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University of Zurich Zurich Open Repository and Archive Winterthurerstr. 190 CH-8057 Zurich http://www.zora.uzh.ch Year: 2008 König Artus und die Tafelrunde Schiendorfer, M Schiendorfer, M. König Artus und die Tafelrunde. Zürich, Switzerland, 2008. Postprint available at: http://www.zora.uzh.ch Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich. http://www.zora.uzh.ch Originally published at: Zürich, Switzerland, 2008.

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University of ZurichZurich Open Repository and Archive

Winterthurerstr. 190

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Year: 2008

König Artus und die Tafelrunde

Schiendorfer, M

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Originally published at:Zürich, Switzerland, 2008.

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MAX SCHIENDORFER

KÖNIG ARTUS UND DIE TAFELRUNDE

Der literarische Werdegang des Königs Artus 1Artus / Arthur nach dem Zeugnis früher britischer Chronisten 2Geoffrey of Monmouth und die Geburt von «King Arthur» 4Wace und die Geburt der «Round Table» 6Chrétien de Troyes und die Geburt des höfischen Artusromans 8Hartmann von Aue 12Iwein und Laudine 13Aventiureweg und Gralssuche im Vergleich 18Die Hauptquellen, chronologischer Katalog 20Literaturhinweise 23Abbildungsverzeichnis 25

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König Artus und die Tafelrunde

MAX SCHIENDORFER

Der literarische Werdegang des Königs Artus

Diese Kurzcharakteristik des großen, ruhmreichen Königs Artus stammtaus der Feder Hartmanns von Aue, der damit seinen zweiten höfischenRoman, den ca. 1200/1205 vollendeten Iwein, eröffnet. So also sollteHartmanns primäres Publikum an den deutschen Adelshöfen sich denlegendären, vor langer, langer Zeit lebenden Britenkönig vorstellen.Nicht von ritterlichen Heldentaten und glorios erfochtenen Siegen aufdem Schlachtfeld ist die Rede. Vielmehr wird Artus dafür gepriesen,dass er die Kardinaltugenden eines christlichen Herrschers in idealerWeise verkörpert: fortitudo (Stärke), iustitia (Gerechtigkeit), temperantia(Ausgewogenheit) und prudentia (Weisheit). Als daher wahrhaft edler,friedliebender und gerechter König wird er für alle Zeiten ein beispiel-haftes Vorbild bleiben.

Ganz so weit wie Artus’ britische Landsleute will Hartmann zwar nichtgehen: Unter ihnen kursierte die Legende, ihr großer Vorfahre sei garnicht wirklich gestorben, sondern nur auf die Feeninsel Avalon «ent-rückt» worden. Von dort werde er dereinst, wenn die politischen Miss-stände es besonders dringlich erfordern, zurückkehren und die golde-nen alten Zeiten in Britannien wieder aufleben lassen. Daran mag Hart-mann offensichtlich nicht so recht glauben. Hingegen ist es für ihnunbestritten, dass der ruhmvolle Name des Königs Artus schlichtwegunsterblich ist und ewig bleiben wird.

Auch in der anschließenden Romanhandlung des Iwein entspricht dasvon Artus gezeichnete Bild einer Idealvorstellung von Hartmanns Zeit

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Swer an rehte güete wendet sîn gemüete,dem volget sælde und êre.des gît gewisse lêre

5 künec Artûs der guote,der mit rîters muotenâch lobe kunde strîten.er hât bî sînen zîtengelebet alsô schône

10 daz er der êren krônedô truoc und noch sîn name treit.des habent die wârheitsîne lantliute:sî jehent er lebe noch hiute:

15 er hât den lop erworben,ist im der lîp erstorben,sô lebet doch iemer sîn name.er ist lasterlîcher schameiemer vil gar erwert,

20 der noch nâch sînem site vert.

Wer seinen Sinn auf das wahre Gute richtet, der erfährt Glück und Ehre. Das lehrt uns klar der edle König Artus, der mit dem Sinn eines Ritters nach Lob zu streben wusste. Er hat zu seinen Zeiten so vorbildlich gelebt, dass er den Kranz der Ehren damals trug, wie ihn noch jetzt sein Name trägt. Das bezeugen seine Landsleute: sie sagen, er lebe heute noch. Er hat sich Ruhm erworben, so dass noch immer sein Name lebt, auch wenn er selber gestorben ist. Von schimpflicher Schande ist für immer frei, wer noch handelt wie er.

Abbildung 1

Hartmann von Aue im CodexManesse.

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um 1200. Oder andersherum gesagt: Es ging Hartmann in keinerWeise darum, seine Figur – die ja rund 700 Jahre früher gelebt habensoll – historisch möglichst korrekt darzustellen. Vielmehr hat er denlegendären Artus und dessen Tafelritter sozusagen in die eigeneGegenwart verpflanzt und mit allen ritterlichen Attributen versehen, diefür die Blütezeit der deutschen Stauferkönige repräsentativ waren. Die-ser «anachronistische» Umgang mit Geschichte war im Mittelalterdurchaus nicht ungewöhnlich. So treten uns etwa in gotischen Buchma-lereien sogar Persönlichkeiten des Alten Testaments ganz selbstver-ständlich in hochmittelalterlich-höfischer Adelskleidung entgegen. Sofiel es dem Zielpublikum leichter, sich mit den beispielhaften Heldenfi-guren aus grauer Vorzeit zu identifizieren.

Man könnte auch sagen: Zu Hartmanns Zeit waren König Artus undseine Tafelrunde zu einem eigentlichen Mythos avanciert, in mancherHinsicht durchaus vergleichbar den mythologischen Gestalten der grie-chischen oder römischen Antike. Dieser höfische Artus-Mythos hattesich allerdings erst nach und nach über Jahrhunderte hinweg heraus-gebildet.

Artus / Arthur nach dem Zeugnis früher britischer

Chronisten

Es liegt nahe, die Ursprünge des Artus-Mythos in der Überlieferung sei-ner eigenen lantliute zu suchen. Die ältesten bekannten britischenChronisten – Gildas im 6. und Beda im 8. Jahrhundert – erwähnenallerdings noch keinen Helden dieses Namens. Erst im frühen 9. Jahr-hundert weiß die Historia Brittonum des NENNIUS von einem Arthur zuberichten, der um das Jahr 500 als ‚dux bellorum’ (Kriegsherr) vieleHeldentaten vollbracht habe. Es ist dies die wirrenreiche Zeit der Völ-kerwanderung. Rund 50 Jahre zuvor war es den germanischen Stäm-men der Angeln, Sachsen und Jüten gelungen, sich auf der Insel fest-zusetzen. In der Folge verdrängten sie sukzessive die britische (kelti-sche) Urbevölkerung, die sich mehr und mehr in die Randregionen vonSchottland, Wales und Cornwall zurückziehen musste. Ein Teil der Bri-ten wählte gar die Flucht auf dem Seeweg und ließ sich neu auf jenerkontinentalen Halbinsel nieder, die fortan den Namen Bretagne oderBritannia minor (Kleinbritannien) tragen sollte.

In diesem jahrzehntelangen Abwehrkrieg gegen die angelsächsischenEindringlinge hat sich also laut Nennius jener Feldherr Arthur ruhmreichhervorgetan, und zwar «zusammen mit den Königen der Briten», zudenen er selber demnach nicht zählte. Zwölf siegreiche Schlachtenwerden erwähnt, von denen die letzte und wichtigste am Mons Badonis(bei Bath?) ausgetragen wurde. Dort soll Arthur eigenhändig 960 Fein-de getötet haben!

Allein schon die genannten Zahlen – die symbolträchtige Zwölf und dasim wahrsten Sinne des Wortes «sagenhafte» Achtzigfache davon – zei-gen, dass bereits hier die Mythenbildung um Arthur/Artus eingesetzthat. Hinzu tritt eine weitere von Nennius berichtete Episode: Währendder Schlacht um die Festung Guinnion (Binchester bei Durham?) habeArthur unentwegt das Bildnis der Jungfrau Maria auf seinen Schulterngetragen. Dem geistlichen Chronisten musste ja zweifellos daran gele-gen sein, den waffengeschickten dux bellorum überdies zu einem vor-bildlich christlichen Glaubenskämpfer zu stilisieren. Ein Gleiches lässtsich auch von dem im 10. Jahrhundert wirkenden unbekannten Verfas-ser der Annales Cambriae vermuten. Auch er hebt die besondereBedeutung der Schlacht am Mons Badonis hervor, mit der er nunaußerdem das Motiv des Glaubenshelden zusammenführt: In eben

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Hartmann von Aue

(1150/60 – ca. 1210)Verfasser von klein- und großepi-schen Werken sowie von gesun-gener Lieddichtung. Führte dieGattung des höfischen Artusro-mans nach dem Vorbild Chré-tiens de Troyes in die deutsch-sprachige Literatur ein.

Romane:Erec (ca. 1180/85)Iwein (ca. 1200/05)

Erzählungen:Der arme Heinrich (ca.1190/1200)Gregorius (ca. 1190/1200)

allegorische Minnerede:Die Klage (ca. 1180)

Sanglyrik:knapp 20 Minne- und Kreuzlieder(Aufrufe zur Teilnahme an einemKreuzzug)

Abbildung 2

Die Invasion Brittanniensdurch die Angeln, Sachsenund Jüten (ab ca. 450).

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jenem Bellum Badonis habe Arthur drei Tage und Nächte lang dasKreuz Christi getragen, mit dessen Hilfe er schließlich den Sieg zuerringen vermochte.

Was die frühesten Chronisten über den «literarischen Werdegang»Arthurs erkennen lassen, ist nach alledem nicht gerade detailreich.Doch legen ihre Anspielungen – denen man weitere, auch aus kelti-schen Heiligenlegenden anfügen könnte – die Vermutung nahe, dassder Erzählstoff um den britischen Helden bis zur ersten Jahrtausend-wende stetig an Beliebtheit gewonnen hatte. Nicht zuletzt ist dabeiauch mit mündlich vermittelten Dichtungen keltischer Barden zu rech-nen, mit episodischen Heldenliedern, in denen bestimmte Ereignisseund Protagonisten der Vorzeit verherrlicht wurden. Dabei liegt es wohlin der Natur der Sache, dass gerade eine solche orale Tradition sichvom historischen Kern ihres Stoffes zunehmend loslöst und immer grö-ßere dichterische Freiheiten in Anspruch nimmt. Eben dies darf vermut-lich aus der Bemerkung eines nächsten zu erwähnenden Chronistengeschlossen werden. In seinen 1125 vollendeten Gesta Regum Anglo-rum notiert WILLIAM OF MALMESBURY:«Das ist der Arthur, über den wahnwitzige Windbeuteleien der Britennoch heute in Umlauf sind. Ein Mann, der es sicher wert wäre, gefeiertzu werden, aber nicht in den törichten Träumen trügerischer Fabeln,sondern in wahrheitsgemäßer Erzählung, weil er für eine lange Zeit denNiedergang seines Vaterlandes aufhielt und den erlahmten Mut seinerMitbürger zum Kampf aufstachelte.»

Offenbar nimmt William hier «unhistorische» volkstümliche Überliefe-rungen ins Visier, die aufgrund ihrer schieren Unglaubhaftigkeit denhochverdienten Freiheitskämpfer Arthur nur in Verruf bringen würden.Angesichts der unverhohlenen Empörung des Chronisten darf manwohl annehmen, dass er hier nicht über rare Ausnahmefälle klagt.Anscheinend hatte die mündliche Überlieferung des Arthur-Sagenstoffsnochmals kräftig an Popularität zugelegt und ein dynamisches Eigenle-ben entwickelt. Gut möglich übrigens, dass William insbesondere jeneschon erwähnte «Windbeutelei» der Briten im Auge hatte, von der auchHartmann von Aue sich lieber distanzierte: «sîne lantliute [...] jehent erlebe noch hiute» (Die Bewohner seines Landes behaupten, er lebeimmer noch). Die bereits erwähnten Heldentaten Arthurs am MonsBadonis – inklusive die Hundertschaften eigenhändig getöteter Feinde– werden bei William hingegen als «historisches Faktum» dargestelltund nicht in Zweifel gezogen. Diese Informationen hatte der Chronisteben von seinen gelehrten Vorgängern übernommen, von Nennius undden Annales Cambriae, und das bedeutet: aus wissenschaftlich glaub-würdigen Quellen...

Nicht unwahrscheinlich ist wohl auch das folgende Szenario: Erneuthatte die britische Insel eine politische Epochenwende durchlebt, nach-dem normannische Invasoren unter William dem Eroberer das – nun-mehr angelsächsische – Verteidigerheer vernichtend schlagen konnten(Hastings, 1066). Den Normannen hatten sich zahlreiche Bretonenangeschlossen, die es in die Heimat ihrer Ahnen zurückzog. Und auchin den folgenden Generationen sind ihnen offenbar stetig weitere Fest-landbriten nachgefolgt. So wäre es denn durchaus denkbar, dass dievon William of Malmesbury zähneknirschend registrierte «Konjunktur»der volkstümlichen Artustradition sich zumindest teilweise dieser breto-nischen Einwanderungswelle verdankte. Dass gerade die von ihrenWurzeln so lange und unfreiwillig abgeschnittenen Exilbriten ihre Her-kunftssagen besonders inbrünstig gepflegt hätten, schiene volkspsycho-logisch jedenfalls durchaus plausibel.

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Abbildung 3

«Hic iacet Arturus, rex quondam rexque futu-rus…»

Die angebliche Artus-Grablege in Glastonbury.

Aus den Annales Cambriae

(10. Jh.), Eintrag zum Jahr 516:

Bellum Badonis in quo arthurportauit crucem domini iesu cristitribus diebus & tribus noctibus inhumeros suos & brittones uic-tores fuerunt.

Der Badonische Krieg, in wel-chem Arthur das Kreuz desHerrn Jesus Christus drei Tageund drei Nächte lang auf seinenSchultern trug und die Briten alsSieger hervorgingen.

Die keltischen Barden imUrteil des Chronisten Wace(ca. 1155):

«Die Erzählungen von den Aben-teuern des Artus wurden so langedurch dieses mächtige König-reich verbreitet, dass die Wahr-heit zur Fabel und zum eitlenGesang geworden ist. SolcheReime sind weder glatte Lügennoch reine Wahrheit [...] DerSpielmann hat seine Ballade sooft gesungen, der Erzähler seineErzählung so oft wiederholt, nachund nach geschmückt und aus-gemalt, bis durch diese Aus-schmückung die Wahrheit hinterder Aufmachung des Märchensverborgen wird.»

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Geoffrey of Monmouth und die Geburt von «King

Arthur»

Mit GEOFFREY OF MONMOUTH und seiner Historia regum Britanniae(1130/38) tritt der literarische Werdegang Arthurs in ein gänzlich neuesStadium ein. Allem Anschein nach zählte der um 1100 geborene, seit1129 als Magister in Oxford wirkende Geoffrey zu eben jener ethni-schen Gruppe bretonischer Re-Immigranten, die es mit der «Histori-zität» ihrer Herkunftsgeschichte nicht gar so peinlich genau nahm wie –zumindest seiner eigenen Einschätzung nach – ein William of Malmes-bury.

Im Unterschied zu diesem griff Geoffrey nicht nur auf die älteren lateini-schen Chroniken zurück, sondern bediente sich daneben mindestensebenso ausgiebig bei den mündlich kolportierten Sagenstoffen. Undnicht unbeträchtliche Teile des Werks verdanken sich überhaupt Geof-freys eigener lebhafter Phantasie.

Nichts Geringeres setzt sich die Historia zum Ziel, als eine bis zu denersten Anfängen zurückführende britische Reichsgeschichte zu begrün-den. Und gleich mit den ersten Worten setzt Geoffrey den ihn dabei lei-tenden Maßstab fest: «Britannia insularum optima» (Britannien, diebeste der Inseln).

Das Beste kann nach mittelalterlichem Verständnis selbstredend nurvom Besten abstammen – je altehrwürdiger und vornehmer die Her-kunft, desto höher der Rang und der Adel einer Person, einer Dynastie,eines Volks. So trägt denn Britannien – immer gemäß Geoffrey of Mon-mouth – seinen Namen im Andenken an einen gewissen Brutus. Diesersei ein Urenkel des legendären Trojanerfürsten Aeneas gewesen, denseinerseits die antiken Römer als Ahnvater verehrt hatten. Und dernicht minder vornehme Brutus habe analog dazu den Grundstein desbritischen Reichs gelegt, wobei er die an der Themse errichtete Haupt-stadt programmatisch ‚Troja Nova’ nannte. Ein früher Nachfolger, KönigLludd, taufte sie im Jahre 73 v.Chr. allerdings in ‚Caerlludd’ (Stadt desLludd) um, woraus sich im weiteren Verlauf die sprachliche Korruptel‚Caerlundein’ ergab. In Anlehnung daran wiederum hieß die Stadt beiden Römern ‚Londinium’ und seit den Sachsen schließlich London.

Mit Etymologien dieser Art argumentiert Geoffrey immer wieder, umdamit seinen kühnen Konstrukten einen wissenschaftlichen Anstrich zuverleihen. So erklärt er beispielsweise die Namen der insularen Haupt-regionen – Albania (Schottland), Cambria (Wales) und Logria (England)– aus einer entsprechenden Erbteilung zwischen den drei Söhnen desGründervaters Brutus. Diese hätten nämlich Albanactus, Camber undLocrinus geheißen.

Auf den abenteuerlichen Gründungsmythos folgen die Jahrhunderte derKonsolidierung und diverser Expansionskriege: Gallien wird unterwor-fen, Germanien desgleichen, ebenso zeitweilig Rom. Dazu entfachensich wiederholt interne Zwistigkeiten bis hin zum offenen Bruderkrieg.Julius Caesar fällt mit seinen Legionen in Britannien ein, kann die Inselaber nur dank eines üblen Verrats erobern. Immer wieder kommt es zuheldenhaften Aufständen, der Stolz und die Freiheitsliebe der Britensind nicht zu brechen. Und so weiter, und so fort – bis hin zu jenenumfangreichen Büchern der Historia, in denen Geoffrey endlich deneinsamen Höhepunkt der britischen Reichsgeschichte würdigen kann:die glanzvolle, goldene Ära des Königs Arthur.

Die Einzigartigkeit Arthurs kündigt sich schon im Mysterium seinerGeburt an. König Uther Pendragon entbrennt in heißer Leidenschaft zur

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Abbildung 4

Bildteppich von Bayeux (ca. 1075/85).

William der Eroberer auf dem Wegzur Schlacht bei Hastings.

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schönen Herzogin Ygernia von Cornwall, und als deren Gatte diesbemerkt und ihn beleidigt, zieht Uther in den Krieg gegen ihn. Ygerniahat sich derweil in der praktisch uneinehmbaren Küstenfestung Tintagelin Sicherheit gebracht. Eine trügerische Sicherheit! Um trotz allem zuihr zu gelangen, lässt der liebeskranke Uther sich vom Zauberer Merlinin die Gestalt des Herzogs verwandeln. Durch diese List getäuscht,gewährt Ygernia ihm denn auch wirklich Einlass in Burg und Schlafge-mach – und so wurde Arthur gezeugt.

Um nun seinen Helden aber nicht dem Ruch der Illegitimität auszuset-zen, lässt der Chronist Geoffrey den betrogenen Herzog noch in derselben Nacht den Kriegstod erleiden, worauf Uther und Ygernia sichrechtmäßig ehelichen.

Über Arthurs Jugendjahre geht Geoffrey stillschweigend hinweg. AlsUther Pendragon stirbt und Arthur die Thronnachfolge antritt, ist dieser– mit fünfzehn Jahren – bereits ein perfekter Held und Herrscher. Dieheidnischen Sachsen ringt er in blutigen Schlachten ebenso nieder wiedie Pikten, Skoten und Iren. Nach der Heirat mit Guenhumara (Guine-vere) aus römischem Adelsgeschlecht kommt es zur endgültigen Unter-werfung Irlands und anschließend Islands, ehe sich allem Anscheinnach endlich eine zwölfjährige Friedenszeit einstellt. Diese wird freilichnur kurz angedeutet. Danach aber folgen weitere Kriegszüge, zunächstnach Norwegen, wo Arthur seinen Schwager Lot, den Vater Gawains,als Regenten einsetzt; dann ist die Reihe an Gallien. Zu Caerlion (Stadtder Legionen) lässt Arthur ein Pfingstfest von nie dagewesenem Glanzausrichten. Doch die verdiente Feier der großen Erfolge wird alsbalddurch römische Boten vergällt, die von den Briten Tribut und Unterwer-fung einfordern.

Der dadurch provozierte Arthur erklärt Rom den Krieg. Er vertraut Herr-schaft und Gemahlin seinem Neffen Mordred an und zieht mit Heeres-macht auf Rom zu. Schon kann er erste triumphale Siege verzeichnen,da ereilt ihn die Hiobsbotschaft, dass der heimtückische Mordred ihmKrone und Gattin geraubt habe. Kurz bevor er sich das vermeintlichmächtigste Imperium der Welt unterwerfen kann, muss Arthur umkeh-ren und den Verräter stellen. Zwar wird Mordred besiegt und getötet,aber auch die Gegenseite hat viele Gefallene zu beklagen, unter ihnenGawein und den schottischen König Augusel, als dessen Nachfolgersich Yvain bald größten Ruhm erwerben wird. Auch Arthur selber wirdtödlich verletzt und auf die Feeninsel Avalon gebracht, «um dort seineWunden heilen zu lassen». Ob sein Leben noch zu retten war odernicht, bleibt freilich offen, denn in die andersgeartete Welt der Feen hatauch der gelehrte Chronist Geoffrey of Monmouth keinen Einblick. Hin-gegen weiß er präzise mitzuteilen, dass der – nur durch perfiden Verratzustandegekommene – Untergang des arthurischen Imperiums sichAnno Domini 542 zutrug.

Vielleicht gerade wegen Geoffreys überschäumender Fabulierfreudeerzielte die Historia regum Brittanniae einen überwältigenden Publi-kumserfolg. Mehr als 200 Handschriften des Werks sind auf unsgekommen und belegen, dass sein literarischer Entwurf der goldenenÄra König Arthurs in den damaligen gelehrten Kreisen auf geradezuenthusiastisches Interesse gestoßen sein muss.

Das spezifische Interesse, welches Geoffrey selber mit seiner Historiaverband, lässt sich in zwei Hauptrichtungen festmachen. Zum einenging es ihm natürlich um die Glorifizierung des eigenen britisch/bre-tonischen Volks. Zum andern aber – dies belegen Widmungsadressenan verschiedene Angehörige des normannischen Königshauses – woll-

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Abbildung 5

«King Arthur’s Castle»,

Ruine Tintagel in Cornwall.

Abbildung 6

King Arthur, fast Weltenherrscher.

Der Britenkönig mit seinen zahlrei-chen weiteren Kronen.

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te er den amtierenden Herrschern Britanniens zu einer mindestensebenso ruhmvollen Reichsgeschichte verhelfen, wie sie die großenRivalen auf dem Festland vorzuweisen hatten. Während die französi-schen Könige sich seit Karl dem Großen als legitime Nachfolger derrömischen Imperatoren verstanden, so konnten sich nun die normanni-schen Britenkönige auf einen Vorläufer berufen, dessen Macht diejeni-ge Roms gar noch überstrahlt hatte. Freilich richtet Geoffreys Apotheo-se zugleich eine ernstliche und aktualitätsbezogene Warnung an ihreAdresse: Interne Misshelligkeiten, Intrigen und Verrat werden unweiger-lich jedes noch so glanzvolle Reichswesen in den Untergang stürzen.Denn eben damals, als die Historia vollendet wurde (1135/38), standdas normannische Königshaus in der Tat inmitten blutiger Streitigkeitenum die Nachfolge des 1135 verstorbenen Königs Heinrich I.

Mit der Historia regum Britanniae war der Mythos um «King Arthur»definitiv aus der Taufe gehoben. Damit er aber auch die weniger gebil-deten, lateinunkundigen breiten Massen ergreifen konnte, war nunnochmals ein entscheidender Schritt vonnöten: die Überführung desMythos in die Volkssprache.

Wace und die Geburt der «Round Table»

Erst zwei wirrenreiche Jahrzehnte nach Geoffrey of Monmouth stabili-sierte sich die politische Lage in Britannien wieder. 1154 erlangte Hein-rich II. von Anjou-Plantagenet die Krone. An seiner Seite thronte Aliénor(Eleonore) von Poitou, die ihn zwei Jahre zuvor geheiratet hatte – unddies, nachdem sie ihre erste, 1137 geschlossene Ehe mit dem französi-schen König Ludwig VII. hatte scheiden lassen. Welch ein Triumph fürHeinrich!

Das neue Königspaar vereinte in seiner Hand eine Hausmacht von bei-spiellosem Ausmaß: Von der Normandie und der Bretagne bis hinunterin die Gascogne herrschte es über das ganze westliche Frankreich –und nun also auch über die britische Insel. Es war entschlossen, Britan-nien in eine ähnlich glanzvolle Ära wie diejenige König Arthurs zu füh-ren. Nicht zuletzt sollte dazu auch das Medium literarischer Propagan-da seinen Beitrag leisten.

Wohl sehr bald nach seinem Amtsantritt beauftragte Heinrich II. denMaistre (Magister) WACE, die Historia regum Britanniae in die franzö-sisch-normannische Volkssprache zu übertragen. Dass dabei auchKönigin Aliénor ein gewichtiges Wort mitzureden hatte, steht außerZweifel. Als Enkelin des ältesten bekannten Troubadours, Wilhelms IX.von Aquitanien, hatte die «Königin der Troubadoure» ihr lebhaftes Inter-esse an kulturellen Fragen aller Art schon früher reichlich bezeugt. Undso scheint es nur naheliegend, dass die von Wace vorgenommeneUmarbeitung des heroischen Stoffs ganz wesentlich auf das höfisch-verfeinerte Kulturverständnis Aliénors zugeschnitten war. Dementspre-chend war es auch die neue englische Königin, der Wace vermutlichschon 1155 seinen Roman de Brut (‚romanisch-französische Erzählungvon Brutus’) in die Hände legte.

Inhaltlich geht Wace nur in wenigen Details über die Historia Geoffreyshinaus. Die wichtigen Neuerungen betreffen zum einen die formaleAusgestaltung: Statt in nüchterner Prosa schreibt Wace in rhythmischeleganten, achtsilbigen Reimpaarversen, wie sie inskünftig für den neu-eren höfischen Roman maßgeblich werden sollten. Zum andern verlieher der archaischen Materie eine auffallend konsequente höfische Ein-färbung. Der reckenhafte Kriegsheld Artus (so lautet die französische

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Abbildung 7

Die drei besten Christenkönige.

Karl der Große, Gottfried vonBouillon (Führer im 1. Kreuzzugvon 1096–1099 und erster christ-licher König von Jerusalem) sowienatürlich König Artus.

Zusammen mit den besten Heiden(Alexander der Große, Julius Cae-sar, Hektor von Troja) und denbesten Juden (Judas Makkabäus,Josua, David) bilden sie den imSpätmittelalter weit verbreitetenTopos der sogenannten ‚NineWorthies’.

Abbildung 8

Der Machtbereich Heinrichs II.ab 1154.

rot, grün und gelb: eigentlichesHerrschaftsgebiet

grau: Oberhoheitsgebiet

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Namensform) ist zumindest in gleichem Maße nun auch der gute,weise, gerechte und freigiebige König. An seinem Hof legt man größtenWert auf vornehme Umgangsformen, zumal ihm auch schöne Frauenangehören. Minne wird nun ebenso zu einem diskussionswürdigenThema erhoben wie Bildung und Kultur. Und obschon die von der Stoff-vorlage übernommenen Kriegsschilderungen weiterhin einen breitenRaum einnehmen, fällt doch auf, dass Wace jener bei Geoffrey nurganz beiläufig erwähnten zwölfjährigen Friedenszeit einen besondershohen Stellenwert einräumt:

«Nach seiner Heimkehr [sc. von der Eroberung Irlands und Islands]regierte Artus zwölf Jahre in Frieden, ohne dass jemand gewagt hätte,gegen ihn Krieg zu führen, und ohne dass er seinerseits einen Kriegs-zug unternommen hätte. Aus sich selbst heraus, ohne andere Unter-weisung, nahm er eine so edle und gesittete Haltung an und gab sichso adlig, zuchtvoll und höfisch, dass man von keinem anderen Hofmehr sprach als von seinem, nicht einmal von dem des Kaisers zuRom. Sobald er hörte, dass ein Ritter etwas Rühmenswertes getanhatte, rief er ihn an seinen Hof; denn er konnte ihn ohne weiteres dort-hin holen.»

Auch dies ist ein in dieser Form neuer und wegweisender Gedanke beiWace: Der große, friedliebende König holt die besten Kräfte, die tapfer-sten und edelsten Ritter des Reichs in seine unmittelbare Nähe; denngemeinsames Auftreten macht die Besten noch stärker. Und hiermitgeht Wace noch einen Schritt über die schon von Geoffrey of Mon-mouth vorgebrachte Mahnung hinaus: Nicht nur innerhalb des Königs-hauses, sondern auch für seine Vasallen stellt Einigkeit das obersteGebot dar. Auch unter diesen darf es keinen Platz für Missgunst undRanküne geben. Dies ist die literarische Geburtsstunde der RoundTable:

Festzuhalten ist bei alledem, dass Waces Roman de Brut trotz aller Stil-isierung noch immer ausdrücklich ein Stück regionaler Historiographiedarstellt: Der archaische Recke Arthur mag zwar zu einem um 1155«zeitgemäßen» höfischen Monarchen avanciert sein, aber ein Brite ister allemal geblieben. Noch geht dem Artus-Mythos eine übernationaleAusstrahlungskraft ab.

Chrétien de Troyes und die Geburt des höfischen

Artusromans

Vom englischen Hofe Heinrichs II. und Aliénors führen viele Fäden aufdas Festland zurück. Für die literaturgeschichtliche Weiterentwicklungdes Artus-Mythos von besonderem Belang sind jene an den Grafenhofder Champagne, in den Marie, Aliénors Tochter aus erster Ehe, 1164

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Abbildung 9

Das Grabmal Aliénors und Hein-richs.

Abbaye de Fontevraud.

Abbildung 10

Miniatur aus einer Handschriftvon Waces Roman de Brut.

Pur les nobles baruns qu’il out,Dunt chescuns mieldre estre quidout,Chescuns se teneit al meillur,Ne nuls n’en saveit le peiur,Fist Artur la Roünde TableDunt Bretun dient mainte fable.Illuec seeient li vassalTuit chevalment e tuit egal;A la table egalment seeientE egalment servi esteient.Nul d’els ne poeit vanterQu’il seist plus halt de sun per,Tuit esteient assis meain,Ne n’i avait nul de forein.

Für die adligen Barone, die er hatte,von denen jeder der beste zu sein meinte,(jeder hielt sich für den besten, und keiner wusste,wer der geringste unter ihnen war)schuf Artus die Tafelrunde,von der die Briten viele Geschichten erzählen.Dort saßen seine Vasallenganz ritterlich und ganz gleichwertig;Bei Tisch saßen sie gleichberechtigt,und in gleicher Weise wurden sie bedient.Keiner von ihnen konnte sich rühmen,dass er den besseren Platz als ein anderer habe.Alle saßen im selben Kreis,und es gab keinen abseits gelegenen Platz.

Abbildung 11

«King Arthur’s Round Table»(ca. 1300).

Winchester, Town Hall.

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eingeheiratet hatte. Augenscheinlich teilte Marie de Champagne diekulturellen Vorlieben ihrer Mutter, so dass auch sie als Literaturmäzeningrößte Bedeutung erlangt hat. Etwa um 1170 schuf Chrétien de Troyeswohl in ihrem (oder sogar noch in Aliénors?) Auftrag das erste Werk,das man als eigentlichen Artus-Roman bezeichnen kann. Damit wareine neue literarische Gattung geschaffen, die noch viele Generationenlang eine außerordentliche Faszination auf das adlig-höfische Publikumausüben sollte.

Kennzeichnend für diesen neuen Romantypus sind bereits die Werkti-tel. Erec heißt der angesprochene Prototyp Chrétiens, dem er bis zuseinem Tode die weiteren Artusromane Cligès, Lancelot, Yvain undPerceval folgen lassen wird. In all diesen Fällen handelt es sich um dieNamen der ins Handlungszentrum gerückten Protagonisten. Sie sindes, deren Werdegang den Rezipienten als exemplarisch und vorbildhaftvor Augen geführt wird. Sie – und nicht Artus – fungieren nunmehr alsdie primären Sympathieträger und Identifikationsfiguren.

Natürlich bleibt aber auch bei Chrétien de Troyes die Figur des KönigsArtus weiterhin vorbildhaft. Wie schon bei Wace repräsentiert er denstrahlenden Mittelpunkt eines Hofes, an dem er die Besten der Bestenum sich versammelt hat. Die Doppelfunktion als Kriegsheld und König,die ihm der Roman de Brut noch attestiert hatte, ist bei Chrétien undseinen Nachfolgern jedoch bewusst preisgegeben worden. Die großenRuhmestaten, die Artus selbst vollbracht hat, stehen von nun an in denTexten nicht mehr im Vordergrund. Nicht dass sie ihm etwa abgespro-chen würden, aber sie haben sich in einer nicht näher thematisiertenVergangenheit zugetragen, über die der gereifte König mittlerweile hin-weg ist. Sie haben ihn zu dem unvergleichlichen Doyen werden lassen,den er jetzt perfekt verkörpert. Doch die aktuellen Heldentaten vollbrin-gen inzwischen jüngere, unverbrauchte Kräfte: die Ritter von der Run-den Tafel.

So sicher es ist, dass Chrétien die Werke von Wace und Geoffrey ofMonmouth als Inspirations- und Materialquellen benutzte, so sicher istauch, dass sich sein Gesamtkonzept von dem ihrigen markant unter-scheidet. Waren die britischen Verfasser von reichsgeschichtlich-natio-nalen Motiven und konkreter tagespolitischer Pragmatik geleitet, sodrängt Chrétien fast alles, was an die spezifisch britische Stoffherkunfterinnern könnte, in den Hintergrund. Natürlich gilt Artus weiterhin alsKönig der Briten, doch dies quasi nur noch «nominell». Für die Roman-handlung und ihre Interpretation ist dieser Umstand nebensächlichgeworden, und das Gleiche gilt auch, wenn gelegentlich britisch-breto-nische «Originalschauplätze» wie etwa Tintagel oder Nantes Erwäh-nung finden. Kaum haben die Helden solche «historischen» Lokalitätenverlassen, geraten sie auch schon in eine völlig surreal gezeichneteMärchenwelt voller Drachen, Riesen und Zwerge, in der alle herkömmli-chen geographischen Fixierungen schlicht jeden Sinnes entbehren.Schauplätze in der Bretagne können mit solchen in Cornwall wechseln,ohne dass auch nur ein Gedanke an die dabei eigentlich notwendigeSeeüberfahrt auftauchen würde. Und auch sonst begegnet den Heldender Tafelrunde Wundersames allenthalben, wenn sie etwa mitten imUrwald unvermittelt auf einen furchterregenden «Wilden Mann» odereine mit mysteriösen Zauberkräften ausgestattete Quelle stoßen. In die-ser märchenhaften Welt sind offenbar alle Naturgesetze der Zeit unddes Raumes außer Kraft gesetzt; stattdessen scheint jeder Gegen-stand, jedes Ereignis und jede Begegnung einen symbolhaften Wert,eine über sich selbst hinausweisende Zeichenfunktion, angenommenzu haben.

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Abbildung 12

Chrétien de Troyes, Anfangsverse des Yvain.

Artus, le boens rois de bretaingne,La cui proesce nos enseingne, Que nos soiens preu et cortois…

Artus, der gute König von Britan-nien, dessen Rittertugend uns lehrt, ritterlich und höfisch zu sein...

Abbildung 13

Artus, Ginover und Co. alsSchachfiguren.

Nicht nur in der Spielzeugindu-strie, sondern auch in der wissen-schaftlichen Literaturgeschichts-schreibung wurde Artus schon mitdem König des Schachs ver-glichen: Er genießt das Hauptau-genmerk, denn mit ihm steht undfällt das ganze Spiel – aber seineigener Aktionsradius ist äußerstbegrenzt.

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Diese systematische Ent-Historisierung durch Chrétien hat es erst mög-lich gemacht, dass sich Artus – und jetzt ebenso wichtig: die Ritter sei-ner Tafelrunde – von einem nationalen zu einem universal frei verfüg-baren Mythos weiterentwickeln konnte. Von diesem Zeitpunkt an – undbis zum heutigen Tag – werden die literarische Tradition und das kultur-geschichtliche Bewusstsein bezüglich dieses mittelalterlichen Mythos inKontinentaleuropa bzw. in Großbritannien fast gänzlich getrennte Wegegehen.

Für den durchschlagenden Erfolg, den Chrétiens neugeschaffenerRomantypus in Frankreich und bald danach auch in Deutschland ver-buchen konnte, war neben der Ent-Historisierung und der gegenüberWace nochmals forcierten Höfisierung des keltischen Sagenstoffs abernoch ein weiterer Faktor verantwortlich: die kunstbewusste literarischeFormgebung. Den Stoff, die für seine Romanvorhaben geeignete«Materie», brauchte er nicht von Grund auf neu zu erfinden – er mus-ste sie lediglich finden. Der Materie aber den ihr innewohnenden tiefe-ren «Sinn» abzugewinnen und diesen seinem Publikum transparent zumachen – dazu bedurfte es schon einer ausgeprägten künstlerischenStrategie und Gestaltungsgabe.

Im Prolog zu seinem Erec-Roman äußert sich Chrétien zu diesemPunkt wie folgt:

In dieser knappen Vorrede spricht Chrétien zum einen von irgendwel-chen nicht näher definierten Personen, «die mit Erzählen ihren Lebens-unterhalt verdienen wollen». Damit können nur professionelle Vortrags-künstler gemeint sein, höchst wahrscheinlich bretonische Spielleute,sogenannte conteurs, die sich anscheinend vorzugsweise durch Ver-mittlung der keltischen Artus-Sagen durchs Leben schlagen. Chrétienselbst meint, in solchen autodidaktischen und vergleichsweise ungebil-deten Kreisen sei der Erzählstoff schlecht aufgehoben. Denn in diesemschlummere ein weit größeres Potential, als es die «verstümmelten»,korrumpierten Präsentationen solch unberufener Pseudo-Künstlererkennen lassen. Er selbst, Chrétien, habe darum den bislang verkann-

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Abbildung 14

Tristan besiegt einen Drachen.

Schloss Runkelstein, Bozen: Terraverde-Malerei (ca. 1400).

Li vilains dit aus son respitQue tel chose a l’an despit,Qui mout vaut miauz que l’an ne cuide.Por ce fet bien, qui son estuide

5 Atorne a san, quel que il l’et;Car qui son estuide antrelet,Tost i puet tel chose teisir,Qui mout vandroit puis a pleisir.Por ce dit Crestiiens de Troies,

10 Que reisons est que totes voiesDoit chascuns panser et antandreA bien dire et a bien aprandre,Et tret d’un conte d’avantureUne mout bele conjointure,

15 Par qu’an puet prover et savoirQue cil ne fet mie savoir,Qui sa sciance n’abandoneTant con Deus la grace l’an done.D’Erec, le fil Lac, est li contes,

20 Que devant rois et devant contesDepecier et corronpre suelentCil qui de conter vivre vuelent.Des or comancerai l’estoireQui toz jorz mes iert an memoire

25 Tant con durra crestiantez;De ce s’est Crestiiens vantez.

Ein Sprichwort der einfachen Leute sagt, dass man manches verachtet, was mehr wert ist, als man denkt.Deshalb handelt der gut, der sein Bemühen um Verständnis zu einem guten Ende bringt, seinemVermögen gemäß. Denn wer in seinem Bemühen umVerständnis vorzeitig aufgibt, der kann etwas mitSchweigen übergehen, das sehr wohl noch hätteGefallen finden können. Deshalb sagt Chrétien deTroyes, dass jeder daran denke und darauf achte, gut zu reden und gut darzustellen, so holt er aus einer avanture-Geschichte eine sehr gute conjointure heraus, woraus zu beweisen und zu erkennen ist, dass der nicht klug handelt, der sein Wissen nicht weitergibt, solange Gott es ihm in seiner Gnade gewährt.Von Erec, dem Sohn Lacs, handelt diese Erzählung,die jene vor einem Publikum von Königen und Grafenzu verstümmeln und zu verderben pflegen, die mitErzählen ihren Lebensunterhalt verdienen wollen.Nun beginne ich diese Geschichte,die immerwährend im Gedächtnis bleiben wird,solange die Christenheit besteht.Dessen hat sich Chrétien gerühmt.

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ten Stoff nun endlich in die ihm gemäße bele conjointure gebracht.

Was Chrétien unter diesem Begriff der bele conjointure genau verstan-den hat, ist in der Forschung noch immer nicht ganz geklärt. Sicherscheint aber, dass er bei seinen inhaltlich orientierten Recherchenneben den Chronisten Geoffrey und Wace auch ausgiebig die reinmündlich tradierte bretonische «Folklore» mit einbezogen hat. DerenVertreter beurteilt der gebildete clerc (Kleriker) Chrétien zwar als Stüm-per. Aber – wie er selbst sagt – «manches, das man verachtet, ist mehrwert, als man denkt».

Sicher scheint ferner, dass er die von den conteurs mutmaßlich meistrecht zusammenhanglos erzählten Einzelepisoden über Artus und seineTafelritter systematisch gesammelt hat und in eine sinnvolle Ordnungzu bringen trachtete. Was ihm beispielsweise über Yvain oder über Per-ceval zu Ohren kam, versuchte er zu einem möglichst schlüssigenGesamtbild zusammenzufügen. Überschneidungen und gar Wider-sprüchlichkeiten galt es sorgfältig auszumerzen. Und das, was dann ankorrelierbaren «biographischen Daten» der potentiellen Romanheldenzusammenkam, sollte in jener bele conjointure Chrétiens endlich dieangemessene künstlerische Darstellung erfahren.

Die übliche Vermutung geht dahin, dass damit (von der angedeutetenkritischen Selektion der stofflichen Vorgaben abgesehen) insbesondereder sogenannte «Doppelte Kursus» oder die «Doppelwegstruktur» desArtusromans Chrétien’scher Prägung gemeint sein dürfte. Auf alle Fällehandelt es sich dabei um ein Merkmal, das sich bei allen seiner Werkeziemlich deutlich nachzeichnen lässt. In abstrakter Formulierung ist dar-unter folgendes zu verstehen:

Ein Tafelritter, meist ein junger und noch unbekannter «Novize», wird(aus variablem Anlass) zu einem Ausritt auf eigene Faust veranlasst,der zu seiner ersten «Aventiure» führt. Diese Bewährungsprobe bestehter glanzvoll und erwirbt sich damit nicht nur Ruhm, sondern zumeistauch die schönste und tugendsamste aller Frauen sowie außerdem dieHerrschaft über ein Königreich. Alle Beteiligten freuen sich über dieMaßen, am Artushof wird ausgiebig gefeiert.

Dann unterläuft dem Helden ein Fehltritt. Dieser kann, äußerlichbetrachtet, fast unscheinbar sein, aber er führt unweigerlich dazu, dassder Held in eine existenzielle Krise stürzt. Alles was er sich in schnel-lem Lauf erworben hatte, ist ebenso schnell auch schon wieder dahin.Der Held ist gefallen, ist rat- und vor allem ehrlos geworden. Und dasbedeutet in diesen Kreisen der Besten: Aus ihrer Sicht ist er gesell-schaftlich erledigt und damit eigentlich so gut wie tot.

Aber der Gefallene gibt dennoch nicht auf, und damit setzt der zweiteHandlungszyklus ein: Er wird sich seiner Verfehlung bewusst undbereut sie zutiefst – freilich ohne schon zu wissen, worin genau sieeigentlich besteht. Dies in Erfahrung zu bringen, gehört mit zur Aufgabedes nun folgenden zweiten Ausritts. Wieder begibt sich der Held aufAventiurefahrt. Aventiure bedeutet soviel wie: «das auf einen Zukom-mende», also das, was einen ereilt und nicht vorhersehbar ist. In wel-cher Weise eine solche Aventiure verlaufen wird, kann demnach keinerselbst bestimmen. Aber gemäß mittelalterlichem Verständnis kann esauch nicht der pure, blindwütende Zufall sein, der darüber entscheidet.Ob ausgesprochen oder nicht – letztlich muss sich der Held immerdemütig und vertrauensvoll der Gnade Gottes überantworten. Undwenn er sich ihrer würdig erweist, dann wird er sein Ziel schließlichauch erreichen.

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Der fatale Fehltritt des Helden.

Im Erec zum Beispiel besteht derfür die Artusromane generell typi-sche Fehltritt darin, dass derTitelheld sich «verliegt» (mhd.verliget): Mit der neuvermählten,wunderschönen Enite verfällt ereinem wahren Liebesrausch, sodass beide kaum noch dasSchlafgemach verlassen. Blindfür alles andere geworden, ver-nachlässigt Erec seine Herr-scherverantwortung sträflich; seinReich droht ins Chaos zu stür-zen. Dieses krasse Missverhält-nis von Pflicht und Neigung giltes im zweiten Romanteil ins Lotzu bringen.

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Sein Ziel, das ist «er selbst» bzw. die ihm von Gott in die Wiege geleg-te Vorbestimmung. Im zweiten, schwierigeren Aventiurezyklus wird erdazu finden. Er wird feststellen, dass er seine natürlichen (bzw. gott-gegebenen) Gaben – insbesondere die beispiellose Kampfestüchtigkeit– nicht für primitive eigennützige Anliegen einsetzen soll. Denn dies, dieegozentrische Haltung, lässt sich etwas vereinfacht als das Hauptman-ko benennen, welches jene Existenzkrise verschuldet hatte. Jetzt gehtes darum zu lernen, den Gemeinnutzen über den Eigennutzen zu stel-len, die schon zu Beginn bewiesenen individuellen Fähigkeiten in denSparten Kampf und Minne nun auch für die gesamte Hofgesellschaftfruchtbar zu machen.

Gemäß der von Chrétien geschaffenen Gattungskonzeption des höfi-schen Artusromans wird der Protagonist dieses Ziel (fast) ausnahmsloserreichen. Im Unterschied zu den oft tragischen Recken der germani-schen Heldenepik ist der Artusritter auf das gute Ende von vornhereinprogrammiert. Und bei diesem Happy End wird er sich eben dortwiederfinden, wo er – äußerlich gesehen – bereits einmal angelangtwar: bei jener Frau, auf jenem Königsthron, die ihm durch sein damali-ges Ungenügen wieder entglitten waren. Jetzt aber ist er wirklichsoweit, den von ihm verlangten Anforderungen zu genügen und diedamit verbundene Verantwortung auf sich nehmen zu können. Jetzt ister «sich selbst» geworden. – Aber damit, und das sollte nicht überse-hen werden, ist er zugleich nun auch kein Artusritter mehr. Die überviele mühselige Umwege endlich gefundene Bestimmung eines Erec,Yvain oder Perceval führt die Protagonisten notwendig über den HofKönig Artus’ hinaus in ihre je eigenen Verantwortungsbereiche. Darinunterscheiden sich die rein «weltlichen» Artusromane im übrigen auchnicht grundsätzlich von den stärker religiös überformten Aventiure-Erzählungen, welche die Suche nach dem geheimnisvollen Gral insZentrum rücken. Dies kann der weiter unten (S. 19) gebotene schema-tisierte Strukturvergleich zwischen dem Iwein Hartmanns von Aue – dergleich noch ausführlicher betrachtet werden soll – und dem ParzivalWolframs von Eschenbach exemplarisch veranschaulichen.

Mit dem skizzierten Strukturmodell des «doppelten Kursus» verliehChrétien dem Artusroman jene bele conjointure, an der sich im weiterenauch all seine Nachfolger und Nachahmer orientiert haben. Offenbarscheint ihnen – und ihren Rezipienten – diese spezifische Formgebungunmittelbar eingeleuchtet zu haben, und es wäre demnach weiter zufragen, weshalb dies so gewesen sein könnte.

Eine ansprechende Forschungsthese besagt, dass sich in der literari-schen Doppelstruktur offenbar eine Denkstruktur widerspiegele, die fürdie mittelalterliche Mentalität charakteristisch gewesen sei. Gemeint istdas Deutungsmodell der sogenannten «Typologie», welches ursprüng-lich von gelehrten Theologen entwickelt worden war.

Schon den Kirchenvätern hatte sich angesichts der Heiligen Schrift einernsthaftes Problem gestellt: Deren zwei Hauptteile galten ja beide alsunmittelbar von Gott offenbart; wie aber ließen sich die altjüdischenTexte des Alten Testaments in eine spezifisch christliche Deutung mitintegrieren?

Einen wichtigen Ansatzpunkt lieferte ihnen das Bekenntnis Christi in derBergpredigt: «Ich bin nicht gekommen, das Gesetz und die Prophetenaufzulösen, sondern zu erfüllen» (Mt 5,17). Dies wurde als allgemein-gültige Deutungsanleitung aufgefasst: Das mosaische Gesetz und dieProphezeiungen des Alten Testaments sind als Verheißungen desnachmals in Christus erfüllten Heils zu verstehen. Und das gilt für alle

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Abbildung 15

Typologie als Darstellungsprin-zip in den «Bibles moralisées».

Die in der oberen Bildhälfte darge-stellte Episode aus dem AltenTestament (2 Könige 20,1–11)berichtet, wie der erkrankte KönigHiskia erst dann an die ihm vonJahwe verheißene Genesungglaubt, als dieser zum Zeichen sei-ner Allmacht die Sonne eine Zeit-lang rückwärts wandern lässt.

Diese Begebenheit wird als typolo-gische Vorausdeutung auf die dar-unter wiedergegebene Episodevom ungläubigen Thomas ausdem Neuen Testament bezogen.

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dort beschriebenen Figuren und Geschehnisse. So weist zum BeispielAdam, der Ahnvater des menschlichen Lebens, auf Christus voraus,der uns das ewige Leben wiedergebracht hat. Oder: Der unschuldigvon Jahwe zum Tode bestimmte Isaak trägt selber das für seine Brand-opferung bestimmte Holz zur Opferstätte; genauso wird später derunschuldige Christus sein Kreuz nach Golgatha tragen... Verheißungund Erfüllung.

In der Folge wurde dieses exegetische Modell auf weitere Bereicheausgedehnt, denn es stellte sich die Frage: Wenn Gott schon dieBücher seines Wortes in diesem Sinne «typologisch» strukturiert hatte,müsste dies dann folgerichtig nicht auch für seine weiteren Äußerungs-formen, namentlich für das göttliche Schöpfungswerk gelten?

Aus diesem Gedanken heraus wurde daher auch die Schöpfung alseine Art göttliche «Schrift», als «Buch der Natur» interpretiert, in derjedes Ding und jedes Geschehnis zeichenhaft über sich selbst hinaus-weist. Und dafür, dass dieses Deutungsmuster nicht auf die exklusivenKreise gelehrter Theologen beschränkt blieb, waren während Jahrhun-derten insbesondere die Volksprediger und Katecheten besorgt.

In dieser Weise hat sich anscheinend das typologische Modell mehrund mehr zu einem allgemeinen Denkmuster entwickelt, und so ist esnur konsequent, wenn es schließlich auch in weltliche Dichtungen Ein-gang gefunden hat. Die Autoren übernahmen damit quasi die «Arbeits-methode» Gottes, des deus artifex, dessen Ordnungsprinzipien sie mitihren Werken nacheifern wollten. Und eben dafür böte nun auch der fürdie höfischen Romane seit Chrétien charakteristische Doppelte Kursusein illustratives Beispiel: Auch er gliedert den Werdegang und dieSelbstfindung des Helden in die besagten Etappen von Verheißung(rasch erworbenem Scheinglück) und Erfüllung (mühsam erarbeitetemwahrem und dauerhaftem Glück).

Am Beispiel Hartmanns von Aue, der den höfischen Artusroman à laChrétien als erster in die deutsche Sprache eingeführt hat, soll diesesStrukturmodell weiter veranschaulicht und konkretisiert werden.

Hartmann von Aue

Wesentlich mehr, als diesen kargen Prologzeilen aus dem Iwein-Roman zu entnehmen ist, lässt sich über die historische Person Hart-manns von Aue leider nicht sicher beibringen: Er war demnach ein Rit-ter, und zwar befand er sich im Range eines Dienstmanns oder Ministe-rialen, wie er an anderer Stelle – im Vorwort zu seiner Erzählung Derarme Heinrich – präzisiert. Als Ministerialer stand er im Abhängigkeits-verhältnis zu einem hochadligen Dienstherrn, für den er etwa als Ver-waltungsbeamter und, wenn es die Lage erforderte, wohl auch als berit-tener Krieger tätig gewesen sein könnte. Seinen schriftstellerischen

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Abbildung 16

Gott als Deus artifex.

Französische «Bible moralisée»(ca. 1250).

Ein rîter, der gelêret wasunde ez an den buochen las,swenner sîne stundeniht baz bewenden kunde,

25 daz er ouch tihtennes pflac(daz man gerne hœren mac,dâ kêrt er sînen vlîz an:er was genant Hartmanund was ein Ouwære),

30 der tihte diz mære.

Ein Ritter, der gebildet war und aus Büchern schöpfte (wenn er seine Zeit nicht besser verwenden konnte, pflegte er auch zu dichten), der bemühte sich um das, was man gern hören mag: er hieß Hartmann und war von Aue, er hat diese Geschichte gedichtet.

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Arbeiten hat er sich, nach eigenem Bekunden, jedenfalls nur dann wid-men können, wenn keine wichtigeren Pflichten anstanden.

Nicht wenig scheint Hartmann sich auf seine gehobene Bildung zugutezu halten. Er war gelêret, er hatte die Kunst des Lesens gelernt, unddies müsste dann ohne Zweifel zunächst in lateinischer Sprachegeschehen sein. Auch das Französische beherrschte er offensichtlichgut genug, um zwei großepische Werke Chrétiens de Troyes praktischohne nachweisliche Verständnisfehler ins Deutsche übertragen zu kön-nen. Denkbar wäre etwa, dass er an einer Dom- oder Klosterschule inden sogenannten sieben Freien Künsten unterrichtet worden war.

Wo diese Schule gestanden haben könnte, wissen wir nicht. Aufgrundder sprachlichen Analyse von Hartmanns Werken lässt sich nichtsGenaueres feststellen, als dass ihr Verfasser dem oberdeutsch-aleman-nischen Raum angehört haben muss. Nach einer in diesem Raum,innerhalb des alten Herzogtums Schwaben gelegenen Örtlichkeit«Aue» wäre also zu suchen. Doch davon gibt es (oder gab es zu Hart-manns Zeiten) gleich mehrere, die theoretisch in Betracht kämen. AnEglisau am Rhein, das früher zu den Favoriten der Forschung gezählthatte, denkt heute kaum noch jemand. Eher käme vielleicht ein Aue beiFreiburg im Breisgau in Frage, zumal wenn man anehmen möchte,dass Hartmanns Dienstherren und Auftraggeber unter den letzten Herz-ögen von Zähringen zu suchen seien. Aber auch dies wird sich wahr-scheinlich nie zweifelsfrei nachweisen lassen, und so müssen wir unswohl oder übel mit dem wenigen bescheiden, das Hartmann selber fürmitteilenswert gehalten hatte.

Fest steht auf alle Fälle, dass uns die «Mußestunden» des «gelehrtenRitters» Hartmann von Aue neben manchen weiteren literarischen Wer-ken zwei der bedeutendsten deutschen Artusromane beschert haben.Zunächst schuf er (um 1180/85) den Erec, mit dem er die neue Litera-turgattung erstmals in den deutschen Sprachraum eingeführt hat, sowierund zwanzig Jahre später den Iwein. Letzterer gilt mit gutem Grund alsder reinste und «klassischste» aller deutschen Artusromane und solldaher im Folgenden ausführlicher vorgestellt werden.

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Abbildung 17

Hartmann von Aue in derWeingartner Liederhandschrift(ca. 1315/20).

Gottfried von Straßburg, Tristan

In einem literaturkritischenExkurs seines ca. 1210 entstan-denen Romans feiert Gottfriedseinen Vorläufer Hartmann alsden größten lebenden Dichterdeutscher Sprache:

«Hartmann von Aue, ach wie derdie Geschichte von innen undvon außen mit Worten undBedeutung schön macht! Wie ermit seiner Erzählung den Sinnder Überlieferung trifft! Wie hellund rein seine kristallklaren Wör-ter sind und auch für immer blei-ben mögen! Sie nähern sich demHörer mit Zurückhaltung, sieschmiegen sich ihm an undmachen sich dem edel Gesinn-ten angenehm. Jeder, der einegute Erzählung gut und richtigversteht, der muss Hartmann sei-nen Kranz und seinen Lorbeerlassen.»

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Iwein und Laudine

VORGESCHICHTE: Während des großen Pfingstfestes am Artushofberichtet Ritter Kalogrenant seinen Freunden von einem zehn Jahrezurückliegenden Misserfolg: Wie es unter ihresgleichen üblich ist, warer damals alleine auf Aventiuresuche ausgeritten. Mitten im Wald sei ereinem fürchterlichen Monster begegnet, das sich dann aber zumindesthalbwegs als Mensch entpuppt habe, als «Wilder Mann», der noch nievon Rittern und von Aventiure vernommen hatte. Auf KalogrenantsErklärungen hin habe er – der sich als überraschend friedfertig erwies –nur verständnislos den Kopf geschüttelt. Er konnte nicht begreifen, wieman sich freiwillig solchen Gefahren aussetzen könne, nur um damit«Ehre» zu erlangen. Schließlich habe ihn der «Wilde Mann» aberschulterzuckend zu einer Zauberquelle gewiesen. Wenn er von derenWasser verschütte, werde ihm gewiss eine unvergessliche «Aventiure»widerfahren. – Kaum hatte Kalogrenant dies getan, brach ein fürchterli-ches Ungewitter mit Donner, Blitz und Hagelschlag aus, so dass erglaubte sterben zu müssen. Und als es sich dann wieder legte, kam eingewaltiger Ritter dahergeprescht, der erzürnte Beschützer der Quelle.Gegen diesen sei er im Zweikampf chancenlos gewesen und schmäh-lich vom Pferd gestochen worden.

ERSTER HAUPTZYKLUS: Iwein, ein Cousin Kalogrenants, beschließtspontan, die gleiche Aventiure erfolgreicher nachzuvollziehen und dieSchmach seines Verwandten damit zu rächen. Vor allem aber will er,der noch zu den jungen und nicht ganz arrivierten Tafelrittern zählt, aufdiese Weise sein Ansehen festigen.

Tatsächlich findet Iwein alles noch immer so vor wie von Kalogrenantgeschildert. Im Unterschied zu diesem gelingt es Iwein aber, den Herrndes Reichs mit der Zauberquelle, Askalon, zu besiegen. Tödlich ver-wundet versucht dieser in seine Burg zu fliehen, was beinahe gelingt.Auf der Zugbrücke kann ihm Iwein aber gerade noch den finalenStreich versetzen. Dann rasseln vor und direkt hinter ihm schwere Fall-gitter nieder – eines davon schlägt buchstäblich sein Reitpferd in zweiTeile –, so dass er gefangen ist. Lunete, die Zofe der Königin Laudine,tritt auf und hilft ihm mit einem Zauberring (sie revanchiert sich damitfür eine ihr früher von Iwein erwiesene Ehrung). Der Zauberring machtIwein unsichtbar, so dass Askalons Wächter ihn nicht fassen können.

Nun erblickt Iwein durch ein Fenster die trauernde Laudine, undsogleich fällt er in unbändige Liebessehnsucht nach ihr. Erneut kommtihm Lunete zu Hilfe. Wortgewandt überzeugt sie Laudine davon, dasseben derjenige, der den tüchtigen Askalon zu besiegen vermochte,dessen bestmöglicher Nachfolger sein müsse. So erklärt sich dennLaudine, die dringend einen neuen Beschützer der Zauberquellebraucht, zur Ehe mit Iwein bereit.

Rechtzeitig zum Hochzeitsfest erscheint der Artushof, der die Harmoniedieser neugegründeten Welt freilich alsbald in Frage stellt: Gaweinerinnert seinen Freund an ihr bisheriges hochgemutes Ritterleben, anTurnier- und Abenteuerfahrten, und er hält ihm das abschreckende Bei-spiel von Erecs verligen vor Augen. Laudine lässt Iwein schweren Her-zens nochmals ziehen unter der vertraglichen Bedingung, dass er spä-testens nach einem Jahr zurückkehre, um seine Beschützerpflichtenwahrzunehmen.

KRISE UND STURZ: Ein Jahr später, am festlich versammelten Artus-hof, verfällt Iwein in tiefes Sinnen und Sehnen: er hat den Termin ver-passt. Und schon erscheint auch Lunete als Botin Laudines und ver-

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Die Symbolik der Zauberquelle

Die märchenhafte Quelle mar-kiert zum einen den Eingangs-bereich in die dahinter lokalisier-te Landesherrschaft, mit der siezugleich aber auch symbolischidentifiziert werden soll. Wer dieQuelle unbefugt antastet, löstdamit ein Gewitter aus, welchesdie Ruhe und Ordnung – Friedenund Recht – im ganzen Reichaus den Angeln hebt. Jedegegen die Quelle gerichteteAggression erweist sich somitals gravierender Landfriedens-bruch. Darum ist es so wichtig,dass sie aufs Gewissenhaftestebeschützt wird.

Abbildung 18

Iweins Zweikampf mit Askalon.(Wandmalerei, um 1220).

Abbildung 19

Lunete gibt Iwein den unsicht-bar machenden Zauberring.

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flucht ihn in deren Namen als treulosen, vertragsbrüchigen Verräter.Schwermütig stiehlt sich Iwein vom Artushof davon und setzt sich ein-sam in die finstere Waldeswildnis ab. Dort verfällt er vollends demWahnsinn und degeneriert zu einem «Wilden Mann», bis drei Frauenunter Führung der Dame von Narison ihn zufällig finden und mit einerZaubersalbe von seinen schlimmsten Symptomen befreien. Iweinerwacht aus seinem Delirium, weiß nun aber überhaupt nicht mehr, werer eigentlich ist. Seine vagen Erinnerungen an das vormalige Ritter-dasein hält er für einen irreführenden Traum. Er steht am Nullpunkt –aber immerhin ist er wieder soweit bei Sinnen, dass er die Suche nachsich selbst in Angriff nehmen kann. Denn erst wenn Iwein zu sich selbstgefunden hat, wird er auch wieder zu Laudine zurückfinden. Der Null-punkt ist zugleich die neue Ausgangsbasis.

ZWEITER HAUPTZYKLUS: Nun folgt eine ganze Kette von Bewäh-rungsproben, in welcher der «neue Iwein» sukzessive heranreift unddie auch die Rezipienten – das zuhörende Publikum damals ebensowie die Leserschaft heute – immer deutlicher erkennen lässt, worin derbisherige Makel des Helden bestanden hatte.

Als die Dame von Narison dem heruntergekommenen «Wilden Mann»hilfreich beistand, hatte sie dies nicht ganz ohne Hintergedanken getan.Schon seit langem nämlich hatte ihr – als einer unverheirateten Lan-desherrin – der zudringliche Graf Aliers den Hof gemacht, und da sieihn verschmähte, versuchte er nun, ihr die Herrschaft mit Waffengewaltzu entreißen. In dieser bedrängten Situation – so ihre Überlegung –könnte ein zu alter Stärke genesener Ritter Iwein ihr zweifelsohne vonunschätzbarem Nutzen sein. Und so kommt es denn auch wirklich:Iwein stellt sich an die Spitze des Verteidigerheers, und unter seinerFührung werden die Truppen Aliers’ in die Flucht geschlagen. AuchAliers selber versucht in eine seiner Burgen zu entkommen.

Die nun folgenden Szenen sind besonders aufschlussreich: Iwein jagtdem Fliehenden nach und holt ihn – wie einst den Quellenherrn Aska-lon – auf der Zugbrücke gerade noch ein. Diesmal aber schont er dasLeben des Gegners, den er stattdessen dazu bewegt, sich mit derDame von Narison auszusöhnen und den ihr zugefügten Schaden zuersetzen.

Der Frieden im Lande ist glücklich wiederhergestellt, und alle Bewohner– nicht zuletzt die Dame von Narison selber – würden sich Iwein vonHerzen gerne zu ihrem neuen Herrn bzw. Gemahl wünschen. Doch die-ser muss weiter seines einsamen Weges ziehen und – obschon esdazu zu spät scheint – an der bedingungslosen Treue zu Laudine fest-halten. Immerhin hat er nun demonstriert, dass er die Beschützerpflich-ten eines Landesherrn sehr wohl wahrzunehmen imstande wäre.Außerdem muss ihm nun endgültig aufgegangen sein, welch akuterGefährdung alleinstehende Herrscherinnen ausgesetzt sind und wieverantwortungslos er damals Laudine sich selbst überlassen hatte.

Die nächste Aventiure ist so märchenhaft wie symbolträchtig. Im Waldstößt Iwein auf einen Drachen und einen Löwen, die auf Leben und Todmiteinander kämpfen. Der entkräftete Löwe steht kurz vor dem Ende,als Iwein ihm entschlossen zu Hilfe eilt und den Drachen erschlägt. DerLöwe erweist sich daraufhin als ebenso dankbar wie anhänglich undwird fortan nicht mehr von der Seite des Helden weichen. Er wird – alsSinnbild der Treue und Gerechtigkeit – gewissermaßen zu dessenWappentier.

Immer deutlicher zeichnet sich nun ab, dass Iwein eben dies zu seinem

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Abbildung 20

Die Ehrung des Turniersiegers.

Ähnlich wie es sich der mittelalter-liche Buchmaler zum Minnesän-ger Herzog Heinrich von Breslauvorgestellt hat, wäre auch IweinsTurnierseligkeit zu denken. Somanchen Siegeskranz müsste eraus der Hand einer schönenAdelsdame empfangen haben.

Abbildung 21

Die Belagerung einer mittelalterlichen Burg.

Die kriegstechnischen Vorgängebei Iweins Verteidigung der Damevon Narison gegen den zudring-lichen Grafen Aliers könnte dieseAbbildung verdeutlichen.

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obersten Leitsatz zu machen hat: sich für Recht und Gerechtigkeit ein-zusetzen und dabei immer die Treue zu Laudine und zu sich selbst zuwahren.

Und schon ruft die nächste Probe: Iwein stößt auf die in einer Waldka-pelle eingeschlossene Lunete, wo sie auf Laudines Befehl gefangengehalten wird. Es soll ihr nächstens der Prozess als Verräterin gemachtwerden, weil sie Laudine zur Ehe mit dem unwürdigen Iwein geratenhatte. Iwein macht sich bitterste Vorwürfe und verspricht Lunete, ihr alsGerichtskämpfer beizustehen. Der Termin ist auf sechs Wochen späterfestgesetzt.

Dies war übrigens für lange Zeit das letzte Mal, dass Iwein sich einemMenschen offen zu erkennen gegeben hat. Fortan wird er sich ganzunter seiner Rüstung verborgen halten und strikte Anonymität wahren.Außer Lunete kennt ihn jetzt jedermann nur noch als den «Ritter mitdem Löwen». Iwein hat seinen Namen, seine alte und verfehlte Identitätabgelegt und distanziert sich von ihr. Auch deutet sich damit an, dasser von nun an einzig um der gerechten Sache willen kämpfen wird undnicht, um damit seine persönliche, mit dem Namen Iwein verknüpfteEhre zu fördern. – Auch dies war ein entscheidender Makel des «alten»Iwein gewesen und hatte auf seinen Sieg über den Quellenherrn einenSchatten geworfen: In ganz unritterlicher Art hatte er damals den schonschwer verletzten Askalon nur deshalb getötet, weil er fürchtete, dassihm ansonsten niemand seinen Erfolg glauben und er statt großerEhren vielmehr Spott und Beschämung – namentlich seitens des notori-schen Lästermauls Keiî – ernten würde. Diesen höchst fragwürdigenEhrbegriff hat der «Ritter mit dem Löwen» nun dezidiert und endgültigvon sich gewiesen.

Damit sollte das Prinzip dieser Bewährungs- und Sühneaventiuren hof-fentlich hinreichend deutlich geworden sein, und so können die rest-lichen Stationen etwas summarischer besprochen werden:

In sechs Wochen also steht der Gerichtskampf für Lunete an, dasheißt, es gibt – wie seinerzeit bei Laudine – einen verbindlichen Termin,der unter allen Umständen eingehalten werden muss. Und ebenso wiedamals stellen sich Umstände ein, die dies beträchtlich erschweren.Denn vorher noch gilt es einem Burgherrn beizustehen, der sich mitseiner Familie – und insbesondere einer liebreizenden Tochter – in derGewalt des schrecklichen Riesen Harpin befindet. Der «Ritter mit demLöwen» will den gefahrvollen Zweikampf wagen, doch Harpin lässt undlässt und lässt auf sich warten. Die Zeit wird bedrohlich knapp, aberdann geht zum Glück – oder mit Gottes Hilfe – doch noch alles gut aus:Mit gemeinsamen Kräften besiegen der Ritter und sein Löwe den gräu-lichen Riesen. Zum Dank bietet die Tochter des Burgherrn ihre Handan, aber natürlich bleibt der «Ritter mit dem Löwen» auch diesmalstandhaft. Er muss sich nun wirklich beeilen und erscheint erst im letz-ten Augenblick, um im siegreichen Gerichtskampf Lunetes Unschuld zubeweisen.

Auch bei den jetzt noch verbleibenden Bewährungsproben steht einRechtsfall im Zentrum. Es geht um einen Erbschaftsstreit zwischenzwei Schwestern, den Gräfinnen zum Schwarzen Dorn. Die ältere vonihnen versucht der jüngeren mutwillig das rechtmäßige Erbe vorzuent-halten. Dagegen hat letztere Klage bei König Artus erhoben, und wie-der muss ein Gerichtskampf den Fall entscheiden. Bereits hat Gaweinder älteren – eindeutig im Unrecht stehenden! – Schwester seine Hilfezugesagt. Der einzige, der gegen ihn bestehen könnte, ist der «Rittermit dem Löwen». Auf ihn setzt die Klägerin ihre letzte Hoffnung, und er

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Abbildung 22

Der König der Tiere.

Darstellung eines mittelalterlichenBestiariums (ca. 1500).

Abbildung 23

Ein Schwertkampf auf Biegenund Brechen.

Auch Iwein und Gawein, diebesten der Artusritter, kamen beiihrem Gerichtskampf nur knappmit dem Leben davon.

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verspricht, für ihre gerechte Sache einzustehen.

Nach dem schon gesehenen Muster kommt es nun wieder zu einerVerzögerung durch einen Riesenkampf. Diesmal sind es gleich zweisolcher Monster, die nicht weniger als 300 Frauen in ihre Gewaltgebracht haben. Erneut unter Zeitdruck stehend, bewältigt der «Rittermit dem Löwen» aber auch diese schwierige Herausforderung glor-reich, und erneut trifft er gerade noch rechtzeitig zum Gerichtsterminein. Gegen den besten aller Tafelritter, Gawein, kommt es zu einemnoch nie dagewesenen taglangen Kampf auf Biegen und Brechen. Die-ser steht immer noch unentschieden, als die beiden Freunde einanderendlich erkennen (und Iwein sich nun erstmals wieder mit seinemNamen nennt). Das Gerichtsurteil muss auf anderem Wege gefundenwerden, zumal Gawein – endlich, muss man sagen – zur Einsichtgelangt, die rechtlich falsche Seite vertreten zu haben. In dieser Situa-tion bekommt nun auch König Artus die Gelegenheit, für einmal selberaktiv zu werden und seine ganze Autorität auszuspielen. Geschicktbringt er die ältere Gräfin dazu, ihr Unrecht einzugestehen und mit ihrerSchwester Frieden zu schließen –, ganz ähnlich wie Iwein dies zuvormit dem Grafen Aliers gelungen war. Der Artushof hat wieder einmalallen Grund zu feiern, und dies umso mehr, da sich der vermeintlichfremde Gerichtskämpfer nun allen als der längst totgeglaubte alteFreund Iwein zu erkennen gibt. Jetzt kann Iwein wieder zu seinemNamen und zu seiner Vergangenheit stehen –, gerade weil er sie über-wunden hat, gerade weil er nicht mehr der alte ist.

Wenn man nun nochmals kurz zurückblickt, so zeigt sich, dass bei denBefreiungsaktionen zu Gunsten der Dame von Narison und Lunetes fürIwein noch durchaus persönliche Beweggründe mitgespielt hatten. Imersten Fall war dies seine Dankbarkeit, im zweiten sein Schuldbewusst-sein. Auch zu der zwischendurch geretteten Familie des Burgherrnhatte noch eine gewisse persönliche Beziehung bestanden, handelte essich bei dessen Gattin doch um die Schwester des IntimfreundesGawein. Bei den im weiteren noch geleisteten Hilfsaktionen des «Rit-ters mit dem Löwen» ging dieser Aspekt dann jedoch vollends verlo-ren. Dies ist sicher kein Zufall und muss wohl im Sinne einer steigern-den Motivvariation verstanden werden. Und die dahinter stehende Bot-schaft kann eigentlich nur lauten: Für seine Angehörigen und Freundeeinzutreten, Gutes mit Gutem zu vergelten und für eigene Fehler gera-dezustehen, ist allemal lobenswert. Der wahre Kämpfer für Frieden undGerechtigkeit aber setzt sich jederzeit und bedingungslos, uneigennüt-zig und ohne Ansehen der Person überall dort ein, wo schuldlosBedrängte seiner Hilfe bedürfen. Hierin manifestiert sich erst seinewahrhaft «ritterliche» Gesinnung.

Auf diese für einen christlichen Ritter höchstmögliche Stufe ist Iweinnun emporgeklommen und hat sich darin selbst dem MusterritterGawein – der ihn seinerzeit ja auch dazu verführt hatte, Laudine wegenleichtlebiger Turnierfahrten wieder zu verlassen – als klar überlegenerwiesen. In der heiter-unbeschwerten Runde des Artushofes kann sei-nes Bleibens jedenfalls nicht länger sein. Noch immer ist er nicht amZiel angelangt, und zum wahren Glück fehlt ihm noch immer das allesEntscheidende: die Vergebung Laudines und die Aussöhnung mit ihr,der Platz an ihrer Seite als Beschützer der geheimnisvollen Zauber-quelle.

Laudine aber hat sich geschworen, den treulosen Verräter Iwein zeitle-bens zu hassen; zu tief sitzt ihre Enttäuschung. Ein weiteres und letz-tes Mal muss Lunete vermittelnd einspringen: Sie empfiehlt ihrer Herrin,

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Abbildung 24

Der Kniefall eines Ritters vorseiner Herrin.

Laut Hartmanns Beschreibunggewann der «Ritter mit demLöwen» in dieser typischenDemutspose endlich die Huld Laudines zurück.

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sich um den «Ritter mit dem Löwen» als neuen Quellenbeschützer zubemühen. Und dazu lässt Laudine sich auch gerne überreden, hat dochjener inkognito agierende Vorkämpfer für Recht und Gerechtigkeit,jener Beschützer der Schwachen und Benachteiligten, der Witwen undWaisen, schon längst ihr Interesse und ihre wachsende Bewunderunggeweckt. Und für ihn hatte Laudine unvermerkt eben jene zwischen-menschlichen, ja minniglichen Gefühle entwickelt, die sie seinerzeit fürIwein nicht aufzubringen vermocht hatte. Damals hatte sie den Mörderihres Gatten aus rein rationalen, pragmatischen Erwägungen herausgeheiratet und in ihm vor allem den zweckdefinierten Vollzugsbeamtenerblickt. Die verantwortungsbewusste Regentin brauchte dringendeinen Beschützer, keinen Geliebten (während umgekehrt Iwein in ihrnur die begehrenswerte Frau, nicht die ihrer Herrschaft verpflichteteKönigin zu sehen vermochte). Jetzt aber ist Laudine so weit, im «Rittermit dem Löwen» und – nach Enthüllung seiner Identität – im gereiftenund geläuterten, neuen und einzig wahren Iwein zugleich auch einenihrer Zuneigung, ihrer Huld und Minne würdigen Partner auf gleicherEbene anzuerkennen. Beide sind den entscheidenden Schritt aufeinan-der zugegangen.

Und somit kann denn endlich jenes zwar ungeschriebene, aber nichts-destotrotz unumstößliche Gesetz der höfischen Erzählkunst zum Tra-gen kommen, wonach die schönste und tugendsamste aller Edeldamensich mit dem stärksten und ebenso tugendsamsten aller ritterlicher Hel-den zum unübertrefflich glanzvollen Herrscherpaar zusammenschließt.Beide haben sich selbst und damit zugleich einander gefunden, beidehaben sich selbst und zugleich einander erlöst. Und als ideales Herr-scherpaar werden beide wiederum zu «Heilbringern» und «Erlösern»der ihrem Schutz anbefohlenen Herrschaft, ihrer Untertanen von denFürsten bis hinab zu den Bauern und Bettlern.

So also trug es sich zu in den lang verflossenen goldenen Tagen desKönigs Artus, und so sollte es sich gemäß den utopischen Hoffnungeneines Hartmann von Aue in einer neuerlich goldenen Zukunft dereinstwieder einstellen. Und wer weiß, vielleicht lebt König Artus ja trotz allerSkepsis tatsächlich noch hiute, womöglich unerkannt mitten unteruns...?

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Abbildung 25

Mittelalterliches Prunkfest (ca.1415).

Ähnlich glanzvoll dürfte man sichIweins Versöhnung und Wieder-vermählung mit Laudine auszuma-len haben.

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Aventiureweg und Gralssuche im Vergleich

Vereinfachtes Strukturschema zum Iwein Hartmanns von Aue:

Am Beispiel Iweins zeigt sich der für Artusromane typische Karriereverlauf desProtagonisten. Die Tafelrunde mit ihrer unbeschwerten Ritterseligkeit ist Aus-gangspunkt und nochmalige Durchgangsstation, jedoch nicht das anzustreben-de Ziel. Auch der nach der extremen Lebenskrise in Angriff zu nehmendeAventiureweg ist – wie der Name schon sagt – der Weg des Helden, nicht seinZiel. Das Ziel liegt vielmehr im Erkennen der eigenen Bestimmung: Im FalleIweins ist dies die Liebespartnerschaft mit Laudine und die Verantwortung fürFrieden und Gerechtigkeit in dem ihnen anbefohlenen Herrschaftsbereich. Andiesem vorbestimmten Ziel angelangt, verliert die arturische Lebensform«Aventiurefahrt» für den Helden jeglichen Wert.

Vereinfachtes Strukturschema zum

Parzival Wolframs von Eschenbach:

Die Laufbahn des Gralssuchers Parzival ist jener Iweins strukturell durchausvergleichbar. Auch er erwirbt sich durch sein ritterliches Eingreifen die Handeiner alleinstehenden Königin. Im Unterschied zu Iwein ist es aber nicht derenReich Brôbarz, zu dessen Herrscher er ausersehen ist, sondern das geheim-nisvolle Gralsreich. Auch Parzivals Âventiureweg führt ihn an den Ort seinereigenen Bestimmung, und es trifft sich vorzüglich, dass dieselbe Bestimmungauch seiner geliebten Gattin Condwirâmûrs von Gott in die Wiege gelegt wor-den war. Im Artus- wie im Gralsroman beschreibt die Âventiurefahrt, die Que-ste, die Suche des Helden nach sich selbst, nach der «eigenen» Identität unddem «richtigen» Platz in dieser Welt.

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ARTUSHOF I Ither

BRÔBARZ Condwirâmurs,

Rettung und Heirat

GRALSREICH I Frageversäumnis

WILDNIS Gottesferne; Trevrizent

GRALSREICH II Erbarmensfrage;

Gralskönigtum mit Condwirâmurs

SOLTANE Herzeloyde

ARTUSHOF II Aufnahme in die Tafelrunde und

Verstoßung durch die Gralsbotin

ARTUSHOF I Kalogrenant

LAUDINEREICH I Sieg über Askalon; Heirat mit Laudine

ARTUSHOF II Turnierseligkeit;

Terminversäumnis und Verstoßung

durch Laudines Botin

WILDNIS Wahnsinn;

Dame von Narison

LAUDINEREICH II Versöhnung und

Königtum mit Laudine

NORWEGEN

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Die Hauptquellen, chronologischer Katalog

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Abbildungsverzeichnis

1. Hartmann von Aue im Codex Manesse.

Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 848, f. 184v.

2. Die Invasion Brittanniens durch die Angeln, Sachsen und Jüten (ab ca. 450).

aus: dtv-Atlas zur Weltgeschichte 1, S. 128.

3. «Hic iacet Arturus, rex quondam rexque futurus…»

http://www.dekarski.net/carleen/pivot/entry.php?id=68

4. Bildteppich von Bayeux.

http://wapedia.mobi/fr/Image:Bayeux_Tapestry_WillelmDux.jpg.

5. «King Arthur’s Castle».

http://mentalfloss.com/blogs/archives/5864

6. King Arthur, fast Weltenherrscher.

Handschrift der Historia regum Brittanniae. London, British Library, Cod. Roy. 20 A II, f. 4r.

7. Die drei besten Christenkönige.

Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Cod. 6599, f. 12r.

8. Der Machtbereich Heinrichs II. ab 1154.

http://xenophongroup.com/montjoie/angvn-e5.jpg

9. Abbaye Fontevraud: Grabmal von Aliénor und Heinrich II.

http://www.herodote.net/Dossier/tombes_celebres.htm

10. Wace: «Roman de Brut».

London, British Library, Ms. Edgerton 3028, f. 25r.

11. Winchester, Town Hall: «Arthur’s Round Table».

http://www-personal.umich.edu/~merrie/Arthur/knights.html

12. Chrétien de Troyes, Anfangsverse des «Yvain».

Paris, Bibliothèque Nationale de France, Ms. Fr. 794, f. 1r.

13. Artus, Ginover und Co. als Schachfiguren.

Schachcomputer von Excalibur Electronics, Modell „King Arthur Electronic Chess 915“. http://www.hydeparkchess.com/excalibur/KArthur_1.htm

14. Tristan besiegt einen Drachen.

Bozen, Schloss Runkelstein: Terraverde-Wandmalerei (ca. 1400).

15. Typologie als Darstellungsprinzip in den «Bibles moralisées».

Französische Bible moralisée (ca. 1235–40). Oxford, Bodleian Library, Ms. Bodl. 270b, f. 183v.

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1. Gott als Deus artifex.

Französische Bible moralisée (ca. 1250). Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Cod. 2554, f. 2r.

2. Hartmann von Aue in der Weingartner Liederhandschrift (ca. 1315/20).

Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. HB XIII, poetae germanici 1, p. 33.

3. Iweins Zweikampf mit Askalon.

Schloss Rodenegg, Südtirol (Wandmalerei, ca. 1220).

4. Lunete gibt Iwein den unsichtbar machenden Zauberring.

Schloss Rodenegg, Südtirol (Wandmalerei, ca. 1220).

5. Die Ehrung des Turniersiegers.

Codex Manesse, Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 848, f. 11v.

6. Die Belagerung einer mittelalterlichen Burg.

Codex Manesse, Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 848, f. 229v.

7. Der König der Tiere in der Darstellung eines mittelalterlichen Bestiariums (ca. 1500).

Den Haag, Museum Meermanno-Westreenianum, Cod. 10 B 25, f. 1r.

8. Ein Schwertkampf auf Biegen und Brechen.

Codex Manesse, Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 848, f. 321v.

9. Der Kniefall eines Ritters vor seiner verehrten Herrin.

Codex Manesse, Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. Germ. 848, f. 151r.

10. Mittelalterliches Prunkfest.

Chantilly, Musée Condé: Les Très Riches Heures du Duc de Berry, f. 2r.

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