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HSW Hochschule für Wirtschaft Luzern Praxisarbeit Referent: Rudolf Mumenthaler 19. April 2005 Wegweiser im Dschungel Neue Recherchetools Deutschschweizer Hochschulbibliotheken Petra Bucher Manuela Gertsch Hanni Schönthal

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HSW Hochschule für Wirtschaft Luzern Praxisarbeit Referent: Rudolf Mumenthaler 19. April 2005

Wegweiser im Dschungel

Neue Recherchetools Deutschschweizer Hochschulbibliotheken

Petra Bucher

Manuela Gertsch

Hanni Schönthal

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HSW Hochschule für Wirtschaft Luzern Nachdiplomskurs Information und Dokumentation Praxisarbeit

Wegweiser im Dschungel

Neue Recherchetools Deutschschweizer Hochschulbibliotheken

Autorinnen: Petra Bucher Manuela Gertsch Hanni Schönthal Büelmattweg 5 Vogesenstrasse 61 Schachenstrasse 3 6340 Baar 4056 Basel 6006 Luzern Tel. 041 760 15 60 Tel. 061 382 82 29 Tel. 041 420 46 62 [email protected] [email protected] [email protected] Referent: Rudolf Mumenthaler ETH-Bibliothek Rämistrasse 101 8092 Zürich Tel. 01 632 21 83 [email protected] 19. April 2005

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Inhaltsverzeichnis

Management Summary................................................................................................................I

Vorwort.....................................................................................................................................III

1. Der Umgang wissenschaftlicher Bibliotheken mit heterogenen Ressourcen......................... 1

1.1 Informationsflut ................................................................................................................ 1

1.2 Bündelung der heterogenen Ressourcen........................................................................... 2

1.3 Technische Lösungsansätze für Bibliotheksportale .......................................................... 8

2. Das Portalprojekt des Informationsverbundes Deutschschweiz (IDS) .................................. 9

2.1 Die eingesetzte Software................................................................................................... 9

2.1.1 Das Recherche-Portal MetaLib .................................................................................. 10

2.1.1.1 Die Komponenten der Software MetaLib ............................................................. 11

2.1.1.2 Recherchemöglichkeiten von MetaLib.................................................................. 15

2.1.1.3 Personalisierung .................................................................................................... 19

2.1.1.4 Fazit ....................................................................................................................... 19

2.1.2 SFX – ein kontext-sensitives Linkingsystem ............................................................. 21

2.1.2.1 Funktion von SFX ................................................................................................. 21

2.1.2.2 Technische Grundlagen......................................................................................... 22

2.1.2.3 Einsatz und Verwaltung von SFX in Bibliotheken ............................................... 24

2.1.2.4 Fazit ....................................................................................................................... 26

2.2 Das Projekt, Ziel und Stand der Dinge ........................................................................... 28

3. Implementierung und Nutzung von MetaLib und SFX in den beiden Teilverbünden IDS

Zürich Universität und IDS Luzern..................................................................................... 33

3.1 IDS Zürich Universität: Gespräch mit Monica Bronner ................................................. 33

3.2 IDS Luzern: Gespräche mit Herrn Lutterer und Herrn Brasser...................................... 40

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4. Interviews zum Rechercheverhalten der BenutzerInnen...................................................... 43

4.1 Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich (FSW) 44

4.2 Deutsches Seminar der Universität Zürich (DS) ............................................................ 48

4.3 Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB Luzern) .............................................. 53

5. Analyse ................................................................................................................................. 58

5.1 SFX – Ziel erreicht? ........................................................................................................ 59

5.2 MetaLib unter der Lupe .................................................................................................. 61

6. Ausblick: Rechercheangebote versus Benutzerbedürfnisse ................................................. 67

Anhang

I Literaturverzeichnis................................................................................................................69

II Abkürzungsverzeichnis.........................................................................................................70

III Fragenbogen für Gespräche und Interviews........................................................................71

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I

Management Summary

Die bibliothekarische Recherchelandschaft ist verwirrend vielgestaltig geworden. War vor noch

nicht allzulanger Zeit der Onlinekatalog das alleinige elektronische Recherchetool, das alle Res-

sourcen der Bibliothek verzeichnete, ist das bibliothekarische Angebot mit der Zunahme an

elektronischen Ressourcen, wie zum Beispiel elektronische Zeitschriften, Online-Datenbanken

und Internetquellen, attraktiver aber auch heterogener geworden. Damit die teuren digitalen

Angebote der Bibliotheken überhaupt wahrgenommen werden und eine befriedigende Informa-

tionssuche möglich wird, bedarf es der Bündelung des Angebots.

Seit den 90er Jahren gibt es im Umfeld der Bibliotheken Versuche, die vielen heterogenen

elektronischen Quellen zu bündeln. Man zielt darauf, den BenutzerInnen ein einziges Re-

cherchetool zu bieten, das möglichst alle ihre Bedürfnisse erfüllt.

Während Linklisten, Subject Gateways und Virtuelle Bibliotheken allein keine befriedigende

Lösung bieten, liegt das Augenmerk der Techniker nun auf Portallösungen und kontext-sen-

sitiven Verlinkungen. Ein Portal weist zwar gegenüber der anderen erwähnten Bündelungs-

arten Vorteile auf, wie z.B. den zentralen Einstieg, die Kombination von Web-Katalog und

fachlicher Suchmaschine und der Möglichkeit der Personalisierung; es gibt aber immer noch

viele ungelöste Schwachstellen.

Der Informationsverbund Deutschschweiz (IDS)1 startete 2002 ein Informationsportal-Projekt

mit den Produkten MetaLib und SFX von Ex Libris.

Die Recherche-Portal-Software MetaLib bietet den Bibliotheken individuelle Konfigurations-

möglichkeiten, sowohl in der Ressourcendefinition wie auch in der Benutzerschnittstellenge-

staltung. Den Bibliotheks-BenutzerInnen kann man damit einen einheitlichen und barrierefreien

Zugang zu freien und zu lizenzierten heterogenen Ressourcen anbieten.

Das Produkt SFX ist sehr erfolgreich und wird im kommerziellen und bibliothekarischen

Umfeld eingesetzt. Die Handhabung ist weitgehend selbsterklärend und somit für die Benutzer-

Innen einfach: Zu einer gefundenen Referenz werden weitere Dienste angezeigt, z.B. Volltexte.

1 Verbund deutschschweizer Hochschulbibliotheken, gegründet Ende 1997.

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II

Verlinkt werden kann mit SFX eigentlich alles: Zeitschriften, Aufsätze, Bücher, Karten,

Audio- und Videomaterial und anderes.

SFX wird bereits in allen Teilverbünden des IDS genutzt. Die Integration in die Recherchetools

des jeweiligen Teilverbundes ist individuell geregelt. Das Informationsportal MetaLib hingegen

ist erst im IDS Zürich Universität eingesetzt. Jedoch fehlt dort noch der eigentliche Portal-

charakter, und die Anzahl der eingebundenen Ressourcen ist noch nicht befriedigend.

Bibliotheken haben Handlungsbedarf, denn die Menge der elektronischen Ressourcen nimmt

weiter zu. Es ist wichtig, dass wissenschaftliche Bibliotheken mit Hilfe geeigneter Tools den

Zugang zu den heterogenen Ressourcen vereinfachen, ohne die Qualität der Recherche zu

beeinträchtigen.

Der IDS hat dieses Problem erkannt und im Rahmen des Informationsportal-Projekts neue

Recherchetools eingesetzt. Die ausgewählten Tools MetaLib und SFX sind geeignet, die Anfor-

derungen des Projekts umzusetzen. Dennoch weisen die Verbundverantwortlichen im Fall

von MetaLib auf Schwachstellen bei der Realisierung und Präsentation hin. Verbesserungen

sind geplant, insbesondere was Funktionalität, Layout und Angebot betrifft.

Von den befragten BenutzerInnen und Schulungsexperten werden die neuen Dienstleistungen

begrüsst. Um jedoch ihren Bedürfnissen noch mehr gerecht zu werden, braucht es verbesserte

Oberflächen, klarere Benutzerführung und Onlinehilfen bzw. gezielte praktische Schulungen.

Für eine wirkliche Beurteilung der neuen Dienstleistungen des IDS ist es jedoch noch zu früh,

weil die Tools noch zu wenig lang im Einsatz sind und es an genügend Erfahrungen noch

fehlt.

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III

Vorwort

Aufbau

Die Bündelung heterogener elektronischer Ressourcen ist für wissenschaftliche Bibliotheken

ein zentrales Problem. Als Einstieg werden einige Lösungsmöglichkeiten im Überblick vor-

gestellt (Kapitel 1).

Der Fokus der folgenden Arbeit liegt beim Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) und

dessen Lösungsweg des geschilderten Problems. Nach einer ausführlichen Präsentation der

Produkte MetaLib und SFX wird das Portalprojekt des IDS vorgestellt (Kapitel 2).

Auf Grund der Arbeitsorte der Autorinnen gilt das spezielle Augenmerk im Weiteren den

Teilverbünden IDS Zürich Universität und IDS Luzern. Es werden Gespräche mit den

Zuständigen des jeweiligen Verbundes über Stand der Projekte und die geplante Weiter-

entwicklung geführt (Kapitel 3).

Was die Bibliotheken tun ist die eine Seite. Wie die BenutzerInnen damit umgehen, ob sie das

Angebot überhaupt wahrnehmen und es die Hilfe darstellt, die sich die Anb ieter vorstellen,

diese Fragestellung wird an Hand einiger weniger Interviews mit BenutzerInnen und Schu-

lungsexpertInnen aus drei Institutionen untersucht. Die Befragung dient nicht für statistische

Zwecke bezüglich des Recherchewissens an einem bestimmten Institut, sondern soll einen

Einblick in die Lage und Sichtweise der BenutzerInnen geben (Kapitel 4).

In der Analyse werden auf dem Hintergrund der technischen Gegebenheiten die Vorstellungen

einer benutzerfreundlichen Recherchedienstleistung seitens der Teilverbünde des IDS mit den

Bedürfnissen und dem Rechercheverhalten der Benutzenden verglichen (Kapitel 5).

Die vorliegende Arbeit wurde innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens geschrieben, deshalb

werden hier nur ausgewählte Gesichtspunkte untersucht und das Augenmerk auf die jetztige

Situation innerhalb des IDS gelegt. Den Autorinnen ist bewusst, dass sich die Portallösungen

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des IDS noch im Aufbau befinden und sich die Situation der Rechercheschulung der Benutzer-

Innen noch wandeln wird.

Die Online-Quellen, zu denen in dieser Arbeit Bezug genommen wird, wurden von den

Autorinnen zuletzt am 19.4.05 besucht und die Adressen kontrolliert.

Zielpublikum

Diese Arbeit soll BibliothekarInnen einen Einblick und Überblick in das Problem der Bünde-

lung von heterogenen elektronischen Ressourcen bieten, indem sie Recherchetools ausführ-

lich vorstellt, andererseits die Sicht der Verbundverantwortlichen und der Benutzenden bezüglich

Recherchetechniken beleuchtet.

Dank

Die Autorinnen bedanken sich bei Monika Bronner, Wolfram Lutterer, Martin Brasser, Pius

Mühlebach und Günter Hipler für ihre Zeit und für die sehr informativen Erläuterungen zum

Thema der vorliegenden Arbeit. Den InterviewpartnerInnen der Forschungsstelle für Sozial-

und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich, des Deutschen Seminars der Universität

Zürich und der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern danken wir ebenfalls. Dank gebührt

auch dem Referenten Rudolf Mumenthaler, der uns bezüglich der inhaltlichen Gestaltung der

Arbeit unterstützt hat.

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1. Der Umgang wissenschaftlicher Bibliotheken mit heterogenen

Ressourcen

1.1 Informationsflut

Seit Mitte der neunziger Jahr ist das Internet zunehmend zum zentralen Medium für biblio-

thekarische Dienstleistungen geworden. Den Anfang machten die Online-Kataloge, die auch

eine bequeme Recherche von zuhause aus ermöglichten. Bald schon kamen neue Online-

Ressourcen dazu: es erschienen elektronische Zeitschriften und Dissertationen, und es entstanden

Online-Datenbanken, Linklisten, Fachportale und Suchmaschinen. Explosionsartig entstehen

wissenschatlich relevanter Dokumente, die nicht selten ausschliesslich über das Internet

zugänglich sind und über derzeit verfügbare Informationsportale von Bibliotheken nicht oder

nur sehr unzulänglich recherchiert werden können. Aufgabe wissenschaftlicher Bibliotheken

ist es also, in ihre Rechercheplattform die heterogenen elekronischen Quellen einzubeziehen

und für die BenutzerInnen aufzubereiten.

Die effiziente Suche nach wertvollen Quellen gestaltet sich jedoch bisher schwierig, weil die

elektronischen Ressourcen bezüglich ihres Inhalts und ihrer Form sehr heterogen sind. Das

Internet weist keine interne Ordnungsstrukturen auf und neben wenigen qualitativ hochwer-

tigen Informationen bietet es vor allem Unmengen irrelevanter Inhalte.

Zudem ist durch die sich schnell entwickelte Popularität von Google der Bibliotheksbenutzer

„verwöhnt“: Google bietet für den anspruchslosen Benutzer eine einfache Suche, die innert

kürzerster Zeit viele Resultate unterschiedlichen Formats liefert – wobei die Qualität der

Inhalte dabei überhaupt keine Rolle spielt, sondern die Anzahl der Verlinkung für das Ranking

massgebend sind. Ein solches Benutzerverhalten muss bei der Lösungssuche eventuell eben-

falls berücksichtigt werden.

Für wissenschaftliche Bibliotheken ist es daher wichtig, ihren BenutzerInnen einen Recher-

cheservice anzubieten, der einen Überblick und einen zentralen, einheitlichen und einfachen

Zugang auf relevante elektronische Quellen ermöglicht. Zugleich ist auch die Verknüpfung

von Recherche mit dem Zugriff auf den gewünschten Volltext zu gewährleisten und der Such-

index muss vertrauenswürdig und langfristig gültig sein.

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Bei Universitätsbibliotheken ist zudem auch zu bedenken, dass sie es mit einem sehr hetero-

genen Nutzerkreis mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu tun haben. Studierende im

Grundstudium stellen andere Anforderungen an ihre Bibliothek als Wissenschaftler und andere

Informationsspezialisten und haben ein entsprechend unterschiedliches Nutzerverhalten.

1.2 Bündelung der heterogenen Ressourcen

Die wissenschaftlichen elektronischen Quellen sind sehr vielgestaltig. Es gibt z.B.

Ø Bibliothekskataloge

Ø Elektronische Zeitschriften

Ø E-Books

Ø Digitalisierte Sammlungen

Ø Websites von Fakultäten und Forschungseinrichtungen

Ø Webserver für Konferenzen und Tagungen

Ø Preprint/E-Print-Server

Ø Archive

Ø E-Learning-Kurse

Wissenschaftliche Bibliotheken müssen und wollen ihren BenutzerInnen die Möglichkeit

einer qualitativ hochwertigen Recherche im gesamten Web so weit als möglich zugänglich

machen. Um dies zu erreichen, wurden schon mehrere Lösungwege eingeschlagen, aber es

werden in Zukunft bestimmt noch weitere dazukommen, da sich die Webtechnologie laufend

weiterentwickelt. Im Folgenden sind die verschiedenen Lösungsmöglichkeiten für den Ein-

bezug der heterogen Quellen im Bibliothekswesen überblicksmässig dargestellt.2

a) Linklisten

Anfang der 90er Jahre wurden Linklisten als neue Erschliessungsinstrumente geschaffen. Eine

Linkliste ist ein schlichtes Instrument zur Erschliessung von Internetquellen. Sie hat typologische

Ähnlichkeiten mit Zentral-, Gesamt- oder Verbundkatalogen, in denen ja ebenfalls Materialien 2 Dieses Unterkapitel stützt sich hauptsächlich auf die Ausführungen von Hermann Rösch und Dirk Weisbrod: Linklisten, Subject Gateways, Virtuelle Fachbibliotheken, Bibliotheks- und Wissenschaftsportale: Typlogischer Überblick und Definitionsvorschlag. In: B.I.T. Online, Nr. 3 (2004).

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erschlossen sind, die in verschiedenen Institutionen lokal vorhanden sind. Die Links werden

von BibliothekarInnen fachkundig ausgewählt und nach groben Sachgruppen angelegt, jedoch

ohne oder nur mit spärlicher Beschreibung der Quellen.

Als Beispiel einer bibliothekarischen Linkliste sei hier die Düsseldorfer Virtuelle Bibliothek

(DVB) erwähnt (http://www.ub.uni-duesseldorf.de/fachinfo/dvb/).

Die Linkliste kann je nach Art der Bibliothek fachübergreifend oder fachspezifisch sein. Meist

ist sie für die lokale Benutzerschaft zusammengestellt; kooperative Projekte zur arbeitsteiligen

Erschliessung verschiedener Bibliotheken kommen meist nicht zustande. Somit ist auch jede

Bibliothek selber für die Überprüfung der Gültigkeit der URL-Adressen und deren Updates

verantwortlich. Nachteilig auf die Suche wirkt sich auch das Format: Das Material wird haupt-

sächlich als einfaches HTML-Dokument präsentiert und nicht als Datenbank. Linklisten erlauben

zudem keine Metasuche, d.h. jede Recherche muss auf jedem Link separat ausgeführt werden.

Schlichte Linklisten decken den Orientierungsbedarf der BenutzerInnen wissenschaftlicher

Bibliotheken nur begrenzt. Geübte NutzerInnen legen sich meist selber besser geeignete

Linklisten zu.

Die ETH Zürich bietet als eine Art weiterentwickelte Linkliste ihren BenutzerInnen eine

personifizierte Linkliste an. In „my eth“ bzw. „my library“3 kann sich der Benutzende selber

die Links zusammenstellen, die er wünscht, und er kann sich seine persönliche Seite selber

einrichten. Dennoch ist bei dieser Weiterentwicklung der Linkliste der grösste Nachteil,

nämlich das Fehlen der Möglichkeit einer Metasuche, noch nicht beseitigt.

b) Subject Gateway

Aus dem Bedürfnis nach fachspezifischen Quellensammlungen heraus sind Mitte der 90er

Jahre Subject Gateways, auch unter dem Namen „Clearinghouse“ bekannt, entstanden. Ein

Subject Gateway ist konzeptionell wie eine Linkliste aufgebaut, geht aber weit darüber hinaus.

Subject Gateways bieten wie die Linklisten einen direkten Zugriff auf verschiedene Quellen

wie Websites, Dokumentensammlungen oder einzelne elektronische Dokumente.

Im Gegensatz zu den Linklisten wird bei Subject Gateways grösster Wert auf die exakte

Beschreibung der Que llen und die fachlich angemessene Erschliessung gelegt. Subject

3 https://myeth.ethz.ch/uPortal/render.userLayoutRootNode.uP

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Gateways sind immer faschspezifische Verzeichnisse. Die intellektuelle Auswahl von Internet-

quellen efolgt nach definierten Qualitätskriterien durch Fachwissenschaftler. Inhaltlich werden

die Ressourcen durch eine Fachklassifikation, einen Fachthesaurus und idealerweise auch

durch eine Universalklassifikation erschlossen.

Am Aufbau und an der Betreuung von Subject Gateways sind meist mehrere Bibliotheken

beteiligt, in Kooperation mit wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Fachwissenschaftlern.

Das Material wird meist in Form einer Katalog-Datenbank präsentiert. Es werden meistens

Suchmaschinen integriert, die fachlich relevante Websites indexieren. Diese sind wichtig, da

ein Subject Gateway ohne fachliche Suchmaschine aufgrund der Arbeitsbelastung vorwiegend

auf der Ebene der Websites erschliesst und daher einzelne Volltext-Dokumente nicht verzeichnet,

weil diese in der Serverhierarchie untergeordnet rangieren.

Entscheidend ist auch, dass Subject Gateways auf Interoperabilität angelegt sind: dank

standardisierter Formate und Schnittstellen ist eine interdisziplinäre Recherche über mehrere

Subject Gateways möglich.

Das älteste Subject Gateway ist das britische “social science information gateway” (SOSIG)

(http://sosig.ac.uk ). Als neueres Beispiel zeigt sich z.B. das britische Subject Gateway zum

Thema Natur (http://nature.ac.uk/). In Australien setzt sich die Nationalbibliothek für die

Entwicklung von Subject Gateways ein (http://www.nla.gov.au/initiatives/sg.html).

c) Virtuelle Fachbibliothek

Aus demselben Bedürfnis nach fachorientierter Quellensammlung entstanden, parallel zu den

Subject Gateways, jedoch mit einer kleinen Verzögerung, in Deutschland die Virtuellen Fach-

bibliotheken.

Zu den Aufgaben einer Virtuellen Fachbibliothek gehört es, den fachspezifischen Zugriff auf

wissenschaftsrelevante Informationen und Dokumente zu bieten, unabhängig von Medium,

Speicherform und Speicherort. Ein einziges Rechercheinstrument indexiert fachlich relevante

Websites, die vom Fachpersonal sorgfältig ausgewählt wurden.

Im Unterschied zu den Subject Gateways sind die Virtuellen Fachbibliotheken darauf aus-

gerichtet, sowohl digitale Internetquellen als auch gedruckte Informationsangebote von

wissenschaftlicher Relevanz zu erschliessen und zugänglich zu machen.

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Zu den hinsichtlich Virtueller Fachbibliotheken entwickelten Vorstellungen der Deutschen

Forschungsgemeinschaft (DFG) (http://www.dfg.de/index.html) gehört auch die Bestellung

über Bestell- und Lieferdienste, die sukzessive retrospektive Digitalisierung wichtiger ge-

druckter Quellen und die langfristige Verfügbarkeit der digitalen Volltextdokumente.

Die Virtuelle Bibliothek vereinigt Web- und Bibliothekskataloge und fachliche Suchmaschinen

mit den Diensten der Dokumentenlieferung. Sie ermöglicht den Zugriff auf Volltextdatenbanken,

Elektronische Zeitschriften und bibliographische Datenbanken.

Mittlerweilen sind mit der Unterstützung der DFG in Deutschland über 20 Virtuelle Fach-

bibliotheken entstanden, z.B. zu den wissenschaftlichen Bereichen Sozialwissenschaften

http://www.vibsoz.de, Medizin http://www.medpilot.de und Osteuropa http://www.vifaost.de.

d) Kontext-sensitive Verlinkung

Um heterogene Informationsquellen und unterschiedliche Dienstleistungen zu bündeln, entstand

neben den bereits genannten Lösungsansätzen die Idee der Verlinkung, die oft zusammen mit

einem Portal (siehe weiter unten) eingesetzt wird. Die direkte Realisierung von Dienstleistungen,

wie der Zugriff auf den elektronischen Volltext, Fernleihe, Dokumentenlieferung oder die

Verlinkung zur Anschlussrechecherche in anderen Informationsangeboten, war bereits eine

frühe Erscheinung. Die Verlinkung geschah dabei über verschiedene Ausgangssysteme.

Diese Art der Verlinkung ist jedoch unbefriedigend, weil z.B. Verlage ungern auf das Angebot

ihrer Konkurrenten verlinken und deshalb selten alle verfügbaren Informationsquellen aufgezeigt

werden; je nach Ausgangssystem unterscheidet sich die Präsentation, der Benutzer muss sich

immer wieder neu orientieren. Zudem haben diese klassischen Links selten Bezug auf die

konkrete Verfügbarkeit eines Mediums. Bei einer grossen Zahl verschiedener Systeme ist der

Pflegeaufwand für die Bibliotheken beträchtlich.

Mit einer kontext-sensitiven Verlinkung werden die oben genannten Probleme aus dem Weg

geräumt: Der Linkserver orientiert sich an der Datenquelle, dem Vorhandensein bestimmter

Metadaten und dem Lizenz- und Serviceangebot der Heimatbibliothek des Benutzers und

bietet dementsprechende Links an. Solche Links können unter anderem den Zugriff auf den

elektronischen Volltext, die Suche nach lokalem oder regionalem Bestand oder Fernleihbe-

stellungen beinhalten. Dabei ist die Präsentation von Dienstleistungen einheitlich und über-

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sichtlich. Links, zu deren Nutzung der Benutzer keine ausreichende Berechtigung hat, werden

extra nicht angezeigt. Für die Bibliotheken ist die Pflege eines einzigen Verlinkungssystems

sehr viel einfacher. Bestellungen und Anfragen von Benutzern werden durch die automatische

Übernahme von Metadaten präziser und somit einfacher für die Bearbeitung.

Der hohe Preis von Verlinkungsdiensten richtet sich einerseits nach dem Aufwand für die

Lizenzierung und Wartung des Produkts, andererseits auch nach Art der Schulung von Mitar-

beitenden und Informationsvermittlung an die Benutzenden. Da solche Verlinkungssysteme in

Bibliotheksverbünden zentral engesetzt werden können, kann dort wieder eingespart werden.

Das im Informationsverbund Deutschschweiz (IDS) und in sehr vielen weiteren Bibliotheken

weltweit verwendete System heisst SFX und wird von Ex Libris verwaltet. Auf die Funktion

von SFX wird in Kapitel 2.1.2 näher eingegangen.

e) Portal

Obwohl die Entwicklung von Internetportalen bereits anfang der 90er Jahre einsetzte, ent-

standen die ersten Bibliotheksportale erst um das Jahr 2000 herum. Portal ist in diesem Sinn

die Bezeichnung für eine Website, welche als zentraler Eintritt dient, d.h. eine Vielzahl von

Funktionalitäten wird von einem zentralen Einstiegspunkt aus über ein einziges Login ange-

boten.

Im bibliothekarischen Bereich wird zwischen einem Bibliotheksportal, welches einen institu-

tionellen Bezug aufweist, und einem Wissenschaftsportal, das institutsübergreifend ist, unter-

schieden.

Während der Begriff Portal in Deutschland meist unbestimmt gebraucht wird, verfügen

wirkliche Portale gemäss Rösch/Weisbrod4 in der Regel über folgende Kernfunktionen:

Ø Zentraler Einstieg mit einem einzigen Login

Ø Leistungsfähige Suchwerkzeuge wie Web-Katalog und Meta-Suchmaschinen

Ø Es werden zusätzlich kommerzielle Informationsangebote miteinbezogen

Ø Strukturierung und Aufbereitung der Informationen erfolgt über Standards wie Dublin

Core

4 Hermann Rösch und Dirk Weisbrod: Linklisten, Subject Gateways, Virtuelle Fachbibliotheken, Bibliotheks- und Wissenschaftsportale: Typlogischer Überblick und Definit ionsvorschlag. In: B.I.T. Online, Nr. 3 (2004), Kapitel 4.2.

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Ø Integration von Zusatzfunktionalitäten

Ø Personalisierung, d.h. Benutzende können ihre individuelle Portalseite konfigurieren

Ø Kommunikation und Kollaboration: zentraler Kommunikationskanal für den

wissenschaftlichen Diskurs dank Diskussionslisten, Chatrooms, Volltextdatenbanken,

Forschungsstätten, Konferenzen und anderen wichtigen Links

Ø Validierung der Informationen: die Portalöffentlichkeit wird für die Überprüfung und

Bewertung der einzelnen Informationen miteinbezogen

Auf einem Portal finden die Benutzenden also einen Webkatalog, kombiniert mit einer fachlichen

Suchmaschine, mit welcher Ressourcen nach Qualitätskriterien ausgewählt und nach definierten

Standards beschrieben, erschlossen und präsentiert werden. Mit Hilfe einer Meta-Suchmaschine

können alle relevanten Elemente des Portals parallel durchsucht werden. Dank der personali-

sierten Dienstleistungen reduziert ein Portal den Informationsbalast und beschleunigt die

individuellen Informationsprozesse. Dokumentlieferdienste und Pay-per-View-Verfahren5

erlauben einen raschen Zugriff auf die gewünschten Informationen.

Trotz der vielen Vorteile von Portalen gegenüber den anderen erwähnten Lösungsmöglichkeiten

einer relevanten breiten Metasuche weisen sie immer noch Schwächen auf, welche hauptsächlich

durch die Heterogenität der Informationsquellen und durch die unterschiedlichen Dienst-

leistungen entstehen. Die grosse Zahl der Informationsangebote macht eine vollständige

Integration unmöglich. Je mehr Datenbanken angeschlossen sind, desto grösser ist der Aufwand,

bei Veränderungen die erforderlichen Änderungen vorzunehmen und die Konfiguration und

Schnittstellen zu überprüfen. Bei der Integration will man verschiedene Formate und Inhalte

unter einen gemeinsamen Nenner bringen; das geht selten ohne Verluste. Der volle Such- und

Anzeigekomfort bleibt auf der Originaloberfläche immer noch effektiver. Am schwierigsten

erweist sich die Integration von Dienstleistungen.

5 Um einen kostenpflichtigen Volltext zu sehen, bezahlt der/die Benutzende mit Kredit-Karte oder einer anderen Zahlungsmethode einen festgelegten Betrag. Danach bekommt er/sie entweder einen Zugriffscode oder direkt den Volltext zugeschickt.

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1.3 Technische Lösungsansätze für Bibliotheksportale

Derzeit werden verschiedene Softwares für Portale angeboten. Die Universität Regensburg

entwickelte und realisierte das Datenbank-Infosystem DBIS (vgl. http://www.bibliothek.uni-

regensburg.de/dbinfo/). Bibliotheken können in einem Web-Interface ihre Datenbanken ein-

tragen. In der Regel behandelt DBIS neben den Datenbanken keine weiteren Ressourcen wie

Linksammlungen, Fachportale und Dokumentenserver.

Das fertige Metadata-Tool Scout-Portal-Toolkit SPT (http://scout.wisc.edu/Projects/SPT/) - eine

Open-Source6-Portalsoftware - ist geeignet für die Administration von Ressourcen einer

Bibliothek, das über kein technisches Personal verfügt, weil die Installation automatisch erfolgt

und alle gewünschten Anpassungen auf der Weboberfläche durchgeführt werden können.

Metadaten können im TXT-Format exportiert werden. Der Nachteil von SPT ist, dass es nicht

mehrere Bibliotheken zugleich bedienen kann, weil eine Authentifizierung und Autorisierung

auf Bibliotheksebene fehlt.

RSPL-Tool (http://www.rslp.ac.uk/) ist ein anderes, jedoch sehr rudimentäres freies Open-

Source-Metadata-Tool; es fehlt bei dieser Software die Kopiermöglichkeit von Metadaten

anderer Bibliotheken, bibliothekseigene Ressourcetypen und Fachgebiete können nicht

verwendet werden und es gibt keine Authentifizierung.

Allegro ist ein kostengünstiges Bibliothekssystem, das für bibliothekarische Verwendungs-

zwecke optimiert ist. Die Einrichtung der Datenbank ist unkompliziert und es können diverse

Bibliotheksformate konvertiert werden. Der Nachteil dieses System ist, dass es für die Instal-

lation von Allegro Spezialisten braucht, und von denen gibt es momentan noch nicht viele.

Der IDS hat sich für MetaLib, die Portalsoftware von Ex Libris, entschieden, hauptsächlich

deshalb, weil das von IDS verwendete Bibliothekssystem ALEPH von Ex Libris stammt.

MetaLib bietet ihren Nutzern einen einfachen Zugriff auf Bibliothekskataloge, Fachdaten-

banken, Volltexte, Elektronischen Zeitschriften und anderes. Auf dieses Produkt wird jedoch

in Kapitel 2.1.1 näher eingegangen.

6 Open Source ist die Bezeichnung für öffentlich zugängliche Programme oder sonstige freie Web-Quellen.

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2. Das Portalprojekt des Informationsverbundes Deutschschweiz

(IDS)

Die Deutschschweizer Hochschulbibliotheken schlossen sich Ende 1997 im Informationsver-

bund Deutschschweiz (IDS) zusammen und entschieden sich gemeinsam für das Bibliotheks-

system ALEPH von Ex Libris. Der IDS umfasst gegen 300 Bibliotheken und ist in fünf

selbständige Teilverbünde unterteilt:

Ø NEBIS

Ø IDS Zürich Universität

Ø IDS Luzern

Ø IDS St. Gallen

Ø IDS Basel/Bern

Ende 2002 fällte der IDS den Entscheid, mit den Softwarepaketen MetaLib und SFX, ebenfalls

von Ex Libris, das Informationsportal-Projekt zu starten.

In den folgenden Unterkapiteln werden zuerst die beiden Softwareprodukte und im Anschluss

daran das Projekt vorgestellt.

2.1 Die eingesetzte Software

MetaLib und SFX sind grundsätzlich zwei voneinander unabhängig einsetzbare Softwarepakete:

Ersteres für den Bereich Recherche, letzteres zur Suche von passenden Links für die Treffer

eines Suchergebnisses. Ex Libris selber, natürlich auch aus marketingtechnischer Sicht, stellt

SFX als mit MetaLib verbundenes Produkt dar.7 In den beiden folgenden Unterkapiteln werden

die Möglichkeiten und der Funktionsumfang von beiden Produkten zur Realisierung eines

Informationsportals unabhängig voneinander dargestellt.

Im Jahr 2002 gab es ca. 500 SFX-Installationen weltweit.8 Diese Zahl dürfte bis heute um

einiges gestiegen sein. Für MetaLib liess sich keine Angaben zur Verbreitung des Produkts

finden.

7 Vgl.: http://www.exlibris.co.il/metalib.htm 8 Vgl.: http://www.b-i-t-online.de/archiv/2001-02/digit07.htm

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10

2.1.1 Das Recherche -Portal MetaLib9

MetaLib ist eine Informationsportal-Software der Firma Ex Libris, welche den einheitlichen

und zentralen Zugriff auf die heterogenen elektronischen Ressourcen (sowohl lizenzierte

als auch freie) einer Institution ermöglicht.

Abb.: 1: Systemübersicht MetaLib als Recherche-Portal

9 Dieses Unterkapitel stützt sich hauptsächlich auf: Ex Libris: User documentation MetaLib, Version 3.12, 2004, http://www.exlibrisgroup.com/docportal/logon.php (passwortgeschützt) und IDS Zürich Universität: Informa-tionen und Arbeitshilfen zu Aleph 500, https://www.unizh.ch/opac/ssl-dir/AlephInfo142/Home.html (passwort-geschützt)

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11

Die schematische Darstellung in Abb. 1 verdeutlicht den Aspekt des einheitlichen Zugriffs

auf heterogene Ressourcen. Die durch die MetaLib Programmodule realisierte Schnittstelle

zum Benutzer (in der Hauptbibliothek Universität Zürich (HBZ) „Recherche-Portal“ genannt),

dient BenutzerInnen als „Schaltzentrale mit einem Fenster auf die Ressourcenland-schaft“

oder, wie es Ex Libris ausdrückt, als „Universal Gateway“. Durch dieses Fenster können sich

BenutzerInnen einen Überblick über das Angebot der verschiedenen Datenquellen verschaffen,

welche die Bibliothek ihrem Publikum zur Verfügung stellen möchte. Dieses Angebot ist sehr

heterogen und kann neben Online-Bibliothekskatalogen auch Fachdatenbanken, Volltexte,

elektronische Zeitschriften oder sonstige Internetdienste enthalten. Die HBZ verwendet für diese

Nutzungsmöglichkeit den Ausdruck „Datenbankliste“. Durch die inhaltliche Erschliessung

der einzelnen Ressourcen können diese auch nach Kategorien angeordnet werden.

Neben der „einfachen“ Anzeige der Ressourcen als Liste, können BenutzerInnen, in ihrer

Schaltzentrale sitzend, mit den in Abschnitt 2.1.1.2 beschriebenen unterschiedlichen Recherche-

möglichkeiten (z.B. MetaSearch10) in den Datenquellen suchen. Diese Möglichkeiten werden,

wie ebenfalls aus Abb. 1 ersichtlich, durch die MetaLib Programmodule realisiert.

Wer mehr zu den Recherchemöglichkeiten erfahren möchte, möge direkt zum Abschnitt 2.1.1.2

wechseln.

MetaLib bietet den BenutzerInnen des Recherche-Portals zusätzlich noch Personalisierungs-

möglichkeiten. Weitere Einzelheiten hierzu finden sich in Abschnitt 2.1.1.3.

2.1.1.1 Die Komponenten der Software MetaLib

Wie der Abb. 1 zu entnehmen ist, benötigen die MetaLib Programmodule zur Ausführung

ihrer Funktionalität die beiden Komponenten

Ø KnowledgeBase (KB) und

Ø Templates für die Interfacegestaltung

10 Das Konzept einer MetaSearch in einem heterogenen Umfeld ist nicht neu, der „Karlsruher Virtuelle Katalog“ bietet eine solche Suche seit 1996 an. Neben einem Mehr an Funktionalitäten und einer grösseren Heterogenität der Ressourcen geht MetaLib und auch andere Produkte (z.B. Information Portal Suite (IPS) der Firma IHS ) vor allem beim Recherchekomfort weiter: Suche und Vollanzeige der Resultate geschehen in einer einheitlichen Ober-fläche, ein Springen in die Originaloberflächen entfällt.

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12

Diese beiden Komponenten können durch dafür eingesetzte BibliotheksmitarbeiterInnen

angepasst bzw. konfiguriert werden. Voraussetzung für diese Tätigkeiten sind in aller Regel

für die KB Kenntnisse über die unterschiedlichen Zugriffsmöglichkeiten auf elektronische

Ressourcen und für die Interfacegestaltung Kenntnisse über Web-Interfacegestaltung.

a) KnowledgeBase (KB)

Die KnowledgeBase enthält das Wissen darüber, welche Ressourcen den BenutzerInnen ange-

zeigt und mit welchen der unterschiedlichen Recherchemöglichkeiten auf diese zugegriffen

werden kann. Die in der KnowledgeBase hinterlegten Informationen haben rein beschreibenden

Charakter, weshalb für sie der Begriff Metadaten verwendet werden kann.

Wie ist die KnowledgeBase aufgebaut?

Die KB beschreibt die den BenutzerInnen angezeigten Ressourcen. Dafür enthält sie für jede

einzelne Ressource einen sogenannten Information Record (IRD). Die wichtigsten im IRD

verpackten Informationen zur inhaltlichen Beschreibung der Ressource sind:

Ø Typ (z.B. Bibliothekskatalog, E-Journal, Newspaper …)

Ø Ersteller

Ø Betreiber

Ø Kategorie

Ø URL (der Ressource im Netz)

Daneben werden Informationen gespeichert, welche zur Authentifizierung / Autorisierung

von Benutzern benötigt werden. Dies sind:

Ø IP Adressfilter

Ø Benutzerinformationen

Weiter unten in diesem Abschnitt wird auf dieses Konzept genauer eingegangen.

Neben den Informationen über eine Ressource benötigen die MetaLib Programmodule

Informationen über das Zugriffsverfahren im Rahmen einer MetaSearch, wenn eine

Ressource dieses Rechercheverfahren unterstützt. In diesem Fall wird einem IRD ein

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13

sogenannter Configuration Record zugeordnet. Dieser enthält eine Reihe von technischen

Informationen für die Programmodule11.

Wie wird die KB aufgebaut und konfiguriert?

Der Aufbau einer KnowledgeBase ist ein nicht zu unterschätzender Prozess wie aus den

vorhergehenden Erläuterungen klar wird.12 Vor allem auch der Aufwand rund um die

MetaSearch-Fähigkeit einer Ressource kann beträchtlich sein. Zusätzlich können sich

Definitionen im Laufe der Zeit verändern.

Um den Aufbau- und Konfigurationsaufwand zu vereinfachen, liefert Ex Libris zu MetaLib

eine sogenannte CentralKnowledgeBase (CKB) mit. Diese CKB wird für jedes Portal kopiert

und kann dann angepasst werden.13 Ex Libris versucht, diese CKB ständig zu aktualisieren

und stellt ihren Kunden die aktuellen Versionen im Rahmen eines Updateverfahrens zur Ver-

fügung. Im diesem Aktualisierungsprozess wird Ex Libris von einer Reihe von Bibliotheken

unterstützt.

Authentifizierung und Autorisierung von BenutzerInnen Die Angabe von Benutzerinformationen (z.B. IDS-Kennung) sowie die Einschränkungen auf

einen „IP-Adressfilter“ im IRD ermöglichen MetaLib die Benutzerauthentifizierung und –autori-

sierung14. MetaLib unterscheidet zwischen sogenannten Gast- und registrierten BenutzerInnen.

Dieses Konzept wird von der Personalisierungsfunktion benutzt (s. dazu Abschnitt 2.1.1.3).

Für die Sicht auf die Ressourcen und deren Benutzbarkeit spielt weiter eine Rolle, ob das

Recherche-Portal von einem Computer aufgerufen wird, der sich ausserhalb oder innerhalb

des Rechnernetzes (IP-Range) der das Portal betreibenden Bibliothek befindet.15

Die folgende Tabelle stellt in einer Übersicht die Zugriffsarten mit ihren unterschiedlichen

Nutzungsmöglichkeiten eines Portals dar.

11 Dies kann man auch als „Suchprotokoll“ bezeichnen. Technisch wird hier z.B. häufig das Z39.50 Protokoll verwendet. Informationen zu diesem Protokoll lassen sich z.B. unter http://www.loc.gov/z3950/agency/ finden. 12 Vgl. dazu die Aussagen von Monica Bronner in Kapitel 3.1, Abschnitte: ‚Aufwand für die Implementierung von SFX und MetaLib’ und ‚Probleme bei der Realisierung’, S. 34f. 13 In der schematischen Abb. 1 ist dieser Zusammenhang durch die Beziehung „ist abgeleitet aus“ dargestellt. 14 Authentifizierung: BenutzerInnen geben MetaLib ihre Identität durch Eingabe einer Kennung und eines Pass-wortes bekannt. Autorisierung: Auf was eine UserIn Zugriff hat und welche Funktionalitäten zur Verfügung stehen. 15 Techniken wie VPN (Virtual Private Network) oder Proxies ermöglichen es, das Recherche-Portal auch beispielsweise von „zu Hause“ aus zu benutzen, ohne dass die Einschränkungen eines IP-Filters wirksam werden.

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Funktionalitäten

Autorisierungs- /Authentifi-zierungsart

Zugriff auf lizenzpflichtige Ressourcen

Zugriff auf freie, für Gäste nicht freigegebene Ressourcen

Zugriff auf freie, für Gäste fre igegebene Ressourcen

Personalisie-rungsfunktion

innerhalb der IP-Range mit persönlichem MetaLib-Login

X X X X

innerhalb der IP-Range mit Gast MetaLib-Login X X X

ausserhalb der IP-Range mit persönlichem MetaLib-Login

X X X

ausserhalb der IP-Range mit Gast MetaLib-Login X

Tabelle 1: Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen

Nachfolgend ein Beispiel für ein Gast-Login ausserhalb der IP-Range der Institution:

Abb. 2: Recherche-Portal der HBZ, Datenbankliste mit Login als guest. Nicht benutzbare Ressourcen werden mit goldenem Schloss gekennzeichnet

Auf alle Ressourcen mit goldenem Schloss besteht im Gastmodus keinen Zugriff. Frei zugänglich

wäre in obigem Beispiel nur ADAM.

Beispiel für ein registriertes Login ausserhalb der IP-Range der Institution: Der Zugriff auf

die Ressourcen erweitert sich mit dem registrierten Login sehr. Mit grauem Schloss werden die

lizenzierten Quellen gekennzeichnet. Auf diese besteht nur Zugriff innerhalb der IP-Range der

entsprechenden Institution.

Abb. 3: Recherche-Portal der HBZ, Datenbankliste mit registriertem Login ausserhalb der IP-Range. Nicht benutzbare Ressourcen werden mit grauem Schloss gekennzeichnet.

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b) Templates für die Interfacegestaltung

Das MetaLib Informationsportal ist als Webschnittstelle realisiert. Dies bedeutet, dass Be-

nutzerInnen die Funktionalität durch einen einfachen Browser nutzen können. Das Produkt

MetaLib stellt für die Realisierung der Benutzerschnittstelle eines Portals ein Set an HTML-

Templates zur Verfügung, welche von den Bibliotheken nach ihren Wünschen und ihrem

Verständnis angepasst werden können. Einzelne Funktionalitäten, die vom Produkt grund-

sätzlich angeboten werden, könnten beispielsweise auch deaktiviert werden (für Benutzer-

Innen nicht mehr sichtbar) .

Im Folgenden ein paar Beispiele, die das unterschiedliche Erscheinungsbild von MetaLib

verdeutlichen:

Ø Kooperativer Verbund Berlin Brandenburg (KOBV):

http://digibib.kobv.de/authn/authnWrap.pl

Ø Bibliotheksverbund Bayern (BVB): http://bvba2.bib-bvb.de/V?RN=808988335

Ø Koninklijke Bibliotheek - National library of the Netherlands: http://www.kb.nl/

Ø Max-Planck-Gesellschaft: http://vlib.mpg.de/V?RN=959518386

2.1.1.2 Recherchemöglichkeiten von MetaLib

MetaLib bietet drei verschiedene Nutzungsmöglichkeiten,

a) „search and view”

b) „link to” und

c) „search and link“

für die Recherche in den heterogenen Ressourcen an. Es zeigt sich hier ein grundsätzlich

anderes Konzept16 als das der Suche in einer homogenen Datenquelle, mit entsprechenden

Vor- und Nachteilen. Mehr dazu findet sich unter Punkt a.

16 Soll auf verschiedene Datenquellen einheitlich zugegriffen werden können, dann müssen diese zusammen-geführt werden. Dies geschieht entweder durch die physische Vereinigung in einem einzigen zentralen System (homogene Quelle wie z.B. der Online-Bibliothekskatalog) oder virtuell wie im Fall einer MetaSearch im MetaLib.

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a) „search and view“

MetaLib unterstützt mit „search and view“ die Möglichkeit, dass heterogene Ressourcen

(Bibliothekskataloge, Elektronische Zeitschriften, Internetdienste ...) unter einer einheitlichen

Oberfläche zusammengefasst und den BenutzerInnen zur gleichzeitigen Suche (MetaSearch)

angeboten werden können.

Unter einer MetaSearch versteht man einen Vorgang, bei dem BenutzerInnen ein Abfrage-

kriterium einmal definieren, und ein entsprechendes Tool (oft als MetaEngine bezeichnet)

dafür Sorge trägt, dass diese Abfrage an die von den BenutzerInnen ausgewählten Ressourcen

simultan verteilt wird. Anschliessend muss die MetaEngine die Abfrageergebnisse einsammeln

und sie den BenutzerInnen in einheitlicher Weise darstellen.17 Im deutschsprachigen Bibliotheks-

umfeld wird anstelle des Begriffs MetaSearch häufig der Ausdruck parallele Recherche

verwendet18.

MetaSearch-fähige Ressourcen werden von MetaLib standardmässig mit einer Lupe versehen.

Abb. 4: Recherche-Portal der HBZ, Datenbankliste mit MetaSearch-fähigen Ressourcen (mit Lupe) und link-to-Ressourcen (ohne Lupe)

Den genannten Vorteilen einer parallelen Recherche steht der Nachteil gegenüber, dass die

Möglichkeiten der Metasuche sich jeweils auf den kleinsten gemeinsamen Nenner im hetero-

genen Datenbankset reduzieren. Eine solche Suche kann nie so differenziert sein, wie diejenige

in einer einzelnen Ressource über die entsprechend zugeschnittene Benutzeroberfläche.

17 Vgl.: Repman, Judi et al., Surviving the Storm, Using MetaSearch Engines Effectively. In: Computers. Libraries, vol. 19 (1999) nr. 5, http://www.infotoday.com/cilmag/may99/repman+carlson.htm. 18 Vgl.: Die Beschreibung des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB) bei der UB Erlangen-Nürnberg, http://www.ub.uni-erlangen.de/kataloge/gateway.php.

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17

Beispiel eines Suchergebnisses einer MetaSearch. Die Treffer können sortiert nach Ressource

oder gemischt angezeigt werden.

Abb. 5 : Recherche-Portal der HBZ, Resultate einer MetaSearch

Eine wichtige Frage bei einer Suche in verschiedenen Quellen ist, wie mit Dubletten umgegangen

werden soll. Im untenstehenden Beispiel werden sie angezeigt.

Abb. 6: Recherche-Portal der HBZ, Resultate einer MetaSearch mit Dubletten

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b) „link to“

Bei dieser Nutzungsart ist es nicht möglich, die Datenquelle in eine MetaSearch einzubeziehen,

das heisst, die Suche erfolgt über das Interface des Anbieters, auf das man per Link zugreifen

kann.

Ressourcen ohne Lupe sind link-to-Ressourcen ohne MetaSearch-Möglichkeit (vgl. Abb. 4)

c) „search and link“

Einigen Ressourcen, wie zum Beispiel „Encyclopaedia Britannica“, können in die Metasuche

eingebunden werden, die Resultate jedoch werden dann nicht in der MetaLib-Oberfläche

angezeigt, sondern in der Ursprungsdatenquelle (s. die beiden folgenden Abbildungen).

Abb. 7: Recherche-Portal der HBZ, Suchresultate mit „search and link“ werden nicht in MetaLib angezeigt

Abb. 8: Recherche-Portal der HBZ, Suchresultate mit „search and link“: Anzeige der Treffer in der Ressource

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2.1.1.3 Personalisierung

Mit einem personalisierten Login verändert sich nicht nur die Sicht auf die Ressourcen und

deren Benutzbarkeit, wie das auf den Seiten 13f dargestellt wurde, sondern es eröffnen sich

noch weitere Funktionalitäten: es können permanente Suchsets – dies sind individuelle

Zusammenstellungen von mehreren Ressourcen – gebildet und im Rahmen einer MetaSearch

verwendet werden. Diese von der BenutzerIn gespeicherten Sets bleiben erhalten und können

immer wieder verwendet werden.

Ebenso ist es möglich, den Suchverlauf (history) und gewisse Einstellungen, wie die Wahl der

Sprache, abzuspeichern.

Die Möglichkeit permanente Suchsets zu bilden, wurde von einem Teil der interviewten Personen

sehr geschätzt (vgl. Kapitel 4).

2.1.1.4 Fazit

MetaLib ist für die Bibliotheken ein Hilfsmittel, mit dem sie ihren BenutzerInnen einen

schnelleren, intuitiveren und möglicherweise auch zeitgemässeren Zugang zum mittlerweile

sehr heterogenen Feld der elektronisch abrufbaren Ressourcen bieten können.

Mit dem Marketingbegriff „MetaLib“ und der Bezeichnung „MetaSearch“ für eine Teil-

funktionalität des Produkts ist die Zielrichtung für den Einsatzbereich dieser Software bestimmt.

BenutzerInnen sollen sich nicht mehr mit den Feinheiten, Spezialitäten und teilweise auch

Eigenheiten einer speziellen Ressource beschäftigen müssen, sondern einen möglichst

einheitlichen und barrierefreien Zugang erhalten.

Die Stärken von MetaLib liegen in folgenden Bereichen:

Ø Zugang auch zu lizenz- und damit kostenpflichtigen Ressourcen.

Ø Konfigurationsmöglichkeiten durch die einsetzenden Bibliotheken sowohl in der

Ressourcendefinition als auch in der Benutzerschnittstellengestaltung. Damit wird es

ihnen ermöglicht, ihr individuelles Selbstverständnis und Erscheinungsbild

auszudrücken.

Ø Sehr gutes Zusammenspiel mit den anderen Produkten der Firma Ex Libris (SFX und

ALEPH). Die Nachteile einer „alles aus einer Hand“ – Strategie sollen hier nicht

erwähnt werden.

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Ø Erstellung einer zentralen KnowledgeBase durch Ex Libris. Diese kann von den

Bibliotheken, die das Produkt verwendend, als Vorlage für ihre Ressourcen einge-setzt

werden. Es bleibt jedoch festzuhalten, dass der lokale Prozess in jeder Bibliothek zur

Erstellung ihrer KnowledgeBase bis jetzt immer noch zeitaufwendig ist und

entsprechendes KnowHow benötigt.

MetaLib im „Raubtierkäfig“ der Informationsbeschaffung

Als Recherchetool begibt sich MetaLib in ein Feld, in dem bereits viele und zum Teil sehr

potente Mitbewerber tätig sind. Allein die einfache Suche in der Kombination „MetaSearch

and Suchmaschine“ in der Suchmaschine Google ergibt für deutschsprachige Seiten in 0.21

Sekunden ca. 34.000 Treffer. Dass als Grundlage für diese Aussage Google benutzt wurde,

muss nicht weiter kommentiert werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich MetaLib in diesem

Umfeld wird behaupten können.

Die Bibliotheken haben erkannt, dass sie Hilfsmittel benötigen, mit denen sie als Informations-

vermittler ihrem Publikum die wachsende Zahl der elektronischen Ressourcen zur Verfügung

stellen können, wollen sie nicht Gefahr laufen, dass das Interesse der BenutzerInnen an

ihren Beständen schwindet und sie sich anderen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung

zuwenden.

Beobachtet man das Entstehen und sich Entwickeln der SFX/MetaLib Usergruppe (SMUG)

könnte man, überspitzt formuliert, auch von einer Zweck-(Not-)Gemeinschaft zwischen Ex

Libris und den Bibliotheken sprechen. Beide haben, aus unterschiedlichen Blickwinkeln, ein

Interesse an der Weiterentwicklung von Produkten für den Zugang des Bibliothekspublikums

zu elektronischen Ressourcen.

Ein wichtiger Beitrag der Usergruppe zur Weiterentwicklung des Produkts besteht u.a. darin,

dass ihre Mitglieder beim Aufbau der durch Ex Libris mitgelieferten KnowledgeBase mithelfen.

Suche nach einem Weg

Im Aufbau einer derartigen KnowledgeBase zur Beschreibung von unterschiedlichen elektro-

nischen Ressourcen liegt möglicherweise auch eine Chance im Wettbewerb mit Kandidaten

wie Google. Während diese, mit beeindruckenden technischen und finanziellen Möglichkeiten

ausgestattet, eher „die Masse“ von elektronischen Ressourcen absuchen und häufig auch von

kommerziellen Interessen geleitet werden, könnten Bibliotheken als versierte Informations-

vermittler versuchen, unterstützt durch auf sie zugeschnittene Recherchetools, ihrem Publikum

den Weg zu spezifischen und qualitativ eher anspruchsvollen Informationen zu weisen.

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2.1.2 SFX – ein kontext-sensitives Linkingsystem

Nebst MetaLib ist SFX ein weiterer zentraler Service, der in bestehende Suchoberflächen

eingebunden werden kann. Entwickelt wurde dieser Dienst von H. Van de Sompel und

P. Hochstenbach an der Universitätsbibliothek Gent in Belgien. Den Prototyp nannten sie

SFX, eine Bezeichnung, die ursprünglich in der Filmindustrie für „special effects“ verwendet

wurde. Im Jahr 2000 erwarb die Firma Ex Libris die Rechte für diesen Prototyp und ent-

wickelte ihn mit der Unterstützung einiger amerikanischer Bibliotheken, darunter auch des

namhaften California Institute of Technology (CALTECH), weiter zu einem kontext-sensitiv

verlinkten Dienst („context sensitive referencing linking“).

2.1.2.1 Funktion von SFX

Verlinkung der Ressourcen unabhängig von Ausgangs- und Zielsystemen

Im Gegensatz zu den providerspezifischen Linksystemen (z.B. Springer Links) ist SFX ein

unabhängiger Linkserver. Vom jeweiligen Ausgangssystem, der „Source“, werden Metadaten

im OpenURL-Format an den SFX Server gesendet. Die im SFX analysierten Metadaten werden

in einem Menü angezeigt, welches die für das Dokument relevanten und für den Benutzer

zugänglichen Verlinkungen („reference linkings“) auf entsprechende Zielsysteme, die „Targets“,

anzeigt. Die angebotenen Links sind präzis auf den gefundenen Treffer, das Ausgangsdokument

sowie auf die Zugriffsrechte des Netzwerkes abgestimmt, innerhalb dessen eine Datenbank

aufgerufen wird („context sensitive linking“). Die einzelne Bibliothek entscheidet innerhalb

ihres IP-Bereichs selber, welche Datenquelle mit welchen ergänzenden Informationen verknüpft

wird. Dazu werden sogenannte „Thresholds“19 gesetzt, die die Konditionen für die Anzeige

der Services festlegen. Der SFX-Knopf erscheint beim Recherchieren in Datenbanken, die

von der jeweiligen Bibliothek lizenziert werden. Für die Sources wird die Implementierung

der OpenURL, für die Targets eine Linkingsyntax vorausgesetzt.

19 Thresholds – Zutrittsbedingungen zu lokalen Daten

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Abb. 9: Präsentation von Ruedi Noethiger und Oliver Thiele. Aus: Arbeitshilfen zu Aleph 500, https://www.unizh.ch/opac/ssl-dir/AlephInfo142/Home.html (passwortgeschützt)

2.1.2.2 Technische Grundlagen

Aufgaben und Funktion der OpenURL

Die OpenURL ermöglicht es, beschreibende Metadatenelemente von der Link-Source an den

SFX-Server zu übertragen. Die OpenURL wird vom Informationsanbieter in sein System

implementiert und dann mit dem SFX-Button in der Kurzanzeige und/oder in der Vollanzeige

eines Dokuments hinterlegt. Durch einen einfachen Klick auf den Button wird die OpenURL

generiert und an den SFX-Server geschickt, der sie auswertet, indem er Informationen der

OpenURL (1.), mit den Angaben der Dokumentenanbieter (2.) und den lokalen Möglichkeiten

(3.) miteinander vergleicht. Die OpenURL ist unterdessen zu einem Standard (NISO20) für

das Verlinken geworden.

20 NISO – National Information Standards Organization, entwickelt und publiziert Standards für digitale Umgebungen, unter anderem zu Abfragen, Archivierung, Metadaten und Konservierung.

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1.) Für die Erzeugung sinnvoller Serviceangebote ist die Angabe der ISBN bzw. der ISSN

grundlegend. Sind die Angaben aus der Source diesbezüglich unvollständig, kann auf

Basis dieses Vergleichs kaum ein sinnvolles Service-Menü aufgebaut werden.

2.) Die Informationen über zur Verfügung stehende Targets (Ziele) werden von den

Dokumentenanbietern bereitgestellt und z.B. bei Volltexten über die von CrossRef zur

Verfügung gestellte Datenbank via DOI’s21 abgefragt.

3.) Die lokalen Möglichkeiten werden jeweils von der einzelnen Instanz in die KnowledgeBase

„eingepflegt“. Das heisst, lokale Abfragespezifitäten, Zugriffsbeschränkungen usw.

werden in Thresholds festgehalten.

http://sfx.metabib.ch:9003/sfx_ilu?sid=SilverPlatter:PHIL&isbn=&atitle=Martin%20Heidegg

er%20and%20Franz%20Rosenzweig%20on%20the%20Limits%20of%20Language%20as%2

0Poetry&title=History-of-European-Ideas&issn=0191-

6599&date=1995&volume=20&issue=4-

6&spage=791&genUID=&taxaUID=&pid=%3CAN%3E0258236%3C/AN%3E%3CAU%3E

Greenberg%2c-Yudit-Kornberg%3C/AU%3E

Abb. 10: Beispiel einer OpenURL mit Basis URL (Adresse des SFX-Servers ) und Metadatenelementen

Verlinkung der Metadaten

Von einem Literaturzitat kann nicht nur zum Volltext verlinkt werden; ein Eintrag in einer

bibliographischen Datenbank öffnet diverse weitere Möglichkeiten. Mit dem Autorennamen

kann beispielsweise nach Werken in anderen Datenbanken oder in Preprintservern weiterge-

sucht werden, die ISSN und Quellenangaben können auf Volltexte oder Bestandesnachweise

im OPAC verweisen, Schlagwörter können für weitere Recherchen in Subject Gateways über-

tragen werden usw.

Der Citation Linker als direkter Zugang für den Benutzer

Als direkten Zugang zu den Targets, bzw. zum Service-Menü, gibt es den „Citation Linker“.

Diese Suchmaske kann unabhängig von der Nutzung einer SFX-fähigen Suchoberfläche

(Sources) eingesetzt werden, entweder bei Volltextsuche von Zeitschriftenaufsätzen oder von

21 DOI – Digital Objects Identifiers, ist ein System für Kennzeichnung von Netzdaten in digitalen Umgebungen.

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Monographien. Sind die bibliographischen Angaben eines Zeitschriftenartikels bereits bekannt,

können sie in die Suchmaske des Citation Linkers eingegeben und in SFX aktiviert werden.

Vom Ergebnis aus kann der Benutzer sich wiederum das Menü anzeigen lassen und z.B.

direkt auf die Homepage der Zeitschrift springen.

Abb. 11: Suchmaske im Citation Linker

2.1.2.3 Einsatz und Verwaltung von SFX in Bibliotheken

Das Linkmenü einer Bibliothek

Das kontext-sensitive System von SFX erlaubt es der einzelnen Bibliothek, Gestaltung und

Aufbau des Menüs auf ihre lokalen Bedingungen abzustimmen. Daher sind nicht nur die

Metadaten des Source-Dokuments entscheidend. Der Benutzer wird gezielt nur auf die Links

und Services geführt, auf die er tatsächlich Zugriff hat, bzw. von denen die Bibliothek der

Meinung ist, dass der Benutzer sie erfahren sollte, z.B. ob das Dokument auf eine bestimmte

Weise nicht erhältlich ist (siehe Anzeige „no holdings available“22). Services können auch

gegeneinander ausgeschlossen werden. Falls beispielsweise eine Bibliothek entscheidet, dass

Dokumentenlieferdienste nur angezeigt werden sollen, wenn kein elektronischer Volltext

vorhanden ist, kann dies entsprechend konfiguriert werden. Dadurch wird einerseits der

22 „Kein Bestand greifbar“.

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Benutzer zielorientiert und zeitsparend auf die für ihn relevanten Daten geführt, andererseits

sollen aber auch die Ressourcen der ausgehenden Bibliothek optimal genutzt werden.

Die einzelnen Links

1 Meldung, ob das Print-Exemplar im IDS

Luzern vorhanden

2 direkt auf den elektronischen Volltext,

z.B. eine elektronische Zeitschrift

zugreifen

3 Inhaltsverzeichnis des Zeitschriftenhefts

4 Zusammenfassung des

Zeitschriftenartikels

5 abfragen, ob das Print-Exemplar der

gesuchten Zeitschrift in einer anderen

IDS-Bibliothek vorhanden ist

6 einen Artikel elektronisch bestellen und

bezahlen

7 weitere Information zur E-Version der

Zeitschrift

8 andere Zeitschriftenartikel desselben

Verfassers suchen

9 im Internet anhand der Artikeltitelwörter

zum Thema recherchieren

10 Rückfragen an die ZHB versenden

(auch für Fernleihbestellung)

und vieles andere mehr

Abb. 12: Beispiel eines SFX Servicemenüs, kontext -sensitiv verlinkt nach den Vorgaben einer Bibliothek

Verwaltung von Konsortien elektronischer Zeitschriften über eine Masterinstanz

Häufig verfügen Bibliotheken über eine Kombination von lokalen Einzelabonnements und

konsortialen Lizenzverträgen für ihr elektronisches Zeitschriften-Angebot. In einer Master-

instanz werden die meisten konsortialen Lizenzabonnements zentral verwaltet, so dass die

Bibliothek in ihrer lokalen SFX-Instanz lediglich einige wenige spezifische Zeitschriften-

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angebote pflegt. Über eine entsprechende Schnittstelle vergleichen der voreingestellte lokale

SFX-Server und die Masterinstanz die Lizenzbedingungen, auf die sich die Links im SFX-

Menü schliesslich aufbauen. Die Online-Lizenzen in SFX werden von der einzelnen Biblio-

thek oder von der lokalen Instanz bei Bedarf aktualisiert.

Einbindung der Lizenzlisten elektronischer Zeitschriften auf der Homepage

Die Lizenzlisten elektronischer Zeitschriften, die von einer Bibliothek in SFX verwaltet werden,

können nebst der Verlinkung aus den verschiedenen Sources auch in die Bibliotheks-Homepage

eingebunden werden. BenutzerInnen sehen in dieser Anzeige nicht nur die angebotenen

elektronischen Zeitschriften einer Bibliothek, sondern auch die Bestandesinformationen und

den Provider (Anbieter). Die Titel sind mittels SFX-Knopf verlinkt und führen direkt zur

Zeitschrift.

Diese Möglichkeit erscheint auf dem Prospekt von Ex Libris. Ob Bibliotheken sie wahrge-

nommen haben, muss hier offen bleiben.

Statistische Auswertung

Über das Statistikmodul kann die tatsächliche Nutzung von SFX ausgewertet werden. So kann

beispielsweise angezeigt werden, wie oft innerhalb eines bestimmten Zeitraums für spezifische

Zeitschriften Linkservices aufgerufen werden, welche Sources hauptsächlich benutzt werden,

wie sich die Nutzungsfrequenz bestimmter Services entwickelt, usw. Die Ergebnisse werden

tabellarisch oder graphisch angezeigt und können exportiert werden.

2.1.2.4 Fazit

Neben anderen kontext-sensitiven Systemen wie z.B. LinkSource (EBSCO), LinkFinderPlus

(Endeavor), OL2 (Fretwell-Downing), 1Cate (Openly Informatics), Ovid LinkSolver (Ovid),

SirsiResolver (Sirsi) haben sich von Beginn an die SFX-Services als sehr erfolgreich auf dem

Markt erwiesen, wohl nicht zuletzt aufgrund eines gewissen Zeitvorteils gegenüber der Kon-

kurrenz. In namhaften wissenschaftlichen Bibliotheken (z.B. Virtuelle Bibliothek der Max-

Planck-Gesellschaft) und in grossen Bibliothekskonsortien (z.B. Bibliotheksverbund Bayern)

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ist, wie auch im Informationsverbund Deutschschweiz (IDS), SFX implementiert worden und

wird zunehmend genutzt. Dabei werden die UserInnen durch die eingängige Benutzerführung

im SFX unterstützt. Auch die Bibliotheken selber profitieren von den vielfältigen und innovativen

Möglichkeiten der kontext-sensitiven Verlinkung. Das im Prinzip unbegrenzte Einsatzspektrum

von OpenURL wird sich in nächster Zeit von Zeitschriften, Aufsätzen und Büchern auch auf

ganz andere Medien wie Karten, Audio- und Videomaterial oder sogar auf chemische Ver-

bindungen erstrecken. Damit wird sich die Anwendung auch über den Bibliotheksbereich

hinaus verbreiten. Viele Informations- und Dienstleistungsanbieter verfügen inzwischen über

die technischen Voraussetzungen für einen Linkserver wie SFX, weil dies zunehmend ein

wichtiges Entscheidungskriterium bei der Lizenzierung wird. Die OpenURL-Fähigkeit bei

Verlagen ist bei allen Neuabschlüssen und Verlängerungen von Lizenzverträgen wesentlich.

Daneben geht es auch um die Qualität der Metadaten, die das Ergebnis einer Linkserver-Anfrage

massgeblich beeinflussen. Auf der einen Seite sollen möglichst viele neue Quellressourcen

eingebunden werden und bestehende Quellen an die Anforderungen der OpenURL angepasst

werden. Andererseits müssen aber auch die Zielressourcen konsequent ausgebaut werden,

damit in den teilnehmenden Bibliotheken das Angebot der kontext-sensitiven Verlinkung voll

ausgeschöpft werden kann.

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2.2 Das Projekt, Ziel und Stand der Dinge23

Im Folgenden wird das Projekt MetaLib/SFX des IDS, das im Dezember 2002 begann und

leider noch keinen Abschluss gefunden hat, kurz vorgestellt.

Ziele

Folgende Ziele sollen mit dem gemeinsamen Informationsportal-Projekt erreicht werden:

Ø Erweiterte und verbesserte IDS-Gesamtabfrage

Vorgeschichte: Das Thema Rechercheverbund stand seit Beginn der Zusammenarbeit

der Schweizer Hochschulbibliotheken im Jahr 1997 im Raum. Im August 2000 wurde

auf Grund einer ausführlichen Evaluation das Projekt „physischer Verbundkatalog“

zugunsten eines Webportals zurückgestellt. Als Zwischenlösung für den Recherche-

verbund wurde die IDS-Gesamtabfrage eingerichtet, die noch heute im Gebrauch ist.

Wie die Interviews zum Rechercheverhalten der BenutzerInnen (Kap. 4) zeigen,

entspricht die Gesamtabfrage sicher einem Bedürfnis, ihre Brauchbarkeit jedoch wird

sehr unterschiedlich bewertet: positiv in der Forschungsstelle für Sozial- und Wirt-

schaftsgeschichte (FSW) und in der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB

Luzern), negativ im Deutschen Seminar (DS). Ein klarer Pluspunkt ist sicher die

Geschwindigkeit, negativ die eingeschränkten Suchmöglichkeiten (ist jedoch ein

Merkmal von parallelen Suchen) und die Art der Resultatanzeige. Es wird nur die

Anzahl Treffer angezeigt, nicht jedoch die eigentlichen Ergebnisse. Insbesondere bei

grossen Treffermengen ist dies unpraktisch.

23 Dieses Unterkapitel stützt sich hauptsächlich auf das Interview mit G. Hipler, IDS IT-Projektkoordination,

März 2005 und die Website des IDS: http://www.zb3.unizh.ch/ids/.

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Abb. 13: Resultat einer IDS-Gesamtabfrage

Mit Hilfe der Informationsportal-Software MetaLib von Ex Libris soll ein IDS-Web-

portal entwickelt werden, das eine verbesserte Gesamtabfrage ermöglicht und neben

Bibliothekskatalogen auch noch nicht lizenzpflichtige Datenbanken einbindet.

Ø Einbindung der elektronischen Ressourcen

Die verschiedenen elektronischen Ressourcen sollen auf der IDS-Website wie auch

bei den einzelnen Verbünden unter einer einheitlichen Oberfläche angeboten werden.

Dies soll dank MetaSearch und SFX, das einen nahtlosen Übergang von der Referenz

zum Volltext ermöglicht, mehr Übersichtlichkeit und Recherchekomfort bringen. Ein

weiteres Ziel ist, die Nutzung der sehr teuren Datenbankangebote der Bibliotheken zu

steigern.

Ø Personalisierung

Personalisierungsfunktionen und verschiedene Sichten auf das Angebot sollen angeboten

werden.

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Stand der Dinge, zwei Jahre nach Projektstart

SFX

Da die SFX-Implementierung schneller als diejenige von MetaLib zu bewältigen ist, wurde

das MetaLib/SFX-Projekt 2003 mit SFX gestartet. Dabei konnte man sich auch auf das Eva-

luierungs- und Implementierungs-Projekt an der Universitätbibliothek (UB) Basel stützen.

SFX wurde zentral für alle beteiligten Bibliotheken (ausser der ETH-Bibliothek, dort wird ein

eigener Server mit eigener Installation betrieben) auf dem MetaLib/SFX-Server in der Haupt-

bibliothek Zürich (HBZ) instanziert.

Wie die Verbünde SFX in ihre Recherchetools integrieren ist nicht geregelt. Gerade im Bereich

des Online-Bibliothekkatalogs stösst man deshalb auf verschiedene Lösungen. Der IDS Basel/

Bern und IDS Zürich Universität fügen zum Beispiel bei Zeitschriften, wenn ein Volltextzugriff

möglich ist, einen SFX-Link ein. So kann die UserIn von der Referenz im Bibliothekskatalog

nahtlos zum Volltext gelangen.

Abb.14: IDS Zürich Universität, Titelaufnahme aus Onlinekatalog mit SFX-Link

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Wenn die Abfrage innerhalb der IP-Range der Universität Zürich/Zentralbibliothek Zürich

getätigt wird, wie in der untenstehenden Abbildung, bietet das SFX-Menü den Volltextzugriff an.

Abb. 15: SFX-Menü mit Volltextzugriff

Das Vorgehen, das in Deutschland zum Beispiel der Kooperativer Verbund Berlin Brandenburg

(KOBV)24 gewählt hat - ein SFX-Button wird standardmässig als Menüpunkt bei jedem biblio-

graphischen Datensatz angezeigt - wurde nicht übernommen. Es ist nämlich fraglich, ob ein

wirklicher Mehrwert generiert werden kann, wenn der grösste Teil der Dokumente keine

elektronischen Volltexte sind, und deshalb in den meisten Fällen nur ein vordefinierter Standard-

satz an Diensten angezeigt wird.

24 Vgl.: http://www.kobv.de/deutsch/framesets/frameset_ns6.htm

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MetaLib

Vom zweiten Teil des Projektes, vom Recherche-Portal MetaLib, ist IDS-weit noch nicht viel

zu sehen: es fehlt das zentrale IDS-Portal, und lokal bietet einzig die Hauptbibliothek Zürich

Universität25 seit Oktober 2004 ein Recherche-Portal an. Es fehlt jedoch noch der eigentliche

Portalcharakter, und erst wenige Ressourcen können in eine Metasuche einbezogen werden.

In den anderen Verbünden ist man entweder mit dem Portalaufbau beschäftigt (Bern) oder ist

in der Warteschlaufe (z.B. IDS Luzern).

Es gibt sicher verschiedene Gründe, warum dieses Projekt stecken geblieben ist. Es ist jedoch

nicht Aufgabe und Ziel dieser Abhandlung, dies zu erörtern. Für alle Beteiligten, aber ganz

sicher für die UserInnen, ist einfach zu hoffen, dass sich das Ganze zu einem befriedigenden

Resultat hin bewegen wird.

Wer einen Vergleich sucht und abgeschlossene MetaLib/SFX-Projekte anschauen möchte,

findet auf S. 15 einige Adressen.

25 vgl.: http://www.hbz.unizh.ch/

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3. Implementierung und Nutzung von MetaLib und SFX in den

beiden Teilverbünden IDS Zürich Universität und IDS Luzern

Aufgrund des beruflichen Kontextes der drei Autorinnen dieser Arbeit werden im Folgenden

die Implementierung und Nutzung von MetaLib und SFX in den Teilverbünden IDS Zürich

Universität und IDS Luzern dargestellt. Als inhaltliche Grundlage von Kapitel 3 dienen persönliche

Gespräche mit den Verantwortlichen des jeweiligen Teilverbundes.

3.1 IDS Zürich Universität: Gespräch mit Monica Bronner

Der IDS-Teilverbund Zürich Universität ist ein Bündnis von über 100 Institutsbibliotheken

der Universität Zürich sowie Bibliotheken einiger Zürcher Hochschulen. Die Koordinations-

stelle des Verbundes ist der Hauptbibliothek Universität Zürich (HBZ) angegliedert.

IDS Zürich Universität ist bislang der einzige Teilverbund, der ein Recherche-Portal mit der

Software MetaLib anbietet; die anderen Teilverbünde sind erst mit dem Aufbau beschäftigt

oder haben die Implementierung noch hinausgeschoben.

In einem Gespräch am 21. März 2005 mit Monica Bronner, Verbundkoordination Universität

Zürich, wurde die momentane Situation bezüglich MetaLib und SFX am IDS Zürich Universität

beleuchtet.

Sensibilisierung und Schulung der NutzerInnen

Bibliotheksbenutzer wissen oft nicht, wie man sich aus dem Angebot an Büchern, Datenbanken

und Zeitschriften relevante Informationen beschafft. Das Angebot der Bibliotheksressourcen,

vor allem auch der sehr kostenintensiven digitalen, wird dadurch zu wenig genutzt. Mit der

Vermittlung von Informationskompetenz und einer verbesserten Präsentation und Benutzbarkeit

der Ressourcen soll dem Problem begegnet werden. Ziel ist es einerseits, die Benutzer auf ein

„seamless searching“ zu schulen, welches mit Hilfe von effizienten Zugriffsstrukturen den

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Weg von der Referenz zum Produkt (nahtlos) erleichtert; andererseits soll dadurch die

Benutzung von Fachdatenbanken gesteigert werden, so dass sich die damit verbundenen oft

sehr hohen finanziellen Kosten auch lohnen.

Aufwand für die Implementierung von SFX und MetaLib

Der Aufwand für die Implementierung von SFX und dem Recherche-Portal, das auf MetaLib

basiert, ist schwierig zu beziffern, da er sich auf verschiedene Stellen verteilte: Systemadmini-

stration (Informatikdienste), technische (IDS-Techniker) und bibliothekarische Betreuung

durch BibliothekarInnen. Bis jetzt wurde keine zusätzliche Stelle geschaffen, das heisst, der

Aufwand wurde auf bestehende 100%-Pensen aufgepfropft. Monica Bronner schätzt, dass es

für den Ausbau und die Pflege des Recherche-Portals und des SFX-Servers mindestens eine

50%-Stelle bräuchte.

Probleme bei der Realisierung

a) Konfigurationsprobleme:

Die Konfiguration der elektronischen Ressourcen ist technisch komplex. Es bedarf der

Zusammenarbeit mit den Datenbankanbietern, denn die Schnittstellen zu den Produkten

müssen so konfiguriert werden, dass sie MetaLib-fähig werden, dies ist jedoch nicht in jedem

Fall möglich.

b) Kategorisierungsdiskussionen:

Für das Recherche-Portal braucht es eine zufriedenstellende Kategorisierung der Ressourcen.

Diese sollte nicht zu verästelt sein und doch klare Zuordnungen schaffen können. Die Ent-

scheidung für die richtige Einteilung beim Katalogisieren ist nicht immer einfach und mit viel

Zeitaufwand verbunden.

Die fachliche Gliederung des IDS Zürich Universität lehnt sich an eine bewährte, zweistufige

Einteilung: mehrere Haupt- mit jeweils dazugehörigen Unterkategorien. Die Hauptkategorie

ist entweder fachlich nach weiteren Teilbereichen oder datenbankspezifisch unterteilt.

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c) Betreung und Kooperation:

Nicht zu unterschätzen ist der zeitliche Aufwand, den man für die Aktualisierung, vor allem

der frei zugänglichen integrierten Dienste aufzuwenden hat.

Der Aufbau einer Zusammenarbeit mit den am IDS Zürich Universität angegliederten Instituten

ist ebenso eine wichtige Arbeit.

Einbindung von Ressourcen

Monica Bronner würde generell Zurückhaltung üben beim Einbinden von Ressourcen ins

Recherche-Portal: Eine Suche über zu viele Ressourcen zwingt eventuell den Server in die

Knie, und es ist bei einem zu grossen Angebot sehr schwierig, die Übersicht zu behalten.

Im Recherche-Portal des IDS Zürich Universität sind alle e-journals bereits abfragbar, jedoch

ist das so auf den ersten Blick nicht ersichtlich, da die Zeitschriften an verschiedenen Orten

besprochen werden. Es bedarf in diesem Fall des Wissens, wo die Zeitschriften ausgewertet

werden. Es wäre im Sinn der Benutzerfreundlichkeit sicher besser, wenn eine Zeitschriften-

Liste der suchenden Person diesen Umweg abnehmen würde.

Für Monica Bronner stellt sich jedoch die Frage, wie weit es sinnvoll ist, e-journals einzu-

binden, da man via Citation Linker einen direkten Zugriff auf die im SFX-Server verwalteten

e-journals der Universität Zürich und der Zentralbibliothek Zürich (ZB) hat. Es ist jedoch keine

MetaSearch möglich. Laut Bronner ist es angebrachter, Anbieter (z.B. JSTOR, Springer u.a.)

ins Recherche-Portal aufzunehmen anstelle der einzelnen Zeitschriften.

Wissens-Voraussetzungen für die Benutzenden

Auch ein noch so gutes Recherche-Portal nimmt den BenutzerInnen die intellektuelle Arbeit

der Recherche nicht ab, und es wird auch in Zukunft Fachleute, sprich BibliothekarInnen,

benötigen, die die Informationskompetenzen vermitteln.

Für den Benutzer nützlich zu wissen ist, dass Portale nicht andere Portale abfragen können

und dass CD-Rom-Server nicht direkt abfragbar sind. Eine Software, die alles bündelt, würde

den Server zu sehr belasten und die Abfrage beträchtlich verlangsamen.

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Einführung der Produkte MetaLib/SFX

Da die Produktionsaufnahme unter grossem Zeitdruck stattfand und auch beim Start noch

nicht alles so eingerichtet war, wie es die Verantwortlichen des IDS Zürich Universität

eigentlich gewünscht hätten, ist auf ein externes Marketing verzichtet worden.

Mit dem externen Marketing wird man auch in Zukunft zurückhaltend sein, da viele Dienste

nur für Uni-Angehörige zugänglich sind und der IDS als „öffentliche Instanz“ ein IDS-Login

anbieten wird.

Bei Produktionsaufnahme gab es eine Einführung für BibliothekarInnen. Seither gibt es auch

Erstsemestrigen-Einführungen, in welchen das Recherche-Portal unter dem Aspekt „erweiter-

te Recherchemöglichkeiten“ vorgestellt wird. Zukünftig ist im Rahmen der Bologna-Reform

auch die Integration einer solchen Einführung ins Curriculum geplant.

Präsentation des Recherche-Portals

a) Online-Katalog:

Auf der Home-Page des Online-Katalogs des IDS Zürich Universität (http://biblio.unizh.ch/F)

besteht eine Verlinkung zum Recherche-Portal.

Abb. 16 : Online-Katalog des IDS Zürich Universität mit Link zum Recherche-Portal (http://biblio.unizh.ch/F)

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b) HBZ-Homesite:

Das Recherche-Portal ist auch in der HBZ-Homesite (http://www.hbz.unizh.ch) integriert,

jedoch nicht sehr prominent.

Da das Recherche-Portal technisch noch nicht zufriedenstellend läuft und noch zuwenig

MetaSearch-fähige Ressourcen miteinbezogen sind, ist es noch nicht so prominent aufge-

schaltet wie geplant. Eine Idee wäre zum Beispiel, den MetaSearch als Einstiegsseite zu

verwenden, von welchem man dann an die Online-Kataloge oder an andere Dienstleistungen

geleitete wird.

c) Onlinehilfe:

Die vorhandene Original-Ex Libris Onlinehilfe muss noch auf die Instanz Universität Zürich

angepasst werden. Wegen Personalmangel und eines baldigen SoftwarUpdates, der zu zwei

Bearbeitungen kurz hintereinander führen würde, verzögert sich die Ausarbeitung.

Präsentation von SFX

a) HBZ-Homesite:

Unter dem Menüpunkt Zeitschriften findet sich der Link zum Citation Linker. Man kann so

direkt auf das Verlinkungssystem SFX zugreifen, ohne zuvor in Katalogen/Datenbanken

recherchieren zu müssen. Durch die Eingabe von bibliographischen Daten kann gezielt nach

der Verfügbarkeit des entsprechenden Volltextes an der Universität Zürich gesucht werden.

Eigentlich eine gute Sache, nur etwas versteckt untergebracht. Es scheint jedoch nicht leicht

zu sein, einen passenden und prominenten Platz zu finden.

b) ALEPH:

Da der überwiegende Teil der im IDS Zürich Universität nachgewiesener Dokumente keine

elektronischen Volltexte sind, gibt es keine prominente SFX-Funktion. Es wäre zwar technisch

möglich, ergäbe aber in einem Grossteil der Fälle keinen Mehrwert; das SFX-Menü würde

in vielen Fällen nur einen jeweils vordefinierten Standardsatz an Diensten anzeigen und dem

Vermerk, dass kein Volltext zur Verfügung steht (s. Seite 28f und 34f). Aus diesem Grund

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wurden im Onlinekatalog des IDS Zürich Universität nur bei den Volltext-Zeitschriften der

ehemalige statische Link in einen SFX-Link umgewandelt.

Die Links der E-Zeitschriften gehen alle über den SFX-Server.

c) Recherche-Portal:

In der Datenbankliste werden alle SFX-fähigen Dienste durch ein spezielles Icon angezeigt.

Abb. 17: Ausschnitt aus der Datenbankliste des Recherche-Portals der HBZ (http://www.hbz.unizh.ch).

Aktueller Stand der Dinge im IDS Zürich Universität betreffend MetaLib und SFX

Die SFX-Statistik zeigt einen stetigen Aufwärtstrend, die Benutzung ist aber nur zögerlich

angelaufen. Während von Seiten der StudentInnen keine negativen Rückmeldungen kamen,

reagierten BibliothekarInnen eher mit zurückweisender bis abweisender Haltung gegenüber

dieser neuen Dienstleistung. Obwohl SFX ziemlich selbsterklärend ist, werden jetzt auf Grund

der negativen Haltung sowohl bei den OPAC-Schulungen als auch in der „Arbeitsgruppe

Benutzung“ spezielle SFX-Demos vorgeführt.

Bei den Schulungen wird das Recherche-Portal positiv bewertet, es ist aber nicht klar, wie

weit es dann eingesetzt wird oder auch ob BenutzerInnen frustriert aufgeben. Bei Rück-

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meldungen geht es meist um technische Fragen und Probleme. Beim Recherche-Portal wird

demnächst das Layout überarbeitet. Momentan werden Abklä-rungen darüber, welche Ressourcen

für den MetaSearch konfiguriert werden sollen, intensiviert. Da das Recherche-Portal des IDS

Zürich Universität eine eigenständige Sache ist und Zürich bisher der einzige Teilverbund ist,

der es einsetzt, gibt es keine Konflikte mit dem Verbund. Gemäss Bronner wäre ein Austausch

der Ideen und Informationen mit den anderen Verbünden sicherlich hilfreich.

Perspektiven und Weiterentwicklung

SFX läuft stabil. Ein Software-Update ist angekündigt.

MetaLib läuft schon sehr viel besser als im Herbst 2004. Es sind aber noch grössere Anstren-

gungen nötig, bis Funktionalität, Layout und Angebot den Vorstellungen entsprechen werden:

Ø Oberfläche vereinfachen und verbesseren

Ø Onlinehilfe anbieten

Ø Kategorisierung der Ressourcen verbessern

Ø Abklären, welche Ressourcen MetaSearch-fähig gemacht werden sollen, grundsätzlich

sollten aber mindestens 50% der Ressourcen für den MetaSearch konfiguriert werden

Ø Abklären, wie das Resultat einer Metasuche über mehrere Quellen/Ressourcen „gemergt“

wird, das heisst wie mit Mehrfachtreffern umgegangen wird. Wünschenswert wäre

sicher eine Reduplizierung, diese funktioniert aber bis jetzt nur suboptimal

Ø Funktionalitäten und Zugriffe bei den verschiedenen Zugangsmöglichkeiten (Gast,

IDS-BenutzerIn, Uni-Angehörige) besser aufzeigen

Budget

Die Sparpläne beeinflussen auch die Entwicklung des Recherche-Portals. Einerseits bräuchte

es zusätzliche Stellenprozente, um eine sinnvolle Weiterentwicklung zu realisieren, andererseits

muss man sich fragen, ob bei den teuren Fachdatenbanken auch gespart werden könnte, das

heisst abbestellen und versuchen, ob auf frei zugängliche Ressourcen ausgewichen werden kann.

Ausschlaggebend ist dabei aber nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch Komfort und Zeitauf-

wand für die BenutzerInnen, bis eine Quelle gefunden wird.

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3.2 IDS Luzern: Gespräche mit Herrn Lutterer und Herrn Brasser

Die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) hat sich 1999, seit dem Ausbau der

Hochschule zur Universität und der Erweiterung der Zentralbibliothek zur Universitätsbiblio-

thek, als Teilverbund IDS Luzern dem Informationsverbund Deutschschweiz angeschlossen.

Die ZHB Luzern ist die grösste Studien- und Bildungsbibliothek der Zentralschweiz und stellt

dem Publikum Medien aus allen Wissensgebieten zur Verfügung. Mit der Implementierung des

Bibliothekssystems ALEPH entwickelte sich der Informationsverbund Luzern, dem heute neben

der Universität und der Fachhochschule eine wachsende Zahl weiterer Bildungsinstitutionen

der Zentralschweiz angehören, stetig weiter. Dem stark gestiegenen Bedürfnis nach elektro-

nischer Nutzung der Daten wird durch das Anbieten von digitalisierten Katalogen und immer

mehr online abfragbaren Beständen Rechnung getragen.

In einem Gespräch mit Wolfram Lutterer (Leiter Bibliothek Fakultät I&II, Bereich Universität

Luzern) am 16.03.2005 und einem weiteren mit Martin Brasser (Fachreferent für Philosophie,

Bereich Universität Luzern) am 18.03.2005 wurde über die momentane Situation bezüglich

des Einsatzes von MetaLib und SFX am IDS Luzern gesprochen.

Das Angebot SFX und seine Nutzung im IDS-Verbund Luzern

Die ZHB Luzern bietet ihren BenutzerInnen seit Herbst 2003 das kontext-sensitive Linksystem

SFX an. Sie werden auf die Funktion von SFX im Sinne einer Service-Optimierung im

Rahmen von Einzel- oder Gruppeneinführungen oder von Datenbankschulungen hingewiesen.

Die Funktion ist eigentlich selbsterklärend und wird von den Benutzern meistens schnell und

freudig begrüsst und getestet.

Seit der Aufschaltung von SFX wird in der ZHB-Luzern eine Benutzungs-Statistik über diesen

Service geführt. Anhand dieser Statistik kann eine konsolidierte Nutzung des Angebotes fest-

gestellt werden: Pro Monat werden durchschnittlich 300 „Requests“ aufgegeben, die Tendenz ist

leicht steigend. Von diesen „Requests“ führen jedoch nur ungefähr 70% zu einem „Clickthrough“;

es ist also eine relativ geringe Erfolgsquote zu verzeichnen.

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Der Grund für die zahlreichen erfolglosen Abfragen ist das geringe Angebot an elektronischen

Dokumenten in den an der Universität Luzern angebotenen Bereichen Theologie und Geistes-

wissenschaften. Im Bereich der Rechtswissenschaften wird für SFX noch nicht aktiv geworben,

da die meisten lizenzierten Rechtsdatenbanken derzeit noch nicht SFX-fähig sind. Die Studien-

richtungen Wirtschaft und Naturwissenschaften, in welchen es sehr viele Volltextangebote

gibt, sind an der Universität Luzern nicht vertreten.

Geplante Einführung von MetaLib

Die Einführung des Produktes MetaLib im IDS-Verbund Luzern ist zwar beschlossen, wird

aber voraussichtlich erst im Herbst 2005 realisiert. Die Auswirkung der Portallösung mit

MetaLib kann von Wolfram Lutterer und Martin Brasser noch nicht beurteilt werden. Sie

nehmen jedoch an, dass mit Einsatz von MetaLib das Suchen im „e-menu“26 erleichtert wird

und der Benutzer schneller und einfacher zu den Informationen kommt. Mit Sicherheit wird

es Vorteile geben, z.B. durch die Möglichkeit, mehrere Fachdatenbanken in einer einzigen

Recherche abzufragen (über die IDS-Gesamtabfrage hinaus). Unabhängig von MetaLib be-

deutet die EZB (Elektronische Zeitschriftenbibliothek) auch in Zukunft eine Ergänzung und

Erweiterung des Angebotes. In der EZB, die als Bestandeskatalog für elektronische Zeit-

schriften angelegt ist, kann aber auf Inhaltsebene nicht recherchiert werden wie im MetaLib.

Erwartungen

Mit der Erweiterung und Verbesserung des Angebotes mittels MetaLib und SFX erwarten wir

eine verbesserte Nutzung der Ressourcen. Die Nutzungs-Prognosen laufen jedoch bei den

Fachexperten in ganz verschiedene Richtungen. Mit Sicherheit wird die Bedeutung elektro-

nischer Ressourcen steigen und der Bedarf an Printmedien in einigen Bereichen stark zurück-

gehen. Gedruckte Bücher bleiben jedoch – nicht nur als Sammelauftrag einer Kantonsbiblio thek –

nach wie vor ein wichtiges Sammelgut. Im universitären Bereich ist der Verzicht auf Printmedien

besonders in den Geistes- und Sozialwissenschaften weiterhin undenkbar (im Gegensatz zu

naturwissenschaftlichen Fächern).

26 Vgl. Kap. 4.3, S. 53.

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Kosten

Der elektronische Bereich im Bibliotheksausbau ist grundsätzlich sehr teuer. Kleinere Biblio-

theken wie beispielsweise die ZHB Luzern zahlen häufig im Vergleich mit grösseren Institu-

tionen gleich viel für elektronische Angebote, verfügen aber nicht über deren finanzielle Mittel.

Aus solchen Gründen mussten Angebote auch schon eingestellt werden – die Nutzungshäufigkeit

entwickelte sich im Vergleich zu den steigenden Kosten zu gering.

Schulung

Lutterer und Brasser weisen darauf hin, dass sich im elektronischen Bereich der Bibliotheken

die Schulung sowohl der BenutzerInnen wie auch des Bibliothekspersonals zu einem immer

wichtigeren Thema entwickeln wird. Die verlinkten und vernetzten Angebote stellen die Biblio-

theken vor ganz neue Aufgaben, die intensiver interner und externer Schulung bedürfen. Daher

ist anzunehmen, dass vor allem wissenschaftliche Bibliotheken künftig vermehrt in die Aus-

bildung von qua lifizierten InformationsspezialistInnen investieren werden und tendenziell

Stellenprozente von BibliothekarInnen zunehmend dahin verlagert werden.

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4. Interviews zum Rechercheverhalten der BenutzerInnen

Aufgrund der Arbeitsorte der Autorinnen wurden in folgenden Institutionen eine kleine

Umfrage zum Rechercheverhalten mit BenutzerInnen unterschiedlichen Ausbildungsstatus

und mit Schulungsexperten gemacht:

Ø Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Zürich (FSW)

Ø Deutsches Seminar der Universität Zürich (DS)

Ø Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB Luzern)

Die InterviewpartnerInnen der FSW sind WissenschaftlerInnen mit langer und täglicher Übung

in Sache Recherche, die des DS sind Studentinnen. An der ZHB wurden Bibliotheksmitarbeiter-

Innen befragt, zu deren Aufgabe unter anderem die Benutzerschulung gehört.

Die Befragung dient keineswegs zu statistischen Zwecken. Vielmehr soll hier die Sichtweise

der BenutzerInnen, ihr Rechercheverhalten und ihre Wünsche bezüglich Recherchetools

beleuchtet werden.

___________________________________________________________________

Abb. 18: Homepage des IDS Zürich Universität (http://biblio.unizh.ch/f) Verlinkung!

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4.1 Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität

Zürich (FSW)

Die Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte27 (FSW) ist eine interfakultäre

Forschungseinrichtung der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät und der Philosophischen

Fakultät I der Universität Zürich. Neben Lehrveranstaltungen werden von den drei Lehrstuhl-

inhabern und ihren MitarbeiterInnen zahlreiche Forschungsprojekte durchgeführt.

Situation an der FSW

Alle MitarbeiterInnen an der FSW haben Arbeitsplätze mit einer IT-Infrastruktur, das heisst,

Recherchen werden von den eigenen Geräten aus getätigt. Die Bibliothek ist nicht besetzt und

der Betrieb hat Selbstbedienungscharakter: MitarbeiterInnen können Bücher (elektronische

Medien sind kaum vorhanden) mit Hilfe eines Stellvertretersystems ausleihen.

Interview

Im Zentrum des folgenden Kapitels steht die Auswertung der Interviews zu Recherchever-

halten und -tools, die am 1. und 5. April 2005 mit einer Mitarbeiterin und zwei Mitarbeitern

geführt wurden. Die Antworten wurden zu den Themenblöcken

Ø Bewertung der eigenen Recherchekompetenz,

Ø Informationsbeschaffung,

Ø Dienstleistungen des IDS Zürich Universität/der Hauptbibliothek Universität Zürich

und

Ø Erwartungen an Recherchetools, Wünsche

zusammengefasst.

InterviewpartnerInnen

Mitarbeiter A: lic.phil., Studium der Geschichte und Philosophie, Doktorand in NF-Projekt

Mitarbeiter B: Dr. des., Forschungsprojekt

Mitarbeiterin C: lic.phil., Doktorandin in NF-Projekt

27 http://www.fsw.unizh.ch

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Bewertung der eigenen Recherchekompetenz

Die Unterschiede zwischen dem Interviewpartner A auf der einen und B und C auf der an-

deren Seite zeigen sich gleich zu Beginn: A bezeichnet seine Recherchekompetenz als sehr

gut und sieht sich als ausgeprägten „Onliner“, wogegen B und C ihre Kompetenzen grund-

sätzlich als gut bewerten, wenngleich mit Einschränkungen im digitalen Bereich.

Informationsbeschaffung

Ganz „Onliner“ stützt sich Mitarbeiter A fast ausschliesslich auf elektronische Recherche-

angebote. Zu seinen Suchorten gehören die IDS Online-Bibliothekskataloge zusammen mit

der Gesamtabfrage, die er sehr nützlich findet, der „Alphabetische Zentralkatalog Zürich“

(AZK) der Zentralbibliothek Zürich und auch der „Karlsruher Virtuelle Katalog“ (KVK).

Bei den Datenbanken sind es vor allem die Onlineangebote von „Historical Abstracts“,

„Internationale Bibliographie der Rezensionen“ (IBR) und „Internationale Bibliographie der

geistes- und sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenliteratur” (IBZ), die er benutzt. Diese Ange-

bote hat er sich, neben Links zu Fachportalen und weiteren relevanten Orten im Internet, alle

in seiner umfangreichen persönlichen Linksammlung zusammengestellt.

Wenn A nach Zeitschriftenartikeln sucht, ist für ihn wichtig, dass er einen Onlinezugriff hat,

was er in der EZB abklärt. Falls das nicht der Fall ist, lässt er sich via Subito den Artikel

zuschicken, auch wenn die Printausgabe in der nahe gelegenen Zentralbibliothek vorhanden

ist!

Trotz dieses differenzierten Instrumentariums, schrumpfen, wenn es eilt, die Suchorte und es

wird auch gegoogelt. A betont aber, dass das ganz klar die Ausnahme sei, und Google ein Tool

fürs Alltägliche wäre, denn die Suchreslutate seien viel zu heterogen und für eine fundierte

Recherche nicht genügend.

Im Gegensatz zu A kann bei B und C die Informationssuche auch noch etwas papiererner und

klassischer ablaufen. Zwar steht die Benutzung der IDS Onlinekataloge inklusive der als nützlich

bewerteten Gesamtabfrage im Zentrum und die persönlichen Linksammlungen sind ebenfalls

wichtig. Aber es werden auch gedruckte Bibliographien und Handbuchartikel mit Literatur-

angaben als Hilfsmittel genannt.

Unterschiede zeigen sich bei der Verwendung von Fachdatenbanken: B ist vertraut mit den

beiden Onlinedatenbanken IBR und IBZ. C hingegen hat so gut wie keine Erfahrung mit

Datenbanken und begründet es damit, dass aktuelle Forschungsergebnisse für sie nicht zentral

wären.

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Bei der Suche nach Zeitschriftenartikeln ist das Verhalten der beiden, bezogen auf die Ver-

wendung von elektronischen Ressourcen, umgekehrt: B verwendet explizit keine elektro-

nischen Angebote. Einerseits weil die Zentralbibliothek Zürich mit vielen Printzeitschriften

sehr nahe ist, und andererseits will B sich beim Zitieren nur auf real Publiziertes stützen. C hin-

gegen hat in der ETH-Bibliothek schon mehrmals elektronische Zeitschriften benutzt und den

einfachen Zugriff auf den Volltext geschätzt.

Auch B und C googeln beim Recherchieren, jedoch unterschiedlich: B benutzt die Suchmaschine,

wenn er Fakten- oder Firmeninformationen sucht. C setzt Google grundsätzlich gerne ein, weil

sie dort öfters nützliche Volltexte findet und ihr die assoziative Art der Suche entspricht. Mit

Bibliothekskatalogen hat sie deshalb manchmal auch Mühe. Als Beispiel nennt sie die Schlagwort-

suche. Oft würde der verwendete Thesaurus nicht ihren Erwartungen entsprechen. Es kann deshalb

vorkommen, dass sie in Google sucht, bis sie das Thema unge-fähr getroffen hat, und danach

mit diesen Informationen in den Bibliothekskatalog zurückgeht

Dienstleistungen des IDS Zürich Universität/der Hauptbibliothek Universität Zürich

Es erstaunt sicher nicht, dass A die Website der Hauptbibliothek Universität Zürich kennt und

auch die verschiedenen Angebote wie zum Beispiel Elektronische Zeitschriften und Recherche-

Portal.

Die Elektronische Zeitschriftenbibliothek ist bei ihm, wie bereits im Punkt Informationsbe-

schaffung aufgezeigt, fester Bestandteil seiner Suchen. Das Seamless Searching, das mit Hilfe

von SFX nahtlos von der Referenz zum Volltext oder auch zu weiteren Dienstleistungen führt,

benutzt und schätzt er, hat es jedoch gar nicht als neues Angebot des IDS oder auch der HBZ

registriert.

Auf das Recherche-Portal stiess er, weil er öfters auf der Website vorbeikommt. Den Link auf

der Homepage der IDS Zürich Universität (vgl. Abb. 18) hatte er jedoch nicht wahrgenommen.

Was im Recherche-Portal sofort sein Interesse weckte, war der Menüpunkt „my space“, weil

er dahinter richtigerweise eine Personalisierungsfunktion vermutete. Gescheitert ist er dann an

der Anmeldung: Er wollte sich mit seinen UniAccess-Daten einloggen, was nicht klappte, da

es dort nur mit der IDS-Bibliothekskennung weitergeht, dieser Hinweis ist aber nirgends zu

finden. Der Aufwand, dem weiter nachzugehen, war ihm zu gross. Da ihm die Funktionalitäten

des Recherche-Portals auch nicht klar wurden, zum Beispiel handelt es sich um eine Suche

nach Datenbanken oder um ein in Datenbanken, benutzte er dieses Recherchetool in der Folge

nicht mehr und kehrte zur „alten“, nach seiner Meinung auch übersichtlicheren Datenbankliste

zurück, die in den Tiefen der HBZ-Website immer noch zu finden ist. Ein Glück für die

Interviewerin, kann sie diesem internetbewanderten User so doch auch noch etwas „bieten“.

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A findet sich im Recherche-Portal, nach erfolgtem Login und ein paar weiteren Hilfestellungen,

ziemlich schnell zurecht und beginnt sich sofort sein „my space“ einzurichten. Gesamthaft

fällt seine Bewertung der neuen Dienstleistung sehr positiv aus. Was zu diesem Urteil beiträgt, ist

die Personalisierungsfunktion und die sich daraus ergebenden Möglich-keiten. Auch die fachliche

Bündelung der Ressourcen und die parallele Suchmöglichkeit darin findet er hilfreich, vor allem

nachdem ihm klar wird, dass hier nicht nur Datenbanken zusam-mengeführt werden, sondern

auch Internetdienste und Bibliothekskataloge. Als Negativpunkt vermerkt er die fehlende

Onlinehilfe, und dass noch zu wenig Ressourcen durchsuchbar sind.

Bei B und C verlief dieser Teil des Interviews völlig anders: beide kannten weder die Website

der HBZ noch Dienstleistungen wie die „Elektronische Zeitschriftenbibliothek“ oder auch das

Recherche-Portal. Die Links auf der Homepage der IDS Zürich Universität (s. Abb. 18) hatten

sie ebenfalls nie bemerkt. Mit grossem Interesse folgten dann aber beide InterviewpartnerInnen

der Kurzeinführung und bewerteten die neuen Möglichkeiten positiv. C will sich damit befassen

und testen, ob es ihr bei der Informationsbeschaffung dient. B ist in dem Punkt etwas zurück-

haltender, denn er fürchtet den Aufwand, erprobte und bekannte Recherchewege zu verändern.

Erwartungen an Recherchetools, Wünsche

Zuoberst auf A’s Wunschliste steht ein personalisierter Newsletter. Die Frage, wie erfahre ich

von Neuerungen, ist auch B und C ein Anliegen. C glaubt aber nicht, dass ein Newsletter das

Problem löst, weil der ganz schnell in der bit und bytes-Flut untergeht.

A fände es gut, wenn ins Recherche-Portal auch andere Portale wie z.B. der KVK aufgenommen

würden. Er wünscht sich auch noch mehr Internetressourcen, vor allem auch die Open-Access-

Links, die auf der HBZ-Website verzeichnet sind. Grundsätzlich würde er es begrüssen, wenn

möglichst alles an einem Ort zusammengefasst würde, elektronische Zeitschriften eingeschlossen.

B und C wünschen sich generell übersichtliche und einheitliche Oberflächen und einfache

Suchen. B regt sich öfters über schlechte Benutzerführung und unbrauchbare Onlinehilfen auf.

Und schliesslich noch ein Anliegen von C: mehr Volltext und möglichst viele Open Access

Ressourcen.

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4.2 Deutsches Seminar der Universität Zürich (DS)

Am 4. April 2005 wurden im Deutschen Seminar28 (DS) der Universität Zürich drei Student-

innen über ihr Rechercheverhalten ausgefragt. Im Folgenden werden zuerst die drei Student-

innen, mit denen das Interview geführt wurde, kurz vorgestellte. Danach wird die Situation

betreffend online-Recherche beschrieben, mit denen die Studierenden des DS in Kontakt

kommen, um auf einen möglichen Einfluss auf das Rechercheverhalten hinzuweisen. Im

Zentrum dieses Unterkapitels stehen jedoch die Antworten der Befragten, die jeweils unter

den einzelnen Fragepunkten zusammengenommen wurden.

Interview-PartnerInnen:

Studentin A studiert seit 9 Semestern, Hauptfach: Germanistik; Nebenfächer: Publizistik,

Nordistik.

Studentin B studiert seit 26 Semester, Hauptfach: Germanistik; Nebenfächer: Anglistik.

Studentin C studiert seit 12 Semestern, Hauptfach: Germanistik, Nebenfächer: Theologie; sie

besuchte im Januar einen Recherche-Einführungskurs an der HBZ.

Situation am DS:

Am Deutschen Seminar werden den StudentInnen keine Recherche-Kurse angeboten. Die

StudentInnen werden jedoch mittels Aushängen in der Bibliothek auf die Einführungskurse an

der HBZ hingewiesen.

Um den Einstieg in die online-Recherche zu erleichtern, wurden am Deutschen Seminar die

öffentlichen Recherche-Computer mit einer Einstiegsseite ausgestattet. Auf dieser Seite befindet

sich eine Linksammlung, die in Rücksprache mit den Bibliothekarinnen erstellt wurde:

28 http://www.ds.unizh.ch

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Abb. 19: Einstiegsseite der öffentlichen Recherche-Computers des Deutschen Seminars

Unter dem Stichwort „Datenbanken“ ist nur der Link zur Zentralbibliothek Zürich verzeich-

net; auf die von der HBZ zusammengestellte Datenbanken-Liste, die sich im Suchportal der

HBZ befindet, wird nicht hingewiesen. Ebenfalls fehlt der Link zur Homepage der HBZ. Von

einem Suchportal ist auf der Einstiegsseite nirgends die Rede.

Aus den drei Interviews geht zwar nicht hervor, wieviel Einfluss diese Einstiegsseite auf das

Benutzungsverhalten hat, es ist jedoch anzunehmen, dass z.B. die Homepage der HBZ unter

den Studierenden des Deutschen Seminars bekannter wäre, wenn sie auf der Einstiegsseite

verzeichnet wäre29.

29 Gemäss der Bibliotheksleiterin des Deutschen Seminars wird wegen der Lückenhaftigkeit die Einstiegsseite demnächst angepasst. Sie möchte auch noch mehr auf die Recherche-Kurse der HBZ aufmerksam machen, weil sie die geringe Recherchekompetenz bei den StudentInnen bei Stellenantritt im Januar 2005 bemerkt hat.

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Interview:

Recherchekompetenz

Alle drei Befragten schätzten bei Beginn des Interviews ihre Recherchekompetenz als gut ein.

Der Studentin A ist zwar bewusst, dass sie den „goldenen Weg“ noch nicht gefunden hat, sie

denkt jedoch oft im Vornherein schon, dass es zu dem von ihr gesuchten Thema nichts geben

wird. Im Laufe des Interviews waren Studentin A und B überrascht, wieviele Recherche-

Möglichkeiten sie nicht kannten. Studentin C hatte diese Erkenntnis am HBZ-Kurs.

Informationsbeschaffung

Studentin A bedient sich der Online-Kataloge des IDS Zürich und des NEBIS30, wo sie ent-

weder direkt nach einem bestimmten Buch sucht oder via Stichwortsuche Bücher zu einem

Thema sammelt. Literaturangaben zu einem Thema entzieht sie aber auch den gedruckten

Bibliographien wie „Köttelwesch“ und „Germanistik“. Wenn sie nach einem bestimmten Artikel

sucht, behilft sie sich mit den Online-Datenbanken „MLA International Bibliography“ und

„Bibliographie der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft“. Um diese Datenbanken

aufzurufen, steigt sie über die Homepage der Zentralbibliothek Zürich ein. Wenn Studentin A

jedoch nur einen kurzen Überblick oder einen Anstoss für eine wissenschaftliche Arbeit oder

einen Vortrag sucht, nimmt sie Google zur Hilfe. Sie sucht in Google oft auch nach Volltexten,

vor allem wenn sie nach einem Gedicht sucht. Für diesen Zweck sei besonders die Site des

Gutenbergprojekts (http://www.gutenberg.org/ ) nützlich.

Studentin B kennt nur die Online-Kataloge des IDS Zürich und des NEBIS. Wenn sie dort

nichts findet, sucht sie in Google. Wenn sie nach Artikeln sucht, nimmt sie immer die ge-

druckten Bibliographien „Köttelwesch“ und „Germanistik“ zur Hand. Von Datenbanken hat

sie noch nie etwas gehört.

Studentin C kennt seit dem Recherchekurs im Januar die von der HBZ angebotene MetaSuch-

Funktion, hat sie aber seither noch nie benutzt. Sie arbeitet hauptsächlich mit den Online-

Katalogen und den gedruckten und elektronischen Bibliographien. Auf die Datenbanken greift

sie weiterhin via der ZB-Homepage, weil das Layout dort übersichtlicher ist und weil sie im

30 Im Teilverbund NEBIS machen unter anderem die Zentralbibliothek Zürich, die ETH Zürich und einige Institute der Universität Zürich mit.

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Recherche-Portal keinen Mehrwert sieht. Google braucht sie nicht für studiumbedingte Suche,

sondern nur für private bzw. allgemeine Informationen.

Dienstleistungen des IDS Zürich Universität/der Hauptbibliothek Universität Zürich

Auf die Frage, welche Dienstleistungen des IDS Zürich Universität bzw.der Hauptbibliothek

Universität Zürich die Studentinnen kennen, wurden neben den Online-Katalogen auch die

Datenbanken und Elektronischen Zeitschriften der ZB genannt.

Die Möglichkeit zur IDS-Gesamtabfrage ist allen Befragten bekannt, erntet jedoch sehr wenig

Lob. Weil die Suchabfrage unpraktisch ist und keinen direkten Zugriff auf die gefundene

Literatur macht, wird sie praktisch kaum benutzt. Wenn ein Dokument nicht in Zürich (also

IDS Zürich Universität und NEBIS) vorhanden ist, wird zuerst überlegt, wie weit man eventuell

reisen würde und dann direkt im Kataloge des entsprechenden Teilverbundes gesucht oder es

wird auf andere Literatur ausgewichen. Ein Mangel in der IDS-Gesamtabfrage sei auch das

Fehlen einer erweitereten Suchabfrage.

Die Homepage der ZHB ist nur Studentin C bekannt. Dass sich auf der Homepage des IDS

Zürich Universität einen Link zum Recherche-Portal und zur elektronischen Zeitschriften-

bibliothek befindet (siehe Abb. 18), ist den Studentinnen A und B nicht aufgefallen, sie haben

sozusagen die unterste Zeile noch nie gesehen. Studentin C wurde darauf erstmals im Recherche-

Kurs aufmerksam gemacht.

Während Studentin A sich mit grossem Interesse das Recherche-Portal vorführen liess, vermerkte

Studentin C, dass man mittels dieser Recherchemöglichkeit nicht zu mehr Resultaten komme

als mittels Online-Katalog, EZB und ZB-Datenbanken, dass das Recherche-Portal also keinen

Mehrwert biete.

Die Verlinkung mittels SFX ist den Studentinnen A und B kein Begriff. Sie sind dieser Funktion

bei ihren Recherchen noch nie bewusst begegnet. Dies ist unter anderem auch darauf zurück-

zuführen, dass die SFX-Verlinkung wegen der Blockierung von Pop-up-windows ausser Kraft

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gesetzt ist.31 Die Idee, die hinter der Verlinkung steht, wurde mit Freuden aufgenommen,

geschätzt wird die einheitliche Oberfläche und der direkte Zugriff.

Erwartungen an Recherchetools, Wünsche

Die befragten Studentinnen wünschen sich, dass die Bibliographie „Germanistik“ elektro-

nisiert wird und noch viel mehr Zeitschriften und Volltexte online vorhanden wären. Gewünscht

wird auch, dass man einzelne Essays in Sammelwerken über den Katalog suchen kann. Weiter

wäre man für ein Such-Portal im Sinne des jetzigen Recherche-Portals, das man jedoch

individuell gestalten kann.

Studentin C bemerkt zudem, dass nicht alle Informationen über die gleiche Suche abfragbar

sein müsse, solange man klar weiss, wo man was finden kann.

Bezüglich der Recherchekurse äussert sich Studentin C positiv. Der Einstiegskurs sei zwar

eher vortragsmässig gewesen und ohne einen praktischen Teil, sie wäre jedoch sehr interessiert

an detaillierten und spezialisierten Recherchekursen.

31Die Erlaubnis für Pop-up-windows kann bei den für die Öffentlichkeit zur Verfügung gestellten Recherche-Computern nur durch das EDV-Personal behoben werden. Diese wurden aufgrund dieser Umfrage darauf aufmerksam gemacht.

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4.3 Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB Luzern)

Pius Mühlebach und weitere MitarbeiterInnen der Benutzung ZHB Luzern haben in einem

Gespräch am 1. April 2005 über ihre Beobachtungen und Erfahrungen mit BenutzerInnen an

der ZHB Luzern gesprochen. Der Gesprächsinhalt wird nachfolgend sinngemäss wiedergegeben.

Abb. 20: Startseite auf den Terminals in der ZHB Luzern

Einstieg in die Bibliotheksabfrage

Die BenutzerInnen finden für ihre Anfragen im Katalogsaal eine einheitlich voreingestellte

Bildschirmanzeige auf den Terminals vor (Abb. 20), die direkt auf der Ebene „Recherche“

beginnt. Im Allgemeinen benutzen sie vor allem den Hauptkatalog (IDS Luzern). In zweiter

Linie wird der DIKAT (Altbestände bis 1983) angefragt oder das e-menu zu Rate gezogen.

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Seit der im letzten Jahr erfolgten Aufschaltung der neuen, stark verschlankten Homepage der

ZHB Luzern ist eine deutlich verbesserte Wahrnehmung der Bibliothekskataloge festgestellt

worden. Die Benutzer finden sich in dieser Ansicht offensichtlich besser zurecht als in der

früheren, die unübersichtlicher wirkte, weil sie viele zusätzliche Verlinkungen aufzeigte.

Allerdings werden die weiteren Möglichkeiten nun erst mit dem Weiterklicken sichtbar. Diese

verschlankte Präsentationsweise ist auf den Websites im Internet allgemein zu beobachten,

ein typisches Beispiel ist die Suchmaschine Google.

Vorgehensweisen bei Suchanfragen

Üblicherweise wird eine Anfrage meistens zuerst von zu Hause aus via Suchmaschinen

angegangen. Erst wenn die Ausbeute über die Suchmaschinen zu wenig hergibt, wird vielleicht

in einer Bibliothek nach weiteren Möglichkeiten in den Bestandskatalogen recherchiert. Hier

können sich die BenutzerInnen bei Bedarf auch Informationen von einer Fachperson holen

und sich als Bibliotheks-BenutzerInnen einschreiben lassen.

Andere, bereits eingeschriebene BenutzerInnen wenden sich mit ihrem Literaturzitat oder einer

Literaturliste oft direkt an den elektronischen Bibliothekskatalog. Meistens handelt es sich dabei

um Schüler, Studenten oder Personen, die sich in einer Aus- oder Weiterbildung befinden und

bereits Bibliothekserfahrung mitbringen. Vielleicht haben sie auch schon eine Einführung in

die Benutzung an der ZHB Luzern besucht und Medien ausgeliehen.

Entsprechend souverän gehen diejenigen BenutzerInnen mit dem Bibliotheksangebot um, die

das technische Wissen im Umgang mit Datenbanken und Dienstleistungsangeboten bereits

besitzen. Sie holen sich selbständig benötigte Informationen oder bestellen sich die gesuchten

Dokumente im Volltext oder in physischer Form zur Ausleihe oder Einsicht an den Schalter.

In dieser Benutzergruppe finden sich vorwiegend Studierende, die auf ein zeitgemässes An-

gebot an Bibliotheksdienstleistungen angewiesen sind.

Wahrnehmung des Angebotes

Der IDS-Katalog als aktueller Katalog wird häufiger benutzt als im Vergleich dazu der DIKAT,

welcher Altbestände bis 1983 in einem separaten Katalog nachweist. Der DIKAT besteht aus

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eingescannten Bibliothekskärtchen und ist nicht sehr benutzerfreundlich. Die unterschiedliche

Suchart ist jedoch nur ein Faktor. Es ist allein schon die Trennung der beiden Kataloge, die einen

grösseren Aufwand in der Abfrage verursacht. Zum Gebrauch der beiden Kataloge liegen auch

Informationsblätter zum Mitnehmen auf. Andere IDS-Bibliotheken haben das Problem gelöst,

indem sie ihre Altdaten rekatalogisiert und in ALEPH integriert haben.

Einführungen in das Angebot der ZHB Luzern

Für das Angebot an Dienstleistungen der ZHB Luzern wird u.a. aktiv mittels gezielter

Öffentlichkeitsarbeit geworben. Dazu gehören beispielsweise Presseinformationen in den

lokalen Zeitungen, Führungen mit Schulklassen oder die ZHB-Homepage.

Bibliotheksintern wird für interessierte BenutzerInnen jeden Donnerstag eine einstündige

Einführung in die Benutzung des IDS Luzern angeboten. Diese Einführung ist für ein allge-

meines Publikum ohne grosses Vorwissen gedacht und erklärt das Wichtigste im Umgang mit

dem Bibliotheksangebot. Die Erfahrungen zeigen, dass die Teilnehmer dieser Informations-

veranstaltungen oftmals weniger an einer allgemeinen Einführung interessiert sind als an der

Beantwortung spezifischer Fragen, die sie in ihrer aktuellen Recherche soeben beschäftigen.

Für Studierende an der Universität Luzern gibt es spezielle Einführungen am Anfang des ersten

Semesters, die auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind. Dabei wird nebst Einführung in den

IDS-Katalog grosses Gewicht auf spezifische Datenbank-Schulung sowie den Umgang mit

elektronischen Ressourcen gelegt (z.B. Elektronische Zeitschriften-Bibliothek EZB, SFX usw.).

Die Studierenden machen in der Folge häufig von diesen weiter führenden Angeboten Gebrauch

und konsultieren vor allem die Datenbanken ihrer Fachausrichtung. Häufig genutzte Daten-

banken sind z.B. LexisNexis, Web of Science (WOS), JSTOR, WISO-NET oder Historical

Abstracts.

Aus diesem Umfeld kommen oftmals Anfragen, die sich bei Internetrecherchen auf Einschrän-

kungen der Zugriffsberechtigungen beziehen, z.B wenn nicht jedes Dateiformat ausgedruckt

oder per E-mail versendet werden kann. Die internen EDV-Restriktionen werden als lästig

empfunden. Dies kann zu Diskussionen zwischen BenutzerInnen und dem Bibliotheks-

personal führen.

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Benutzung der IDS-Gesamtabfrage

Die IDS-Gesamtabfrage wird nach Meinung der BibliothekarInnen, die oft am Info-Schalter

Dienst haben, als gut genutzt bewertet. Nach ihren Beobachtungen benutzen viele sie:

Ø selbständig

Ø nach individueller Einführung (Infogespräch), wenn z.B. die gesuchten Titel in Luzern

nicht gefunden werden

Ø nach Gruppeneinführung: In dieser wird die Gesamtabfrage jeweils vorgeführt (mit

Betonung auf die gute Dienstleistung - dass der gle iche Benutzungsausweis IDS-weit

gültig ist - und dass Bücher auch über den IDS-Kurier bestellt werden können)

Leute, die von der Nützlichkeit überzeugt werden können, machen von der Möglichkeit bei

weiteren Abfragen Gebrauch. Es gibt in der IDS-Gesamtabfrage auch eine Statistik mit

detaillierten Informationen zu den Aufrufzahlen.

Wahrnehmung von SFX (kontext-sensitives Verlinken)

Das Angebot SFX ist dem allgemeinen Publikum noch nicht sehr bekannt, wohl aber einem

Teil der Studierenden. Es obliegt zur Zeit noch vorwiegend den BibliothekarInnen, das

Interesse für dieses neue Angebot zu wecken. Die Bezeichnung SFX ist nicht selbstsprechend.

Zu Beginn stellte man sich auch in der ZHB Luzern die Frage, wie in anderen Bibliotheken auch,

ob eine andere Bezeichnung besser verständlich wäre. Es standen Bezeichnungen wie „MORE“,

„Find it“, „Find text“ oder „get it“ zur Diskussion. Weil man sich nicht auf eine andere Variante

einigen konnte, blieb man schliesslich beim Symbol und der Bezeichnung des Herstellers.

Einschätzung der eigenen Recherchekompetenz; Auffälliges im Rechercheverhalten der

BenutzerInnen

Die eigene Recherchekompetenz wird von den befragten SpezialistInnen als gut eingeschätzt,

dies sicherlich zu Recht. Sie kennen sowohl die alltäglichen und spezifischen Fragen seitens

der BenutzerInnen als auch die Umsetzung technischer Möglichkeiten im Bereich der elektro-

nischen Ressourcen. Sie stellen aber immer wieder fest, dass die meisten UserInnen wenig bis

keinen Gebrauch von verfeinerten Recherchemöglichkeiten machen, die heute allgemein

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bekannt sind. Das betrifft vor allem:

Ø Bool’sche Operatoren (and, or, not)

Ø Klammern

Ø Phrasenkombinationen

Ø Trunkierungen

Ø Getrennte Wortsuche

Ø Suche mit Synonymen usw.

Die gefundenen Resultate sind daher oftmals Zufallstreffer, ohne Anspruch auf Vollständigkeit

oder Relevanz und ohne kritische Hinterfragung bezüglich Qualität der gefundenen Treffer.

Daher ist es auch wichtig, dass gute Suchmaschinen angeboten werden, die durch ein

ausgefeiltes Ranking mangelnde Recherchekompetenz wenigstens teilweise aufwiegen.

Schlussfolgerungen

Die SpezialistInnen verweisen auf die dringende Notwendigkeit, dass die Sensibilisierung für

den Umgang mit elektronischen Ressourcen bereits in der Schule beginnen müsste. Das Fach

Recherchekompetenz sollte in die obligatorischen Lehrpläne eingebaut werden. Es müsste im

Prinzip bereits in der Unterstufe beginnen und systematisch durch alle Schulstufen bis in die

Fachstudien von Hochschulen und Universitäten im Unterricht weitergeführt werden. Die

Bibliotheken könnten diese Ausbildung aktiv unterstützen und begleiten. Als Voraussetzung

für die Erreichung dieses Ziels braucht es unbedingt die Zusammenarbeit zwischen den ver-

schiedenen Bildungsinstitutionen. Auf diese Weise kann bereits die Jugend zeitig lernen, mit

dem wachsenden Ressourcenangebot und mit dem technischen Fortschritt sinnvoll umzugehen.

Eine gute Informationskompetenz bedingt jedoch weiterhin auch die eigene intellektuelle

Denkarbeit.

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5. Analyse

Die Menge und Bedeutung elektronischer Ressourcen wird weiterhin zunehmen. Es bedarf

deshalb geeigneter Mittel, das heterogene bibliothekarische Angebot zu bündeln und passende

Recherchemöglichkeiten anzubieten. Für die IDS-Bibliotheken war dies mit ein Grund, dass sie

sich Ende 2002 für das Informationsportal-Projekt mit MetaLib und SFX entschieden (Kap. 2.2).

Das Projekt ist jedoch nicht so vorangekommen wie geplant: SFX wird zwar in allen Verbünden

eingesetzt, MetaLib bis jetzt aber nur in der Hauptbibliothek Zürich Universität. Das Recherche-

Portal, wie es dort genannt wird, wurde im Herbst 2004 aufgeschaltet. Es dient aber (noch)

nicht als zentraler Recherche-Einstieg und ist mit einigen Mängeln behaftet (Kap. 3.1).

SFX – eine Erfolgsstory, MetaLib – eine Dauerbaustelle?

Diese provokante These – ohne Fragezeichen – tauchte an der ersten Anwendertagung von

SFX und MetaLib im Herbst 2004 an der Technischen Universität Berlin auf.

In folgenden Unterkapiteln wird unter Einbezug der Aussagen von Verbundverantwortlichen

des IDS Zürich Universität und des IDS Luzern (Kap. 3) und von BenutzerInnen und Schulungs-

experten (Kap. 4) die Frage nach erreichten Zielen und bestehenden Problemen und dem

Wahrheitsgehalt dieser These gestellt.

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5.1 SFX – Ziel erreicht?

SFX bietet verschiedene Servicedienste für elektronische Ressourcen an. Dabei ist der wichtigste

Service die Direktverlinkung von der Ebene Recherche zum Volltext elektronischer Dokumente.

Dieses Bedürfnis wird überzeugend erfüllt, sofern die gesuchten Quellen von den Bibliotheken

auch lizenziert werden und die Daten SFX-fähig sind. Aber selbst wenn nicht direkt auf einen

Volltext zugegriffen werden kann, stellt SFX den BenutzerInnen sinnvolle, alternative Service-

dienste zur Verfügung. Nachfolgend einige Beispiele:

Ø Zugriff auf das Katalogisat des Print-Exemplars in der eigenen oder in einer anderen

Ø IDS-Bibliothek

Ø Link auf ein Bestellformular, in dem ein Artikel via Fernleihe elektronisch bestellt

werden kann

Ø Link auf das Inhaltsverzeichnis einer gesuchten Zeitschrift (table of contents - TOC)

Ø Link zur Zusammenfassung eines Zeitschriftenartikels (Abstract)

Ø Direktverlinkung ins Internet für weitere Recherchen zum Thema

Ø und vieles andere mehr

Dabei entscheidet die Bibliothek innerhalb ihres IP-Bereichs selber, welche Servicedienste

angeboten werden sollen. Allerdings müssen die Daten im Hintergrund hinreichend gut sein,

damit über den SFX-Knopf vernünftige Servicemenüs angeboten werden können. Wichtig in

diesem Zusammenhang ist z.B. die ISSN oder die ISBN in den digitalen Quellen.

Die Technologie für SFX ist vorhanden, die Implementierung in Quelldaten läuft relativ

problemlos. Daher wurde dieses Tool von allen IDS-Verbünden von Beginn an gut

aufgenommen.

SFX – die Erfolgsstory...

Insgesamt kann sowohl von Benutzer- wie auch von Expertenseite her eine deutlich positive

Resonanz für den Gebrauch von SFX festgestellt werden. Besonders anschaulich kommt dies

bei Interviewpartner A in der FSW zum Ausdruck: Er kennt und schätzt das Seamless-Search-

ing mittels SFX (von der Referenz direkt auf den Volltext zugreifen), ohne es als neues Angebot

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des IDS Zürich Universität, bzw. der HBZ, wahrgenommen zu haben. 32 Die Experten im IDS

Luzern haben festgestellt, dass die Funktion SFX gerne ausprobiert und benutzt wird, sobald

sie erkannt worden ist.33

Im IDS Luzern sind bisher keine Reaktionen via Feedback-Formular in SFX-Menüs einge-

gangen. Das kann dahingehend interpretiert werden, dass die Services von SFX einfach, ver-

ständlich und klar sind. Aber es liegt sicher auch an der immer noch mangelnden Bekanntheit

des Angebotes sowie auch am teilweise fehlenden Interesse für diese Dienstleistungen.

... aber noch nicht ganz frei von Schwachstellen

Probleme kann es geben, wenn z.B. die Zusammenarbeit mit Datenbankanbietern harzt. Anbieter

müssen SFX in ihre Datenbanken implementieren und für die technischen und qualitativen

Voraussetzungen sorgen34. Als ein problematisches Beispiel kann die Datenbank „Kuselit“,

eine grosse rechtswissenschaftliche Referenzdatenbank, genannt werden. Trotz des von

Bibliotheken seit längerem geäusserten Bedürfnisses bietet diese Datenbank bisher noch keine

SFX-fähige Oberfläche an.

Weitere Probleme in der Realisierung dieses Dienstleistungs-Angebots können aber auch

fehlende finanzielle Mittel sein. Und nicht zu vergessen ist, dass viele Quellen, die relevant

wären, bisher ganz einfach noch nicht in digitaler Form zur Verfügung stehen.

32 Vgl. Kap. 4.1, S. 46. 33 Vgl. Kap. 3.2, S. 40. 34 Vgl. Kap. 2.1.2. S. 21ff.

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5.2 MetaLib unter der Lupe

MetaLib „The library portal“?

Auf ihrer Website35 stellt Ex Libris MetaLib als das „library portal“ vor. Im Folgenden soll an

Hand der von Rösch/Weisbrod36 aufgestellten Kernfunktionen überprüft werden, ob diese

Bezeichnung zu Recht vergeben wird.

Ø Zentraler Einstieg mit einem einzigen Login

Dieser Punkt trifft auf MetaLib zu.

Ø Leistungsfähige Suchwerkzeuge wie Web-Katalog und Meta-Suchmaschinen

Dieser Punkt trifft auf MetaLib zu.

Ø Personalisierung, d.h. Benutzende können ihre individuelle Portalseite konfigurieren

Bezogen auf die Möglichkeit einer personalisierten Suche, erfüllt MetaLib diesen

Punkt. Eine weitergehende Personalisierung, die NutzerInnen erlauben würde,

Portalseiten individuell zu gestalten, wie das auch eine Interviewpartnerin wünschte,37

ist jedoch nicht möglich.

Ø Strukturierung und Aufbereitung der Informationen erfolgt über Standards wie Dublin

Core

Die Ressourcen werden in der KnowledgeBase beschrieben, jedoch nicht nach einem

offiziellen Standard. Damit wird dieser Punkt nur ansatzweise erfüllt.

Ø Es werden zusätzlich kommerzielle Informationsangebote miteinbezogen

Dieser Punkt wird nicht erfüllt, denn in MetaLib können nur freie oder lizenzierte

Ressourcen einbezogen werden, ein Pay-per-View Verfahren für kommerzielle

Angebote ist (noch) nicht möglich, oder wenn dann nur mit Hilfe von SFX.

Ø Integration von Zusatzfunktionalitäten

MetaLib bietet in einem beschränkten Rahmen neben der Recherche Zusatzfunktio-

nalitäten an, z.B. die Möglichkeit Treffer einer Suche per Mail zu verschicken. Das

Angebot ist jedoch so gering, dass dieser Punkt nicht als erfüllt betrachtet werden

kann.

Ø Kommunikation und Kollaboration: zentraler Kommunikationskanal für den wissen-

schaftlichen Diskurs dank Diskussionslisten, Chatrooms, Volltextdatenbanken,

35 Vgl.: http://www.exlibris.co.il/metalib.htm 36 Vgl. Kap. 1.2, S. 6f. 37 Vgl. Kap. 4.2, S. 52.

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Forschungsstätten, Konferenzen und anderen wichtigen Links

Dieser Punkt wird von MetaLib nicht erfüllt.

Ø Validierung der Informationen: die Portalöffentlichkeit wird für die Überprüfung und

Bewertung der einzelnen Informationen miteinbezogen

Dieser Punkt wird von MetaLib nicht erfüllt.

Fazit: Die von Rösch aufgestellten Kriterien werden nur teilweise erfüllt. Neben den unterschied-

lichen Recherchefunktion und der Personalisierung bietet MetaLib kaum Zusatzfunktionalitäten

an. MetaLib sollte daher nicht als Bibliotheksportal sondern, wenn als Portal, dann als

Recherche-Portal bezeichnet werden.

Als dieses ist das Produkt MetaLib jedoch sehr wohl einsetzbar, ein Blick auf die produktiven

Einsatzorte in den Bibliotheksverbünden des KOBV38, des Bibliotheksverbunds Bayern39 und

auch der niederländischen Nationalbibliothek40 bestätigen dies.

MetaLib vor dem Hintergrund der IDS-Projektziele

Können mit MetaLib als Recherche-Portal die ursprünglich festgelegten Ziele des IDS grund-

sätzlich erreicht werden?

In Kapitel 2.2 wurden diese Ziele

Ø Verbesserung und Erweiterung der IDS Gesamtabfrage

Ø Einbindung elektronischer Ressourcen

Ø sowie Personalisierung

bereits vorgestellt.

Diese genannten Ziele werden von MetaLib, wie in dieser Arbeit bereits mehrfach aufgezeigt

wurde, erfüllt.

Das Recherchetool MetaLib als Dauerbaustelle?

Obschon der Funktionalitätsumfang von MetaLib die IDS-Projektziele erfüllt, wird das Produkt

innerhalb des IDS bisher nur von der HBZ eingesetzt, und es sind provokante Thesen zum

praktischen Gebrauch zu hören. Dieser Abschnitt ist der Versuch, diesen offensichtlichen

Widerspruch näher zu beleuchten.

38 Vgl.: http://www.kobv.de/ 39 Vgl.: http://bvba2.bib-bvb.de/V?RN=477712941 40 Vgl.: www.kb.nl

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Dazu sollen die

Ablaufschritte innerhalb einer Metasearch ....

Ø Die BenutzerIn wählt Ressourcen aus, definiert Kriterien für ein Abfrage und „über-

gibt“ diese Suchdefinition an die SearchEngine in Erwartung eines Suchresultats. Diese

muss sich aktiv an die verschiedenen Ressourcen wenden und jenen den Suchauftrag

übermitteln, weil der eigentliche Suchvorgang in der jeweiligen Res-source abläuft. In

einem heterogen Umfeld ist dies aber kein leichtes Unterfangen. Jede Ressource, häufig

Fachdatenbanken, haben ihre Besonderheiten, die von einem Recherchetool bzw. seiner

KnowledgeBase berücksichtigt werden muss.

Ø Vorausgesetzt die SearchEngine konnte die „Hürde“ des korrekten Suchauftrags

meistern, kommt die nächste Aufgabe, das Suchresultat in Empfang zu nehmen, korrekt

zu interpretieren und den BenutzerInnen in einheitlicher Art und Weise darzustellen.

Auch hier müssen wieder ausreichend beschreibende Informationen in der Knowledge-

Base vorliegen, die es dem Recherchetool ermöglichen diese Aufgabe zu erfüllen.

Eine MetaSearch is t also ein komplexer Vorgang, der sich auf das „Wissen“ der Knowledge-

Base stützt. Damit eine solche Suche überhaupt möglich ist und zu den richtigen Resultaten

führt, braucht es zum einen eine gute Vorarbeit des Recherchetool-Herstellers, zum andern

brauchbare Schnittstellen bei den Informationsanbietern und ein aufwendiges Feintuning der

KnowledgeBase durch die Anwender, in dem Fall die Bibliotheken.

Die verteilte Suche in heterogenen Quellen ist sicher eine Haupthürde, die Recherchetools zu

nehmen haben, und die wird auch noch nicht befriedigend gelöst, wie dies im Eingangskapitel

1.2 bereits erwähnt wurde.41

Ein Suchbeispiel, das die oben geschilderte Problematik verdeutlicht: Mit Hilfe von MetaLib

wird unter anderem die Ressource „IBSS: International Bibliography of the Social Sciences”

nach „Michael Hagner“ durchsucht. Das Suchresultat ist negativ, kein Treffer. Wird jedoch

mit dem gleichen Begriff in der Bibliographie direkt gesucht, wird ein Titel gefunden.

41 Vgl. Kap. 1.2, S. 7f.

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...denen einer SFX-Abfrage gegenübergestellt werden.

In der Gegenüberstellung wird deutlich, dass die Abläufe einer SFX-Abfrage weniger komplex

sind, und das Umfeld des Linksystems homogener ist, weswegen SFX seine Aufgabe des kontext-

sensitiven Verlinkens offenbar besser erfüllen kann und somit zu einem „Verkaufsschlager“

geworden ist.

Die nachfolgende Illustration soll helfen, die unterschiedlich komplexen Abläufe im Recherche-

tool und dem Linkserver SFX sowie das Zusammenspiel dieser beiden Komponenten zu

verdeutlichen.

Abb. 21: Gegenüberstellung der Abläufe eines Recherchetools mit denen eines Linkservers

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Die BenutzerInnen können die SFX-Funktionalität aus dem Suchergebnis heraus aufrufen. 42

Dazu werden den Treffer beschreibende Daten (die OpenURL) an den SFX-Server geschickt.,

in der Erwartung, dass SFX die OpenURL interpretieren und aufgrund dieser Metadaten ent-

sprechende Dienstelinks liefern kann. Diese werden auf dem SFX-Menü angezeigt. Um diese

Aufgabe zu erfüllen, kann sich SFX auf seine eigene Datenbasis beschränken.

Diese Datenbasis ist natürlich umfangreich und auch komplex. Sie ist jedoch in einem gewissen

Sinne autonomer, da kontext-sensitive Dienste nur dann angezeigt werden, wenn sie in die SFX-

KnowledgeBase aufgenommen wurden und in einem Zusammenhang mit dem Objekt aus der

OpenURL stehen. Die Tatsache, dass die OpenURL einem Standard entspricht, vereinfacht die

Interpretationsaufgabe durch SFX zusätzlich.

Die Hürde, die beim Einsatz des Recherchetools MetaLib genommen werden muss, ist nicht

nur wegen der MetaSearch höher als bei SFX. Es werden eine Reihe von Funktionalitäten

angeboten, die weiteren Aufwand bedeuten, wie zum Beispiel die Kategorisierung der Res-

sourcen, damit die BenutzerInnen auch einen fachlichen Zugang zu den Quellen erhalten. 43

Insgesamt kann festgehalten werden: Das Implementieren und Betreiben von MetaLib ist kein

leichtes Unterfangen und erfordert von den Bibliotheken einen beträchtlichen Aufwand, damit

das Unternehmen eben nicht zu einer Dauerbaustelle wird.

Die Beurteilung des Recherche-Portals durch die BenutzerInnen

Auch für die BenutzerInnen ist die Hürde beim Arbeiten mit dem Recherche-Portal höher als

beim Linkverwaltungssystem SFX, dies zeigen auch die Interviews. Sind die AnwenderInnen

doch mit einer Reihe von verschiedenen Funktionalitäten und Oberflächen konfrontiert, mit

denen sie sich vertraut machen müssen.

Dass das System sich nicht von alleine erschliesst, zeigt das Beispiel des Mitarbeiters A in der

FSW44: Er fand den Weg ins Recherche-Portal und war sofort interessiert an der Personali-

sierungsmöglichkeit, die er hinter „my space“ vermutete. Das Login scheiterte jedoch, weil dies

nicht mit den UniAccess-Daten sondern mit der IDS-Bibliothekskennung erfolgt, ein Hinweis,

der an dem Ort nicht zu finden ist. Da er auch keine Antwort auf die Frage „Handelt es sich

um eine Suche nach Datenbanken oder um ein in Datenbanken?“ fand, verliess er den Ort

wieder.

42 Andere mögliche Formen des Aufrufs von einem SFX Server (z.B. direkt aus der Fachdatenbank heraus) sind in diesem Szenario nicht beschrieben. 43 Vgl. Kap. 3.1, Abschnitt ‚Probleme bei der Realisierung’, S. 34. 44 Vgl. Kap. 4.1, S. 46.

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Der Schluss, der daraus zu ziehen ist, ist auch den Verantwortlichen klar45: Es bedarf verbes-

serter Oberflächen, klarerer Benutzerführung und Onlinehilfen.

Auch Schulungen kommen in diesem Zusammenhang eine wichtige Funktion zu. Gute Such-

maschinen können zwar durch ein ausgefeiltes Ranking mangelnde Recherchekompetenz teil-

weise aufwiegen, jedoch nicht beheben. Wie aus den Gesprächen und Interviews hervorgeht,

wird in Datenbanken, E-Journals und anderem oft nur gesucht, wenn die NutzerInnen über ent-

sprechende Recherchekenntnisse verfügen. Schulungen für BenutzerInnen sind also wichtig.

Wie sinnvoll jedoch Kurse ohne praktischen Teil sind, auch wenn es sich dabei nur um Einstiegs-

kurse handelt, ist jedoch fraglich: Studentin C des DS kannte zwar das Recherche-Portal aus

einer solchen Veranstaltung, hatte jedoch nicht die Gelegenheit, das Gehörte gleich auszuprobieren

und eventuell auftauchende Anwendungsprobleme zu klären. Bisher hat sie diese neue Dienst-

leistung noch nicht in Anspruch genommen, weil sie keinen wirklichen Mehrwert gegenüber

ihren sonstigen Informationsbeschaffungswegen sieht.46

Die Sensibilisierung für den Umgang mit elektronischen Ressourcen sollte zukünftig schon

auf der Unterstufe eingeführt werden, spätestens jedoch bei Studienbeginn. Der IDS Luzern

und der IDS Zürich Universität haben diese Notwendigkeit erkannt und setzen sich für das

Einbinden von Recherche-Kursen im Curriculum ein.

Auch wenn das Recherche-Portal der HBZ sicher noch nicht den nötigen Reifegrad erreicht hat

und noch einiges zu bemängeln ist, ist es wichtig, dass überhaupt ein Anfang gesetzt wurde. Die

Mehrheit der Befragten, denen im Rahmen der Interviews an der FSW und dem DS das Recherche-

Portal vorgeführt wurde, begrüssten diese neue Dienstleistung. Wie sie sich bewährt, muss sich

noch zeigen, es fehlen noch die notwendigen Verbesserungen und genügend Erfahrungen.

Sicher ist jedoch, dass die Bibliotheken Handlungsbedarf haben, denn die Menge der elektro-

nischen Ressourcen wird weiter zunehmen. Da die Informationsvermittlung zu den Kernaufgaben

der Bibliotheken gehört, ist es wichtig, mit Hilfe geeigneter Tools, den Zugang zu den hetero-

genen Ressourcen, unter Miteinbezug relevanter Orte im Internet, zu vereinfachen und gute

Recherchen zu ermöglichen. Um dies zu erreichen, müssen Erfahrungen gesammelt werden,

positive und negative, welche zu nächsten Schritten führen, um die Dienstleistung der

Informationsvermittlung den sich wandelnden Gegebenheiten anzupassen.

45 Vgl. Kap. 3.1, Abschnitt ‚Perspektiven und Weiterentwicklung’, S. 39. 46 Vgl. Kap. 4.2, S. 50f.

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6. Ausblick: Rechercheangebote versus Benutzerbedürfnisse

Da das Suchen nach Informationen über das Web zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor im

globalen und kommerziellen Wettbewerb geworden ist und Bibliotheken nur ein Anbieter neben

anderen auf diesem Markt sind, sind sie umso mehr gezwungen, ihre Dienste genauer aus Nutzer-

sicht zu betrachten und danach auszurichten. Dabei haben es wissenschaftliche Bibliotheken

mit einem sehr heterogenen Nutzerkreis – Studienanfänger auf der einen Seite, Forscher auf

der anderen – mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen zu tun.

Was sollen Bibliotheken von Google lernen?

Die sehr hohe Popularität an etablierten, allgemeinen Internet-Suchdiensten, insbesondere

Google, regt zum Nachdenken an. Google wird vor allem wegen seiner Schnelligkeit und

seiner einfachen Bedienung sehr gerne für Recherchen gebraucht. Die Umfragen bei den

BenutzerInnen und Schulungsexperten zeigen, dass Google auch noch andere Vorteile geniesst,

die den Recherchetools des IDS (noch?) fehlen:

Ø Die etablierten Internet-Suchmaschinen bieten Zugriff auf sehr viele Quellen; man

gelangt beim „googeln“ auf viele freiverfügbare Volltexte. Daher wird das Recherche-

Portal des IDS Zürich Universität erst dann einen wirklichen Mehrwert für die Nutzer-

Innen erhalten, wenn es über viel mehr Quellen, insbesondere Volltexte verfügt. In

Informationsportale müssen auch frei zugängliche, wissenschaftliche Webquellen

einbezogen werden.

Ø Sowohl die Bibliothekskataloge wie auch das Recherche-Portal reagieren nicht auf

Schreibfehler. Nur wenn Anfrage und Quelleninformation genau übereinstimmen, gibt

es Suchresultate. Im Gegensatz dazu wird bei Google immer auf eine andere

Schreibweise hingewiesen.

Ø Internet-Suchmaschinen verfügen über einen enorm grossen Such-Index. Bei den

bibliothekarischen Suchmaschinen ist dieser für NutzerInnen ohne bibliothekarisches

Wissen (z.B. Wissen über Schlagwort-Vergabe) sehr beschränkt. Aus diesem Grund

kann nicht in dem Masse assoziativ gesucht werden wie bei den etabliertern Internet-

Suchmaschinen.

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Rufe aus dem Dschungel

Google ist mit beeindruckenden technischen und finanziellen Möglichkeiten ausgestattet. Einen

Kokurrenzkampf mit dieser Suchmaschine können Bibliotheken wohl kaum aufnehmen. Um im

Wettbewerb eine Chance zu bekommen, müssen sich Bibliotheks-Portale spezialisieren, sie

müssen eine besondere Eigenschaft aufweisen, die andere etablierte Such-maschinen nicht bieten

können oder wollen. Während Google eher „die Masse“ von elektro-nischen Ressourcen ab-

suchen, sollten Bibliotheken als versierte Informationsvermittler mittels eines auf sie zugeschnit-

tenen Recherchetools ihren NutzerInnen den Weg zu spezi-fischen und qualitativ anspruchsvollen

Informationen ebnen.

Und was wird dann aus den BibliothekarInnen?

Auch wenn sich in Zukunft ein geeignetes Recherchetool für wissenschaftliche Bibliotheken

finden und einsetzen lässt, das allen Bedürfnissen der BenutzerInnen gerecht wird, und die

Suche dann schon fast von alleine von sich gehen wird, wird es für das Recherchieren bei

StudentInnen und WissenschaftlerInnen auch weiterhin die eigene intellektuelle Denkarbeit

benötigen. Und aus diesem Grund wird es auch zukünftig Fachleute, sprich BibliothekarInnen,

benötigen, welche die Informationskompetenz vermitteln.

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Anhang

I Literaturverzeichnis

- Bruns, A. (2004). Die Virtuelle Bibliothek der Max-Planck-Gesellschaft. In: Bibliothek

28, Nr. 2, S. 229-251.

- Ex Libris (02/2003). SFX, Context Sensitive Linking [Prospekt]. Hamburg: Ex Libris.

- Ex Libris: User documentation MetaLib Version 3.12, 2004,

http://www.exlibrisgroup.com/docportal/logon.php (passwortgeschützt)

- Gross, M. & Kratzer, M. (2004). Kontextsensitive Verlinkung – Nutzen, Funktion und

Anwendung. In: BGB 3, S. 99-116.

- Hodoroaba, L. et al. (2004). Das KOBV-Portal, elektronische Ressourcen in Berlin-

Brandenburg. In: Bibliotheksdienst 38, Nr. 9, 1022-1073.

- IDS Zürich Universität: Informationen und Arbeitshilfen zu Aleph 500,

https://www.unizh.ch/opac/ssl-dir/AlephInfo142/Home.html (passwortgeschützt)

- IDS: http://www.zb3.unizh.ch/ids/

- Lossau, N. (2004). Suchmaschinentechnologie und Digitale Bibliotheken – Bibliotheken

müssen das wissenschaftliche Internet erschliessen. In: Bibliotheksdienst 51, Nr. 5-6, S.

284-294.

- Rösch, H. & Weisbrod, D. (2004). Linklisten, Subject Gateways, Virtuelle

Fachbibliotheken, Bibliotheks- und Wissenschaftsportale. Typlogischer Überblick und

Definitionsvorschlag. In: B.I.T. Online 7, Nr 3, S. 177-188.

- Sadeh, T. & Walker, J. (2003). Library portals: toward the semantic Web. In: New

Library World, vol. 104, Nr. 1184/1185, S. 11-19.

- Sadeh, T. (2004). To Google or Not to Google. MetaSearch Design in the Quest for the

Ideal User Experience. In: ELAG, S. 1-12.

- Voss, M. (2004). Suche im Internet und neue Dienste der Universitätsbibliothek,

Humboldt University Berlin, Germany. Online (10.04.05): http://edoc.hu-

berlin.de/e_rzm/extra01/voss-michael-2004-08-27/PDF/16.pdf

- ZHB Luzern: http://www.zhbluzern.ch Info zu SFX

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II Abkürzungsverzeichnis

AZK Alphabetischer Zentralkatalog Zürich

BVB Bibliotheksverbund Bayern

DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft

DIKAT Altbestand der ZHB Luzern (bis 1983 erfasste Titel;

digitalisierter Zettelkatalog)

DS Deutsches Seminar der Universität Zürich

EZB Elektronische Zeitschriftenbibliothek

FSW Forschungsstelle für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der

Universität Zürich

HBZ Hauptbibliothek Universität Zürich

IDS Informationsverbund Deutschschweiz

IDS Luzern Informationsverbund Deutschschweiz, Teilverbund Luzern

IDS Zürich Informationsverbund Deutschschweiz, Teilverbund Zürich

Universität

IRD Information Record

KB Knowledge Base

KOBV Kooperativer Verbund Berlin Brandenburg

KVK Karlsruher Virtueller Katalog

NEBIS Netzwerk von Bibliotheken und Informationsstellen in der

Schweiz

ZHB Luzern Zentral-und Hochschulbibliothek Luzern

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III Fragebogen für Gespräche und Interviews

IDS Zürich Universität: Gespräch mit Monica Bronner

(Kapitel 3.1)

Frage 1: Ausgangslage

Welche Bedürfnisse werden beim genannten Zielpublikum (Studierende, MitarbeiterInnen der

Uni, interessierte Gäste) geortet? Was soll erreicht werden?

Frage 2: Realisierung

Wie gross war/ist der Aufwand für die Implementierung von SFX und MetaLib?

Welche Probleme gab/gibt es?

Frage 3: Einführung/Präsentation der Produkte

Wie wurden die Produkte eingeführt (externes/internes Marketing)?

Wie sind die Produkte in die Website der HBZ eingebunden?

Wie sind die Produkte im ALEPH-Katalog eingebunden?

Frage 4: Bewertung

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge im IDS Uni Zürich betreffend MetaLib und SFX?

Wie wird die jetzige Situation bewertet?

Gibt es eine Zugriffsstatistik zu MetaLib und SFX?

Gibt es Rückmeldungen/Reaktionen?

IDS Uni Zürich: Verbund in einem Verbund, ist das hilfreich oder bringt das Probleme bei der

Etablierung der neuen Services?

Frage 5: Zukunft

Welche Perspektiven und Weiterentwicklungen gibt es?

Wie sieht es mit dem Budget aus?

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IDS Luzern: Gespräch mit Herrn Lutterer und Herrn Brasser

(Kapitel 3.2)

Frage 1:

Wie ist der IDS Luzern innerhalb des Gesamtverbundes IDS (Informationsverbund

Deutschschweiz) entstanden? Gründe?

Frage 2:

Wie sieht der Zeitplan für die Einführung von MetaLib und SFX im IDS Luzern aus und

welche Absichten stehen dahinter?

Frage 3:

Wie wird SFX den BenutzerInnen näher gebracht?

Frage 4:

Wie wird SFX von den BenutzerInnen wahrgenommen? Können bereits Aussagen über

Gebrauch und Nutzen von SFX gemacht werden?

Frage 5:

Was verspricht sich der IDS Luzern mit der Einführung von MetaLib und SFX hinsichtlich

der Nutzung des gesamten elektronischen Angebotes? Gibt es auch Überschneidungen mit

anderen Produkten (EZB etc.)?

Frage 6:

Wie sieht die Finanzierungsseite aus? Wirken sich die aktuellen Sparmassnahmen des

kantonalen Bildungsdepartements negativ aus für die Einführung dieser Produkte?

Frage 7:

Einschätzung, Visionen für die Zukunft in Bezug auf die Entwicklung elektronischer

Ressourcen im IDS Luzern?

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Interviews mit BenutzerInnen der FSW und des DS (Kapitel 4.1

und 4.2)

Frage 1:

Wie schätzt Du Deine Recherchekompetenz ein?

Frage 2:

Welche Art von Informationen suchst Du genau? (z.B. Volltext und Abstracts,

Fakteninformationen)

Frage 3:

a) Wie/Wo suchst Du nach Informationen?

b) Welcher Instrumente bedienst Du Dich – welcher nicht?

Frage 4:

Wie bist du zu diesem Wissen gekommen?

Frage 5:

Benutzt Du die IDS-Gesamtabfrage?

Frage 6:

Wofür benutzt Du google?

Frage 7:

Kennst Du die website der Hauptbibliothek Uni Zürich?

Wenn ja

a) welche der Dienstleistungen, die dort angeboten werden, benutzt Du?

b) Wie bist Du zu dem Wissen gekommen

Frage 8:

Bewerten der Dienstleistungen (vor allem des Recherche-Portals)?

Frage 9:

Was für Erwartungen hast Du an Recherchemöglichkeiten?

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Experteninterview über das Benutzerverhalten und Benutzer-

schulung an der ZHB Luzern (Kapitel 4.3)

Frage 1:

Welchen Startbildschirm finden die BenutzerInnen in der ZHB Luzern beim Einstieg in die

Bibliotheksabfrage vor?

Frage 2:

Wie nehmen sie das elektronische Angebot wahr? Was kennen sie?

Frage 3:

Wie gehen BenutzerInnen vor, wenn sie Infos brauchen/suchen?

a) Anfänger

b) Versierte BenutzerInnen

Frage 4:

Wie gehen BenutzerInnen mit dem Gebrauch elektronischer Angebote um?

Frage 5:

Welche Dienstleistungen kennen sie im elektronischen Bereich und wie werden die

Angebote genutzt?

Frage 6:

a) Wie kommen die BenutzerInnen zu ihrem Wissen?

b) Werden sie gezielt geschult?

c) Wie konkret?

Frage 7:

Welche Datenbanken nutzen sie regelmässig? Wo brauchen sie häufig Unterstützung?

Frage 8:

Ist das Angebot SFX bekannt und wie wird es wahrgenommen?

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Frage 9:

a) Wie schätzen Sie Ihre eigenen Recherchekompetenz ein?

b) Was fällt Ihnen bei BenutzerInnen am meisten auf im Vergleich zu Ihrer eigenen

Kompetenz?

Frage 10:

Gibt es weitere Punkte, die noch nicht angesprochen wurden, Ihnen aber wichtig erscheinen?