vivarium - vol xl, no 1, 2002
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VIVARIUM
AN INTERNATIONAL
JOURNAL
FOR
THE
PHILOSOPHY
AND INTELLECTUAL
LIFE
OF
THE
MIDDLE AGES AND
RENAISSANCE
vivarium
s devoted
n
particular
othe
rofane
ide fmediaeval
hilosophy
and he ntellectualife f heMiddle
ges
ndRenaissance
editors
L.M. de
Rijk,
Leiden)
H.A.G.
raakhuis,
Nijmegen)
C.H.
Kneepkens,
(Groningen)
W.J.
ourtenay,
Madison)
E.P.
Bos,
Leiden).
.
Perler,
(Basel)- .G.M. van er oel,Nijmegen).
Secretary
f he ditorialoard: rof. .H.
Kneepkens.
All
ommunications,
xcept
hosef business
ature,
houlde addressed
toC.H.
Kneepkens,ijksuniversiteitroningen,
aculteiter
etteren,
akgroep
Mediaevistiek,
.O. Box
16,
700
AS
Groningen,
heNetherlands.
advisory Tullio
regory,Rome)
Albert
immermann,
Cologne)J.E.
Murdoch,
committee
(Cambridge,
A).
publishers
Brill,eiden,
heNetherlands.
published
Twice
early,
a.
320
pages early.
Copyright
002
by
Koninklijke
rill
V,
den,
he
etherlands
All
rights
eserved.
o
part f
his
ublication
ay
e
reproduced,
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means,
lectronic,
mechanical,
hotocopying,
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therwise,
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Authorization
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tems
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granted
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rovided
hat
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ppropriate
ees
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aid irectly
o
Copyright
Clearanceenter,22Rosewoodrive,uite10
Danvers,
A
01923,
SA. ees
re
ubject
o
hange.
PRINTED
NTHENETHERLANDS
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CONTENTS OF VOLUME
XL
(2002)
Christoph Fleler PolitischerAristotelismusm Mittelalter.
Einleitung
1
Roberto
Lambertini
Raimundus
Acgerii's
Commentary
on
Aristotle's
oliticsSome Notes 14
Karl
Ubl
-
Lars
Zur Transformation er Monarchie
von
ViNX
Aristoteles u Ockham
41
Cary
J.
Nederman
Mechanics and Citizens: The
Reception
of the Aristoteliandea
of
Citizenship
n
Late Medieval
Europe 75
James
M.
Blythe
Aristotle's olitics nd
Ptolemy
f Lucca
103
Taneli Kukkonen
Alternativeso Alternatives:
pproaches
o
Aristotle's
rguments
er mpossibile
137
Ernesto
Perini-Santos
L'extensionde la liste des modalitsdans
les commentaires u Perihermeneiast
des
Sophistici
lenchi e Guillaume d'Ockham
174
Stephen
Read
The
Liar Paradox from
ohn
Buridanback
to Thomas Bradwardine
189
M.V. Dougherty Two PossibleSources forPico's Oratio ... 219
Christian
Schfer
Juan
Gins de
Seplveda
und
die
politi-
sche
Aristotelesrezeption
m
Zeitalterder
Conquista
242
Review Artigle
Robert
Black,
The
Origins
of
Humanism,
itsEducational ontext nd its
Early
Devel-
opment:
A
Review
Article f Ronald Witt's
'
In the
ootsteps
f
theAncients'
272
Reviews
Walter
Berschin,
iographie
nd
Epochen-
stil m lateinischenMittelalter.V. Ottoni-
sche
Biographie.
as hohe
Mittelalter,
20-
1220
n. Chr.
[rev.
y G.J.
M. Bartelink....
298
Dag
NikolausHasse
(ed.),
Abaelards
His-
toria
calamitatum .
ext
bersetzung
Literaturwissenschaftliche
odellanalysen
{rev.
y
Constant
ews)
299
Theodor
Khler,
Grundlagen
des
philo-
sophisch-anthropologischen
iskurses
m
dreizehnten ahrhundert: ie Erkenntnis-
Bemhung
um den Menschen
im
zeit-
genssischen
erstndnis
rev.
y
Allan
Bck)
302
-
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iv
CONTENTS
(Reviews
cont
)
Albert
Zimmermann,
Thomas lesen
{rev.
by
E.P.
Bos)
305
Seung-Chan
Park,
Die
Rezeption
der mit-
telalterlichen
Sprachphilosophie
in
der
Theologie
des Thomas von
Aquin.
Mit
besonderer
Bercksichtigung
er
Analogie
(rev.
y
Harm
Goris)
306
Dietrich
von
Freiberg,
Neue
Perspektive
seinerPhilosophie,Theologie und Natur-
wissenschaft
rev.
y
E.P.
Bos)
309
Egbert
Bos and
Stephen
Read,
Concepts.
The Treatises of
Thomas of
Cleves and
Paul of Gelria.
An
Edition
of the
Texts
with
Systematic
ntroduction
rev.
yE.J.
Ashworth)
312
Laurentii
Vallensis,
De
lingua
atinae ele-
gantia.
ntroduccin,
dicin
rtica,
raduc-
ciny notaspor Santiago Lpez Moreda,
Tomos
I-II
(rev.
y
Leon
ter
eefy
313
Robert Black
& Gabriella
Pomaro,
'La
consolazione della
filosofia' el Medioevo
e
nel Rinascimentotaliano.
Libri di
scuola
e
glosse
nei
manoscritti
iorentini/Boethius's
'Consolation of
Philosophy'
in
Italian
Medieval
and Renaissance
Education.
Schoolbooks nd
theirGlosses
n
Florentine
Manuscriptsrev. yLodiNauta) 321
Books Received
324
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Politischerristotelismus
m Mittelalter
Einleitung
CHRISTOPH FLELER
Die Politik ar zwar nicht
dasjenige
Buch des
Aristoteles,
as
im Mittelalter
die
grssteRezeption
erfuhr,
ndere seiner authentischen
chriften ur-
den lange bevor die Politik ndlich bersetztwurde,bekanntund unter
den
Hauptwerken,
u denen wir
gewiss
die Politik hlen
mgen,
hatten
andere einen
strkeren influss
nd waren ohne Zweifelkontroverser
nd
wurden
heftiger
iskutiert. ber selbst
wenn wir
diese
Einschrnkung
voranstellen,
ann kein Zweifeldarber
bestehen,
dass die
Aristotelische
Politikinen
enormen influss
uf die
politische
hilosophie
es Mittelalters
ausbte.Dieser
Einflusswird dann
besonders
deutlich,
wenn wir uns mit
politischen
chriften
eschftigen,
ie
in
den letzten
ahrzehnten
es
13.
Jahrhunderts
erfasst
wurden. Kurz nach
ihrer
bersetzung
ind
eine
nichtunbedeutendeZahl von Kommentaren ntstanden.Aber der Ein-
fluss eichte iel weiter:
Die
Schriften,
ie
wir zur traditionsreichen
ite-
raturgattung
er
sogenannten
FrstenspiegeF
hlen und die nach dem
Bekanntwerdender
Politik erfasst
wurden,
haben eine radikal neue
Richtung ingeschlagen.
er
Frstenspiegel
on Thomas von
Aquin,
der
wohl
in
der
letzten,
unglaublich
ntensiven
chaffenszeit,
n
den
Jahren
1271-3
entstanden ein
drfte,
wre ohne Kenntnis der
vollstndigen
bersetzung
icht
mglichgewesen.
De
regno
st ein
Neuanfang,
wie
Jr-
gen
Miethke treffendchreibt
Miethke
2000,
25-45),
der
die
politische
Reflexion ufeine neue Ebene hob. Dabei
spielte
die aristotelischeoli-
tik ichereine
entscheidende
olle,
auch
wenn seine neue
Fragestellung,
die die Schriften u
,De
potestatepapae'
vorbereitete,
icht
in
erster
Linie auf die
Auseinandersetzung
it der Aristotelischenchrift urck-
zufhren st.
Aber auch
in
anderen
Werken
ener
Zeit lsst sich der Einfluss
der
Politik
eststellen,
enn die
Politica
ehrt
atschlich u den
hufig
itierten
Bchern:Das
philosophische
achdenken ber
politische
errschaft
ahm
innertkurzerZeit so stark
u,
dass sich die
berechtigte rage stellt,
b
diese Literatur ichtnur stark om aristotelischen erkbeeinflusst
urde,
Koninklijke
rill
V,Leiden,
002
Vivarium
0,1
Also vailablenline www.brill.nl
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2 CHRISTOPHLELER
sondern
die
Wiederentdeckung
er
politischen
hilosophie
des Aristoteles
zu diesenSchriftenogareinen entscheidenden nstossgab.
Der
erste
bersetzerder Politik
ar Wilhelmvon
Moerbeke,
der am
Anfang
seiner
eindrcklichen
bersetzungsttigkeit,
ahrscheinlich
n
Griechenland m
1260,
das ersteBuch und
einen
Teil
des zweiten
Buches
direkt
us dem
Griechischenns
Lateinische
bertrug. inigeJahre
pter,
um
1265
Wilhelm
drfte
mittlerweilem
ppstlichen
Hof intensiv n
der
Neubersetzung
nd
berarbeitung
estehender
bersetzungen
es
gesamten
Corpus
Aristotelicum
earbeitet
haben nahm
er seine
frag-
mentarische,ufig
alsche nd
ungelenke bersetzung
ochmals
n
Angriff
und
bersetzte un alle
acht Bcher.Diese blieb
whrend
gut
150
Jahren
die
einzige
vollstndige
ateinische
bersetzung,
is
Leonardo Bruni
in
den
zwanziger ahren
es 15.
Jahrhunderts
ine neue
bersetzung orlegte.
Lange
wurde
angenommen,
dass
Thomas von
Aquin
als ersterdie
Politica as.
Die
Legende,
dass
Wilhelm ad instantiam
anctiThomae
eine
bersetzungen
n
Angriff
ahm,
haben diese
hufig
wiederholte
nnahme
beinahe zur
Gewissheit rstarren
assen. Dies ist aber
nicht
sicher,
da
auch Albert
offensichtlichu einem sehr
frhen
eitpunkt
mit der trans-
latio mperfectan Berhrung am. Im Kategorienkommentarcirca 1263,
vgl.
Gauthier
1993,
89)
zitiertAlbert
usdrcklich,
enn
auch sehr
frei,
das erste
Buch:
quia
ciuitas
equirit
ultum
lures
abitatores
uam
uicus,
kut
in Politicis
uisdicit ristoteles
vgl.
Pol.
I,
1252b27-28).
Die ersten itate
bei
Thomas
findenwir
in
der Summa ontra
entiles
III.22
und
111.81,
ca.
1263-4),
die wiederum
ehr freidem ersten
Buch der Politik
ntnommen
sind
Pol.
I, 1254b6-7,
10-13 und
1252a31-34).
Das erste
wrtliche itat
steht
hingegen
n
der
Summa
heologiaeI
8
1.3.
d
2),
so dass wir
annehmen
knnen,
dass
Thomas noch
in
Rom
(1267/8)
die
vollstndige
berset-
zungvon Wilhelm on Moerbekekennenlernte. ber erstwhrend einem
zweiten
PariserAufenthaltetzte ich Thomas intensiver
mit dem
ganzen
Werk
auseinander.
n
Paris,
mglicherweise
uch erst
n
Neapel,
nimmt
er
sogar
einen Kommentar
n
Angriff
nd schreibt twa
gleichzeitig
r
Knig
Hugo
III. von
Zypern
den
genannten
rstenspiegel,
reilich hne
diese beiden Werke
zu Ende zu
bringen
zur
bersetzung
nd
zur
frhen
Rezeption,
vgl.
Fleler
1992, I,
1-29).
Der Einflussder Aristotelischenolitik uf die
politischePhilosophie
des Mittelaltersst seit
einigen
ahren
Gegenstand
inerwissenschaftlichen
Diskussion.Besonders wird diskutiert,n welchem Sinne im Mittelalter
von einem
politischen
Aristotelismus'
esprochen
werdenkann. Aristoteles
wurde natrlichnicht nur
bentzt,
sondern
hufig
auch missbraucht.
Selbst
Kommentare,
ie
versuchten,
en Sinn des aristotelischenextes
-
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POLITISCHERRISTOTELISMI^
M
MITTELALTER
3
zu entrtselnnd die
ausdrcklich
rklrten,
n
erster inie ber
Aristoteles
zu
sprechen,
nterpretierten
ristotelesum Teil sehrfrei, etztenn ihrer
Interpretation
kzente
und vernderten adurch
bewusst der
unbewusst
die
politische
Philosophie
des
griechischen
hilosophen.
Die mittelalter-
lichen
Interpretationen
ntsprechen ewiss
nicht
unseren
philologischen
Massstben.
Sie waren kaum oder zumindest
sehr
eigenwillig
n der
griechischen
eschichte
nteressiert
Fioravanti
1979),
und der
Text,
den
sie
lasen,
war kein
griechischer
ext,
sondern eine
lateinischeberset-
zung,
die
zwar,
wenn
mglich,
Wort fr Wort
dem
griechischen
ext
folgte, er aber selbst inem so versierten bersetzerwie Wilhelmgrosse
Mhe
bereitete,
anz
zu
schweigen
on den
Schwierigkeiten,
ie sein ber-
setzerlatein,
as Minio-Paluello
Griechisch
n
lateinischen
uchstaben
nannte,
elbsteinem
scharfsinnigen
ommentator ereiten
musste.
Was die
Interpretation
er Aristotelischen
olitik ber noch
strittiger,
aber auch
interessanter
acht,
st
die
Feststellung,
ass die
verschiede-
nen mittelalterlichen
nterpretationen
um Teil voneinander tark bwe-
ichen. Die
Rezeption
der Aristotelischen
olitik chliesstverschiedene
Textgattungen
Kommentare,
raktate,
Quaestionen,
Streitschriften,
en-
tenzenkommentare, uodlibeta etc.), verschiedene Schulen und Orte
(Universitten,
rdensschulen, rstenhfe,
tc.)
und verschiedene
eser
und Adressaten
Studenten,
riester, rsten,Laien,
etc.)
mit ein.
Die
Texte der mittelalterlichenutoren
bezogen
sich auf einen verschiedenen
historischen
ontext,
sehr verschieden
vom Griechenland des 4.
vor-
christlichen
ahrhunderts.
exte,
wie
derjenige
von Thomas von
Aquin,
der Politikkommentaron Albert
von
Kln,
Dantes MonarchiaDe
regia
potestate
t
apali
von
JohannesQuidort
oder der
Defensoracis
von Marsilius
von
Padua,
alle starkvon der Aristotelischen
olitik
eeinflusst,
ind
zum
Teil so verschieden, ass kaum ein gemeinsamerNennergefundenwer-
den kann und deshalb mit Recht
gefragt
wird,
warum
Historiker
nd
Philosophen berhaupt
och ber die
Bedeutung
ines
politischen
Aristo-
telismus'
treiten.
Die Diskussionber die
Bedeutung
des
politischen
Aristotelismus4
m
Mittelalterstvor allem als
Widerlegung
ines
historiographischen
odells
zu
verstehen.
ieses
Modell wurde
von Walter Ullmann
in
seiner aus-
geprgtesten
orm formuliert.
n
mehrerenBchern und Artikeln tellte
er ein
Paradigma
auf,
das
die
Entwicklung
es
politischen
enkens vom
sechsten is zum sechzehnten
ahrhundert
u erklren ersuchte.Walter
Ullmann
unterteilteie
ganze
Geschichte es
politischen
enkens
n
eine
absteigende