verantwortung übernehmen – zukunft gestalten

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VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN – ZUKUNFT GESTALTEN DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT ENGAGIERT SICH

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„Die deutsche Wirtschaft engagiert sich“ – das ist das Motto unserer Broschüre zum Ökumenischen Kirchentag 2010. Wir stellen vielfältige Initiativen und Projekte der deutschen Wirtschaft vor. Sie erfahren zum Beispiel, was fliegende Eier mit jungen Unternehmern zu tun haben…

TRANSCRIPT

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN –

ZUKUNFT GESTALTEN

DiE DEUTScHE WiRTScHAFT ENGAGiERT SicH

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN –

ZUKUNFT GESTALTEN

04 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kirchentagsbesucher,

der 2. Ökumenische kirchentag in München ist eines der bedeutendsten gesell-

schaftlichen ereignisse in diesem Jahr. tausende Menschen werden in der baye-

rischen Metropole erwartet, um miteinander ein großes glaubensfest zu feiern.

gleichzeitig ist der kirchentag ein wichtiges forum, um auf den zahlreichen Podien

und Veranstaltungen ernsthaft und im fairen Miteinander um Positionen zu ringen

und damit wichtige impulse für die gesellschaftspolitische debatte zu geben.

das Leitwort des kirchentags „damit ihr hoffnung habt“ ist dabei Zuspruch und

anspruch zugleich, mit der uns anvertrauten Welt verantwortlich umzugehen.

das gilt auch für das wirtschaftliche handeln. Wir haben deshalb den auftritt

der deutschen Wirtschaft auf dem 2. Ökumenischen kirchentag unter das Mot-

to „Verantwortung übernehmen – Zukunft gestalten“ gestellt. anhand ausge-

wählter Projekte und initiativen der deutschen Wirtschaft zeigen wir, auf welch

vielfältige Weise unternehmen und Verbände ihre Verantwortung wahrnehmen.

diese Projekte und initiativen präsentieren wir während des kirchentags auf der

„agora“. dabei wird eines ganz deutlich: erfolgreiches Wirtschaften und verant-

wortliches handeln sind keine gegensätze, sondern bedingen einander.

die beiden großen kirchen haben sich – zuletzt mit der päpstlichen sozial-

enzyklika und der unternehmerdenkschrift der ekd – sachkundig und fundiert

mit fragen verantwortlichen wirtschaftlichen handelns auseinandergesetzt und

damit einen neuen dialog über die ethischen Maßstäbe dieses handelns ange-

stoßen. nicht zuletzt die finanzmarkt- und Wirtschaftskrise hat die notwendig-

keit gezeigt, tiefer liegende Zusammenhänge von Wirtschaft und gesellschaft

wieder stärker zu betonen. dazu gehört auch, dass sich die Verantwortlichen

in Wirtschaft und Politik auf die grundlegenden Werte unserer freiheitlichen

Wirtschaftsordnung zurückbesinnen.

Prof. Dr. Dieter Hundt Arbeitgeberpräsident BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 05

die soziale Marktwirtschaft hat in deutschland zu einem in dieser Breite his-

torisch einmaligen Wohlstand, sozialer sicherheit und politischer stabilität ge-

führt. gerade in den vergangenen Monaten hat sich gezeigt, dass die arbeitge-

ber in deutschland ihre Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und somit

gegenüber der gesellschaft durch eine entsprechende Personalpolitik auch in

krisenzeiten wahrnehmen. trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen situ-

ation versuchen die unternehmen alles, um Beschäftigung in größtmöglichem

umfang zu halten und entlassungen zu verhindern.

die gesellschaftliche teilhabe aller ist und bleibt über sämtliche gesellschafts-

gruppen hinweg unser gemeinsames Ziel. hierzu müssen alle einen Beitrag

leisten und insbesondere die anstrengungen für Bildung weiter verstärken. die

Wirtschaft ist gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen und mit Worten und

taten für eine werteorientierte und nachhaltige Wirtschaftskultur einzutreten.

Wo in Verantwortung für die Menschen und den gesamten Prozess der Wert-

schöpfung geplant und gehandelt wird, entstehen Vertrauen, akzeptanz und

langfristig auch wirtschaftliche Werte.

ich freue mich auf spannende Begegnungen und anregende gespräche beim

2. Ökumenischen kirchentag 2010 in München!

Prof. dr. dieter hundt, arbeitgeberpräsidentBda | Bundesvereinigung der deutschen arbeitgeberverbändeMärz 2010 | Berlin

06 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Gesellschaftliches Engagement – Pflicht oder Kür?

in der Öffentlichkeit werden unternehmen häufig dafür kri-tisiert, dass sie ihre gewinne maximieren wollen. dabei wird jedoch übersehen, dass gewinne in einer funktionierenden Wettbewerbsordnung ein Zeichen dafür sind, dass die Wün-sche der konsumenten – also von uns allen – erfolgreich erfüllt wurden. diejenigen unternehmen, die besonders hohe gewin-ne erzielen, haben letztlich die ihnen zugewiesene aufgabe innerhalb unserer marktwirtschaftlichen ordnung besonders gut erfüllt. außerdem sind gewinne die Basis für weiter ge-hendes, gesellschaftliches engagement der unternehmen. ge-winne sind somit die Pflicht, gesellschaftliches engagement die kür. doch ohne eine gute kür gewinnen z. B. eiskunstläufer keinen Wettbewerb, und dies gilt in ähnlicher Weise auch für unternehmen.

es gibt eine einfache formel, die zusammenfasst, welche Zie-le unternehmen verfolgen. sie lautet: „PPP“. die wenigsten unternehmen meinen damit Profit, Profit, Profit. Mehr als 95 Prozent der unternehmen haben ein breiteres Zielspek-trum: sie engagieren sich zusätzlich durch spenden, ehren-amtliches engagement oder soziale Projekte. allein die inha-bergeführten unternehmen investieren in diesen Bereichen pro Jahr rund 10 Mrd. euro. Vielfach setzen sie auf langfristi-ge und nachhaltige gewinnmaximierung und damit auf „PPP“ im sinne von Profit, Planet und People. diese unternehmen betrachten also neben den wirtschaftlichen auch die sozi-alen und ökologischen auswirkungen unternehmerischen handelns und beziehen diese in ihre unternehmensstrategie mit ein.

Voraussetzung dafür, dass unternehmen eine „PPP-strategie“ im sinne von Profit, Planet und People verfolgen können, ist, dass der staat einen ordnungsrahmen schafft, in dem über den ausgleich von angebot und nachfrage – über den Markt – gü-ter, arbeitskraft und dienstleistungen effizient verteilt werden können. dazu müssen unternehmen in einem fairen Wettbe-werb stehen. gleichzeitig muss raum bleiben für freiwilliges engagement der unternehmen.

um wertbezogene, ethische rahmenbedingungen herstellen zu können, teilen sich unternehmen, staat und individuen bestimmte aufgaben. so müssen etwa auf staatlicher (ord-nungsethik) und unternehmerischer (unternehmensethik) ebe-ne allgemeingültige regeln festgelegt werden, um den einzel-nen (individualethik) in moralischen konfliktsituationen nicht zu überfordern.

auf der unternehmensebene sind sich viele Betriebe mittler-weile über die folgekosten bewusst, die eine Vernachlässigung von moralischen aspekten mit sich bringt. deshalb bauen viele unternehmen ein Wertemanagement auf oder implementieren ethikkodizes, denn gesellschaftliche Verantwortung beginnt bereits bei der unternehmensführung.

Längerfristige gewinnmaximierung und gesellschaftliches engagement sind dabei auch für die unternehmen besser als kurzfristiges Quartalsdenken. das zeigt ein Vergleich der Wert-entwicklung von 120 mittelständischen unternehmen (geX-

Dr. Dominik H. Enste Wirtschaftsethiker im Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Ethikebenen

WIrtscHAftsEtHIK Welche moralischen Normen und Ideale können unter den Bedingungen der Knappheit von Gütern und Produktionsfaktoren umgesetzt werden?

OrDNuNGsEtHIK Welche allgemeinen, universalisier-baren, dauerhaften regeln und restriktionen innerhalb der staatlichen rahmenordnung sind aus ethischer und wirtschaftlicher sicht notwendig?

uNtErNEHmENsEtHIK Welche unternehmensinternen strukturen, (Ethik-)richtlinien und maßnahmen (z. B. Wertemanagement, Ethik-Audit) sind für das Zusam-menarbeiten notwendig?

INDIvIDuAlEtHIK Welche individuellen moralvorstellun-gen (Gewissen, Präferenzen, [Berufs-]Ethos) sind für das Zusammenleben der Individuen notwendig?

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 07

index), die in familienhand (mehr als 25 Prozent) sind, mit den deutschen daX-30-unternehmen: Von 2004 bis 2009 erhöh-te sich der Wert der daX-30-unternehmen um rund 30 Pro-zent, während die familienunternehmen mit einem Plus von 60 Prozent doppelt so gut abschnitten. offensichtlich zahlen sich eine engere Verzahnung von kompetenz und haftung und tendenziell längerfristige, nachhaltigere Perspektiven der un-ternehmensführung aus (abbildung).

Vergleich der Entwicklung des DAX und des GEX seit 2004

Quelle: Deutsche Börse (stand: 17.12.2009)

die deutschen unternehmen engagieren sich stark. doch ins-besondere in der kommunikation über ihr gesellschaftliches engagement besteht nachholbedarf – etwa im Vergleich zu den usa oder großbritannien. nach angaben des World eco-nomic forum (2009) kommen aus deutschland, der führenden Warenexportnation, nur 6 Prozent der großunternehmen, die weltweit als besonders engagiert gelten. es fehlt den deutschen unternehmen jedoch nicht an engagement, sondern vielmehr an der Bereitschaft, dies zu kommunizieren. dazu zählt auch das beispiellose engagement der deutschen unternehmen im dualen ausbildungssystem. dieses wird bei der analyse des en-

gagements der unternehmen in deutschland fast immer aus-geblendet, da es dies in anderen Ländern so nicht gibt. dabei liefert das duale system einen wesentlichen Beitrag der deut-schen unternehmen zur stabilisierung der gesellschaft.

für viele unternehmer ist ihr engagement selbstverständlich, und sie halten es gar nicht für nötig, über ihre initiativen zu reden. die Projekte, die in dieser Broschüre vorgestellt werden, sollen deshalb exemplarisch für das vielfältige und umfassen-de unternehmerische engagement der deutschen Wirtschaft stehen.

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GEXDAX

08 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

CSR Germany informiert

Was ist csr? ist das ein codewort oder eine chemische formel? genau hier setzt csr germany an. im ersten kernbereich des internetportals wird beschrieben, was sich hinter csr verbirgt. der zweite kernbereich „handlungsfelder“ zeigt die vielen csr-themen wie arbeit und Beschäftigung, entwicklung oder um-welt. und der dritte kernbereich stellt die instrumente, die den unternehmen für ihr engagement zur Verfügung stehen, vor. das können selbstverpflichtungen im umweltschutz, Verhal-tenskodizes oder csr-Leitsätze sein. das herzstück des Portals ist aber der vierte kernbereich „csr in der Praxis“. hier können unternehmen ihr gesellschaftliches engagement vorstellen, und hier gibt es einen Bereich zur europäischen allianz zu csr. csr germany ist das zentrale kommunikationsinstrument für alle aktivitäten im rahmen der allianz. es stellt unternehmen vor, die die allianz unterstützen, und enthält informationen zu Veranstaltungen und initiativen. schließlich informiert csr germany in einem news-Bereich über aktuelle entwicklungen und trends im Bereich csr.

CSR Germany vernetzt

Wer ist im Bereich hiV-Prävention in afrika aktiv? Wer hat welche erfahrungen mit gri-Berichterstattung gemacht? Was ist beim corporate Volunteering zu beachten? damit unterneh-men diese fragen klären und sich untereinander austauschen können, vernetzt csr germany unternehmen. Über den Best-Practice-Bereich auf csr germany kriegen sie einen einblick in die aktivitäten anderer unternehmen und können diese di-

rekt kontaktieren. in einem geschlossenen Mitgliederbereich auf csr germany haben unternehmen zudem die Möglichkeit, Mitteilungen zu hinterlassen, sich über besondere initiativen zu informieren und in kontakt miteinander zu kommen. auf speziellen Veranstaltungen tauschen unternehmen direkt ihre erfahrungen aus.

„Es ist wichtig, deutlich zu machen, wie sehr sich die

unternehmen gesellschaftlich engagieren. BDA und

BDI wollen mit csr Germany die gelebte verantwor-

tung der unternehmen darstellen und einen Beitrag

zur Weiterentwicklung von csr leisten.“

Prof. Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Worum geht`s?

die Wirtschaft übernimmt viel Verantwortung für um-•

welt und gesellschaft. dieses freiwillige engagement der

unternehmen wird leider kaum wahrgenommen und in

der diskussion zu corporate social responsibility (csr)

zu wenig gewürdigt. dabei ist csr für viele unternehmen

selbstverständlich. csr germany möchte dies Politik und

Öffentlichkeit zeigen.

csr germany unterstützt unternehmen bei ihrem gesell-•

schaftlichen engagement, indem es netzwerke schafft und

erfahrungsaustausch fördert. csr germany informiert

außerdem über csr-relevante themen, entwicklungen und

trends.

Wo stehen wir jetzt?

csr germany ist zur anlaufstelle für Politik, Wissenschaft, •

nichtregierungsorganisationen und interessierte Bürger ge-

worden, die den kontakt zur Wirtschaft suchen und sich mit

unternehmen und Verbänden zu csr austauschen möchten.

csr germany ist die zentrale deutsche koordinierungsinstanz •

für die aktivitäten im rahmen der europäischen allianz für

csr, die im Jahr 2006 von der eu-kommission gemeinsam

mit der europäischen Wirtschaft ins Leben gerufen wurde.

Mit vielen hundert Meldungen und artikeln ist csr germany •

eines der wichtigsten informationsportale zu csr.

www.csrgermany.de

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 09

Beschäftigungsbrücke Bayern – in bewegten Zeiten qualifizierten Nachwuchs an den Betrieb binden und flexibel bleiben

die konjunkturkrise hat die bayerische Metall- und elektroin-dustrie (M+e) voll erfasst. auftragseingänge und Produktion sind stark zurückgegangen. Viele unternehmen haben kurzarbeit an-gemeldet. die ig Metall und die bayerischen Metall- und elektro-arbeitgeber bayme und vbm haben ein umfassendes „aktions-programm zur sicherung von Beschäftigung und ausbildung in Bayern“ vereinbart. schwerpunkt bildet die Beschäftigungsbrücke Bayern.

die Beschäftigungsbrücke Bayern enthält folgende aktionsfel-der:

a) Jung-facharbeiterb) Jung-ingenieurec) auszubildende

Mit der Beschäftigungsbrücke Bayern können Mitgliedsbetrie-be, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen situation keine einstel-lungen vornehmen können, Jung-facharbeiter weiter einset-zen und Jung-ingenieure in den Betrieb holen.

Zunächst beraten die bayerischen Metall- und elektro-arbeit-geber ihre Mitgliedsunternehmen, wie sie mit hilfe der re-gelungen zur kurzarbeit möglichst viele auszubildende und ingenieure trotz krise übernehmen können.

ist die Übernahme der auszubildenden dennoch nicht mög-lich, können sie in der „Beschäftigungsbrücke Bayern gmbh Jung-facharbeiter“ angestellt werden. für maximal 18 Monate arbeiten junge fachkräfte zum üblichen M+e-tarif, aber ohne leistungsabhängiges entgelt, und werden für mindestens drei tage in der Woche an ihren ehemaligen ausbildungsbetrieb verliehen.

in einer zweiten Beschäftigungsbrücke können Mint-absolven-ten (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), die nach ihrem abschluss im Jahr 2009 oder 2010 mindestens vier Monate arbeitssuchend gemeldet waren, angestellt werden. die „Beschäftigungsbrücke Bayern gmbh Jung-ingenieure“ ver-leiht die ingenieure für mindestens vier tage pro Woche in Mit-gliedsbetriebe der bayerischen Metallarbeitgeberverbände.

Worum geht`s?

• die Beschäftigungsbrücke Bayern besteht aus 3 aktionsfel-

dern: Jung-facharbeiter, Jung-ingenieure, auszubildende.

alle Mitgliedsbetriebe der bayerischen Metallarbeitgeber-•

verbände bayme und vbm, die aufgrund ihrer derzeitigen

wirtschaftlichen situation nicht in der Lage sind, einstellun-

gen vorzunehmen, können mittels der Beschäftigungsbrücke

Jung-facharbeiter weiter in ihrem Betrieb einsetzen und

Jung-ingenieure in den Betrieb holen.

Mit dem aktionsfeld auszubildende besteht die Möglichkeit, •

zusätzliche ausbildungsplätze über eine paritätische finan-

zierung zu schaffen.

„Die Beschäftigungsbrücke Bayern bietet vorteile für

alle: Arbeitslosigkeit wird vermieden, und die unter-

nehmen sichern Nachwuchs für bessere Zeiten. Jede

Nachwuchskraft, die heute verloren geht, wird den

Betrieben angesichts des kommenden fachkräfte-

mangels künftig doppelt fehlen!“

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – vereinigung der Bayeri-schen Wirtschaft e. v.

Wo stehen wir jetzt?

27. april 2009: start des aktionsprogramms zur siche-•

rung von ausbildung und Beschäftigung

Mai 2009: start der hotline zur Beschäftigungsbrücke•

dezember 2009: www.machdiebruecke.de geht online.•

fortlaufend 2010: Vertragsabschlüsse in der Beschäfti-•

gungsbrücke (Jung-facharbeiter und Jung-ingenieure)

ab 2011: nutzung des tarifvertrags ausbildung durch die •

unternehmen

10 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Fachkräfte für die Zukunft sichern

Vom Schau-Fahrzeug zum Mitmach-Mobil ob auf dem schulhof der sekundarschule heinrich heine in Magdeburg, der Willi-graf-realschule in euskirchen oder dem Mühlheimer rathausmarkt: die infoMobile der Metall- und elektroindustrie erregen aufmerksamkeit. seit über 20 Jahren setzt der arbeitgeberverband gesamtmetall diese Busse ein. ihre aufgabe: schüler, Lehrer und eltern über ausbildungs-möglichkeiten und arbeitswelt der Branche informieren. ins-gesamt neun infobusse sind im auftrag der M+e-arbeit geber-verbände täglich in deutschland unterwegs. Pro Jahr kommen rund 100.000 Jugendliche in die 17 Meter langen Busse.

in den Jahren 2009 und 2010 werden die infoMobile äußer-lich neu gestaltet und inhaltlich aufgerüstet. das neue de-sign macht neugierig auf das, was im fahrzeug zu erleben ist:

fünf experimentierstationen laden ein, sich aktiv mit techni-schen auf gaben zu beschäftigen. Zwei Berater stellen dabei die M+e-industrie als innovativen in dus triezweig vor. daneben gibt es multimediale infos: Besucher können sich in einer adressdatenbank mit fast 3.500 firmenporträts über regionale aus bildungsmöglichkeiten informieren, in einer virtuellen Per-sonality-show ihre eignung für technische Berufe testen und tipps für eine erfolgreiche Bewerbung abrufen.

an vielen haupt- und realschulen ist ein Besuch im infoMobil selbstverständlicher Bestandteil des Berufskundeunterrichts. für den erfolg des Projekts ist deshalb entscheidend, dass die Lehrer genügend informationen über die ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten haben. nur dann können sie Be-rufsempfehlungen aus sprechen und interessanten unterricht anbieten.

im Jahr 2008 erreichten die infoMobile mehr als 6.000 Leh-rer und vermittelten praxisnahe inhalte für mehr als 8.000 unter richtseinheiten. für den unterricht stehen umfangreiche didaktische Materialien zur Verfügung. Über 3.000 speziel-le infopakete für Lehrer wurden allein 2009 angefordert. die Materialien kommen bei den Pädagogen an: Mehr als 90 Pro-zent der Lehrer bewerten Broschüren und dVd äußerst positiv. gut zwei drittel der schüler teilen diese positive einschätzung. kein Wunder, dass fast alle befragten Lehrer die infoMobile auch künftig für den Berufskundeunterricht nutzen wollen.

Worum geht`s?

die Metall- und elektroindustrie (M+e) ist mit rund •3,4 Mio. Mitarbeitern der größte industrielle arbeit-geber in deutschland. die M+e-industrie braucht auch künftig gut ausgebil-•dete fachkräfte und aka de miker vor allem in Mint-fächern. der demografische Wandel stellt die unternehmen vor •neue herausforde run gen. aus der schule kommen im-mer weniger junge Leute. Ältere Mitarbeiter müssen länger im Betrieb bleiben.

„unsere unternehmen wollen auch in der Krise ein-

gespielte teams zusammenhalten und verhindern,

dass wertvolles Know-how verloren geht. Wir wis-

sen, dass künftig zu wenig gute junge Arbeitskräfte

nachkommen und der fachkräftemangel zu einem

immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor wird.“

martin Kannegiesser, Präsident Gesamtmetall, Geschäftsführender Gesellschafter der Herbert Kannegiesser GmbH, vlotho

Wo stehen wir jetzt?

rund 65 % der Beschäftigten in der M+e-industrie sind aus-•

ge bildete facharbeiter und 14 % akademiker – die hälfte von

ihnen ingenieure.

die M+e-unternehmen investieren rund 8 Mrd. euro pro Jahr •

in die aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter.

Mit bundesweiten infoMobil-aktionen sprechen die M+e-•

Verbände pro Jahr etwa 100.000 junge Leute an, um sie für

Metall- und elektroberufe zu gewinnen.

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 11

Reha-Verbund-Sucht im Lahn-Dill-Kreis: Die Erfolgsaussichten steigen, wenn auf Rehabili-tation die Integration folgt

im mittelhessischen Lahn-dill-kreis waren 2005 etwa 8.000 einwohner von einer behandlungsbedürftigen suchtproblema-tik betroffen. die Bewältigung des täglichen Lebens stellt für diese Menschen eine besondere herausforderung dar, ebenso der erhalt oder die Wiedererlangung ihrer sozialen und beruf-lichen integration.

Was aber wäre nun, wenn diesen Mitmenschen mit abhängig-keitserkrankungen eine integrierte hilfestellung geboten wird, die darauf abzielt, direkt verschiedene (re-)integrationsschritte parallel zu gehen? genau diese frage führte vor fünf Jahren zur gründung des reha-Verbund-sucht im Lahn-dill-kreis. unter diesem namen schlossen sich das Bildungswerk der hessischen Wirtschaft e. V., die suchthilfe Wetzlar e. V., das diakonische Werk dillenburg-herborn, die klinik eschenburg, der Verein ar-beits- und erziehungshilfe mit fachklinik und Übergangseinrich-tung in Waldsolms und die arbeitsloseninitiative im Lahn-dill-kreis (WaLi) zusammen. unterstützt wird der Verbund durch die agentur für arbeit, die arge und den Lahn-dill-kreis. gemein-sam wurde in der folge eine Verzahnung von medizinischer, so-zialer und beruflicher rehabilitation erreicht, an deren ende für den Betroffenen neben der gesundheitlichen genesung optimal auch eine Wiedereingliederung in den arbeitsmarkt steht.

der sgB-ii-träger Lahn-dill-arbeit gmbh motiviert und über-weist von suchtproblematiken Betroffene an die suchthilfe-einrichtungen zwecks weiter gehender hilfen. im gegenzug motivieren und unterstützen die suchthilfeeinrichtungen ihre stabilisierten klienten dabei, entsprechende eingliederungshil-fen zur sozialen und beruflichen integration wahrzunehmen. Während des gesamten integrationswegs arbeiten die reha-Verbund-einrichtungen eng und transparent im interesse ihrer kunden zusammen.

kernaufgaben des Bildungswerks im Verbund sind die fest-stellung der beruflichen eignung (berufliche eignungsana-lyse [bea]), die durchführung und Vermittlung in berufliche Qualifizierung und rehabilitation (berufliche integration von Menschen mit suchtproblematiken [bis]) und die integration in den ersten arbeitsmarkt.

„Der reha-verbund-sucht im lahn-Dill-Kreis eröff-

net menschen mit Abhängigkeitsproblematiken neue

chancen für eine berufliche Zukunft und eine erfolg-

reiche teilhabe am sozialen leben.“

monika scheuermann, Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft e. v.

Worum geht`s?

gewährleistung von bedarfsgerechten und wirtschaftlichen •

angeboten zur Versorgung von Menschen mit abhängigkeits-

problematiken

Medizinische, soziale und berufliche rehabilitation der be-•

troffenen Menschen aus „einer hand“

integration unter einbezug der familie, des sozialen und •

beruflichen umfelds

reduzierung menschlichen Leidens und Minderung gesamt-•

gesellschaftlicher kosten

Wo stehen wir jetzt?

aufstockung der Zuwendungsverträge für die Beratungs-•

dienste dillenburg/Wetzlar durch den Landkreis um je

50.000 euro pro Jahr zur Personalergänzung

aufbau eines schnittstellen- und kontraktmanagements •

Monatlicher fachaustausch zwischen arge und suchthilfe•

abschluss von Leistungs- und Qualitätsentwicklungsverein-•

barungen 2006

aufbau eines einheitlichen Monitorings „sucht“ für den •

Lahn-dill-kreis

12 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Neue Wege für familienbewusste Unternehmen

familynet bietet information, Beratung, coaching und un-terstützung bei der einführung neuer konzepte zur besseren Vereinbarkeit von familie und Beruf. die unterschiedlichen unternehmensstrukturen sowie die verschiedenen Bedürfnisse besonders kleiner und mittlerer unternehmen stehen dabei im Mittelpunkt und erfordern individuelle Lösungsstrategien, um familienbewusste Personalpolitik erfolgreich einzusetzen. dabei geht es immer mehr darum, ungenutzte innovationspotenziale zu aktivieren.

familynet beschäftigt sich mit den fragen, die Beschäftigte wie unternehmen gleichermaßen bewegen: Welche hilfestellungen benötigen Beschäftigte, die familienangehörige pflegen? Was bedeutet dies für Mitarbeiter und unternehmen? Welche Mög-lichkeiten gibt es, die Vereinbarkeit von Pflege oder kinderbe-treuung und Beruf zu unterstützen?

familynet setzt bei der suche nach Lösungen neue akzente, berät unternehmen bei der umsetzung des neuen Pflegezeit-gesetzes und unterstützt bei der Vermittlung von diensten und anlaufstellen.

Bei der umsetzung von flexibler und bedarfsgerechter kinder-betreuung berät familynet bei der einrichtung von Belegplätzen und Betriebskindergärten sowie bei der organisation und um-setzung von ferienbetreuungen mit unternehmen.

Weitere Bausteine aus dem angebot von familynet sind die or-ganisation und durchführung regionaler netzwerke mit unter-nehmen, städten, gemeinden und institutionen.

diese netzwerke bieten eine Plattform zum kennenlernen, zur Pflege von kontakten und zum austausch von Best-Practice-Beispielen sowie instrumente und Maßnahmen zur Vereinbar-keit von familie und Beruf.

Worum geht`s?

Bedarfsgerechte Lösungen finden für die kinderbetreuung •

und die Pflege von angehörigen

Beratung und coaching für ein familienbewusstes Personal-•

management

organisation von netzwerken mit unternehmen, städten, •

gemeinden und institutionen

„familyNEt bietet eine Plattform, um Erfahrungen

auszutauschen und gemeinsam Ideen und umset-

zungsmöglichkeiten in der Praxis zu entwickeln – das

ist lernen von und für die Praxis!“

Jens currle, Heidelberger Druckmaschinen AG, Amstetten

Wo stehen wir jetzt?

nach einer erfolgreichen und von den arbeitgeberverbän-•

den in Baden-Württemberg initiierten Modellphase wird

familynet seit september 2008 mit unterstützung des

Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg aus Mitteln

des europäischen sozialfonds und des arbeitgeberverbands

südwestmetall nahezu flächendeckend in 8 regionen in

Baden-Württemberg umgesetzt.

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 13

Mit Ferienbetreuung Schule machen!

sommerferien bedeuten spaß für kinder, häufig aber auch organisationsabenteuer für eltern. denn wenn kindergärten und schulen schließen, stellt sich für berufstätige eltern die frage, wie sie die Betreuung ihrer sprösslinge gewährleisten und ihnen dabei noch unvergessliche ferien bescheren kön-nen. Passende angebote fehlen jedoch oft. auch für arbeitge-ber sind die schulferien eine herausforderung: die Produktion muss reibungslos weiterlaufen, auch wenn viele Beschäftigte in dieser Zeit urlaub planen.

Bei der ferienbetreuung „sommerkinder“ ziehen unternehmen und Mitarbeiter an einem strang, um diese Betreuungslücke zu schließen. die initialzündung für das betriebsnahe Betreu-ungskonzept gaben die vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. und die bayerischen Metall- und elektro-ar-beitgeber bayme und vbm. sie entwickelten gemeinsam mit der gesellschaft für soziale förderung und integration (gfi) ggmbh ein Programm, das familie und Beruf in den ferien gut mitein-ander vereinbaren lässt. in den sommerferien 2007 erprobten die Partner das konzept erstmalig in regensburg. Über 100 kindergarten- und schulkinder nahmen am Programm teil.

erfolgsgarant war das flexible Betreuungskonzept, das sich an den arbeitsbedingungen der eltern ausrichtete. sie konnten die Betreuung tage- oder stundenweise buchen. aber auch das pädagogische konzept ging auf. Jede Woche bekam ihr eige-nes Motto, das jeweils von den teilnehmenden unternehmen finanziell oder organisatorisch unterstützt wurde. Passend zu themenwochen wie „Von forschern und spurensuchern“ oder „immer in Bewegung“ wurde unter anleitung von fachlich qualifiziertem Betreuungspersonal gespielt, gebastelt und ent-

deckt. daneben blieb ausreichend Zeit zum toben oder auch zum ausruhen.

im Jahr 2008 wurde das Programm auf fünf standorte bayern-weit ausgedehnt: in augsburg, coburg, nürnberg, regensburg und schweinfurt beteiligten sich insgesamt rund 40 unterneh-men, überwiegend aus der Metall- und elektroindustrie, an der „sommerkinder“-Betreuung.

Ziel der Pilotprojekte 2007 und 2008 war, den unternehmen Mut zu machen, ihren Mitarbeitern eigene ferienbetreuungs-angebote anzubieten – mit erfolg: seit 2009 steht „sommer-kinder“ auf eigenen Beinen: unter der federführung der gfi läuft die initiative in verschiedenen bayerischen städten wei-ter, getragen von den Beiträgen der unternehmen und eltern.

Worum geht`s?

spaß für kinder•entlastung für berufstätige eltern •als arbeitgeber attraktiv sein•

„Eine große ,seelische‘ Entlastung während der

schwer überbrückbaren ferienzeit für berufstätige

mütter. Den Kindern hat es zu jeder Zeit gefallen.

spitze!“

claudia Wiedemann, sahl computer AG

Wo stehen wir jetzt?

das Modell „sommerkinder“ läuft seit 2007 an mehreren •

standorten. Weitere betriebliche initiativen sind nach seinem

Vorbild ins Leben gerufen worden.

der Leitfaden „kinder-ferienbetreuung. Betriebsnah und •

familienfreundlich“ bietet Planungshilfen und umsetzungs-

tipps.

14 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Forschen und Experimentieren in der Aus- und Weiterbildung von Erzieherinnen und Erziehern

„Wenn ich früher schon solche experimente durchgeführt hät-te, hätte ich einen anderen Zugang zu naturwissenschaft und technik bekommen.“ so oder ähnlich lauten viele aussagen von jungen erwachsenen.

tea richtet sich an erzieherinnen und erzieher, um die tech-nische und naturwissenschaftliche förderung von kindern zu unterstützen und frühzeitig das interesse an naturwissen-schaft und technik zu fördern.

in der angebotenen Zusatzqualifikation an sechs Pilotschulen steht nicht das „Pauken“ von naturwissenschaft im Vorder-grund, sondern das Wecken der kindlichen neugier und freude,

sich mit Zusammenhängen der naturwissenschaft auseinan-derzusetzen. gemeinsames „forschen und experimentieren“ sind: staunen, fragen, diskutieren, hypothesen aufstellen und wieder verwerfen, den dingen auf den grund gehen.

„Kann ich nochmal farbe in den Zylinder mit Öl tropfen?“„Ich sehe die schwingungen des schalls im Wasser, das müssen wir fotografieren!“„Wenn wir das Wasser färben, sieht man es noch besser!“

in experimentiereinheiten werden Versuche durchgeführt und Projekte für den kindergarten geplant. in Bildungspartner-schaften mit unternehmen erarbeiten die fachschülerinnen und -schüler technische Projekte, die sie in den Praxisphasen im kindergarten umsetzen. als abschluss erhalten die ange-henden erzieherinnen und erzieher ein Zertifikat von der Lan-desregierung Baden-Württemberg und vom arbeitgeberver-band südwestmetall.

die Lehrkräfte der fachschulen für sozialpädagogik erhalten in drei fortbildungsmodulen unterstützung bei der Vermittlung von technischen und naturwissenschaftlichen Lehrinhalten für den unterricht und für die Weiterbildung von erzieherinnen und erziehern.

Worum geht`s?

förderung von naturwissenschaft und technik in •kindertageseinrichtungen und unterstützung bei der umsetzung des Lehrplans an fachschulen für sozial-pädagogik im rahmen des orientierungsplans in Baden-Württemberg schulung der Lehrkräfte aller fachschulen für sozial-•pädagogik in Baden-Württemberg in naturwissen-schaft und technik Vertiefende Zusatzqualifikation in naturwissenschaft •und technik bei angehenden erzieherinnen und erzie-hern in der ausbildung

Wo stehen wir jetzt?

der startschuss zur technik-erzieherinnen-akademie (tea)•

erfolgte im september 2009 in kooperation der Metallar-

beitgeber in Baden-Württemberg mit dem Ministerium für

kultus, Jugend und sport.

in 6 fachschulen für sozialpädagogik wird die Zusatzqualifi-•

kation „forschen und experimentieren“ umgesetzt.

alle 64 fachschulen für sozialpädagogik erhalten 2010 die •

Möglichkeit, je 2 Lehrkräfte in 3 fortbildungsmodulen in

naturwissenschaft und technik zu qualifizieren.

„unsere schülerinnen und schüler sind mit Begeiste-

rung und Engagement beim forschen und Entdecken

dabei und ich bin überzeugt, dass sie mit demselben

feuer Kinder in der Ergründung naturwissenschaftli-

cher Phänome begleiten.“

Karin Bacher, fachschule für sozialpädagogik tuttlingen

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 15

Lehrer in der Wirtschaft

Ein Jahr bei BMW: Ludwig Pfeiffer war „Lehrer in der Wirtschaft“

dieser Mann packt gern an. schnellen schrittes läuft er über den gang, zieht die tür zur klasse 10c auf – und klatscht in die hände: Ludwig Pfeiffer (48) ist einer, der autorität mitbringt, wenn er vor seine schüler tritt. und der für sie exklusives Wis-sen bereithält: er hat im schuljahr 2006/07 in der Personal-abteilung des BMW-Werks dingolfing gearbeitet. Was er dort über abläufe in einem Betrieb gelernt hat, gibt er nun weiter, am ortenburg-gymnasium in oberviechtach in der oberpfalz.

Pfeiffer ist einer von 65 „Lehrern in der Wirtschaft“. dieses bundesweit einmalige Projekt der vbw – Vereinigung der Bay-erischen Wirtschaft e. V. in kooperation mit dem bayerischen kultusministerium wird seit 2001 vom Bildungswerk der Bay-erischen Wirtschaft e. V. umgesetzt. Wer vom Pult ins Werk wechseln will, der muss einige Bewerbungsgespräche absol-vieren. die firmen, darunter siemens, stadtwerke München und Mtu aero engines, suchen sich ihren Mitarbeiter genau aus. schließlich zahlen sie ein Jahr lang sein gehalt. das kul-tusministerium beurlaubt den Lehrer.

Pfeiffers gehalt hat BMW dingolfing gezahlt. Besonders gefal-len hat ihm dort die klare Vorgabe von Zielen. „da halten sich alle in Besprechungen an Zeit- und kostenpläne.“ allerdings sei der druck größer gewesen als in seinem normalen Job. „Wir können mit den schülern freier arbeiten.“ der Pädagoge für Wirtschafts- und rechtslehre und sport hat bei BMW Work-shops für Monteure organisiert und moderiert. die teilnehmer sollten zeitweise in anderen Werken arbeiten, wo es mehr zu tun gab. in der ausbildungsabteilung hat Pfeiffer einen frage-bogen mitentwickelt, der die sozialen kompetenzen von Lehr-lingen stärker in ihre abschlussnote einbezieht.

und was blieb hängen? er habe jetzt die anforderungen von Betrieben besser im Blick, sagt er. und es seien Vorurteile ab-gebaut worden – auf beiden seiten. „ich war im Blaumann

in der türmontage am Band und habe bewiesen, dass Lehrer nicht nur in der theorie gut sind“, erzählt er grinsend. als oberstufenbetreuer wollte Pfeiffer damit auch die Bereitschaft vorleben, sich zu verändern. sein direktor günter Jehl zollt ihm dafür respekt: „die seiten zu wechseln, das wagt nicht jeder.“

im fach rechtslehre nennt Pfeiffer jetzt gern BMW als Bei-spiel, um gesetze zu erläutern. etwa wenn firmen einen neuen standort suchen. eines, sagt er, freut ihn besonders: achtkläss-lern an seiner schule steht neuerdings ein Wirtschaftszweig offen. das könnte für das ortenburg-gymnasium in der region ein Wettbewerbsvorteil werden.

Wo stehen wir jetzt?

65 Lehrkräfte haben bisher teilgenommen. •

Worum geht`s?

dialog schule-Wirtschaft stärken •

gymnasiallehrkräfte wechseln für ein Jahr ins unternehmen.•

„Ich bin stolz, dass ich schon zwei lehrkräfte in das

Projekt ,lehrer in der Wirtschaft‘ schicken konnte.

Diejenigen, die über den tellerrand blicken, sind ein

großer Gewinn für die schulentwicklung. Ein ,lehrer

in der Wirtschaft‘ bereichert schüler, lehrer und die

schulleitung.“

OstD Dr. Pippig, Gymnasium Oberhaching

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Das Netzwerk scHulEWIRTSCHAFT – durch part-nerschaftliche Zusammenarbeit erfolgreich

das netzwerk scHulEWirtschaft ist der ansprechpartner, wenn es darum geht, schule und Wirtschaft zusammenzu-bringen. durch zahlreiche Projekte und aktivitäten werden der austausch und die kooperation zwischen schulen und unter-nehmen gefördert – und das bundesweit. scHulEWirtschaft gestaltet die Zukunft der Jugendlichen in Partnerschaft: durch die Verbesserung des Übergangs von schule in Beruf oder stu-dium, die stärkung der ökonomischen Bildung und die unter-stützung der Persönlichkeitsbildung.

das Partnerschaftsprinzip hat scHulEWirtschaft auf allen ebenen verankert: Von der Basis bis zur spitze des netzwerks teilen sich konsequent je ein Partner aus schule und Wirtschaft

den gemeinsamen Vorsitz. rund 450 regionale arbeitskreise gibt es bundesweit. Lehrkräfte aller schularten, Vertreter der Wirtschaft, der eltern, der agenturen für arbeit und anderer organisationen arbeiten hier zusammen: freiwillig – zum ge-meinsamen Vorteil.

15 Landesarbeitsgemeinschaften koordinieren die arbeits-kreise und fördern den erfahrungsaustausch. sie entwickeln konzepte zur Berufswahlvorbereitung und Verbesserung der ökonomischen Bildung und liefern durch Projekte, Veranstal-tungen und seminare impulse für schulen, schulverwaltung und unternehmen.

gleichzeitig arbeiten die Landesarbeitsgemeinschaften in der Bundesarbeitsgemeinschaft scHulEWirtschaft zusammen. sie bildet das dach regionaler, landes- und bundesweiter scHulEWirtschaft-arbeit und wird von der Bundesvereini-gung der deutschen arbeitgeberverbände und dem institut der deutschen Wirtschaft köln getragen.

Wo stehen wir jetzt?

scHulEWIRTSCHAFT

ist in allen Bundesländern aktiv•

wirkt als Multiplikator von Bundes- über Landesebene direkt •

bis an die Basis: 22.000 ehrenamtlich aktive in kooperation

mit 8.000 unternehmen

kombiniert gleichberechtigt wirtschaftliche und pädagogi-•

sche Perspektiven

alleinstellungsmerkmal: branchen- und schulartübergreifen-•

de Zusammenarbeit

steht für kontinuität und kompetenz: über 55 Jahre erfolg-•

reiche scHulEWirtschaft-arbeit

Worum geht`s?

scHulEWIRTSCHAFT

ist das netzwerk für schule und Wirtschaft – • lebendig, kompetent, nachhaltig schafft Perspektiven – für Leben und Beruf junger •Menschenbaut Brücken – zwischen schule und Wirtschaft • engangiert sich lokal, regional, national und • internationalübernimmt gesellschaftliche Verantwortung•

„Berufsbefähigung und Berufsorientierung sind

Grundanliegen für schule und Wirtschaft. um mit-

einander in Kontakt zu kommen und gemeinsam

maßnahmen zu entwickeln, ist scHulEWirtschaft

alternativlos.“

Ernst Baumann, vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft scHulE Wirtschaft

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 17

Die Arbeit vor Ort – Herzstück der scHulEWIRTSCHAFT-Arbeit

Best Practice: Netzwerk scHulEWIRTSCHAFT Ostdeutschland

das Projekt „netzwerk scHulEWirtschaft ostdeutschland“ macht den fachkräftebedarf in ostdeutschland zur chefsache und setzt dabei auf folgende schwerpunkte: schülern frühzei-tig die türen der regionalen Betriebe aufzuschließen, ihr inte-resse an den Mint-fächern zu fördern sowie leistungsschwä-cheren schülern durch gezielte unterstützung den Weg in eine ausbildung zu ebnen. dafür öffnen die ostdeutschen Betriebe ihre türen, um den schülern ausbildungs- und Berufsperspek-tiven in ihrem eigenen oder einem verwandten unternehmen näherzubringen. so können Bindekräfte in der region entwi-ckelt werden.

Best Practice: www.sprungbrett-bayern.de – Internettreffpunkt für Schule-Wirtschaft-Kooperationen

sprungbrett ist Bayerns größte Praktikumsbörse im internet. hier finden unternehmen, Lehrkräfte, schüler und eltern alle informationen rund um themen „Praktikum“ und „Berufsori-entierung“ – von Präsentationen, checklisten und einladungs-schreiben bis hin zu Praktikumsplätzen für schüler und Lehr-kräfte. sprungbrett fördert nicht nur die Berufsorientierung von Jugendlichen, die online-Börse entwickelt sich auch immer mehr zu einem attraktiven Zusatzangebot regionaler scHulE-Wirtschaft-arbeit. denn sie bietet beste Voraussetzungen, um Partner aus schule und arbeitswelt miteinander in kontakt zu bringen.

Wo stehen wir jetzt?

in 450 regionalen arbeitskreisen wird eine vielfältige und •

lebendige scHulEWirtschaft-arbeit vor ort entfaltet.

die Palette reicht von Betriebserkundungen, Vorträgen und •

diskussionsveranstaltungen für Mitglieder und interessierte

bis hin zu Berufsorientierungstagen, -messen und Patenpro-

jekten für schüler.

unterstützt wird diese arbeit durch die 15 Landesarbeits-•

gemeinschaften scHulEWirtschaft.

Worum geht`s?

Die regionalen Arbeitskreise

sind kontakt- und informationsplattformen und ver-•netzen die schule-Wirtschaft-akteure vor ort unterstützen schulen und unternehmen dabei, • kooperationen einzuleiten und auszugestalten entwickeln gemeinsame aktivitäten, um die Zusam-•menarbeit von schulen und unternehmen in der region zu verbessern erleichtern den schülern den Berufsstart durch • Projekte

„scHulEWirtschaft baut Brücken zwischen schule

und Wirtschaft. Dies eröffnet den schulen vielfältige

möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Betrieben.“

OstD ulrich Wiethaup, vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft scHulEWirtschaft

SCHULEWIRTSCHAFT Landesarbeitsgemeinschaft

Bayern

förderer:

förderer:

18 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Per Future Camp zum Schulabschluss und in die Ausbildung

ein Luftballon, ein rohes ei, scheren, tesafilm, strohhalme, schnur, Papier, stifte. diese dinge liegen auf einem tisch. um ihn herum: fünf teenager. der 15-jährige kapil beginnt, tesa-film in streifen zu schneiden, emil prüft die schnur, während Özlem die hände in die hüfte stemmt: „Wir brauchen einen Plan!“„das ei in den Luftballon“, murmelt kinga. „Quatsch“, findet Levin.

kurz darauf hat das just geformte team schulschwacher acht- und neuntklässler eine kleine ingenieurleistung vollbracht: es hat ein ei-flug-gerät gebaut, ihm einen namen gegeben und Marketingideen entwickelt. ort des szenarios: das erste future camp von „unternehmen:Jugend“ zur stärkung der beruflichen chancen von Jugendlichen, die es schwerer haben als andere.

gleich werden die Baumeister ihr Werk weiteren Projektteil-nehmern präsentieren und dabei auch ihre Zusammenarbeit reflektieren, bevor sie den Praxistest wagen, und „come down“ aus dem vierten stock des Bürogebäudes in die tiefe segelt.

eine typische Übung des für „unternehmen:Jugend“ konzipier-ten assessment-centers, das auf teamfähigkeit und stärken-orientierung zielt. Jugendliche, die eben kaum mehr als eine murrende Begrüßung zum Besten gaben, sind aufgeblüht und stellen sich viele fragen: Wie haben wir zusammengearbeitet? Welche aufgabe übernehme ich in der gruppe? Wie hat die kommunikation funktioniert? „als es stressig wurde, hatten wir am meisten spaß und die besten ideen“, erklärt Özlem. „ei-ner muss den Überblick behalten“, erkennt Levin. „einer muss dem anderen helfen. allein kriegt man so ein ding nicht hin“, weiß der 16-jährige kinga.

nach sieben stunden Bewerbungstraining, teambuilding und vielem mehr ist kapil hellwach. Bereits nach dem ersten von sechs future camps sieht er chancen für seine Zukunft: „Wuss-ten sie, dass es 340 verschiedene ausbildungsberufe gibt? ich kannte bisher nicht einmal drei.“

„Durch ‚unternehmen:Jugend’ habe ich eine echte

chance auf einen Ausbildungsplatz. Ich weiß jetzt,

wo meine stärken liegen und wie ich sie einsetzen

kann.“

Emre mutlu, „unternehmen:Jugend“-teilnehmer

Worum geht`s?

„unternehmen:Jugend“, ein Modellprojekt im rahmen der •

initiative Jugend stÄrken des Bundesministeriums für

familie, senioren, frauen und Jugend, aktiviert und stabili-

siert Jugendliche, die auf den ersten Blick dem schul- und

ausbildungssystem nicht standhalten.

schuldistanzierte Jugendliche und Jugendliche mit Migra-•

tionshintergrund werden durch future camps und gezielte

unternehmenskontakte auf den Berufseinstieg vorbereitet.

so unterstützt das Projekt gleichzeitig unternehmen bei der

nachwuchssuche.

durch aktive netzwerkarbeit baut „unternehmen:Jugend“ •

nachhaltige Brücken zwischen unternehmen, Verbänden,

schulen und Jugendsozialarbeit.

Wo stehen wir jetzt?

an 10 standorten in 7 Bundesländern fiel ende 2009 der •

startschuss für „unternehmen:Jugend“.

Bisher nahmen 150 Jugendliche an den future camps teil, •

um schlüsselkompetenzen zu erwerben und Praxiskontakte

zu sammeln.

durch Plattformgespräche und medienwirksame auftaktver-•

anstaltungen mit Wirtschaft und Politik sind erste netzwerke

entstanden.

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 19

abläufe einzubeziehen. die Bda ist aktives Mitglied im Bei-rat „Zukunft der charta“, dessen aufgabe es ist, den entwick-lungsprozess der charta beratend und konzeptionierend zu be-gleiten. die Bda hat auch die kampagne „Vielfalt als chance“ der Bundesregierung unterstützt. die kampagne der integrati-onsbeauftragten frau Prof. dr. Maria Böhmer hat in unterneh-men, Verwaltung und anderen organisationen das Bewusstsein dafür geschärft, dass ethnische und kulturelle Vielfalt wichtige wirtschaftliche ressourcen sind. arbeitgeberpräsident Prof. dr. dieter hundt war Botschafter der kampagne.

die Bda stellt den ökonomischen und ganzheitlichen charak-ter von diversity-Management heraus. Vielfalt führt nur zu Wettbewerbsvorteilen für unternehmen, wenn betriebswirt-schaftlich relevante fragestellungen berücksichtigt werden. diversity ist nicht Vielfalt um jeden Preis, sondern stets mit konkreten Zielen wie einer verbesserten innovationsfähigkeit oder der stärkung der arbeitgebermarke verbunden.

Vielfalt als Erfolgsfaktor

unternehmen wollen ein arbeitsumfeld frei von Vorurteilen schaffen. Jedes unternehmen, das die charta unterzeichnet, ist vom wirtschaftlichen nutzen von Vielfalt überzeugt und bekennt sich zu toleranz, fairness und Wertschätzung seiner Beschäftigten. insbesondere im hinblick auf den drohenden fachkräftemangel sind diese aspekte von großer Bedeutung. alle sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von ge-schlecht, rasse, nationalität, ethnischer herkunft, religion oder Weltanschauung, Behinderung, alter, sexueller orientie-rung und identität. Mit dem eindeutigen Bekenntnis zu einer vielfältigen Belegschaft können sich unternehmen als bevor-zugte arbeitgeber im Wettbewerb um talente positionieren. eine Befragung der charta-unterzeichner hat ergeben, dass in rund 87 Prozent der fälle ein aktives diversity-Management kreativität und innovationsfähigkeit der angestellten steigert und damit erheblichen einfluss auf den erfolg des unterneh-mens hat. Vielfalt ist zudem ein wichtiger erfolgsfaktor bei der erschließung internationaler Märkte, aber auch neuer kunden-gruppen im inland.

die Bda unterstützt die „charta der Vielfalt“ ausdrücklich. sie hat sich etwa im integrationsplan dafür starkgemacht, die Verbreitung der charta in den unternehmen voranzubringen – auch vor dem hintergrund, die spezifischen kompetenzen von Menschen mit Migrationshintergrund stärker in betriebliche

Worum geht`s?

die „charta der Vielfalt“ ist eine unternehmensinitiative zur •

förderung von Vielfalt in unternehmen.

die charta wurde im dezember 2006 von daimler, der deut-•

schen BP, der deutschen Bank und der deutschen telekom ins

Leben gerufen.

Bundeskanzlerin dr. angela Merkel ist schirmherrin. •

die „charta der Vielfalt“ fördert anerkennung, Wertschätzung •

und einbeziehung von Vielfalt in der unternehmenskultur in

deutschland.

„Wer unternehmerischen Erfolg will, kann sich vor-

urteile nicht leisten. Die deutsche Wirtschaft nutzt

die chancen der vielfalt und geht mit gutem Beispiel

voran.”

Prof. Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Wo stehen wir jetzt?

Mittlerweile hat die charta mehr als 700 unterzeichner, •

darunter auch einen unserer Partner des Ökumenischen kir-

chentags 2010, die unternehmerverbände niedersachsen.

die „charta der Vielfalt“ ist eines der größten netzwerke •

seiner art in deutschland.

neben frankreich und deutschland haben mittlerweile auch •

Belgien und italien ähnliche initiativen gestartet.

20 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Initiative STUDIENKOMPASS

für katharina keilpflug, studienkoMPass-teilnehmerin und jetzt Lehramtsstudentin, sind die letzten zweieinhalb Jahre wie im fluge vergangen. 2007 bewarb sie sich um einen Platz im damals noch neuen Programm studienkoMPass. nach ei-nem auswahltest wurde sie in die förderung aufgenommen. es folgten mehrere Workshops und gruppentreffen, bei denen sie die studien- und Berufsmöglichkeiten genau unter die Lupe nahm. nach ihrem abitur begann sie ein erfolgreiches studium der chemie und arbeit, Wirtschaft und technik (aWt) an der universität rostock.

die Zeit der aktiven förderung durch eines der bundesweit größten Bildungsprogramme neigt sich für die 20-Jähri-ge 2010 dem ende zu. doch sie ist sich sicher, dass sie dem studienkoMPass verbunden bleibt, hat er ihr doch in den entscheidenden drei Jahren gute dienste erwiesen. Mit dem studienkoMPass in dieser so wichtigen Übergangsphase et-was Beständiges zu haben, etwas, das einem halt gibt, hat sie zu schätzen gelernt. „nach dem letzten studienkoMPass-Workshop, dem studienmanager, wurde mir klar, wie hilfreich diese Workshops immer wieder sind. der schritt von der schule an die hochschule ist nicht leicht. alles muss man auf einmal selber organisieren. die Übungen zum Zeitmanagement waren sehr hilfreich, um den hochschulalltag in den griff zu bekom-men. außerdem tat es gut, zu sehen, dass andere studierende genau die gleichen Probleme beim start an der uni haben.“

Wo stehen wir jetzt?

2007: förderung von 175 schülern an 5 standorten•

2010: förderung von rund 1.000 schüler/-innen und studie-•

renden an 14 standorten.

93 % der Programmteilnehmer streben ein studium an.•

die hochschulübergangsquote an die hochschule ist her-•

vorragend: 64 % der teilnehmer studieren unmittelbar nach

dem abitur, 29 % wollen damit nach Zwischenstationen wie

Wehrdienst oder freiwilligen Jahren beginnen.

ernüchternde realität im Vergleich: ohne den studienkoM-•

Pass studieren im Bundesdurchschnitt nur 23 % der schüler,

deren eltern keinen hochschulabschluss haben.

eine vom Bundesministerium für Bildung und forschung ge-•

förderte unabhängige evaluation bescheinigt dem studien-

koMPass großen erfolg.

Worum geht`s?

der studienkoMPass ist eine initiative der accenture-stif-•

tung, der deutsche Bank stiftung, der stiftung der deutschen

Wirtschaft (sdw) und weiterer Partner.

studienkoMPass richtet sich an schüler, in deren familien •

es bisher keine akademiker gibt.

eine unterstützung dieser Zielgruppe ist besonders wichtig, •

weil deutschland im internationalen Vergleich zu wenig

hochschulabsolventen hat.

außerdem lassen schüler aus familien ohne akademische •

Vorbildung ihr Potenzial besonders häufig ungenutzt. Von

ihnen studieren durchschnittlich nur 23 %, fast viermal weni-

ger als ihre altersgenossen aus akademikerfamilien.

„Ich fühle mich im stuDIENKOmPAss sehr gut

aufgehoben. 2007 habe ich mich beworben, weil ich

durch das Programm – anders als in der schule –

die nötigen Informationen zum thema ,studium‘

bekomme. Ohne den stuDIENKOmPAss hätte ich

wahrscheinlich nicht studiert.“

Katharina Keilpflug, stuDIENKOmPAss-teilnehmerin, lehramtsstudentin

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Wege zu mehr MINT-Absolventen

Bayerische Wirtschaft ergreift Initiative der bayerischen Wirtschaft fehlen nachwuchskräfte in den Bereichen Mathematik, informatik, naturwissenschaften und technik (Mint). der Mangel lässt sich nicht mit einer allge-meinen technikverdrossenheit der jungen generation erklären. schließlich entscheiden sich jährlich ca. 30 Prozent aller stu-dienanfänger in deutschland für ein Mint-fach.

ein wesentlicher faktor für den fachkräftemangel ist die hohe studienabbrecherquote in den Mint-fächern. ein Mint-studium ist nicht leicht, es setzt solide schulische kenntnisse in den grund-fächern (insbesondere Mathematik), gutes zeitliches Management und durchhaltevermögen voraus. doch die Leistungsprobleme sind nur ein grund unter vielen, warum der studentenschwund bei den Mint-fächern traditionell bei über 30 Prozent liegt.

um den fachkräftenachwuchs und damit die Zukunft des Wirtschaftsstandorts zu sichern, beschlossen die vbw – Verei-nigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. sowie die bayerischen Metallarbeitgeberverbände bayme und vbm, Projekte für die dauer von drei Jahren zu fördern, mit dem Ziel, die abbruch-quote in den Mint-fächern zu reduzieren.

Pilotprojekte an den Hochschulen sind auf Erfolgskurs Zum sommersemester 2008 startete das Pilotprojekt „Wege zu mehr Mint-absolventen“, an dem sich zehn bayerische univer-sitäten und hochschulen beteiligen. Mit der einzelförderung von 50.000 euro im Jahr werden fortbildungen für Lehrer sowie se-minare, exkursionen und frühstudien für schüler finanziert. denn studienabbruch „beginnt“ schon vor dem studium. doch das ist nur der erste schritt. haben sich junge Menschen entschlos-

sen, ein Mint-fach zu studieren, bekommen sie unterstützung in Brückenkursen und Vorpraktika, die den Übergang ins stu-dium ebnen. die Beteiligung an solchen kursen ist hoch, die Zufriedenheit mit dem angebot ebenso.

ein weiterer schwerpunkt der förderung liegt in den ersten drei fachsemestern. denn hier ist die gefahr des abbruchs am höchsten. durch ein engmaschiges netz von Leistungsnach-weisen, Übungsgruppen, tutorien und Mentoring wird erfolg-reich versucht, Leistungsdefizite auszugleichen und für das studium zu motivieren.

ein wesentlicher faktor des erfolgs ist die Vernetzung unter den Beteiligten. regelmäßige treffen aller Beteiligten, news-letter, gegenseitige Besuche vor ort und gemeinsame schu-lungen erweisen sich für die initiative als sehr förderlich.

Worum geht`s?

sicherung des Mint-fachkräftenachwuchses• dauerhafte senkung der studienabbrecherquote in •den Mint-fächern

„Die hohen Abbrecherquoten an deutschen Hoch-

schulen sind eine Katastrophe, die wir beenden

müssen. unser Ziel ist es, dass diese modellprojekte

Nachahmer finden und so ein schneeballeffekt

entsteht.“

Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der vbw – vereinigung der Bayeri-schen Wirtschaft e. v.

Wo stehen wir jetzt?

Positiver Zwischenbericht veröffentlicht•

Pilotprojekte an den hochschulen auf erfolgskurs •

22 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

MINT Zukunft schaffen

„Mint Zukunft schaffen” bietet den verschiedenen Mint-einzelinitiativen der Verbände und unternehmen eine breite Plattform, auf der sie sich zu einer großen initiative zusam-menschließen können. gemeinsam erreichen sie die nötige resonanz, um wichtigen politischen forderungen entschei-denden nachdruck zu verleihen: unterricht und Lehre in den Mint-fächern müssen deutlich verbessert werden. das gilt sowohl für die schulen als auch für die hochschulen: es muss mehr und bessere Mint-Bildung geben.

Mint steht für eine erfolgreiche Zukunft – volkswirtschaft-lich für deutschland und individuell für jeden einzelnen, denn

deutschlands Markenzeichen ist die ingenieurkunst. innovative Mint-ideen und Mint-Produkte haben uns Wohlstand beschert, und auch heute hält Mint für junge Menschen hervorragende Berufsperspektiven bereit. systematisch und logisch denkende Mint-absolventen sind überall gefragt. die initiative „Mint Zu-kunft schaffen“ möchte die volkswirtschaftliche Bedeutung von Mint ins öffentliche Bewusstsein rücken und jungen Menschen spannende Mint-Berufe zeigen. Wir wollen zudem zu einer po-sitiven einstellung von schülern, insbesondere auch von Mäd-chen, zu Mint-fächern beitragen. nur so können wir die Zahl junger Menschen steigern, die sich für technische ausbildungs-berufe und studienfächer entscheiden.

Ziel ist es, Mint nachhaltig in die köpfe und herzen der jungen Menschen zu bringen. dazu werben Mint-Botschafter aus un-ternehmen, forschung und Verbänden für diese fächer. ihr en-gagement ist wichtig, denn sie wecken als „insider“ im rahmen von diskussionen oder Betriebsbesichtigungen bei Jugendlichen die Begeisterung für Mint und können als gefragte technolo-gieexperten über Berufseinstiege und karrierewege auskunft geben. ebenso stehen sie für studierende als Mentoren und für Lehrende als ansprechpartner zur Verfügung.

Worum geht`s?

„Mint Zukunft schaffen“ (Mathematik, informatik, natur-•

wissenschaften und technik) bietet eine Plattform für

einzelinititativen zur förderung der Mint-Bildung.

gut qualifizierte Menschen – gerade in Mint-fächern – sind •

die Voraussetzung für deutschlands Wettbewerbs- und

innovationsfähigkeit.

ein Mint-nachwuchsmangel gefährdet den Wirtschafts-•

standort deutschland.

selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten fehlen knapp •

40.000 Mint-fachkräfte.

„Mint Zukunft schaffen“ will junge Menschen für Mint •

begeistern und fordert die Politik auf, die Mint-Lehre in

schulen und hochschulen zu verbessern.

Wo stehen wir jetzt?

Mittlerweile sind bei „Mint Zukunft schaffen“ 320 erfolgrei-•

che initiativen vernetzt.

innerhalb eines Jahres konnten unter einbindung großer •

netzwerke 1.900 Botschafter gewonnen werden.

das Mint-Meter (•  www.mintzukunft.de) beschreibt

die „Mint-Lücke“, die differenz aus offenen stellen und

arbeitslos gemeldeten fachkräften. außerdem bemisst es

anhand von 8 kennzahlen den erfüllungsgrad hinsichtlich der

zentralen Zielsetzung der Mint-initiative, diese Mint-Lücke

bis zum Jahr 2015 zu schließen.

„Mint Zukunft schaffen“ steht jedem offen, der sich für Mint •

begeistert. ob als Botschafter oder Partner – jeder kann sei-

nen Beitrag leisten, um deutschland für eine Mint-Zukunft

fit zu machen.

„mINt schafft gute Jobs und ist etwas für kreative,

helle Köpfe.“

thomas sattelberger, vorsitzender der Initiative „mINt Zukunft schaffen“, vorstand Personal Deutsche telekom AG

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IdeenExpo 2009: DEINE Ideen verändern

„technik ist langweilig, naturwissenschaften sind für stre-ber und einen ausbildungsplatz bekommt man eh nicht.“ so denkt manch Jugendlicher und erwachsener. dass dieses Bild falsch ist, konnten die Besucher der ideenexpo 2009 in han-nover erfahren. an neun tagen drehte sich alles um technik, naturwissenschaften und Berufsorientierung. an mehr als 400 Mitmach-exponaten, in mehr als 600 Workshops und bei spannenden Live-experimenten bekamen die Besucher einen erlebnisreichen einblick in die Welt von naturwissenschaften und technik. Zum zweiten Mal nach 2007 fand die ideenexpo in hannover statt. dabei kamen schulklassen, Jugendgruppen und familien aus zehn Bundesländern auf das 60.000 qm gro-ße Veranstaltungsgelände.

nachwuchs-erfinder und - Wissenschaftler werden in deutsch-land händeringend gesucht. stellen in technischen und inge-nieurwissenschaftlichen Bereichen können schon heute nicht besetzt werden. Wirtschaft und Politik sind gemeinsam ge-fordert, etwas dagegen zu tun. darum engagieren sich die unternehmerverbände niedersachsen als gesellschafter der ideenexpo neben dem Land niedersachen und der ihk hanno-ver für das einmalige technikevent. allein der arbeitgeberver-band niedersachsenMetall als Mitinitiator der Veranstaltung unterstützte die ideenexpo 2009 mit 1 Mio. euro, um kinder, Jugendliche und junge erwachsene für ausbildungs-, for-schungs- und arbeitsmöglichkeiten in technischen, naturwis-

senschaftlichen und innovativen Berufsfeldern zu interessieren und motivieren. Passend dazu lautet das Motto der ideenexpo: „deine ideen verändern.“ Jeder kann etwas erreichen, wenn er oder sie es will.

die ideen der jungen Menschen waren bereits im Vorfeld der Veranstaltung gefragt. die stiftung niedersachsenMetall rief mit ihrem Wettbewerb „niedersachsen geht auf ideenfang“ schülerinnen und schüler sämtlicher schulformen auf, kreati-ve ideen für technisch-naturwissenschaftliche erfindungen zu schmieden. Über 120 schulen aus ganz niedersachsen hatten sich insgesamt am ideenfang-Wettbewerb beteiligt. eine Jury wählte die 21 innovativsten ideen aus, die sich auf der ideen-expo präsentieren durften. aus ihrem kreis wurden die sieger gekürt. insgesamt fördert die stiftung niedersachsenMetall den Wettbewerb mit 50.000 euro, der anschaulich belegt, dass sich junge Menschen für naturwissenschaft und tech-nik begeistern lassen. Motivation genug, sich bei der nächsten ideenexpo 2011 erneut zu engagieren.

„Wirtschaft und Politik ist es gemeinsam gelungen,

Begeisterung für technik zu wecken. Dieses Erfolgs-

konzept werden wir fortführen.“

Dr. volker schmidt, Aufsichtsratsmitglied der IdeenExpo GmbH und Hauptgeschäftsführer Niedersachsenmetall

Worum geht`s?

die ideenexpo wirkt dem Mangel an qualifiziertem fach-•

personal in naturwissenschaftlich-technischen Berufen

entgegen.

Mit viel spaß und action weckt sie den forschergeist bei •

kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen.

die ideenexpo will für ausbildungs-, forschungs- und ar-•

beitsmöglichkeiten in technischen, naturwissenschaftlichen

und innovativen Berufsfeldern interessieren und motivieren.

Wo stehen wir jetzt?

Bei ihrer Premiere 2007 besuchten 162.000 gäste die ideen-•

expo in hannover.

2009 machten sich an 9 tagen 283.000 Menschen auf den •

Weg, um das technikevent zu erleben.

dazu kamen an 3 abenden 26.000 begeisterte konzertbesu-•

cher auf das 60.000 qm große Veranstaltungsgelände.

schulklassen aus allen Landkreisen niedersachsens sowie aus •

weiteren 9 Bundesländern besuchten die ideenexpo.

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Förderung der MINT-Bildung in NRW – vom Kindergarten bis zur gymnasialen Oberstufe

„Was blubbert da im Wasserglas?“ diese und andere fragestel-lungen von Vorschulkindern können im rahmen von kleinen ex-perimenten im kindergarten untersucht werden. Voraussetzung ist, dass die erzieherinnen gelernt haben, das interesse der klei-nen forscherinnen und forscher an naturphänomenen kindge-recht aufzugreifen. damit dies gelingt, bietet die Landesver-einigung der unternehmensverbände in nordrhein-Westfalen seit mehr als drei Jahren regelmäßig fortbildungen im Bereich der „Mint-früherziehung“ an. Mit einfachen haushaltsgegen-ständen wie Backpulver, teelichtern, gläsern etc. lassen sich naturphänomene aus dem alltäglichen umfeld der kinder er-kunden. die notwendigen fortbildungen und intensivschulun-gen für die erzieherinnen führen die unternehmensverbände in kooperation mit frau Prof. Lück und ihrem team von der uni-versität Bielefeld durch.

um die Begeisterung für die Mint-fächer entlang der gesamten „Bildungskette“ zu fördern, haben die unternehmensverbände 2006 für grundschulen in nrW das Projekt MiniPhÄnoMenta gestartet. nach einer zweitägigen fortbildung von zwei Lehr-kräften pro grundschule können die grundschulen für 14 tage bis zu 52 experimentierstationen ausleihen. die stationen er-möglichen kindern eine entdeckungsreise durch verschiedene physikalische und technische Phänomene wie „reibungskraft – wann rutscht der klotz?“ oder „Blick in die unendlichkeit“. eine Besonderheit des Projektes ist die Zusammenarbeit zwischen schule und elternhaus. im nachgang zur ausleihe bauen Lehr-kräfte und eltern stationen zum Verbleib in der schule nach.

Zur förderung der Mint-Bildung in den weiterführenden schulen bieten die unternehmensverbände die Projekte Mint-ec (für gesamtschulen und gymnasien), Mint-reaL (für re-alschulen) und seit 2009 Mint-hauPt (für hauptschulen) an. einmal im Jahr finden für die verschiedenen schulformen Be-werbungsverfahren statt, in denen die schulen ihre besonde-ren Mint-aktivitäten und -erfolge nachweisen müssen. nach einer Begutachtung durch eine expertenjury werden schulen für die Verleihung des Mint-gütesiegels benannt. die Zertifi-zierung und damit die aufnahme in das „Mint-netzwerk“ ist mit der unterstützung dieser schulen durch exklusive förder-angebote, z. B. fortbildungsveranstaltungen und Praktika für Lehrkräfte sowie Mint-camps für schülerinnen und schüler, verbunden.

„um den mangel an technischen fachkräften zu behe-

ben, müssen junge menschen frühzeitig an Naturwis-

senschaften und technik herangeführt werden. unsere

mINt-Projekte leisten dazu einen wertvollen Beitrag

und fördern naturwissenschaftliche Kenntnisse, Neu-

gier und Kreativität von Kindern und Jugendlichen.“

Dr. Hans-Jürgen forst, vorstandsmitglied unternehmer nrw

Worum geht`s?

die unternehmensverbände in nrW fördern mit verschiede-•

nen Projekten die Mint-Bildung vom kindergarten bis zur

gymnasialen oberstufe ( www.mint-nrw.de).

Wo stehen wir jetzt?

Bis ende 2009 haben ca. 3.300 erzieherinnen aus nrW an •

den fortbildungen zur Mint-früherziehung teilgenommen.

etwa 270 grundschulen in nrW haben bis ende 2009 die •

MiniPhÄnoMenta-stationen für ihre schule ausgeliehen.

im Vorfeld wurden ca. 600 Lehrerinnen und Lehrer für den

einsatz der MiniPhÄnoMenta fortgebildet.

das Mint-reaL-netzwerk in nrW umfasst ab März 2010 •

insgesamt 31 Mint-reaLschulen.

Von bundesweit 115 zertifizierten gymnasien gehören 26 •

zum Mint-ec-netzwerk in nrW.

im März 2010 wurden erstmalig neun Mint-hauPtschulen in •

nrW zertifiziert.

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 25

Spielend Naturwissenschaft und Technik entdecken

„Kann ein Gummibärchen tauchen – und wie entsteht ein Regenbogen?“

„Was schwimmt und was sinkt?“

„Wieso sieht man die Luft nicht und warum kann ein Flugzeug fliegen?“

„Was, wie, wodurch, warum, wozu?“

der Wissensdurst und die neugier der kinder sind schier un-erschöpflich. sie möchten die Welt begreifen und verstehen. kinder sind von natur aus forscher und ihr entdeckerdrang ist groß.

technolino setzt hier an und fördert durch die einrichtung von forscherecken in kindertageseinrichtungen und grund-schulen den spielerischen umgang mit naturwissenschaft und technik. „technolinchen“, die handpuppe, begleitet die kinder schrittweise und themenbezogen beim experimentieren und

forschen. das technolino-handbuch veranschaulicht praxis-nah experimente aus den Bereichen Wasser, Luft, Licht, Mag-netismus, Mathematik und technik.

in Bildungspartnerschaften mit unternehmen erhalten die kin-der einblicke in die arbeitswelt, erleben und erproben tech-nische und naturwissenschaftliche Phänomene hautnah. die Qualifizierung des fachpersonals zu naturwissenschaft und technik sowie die Begleitung bei der umsetzung des orien-tierungsplans stärken die kindertageseinrichtung als ort des frühkindlichen Lernens. nachhaltige netzwerke von kinderta-geseinrichtungen, grundschulen und familienbewussten unter-nehmen verbessern die Vereinbarkeit von familie und Beruf.

„Wir sind seit der Pilotphase dabei und haben

tEcHNOlino als festen Bestandteil in unsere Konzeption übernommen!“

Heike Hagen, Evangelische Kita schatzinsel, st. Georgen

Worum geht`s?

förderung von naturwissenschaft und technik in kinder-•

tageseinrichtungen und grundschule

Begleitung der fachkräfte auf neuen Wegen bei der Bil-•

dungs- und erziehungsarbeit

nachhaltige Vernetzung von kindertageseinrichtung, grund-•

schule und familienbewussten unternehmen

Wo stehen wir jetzt?

ursprünglich als Pilotprojekt der arbeitgeber Baden-•

Württemberg und des arbeitgeberverbands südwestmetall

initiiert, wird technolino mittlerweile in über 200 kinder-

tageseinrichtungen in Baden-Wüttemberg umgesetzt.

700 erzieherinnen und erzieher wurden seit 2006 in den the-•

menfeldern „naturwissenschaft und technik“, „Beobachten

und dokumentieren“ qualifiziert.

rund 10.000 kinder in kindertageseinrichtungen experimen-•

tieren und forschen mit technolino.

120 unternehmen sind in nachhaltigen Bildungspartner-•

schaften aktiv und setzen technikprojekte in kindertages-

einrichtungen um.

26 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

Klimaschutz geht alle an: Was leisten die Unternehmen?

der kampf gegen den klimawandel gehört zu den zentralen herausforderungen des 21. Jahrhunderts. die deutsche indus-trie ist sich ihrer Verantwortung bewusst. Wir haben schon heute innovative und kosteneffiziente klimaschutzlösungen und sind daher der Überzeugung: effizienter klimaschutz kann nur im schulterschluss mit der Wirtschaft gelingen.

Das Klima wirksam schützendeutschland hat sich bei der umsetzung des kyoto-Protokolls zu einer weitaus höheren reduktion von treibhausgasen ver-pflichtet als andere Länder – und seine Vorgaben mit einer Minderung von 23 Prozent bereits heute um zwei Prozent-punkte übertroffen. an dieser herausragenden Leistung hat die deutsche industrie einen maßgeblichen anteil.

Lösungskompetenz bereitstellenansätze für den schutz des klimas entstehen in den köpfen von ingenieuren und Wissenschaftlern. im weltweiten Wettbe-

werb um klimafreundliche Produktionstechniken besitzt deutschland dank seiner fachkräfte und ingenieurkunst eine hervorragende ausgangsposition. die innovativen und kosten-effizienten klimaschutzlösungen deutscher unternehmen kön-nen ihre Wirkung entfalten, je mehr sie genutzt werden – bei uns und weltweit.

Klimaschutz und Wirtschaftswachstum als Einheit sehenÖkonomie und Ökologie stellen im 21. Jahrhundert keine ge-gensätze mehr dar. deutsche technologien und Produkte die-nen schon heute dem klimaschutz und bergen durch ihr großes exportpotenzial gleichzeitig enorme wirtschaftliche chancen. auf diesen Zukunftsmärkten kann die deutsche industrie ihre Wettbewerbsfähigkeit ausbauen und arbeitsplätze langfristig sichern.

Klimaschutz braucht das Engagement von uns allenBeim klimaschutz kommt es auf jeden einzelnen an. Wer sich über technologische klimaschutzoptionen und klimapolitische daten und fakten weltweit informieren will, dem bieten die Bdi-initiative „Wirtschaft für klimaschutz“ und econsense – forum nachhaltige entwicklung der deutschen Wirtschaft e. V. mit der „klima-stadt“, dem „klimatech-atlas“ und der „Weltkarte der klimapolitik“ interaktive gelegenheiten. denn solides hand-lungswissen bildet die grundlage für effizienten klimaschutz.

„mit der Innovationskraft der deutschen Industrie-

unternehmen und dem weltweiten Einsatz unserer

technologien können das Klima wirksam geschützt

und die Wachstumsperspektiven in Deutschland

verbessert werden.“

Dr. Kurt christian scheel, Geschäftsführendes vorstandsmitglied von econsense und leiter der Abteilung Klima, Nachhaltige Entwicklung beim BDI

Worum geht`s?

klimaschutz geht uns alle an. der kampf gegen den klima-•

wandel gehört zu den zentralen herausforderungen des

21. Jahrhunderts.

die technologien und Produkte der deutschen industrie •

können einen wichtigen Beitrag zum globalen klimaschutz

leisten.

Wo stehen wir jetzt?

die Bdi-klimastudie zeigt mit kosten-nutzen-analysen für •

mehr als 300 technologien: klimaschutz kann sich rechnen.

das online-nachschlagewerk „klimatech-atlas“ erklärt das •

funktionsprinzip von mehr als 100 klimaschutztechnologien

leicht verständlich ( www.klimatech-atlas.de).

Mit dem internet-tool „Weltkarte der klimapolitik“ lassen sich •

interaktiv Weltkarten zu den wichtigsten klimaschutzdaten

und -faktoren erstellen ( www.weltkarte-klimapolitik.de).

Bei einer tour durch die virtuelle „klima-stadt“ werden •

klimatechnologien im einsatz und spannende forschungs-

projekte erlebbar ( www.klima-stadt.eu).

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Laboratory Demographic Change

die demografische herausforderung ist als unternehmenspo-litisches thema in den Betrieben angekommen. denn eine al-ternde Bevölkerung, in der es immer weniger junge Menschen gibt, stellt die private Wirtschaft genauso wie den staat vor große herausforderungen. Zusammen mit der Politik versuchen unternehmen nun, bei diesem topthema der nachhaltigkeitsa-genda etwas zu bewegen und nach Lösungen zu suchen. un-ter der schirmherrschaft des damaligen eu-sozialkommissars Vladimír Špidla haben sich große unternehmen gemeinsam mit econsense – forum nachhaltige entwicklung der deut-schen Wirtschaft e. V. zum europäischen netzwerk „Laboratory demographic change“ zusammengeschlossen.

das „Laboratory demographic change“ ist ein think-tank rund um die strategischen herausforderungen demografischer ent-wicklung in europa. in form von europaweiten dialog-Work-shops mit den relevanten stakeholdern werden strategien für eine nachhaltige Personalpolitik in europa entwickelt. dabei soll der Paradigmenwechsel in unternehmen unterstützt sowie ein aktiver Beitrag zur stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und zur corporate-social-responsibility-allianz der eu-kommis-sion geleistet werden.

Bisheriges glanzstück des „Laboratory demographic change“ ist der 2009 veröffentlichte „demographic risk atlas“. diese 328 seiten starke Publikation, die in Zusammenarbeit mit dem

rostock Zentrum zur erforschung des demografischen Wan-dels erstellt wurde, bildet die demografischen Veränderungen in den regionen und Ländern der europäischen union ab. der „clou“ dieser Publikation ist, dass zum ersten Mal unterschied-liche standortfaktoren wie Produktivität oder investitionen in forschung und entwicklung und der faktor demografischer Wandel in relation zueinander gesetzt werden. Mit dem „de-mographic risk atlas“ können demnach herausforderungen in Zusammenhang mit der demografischen entwicklung besser identifiziert werden. unternehmen wird es dadurch erleichtert, investitionsentscheidungen zu treffen.

„Der demografische Wandel wird mittel- bis langfris-

tig über die Wettbewerbsfähigkeit von unternehmen

in Europa mitentscheiden. ‚laboratory Demographic

change’ will dabei helfen, den demografischen Wan-

del als chance zu nutzen.“

Hanns michael Hölz, vorsitzender des vorstands von econsense – forum Nach-haltige Entwicklung der Deutschen Wirtschaft e. v.

Worum geht`s?

der demografische Wandel wird auch an der Wirtschaft nicht •

vorbeigehen.

Ältere Menschen, frauen, Migranten etc. müssen daher bes-•

ser ins arbeitsleben integriert und Bildung muss ein höherer

stellenwert eingeräumt werden.

es gilt dabei nicht nur für den staat, sondern auch für die •

unternehmen, nach Lösungen zu suchen, um der herausfor-

derungen des demografischen Wandels herr zu werden.

Wo stehen wir jetzt?

„Laboratory demographic change“ – aufbau eines europä-•

ischen netzwerks großer unternehmen, die zusammen mit

econsense nach Lösungen für die herausforderungen durch

den demografischen Wandel suchen

„dialog-Workshops europa“ – Workshops mit Wirtschaft, •

Politik und Wissenschaft zu demografischem Wandel

Veröffentlichung „demographic risk atlas“ (2009) – in •

welchen regionen ist der demografische Wandel besonders

zu spüren?

einführung „demographic risk Map“ (2008) – internet-tool •

zum „demographic risk atlas“

28 | Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de

„angesichts der Wirtschafts- und finanzkrise schwingt hier ein gewisser stolz mit, denn das handwerk sieht sich mit recht als stabilitätsfaktor und garant für die soziale Marktwirtschaft. Mit 1 Mio. Betrieben und 5 Mio. arbeitsplätzen ist es ein we-sentlicher Wirtschaftsfaktor.“

in den neuen Bundesländern gibt es die soziale Marktwirt-schaft seit 20 Jahren. auf der Jahrestagung wurde an Wende-zeiten erinnert. der Präsident der handwerkskammer Magdeburg, Werner Vesterling, berichtete von den Methoden, mit denen privates handwerk damals in die Verstaatlichung gezwungen werden sollte. er sprach auch über die erfahrungen mit der so-zialen Marktwirtschaft, von der damals zwar alle im Westfern-sehen gehört, über deren auswirkungen sich die demonstranten in Leipzig, Berlin und Magdeburg im herbst 1989 keine kon-kreten gedanken gemacht hatten: „seit über 60 Jahren gelten in deutschland die regeln der sozialen Marktwirtschaft. seit 20 Jahren leben wir im osten damit und erleben auch die schat-tenseiten, wenn etwa durch gier und Profilierungssucht einzelner regeln verletzt werden. trotzdem: die soziale Marktwirtschaft bietet als einziges system auf der Welt ausgleichende Verläss-lichkeit. ihre Prinzipien auf der einen und die grundlagen eines soliden rechtsstaats auf der anderen seite bieten beste Voraus-setzungen für eine positive gesellschaftliche entwicklung.“

im handwerk sind wirtschaftliches handeln und gesellschaft-liche Verantwortung eng verbunden. für das handwerk ist es eine selbstverständlichkeit, dass gewinn und Verlust in der so-zialen Marktwirtschaft genauso untrennbar zusammengehören wie Verantwortung und haftung. das handwerk ist deshalb ein Musterbeispiel für die soziale Marktwirtschaft.

Das Handwerk lebt die Soziale MarktwirtschaftEvangelische Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Handwerk und Kirche

die evangelische Bundesarbeitsgemeinschaft möchte die kir-chen dabei unterstützen, mehr Verständnis für die Probleme des gewerblichen Mittelstands zu entwickeln. dabei ist der Bag kirchliche Verantwortung für das handwerk genauso wichtig wie die Bewahrung des christlichen glaubens in der arbeitswelt. um einen regen austausch zu fördern, treffen sich kirche und hand-werk regelmäßig zur Jahrestagung.

20 Jahre nach der Wende traf sich die Bag in Magdeburg. das Motto der Jahrestagung: „handwerk als Musterbeispiel der sozialen Marktwirtschaft“. der Vorsitzende der Bundesarbeits-gemeinschaft, hWk-hauptgeschäftsführer horst eggers, dazu:

Worum geht`s?

die evangelische Bundesarbeitsgemeinschaft (Bag) •handwerk und kirche wurde während des stuttgarter kirchentags 1952 spontan als „handwerkerbewe-gung“ gegründet. die Bag bringt handwerk und kirchen in arbeitskrei-•sen, tagungen, studienreisen, festveranstaltungen und gottesdiensten zusammen. die Bag setzt sich im handwerk ein für: soziale ge-•rechtigkeit, chancengleichheit, förderung in den neuen Bundesländern, gleichberechtigung, umweltschonen-des Wirtschaften und die Bewahrung der schöpfung.

„Handwerk und Kirche gehören zusammen, weil die

handwerkliche Wirtschaftsform den Ansprüchen an

ein humanes, sozialverträgliches und gemeinwohl-

orientiertes Wirtschaften genügt.“

Horst Eggers, Hauptgeschäftsführer Handwerkskammer für Oberfranken

Wo stehen wir jetzt?

die Bag sorgt für ständigen dialog zwischen handwerk und •

kirche.

Mit ihren aktivitäten ermutigt die Bag unternehmen im •

handwerk zu ethischem handeln. grundsätze sind die 10 ge-

bote, das doppelgebot der Liebe und die goldene regel.

Wirtschaft – VerantWortung – Zukunft | WWW.Wirtschaft-kirchentag.de | 29

Wir gestalten Zukunft

Wir übernehmen Verantwortung

Wir schaffen PerspektivenWir gestalten Zukunft

„Wir sind überzeugt: Gesellschaftliche verantwor-

tung und erfolgreiches Wirtschaften gehören zusam-

men. Die Gesellschaft braucht starke unternehmen

zur sicherung ihres Wohlergehens. unternehmen

brauchen eine starke Gesellschaft.“

Prof. Dr. Dieter Hundt, Arbeitgeberpräsident BDA | Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Wir setzen uns ein für

nachhaltigkeit und Verlässlichkeit in Wirtschaft und Politik• generationengerechtigkeit durch zukunftsfähige sozialversicherungen und •schuldenabbau bessere Zukunftsperspektiven durch Bildung und integration• gerechte teilhabe durch einstiegs- und aufstiegschancen am arbeitsmarkt• die Vereinbarkeit von familie und Beruf•

Wir wollen gemeinsam mit den Kirchen

unser gegenseitiges Verständnis fördern – bei persönlichen treffen, in •gesprächskreisen und auf Veranstaltungen über die grundlegenden Werte unserer Wirtschafts- und gesellschafts-•ordnung nachdenken über die Verantwortung der Wirtschaft in einer globalisierten Welt • diskutieren die soziale Marktwirtschaft stärken•

Die deutsche Wirtschaft auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München

Hier finden Sie die deutsche Wirtschaft auf dem 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München:

HALLE B5, STAND B06

Wir übernehmen Verantwortung

Wir schaffen Perspektiven

BDA | Bundesvereinigung der deutschen arbeitgeberverbändehaus der deutschen WirtschaftBreite straße 29, 10178 Berlin

T +49 30 2033-1070F +49 30 [email protected]

Satz: ariadne an der spree gmbhBildnachweis: bilderbox, Yuri arcurs, sulamith, chlorophylle | fotolia.comStand: 11. März 2010

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