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Dank

Allen Institutionen, Leihgebern, Fachleuten und Zeitzeugen, die diese

Publikation mit Rat und Tat unterstützt, ihre Archivbestände geöffnet

und uns Informationen zur Verfügung gestellt haben, insbesondere:

Walter Felber, Lektor am Instititut für Experimentelle Architektur der

Universität Innsbruck, Studio 3, Fach Skizzieren, Zeichnen, Malen im 1. und

2. Semester, mit Team: Weber Katharina, Lucyna Czarenecka, Sefora Multari,

Magdalena Tröbinger, Philip Quiel, Philip Willner, Nadia Alber, Nadia Hausl,

Annalena Felderer, Elisa Sinner, Michael Wegerbauer, Robert Sure, Michael

Danklmaier, Isabell Jochum, Sonja Obermoser, Lara Leonardi, Daniel Stiletto,

Markus Eichwalder, Benedikt Weig, Philipp Zluga, Christophe Vermeersch,

Carl Christoph Gressel, Florian Ehrenberger, Georg Waldmüller, Gulida

Pongratz, Aslan Meryem, Elisabeth Wolfsgruber, Nadine Wechselberger;

Ulrich Ladurner, Präsident Seilbahngesellschaft Vigiljoch

Abel Poletti, Leiter Seilbahngesellschaft Vigiljoch

Albert Torggler, Meran

Albert Innerhofer, Lana

Margit Auffinger, Meran

Dieter Köllensperger, Erlangen

Walter Conrad-Billroth, Wien

Werner Schröter, Innsbruck

Johann Zelger, Markus Pitscheider, Amt f. Seilbahnen, Aut. Provinz Bozen

Inhalt

100 Jahre Seilbahn Vigiljoch

Glück auf!

Vernetztes Wandern

Damals, als die Geschichte des „Jocherbahnls“ begann

St. Vigilius gegen Blitz und Donner

Lana, Ambiente und Aufbruch

Technikhochburg Lana

Elektrisches Alpenglühen

Seilbahngeschichte, die Anfänge in Südtirol

David gegen Goliath

Kosten-Nutzen-Rechnung

Fünf Seile für die Sicherheit

Landromantik für Technikbauten

Die neue Bahn in der „Laute“

Sanfte Werbung

Eine Fahrt auf der Schwebebahn

Villenbesitzer kontra Bahn

Prominenz im Burggrafenamt

Sommer- und Winterbetrieb

Autofreies Vigiljoch

Belebende Orte

Literatur- und Quellennachweis

Bildnachweis

Personenregister

Technikmeile

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m Namen des Landes Südti-rol gratuliere ich herzlichzum stolzen Jubiläum: 100

Jahre Seilbahn Lana-Vigiljoch! Eine Wegmarke, die Respekt ver-langt. 100 Jahre Seilbahn Lana-Vigiljoch, eine lange und wech-selvolle Geschichte! Eine Erfolgs-geschichte für die Gemeinde Lanaund das Vigiljoch - eine Erfolgsge-schichte auch für ganz Südtirol.Als die Schwebebahn eröffnetwurde, war sie eine der erstenSchwebebahnen überhaupt undbrachte Einheimische wie Ferien-gäste bequem auf das höher gele-

gene Vigiljoch, dem Hausbergvon Lana. Die Seilbahn war zur damaligenZeit eine Pionierarbeit und wurdenach Plänen des Zürcher Berg-bahnbauers Emil Strub und desWieners Walter Conrad gebaut.Die Arbeiten führte die MailänderFirma Ceretti & Tanfani aus.Große technische Unterstützungerfuhren die Planer dabei durchden Seilbahnpionier aus Lana,Luis Zuegg.Lana galt zur damaligen Zeit alsTechnikhochburg. Erfinderper-sönlichkeiten wie Carl Zuegg,Johann Kravogl und Hans Trojerwaren erfolgreich tätig undhaben sich weit über ihren Wir-kungsbereich hinaus Ansehenund Wertschätzung erworben.

Glück auf

I

Die Vigiljochbahn, in einer Aufnahme um

1960.

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Verkehrsbauten waren damals einwirklicher „Quantensprung“. Zuerwähnen die Straßenbahn Lana-Meran und der Apfelexpress nachPetersburg.Mit der Inbetriebnahme der Seil-bahn nutzten auch Prominentewie Fritz von Herzmanovsky-Orlando, Erzherzog Ferdinand,Franz Kafka, Christian Morgen-stern, Franz Lehar die einzigartigeGelegenheit, bequem auf’s Vigil-joch „zu schweben“.Seit Anbeginn konnte den Gästenwie auch den Einheimischen einSommer- wie auch ein Winterbe-trieb garantiert werden.Heute ist die Seilbahn Vigiljochein besonderes Juwel, ein Anzie-hungspunkt für Touristen ebensowie für die Einheimischen unddamit auch ein unverzichtbaresNahverkehrsmittel, auf das dieÖffentlichkeit nicht mehr ver-zichten möchte. Ich bin fest davon überzeugt,

dass uns die Seilbahn Vigiljochauch in den kommenden Jahrennoch sehr viele wertvolle Diensteleisten und Freude bereiten wird.In diesem Sinne wünsche ich derSeilbahn Vigiljoch für den Start inihr zweites Jahrhundert allesGute!

Luis DurnwalderLandeshauptmann

4

Gasthofstation am Vigiljoch, Postkarte von

Weber-Tyrol, Verlag Vigiljochbahn-

Gesellschaft in Lana, 1912.

Vernetztes Wandern

ine Fahrt mit der SeilbahnVigiljoch kann mit einertollen Wanderung oder

Radtour verbunden werden, etwamit einer Mountainbike-Rundfahrtvon Meran aus über den Vigl,Naturns und den Algunder Höhen-weg. Mein Tipp: Besorgen Sie sicheine bikemobil Card (an den Fahr-kartenschaltern und in vielen Tou-rismusvereinen erhältlich) und fah-ren bequem mit Bus oder Bahn bisnach Meran. Das Kombiticket bein-haltet auch die Nutzung eines Leih-fahrrads, erhältlich am „Südtirol-Rad“-Verleih am Bahnhof Meran.Von dort ist die Talstation der Vigil-jochbahn in Lana per Rad schnellerreicht. Ausgehend von der Berg-station der Vigiljochbahn folgt mandem Wanderweg zur “Schwarzen

Lacke”. Am Bergsee beginnt auchschon die erste Abfahrt nach Asch-bach. Vom Dorf aus geht es wiederbergan bis zur Naturnser Alm.Genießen Sie den prächtigen Aus-blick; danach führt der Weg tal-wärts bis nach Naturns. Das „Südtirol Rad“ kann am Bahn-hof Naturns zurückgegeben wer-den, die Rückfahrt erfolgt mit derVinschger Bahn. Wer noch Energienhat, fährt den Etschtal-Radweg ent-lang bis Rabland und kann von dortüber Partschins dem AlgunderHöhenweg bis nach Meran folgen.Viel Spaß und gute Fahrt!

Thomas WidmannLandesrat für Tourismus und Mobilität

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u f b r u c h s t i m m u n gherrschte vielerorts amEnde des 19. Jahrhun-

derts. Der Glaube an die Technikwar beinahe grenzenlos. Allesschien machbar, jedes Problemlösbar und die Menschen saheneiner goldenen Zukunft entgegen. Auch Südtirol wollte den An-schluss an die große weite Weltauf keinen Fall verpassen. Gleichmehrere Pioniere der Technik sorg-ten mit ihren Erfindungen für gro-ßes Aufsehen. So entstandennacheinander Elektrizitätswerke,Fabrikanlagen und mechanischeWerkstätten. Als 1912, genau vor100 Jahren und nach fast dreijähri-ger Bauzeit, die Seilbahn auf dasVigiljoch in Betrieb genommenwurde, erschienen zur Jungfern-

fahrt zahlreiche Ehrengäste.Schaulustige aus Lana und Umge-bung wollten das „technischeWunderwerk“ sehen, und die neueröffnete Seilschwebebahn fandsofort regen Zuspruch und Zulauf.Schon Konsul Jean Buddenbrookschickte seine nervöse TochterAntonie zur Sommerfrische nachTravemünde. "Hiermit begannen schöne Som-merwochen für Tony Budden-brook", schreibt Thomas Mann,der Lana und das Ultental besuch-te, 1901 in seinem Roman "Die Bud-denbrooks". Mondäne LananerBürgerfamilien schwebten mitihrem „Jocherbahnl“ auf das Vigil-joch, das nunmehr als Sommer-frischort der Erholung, der Reprä-sentation, dem Vergnügen und

Damals, als die Geschichte des „Jocherbahnls“begann

dem Familienleben diente. Man begann mit dem Bau vonzahlreichen Villen, Gaststättenund Hotels. Und um das Vigiljochfür seine Gäste noch attraktiver zumachen, wurde die touristischeErschließung mit dem Bau vonSkiliften und einer Rodelbahnvorangetrieben. Nun kamen Ein-heimische und Gäste nicht nur imSommer zur Sommerfrische, son-dern auch im Winter zum Skifah-ren und zum Rodeln. Einige Lana-ner werden sich sicher noch an dielegendären Feste im ehemaligenBerghotel Vigiljoch erinnern kön-nen. In den letzten Jahrzehnten wurdenimmer wieder Erneuerungen, Ver-besserungen und Sanierungen ander Vigiljochseilbahn vorgenom-men. Galt sie einst als technischePionierarbeit, ist sie heute Symbolfür Freiheit, Aufbruchstimmungund Unabhängigkeit. Ich wünschemir, dass dieser Pioniergeist, der

die Erfinder und Erbauer antrieb,auch in Zukunft Wegbereiter fürInnovationen und Überwinder vonGrenzen sein wird.In diesem Sinne können die Lana-ner Bürger zu Recht stolz auf ihraußergewöhnliches „Jocherbahnl“sein und mit viel Freude das 100jährige Jubiläum feiern.

Harald StauderBürgermeister, Gemeinde Lana

A

Schülerzeichnung, Gondel Vigiljochseil-

bahn, im Rahmen der Kunstprojekte im

öffentlichen Raum, Grundschulen Lana,

2012.

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r war ein rabiater Kämp-fer für den neuen Glau-ben, der heilige Vigilius

von Trient, Namensgeber zahlrei-cher Kirchen im historischen Tirol.Dieser Charakterzug wurde ihmallerdings zum Verhängnis, dennals er auf einer seiner Missionsrei-sen im Rendena-Tal im Trentinoeine von der Bevölkerung als hei-lig verehrte Saturn-Statue kurzer-hand vom Sockel stieß und in denSarca-Fluss warf, bezahlte er denFrevel mit dem Leben. Vigilius wurde, so heißt es in dermündlichen Überlieferung, gestei-nigt und mit Holzpantoffeln

erschlagen. Die römische Kirchesprach ihn heilig. Seither wird der26. Juni als sein Patroziniumsfestbegangen. Im südlichen Tirolübernahm Vigilius nach seinemTod die Rolle des bis dahingefürchteten Wettergottes „Thu-nar“. Er wurde offiziell als „Wetter-herr“ verehrt, so auch am Vigil-joch bei Lana. Noch 1640 wurde in einer „Instruc-tion“ der Marlinger Dorfgemeindeangeordnet: „Es soll ein Wätter-creiz auf St. Vilgenjoch, wie dannauch vor Alters gewesen, gesetztwerden. Darzue man alle Jahre mitCreiz und Priestern geen soll, undfür die hohen Wättern das loblichPet (Gebet) vollbringen.“Der vorgeschriebene Kreuzgangzum hl. Vigilius auf dem Joch

St. Vigilius gegen Blitz und DonnerWetterherr und Glaubensprediger

Jocherkirchlein im Winterkleid und in

einer Zeichnung von W. Felber.

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ie Jahrhunderwende vom19. zum 20. Jahrhundertwird heute bewundert

und oft als Aufbruch gesehen,große Erfindungen wie die Arbeits-erleichterungen durch Maschinenund die Mobilität mit der Eisen-bahn sind einige Errungenschaftendieser Zeit. In Meran wurde der Auf-bruch vor allem vom Fremdenver-kehr gezeichnet, aber Meran warnicht das Meran von heute. Vier Gemeinden „Meran, Ober-mais, Untermais und Gratsch“mussten sich oft mühsam zusam-

menraufen, um Kurort zu werden.Lana war damals schon eine Groß-gemeinde im Burggrafenamt. Lanahatte ein bedeutsames Hinterland:den Nonsberg und das Ultental mitRessourcen von Arbeitskräften undRohprodukten wie z. B. das Holzaus dem Ultental. Erste Industriebetriebe entstan-den eben dort: die Papierfabrik,die Marmeladefabrik, auch einChemiewerk entstand. Nichtübesehen werden darf, dass Lanaauch klimatisch bevorzugt ist.Durch das Ultental scheint nocham Nachmittag lange die Sonne,so war Lana auch führend imApfelanbau, welcher durch dieBahn internationale Bedeutungerhielt. Der "Calwill" wurde in Sei-denpapier verpackt bis nach

Lana, Ambiente und Aufbruch um die Jahrhundertwende

Jugendstilornament, das die Rückseite

der von Weber-Tyrol gestalteten Postkarte

verziert, Verlag der Vigiljochbahn-

Gesellschaft, 1912.

D

diente - so ist der Agenda im Pfarr-archiv von Lana zu entnehmen -,,der Abwendung von Hochgewit-ter, Schauer, Donner und Blitz.“Urkundlich ist die Zeit der Entste-hung der Kirche nicht belegt. Inseiner Chronik zum Jocher-Kirch-lein aus dem Jahr 1933 vermutet P.Romedius Girtler O.T., dass sie aufGrund frühromanischer Stilele-mente um die Jahrtausendwende1000-1100 entstanden sein könn-te. Nachdem das auf 1800 MeternMeereshöhe gelegene Kirchlein1452 in einen Ablassbrief der Pfar-re Lana mit einbezogen wurde,war es für den stark angestiege-nen Andrang bald zu klein undwurde zwei Mal umgebaut undvergrößert. Seit dem Mittelalterverlief unweit des Hügels dieGrenze zwischen den Bistümernvon Trient und Chur. 1819 verlor Chur den Vinschgau.1964 übernahm die DiözeseBozen-Brixen die deutschsprachi-

gen Gebiete der Diözese Trient.Jocher Kirchlein St.Vigil P.Romedi-us Girtler 1933, 33 Zeilen, Drucke-rei Gruber Lana.

Presbyterium des Kirchleins St. Vigil, aus

der Chronik von P. Romedius Girtler O.T.,

1933.

Apostel-Freske an der Südwand, 14. Jh.

Kruzifix aus der Schnatterpeckzeit.

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Moskau geliefert. Weil man wuss-te, dass hier guter Wein und gutesObst wuchs, gehörten viele Län-dereien (Höfe) bayerischen Klös-tern, der Jocherhof mit der Vigili-uskirche auf dem Vigiljoch demBenediktinerkloster Weingartenin Schwaben. Die Industrialisierung, die mit derDampfmaschine begann, ließ einkreatives Bürgertum entstehen

neben dem Adel und der bäuerli-chen Gesellschaft. Auch waren esdie freien Berufe, die das Bürger-tum stärkten. Neben dem immergut ausgebildeten Klerus gab esjetzt Ingenieure, Advokaten,Ärzte und Notare mit hohem Bil-dungsniveau. Der Alpinismus, der aus Englandkommend bereits in der Mittedes 19. Jahrhunderts die Bergwelterschloss, die Luftkurorte, wel-che Höhenlagen bevorzugten,das Bürgertum, welches nichtmehr wie der Bauer auf die Almgehen konnte, waren Hinter-grund für die Idee der "Somm-merfrische". Friedenszeit und Prosperitätwaren natürlich auch Vorausset-zung für eine kraftvolle, innovati-ve Entwicklung. Was Wunder,dass Lana und Meran konkurrie-rend den heutigen Sommerfrisch-berg, das Vigiljoch, für sicherschließen wollten.

1312

Gasthof Feldererhof, Haltestelle der Tram

Lana-Meran in einer historischen Ansicht.

er Alpenraum als Groß-arena rascher Verände-rungen, Lana als Lokal-

schauplatz des technischen Wan-dels: Große Investitionen im 19.Jahrhundert, zuerst im Bereich derWasserkraft und anschließend imVerkehrswegebau und Tourismus,führten zu gewaltigen Umwälzun-gen auf sozialer, wirtschaftlicherund kultureller Ebene, die Auslöserfür den Quantensprung waren, derzum heutigen Lebensstandardgeführt hat.Lana, seit 1850 Großgemeinde imEtschtal und Keimzelle des techni-schen Fortschritts, erlebte in derZeit von 1870 bis 1930 einen rasan-ten Aufschwung. Lana hat überSüdtirol hinaus Technikgeschichtegeschrieben. Vom auf der Pariser

Weltausstellung 1867 bewunder-ten elektrischen Kraftrad vonJohann Kravogl, der Seilschwebe-bahn auf das Vigiljoch, der erstenSüdtiroler Straßenbahn Lana-Meran bis hin zu den zahlreichentechnischen und logistischenErrungenschaften im Obstbau hatLana alles, was auf einen Ort mitPioniercharakter verweist.Der Errichtung des ersten privatenObstmagazins 1884 folgten dieGründung der OberetschtalerFrüchte-Exportgesellschaft (1885),und 1900 einer Holzfabrik zur Her-stellung von Obstkisten und -fäs-sern. Weiter ging es dann Schlag

Technikhochburg LanaErfinder mit Weltformat

Blick auf das Burggrafenamt von der

Berstation am Vigiljoch, 1929.

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auf Schlag: 1903 erbaute der Visio-när Luis Zuegg in der wildromanti-schen Gaul eines der ersten priva-ten E-Werke, im August 1906erfolgte der Startschuss für dieTram Lana-Meran, 1907 wurde dieStraße ins Ultental eröffnet, 1908die Holzstoffpappenfabrik gegrün-det. Erfolgsschlager am heißenPflaster der Technikkultur warjedoch 1912 die von Ceretti & Tan-fani nach den Plänen des Schwei-zers Emil Strub und des WienersWalter Conrad erbaute Vigiljoch-bahn, die dann dank der entschei-denden „Nachbesserungen“ von

Luis Zuegg weltweit für den Bauweiterer Bergbahnen Pate stand. 1913 fuhr erstmals die 20 Tonnen-E-Lok von Lana nach Burgstall, imSchlepptau die auch am russi-schen Hof in Petersburg begehrtenÄpfel, was der Bahn den Überna-men Apfelexpress einbrachte. 1917wurde in kürzester Zeit die Mar-meladenfabrik Zuegg aus demBoden gestampft. 1926 war die Geburtsstunde derFabrik zur Herstellung der Schwe-felkalkbrühe, die von den Gebrü-dern Margesin erfolgreich zurSchädlingsbekämpfung im Obst-

1514

Ingenieur Walter Conrad mit Kindern im

Feriendomizil der Familie am Attersee.

Projekt Ceretti Tanfani, Längsschnitt der

Vigiljochseilbahn; Lauf- und Windwerk

eines Wagens, aus “Elektrische

Zugförderung”, E. E. Seefehlner, Verlag

von Julius Springer, Berlin 1924.

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Wintersport sind – die Basis einesbreiten Wohlstandes im Alpen-raum – wird aber häufig überse-hen, dass Seilbahnen, als öffentli-ches Verkehrsmittel genutzt, demStraßenbau im Hinblick auf Kos-ten, Umweltstörung und Emissio-nen weit überlegen sind. Bergbahnen sind das Synonym fürdie Zukunft im Alpenraum underöffnen gerade in einer Zeit desunerträglich und immer teurerwerdenden Individualverkehrsganz neue Perspektiven der Mobi-lität und damit auch der Sicherungvon Beschäftigung in abgelegenenArbeitsplätzen. Die Idee der Seilbahn zur Erschlie-ßung von bis dahin nur beschwer-lich zugänglichen hohen Lagen hatnicht nur dem Tourismus gedient,sondern die Bewirtschaftung vielerBergbauernhöfe erleichtert unddazu beigetragen, dass eine uralteKulturlandschaft erhalten blieb,die heute für den Fremdenverkehr

lebensnotwendig geworden ist.Mit der Seilbahn von Lana auf dasVigiljoch (Patentanmeldung Blei-chert/Zuegg) wurde jedenfalls dieerste große Seilbahn der Welt zurPersonenbeförderung geschaffen.

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bau eingesetzt wurde. Vor diesem Szenario der wirt-schaftlichen Aufbruchsstimmunggilt es nochmals zurückzublendenund der Frage nach dem Auslöserfür die vielen Erfindungen nachzu-gehen, die das Ausmaß des Wan-dels und die Besonderheiten uns-rer Region belegen.

Das vielfach unwegsame und stei-le Gelände der Alpenregion Südti-rol hat es Planern, Ingenieuren,Bauherren und Arbeitern bei dertechnischen Erschließung nichtgerade leicht gemacht. Der Standortnachteil, die widrigengeographischen Bedingungen, dieHöhenunterschiede und die wil-den noch ungezähmten Wasser-ressourcen waren Herausforde-rung und Chance zugleich. Dergeniale Lösungsansatz und dasvorhandene Kreativitätspotenzialhaben oft aus der Not heraus zuErfindungen und Entdeckungen,

zu Meisterleistungen der Technikgeführt. Bergbahnen, Kraftwerke,Tunnels und Straßen zählen welt-weit zu den technischen High-lights des vorigen Jahrhunderts.Sie sind Meilensteine der Technik,die eng mit dem Beziehungsge-flecht von zeitgeschichtlichen,politischen, wirtschaftlichen, kul-turellen und sozialen Aspektenverwoben sind.Die Entwicklung der Technik hat inSüdtirol jedenfalls ihre ganzbesondere Geschichte: sie bestehtneben besonders schöpferischenkünstlerischen Begabungen ausvielen mühevollen Gemeinschafts-erfindungen und oft plötzlichenVeränderungen, die für ein neuesöffentliches Bewusstsein gesorgthaben. Um 1900 entstand in ganz Tirol einrichtiges Netz von Seilbahnen undVerbindungswegen. Wenn auchSeilbahnen heute in erster LinieSprungbrett für den einträglichen

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Elektrizitätswerk in der Gaulschlucht,

historische Postkarte.

Schalt- und Antriebsmechanismus der

Zangenbremse des Wagens der Seilbahn

Treib-Seelisberg.

Seilbahn-Wagenuntergestell mit

Zangenbremsen.

Z-S: Zugseil; Z1: Handbremse; Z: autom.

Bremse; S: Bremsspindel; H: Seilheben;

G: Auslösegewicht.

“Elektrische Zugförderung”, E. E.

Seefehlner, Verlag von Julius Springer,

Berlin 1924.

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ie Trambahn Lana-Meran, die erste „Elektri-sche“ Südtirols.

In ihrem Konzept, ein typischesübergemeindliches Nahverkehrs-modell, war die elektrische Tram-bahn sofort ein Marktrenner undeine verkehrstechnische Pionier-leistung. Die Bahntrasse begannin Lana, verlief parallel zur neuerbauten Straße durch Tschermsund weiter an Marling vorbei zurEtsch, die sie auf einer Eisenbrü-cke überquerte. Anschließend kreuzte sie dieBozen-Meraner-Bahn, verlief überdie damals noch unverbauten

Wiesengründe von Untermais,um schließlich über die heutigeTheaterbrücke zum Theaterplatzin Meran zu gelangen. Trotz anfänglichen Widerstandswegen der hohen Investitionskos-ten - das Projekt wurde bei einerVolksabstimmung 1905 von derLananer Bevölkerung versenkt –gelang es schließlich dem Bahn-baukonsortium um RechtsanwaltJakob Köllensperger, dem späte-ren Seilbahnpionier Ing. LuisZuegg, dem Großhändler MartinLösch, dem Hotelier Franz Stau-der und Bauunternehmer AntonGuschelbauer, vom k. k. Eisen-bahnministerium die Konzessionfür Bau und Betrieb der Bahn zuerhalten. Am 20. Jänner 1906erfolgte durch das k. k. Ministeri-

Elektrisches AlpenglühenVerkehrsnetz mit Lokalbezug

Wasserkraftwerk der Etschwerke auf der

Töll bei Meran, von Oskar von Miller 1897

erbaut.

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um des Inneren in Wien die Bewil-ligung zur Gründung der AG unterdem Namen „Elektrische BahnLana-Meran“.Nach nur achtmonatiger Bauzeitkonnte am 11. August 1906 dieTrambahn Lana-Meran als ersteelektrische Bahn Südtirols ihreEröffnungsfahrt antreten. Die Züge verkehrten bequem imHalb-Stunden-Takt mit gleichzei-tigen Abfahrten von Lana undMeran. Die Fahrzeit betrug 26Minuten und war wegen der

geringen Betriebskosten beson-ders günstig. Das Meraner High-life ließ es sich nicht nehmen, diewildromantische Gaulschlucht zuerkunden oder direkt in den Süd-tiroler Obstgarten zu fahren. EinNovum war auch der Kunden-dienst der Bahn: „Theaterzüge“brachten die Theaterbesuchernach Ende der Vorstellung vomTheaterplatz nach Lana zurück.Die Trambahn erfreute sich schonbald großer Beliebtheit undwurde zum treibenden und

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Der Strom wird nach Meran gebracht. Mit

Standesbewusstsein posieren die Arbeiter

zwischen Kabelrollen, Lampen,

Verbindungsgarnituren und Schalttafeln

neben einem Umspannhäuschen.

Transport von Transformatoren auf die Töll.

Das Kraftwerk in Marling, 1925.

Innenansicht, Instandhaltungsarbeiten.

Schleuse auf der Töll.

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Die Spurweite betrug 1000 mmauf einer Streckenlänge von 7,6km bei einer maximalen Steigungvon 3,3 %.

ApfelexpressIn Ergänzung zur „Elektrischen“wurde am 13. Dezember 1913 dieLokalbahn Lana-Burgstall-Oberla-na in Betrieb genommen. DerFuhrpark bestand einst aus dreizweiachsigen Triebwagen mitGepäckabteil für den Personen-verkehr, aus einem Gepäckwagenfür sieben Tonnen Nutzlast undaus zwei Elektrolokomotiven mitMittelführerstand. Die Triebwa-gen für den Personenverkehr hat-ten zwei Fahrmotoren zu je 35 PS.Die Fahrgeschwindigkeit betrug25 km/h. Die beiden Elektroloko-motiven hatten je zwei 50 PS star-ke Motoren. Das Dienstgewicht betrug 20 Ton-nen, die Höchstgeschwindigkeit20 km/h. Auch diese Bahn bezog

den Strom aus dem Zuegg-E-Werk in der Gaulschlucht. In denersten Betriebsjahren florierte derVerkehr ausgezeichnet. Es gab täglich in beide Richtun-gen 22 Personenzüge, die zwi-schen Lana und Burgstall miteiner Fahrzeit von 20 Minuten elfHaltestellen bedienten. Anstattdas Qualitätsobst über holprigeStraßen zu befördern, lieferte dersogenannte Apfelexpress dieWare erster Wahl von Lana nachBurgstall, wo über den Anschlussan die „Vicinalbahn“ Bozen-Meran (1881) sogar der Hof desZaren in Petersburg beliefertwurde. Im Laufe des Krieges mit Italienwurde der Bahnbetrieb zeitweiseeingestellt, jedoch nach demersten Weltkrieg wieder aufgenom-men. Mit dem aufkommendenLKW-Verkehr geriet die Bahn aberbald in die roten Zahlen. Als dieMotorisierungswelle in den 1950er-

belebenden Wirtschaftsfaktor desBurggrafenamtes. Der Ausbruchdes ersten Weltkrieges setzte die-ser Entwicklung einstweilen einjähes Ende. Nach 1920 begann wieder ein Auf-wärtstrend, im Zuge der 30-Jahr-Feiern am 11. August 1936 lobteman noch allseits dieses öffentli-che Verkehrsmittel. Am 8. Mai1950 allerdings wurde der Betriebeingestellt.Projektant und Betriebsleiter derTrambahn Lana-Meran sowie des

Kraftwerkes in der Gaulschluchtwar Ingenieur Luis Zuegg. DerFuhrpark der Bahn bestand 1906aus drei Motorwagen und zweiAnhängewagen für Personenbe-förderung mit einer Fahrzeugka-pazität von jeweils 40 Personen.Die Bahn wurde mit 600 VoltGleichstrom betrieben. Diesenlieferten zwei Maschinensätze zuje 120 PS im Kraftwerk Lana, beiintensiver Nutzung setzte einePufferbatterie mit Bleiakkumula-toren ein.

Die Lokalbahn Lana-Burgstall-Oberlana in

historischen Aufnahmen. Der Startschuss

für den Apfelexpress fiel am

13. Dezember 1913.

Die Personenbeförderung wurde am

25. Juli 1959 eingestellt.

Zeichnung: Detail des Rollmaterials der

E-Lok, Blattfeder mit Gehäuse vom

Gleitlager.

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Eine der beiden E-Loks derMaschinen- und Waggonbau-gesellschaft in Simmering beiWien, im Auftrag der Siemens-Schuckert Werke Wien gebaut,wurde im Mai 2012 in Rekordzeitrestauriert und im Blickkontaktmit der Eisenfachwerkbrückezugänglich gemacht.Die Zwillingslok steht in derZollstraße in Lana; sie wurdebereits 1998 im Rahmen einesSchulprojekts vom Rost der Zeitbefreit und auf Hochglanzgebracht.

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Die restaurierte E-Lok der Bahn Lana-

Burgstall.

Lageplan der Etsch, Ufergestaltung und

Schauplatz „Technik trifft Natur“ im

Blickkontakt mit dem Bahnhof Lana-

Burgstall.

Die Etsch querende Eisenfachwerkbrücke,

die 1913 von der Brückenbau-Anstalt Ing.

Gridl aus Wien geliefert wurde.

Jahren den Bahnverkehr starkzurückdrängte, wurde der Perso-nenverkehr mit 25. Juli 1959 end-gültig eingestellt und am 31. März1974 dann auch der Güterverkehr.

EisenfachwerkbrückeMarkantes Bauwerk der 1913 inBetrieb genommenen LokalbahnLana-Burgstall-Oberlana ist dieeiserne Fachwerkbrücke über dieEtsch unweit des Bahnhofs vonLana-Burgstall. Die von der Brückenbau-AnstaltGridl aus Wien gelieferte eiserne

Fachwerkbrücke mit unter liegen-der Fahrbahn wurde 2011 nacheiner Projektidee des Kuratoriumsfür Technische Kulturgüter vomAmt für Wasserschutzbauten desLandes Südtirol zerlegt, aufwen-dig restauriert und ein paar hun-dert Meter flussabwärts auf orgi-nalgetreu wieder errichteten Pfei-lern aufgebaut. Der Kunstbau hat eine Spannwei-te von über 37 Metern. Heutedient die Brücke den Radlern,Fussgängern und der Ufer-instandhaltung der Etsch.

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ohlern, Grindelwald oderLana? Die viel zitierte undwiederholte Behauptung

„Die Schwebebahn Lana-Vigiljochwar die erste durch die Luft führen-de Lokalbahn Österreichs“ stimmtso nicht und wurde von Historikernund Heimatkundlern auch wider-legt. Das Zeitalter der Seilbahnenmit Drahtseilen und mechani-schem Antrieb dürfte – nach Nor-bert Mumelter – ins Jahr 1868zurückreichen. In einem Bergwerk im US-Bundes-staat Colorado wurde damals einenicht für den Personenverkehr

zugelassene Betriebsschwebebahngebaut. Die Führungsrolle im euro-päischen Seilbahnbau übernahmab 1874 Adolf Bleichert aus Leipzigmit seinem „deutschen“ System,das Tragseil und Zugseil vorsah.Allein im Jahr 1900 lieferte er 345Materialseilbahnen aus. Als um dieJahrhundertwende auch in SüdtirolWasserkraftwerke gebaut wurden(1903 Gaulschlucht, 1906 Kohlern),bot sich die elektrische Energie fürden Betrieb dieser Bahnen an.Sämtliche Materialseilbahnen wur-den – natürlich ohne Genehmi-gung – auch von Personen benützt.Die Kohlerer Materialseilbahn warteilweise so niedrig geführt, dassman nahe der Talstation leicht indie Transportkiste hinein- und wie-der herausspringen konnte.

Seilbahngeschichte, die Anfänge in SüdtirolWer war die Erste?

Die mit 30 m höchste Stütze, im

Volksmund auch der “lange Hans”

genannt. Die Stütze wurde 1952 durch

einen Betonträger ersetzt.

K

Festschrift der Vigiljochbahn von 1912,

mit Photos von Architekt Gustav

Birkenstaedt, den Gebrüdern Bährendt

und B. Peter, Meran.

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Der Auftrag zum Bau einer neuenBahn erging nun an die Firma Blei-chert aus Leipzig. In Lana hatteman sich inzwischen für den Mai-länder Seilbahnbauer Ceretti &Tanfani entschieden. Projektantwar der Schweizer Emil Strub. Erhatte bereits die Standseilbahnenauf die Mendel und die Virglbahnin Bozen gebaut. Luis Zuegg aus Lana hingegen, derseit 1903 ein E-Werk und eineMaterialseilbahn in der Gaul-schlucht betrieb und der 1906 dieerste Straßenbahn im südlichenTirol von Meran nach Lana gebauthatte, wurde bei der Vergabe derVigiljochbahn nicht berücksich-tigt. Sein Projekt einer Seilbahnnach dem Muster der KohlererAnlage wurde in Wien abgelehnt. Zueggs Stunde sollte später kom-men. Wie die Firma Bleichert hat-ten auch Ceretti & Tanfani im Bauvon Materialseilbahnen interna-tionale Erfahrung. Sie waren mit

großen Seilschwebebahnen fürden Lastentransport in Europa,Amerika und in Japan vertreten.Auch zweisitzige Kabinen für denPersonaltransport hatten die Mai-länder im Programm, freilich nichtfürs Publikum. Für die Vigiljoch-bahn wurde eine äußerst kompli-zierte Konstruktionsweise gewählt.Zunächst entschied man sich fürden Bau einer Zwischenstation.Damit sollte die Stundenleistungerhöht und den Bewohnern vonPawigl ein bequemerer Zugang zuihren Häusern zu ermöglicht wer-den. Um die Sicherheit zu garan-tieren, waren neben dem Trag- unddem Zugseil ein Ballast-, einBrems- und ein seitliches Füh-rungsseil vorgesehen. Nach dem plötzlichen Tode desProjektanten Emil Strub mussteneben Walter Conrad Luis Zueggdann doch noch helfend einsprin-gen, um die termingerechte Inbe-triebnahme der Anlage am

29

Die Behörden verlangten deshalbvom Besitzer der Bahn, dem Gast-wirt Josef Staffler, wirksame Maß-nahmen, um das Fahren mit derLastenbahn zu unterbinden. Damit war Staffler gezwungen,eine Lösung zu suchen. Er unter-breitete dem Eisenbahnministeri-um in Wien das Projekt eines„elektrisch betriebenen Drahtseil-aufzugs“ für den Personenverkehr.Doch das Ministerium spieltezunächst nicht mit: „Im Hinblickauf das nicht Vorhandensein einesGleises am Boden„ sei die Bahn imtechnischen Sinne keine Eisen-bahn und falle damit auch nicht inden Zuständigkeitsbereich desEisenbahnministeriums. Dasprang die Bezirkshauptmann-schaft Bozen ein und formulierteeine provisorische Zulassung. Sechs der 16 Holzstützen der Mate-rialseilbahn wurden durch Eisen-stützen ersetzt. Zudem mussteeine Fangvorrichtung eingebaut

werden. Sie bestand in einemzweiten Zugseil, das unbelastetmitlief und die Gondel bei einemallfälligen Zugseilriss halten soll-te. Am Peter- und Paulstag 1908war es endlich so weit. Josef Staff-ler konnte die erste offiziell fürden Personenverkehr zugelasseneBergschwebebahn der Welt inBetrieb nehmen. Einen Monat später wurde derWetterhornaufzug in Grindelwaldin der Schweiz eröffnet, die zweiteBergschwebebahn nach jener vonKohlern. Die Anlage besaß keineZwischenstützen. Sie war derartsteil, dass die Kabine am Dacheine Schrägkerbe hatte, um nichtam Tragseil anzustoßen. Der Wet-terhornaufzug wurde 1915 einge-stellt und 1934 abgebaut. Auch dieerste Kohlererbahn hatte kein lan-ges Leben. Sie wurde nach zwei-jähriger, unfallfreier Betriebsdaueram 1. Oktober 1910 aus Sicherheits-gründen eingestellt.

28

Umlenkscheibe in der Talstation.

Die Festgäste während der

Einweihungsfeier der Vigiljochseilbahn,

1912.

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3130

“Einrichtung zum Signalgeben”. Am

1.11.1920 meldet Louis Zuegg seine

Erfindung beim eidgenössischen

Patentamt an.

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Im Oktober 1912 nahm die Schwe-bebahn auf den Zuckerhut in Riode Janeiro ihren Betrieb auf und einJahr später wurde am 10.5.1913 dievon den Bleichert-Werken geliefer-te zweite Kohlererbahn eröffnet. Es war die bis dahin modernste imAlpenraum. Zwei nebeneinanderliegende 44 mm dicke Tragseilesorgten für ruhige, schwingungs-freie Fahrt. Es sollte zehn Jahrelang dauern, ehe Luis Zuegg mitder Schwebebahn Meran-Haflingneue Maßstäbe setzte. Er verwer-tete seine im ersten Weltkrieg alsLandsturmingenieur gewonnenenErfahrungen, die in zahlreicheninternationalen Patenten ihrenNiederschlag gefunden hatten.Straffere Seilspannung und weni-ger Stützpfeiler erhöhten dieLebensdauer und Sicherheit derSeile und ermöglichten größereFahrgeschwindigkeiten. Auch die Seilbahnbauer aus Leip-zig, die im ersten Weltkrieg nicht

weniger als 630 Seilbahneinheitenan das Militär geliefert hatten,waren vom Südtiroler angetan.Das neue Seilbahnsystem „Blei-chert-Zuegg“ trat seinen weltwei-ten Siegeszug an. Bis 1940 wurden nach dieser Bau-art nicht weniger als 35 Personen-schwebebahnen in Europa, denUSA und in Südafrika gebaut.

33

31.August 1912 zu ermöglichen.Damit war die Vigiljochbahn dieweltweit dritte für den Personen-verkehr zugelassene Bergschwe-bebahn. Was den Höhenunterschied anbe-langt, hielt sie damals mit 1113Metern den Rekord. Die Bahn funktionierte reibungs-los bis 1953, ehe sie – jetzt endlich

nach den Plänen von Luis Zuegg –umgebaut und modernisiertwurde. Die Zwischenstation wurdeaufgelassen, vier Betonstützenersetzten die 39 Eisenstützen, unddamit war auch das schwindeler-regende Auf und Ab beendet, wel-ches vielen Fahrgästen in der Ver-gangenheit Probleme bereitethatte.

32

Josef Zuegg (Vater von Luis) und Familie.

Die Tram Lana-Meran auf der Fahrt durch

Tscherms (links oben).

Die Kohlerbahn (links) und die

Vigiljochbahn in historischen Aufnahmen.

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35

Farben des Wiener SportklubsSchwarzweiß gründete, war Meranendgültig im Kreis der exklusivenKurorte Europas angekommen. Eineweltoffene Stadt mit Gebetshäu-sern für mehrere Konfessionen. Aufder Passerpromenade konnte manden Schriftstellern Stefan Zweig,Christian Morgenstern und späterauch Franz Kafka begegnen, dieMaler waren durch Alfred Kubin,Franz Defregger, Alexander Kösterund Albin Egger Lienz vertreten,während von den Komponisten vorallem Bela Bartok und Franz Lehar inMeran zur Kur weilten. Das Kuror-chester gab im Sommer täglich Vor-mittags- und Abendkonzerte miteiner klaren Vorliebe für populäreStrauss-Walzer, aber auch Mendels-sohn, Eysler und Verdi wurden zuGehör gebracht, wie dem Meraner„Vergnügungsanzeiger“ vom 10. Juli1912 zu entnehmen ist. Am Abendwurden in zwei Kinomatographen –im Plankensteinkino und im Stern-

kino – Stummfilme gezeigt undnicht weniger als 16 Hotels „1. Ran-ges“ waren um das Wohl ihrer Gästebemüht. Ein 1913 bei Pötzelbergererschienener Meran-Prospekt preistzwei besondere Vorzüge der Passer-stadt: „Allen Komfort und alleBequemlichkeit der Unterkunft unddazu ungeahnt kühle Nächte. Cafésund berühmte Weinstuben, reizendgelegene Schlosswirtschaften ladenzum Besuche ein. Für Autobesitzerbestehen Garagen in allen großenHotels. Appartments mit Bad. Kurz,aller Luxus steht dem verwöhntenGast zur Verfügung. Außer demSchwimmbad bietet das städtischeKurmittelhaus auch Wannen- undBrausebäder, kohlensaure Fichten-und Solbäder, sowie elektrischeLichtbäder.“

34

ana, das aufstrebende Dorfder Apfelbauern im Konkur-renzkampf mit der interna-

tional etablierten Kurstadt Meran.Beide Gemeinden bemühten sichnach der Jahrhundertwende umeine Bergbahn aufs Vigiljoch. Einungleicher Kampf, den der kleinereder beiden Konkurrenten schluss-endlich gewinnen sollte. Meranhatte sich im ausgehenden 19. Jahr-hundert zum gesellschaftlichenund kulturellen Mittelpunkt im süd-lichen Tirol entwickelt. Der Bau derBrennerbahn 1867 hatte dem Touris-mus und der Wirtschaft neue Mög-lichkeiten eröffnet, und als am 20.

August 1881 die Eisenbahnan-schlussstrecke Bozen-Meran inBetrieb genommen wurde, war derAufschwung nicht mehr zu brem-sen. Die Zahl der Gäste stieg rasantan, jene der exportierten landwirt-schaftlichen Güter ebenso. Jetztwurde die Erweiterung des 1874 vomWiener Architekten Emil von Förstererbauten Kurhauses an der Passer-promenade notwendig. Der auf-wändige Um- und Ausbau ließ dasKurhaus zum Inbegriff des WienerJugendstils in Meran werden. Auchdas neue Stadttheater des BreslauerArchitekten Martin Dülfer entsprachdem Geschmack des inzwischeninternationalen Meraner Publi-kums, und als der Wiener BankierHermann Blümel 1910 die Fußball-mannschaft des SC Meran in den

David gegen GoliathZahnradbahn contra Seilbahn

Ausschnitt aus dem Meraner

Vergnügungs-Anzeiger, vom 10.7.1912.

L

Annonce im Vergnügungs-Anzeiger, in

Ausflugslaune auf’s Vigiljoch.

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Die einzige Attraktion, die nochfehlte, war eine Bergbahn nach demMuster der Bozner Bahnen auf dieMendel und auf den Ritten. Als esdann so weit war und die Schwebe-bahn aufs Vigiljoch mit ihrem Stra-ßenbahnzubringer ab Meran rei-bungslos funktionierte, schrieb KarlFelix Wolff in einer 1913 bei der Wag-nerschen Universitätsdruckerei inInnsbruck erschienenen Broschüre:„Zu seinen prachtvollen Tal- undBergpromenaden hat nun Meran alswirkungsvollste Attraktion aucheine Schwebebahn und in demdurch diese erschlossenen Vigiljochgleichzeitig eine vielversprechendeSommerfiliale und einen trefflichenWintersportplatz erhalten.“ Zum Wortführer der Idee einer kom-binierten Straßen- und Zahnrad-bahn von Meran über Marling aufsVigiljoch machten sich dieEtschwerke der Städte Bozen undMeran. Die Etschwerke betriebenseit 1898 ein Wasserkraftwerk auf

der Töll und waren daran interes-siert, möglichst viel elektrischeEnergie an den Mann zu bringen.Vorsorglich kauften die Strompro-duzenten ausgedehnte Grundstü-cke auf und so kam 1908 auch dasSt. Vigilius Kirchlein in den Besitzder Etschwerke. Doch die Kosten füreine Zahnradbahn liefen ihnendavon. Als die Etschwerke vom Plan desKonsortiums zum Bau der Schwe-bebahn in Lana erfuhren, wolltensie der Konkurrenz zumindest dieNamensgebung „Vigiljochbahn“verbieten. Der Streit wurde beendet,als die Bezirkshauptmannschaft am16. September 1909 feststellte: „Diebezügliche Vorstellung derEtschwerke gegen die Bezeichnung„Vigiljoch“ wird als in den Gesetzennicht begründet abgewiesen!“

36

Blick von der Talstation Richtung Berg.

ie Kosten-Nutzen-Rech-nung, die der Vorsitzendedes Seilbahnkonsortiums

in Lana, Jakob Köllensperger, demHauptaktionär der Meraner Hote-liers („Tirolerhof“), Josef Auffinger,am 31. Dezember zukommen ließ,sprach eine klare Sprache. „Ver-traulich“ stand am Briefkopf desAbsenders. Eine Schienenbahnnach dem Muster der Mendel- undRittnerbahn „kommt mit Rücksichtauf die enormen Kosten der Bahn (2bis 3 Millionen Kronen) für uns nichtweiter in Erwägung, zumal es nichtunsere Absicht sein kann, eine Bahnzu schaffen, deren notwendigerwei-

se sehr hohe Fahrtarife nur für reicheLeute zu erschwingen wären.“„Aus diesen Gründen haben wir unszur Ausführung einer elektrischenSchwebebahn oder Seilbahn ent-schlossen, deren Benützung nichtnur den Einheimischen, sondernauch den geschätzten Kurgästenund Touristen ein auserlesenes Ver-gnügen bereiten wird.“Für den Bahnbau und die Infrastruk-turen am Joch sollte ein Aktienkapi-tal von 600 Tausend Kronen genü-gen. Am 8. April 1909 legte der Pro-jektant Emil Strub aus Zürich denKostenvergleich zu den anderenBahnen in Südtirol vor.Die von Ceretti-Tanfani-Strubgeplante Schwebebahn gewinnt alleVergleiche mit der Mendel-, derVirgl- und der Rittnerbahn. Was die

Kosten-Nutzen-RechnungDie Schwebebahn gewinnt

Firmengeschichte von Ceretti & Tanfani,

Mailand, 1914. Der Firmenkatalog

umfasst Referenzprojekte in aller Welt.

D

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Kosten zur Überwindung von 1000Höhenmetern anbelangt, ist siesogar sieben Mal billiger als dieRittnerbahn. Trotzdem garantiertStrub den Aktionären die Rentabili-tät der Bahn. Die Aktionäre könnten bei einerFrequenz von 27.500 Fahrgästen imJahr mit einer Rendite von siebenProzent rechnen.

3938

Ausweis mit Photo mit zweijähriger

Gültigkeitsdauer zum Kauf der Bahnkarte.

Verschneite Alm auf dem Virgiljoch. In der

Ausgabe der „Lanensia” von 1972 wird

der Wintersportplatz in höchsten Tönen

gelobt: „Bereits in den Wintermonaten

1912/1913 veranstaltete das Komitee für

Skisport am Vigiljoch Skikurse. Eine

Rodelbahn von hoher Schönheit und

größtmöglicher Sicherheit führt vom

Gasthof Gampl zur Bergstation.“ Die Bahn

gewährte sogar Fahrpreisermäßigungen

für Wintersportler.

Baukosten, Betriebskosten und

Personentaxe der Bergbahn in einer

Tabelle aus 1909.

Dr. Jakob Köllensperger, vom

Gründerkonsortium in Lana.

Das Berghotel Vigiljoch.

Gamplhof

Seehof

Dolomitenblick vom Vigiljochauf Lana.

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4140

us der Broschüre zurEröffnung der Vigiljoch-bahn 1912.

„Der Besucher der Bahn betrittin der Ausgangsstation Lana dieEinstiegshalle mit den abge-treppten Bahnsteigen, an denendie beiden Personenwagenabwechselnd vorfahren, genauin der gleichen Weise, wie diesbei den Standseilbahnen auf dieMendel, den Virgl, den Gunt-schna und anderwärts der Fallist. Während aber dort beideWagen auf demselben Gleis ein-laufen, besitzt hier jeder Wagensein eigenes Gleis. Dies besteht

aus einem armdicken Stahl-drahtseil, dessen äußerste Trag-kraft nicht weniger als 260 Tau-send Kilogramm beträgt, das istdas Gewicht von 3.500 Men-schen. Die Drahtseilfabrik in St.Aegyd hat für dieses Seil denbezeichnenden Namen „Herku-lesseil“ eingeführt...“ „Um die Spannung der Tragseiletrotz der Temperaturschwan-kungen und der bewegten Lastdes fahrenden Wagens jederzeitgleichmäßig zu erhalten, wer-den sie an ihrem unteren Endedurch mächtige Ketten gefasst,an denen gewaltige Steinge-wichte hängen ...“„Die Spanngewichte bestehenaus Betonprismen von 2 m Dickeund 4 m Höhe und wiegen je

Fünf Seile für die SicherheitEin Händedruck genügt

Nicht zugelassener Personenverkehr aufder Kohlerer Materialseilbahn.

Luis Zuegg, Seilbahnpionier.

A

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ßen und den Wagen daran mitRiesenkraft festzuhalten. In Zif-fern statt in Buchstaben gespro-chen beträgt die Schließkraftjeder dieser Fäuste 55.000 Kilo-gramm, der Händedruck allerdrei Bremsen zusammen nichtweniger als 165.000 Kilogramm.Diese Schließkraft entsprichtdem Gewicht von 2.300 Men-

schen, also beiläufig einem Kai-serjägerregiment auf Kriegsstär-ke. Die 16 Insassen des Wagenskönnen sich wohl mit Beruhi-gung diesem Händedruck anver-trauen.“

43

20.000 Kilogramm...“ „Das Zug-seil läuft in der oberen Stationdurch das Antriebswindwerk,genauso wie bei den Standseil-bahnen. Das Ballastseil gehtdurch die Spannstation und wirddort vermittelst einer Rolle und

eines Steingewichts gespannterhalten. Das Zugseil bestehtaus demselben vorzüglichenMaterial wie das Tragseil. Seinebehördlich erprobte Tragkraftbeträgt 60 Tausend Kilogrammund entspricht dem Gewicht von800 Menschen. Der Wagen samtLaufwerk wiegt leer 2.200 Kilo-gramm, voll mit 16 Personenbeladen 3.400 Kilogramm, alsoein Achtzehntel von der äußers-ten Tragkraft des Zugseiles. Zwi-schen dem Zugseil und demTragseil ist ein drittes Seil ange-bracht, auf welchem vor allemdie Sicherheit der Fahrt beruht:das Bremsseil, ein besonderesKennzeichen des Seilbahnsys-tems Strub-Ceretti & Tanfani.Dieses Seil steht bei normalerFahrt still. Entlang desselbengleiten im Laufwerk die Wagen-bremsen, das sind drei stählerneFäuste, jederzeit bereit, sichüber dem Bremsseil zu schlie-

42

Materialseilbahn nach Kohlern mit insge-

samt 16 Holzstützen, 1906.

Am 29. Juni 1908 nimmt die erste für den

Personenverkehr zugelassene Berg-

schwebebahn der Welt den Betrieb auf.

Die Büste des Seilbahnpioniers Louis

Zuegg wurde 2010 auf Iniative von A.

Innerhofer in Oberlana aufgestellt.

Kohlerer Bahn mit Blick auf Bozen in den

1920er-Jahren.

Japanische Seilbahn mit Handbetrieb, um

1200.

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4544

m Fuß der sanft anstei-genden Hanglage, um-rahmt von Weingütern,

besticht die Talstation der Vigil-jochbahn mit ihren schlossartigenZinnen. Hinter der stilisierten Fas-sade verbirgt sich ganz unvermutetein Technikbau. Das heute pfleglichsanierte Gebäude mit Treppenauf-gang und vorgelagerter Loggiaträgt die Handschrift von GustavBirkenstaedt, einem Architektenaus dem hohen deutschen Norden,der offensichtlich um 1900 inMeran zur Kur weilte und dort auchhängen geblieben ist. So zumin-dest geht es aus der Chronik des

Klosters Lanegg hervor, wonach Bir-kenstaedt im Auftrag der k.k.Hoheit, dem Erzherzog Eugen, mitder Planung der neuen Kirchebetraut wurde. Das Gotteshaus mitdem prominenten Zwiebelturm istam 9. Mai 1912, also fast zeitgleichmit dem Bau der Vigiljochbahn,eingeweiht worden. Damit konnteBirkenstaedt in Lana gleich aufzwei Hochzeiten tanzen. Für dieTraubenkur dürfte er kaum Zeitgehabt haben, zumal er gemein-sam mit Musch und Lun 1908 dasMeraner Hotel Emma an der städte-baulich dominanten Bahnhofsmei-le und in der Maiastraße die VillaEbner geplant hat. Nicht wegzuleugnen ist die stili-stisch starke Beziehung zur Münch-ner Schule mit der spezifischen

Landromantik für TechnikbautenBirkenstaedt in Lana

Das Vigiljochkirchlein, Hans Weber-Tyrol,

Postkarte, Verlag der Vigiljochbahn-

Gesellschaft Lana, 1912.

A

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Form der Regionalromantik in einerersten Auseinandersetzung mit derlokalen Baukunst, um es mit denWorten von Friedrich Achleitner zudefinieren. Die an die Landschaft,hier den Geländesprung nutzend,die örtlichen Baumaterialien undTraditionen angepasste Architekturdemonstriert mit ihrer Formenspra-che ein Gebäude, das keiner Provo-

kation Anlass geben wollte undgleichzeitig auch nicht den Muthatte, sich offen zu einem funktio-nalen Zweckbau zu bekennen.Der ausklingende Historizismus,die stilisierte Begegnung von Altund Neu, die Liebe zum Detail, ste-hen gewissermaßen im Einklangmit den in der Nähe gelegenenAdelssitzen von Lana.

4746

Die Talstation der Vigiljochbahn nach der

Restaurierung, 2008.

Die Gondeln, die bis 1952 im Einsatz

waren.

Transport der Umlenkscheibe während

des Bahnbaues, 1912.

Arbeiter in der Materialseilbahn.

Panoramablick auf Lana von der Fahrt.

Bergstation Vigiljoch, 1481 m.

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1927 wurde das Gebäude nach Plä-nen von Baumeister Platter behut-sam umgebaut, hat jedoch nichtsvon seinem ursprünglichenCharme verloren. Aufgrund des ver-mehrten Platzbedarfs wurde imDachgeschoss eine Wohneinheitfür den Maschinisten unterge-bracht, die über eine separate Trep-pe erschlossen wird.

Die Talstation der Vigiljochbahn wurde

1927 im Dachgeschoss nach Plänen von

Baumeister Platter erweitert.

Mittelstation der Vigiljochbahn in einer

historischen Postkarte.

Talstation der Vigiljochbahn nach dem

Entwurf von Gustav von Birkenstaedt.

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Die Talstation der Vigiljochbahn, Längsschnitt, Bauträger S.p.A. Giogo San Vigilio,

Projektant, Ing. Louis Zuegg, Bauantrag vom 23.6.1952.

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Die Seilbahnen in Italien, zugelassen für

den Personentransport, 1930.

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ür die Meraner Faschings-zeitung „die Laute“, die seitdem Jahr 1908 erscheinen-

den Narrenstimmen des Männer-Gesangvereines, war der Bau derVigiljochbahn gleich zweimalGegenstand humorig-kritischerBetrachtungen. Die Ausgabe des Jahres 1910nimmt vor allem die bürokrati-schen Hindernisse zur Betriebser-laubnis für die Bahn aufs Korn. „Und wenn die Bahn auch fertigwär’, kommt eine Kommissiondaher; und findet, dass an den unddiesen; Verstärkungen sich machenließen. Wenn endlich keine mehrwas findet, so wird’s im Amtsblattdann verkündet; Dann wird in denPersonenwagen; das Drahtseil unszum Jocher tragen.“

Zwei Jahre später, am Unsinni-gen Donnerstag 1912, schwärmt„die Laute“ bereits von derneuen „Sommerfrische“ amJoch: „Hurrah! Es führt die Schwebe-bahn; Bald übern steilen Berghinan: Dann leb ich auf demJocherboden; Nach neuen Som-merfrischmethoden. Der Stadt-rat hat schon die Bemerkung;von meiner Grundankaufsvor-merkung; Und geht erst mal dieBahn hinauf, dann baue ich meinBlockhaus auf; Mit mindestenssechs, sieben Zimmer, Bequem-lichkeit das lieb´ ich immer. AufJocherbodens Herrlichkeit Ver-bringe ich die Urlaubszeit. Ver-gess das Heilanstaltsgewimmel;Am Jocherbodenklavizimbel.“

Die neue Bahn in der „Laute“Die Flucht vom Heilanstaltsgewimmel

F

Die Laute, Meran, Unsinniger

Donnerstag, 1912, Nr. 5.

Seilbahnparodie, wenige Monate

vor der Einweihung.

Die Laute, Meran, Unsinniger

Donnerstag, 1910, Nr. 3.

...noch keine konkrete Vorstellung

von der Gondel.

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ines haben die Werbepla-kate für die ersten Südtiro-ler Bergbahnen gemein-

sam. Sie zeigen viel heile Natur,aber keine Technik, die sie eigent-lich bewerben. Das gilt für das Pla-kat der Überetscherbahn von TonyGrubhofer (1910) ebenso wie für dieBewerbung der Rittnerbahn durchden selben Künstler. Hier stelltGrubhofer die Erdpyramiden in denMittelpunkt, die Trasse der kühnenRittner Zahnradbahn lässt sichallenfalls erahnen. Auch das Plakatfür die Virglstandseilbahn beiBozen zeigt zwischen der Pfarrkir-che im Vordergrund und der Welt

der Dolomiten im Hintergrund nurdie schüchterne Andeutung einerBahntrasse. Die Moderne wirdschamhaft versteckt, während siebei Gottfried Seelos, der 1857 bis1860 eine Serie von Farblithogra-phien für die Brennerbahn verwirk-lichte, noch zumindest in Form vonSpielzeugeisenbahnen vor beein-druckender Landschaftskulisse vor-kommt. Den völligen Verzicht aufdie Darstellung des vorgegebenenThemas praktiziert Hans Weber-Tyrol. Seine Lithographien von 1911tragen zwar den Titel „Vigiljoch-bahn bei Meran“ vermeiden esaber, die Bahn auch nur andeu-tungsweise zu zeigen. Die Vigiljochbahngesellschaft hatteihn mit zwei Plakaten und siebenLandschaftsbildern beauftragt, die

Sanfte Werbung Aber bitte ohne Technik

E

Werbeplakat und Postkarte von Weber-

Tyrol mit Blick auf den Gantkofel, im

Vordergrund der Gamplhof.

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als Postkarten zu Werbezweckenverteilt wurden. Weber-Tyrol zeigtbeschauliche Höfe, Kapellen undBerge in einer Landschaft, die vonkeinem technischen Menschen-werk berührt ist. Es sollten fast 20Jahre vergehen, ehe der MeranerPlakatkünstler Franz Lenhart dannder Bahn – zumindest skizzenhaft -ins Bild verhalf.

58

Werbeplakat mit Schlern und Postkarte

mit Rosengarten von Weber-Tyrol, 1912.

„Die Scheu des Publikums vor der Bahn

scheint überwunden, im Zauber eines

Luftflugs ohne Angst und Sorge um die

persönliche Sicherheit.”

„Meran, Lana und die Vigiljochbahn”, K.F.

Wolff, Selbstverlag, 1913.

Der Gasthof Seespitz.

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us „Die Vigiljochbahn“von Karl Felix Wolff (1913).„Das Vigiljoch ist in Südti-

rol eine der wenigen Berghöhen,welche alle Bedingungen zur Eig-nung als Wintersportplatz erfüllen:bequeme Erreichbarkeit, ausge-zeichnete Unterkunft, Schneereich-tum und passendes Gelände fürSki- und Rodelfahrten... Die Bahn,die den Wintersportsleuten ermä-ßigte Fahrkarten gewährt (Hin- undRückfahrt 2 Kronen 20 Heller)befördert auch alle Sportgeräte.Schlitten und Rodeln werden in denbeiden Gasthöfen (im „Gamplhof“auch Skier) stets bereitgehaltenund auf Wunsch ausgeliehen; siekönnen auch telephonisch vorherbestellt werden.“ „Man findet nun jedem Geschma-

cke entsprechend das reichste Feldzur Betätigung. Eine Rodelbahnführt vom Larchbühel herunter,eine andere vom Rauhen Bühelzum „Gamplhof “.“„Für den Skiläufer sind die ausge-dehnten Matten in der Umgebungdes Vigil-Kirchleins ein vorzüglicherÜbungsplatz, auf dem der Anfän-ger sanftes und steileres Gelände inreichlicher Ausdehnung zur Verfü-gung findet.“

Eine Fahrt auf der SchwebebahnDas Vigiljoch als Wintersportplatz

Werbeprospekt von Franz J. Lenhart,

Hotel Vigiljoch, 1937.

Deckblatt der Publikation von Karl Felix

Wolff, „Meran, Lana und die

Vigiljochbahn”, unentgeltlich abzugeben-

der Führer, herausgegeben im

Selbstverlag, 1913.

A

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Müllprobleme, anno 1935.

nfang der 30er Jahre des20. Jahrhunderts war dieVillenkolonie wohlhaben-

der Bürger aus Lana und ausMeran auf den von der Vigiljoch-bahngesellschaft ausgewiesenenGrundparzellen beachtlich ange-wachsen, auf über 30 Sommer-frischhäuser. Es waren vor allemKaufleute, aber auch zahlreicheÄrzte, die am Joch neue Akzentesetzten. Diese selbstbewussten Bürgermussten freilich nach der faschis-tischen Machtergreifung im offi-ziellen Schriftverkehr die Bezeich-nung „Giogo S.Vigilio“ verwenden,denn das althergebrachte „Vigil-joch“ war plötzlich verboten. Jetztbeklagten die Villenbesitzerzudem, dass die noch unter Öster-

reich errichtete Telefonverbindungmit dem Joch nicht mehr funktio-nierte. In einem Protestschreiben an dieSeilbahngesellschaft heißt es imJahr 1932: „Die heutige Schnelle-bigkeit, das Ergreifen jeder sichbietenden Gelegenheit zu einemVerdienst in der Jetztzeit erhei-schen die Notwendigkeit, sichauch während der Erholungsstun-den und -tage nicht ganz von sei-nem Betrieb abzuschließen. Auchbei alpinen Unglücksfällen undplötzlichen Erkrankungen bei Kin-dern ist es dringend geboten, eineschnelle Verbindung mit einemArzt herzustellen. Was hat dieAktiengesellschaft zur Wiederer-langung der selbstverständlichenEinrichtung einer Telephonverbin-

Villenbesitzer kontra Bahn Konfliktbeladene 30er Jahre

A

Postkarte, gestaltet von Weber-Tyrol, Blick

auf die Laugenspitzen, 1912.

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is zum Bau der Schwebe-bahn aufs Vigiljoch galtLana zwar als aufstreben-

der Fremdenverkehrsort, wurde abervon der Kurstadt Meran und selbstvom Heilbad in St. Pankraz in Ulten,was die Prominenz anging, in denSchatten gestellt. Das vor dem Bauder Ultner Straße nur zeitaufwändigerreichbare Mitterbad bei St. Pan-kraz konnte bereits in den Jahren1840-43 einen prominenten Gastbeherbergen. Drei Sommer hinterei-nander verbrachte der spätere deut-sche Reichskanzler Otto von Bis-marck Kuraufenthalte in Mitterbad.Der damals 25jährige Bismarck sollsich sehr zum Unwillen der ortsan-sässigen Burschen in die Tochter desBadwirtes verliebt haben. NebenBismarck fanden auch Österreichs

Kaiserin Sissi sowie die deutschenSchriftsteller Heinrich und ThomasMann den Weg nach Ulten zur Bade-kur in den Heilgewässern. Mit demBau der Vigiljochbahn konnte Lananachziehen. Fritz von Herzmanovs-ky-Orlando, Franz Kafka, ChristianMorgenstern und Franz Lehar flüch-teten vom turbulenten Kurbetrieb indie luftigen waldbestandenen Hö-hen. Am 5. März 1913 fuhr der öster-reichische Thronfolger ErzherzogFranz Ferdinand samt Gemahlinaufs Joch und ab den 30er Jahrenweilte der deutsche Reichsbankprä-sident und spätere FinanzministerHitlers, Hjalmar Schacht des öfterenin Lana und am Joch. Schacht unter-breitete dem Inhaber der Marmela-denfabrik Karl Zuegg (die Beleg-schaft hatte geschlossen für

Prominenz im Burggrafenamt Von Bismarck bis Brandt

B

dung bis nun getan?“Die Kritik der Villenbesitzer betrafauch den Fahrplan, denn wer inder Früh vom Joch zu Tal wollteund die 8-Uhr-Bahn verpasste,musste auf die nächste bis 11 Uhr20 warten. „Auch ist an Wochentagen derletzte Zug um 17 Uhr 20 viel zufrüh angesetzt“, heißt es in einemweiteren Protestschreiben. Doch auch die Bahn hatte Proble-me mit den Villenbesitzern derHöhenansiedlung „Monte S.Vigi-

lio“. In einem vom Juli 1935, demXIII. Jahr der faschistischen Macht-ergreifung datierten Schreibenwird bemängelt, dass die Villenbe-sitzer ihren Müll auf dem Grundder Seilbahngesellschaft entsor-gen. „Die Bahnverwaltung siehtsich daher neuerlich veranlasstund diesmal weniger höflich alsdringend, darauf aufmerksam zumachen, dass die Villenbesitzerder Ansiedlung die Müllabfälle aufihrem eigenen Grund und Boden –entweder in einer entsprechendvorbereiteten und abgedecktenGrube oder auf eine andere ein-wandfreie Weise unterzubringenhaben.“

Villa Köllensperger.

Sportfest am Vigiljoch.

Die Belegschaft der Bahnen Lana-Meran,

Burgstall-Oberlana und der Vigiljochbahn

bei einem Abschiedstreffen anlässlich der

Option, 1938.

Es ist eine Villenkolonie imEntstehen, die den Namen

„Sankt Vigil am Joch“führt. Für den Stil, den

diese Sommerhäuschen zeigensollen, hat der künstlerischeWeirat der Bahngesellschaft,

der verstorbene ArchitektGustav Birkenstaedt, ein

reizendes Muster geschaffen;auch der prächtige Entwurfzu dem Gasthof „StationVigiljoch“ ist jenem Meisterder Baukunst zu verdanken.

K.F. Wolff, 1913

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ingebettet in Almwiesen,Waldlichtungen und dich-tem Baumbestand befin-

den sich auf dem Joch verstreut, inder Nähe der Bergstation der Seil-bahn, am Quellenweg oder bei derWaldkönigin an die 60 Sommer-frischhäuser, die zumeist einheimi-schen stolzen Villenbesitzern gehö-ren. Die Häuser sind fast zeitgleichmit dem Bahnbau entstanden,sowie in späteren Bauphasen wäh-rend der 1930er und 1950er Jahre.Aber dass das Vigiljoch nicht nur imSommer für Einheimische wieFremde ein beliebtes Ausflugszielwar, zeigen die Fotos aus vergange-nen Zeiten, als am Joch auch regerWinterbetrieb herrschte. Eislaufenauf der zugefrorenen SchwarzenLacke, Skifahren und Rodeln war für

Jung und Alt die Attraktion, zumaldie Anfahrt mit der Bahn durchausproblemlos war. Auf das Joch gezogen hat es auchdie Skiprominenz. Das Vigiljoch istund bleibt nach wie vor im RaumMeran ein Wanderparadies, dasvom aufstrebenden Fremdenver-kehr und von der Nähe zur KurstadtMeran profitierte, damals der Luft-kurort des k.k. Adels der Habsbur-ger Monarchie. Albert Torggler,einer der Jocher, erinnert sich nochgut an die langen Sommerferien,als die Familie mit Kind und Kegelfür drei Monate von Meran auf denBerg übersiedelt ist, und für dieKinder Spiel und Spaß in grenzenlo-ser Freiheit inmitten einer atembe-raubender Natur an der Tagesord-nung waren.

Sommer- und Winterbetriebinmitten der Natur

E

Deutschland optiert) den Plan fürden Bau einer Anlage zur Produktionvon Apfelpulvergetränken für diedeutschen Afrika-Truppen. Ehe die-ser Bau zu Ende geführt werden konnte, waren die deutschen Trup-pen jedoch aus Afrika vertrieben. Alsprominentester Vertreter der deut-schen Nachkriegspolitik fuhr imApril 1963 der regierende Berliner

Bürgermeister Willy Brandt mit derBahn aufs Joch. Brandt wurde 1969deutscher Bundeskanzler underhielt 1971 für seine Ostpolitik denFriedensnobelpreis.

Gasthof Station Vigiljoch mit Restaurationund Gästehaus, 1913.

Der Eggerhof in einer historischeAufnahme von 1898.

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ereits bald nach derErbauung der Schwebe-bahn im Jahre 1912 wurden

zahlreiche Villen und Sommer-frischhäuser, vornehmlich vonLananer und Meraner Bürgern inlockerer Streuung im ausgedehn-ten Vigiljocherwald erbaut, ebensodas Berghotel Vigiljoch, welchesviele Prominente zu seinenStammgästen zählte. Als die Winter noch schneereicherwaren, erfreute sich das Vigiljochauch als Skigebiet großer Beliebt-heit. Auch heute noch ist das Vigil-joch als Familienskigebiet und mitseiner Rodelbahn und den Lang-laufloipen bei Jung und Alt einRenner.Der Blick in die Vergangenheit hatgezeigt, dass das Vigiljoch durch

den Bau der Schwebebahn vor 100Jahren zu einem der attraktivstenNaherholungszonen unseres Lan-des wurde. Wo sonst noch kannman in nur wenigen MinutenFahrtzeit von den Ballungsräumender Talsohle eine weitgehendunberührte Natur- und Wander-landschaft erreichen, mit einzigar-tigem Panorama von der Texel-gruppe bis zu den Dolomiten. DieTatsache, dass das Vigiljoch mitdem Auto nicht erreichbar ist, warund bleibt das Qualitätssiegel die-ser Landschaft, mit dem das Vigil-joch heute einen besonderen Stel-lenwert hat.

Autofreies VigiljochNaherholung, familienfreudlich

B

Schützenswerte Ursprünglichkeit am auto-

freien Vigiljoch.

Einen bedeutenden Qualitäts-sprung erlebte das Vigiljoch in denletzten Jahren durch die Übernah-me von Hotel, Seilbahn und Ses-sellift durch den Meraner Unter-nehmer Ulrich Ladurner. Gemein-sam mit der Gemeindeverwaltungvon Lana und den Nachbarorten,der Landesbehörde, den Gastwir-ten, Bauern und Villenbesitzernkonnten zahlreiche Maßnahmenzur Aufwertung des Vigiljochsumgesetzt werden. Die Bahn, Ses-sellift und Restaurant wurdenmodernisiert und restauriert,Ulrich Ladurner hat ein neuesBerghotel gebaut, das weit überdie Landes- und Staatsgrenzenhinaus Aufmerksamkeit findet, dieGemeindeverwaltung hat mitbeträchtlichen Investitionen fürden Aufbau einer ordentlichenTrinkwasserver- und Abwasserent-sorgung gesorgt. In Umsetzungbefinden sich schließlich qualita-tive Verbesserungen, wie die Auf-

wertung und einheitliche Beschil-derung der Wanderwege, diegezielte Pflege von Almen und Lär-chenwäldern, eine Neudefinitiondes Angebotes für den Winterbe-trieb und der Ferienkolonie, eineansprechende Bewerbung desguten gastronomischen Angebotsmit kulinarischen Erlebnissen, dieSanierung des Naturdenkmals

Die letzte ausgemusterte Gondel, bis

2008 im Dienst.

Die neue Bahn, heute die schnellste,

ferngesteuerte Verbindung zwischen Berg

und Tal.

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„Schwarze Lacke“ u.a. mehr.Der bereits vor Jahren erstelltelandschaftliche Gebietsplan Vigil-joch wurde überarbeitet diesergarantiert nach dem einstimmi-gen Beschluss des Gemeinderatesund dessen Genehmigung durchdie Landesregierung, dass dasVigiljoch autofrei bleibt.Das klar definierte gemeinsame

Ziel heißt: Vigiljoch, das autofreieund familienfreundliche Naherho-lungsgebiet mit der besonderenAusstrahlungskraft.Es ist ein konkretes Ziel. Das Vigil-joch hat bei aller Wertschätzungder glorreichen Vergangenheit,seine große Zeit nicht hinter sich,sondern vor sich.

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Das Vigiljoch zeichnet sich durch

besondere Artenvielfalt in der

Pflanzenwelt aus, dies dank der geolo-

gischen Bodenbeschaffenheit.

Vom Kirchlein des Heiligen Vigilius (1790

m) hat man einen fantastischen Blick

gegen Westen auf die Berge des Ötztaler-

und Ortlerstockes.

Vigilius Mountain Resort.

chon seit meiner Kindheitkenne ich das Vigiljoch. Ichkann mich gut an das

damalige Berghotel Vigiljoch erin-nern und daran, dass ich es immerals etwas ganz Besonderes emp-fand. Im Hotel selbst war ich nie,ich weiß nur, dass ich großen Res-pekt davor hatte. Was sich dortwohl abspielte? Für mich als Kindwar es einfach nur geheimnisvoll.Ich war davon überzeugt, dass hiernur Menschen wohnen konnten,die von ganz weit her kamen. AlsJugendlicher sah ich das BerghotelVigiljoch dann schon mit ganzanderen Augen. Dass hier nurSpießer einkehren konnten, warfür mich in meinen Sturm-und-Drang-Zeiten klar. Barbara jedochweckte mein Interesse, eine Ober-

schülerin, die im Sommer im Berg-hotel Vigiljoch als Kellnerin arbei-tete. Ich war wohl ein bisschenverliebt. Als junger Mann habe ichmich mit diesem Platz dann wie-der neu und natürlich auf völligandere Weise beschäftigt: Ichhabe mich umgesehen und fest-gestellt, dass das Innere im Grun-de absolut uninteressant ist. Krafthatte das Äußere – eben dieserPlatz, die Natur, das Umfeld unddie Aussicht – ich war fasziniert.Seither ist viel Zeit vergangen.1999 habe ich dann erfahren, dassdas Berghotel Vigiljoch verkauftwerden sollte. Mein Verstandsagte "uninteressant", aus wirt-schaftlicher Sicht wäre damitnichts anzufangen. Aber meinGefühl war eben ein anderes, das

Belebende OrteVigilius, warum?

S

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mern musste. Mittlerweile hattenwir im vigilius-Team Mitarbeiter,die bereit waren, für unseregemeinsame Vision einzutreten.Wir verteilten Aufgaben und Ver-antwortlichkeiten neu und defi-nierten unsere Mission: ankom-men, loslassen, glücklich sein,leben. Diese vier extrem einfachenWorte stammen nicht von mir,sondern vom vigilius-Team. Ichwar begeistert, denn diese Wortedrücken die Basis für eine positiveLebenseinstellung aus, undzudem sind sie zeitlos. Ebensohätten sie schon vor 100 Jahrenformuliert werden können, und in100 Jahren wären sie immer nochaktuell. Das ist auch wichtig, denndas vigilius mountain resort willweder Trends folgen, noch vorge-ben. Im vigilius mountain resortarbeiten 40 Mitarbeiter aus 10Nationen und allen Kontinenten.Die Zusammenarbeit funktioniertohne Konflikte, hierfür leistet

sicherlich die Unternehmenskul-tur einen wichtigen Beitrag. Ent-scheidend aber ist der Berg. Er istes, der in gewissem Sinne abhän-gig macht – und gleichzeitig auchbindet. Zur Philosophie des vigilius moun-tain resort gehört vor allem dieLiebenswürdigkeit der Mitarbeiter,jeder einzelne lebt sie auf seineWeise – das hat vielleicht nichtsmit Perfektion zu tun, wohl abermit spontaner Natürlichkeit.Genau das ist es auch, was wirwollen: eine natürliche Gast-freundschaft. Warum es das vigilius gibt?Warum ich dieses Projekt verwirk-licht habe? Ich gebe zu, dieseFrage kann ich auch heute nochnicht rational beantworten.

Ulrich Ladurner

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Ganze wollte mir nicht mehr ausdem Kopf gehen. Nur sechs Mona-te später habe ich dann den Kauf-vertrag unterzeichnet und wurdesomit Besitzer einer alten, baufäl-ligen, irgendwie unappetitlichenaber trotzdem überaus faszinie-renden Struktur, gelegen an einemeinmaligen Platz. Zunächst pas-sierte ein Jahr lang nichts. Mir warbewusst, dass ich in der Touris-musbranche neu war und dass mirwegen meiner mangelnden Erfah-rung in diesem Bereich Fehler pas-sieren konnten. Doch gerade darinsah ich auch eine Chance, umeben etwas Innovatives auf dieBeine zu stellen. Etwas Einzigarti-ges zu schaffen, das war die Idee.Ich war überzeugt, dass dies nur inVerbindung mit diesem faszinie-renden Platz am Vigiljoch möglichsein würde. Der Ort selbst war vonAnfang an der Maßstab. So laute-ten auch meine ersten Wortegegenüber Matteo Thun, demArchitekten: "Du wirst nichtsSchöneres schaffen können, als esdieser Platz schon ist". Mit diesenWorten begann eine intensive Zeitder gemeinsamen Planung. Matteo Thun hat diese meineWorte nicht etwa als Herausforde-rung zum Widerspruch gedeutet,sondern war von Anfang an damiteinverstanden, diesen Schaffens-prozess mit der nötigen Demutanzugehen. Er übernahm seineAufgabe mit äußerster Konse-

quenz. In den zahlreichen Gesprä-chen stand nicht im Vordergrund,was nun erbaut werden sollte. Daszentrale Thema war der Gast: waser fühlen, erleben, sehen ... undmit allen Sinnen wahrnehmensollte. Bald entstanden erste Skiz-zen. Es war eine spannende Zeit, in derich mich ganz auf diesen Bau kon-zentriert habe. Freilich oft aucheine große Belastung, mit schlaf-losen Nächten und dem Druck,den finanziellen Rahmen nicht zusehr zu sprengen. Und immer wie-der die Energie aufzubringen, umProbleme zu schlichten. Dann,endlich, erfolgte die erfolgreicheEröffnung des vigilius mountainresort, und die Arbeit ging unun-terbrochen weiter: mit der Positio-nierung, den Mitarbeitern, derFührung, den Abläufen, den Gäs-ten – eine neue Erfahrung für michals Unternehmer aus einer gänz-lich anderen Sparte. Ich bemerktebald die Gefahr, in das Fahrwasserder „touristischen Gewohnheiten“zu geraten. Die Überzeugungsarbeit, Eigen-ständigkeit zu suchen, den Mut zuhaben, anders zu sein, ging weiter.Immer mit dem Ziel vor Augen,dass sich das ganze Team mit denvigilius-Besonderheiten identifi-zieren sollte. Für Hierarchien durf-te es keinen Platz geben. Schließ-lich gelangte ich zur Einsicht, dassich mich persönlich darum küm-

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Literatur- und Quellennachweis Bildnachweis

Norbert Mumelter: Die Kohlererbahn und ihr Begründer, Der Schlern, 39. Jg., 1965Norbert Mumelter: Die erste Bergschwebebahn der Welt Bozen-Kohlern,Heimatschutzverein Bozen, 1983Albert Innerhofer, Reinhold Staffler: Stählerne Stege, der Seilbahnpionier LouisZuegg, Edition Raetia Bozen, 1996Kuratorium für Technische Kulturgüter: Stählerne Stege, KulturtechnischerBrückenschlag zur Gegenwart, Nachlese Symposium 6.11.1998Geburtsort der Technik, Tageszeitung Dolomiten, 25. März 1998Hotel Monte San Vigilio, Ministero per la Stampa e la Propaganda, Dir. Gen.Turismo, 1937Karl Felix Wolff: Meran, Lana und die Vigiljochbahn, Selbstverlag, DruckWagner‘sche k.k. Universitäts-Buchdruckerei, Innsbruck 1913Die Laute, Nr. 5, V. Jg. Meran, 1912Die Laute, Nr. 3, III. Jg. Meran, 1910Festschrift „Die Vigiljoch-Bahn, Lana bei Meran, Südtirol“ Selbstverlag derVigiljochbahn-Gesellschaft, Lana, Druck Buch- und Kunstdruckerei S. Pötzelberger,Meran, August 1912Meraner Bilderbuch, Druck und Verlag, Graphische Kunstanstalt S. Pötzelberger,Meran, 1930Sammlung M. Auffinger: Brief Gründerkonsortium Seilbahn Lana-Vigiljoch,1.5.1909P. Romedius Girtler: Jocher Kirchlein St. Vigil, Buchdruckerei Gruber, Lana, 1933Vergnügungsanzeiger Kurort Meran, Meraner Konzertprogramme, Buch- undKunstdruckerei S. Pötzelberger, Meran, 1912P.L.Roy, L’aiguille du Midi, Edition Glènat, Grenoble Cedex, 2004Architektenkammer Provinz Bozen, Architektur in Südtirol, Edition Raetia, Bozen, 1993Chronik Kloster Lanegg, Eintrag S.28. Lana, 1910P. Arbogast Reiterer: Lana, Vergangenheit und Gegenwart, Selbstverlag desKirchenbau-Vereins, Lana, 1911Paul Preims, Architektur in Südtirol ab 1900, Arunda Nr. 8+9, Hrsg. H. Wielander,Union-Druckerei, Meran, 1979Wittfrida Mitterer, Hrsg., Zeitzeichen der Technik, Edition Raetia, Bozen, 1993Amt für Seilbahnen, Autonome Provinz Bozen, Planarchiv, Luis Zuegg, PlanSeilbahn Vigiljoch, Talstation, 1952August Lewald, Tyrol, Literarisch-Artistische Anstalt, München, 1835Meinhard Pizzinini, Alt-Tirol im Plakat, Haymon-Verlag, Innsbruck, 1983Wittfrida Mitterer, Technikmeile Südtirol, Kompassverlag, Innsbruck, 2008Elisabeth Baumgartner, Eisenbahnlandschaft Alt-Tirol, Haymon-Verlag, Innsbruck, 1990

Umschlag, historische Postkarte

Bestand Seilbahngesellschaft Vigiljoch: S. 2, 4, 38, 45, 48, 56, 57, 58, 59, 63.

Bestand Kuratorium für Technische Kulturgüter: S. 7, 8, 12 Skizze, 18, 19, 20, 21,22 Skizze, 24, 25, 28, 33 Skizze, 36, 43, 44, 67, 68, 69, 70 Skizze.

Bestand Albert Innerhofer: S. 9, 12, 17, 29, 30, 31, 32, 33, 39, 40, 42 Büste, 46Umlenkscheibe, Materialseilbahn, 49 Mittelstation, 66, 67.

P. Romedius Girtler, „Jocher Kirchlein St. Vigil“, Buchdruckerei Gruber, Lana 1933: S. 10.

„Meraner Bilderbuch“, Druck und Verlag, Graphische Kunstanstalt S. Pötzelberger, Meran, 1930: S. 13.

Walter Conrad Billroth: S. 15.

Bestand Werner Schröter: S. 22, 23, 37.

Festschrift „Die Vigiljoch-Bahn, Lana bei Meran, Südtirol“ Selbstverlag derVigiljochbahn-Gesellschaft, Lana, Druck Buch- und Kunstdruckerei S. Pötzelberger, Meran, August 1912: S. 26, 27, 46, 47, 49.

„Vergnügungsanzeiger Kurort Meran“, Meraner Konzertprogramme, Buch- undKunstdruckerei Pötzelberger, Meran, 1912: S. 34, 35.

Bestand M. Auffinger: S. 38 Ausweis.

Norbert Mumelter, „Die erste Bergschwebebahn der Welt Bozen-Kohlern“,Heimatschutzverein Bozen, 1983: S. 41, 42.

Bestand Vigilius Mountain Resort: S. 70, 71, 73.

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Technikmeile

Die Seilbahn auf das Vigiljoch bei Lana zählt zu den interessantesten

Technikschauplätzen Südtirols, die im virtuellen Technikmuseum erfasst sind. In

der Schausammlung im Internet werden technikgeschichtlich interessante

Objekte und Ensembles auf einer Zeitstrecke von Zweihundert Jahren erhoben.

Die Objektdatenbank bildet den Grundstock des virtuellen Technikmuseums

und umfasst Sparten, in denen Südtirol technikgeschichtlich eine besondere

Rolle gespielt und daher internationale Bedeutung erlangt hat. Objekte oder

Ensembles werden im historischen Kontext mit zeitgeschichtlichem Bezug und

in ihrem natürlichen Strahlungsfeld erfasst, und können zeit- und ortsunabhän-

gig besucht werden.

Südtirol weist in der Entwicklung der Technik eine ganz eigene Geschichte auf,

die neben Pionierleistungen auch aus mühevollen Gemeinschaftserfindungen

und plötzlichen Veränderungen besteht, die es daher verdienen, ins

Rampenlicht gesetzt zu werden.

Parallel zum Technikmuseum im Internet werden in einer Technikmeile Reality

Schauplätze längs der Südtiroler Radwege angeboten. Dieser landesweite

Technikparcours folgt dem verzweigten Radwegenetz in Südtirol mit Anschluss

an sämtliche Nachbarregionen. Die Technik-Schauplätze werden als lohnende

Ausflugsziele anhand eines von der Fakultät für Design und Künste der Freien

Universität Bozen entwickelten Leitsystems erschlossen.

Die Technikjuwele präsentieren sich in ihrem natürlich gewachsenen Umfeld,

und werden mittels innovativer Inszenierung und Information dem

Besucherpublikum als Orte der Entdeckung und Auseinandersetzung nahe

gebracht. Um die Wirkung der zahlreichen Zeugnisse technischen Fortschritts

in Südtirol, wie unter anderem die Seilbahnen, Wasserkraftwerke und

Eisenbahnanlagen, zu bündeln, verbindet ein Parcours die wichtigsten Orte

miteinander. Weiterführende Infos unter www.technikmuseum.it.

Kontakt:

Kuratorium für Technische Kulturgüter

Lauben 71

39100 Bozen

www.technikmuseum.it

Personenregister

Achleitner, Friedrich 47Auffinger, Josef 37Bartok, Bela 35Birkenstaedt, Gustav 27, 45, 49, 64Bismarck, Otto von 65Bleichert, Adolf 17, 27, 29, 33Bleichert/Zuegg 17, 33Blümel, Hermann 34Brandt, Willy 66Buddenbrook, Jean, Tony 6Ceretti & Tanfani 3, 15, 29, 37, 42Ceretti-Tanfani-Strub 37Conrad, Walter 4, 3, 15Defregger, Franz 35Dülfer, Martin 34Egger Lienz, Albin 35Eugen, Erzherzog 45Eysler 35Ferdinand, Erzherzog 4Förster, Emil von 34Girtler, P. Romedius O.T. 10Gridl 24, 25Grubhofer, Tony 57Guschelbauer, Anton 19Herzmanovsky-Orlando, Fritz von 4Kafka, Franz 4, 35, 65Köllensperger, Jakob 19, 37, 39Köster, Alexander 35Kravogl, Johann 3, 13Kubin, Alfred 35

Ladurner, Ulrich 4, 69, 73Lehar, Franz 4, 35, 65Lenhart, Franz 59Lösch, Martin 19Mann, Heinrich 65Mann, Thomas 6, 65Margesin, Gebrüdern 15Mendelssohn, Felix 35Morgenstern, Christian 4, 35, 65Mumelter, Norbert 27Platter (Architekt) 48, 49Pötzelberger, Meran 35Riehl, Josef 23Schacht, Hjalmar 65Seelos, Gottfried 57Sissi, Kaiserin 65Staffler, Josef 28Stauder, Franz 19Strub, Emil 3, 15, 29, 37, 39, 42Thun, Matteo 72Torggler, Albert 4, 67Trojer, Hans 3Verdi, Giuseppe 35Vigilius, hl. 1, 9, 36, 70, 71, 72, 73Weber-Tyrol, Hans 4, 11, 45, 57, 59, 62Wolff, Karl Felix 36, 61Zuegg, Carl (Karl) 3, 65Zuegg, Louis (Luis) 3, 15, 19, 22, 29, 31,32, 33, 41, 43, 51Zweig, Stefan 35

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Herausgeber:

Kuratorium für Technische Kulturgüter

in Zusammenarbeit mit:

Autonome Provinz Bozen,

Abteilung Mobilität, Amt für Seilbahnen;

Seilbahngesellschaft Vigiljoch;

Sponsoring:

Tourismusverein Lana und Umgebung;

Bierbrauerei Forst;

Raiffeisenkasse Lana;

Meraner Mineralwasser San Vigilio.

Konzept und Redaktion: Wittfrida Mitterer

Texte:

Gerd Staffler, Albert Torggler, Christoph Gufler, Wittfrida Mitterer

Graphik: Bruno Stefani

Druck: Universitätsverlag A. Weger, Brixen

Copyright: Kuratorium für Technische Kulturgüter

August 2012

Umschlagbild:

Die Schwebebahn zum Vigiljoch, historische Postkarte

ISBN 978-88-6563-052-5