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Wege und Spuren Verbindungen zwischen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Geschichte und Politik Festschrift für Joachim-Felix Leonhard Herausgegeben von Helmut Knüppel, Manfred Osten, Uwe Rosenbaum, Julius H. Schoeps und Peter Steinbach Sonderdruck aus

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Page 1: Wege und Spuren - OPUS 4 · Christof Baier 3 Wege und Spuren Verbindungen zwischen Bildung, Wissenschaft, Kultur, Geschichte und Politik Festschrift für Joachim-Felix Leonhard Herausgegeben

3Christof Baier

Wege und Spuren

Verbindungen zwischenBildung, Wissenschaft, Kultur,Geschichte und Politik

Festschrift fürJoachim-Felix Leonhard

Herausgegeben vonHelmut Knüppel, Manfred Osten,Uwe Rosenbaum, Julius H. Schoepsund Peter Steinbach

Sonderdruck aus

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4 Der „Fraenger-Salon“ in Potsdam-Babelsberg

Schriftenreihe des Wilhelm-Fraenger-Instituts Potsdam

Herausgegeben von Prof. e.h. Wolfgang HempelProf. Dr. Helmut KnüppelProf. Dr. Julius H. Schoeps

Band 10

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86650-001-3

Die Entscheidung darüber, ob die alte oder neue deutsche Rechtschrei-bung Anwendung findet, blieb den Autoren überlassen, die auch selbst fürInhalt, Literaturangaben und Quellenzitate verantwortlich zeichnen.

Umschlaggestaltung: Christine Petzak, BerlinRedaktion und Satz: Dieter Hebig, www.dieter-hebig.deDruck: Druckhaus NOMOS, Sinzheim

Titelfoto: Karolingische Königshalle beim UNESCOWeltkulturerbe Kloster Lorsch/BergstraßeFoto: Dietmar Kalb, Heppenheim/Bergstraße

1. Auflage 2007© Verlag für Berlin-Brandenburg GmbH,Stresemannstraße 30, 10963 Berlin.www.verlagberlinbrandenburg.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomecha-nischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

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871Wolfgang Hempel

Statt eines Curriculum Vitae – Biografische Fundstücke

Von Wolfgang Hempel

Jünkerath – vor 1945 ein Eisenbahnknotenpunkt in der Eifel mit ca. 700bei der Eisenbahn Beschäftigten während der Kriegsjahre. Ende dersiebziger Jahre sind es noch 20. Der Ort hat heute ca. 2.000 Einwohnermit einem Ausländeranteil von ca. 300 aus 30 Nationen. Noch heute sind90% der Bevölkerung katholisch und nur 10% evangelisch.1

Mutter Gertrud Mathilde Leonhard konnte ihren Mann Ludwig Mitte/Ende 1945 aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft in Gießen ab-holen und man zog mit dem dreijährigen Sohn Manfred in diese Stadt, inder der Vater, schon vor dem Krieg bei der Post in Bitburg beschäftigt,mit der Leitung des Postamtes betraut wurde. Die jungen Eltern, die eigent-lich genug damit zu tun hatten, sich in einer neuen Welt einzurichten, mitder schwierigen wirtschaftlichen Situation und dem Mangel in den erstenNachkriegsmonaten fertig zu werden, wollten nicht, dass der kleine Sohnohne Geschwister aufwuchs,2 und so wurde Joachim-Felix Leonhard am10. September 1946 geboren und am 22. September auf den Namen FelixJoachim in der Kirche St. Antonius getauft. Dass bei der Taufe der NameFelix an erster Stelle stand, hatte vermutlich damit zu tun, dass FelixSchimmels, wohl ein Bruder der Mutter Gertrud Mathilde, geboreneSchimmels, einer der Taufpaten war.3 Im Jahr 1949 folgte noch eineTochter, nach der Mutter Mathilde genannt, und die Wunschfamilie warvollständig.

Obwohl der kleine Felix Joachim, der schon mit drei Jahren mit seinerFamilie nach Gerolstein umzog, sicher keine bewusste Erinnerung mehran Jünkerath hatte, muss ihn das lebendige Eisenbahnwesen seinerGeburtsstadt sehr beeindruckt haben. Er wurde ein leidenschaftlicherHobby-Eisenbahner, kennt sich im Eisenbahnwesen bestens aus undverschwindet wohl auch noch heute, so er dazu Zeit findet, in seinemKeller, um dort die elektrischen Züge fahren zu lassen.

Am 6. März 1945 war für Jünkerath mit dem Einmarsch amerikanischerTruppen der Krieg zu Ende. Französische und belgische Truppen lösten

1 Auskunft des Ortsbürgermeisters von Jünkerath Rainer Helfen vom 13.8.2006.2 Jürgen Gottschling: Interview mit Joachim Felix Leonhard, Archiv Neue Rundschau Heidelberg (imFolgenden: Gottschling).3 Kirchenbuch St. Antonius Jünkerath.

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872 Biografische Fundstücke

am 10. Juli 1945 die Amerikaner ab, und mit den Beschlüssen der Kon-ferenz von Potsdam vom 17. Juli bis 2. August 1945 gehörten die Bezirkedes südlichen Rheinlandes zur französischen Besatzungszone.4

Die Franzosen, die in ihrem Besatzungsgebiet über keinen ehemaligenReichssender des Rundfunks verfügten, gründeten Ende 1945 für ihre Zone,die späteren Länder Rheinland-Pfalz, Württemberg-Hohenzollern undSüdbaden, den Südwestfunk mit Sitz in Baden-Baden und die Rheinland-Pfalz-Studios in Mainz, Kaiserslautern und Koblenz. Am 31. März 1946beginnt diese auch für Jünkerath zuständige Rundfunkanstalt aus einemehemaligen Hotel in Baden-Baden und den Studios mit ihren Sendungen,und bei der Papierknappheit bleibt das Radio neben den wenigen und imUmfang sehr reduzierten Zeitungen das wichtigste Informations- undUnterhaltungsmedium. Man las in Jünkerath die zweimal wöchentlich er-scheinende Trierer Volkszeitung und vielleicht auch die Rheinzeitung,die dreimal wöchentlich in Koblenz erschien.5

Am Tag der Geburt von Felix Joachim kommentiert die Trierische Volks-zeitung den Nürnberger Prozess und das Schlusswort von Hermann Göring,in dem er unter anderem erklärte, „kein Staat habe durch eine Notifizierungdas Reich darauf aufmerksam gemacht, dass man die Tätigkeit für denNationalsozialismus bestrafen werde“. Man fasst es nicht.6

Es wurden für den 11. und 12. September in Mainz größere Feiern an-lässlich der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz angekündigt, die mitder Verordnung Nr. 57 des Befehlshabers der französischen Besatzungs-zone, General Pierre König, am 30. August 1946 verfügt worden waren.

Am 15. September sollen die ersten Kommunalwahlen nach Kriegsendestattfinden. Man kann ab dem 18. September mit der Eisenbahn in achtStunden von Trier bis Köln fahren und die Kartoffelversorgung der StadtTrier für September und Oktober mit 13,8 Kilo für den Normalverbraucherscheint gesichert zu sein.7

Der Südwestfunk Baden-Baden beginnt sein Programm am Dienstag,dem 10. September, nach den Frühnachrichten um 6.10 Uhr mit einemMorgenkonzert und einem Walzer von Irving Berlin „Weil ich Dich liebe“,von 7.30 bis 8.00 Uhr kommen aus Saarbrücken Frühgymnastik und FroherKlang zur Morgenstunde, dann Nachrichten, Wetter und Wasserstands-

4 Auskunft des Ortsbürgermeisters von Jünkerath Rainer Helfen vom 13.8.2006, Auszüge aus derChronik von Jünkerath.5 Auskunft des Ortsbürgermeisters von Jünkerath Rainer Helfen vom 13.8.2006.6 Trierische Volkszeitung, Dienstag, 10.9.1946, Kommentar „Vor dem Urteil“, S. 1.7 Trierische Volkszeitung, Dienstag, 10.9.1946.

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873Wolfgang Hempel

meldungen und Schallplattenmusik aus Freiburg bis 8.30 Uhr, und nachzwanzig Minuten Nachrichten aus Paris in französischer Sprache ist von8.50 bis 12.00 Uhr erst einmal Sendepause.

Von 12.00 bis 13.00 Uhr sendet Koblenz ein Mittagskonzert und nachden Nachrichten hört man aus Baden-Baden Schallplattenmusik nach Tischbis 13.35 Uhr. Von 13.45 bis 14.00 Uhr spricht Frankreich zum deutschenVolk, es folgen Nachrichten und bis 14.30 Uhr wieder Unterhaltungsmusikaus Saarbrücken. Dann gibt es wieder eine Sendepause von vier Stunden.Ab 18.30 Uhr wird fünfzehn Minuten aus allen Zonen kreuz und querdurch Deutschland berichtet, dann gibt es fünfzehn Minuten Französischim Südwestfunk.

Nach einer kleinen Abendmusik von 19.00 bis 19.30 Uhr und zehnMinuten Schallplattenmusik folgt die Wortsendung „Tribüne der Zeit“und von 20.00 bis 20.15 Uhr „Le Magazine de France“. 20.15 bis 20.30Uhr spielt Rudolf Würthner auf dem Akkordeon Konzertmusik und dannkommt der Höhepunkt des Tages von 20.30 bis 21.30 Uhr mit demSchwank „Der Raub der Sabinerinnen“ von Ernst und Paul von Schönthanals Liveübertragung aus dem Studio I in Baden-Baden.

Anschließend spricht wieder Frankreich zum deutschen Volk und mitUnterhaltungsmusik aus Kaiserslautern und Tanzmusik aus Baden-Baden,unterbrochen von Nachrichten, beendet der Südwestfunk sein Programmmit den Schlagern von Peter Igelhoff „Schade, dass wir auseinandergehen“und Franz Grothe „Sing mit mir...“ um 24.00 Uhr.8

Und damit geht der erste Lebenstag von Felix Joachim im Südwestfunkund damit im Radioapparat der Familie Leonhard zu Ende.

Die Zeit in Jünkerath war nach drei Jahren zu Ende. Vater Leonhardwurde nach Gerolstein in der Eifel versetzt. Es waren die letzten dreiJahre vor der Währungsreform, noch sehr bestimmt durch Mangel undEntbehrung. Aber es war für Kinder auch eine schöne und abenteuerlicheZeit. Manfred Leonhard, der 1942 geborene ältere Bruder, erinnerte sicham 23. September 2006 in Lorsch:

„Es war eine wunderschöne Jugend und Kindheit. Ich kann mich anJünkerath erinnern, dass wir jeden Tag, wir Älteren – Du lagst ja in derWiege – das Entsetzen unseres Vaters hervorriefen, weil wir jeden Tagmit verrosteten Handgranaten und Maschinenpistolen aus der seichtenKyll, die die deutschen Soldaten auf der Flucht vor den Amerikanernweggeworfen hatten, im Postamt erschienen.8 Sendeprotokolle des Südwestfunks vom Dienstag, dem 10.9.1946, Manuskriptarchiv im Histori-schen Archiv des SWR Baden-Baden.

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874 Biografische Fundstücke

Das zweite, was in Erinnerung blieb, ist die Amtsziege. Es gab im Kellereine Ziege, deren Milch ausschliesslich unserem Bruderherz vorbehaltenwar. Es ist bis heute ungeklärt, wer die Ziege gemolken hat. Jedenfallshat, wie man augenscheinlich feststellen kann, weder ihm der Genuss derMilch, noch mir der Verlust der Milch geschadet.“9

Joachim-Felix Leonhard selbst führt einiges in seinem Leben auf denfrühen und reichliche Genuss von Ziegenmilch zurück. Schon in der Ant-wort auf die erste Frage in dem Interview, das der Journalist Jürgen Gott-schling im September des vergangenen Jahres mit ihm führte, sagte eru.a.: „Ich bin mit Ziegenmilch ernährt worden. Es gibt manche Leute, dieheute noch behaupten, das könne man merken.“ Und auf die weitere Frage:„Aus welchen Gründen? Liegt da irgendetwas in Ihrem Charakter, dasdas vermuten lässt?“ sagt Leonhard weiter:

„Ich bin nicht immer bequem. Der mit Ziegenmilch aufgezogene Ziegen-bock ist immer etwas bockig – ist nicht immer glatt. Später bei der Bundes-wehr habe ich einmal die Beurteilung bekommen: Der Gefreite Leonhardneigt zu Widerspruch. Ich mache es mir selbst nicht einfach, aber auchanderen hin und wieder nicht. Meine Frau sagt manchmal auch, hin undwieder sei davon ein bisschen zu spüren von der Ziegenmilch!“10

Vater Leonhard hätte nach dem Abitur 1934, das ihm der oft arbeitsloseVater, Bergmann in Neunkirchen/Saar, ermöglicht hatte, gerne studiert,aber dazu fehlten die Mittel. Er ging zuerst zum Militär und wechseltedann, wie viele Soldaten auf Zeit, anschließend in den öffentlichen Dienst,zuerst als Gerichtsschreiber beim Amtsgericht in Nohfelden/Saar und dannzur Post als „Postsupernumerar“ (außerhalb einer Planstelle), bis er alsPostbeamter in Bitburg zu Beginn des Krieges wieder eingezogen wurde.Seine beiden jüngeren Brüder gingen dann auch zur Post, so dass manhier von einer Leonhardschen Post-Generation sprechen kann.11

Die Leonhards waren eine katholisch-rheinisch-republikanisch-bil-dungsbürgerliche Familie, so wie sie auch Joachim Fest in seinen soebenerschienenen Erinnerungen an Kindheit und Jugend beschreibt.12 DieEltern waren in einem christlich geprägtem Milieu groß geworden, derVater konnte sich als junger Soldat in den dreißiger Jahren dem Einflussdes NS-Staates noch weitgehend entziehen, die Mutter kam aus einem

9 Manfred Leonhard: Geburtstagsrede am 21.9.2006 in Lorsch, Transkription.10 Gottschling (wie Anm. 2).11 Gottschling (wie Anm. 2).12 Joachim Fest: Ich nicht. Erinnerungen an eine Kindheit und Jugend, Reinbeck 2006.

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875Wolfgang Hempel

sehr christlich geprägten Elternhaus in Bitburg mit Bindungen an jüdischeFreunde. Als in den ersten Nachkriegsjahren immer wieder Pakete ausden USA kamen und das Kind Joachim die Mutter fragte, wer denn dieseschönen Dinge schicke, erfuhr es, dass eine jüdische Jugendfreundin dieMutter damit an ihre Freundschaft in schwerer Zeit erinnere.13

Die Eltern waren für ihre Kinder Vorbilder sowohl in der familiärenLebensführung als auch in der Weise, wie sie gemeinsam das beruflicheLeben des Vaters meisterten. Dieser, bestimmt von einem großen sach-lichen Ehrgeiz, hat sich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1979 immerwieder neuen Aufgaben, wenn auch immer innerhalb der Post, gestellt.Die Familie musste dafür ein stetes Wanderleben, allerdings in einemüberschaubaren geographischen Rahmen, auf sich nehmen.

Schulwechsel, immer wieder neue Freunde, immer wieder ein neuessoziales Umfeld. Und da die beruflichen Stationen des Vaters auch immerLebens- und Schulstationen der Kinder und unseres Jubilars waren, seiensie hier kurz aufgezählt: 1948/49 Gerolstein, 1953 Flörsheim, 1954 Ober-ursel/Taunus, 1955 Bensheim/Bergstrasse mit Dienstwohnung in Lorsch,später Pforzheim, dann Darmstadt und zuletzt Referatsleiter beim Posttech-nischen Zentralamt in Darmstadt.

Trotz der mit einer solchen Karriere verbundenen dienstlichen Bean-spruchungen hatte der Vater stets Zeit für die Kinder, wenn auch wohl dieMutter das Zentrum der Familie war, für die Einhaltung der täglichenRegeln sorgte, zu denen das gemeinsame Mittagessen mit Gesprächenund geduldigem Zuhören gehörte, was bei Fahrschülern gar nicht so ein-fach zu organisieren war.

Gerne hätte ich über den Gymnasiasten Joachim-Felix, der von 1957bis zum Abitur am 8. Februar 1966 das Alte Kurfürstliche Gymnasium inBensheim besuchte, mehr erfahren, als er selbst berichtet. Aber meineAnfrage bei der heutigen Schulleitung lief ins Leere. Der Schulleiter musstemir am 30. August dieses Jahres mitteilen, dass mit den schulischen Unter-lagen nach Vorschrift verfahren worden sei: Die Akten wurden 10 Jahreaufbewahrt und dann vernichtet.

Von Joachim-Felix Leonhard selber wissen wir, dass er es in seinerSchulzeit immerhin zu ein paar Einträgen ins Klassenbuch gebracht hat,zumal er als Klassensprecher die Interessen seiner Mitschüler zu vertretenhatte, was „nicht immer konfliktarm in einem durchaus noch autoritärenSchulsystem Ende der fünfziger Jahre, Anfang der sechziger Jahre war“.

13 Gottschling (wie Anm. 2).

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876 Biografische Fundstücke

Ich hatte meine Nachkriegsschulzeit von 1946 bis 1951 in Minden immerals eine ungeheuer liberale und offene Schulzeit in Erinnerung und mitmeinem Klassenlehrer Kontakt bis zu seinem Tod. Meine jüngeren Freundewollten dieser Einschätzung nicht zustimmen. Erst eine Studie von JoachimPetzold14 erklärte mir diesen Widerspruch. 1952, also nach Beendigungmeiner Schulzeit, trat das sogenannte „131er-Gesetz“ in Kraft. NS-be-lastete Lehrer kehrten in die Schulen zurück und in der Untersuchung vonPetzold wird sowohl durch die nun vergebenen Aufsatzthemen als auchdurch die Kommentare dieser Lehrer zu Aufsätzen deutlich, wer da wiederin unseren Schulen aktiv wurde.

In dieses Bewertungsschema passt, dass Joachim-Felix Leonhard inder Untertertia, also im Jahr 1960, eine Stunde Arrest wegen fortgesetzterKindlichkeit und wegen Widerspruch erhielt. Das wäre von 1946 bis 1951nicht möglich gewesen. Wir ehemaligen Jungvolkpimpfe, die das NS-Verhalten unserer Lehrer und auch der Mehrheit der Erwachsenen nochsehr gut in Erinnerung hatten, hätten sich so etwas nicht gefallen lassen.

Auch Joachim-Felix Leonhard hatte in seinem Elternhaus gelernt, nichtalles hinzunehmen, sich nicht ungefragt allem unterzuordnen, zu wider-sprechen. Ein Ausflug zu den katholischen Pfadfindern endete sehr schnell.Bei aller Sportlichkeit, die ihn auszeichnete und die er sich bis heutebewahrt hat, bei aller Offenheit anderen gegenüber, bei allem sozialenEngagement – die Pfadfinder waren ihm zu hierarchisch, und uniformiertzu sein, machte ihm kein Vergnügen. Aber er hat sich in seiner Jugend derGemeinschaft nicht entzogen. Schon als Meßdiener machte er eine kleineKarriere. Er begann als Kerzenträger und war zum Schluss dann Zeremo-nienmeister, also Zeremoniar. Er machte Gruppenerfahrungen in der katho-lischen Jugend in Zeltlagern und abends am Lagerfeuer und er begeistertesich früh für das Fußballspiel, für einen Sport, bei dem es auf Teamarbeitund Disziplin ankommt.15

Es scheint mir, dass die Mischung aus Katholizismus, Arbeiterschaftdes Großvaters, liberale Aufgeschlossenheit einer linksrheinischen Bürger-lichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Pflichtbewusstsein eines Vaters,der wusste, woher er kam und auch für seine Mitarbeiterinnen und Mit-arbeiter ein Vorbild war, wenn er zum Beispiel Heiligabend deshalb ver-spätet nach Hause ging, weil er als Chef des Postamtes selbstverständlich

14 Petzold, Joachim: In Deiner Brust sind Deines Schicksals Sterne? Mindener Gymnasiasten undDresdner Oberschüler im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter Mitarbeit von WaltraudPetzold (Potsdamer Studien 5) Potsdam 1998.15 Gottschling (wie Anm. 2).

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noch mithalf, die Pakete zu verladen, damit alle etwas früher Feierabendmachen konnten – es scheint mir, dass dieses alles auf den persönlichenund beruflichen Lebensweg Joachim-Felix Leonhards einen prägendenEinfluss gehabt hat und dass er dieses, zusammen mit seiner Frau Beate,auch an die Kinder Valentina, Julius, Greta und Lukas weitergegeben hatund weitergibt.

Joachim-Felix Leonhard hat nach seinem Abitur in Bensheim/Bergstraßeeinen sehr bunten und abwechslungsreichen wissenschaftlichen und beruf-lichen Werdegang durchlaufen.

Zuerst einmal rief die Bundeswehr. Weil er Reserveoffizier werdenwollte, verpflichtete er sich auf zwei Jahre bei der Luftwaffe mit Stationenin Landsberg/Lech, in Kaufbeuren im Allgäu, dann in Fürstenfeldbruckbeim Offiziersanwärterbataillon. Den Fahnenjunkerlehrgang beendete er14 Tage vor Schluss. Er fand vieles kritikwürdig, äusserte sich freimütig,wie er es in der Familie gelernt hatte, und dann kam die offizielle Bewer-tung „Der Gefreite Leonhard neigt zu Widerspruch“. Er wurde versetztnach Mannheim als Leiter der Stabsstelle Statistik beim Luftwaffenver-sorgungsregiment IV in Neckarau. Das Regiment war in Käfertal statio-niert, so dass die Soldaten täglich zu ihrer Dienststelle nach Neckarauherausfahren mussten. Das gab Leonhard die Möglichkeit, sich freie Zeitenzu verschaffen, um nach Beendigung des Dienstes am späten Nachmittaghin und wieder einen Abstecher zur Universität Mannheim zu machen,um dort bei Hans Albert Vorlesungen über formale Logik zu hören.16

In seiner Freizeit verschaffte er sich durch die Vermittlung seines älterenBruders, der Assistent am Institut für Papyrologie an der UniversitätMarburg war, einen kleinen Nebenverdienst. Für 5 Pfennige pro Zettelübernahm er für die Edition Oxyrhynchi Papyri, aus oberägyptischen Ver-trags- und Heiratsurkunden, die Verzettelung. Eine Sklavenarbeit, wie ersagt, aber eine Arbeit, die neben der Routinearbeit bei der Bundeswehrdoch einen intellektuellen Ausgleich bot.

Joachim-Felix Leonhard hat die zwei Jahre bei der Bundeswehr nichtals verlorene Zeit betrachtet. Er kam aus einem behüteten Elternhaus mitbürgerlichen Regeln und Werten und fand sich plötzlich als humanistischgebildeter Abiturient im Kreise von sehr einfachen Kameraden, ja auchZuhältern – in einer ihm bis dahin völlig unbekannten Welt. Und wasmachten er und die beiden anderen Abiturienten, die in Kaufbeuren ihren16 Prof. Dr. Dr. h.c. Hans Albert, * 1921, von 1963 bis zur Emeritierung 1989 Lehrstuhl für Soziologieund Wissenschaftslehre an der Universität Mannheim.

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Grundwehrdienst absolvierten? Sie gestalteten mit ihren Kameraden denstaatsbürgerlichen Unterricht. Die drei Abiturienten lernten dabei, anderezu verstehen, die nicht die gleiche Vorbildung und nicht die gleichenVoraussetzungen hatten wie sie.17

1968 begann das Studium an den Universitäten Frankfurt am Main undHeidelberg in den Fächern Geschichte, Latein, Philosophie und HistorischeHilfswissenschaften. 1973 machte er das 1. Staatsexamen für das Lehramtan Gymnasien. 1976 promovierte er bei Prof. Dr. Peter Herde, der seinenfrüheren Schüler in seiner Geburtstagsrede am 23.9.2006 in Lorsch sobeschrieb:

„In all diesen Turbulenzen“ – es war die Zeit der 68er – „war es natürlichein Glücksgefühl, dass man Schüler wie Joachim-Felix Leonhard hatte,der offensichtlich diese Bewegung ähnlich beurteilt hat, wie ich es getanhabe. .... Er war schon unter den damaligen Studenten ein Ausnahmefall,weil er von einem humanistischen Gymnasium kam und eine vorzüglicheBildung in den klassischen Sprachen hatte, die er dann um moderneSprachen ergänzt hat. Dass er heute so gerne auf internationalen Kon-gressen auftritt, liegt auch daran, dass er außer dem üblichen Englischund Französisch auch etwas Italienisch kann und sich da verständigenund die deutsche Wissenschaft und die deutsche Wissenschaftspolitik sehrgut vertreten kann.“18

Als sich Leonhard 1976 um die Aufnahme in ein Referendariat imBayerischen Bibliotheksdienst bewarb, war man im zuständigen Mi-nisterium etwas zögerlich. Die Bibliotheksschule in München war damalsim Prinzip nur bayerischen Landeskindern vorbehalten, und jetzt bewarbsich ein Historiker aus dem roten Hessen?

Peter Herde, inzwischen Ordinarius an der Universität Würzburg,machte dem Ministerium in einem Gutachten klar, dass es auch außerhalbdes Freistaates Bayern hochqualifizierte Hochschulabsolventen gab. Sodurchlief Leonhard das zweijährige Referendariat für den höheren Biblio-theksdienst an der Universitätsbibliothek Würzburg und als einziger Nicht-bayer an der Bibliotheksschule in München.

Dr. Rolf Griebel, Generaldirektor der Bayerischen StaatsbibliothekMünchen, beschreibt den weiteren Werdegang Leonhards in seinerGeburtstagsrede am 23. 9.2006 in Lorsch:

„Nach dem Assessorexamen 1978 führte ihn sein Weg zunächst an dieGesamthochschulbibliothek Bamberg, die seinerzeit von Herrn Dr. Leskien17 Gottschling (wie Anm. 2).18 Peter Herde: Geburtstagsrede am 23.9.2006 in Lorsch, Transkription.

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879Wolfgang Hempel

geleitet wurde. Bei dessen Verabschiedung in München vor zweieinhalbJahren hat Herr Dr. Leonhard in seiner Ansprache mit sehr persönlichenWorten die Bamberger Jahre geschildert. Es war die spannende erste Phasedes Aufbaus der Hochschule und ihrer Bibliothek, die bei aller profundenbibliothekarischen Planung, bei aller Professionalität der entwickeltenOrganisationskonzepte aus unterschiedlichen Gründen immer wieder ganzbesondere Anforderungen an die Improvisationsfähigkeit stellte.

Die Leitungsbesprechungen im Direktionszimmer, damals in der Bam-berger Altstadt gelegen, wurden in verlässlicher Regelmäßigkeit vonDurchsagen des nahe gelegenen Kaufhauses unterbrochen, die im unver-fälschten fränkischen Idiom und beachtlicher Phonzahl durch die Fensterdrangen, was jedoch die jeweilige Entscheidungsfindung nicht beein-trächtigte. Herrn Dr. Leonhard war in Bamberg die Leitung der drei Biblio-theken Sozial- und Wirtschaftswissenschaften wie Erziehungswissen-schaften und Psychologie übertragen. ...

Nach zwei Jahren intensiver Aufbauarbeit an der Gesamthochschul-bibliothek Bamberg wechselte Leonhard 1980 in den Südosten Bayernsan die gleichfalls neu gegründete Universitätsbibliothek Passau. ...

Nach verheißungsvollen Lehrjahren in Bayern folgten die Wanderjahre,die Dr. Leonhard zunächst nach Baden-Württemberg an die altehrwürdigeUniversitätsbibliothek Heidelberg führten. ...

Anfang Juni 1984 übernahm Dr. Leonhard bei der deutschen For-schungsgemeinschaft die Stelle des stellv. Leiters der Fachgruppe Wissen-schaftliches Bibliothekswesen, die auch das Archivprogramm umfasste.19

... Nach den Lehr- und Wanderjahren kehrte Dr. Leonhard 1987 wiedernach Baden-Württemberg zurück, um die Leitung der Universitätsbiblio-thek Tübingen zu übernehmen. Es folgten somit die bibliothekarischenMeisterjahre. Die vierjährige Amtszeit als Direktor war von vielfältigenHerausforderungen geprägt, denen Leonhard sich voller Energie, phanta-sievoll und stets pragmatisch, kurzum höchst erfolgreich stellte.“

Hier endet das ungewöhnlich umfangreiche Zitat aus der Geburtstags-rede von Rolf Griebel. Ich bitte um Verständnis, dass ich in dieser Samm-lung biografischer Mosaiksteine an vielen Stellen kompetentere Zeugen,als ich es selber bin, zu Wort kommen lasse.

Am 8. Mai 1991 begegnete ich Joachim-Felix Leonhard zum ersten Mal– und das kam so zustande:19 Siehe auch im vorliegenden Band den Beitrag von Heyen, Franz-Josef: Von der Förderung über-regionaler Vorhaben der Archive.

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880 Biografische Fundstücke

1989 war der langjährige Vorstand des Deutschen Rundfunkarchivs, Dr.Harald Heckmann, 65 Jahre alt geworden und es war ihm nicht gelungen,einen möglichen Nachfolger aus dem Kreis der Kolleginnen und KollegenArchivare der ARD für eine Nachfolge zu gewinnen. Diejenigen, die in-frage gekommen wären, hatten abgewinkt, weil es ihnen trotz der interes-santen Aufgabe, das von Heckmann zu einem wichtigen international undnational anerkannten Dokumentationsinstitut weiterentwickelte DeutscheRundfunkarchiv zu übernehmen, nicht so sehr erstrebenswert erschien,unter einem Verwaltungsrat zu arbeiten, der aus Intendanten, Direktorenund Referenten aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bestand.Es reichte ihnen aus, jeweils einer Betriebsleitung gegenüber verantwort-lich zu sein. Harald Heckmann, seinem Haus eng verbunden, ließ sichüberreden, über seinen 65. Geburtstag hinaus noch zwei Jahre im Amt zubleiben, und machte sich weiter auf die Suche nach einem Nachfolger.

Aber natürlich machten sich die deutschen Rundfunkarchivare auchGedanken über den zukünftigen Vorstand des so wichtigen zentralenDeutschen Rundfunkarchivs, und so schrieb ich als damals dienstältesterArchivar der ARD am 28. November 1989 einen Brief an den Intendantendes Südwestfunks:

„Sorge mache ich mir darüber, dass offensichtlich schon seit langemüber die Nachfolgekandidaten unter dem Gesichtspunkt einer guten Ver-sorgung von Freunden oder engen Mitarbeitern von einzelnen Intendantennachgedacht und auch geredet wird. Die Aufgaben des Vorstands desDeutschen Rundfunkarchivs auf den unterschiedlichen Ebenen undinnerhalb einer inzwischen hochprofessionellen Fachöffentlichkeit setzenaber bestimmte Fachqualifikationen und Charaktereigenschaften voraus.Der Vorstand des Deutschen Rundfunkarchivs muss:

1. die Fähigkeit im Umgang mit Rundfunkarchivaren verschiedenerHierarchie-Ebenen haben und sie zur Kooperation mit dem DRA motivie-ren können. Er muss zudem in fachlicher Hinsicht, und zwar auf den Gebie-ten Archiv, Dokumentation, EDV und Rundfunkwissenschaft ein aner-kannter Gesprächspartner sein.

2. die persönliche und fachliche Qualifikation haben, um von den Mit-gliedern des Verwaltungsrats, also den Intendanten der ARD, als kompe-tenter Gesprächspartner anerkannt zu werden.

3. in fachlicher Hinsicht im ABD-Bereich (Archiv-Bibliothek-Doku-mentation) kompetent und anerkannt mit den führenden Vertretern desArchiv-, Bibliotheks- und Dokumentationswesens national und internatio-nal verkehren können,

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881Wolfgang Hempel

4. in der Lage sein, einen zwar kleinen aber mit eigenwilligen fähigenMitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgestatteten Apparat, das DRA, ziel-sicher und kompetent leiten zu können.

Der Posten des Vorstands des DRA eignet sich deshalb überhaupt nichtals Versorgungsposten für ‚verdiente Rundfunkmitarbeiter‘.“20

Damals ahnte ich noch nicht, welche zusätzlichen Probleme, Schwierig-keiten und Aufgaben mit den Rundfunkarchiven der DDR auf den Nach-folger von Harald Heckmann zukommen würden.

Im Sommer des Jahres 1990 wurden Harald Heckmann und ich in erstenGesprächen mit den Verantwortlichen beim Deutschen Fernsehfunk undbei Radio DDR mit dem Problem der umfangreichen und bedeutendenaudiovisuellen Archive dieser beiden staatlichen Einrichtungen der DDRund der Frage der Zukunft der großen Mitarbeiterstäbe konfrontiert. Eswar noch nicht abzusehen, wie schnell die Wiedervereinigung kommenwürde, aber es war deutlich, dass auch die öffentlich-rechtlichen Rund-funkanstalten wie die bundesrepublikanische Politik keine Konzepte inder Schublade hatten. Wir wollten auf den Moment vorbereitet sein, indem die Politik über die Zukunft von Fernsehen und Radio in der DDRund damit auch über die Archive entscheiden würde, und wir regtenzusammen mit dem damaligen Präsidenten des Bundesarchivs, FriedrichKahlenberg, an, umgehend im Einvernehmen mit den amtierenden Inten-danten von DFF und Radio DDR eine Organisations-, Personal- und Be-standsanalyse der Archive durchzuführen.

Der Verwaltungsrat des DRA erteilte einen entsprechenden Auftrag andie Hauptabteilung Dokumentation und Archive des Südwestfunks, meinKollege Dr. Michael Harms übernahm die Projektleitung, und wenigeWochen nach der Wiedervereinigung lag diese Analyse vor. Natürlichwaren die großen privaten Medienplayer der Bundesrepublik längst auf-gewacht und hatten erkannt, was für ein Programmvermögen in den DDR-Archiven vorhanden war.

Harald Heckmann war klar, dass dieses Programmvermögen ungeteiltin öffentlich-rechtlichen Besitz genommen werden müsste und dass sichdafür die Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv am besten eignen würde.Aber die ARD-Intendanten, der Verwaltungsrat des Deutschen Rundfunk-archivs, mussten überzeugt werden, denn eine Übernahme von Beständenund Personal kostete erst einmal Geld.

20 Archiv Wolfgang Hempel.

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882 Biografische Fundstücke

Und Harald Heckmann war auch klar – er musste einen Nachfolger findenund vorschlagen, der nicht nur das bisherige Deutsche Rundfunkarchivkompetent leiten könnte, er musste einen Nachfolger finden, der in derLage war, die ARD und eventuell auch das ZDF von der Notwendigkeitder Übernahme und damit Sicherung dieser Archive für Programm undWissenschaft zu überzeugen, eine solche Übernahme zu organisieren usw.usw.

Es war wohl Anfang 1991, als er das erste Gespräch mit dem Direktorder Tübinger Universitätsbibliothek, Dr. Joachim-Felix Leonhard, führte.Er kannte ihn noch aus Leonhards Zeit bei der Deutschen Forschungs-gemeinschaft, wo er für Archive und Bibliotheken zuständig war undHeckmann zusammen mit Franz-Josef Heyen, damals Landesarchiv-direktor von Rheinland-Pfalz, Mitglied der zuständigen Kommission war.Ich weiß nicht, wie es Harald Heckmann gelungen ist, Joachim-Felix Leon-hard zu überzeugen, dass er das Wagnis einer völlig neuen Aufgabe über-nehmen müsse, wobei ja noch das Problem bestand, dass innerhalb derARD Konkurrenten ins Rennen geschickt werden würden.

Am 8. Mai 1991 wählte der Verwaltungsrat des Deutschen Rundfunk-archivs auf seiner Sitzung in Saarbrücken mit acht Ja-Stimmen und zweiEnthaltungen Joachim-Felix Leonhard zum Vorstand des Deutschen Rund-funkarchivs. Die zwei Enthaltungen waren das Zugeständnis von zweiVerwaltungsratsmitgliedern an den Gegenkandidaten, den einer der Ent-halter gerne mit diesem Vorstandsposten versorgt hätte.

Am gleichen Tag nachmittags kamen Harald Heckmann und Joachim-Felix Leonhard nach Baden-Baden, wir lernten uns persönlich kennenund hatten zu viert, mein Kollege Dr. Michael Harms21 stieß noch dazu,ein erstes Strategiegespräch.

Noch bevor Joachim-Felix Leonhard am 1. Oktober 1991 sein neuesAmt angetreten hatte, musste er wegen einer plötzlichen Erkrankung vonHarald Heckmann, der bis zum letzten Tag seiner schon verlängerten Amts-zeit für die Übernahme der Ostarchive kämpfte, diesen auf der Ver-waltungsratssitzung des Deutschen Rundfunkarchivs am 16. Septemberzum Tagesordnungspunkt 1 „Rundfunkarchivbestände in den neuenBundesländern“ gemeinsam mit mir vertreten. Wir fuhren mit dem Zugnach Bremen und ich versuchte, Leonhard auf die Besonderheiten dieserVerwaltungsratssitzungen vorzubereiten. Ich will jetzt nicht ins Einzelnegehen, aber ich hatte den Eindruck, mit dieser Sitzung war ihm klar, auf21 Dr. Michael Harms, heute Hauptabteilungsleiter Dokumentation und Archive des SüdwestrundfunksBaden-Baden, Mainz und Stuttgart.

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was er sich eingelassen hatte. Einer der Intendanten stiftete nach einemTelefongespräch mit seiner Rundfunkanstalt in Berlin Verwirrung undmeinte – ich zitiere aus dem Protokoll – „es stelle sich eine völlig neueSachlage dar, so dass die in der Beschlussvorlage vorgeschlagene Über-nahme des Archivbestandes in die Obhut des DRA zum gegenwärtigenZeitpunkt noch nicht abschließend entschieden werden könne.“

Wenn ich heute in den Programmen der ARD und insbesondere dendritten Programmen des NDR, des RBB und des MDR sehe, was alles ausden Archivbeständen der DDR gesendet wird, vom Sandmännchen biszum Polizeiruf 110, von Unterhaltungssendungen bis zu Film- und Fernseh-spielproduktionen des DFF, dann weiß ich, dass wir damals auf die Frageim Verwaltungsrat des DRA, „wozu brauchen wir die Archivbeständeeigentlich“, viel zu zaghaft argumentiert haben.

Ab dem 1. Oktober 1991 blieben Leonhard noch ganze drei MonateZeit, eine Übergangsgesellschaft als Zwischenlösung zu erfinden, dieseGesellschaft zu gründen, ABM-Stellen für die befristete Übernahme vonFachpersonal zu beschaffen und am 31.12.1991 um Mitternacht, dem durchGesetz festgelegten Termin, die Ostarchive zu übernehmen. In der Chronikdes Deutschen Rundfunkarchivs steht schlicht:

„1. Januar 1992 – Das Deutsche Rundfunkarchiv übernimmt im Auftragder fünf neuen Länder bzw. von deren Rundfunkanstalten MitteldeutscherRundfunk (MDR), Ostdeutscher Rundfunk Brandenburg (ORB), NDRund SFB die treuhänderische Verwaltung und die Koordination der ‚Rund-funkarchive Ost‘ des aufgelösten DDR-Rundfunks bzw. DDR-Fernsehens.Mit Unterstützung der ARD-Archive und der ‚Servicegesellschaft Archiveund Medien‘ (SAM), die in der Übergangszeit als Beschäftigungsgesell-schaft für die Mitarbeiter der ‚Rundfunkarchive Ost‘ fungiert, organisiertdas DRA in den folgenden zwei Jahren die Sicherung, Sichtung und Bewer-tung der Überlieferung.“22

Ernst Dohlus hat es in seiner Geburtstagsrede am 23. September 2006in Lorsch auf den Punkt gebracht:

„Was heute als selbstverständlich gilt, war damals ein finten- und über-raschungsreicher Kampf, war damals ein Kampf mit den ewig Gestrigenaus der DDR, mit den kapitalistischen Beutejägern, zum Beispiel LeoKirch, mit den bedenkenlosen Absahnern von Arbeitsbeschaffungsmaß-nahmemitteln, mit den „Freunden“ vom ZDF, mit den Reichsbedenken-trägern der ARD und den Hütern der Kassen.“23

22 Chronik „50 Jahre Deutsches Rundfunkarchiv“, 2002, S. 21.23 Ernst Dohlus: Geburtstagsrede am 23.9.2006 in Lorsch, Transkription.

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Gott sei Dank hatte Leonhard in dem Beauftragten des Senders FreiesBerlin für die Rundfunkneuordnung in Ostdeutschland Ernst Dohlus einendynamischen, sachkundigen und unbürokratischen Mitstreiter zur Seite –nur in einem irrt der Zeitzeuge. Es blieb auch dem Vorstand des DeutschenRundfunkarchivs nichts anderes übrig, als sich großzügig des Topfs derMittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für die von ihm initiierteServicegesellschaft Archive und Medien zu bedienen, weil die Verwal-tungsräte des DRA – die Intendanten der ARD – sich nicht fristgerechtentscheiden konnten, die Kosten für die notwendige übergangsweiseWeiterbeschäftigung des eingearbeiteten Personals der Archive des DDR-Rundfunks und Fernsehens zu übernehmen. Er hat das, wie ich weiß, nichtgerne getan – aber ohne seine Entscheidung wäre die spätere Überleitungder Archivbestände in das Deutsche Rundfunkarchiv Ost nicht möglichgewesen.

Bundespräsident Horst Köhler hat Joachim-Felix Leonhard am 3. Okto-ber 2004, am Tag der Einheit, das Bundesverdienstkreuz am Bande desVerdienstordens der Bundesrepublik Deutschland insbesondere für seineVerdienste als Vorstand der Stiftung Deutsches Rundfunkarchiv verliehen.

Joachim-Felix Leonhard, der Familienmensch, hat seinen hochbetagtenVater vor seiner Entscheidung, zur ARD zu gehen, um seinen Rat gefragtund der hat geantwortet: „Hör zu – seit 40 Jahren reden wir über die Wie-dervereinigung, haben sie auch im Grundgesetz als Auftrag stehen. Dumusst für Dich entscheiden, ob Du diese Aufgabe der Sicherung der Hör-funk- und Fernseharchive der ehemaligen DDR mit allen Schwierigkeiten,die damit verbunden sind, als kleinen Beitrag zu dieser Wiedervereinigungleisten willst“.24

Ich will an dieser Stelle meiner Erinnerungen an die gemeinsame ARD-Zeit, die für Leonhard oft nicht einfach war, weil es leider im Kreise derKolleginnen und Kollegen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstaltenauch Neid und Missgunst gab und die geballte Intendantenschaft alsVerwaltungsrat nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig ist, eine kleineAnekdote einfügen. Nach einem gemeinsamen Abendessen am Zeppelin-hafen in Potsdam nahm mich Leonhard zur Seite und sagte: „Sie habenmich, wie ich höre, mit einer Dampfwalze verglichen. Mir wäre das Bildder Lokomotive lieber gewesen.“ Und ich antwortete: „Lieber Herr Leon-hard, das meinen Sie doch nicht im Ernst. Eine Lokomotive zieht auf vor-gegebenen Gleisen mit vorgegebenen Fahrtzeiten brav ohne weitere Eigen-24 Gottschling (wie Anm. 2).

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initiative Personen- oder Güterzüge hinter sich her. Das ist nicht das Bild,das ich von Ihnen habe. Ich wollte meinen Kollegen, denen gegenüberich das Bild der Dampfwalze gebraucht habe, klar machen, dass Sie jemandsind, der auf immer neuen Baustellen die Dinge bereinigt, Fundamenteund den Unterbau von Straßen festigt, und dass man sich Ihnen tunlichstnicht in den Weg stellt.“

Joachim-Felix Leonhard hat sich während dieser zehn Jahre als Vorstanddes Deutschen Rundfunkarchivs stets auch außerhalb seiner beruflichenFunktion um den Aufbau von Strukturen der Forschung und Lehre, Bildungund Kultur bemüht: So hat er – vom Minister für Wissenschaft und For-schung des Landes Brandenburg in entsprechende Beiräte berufen – we-sentlich an der Gründung und am Aufbau des neuen Fachbereichs Archiv-,Bibliotheks- und Dokumentationswesen (heute Medienwissenschaft) ander Fachhochschule Potsdam und des Instituts für Information und Doku-mentation in Potsdam mitgewirkt, hat früh (im Jahre 1993) einen Lehrauf-trag an der Humboldt-Universität zu Berlin im Fach Neuere und NeuesteGeschichte übernommen, um vor allem junge Menschen an die Erfor-schung der deutsch-deutschen Gegenwarts- und Mediengeschichte heran-zuführen. Dafür hat ihn die Universität am 23. September 1997 zum Ho-norarprofessor im Fach Neuere und Neueste Geschichte ernannt, und fürdas Sommersemester 1998 hatte ihm die Hochschule für Film und Fern-sehen (HFF) Potsdam eine Gastprofessur im Studiengang „AudiovisuelleMedienwissenschaft“ übertragen.

All diese Aktivitäten erfolgten in enger Verbindung von Praxis undTheorie. Aus wichtigen und international beachteten, von Joachim-FelixLeonhard durchgeführten bzw. koordinierten Projekten ragt die mit derHumboldt-Universität betriebene und von der Deutschen Forschungsge-meinschaft finanzierte Untersuchung von historischen Quellen zur Rund-funkgeschichte in verschiedenen Archiven, Bibliotheken und Museen inMoskau heraus. Dabei war es möglich, in keineswegs einfachen Verhand-lungen Zugang und Kopien von Originaldokumenten, auch aus dem ehe-maligen KGB-Archiv, wo (deutsche) Akten des Dritten Reiches nach wievor lagern, zu erhalten. Das Inventar wurde 1997 publiziert.25

War schon die Sicherung der großen Archive des DDR-Hörfunks und-Fernsehens eine bemerkenswerte Leistung, weil sie außerhalb der sonstüblichen staatlichen Kulturförderung und mit Überzeugungskraft gegen-

25 Tischler, Carola: Inventar der Quellen zum deutschsprachigen Rundfunk in der Sowjetunion (1929–1945). Bestände in deutschen und ausländischen Archiven und Bibliotheken (Veröffentlichungendes Deutschen Rundfunkarchivs 9) Potsdam 1997.

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über gleich zwölf Landesrundfunkanstalten der ARD erfolgreich war, sobot die Errichtung eines für Archive und Bibliotheken architektonisch weg-weisenden Neubaus in Potsdam-Babelsberg gleichsam eine nochmaligeHerausforderung: Auch diese meisterte Leonhard bravourös und brachtedies zwischen Mitte 1998 und 2000 so zu Wege, dass bereits am 6. Dezem-ber 2000 der große Neubau mit Beteiligung politischer Prominenz (Fest-rede des Bundestagspräsidenten) und überregionaler Beachtung eingeweihtwurden.

Mit dieser Einweihung war aus der Baustelle Deutsches RundfunkarchivOst ein solides und zukunftssicheres Gebäude geworden, das audiovisuelleGedächtnis der fünf Neuen Länder und Berlins war gesichert und für dieöffentliche Nutzung zugänglich und damit wurde es Zeit für Joachim-Felix Leonhard, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Vier Wochenspäter, am 17. Januar 2001, wurde er zum neuen Generalsekretär desGoethe Instituts Inter Nationes gewählt.

Nicht unwesentlich mögen die vielfältigen und nicht selten ehrenamtlichenTätigkeiten für die Berufung auf eines der bedeutenden Ämter im deut-schen Kulturbetrieb eine Rolle gespielt haben: Leonhard gehörte und ge-hört einer Reihe von verschiedenen nationalen und internationalen Gre-mien und Kuratorien an, in denen er z. T. auch den Vorsitz für einzelne Amts-perioden innehatte bzw. führt und auch als Gutachter überregional und inter-national tätig war: So war er nebenamtlich von 1996 bis 1999 Präsidentder Deutschen Gesellschaft für Dokumentation (DGD), heute Gesellschaftfür Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI), der mit über2.000 Mitgliedern für Fragen von Information und Neue Medien überregio-nal zuständigen Fachgesellschaft, und ab Herbst 2001 Vorsitzender desArbeitskreises selbständiger Kulturinstitute (ASKI), der überregionalen Ver-einigung von heute 37 deutschen Kulturinstituten. Auch hier hat Joachim-Felix Leonhard wesentlich zur Integration von Institutionen aus den neuenLändern beigetragen. Im Deutschen Musikrat hat er den Vorsitz des Be-ratungsausschusses für das neu geschaffene Musikinformationszentrum(MIZ) in Deutschland inne und er hat noch zu seiner Rundfunkzeit das„Netzwerk Mediatheken in Deutschland“ gegründet, in dem heute über20 Medienarchive, Kinematheken und vergleichbare Kulturinstitute durchVerbindung ihrer Datenbanken überregional zusammenwirken.

Im internationalen Kontext hat sich Joachim-Felix Leonhard schon frühAnerkennung erworben durch Übernahme von ehrenamtlichen Funktionenin der International Association of Libraries and Library Associations (IFLA)

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wo er u.a. das Amt des Vice-Chairman des Professional Board versah. Ähn-liches gilt auch für seine Tätigkeit in der Deutschen UNESCO-Kom-mission, wo er den Vorsitz des Fachausschusses Kultur sowie des deut-schen Nominierungskomitees für das UNESCO-Programm „Memory ofthe World“ innehat. Die Anerkennung, die er sich vor allem um das neueUNESCO Programm „Memory of the World“ und dessen Aufbau inDeutschland erworben hat, haben ihm die Berufung in das InternationalAdvisory Comittee dieses Programms der UNESCO eingebracht.26 Undein sichtbares Zeichen seines großen Engagements auf diesem Gebiet istseine enge Verbundenheit zu Lorsch, der Stadt, in der er lange gelebt hatund wo seine von ihm so hochverehrten Eltern ihre letzte Ruhe gefundenhaben.

Leonhards erfolgreiche berufliche Erfahrungen im nationalen und inter-nationalen Rahmen basieren auf der eingangs geschilderten Ausbildung,die ihm schon früh den Weg zu europäischen und internationalen Themender Kultur, Wissenschaft und Bildung gewiesen hat. Seine durch ein Gra-duierten-Stipendium der Universität Frankfurt am Main unterstützte Dis-sertation über die Außen- und Handelspolitik der italienischen HafenstadtAncona im Mittelalter führte ihn als jungen Menschen zu Studien inArchive, Bibliotheken und Museen in Italien und im damaligen Jugosla-wien (Vatikan, Florenz, Ancona, Venedig, Fermo, Fano und Osimo sowieDubrovnik). Die Arbeit erschien in überarbeiteter Fassung 1983 in derReihe „Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom“ und noch-mals – in italienischer Übersetzung – 1992 in Ancona.27 In Anerkennungdieser Arbeit hat ihm der Rat dieser italienischen Großstadt im Jahre 1992die Ehrenbürgerwürde und die goldene Verdienstmedaille verliehen – wasJoachim-Felix Leonhard dann gleich zum Aufbau eines Studentenaus-tausches zwischen der Universität Urbino und der Fachhochschule Pots-dam genutzt hat.

Joachim-Felix Leonhard war 45 Jahre alt, als er Ehrenbürger der StadtAncona wurde, der bedeutenden Industrie-, Handels- und Hafenstadt ander mittelitalienischen Adriaküste, dem Sitz eines Erzbischofs, und er teiltdiese Ehre u. a. mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Fanfani, aberauch mit Benito Mussolini, und da zeigt sich wieder, dass manche Städtean vergebenen Ehrenbürgerschaften oft lange zu tragen haben.

26 Siehe im vorliegenden Band auch Metze-Mangold, Verena: Memory Of the World – Das Gedächt-nis der Menscheit. Zur Entstehung des deutschen Nationalkomitees.27 Leonhard, Joachim-Felix: Die Seestadt Ancona: Politik und Handel. Tübingen, 1983.

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Peter Herde sagte in seiner Laudatio am 23.9.2006 in Lorsch: „Ich kennekeinen anderen Fall, in dem eine Dissertation eine Ehrenbürgerschaft,vor allem einer so bedeutenden Stadt, eingebracht hat.“

Am 17. Januar 2001 hatte das Präsidium des Goethe-Instituts Inter Nationesmit großer Mehrheit Joachim-Felix Leonhard zum neuen Generalsekretärgewählt. Im Oktober des gleichen Jahres trat er seinen neuen Posten an.Wenige Tage vor der Wahl war am 8. Januar 2001 die Fusion von Goethe-Institut und Inter Nationes rechtlich vollzogen worden, eine nicht ganzeinfache Zusammenlegung, die von dem neuen Generalsekretär nochorganisatorisch vollzogen werden musste. Präsident des vereinigtenGoethe-Institut Inter Nationes war 2001 noch Hilmar Hoffmann,28 der2002 von der am 17. Januar 2002 neu gewählten bisherigen Präsidentindes Bundesverfassungsgerichts, Frau Prof. Dr. Dr. h.c. Jutta Limbach, ab-gelöst wurde. Den neuen Generalsekretär erwartete neben den laufendenAufgaben nicht nur die schwierige Umsetzung einer Fusion, sondern auchein Wechsel im Präsidium.

Leonhard blieb nicht sehr lange im Amt des Generalsekretärs – vonOktober 2001 bis zum März 2003, als er vom Hessischen Ministerpräsi-denten Dr. Roland Koch das Angebot bekam, Staatssekretär im HessischenMinisterium für Wissenschaft und Kunst zu werden, konnte aber einigesauf der „Baustelle“ Goethe-Institut Inter Nationes bewegen. PräsidentinLimbach hat seine Leistungen in den 18 Monaten seiner Amtszeit zu-sammenfassend gewürdigt, indem sie „den Einsatz des scheidendenGeneralsekretärs ganz besonders im Hinblick auf die Zusammenführungder Arbeit des Goethe-Instituts mit anderen europäischen Kulturmittlern“würdigte und darauf hinwies, „die für den 17. März 2003 im InstitutoCervantes in Berlin geplante feierliche Unterzeichnung eines Rahmen-vertrages über die Zusammenarbeit beider Institute kröne exemplarischdie konsequenten Bemühungen des scheidenden Generalsekretärs um eineenge Anbindung der kulturpolitischen Arbeit des Goethe-Instituts an deneuropäischen Einigungsprozess.“29

Von dem, was Leonhard in dem Interview mit Jürgen Gottschling überdie Zeit beim Goethe-Institut Inter Nationes erzählt, eine kleine Anekdote:„Ich war schon sehr weit, mit meinen Kollegen vom Institut Français eingemeinsames europäisches Institut in Moskau zu schaffen. Wir hatten so-

28 Hilmar Hoffmann , *1925, ab 1970 Kulturstadtrat in Frankfurt am Main, 1993 bis 2001 Präsidentdes Goethe-Instituts, seit 2001 Vorsitzender der hessischen Kulturkommission.29 www.kulturportal-deutschland.de

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gar einen Moskauer Palast ausgeguckt, der wunderbar mitten in der Stadtliegt. Was wir aber nicht getan hatten, die Botschaft und wir, zu beachten,dass dieser wunderbare aus dem 19. Jahrhundert stammende Stadtpalastgenau auf der geraden Linie zwischen der Ljubjanka, der KGB-ZentraleFeliks Dzierzynski, und dem Kreml lag. Und die Telefonleitungen zwi-schen Ljubjanka und Kreml liefen genau unter diesem Gebäude her. Unddann haben die Russen gesagt: ‚Ihr wollt kein Kulturinstitut gründen, ihrwollt unsere Telefonleitungen anzapfen.‘ Das war dann schlicht vorbei.“ 30

Über die Zeit Joachim-Felix Leonhards als Hessischer Staatssekretär fürWissenschaft und Kunst könnte man einen umfangreichen eigenen Aufsatzschreiben. Ich möchte mich hier darauf beschränken, den Hessischen Fi-nanzstaatssekretär, Dr. Walter Arnold, zu Wort kommen zu lassen undausführlich aus seiner Geburtstagsrede vom 23.9.2006 in Lorsch zitieren:

„… im Februar 2003“ war „die hessische Landtagswahl, die … zu un-serer aller Überraschung mit einer absoluten Mehrheit der CDU in Hessenabschloss und plötzlich … die Aufgabe stellte, wen wird denn nun RolandKoch berufen als Minister, als Staatssekretär, für das Wirtschaftsministeri-um einerseits, aber vor allen Dingen auch für das … verwaiste Ministeriumfür Wissenschaft und Kunst. Die große Frage war, wer wird Minister, werwird Staatssekretär in einem bedeutenden Ministerium, immerhin einemMinisterium mit einem Gesamtetat von knapp zwei Milliarden Euro, miteinem sehr selbstbewussten Ministerium, mit einer sehr selbstbewusstenHochschullandschaft – fünf Universitäten, fünf Fachhochschulen, zwei Kunst-hochschulen, einem Bauetat in einer Größenordnung von einer höherendreistelligen Millionenzahl und mit vielen wichtigen Aufgaben. Die Über-raschung war gegeben – ich kann das beurteilen, weil ich damals als Mit-glied des Hessischen Landtags und stellvertretender Fraktionsvorsitzendernatürlich auch in die Gespräche eingebunden war – als Roland Koch unssagte, da kommt Professor Joachim-Felix Leonhard, ein mit 57 Jahrendamals gestandener Mann mit großer beruflicher Erfahrung, ein Honorar-professor der Humboldt Universität zu Berlin, ein Mann, der sich in derstaatlichen bayerischen Bibliothek große Verdienste erworben hat, einGeneralsekretär des Goethe-Instituts, ein Mann, von dem wir wussten …,dass er sich selbst mit Gips bewehrt, beworben hatte für höhere universitäreAufgaben und sich dort schon durch Ideenreichtum dargestellt hatte, derparteilos zu uns kam – auch ein Novum – , denn Minister sind meistensdoch führende Landespolitiker, meistens aus dem Kreis der Landtags-30 Gottschling (wie Anm. 2)

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fraktion. Staatssekretäre sind erfahrene Verwaltungsmenschen. EhemaligeRegierungspräsidenten, Bürgermeister, Landräte. Jetzt ein Mann der Wis-senschaft, der eine solche wichtige Aufgabe übernimmt.“31

Das Meisterstück von Joachim-Felix Leonhard war die Umsetzung derIdee des Hessischen Ministerpräsidenten Dr. Roland Koch, zwei von dendrei Hessischen Universitätskliniken in Frankfurt am Main, Gießen undMarburg, zusammen zu legen. In seiner Regierungserklärung vom 14.Dezember 2004 hatte Roland Koch „bekannt gegeben, die beiden Univer-sitätskliniken Gießen und Marburg im Jahr 2005 zu fusionieren und an-schließend einen ‚strategischen Partner‘ mehrheitlich zu beteiligen.“32

Leonhard als Vorsitzender der Aufsichtsräte der drei Universitätskliniken,hatte diese Entscheidung mit einer Arbeitsgruppe Hochschulmedizin vor-bereitet, unterstützt von seinem im Februar 2004 als Staatssekretär in dasFinanzministerium eingetretenen Kollegen Dr. Walter Arnold, der in dieserFunktion auch stellvertretender Aufsichsratsvorsitzender der Universitäts-kliniken wurde. In seiner Geburtstagsrede beschreibt Arnold eine Beson-derheit Leonhardscher Sitzungsleitung: „Wir haben viele gemeinsameAufsichtsratssitzungen miteinander durchgeführt in klarer Stringenz derDinge, die sich aus dieser Arbeitsgruppe für Hochschulmedizin ergaben,Aufsichtsratssitzungen, die geprägt waren von einer klaren Linie, wasdort als Vision, aber auch als realistische Vision diskutiert werden konnte,ich sage aber auch, Aufsichtsratssitzungen, die von einer professoralenWeitschweifigkeit des Vorsitzenden nicht frei waren. Ich habe in dieserFunktion, aber auch vorher in meinem Berufsleben viele Aufsichtsrats-sitzungen miterleben dürfen, aber dass der Vorsitzende gewisse Aussagenauch mit sehr treffenden lateinischen Zitaten spickte, war mir neu und hatsicherlich auch die Sitzung durchaus bereichert.“33

Wer Sitzungsleitungen von Joachim-Felix Leonhard erlebt hat, wie ichin gemeinsamen Sitzungen der Archivare der deutschen Rundfunkanstaltenoder von Wissenschaftlichen Beiräten des Brandenburgischen Ministeri-ums für Wissenschaft, Forschung und Kultur in den Jahren 1992 bis 1994,weiß, dass diese mit Bildungsgut angereicherten Weitschweifigkeiten be-wusst eingesetzte Strategien waren, über gewisse Umwege zum Ziel zuführen.

31 Walter Arnold: Geburtstagsrede am 23.9.2006 in Lorsch, Transkription32 Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat im April 2006 eine umfangreicheDokumentation „Privatisierung der Universitätskliniken Gießen und Marburg – LandesrechtlicheRegelungen und Erläuterungen“ herausgegeben.33 Arnold (wie Anm. 31).

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Das Land Hessen gründete mit einem Kapital von 100 Millionen Euro ausdem Privatisierungserlös des Universitätsklinikums Gießen und Marburgdie „Emil von Behring und Wilhelm Conrad Röntgen-Stiftung“ zur För-derung der Hochschulmedizin an den Standorten Gießen und Marburg.Joachim-Felix Leonhard wurde zum ersten Präsidenten dieser Stiftungauf drei Jahre gewählt und zugleich als Staatssekretär in den einstweiligenRuhestand versetzt. Inzwischen hat er sein Büro im Marburger Schlossbezogen und tummelt sich auf seiner neuen „Baustelle“. Er ist wieder inseinem Element, etwas aufzubauen und zu konsolidieren – und „nicht zu-letzt soll er zusätzliche Stiftungsgelder akquirieren, wofür er aufgrundseiner Laufbahn“ – Laufbahnen sollte man wohl sagen – „und guter Bezie-hungen zu Nichtregierungsorganisationen prädestiniert sei“, wie sein ehe-maliger Minister und jetziger Kuratoriumsvorsitzender Udo Corts sagte.

Seine bisher letzte Ehrung bekam Joachim-Felix Leonhard am 24. Februar2007 in Lorsch, und damit komme ich zurück zu der Stadt, in der er wäh-rend der wichtigsten Jahre seines Lebens aufgewachsen und mit der eram stärksten verbunden ist. Die Stadt Lorsch verlieh ihm die Friedrich-Behn-Medaille.33

Und weil ich hier keinen eigenen Beitrag zu dieser Festschrift vorlege,sondern eine Sammlung von biografischen Fundstücken, will ich mit einerWürdigung Joachim-Felix Leonhards durch Hermann Schefers zum Anlassder Ehrung am 24. Februar 2007 als Zusammenfassung dieser Sammlungenden:

„Mit der Friedrich-Behn-Medaille ehrt die Stadt Lorsch weniger denMittelalterhistoriker, sondern in erster Linie den um Lorsch verdientenKommunikator und Moderator Leonhard, den Lobbyisten für die Welt-erbestadt, den humanistisch geprägten Intellektuellen, den Kulturmanagermit Leib und Seele, aber auch den seiner südhessischen Heimat stets engverbunden gebliebenen Weltbürger. Nur wenige Menschen haben in denletzten Jahren für die Welterbestätte so gewichtige Akzente setzen könnenwie Joachim-Felix Leonhard das getan hat – und das keinesfalls nur aus derPosition eines mächtigen politischen Amtes heraus, sondern bereits alsVorstand des Deutschen Rundfunkarchivs Frankfurt-Berlin, als General-33 Friedrich Behn (1883–1970), studierte in Heidelberg und Rostock Archäologie. 1922 übernahmer das Amt des Bodendenkmalpflegers in Südhessen. Grabungen in Lorsch 1927/28 und 1932/33.Nach 1945 übernahm er den Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte an der Universität Leipzig.Aufgrund seiner Verdienste bei Klosterausgrabungen und seiner engen Verbundenheit mit der StadtLorsch wurde er 1965 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. 1983 hat die Stadt Lorsch aus Anlassseines 100. Geburtstages den nach ihm benannten Kulturpreis geschaffen.

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sekretär des Goethe-Instituts Inter Nationes, aber natürlich auch als Staats-sekretär für Wissenschaft und Kunst.

Als Mitglied der Deutschen UNESCO-Kommission hat er die ersteHauptversammlung dieses bundesweit hoch renommierten Gremiums 1999nicht in eine der deutschen Metropolen, sondern nach Lorsch, gewisser-maßen in die Provinz ‚gelockt‘; und von dieser Versammlung sprechendie Delegierten noch heute. Nicht nur wegen des damals verabschiedetenPapiers, das Leonhard, der Vorsitzende des deutschen Nominierungs-komitees für das UNESCO-Programm ‚Weltkulturerbe‘, von hier aus aufden Weg brachte, sondern weil Lorsch damals die einmalige Chance hatte,sich von seiner besten Seite zu zeigen. Lorsch hat diese Chance genutzt. ..

Joachim-Felix Leonhard ist also vor allem ein exzellenter Netzwerker– jemand, der Menschen zusammenbringt und für Ideen begeistern kann.Von Netzwerken zu sprechen ist die eine Sache; in Netzwerken zu denkenund handeln die andere: Leonhard hat seinerzeit die Idee eines Bildung,Kultur und Natur verbindenden Netzes eben nicht nur formuliert, sondernauch gleich die ersten Verbindungen hergestellt. Über sie wurde allenMenschen, die in irgend einer Weise mit der UNESCO-Welterbestätte zutun haben, Haupt- wie Ehrenamtlichen, nach und nach erst bewusst, wases heißt, eines der bedeutendsten Prädikate der Weltöffentlichkeit nichtbesitzen und bewahren zu müssen, sondern zu dürfen. Wo andernorts oftnur langsam rostende Plaketten von diesem Status kündigen, ist in Lorschdiese großartige Idee wie kaum an einer anderen Welterbestätte zum Lebenerwacht, hat eine überraschend starke Eigendynamik entwickelt, strebtnach Fortschritten und immer höheren Zielen.

Joachim-Felix Leonhard will den Erfolg. Seine alles andere als linearverlaufende Biographie zeigt, dass er ihn oft gefunden hat: als Renovatorder Universitätsbibliothek Tübingen bei laufendem Betrieb, als derjenige,der das Rundfunkerbe der DDR und der Bundesrepublik zu vereinen ver-mochte, als Mitglied der Landesregierung, der die UniversitätsklinikenGießen und Marburg zusammenzuführen und zu privatisieren verstand,ohne dass dabei auch nur ein einziger Arbeitsplatz verloren gegangen ist;im Gegenteil: Eine Stiftung, genährt aus den Erlösen der Privatisierung,wird dafür sorgen, dass medizinische Spitzentechnologie in Deutschlandund Hessen bleibt. Das sind beachtliche Lebensleistungen. Lorsch er-scheint da fast wie eine Marginalie. Das stimmt vielleicht – dafür aber‚nachhaltig‘.“34

34 Hermann Schefers: Kosmopolit, Netzwerker und Weichensteller – Friedich-Behn-Medaille fürProf. Dr. Joachim-Felix Leonhard (Pressemeldung der Stadt Lorsch).