vernissage mit dem künstler minimal blue
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„Art meets Science im virtuellen Raum“ – Eine Verbindung von Kunst und Technik der anderen Art erwartete die Besucher des Kunstraumes am Cospudener See, der Kleinen Freiheit, Ende Oktober des Jahres.TRANSCRIPT
Kunst & Technik 02/2009
KUNST TECHNIKUN
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Magazin für Industrie | Kultur kUltUrort
Minimal Blue: Reiner Schneeberger als
realer Avatar nachgebildet
Alter unbekannt,
signiert seine Werke mit „42“
Begründer der Computer Minimal Art.
Award of Excellence in Computer Art
(Museum of Modern Art, Whitney Gal-
lery New York). Einige seiner vor 1980
erstellten Werke wurden Bestandteil der
Sammlung H.W. Franke der
Bremer Kunsthalle.
Verwendete Technik der abgebildeten
Arbeiten: rawscreenshot (Bildschirmkopi-
en ohne Nachbearbeitung)
Zu Gast auf der Vernissage von
Met Knelstrom´s „trayetory genesis“
Der Kunstinformatiker Reiner Schnee-berger zeigte die neueste Technologie auf dem Weg zum Digitalen Museum und in Sachen Metaverse. Mit seinem Avatar Minimal Blue beschreitet er seit 2007 neue Wege in der Kunstrezeption aus der mittlerweile eine neue Kunst-richtung, die Avatarkunst entstanden ist.
Diese Kunst findet im virtuellen Raum statt, der über die Internet-Technologie in Gestalt eines Avatars betreten werden kann. Heute steht hierfür die Bezeichnung Metaverse. Sie wurde von Neal Stephenson in seinem 1992 erschienenen Roman „Snow Crash“ kreiert. Der Mensch, der hinter einem Avatar steht, beginnt mit der Zeit sich mit seinem Alter Ego zu identifizieren, taucht dabei in diese dreidimensionale Welt ein und nimmt an dem sich dort abspielenden Geschehen aktiv teil. Er wird Teil des Ganzen. Falls sich das Metaverse der Kunstpräsentation ver-schrieben hat, haben wir eine virtuelle
Galerie vor uns. In der Ausstellung in der Kleinen Freiheit konnten Expo-nate gewissermaßen in der realen Welt besichtigt werden.
Neben der Vermittlung von Ein-drücken aus dem Metaverse war die Technik aufzuzeigen ein zentrales Anliegen der Veranstaltung, die sich an Softwareentwickler, Architekten und Ingenieure richtete. Der aufgebaute Server stellt dabei den virtuellen Raum über das Internet zur Verfügung. Auf der so geschaffenen Plattform treffen sich Besucher aus allen Erdteilen und tauschen über Tastatur (chat) oder Sprache (voice) ihre Ansichten über das zu Sehende bzw. Erlebte aus.
Das Erscheinungsbild der Avatare über die Zeit der Nutzung zu verfolgen, ist mittlerweile Gegenstand sozialwissen-schaftlicher Untersuchungen und einer der spannendsten Aspekte jenseits der technischen Herausforderungen.
Vernissage mit dem Künstler Minimal Blue
„Art meets Science im virtuellen Raum“ – Eine Verbindung von Kunst und Technik
der anderen Art erwartete die Besucher des Kunstraumes am Cospudener See, der
Kleinen Freiheit, Ende Oktober des Jahres. Eingeladen hatte die Gesellschaft zur
Förderung der Software-Industrie in Sachsen e.V. (GeSIS).
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METAVERSE ENGINEERING
hat den Focus in der Entwicklung
virtueller von Avataren bewohnten
Welten. Dabei wird an die Erfahrung in
der Entwicklung von Mensch-Maschine-
Schnittstellen, dem Human Interface
Design, angesetzt. Durch die Integra-
tion von Techniken aus verschiedenen
Wissensgebieten dringt das Metaverse
Engineering „in Bereiche vor, die nie
ein Mensch zuvor gesehen hat.“ Und
wir schreiben nicht das Jahr 2264, wir
schreiben das Jahr 2014. Die ersten
Schritte sind gemacht: Kunst wird real
erfahrbar, Kommunikation, Erfahrung
und Meinungsaustausch erfolgen welt-
weit, Sprachen lernen wir in neuer Form,
wir konstruieren in Freiheitsgraden, die
so bisher unerreichbar sind.
Link zum Thema:
http://metaverse-engineering.com
An der Universität Malta beschäftigte sich Schneeberger mit diesen Fragen innerhalb des „Art programme at the Faculty of Education“. Die Beschrei-bung des Erlebten durch die Studenten sagen mehr als jede Theorie dazu. Das Erlebnis des Schwimmens im Wasser ist ohne Wasser zwar beschreibbar aber nicht erlebbar. Ebenso ist der „Third Grid“, wie Schneeberger seinen Kunstraum nennt, nur erschließbar, wenn man mitmacht. So haben die aus-gestellten Werke der Avatarkunst eine seltsame Nähe und Distanz zugleich, denn wie soll man sich vorstellen, dort auf dem Bild einer der Avatare zu sein? Wie wäre es wohl, sich mit anderen Avataren dort über das Bild „the inner core“ auszutauschen und sich vielleicht mit der dritten Person von links zum Kaffee zu verabreden?
Minimal Blue ist mittlerweile dazu übergegangen, weitere Kunstavatare auf Entdeckungsreisen zu schicken, quasi als Agenten zur Kunstpro-duktion, weltweit. Einer davon, Met Knelstrom, war in der Kleinen Freiheit mit seinen Werken zu sehen. Im realen Leben Daniel Jung, 22 Jahre, angehen-der Fachinformatiker bei der Leipziger Cyberspace GmbH und derzeit in einem Projekt zur Umsetzung von
Veranstaltungen im Metaverse in Berlin tätig.
Die Frage was Kunst ist musste aber auch nach der Ausstellung offen-bleiben. Immerhin konnten wir den Lieblingssatz dazu von Minimal Blue notieren, wonach jeder Avatar zum Kunstgegenstand werden kann: „In the future everybody will be world famous for fifteen minutes, but maybe again and again“. Angelehnt an Worte von Andy Warhol.
Avatarkunst: Der Künstler und sein Werk treffen sich im Metaverse
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