was agrar-studenten von ihrer hochschule halten · 2008-06-18 · 16 top agrar 7/2008 1....

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14 top agrar 7/2008 top Rundschau Hochschule Kiel Rostock Berlin Göttingen Halle Kassel Bonn Gießen Hohenheim TU München 205 52 107 304 104 110 174 95 358 119 (19 %) (13 %) (13 %) (23 %) (19 %) (20 %) (17 %) (16 %) (19 %) (34 %) 1,7 2,3 1,8 2,1 1,7 1,4 1,8 1,6 1,6 1,9 1,8 1,8 2,2 1,8 2,0 1,9 2,0 2,4 2,0 2,4 1,6 2,4 1,8 1,7 2,2 1,6 1,9 2,4 1,9 1,8 Teilnehmer 2) Pflanzenproduktion Tierproduktion Agrarökonomie Übersicht 1: So benoten Studierende ihre Agrar-Unis 1) 1) Noten: 1 = sehr gut, 5 = mangelhaft; 2) %-Anteil errechnet auf Basis der Gesamtzahl Agrar-Studenten laut Fakultätentag 2007/08, bei TUM mündliche Auskunft Was Agrar-Studenten von ihrer Hochschule halten Über 2 550 Agrar-Studierende haben sich am ersten Hochschul-Ranking von top agrar beteiligt und dabei ihre Uni bzw. FH benotet. Die Ergebnisse sollen helfen, die Wahl der richtigen Hochschule zu erleichtern. Zu unserer Umfrage Insgesamt haben über 2 550 Studierende der 10 Agrar-Unis und 11 Agrar-FHs bei unserer On- line-Umfrage, die wir im April 2008 durchgeführt haben, mitgemacht. Die Beteiligung war, bezo- gen auf die Gesamtzahl der Studierenden der je- weiligen Hochschule, gut bis sehr gut. Sie lag bei 13 % (Rostock, Berlin) bis 34 % (TU München) und sogar 36 % (FH Eberswalde). Auch wenn eine Online-Umfrage im wissenschaftlichen Sin- ne nicht repräsentativ sein kann, entsteht durch die hohe Teilnehmerzahl doch ein differenziertes Bild der Stärken und Schwächen an den verschie- denen Standorten. Wegen zu geringer Beteiligung konnten wir leider die drei Fachhochschulen Neubrandenburg (6,8 %), Bernburg (6,5 %) und Dresden (5,8 %) bei der Auswertung der Einzelkriterien nicht be- rücksichtigen. Die Angaben der Studierenden dieser FHs zur allgemeinen Situation des Agrar- studiums haben wir aber berücksichtigt. D ie gute Nachricht vorweg: Das Agrarstudium ist wie- der in. Die Zahl der Stu- dierenden an Agrar-Unis und -FHs steigt seit einigen Jahren wieder. Noch Ende der 90er Jahre war das Agrarstudium unter Stu- dienanfängern regelrecht verpönt und die Zahl der Agrarstudieren- den auf dem Tiefpunkt. Statt Schließungen wegen Studenten- mangels drohen die Hochschulen jetzt aus den Nähten zu platzen. Einige haben bereits die Not- bremse gezogen und Zulassungs- beschränkungen eingeführt. Seit dem Jahr 2 000 ist die Zahl der Landwirtschafts-Studenten um über 2 000 gestiegen. Und das Bes- te dabei: Absolventen des Agrar- studiums sind gesucht wie lange nicht. Boomende Branchen wie die Landtechnik, Pflanzenzüch- tung, Pflanzenschutz und Tier- ernährung, aber auch Handel und Beratung suchen händeringend gute Nachwuchskräfte. Doch der Markt ist nahezu leergefegt. Die Lücke wird in den nächsten Jahren noch größer werden. Hinzu kommt: Die Bedeutung der Landwirtschaft hat sich in

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14 top agrar 7/2008

1. Korrekturlauf

top Rundschau

Hochschule

Kiel

Rostock

Berlin

Göttingen

Halle

Kassel

Bonn

Gießen

Hohenheim

TU München

205

52

107

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104

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(19 %)

(13 %)

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2,2

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1,9

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1,9

1,8

Teilnehmer2) Pflanzenproduktion Tierproduktion Agrarökonomie

Übersicht 1: So benoten Studierende ihre Agrar-Unis 1)

1) Noten: 1 = sehr gut, 5 = mangelhaft; 2) %-Anteil errechnet auf Basis der Gesamtzahl Agrar-Studenten laut Fakultätentag 2007/08, bei TUM mündliche Auskunft

Was Agrar-Studenten von ihrer Hochschule halten

Über 2 550 Agrar-Studierende haben sich am ersten Hochschul-Ranking von top agrar beteiligt und dabei ihre Uni bzw. FH benotet. Die Ergebnisse sollen helfen, die Wahl der richtigen Hochschule zu erleichtern.

Zu unserer UmfrageInsgesamt haben über 2 550 Studierende der

10 Agrar-Unis und 11 Agrar-FHs bei unserer On-line-Umfrage, die wir im April 2008 durchgeführt haben, mitgemacht. Die Beteiligung war, bezo-gen auf die Gesamtzahl der Studierenden der je-weiligen Hochschule, gut bis sehr gut. Sie lag bei 13 % (Rostock, Berlin) bis 34 % (TU München) und sogar 36 % (FH Eberswalde). Auch wenn eine Online-Umfrage im wissenschaftlichen Sin-ne nicht repräsentativ sein kann, entsteht durch die hohe Teilnehmerzahl doch ein differenziertes Bild der Stärken und Schwächen an den verschie-denen Standorten.

Wegen zu geringer Beteiligung konnten wir leider die drei Fachhochschulen Neubrandenburg (6,8 %), Bernburg (6,5 %) und Dresden (5,8 %) bei der Auswertung der Einzelkriterien nicht be-rücksichtigen. Die Angaben der Studierenden dieser FHs zur allgemeinen Situation des Agrar-studiums haben wir aber berücksichtigt.

Die gute Nachricht vorweg: Das Agrarstudium ist wie-der in. Die Zahl der Stu-

dierenden an Agrar-Unis und -FHs steigt seit einigen Jahren wieder. Noch Ende der 90er Jahre war das Agrarstudium unter Stu-dienanfängern regelrecht verpönt und die Zahl der Agrarstudieren-den auf dem Tiefpunkt. Statt Schließungen wegen Studenten-mangels drohen die Hochschulen jetzt aus den Nähten zu platzen. Einige haben bereits die Not-bremse gezogen und Zulassungs-beschränkungen eingeführt.

Seit dem Jahr 2 000 ist die Zahl der Landwirtschafts-Studenten um über 2 000 gestiegen. Und das Bes-te dabei: Absolventen des Agrar-studiums sind gesucht wie lange nicht. Boomende Branchen wie die Landtechnik, Pflanzenzüch-tung, Pflanzenschutz und Tier-ernährung, aber auch Handel und Beratung suchen händeringend gute Nachwuchskräfte. Doch der Markt ist nahezu leergefegt. Die Lücke wird in den nächsten Jahren noch größer werden.

Hinzu kommt: Die Bedeutung der Landwirtschaft hat sich in

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1. Korrekturlauf

Fachhochschule

Rendsburg

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Teilnehmer2) Pflanzenproduktion Tierproduktion Agrarökonomie

Übersicht 2: So benoten Studierende ihre Agrar-Fachhochschulen1)

1) Neubrandenburg (7 %), Bernburg (6 %) und Dresden (6 %) wegen zu geringer Beteiligung in Bewertung nicht enthalten.2) %-Anteil errechnet auf Basis der Gesamtzahl Agrar-Studenten laut Fachbereichstag der FH.

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1. Korrekturlauf

top Rundschau

Hochschule

Kiel

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Landtechnik

Übersicht 3: Noten für Landtechnik an Unis

Fachhochschule

Rendsburg

Osnabrück

Eberswalde

Bingen

Triesdorf

Nürtingen

Weihenstephan

Soest

2,3

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2,1

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Landtechnik

Übersicht 4: Noten für Landtechnik an den FHs

letzter Zeit deutlich gewandelt. Ihre Wichtigkeit steigt angesichts der Heraus-forderungen wie steigender Nahrungsbe-darf, Klimawandel, Ressourcenverknap-pung usw. Die Aufgaben für Agrarwissen-schaftler wachsen.

Auch für angehende Betriebsleiter – Hofnachfolger wie Verwalter und Ge-schäftsführer von Großbetrieben – wird eine qualifizierte Ausbildung bei immer komplexer werdenden Anforderungen noch wichtiger. Bereits heute gehen über 50 % der Fachhochschul-Absolventen als Führungskräfte in praktische Betriebe.

Noten für Pflanze, Tier und Ökonomie

Die Agrar-Studierenden haben die drei Kernbereiche ihres Studiums – Pflanzen-, Tierproduktion und Agrarökonomie – be-wertet. Sie konnten Noten von 1 (sehr gut) bis 5 (mangelhaft) vergeben. Die Ergeb-nisse sind für die Agrar-Unis in Über- sicht 1 und für die FHs in Übersicht 2 auf Seite 14/15 in Form der Durchschnittsno-ten zusammengestellt. Die Unis und FHs sind nicht nach Rangfolge, sondern geo-grafisch von Nord nach Süd geordnet.

Sehr gut schneidet im Kernbereich Pflanzenproduktion die Universität Kassel-Witzenhausen (Durchschnittsnote 1,4) ab. Zu berücksichtigen ist, dass der Schwerpunkt dieser Uni bei der „ökolo-gischen Landwirtschaft“ liegt. Die Stu-dierenden identifizieren sich offenbar be-sonders stark mit ihrem Studiengang und dem „Standort der kurzen Wege“.

Zum Spitzenfeld im Pflanzenbau zäh-len Hohenheim, Gießen, Kiel und Halle. Diese Uni-Standorte zeichnen sich da-durch aus, dass die Studierenden dort ih-ren Dozenten der Pflanzenproduktion (Pflanzenbau, Phytomedizin, Pflanzen-züchtung, Pflanzenernährung usw.) be-sonders häufig die Note 1 und 2 gaben. Die Hohenheimer Studierenden (48 % sehr gut und 46 % gut) hoben besonders lobend hervor, dass ihre Universität mit vielen guten Professoren im Bereich Pflanzenproduktion ausgestattet ist und sich diese gut untereinander abstimmen. Den Masterstudiengang „Pflanzenzüch-tung“, den es nur in Hohenheim gibt, lob-ten Studierende mit „spitzenmäßig“.

Auch die Dozenten in Kiel, Halle und Gießen erhielten besonderes Lob. Die Studierenden der TU München bedauern bei sonst guter Bewertung dieses Kern-bereichs, dass es keinen Lehrstuhl für Pflanzenbau bei ihnen gibt.

Der Kernbereich Tierproduktion schneidet bei der Bewertung durch die Studierenden insgesamt schlechter ab als die Pflanzenproduktion. Hier heimsen Rostock, Kiel und Göttingen mit der Durchschnittsnote 1,8 die beste Bewer-

Volle Auftragsbücher und boomender Export sorgen seit einiger Zeit für

Hochstimmung in der deutschen Land-technik-Industrie. Sie ist weltweit füh-rend. Den Landtechnik-Unternehmen hierzulande könnte aber schon bald das Lachen vergehen. Denn bereits jetzt spü-ren sie, dass sie kaum noch an junge, qua-lifizierte Fachkräfte kommen.

Die Engpässe werden künftig noch größer. Denn um das Fach „Landtech-nik“ ist es an vielen unserer Agrar-Unis und -Fachhochschulen denkbar schlecht bestellt. Dies spiegelt sich auch in der Be-notung durch die Studierenden wider (siehe Übersichten 3 und 4).

Neben Kassel (Schwerpunkt: Öko-Landbau) heimst nur die Uni Hohenheim für ihre Vertiefung „Agrartechnik“ eine Bestnote (1,5) ein. Sie ist die einzige Uni-versität mit diesem Angebot. Die Hohen-heimer Studierenden sind voll des Lobes: „Sehr gute Professoren, qualifizierte Mit-arbeiter, gute Betreuung, breit gefächer-ter Maschinenpark, umfangreiche Lehr- und Forschungsprojekte, gute Kontakte zu weltweit bekannten Firmen.“

Als „sehr aktuell und gut“ stufen noch die Bonner Studenten das Fach „Land-technik“ ein. Kiel und Halle liegen auf ähnlichem Niveau.

Landtechnik-Lehrstühle bleiben unbesetzt

In Berlin lautet dagegen das Urteil „praxisfern!“, und an der TU München-Weihenstephan ist der Frust über die ge-schwundene Landtechnik-Kompetenz of-fenbar besonders groß. Das Dilemma an vielen Uni-Standorten ist, dass die Lehr-stühle für Landtechnik nicht neu besetzt und die Institute geschlossen werden, wie z. B. in München-Weihenstephan und Gie-ßen. Selbst hochmotivierte „Vertreter“, die als Externe versuchen, den Lehrbetrieb aufrechtzuerhalten, können allenfalls das Dahinsiechen vorübergehend kaschieren.

Nur unwesentlich besser ist das Bild an den Fachhochschulen. Mit der Durch-schnittsnote 3,4 bildet die FH Osnabrück das klare Schlusslicht. Überdurchschnitt-lich zufrieden mit der Landtechnik sind die Studierenden offenbar nur in Bingen und Weihenstephan (je Note 1,8). An den schlechter benoteten FHs bemängeln die Studenten „fehlenden Praxisbezug“, „Be-rufschulniveau“, „Vorlesungen über ver-altete Technik“ oder „thematisch einseiti-ge Lehrveranstaltungen“.

Hält der Trend an, dass Landtechnik-

Die Landtechnik – fast ein Trauerspiel

Institute an Universitäten und Fach-hochschulen als „Dorfschmieden“ dif-famiert und bei nächstbester Gelegen-heit geschlossen werden, wird sich der ohnehin bereits akute Nachwuchskräf-temangel in der Landtechnik-Industrie weiter verschärfen. Ob diese mit Ma-schinenbauern ohne jeglichen Land-wirtschaftsbezug die Lücken in Ent-wicklung, Vertrieb, Beratung und Ver-kauf wird schließen können, ist mehr als fraglich.

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1. Korrekturlauf

sehrwichtig

wichtig

wenigerwichtig

So wichtig ist der Praxisbezug

Universität

Fachhochschule

Hochschule

So wird die Praxisnähe der Agrarunis bewertet

Kiel

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Hohenheim

TU München

Hochschule

So wird die Praxisnähe der FH‘s bewertet

Kiel

Rostock

Berlin

Göttingen

Halle

Kassel

Bonn

Gießen

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TU München

2,0

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Eberswalde

Bingen

Triesdorf

Nürtingen

Weihenstephan

Soest

Rendsburg

Osnabrück

Eberswalde

Bingen

Triesdorf

Nürtingen

Weihenstephan

Soest

Der Praxisbezug ist den Studenten wichtig

Das wird Landwirte freuen: Die Agrar-Studenten legen einen hohen Wert auf den Praxisbezug ihres Studiums. Da Universitäten stärker forschungsorien-tiert sind als Fachhochschulen, schnei-den sie bei der Benotung schlechter ab. Fotos: Heil, Hensch, Uni Göttingen

tung ein. Selbst an diesen drei gut bewer-teten Unis verteilten die Studierenden deutlich seltener die Note 1 (max. 35 % in Göttingen). Die „Tierproduktion“ scheint an vielen deutschen Universitäten eher ein Stiefkind zu sein. Viele Lehrstühle sind in diesem Bereich nicht besetzt. Dies ist z. B. der Fall in Berlin, Halle, München (Tierernährung) und sogar Hohenheim.

Besonders positiv bewerten z. B. Stu-denten der Uni Rostock die Zusammenar-beit mit der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft, Institut für Tierprodukti-on in Dummerstorf. Andere Studenten kritisieren dagegen, dass der ihnen vermit-telte Lehrstoff nicht aktuell genug ist und die Betreuung durch die Dozenten gele-

gentlich zu wünschen übrig lässt (Bonn). Totale Begeisterung oder aber völligen

Frust löst der Kernbereich Agrarökono-mie je nach Uni-Standort aus. Neben Kas-sel (Besonderheit: Ökologischer Landbau) sind vor allem Studenten in Kiel und Göt-tingen mit diesem Bereich sehr zufrieden. Sie schätzen vor allem, dass ihre relativ jungen Dozenten praxisorientiert sind. Al-lerdings sehen die Göttinger die Gefahr, dass ihre Uni in dem Bereich schwächer wird, nachdem gute, praxisnahe Dozenten in den Ruhestand bzw. an andere Univer-sitäten gegangen sind.

Im Mittelfeld behaupten sich die TU München-Weihenstephan, Berlin, Bonn und Hohenheim. Deutlich unzufriedener

sind dagegen die Studierenden in Gießen und Rostock mit der Agrarökonomie. Vor allem in Gießen liegen die Gründe hierfür auf der Hand. Die Uni hat den Lehrstuhl für landwirtschaftliche Betriebswirtschafts-lehre nach der Emeritierung von Prof. Friedrich Kuhlmann nicht neu besetzt.

Die Notendifferenz zwischen den Unis erscheint vielleicht auf den ersten Blick nicht sehr groß. Trotzdem besteht aus Sicht der Studierenden ein erheblicher Abstand z. B. zwischen Kiel (Note 1,6) und Rostock (2,4). So gaben die Kieler Stu-denten der Agrarökonomie an ihrer Uni zu 51 % die Note „sehr gut“ und weitere 38 % „gut“. In Rostock waren es dagegen nur 13 % „sehr gut“ und 42 % „gut“!

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1. Korrekturlauf

top Rundschau

se zu oberflächlich“. An der FH Ebers-walde scheinen die Tierproduzenten beim Aufbau des neuen Studienganges „Öko-landbau“ ebenfalls noch keine überzeu-gende Lehrleistung zu liefern.

Die „Spitzenreiter“ sind dagegen unangefochten Rendsburg (1,3) und Osnabrück (1,4). Sehr gut kommen in Rendsburg vor allem die Bereiche Milchviehhaltung, Tierzucht und Fort-pflanzungsmanagement an.

„Schlusslicht“ bei der Benotung des Kernbereichs Agrarökonomie bildet mit deutlichem Abstand Osnabrück (Note 2,6!). Hier glänzen mit einer guten Be-wertung Rendsburg (1,6) und die beiden bayerischen FHs Triesdorf und Wei-henstephan mit jeweils 1,7.

Praxisbezug geht über alles!

Das wird alle praktischen Landwirte freuen: Der Praxisbezug ihres Studiums ist den Agrar-Studenten mit Abstand am wichtigsten. Das gilt für Unis (56 %, Über-sicht 5, Seite 17) und FH (79 %) gleicher-maßen. Dass FH-Studenten einen höhe-ren Wert darauf legen, ist klar, da sich ihre Hochschulen einen größeren Praxisbezug auf die Fahnen geschrieben haben. Er-staunlich ist aber, wie wichtig der Praxis-bezug auch den Uni-Studenten ist.

Doch zwischen Wunsch und Wirklich-keit scheint in diesem Punkt gerade bei den Unis eine große Lücke zu klaffen. Mit Ausnahme von Kassel (Öko-Land-bau) benoten im Schnitt fast sämtliche Studenten den Praxisbezug ihrer Univer-sität nur mit „befriedigend“ oder schlech-ter. Lediglich Hohenheim, Halle und Kiel schneiden geringfügig besser ab (Über-sicht 6 auf Seite 17).

Deutlich besser kommen erwartungs-gemäß die Fachhochschulen in dieser Be-wertung weg (siehe Übersicht 7, Seite 17). Die größte Zufriedenheit im Punkt „Pra-

Licht und Schatten auch bei den FHs

Die „Noten-Stars“ im Fachbereich Pflanzenproduktion an den Fachhoch-schulen sind eindeutig Weihenstephan und Südwestfalen/Soest (siehe Über- sicht 2 auf Seite 15). Mit 1,4 bzw. 1,5 heim-sen sie Bestnoten ein. Auch in ihren Kom-mentaren zeigen sich die Agrar-Studie-renden begeistert: „Super!“ „Hoher Pra-xisbezug“ „Super Versuchsgut!“ (Soest). Erheblich unzufriedener mit diesem

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Praxisbezug

Ausstattung

Lehre

Was sollte verbessert werden?

Universität

Fachhochschule

Fachhochschulen

Rendsburg 1,9 2,1 1,4 2,1 1,4Osnabrück 2,1 1,5 1,8 2,4 2,3Eberswalde 2,2 1,9 2,2 2,8 2,0Soest 2,1 1,6 1,9 2,4 2,2Bingen 2,4 2,3 1,6 2,4 2,1Triesdorf 2,3 2,0 1,8 2,4 2,3Nürtingen 2,2 2,2 2,2 2,6 2,3Weihenstephan 1,8 1,6 1,5 2,0 1,8

Übersicht 9: So benoten Agrar-Studenten Studienangebot, Ausstattung und Dozenten

Universitäten Studien-angebot

Technische Ausstattung

Fachliche Qualifikation

Dozenten

Didaktische Qualifikation

Dozenten

Betreuung durch

Dozenten Kiel 2,1 1,8 1,4 2,3 2,2Rostock 2,5 2,3 1,8 2,5 2,2Berlin 2,4 3,5 1,8 2,7 2,7Göttingen 2,4 2,4 1,6 2,5 2,8Halle 2,4 2,5 1,6 2,3 2,5Kassel 1,7 2,1 1,5 2,1 1,5Bonn 2,5 2,5 1,7 2,6 2,6Gießen 2,5 2,0 1,6 2,5 2,4Hohenheim 2,1 2,4 1,6 2,4 2,2

M.-Weihenstephan 2,4 1,8 1,6 2,5 2,3

Fachbereich sind dagegen die Studieren-den in Triesdorf. Sie bezeichnen ihn teil-weise als „Flop“. Auch in Eberswalde und Nürtingen scheint Verbesserungsbedarf zu bestehen. Rendsburg, Osnabrück und Bingen erhalten dagegen durchweg eine gute Bewertung.

Wo Licht ist, ist auch Schatten: Wäh-rend Soest bei „Pflanze“ Bestnoten ein-heimst, erhält diese FH im Kernbereich Tierproduktion mit der Note 2,4 die „rote Laterne“. Die Kritik der Soester Studenten: „Praxisbezug fehlt“, „teilwei-

Bei der Ausstattung, z.B. Labore, sehen die Studierenden deutlich weniger Verbesserungsbedarf.

top agrar 7/2008 19

1. Korrekturlauf

20 top agrar 7/2008

1. Korrekturlauf

top Rundschau

xisnähe“ attestieren die Studierenden der FH Rendsburg (1,4) und Weihenstephan (1,5).

Didaktische Defizite bei den Dozenten

FH-Professoren haben aber keinen Grund, sich wegen der relativ guten Be-urteilung im Vergleich zu den Unis ent-spannt zurückzulehnen. Denn immerhin wünschen sich 40 % aller FH-Studieren-den (inklusive Neubrandenburg, Bern-burg und Dresden) eine Verbesserung der Praxisnähe an ihrem Standort. Ähn-lich wie bei Uni-Studenten sehen auch FHler hier den größten Verbesserungsbe-darf. Erst mit deutlichem Abstand folgen

Verbesserungswünsche bei der Ausstat-tung und Lehre.

Nahezu „Traumnoten“ erhalten viele Dozenten, vor allem an den Unis, für ihre fachliche Qualifikation (Übersicht 9 auf Seite 18). Auch an den FHs schätzen die Studierenden das Know-how ihrer Do-zenten. „Ausreißer“ nach unten sind dort nur Nürtingen und Eberswalde. Auch mit der Betreuung sind die Studierenden weitgehend zufrieden.

Kleine, überschaubare Hochschulen gewährleisten offenbar am ehesten eine gute Betreuung ihrer Studierenden. Dies bestätigt die Umfage. So fühlen sich die Studenten an der relativ kleinen Uni Kas-sel besonders gut betreut (Note 1,5). Auch an den Fachhochschulen Rends-

burg (Traumnote 1,4) und Weihenste-phan (1,8) honorieren die Studierenden die Bemühungen ihrer Dozenten.

Defizite gibt es aber offensichtlich im didaktischen Bereich, sowohl an den Unis als auch an den FHs. „Die Professoren sind teilweise didaktisch eine Katastro-phe“, so der Kommentar eines FH-Stu-dierenden. Dies betrifft jedoch einzelne Dozenten. Es zeigt aber, wie wichtig allen Studierenden eine professionelle Wis-sensvermittlung ist.

Bruchbuden oder „Bauernpaläste“?

Wie wichtig sind den Studierenden Hightech-Labore, ausreichende Compu-terplätze, gut bestückte Bibliotheken, funk-tionierende Beamer und ausreichend gro-ße Hörsäle und Mensen, in denen sie nicht stundenlang Schlange stehen müssen?

Die Ausstattung rangiert nach dem Praxisbezug auf Platz 2 beim Verbesse-rungsbedarf. Offenbar sind die FHler mit ihrer Ausstattung zufriedener als die Uni-Studenten, mit Ausnahme von Kiel und München (je Note 1,8).

Die schlechteste Note, die Studierende überhaupt vergeben haben, erhielt die Uni Berlin für ihre technische Ausstat-tung (Note 3,5!). Die Kommentare der Berliner Studenten dazu: „Die technische Ausstattung ist kaputt oder nicht vorhan-den. Oft sind die Hörsäle zu klein und re-novierungsbedürftig. Die Geräte sind veraltet.“

Die vergleichweise höchste Zufrieden-

Agrarunis

Studium angepasst an Beruf?

ja

nein

weiß nicht

Fachhochschulen

ja

nein

weiß nicht

Gut vorbereitet für welchen Beruf

Betriebsleiter

Beratung

Industrie

Wiss./Forsch.

öffentl.Dienst

vor- u. nach-gelagerter Bereich

k.A.

Betriebsleiter

Beratung

Industrie

Wissenschaft/Forschung

öffentl.Dienst

vor- und nach-gelagerter Bereich

k.A.

35,6 75,953 36,342,3 23,970,5 10,939,3 21,755,2 36,83,7 1,5

35,6 %

53 %36,3 %

42,3 %23,9 %

70,5 %10,9 %

39,3 %21,7 %

55,2 %36,8 %

3,7 %1,5 %

75,9 %

Die Gewinner der Preise➜ 1. Preis. Laptop + Office, Wert 650 E: Michael Bauer, TU München-Weihenstephan➜ 2. Preis. Studiengebühr 500 E: Nikola Höltje, FH Südwestfalen/Soest➜ 3. bis 4. Preis. 2 Navis, Wert je 300 E: Julia Ostermann, Uni Bonn; Piet Fernkorn, FH Südwestfalen/Soest➜ 5. bis 7. Preis. 3 iPods, Wert je 200 E: Florian Steller, Uni Hohenheim; Josef Blömer, FH Osnabrück; Georg von Steinsdorff, FH Eberswalde➜ 8. Preis. 1 Laserdrucker, Wert

200 E: Andrea Hanisch, Uni Hohen-heim➜ 9. bis 11. Preis. 3 Heißgetränke-Automaten Tassimo, Wert je 90 E: Moritz Bökenkamp, Uni Kiel; Theresia Frank, FH Weihenstephan; Benjamin Gräf, FH Bingen➜ 12. bis 16. Preis. 5 top agrar-Abos, Wert je 80 E: Kim Fechner, Uni Göttingen; Sebastian Fiedler, Uni Rostock; Carsten Knobbe, Uni Halle; Maike Schülldorf, FH Rendsburg; Markus Schwemmer, FH Triesdorf

Universität

Fachhochschule

Wie nicht anders zu erwarten: FH-Studierende fühlen sich besser auf die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes vorbereitet als Uni-Studenten. Diese sehen sich besser präpariert für Forschung, Beratung und Industrie. Grafiken: Bendig

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1. Korrekturlauf

Hochschulen auf dem Prüfstand

Erstmalig haben Agrar-Studierende im Rahmen einer bundesweiten

Online-Umfrage ihre Hochschule be-notet und Stärken-Schwächen-Profile erstellt. Für Unis und FHs, die nicht so gut abschneiden, sollte dies Ansporn sein, an ihren Schwächen zu arbeiten.

Im Internet finden Sie weitere de-taillierte Ergebnisse der top agrar-Hochschulumfrage und zusätzliche Informationen zum Agrarstudium:■ Profile der einzelnen Universitäten und Fachhochschulen■ Leitfaden für Studienanfänger ■ Schwerpunkte, Pflichtpraktikum, Semestergebühren und Kontakte aller Hochschulen■ Kurzinterviews mit Personalern aus Industrie, Handel und Verwaltung zu Anforderungen an Absolventen.

Zu finden unter www.agrarhochschulranking.de

heit mit dem Studienangebot besteht bei Studierenden an den Unis Hohenheim und Kiel. Die Note 1,7 von Kassel läuft hier etwas außer Konkurrenz, da sich dort die Studierenden besonders eng mit dem angebotenen Schwerpunkt „ökologischer Landbau“ verbunden fühlen.

Das Studienangebot positiv bewerten an den Fachhochschulen vor allem die Studenten in Weihenstephan (1,8) und Rendsburg (1,9). Mithalten können aber auch Osnabrück und Soest.

Für die tendenziell schlechteren Noten beim Studienangebot an den anderen Hochschulen sorgt sicherlich auch das Umstellen der Studiengänge vom Diplom auf Bachelor- (BSc.) und Master-Ab-schlüsse (MSc.). Der gegenüber dem Dip-lom-Studiengang verkürzte Bachelor soll Absolventen einen schnelleren Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Um eine größere „Durchlässigkeit“ des Studiums zu schaffen, ist es nun in Modulen aufge-baut. Doch diese passend aufeinander ab-zustimmen, ist für die Hochschulen eine organisatorische Herausforderung. Der Umstellungsprozess hat viel Zeit in An-spruch genommen und mitunter bei Pro-fessoren und Studenten für Frust gesorgt.

Wie fit macht das Studium für den Beruf?

Mit Abstand fühlen sich Studierende an den Fachhochschulen besser auf ihr künftiges Berufsleben vorbereitet (71 %, siehe Übersicht 10) als Studierende der Agrar-Unis (52 %). Dort gab sogar jeder fünfte Befragungsteilnehmer an, dass das Studium nicht an den Beruf angepasst ist.

Für welche beruflichen Tätigkeiten sich die Studierenden durch ihre Uni bzw. FH gut bzw. weniger gut vorbereitet füh-len, zeigt ein Blick in Übersicht 11. Da-nach fühlen sich die FHler zu 76 % fit für die Leitung eines landwirtschaftlichen Betriebes. An den Unis gaben dies nur 36 % an. Dafür sehen sich die Uni-Stu-dierenden erwartungsgemäß eindeutig besser für Wissenschaft/Forschung quali-fiziert (71 % gegenüber 11 %). Auch bei den anderen Berufsfeldern – Beratung, Industrie, öffentlicher Dienst sowie vor- und nachgelagerter Bereich – halten sich die Uni-Studenten mehrheitlich für bes-ser vorbereitet als die FHler.

Heinz-Günter Topüth, Hildegard Moritz, Verena Telaar