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Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
Prof. Dr. med. Reinhard Busse, MPH FFPH
Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien
Dr. med. Wilm Quentin MSc HPPF
FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin (WHO Collaborating Centre for Health Systems Research and Management)
& European Observatory on Health Systems and Policies
VL V: Entscheidungsfindung
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 1
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8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 2
Datum Inhalt der Lehrveranstaltung Dozent/in
13.10.2015 VL I: Einführung in die gesundheitsökonomische
Evaluation Busse
20.10.2015 Vertiefungsübung zu VL I Blümel
27.10.2015 VL II: Kosten Busse
03.11.2015 Vertiefungsübung zu VL II Blümel
10.11.2015 VL III: Effekte Busse
17.11.2015 Vertiefungsübung zu VL III Quentin
24.11.2015 VL IV: Modellierung und Umgang mit Unsicherheiten Busse
01.12.2015 Vertiefungsübung zu VL IV /
Vorstellung Aufgabe Seminararbeit Blümel
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08.12.2015 VL V: Entscheidungsfindung Quentin
15.12.2015 Vertiefungsübung zu VL V Quentin/Blümel
05.01. 2016
10-12 VL VI: Klausurvorbereitung Busse
12-14 Vertiefungsübung zu VL VI Blümel
12.01. 2016
10-12 Klausur Quentin/Blümel
12-14 Praxisübung I: Ideen Seminararbeiten Quentin/Blümel
19.01.2016 Praxisübung II: Zwischenstand Seminararbeiten Quentin/Blümel
26.01.2016 Praxisübung III: Zwischenstand Seminararbeiten Quentin/Blümel
02.02.2016 Praxisübung IV: Zwischenstand Seminararbeiten Quentin/Blümel
09.02.2016 Präsentation der Seminararbeiten Busse/Quentin/ Blümel
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Als Entscheidungsgrundlage/Informationsgrundlage bei
- gesundheitspolitischen Entscheidungen - Verteilung von finanziellen Mitteln zwischen den Sektoren (ambulant, stationär) - Förderung / Finanzierung von Leistungen / Programmen - Implementation von Präventionsprogrammen
- Management von Gesundheitsinstitutionen - beim Kauf neuer Geräte - bei der Ausgestaltung von Versorgungsstrukturen und Versorgungsprogrammen
- klinischen Handlungsempfehlungen - Formulieren von Diagnose- und Behandlungsleitlinien
- (individuellen) ärztlichen Entscheidungen - Verordnung von Arzneimitteln
- Auswahl von diagnostischen und therapeutischen Verfahren
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Wozu ökonomische Evaluation?
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IKER Δ K
Δ E
Dominierter Bereich
(d.h. evaluierte Intervention ist schlechter und teurer
als Alternative)
Dominanter Bereich
(d.h. evaluierte Intervention ist besser und günstiger
als Alternative)
Fraglich (schlechter, aber günstiger)
Fraglich (besser, aber teurer)
Je nachdem in welchem Quadranten das Ergebnis liegt, ist die Behandlung ökonomisch vorteilhaft
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Quelle: Schöffski und Schulenburg (2003): Gesundheitsökonomische Evaluationen, S. 107.
Intervention Kosten/QALY
(₤ 1990)
Cholesteroltest und ausschließliche Diät 220
Rat des Hausarztes, das Rauchen einzustellen 270
Neurochirurgischer Eingriff bei subarachnoidaler Hirnblutung 490
Schrittmacherimplantation 1.100
Hüftendoprothese 1.180
Cholesteroltest und anschließende Behandlung 1.480
Koronare Bypass-Operation wegen schwerer Angina pectoris 2.090
Nierentransplantation 4.710
Herztransplantation 7.840
Koronare Bypass-Operation wegen leichter Angina pectoris 18.830
Krankenhaus-Hämodialyse 21.970
Neurochirurgischer Eingriff bei bösartigen intrakraniellen Tumoren 107.780
Erythropoietin Behandlung bei Anämie von Dialyse-Patienten (bei angenommener
Konstanz der Mortalität)
126.290
League Table der Kosten eines gewonnenen QALY
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Entscheidungsfindung auf der Basis von Kosten-Nutzenbewertungen
1. Kosten / QALY
– Bezahlung von Interventionen bis zu einem bestimmten Schwellenwert. Aber:
• Wo liegt der Schwellenwert?
– Verteilung eines Budgets anhand von Kosten / QALY. Aber:
• Was passiert mit denen, für die das Budget nicht reicht?
2. Effizienzgrenze
– Bezahlung von Interventionen, die genauso oder kosteneffektiver sind als bestehende Interventionen. Aber:
• Bestehende ineffiziente / irrationale (?) Ressourcenverteilung beeinflusst Entscheidungen.
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Kosten-Nutzen-Bewertung (KNB) in Deutschland (ursprünglich seit dem GKV-WSG 2007, verändert durch AMNOG 2010)
• Stationäre und ambulante Versorgung keine KNB, reine Nutzenbewertung: – Das IQWIG erstellt unabhängige, evidenzbasierte (beweisgestützte) Gutachten
beispielsweise zu: Arzneimitteln, nichtmedikamentösen Behandlungsmethoden (z.B. Operationsmethoden), Verfahren der Diagnose und Früherkennung (Screening), sowie Behandlungsleitlinien und Disease Management Programmen (DMP)
– Darüber hinaus stellt das IQWiG auch allgemeinverständliche Gesundheits-informationen für alle Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung.
• Arzneimittelversorgung
– § 139a Abs. 3 SGB V: „Das Institut wird … auf folgenden Gebieten tätig: … 5. Bewertung des Nutzens und der Kosten von Arzneimitteln.“
Ökonomische Evaluation wird gefordert
• Aktuelle Diskussion – unterstützt vom RKI (2015): KNB für Impfempfehlungen der STIKO.
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Gesetzliche Grundlage für KNB 1. Auftrag des G-BA
– § 35b Abs. 1 SGB V: Der G-BA beauftragt auf Grund eines Antrags nach § 130b Abs. 8 das IQWiG mit einer Kosten-Nutzen-Bewertung. In dem Auftrag ist insbesondere festzulegen, für welche zweckmäßige Vergleichstherapie und Patientengruppen die Bewertung erfolgen soll sowie welcher Zeitraum, welche Art von Nutzen und Kosten und welches Maß für den Gesamtnutzen bei der Bewertung zu berücksichtigen sind.
– § 130b Abs. 8 SGB V: Nach einem Schiedsspruch nach Abs. 4 kann jede Vertragspartei beim G-BA eine Kosten-Nutzen-Bewertung nach § 35b beantragen. Die Geltung des Schiedsspruchs bleibt hiervon unberührt. Der Erstattungsbetrag ist auf Grund des Beschlusses über die Kosten-Nutzen-Bewertung nach § 35b Abs. 3 neu zu vereinbaren.
2. Antrag des pharmazeutischen Unternehmers
– § 35a Abs. 5a SGB V: Stellt der G-BA in seinem Beschluss nach Abs. 3 keinen Zusatznutzen oder nach Absatz 4 keine therapeutische Verbesserung fest, hat er auf Verlangen des pharmazeutischen Unternehmers eine Bewertung nach § 35b oder nach § 139a Abs. 3 Nr. 5 in Auftrag zu geben, wenn der pharmazeutische Unternehmer die Kosten hierfür trägt. Die Verpflichtung zur Festsetzung eines Festbetrags oder eines Erstattungsbetrags bleibt unberührt.
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2
1
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Methodik
• § 35b Abs. 1 Satz 5 SGB V :
- Das Institut bestimmt auftragsbezogen über die Methoden und Kriterien für die Erarbeitung von Bewertungen nach Satz 1 auf der Grundlage der in den jeweiligen Fachkreisen anerkannten internationalen Standards der evidenz-basierten Medizin und der Gesundheitsökonomie.
Besonders wichtig hier: internationale Standards
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Vincenzo Atella University “Tor Vergata”, Rome
Gérard de Pouvourville ESSEC Business School, Cergy
David Henry University of Newcastle/ ICES
Maurice McGregor McGill University, Montreal
Alistair McGuire London School of Economics
Erik Nord Norwegian Institute of Public Health, Oslo
Uwe Siebert UMIT, Hall in Tirol
Jaime Caro UBC, Concord
IQWiG Methods for Assessment of the Relation of Benefits to
Costs in the German Statutory Health Care System – Version 1.0
(24 Jan 08)
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Recommendations - 1
• An efficiency frontier should be constructed for each therapeutic area as the basis for economic evaluation of relevant health technologies - reflects the “going rate” for benefits in a specific therapeutic area
Val
ue
Cost
Efficiency Frontier
Worse interventions
Better interventions
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Efficiency Frontier (Markowitz) G
ain
Risk
H
I
J C
D G
E
F
A
B
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WHO (2003) – Generalized CEA
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Example - Lipids
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Example - PPI
CAVE: X- and Y-axis changed!
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Recommendations - 2
• The efficiency frontier plot should be constructed so that it reflects the relevant health technologies in a given therapeutic area. This involves: – Full, detailed specification of the therapeutic area at issue. This may
include
• the specific disease,
• the conditions of treatment (e.g., in hospital),
• the intended patient population,
• the therapeutic sequence (first, second line etc.)
• whether it is mono- or combination therapy
– Establishing the costs of existing interventions and the value of the health improvement (“benefit”)
– Locating interventions on a coordinate system with the value of the benefits on the vertical axis and costs on the horizontal
– Drawing the efficiency frontier
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Costs
Val
ue
1
4
6
7
3
5
2
Absolute vs. Extended Dominance
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Absolute Dominance
Costs
Val
ue
1
4
6
7
3 5
2
A
B
C
D
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Costs
Val
ue
1
4
6
7
3
5
2
A
B
C
D
E
F
G
Extended Dominance
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Voraussetzungen:
• Die Interventionen müssen beliebig teilbar sein
• Interventionen benötigen konstante Skalenerträge
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Cost
Val
ue
1
4
6
7
No efficiency
Infinite Efficiency Negative
Efficiency
Positive Efficiency
3 5
2
Interpreting the Slopes
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Economic Evaluation a la IQWiG
Define
Therapeutic
Area
Select
Interventions
Identify
relevant
consequences
Estimate
Benefits
Benefit on
Cardinal
scale?
Translate
Benefits to
Good
Estimate
Costs
Plot
Efficiency
Frontier
Vertical Axis
Horizontal
Axis
Eval. Med. Benefit
If superior
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4
Ben
efi
t
Existing Therapies
1 2
3 5
6
7
Su
pe
rior
24
•Physiology •Events (e.g. Premature
deaths prevented) •Duration (disease-free time) •Function •QOL •% Responder •Score (incl. QALYs)
N
N
Va
lue
CAVE: Cardinal Scale
Constructing the Frontier IQWiGopathy
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4
Total Cost (/patient)
Existing Therapies
1 2
3 5
6
7
25
N
Valu
e
Constructing the Frontier IQWiGopathy
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Total Cost (/patient)
Valu
e
Existing Therapies
Su
pe
rior
26
N
1 2
3 4 5
6
7
Decision Zones
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Die Diskussion geht weiter…
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 28
… und weiter
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1. Streitpunkt: RCT und/oder naturalistisches Studiendesign?
Grundproblem:
– Evidenzbasierte Medizin favorisiert Erkenntnisse mit hoher interner Validität ( RCTs),
– für die gesundheitsökonomische Evaluation sind auch Aspekte relevant (insbesondere Alltagsnähe), die dem experimentellen Design eines RCTs nicht zugänglich sind.
– Entwurf des IQWiG-Methodenpapiers vom 19.12.2006 (S. 65): „In Ergänzung zu randomisierten kontrollierten Studien sind deshalb Studiendesigns notwendig, die die Übertragung der Ergebnisse auf die Versorgungsrealität sicherstellen [14]. Diese Anforderungen werden im Rahmen von so genannten pragmatischen Studien (pragmatic trials) erfüllt.“
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Stellenwert nicht-randomisierter Studien
Gesundheitsökonomen:
• Empfehlungen zur gesundheitsökonomischen Evaluation (Revidierte Fassung des Hannoveraner Konsens): „Schon als Voraussetzung von ökonomischen Überlegungen sind derartige Studien zur Feststellung der medizinischen Wirksamkeit unverzichtbar.“
• Gesundheitsökonomen nehmen Stellung zum Entwurf des Methodenpapiers des IQWiG: „Zu fordern ist daher, dass das IQWIG über klinische Studien hinaus auch Analysen mit Sekundärdaten für die Bewertung akzeptiert und einbezieht.“
• IQWiG: fürchtet Aufweichung der Standards der evidenz-basierten
Medizin (Allgemeine Methoden Version 4.2): „Auch wenn die Kritik mangelnder Alltagsnähe tatsächlich für viele Studien zutreffen mag, wäre nichts dadurch gewonnen, wenn man eine hohe Ergebnissicherheit für eine größere Alltagsnähe aufgeben würde. Man würde einen Mangel durch Inkaufnahme eines zweiten, noch schwerwiegenderen Mangels zu kompensieren versuchen.“
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2. Streitpunkt: RCT und/oder Modellierung?
• Grundproblem:
– Gesundheitsökonomische Evaluation will Effekte für den gesamten Lebenszyklus berücksichtigen, klinische Studien haben einen kürzeren Zeithorizont
– Mögliche Lösung: Modellierung der Langzeiteffekte basierend auf probabilistischen Annahmen (z.B. Markov-Prozesse)
• • Entwurf Methodenpapier vom 19.12.2006 (S. 66) „Entscheidungsanalytische Modelle sind nicht als Substitut zur Erlangung verlässlicher Evidenz für den Nutzennachweis zu betrachten [1,14,15]. Klinische Studien stellen jedoch nicht immer alle notwendigen Daten zur Verfügung, die für eine vollständige ökonomische Evaluation benötigt werden.“
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2. Streitpunkt: RCT und/oder Modellierung?
• Gesundheitsökonomen nehmen Stellung zum Entwurf des Methodenpapiers des IQWiG:
„Das Methodenpapier des IQWIG möchte Modellierungen hingegen „lediglich eine unterstützende Funktion“ zuweisen.“
[ … ]
„Zu fordern ist daher, dass das IQWIG Modellierungen als eigenständige Methode zur Generierung des notwendigen Wissens über die Kosten-Effektivität akzeptiert.“
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2. Streitpunkt: RCT und/oder Modellierung?
• Bewertung: – Grundsätzlich: Gesundheitsökonomische Bewertung sollte sich
auf gesamten Lebenszyklus beziehen – Modellierungen sind der einzige Weg, dies zu berücksichtigen,
und international weit verbreitet • Problem: Modellierungen sind anfällig für Manipulationen IQWiG befürchtete, eine Flut von Modellierungen, aber… Allgemeine Methoden Version 4.2 (S. 78): „In einem
gesundheitsökonomischen Entscheidungsmodell („Modell“) als Kernstück einer KNB werden Daten zu Nutzen und Kosten aus verschiedenen Quellen zusammengeführt, um Kosten-Nutzen-Verhältnisse von Interventionen im Krankheitsverlauf zu berechnen.“
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3. Streitpunkt: Perspektive der gesundheitsök. Evaluation
• Entwurf IQWIG-Methodenpapier definierte, dass eine
gesellschaftliche Perspektive in Abh. von der Fragestellung
sinnvoll sein kann. Die GKV-Perspektive soll aber regelmäßig
eingenommen werden.
• Gesundheitsökonomen nehmen Stellung zum Entwurf:
IQWIG soll „…regelhaft neben der GKV-Perspektive auch die
gesellschaftliche Perspektive in seinen ökonomischen
Analysen berücksichtigen. Zumindest ist die Einnahme einer
Sozialversicherungs-perspektive zu fordern.“
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Bewertung • Grundsätzlich sind beide Perspektiven sinnvoll, da bei
gesellschaftlicher Perspektive den Kosten Einsparungen in anderen Bereichen ggü. stehen können, z.B. Einsparungen für Arbeitgeber durch weniger Arbeitsunfähigkeitstage
• Problem: es muss genau definiert werden, was geschieht, wenn gesellschaftliche und GKV Perspektive zu Patt führen; welche Perspektive zählt mehr?
Allgemeine Methoden Version 4.2 (S. 72): „Auftragsabhängig können die (reine) GKV-Perspektive, die Perspektive der GKV-Versichertengemeinschaft, die Sozialversicherungsperspektive bzw. die Perspektive einzelner Sozialversicherungsträger sowie die gesellschaftliche Perspektive berücksichtigt werden.“
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3. Streitpunkt: Perspektive der gesundheitsök. Evaluation
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4. Streitpunkt: Bewertung von Outcomes
Entwurf Methodenpapier vom 19.12.2006 (S. 67) zu Kosten-Nutzwert-Analyse und qualitätsadjustierten Lebensjahren:
„Dieser zunächst plausibel anmutende Ansatz erweist sich bei eingehender Betrachtung als nicht widerspruchsfrei und hat bisher für eine anhaltende Debatte über seine theoretischen und praktischen Probleme gesorgt.“
„Die Verwendung von QALYs als ein virtuelles Einheitsmaß zur Beschreibung gesundheitlicher Ergebnisse ist als unzulänglich zu bewerten und sollte nicht als Entscheidungsgrundlage heran-gezogen werden. Auch Institutionen, die QALYs als ein Maß der Kosten-Nutzen-Bewertung verwenden, sind sich deren methodischen Unzulänglichkeiten bewusst.“
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4. Streitpunkt: Bewertung von Outcomes
Konkrete Kritikpunkte im Entwurf Methodenpapier an Kosten-Nutzwert-Studien:
– Abhängigkeit von der Erhebungsmethode für Lebensqualität (z.B. Time Trade-Off, Standard Gamble, Fragebogen): verschiedene Erhebungsmethoden führen zu unterschiedlichen Ergebnissen
– Übereinstimmung mit den tatsächlichen individuellen und sozialen Präferenzen ist nicht gegeben (Beispiel: Oregon)
– Annahmen: Rationalität, Addierbarkeit, Aggregierbarkeit sind problematisch
– Konflikte mit Verteilungs- und Zugangsgerechtigkeit
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4. Streitpunkt: Bewertung von Outcomes
Gesundheitsökonomen zum Entwurf IQWIG-Methodenpapier:
• IQWIG negiert Ergebnisse der Lebensqualitätsforschung
• Durchführung von Kosten-Nutzwert-Studien über QALYs entspricht internationalem Standard und wird sogar von vielen Evaluationsagenturen eingefordert (z.B. NICE)
QALYs sollen mit international üblichen Standards erhoben werden und die Methodik soll transparent beschrieben werden.
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4. Streitpunkt: Bewertung von Outcomes
Bewertung: • Kritikpunkte des IQWIG sind im Großen und Ganzen berechtigt • es ist sehr schwer (aufgrund der Vielfalt der Methoden), einen
einheitlichen Standard festzulegen • zum Zwecke der internationalen Vergleichbarkeit sollte IQWIG
Kosten-Nutzwert-Analysen akzeptieren (und tut es jetzt - unter Vorbehalt)
• Allgemeine Methoden Version 4.2: „Das Institut schließt nicht aus, in Kosten-Nutzen-Bewertungen auf QALYs als Maß für den Gesamtnutzen zurückzugreifen. QALYs sollten nur verwendet werden, wenn die einfließenden Werte zu den Gesundheitszuständen zunächst bei den Betroffenen erhoben worden sind[…]. Wenn generische Indexinstrumente eingesetzt wurden, muss ein in Deutschland validierter Tarif bei der Ermittlung des Nutzwertes angewendet werden.“
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5. Streitpunkt: Der Kostenbegriff
• IQWIG will nur die direkten Kosten einbeziehen
• Gesundheitsökonomen fordern, dass – internationalem Standard entsprechend – auch indirekte Kosten mitein-bezogen werden
Allgemeine Methoden Version 4.2 (S. 88):
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Hauptstreitpunkt insbesondere der Industrie: „Internationaler Standard“
• Vorwurf: IQWiG ignoriert internationalen Standard
• De facto wird als „internationaler Standard“ immer die NICE-Methodik angeführt
• Hintergrund: Hoffnung, mithilfe dieses „Arguments“ Peter Sawicki und damit auch das gesamte Verfahren und letztendlich das IQWiG loswerden zu können
• Was ist inhaltlich dran am Argument? Eigentlich nichts, denn ein „internationaler Standard“, den IQWiG verletzt, gibt es nicht
• Was hat die Industrie erreicht: (1) Zeitverzögerung, (2) das Absetzen von Sawicki, (3) ein neues Verfahren (Frühbewertung mit anschl. Preisverhandlungen) seit 2011
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The international scientific debate continued …
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… and continues …
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Entwicklungen der letzten Jahre • Seit 2008: Deutsche Gesundheitsökonomen Teil der Debatte • Juni 2009: Präsentation der Ergebnisse der Pilotprojekte • Juli 2009: GBA beschließt Vorgehensweise für KNB • Oktober 2009: IQWiG publiziert Methoden der Kosten
Nutzenbewertung Version 1.0 • Dezember 2009: GBA beauftragt IQWIG mit zwei KNB • Januar 2011: AMNOG tritt in Kraft • Oktober 2012: GBA zieht Auftrag für eine der zwei KNB
(Clopidogrel) zurück • Oktober 2013: Publikation des Abschlussberichts KNB von
Antidepressiva • Seitdem: Keine weiteren KNB sondern frühe Nutzenbewertungen
nach AMNOG
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626 Seiten!
(Antidepressiva)
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Methoden I
• Zu Prüfende Intervention: – Venlafaxin, Duloxetin,
Bupropion und Mirtazapin
• Gewählte Komparatoren: – SSRI (Citalopram, Escitalopram,
Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin)
– TZA (Amitriptylin, Clomipramin, Dosulepin, Imipramin, Maprotilin, Nortriptylin)
– Andere: Agomelatin, Trazodon
• Endpunkte: – Remission,
– Ansprechen,
– gesundheitsbezogene Lebensqualität (depressionsspezifisches Instrument, QLDS),
– Therapieabbruch aufgrund unerwünschter Ereignisse
– Rückfall,
– Rezidiv
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Methoden II
• Nutzenbewertung – Systematische
Literaturrecherche
– Metaanalyse • Direkter Vergleich
• Indirekter Vergleich (Netzwerkanalyse)
– Sensitivitätsanalyse
– Subgruppenanalyse
• Kosten-Nutzen-Bewertung – Perspektive
• Versichertengemeinschaft der GKV
• Zusätzlich: Produktivitätsverluste, Rehakosten (DRV)
– Zeithorizont • Studienbelegt (RCTs): 2
Monate
• Modelliert: 12 Monate (Markov-Modell)
– Diskontierung: Nein
– Metaanalyse von Studien
– GKV-Daten-Analyse
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Ergebnisse 1. KNB des IQWIG (I)
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 61
= 2 Monate
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Ergebnisse 1. KNB des IQWIG (II)
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Ergebnisse 1. KNB des IQWIG (III)
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Modell berücksichtigt neben
Placebo nur die
Prüfsubstanzen Duloxetin,
Mirtazapin und Venlafaxin
Effizienzgrenze kann nicht
ermittelt werden
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Ergebnisse 1. KNB des IQWIG (IV)
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 64
IQR geben für die zwei unterschiedlichen Endpunkte einen Spielraum vor für
mögliche Verhandlungen um Erstattungsbeträge. Grenzen des Spielraums
berücksichtigen Unsicherheiten von Kosten und Nutzen.
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Der Blick in‘s Ausland (insbesondere England und Frankreich)
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Ein Blick nach England: das National Institute for Health and Care Excellence (NICE)
• diente als Vorbild für das IQWiG (kombiniert durch „assessment“ und „appraisal“ aber eher die Rollen von IQWiG und G-BA)
• wurde 1998/99 gegründet, weil das Fehlen eines formalen Leistungs-katalogs zum Problem des „postcode prescribing“ geführt hat
• wird tätig im Auftrag des Department of Health
• greift zurück auf die HTA-Infrastruktur an Universitäten und Forschungseinrichtungen
• favorisiert Kosten-Nutzwert-Analysen (CUA) mit QALYs als Ergebnisparameter
• hat eigene und direkte Richtlinienkompetenz, da NICE-Entscheidungen („guidance“) über reine, unverbindliche Empfehlungen hinaus gehen und für den National Health Service (NHS) direkt gültig sind; individuelle Therapiefreiheit bleibt aber gewahrt
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 66
Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
Prof. Dr. med. Reinhard Busse, MPH FFPH
NICE guidance 2000-2011
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011
QS
PH
IP
CG
TA
Quality standards
Technology appraisals
Clinical guidelines
Interventional procedures
Public health
Arzneimittel
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 67
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England: Ergebnisse der “Technology Appraisals” 3/2000-1/2014
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 68
Decision Single TAs Multiple TAs
Recommended 75 (54%)
242 (64%)
Optimised 25 (17%)
69 (18%)
Only in Research 4 (3%) 22 (6%)
Not recommended 35 (25%) 44 (12%)
Total 139 (100%) 377 (100%)
http://www.nice.org.uk/newsroom/nicestatistics/TADecisionsRecommendationSummary.jsp
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The NICE Supermarket
CALI
£/CALI
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 69
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IQWiG Supermarket
Total Cost
Valu
e
B A
C
D E
F G
Total Cost
Va
lue
B
A
C
D
E F
G
8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 70
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Purchasing Cheese at IQWiG Supermarket We have a new Cheese
Is it Better?
Very superior – twice as
good! How much?
Only 10% more!
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8. Dezember 2015 72 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien
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8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien 73
4 25
22
28
20
37
24 2
1910 13
5
0
10
20
30
40
50
60
2005 2006 2007 2008 2009 (Jan-
Oct)
Major Important Moderate
30.7%
17.5%13.4%
38.5%
34.3%
ASMR I-III Jan. 2005 - Oct. 2009
6.7%
17.0%
2012
Frankreich: Zusatznutzen 2005-2012
Bevorzugter
Analysetyp
Analyse-
perspektive
Bevorzugte
Ergebnisgröße
Bestimmung des
Nutzwerts
Jährliche Dis-
kontierungsrate
Modellierungen
Australien KNWA, KMA bei
gleichem Gesund-
heitsergebnis
Gesellschaftlich QALY Angabe von Details
zur Bestimmung von
QALY erforderlich
Für Kosten und Nutzen
5 %, Sensitivitätsanalyse
des Nutzens mit 0 %
Von Herstellern
durchgeführt,
Entscheidungs-
baumanalyse, Markov-
Prozess empfohlen
England
und Wales
KNWA Kostenträger
(NHS), gesell-
schaftlich bei
inkrementellem
Kosten-Nutzwert-
Verhältnis >
£ 20.000 / QALY
QALY direkt: Time-Trade-
off, Standard Gamble
(Rating Scale nicht
empfohlen), indirekt:
ED-5D
Für Kosten und Nutzen
3,5 %, Sensitivitätsana-
lyse mit 0 % und 6 %.
Von Herstellern und
Institution
durchgeführt
Finnland Alle Analysetypen
möglich, sofern
begründet
Gesellschaftlich Keine
ausdrückliche
Präferenz
Keine ausdrückliche
Präferenz
Für Kosten und Nutzen
5 % und 0 %
Von Herstellern
durchgeführt
Kanada KNWA, KNA Gesellschaftlich
und Kostenträger
(Provinzen)
QALY (KNWA),
Willingness To
Pay (KNA)
Präferenzbasierte
Instrumente
Für Kosten und Nutzen
5 %, Sensitivitätsanalyse
mit 0 %, zusätzlich 3 %
Von Herstellern und
Institution
durchgeführt,
Entscheidungsbaum-
analyse empfohlen
Neuseeland KNWA Kostenträger
(DHB)
QALY EQ-5D Für Kosten und Nutzen
10 %, auch mit 0 %, 5 %,
15 %
Von Herstellern und
Institution
durchgeführt
Niederlande KEA, KNWA Gesellschaftlich natürliche
Ergebniseinheit
(KEA), QALY
(KNWA)
direkt: Standard
Gamble, Time-Trade-
off, (Visuelle
Analogskala weniger
empfohlen); indirekt:
EQ-5D, HUI
Für Kosten und Nutzen:
4 %, Sensitivitätsanalyse
Von Herstellern
durchgeführt
Norwegen Alle Analysetypen
möglich, sofern
begründet; bei
Einfluss auf
Funktionalität und
/ oder
Lebensqualität:
KNWA oder KNA
Gesellschaftlich
und Kostenträger
(Nationale
Versicherung)
Gewonnenes
Lebensjahr oder
vermiedenes
Ereignis (KEA),
QALY (KNWA),
Willingness To
Pay (KNA)
Keine ausdrückliche
Präferenz
Für Kosten und Nutzen
zwischen 2,5 % und 5 %,
Sensitivitätsanalyse mit
0 % und 8 %
Von Herstellern
durchgeführt
Österreich Keine
ausdrückliche
Präferenz
Keine
ausdrückliche
Präferenz
Keine
ausdrückliche
Präferenz
Keine ausdrückliche
Präferenz
Anzugeben, nicht
spezifiziert
Von Herstellern
durchgeführt
Schweden KNWA, KNA,
KMA bei
gleichem Gesund-
heitsergebnis
Gesellschaftlich QALY (KNWA),
Willingness To
Pay (KNA)
direkt: Standard
Gamble, Time-Trade-
off, (Rating Skala als
zweite Wahl);
indirekt: z.B. EQ-5D
Für Kosten und Nutzen
3 %, Sensitivitätsanalyse
mit 0 % und 5 %,
außerdem 3 % für
Kosten mit 0 % für
Nutzen
Von Herstellern und
Institution
durchgeführt
Zentner & Busse 2006 8. Dezember 2015 74 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien
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Overview of Assessment Methods Denmark England France Germany Netherlands Sweden
Preferred or required
approach (for health
economic component)
N/A* CEA
CUA
CEA
CUA
CMA
Efficiency
frontier analysis
CEA
CUA
CEA
CMA
Choice of comparator N/A Current best alternative
or routine treatment
Three comparators
required from same
therapeutic group:
most frequently used
cheapest
most recently added
to positive list
Most effective
treatment, most
widely used, or
routine
treatment
Routine treatment Three comparators
required from same
therapeutic group:
routine treatment
non-medical
intervention
no treatment
Principal outcome
measures
N/A Mortality
Morbidity
Quality of life
Mortality
Morbidity
Quality of life
Mortality
Morbidity
Quality of life
Mortality
Morbidity
Quality of life
Mortality
Morbidity
Quality of life
Willingness to pay
Costs N/A Direct costs
Indirect costs,
depending upon the
assessment
Varies
If indirect costs are
included, must be
reported separately
Direct costs
Exceptionally
indirect costs if
important
Direct costs
If indirect costs
are included, must
be reported
separately
Direct costs
Indirect costs
Modelling Yes Yes Yes Primarily no Yes Yes
Sensitivity analysis Yes Yes Yes Yes Yes Yes
Sub-group analyses
required or
considered
Yes Yes Yes Yes Yes Yes
Equity issues
considered
No Yes No No No Yes, but not clear
how accounted for
Sore
nse
n 2
00
9
75 8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien
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Threshold Values Used by Countries
Akzeptiert Möglicherweise
akzeptiert
Abgelehnt
England (NICE) <€24.000 €24.000-€36.000 >€36.000 (könnte
auch €48.000 sein)
Niederlande (CHF)
<€10.000-€80.000
abhängig von
Krankheits-
schwere
>€10.000-€80.000
abhängig von
Krankheits-
schwere
Schweden (TLV) <€40.000 €40.000-€80.000 >€80.000
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Literatur • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (2009). Allgemeine Methoden zur Bewertung von
Verhältnissen zwischen Nutzen und Kosten. Version 1.0. vom 12.10.2009. Köln, IQWiG.
• Busse R (2008): Bewertung der ökonomischen Implikationen von Technologien. In: Perleth M, Busse R, Gerhardus A, Gibis B, Lühmann D (Hrsg.) Health Technology Assessment – Konzepte, Methoden, Praxis für Wissenschaft und Entscheidungsfindung. Berlin: Medizinisch-Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, S. 203-220
• Canadian Agency for Drugs and Technologies in Health (CADTH) (2006). Guidelines for the Economic Evaluation of Health Technologies: Canada, 3rd Edition. Ottawa, Canadian Agency for Drugs an Technologies in Health.
• Culyer, A. J. (2006). “NICE's use of cost effectiveness as an exemplar of a deliberative process.” Health Economics, Policy and Law 1: 299-318.
• Gesundheitsökonomen – Stellungnahme zu IQWIG Methodenpapier 2.0: http://wirtschaftlichefreiheit.de/wordpress/verweise/stellungnahme.pdf
• Henschke C, Sundmacher L, Busse R. (2013) Structural changes in the German pharmaceutical market: price setting mechanisms based on the early benefit evaluation. Health Policy. 2013 Mar;109(3):263-9. doi: 10.1016/j.healthpol.2012.12.005.
• Hannoveraner Konsens Gruppe (1999). “Deutsche Empfehlungen zur gesundheitsökonomischen Evaluation - Revidierte Fassung des Hannoveraner Konsens.” Gesundheitsökonomie und Qualitätssicherung 4: A62-A65.
• v.d.Schulenburg, J. M. (2007). Methoden zur Ermittlung von Kosten-Nutzen- Relationen für Arzneimittel in Deutschland. Hannover, Leibniz Universität, Wirtschaftswissenschaften.
• Zentner, A./Busse, R. (2006). “Internationale Standards der Kosten-Nutzen-Bewertung.” Gesundheit ökonom Qual manag 11: 368-73.
• Zentner ,A./Busse, R. (2011). Bewertung von Arzneimitteln – wie gehen andere Länder vor? G+G Wissenschaft 11(1): 25-34
• Zentner, A./Velasco-Garrido, M./Busse, R. (2005). Methoden zur vergleichenden Bewertung pharmazeutischer Produkte - Eine internationale Bestandsaufnahme zur Arzeimittelevaluation. Köln, Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information.
79 8. Dezember 2015 Ökonomische Evaluation von Gesundheitstechnologien