat
ExpertenPhase 1
Phase 2 Einstellung der Bevölkerung zum Standortmanagement
Wohndorf
Appenzeller
Agglomerationsdorf
Generationendorf
Familiendorf
Traditionsdorf
Sportdorf
Experten &
Befragung
BevölkerungErgebnis
Abb. 1: Vorgehensplan. Quelle: Eigene Darstellung.
Wie Abb. 1 zeigt, teilt sich das ganze Projekt in zwei Phasen auf. In der ersten Phase fanden
erste Experteninterviews mit Wirtschafts- und Kantonsvertretern statt, die richtungweisende
Inputs für die Befragung liefern konnten. Die Bevölkerungsbefragung stellte die zweite Phase
dar.
Abb. 2: Terminplan zu den einzelnen Arbeitsschritten. Quelle: Eigene Darstellung.
Bereits während des Verfassens der Auftragsdefinition führte das Projektteam erste Exper-
teninterviews durch (Abb. 2). Die Erfahrung und das erarbeitete Wissen der Projektgruppe
tragen dazu bei, eine zielgerichtete Umfrage durchführen zu können, damit die Kundschaft
später bestmöglich von aussagekräftigen Erkenntnissen profitieren kann. Gemeinden mit
ähnlichen Projekten und Experten mit Fachwissen im Standortmanagement sollten zudem
Inputs für mehrere mögliche Richtungen der Dorfentwicklung aufzeigen. Den Schwerpunkt
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Kapitel 2: Vorgehen bei der Befragung 4
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
des Fragebogens bildeten die Erwartungen der Kundschaft, die sich aus mehreren Meetings
herauskristallisierten. Anhand dieser Informationsquellen war anschliessend der definitive
Fragebogen auszuarbeiten. Zwischen der Kalenderwoche 13 und 14 fand eine erste Befra-
gungsrunde statt.
Die Wochen 15 und 16 waren für eine Nachfassaktion eingeplant. Da gewisse Altersgruppen
untervertreten waren, war die Projektgruppe gezwungen, bei diversen Fragen die Ge-
schlechter zusammenfassen, um so aussagekräftige Auswertungen zu ermöglichen. Gleich-
zeitig fand unabhängig von der statistisch relevanten Bevölkerungsumfrage eine zweite Ex-
pertenrunde mit Wegzügern statt. Diese diente als Abrundung und Ergänzung zu den Bevöl-
kerungsvorstellungen.
Bereits zu Beginn der Auswertungsphase im April wurden erste Resultate der Kundschaft
schriftlich zugestellt. Die Auswertung der Fragebögen erfolgte nach statistischen Verfahren.
Aufgrund der gewonnen Erkenntnisse wurde der schriftliche Schlussbericht erstellt und die
Präsentation vorbereitet.
2.2 Erhebungsmethoden
Nach Festlegung der Befragungskategorien und den dazugehörigen Fragen galt es, die Be-
völkerung in Interessengruppen zu unterteilen und die verschiedenen Bevölkerungsschichten
zu berücksichtigen. Die Bevölkerung unterteilte man nach Geschlecht und Alter.
Die Gemeinde Speicher stellte dazu alle notwendigen Adressen zur Verfügung. Der Frage-
bogen war so gestaltet, dass das Ausfüllen nicht länger als 15 Minuten dauerte. Grundsätz-
lich war dem gesamten Stichprobenkreis die Befragung schriftlich zuzustellen. Um eine hohe
Rücklaufquote zu erzielen, war dem Fragebogen ein Antwortcouvert beigelegt. Neben der
schriftlichen Befragungsmethode konnte die Bevölkerung die Umfrage jedoch auch online
ausfüllen. Dies sollte der Projektgruppe ermöglichen, die Daten schnellstmöglich und effi-
zient auszuwerten, um der Kundschaft bereits im April erste Resultate vorlegen zu können.
Um bei der Befragung ehrliche Antworten zu erhalten, betonte man in einem Begleitbrief die
Anonymität gegenüber der Gemeinde. Zudem sollten offene Fragen ganz persönliche Mei-
nungen und Ansichten hervorbringen. Man wollte Inputs von jüngeren Einwohnern und Ein-
wohnerinnen, aber trotzdem wahrheitsgetreue und umsetzbare Resultate. Deshalb setzte
man die Altersuntergrenze auf 16 Jahre. So hatten auch Minderjährige ihre Chance, sich zu
ihrem Wohnort zu äussern. Damit aussagekräftige Statistiken gemacht werden konnten, die
auch Vergleiche verschiedener Bevölkerungsgruppen zuliessen, wurden die meisten Fragen
mit einem Punktesystem bewertet. Mehr dazu im Kapitel 4.2.
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Kapitel 2: Vorgehen bei der Befragung 5
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
2.3 Stichprobenauswahl
Die Gemeinde Speicher und Speicherschwendi zählten Ende 2007 zusammen 3’293 Ein-
wohner, die über 16 Jahre alt sind. Die in Kapitel 2.2 erwähnte Schichtung ermöglichte es,
Korrelationen zwischen den Unterscheidungsmerkmalen zu berechnen. Die angestrebte
Rücklaufquote wurde auf 40 % festgesetzt. Aufgrund der Möglichkeit die Umfrage auch onli-
ne durchzuführen, war auch bei den 16 – 25 Jährigen mit einem genügend hohen Rücklauf
zu rechnen.
Abb. 3: Schichtung der Grundgesamtheit. Quelle: Eigene Darstellung.
Abb. 4: Schichtung der Stichprobe. Quelle: Eigene Darstellung.
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Kapitel 2: Vorgehen bei der Befragung 6
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
2.4 Befragungsinhalt Fragenbogen
Die Bevölkerungsumfrage ist der zentrale Bestandteil des Praxisprojekts. Die Primärerhe-
bung legte ihren Fokus auf die verschiedenen Entwicklungsvarianten sowie auf die Ableh-
nungsgründe für das Budget 2007.
Die folgenden Kriterien bildeten das Grundraster des Fragebogens:
- Beurteilung der Ist-Situation
- Gründe für Wohnsitz in Speicher bzw. Speicherschwendi
- Möglichkeiten zur Attraktivitätssteigerung
- Einstellung gegenüber Wachstum der Gemeinde
- Einstellung zum Standortmanagement
- Ablehnungsgründe für das Standortmanagement
- Wahrgenommene Lebensqualität
- Massnahmen zur Steigerung der Lebensqualität
- Schwerpunktthemen für die zukünftige Entwicklung
- Beurteilung der Informationspolitik
- Einsatz von Informationsmedien (Gemeindeblatt, Homepage)
- Gesamteindruck der Gemeindeverwaltung
- Persönliche Angaben zur Person (Alter, Geschlecht, Arbeitsort, Familienstatus, etc.)
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Kapitel 3: Kantonale Entwicklungspolitik 7
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
3 Kantonale Entwicklungspolitik
Die Welt verändert sich, so auch Appenzell Ausserrhoden (AR). Insbesondere verzeichnet
der Kanton einen extensiven Bevölkerungsrückgang. Um die Abwanderung und den Gebur-
tenrückgang der letzten Jahre und Jahrzehnte zu stoppen, hat die Kantonsregierung die Me-
gatrends der Zukunft erfasst und setzt sowohl auf traditionell Bewährtes wie auch auf Neu-
orientierung. Frau Marianne Koller, Regierungsrätin des Kantons Appenzell Ausserrhoden,
meint dazu, dass der Regierung das Problem Bevölkerungsabwanderung erst im Jahr 2000
bewusst geworden sei, als sie nach der Volkszählung einen Nationalratssitz verloren habe.
Mit dem Projekt „Bauen und Wohnen“, das noch bis 2011 laufe, wollte die Regierung Mitte
2007 eine Aussensicht über den Kanton gewinnen. Dabei seien verschiedene Potenziale
aufgezeigt worden. (Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F, S. 25)
3.1 Neuer Wohnraum und neue Wohnformen
Der Fokus der Anstrengungen dreht sich um die fünf folgenden Aspekte: Demografischer
Wandel und Wohnformen, Wertewandel, Kommunikation, Lebens- und Arbeitswelt und Fa-
milien. Der demografische Wandel verlangt vom traditionellen Kanton Appenzell Ausserrho-
den Offenheit für neue Wohnformen. Koller erwähnt in diesem Zusammenhang Umzonun-
gen, mit denen die Regierung versucht, das Bauen von Wohnhäusern in den Gemeinden zu
fördern. Im Vordergrund stehe dabei Wohnraum für Familien, die in bezahlbare und moderne
Ein- oder Mehrfamilienhäuser ziehen wollten. (Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F, S.
25)
Gestiegene Lebensqualität und eine alternde Bevölkerung werden in Zukunft die Nachfrage
nach Eigentumswohnungen steigen lassen. Um diesen Aspekt zu berücksichtigen, gleichzei-
tig aber auch jüngere Bevölkerungsschichten anzuziehen, reagiert der Kanton mit Mehrgene-
rationenhäusern, neuen Wohnformen für junge Menschen und auch mit Wohngemein-
schaften für Senioren. Zudem seien, so Koller, über 55 % der Wohnungen in AR veraltet und
müssten dringend renoviert werden, da sie kaum mehr vermietet werden könnten. Dies in
Angriff zu nehmen sei Aufgabe der Gemeinden. Dafür benötigten sie allerdings die intensive
Unterstützung des Kantons, da es zum grössten Teil an den nötigen Ressourcen fehle – die
Gemeindeautonomie wird grossgeschrieben. (Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F,
S.°25)
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Kapitel 3: Kantonale Entwicklungspolitik 8
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
3.2 Umweltbewusstsein und Wertewandel
Ein weiterer zentraler Punkt ist der Wertewandel, der in den letzten Jahren Einzug gehalten
hat. So steigt das Bewusstsein für ein ethisch und ökologisch korrektes Leben kontinuierlich.
Ressourcenknappheit und allgemeine Umweltveränderungen erfordern eine Verhaltensände-
rung. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Verwendung natürlicher Energien. Dement-
sprechend wirkt sich dies auf den Häuserbau aus. Energiesparsamkeit und alternative Bau-
materialien sind zu bevorzugen. Dabei trägt gerade das Baumaterial Holz stark zur Identi-
tätsstiftung des Kantons bei. (Regierungsrat AR, 2007, S. 7-12)
Der Wandel ist allerdings nicht nur im Wohnbereich spürbar. Die sich verändernde Arbeits-
welt und die zunehmende Anonymität wirken sich langfristig negativ auf die sozialen Struktu-
ren des Einzelnen aus. Kommunikation und persönliche Kontakte sind daher die Eckpfeiler
zur Entwicklung einer sozialen Identität des Kantons und gilt es daher zu fördern. Die stark
ausgeprägte Vereinskultur wie auch die zahlreichen Freizeitangebote erleichtern neuen Be-
wohnern ein soziales Netz aufzubauen. Trotzdem plant die Regierung, die Dorfzentren wei-
terzuentwickeln und attraktiver zu gestalten, um zum Verweilen einzuladen und so das Zu-
gehörigkeitsgefühl aller zu stärken. Eine weitere Gefahr besteht in der zunehmend schwin-
denden emotionalen Verbindung zum Wohnort, obwohl in der Neuzeit auch immer öfter von
zu Hause ausgearbeitet wird. Um den Ansprüchen der digitalen Wirtschaft Rechnung zu tra-
gen, bietet der Kanton multifunktionalen Wohnraum an. (Regierungsrat AR, 2007, S. 7-12)
3.3 AR attraktiv für Familien und mittlere Betriebe
Den Standort des Kantons betrachtet die Regierung als zentralen Erfolgsfaktor. Für Familien
bietet AR geringe Distanzen zu den Wirtschaftmetropolen der Ostschweiz, was für Erwerbs-
tätige ideale Voraussetzungen schafft, um Arbeit und Erholungsraum zu verbinden.
Dadurch gewinnt die Region gleichzeitig an Attraktivität für kleine und mittlere Betriebe. Ge-
plant ist konkret eine Verkehrsanbindung von St. Gallen Winkeln über Waldstadt bis Appen-
zell. Zudem soll eine Erweiterung der Bahnlinie von Appenzell nach Trogen gebaut werden,
die direkt nach St. Gallen führe, so Koller. (Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F, S. 25)
Die Förderung des Wohnkantons Appenzell Ausserrhoden soll nach dem Motto: „Verkehr
bringt Leute“ und somit durch gezielten Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der verkehrs-
technischen Erschliessung des Appenzellerlandes, vorangetrieben werden.
(Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F, S. 25)
Marianne Koller-Bohl, Regierungsrätin AR, Departement Volks- und Landwirtschaft
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Kapitel 3: Kantonale Entwicklungspolitik 9
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Eine kinderfreundliche Infrastruktur mit qualitativ hochwertigen Volks- und Sekundarschulen
sowie ein günstiges Steuersystem bilden weitere Anreize für einen Zuzug. Der Kanton betont
in diesem Zusammenhang auch die Vorteile gegenüber der städtischen Anonymität.
3.4 Einzigartigkeit und Einmaligkeit als Erfolgsfaktoren
Regierungsrätin Koller sieht zwei Unterschiede im Vergleich mit anderen Kantonen. Dies
sind Einzigartigkeit und Einmaligkeit. Ihrer Aussage zufolge könne sich der Kanton durch
seine topographische Lage, durch die Wohnlage, die Sicherheit und seine Überschaubarkeit
von anderen Kantonen differenzieren. Einen weiteren Vorteil sieht sie in der Nähe zu den
Behörden und den Zentren. (Koller, Interview vom 17.3.08, Anhang F, S. 25)
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Kanton in Zukunft auf die intakte Natur
baut, die Nähe zu den Wirtschafszentren hervorhebt und sich als familienfreundlicher Wohn-
kanton positionieren will, der das Zusammenspiel von Tradition und Moderne fördert. Dazu
sollen die einzelnen Gemeinden ihren individuellen Beitrag leisten, indem sie ihre Stärken
forcieren: Einzigartigkeit und Einmaligkeit als Erfolgsfaktoren
.
Speziell hervorzuheben gilt es die schweizweit tiefste Unternehmenssteuer, die anfangs
2008 eingeführt worden ist. Erste quantitative Trends seien bereits sichtbar. Während sich
im ersten Quartal 2007 gemäss Handelsregister 16 zusätzliche Firmen in Appenzell Aus-
serrhoden angesiedelt hätten, betrage der Zulauf im ersten Quartal 2008 rund 84 neue
Firmen. Ob diese Trends allerdings nachhaltig sind, sei noch nicht beurteilbar.
(Aerni, Interview vom 16.04.2008, Anhang E, S. 23)
Ruedi Aerni, Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Appenzell Ausserrhoden
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 10
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4 Befragungsergebnisse
4.1 Rücklaufquote
Für die Umfrage wurden 351 Fragebögen verschickt, geschichtet nach Alter und Geschlecht
(vgl. Kapitel 2.3). Um eine möglichst repräsentative Auswertung der Ergebnisse zu erhalten,
musste eine Rücklaufquote von 40 % erreicht werden, was 140 Exemplaren entspricht. Mit
Hilfe der Nachfassaktion ist es gelungen von den 351 verschickten Fragebögen 150 ausge-
füllt zurück zu erhalten. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 42.74 % und gewährleistet
somit aussagekräftige Interpretationen.
Abb. 5: Rücklaufquote. Quelle: Eigene Darstellung.
Anhand der Angaben über Geschlecht und Alter konnte festgestellt werden, dass in der Al-
tersgruppe 41-60 mit 61 eingesandten Fragebögen am meisten Leute an der Umfrage teil-
nahmen. Diese Gruppe beinhaltet 33 Fragebögen von Frauen (Quote 55 %) und 28 Frage-
bögen von Männern (Quote 44 %), was im Durchschnitt die höchste Rücklaufquote aller Al-
tersgruppen ergab.
Der anzahlmässig kleinste Rücklauf ergab sich aus den 11 eingeschickten Fragebögen der
Frauen (Quote 50 %) und den 10 erhaltenen Fragebögen der Männer (Quote 38.5 %) in der
Altersgruppe 16-25. Dies entspricht dennoch einer Gesamtrücklaufquote von 44 %. Die Al-
tersgruppe 16-25 ist aufgrund der geringsten Anzahl in der Umfrage untervertreten.
Diese junge Altersgruppe ist jedoch auch in der Grundgesamtheit am kleinsten und daher
erstaunt der geringe Rücklauf nicht. Sehr ausgeglichen ist einerseits der Rücklauf von Frau-
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 11
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
en und Männer der Altersgruppe 26-40. Hier nahmen 17 Frauen (Quote 42.5 %) und 16
Männer (Quote 48.5 %) an der Befragung teil.
Am deutlichsten unterscheidet sich die Teilnahme an der Umfrage bei den Personen in der
Altersgruppe der über 60-Jährigen. In dieser Gruppe nahmen nur 35 % der angeschriebenen
Frauen und 29.2 % der angefragten Männer teil. Das Interesse an der Entwicklung der Ge-
meinde ist hier somit am kleinsten.
Abb. 6: Rücklaufquote nach Altersgruppe und Geschlecht. Quelle: Eigene Darstellung.
Zu erkennen ist auch, dass grundsätzlich mehr Frauen an der Umfrage mitmachten als Män-
ner. Es beteiligten sich total 82 Frauen (Quote 45.3 %) und 68 Männer (Quote 40.0 %) an
der Umfrage.
4.2 Erläuterungen zu den Statistiken
Die meisten Diagrammtypen, die in dieser Arbeit verwendet werden, sollten dem Leser be-
kannt sein. Dennoch werden einzelne statistische Aspekte in diesem Kapitel erläutert, um
Verständnisprobleme zu verhindern.
4.2.1 Schätzfehler und Vertrauensintervall
Da es nur mit einem übermässig grossen Aufwand möglich ist, die gesamte Bevölkerung in
Speicher zu befragen, wendete die Projektgruppe eine Schätztheorie an. Dies bedeutet,
dass nur eine Stichprobe von 351 Personen befragt und anhand dieser Stichprobe dann auf
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 12
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
die ganze Bevölkerung (Grundgesamtheit) hochgerechnet wurde. Da sich die Stichprobe
nicht mit absoluter Sicherheit gleich zur Grundgesamtheit verhält, ist es möglich, dass die
Schätzung etwas vom absoluten Wert abweichen kann. Um diesen Aspekt zu berücksichti-
gen, berechneten die Studierenden ein Vertrauensintervall, das diesen Schätzwert miteinbe-
zieht. Das Vertrauensintervall wird umso kleiner, je mehr Personen in der Stichprobe sind
bzw. den Fragebogen beantworteten. Einen weiteren zentralen Einfluss hat die Sicherheit
der Aussage, die über eine Frage gemacht wird. Je höher die Sicherheit der Aussage, desto
länger wird das Intervall. Um die Intervalle in einer vernünftigen Länge zu halten, wurde die
Sicherheit der Aussage auf 90 % festgesetzt. Das heisst, dass jede Aussage mit 90-
prozentiger Sicherheit genau so stimmt.
Das nachfolgende Beispiel soll diesen sehr theoretischen Teil etwas besser veranschauli-
chen.
Abb. 7: Beispiel eines Vertrauensintervalls. Quelle: Eigene Darstellung.
Die Abbildung zeigt einen Mittelwert von 2.60, der sich aus der Stichprobe ergab. Der effekti-
ve Wert in der Grundgesamtheit liegt jedoch mit 90-prozentiger Sicherheit irgendwo zwi-
schen 2.35 und 2.85. Um das Intervall zu verkleinern, müsste man mehr Personen befragen.
4.2.2 Achsenbeschriftung der Diagramme
Bei der Achsenbeschriftung der Grafiken versuchte die Projektgruppe ein möglichst einheitli-
ches Raster zu wählen. In den Fragen, wo eine Bewertung zwischen 1 bis 4 abgegeben
werden musste, ist folgendes zu beachten:
1 = Nein, 2 = eher Nein, 3 = eher Ja, 4 = Ja
bzw.
1 = trifft nicht zu, 2 = trifft eher nicht zu, 3 = trifft eher zu, 4 = trifft zu
Sollten andere Achsenbeschriftungen angewendet worden sein, ist dies im Diagramm klar
zum Ausdruck gebracht.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 13
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.2.3 Korrelation nach Pearson
Um Zusammenhänge zwischen zwei Ergebnissen aus der Umfrage darzustellen, verwende-
te die Projektgruppe lineare Korrelationen. Dabei werden die zwei zu vergleichenden Merk-
male auf die X-Achse bzw. auf die Y-Achse gestellt und miteinander verglichen. Anschlies-
send wird eine Trendgerade berechnet, die möglichst nahe bei allen definierten Punkten
liegt. Wenn der Zusammenhang der zwei Aspekte der Achsen sehr hoch ist, befinden sich
die Punkte nahe der Trendlinie und der Wert der Korrelation liegt nahe bei 1. Ist der Zusam-
menhang tief, so liegt der Wert nahe bei 0.
Abb. 8: Beispiel Lineare Korrelationen. Quelle: Nach einer Vorlage von Bleiker, H. (2006, S. 80).
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 14
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.3 Allgemeine Situation der Gemeinde Speicher aus Sicht der Bevölkerung
Die Bevölkerung zeigt im folgenden Kapitel, welche Kriterien auf die Gemeinde Speicher
zutreffen und warum sie in der Gemeinde wohnen. Weiter werden die Themen Lebensquali-
tät, Bevölkerungswachstum, Baulandwachstum sowie die Akzeptanz des Projekts Standort-
management auf ihre Erfüllbarkeit getestet. Diese Befragungsergebnisse gelten somit als
Ausgangslage für die fortführenden Schritte zu den gewünschten Dorftypen.
4.3.1 Schönes Wohnen und guter öffentlicher Verkehr
Anhand von 13 verschiedenen Kriterien, die ein Dorf identifizieren und charakterisieren, soll
eine Ausgangslage geschaffen werden.
In der folgenden Kriterienübersicht sind keine Extremwerte ersichtlich, obwohl grössere Ab-
weichungen vorhanden sind. Alle Werte liegen zwischen „trifft eher nicht zu“ und „trifft zu“.
Abb. 9: Welche Kriterien treffen Ihrer Meinung nach auf die Gemeinde Speicher zu? Quelle: Eigene Darstellung.
In der Abb. 9 fällt auf, dass die gute Wohnqualität und das gute Verkehrsnetz, an das die
Gemeinde angeschlossen ist, als die besten Kriterien bewertet wurden. Weiter nannte die
Bevölkerung die folgenden Kriterien als typisches Charakteristikum der Gemeinde Speicher:
familienfreundlich, naturverbunden und ein gutes Bildungsangebot. In der Mitte und somit als
„normal“ erwähnten die Einwohner umweltbewusst, die guten Einkaufsmöglichkeiten, weltof-
fen, aufstrebend, modern sowie konservativ. Die Gemeinde wird weniger als unflexibel und
stagnierend bezeichnet.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 15
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.3.2 Nähe zur Stadt St. Gallen sowie Arbeitsplatz / Ausbildungsort
Die Gründe warum Mann oder Frau in eine Gemeinde ziehen bzw. dort wohnen, sind meist
verschieden. Es können soziale, politische, ökologische oder finanzielle Gründe sein. Des-
halb gab die Projektgruppe der Bevölkerung die Möglichkeit, mehrere Antworten zu geben.
Abb. 10: Warum wohnen Sie in der Gemeinde Speicher? Quelle: Eigene Darstellung.
In der Gemeinde Speicher wird dabei vor allem ein spezieller Grund genannt: die Nähe zur
Stadt St. Gallen. Mit insgesamt 112 Nennungen ist dies das meist erwähnte Kriterium. Weiter
sind die Nähe zum Arbeitsplatz bzw. zum Ausbildungsort sowie die Ruhe der Gemeinde zu-
sätzliche Gründe in Speicher oder Speicherschwendi zu wohnen. Insgesamt 49 Personen
sind in der Gemeinde aufgewachsen. 47 mal gab die Bevölkerung den sozialen Aspekt an,
warum sie im Dorf wohnen. Zusätzlich gewichten Angaben in Anderes wie z. B. Ehemann/-
frau, Partner/-in oder Übernahme eines Grundstücks von Verwandten die soziale Bindung
zur Gemeinde noch stärker. Der Steuerfuss der Gemeinde Speicher, aktuell bei 3.70 %, wird
mit 38 Nennungen aufgeführt (AR, ohne Datum, online). Die Wohnkosten, das Bildungs- und
Kulturangebot sowie das Freizeitangebot sind eher unwesentliche Gründe, um in der Ge-
meinde Speicher zu wohnen. Werte wie Natur, Umgebung, Kinderfreundlichkeit und Ver-
einsangebot werden in Anderes aufgeführt. Jedoch sind auch diese Aspekte nicht speziell
herauszuheben.
4.3.3 Gute Lebensqualität
Eine Gemeinde ohne gute Lebensqualität kann in Zukunft nicht erfolgreich bestehen. Die
Bevölkerung der Gemeinde Speicher ist mit der Lebensqualität im Grossen und Ganzen zu-
frieden, wie dies die nachstehende Grafik bestätigt.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 16
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Abb. 11: Ich bin mit der Lebensqualität in der Gemeinde Speicher generell zufrieden. Quelle: Eigene Darstellung.
Für Männer sowie Frauen trifft die Zufriedenheit mit der Lebensqualität im Dorf beinahe ganz
zu. Allein die Männer über 60 Jahre bewerten die in Abb. 11 aufgeführte Aussage mit „trifft
eher zu“, alle anderen tendieren zur vollsten Zufriedenheit.
4.3.4 Skeptische Einstellung gegenüber Bevölkerungswachstum
Ein weiteres Kriterium ist das Bevölkerungswachstum in der Gemeinde. Dieses Thema wird
gemäss folgender Grafik von der Bevölkerung eher vorsichtig im Mittelmass gewertet.
Abb. 12: Ich stehe einem Bevölkerungswachstum der Gemeinde offen gegenüber. Quelle: Eigene Darstellung.
Deutlich zu erkennen ist die positivere Einstellung der Frauen gegenüber den Männern.
Speziell die Frauen zwischen 26 und 40 Jahren sind offen für das Wachstum der Gemeinde.
Weniger wachstumsfreudig äussern sich dagegen die 16-25-jährigen sowie die über 60-
jährigen. Bei den Männer ist die Altersabweichung beinahe gleich Null und somit auf einem
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 17
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Durchschnitt von gut 2.5. Insgesamt drücken die Frauen den Gesamtdurchschnitt auf 2.7
hoch. Somit sagen die Befragten zu einem Bevölkerungswachstum nicht deutlich „Ja“, aber
auch nicht entschieden „Nein“.
4.3.5 Ablehnende Einstellung für flächenmässigen Wachstum
Zusätzlich zum Bevölkerungswachstum wird auch nach der Meinung zum flächenmässigen
Wachstum gefragt. Gemeint ist damit die Erweiterung des Baulandes innerhalb der Gemein-
degrenzen. Über eine Erweiterung der Bauzonen wird gesamthaft eine eher negative Ten-
denz ersichtlich.
Abb. 13: Ich stehe einem flächenmässigen Wachstum der Gemeinde offen gegenüber. Quelle: Eigene Darstellung.
Wiederum sind die Männer und Frauen nicht der gleichen Meinung. Gemäss oben aufgeführ-
tem Diagramm stehen die Frauen einem Flächenwachstum der Gemeinde durchgehend po-
sitiver gegenüber. Die Frauen zwischen 26 und 40 Jahren führen ein weiteres Mal die Spitze
an, sind jedoch nur knapp im positiven Bereich. Bei den Männern liegt der Durchschnitt bei
ca. 2 und somit eher bei einer Ablehnung. Die Männer über 60 zeigen von allen Altersgrup-
pen die grösste Ablehnung.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 18
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.3.6 Knappes „Ja“ zum Standortmanagement
Eine interessante Aussage lässt sich über die Einstellung der Bevölkerung gegenüber dem
Standortmanagement machen. Im anschliessenden Diagramm wird deutlich, dass die Be-
wohner das Projekt Standortmanagement nicht einheitlich als „trifft eher zu“ bewerten. Je-
doch tendiert der Durchschnitt aller Befragten eher zur positiveren Seite.
Abb. 14: Ich begrüsse, dass die Gemeinde Speicher Standortmanagement betreibt. Quelle: Eigene Darstellung.
Die Männer zeigen eine eher verhaltene Akzeptanz des Projekts mit jeweils knapp über 2.5,
was dem Mittelmass entspricht. Die Frauen hingegen sind auch diesem Aspekt positiver ein-
gestellt. Sie zeigen jedoch in jeder Altersstufe verschiedene Meinungen. Deutlich kann man
mit zunehmendem Alter die eher negativere Einstellung gegenüber dem Standortmanage-
ment ablesen. Daher sprechen sich die Frauen von 16-25 für das Projekt, die Frauen über
60 Jahre eher dagegen aus.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 19
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.4 Standortmanagement Speicher
4.4.1 Kritische Beurteilung
Der zweite Teil des Fragebogens beinhaltet verschiedene Aspekte zum Standortmanage-
ment. Unter anderem sollte die Umfrage hervorbringen, ob die Ziele des Projektes bei der
Bevölkerung bekannt sind. Interessiert hat auch, wie offen die Kommunikation von Seiten der
Standortmanagementkommission bzw. dem Gemeinderat stattfindet und ob das Projekt nach
der Meinung der Einwohnerschaft überhaupt zukunftsfördernd ist. Letztlich wollte man auch
abklären, wie die Bevölkerung dem Budget von CHF 79'000.- gegenübersteht.
Abb. 15: Aspekte zum Standortmanagement. Quelle: Eigene Darstellung.
Die Bevölkerung spaltet sich in ihren Vorstellungen und Wünschen über die Zukunft von
Speicher deutlich. Man könnte doch eher annehmen, dass ältere Generationen einer Verän-
derung gegenüber kritischer eingestellt sind. Diese Denkweise nach Traditionellem und Alt-
bewährtem wird in dieser Umfrage nicht bestätigt. Altersabhängige Unterschiede konnten in
Fragen zum Standortmanagement überraschenderweise nicht festgestellt werden. Nach
Auswertung der Ergebnisse fällt allerdings die Meinungsdifferenz der Geschlechter auf. Of-
fenbar stehen die Frauen einem Projekt, das Anreize für ein Wachstum zu schaffen, zu stär-
ken und zu kommunizieren versucht, offener gegenüber.
Generell gilt es zu sagen, dass das Standortmanagement kritisch bewertet wird. Über die
Geschlechter hinweg schneidet das Projekt im Durchschnitt eher negativ ab. Als problema-
tisch muss man die Kommunikation betrachten. Wenn mehr als die Hälfte der Personen die
Ziele des Projekts entweder gar nicht, oder nur beschränkt kennen, sind die anderen Aspek-
te kaum höher bewertbar. Denn wenn die Grundlage fehlt, kann auch kein Urteil gefällt wer-
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 20
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
den, respektive kein positives. Offenbar hat es die Standortkommission trotz öffentlicher Prä-
sentationen vor der Bevölkerung und Medienpräsenz nicht geschafft, den Grossteil der Be-
völkerung zu erreichen. Dementsprechend fällt auch die Bewertung über die Kommunikati-
onstätigkeit und das Budget schlecht aus. Viele Einwohner sind nicht bereit mit Steuergel-
dern ein Projekt zu finanzieren, das sie zu wenig kennen. Ein Projekt zur weiteren Dorfent-
wicklung scheint immerhin bei etwas mehr als der Hälfte der Bevölkerung gut anzukommen.
4.4.2 Der ländliche Charakter könnte verloren gehen
Um Ängste und Befürchtungen der Einwohner und Einwohnerinnen herauszuspüren, wird im
nächsten Abschnitt auf die Vorbehalte gegenüber dem Standortmanagement eingegangen.
Viele Leute äusserten sich gegenüber dem Standormanagement kritisch.
Abb. 16: Vorbehalte gegenüber Standortmanagement. Quelle: Eigene Darstellung.
Als Hauptkritikpunkt gilt bei der Bevölkerung die Überbauungsangst. Viele schätzen das Tra-
ditionelle in Speicher und befürchten, bei einem gezielten Wachsen von Speicher einer
Überbauung und verschiedenen Umzonungen ausgesetzt zu werden. Man verliere den Cha-
rakter, ökologische Aspekte würden vernachlässigt, Hektik und Lärm könnten Einzug halten,
Grünflächen verloren gehen. Viele sehen nicht ein, warum Steuergelder in dieser Grössen-
ordnung „verschwendet“ werden, um in ein „Sackgasse-Projekt“ zu investieren, in das die
Bevölkerung zu wenig eingebunden ist. Vorschläge von überregionalen, umfangreicheren
Projekten erachtet das Volk hingegen als sinnvoll. Einige sehen den Dorftyp mit traditionell
appenzellischem Charakter in Gefahr. Die Gemeinde würde sich falsch entwickeln, und so
sollte anstatt quantitativen Wachstums, qualitatives Wachstum angestrebt werden.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 21
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.5 Lebensqualität von Speicher
Wie aus der Frage im Kapitel 4.3.3 hervorgeht, sind die Einwohner mit der Lebensqualität in
der Gemeinde zufrieden. Dennoch gibt es verschiedene Kriterien und Aspekte die noch
gefördert bzw. ausgebaut werden sollten. Im folgenden Abschnitt ist die detaillierte
Bewertungen aller Kriterien ersichtlich.
Abb. 17: Was möchten Sie fördern bzw. ausbauen, um die Lebensqualität von Speicher zu steigern? Quelle: Eigene Darstellung.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 22
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Tab. 1: Ausführungen zu den einzelnen Kriterien zur Lebensqualität.
Ausführungen zu den Kriterien
Fitnesscenter Die Umfrage hat ergeben, dass die Bevölkerung den Bau eines Fitnesscenters
als unnötig erachtet. Ausser bei der jungen Bevölkerung zwischen 16 und 25
Jahren, die den höchsten Wert abgaben, war das Resultat über Alter und
Geschlechter hinweg etwa auf dem gleichen tiefen Niveau.
Fussgängerzone
im Dorfkern
Die Errichtung einer Fussgängerzone im Dorfkern fand bei der Bevölkerung
keinen Anklang und wurde negativ bewertet. Ein kleiner Ausreisser bildete die
weibliche Bevölkerung zwischen 16 und 25 Jahren, die der Idee leicht positiv
begegneten. Für die Bürgerinnen und Bürger von Speicher hat die Mobilität
mit dem Auto im Dorfkern auch in Zukunft Priorität.
Identitätsstiftendes
Element
Speicher hat bereits ein identitätsstiftendes Element mit dem Denkmal von J.
H. Tobler1. So war es nicht verwunderlich, dass die Bevölkerung der Errich-
tung eines weiteren Wahrzeichens eher skeptisch gegenüberstand. Diese
Einstellung wurde ausnahmslos von allen Altersgruppen vertreten und es sind
keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern festzustellen.
Vitaparcours
Der Bau eines Vitaparcours sollte das Dorf für Sportaktivitäten attraktiver
machen. Die Einwohnerinnen und Einwohner erachten diesen Bau aber als
unnötig und bewerteten das Kriterium mit dem Wert von 2.4 dementsprechend
schlecht. Einzig in der mittleren Altersschicht zwischen 26 und 40 Jahren
schnitt das Kriterium im positiven Bereich ab.
Walking Walking ist eine aufstrebende Sportart. Die Idee bestand darin, die Gemeinde
als Ausgangslage für Walking-Aktivitäten zu fördern. Wie beim Vitaparcours
zeichnet sich hier ein ähnliches Resultat ab. Die Bevölkerung misst diesem
Bereich eine zu geringe Bedeutung zu, um sie in Zukunft speziell zu unterstüt-
zen. Ebenso ergab sich, dass die bestehende Infrastruktur für Walking aus-
reicht.
Bäder- und
Saunalandschaften
Die Idee Bäder- und Saunalandschaften bauen zu lassen, erschien den Spei-
cherern und Speicherinnen gemessen an den hohen Kosten als unverhältnis-
mässig und wurde unter dem Strich abgelehnt. Wiederum grenzten sich die
jungen Frauen zwischen 16 und 25 Jahren vom Rest der Befragten etwas ab
und würden die Frage mit „eher Ja“ beantworten.
1 Komponist des Appenzeller Landsgemeindeliedes
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 23
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Diverse
Sportmöglichkeiten
(z.B. Beachvolleyballfeld)
Die Gemeinde verfügt über ein breites Sportangebot, und so sollte man nach
der Mehrheit der Befragten in diesem Bereich keine weiteren Anstrengungen
unternehmen. Die Resultate zeigen, dass die junge Bevölkerung eine eher
positive und die ältere Bevölkerung eine sehr negative Auffassung dazu hat.
Religionsübergreifende
Projekte
Frauen stehen Projekten wie konfessionsübergreifenden Messen deutlich
positiver gegenüber als die Männer. Im Durchschnitt beider Geschlechter
ergab sich der Wert 2.5, was genau der Mitte des Bewertungsrasters ent-
spricht und weder „Ja“ noch „Nein“ bedeutet.
Wochenmärkte
Die Befürwortung Wochenmärkte einzuführen, steht ebenfalls auf Messer-
schneide. Es gab sehr grosse Unterschiede in der Bewertung. Die älteren
Männer über 60 Jahre äusserten ein ganz klares „Nein“ (Wert 1.5). Im Gegen-
satz zu den älteren Männern steht die weibliche Bevölkerungsgruppe zwi-
schen 26 und 40 Jahren, die klar „Ja“ sagten (Wert 3.3). Vielleicht müsste man
sich überlegen, ob ein monatlicher Markt in der Bevölkerung breitere Unter-
stützung finden würde.
Parkplatzmöglichkeiten
Die Gemeinde Speicher verfügt grundsätzlich über ausreichend Parkplätze.
Diese Meinung vertritt auch die befragte Einwohnerschaft in Speicher und
bewertete die Ausbaumöglichkeit der Parkplätze mit 2.6. Erstaunlich war den-
noch, dass die Ältesten die höchste Bewertung abgaben.
Seminarort für St. Galler
Unternehmen
Speicher als neuer attraktiver Tagungsort für St. Galler Unternehmen? Auf
diese Frage gaben die Einwohner keine eindeutige Antwort und das Resultat
pendelte sich in der Mitte im leicht positiven Bereich ein. Altersunterschiede
und Geschlecht spielten dabei keine entscheidende Rolle.
Anreize für Studierende
schaffen
Mit der Umnutzung der alten Heller-Blöcke zu Studentenwohnheimen sollten
Anreize für Studierende geschaffen werden, die in St. Gallen und Umgebung
einem Studium nachgehen. Verständlicherweise empfanden vor allem die
älteren Bürger ein solches Vorhaben als falsch (Wert 2.4). Ansonsten verhiel-
ten sich die einzelnen Schichtungen gleichläufig zu einander mit einem Durch-
schnittswert von 2.6.
Wintersportmöglichkeiten
Die Gemeinde liegt auf fast 1000 Meter über Meer. Dementsprechend sind die
Winter lang und die Schneemengen gross. Ein traditionsreicher Skilift steht
bereits, jedoch ist die Anzahl der Betriebstage trotz der guten Lage eher ge-
ring. Weitere Projekte für Langlauf, Rodeln oder Schneeschuhlaufen sollten
folgen. Die Jüngsten und die Ältesten waren hier für einmal gleicher Meinung
und sahen es als nicht zweckmässig, den Wintersport auszubauen. Der Rest
der Befragten drückte ein knappes „Ja“ aus.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 24
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Kindertagesstätten
Die Einrichtung von Kindertagesstätten hat in Speicher keinen Vorrang, ob-
wohl das Gesamtresultat knapp im positiven Bereich liegt. Der Grund für das
schlechte Abschneiden in der Umfrage sind die jungen Leute zwischen 16 und
25 Jahren. Dabei zeigte sich bei den jungen Männern eine Bewertung von
lediglich 1.3 und bei den jungen Frauen ein gering höherer Wert. Nach Ansicht
der Frauen zwischen 26 und 40 Jahren würden Kindertagesstätten Sinn ma-
chen und so befürworten sie die Förderung klar (Wert 3.3).
Tante-Emma-Laden
Die guten alten Tante-Emma-Läden sehen sich in vielen Gemeinden durch
grössere Einkaufszentren bedroht und kämpfen oft ums Überleben. In Spei-
cher war das Echo für die Unterstützung solcher Dorfläden nicht eindeutig und
lag bei allen Bevölkerungsgruppen bei etwa 50 %. Es zeichnete sich dennoch
ein Trend ab, dass Frauen eine leicht höhere Bewertung abgaben.
Familiengottesdienste
Familiengottesdienste kamen, wie religionsübergreifende Projekte, speziell bei
der jungen Einwohnergruppe eher schlecht an. Wiederum messen die Perso-
nen über 60 Jahre religiösen Aktivitäten einen höheren Stellenwert bei. Im
Totalen resultierte eine Benotung von 2.8 Punkten.
Konzerte mit
einheimischer Musik
Die Einflüsse von ausländischer Musik sind heutzutage sehr gross. Die Förde-
rung einheimischer Musik wurde als nicht sehr wichtig eingestuft (Wert 2.9).
Einzig bei den älteren Befragten fand man mit 3.2 Punkten eine breite Unter-
stützung für die Zukunft.
Mehrere Kinderspielplätze
Bei dieser Frage sticht sofort die Bewertung der weiblichen Bevölkerung zwi-
schen 26 und 40 Jahren ins Auge. Allgemein verlangen die Frauen mehr Kin-
derspielplätze. Die Männer sind eher unentschlossen. Fest steht, dass eine
Abstimmung in der Bevölkerung eine knappe Mehrheit finden würde.
Einkaufsmöglichkeiten
Wie bei den Wochenmärkten bejahen die Frauen den Ausbau der Einkaufs-
möglichkeiten klarer als die Männer. Trotz der Nähe zu St. Gallen scheint es
der Bevölkerung wichtig zu sein, vor Ort Einkäufe tätigen zu können. Das
Gesamturteil kommt sehr nahe an die Bewertung „eher Ja“ heran.
Traditionelle Gasthöfe
Traditionelle Gasthöfe sind wichtig für das Dorfleben. Diese Meinung teilen
ausnahmslos alle Bevölkerungsschichten. Die Abweichungen unter den Ein-
wohnern sind äusserst klein. Die 143 antwortenden Personen stimmen einer
Unterstützung der Gasthöfe mit 2.9 Punkten zu.
Regionale Veranstaltungen
Dieses Kriterium fand bei den Befragten Anklang und wurde bejaht. Auch in
Zukunft sollen in Speicher zahlreiche regionale Veranstaltungen durchgeführt
werden. Das Volk wäre gegenüber zusätzlichen Veranstaltungen, gemäss den
erhaltenen Resultaten, nicht abgeneigt.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 25
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Freiwillige soziale Arbeit
im Dorf
Soziale Arbeit ohne Bezahlung bleibt weiterhin ein zu unterstützender Punkt
im Gemeindeleben. Darüber ist sich die Bevölkerung mit 2.9 Punkten einig.
Mit Ausnahme der jungen Leute war die Bewertung bei allen Altersklassen auf
gleichem Niveau.
Alters- und Pflegeheim
Die Bevölkerung ist mit dem fertig gestellten Bau des neuen Alterswohnheim
und Pflegeheim „Hof Speicher“ sehr zufrieden. Darüber gibt es nur wenige
negative Stimmen. Dennoch ist es für viele einfach zu teuer und sie erwarten
günstigere Möglichkeiten sich im „Hof Speicher“ niederzulassen. Diese Er-
kenntnis hat sich aus den Kommentaren der Bevölkerung in den offene Fra-
gen ergeben. Nicht überraschend war, dass die älteren Männer und Frauen
diesen Aspekt am höchsten benoteten und am meisten eine Verbilligung for-
dern.
Appenzeller Baustil
Der Appenzeller Baustil ist für seine Einzigartigkeit bekannt. Auch die Bürge-
rinnen und Bürger von Speicher empfinden den Anblick als sehr schön. Von
den 138 Personen, die eine Antwort auf diese Frage gaben, resultierte ein
Wert von 2.9. So sollte auch in Zukunft der traditionelle Baustil nicht in Ver-
gessenheit geraten und weiterhin gefördert werden, um die Lebensqualität in
der Gemeinde aufrecht zu erhalten.
Organisierte Treffen für
Neubürgerinnen und Neu-
bürger
Organisierte Treffen für Neubürgerinnen und Neubürger als Willkommensge-
schenk? Wieso nicht, antworteten die in Speicher wohnhaften Leute. Den
höchsten Wert erzielten die Frauen über 60 Jahre. Nur ganz knapp im „Ja-
Bereich“ waren die Männer zwischen 16 und 25 Jahren.
Anbindung an Appenzeller
Radwege / Bikewege
Die Befragten befürworten eine stärkere Anbindung an die Appenzeller Rad-
und Bikewege. Grosse Unterschiede waren unter den Befürwortern nicht vor-
handen. Die ältere Bevölkerung erbrachte dabei den geringsten Wert. Damit
wurde bestätigt, dass Speicher in Zukunft durch neue Radwege sportlicher
werden soll.
Sicherheit im
Wohnquartier
Die Sicherheit im Wohnquartier ist ein sehr wichtiger Aspekt, wenn es um
Wohn- und Lebensqualität geht. Das belegten die meisten der 136 abgegebe-
nen Fragebögen mit dem Wert von 3. Die Sicherheit im Wohnquartier hat
somit auch in Zukunft Priorität und gilt es zu fördern. Den höchsten Wert von
3.2 gaben die Einwohner über 60 Jahre ab.
Dienstleistungen
für Betagte
Dieses Kriterium ist wie erwartet der älteren Bürgerschaft am wichtigsten. Im
Totalen wurde es mit 3 leicht über „eher Ja“ bewertet. Die Abweichungen
innerhalb der Schichtungen waren signifikant. So messen die jungen Bürge-
rinnen und Bürger zwischen 16 und 25 Jahren einen negativen Wert von 2.4
bei. Würde man in dieser Altersgruppe nur die Männer betrachten hätte man
gar nur 2.1 erreicht.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 26
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Veranstaltungen
für Jung und Alt
Veranstaltungen sollten dazu beitragen die Generation miteinander zu verbin-
den. Auf die Frage, ob in Zukunft mehr Veranstaltungen für alle Altersgruppen
stattfinden sollen, antwortete die Bevölkerung mit „Ja“. Auffällig war dabei,
dass die jungen Leute dies am meisten begrüssen würden (Wert 3.3). Das
ältere Volk, speziell das Männliche, bewertete dies nur mit einem knappen
„Ja“.
Allgemein günstiger
Wohnraum
Die Errichtung von günstigem Wohnraum für alle ist den Einwohnerinnen und
Einwohner ab 40 Jahre und älter am wichtigsten. Das Wohnen in Speicher
erscheint vielen Bürgern als überteuert. Sie wollen in Zukunft günstiger woh-
nen. Der hohe Wert von 3.3 bei einem Rücklauf von 141 Fragebögen bestätig-
te dies eindrücklich.
Regionale Identität
Die Gemeinde Speicher will sich nach Aussen nicht zu stark abgrenzen, aber
dennoch ihre Identität wahren. Der Mittelwert der Befragung betrug 3.1 und
zeigt, dass man sich bemühen sollte, die Einzigartigkeit nicht zu verlieren. Der
Durchschnittswert der Frauen lag hier sogar noch etwas höher als bei den
Männern, nämlich bei 3.2.
Behinderten und betagten-
freundlich
Dass die Bevölkerung in Speicher eine soziale Ader hat, wurde bei dieser
Eigenschaft noch einmal bestätigt. Wie zu erwarten war, erachteten die älte-
ren Personen dieses Kriterium mit 3.3 am wichtigsten und die Frauen dieser
Altersschicht gar mit 3.5. Ein „Nein“ gab es ausschliesslich bei den Männern
unter 25 Jahren. Die Gesamtbewertung von 3.1 veranschaulicht, dass den
behinderten und betagten Personen in Zukunft vermehrt mit Unterstützungen
geholfen werden muss.
Appenzeller Kulturgut
Dieser Aspekt steht in enger Verbindung mit der regionalen Identität und es
wurde eine fast gleich hohe Bewertung geäussert. Auch hier will man die
Kultur von äusseren Einflüssen schützen und sie weiterhin gut pflegen. Das
Volk über 60 Jahren will die Appenzeller Kultur am meisten unterstützen.
Schule- und Kindergarten
Die Unterstützung der Schule und des Kindergartens finden in der Bevölke-
rung auch zukünftig eine breite Unterstützung. Die jungen Befragten zwischen
16 und 25 Jahren sehen eine Förderung nicht als so wichtig an wie die übri-
gen Bevölkerungsgruppen.
Vereine Die Vereine sind die Treffpunkte und sozialen Netzwerke der Gemeinden.
Auch in Speicher gehören zahlreiche Personen Vereinen an. Dabei ist die
Personengruppe unter 40 Jahren am stärksten in den Vereinen engagiert.
Dies hat sich auch in der Umfrage gezeigt, wobei diese Gruppe den höchsten
Wert von 3.3 erlangte. Der Gesamtwert von 3.2 untermauert den Willen nach
eine stärkere Unterstützung der Vereine in Zukunft.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 27
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Familienpolitik stärker
gewichten
Für Frauen zwischen 40 und 60 Jahren ist die stärkere Gewichtung der Fami-
lienpolitik am wichtigsten. Die 136 Fragebögen, die bei dieser Frage in die
Auswertung einflossen, haben mit der Durchschnittspunktzahl von 3.2 den
Wunsch einer zukünftig stärkeren Familienpolitik klar gezeigt.
Öffentlicher Verkehr
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs und somit die bessere Anbindung an
St. Gallen und alle anderen Gemeinden wurde von der Bevölkerung bejaht.
Ausnahme sind dabei überraschenderweise die jungen männlichen Bürger,
die als Einzige mit einem „Nein“ antworteten. Absolut gegensätzlich verhielten
sich die Frauen der gleichen Altersgruppe, die die höchste Note und somit das
klarste „Ja“ gaben.
Wanderwege
Die Natur und die Aussicht um die Gemeinde Speicher ist wunderschön. Die
bestehenden Wanderwege reichen den Befragten nicht aus und fordern des-
halb einen Ausbau. Dabei teilen fast alle Personen über 26 Jahre die gleiche
Meinung mit Werten zwischen 3.2 und 3.4. Ausreisser sind wiederum die
jungen Männer und Frauen, die den Ausbau nur knapp gutheissen.
Trogenerbahnermässigung
für Junge und Familien
Die Trogenerbahn ist für viele Leute das wichtigste Transportmittel zwischen
dem Dorf und St. Gallen. Die Idee zur Reduktion des Preises für Junge und
Familien kam erwartungsgemäss bei der jungen Bevölkerung am besten an
(Wert 3.6). Aber auch die anderen Befragten sehen darin eine Chance und
bewerteten dieses Kriterium ausnahmslos über 3 Punkten.
Gas-, Wasser- und
Energieversorgung
Zukünftige Aufrechterhaltung der Infrastruktur von Gas-, Wasser- und Ener-
gieversorgung? „Ja“, sagte das Volk in Speicher. Dabei spielte auch das Ge-
schlecht und die Altersgruppe keine Rolle. Lebensnotwendige Bedürfnisse
sind bei allen Altersschichten gleich wichtig.
Energiesparhäuser
Die Sorge zur Umwelt wird in Speicher gross geschrieben. Die Minimierung
des Energiebedarfs eines Hauses sollte mit Energiesparhäusern erreicht wer-
den. Die Bevölkerung bestätigte dieses Vorhaben und zeigte sich mit dem
Wert von 3.3 gewillt, den Bau solcher Häuser in Zukunft zu fördern.
Regionale traditionelle
Produkte
Einheimische Speisen und Produkte sind ein wichtiger Bestandteil, wenn es
um die Erhaltung der Identität geht. Auch in diesem Kriterium hat das Volk
sehr ähnliche Ansichten. Es lassen sich keine Unterschiede innerhalb der
Bürgerinnen und Bürger ausmachen. Die Befürwortung ergibt sich aus der
guten Bewertung von 3.3.
Günstiger Wohnraum für
junge Familien
Der Mittelwert von 3.3 in der Gesamtbewertung zeigt, dass jungen Familien
die Chance gegeben werden sollte, einen günstigen Wohnraum zu finden. Bei
der jungen Altersgruppe fand diese Unterstützung den geringsten Anklang,
obwohl die Bewertung von 2.9 immer noch ein ziemlich klares „Ja“ vorgibt.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 28
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Nachhaltige Raumplanung
Die Bevölkerung will mit einer nachhaltigen Raumplanung eine Überbauungs-
flut verhindern. Sie will die Bauzonen gering halten und den Naturschutz för-
dern. Diese Absicht wurde in der Bevölkerung sehr gut aufgenommen. Alle
weiblichen Bevölkerungsgruppen haben den Wert von 3.5 überschritten. Der
Durchschnittswert aller Befragten von knapp 3.5 spricht ebenfalls für sich.
Schonung der Ressourcen
Die Schonung der Ressourcen wurde von allen Kriterien im Fragebogen mit
Abstand am besten bewertet. Die Bewertung von 3.6 hat die Richtung klar
vorgegeben und es gilt dem Wunsch der Bevölkerung zu folgen. Boden, Luft
und Wasser sind in Zukunft schonend anzuwenden und zu gebrauchen, denn
darin sieht die Einwohnerschaft die grösste Lebensqualität.
Quelle: Eigene Darstellung.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 29
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.6 Wohn- und Appenzeller Agglomerationsdorf Speicher
Die Gemeinde Speicher kann sich in ihrer Weiterentwicklung auf verschiedenste Art und
Weise verändern. Damit keine grösseren Ausschweifungen oder zu grossen Gedanken-
sprünge der Entwicklungsideen auftauchen, wurden insgesamt sechs Dorftypen gewählt und
folglich in der Tab. 2 charakterisiert.
4.6.1 Dorftypen
Tab. 2: Definition der sechs Dorftypen.
DORFTYPEN
Wohndorf
Die Wohn- und Lebensqualitäten der Gemeinde sind zu erhalten und zu fördern.
Das Dorf ist primär als Wohnort gedacht und ist frei von städtischer Hektik und
Lärm. Die Gemeinde fördert nachhaltige Energien und den Öffentlichen Verkehr,
um die gute Anbindung zwischen Wohnort und Arbeitsort zu garantieren.
Traditionsdorf
Alte Traditionen haben sich über viele Jahre bewährt und sind aufrechtzuerhalten.
Einheimische Produkte, Läden und Veranstaltungen sind zu unterstützen und der
Einfluss von Aussen sollte möglichst klein gehalten werden. Die Qualität von Spei-
cher auf dem Land muss gegenüber dem städtischen Raum stärker betont wer-
den.
Appenzeller Agglomerationsdorf
Das Dorf ist sehr gut mit der Stadt St. Gallen erschlossen und hat einen sehr offe-
nen Charakter. Dennoch ist die Gemeinde im Unterschied zu anderen Agglomera-
tionsgemeinden von St. Gallen einzigartig und besteht weiterhin mit typisch ap-
penzellischen Eigenschaften. Die regionale Identität geht trotz der städtischen
Nähe und deren Einfluss nicht verloren.
Generationendorf
Die Verbindungen zwischen den Generationen sind zu unterstützen. Jung und Alt
sollten an verschiedenen Veranstaltungen und Treffpunkten zusammengebracht
werden, um das gemeinsame Zusammenleben im Dorf zu fördern. Der offene
Austausch in der Bevölkerung sollte in den Vordergrund rücken, damit möglichst
viele Einwohnerinnen und Einwohner am Dorfleben teilhaben können.
Familiendorf
Eine möglichst breite Bevölkerungsstruktur sollte in Speicher entstehen. Dabei ist
auf eine gute Durchmischung von Jung und Alt sowie Familien und Alleinstehen-
den zu achten. Als Schwerpunkt ist eine „Verjüngung“ in den Bereichen Familien
mit Kindern sowie jungen Bürgerinnen und Bürgern anzustreben.
Sportdorf
Speicher sollte sich zu einer Gemeinde mit einem attraktiven Sportangebot entwi-
ckeln. Die Gemeinde ist Ausgangspunkt für Rad- und Biketouren sowie Wande-
rungen in der Region. Ebenso könnten in unmittelbarer Nähe ein Vitaparcours,
Fitnesscenter oder gar ein Beachvolleyballfeld entstehen.
Quelle: Eigene Darstellung.
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 30
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
4.6.2 Dorftypenauswertung
Die Bevölkerung wurde anhand der oben genannten sechs verschiedenen Dorftypen und
einem offenen Feld für eigene Vorschläge befragt. Wichtig war dabei, genau eine Antwort
pro Person zu erhalten, die den Wünschen und Vorstellungen bezüglich Dorfentwicklung der
Gemeinde Speicher entspricht.
Abb. 18: In Zukunft sehe ich Speicher als. Quelle: Eigene Darstellung.
Aus dem Kreisdiagramm der Abb. 18 wird ersichtlich, dass die Dorftypen Wohndorf sowie
Appenzeller Agglomerationsdorf mit 36 % bzw. 26 % oder mit 64 bzw. 46 Nennungen bei der
Umfrage an erster Stelle liegen. Kumuliert ergäbe die Kombination von Wohn- und Appen-
zeller Agglomerationsdorf mehr als die Hälfte zur gewünschten Dorfentwicklung. Mit 15 %
oder 27 Nennungen erreicht das Familiendorf den drittgrössten Wert. Weiter folgen das Ge-
nerationendorf mit 19 Nennungen und das Traditionsdorf mit elf Nennungen. Das Sportdorf
liegt mit nur 3 % oder zwei Nennungen deutlich auf dem letzten Platz und wird daher nicht
als Zukunftschance der Gemeinde angesehen.
Insgesamt haben 18 Personen Ideen und Wünsche für Kombinationen der aufgelisteten
sechs Dörfer zusammengestellt. Dabei werden etliche verschiedene Zweier- oder Dreier-
kombinationen von Dorftypen genannt (Vgl. Anhang J, S. 132). Im Kreisdiagramm sind diese
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 31
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
Häufigkeiten bereits dazugezählt. Folglich ist deshalb in der Tab. 3 jeweils der Dorftyp mit
der Anzahl der Aufführung in einer Kombination aufgelistet.
Tab. 3: Zusammensetzung der Dorftypen.
Dorftypen
Total exkl. Andere Andere Total inkl. Andere
Wohndorf 53 35 % 11 64 36 %
Appenzeller Agglomerationsdorf 38 25 % 8 46 26 %
Familiendorf 20 13 % 7 27 15 %
Generationendorf 11 7 % 8 19 11 %
Traditionsdorf 9 6 % 6 15 9 %
Sportdorf 6 2 % 4 6 2 %
Andere 18 12 % --- --- ---
Quelle: Eigene Darstellung.
Die Tabelle 3 zeigt, dass sich trotz der zusätzlichen Angaben in Andere keine Veränderung
bezüglich Verteilung ergibt. Die Rangfolge der Dorftypen bleibt gleich.
Schliesslich kann mit einer gemeinsamen Auswertung der angekreuzten sechs Dorftypen
und den Kombinationswünschen der Befragten eine klare Aussage gemacht werden. Das
Wohndorf steht somit unverkennbar an der ersten Stelle, gefolgt vom Appenzeller Agglome-
rationsdorf. Weitere Kombinationen mit den anderen Dorftypen sind gewünscht und gern
gesehen.
4.7 Kommunikation in der Gemeinde
Ein Nebenziel dieser Arbeit besteht darin, die Kommunikation zwischen Bevölkerung und
Gemeinde zu verbessern. Diese Absicht basiert hauptsächlich auf kritischen Äusserungen
der Bevölkerung gegenüber der Gemeindeverwaltung. Die Umfrage hatte deshalb unter an-
derem das Ziel, die Ursachen genauer zu ergründen. Die nachfolgenden Diagramme be-
schreiben die Resultate.
4.7.1 Ungenügender Informationsfluss
Zunächst wollte die Projektgruppe ausfindig machen, wie die Bevölkerung den Informations-
fluss der Gemeinde beurteilt. Gesamthaft schneidet dieses Kriterium eher negativ ab. So
fühlen sich von insgesamt 135 befragten Personen, die zu dieser Frage Stellung nahmen,
rund 70 unzureichend informiert. Dies entspricht hochgerechnet knapp mehr als 50 % der
Bevölkerung. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass nicht einmal jeder zweite Bewohner
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Kapitel 4: Befragungsergebnisse 32
Umfrage Standortmanagement Gemeinde Speicher
mit dem Informationsfluss zufrieden ist. Dies führt unweigerlich zu Unzufriedenheit. Das Er-
gebnis bildet deshalb einen ersten wichtigen Ansatzpunkt für die Gemeinde.
Eine Analyse nach geschlechtsspezifischen Gesichtspunkten zeigt keine markanten Unter-
schiede. Jedoch macht eine Unterscheidung der Altersgruppen deutlich, dass die jüngeren
Generationen den Informationsaustausch weit positiver bewerten. Von den 26–40-Jährigen
empfinden rund 64 % die Kommunikation ausreichend. Diese Zustimmung nimmt dann aber
mit zunehmendem Alter markant ab. Dies zeigt folgendes Diagramm:
Abb. 19: Vollumfänglich informierter Bevölkerungsanteil. Quelle: Eigene Darstellung.
Ein erster Augenschein der Rohdaten verdeutlichte die relative Unzufriedenheit. Ein markan-
ter Unterschied zwischen den Altersgruppen war zunächst aber nicht ersichtlich. Deutlich
wurde das Ausmass des Kommunikationsproblems erst bei Betrachtung der Diskrepanz zwi-
schen vollumfänglich informiert und unzureichend informiert. So fühlen sich bei den über 60-
Jährigen rund 57 % unzureichend informiert. Damit würde nun assoziiert, dass die restlichen
43 % den Informationsaustausch als ausreichend erachten. Wie oben gezeigt, hat die Aus-
wertung nun aber ergeben, dass sich gerade mal 17 % der über 60-Jährigen gut informiert
fühlen. Eine solche Differenz zeigt sich bei den übrigen Altersgruppen nicht. Dies könnte
damit zusammenhängen, dass die jüngeren Altersgruppen die Homepage von Speich