von burgen, buhnen und bohlen wie die bibel und das ...burgen... · 1 siegfried f. weber /...

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1 Siegfried F. Weber / Großheide Die Friesen und das Meer „In großartiger Bewegung ergießt sich dort zweimal im Zeitraum eines Tages und einer Nacht das Meer über eine unendliche Fläche und offenbart einen ewigen Streit der Natur in einer Gegend, von der es zweifelhaft ist, ob sie zum Lande oder zum Meer gehört. Dort bewohnt ein beklagenswertes Volk hohe Erdhügel 1 , die mit den Händen nach dem Maß der höchsten Flut errichtet sind. Von ihren Hütten aus machen sie nach dem Zurückweichen des Meeres Jagd auf die zurückgebliebenen Fische. Aus Schilfgras und Binsen flechten sie Stricke, um Netze für die Fischerei daraus zu machen. Und indem sie den mit Händen ergriffenen Schlamm 2 mehr im Winde als in der Sonne trocknen, erwärmen sie ihre Speise und die vom Nordwind erstarrten Glieder durch Erde. 3 So beschreibt der römische Schriftsteller Plinius der Ältere (23 79 n. Chr.) 4 als Kriegsberichterstatter das Leben der Friesen. Die Friesen und die Römer – Ochsen oder Auerochsen entscheiden über Krieg oder Frieden Im selben Jahr brachen die Friesen, ein rechtsrheinischer Volksstamm, den Frieden 5 , mehr wegen der Habsucht unserer Leute als aus Unbotmäßigkeit. Der Tribut, den ihnen Drusus 6 auferlegt hatte, war mäßig angesichts ihrer ärmlichen Verhältnisse; sie sollten für den Kriegsbedarf Ochsenhäute liefern, ohne dass irgendjemand genau darauf achtete, welche Stärke und welche Größe sie hatten, bis Olennius, ein Primipilar, der zur Verwaltung des Friesenlandes eingesetzt war, die Felle von Auerochsen als Größenmaß für die Annahme der Häute festlegte. Diese Forderung, die auch für andere Völker hart gewesen wäre, konnte von den Germanen nur unter noch größeren Schwierigkeiten hingenommen werden, da sie zwar an riesigen Tieren reiche Wälder haben, ihr Hausvieh aber nur mäßig groß ist. 1 Die Erdhügel sind die künstlich angelegten Warfen. 2 Mit dem Schlamm meint Plinius den Torf. 3 Kurowski: Die Friesen, 2009, 16f. 4 Abb. Plinius d. Ä.: Angela, 11.05.2005 in wikimedia.org (Download vom 23.05.2013). 5 Den Frieden brachen die Friesen mit den Römern im Jahr 28 n. Chr. 6 Drusus, römischer Feldherr (38 v. Chr. 9. v. Chr.). Von Burgen, Buhnen und Bohlen – wie die Bibel und das Christentum nach Ostfriesland kamen.

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Page 1: Von Burgen, Buhnen und Bohlen wie die Bibel und das ...Burgen... · 1 Siegfried F. Weber / Großheide Die Friesen und das Meer „In großartiger Bewegung ergießt sich dort zweimal

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Siegfried F. Weber / Großheide

Die Friesen und das Meer

„In großartiger Bewegung ergießt sich dort zweimal im Zeitraum eines Tages und einer

Nacht das Meer über eine unendliche Fläche und offenbart einen ewigen

Streit der Natur in einer Gegend, von der es zweifelhaft ist, ob sie zum

Lande oder zum Meer gehört.

Dort bewohnt ein beklagenswertes Volk hohe Erdhügel1, die mit den

Händen nach dem Maß der höchsten Flut errichtet sind.

Von ihren Hütten aus machen sie nach dem Zurückweichen des Meeres

Jagd auf die zurückgebliebenen Fische.

Aus Schilfgras und Binsen flechten sie Stricke, um Netze für die Fischerei

daraus zu machen.

Und indem sie den mit Händen ergriffenen Schlamm2 mehr im Winde als

in der Sonne trocknen, erwärmen sie ihre Speise und die vom Nordwind erstarrten

Glieder durch Erde.3“

So beschreibt der römische Schriftsteller Plinius der Ältere (23 – 79 n. Chr.)4 als

Kriegsberichterstatter das Leben der Friesen.

Die Friesen und die Römer – Ochsen oder Auerochsen entscheiden über

Krieg oder Frieden

„Im selben Jahr brachen die Friesen, ein rechtsrheinischer Volksstamm, den Frieden5,

mehr wegen der Habsucht unserer Leute als aus Unbotmäßigkeit. Der Tribut, den ihnen

Drusus6 auferlegt hatte, war mäßig angesichts ihrer ärmlichen Verhältnisse; sie sollten für

den Kriegsbedarf Ochsenhäute liefern, ohne dass irgendjemand genau darauf achtete,

welche Stärke und welche Größe sie hatten, bis Olennius, ein Primipilar, der zur

Verwaltung des Friesenlandes eingesetzt war, die Felle von Auerochsen als Größenmaß

für die Annahme der Häute festlegte.

Diese Forderung, die auch für andere Völker hart gewesen wäre, konnte von den

Germanen nur unter noch größeren Schwierigkeiten hingenommen werden, da sie zwar

an riesigen Tieren reiche Wälder haben, ihr Hausvieh aber nur mäßig groß ist.

1 Die Erdhügel sind die künstlich angelegten Warfen.

2 Mit dem Schlamm meint Plinius den Torf.

3 Kurowski: Die Friesen, 2009, 16f.

4 Abb. Plinius d. Ä.: Angela, 11.05.2005 in wikimedia.org (Download vom 23.05.2013).

5 Den Frieden brachen die Friesen mit den Römern im Jahr 28 n. Chr.

6 Drusus, römischer Feldherr (38 v. Chr. – 9. v. Chr.).

Von Burgen, Buhnen und Bohlen – wie die Bibel und das Christentum nach Ostfriesland kamen.

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Zunächst nun mussten sie die Rinder selbst, dann die Äcker hergeben, schließlich ihre

Frauen und Kinder der Sklaverei ausliefern.

Das schuf Erbitterung und Beschwerden, und als diesen nicht abgeholfen wurde, suchten

sie ihr Heil im Kriege.

Man überfiel die zur Tributerhebung eingesetzten Soldaten und schlug sie ans Kreuz.“

Daraufhin marschierten die Römer ins Friesenland ein, doch wurden sie von den Friesen

hart geschlagen. 900 kampferprobte Römer fanden in einem Hain den Tod. 400 römische

Söldner wurden eingekesselt. Sie brachten sich gegenseitig um, um nicht in die Hände

der Friesen zu fallen.

Seitdem war der Name der Friesen unter allen Germanen berühmt.

Und der römische Kaiser Tiberius (14 – 37 n. Chr.) verheimlichte die

römischen Verluste unter den Friesen.

So berichtet es der Schriftsteller Tacitus (58 – 120 n. Chr.)7 in seinen Annalen,

Buch IV, Kapitel 72-73.

Deus mare, Friso litora8 fecit - Gott machte das Meer, der Friese die Deiche

De nich will diken, mot wiken - Wer nicht den Deichbau unterstützt, muss weichen.

Deiche lassen sich vor 1000 n. Chr. noch nicht nachweisen. Der Bau von Deichen – ebenso

wie der vom Wort „dikan“ oder „dykan“ für Graben abgeleitete Begriff „Teich“ – hat seinen

Ursprung an der Nordseeküste des 10. Jahrhunderts. Die Bedeichung der friesischen Küste ist

eine großartige Leistung der Küstenbewohner des Mittelalters. Fast 200 Jahre sollte es dauern,

bis das gewaltige Bauwerk, von seinen bescheidenen Anfängen des 10. Jahrhunderts bis zum

„Goldenen Reif“ des 13. Jahrhunderts, vollendet war. Nur mit „Spaten, Tragbahre und Gabel“

ausgerüstet, nahmen die Menschen den Kampf gegen die Elemente auf und schafften es, eine

„Seeburg“ zu errichten, die ihnen Sicherheit gab – wenn auch eine durch schreckliche

Sturmfluten immer wieder gefährdete.

Umgekehrt stand das Binnenwasser der Flüsse und Bäche vor dem Deich – auf der Landseite.

Eine geniale Einrichtung schaffte hier Abhilfe: die Siele mit ihren Toren im Deich, die bei

Ebbe das Binnenwasser abfließen ließen und sich bei Flut schlossen, so dass das Meerwasser

da blieb, wo es hingehörte9.

Von Burgen, Buhnen und Bohlen – wie die Bibel und das Christentum nach Ostfriesland

kamen. Die Burgen dienen dem Schutz, die Buhnen schützen die Küste und dienen der

Landgewinnung und die Bohlen führen sicher durchs Moor zum nächsten Dorf. Das sind

typische Kennzeichen ostfriesischen Lebens.

7 Abb. Buchseite Tacitus: Annalen, Patmos Verlag, Düsseldorf / Zürich, 2005 (Foto von S.F.Weber).

8 Litoralis: lat. „Strand, Ufer, Küste“

9 Quelle: Landesmuseum Emden (www.landesmuseum-emden.de) vom 23.05.2013.

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Die Friesenmission beginnt

Drei Missionare kamen aus Angelsachsen zu den Friesen (zunächst Westfriesen, später auch

Ostfriesen): Wilfrith, Willibroad und Wynfrith (Bonifatius)10

.

Zwar gab es bereits seit 550 n. Chr. Bemühungen vom fränkischen Boden aus die Friesen zu

christianisieren, doch hielten sie aus politischen Gründen, nicht in das fränkische Reich

eingegliedert zu werden, an ihrer Religion fest.

Wilfrith (634 – 710 n. Chr.)

Die Angelsachsen aus England hatten nicht so große Sprachprobleme mit den Friesen wie

die Franken. Wilfrith war Bischof von York. Der Friesenkönig Aldgisl erlaubte Wilfrith unter

den Friesen ab 678 zu wirken. Ausgangspunkt der Mission war Utrecht (Westfriesland). Doch

es dauerte nicht lange, da zog Wilfrith weiter nach Rom (679) und kehrte nicht wieder zurück.

Wilibroad (657 – 739 n. Chr.)

Willibroad hatte seine Ausbildung im Kloster Ripon bei York. Von Utrecht (Holland) aus

wollte er seine Mission starten. Als Missionar geriet er unter die Zwistigkeiten der Franken

mit den Friesen. 695 wurde Willibrord zum Erzbischof der Friesen geweiht (Bischofssitz

wurde Utrecht).

Willibroad zog sich übrigens den Zorn der Friesen in besonderer Weise zu, als er auf

Fosetesland (Fositesland / Heiligland / Helgoland11

) in der Fositesquelle, die der Gottheit

Fosites geweiht war, drei Heiden taufte und das dort weidende heilige Vieh schlachtete. Er

wurde ergriffen und vor Radbods Gericht geführt. Nur das furchtlose Auftreten Wilibroads

und vielleicht auch das Schwert des major domus (des mächtigeren Herren, nämlich der

Franken) bewahrte ihn vor der Märtyrerkrone.12

Damit entging er dem Tod.

König Radbod (679-719) konnte nach dem Tode des Frankenkönigs Pippin ab 714 die

Franken zurückdrängen und zerstörte die Anfänge der Kirche auf friesischem Boden.

Radbod beherrschte das Reich der Friesen, das vom Ijsselmeer und der Ems bis zur Weser

reichte (Westfriesland, Groningen und Ostfriesland). Er besiegte sogar den berühmten

Frankenkönig Karl Martell (Nachfolger Pippins) 716 bei Köln. Dies war die einzige

Niederlage Karl Martells. Karl Martell musste Köln sogar von dem Friesenkönig freikaufen.

719 starb der Friesenkönig Radbod. Im selben Jahr konstituierten sich die Franken erneut

gegen die Friesen und schlugen diese im Kampfe.

Um Radbod bildeten sich viele Legenden: Willibroad muss den Friesenkönig soweit

beeindruckt haben, dass dieser bereit war, die Taufe anzunehmen. Als Radbod mit den Füßen

10

In diesem Manuskript gehe ich zunächst auf die Anfänge des Christentums in Ostfriesland ein, dann auf

die Reformation und den anschließenden Pietismus. In einer weiteren Ausarbeitung komme ich auf die

weiteren konfessionellen Entwicklungen wie zum Beispiel den Baptismus in Ostfriesland zu sprechen.

11

E. Meinecke: Helgoland, in: Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 14, 21999, S. 291-293.

12 Franz Kurowski: Die Friesen, 2009, 32. „König Radbod befahl, dass das Los entscheiden sollte. Dreimal

nacheinander entschied das Los für Wilibroad“ (so Kurowski). Vgl. auch den Bericht von der Fositesquelle bei

Smid: Ostfr. Kirchengeschichte, S. 8.

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am Rande des Taufbeckens stand, stellte er noch eine letzte Frage: „Wo sind meine bisherigen

Verwandten?“

Darauf erwiderte Willibroad: „Die sind verloren, in der Hölle.“

Daraufhin lehnt Radbod die Taufe prompt ab, denn er wollte doch später bei seinen

Verwandten sein.

Das Grab von Radbod soll auf dem Fosetesland (Helgoland) liegen, oder auch auf der vor

Greetsiel gelegenen Insel Bant, die 1780 untergegangen war, dann auch in Dunum (Esens)

oder sogar in Berumerfehn (Großheide), wo es noch einen Gedenkstein gibt.

Die Missionare errichteten an den ehemals geheiligten Stätten der Friesen ihre Kirchen. Die

Friesen nannten sie „Tziercka“, was so viel wie Kirche bedeutete. Alte friesische Kultstätten

befanden sich an den frühen Kirchenstandorten in Alt Leer, Emden (Große Kirche),

Victorbur, Burhafe, Westerholt und anderen Orten.13

Wynfrith - Bonifatius (672–754) a) Auftrag

Eigentlich heißt unser Friesenmissionar Wynfrith. Er war ein angelsächsischer Mönch aus dem

Kloster Nhutscelle (England). Papst Gregor II gab ihm den Auftrag zur Mission unter den

Nordgermanen. Seitdem heißt er Bonifatius.

b) 1. Periode 719-722

Nach dem Tode des Friesenkönigs Radbod (719) und der Eroberung Frieslands durch die Franken

konnte Bonifatius mit der Mission beginnen.14

Zwischendurch aber besucht er Rom und erhält die

Bischofsweihe. Er leistet den Gehorsamseid:

„Ich, Bonifatius, von Gottes Gnaden Bischof, gelobe Euch, Dir, dem heiligen Petrus, dem

Apostelfürsten, und Deinem Stellvertreter, dem Papst Gregor, und seinen Nachfolgern bei dem Vater,

dem Sohn und dem Heiligen Geist...,dass ich alle Treue und die Reinheit des katholischen Glaubens

an den Tag legen und mit Gottes Hilfe in der Einheit dieses Glaubens verharren will...Aber auch wenn

ich erfahre, dass Priester gegen die alten Anordnungen der heiligen Väter verstoßen, mit ihnen keine

Gemeinschaft oder keine Verbindung haben...will.“15

c) 2. Periode 723-732 Hessen

Bonifatius verkündigte in der Muttersprache des jeweiligen Volkes. Das brachte ihm Gönner.

Der Papst verlangte ordentliche Verhältnisse in Hessen und Thüringen. Karl Martell gab dem

Bonifatius einen Schutzbrief mit.

723 fällte Bonifatius demonstrativ in Geismar (bei Fulda) die dem Stammesgott Donar geweihte Eiche

(Donarseiche).16

Somit wurde öffentlich der Sieg Christi proklamiert, weil die Götter sich nicht

verteidigten. Tausende von Germanen wurden Christen. Taufe im Vogelsberg.

Durch den Zuzug von vielen Mönchen und Nonnen wurde die Kirche in Hessen organisiert.

Dennoch war die Reorganisation der hessischen Kirche mit Schwierigkeiten verbunden, denn es gab

13

Kurowski: Die Friesen, 2009, 33. 14

Frankreich: dtv-Atlas, I, 122 15

Tn. Brandt, Kirche im Wandel..., I, 140. Vgl. auch Padberg, Bonifatius S. 69 16

Donarseiche, auch Joviseiche genannt (Jovis=Jupiter, germanisch Donar). Aus dem Holz baute B. ein Bethaus.

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Kleriker, „die Amulette herstellten, indem sie Bibelsprüche als Schutz- und Heilmittel auf Kärtchen

schrieben, die man an einer Schnur um den Hals trug, wie andere Stückchen von Bernstein oder

Achat.“17

Auch die Heiligen- und Reliquienverehrung ersetzte willkommen die germanischen Götter. Die

heidnische Religion verlässt durch die Vordertür ihr Zuhause und kommt durch die Hintertür wieder

herein.18

d) 3. Periode: 732-747

Gregor III. (731-741) verlieh Bonifatius die erzbischöfliche Würde. Er wurde päpstlicher Vikar für

ganz Germanien. Eine solche Stellung hatte ein Papst einem Geistlichen noch nie gewährt.

Bonifatius widmete sich nun auch der Bayrischen und Thüringischen Kirche.

Auch festigte er die fränkische Kirche und hob das päpstliche Ansehen dort an. Ebenfalls widmete er

sich dem Kloster zu Fulda.

Bedroht wurde die fränkische Kirche immer wieder durch Sachseneinfälle.

Letzte Missionsreise: 80 Jahre alt

Im Frühjahr 754 n. Chr. zog Bonifatius auf seine letzte Missionsreise, und zwar nach Friesland. Er

erreichte sogar die Küste im Norden. Doch in der Nähe von Dokkum19

wurde er von beutegierigen

Heiden erschlagen.

Mit einem Buch (Codex Ragyndrudis aus Luxeuil in Burgund, 700 n. Chr.) versuchte er sich zu

verteidigen.20

Noch heute erkennt man den Schwerthieb im Codex.

716 n. Chr. hatte Bonifatius erstmals Friesland besucht. 38 Jahre später fand er bei den Friesen den

Tod. Ostfriesischen Boden hat Bonifatius wohl nie betreten.

Zu Fulda wurde er begraben: Auf dem Grabstein stehen die Initialen: HBq = Hic Bonifatius quievit

(Hier ruht Bonifatius) Nach dem Tod:

Erst später wurde Bonifatius zum Märtyrer und zum Apostel der Deutschen geweiht.

17

Bonifatius an Gregor II in: L.v. Padberg, Bonifatius, S. 76. (Unterstreichung: SFW) 18

Vgl. auch Smid: Ostfr. Kirchengeschichte, 8-9: Wilfrith schrieb in einem Brief an Papst Gregorius: Man soll

die Tempel der Heiden nicht zerstören, sondern sie zu Kirchen umfunktionieren, indem man die heiligen

Gebäude mit Weihwasser besprengt, christliche Altäre errichtet und dort Reliquien niederlegt. Die heidnischen

Feste sollte man einfach in kirchliche Feste zu Ehren eines heiligen Märtyrers umwandeln. 19

Putzger, Historischer Weltatlas, S. 37 20

Abb. in L. Padberg, a.a.O., S. 102.

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Ost-Friesenmision

Ostfriesland erstreckte sich vom Rheiderland, Emsigerland (Krummhörn) über Wangerland,

Östringen (Jeverland) bis nach Ost-Rüstringen (Wilhelmshaven, Sande).21

Willehad in Ostfriesland Ostfriesischen Boden hat zuerst der Bremer Bischof Willehad 780 n. Chr. betreten.

Nachdem Karl d.Gr. die Sachsen geschlagen hatte (zunächst 780, endgültig besiegte Karl den

sächsischen Führer Widukind 782), holte er Willehad nach Bremen. Dort wurde er 787

Bischof. 789 weihte Willehad den Dom zu Bremen.

Unter dem Schutz des fränkischen Schwertes zerstörte Willehad die friesischen Heiligtümer

in den Gauen Rüstringen, Östringen, Wangerland, Harlingerland und Norderland.

Noch heute ist ein Krankenhaus in Wilhelmshaven nach ihm benannt: St.-Willehad-Hospital.

Liudger aus Münster Ab 780 n. Chr. kümmerte sich Liudger aus Münster, der jedoch in Friesland geboren worden

war, um verschiedene Kirchen in Friesland sowie um Gebiete östlich der Ems: Emsigerland

(südliches Krummhörn), Emsgau (Manslagt, Pewsum, Hinte, Loppersum), ferner Federitgau

(od. Federgo mit Pilsum, Jennelt, Uttum). Auch die Gebiete des späteren Moormerlandes,

21

Abb. Friesenmission: M. Smid: Ostfries. Kirchengeschichte, 1974, S. 16

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Overledingens und Uplengens gehörten zu seinem Patronat. Während seiner Missionstätigkeit

gründete Liudger auch die Kirche von Leer (um 790).

800 gründete Liudger sein Kloster in Werden bei Essen an der Ruhr (dort liegt er auch heute

in der Abteikirche begraben).

804 wurde Liudger Bischof des neu gegründeten Bistums Münster.

Das Norderland hat Liudger zum Schutzheiligen gewählt. Nach ihm wurde die Ludgerikirche

in Norden benannt.

Liudger in Leer:

Die Fischer an der Leda sollten ihm etwas zu essen geben. Sie aber entgegneten, dass sie seit

langer Zeit nichts mehr in der Leda gefangen hätten. Luidger befahl, die Netze durchs Wasser

zu ziehen. Und tatsächlich hatten sie einen großen Fisch gefangen, den sie Stör nannten.22

Lex Frisionum Karl d. Gr. erließ 802 n. Chr. das für ganz Friesland geltende Gesetz Lex Frisionum

(Friesengesetz, anzuwenden zwischen Lauwers23

und Weser). Es handelt sich hauptsächlich

um ein Strafgesetz. Neben heidnischen Regeln (Losen mittels zweier Stäbchen, Erlaubnis der

Tötung von Neugeborenen unter gewissen Umständen, Bestrafung der Tempelschänder)

kommen nun auch christliche Werte zur Geltung. Es deklarierte die Sonntagsheiligung unter

Strafandrohung. Die Leichenverbrennung wurde unter Todesstrafe gestellt (§ 7).

Friesische Freiheit Die Friesische Freiheit ist eine Rechtsordnung, die angeblich von Karl dem Großen den

Friesen verliehen worden ist. Sie basiert auf genossenschaftlichen Grundsätzen. Über

Jahrhunderte, während im übrigen Europa Feudalherren regierten, bestimmten beinahe

demokratische Strukturen das Leben der Friesen. Ein wichtiger Bestandteil der

Gesetzessammlung ist, dass die Friesen direkt dem Kaiser untertan sind. Die moderne

Geschichtsforschung schreibt die "Friesische Freiheit" heute Karl dem Dicken zu, der den

Friesen für den Kampf gegen die einfallenden Wikinger diese Sonderstellung einräumen ließ

(verliehen im Jahre 885). Die 17 Küren und 24

Landrechte bildeten nach dem 11. Jahrhundert den

Ausgangspunkt für eine Fülle von Rechtserzeugnissen.

Sie galten in ganz Friesland. Das Recht selbst zu

„küren“, selbst zu beschließen, ist eins der untrüglichen

Merkmale von Freiheit.

1. Küre: Das ist die erste Küre und König Karls

Privileg und Recht aller Friesen, dass ein jeder im

Besitz seines Gutes bleibe, solange er es nicht verwirkt

hat24

.

7. Küre: Das ist die siebente Küre, dass alle Friesen auf freiem Stuhle sitzen dürfen; das

verlieh ihnen König Karl, damit sie Christen würden und dem südlichen König untergeben

und gehorsam würden.

22

M. Smid, Ostfr. KG, S. 18 23

Der Fluss Lauwers trennt die Regionen Friesland und Groningen in den Niederlanden. 24

Die Küren bei Ihlow. Abb. S. F. Weber. Mai 2013

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8

10. Küre: Das ist die zehnte Küre, dass Friesen auf keiner Heerfahrt weiter zu ziehen

brauchen als ostwärts bis zur Weser und westwärts bis zum Vlie (der Vliestrom fließt in das

Ijsselmeer), deshalb, weil sie ihr Land vor dem Meere und vor dem heidnischen Heere

schützen sollten.

Upstalsboom Der Upstalsboom ist ein Grabhügel und Versammlungsplatz des Mittelalters in Rahe in der

Nähe von Aurich.

Auf der höchsten Stelle des Sandrückens sind bei archäologischen Untersuchungen 1990

Metallgeräte und Tongefäße gefunden worden, die nur aus frühmittelalterlichen Gräbern

stammen können. Ein rheinisches Importgefäß sowie ein aufwendig geschmiedetes und

reichhaltig verziertes Schwert sind Kostbarkeiten, die auf mindestens zwei, um 800 datierte

Gräber hinweisen.

Mit Upstalsboom wurde im Mittelalter ein Pfahl oder Mal aus Holz (Boom) in einem für eine

Versammlung von Menschen eingefriedigtem Stück Landes (upstal) bezeichnet. Nach der

Überlieferung des 16. Jahrhunderts befand sich in Rahe bei Aurich ein Upstalsboom. Hier

versammelten sich die Häuptlinge und die Ratsherren des Bundes der „Sieben Seelande“

jeweils am Dienstag nach Pfingsten, um die friesische Freiheit zu gewährleisten. Zum Bund

der „Sieben Seelande“ gehörten die Länder zwischen Lauwers (Zuidersee, NL) und Weser25

.

25

Upstalsboom in Rahe bei Aurich: Foto: S.F.Weber vom 22.05.2013.

Upstalsboom (der Ratshügel

der Friesen) in Rahe bei Aurich

zur Erinnerung an die Eala

Freya Fresena („Auf ihr freien

Friesen“).

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Archäologische Spuren - Dunum In dem „Radbodsberg“ und in der Umgebung der

Gemarkung Brill bei Dunum (Esens) wurden mehrere

archäologische Untersuchungen durchgeführt. Ein großes

Gräberfeld mit 400 Bestattungen enthält der sogenannte

„Radbodsberg“26

, weil angeblich der Häuptling der

Friesen Radbod hier bestattet worden sei.

Um 800 n. Chr. ändert sich allerdings der

Bestattungsbrauch. Die alte heidnische Grabrichtung mit

dem Blick der Toten in nördliche Richtung (Nordsee)

zum Totenreich der „Hel“27

wurde in jener Zeit durch die

christlich bestimmte West-Ost-Richtung28

der Gräber

abgelöst.29

Dies geschah aufgrund der Friesenmission. In einem der

Gräber fand man einen Petrusschlüssel (Amulett).

Ansger (Anskar)30

831 n. Chr. gründet Ansger das Erzbistum Hamburg (Ansgarikirche). Später wurde Hamburg

(Hammaburg) im Jahre 845 durch die Wikinger zerstört. Sie wüteten dort 36 Stunden,

plünderten und zündeten die Häuser an. Auch die Bischofskirche und das Kloster mit der

Klosterbibliothek fielen den Flammen zum Opfer.

Rückschlag unter den Normannen. Die Normannen (Dänemark, Norwegen), die „Hunnen der Nordsee“, wie sie auch genannt

wurden, plünderten über 100 Jahre lang (810-910 n. Chr.) kategorisch die friesische Küste.

Das hielt sogar noch bis ins 11. Jahrhundert hinein an. Sie wurden zu „Menetekeln“

(Todesschwadronen) der Vernichtung. Das war ein herber Rückschlag für die Wirtschaft

und auch für die Kirche. Manche Küstenregionen verödeten ganz und gar.

Von einem Sieg allerdings wissen die Ostfriesen in dieser Zeit zu berichten. Die Norder

erhoben sich 884 gegen die Normannen und drängten sie in der berühmten „Schlacht von

Norden“ zurück. Der Bremer Bischof Rimbert (Reinberd) kommt ihnen sogleich mit einigen

sächsischen Söldnern zu Hilfe.31

26

Fotos: Radbodsberg bei Dunum von S.F.Weber, 23.05.2013. 27

Aus „Hel“ wurde später „Hölle“. „Hel“ steht einfach für das Totenreich. In der nordischen Mythologie tritt

„Hel“ auch personifiziert auf, beachte „Hel“ als Name der germ. Todesgöttin. (Duden-Etymologie, Bd. 7, S.

270). 28

Die Auferstehung erfolgt, wenn Christus wiederkommt. Von Westeuropa ausgesehen, kommt er im Osten

wieder: In Israel. Deshalb sind die Gräber nach Osten hin ausgerichtet. 29

M. Smid, Ostfries. KG, S. 21 30

Heussi § 45 b. Vgl. auch Kurowski: Die Friesen, S. 54. 31

M. Smid, Ostfries. KG., S. 24. Kurowski: Die Friesen, S. 58f.

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Klöster in Ostfriesland

Abteien und Klöster Als das älteste Ordenshaus in Ostfriesland gilt das

Kloster Reepsholt.32

Es soll um 953 von

Säkularkanonikern (Chorherren, die keinem Orden

angehörten) gegründet worden sein und war dem Patron

St. Mauritius geweiht. Das Kloster wird urkundlich in

einem Dekret Kaiser Ottos II. aus dem Jahre 983

erwähnt.

Die Frieslande besitzen im Mittelalter eine reiche

Klosterlandschaft33

. Zwischen Weser und Ijsselmeer

lassen sich rund 120 Ordensniederlassungen nachweisen. Allein im Bereich des heutigen

Ostfrieslands hat es 30 verschiedene Abteien gegeben. Verschiedene Orden waren

vertreten: Benediktiner, Zisterzienser, Dominikaner, Prämonstratenser, Johanniter und andere.

Sie spielen bei der Kultivierung des Landes, im politischen Gefüge sowie bei der

Christianisierung eine entscheidende Rolle.

Die Zisterzienserabtei schola dei in Ihlow Im Jahr 1228 gründet eine Handvoll Mönche im Ihlower

Wald die Zisterzienserabtei Schola Dei.34

Sie gehört bis

zu ihrer Auflösung im Zuge der Reformation (1529) zu

den bedeutendsten Klöstern im niederländisch-

nordwestdeutschen Raum.35

Die Ihlower Äbte spielen eine wichtige Rolle in Politik,

Kultur sowie Religion. Sie fungieren als

Friedensrichter und üben die Sielacht aus. Zur Zeit der

sogenannten Friesischen Freiheit ist das Ihlow-Kloster

Archiv und Kanzlei des Upstalsboom-Bundes - einer

Landfriedensvereinigung zwischen Weser und

Ijsselmeer.

Die gewaltige Kirche der Zisterzienserabtei Schola Dei ist der größte Sakralbau seiner

Zeit zwischen Bremen und Groningen.

32

Smid: Ostfr. Kirchengeschichte, 1974, 87-114. 33

Abb. Klöster in Ostfriesland: Matthias Süßen, 04.01.2010 in: wikimedia.org. 34

http://www.kloster-ihlow.de/kloster-zisterzienser/freiheit/ vom 16.08.2012. 35

Abb. Kloster Ihlow: S. F. Weber, Mai 2013.

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Schon im Jahre 1290 n. Chr. wurde ein Kloster in Großheide gegründet, zunächst ein

Prämonstratenser-Orden, später übergegangen zu den Augustinern (wohl ein Nonnenkloster,

aufgelöst 1562).

Zur Zeit der Kreuzzüge wurden in Ostfriesland auch die Ritterorden aktiv. Dies wird auf die

rege Teilnahme der Friesen an den Kriegszügen zurückgeführt. Vor allem am Fünften

Kreuzzug waren viele Friesen beteiligt und brachte sie in Verbindung zu den Ritterorden.

Nach der Rückkehr in ihre Heimatgebiete schenkten die Friesen diesen dann große

Ländereien, auf denen die Orden dann ihre Klöster gründeten. Hier taten sich die Johanniter

am meisten hervor, die allein in Ostfriesland acht Niederlassungen unterhielten, in denen aber

kein Ritterbruder untergebracht war. Die Konvente waren vielmehr kleine Doppelklöster, die

sich größtenteils zu Frauenkonventen mit einem kleinen Stab von Klostergeistlichen und

Laienbrüdern entwickelten.

Auflösung der Klöster im Zuge der Reformation

Nach der Reformation wurden alle Klöster in Ostfriesland schrittweise aufgelöst. Besonders

rigoros gingen die Grafen von Ostfriesland dabei gegen den Johanniterorden vor, der komplett

enteignet wurde. Hier nutzten die Grafen offenbar eine ältere Landesherrliche Schutzgewalt

über den Orden, was aber später zu mehreren Prozessen vor dem Reichskammergericht

führte, die am Ende mit Vergleichen und Entschädigungszahlungen endeten. Graf Enno II.

eignete sich einen Großteil der Besitztümer der Konvente an, indem er anordnete, dass alle

Monstranzen und Kelche, alles Gold und Silber aus den Klöstern und Kirchen in Ostfriesland

abzuliefern seien. Einige Klöster, so etwa die in Ihlow und Norden, lösten sich von selbst auf,

nachdem sich ihre Bewohner der Reformation zuwandten und ihre alte Wirkungsstätte

verließen. Andere Ordensbrüder und -schwestern, erhielten eine Pension und die Klostergüter

fielen an die Staatsdomäne. Dennoch wurden nicht alle Klöster von den Grafen aufgelöst.

Einige überdauerten bis ins 16. Jahrhundert und ihre Äbte nahmen weiterhin an

landesherrlich-ständischen Beratungen teil. Diese Klöster litten allerdings daran, dass ihnen

der Nachwuchs ausging und sie so nach und nach alle dem Grafenhaus zufielen. Die letzte

ostfriesische Nonne starb erst nach 1616.

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12

Die Reformation in Ostfriesland Schon Graf Edzard I., der Beherrscher des Landes (1491 – 1528) las in der Muße des

Alters gern Luthers Schriften.36

Der Rat und Vertrauter des Grafen, Ulrich von Dornum,

bekam die Herrlichkeit Oldersum (bei Emden). Dieser setzte sich alsbald an die Spitze

der Reformationsbewegung. Die ersten reformatorischen Prediger tauchen bereits ab ca.

1524 in Ostfriesland auf.

Georgius Aportanus37

(Jürgen vam Dare) aus Wildeshausen (Erzieher der drei Söhne

Edzards) predigt mit vollem Eifer in Emden reformatorisch (1524). Als er einmal von

der Gegenseite aus Emden ausgestoßen wird und im Freien reformatorisch predigt, da

holt ihn Edzard I. kurzerhand wieder zurück. Zur gleichen Zeit beginnen auch in den

anderen ostfriesischen Städten die reformatorischen Erneuerungen.

In Aurich predigt ein gewisser Hinrich Brun reformatorisch, in Oldersum Hinrich

Arnoldi, in Leer Lübbert Cansen (1525) und in Norden Johann Stevens und der

Niederländer Hinne Rode.

Die Erfindung der Buchdruckerei trug dazu bei, dass Luthers Schriften in großer Auflage

verbreitet werden konnten, so dass sie kurz nach dem Ausbruch der Reformation in

Wittenberg auch das abgelegene Land an der friesischen Küste erreichten.

1526 lädt Ulrich von Dornum zum Oldersumer Religionsgespräch ein. Die Katholiken

wollten in Latein disputieren. Hauptredner auf evangelischer Seite war Aportanus. Er

referierte und disputierte in deutscher Sprache, damit auch das Volk die Theologie der

Rechtfertigung versteht.

Schon bald wurden viele reformatorische Prediger durch die Schriften Karlstadts und

Zwinglis beeinflusst. Das Abendmahl wurde symbolisch gedeutet (gegen Luther).

Aportanus veröffentlichte 1526 eine Abendmahlsschrift.38

Darin heißt es: „das brot

bedütet minen lychnam...Das tranck bedütet39

min blut“, das heißt „das Brot bedeutet

meinen Leichnam, der Trank bedeutet mein Blut.“ Damit wird bewusst an die reformierte

Abendmahlstheologie angeknüpft. Im Gegensatz zur symbolischen Bedeutung hatte

Luther lebenslang an der realen Interpretation festgehalten, „dies ist mein Leib und dies

ist mein Blut.“

1527 ruft der Dominikanermönch Hinrich Reese aus dem Dominikanerkloster Norden

zu einer Disputation auf. Mit Mönchskutte steigt er auf die Kanzel und zieht sie während

des Vortrages aus, um somit den Bruch mit dem „Altglauben“ anzuzeigen. Die

herkömmliche Messe tituliert er als Gotteslästerung und die geistlichen Orden als Sekten.

Reese legte in 22 Thesen den evangelischen Glauben dar. Gerhard Schell (genannt

Synellius), Abt des Nonnenklosters Marienthal bei Norden, verteidigte zunächst noch die

36

Menno Smid, Ostfriesische Kirchengeschichte, 1974, S. 116 – 140. 37

BBKL, Band I (Hamm, 1990), Spalte 201, Autor: Friedrich Wilhelm Bautz: „Aportanus“.

http://www.bautz.de/ 38

Die Abendmahlsschrift von Aportanus: „Hovet articelen des hylligen Sacramentes brodes vunde vlesches Jesu

Christi“ (1526). 39

Hervorhebung durch SFWeber

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katholische Lehre, ließ sich aber bald von der Hl. Schrift überzeugen. Er zog seine

Mönchskutte aus, legte sie auf die Kanzel nieder und wurde evangelischer Prediger.40

Teile des Dominikanerklosters wurden 2004 bei Bauarbeiten auf dem Gelände des

Ulrichsgymnasiums in Norden ausgegraben.

1528 kommt es zum Bekenntnis ostfriesischer Prädikanten. In der Abendmahlslehre

richten sie sich nach den Reformierten.

1528 wird der 23-jährige Enno II. Graf von Ostfriesland. Seine erste reformatorische Tat

besteht darin, einige Klöster aufzulösen. Das Dominikanerkloster in Norden wird Ennos

Regierungssitz.

1529 kommt Melchior Hofmann nach Ostfriesland. Durch ihn wird das Täufertum

hier heimisch. Aufgrund seiner spiritualistischen und eschatologischen (vgl. den Fall zu

Münster) Ansichten wird er von Enno II. vertrieben.

Ebenfalls kam Karlstadt41

1529 für ein knappes Jahr zu den

Ostfriesen. Unterkunft fand er bei Ulrich von Dornum in Oldersum.42

Hier proklamierte er eindringlich seine Abendmahlsauffassungen. Denn

er deutete gegen Luther das Abendmahl rein symbolisch.

Nun kam es zu immer heftigeren Auseinandersetzungen zwischen

Lutheranern und Zwinglianern / Karlstädtern. Ein Schlussstrich musste

endlich gezogen werden.

1529 kam es dann zur Durchführung der Bremer Kirchenordnung. Graf Enno II. holte

zwei lutherische Theologen nach Ostfriesland (Johann Timman und Johann Pelt). Sie

inspizierten die Gottesdienste, kehrten nach Bremen zurück und verfassten für

Ostfriesland eine Kirchenordnung. Ein Superintendent sollte eingesetzt werden, der Lehre

und Verkündigung überwachte.

1530 zitierte Graf Enno II. alle Prädikanten nach Emden und legte die neue (lutherische)

Kirchenordung vor. Zuvor hatte er die Kirchenordnung von Luther bestätigen lassen.

Luther billigte die Kirchenordnung für Ostfriesland mit der Anordnung, dass keine

Sekten und Wiedertäufer geduldet werden sollten.

40

Kurowski: Die Friesen, S. 190 41

Sanblatt. 23.01.2010.wikimedia.org.gemeifrei.

Univeritätsbibliothek Basel. Aus: M. Steinmetz u.a: Illustrierte Geschichte der frühbürgerlichen Revolution,

Berlin 1975. 42

Hermann Barge: „Andreas Bodenstein von Karlstadt“, II.Teil: Karlstadt als Vorkämpfer des laienchristlichen

Puritanismus, Friedrich Brandstetter Verlag, Leipzig, 1905, S. 394 – 415 (Kopie aus der Basler

Universitätsbibliothek).

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Einige Anhänger Karlstadts wurden abgesetzt, z.B. Reese und Rode aus Norden.

Karlstadt ging nach Basel und wurde Professor daselbst.

Die Wiedertaufe wurde in Ostfriesland verboten. Den Wiedertäufern drohte

Todesstrafe und Vermögensentzug. Sie sollten das Land verlassen.

Dennoch traute sich Melchior Hofmann 1530 noch einmal nach Ostfriesland. Er

predigte öffentlich von der Wiedertaufe. In Emden wurden 300 Menschen getauft.

Fluchtartig musste er Emden verlassen und ging nach Straßburg, wo er gefangen

genommen wurde und bis zum Tode im Gefängnis blieb. Das Täufertum konnte trotz

Verbots in Ostfriesland Fuß fassen.

Menno Simons besuchte mehrmals Ostfriesland.43

Er wurde 1492 in Wietmarsum

geboren, wurde 1524 in Utrecht zum Priester geweiht, ließ sich

aber 1535 wiedertaufen und trat aus der katholischen Kirche aus.

1537 wurde er Bischof und Ältester der Täufer. Seine Nachfolger

werden Mennoniten genannt. Mit den Wiedertäufern in Münster

wollte er nichts zu tun haben, da sie mit Gewalt das

Tausendjährige Reich aufrichten wollten. Schon um 1540 entstand

in Emden die älteste Mennonitengemeinde in Deutschland.44

In

Ostfriesland beschäftigte sich der eben eingesetzte Superintendent

Johannes a Lasco mit Menno Simons. Es kam auch zu

persönlichen Gesprächen. A Lasco grenzte sich von Menno

Simons ab, lehnte aber eine grundsätzliche Vertreibung aller

Mennoniten aus Ostfriesland ab. Dennoch schritt Gräfin Anna gegen die Mennoniten ein,

und auch Menno Simons verließ das Land. Er starb am 31. Januar 1561 in Holstein.

Johann a Lasco (1499-1560)45

wurde als Superintendent in

Ostfriesland eingesetzt (1542). Er bemühte sich immer wieder um die

Einheit der Lutheraner und Reformierten, was ihm allerdings nicht

gelang.

1544 richtete a Lasco eine wöchentliche Versammlung aller Prediger in

Ostfriesland, Coetus (lat. Versammlung, Zusammentreffen) genannt, in

Emden ein, wofür er einen Befehl von der Gräfin Anna erwirkte. Man

untersuchte fleißig das Leben und die Lehre eines jeden Predigers.

Predigtanwärter wurden in einem Examen geprüft.

1546 verlässt a Lasco Emden und kehrt nicht wieder zurück.

43

Abb. Menno Simons. Quelle Stich von Christoffel van Sichem 1610. University Library Amsterdam.

wikimedia.org. 21.02.2006. 44

Quelle und weitere Infos: http://www.mennoniten.de/emden.html gemeinfrei vom 09.11.2012. 45

Abb. Joh. a Lasco. Quelle. Arianus.19.06.2011.gemeinfrei. wikimedia.org.

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Gräfin Annas Polizeiverordnung von 1545 Gräfin Anna (1500-1575) war um das Wohl ihrer Untertanen besorgt. Sie gab 1545 für

Ostfriesland eine Polizeiverordnung heraus.46

Zunächst wurde die Schulplicht eingeführt, auch für arme Kinder.

Gotteslästerungen und Fluchen wurden untersagt und mit einer Geldstrafe belegt.

Die christliche Ehe ist zu schützen. Wenn ein Paar nach Ostfriesland kommt, dann hat

es die Verheiratung nachzuweisen, ansonsten ist die Vermählung nachzuholen.

Wer mit List und Betrug eine zweite Frau nimmt, ohne von der ersten durch einen

Richter geschieden zu sein, der soll mit dem Schwert gerichtet werden.

Ein wichtiger Passus der Polizeiverordnung lautete, dass niemand Heu verkaufen darf,

bevor er nicht zuvor die Armen bedacht hat.

Völlerei und Trunksucht werden untersagt. Kein Schankwirt darf während des

Gottesdienstes Bier ausschenken. Und die Schenke hat abends um 7.00 Uhr zu

schließen.

Die große Kirche in Emden als Moederkerk Die evangelisch-reformierte Große Kirche

47 in Emden (heute Johannes a

Lasco Bibliothek) zählt zu den bedeutendsten Stätten ostfriesischer

Geschichte. Sie ist die Moederkerk (Niederländisch: Mutterkirche) der

reformierten Gemeinden in Norddeutschland und den Niederlanden. Weil die

Niederländer (Generalstaaten) während des 80-jährigen Krieges von 1568-

1648 gegen die Spanier um ihre Unabhängigkeit kämpften, suchten sie

immer wieder Zuflucht in Emden. Sie hielten dort ihre erste Generalsynode

1571 ab.

Niederländische Emigranten in Ostfriesland Zwischen 1554 und 1557 kamen die ersten niederländischen Reformierten,

die in dem habsburgisch regierten Niederlanden verfolgt wurden, nach

Emden. Meist hatten die Flüchtlinge Hab und Gut verloren und mussten

versorgt werden. Damit nun nicht die einheimischen Armen benachteiligt

wurden, sammelte man für die notleidenden Fremdlinge Kollekten. Zur

Bewahrung und Verteilung dieser Gelder setzte man besondere Diakone ein.

So entstand im Jahre 1558 die Diakonie der „vremdelingen armen“ (der

fremden Armen). Über viele Jahrhunderte hin blieb diese Einrichtung

bestehen.

Über der Ost-Tür der Emdener reformierten Kirche (heute Johannes a Lasco

– Bibliothek) gibt es ein in Stein gemeißeltes Schiff (das Schepken Christi)48

, das mit

hochgehenden Wellen ringt, darunter stehen die Worte:

46

Kurowski: Die Friesen, S. 213-217. 47

Foto: Große Kirche Emden. Gouwennar.29.4.2007.wikimedia.org.: jalb.de: Die Große Kirche Emdens.

(http://www.jalb.de/7557-0-235-29.html). 48

Foto: Schepken Christi: Foto: Quelle: Matthias Süßen. 23.2.2010. wikimedia.org.

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„Gods Kerk vervolgt, verdreven –

Heft God hyr Trost gegeven” –

Anno 1660 Diaconen der Vremden Nederduitschen Armen.

„Gottes Kirche verfolgt und vertrieben –

Hat Gott uns hier Trost gegeben.“

Das „Schepken Christi“ ist heute das Siegel der evangelisch-reformierten Kirche.

Es gab bald so viele Niederländer in Emden (de nederduitschen Vremden), so dass 1571

festgelegt wurde, dass von sechs Ältesten des Emder Kirchenrates drei

Niederländer sein sollten.

Durch die Verfolgung kamen niederländische Buchdrucker nach Emden, die

dort Bibeln und Neue Testamente in niederländischer Sprache drucken ließen.

1556 arbeitete man in Norden an einer Übersetzung des Neuen Testaments aus

dem Griechischen. Es wurde in Emden in mehreren Auflagen gedruckt49

.

Lutheraner und Reformierte in Leer, Norden und Emden

Im Voraus muss festgehalten werden, dass seit dem Augsburger Religionsfrieden50

von 1555

das Landesherrliche Kirchenregiment für die

konfessionelle Duldung zuständig war. „Cuius regio,

eisus religio“ (wessen Region, dessen Religion), so

lautete der Beschluss.

Der Landesherr hatte über die Konfession in seinem

Land zu bestimmen. War ein Landesherr katholisch, so

war auch seine Region katholisch. Die Evangelischen

waren dann zwar geduldet, aber er konnte ihnen

gottesdienstliche Zusammenkünfte verbieten.

Umgekehrt konnte das genau so geschehen. War ein

Landesherr evangelisch, konnte er die Katholiken

verdrängen.51

Im Laufe der Zeit kamen immer mehr Konfessionen

hinzu, so dass der Landesherr über die Duldung der

Reformierten, der Altreformierten, der Mennoniten, der

Quäker, der Methodisten oder der Baptisten

entscheiden musste.

49

Abb. Neues Testament in Niederdeutsch (niederländisch): M.Smid: ostfr. KG, 1974, S. 197. 50

Vgl. Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Bd. 2, 2001, S. 157 – 163 (§ 12, Art. 11). 51

Abb. Konfessionen in Ostfriesland: Ziegelbrenner, 06.10.2009.wikimedia.org.

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In der Region eines Landesherrn war faktisch nur eine Kirchen-Gemeinde (Konfession)

geduldet52

. Da diese Kirchengemeinde (Konfession) unter dem Schutz des Landesherrn stand,

konnte sie selbst dieses „Kirchenregiment“ ausüben. Die herrschende Kirchengemeinde in

einer Stadt konnte (zusammen mit dem Bürgerrat) selber bestimmen, ob sie

Parallelgemeinden anderer Konfessionen duldete oder nicht.53

Zudem hatten auch die Landesstände ein Mitspracherecht (Abgeordnete der Städte, Bürger,

Beamte, Adel, Klerus arbeiteten auf den Landtagen in Kooperation mit dem Landesherrn.

Steuern, Handel und Gesetze wurden auf den Landtagen beschlossen). Die Stände mischten

auch in konfessionellen Angelegenheiten kräftig mit.54

Nach dem Dreißigjährigen Krieg regelte auch der Westfälische Friede55

1648 den

Konfessionsstand: Auch die Reformierten waren nun offiziell in den Religionsfrieden

miteingeschlossen. Wer die Konfession ändert, konnte vom Landesherrn geduldet oder

ausgewiesen werden. Wechselt ein Landesherr die Konfession, sollten seine Untertanen ihre

bisherige Konfession behalten dürfen. Minderheiten anderer Konfessionen sollten geduldet

werden. Sie durften sich jedoch nicht öffentlich versammeln, sondern nur zur Hausandacht.

Norden In der Stadt Norden in Ostfriesland waren die Reformierten in der Minderzahl. Sie konnten

zwar in Norden leben, mussten sich aber an die lutherischen Gottesdienste halten. Sie durften

keine eigenen Gottesdienste abhalten.

Der Häuptling Unico Manninga (1529-1588) lud die Reformierten auf seine Burg in

Lütetsburg ein. Dort durften sie Gottesdienste durchführen. Dem Lütetsburger Häuptling

konnte Graf Edzard II. (1532-1599) aus dem Hause Cirksena nichts anhaben.

Graf Johann II. (1538-1591), ein Mitregent aus dem Hause Cirksena, versuchte immer wieder

seine Machtspiele gegen Graf Edzard II. auszuüben. So genehmigte er den Reformierten 1579

eine Versammlung in einem Gasthaus in Norden. Zur Verkündigung holte er den

reformierten Prediger „Hinricus uth der Pfaltz“. Das erschien der herrschenden lutherischen

Mehrheit unerträglich. Drei Stadtdiener versammelten sich vor dem Gasthaus, setzten die

Möbel des reformierten Predigers auf die Straße und jagten ihn aus der Stadt.56

52

Ausnahme bildete Neustadtgödens: Hier nahm die Fam. Freydag das Hoheitsrecht in Kirchenangelegenheiten

war. Sie duldete reformierte, lutherische, katholische und mennonitische Gemeindegründungen (um 1695). Die

Mennoniten hatten ihr eigenes Gotteshaus (heute Friedhofskapelle). Die Juden hatten sogar ihre Synagoge. M.

Smid, Ostfr. KG, S. 347-352. Man bedenke, dass Neustadtgödens 1824 nur 751 Einwohner verzeichnete und

dennoch hatten so viele Konfessionen ihre Gotteshäuser. Der Glaube muss eine wesentliche Rolle im Leben der

Menschen gespielt haben. 53

M.Smid, Ostfr. KG, S. 270 54

vgl. Emden: Einfluss des Emder Magistrats auf die reformierte Kirche, M.Smid: Ostfr. KG, S. 271-282. 55

Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- u. Dogmengeschichte, Bd. 2, 2001, S. 582-586 (§17, Art. 3). 56 M.Smid: Ostfr. KG, S. 215-218.

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Einigungsbestrebungen durch Graf Edzard II initiiert, wozu er in den großen Saal des

Schlosses Berum 1579 einlud und wozu auch der reformierte Theologe Menso Alting aus

Emden erschien, blieben erfolglos.57

100 Jahre später hatte die lutherische Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland (1645-

1699) den Lutheranern 1673 im reformierten Leer erlaubt, eine Kirche zu bauen. Obwohl

sich die Reformierten in Leer vehement zur Wehr setzten,

kam es 1676 zu einem Vergleich: Wenn die Lutheraner ihre

Kirche in Leer bekommen, dann dürfen die Reformierten

auch eine Kirche in Norden haben.

Bisher versammelten sich die Reformierten im Schloss

Lütetsburg58

, wo Dodo II. zu Inn- und Knyphausen (1641-

1698) ihnen die Versammlungsfreiheit einräumte. Dodos

Gemahlin war Katholikin, so dass auch Messen in der

Schlosskapelle durchgeführt wurden (M.Smid, Ostfr.KG, S. 351).

Freiherr Dodo II. zu Inn- und Knyphausen erlaubte 1679

den Reformierten an seiner Herrlichkeitsgrenze zu Norden

hin in West-Ekelbuhr (heute Bargebur) eine Kirche bauen

zu dürfen. Wiederum greift das Landesherrliche

Kirchenregiment, da der Freiherr über seinen Bezirk die

letzten Entscheidungen trifft, wobei er in diesem Fall auch

die Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland auf seiner

Seite wusste.

Aber er rechnete nicht mit der Hartnäckigkeit der Norder Bürger. Als am 24. August 1680

das reformierte Bauwerk bereits Balkenhöhe erreicht hatte, überfielen 100 Norder Bürger den

Bauplatz und zerstörten alles Aufgebaute und dazu sogar noch das Baumaterial.

Inzwischen hatte der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg (dessen Sohn

Friedrich III. später als Friedrich I. König von Preußen-Brandenburg wurde) Greetsiel

eingenommen. Da Reichsfreiherr Dodo II. Kammerpräsident des Großfürsten geworden war,

schickte dieser 1684 einen Sergenten, einen Korporal und 18 Soldaten nach West-Ekelbuhr

(Bargebur), so dass die reformierte Kirche endlich vollendet werden konnte. Im selben Jahr

fand die öffentliche Einweihung statt. Die reformierte Kirche59

enthält auch eine Prieche

(besonderer Platz auf der Empore) für das Fürstengeschlecht aus Lütetsburg (bis 1790 wurde

auch die fürstliche Familiengruft in der Kirche benutzt)60

.

57 M.Smid: Ostfr. KG, S. 218-221. 58

Zwar war den Reformierten in Norden schon unter Graf Enno III. 1612 freie Religionsausübung gestattet

worden, doch blieb dieses Zugeständnis wertlos, weil die lutherischen Norder Bürger und der Bürgerrat der

kleinen reformierten Schar keine Freiheiten gestatteten. Abb. Schloss Lütetsburg: Wolke.5.07.2004.

wikimedia.org. - Schloss Lütetsburg Quelle: http://www.feuerwehr-luetetsburg.de/bilder/schloss_heute.jpg 59

Abb. Refomierte Kirche in Bargebur: Foto Frisia Orintalis vom 30.05.2009.wikimedia.org. 60

M. Smid: Ostfr. Kirchengeschichte, S. 339-334. Ferner: Bargeburer Kirche:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bargeburer_Kirche vom 08.10.2012.

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Leer

Leer war reformiert. Den Lutheranern wurde im 16. und bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts

keine freie Religionsausübung gestattet. Die Lutheraner gingen in die Diaspora nach

Logabirum zum Gottesdienst. 1673 erbaten die Lutheraner von der lutherischen Fürstin

Christine Charlotte (1645-1699) als Landesherrin die Genehmigung zum Bau einer eigenen

Kirche in Leer. Dazu durften sie das Kloster Thedinga abbrechen und die Steine für den

Neubau verwenden. Nachdem die Reformierten kräftig intervenierten und auch die Gerichte

einschalteten, kam es 1676 zu einem Vergleich. Die Lutheraner erhalten in Leer eine Kirche

und die Reformierten in Norden.

1764 erteilt Friedrich d. Gr. der lutherischen Gemeinde in Leer die Genehmigung zum Bau

eines Turms und zur Anschaffung eines eigenen Geläuts.61

Menso Alting in Emden

Kein anderer hat die konfessionellen Gräben zwischen den Reformierten und den Lutheranern

in Ostfriesland so tief ausgehoben wie Menso Alting62

(1541-

1612).63

Zunächst studierte er katholische Theologie in Köln,

wechselte dann aber zum evangelischen Glauben und studierte noch

einige Semester evangelische Theologie in Heidelberg. Anschließend

wirkte er als Prediger in Helpen und Sleen in den Niederlanden. Im

Zuge der Gegenreformation musste Menso 1567 die Niederlande

verlassen. 1575 kam Alting nach Emden, wurde Leiter des

Presbyteriums und Präses des Coetus (Verbund ostfriesischer

Prediger). Als entschiedener Calvinist setzte er sich auch im Emder

Magistrat ein und förderte die Emdener Revolution.64

Auf dem Norder Landtag im August 1593 forderten die Vertreter

Emdens, dass der evangelische Glaube zu bewahren sei und dass man

sowohl die Synagogen der Juden als auch die Versammlungen der

Wieder-Täufer verbieten (turbieren) solle.

Graf Edzard II. musste sich durch den Prediger Alting die öffentliche

Demütigung gefallen lassen, in der Großen Kirche zu Emden seine verstorbene Tochter

Margarethe nur still beisetzen zu können. Die Kanzel wurde seinem lutherischen Hofprediger

nicht freigegeben. Alting versperrte sie demonstrativ und gab seiner Entschlossenheit durch

die gleichzeitige Anwesenheit bewaffneter Bürger unmissverständlichen Ausdruck.

1594 legte Alting die Emdener Kirchenordnung vor.

Emden In Emden wurde neben der reformierten Gemeinde keine andere Gemeinde gesetzlich

geduldet (1595). Hier hatte sogar der calvinistisch geprägte Stadtmagistrat großen Einfluss

auf die reformierte Gemeinde. Nach dem Tode von Menso Alting (1612) erhielt kein Emder

Bürger in der Kirche mehr ein Laienamt ohne Empfehlung oder Einverständnis des

Magistrats. Auch auf die Besetzung einer Pfarrstelle hatte der Magistrat seinen Einfluss.

Als Diaspora diente den Lutheranern das Dorf Petkum (bald nach der Reformation wurde

Petkum ev.-lutherisch, weil auch der Häuptling zum lutherischen Glauben übertrat).

61 M.Smid: Ostfr. KG, S. 333-339. 62

Abb. Menso Alting: wikimedia.org.gemeinfrei.08.10.2006. 63

Walter Schulz: „Menso Alting“ in: BLO I, Aurich 1993, S. 24-30. 64

M.Smid: Ostfr. KG, 1974, S. 249-252.

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Die Ostfriesische Fürstin Christine Charlotte genehmigte 1666 den Lutheranern die

Durchführung von Gottesdiensten. Aber seit der Emder Revolution (1595) ließ sich die Stadt

nichts mehr von den ostfriesischen Landesherren sagen. Der Emder Bürgermeister und der

Stadtrat (Magistrat) ließen die niederländische Garnison, die zur Garantie der Landesverträge

in Emden stationiert war, gegen die Lutheraner aufmarschieren.

Schließlich war es der Emder Magistrat, der den Lutheranern den Gottesdienst gewährte,

nicht die Fürstin. Zur Einlenkung trug auch das Schreiben von William Penn an den Emder

Magistrat bei, der zur Gewissensfreiheit aufrief, nämlich in Bezug auf die Duldung der

Quäker in Emden.65

1684 wandten sich die Lutheraner in Emden an den Magistrat „pro libero Religionis

exercitio“ (in Bezug auf die freie Religionsausübung) und nicht wie in früheren Fällen an den

Landesherrn. 1685 genehmigt der Emder Rat den Lutheranern die Durchführung von

Gottesdiensten, aber unter Bedingungen, nämlich dass ein reformierter Prediger bei den

Gottesdiensten mitanwesend ist.

Zudem haben die Lutheraner jährlich vier Artikel zu unterschreiben:

1) Treue gegenüber dem Magistrat;

2) keine Polemik gegen die Reformierten;

3) die Unterwerfung unter die Kirchenzucht des reformierten Konsistoriums und

4) die Armenkollekten gehen an die reformierte Armenkasse.

Erst der Übergang des Fürstentums Ostfriesland an Preußen führte 1748/49 zur Gründung

einer gleichberechtigten lutherischen Gemeinde in Emden.

Aurich

In Aurich gab es nur sehr wenige Reformierte. Erst 1701 wurde reformierte Prediger zum

Abhalten von Gottesdiensten zugelassen (M. Smid: Ostfr. KG, S. 347).

65

vgl. M.Smid: Ostfr. KG, S. 329f.

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Der Pietismus in Ostfriesland Frömmigkeit, Buße und Bekehrung, Innerlichkeit, Wiedergeburt, geistliches Leben,

Bibellesen, Hausandacht, alle diese Begriffe gehören zum Pietismus. Dazu fallen uns Namen

ein wie Caspar Schwenckfeld (1489-1561), Johann Arndt (vier Bücher vom wahren

Christentum), August Hermann Francke (Stiftungen in Halle), Ludwig Nikolaus Graf von

Zinzendorf (Herrnhuter Brüdergemeine), Philipp Jakob Spener (Pia Desideria = die frommen

Wünsche) und Johann Albrecht Bengel (NT, Gnomon). Dabei wünscht man vor allem

geistliche Reformen innerhalb der bestehenden Konfession. An eine Abspaltung wird im

Allgemeinen nicht gedacht.

Der reformierte Pietismus

In den Niederlanden gehören Johannes Coccejus (1603-1669, Föderaltheolge), Gisbert Voet

(1588-1676) und Jean de Labadie (1610-1674) zum reformierten Pietismus. Von hier aus

dringt der reformierte Pietismus nach Ostfriesland vor.

Zu nennen ist Wilhelm Schortinghuis, der von 1723 bis 1734 Pastor in Weener war. Durch

sein literarisches Schaffen sorgte er für Aufsehen. Nach seinem Hauptwerk „Het innige

Christendom“ besteht der ganze Gnadenstand in einem Nichtigkeitsgefühl, das zur Erkenntnis

der fünf „Nieten“ (Nichtigkeiten) gelangt: „1) ich will niet, 2) ik weet niet, 3) ik kann niet, 4)

ik heb niet, 5) ik deuge niet.“

Der theologische Rat aus Emden (der Coetus66

) unterstützte die Schriften von Schortinhuis

und fügte noch eine sechste Nichtigkeit hinzu: „ik bin niet.“

Auch der Coccejusschüler Johannes Alardin, der 41 Jahre lang Prediger in Emden war (1666-

1707) und 21 Jahre lang als Präsident dem Coetus vorstand, war pietistisch geprägt.

Zu nennen sind auch Ernst Wilhelm Buchfelder (1688-1711 Pastor in Emden, davon die

letzten vier Jahre als Coetuspräses), Johann Everhardi (Prediger in Emden von 1708-1731)

und Eduard Meiners (1723-1752 in Emden). Die pietistische Prägung erkennt man zum

Beispiel daran, dass Buchfelder eine Abendmahlsbeteilung eines Lutheraners davon abhängig

machen will, ob dieser wiedergeboren sei.

Über 100 Jahre lang prägte der reformierte Pietismus die reformierte Kirche in Ostfriesland67

.

Der lutherische Pietismus

Fürstin Christine Charlotte (1645-1699) von Ostfriesland entstammte dem württembergischen

Fürstenhaus. Von daher gesehen, lernte sie auch Philipp Jakob Spener (1635-1705) kennen.

Die Beziehungen des ostfriesischen Fürstenhauses zu Spener und zum lutherischen

Pietismus68

blieben dauerhaft und wurden vom nachfolgenden Fürsten Christian Eberhard

66

Der Coetus (lat. Versammlung) wurde 1544 von Johannes a Lasco ins Leben gerufen. Ihm gehörten alle

evangelischen Prediger an, also lutherische und reformierte. Man wollte die Predigt in Ostfriesland

beaufsichtigen. Manche Priester waren evangelisch geworden oder es gab selbsternannte Prediger. Ab 1590

gehörten dem Coetus in Emden nur noch reformierte Prediger an. Der Coetus hat einen Präsidenten. 67

M.Smid: Ostfr. KG, 1974, S. 353-357. Ferner: Karl Friedrich Ulrichs: Art. Buchfelder: BLO, Bd. II, Aurich

1997, S. 49-51. Außerdem: Walter Hollweg: Die Geschichte des älteren Pietismus in den reformierten

Gemeinden Ostfrieslands von ihren Anfängen bis zur großen Erweckungsbewegung (1650-1750), Verlag Ostfr.

Landschaft, Aurich und Schuster in Leer, 1978. 68

August de B o e r: Der Pietismus in Ostfriesland am Ende des 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts

während der Regierungszeit der letzten drei ostfriesischen Fürsten Christian Eberhard, Georg Albrecht und Karl

Edzard, Aurich 1938.

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aufrechterhalten. Selbst der ostfriesische Kanzler Enno Rudolf Brenneysen (1669-1734)69

sowie der Vizekanzler Avemann waren dem Pietismus zugeneigt. Brenneysen beteiligte sich

zuweilen an Gebetsstunden in Aurich (M.Smid: Ostfr. KG, S. 358).

1698 verfasste der Auricher Prediger Christian Funck, der schon länger die Pietisten und

Schwärmer bekämpfte, eine Schrift gegen „Neulinge, die den Schein der Gottseligkeit

tragen“. Damit eröffnete Funck einen jahrelangen Pietistenstreit in Ostfriesland.

Auch in der Auricher Schlosskirche tobte der gleiche Kampf zwischen dem Pietisten Meene

und dem Orthodoxen Heinson. Im Konsistorium hatte Heinson gegen die pietistisch gesinnten

Beamten Avemann, Brenneysen und Backmeister einen schweren Stand.

Johann Husius zog 1685 nach Esens. In seinem Hause fanden Versammlungen statt. Er

verteilte Schriften von Jakob Böhme, Thomas von Kempen (Nachfolge), von Caspar

Schwenkfeld und von Johann Arndt (Vier Bücher vom wahren Christentum, 1605-169

entstanden). Vor allem waren die Schriften von Johann Arndt bei ostfriesischen Pastoren sehr

beliebt. Der Kreis um Husius wuchs rasant. Leute aus Dornum und Accumersiel wandten sich

dem Pietismus zu. Heftigen Widerspruch bekam er durch die Esenser Pastoren, die ihn wegen

Quäkerei, Böhmisterei, Pietisterei, Enthusiasterei und Phantasterei beim Konsistorium in

Aurich anzeigten. Das Konsistorium drang auf Husius ein, nur genehmigte Bücher zu

verbreiten und die Zusammenkunft mit berüchtigten Personen zu vermeiden (M.Smid: Ostfr.

KG, S. 362f.).

Eine große Breitenwirkung erlangte auch der pietistische Pastor Barthold Meyer (1644-1714,

auch Bartholomäus Meier) in Hage. 1684 war er noch Generalsuperintendent in Wolfenbüttel

gewesen. Dort weigerte er sich, ein Edikt wider den Pietismus, das 1692 im Herzogtum

Braunschweig erlassen wurde, zu unterschreiben und legte sein Amt nieder. 1694 wurde er

von der Gemeinde Hage gewählt, anscheinend durch Vermittlung des ostfriesischen

Vizekanzlers Avemann. In Hage wirkte bereits der ebenfalls pietistisch gesinnte Pastor

Gerhard Lamberti. Hage wurde ein Zentrum des lutherischen Pietismus in Ostfriesland.

Barthold Meyer öffnete seine Wohnung in Hage und nahm gleichgesinnte Studenten und

Kandidaten der Theologie auf, um sie vor allem in den Pietismus einzuführen und sie auf ihr

Pfarramt vorzubereiten. In ihm fanden angehende Pastoren Aufnahme wie Abbé, Ulichius,

Schwartz, Strohmann, Mark, Schoof und Johann Wilhelm Coeler. Barthold Meyer hatte mit

seinem „Predigerseminar“ aber keine großen Erfolge.

Zehn Jahre schon wirkten die beiden pietistisch gesinnten Pastoren in Hage, aber die

Bevölkerung blieb orthodox und schloss sich nicht der neuen pietistischen Bewegung an.

Schließlich wuchs der Widerstand seitens der Bevölkerung in Hage. Es ging um die Wahl

eines Lehrers. Diesmal sollte es kein Pietist sein. Es sollte ein Lehrer sein, der „ein Mann

nach der Welt ist“, andernfalls wollten sie die Pastoren und den Lehrer verjagen und die

Kirchentür zunageln. Die Bevölkerung aus Hage bekam, was sie wünschte. Nachdem

Lamberti 1706 nach Nesse berufen wurde, kam nach Hage der orthodoxe Prediger Pancratius

Voigting. Von nun an gab es zwischen beiden Pastoren ständige Zwistigkeiten. Ein anderes

Mal wurde ihm unzüchtiges Verhalten vorgeworfen. Doch wurde er von diesen Vorwürfen

wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Meyer starb im Alter von fast 70 Jahren. Er liegt

auf dem Friedhof in Hage begraben70

.

69

Martin Tielke: Art. Brenneysen: BLO IV, Aurich 2007, S. 58-65. 70

M.Smid: Ostfr. KG, 1974, S. 364-366. Ders. in: BLO III, Aurich 2001, S. 285-287 (Art.: Meyer / Meier).

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JESUS Christus ist unsere Burg!

ER ist unser Schutz, unser Zufluchtsort, unsere Geborgenheit, unser

Zuhause.

JESUS Christus ist unsere Buhne!

ER bricht die großen Wellen des Lebens (vgl. Psalm

93,4), die uns hinfort in die Tiefe reißen wollen, in denen

wir zu ertrinken drohen.

JESUS Christus ist unser Bohlenweg!

Der Bohlenweg ist ein sicherer, befestigter Weg

durchs Moor. Wer auf ihm geht und bleibt, kommt

ans Ziel.

JESUS ist der Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh.

14,6). Wer JESUS annimmt, an IHN glaubt, seine

ganzes Vertrauen auf IHN setzt, geht auf einem

sicheren Lebensweg mitten durch den Morast des

Lebens hindurch und erreicht sicher das Ziel: das

Leben, das ewige Leben, den Himmel.

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Literatur 1) M. Brecht: Martin Luther, Bd. 2, Ordnung und Abgrenzung der Reformation, Stuttgart, 1986.

2) August de B o e r: Der Pietismus in Ostfriesland am Ende des 17. und in der ersten Hälfte des 18.

Jahrhunderts während der Regierungszeit der letzten drei ostfriesischen Fürsten Christian

Eberhard, Georg Albrecht und Karl Edzard, Aurich 1938.

3) Tim Dowley: Atlas. Bibel und Geschichte des Christentums, Brockhaus, Wuppertal, 1997.

4) Heinrich Garrelts: Die Reformation Ostfrieslands nach der Darstellung der Lutheraner vom Jahre

1593, Verlag von D. Friemann, Aurich, 1925.

5) Wolf-Dieter Hauschild: Lehrbuch der Kirchen- und Dogmengeschichte, Gütersloh, Bd. 1: Alte

Kirche und Mittelalter, 22000; Bd. 2: Reformation und Neuzeit,

22001.

6) Walter Hollweg: Die Geschichte des älteren Pietismus in den reformierten Gemeinden

Ostfrieslands von ihren Anfängen bis zur großen Erweckungsbewegung (1650-1750), Verlag

Ostfr. Landschaft, Aurich und Schuster in Leer, 1978.

7) Franz Kurowski: Die Friesen. Das Volk am Meer, Nikol-Verlag, Hamburg, 2009, 32.

8) Ostfriesische Landschaft: Biographisches Lexikon (BLO) online:

http://www.ostfriesischelandschaft.de

9) Lutz v. Padberg: Wynfreth-Bonifatius, Brockhaus, Wuppertal, 1989.

10) F. W. Putzger: Historischer Weltatlas, Berlin, 99

1978.

11) Reallexikon der germanischen Altertumskunde, Bd. 14, hrsg. v. J. Hoops u.a., Berlin, 21999.

12) Menno Smid: Ostfriesische Kirchengeschichte, Reihe: Ostfriesland im Schutze des Deiches, Bd.

VI, 1974. (M.Smid: Ostfr. KG).

13) Menno Smid: Ostfriesland, in: Theologische Realenzyklopädie (TRE), Bd. 25, S. 537-540 (hrsg.

V. H. R. Balz u. G. Müller, Berlin New York, 1995).

14) Tacitus: Annalen, übersetzt von Erich Heller, Patmos-Verlag, Düsseldorf, 2005.