vorlage poster sgbf marusic def - uzh · 2018. 9. 20. · title: vorlage_poster_sgbf_marusic_def...

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[email protected] www.ife.uzh.ch/SUGUS Literatur SU US G «STÖRENFRIEDE RAUS» Zum Umgang von Lehrpersonen mit Unterrichtsstörungen Claudia Marusic-Würscher I Universität Zürich Kurt Reusser I Universität Zürich Forschungsziele und Forschungsfragen Einblick in die Daten Kontakt Methodische Vorgehensweise Theoretischer Hintergrund Für die Qualität des Unterrichts ist es von besonderer Bedeutung wie Lehrpersonen mit dem Auftreten von konkurrierenden Handlungsvektoren umzugehen wissen und wie sie ihre Handlungen ausgestalten (Doyle, 2006) Lehrerhandeln basiert auf professioneller Kompetenz und wird innerhalb der Professionsforschung untersucht (Neuweg, 2014). Nach wie vor besteht Forschungsbedarf in Bezug auf die Genese von Professionalität und damit einhergehend auf gesicherte Ergebnisse, wie individuelle Professionalität gefördert und damit verbessertes pädagogisches Handeln initiiert werden kann (Seidel, 2014). Untersucht werden muss also woran sich Lehrpersonen bei Handlungen hinsichtlich Unterrichtsstörungen implizit orientieren , um damit ihre Haltungen identifizieren zu können. Im Rahmen eines Dissertationsvorhabens werden die Haltungen und die Ausgestaltung pädagogischer Bezugssysteme von Lehrpersonen aus Schulen mit unterschiedlicher Lernkultur im Umgang mit Unterrichtsstörungen untersucht. Damit wird eine Basis zur Reflexion geschaffen, die wiederum einem verbesserten Umgang von Lehrkräften mit Unterrichtstörungen dienen soll. Die leitenden Fragestellungen lauten: Unterthemen & Interviewzitate mit Frau Rose und Herr Flieder Ansatz zu einer ersten Interpretation 1. Frau Rose Frau Rose orientiert sich im Umgang mit Unterrichtsstörungen daran, ob sie in ihrem Unterrichtshandeln unterbrochen wird. Sie scheint sich zudem in einem antinomischen Spannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu befinden (Helsper, 2004). Sie versucht die Ursache für Störungen ausfindig zu machen und nimmt dabei die Perspektive der Schülerinnen und Schüler ein – trotzdem ist es für Frau Rose zentral Konsequenzen einzufordern, wenn sie in ihrem Handeln unterbrochen wird. 2. Herr Flieder Herr Flieder orientiert sich im Umgang mit und in der Identifikation von Unterrichtsstörungen daran, ob er in seinem Handeln unterbrochen wird und ob seine Ideen dabei durchkreuzt werden. 3. Gemeinsamkeiten Sowohl Frau Rose als auch Herr Flieder orientieren sich im Umgang mit und in der Identifikation von Unterrichtsstörungen daran, ob ihr Unterrichtshandeln unterbrochen wird. Bohnsack, R.; Nentwig-Geesemann, I. & Nohl, A.M. (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (Vol. 3., akt. Auflage). Wiesbaden: Springer VS. Burri, A. (2017). Klassenzimmer: Störenfriede raus! In: Neue Zürcher Zeitung am Sonntag Erhältlich unter: https://nzzas.nzz.ch/hintergrund/integration-schule-stoerenfriede-raus-sonderschule-ld.1295326 (zuletzt abgerufen am: 18.05.2018). Helsper, W. (2004). Pädagogische Professionalität als Gegenstand des erziehungswissenschaftlichen Diskurses. Einfühurng in den Thementeil. Zeitschrift für Pädagogik, 50(3), 303-308. Doyle, W. (2006). Egological Approaches to Classroom Management. In C. M.. Evertson & C. Weinstein (Hrsg.), Handbook of Classroom Management (S. 97-125). New York: Routledge. Läge, D. & McCombie, G. (2015). Berufsbezogene Überzeugungen als pädagogisches Bezugssystem erfassen. Ein Vergleich von angehenden und berufstätigen Lehrpersonen der verschiedenen Schulstufen in der Schweiz. Zeitschrift für Pädagogik, 61(1), 118-142. Lechner, H. (2016). Professionalisierung und Kompetenzentwicklung. Überlegungen zur Genese von individueller Professionalität. In T. Friederich, H. Lechner, H. Schneider, G. Schoyerer & G. Ueffing (Hrsg.), Kindheitspädagogik im Aufbruch. Professionalisierung, Professionalität und Profession im Diskurs. (S. 93-106). Weinheim und Basel: Beltz Juventa. Neuweg, H. G. (2014). Das Wissen der Wissensvermittler. Problemstellungen, Befunde ud Perspektiven der Forschung zum Lehrerwissen. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 583-614). Münster; New York: Waxmann. Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode (5. aktualisierte und erweiterte Auflage). Wiesbaden: Springer VS. Reusser, K. & Pauli, C.. (2014). Berufsbezogene Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete Auflage, S. 642-661). Münster: Waxman. Seidel, T. (2014). Lehrerhandeln im Unterricht. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 781-806). Münster; New York: Waxmann. Wettstein, A., Ramseier, E., Scherzinger, M., & Gasser, L. (2016). Unterrichtsstörungen aus Lehrer- und Schülersicht. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 48(4), 171-183. Wirtz, M.A. (Hrsg.): Dorsch - Lexikon der Psychologie. Unter Mitarbeit von Janina Strohmer. 16. vollständig überarb. Auflage., Bern: Hogrefe Verlag. Es besteht wissenschaftlicher Konsens, dass Unterrichtsstörungen eine Belastung für Lehrpersonen darstellen (Wettstein, Ramseier, Scherzinger & Gasser, 2016). Gleichzeitig ist ein Trend in Medienberichten zu beobachten, z.B. „Klassenzimmer: Störenfriede raus“ (Burri, 2017), wonach durch störendes Verhalten von Schülerinnen und Schülern Lehrpersonen an den Rand der Belastbarkeit kommen. Doyle (2006) beschreibt Unterrichtsstörungen als konkurrierende Handlungsvektoren, welche die Aufrechterhaltung des vorab festgelegten Handlungsprogramms einer Lehrperson bedrohen. Dabei ist die Belastungswahrnehmung von und der Umgang mit Unterrichtsstörungen von den Haltungen und den Überzeugungen der Lehrpersonen abhängig (Lechner, 2016; Reusser & Pauli, 2014). Unter Haltungen versteht man bio- grafisch erworbene, implizit wirkende, innere Grundeinstellungen, die das Wahrnehmen, Denken, Erleben und Handeln einer Person prägen (Wirtz, 2013). Es lässt sich auch vom Bezugssystem sprechen, welches bestimmt wie eine Lehrperson Unterrichtssituationen bewertet (Läge & McCombie, 2015; Wirtz, 2013). Dabei sind die pädagogischen Bezugssysteme der Lehrpersonen verantwortlich dafür, ob störendes Verhalten auf der „Unterrichtsbühne“ überhaupt erst zur Figur werden kann (Läge & McCombie, 2015). Unterrichtsstörungen Haltungen Lehrerhandeln «Also ich glaube das Zwischenmenschliche, weil- also ich versuche jetzt bei den Störungen von den Schülern versuche ich möglichst- also ja die Beziehung zum Kind ist mir /mega/-wichtig, und ich mache auch Coaching-Gespräche Und die einen Kinder bringen eine Riesen-Rucksack mit [...] und dann trotzdem halt so eine liebevolle Strenge haben müssen sagen ,bis hier hin und nicht weiter und wenn du diese Grenze überschreitest, ähm dann muss ich diese Konsequenzen einfordern ich kann nicht einfach wegschauen und sagen oje, du bist ein Armer’ oder» «Und oftmals- also ich habe dann- ich frage dann jeweils auch wie wohlwollend ja ich glaube also zum Beispiel Schüler_Rose ich glaube jetzt wäre es gut wenn du schnell auf das Knaben-WC gehst um etwas zu trinken; also dass du schnell hinaus gehst und dann kannst du wieder kommen. Und dann versuche ich dann im Nachhinein mit dem Kind zusammenzusitzen schnell in der Pause ,Du, was war heute los?’ oder» «Und auch zum Teil bei direkten Instruktionen wenn ich zum Beispiel ähm am Erklären bin (-) und ähm wirklich mitten im Satz ruft jemand hinein dann kann es stören; Es kann aber auch (.) nicht stören weil es vielleicht /mega/ passt diese Frage und dieses Kind so dabei ist mit dem Denken dann stört es in der direkten Instruktion zum Beispiel weniger» «Ja. (-) Also eine Störung heisst bei mir einfach, ich habe etwas vor, oder wir haben etwas vor und da kommt etwas quer. (-) Das ist ein Quer, ein Quereinschlag eigentlich in eine Idee. Ja. Aber ich lebe mit Störungen und das ist vermutlich der Unterschied zwischen den Kindern und mir, dass ich sage: ,Wir sind nicht im Himmel, also wir, wir arbeiten, wir können mit Störungen leben» Sanktionen Herausforderungen Subjektive Bedeutung von Störungen Frau Rose Lehrperson der Primarstufe an einer Regelschule Herr Flieder Lehrperson der Primarstufe an einer Regelschule ... ... ... Welche Haltungen im Sinne pädagogischer Bezugssysteme weisen Lehrpersonen aus unterschiedlichen Schulkulturen stammend im Umgang mit Unterrichtsstörungen auf? Welche Einsichten und Folgerungen lassen sich für das pädagogischen Handeln und seine Reflexion hinsichtlich des Umgangs mit Unterrichtsstörungen aus den Analysen ableiten? Datengrundlage Acht Interviews mit Lehrpersonen aus normalen Schulen (Regeleschulen) und Schulen aus der perLen-Studie (Schulen mit personalisierten Lernkonzepte in heterogenen Lerngruppen) Datenerhebung Problemzentrierte, halbstrukturierte Interviews mit Lehrpersonen der Primarstufe Datenauswertung Die qualitativen Interviews werden mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet. Die in der Wissenssoziologie Karl Mannheim’s stehende Methode stellt ein Analyseverfahren dar, welches dazu dient das handlungsleitende Wissen der interviewten Personen herauszuarbeiten (Nohl, 2017). Diese methodische Herangehensweise ermöglicht also eine detaillierte Betrachtung der Orientierungen und Haltungen, welche die Lehrpersonen in ihrem Handeln betreffend Unterrichtsstörungen anleiten (Bohnsack et al., 2013). Nächste Schritte Auswertungen der Interviews anhand der Dokumentarischen Methode 1. 3. Katriina Vasarik Staub I Universität Zürich Unterscheiden sich die Lehrpersonen in ihren Haltungen voneinander? 2.

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    «STÖRENFRIEDE RAUS» Zum Umgang von Lehrpersonen mit Unterrichtsstörungen Claudia Marusic-Würscher I Universität Zürich

    Kurt Reusser I Universität Zürich

    Forschungsziele und Forschungsfragen

    Einblick in die Daten

    Kontakt

    Methodische Vorgehensweise

    Theoretischer Hintergrund

    Für die Qualität des Unterrichts ist es von besonderer Bedeutung wie Lehrpersonen mit dem Auftreten von konkurrierenden Handlungsvektoren umzugehen wissen und wie sie ihre Handlungen ausgestalten (Doyle, 2006) Lehrerhandeln basiert auf professioneller Kompetenz und wird innerhalb der Professionsforschung untersucht (Neuweg, 2014). Nach wie vor besteht Forschungsbedarf in Bezug auf die Genese von Professionalität und damit einhergehend auf gesicherte Ergebnisse, wie individuelle Professionalität gefördert und damit verbessertes pädagogisches Handeln initiiert werden kann (Seidel, 2014). Untersucht werden muss also woran sich Lehrpersonen bei Handlungen hinsichtlichUnterrichtsstörungen implizit orientieren, um damit ihre Haltungen identifizieren zu können.

    Im Rahmen eines Dissertationsvorhabens werden die Haltungen und die Ausgestaltung pädagogischer Bezugssysteme von Lehrpersonen aus Schulen mit unterschiedlicher Lernkultur im Umgang mit Unterrichtsstörungen untersucht. Damit wird eine Basis zur Reflexion geschaffen, die wiederum einem verbesserten Umgang von Lehrkräften mit Unterrichtstörungen dienen soll. Die leitenden Fragestellungen lauten:

    Unterthemen & Interviewzitate mit Frau Rose und Herr Flieder

    Ansatz zu einer ersten Interpretation1. Frau Rose Frau Rose orientiert sich im Umgang mit Unterrichtsstörungen daran, ob sie in ihrem Unterrichtshandeln unterbrochen wird. Sie scheint sich zudem in einem antinomischenSpannungsfeld zwischen Nähe und Distanz zu befinden (Helsper, 2004). Sie versucht die Ursache für Störungen ausfindig zu machen und nimmt dabei die Perspektive der Schülerinnen und Schüler ein – trotzdem ist es für Frau Rose zentral Konsequenzen einzufordern, wenn sie in ihrem Handeln unterbrochen wird. 2. Herr FliederHerr Flieder orientiert sich im Umgang mit und in der Identifikation von Unterrichtsstörungen daran, ob er in seinem Handeln unterbrochen wird und ob seine Ideen dabei durchkreuzt werden.3. GemeinsamkeitenSowohl Frau Rose als auch Herr Flieder orientieren sich im Umgang mit und in der Identifikation von Unterrichtsstörungen daran, ob ihr Unterrichtshandeln unterbrochen wird.

    Bohnsack, R.; Nentwig-Geesemann, I. & Nohl, A.M. (2013). Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. Grundlagen qualitativer Sozialforschung (Vol. 3., akt. Auflage). Wiesbaden: Springer VS.Burri, A. (2017). Klassenzimmer: Störenfriede raus! In: Neue Zürcher Zeitung am Sonntag Erhältlich unter: https://nzzas.nzz.ch/hintergrund/integration-schule-stoerenfriede-raus-sonderschule-ld.1295326 (zuletzt abgerufen am: 18.05.2018).Helsper, W. (2004). Pädagogische Professionalität als Gegenstand des erziehungswissenschaftlichen Diskurses. Einfühurng in den Thementeil. Zeitschrift für Pädagogik, 50(3), 303-308. Doyle, W. (2006). Egological Approaches to Classroom Management. In C. M.. Evertson & C. Weinstein (Hrsg.), Handbook of Classroom Management (S. 97-125). New York: Routledge.Läge, D. & McCombie, G. (2015). Berufsbezogene Überzeugungen als pädagogisches Bezugssystem erfassen. Ein Vergleich von angehenden und berufstätigen Lehrpersonen der verschiedenen Schulstufen in der Schweiz. Zeitschrift für Pädagogik, 61(1), 118-142. Lechner, H. (2016). Professionalisierung und Kompetenzentwicklung. Überlegungen zur Genese von individueller Professionalität. In T. Friederich, H. Lechner, H. Schneider, G. Schoyerer & G. Ueffing (Hrsg.), Kindheitspädagogik im Aufbruch. Professionalisierung, Professionalität und Profession im Diskurs. (S. 93-106). Weinheim und Basel: Beltz Juventa.Neuweg, H. G. (2014). Das Wissen der Wissensvermittler. Problemstellungen, Befunde ud Perspektiven der Forschung zum Lehrerwissen. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 583-614). Münster; New York: Waxmann.Nohl, A.-M. (2017). Interview und Dokumentarische Methode (5. aktualisierte und erweiterte Auflage). Wiesbaden: Springer VS.Reusser, K. & Pauli, C.. (2014). Berufsbezogene Überzeugungen von Lehrerinnen und Lehrern. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete Auflage, S. 642-661). Münster: Waxman.Seidel, T. (2014). Lehrerhandeln im Unterricht. In E. Terhart, H. Bennewitz & M. Rothland (Hrsg.), Handbuch der Forschung zum Lehrerberuf (2. überarbeitete und erweiterte Auflage, S. 781-806). Münster; New York: Waxmann.Wettstein, A., Ramseier, E., Scherzinger, M., & Gasser, L. (2016). Unterrichtsstörungen aus Lehrer- und Schülersicht. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 48(4), 171-183. Wirtz, M.A. (Hrsg.): Dorsch - Lexikon der Psychologie. Unter Mitarbeit von Janina Strohmer. 16. vollständig überarb. Auflage., Bern: Hogrefe Verlag.

    Es besteht wissenschaftlicher Konsens, dass Unterrichtsstörungen eine Belastung für Lehrpersonen darstellen (Wettstein, Ramseier, Scherzinger & Gasser, 2016). Gleichzeitig ist ein Trend in Medienberichten zu beobachten, z.B. „Klassenzimmer: Störenfriede raus“ (Burri, 2017), wonach durch störendes Verhalten von Schülerinnen und Schülern Lehrpersonen an den Rand der Belastbarkeit kommen. Doyle (2006) beschreibt Unterrichtsstörungen als konkurrierende Handlungsvektoren, welche die Aufrechterhaltung des vorab festgelegten Handlungsprogramms einer Lehrperson bedrohen.

    Dabei ist die Belastungswahrnehmung von und der Umgang mit Unterrichtsstörungen von den Haltungen und den Überzeugungen der Lehrpersonen abhängig (Lechner, 2016; Reusser & Pauli, 2014). Unter Haltungen versteht man bio-grafisch erworbene, implizit wirkende, innere Grundeinstellungen, die das Wahrnehmen, Denken, Erleben und Handeln einer Person prägen (Wirtz, 2013). Es lässt sich auch vom Bezugssystem sprechen, welches bestimmt wie eine Lehrperson Unterrichtssituationen bewertet (Läge & McCombie, 2015; Wirtz, 2013). Dabei sind die pädagogischen Bezugssysteme der Lehrpersonen verantwortlich dafür, ob störendes Verhalten auf der „Unterrichtsbühne“ überhaupt erst zur Figur werden kann (Läge & McCombie, 2015).

    Unterrichtsstörungen Haltungen Lehrerhandeln

    «Also ich glaube das Zwischenmenschliche,weil- also ich versuche jetzt bei den Störungen vonden Schülern versuche ich möglichst- also ja dieBeziehung zum Kind ist mir /mega/-wichtig, und ichmache auch Coaching-Gespräche Und die einenKinder bringen eine Riesen-Rucksack mit [...] unddann trotzdem halt so eine liebevolleStrenge haben müssen sagen ,bis hier hin undnicht weiter und wenn du diese Grenzeüberschreitest, ähm dann muss ich dieseKonsequenzen einfordern ich kann nichteinfach wegschauen und sagen oje, du bist einArmer’ oder»

    «Und oftmals- also ich habe dann- ich frage dann jeweilsauch wie wohlwollend ja ich glaube also zum BeispielSchüler_Rose ich glaube jetzt wäre es gut wenn du schnellauf das Knaben-WC gehst um etwas zu trinken; also dass duschnell hinaus gehst und dann kannst du wieder kommen.Und dann versuche ich dann im Nachhinein mit demKind zusammenzusitzen schnell in der Pause ,Du, waswar heute los?’ oder»

    «Und auch zum Teil bei direkten Instruktionen wenn ich zum Beispiel ähm am Erklären bin (-) und ähm wirklich mitten im Satz ruft jemand

    hinein dann kann es stören; Es kann aber auch (.) nicht stören weil es

    vielleicht /mega/ passt diese Frage und dieses Kind so dabei ist mit dem Denken dann stört es in der direkten Instruktion zum Beispiel weniger»

    «Ja. (-) Also eine Störung heisst bei mir einfach, ich habe etwas vor, oder wir haben etwas vor und da kommt

    etwas quer. (-) Das ist ein Quer, ein Quereinschlageigentlich in eine Idee. Ja. Aber ich lebe mit Störungen

    und das ist vermutlich der Unterschied zwischen den Kindern und mir, dass ich sage: ,Wir sind nicht im Himmel, also wir, wir arbeiten, wir können mit

    Störungen leben»

    Sanktionen

    Herausforderungen

    Subjektive Bedeutung von Störungen

    Frau RoseLehrperson der

    Primarstufe an einer Regelschule

    Herr FliederLehrperson der

    Primarstufe an einer Regelschule

    ...

    ...

    ...

    Welche Haltungen im Sinne pädagogischer Bezugssysteme weisen Lehrpersonen aus unterschiedlichen Schulkulturen stammend im Umgang mit Unterrichtsstörungen auf?

    Welche Einsichten und Folgerungen lassen sich für das pädagogischen Handeln undseine Reflexion hinsichtlich des Umgangs mit Unterrichtsstörungen aus den Analysen ableiten?

    DatengrundlageAcht Interviews mit Lehrpersonen aus normalen Schulen (Regeleschulen) und Schulen aus der perLen-Studie (Schulen mit personalisierten Lernkonzepte in heterogenen Lerngruppen)

    DatenerhebungProblemzentrierte, halbstrukturierte Interviews mit Lehrpersonen der Primarstufe

    DatenauswertungDie qualitativen Interviews werden mit der Dokumentarischen Methode ausgewertet. Die in der Wissenssoziologie Karl Mannheim’s stehende Methode stellt ein Analyseverfahren dar, welches dazu dient das handlungsleitende Wissen der interviewten Personen herauszuarbeiten (Nohl, 2017). Diese methodische Herangehensweise ermöglicht also eine detaillierte Betrachtung der Orientierungen und Haltungen, welche die Lehrpersonen in ihrem Handeln betreffend Unterrichtsstörungen anleiten (Bohnsack et al., 2013).

    Nächste SchritteAuswertungen der Interviews anhand der Dokumentarischen Methode

    1.

    3.

    Katriina Vasarik Staub I Universität Zürich

    Unterscheiden sich die Lehrpersonen in ihren Haltungen voneinander?2.