weitere versuche über filtration durch frische thierische gewebe

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Weitere Versuehe t ber Filtration dureh frische thierische Gewebe, Von Prof. W. Koster @zn in Leiden. AIs iah reich im Jahre 189~ im Laboratorium yon tIerrn Prof. Leber mit der Frage beseNiftigte, ob iiberhaupt Filtration dureh die frische Iris und Chorioidea mSglich ware1), getangte ich zu dam Resultate, class dies nieht tier Fall sei. Die Versuche wurden so angastellt, dass auf dem einen Ende eines Rohres ein Stack des Gewebes aufgebunden und dann das Rohr mit 3/~ o/o KoehsahlSsung bis zu versehiedener HSha geffillt wurde. Da ieh mit Gewebsstfieken experimentirt hatte, welche dan versehiedensten Theilen tier Iris und tier Chorioidea entnommen worden waren, so dass oft ein Theil des Corpus ciliare mit in der Filtrationsmembran einbegriffen war, blieb fth " reich wenig Zweifel iibrig, dass im intacten Auge die ganze Urea als filtrationsunf~hig zu bezeiehnen sei. Der absolute Beweis dafiir war aber nicht geliefert; man kSnnte einwenden, dass ~4alleicht nur sehr wenige Stellen in der Iris oder der Chorioidea anders gebildet seien und Stomata enthielten, nnd dass dm°ch diese w~hrend des Lebens Filtration stattfinde. Ieh behielt mir damals vor, dutch weitere Versuche zu best~itigen, dass der Lymphstrom aus der hint~ren naeh der vorderen Kammer des Auges nur durch die Pupille seinen Weg nehmen kann. Im Folgenden beabsichtige iah jetzt, einige darauf beziigliahe Versuche mitzutheilen und zugleieh [tber Fil- trationsversuehe, welche ich mit verschiedenen Geweben des Auges angestellt habe, zu beriahten. Bei allan folgenden Versuchen habe ieh, wenn es siah datum handelte, die Gewebe des Auges mSglichst unver?indert zu behalten, 1) Beitr~ge zur Lehre yore Glaukom. v. Graefe's Arch. f, Ophthalm. XLI. 2. S. 108, v. Graefe's Archly ffir Ophth~ilmologie. LL 2. 20

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Page 1: Weitere Versuche über Filtration durch frische thierische Gewebe

Weitere Versuehe t ber Filtration dureh frische thierische Gewebe,

V o n

Prof. W. K o s t e r @zn in Leiden.

AIs iah reich im Jahre 189~ im Laboratorium yon tIerrn Prof. L e b e r mit der Frage beseNiftigte, ob iiberhaupt Filtration dureh die frische Iris und Chorioidea mSglich ware1), getangte ich zu dam Resultate, class dies nieht tier Fall sei. Die Versuche wurden so angastellt, dass auf dem einen Ende eines Rohres ein Stack des Gewebes aufgebunden und dann das Rohr mit 3/~ o/o KoehsahlSsung bis zu versehiedener HSha geffillt wurde. Da ieh mit Gewebsstfieken experimentirt hatte, welche dan versehiedensten Theilen tier Iris und tier Chorioidea entnommen worden waren, so dass oft ein Theil des Corpus ciliare mit in der Filtrationsmembran einbegriffen war, blieb fth " reich wenig Zweifel iibrig, dass im intacten Auge die ganze Urea als filtrationsunf~hig zu bezeiehnen sei. Der absolute Beweis dafiir war aber nicht geliefert; man kSnnte einwenden, dass ~4alleicht nur sehr wenige Stellen in der Iris oder der Chorioidea anders gebildet seien und Stomata enthielten, nnd dass dm°ch diese w~hrend des Lebens Filtration stattfinde. Ieh behielt mir damals vor, dutch weitere Versuche zu best~itigen, dass der Lymphstrom aus der hint~ren naeh der vorderen Kammer des Auges nur durch die P u p i l l e se inen Weg nehmen kann. Im Folgenden beabsichtige iah jetzt, einige darauf beziigliahe Versuche mitzutheilen und zugleieh [tber Fil- trationsversuehe, welche ich mit verschiedenen Geweben des Auges angestellt habe, zu beriahten.

Bei allan folgenden Versuchen habe ieh, wenn es siah datum handelte, die Gewebe des Auges mSglichst unver?indert zu behalten,

1) Beitr~ge zur Lehre yore Glaukom. v. Graefe's Arch. f, Ophthalm. XLI. 2. S. 108,

v. Graefe's Archly ffir Ophth~ilmologie. LL 2. 2 0

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eine NaC1-LSsung yon 0,9 °/o benugzt. Ich liess reich daJoei durch die Untersuehungen yon H a m b u r g e r ~) leiten, der gefunden hatte~ dass der isotonische Cogffieient des Blutplasmas viel hSher war, als die I(ochsalzlSsung yon 0,6 °/'o, welehe ltingere Zeit als die physio- logisehe gegolten hatte. Ftir Versuehe am Auge ist diese LSsung sogar noeh etwas zu sehwach, wie K u n s t ~) gezeigt hat. E r fand ftir den osmotischen Cogfficienten des Humor aqueus des Rindes bei der Bestimmung naeh tier Blufl~&perehen-Methode 0,995°]o und naeh der Methode der Gefrierpunktsbestimmung 0,959 ~/o NaC1. So lange keine derartigen Versuehe fiber den Humor aqueus des raensehliehen Auges vm'Iiegen~ gehen wit am si&ersten, wenn wir ftir eine indiffe- rente Fliissigkeit eine 0~959 °/o NaC1-LSstmg benutzen.

A. Ueber die Filtrationsf~higkeit tier ganzen Urea.

Um diese zu untersuchen~ babe ieh mir eine kreisfSrmige Platte aus Messing anfertigen lassen~ welehe in ihrem Mittelpunkt senkreeht zu ihrer 0berfl~idm ehl Stgbehen mit S&raubengang trSgt; f~ber diese Platte kann eine zweite yon dersdben GrSsse, die mit einem Loch in ihrel' Mitre ver- sehen ist, gelegt werden; die zwei kSnnen dureb dne Sehraubenmutter, wdehe auf die Schraubenwindnngen des St~behens passt, zusammengeklemmt werden. Ich liess mir diesen kleinen Apparat in verschiedeuer GrSsse an- fertigen~ um die riehtige OrOsse balm Oehsen- und balm Sehwdnsauge wiihlen zu kSnnen. Wiewohl die Platten sehr rein gearbeitet waren~ hatte es doeh seine Sehwierigkeit, sie so stark zusammen zu pressen~ dams am Pnpillenrande ein wasseNichter Versehluss erreieh~ wurde; aneh die Ein- Nhrung ist ziemlieh sehwierig, denn die erste Platte sehlttpft leieht wieder heraus, wenn man mit dem Ansehrauben der zweiten besehiiftigt ist; am beaten ist es, zuerst ein Lodl in den Nervus optieus zu bohren, dann ein OlasrShrehen, wdehes zur HerstelIung des Dru&es dienen muss~ dort ein- zubinden~ und das Auge mit der Cornea naeh oben mitten einer Klemme, welehe alas RShrehen Nsst~ zu fixiren; dann wird mit dem Linearmesser ein Cornealappen gemaeht und der Rest der Hornhant mit der Seheere ab- getragen; die Linse k~nn man an ihrer Stelle lassen oder dutch Einreissen der vorderen Kapsd entfernen; die Platte wird dann in einer Klemrne mit Stafiv befestlgt und langsam an die 8telle gebraeht~ we die Pnpille sieh

~) H. J~ Hamburger , Eenige toepassingen van de leer der osmotisehe spanning in de geneeskundige wetenschappen, h~aandblad veer natuurwetenschappen. 7. en 8, 1895.

Weitm-: Ueber den Eintluss chemischer Verbindungen uuf BlutkSrperchen in Zusarnmenhang mit ihre~ Moleculargewichten. Arch. f. Ana~om. u. YhysioL 1887. S. 31.

• 2) j, j, Kunst, Bijdrage tot de kennis der kleurschifting en van der! osmotischen druk eeniger brekende media van bet cog. Onderzoekingen gedaan in het physiol, Lab. der Univ. te Leiden. Tweede Reeks IL S. 165. 1896.

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beflndet; ist die untel~ unter die Iris gesehoben, dann lasst man die auf- gehobene zweite darauffallen und drfiekt beide mit einem feinen St~tbchen gut zusammen; nnterlasst man dies~ so f~ngt die obere S&eibe an sich zu drehen, wenn die Sehraube anf5ngt zu drtieken; dutch geeignete Aenderung tier Form des Loehes und des SNbchens ware dies natfiHi& aueh wohl zu verhindern. Ist Alles so welt gut gelungen, so wird das Auge mit der Iris naeb unten in sin Glas mit physiologiseher KochsalzlSsung eingetaucht trod das RShrehen mit derselben LSsung geffillt. Man fiberzeugt sieh natfir- lieh, ob die Communication mit dem GlaskSrper eine vollst~ndige ist.

I& habe naeh dieser Methode einen gelungenen Versnch: Ganz fr isehes Sehwe insauge : Druek im RShrehen fiber dem

Wasserniveau gleieh 30 mm physioIogiseber KoehsalzlSsung: Diameter des Lichtes 3 mm. Wahrend zehn Minuten absolut keine Aenderung der Druek- hShe; nach elner Viertelstunde vielleieht eine Spur gesunken; naeh einer halbert Stunde deutlieh yore unteren zmn oberen 3!leniseus~ das ist ungefahr 1,5 mm. Der Druek Mrd dann noeh bis zu 50 mm erh0ht~ und das Wasser sinkt jetzt allmghlich sehneller. Es zeigt sieh jetzt~ dass das Irisgewebe iiberall viel Pigment verloren hat.; in der Umgebung der Platte ist es durch- siehtig geworden; beim Enffernen des Auges aus dem Wasser reisst die Iris sehr leieht ein.

Bei diesem Versuche ist die Constanz der DruckhShe wiihrend l0 Ninuten beweisend ffir die Filtrationsunf~higkeit der ganzen Urea mitsammt der Retina bei niedrigeln Drueke; naeh einerViertelstunde ist das Gewebe dutch die Dehnung und den Tod soweit vergndert, dass Fliissigkeit durchtreten kann. Ieh muss noeh besonders darauf

hinweisen, dass in den letzten 10 Minuten des Versuchs etwas ganz anderes stattgefunden hat, als in den ersten, da das Sinken der Fltissigkeit haupts~iehlich im letzten Zeitabsehnitte zu bemerken war. ){an kann also nieht einwenden, dass die Filtration erst naeh liingerer Zeit s i e h t b a r wurd% denn bei einer regelm~ssigen ]SSttration w~ire das Sinken fiber 0,5 mm in den ersten 10 Minuten gewiss leieht be- merkbar gewesen.

Als ieh mit diesen Versuchen beschiiftigt war, erschien im Archly ffir Augenheilkunde eine Arbeit yon Ut r ich~) , welehe denselben G-egenstand behandelt. Ieh habe in derselben Zeitsehrift eine Gegen- kritik verSffentlieht ~) und kann jetzt darauf hinweisen, dass mein Resultat beweisend ist, w~hrend das ~on U l r i c h dutch Risse oder Veri~nderungen des Gewebes erkl~rt werden muss.

i) Prot: Dr. Ulrich, Ueber die Durchl~ssigkeit der h'is und der Linsen- kapsel fiir Fltissigkeit. Arch. f. Augenheilk. XXXVI. 3. 1897.

~) Ueber die ~Sglicbkeit der Filtration durch Iris und Chorioidea und durch die Linsenkapsel. Arch. f. Augenheilk. XXXVIII. Heft 1. 1898.

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Nachher habe ich die folgende, leiohter ausftthrMre Versuchs- einrichtung benutzt:

Man fangt danit an~ dass man um den Nervus optieus des zu unter~ suehenden Auges eine Ligatur legt~ ganz nahe an der Sklera; diese dient um den hinteren Lymphstrom abzusehliessen; dann maoht man in der Nal]e des Nerven sehr vorsiehtig eine 0effmmg in der Sklera~ ohne die Cho- rioidea zn verletzen~ nnd erweitert diese mit der Sd~eere. Diese 0effnung dient dazn~ dass eventuell Fl~ssigkeit~ welche sieh zwisehen Sklera und Ch0rioidea ansammelt, einen bequemen Abfluss finden kann; es kSnnte n~tm- tieh sem~ dass bei dem niedrigen Druek, bei welehem nntersneht wird, die nattirliehen Lymphbahnen enflang den Venae vortieosae nieht funetionirten, indem die Skleraspannung fehlt, Ist man so welt gel<ommen, dann wird die Cornea abgetragen, die IAnse dureh Kapselspaltung entfernt~ die hintere Linsenkapsel durehtrennt und dann der ganze GlaskSrper und die Retina entfernt. Es wird dann ein ziemlieh weites Glasrohr (ca. 6 mm Dureh- messer des Liehtes) in die Pnpille gesteekt und der Rand der Iris ant dem Rohr aufgebunden; man bringt das Auge in physiologisge KoehsalzlSsnng, und fiillt das Rohr und das Inhere des Auges mit derselben Flitssigkelt. Ma~l muss bei der Ft~llung genau Aeht geben~ dass keine Luft an der Aussensdte des Rohres unter der Iris gefangen bleibt. Ieh kann mit dieser Anordnung zwei gehmgene Versuehe verzeiehnen.

1. Sehweinsauge : Nervus options abgebunden; Loeh in der Sklera in der Nahe des Nervus optieus; Cornea, Linse und (}lask0rper mit der Retina enffernt; Rohr yon 8 mm Durehmesser in die Pupille gebunden. Auge in physiologiseher NaC1-LiJsung --- Druek im Rohr 25 mm oberhalb des Wasserniveans. Naeh aaderthatb Stunder~ DmekhShe unverSndert - - naeh 3s/a Stunden 2 mm gesunken; ha& 13~5 Stunden 11mm gesunken.

2. Sehweinsauge: Versuehseinriehtung wie Nr. 1; DruckhShe 20 mm physiologisehe Ko&satzlSsnng; naeh 10 5{imtten eonstant; naeh zwei Stunden 1 mm gesunken; naeh weiteren anderthalb Stunden nut eine Spur gesunken; 5s/~ Stunden naeh dem Anthng des Versuehes 2~5 ram; naeh 13,5 Stunden 12 mm; nadl 25 Smnden 1.4 mm gesunken° Dann wM das Auge vor- siehtig gesti~tzt mit Watteb~tnsehen ir~ dem Wasser~ ~nd tier Druek wieder erhSht his auf 45 mm~ der KoehsalzlSsung im Druekrohr wurden jetzt einig'e Tropten einer eoneentrirten Tusehesuspension zugeftigt. Naeh weiteren zwei Tagen war nur noeh eine Druekh0he yon 5 mm ftbrig. So lang dan Auge in den Wattebgusehen Iag, war keine Yttrbung der Watte oder des Wassers zu verzeiehnen; naeh Eutfermmg der Walte zeigte sieh~ dass nur die Par- tien~ wet&e ant tier Iris gelegeu hatten~ ein -weNg bNunli& gef~irbt waren~ augensel~einliel~ vom Pigment der bSs. Weiter wuNe es klar, dass weder Iris noeh Chorioidea eingerissen waren, denn dn Druek yon 40 mm Tusehe- suspension (gereehnet yon der un~eren Pattie des Auges beim in der Lut~ hilngenden Bulbns) win'de aasgehalten ohne Ablaufen des Wassers. Naeh Entfernung der Sklera war auf der ~usseren Seite der Chorioidea keine Tusehe zu finden: zur Untersuehung wurde die Oberfl~che mit einem troekenen wdssen Watteb~usehehen abgetnpft. Die Chorioidea hatte ihr Pigment ver- loren, es war ein dnrehsiehtiges Gewebe geworden.

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Aus diesen beiden Versuchen seheint mir wieder hervorzugehen, dass die frisehe Urea filtrationsunfghig ist; dass abet naeh ktirzerer oder liingerer Zeit, meistens abet sehr bald, die Gewebe sieh derart ~indern, dass die Membranen ziemlieh leicht und regelm~ssig filtriren. Die Aenderung mug wohl haupts~ehlieh der Dehnung dutch den Druek und dem Absterben der einzelnen Elemente zuzusehreiben sein; die Aenderung selbst mug bestehen in Verlust des Epithels und Auseinanderr/icken der Bindegewebsfasern. Z e r r e i s s u n g der Iris oder der Chorioidea ist sogar naeh so langer Zeit wie bei dem zweiten Versuehe nieht aufgetreten: die Tusehe wurde vollst~ndig zuriiekgehalten. Dass bei dem zweiten Auge die Druekhghe erst constant blieb, dann l mm sank in zwei Stunden, um in weiteren anderthalb Stunden wieder nur no& eine Spur zu sinken, muss mit grSsster Wahrseheinliehkeit der Dehnung der Membranen unter Ein- fluss des Druekes zugesehrieben werden, welehe die Ursaehe davon war, dass die Fl~issigkeit i mm sank. Der Einfluss der Dehnung bei h6herem Druek und die Unzuverli~ssigkeit der Resultate, welehe da- dureh entsteht, sind die Ursaehe, dass ieh keine weiteren Versuehe tiber diesen Gegenstand mittheilen kann. Jedoeh seheinen mir die gewonnenen l~esultate geniigend, um zusammen mit den folgenden Experimenten die Unfiihigkeit der Filtration flit die ganze Urea zu beweisen.

Aus dem Mitgetheilten geht nieht hervor, ob die Retina mit dem Pigmentepithel Nr eine einfaehe FliissigkeitsstrSmung dureh- g~ngig ist. F[ir die Frage der Absonderung ~on Lymphe dutch die Chorioidea w~re es interessant, dies zu wissen. Dureh ~ihnliehe Ver- suehe, wie bier vorgefiihrt werden, ist es mh" nieht gelungen, die Frage zu entseheiden. Es sei bier daran erinnert, dass Lebe r es fiir unwahrseheinlieh h~lt, da die Fliissigkeitsbewegung die Function der Netzhaut sehr stSren wiirde.

B. Weitere Versuche Gber die l~iltrationsf~higkeit der Iris

und der Chorioidea.

Bei dieser Versuehsreihe war ieh bestrebt, den Einfluss des Druckes auf die Aenderung des Gewebes so gering wie mSglich zu maehen. Die Sttieke der hois und der Chorioidea wurden wieder auf dem Ende eines Glasrohres aufgebunden und die 1RShre jetzt so hin- gestellt, dass die Fl~iehe des zu untersuehenden Gewebes genau einer nieht zu dtinnen Sehieht Fliesspapier anlag, welche auf dem Boden eines Gefgsses ruhte; das letztere war so welt mit derselben Koehsalz-

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15sung geffillt, class das Gewebe g~nzlich untergetauoht war. Das l~ohr wurde yon dem Stativ getragen, so class kein Drnek ausgetibt wurae a~f den Boden durch die R~nder. Es ist nicht wahrscheinlidb dass diese Einriehtung die Geschwindigkeit einer eventuellen Filtration wesentlich beeintr~ichtigen k6nnte, zumal da keine quantitaiven Be- stimmungen gemacht wurden~ war es vSllig erlaubt, eine derartige Versuchseinri&tung zu benutzen.

1. Ir isst i iek eines Sehweinsanges anfgebuMen auf einem Rohr yon 4 mm Weite; das l%hr wird dann weiter~ ist 55 mm lang~ und endet wie- der koniseh~ dera% dass die obere Oeflhnng 1 mm welt ist. Dru~khShe 55ram. h'isgewebe mit Fliesspapier in der SalzlSsung gestiitzt. Drnckh~he bteibt eine Viertelstunde constant~ ua& drei Stunden ist das Niveau ~[~ mm (in dem engen oberen Theil) gesuukerq ha& weiteren aaderth.alb Stunden wieder vNlig" constant; nadl weiteren zwSlf Stnnden 2 mm~ danu wetter ziemlich regelm~issige Filh'ation. Die ganz geringe Senkung yon noeh nieht ~/~ ebmm w~thrend des Anfanges kann siehertich als Dehnung der Membran nach den, Seiten hin aufgefasst werden; ttberdies ist die erste Viertelstnnde schon ~deder beweisend.

2. Ir isst i iek eines Oehsenauge% auf Glasrohr yon 5 mm Weite. Dmek yon 300 mm Koehsalzliisung. Iris gesttitzt mit Fliesspapier. 8teht absolnt unver~ndert w~ihrend 20 Minuten; nach einer Stunde ist (]as Niveau am 20 mm gesunken und sinkt schnell wetter. Es bleibt ein Druek yon 7 mm stehen. Die ~{embran ist abet in physischem Sinne dm'&lOehert, denn eine Suspension yon ausgewasehenem Kupferhydroxyd~ welches sogar yon Fliess- papier zurtigkgehalten wird~ l~iuft unverander~ dnr&. Makroskopiseh sind keine Risse zu. sehen.

3. C3horioidea: Ein Sfiick dieses Oewebes des Oehsenanges wird mlt der Aussenseite naeh dem Rohr gekehrt~ anf der 0etNung yon 8 mm Dureh- messer des Ltlmen aufgebunden. Drnckhiihe 22 mm KoehsalzlSsung. Naeh 6a/~ Stunden keine Spur gesnnken.

Naeh weiteren 11 ~/4 Stnnden wird der Druek erhShf his auf 80 mm Ko&salzl~sung~ die Ohorioidea gesNtzt mit Ftiesspapier. Nach 4~/~ 8tunden kein 8inkem Der obere Theil des Rohres war ansgezogen; die Stelle, wo das Niveau der Fltissigkeit sich befand~ war 1~5 mm weir.

Nan sieht aus diesen drei gelungenen Versuehen, dass die will- ktiflietl gewghlten SNcke der Iris nnd der 0hofioidea nieht filtrations- fi~hig sind. Fiir diejenigen, welche die Versuehe wiederholen wollen, kann ieh hinzufiigers~ dass man natiirLich die Augen so frisch wie mSglieh nehmea solt. Am besten ist es aueh~ die Versuehe bd nieht zu h0her Temperatur anzustellen. Das Aufbinden hat mit Vorsieht zu geschehen. Der Rand des Rohres set durch Absehmehen ge- rundet. Ziemlich oft misslingt nattirli& der Versueh bet der weiehen Besehaffenheit des 5Iaterials, aber die F~ille, in denen keine Filtration amftrit% sind beweisend. Als Filtrationsfliissigkeit benu~zte ich Koch-

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s~lzl5sung yon 0,9°]o~ dieselbe St~rke, wie sie ira hiesigen Kranken-

haus fiir Transfusion benutzt wird.

C. Die Filtrationsf~ihigkeit der Cornea.

Da ich das Material zur Hand hatte, stellte ich zu eigener Belehrung einige Versuche ~n fiber die MSgliehkeit tier Filtration durch die aufgebundene Cornea~ wie dies fri~her you H i s 1) und naeh- her yon L e b e r '~) ~usgef[~hrt wurde. Die bei diesen Experimenten wahrgenommenen :Besonderheiten rhSgen die Mittheilung derselben hier reehtfertigen.

1. Die Cornea eines Oehsenauges wird mit der A~ssenseife naeh aussen auf ein Glasrohr yon 8 mm Durchmesser des Lumens auigebunden. Das Rohr gefiillt mit 0~9 °]o I%C1-LSsnng; die Cornea in ein Gef~ss mit derselben Mischung gestellt; gestfitzt mit Fliesspapier. DruekhShe 300 mm Ft~issigkeit. ~aeh einer Viertelstunde absolut keine Aenderung; es wird dann das vordere Epithelium und die Membrana Bowmani entfernt~ naeh 2~5 Stunden kein Sinken des Niveans; naeh 16~5 Stunden eine Spur ge- sunken (in der Nacht); die Fliesspapierstatze wird enffernt; naeh weiteren 12,5 Stnnden kein Sinken; 36 Stunden naeh dem Anfang des Versuches ist 0,5 mm~ naeh 41 $tunden 0,75 mm~ naeh 48 Stunden 2 ram, naeh 66 Stunden 2,75 mm Sinken der Druekh6he im Ganzen zu verzeichnen.

Das Resultat des Versuehes ist also, dass die unversehr te Cornea ft~r die. benu t z t e LSsuug nieht f i l t ra t ionsf~hig ist~ nnd ebenso wenig die Cornea ohne das vo rde re Epi the l und die Membrana Bowm~ni; und weiter~ class die Hornhaut el~t naeh wenigstens 29 S~unden filtrationsf~hig wurde, dureh eintretende Ver~nderungen. Die Spur Ver- minderung der DruekhShe, wdclle in der Naeht auftrat~ bin ieh geneigt auf Rechnung yon Temperatur~nderungen zu setzen~ wodureh der Faden etwas geloekert werden und vielteieht etwas Flfissigkeit zwischen Glas und Cornea durehtreten kSnnte. Gegen Verdunstung wurde natfirlich so viel wie m0glieh gesehfitzt, indem bei allen Versnchen das Rohr oben mit einem feuchten Watteb~usehehen bedeekt wurde; Morgens war das Letztere zwar weniger feueht; unm~glich w~re es also nieht, dass aueh Verdunstung ein wenig zu der minimalen Aenderung des Niveaus beigetragen hat. Jedenfalls war das Sinken aber sehr gering, nieht mehr nach Sch~itzung als 1]~omm; und fiberdies sind auch die ersten 2~5 Stunden schon beweisend.

2. Die Cornea eines ganz fi'isehen 0ehsenauges wird mit der Innen- seite nach aussen auf ein Rohr yon 8 mm Durehmesser des Lumens ge- bunden. Einfiehtnng des Versuehes wie bei 1. DruekhShe 300 mm der 0~9 °/o NaCl-LSsung; naeh einer halben Stunde keine Aenderung~ dann das

~) His, Beitr. zur normalen und pathologischen Histologie tier Cornea. Basel 1856. S. 25 u. 24.

~) Leber , Studien fiber den Flfissigkeitswechsel im Auge. v. Graefe ' s Arch. f. Ophthalm. XIX. 2. S. 87.

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Endothel und die Membrsna Descemetii vorsiehtig abgezog~n. Wieder ge- sttitzt mit Fliesspapier; nach 16,75 Stunden gar keine Aenderung der Druck- hShe. Fliesspapier enffernt; nach 29 l/4 Stunden unver~tndert; nach 35 t]4 Stun- den eine Spur, naeh 41 ~/~ Stunden ~['4 ram, naeh 65 Stunden 1,5 mm gesunken.

Das Resultat dieses Versuches ist also, dass die Cornea im Ganzen ~lnd ohne das h in te re E n d o t h e l und die M e m b r a n a D e s c e m e t i i ftir die benu t z t e L~sung filtrationsunf~hig ist. Naeh mindestens 291/4 Stunden t reten Ver~inderungen ein, welehe dis Filtration erm~g]iehen.

3. Cornea eines Sehweinsauges, mit einem Rande der SkIera. Ver- suchseinriehtung wie bet 1 nnd 2. Das vordere Epithel, mit der Membrana Bowmaui; das hintere Endothel mit tier Membrana Descemetii werden ent- fernt~ Weite des Rohres 8 mm Durchmesser. DruckhShe 300 mm 0~9 °/o NaCI- LSsung. Nach 11 Stunden nnver~ndert. Naeh 23 Stunden ist das Niveau llm 2 mm gesunken~ nach 29 Stunden um 3 mm~ linch 47 Stxmden um 5 ram.

R e s n l t a t : Das C o r n e a g e w e b e an und fiir sich, ohne E p i t h e l i u m und M e m b r a n a B o w m a n i und ohne E n d o t h e - l ium und M e m b r a n a Desceme t i i , i s t ftir 0~9°/o NaC1-LS- sung filtrationsunf~hig. Nach mindestens 11 Stunden sind in dieser dfinneren Schicht des Gewebes soweit Veriinderungen aufge- treten, dass (lie Filtration mS~ich ist.

4. Cornea eines Oehsenanges. Membrana Deseemefii und Nembrana Bowmani entfernt. Versuehseinriehtung wie bet clan vol~gen. DruekhShe 500 sam 0~9 °Is NaChLSsung. Naeh einer halbert Stnnde keine Aenderung. Druek erh6ht bis 1050 ram; Hornhaut gesttitzt mit Fliesspapier. Naeh 61]~ Stunden keine Aenderuiig; nach 12 ~]~ Stunden 2 mm~ nach 16,5 Stunden nicht wetter, ilaeh 18~5 StaMen nieht weiter~ naeh 24,5 Sttmden 3 mm~ nach 42~5 Stunden 6 mm gesuiiken.

Res~lltat: A u c h bet sehr hohem D r u e k e (ungef~hr 78 mm Hg) ist das C o r n e a g e w e b e an und fiir sieh fiir die benu t z t e L S s u n g f i l t r a t ionsunf~h ig . Auch hier treten naeh und naeh Ver~iidertmgen atff in dem Gewebe (naeh mindestens 6,5 Stunden, vielleieht erst naeh 2~,5 Stunden), welehe die Filtration ermSglichen. Anfangs sehien mir das gewon~tene t~esnltat in Widerspru& mit den Untersuehunger~ L e b e r ' s ~) fiber denselben Gegenstand. L e b e r butte gefunden, dass das hintere Epithel die eigentliehe sehtitzende Lage der Cornea sei, und dass~ sobald diese mit einer Nadel verletzt wurde oder bei der ausgesehnittenen Hornhaut vorsichtig abgepinselt worden war, Fliissigkeit dureh die ttornhaut hindurehfiltriren konnte. L e b e r beobaehtete nicht das Niveau der Flfissigkeit, welehe filtrh-en sollt%

~) v. Graefe's Arch. f. Ophthalm. XIX. ~9. S. F25.

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sondern die Oberfl~che der Cornea~ und jeder wird den sch5nen Ver- such vor Augen haben, wobei ein Kreuz, ja sogar ein einfacher Bnchstabe wie ein W yon der hinteren Seite der Cornea dureh die- selbe hindureh geschrieben werden konnte, indem an den Stellen, wo das Endothel hinten ~Terletzt worden war, an der vorderen Seite die Fliissigkeit in der Form yon TrSpfehen siehtbar wurde. Die benutzte Fliissigkeit war 0,7 his 0~75°/o NaC1-LSsung oder gef~irbte Fliissig- keit oder wohl destillirtes Wasser. Die beiden letzteren mSgen wohl selten gebraueht women sein. Aueh wurde bei vielen Versuehen das ganze normale Auge benutzt, und die Fliissigkeit bestand dann also aus dem gewShnliehen Humor aqueus des Auges. Anfangs war ieh der Meinung, dass dieser Untersehied mit den Versuehsresultaten L e b e r ' s daraus erkl~irt werden miisste, dass yon mir eine Fliissigkeit benutzt wurde, welehe dem Corneagewebe gegeniiber indifferent war; atlerdings war es dann nothwendig, anzunehmen, dass bei den Ver- suehen am lebenden Auge, wie Lebe r sie ausgef'iihrt, der operative Eingriff die Zusammenstellung des Kammerwassers ge~Lndert hatte, wodureh die Quellung des Corneagewebes stattfinden konnte. Herr Prof. Lebe r hatte abet im Mai 1899, als diese Arbeit in der da- maligen Form in dem Archiv erscheinen sollte, die Freundliehkeit, mich darauf hinzuweisen, dass diese Erkli~rung nieht riehtig war. Wie L e b e r auf dem Congress in U t r e c h t mitgetheilta), zieht die frische Cornea noeh Wasser aus einer 20/0 NaC1-LSsung an. Von der Richtigkeit dieser Angabe babe ieh reich naehher iiber- zeugen kSnnen. Sogar in einer 4 °/o NaC1-LSsung geht die Quettung ziemlich schnell; ich land bei einer solchen Messung der Hornhaut des Sehweines: Di&e ---~ 0,6 ram, naeh 30 Minuten = 0,7 ram, nach 18 Stunden = 1,5mm und naeh 24 Stunden = 3mm. Die Quellung finder abet nieht mit grosset Kraft start, denn ein Druek yon 1 g auf einer Fl~iehe yon 4 qmm verhiitet sehon an der Stelle jede Zunahme der Dieke, wie ieh mit einem besonders dazu einge- riehteten Apparat, weleher im Wesentlichen aus einem Hebel mit ungleich langen Armen besteht, habe wahrnehmen kSnnen. Mit dem- selben tnstrumente konnte ich genau messen, wie die Zunahme der Quellung in versehiedenen Li~sungen des NaC1 sich verhielt; ich lasse bier ein Beispiel folgen:

Zwei Comeae des Sehweinsauges mit einem Theile der Sklera; das Endothel und das Epithel durch vorsichtiges Ileiben miigliehst entfernt;

~) T h. L eb er, Ueber die Ern~hrungsverh~Itnisse des Auges. Sitzungsbericht des IX. internation. Ophthalmologen-Congresses. Utrecht I~99.

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die eine in 0~3 °/o ~ die andere in 2 °]o Natl. Dieke 0,65 mm~ 0,65 mm naeh 30 Minuten 0~85 0~75 naeh 2 Stunden bOO 0,9 naeh 18 Stunden 15 1,6 naeh 23 Stunden 1~85 1~7 naeh 72 Stunden 2/35 2,55

Wir ersehe~ hieraus, dass in der sehwachen NaC1-LSsung die Quelhmg erst etwas sehneller erfolgte~ dass sie dann in beiden mit derselben Sehnelligkeit yon Statten ging~ aber zuletzt in der 2°/oigen wieder sehneller erfolgte, so dass naeh drei Tagen der Untersehied der Dicke der beiden Corneae nur 0,1 mm betrug.

Aueh in einer auf XSrpertemperatnr erhitzten 0,9 °/o NaC1-LS- sung erfolgt naeh Enffernung des Epithels nnd des Endothels die Quellung sofort.

Ganz Msehe Cornea des Sehweinsauges (mit einem Rande der Sklera) in 0,9 °]o NaCl-IASsung yon 37 o Celsius

Dieke 0~85 mm naeh 12 Minuten 0,90 naeh 24 Minuten 0,925 nach 36 Minuten 0~95 naeh 48 I~linuten 0~975 naeh 60 Minuten 0,975 nach 23 Stnndell (jetzt 1~60

in 0~9 °/o NaCl-LSsung yon Zimmertemperatur}. Die gequollene Cornea ist weisslieh, hat ihre Durchsichtigkeit

~'edoren. Aus dem Mitgetheilten geht zur Genitge hervor, dass die ttShe

des Salzgehaltes nicht die Ursaehe fiir das Fehlen der Fi!tratiou ist, ieh muss also eine andere Erkl~rung fib das Verhalten der Hornhaut in dem oben besehriebenen Versuehe annehmen nnd glaube, dass die, welehe Lebe r in seinem Vortrage kurz andeutete, wohl die~dehtige ist. So lange das Gewebe der Cornea sieh nieht mit Fttissigkeit ge- sgttigt hat, wird sic dieselbe zuraekhalten; in diesem Sinne ist sic filtrationsunfghig. Ist sic aber gesSttigt, so kann sic langsam Fliissig- keit passiren tassen. Bei dem Drueke, nnter dem sic steht, wird aber naeh dem, was ich soeben mitgetheilt habe, die Quellung nut sehr langsam stattfinden kSnnen, und dies erklgrt sehon, dass naeh so langer Zeit noch keine merkliehe Filtration eingetreten war. Ueberdies ist es mSglieh, dass bei der Quellung der Cornea, d. h. also bei der Bewegung der Kochsatz- und Wassermoleetile innerhalb der moleeularen Gewebsporen der Hornhaut, die Salzmoleetile sehwerer

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durchdringen~ als die Wassermolectile, und iiberdies, was wohl richer ist, die letzteren mit grSsserer Kraft angezogen werden Dadurch wird also die Concentration der SglzlSsung in der N~the und in den ober- fl~chtichen Schichtsn der Cornea eine hShere werden~ dagegen in den mittleren Schichten niedriger, wodurch einerseits wieder die Quellung langsamer gehen muss, ~ber andererseits, wenn dieser Process abge- ]aufen ist, noch eine osmotische Spannung zuriickbIeibt, welche die eigent- liche Filtration noch Iange zurttckhalten muss; denn so lange diese Sp~nnung nicht ausgeglichen ist, werden auf dem Wege der Diffusion ungef~hr ebenso viele Wassei~olectile nach dem Rohre hill rich dutch die Membran hindurch bewegen, als in entgegengesetzter Richtung unter dem Ein~lusse des Druckes die moleculare Wasserbewegung stattfinden wird. Herr College Prof. K a m e r l i n g h Onnes lenkte zuerst racine Aufmerksamkeit auf diese ~¢[Sglichkeit der Aenderung der Zusammensetzung in den verschiedenen Theilen der Membran.

Kurzgefhsst lehrt dieser Fiitrationsversuch also, ebenso wie der Q.udlungsversuch yon Leber , dass w~hrend des Lebens keine Filtra- tionsbewegung in den Lamellen der Hornhaut stattfinden kann: denn nur die ver~nderte Hornhant wird filtrationsf~hig und lgsst, auch dann nur bei sehr hohem Drucke ganz minimale Quantit~tten Fliissig- keit passiren.

Bei dem Versuche yon Lebe r mit der yore Endothel beraubten Cornea des Leichenanges zeigten rich nach einiger Zeit an der Ober- fl~tche feinste TrSpfchen, welche mit der Lupe wahrgenommen wurden. Dies war in gewissem Sinne schon Filtration, wenn auch minimal und bei hohem Druck. Dass hier die Filtration fl~iiher anfing, air bei der yon mir gew~hlten Versuchseinrichtung, muss dann ~vohl hauptsgchlich dem zugeschrieben werden, dass bei dem L eber 'schen Versuche die StSrung dutch die osmotische Spannung fehlte, indem die Membran nur an einer Seite mit Fliissigkeit in Bertihrung war. Dass die Corneae sehon etw~s alter waren, als der eigentliehe Vei> such anfing, da gewartet werden musste, b i sder eingekittete Rand gentigend lest geworden war, ist bei der Sorgfalt~ welche gegen Aus- trocknung etc. angewandt wurde, wahrscheinlich nicht die Ursache der frt'ther wahrgenommenen Filtration gewesen.

In Verbindung mit dem Quellungsversuch L e b e r ' s und dem Piltrationsversuehe nach Verletzung des Endothels beim lebenden Thiere ist es interessant, noeh einmal auf meinen Befund hinzuweisen, dass schon ein verh~ltnissmgssig geringer Druek die Quellung ver- hindert (1 g auf 4 qmm). Lebe r land beim lebenden Kaninehen,

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dass die Cornea ohne Endothet erheblich an Dicke zugenommen hatte, wghrend ttbrigens die Spanmmg des Auges wieder normal war, und wir kSnnen also sehliessen, dass bei dem lebenden Auge der intraoeulare Druek am meisten yon den gnsseren Sehiehten der Horn- haut geeragen wird, diese also am meisten gespannt stud; dem~ wenn die inneren Sehiehten am meisten gespannt w~tren, oder wenn die Spannnng dnreh die ganze Hornhaut gleiehmgssig vergheilt wgre, wiirde der intraoculare Druek yon 25 mm Hg (gleieh 1,36 g auf 4 qmm) die Quellung verhindert haben. Bet den bestehenden VerhNt- nissen kommt die Quell ung der lebenden Cornea zu Stande, als ob

die Hornhaut in einem Gef~sse mit Kammerwasser gelegen wgre, worin ein Dmck 95 mm Hg hSher als der atmosphgrisehe unterhalten wird.

Der Voltstgndigkeit wegen bteibg mir jetzt noch zu untersuchen iibrig, wie die Membrana Deseemetii und ebenso die Membrana Bow- mani ftir sieh allein sich der Filtration gegeniiber verh~tto

5. ~ ' [ embrana D e s c e m e t i i .

Wie L e b e r in der oben angef~ihrten Arbeit angegeben, kann man die Membrana Descemetii i~1 tote yon ihrer Unterlage entfemen.

a. $ehweinsaug% Membrana Descemet i i mit dem Endothel ent- feint. Anfgebunden auf ein Rohr yon 9 mm Weite. Gefiillt mit 0,9 hi, ~ NaOl- LSsung und in dieselbe LSsung eingetaueht. Dru&hNm ~ 450 ram. Naeh 30 Minuten nicht gesunkem Es wird das Endo the l ent fern t : dann naeh 1 Stunde 40 ~Minuten G3 mm gesunken; na& 5 Stunden etwas mehr als 1 ram; naeh 18 Stunden 5 mm und 42 Stunden nach der Entfernung des Endofllels 9 mm im Ganzen gesunken.

b. Oehsenaug% N e m b r a n a Deseemeti i : 0hue SehonungdesEndo- thels~ aufgebunden auf einem Rohr von 9 mm Weite und 1~5 mm Wand- dieke~ welches oben mit e~nem dt~nnen Thermometerrohr yon beinahe 2 mm Weite mittens eines dieken Gummisehlauehes verbunden ist. Jeder mm der HShe in diesem Ietzten B, ohr en t sp r ieh t also einem Velum yon ungef~hr 3 ebmm. Die Oberfl~tche des wirksamen Theiles der zu untersuehenden Membran b e ~ g t wenigstens 112 qmm. F~llung: wie bet a; DruekhShe 400 ram. Naeh 15 Minuten 1 ram, naeh 30 Minuten 3 mm, naeh 1 Stunde 5 Mimlten 4,5 mm~ naeh 1 Stunde 25 3iinuten 7 mm~ naeh 2 Stunden 15 Minuten 7,5 ram; naeh 2 Stunden 55 Minuten 8 mm gesunken.

e. Yon demselben Rohr wird der obere Theil entfernt, und dasselbe jetzt wieder in der gew0hnl iehen Weise benutzt; jetzt wird mit destitlh'tem Wasser geftillt nnd in sin SehNehen mit Aqua destillata ein- getaueht. Druekh~he 340ram. Naeh 25 Minuten e~ne Spur~ naeh 3 Stun- den 55 Minuten G5 mm, naeh 5 Stunden 25 Minuten 0,75 mm 7 naeh 23 Stunden 4mm~ naeh 53 Stunden 10 ram im Ganzen gesunken.

Aus a. geht hervor, dass, wenn alas Epithel enffernt ist, eine Spur yon Filtration zu verzeiehnen isg; mn reich davon zu tiberzeugen,

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Weitere Versuche fiber Filtration dutch frische thierische Gewebe. 307

ob schon in den ersten Minuten ein Sinken der Fl~issigkeit stattfand, wurde in b. die empfindliehe Einrichtung mit dem dfinnen Rohr oben angebracht, und mit demselben zeigte es sich, class in den ersten 15 Minuten sehon ein ganzer Millimeter (gleich 3 cbmm) Niveandiffe- renz aufgetreten war. Es fragt sich nun, ob dies auf eine Filtration hinweist oder auf eine Dehnung der ~iembran. Ieh halte das erstere fiir wahrsoheinlich, denn die Dehnung wiirde im Anfang den grSssten Einfluss zeigen und naehher immer weniger~ und aus unseren Zahlen geht hervor, dass das 8inken ziemlich regelmgssig stattfand. Eine andere Frage ist, ob diese sehr geringe Filtration darauf hinweist, dass anch die Membrana Descelnetii~ welehe noch mit der Hornhaut vereinigt ist, filtrationsfiihig ist; aus Analogie mit dem Verhalten der Linsenkapsel kommt mir dies unwahrseheinlieh vor. Vielmehr bin ieh geneigt~ diese sofort auftretende minimale Filtration darauf zur~ickzu- fiihren~ dass bei dem Abreissen der 3Iembran yon der Unterlage dieselbe doeh gelitten hat, so dass sie an einigen Stellen so diinn ist, dass deft fast sofort eine Aenderung eintreten und Filtration start- finden kann.

Aus dem Versuch mit Aqua destiIlata geht hervor~ dass dutch den Einfluss des Wassers die Filtration nicht sofort stgrker wird.

I

W~ihrend dieselbe Membran erst in 2 Stunden 55 Minuten 24 ebmm physiologischer 1kTaC1-LSsung filtrirt hatte, also ungefghr 8 cbmm pro Stnnde, filtrirt yon dem Wasser in 3 Stnnden 55 Minuten ungefEhr 30 cbmm, also pro Stunde nahezu dasselbe. In den folgenden andert- halb Stunden filtrirt 10 cbmm, in den fo]genden 17,5 Stunden 11 cbmm, und den letzten 30 Stunden 12 cbmm pro Stunde. Wiewohl also eine regelmgssige Zunahme der Filtration zu verzeichnen ist, ist der Ein- fiuss des Wassers auf die Aenderung der Membran doeh sehr ge- ring. Beim Betraehten mit dem blossen Auge war die Quellung der Membrana Deseemetii sieht auffallend, die Transparenz, wie zu er- warren, noeh recht gut.

6. Die M e m b r a n a Bowmani .

a. Sehweinsauge: Das Epithel der Hornhaut mSgliehst geschont. Die Membran dm'eh einen eircul~iren Sehnitt am Rande der Cornea des nnge~ff- neten Auges begrenzt und vorsichtig abgezogen. Es bleiben einige Fetzen des Gewebes daran haften. Die Membran~ mit dem Epithel nach aussen~ auf ein Rohr yon 9 mm Durehmesser des Lumens gebunden. Dicke des Rohres 1~5 ram. Fiillung mit 0~9 °/o 2qaC1-LSsung. DruekhShe 330 mm. Eingetaueht in ein Sch~lehen mit del~elben LSsung. Naeh 35 ~[inuten nicht gesunken; es wird jetzt das Epithel dureh Abschaben mit einem Linearmesser entfernt; dann naeh 1 Stunde ~t5 Minuten 0~25 mm~ nach

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5 Stunden 20 Minuten 1,25 mm, hash 16 Stunden 40 Minuten 51/~ ram, nach 18 Stunden 4~ Minuten 61/~ mm~ nach 42 Stunden "20 Mintlten 128/~ mm ira Ganzen gesunken.

b. 0chsenauge : Versuchseinrichtang wie bei 5 b. Membrana Bowmani mit Epifllel. DruckhShe 550 mm 0,90/0 NaC1-LSsung. Nach 20 Minuten 1~5 mm (13~5 ebmm pro Stunde)~ naeh 35 Minuten 3 mm (18cbmm pro Stunde)~ nach 1 Stunde 10 Minuten 6ram (15,5 cbmm pro Stunde), naeh 1 Stunde 18 Minuten 8 ram (45 cbmm pro Stunde) ira Ganzen gesunken. (Bei b. und e. ist wieder 1 mm ~ 3 ebmm{ wirksame Fliiche der ~iembran wenigstens ~ 112 qmm.)

c. Derselbe Apparat mit 0~3 ~/o NaOl-LSsung geftillt und die ~fembr~n in demsdben untergetaucht; DrnekhShe ~ 550 ram. Nach 50 Minuten 7~5 mm (24-~5 cbmm pro Stunde)~ naeh 1~5 Stunde 9 mm (6,75 ebmm pro Stunde}~ naeh 18,5 Stunden 60 mm (9 ebmm pro Stunde) im Ganzen gesunken.

d° Derselbe Apparat geftillt mit destillirtem Wasser und in dasselbe ein- getau&t: jetzt ohne das dtinne R~hrchen oben. Naeh 15 Minuten nieht ge- sunken; naeh 3 Stunden 55 Minnten 1,5 mm (20 ebmm pro Smnde)~ naeh 5 Stunden 15 Minuten 2 mm (20 ebmm pro Sttmde), naeh 28 Stunden 12 mm (41 ebmm pro Stunde), naeh 58 Stunden 29 mm (34 ebmm pro Stunde) gesunken.

Aus a. geht hervor, dass die Membrana Bowmani mitsammt dem Epithel nicht filtrationsfghig ist; weiter, dass nach Enffernung des Epithels die Filtration anf~ngt, sei es auch in sehr geringer Quantifier. Aus derselben Ursache, die bei der ~Iembrana Descemetii hervorgehoben wurde, bin ieh auch geneigt, diese geringe Filtration auf Yerletzung beim Abziehen der Membran yon der gornhau t zu- r~iekzufiiSren.

Ans b. nnd 8. folgt, dass durch die Verdiinnung der Kochsalz- 15sung die Filtration bedentend abnimmt, ja sogar geringer wird, als bei der 0~9% NaC1-LiSsung; ans d. ergiebt sich dann, dass dutch die Fiillung mit destiltirtem Wasser die Filtration eine Viertelstunde g~nzlieh aufhSrt, was won auf Druek in der l~'Iembran selber bei beginnender Quellnng zuriickzuftthren ist, wghrend dann sofort naeh- her die Or5sse der Filtration wieder bedeutend zunimmt. Aueh bier sehen wit also, dass die Quellung der l\Iembran fiir die eigentliehe Filtrationsfghigkeit nothwendig ist. Wie stark die Quellung der structuHosen 5'Iembran der Cornea ist, habe ich bis jetzt nieht mit Genanigkeit messen kSnnen. Aus Analogie mit der Linsenkapsel ist es wohl wahrseheinlieh, dass dieselbe gering ist: siehe daselbst.

Fiir die ganze Cornea geht Mso arts unseren Versuehen hervor, dass im normalen Ange keine FiltrationsstrSmnngen durch dieselbe stattfinden kSnnen. Dies steht ganz in Einklang mit den Behanp-

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Weitere Versuche iiber Filtration (lurch frische thierisehe Gewebe. 309

tungen Leber ' s~) , der darauf hinwies, dass StrSmung dureh wan- dungslose Bahnen in der t tornhaut nieh* mSgtieh sei, well dabei sofort Quellung der Cornea folgen mtisste. Es kann also aueh aus den perieornealen Gef~ssehen keine nennenswerthe Fltissigkeitsbewe- gung naeh der IIornhaut hin stattfinden.

D. Die Filtrationsf~higkeit der Sklera.

1. Sklera~ einem Ochsenauge entnommen, auf das Ende eines Glas- rohres mit einem Durchmcsser yon 8 mm des Lumens aufgebunden. In ein Gef~ss mit 0~9 °/o NaC1-LSsung gestellt; DruekhShe derseiben LSsung 85ram. Naeh einer halbert Stunde unver~indert; Druek bis 135 mm erhSht; jetzt naeil 1~]4 Stunden unver~indert; naeh 12~5 Stunden 0~5 mm~ naeh 19~5 Stun- den noeh nieht 0~75 mm gesunken.

R e s u l t a t bei g e r i n g e r D r u c k h S h e (ungef~hr 10 mm Hg) is t die f r i s ehe S k l e r a f i t t r a t i o n s u n f ~ h i g . Nach einiger Zeit treten Ver~nderungen ein, we]che Filtration ermSglichen.

2. Sklera eines 0chsenauges auf einem Rohr yon 9 mm Durchmesser des Lumens aufgebunden. Fiillung mit 0~9 °/o NaCI-LSsung~ und in die- selbe LSsung eingetaucht. DruekhShe 1600 mm. 0ben feines RShrchen. In drei Stunden keine Aenderung; naeh 18~5 Stunden 20 mm (-= 60 cbmm) gesunken (Filtrafionsflache wieder grSsser als 112 qmm). Dann dasselbe Rohr mit Aqua destiIlata geftillt. Filtration hSrt wi~hrend 5~/4 Sfunden auf~ dann wieder langsam zunehmende Filtration.

Die st~rkere Quellung der Sklera in dem destillirten Wasser bewirkte Mso erst das AufhSren der schon angefangenen Filtration.

Wie Leber sehon gefunden, qnillt die Sklera in viel geringerem Masse als die Cornea: in 0~95 u/o NaC1-L6sung fand ich die Dieke nach 18 Stunden fast unver~tndert~ nur eine Spur abgenommen. Ein SNek in 0~2°[o NaC1- LSsung hatte yon 0~45 mm eine Dicke bis zu 0,5 mm en'eieht in derselben Zeit; in 2 °/o NaC1-LSsung fand i g die Dicke nach einer halben Stunde verringert yon 0~4 auf 0~35 ram; nach 18 Stunden dann bis 0~45mm zu- genommen; in 4°/o NaC1-LSsung" ging die Dieke yon 0~5mm auf 0,4ram herab in einer halben Stunde~ welches Mass nach 18 Stunden dasselbe war. Es schien mi% /lass die SelmitN~tehen und der Theil in der N~he der Cornea immer eine Spur dicker win'den: die Versuehseinrichtung maehte es nieht mggIieh, dies genau zu messen.

In Uebereinstimmung mit dem Result.at der Versuche tiber Fil- tration dureh das eigentliche ttornhautgewebe sehen wir, dass die S k l e r a f i l t r a t i o n s u n f ~ h i g i s t , sowoh l bei n i e d r i g e m wie bei h o h e m Druek . Durch die Quellung wird sie dann in gewissem Sinne filtrationsf~hig. Bei der Wahl der Sklerastticke wurden die

1) IX. internationaler Congress. Utrecht 1899.

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Durehtrittsstellen der Venae und der Arterien mSglichst vermieden; wenn solehe pr~formirte Oeffuungen in der Membran anwesend sind, kSnnte dadurch natiir]ich Filtration vorget~useht werden.

E. Die Filtrationsf~higkeit der LinsenkapseL

In der Inaugural-Dissertation, welehe van G e u n s 1) in meinem Laboratorium verfasst hat, sind die Resultate yon einigen Versuchen iiber die Filtrationsfiihigke~t der vorderen Linsenkapset niedergelegt, wetche angestellt wurden~ um das Entstehen der Cataracta nach Unterbindung der Venae vorticosae besser verst~ndlieh zu machen. van G e u n s kam zu folgenden Sehliissen:

1. Die voMere Linsenkapset (des Kaninehenauges) ist filtrations- unfghig bei einem Drueke yon 50 mm und yon 90ram Wasser; die Filtrationsf~higkeit wurde untersueht mit 0,9 ~/o NaC1-LSsung.

2. Die ganze Linsenkapsel ist tiltrationsunf~hig, denn sie beh~lt ihren Inhalt, weleher unter beta'~chtlieher Spannung steht.

3. Die LinsenkapseI l~sst Salze und Eiweiss (Htih~ereiweiss und Bluteiweiss) auf dem Y~rege der Diosmose durchtreten~ woftir daun Wasser na& der anderen Seite der Nembran zurtickgegeben wird.

Die Wiehtigkeit dieser Resultate maehte es nothwendig, sie naeh allen Riehtungen bin soviel als mSglieh zu eontroliren; ieh habe da- her naeh der Abre~se des Herrn van G e u n s noeh folgende Ver- suehe angestellt:

I. Ffttrationsf~higkeit der verderen Linsenkapsel des 0ehsenauges, Aufgebunden auf Glasrohr yon 4 mm Durebmesser des Lumens. In 0~9 °]~ Nael-L/Ssung gestelIt und Rohr damit gefNlt. DmekhShe 30 ram; naeh 3/4 Stunden unver~ndert; Dmek erh~ht bis 145 mm NaCi-LSstmg; uadl weitereu zwei Stunden eine Spur gesunken; naeh t2 Stunden 1~5 mm im Ganzen niedriger; welter regelm~ss~ge FiItration.

2. Verdere Linsenkapset des 0ehsenauges: Rohrweite gleieh 7 mm; Versuehseinriehtung wie bei 1. DruekhShe 400 mm 0~9 °/o NaC1-LSsung. Membran mit Fliesspapier gestiitzt. Naeh drei Stunden unveNndert. Naeh 16~5 Stunden 3 mm gesunken. (In der Naeht war das Watteb~tusehehen auf der eberen Oeffnuug g'~nztieh ausgetroeknet.) Ftiesspapier enffernt; nach weiteren 11 Stunden keine Aenderung, nachher langsam% ziemlieh reget- m~ssige Filtrafion~ ungef~r 4 mm pro Tag.

~) J. R. van Geuns, Expmdmenteel Onderzoek over her ontstaan vau Katarakt na onderblndung der venae vorticosae. Proefschrift. Leiden, P.W. 9[. Trap. -- Dec. 1897.

Und: Ueber Entstehung yon Cataract nach Unterbindung der Ve~ae vorticosae, in v. Graefe's Arch. f. 0phthalm. XLVII. 2. 1898.

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Weitere Versuche i~ber Filtration durch frische thierische Gewebe. 311

3. Vordere Linsenkapsel des Ochsenauges, aufgebunden auf Rohr yon 7 mm Weir% mit der Innenseite nach aussen; Versuchseimichtung wie vbcn; das Linsenkapselepithel wird entfernt durch Abkratzen mit einem Lineurmesser. DruckhShe 150 mm 0,9 °]o NaC1-LSsung; nach 15 Mi- nuten unverandert; naeh 2s]~ Stunden eine Spur~ naeh 81]4 Stunden 2 mm~ naeh 21 Stunden 3~5 ram und welter jeden Tag ungefahr 2 his 3 ram. Naeh zehn Tageu wird der Bindfaden gut abgetrocknet mit Fliesspapier und das untere Ende des Rohres genau bis zum unteren Rande sorgf~ltig mit Siegellack angest~iehen; das Rohr ~drd dann so tier gesteltt~ dass die Membran unten eben die FlUssigkeit beriihrt; das Sinken der NaCI-LSsung im Rohre geht regelmassig welter, ist sogar etwas grSsser geworden, undes wird keine Fltissigkeit am oberen Rande des Siegellaeks sichtbar. Der Faden sehliesst also gut ab.

R e s u l t a t der drei Versuche : Die vordere L i n s e n k a p s e l mit oder ohne E p i t h e l ist f i l t r a t i onsun f~h ig bei einer Druek- hShe yon 2,5--30 mm gg . Naeh kurzer oder lgngerer Zeit ttitt Vergnde- rung der Kapsel ein, und damit wird rege]mgssige ~iltration mSglich.

Es bleibt jetzt noeh i~brig, zu erforschen, ob das L i n s e n e p i t h e l fiir sieh filtrationsunfghig 1st und ob dies, wie dgs Endothe[ der hin- teren Corneafl~che, sogar widerstandsf~higer ist, als die eigentliehe Membran. L e b e r h~lt es fiir wahrscheinhch, dass das Linsenepithel die Linse gegen die Einwirkung des Kammerwassers sehtitzt, wie d~s Corneaendothel die Hornhaut. Man muss dann annehmen, d~ss das Corpus vitreum, bezw. die Salze des GlaskSrpers das Wasser ebenso stark binden, wie die Linsensubstanz dies thut, denn an der hinteren Seite fehlt der Linse eben alas angeblich sehiitzende Epithel; zweitens miisste aber dann die gesonderte Linsenkapsel ohne Epithel fiir Kammerwasser filtrationsf~hig sein; und dies seheint mir sehon nach den gemaehten Versuchen eine UnmSgliehkeit, denn dass die yore Epithel befreite Kapsel nieht filtrationsf~hig ist fiir 0,9 °/o NaC1-LSsung, heisst, dass die Kapsel fiir keine einzige Fltissigkeit, we]ehe Salze sie aueh in LSsung batten mag, filtratioasf~hig ist, wenn nur die Salze solehe sind~ dass sie die Consistenz der Kapsel nieht gndern. Und das Kammerwasser gndert die Linsenkapsel nicht, wie ~dr wissen, da sie fortwghrend die Vorderflgehe der Linse berfihrt.

4. Vordere Linsenkapsel; Fi l trat ionsversuehe mit 0~6 °]oNaCl- LSsung und niedriger.

a. Oehsenlinse: Vordere Kapsel aufgebunden attf einem Rohr yon 9 mm Durehmesser des Lumens; Epithel der Kapsel vorsichtig abgesehabt. Rohr gefiiUt mit 0,6 °/o .NaC1-LSsung und in dieselbe eingetaucht; Druek- hShe ~00 mm; oben ein diinnes Rohr yon 1~75 mm Weite; naeh andert- hMb Stunden keine Aenderung des Niveaus; nach 17,5 Stunden 30 mm gesunken (w 90 cbmm d. i. also 5,1 cbmm pro Stunde).

v. Graefe's Archly ffir Ophthalmologie. LI . 2. 21

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312 W. Koster Gzn.

b. Dasselbe Rohr rait der Kapsel arts Vers. a, mit 0~3 °]o NaOl-LSsung geftill b jetzt ohne kleines Rohr; Druekh{Jhe 350 mm; nadl 5 Stunden 25 Minuten 1 mm ( ~ 1i cbmm pre Stunde)~ naeh 23 Stunden 4,5 mm (~l l~8ebmm pro Stunde)~ naeh 53 Stunden 10ram (---~ 11~.~ cbmm We Stunde) gesunken. (1 mm Niveandifferenz ~ 60 cbmm Fl%sigkeits- bewegung~ die Niveaudifferenzen sind wieder yore Nullpunkt des Versuches gerechnet~ die Filtration pro Stunde ist wieder der _~littelwerth eines jeden ZeitabschnNtes zwis&en zwei Notirungen~ die Zeit ist immer vom Anfang des Versuehes angegeben.)

Aus diesen Versuchen erhellt also, dass die schwgehere Chlor- natrium]Ssung yon 0,6 o]~ ebenso anderthalb Stunden yon der 15insenkapsel ohne Epithel getragen wurde, ohne zu filtriren; dann ring eine mgssige l?iltration an yon 5 ebmm pro Stunde iiber die wirksame Fl~che yon 112 qmm. Die sehwgchere LSsung yon 0~3 °/o filtrirte dann noch etwas leichter, liess abet die Kapsel weiter aueh ziemlieh gut intact, wie aus der gleiehmgssigen Filtration yon 11 cbmIn pro 8tunde hervorgeh{.

Wit sehen hier also ein 5hnliches Verhalten, wie bei der M em- brana Deseemetii, welehe yon der Verdtinnung der Filtrationsfliissig- keit aueh nieht sehr erheblieh beeinflusst wnrde. Es muss also wohl der eonstaute hohe Druck, wetchem die Membran an einer Seite aus- gesetzt ist, die Hanptursaehe dafiir sein, dass Vergnderungen in der- selben eintreten und die FiRrationsf~higkeit auftritt; eine Quellung der /viembran wird hier wohl nieht die Ursa&e sein, denn die Fil- tration tlqtt in derselben Weise naeh einiger Zeit auf bei dem Ver- such mit 0,9 °/o NaC1, und diese LSsung, welehe dem Kammerwasser gleichgestellt werden kann, lgsst bekanntlich im lebenden Auge die vordere IAnsenkapsel unvergndert. Es ist mir weRer nieht gelungen, zu beweisen, dass das Epithel der vorderen Linsenkapsel noch einen besseren Schutz abgiebt gegen die Einwirkung des ver~nderten Kamm er- wassers, als die Kapsel selbst. Wenn ieh die vordere Kapsel mit dem EpRhel naeh dem Rohre hin aufband nnd das letztere mit schwgeheren SalzlSsungen oder mit Aq. dest. ftiltte, verhielt dieselbe sich immer so wie in Versuch ~a. und b. Hieraus ist nieht zu schliessen, dass das Epithel keine sehtitzende Wirkung ausiibt, denn bei der Manipulation des Aufbindens und bei der Dehnung, welcher die Membran ansgesetzt ist, ist es sehr wahrseheinlieh, d~ss das Epithel beseh~digt worden ist; Bin negatives tlesultat w~re hier nattir- lieh auch wieder beweisend gewesen, d. h. wenn die Filtragonsf~hig- keit viel l~nger wie beim Versueh 4 a. auf sieh h~tte warren lassen.

Wie oben erw~ihnt wnrde~ hat bei der Linsenkapsel die Quetlung wohl wenig mit dem Eintreten der Filtrationsf~higkeit zu thun; [bl-

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Weitere Versuche fiber Filtration dureh frisehe thierisehe Gewebe. 313

gende Versuche dienten, um zu erforschen, inwiefem Q u e l l u n g der L i n s e n k a p s e l eintritt. a. Hintere Linsenkapsel des Sehweinsauges 0,015 mm

naeh "~/~, Stunden in Aqua desfillata 0~015 mm (-l- eine Spur zugenommen~ aber mit meinem Apparat nieht in Ziffern anzugeben.)

b. Vordere Linsenkapsel ohne Epithel (Schweinsauge) 0,030 mm naeh einer Viertelstunde in 0,2 °/o NaC1-LSsung 0~045 mm

e. Vordere Linsenkapsel ohne Epithel (Sehweinsauge) %045 mm naeh 3/~ Stunden in Aqua destillata 0,055 mm naeh 5 Stunden in Aqua destillata 0,055 mm naeh 30 Stunden in Aqus destillata o,060mm dann noch 10 Minuten in Aqua desfiltata yon 60 o C. 0~065 mm

Bei diesem Versueh wurde das Epithel nicht wie sonst mit einem Handtuch abgetupft~ sondern die Kapsel dazu einige Zeit zwisehen den Pingern vorsichtig geliebem

d. Vordere Linsenkapsel ohne Epithel (Sehweinsauge) 0,040 mm naeh s/4 Stunden in 0~95°/o NaC1-LSsung 0,040 mm nach 24 Stunden in 0,950/o NaCI-Liisung 0~045 mm

(Die obigen Messungen wurden ausgeftihrt mittels eines Instrument- ehens mit vertheilter Schraube.)

Die Linsenkapsel nimmt also an Dicke zu, d.h. nimmt sehr wahrscheinlich Wasser auf. Die hintere Kapsel war ftir meinen Apparat zu diinn: ich hatte sie vorgezogen, um yon dem Epithel nicht gest~rt zu werden; aber bei der vorder'en Kapsel kann man aueh wohl annehmen, dass die Dickezunahme nicht vonVer~nderungen im Ileste des Epithels herriihrt; eine andere MSglichkeit~ ngmlieh ob die elastische Kapsel sich vielleicht ]angsam entspannt und dabei dicker wird, scheint mir nicht ggnzlich ausgesehlossen; class keine merkliehe Aenderung der Transparenz eintritt, spricht dafiir; durch sehr feine Wi~gungsversuche wiire das auszumaehen. Wahrseheinlich ist dies aber nicht, denn dana miisste die LinsenkapseI in 0,95% NaC1-LSsung in demselben Masse dicker geworden sein. Wir gehen also ziemlich sicher, wcnn wir sagen, dass die K a p s e l aus sehr s c h w a c h e n S a l z l S s u n g e n W a s s e r aufnimmt~ ers t schnel l und dann l a n g s a m e r , und dabe i ihre D u r e h s i e h t i g k e i t n icht gnde r t , indem sie aus e iner s t r u e t u r l o s e n Masse zusammen- ge se t z t is t , werche dabe i in ehemischem Sinne u n v e r g n d e r t bleibt .

Ieh habe nun bei diesen Versuchen oft genug gefunden, dass die ~liissigkeiten yon Anfang an anfingen zu sinken, das eine Mal minimal, das andere Mal ziemlieh sehnell. Dann ist das Experiment als misslungen anzusehen. Die hier vorgefiihrten Versuehe seheinen

21"

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31'4= W. Koster Gzn.

mir geniigend zu beweisen, dass die frische, vordere Linsenka, psel nicht filtrationsf~hig ist ftir m~ssig hohe Drucke (bis mt 30 mm Hg), und dass sie aueh die Einwirkung der viel schw~cheren NgC1-LS- sungen lgngere Zeit gut vertr'g~, ohne sich zu g,ndern.

Die h i n t e r e L i n s e n k a p s e l kann m~n x~-ohl aufbinden~ diesetbe reisst aber viel eher ein. Mit ihr ~llein habe ich keine Resultate zu verzeiehnen.

5. D ie F i l t r g t i o n s f ~ h i g k e i t de r g a n z e n L i n s e n k a p s e l nntersuchte ich in fblgender Weise:

Ieh legte die vorsiehtig lospr~parirte Linse auf den Boden eines Probe- rShrehens~ welches ieh vorher in der Flamme mittels AnlSthung eines Glas- st~tb&ens ausgezogen hatte~ so dass es so zu sagen in einem kleinen offenen Triehter endete. Das Rohr wurde mit 0~9°/o NaC1-LSsung gefallt und na&gdiiLIt~ bis die Linse die 0effmmg ~'ollst~ndig absehloss. DruekhShe 112 ram. Naeh 115 Stnnden noeh eine Spur gesunken~ naeh 3!]4 Stunden wieder 10 mm; nach 13'/4 Stundea 21 mm gesunken~ naggeft~llt; dann blieb bei einem Drael.: yon 97 mm alas N~eau laugere Zeit (mehr ats 2~ Stunden) donstant. Die Linse lag mit der hinteren Kapsel naeh der unteren offenen Seite gewendet nnd war ein wenig sehief gelagert. Die Linse bghielt ihre Form in so weit~ dass keine erhebliehe Qnellung auftrat.

Bei diesem Versuche bestand also die NSglichkeit~ dass die 0,9% NaC1-LSsung yon der vorderen Seite in die Linse hinein- dringen nnd an der hinteren Seite dieselbe wieder verb~ssen konnte oder wohl~ dass I~'liissigkeit aus der Linse allein naeh aussen filtrirte. Da bei dem geringen Druek van ungef~hr 7 ram Hg keine Aende- rung des Niveaus zu verzeiehnen war, dtirfen wir sagen~ dass bei ge~ingem Drnck die ganz% g e s e h l o s s e n e L i n s e n k a p s e l f i l t r a - t ionsunfh~hig isg.

6. Die F i l t r a t i o n s f i i h i g k e i t de r g a n z e n L i n s e n k a p s e t yon i n n e n n a c h aussen . D~ im lebenden Auge der Inhalt der Linsenkapsel unter einem hSheren Drueke steht, eds die umgebende Fliissigkeit durch die elastisehe Spannung dieser Membran, so er- sehien kS mir yon besonderem Interesse, zu nntersuehen, ob eine hShere Spannung im Inneren der Linse sieh durch Filtration aus- gleichen konnte, d. h. ieh nntersnehte die N S g l i e h k e i t der F i l - t r a t i o n yon i n n e n n a e h a u s s e n fiir die gauze L i n s e n k a p s e l .

a. Linse des Sehweinsauges (1~5 Stunden naeh dem Tode); auf- geh[tngt mittels eines Fadens, der vorsiehtig um einige Reste der Zonula gekniipft worden ist~ Gewieht der Linse allein gleieh 500 rag. Die Linse wird w~hrend 24 Stunden in eine 0,5°/oo NaCI-Lgsung getegt, nm zu quellen~ dann wird sie mi~ Fliesspapier getl"oeknet und in einer feuehten Kammer aufgehgngt. AIs sic ein~ge Minuten hing, bemerk{e ieh unten eine

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Weitere Versuche fiber Filtration durch frisehe thierische Gewebe. 315

kleine Unregelmiissigkeit am Aequator, die ieh ftir eine Spur gequollenen GlaskSrpers hieIt. Maah 3t/4 Stunden sah diese Stelle genau ebanso aus. Das Gewicht der Linse war am Anfkng und am Ende der 31/¢ Stunden gleich 650rag. Als die Unregelm,'issigkeit mit Fliesspapier bertihrt wurde, erwias sic sieh als ein wanig Flt~ssigkeit, welehe also yore Anfange an der Aussenfl~iche tier Linse angehaftet hatte; Linse wiedar gewogen und aufgeh~ingt:

Gewicht der Linse jetzt 632~5 rag. Nach 14: Stunden 630 rag.

Es wird die Fadenschlinga gewogen, so wie sie jetzt naeh 14 Stunden aus der feuchten Kammer kommt, und dann als sie wieder in der Fltissig- keit untergetaucht und mit Ftiesspapier gatroeknet worden ist; im letzteren Falle war sie 2,5 mg schwerer. Die schainbare Gawichtsverminderung do" Linse win'de also dutch die Wasserabgabe aus dem Faden in der feuchten Kammer vorgetiiuscht. Bei den folgenden Versuchen wurde daher die Linse nicht mehr an einem Faden angebunden. Die Linse zeigte, als sie aus der feuchtan Kammer kam~ keine Tr5pfchen auf ihrar Oberfl~iche. Als feuchte Kammer wurde eine Stopfflasche gebraucht mit etwas Wasser auf dem Boden und einem kleinan Haken zum Aufh~ngen der Linse an dem Stopfen.

Dureh den Quellungsprocess hatte die Linse also 132~5 mg an Gewicht zugenommen~ und da sic w~ihrend der Zeit auf dem Wege der Diosmose betriichtlich viel Salze und Eiwaiss verloren hatte~ ist also die Quantit~t des in die Linse eingadrungenen Wassers viel grSsser als 132~5mg.

Die Linse wurde nach Ablauf des Versuches mit dam Linaarmessar angespiesst, wobei sehnell grosse Tropfen Fttissigkeit ausflossen.

b. Versueh wie a. Ochsenl ins% welehe 20 Stunden in 0~45 °/o NaC1- LSsung gdegen hat. DiG Linse wird auf dn kleines Sch~ilchen hingdegt und in der feuchten Kammcr aufg'eh~ingt. Das Sch~lchcn ist aus einem grossen Deckglas angeferfigt, welches in der Flamme e/n wenig hohl ge- bogen worden ist~ und das yon zwei mit Siegelwachs fbstgehaltenan Faden- schlingen getragen wird. Die Schale h~ingt vor dam Versuch in dar feuch- ten Kammer. Gewicht der Linse vor dem Aufh~ingen in der feuchten Kammer ~ 2865 rag. Gewicht nach 5 Stunden unver~indert; nirgends Fliissigkeit ode1"

ausgeschwitzta TrSpfchen zu sehen. Gewicht naeh 19 Stunden (nachdem etwas Fliissigkait zwischen

Linse und Sch~ilchen abgesogen worden) ~ 2805 rag. Die Linse ohne FIiissigkeit (welche nach dam Anspiessen aus-

strSmte) ~ 2595 rag. 7. Versuch wie a. 0chsen l in se , welche zwai Tage in 0~15°/, NaG-

LSsung gelegen hat. Die Linse wird mit Fliesspapier getrocknet und wiegt 3330 rag. Nachdam sic 5 l~inutan in der feuchten Kammer gehangen hat~ wird sit unten nochmals getrocknet und wiegt 3320mg.

Nach 3,5 Stunden in der feuchten Kammer genau dassclbe. Keine filtrh~e Fttissigkeit sM~tbar; die Linsenkapsel hat dasselbe laich~ gTaue Aus- sehen. Bei Punction mit einem scharf'en Linearmesser spritzt Fliissigkeit aus.

Gewicht der Linse nach der Punction 3165 mg. Die Kapsel hatte sich ga.nz t~ber tier Linsensubstanz zuri;takgazogen. 8. Versuch wie a. Oehsenl ins% welche 16 Stunden in Aqua dastillata

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316 W. Ko~ter Ozn.

gelegen hat. Nach Trocknung mit F[iesspapier 20 hiinuten in die feuehte Kammer geh-Xngt und unten noehmals geh-ocknet; es betrSgt dann alas

Gewieht der Linse 3027,5 mg Nach 5,5 Stunden in der feuehten Kammer 3020 mg Naeh 9~5 Stunden in der feuehten Kammer 3015 mg Naeh der Punctur 2947~5 mg

Die gequollene Linse hatte nine Spanmmg Me uny, eflihr der normale Bulbus.

Aus diesen vier Versuehen darf man wohl ableiten, dass nir- gends in der Linse p rg fo rmi r t e Oef fnungen , wie S t o m a t a oder wohl F i l t r a t i o n s w e g e , wie z. B. die im Kammerwinket, an- wesend stud; wetter, dass die gauze L i n s e n k a p s e l f i l t r a t ions - unfiihig ist, und zwar bet ziemlieh betr~chtliehem Drunk, was daraus hervorgeht, dass sieh die Linsen gespannt anfiillten, ungef~hr wie ein normales Kinderauge, dass sie beinahe die Kngelgestalt angenommen hatten, und dass bet ErSff~mng der Kapsel mit der Spitze nines seharfen Linearmessers, ohne Druck auszutiben, die Fl%sigkeit her- vorspritzte und die Linsenkapsel sich ggnzlich zm'iickzog, als Beweis ihrer grossen Spammng. Wetter geht aus den Varsucheu winder hervor~ dass die Linsellkapsel ~ie! weniger empfindtieh ist, als die Cornea und die Membrana Bowmani, ftir die Einwirknng der Koch- satztiisungen sehw~cher als 0,9 °/o, and sogar ftir diejenige des Aqua dasfillata. Denn wiewohl in Versnch 8, bet dam die Quellung der Linse mittets destiltir~en Wassers stattgefunden hat.te~ nine Filtration beobachtet wurde, so war diese doch so gusserst gering (nut ungefghr 1_~/~ cbmm in der Stmlde), dass man kaum yon ether Ver~inderung der Linsenkapsel nnd erworbenen Filtrationsfg,bigkeit reden kann. Es versteht sich yon salbst~ dass bet diesel~Versuehen die Quantit~it des Wgssers, welehe sich fret innerhatb der Kal?sel befinde~, keineu Einfluss hat auf die GrSsse der Filtration~ da diese nm ~ bestimmt wird ~on der Oberflitche der Membran, yon der HShe des Druckes und yon der Permeabilit~t der Substanz.

Es ~4rd nothwendig seth, mig wenigen Worten den Quellungs- process dar Linse zu bespreehen; es kSnnte einem ngmlich absurd erseheinen, dass die Linsenkapsel filtrationsunf5hig sein sollte, und dass anf der anderen Seite bet der Quallung so ~iel Wasser sieh durch die KapseI hindurch nach der Linsensubstanz hinbewegen sollte. Der seheinbare Widerspruch wird aufgehoben, wenn man be- denkt, dass bet der Qudlung nieht Filtration, sondern Diosmose die Passage des Wassers durch die Kapset hindureh bewirkt. Man kann sieh leieht davon iiberzeugen, wenn man nine frisehe, grtindlieh ge-

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Weitere Versuche tiber Filtration durch frische thierisehe Gewebe. 317

reinigte Linse in destillirtes Wasser legt; nach einigen Stunden kann man, falls man die Wassermenge nicht zu gross genommen hat, in dem Aqua destillata E iwe i s s naehweisen, und wenn man dieses dureh Kochen naeh Hinzuftigung yon ein wenig Essigs~ure niedergeschlagen und abfiltrirt hat, kann man in dem Filtrat leieht Koehsa l z naeh- weiseu. Die Eiweiss- und die Koehsalzmoleeiile haben yon innen nach aussen, die Wassermoleeiile yon aussen nach innen die Seheide- wand passirt. Wenn man auf die Form der Linse geaehtet hat~ wird man bemerken, d~ss diese nach der Quellung vielmehr tier Kuget- gestalt gen~hert ist~ und~ wenn man die Linse beobachtet, wfihrend sie in dem Geffiss mit Wasser liegt, kann man deutlich sehen, dass die Kapsel an den Linsenpolen wohl 4 mm yon der Linsensubstanz entibrnt ist, und zwar am meisten am hinteren Pol tier Linse. In tier Luft kann man diese Eigenthfimlichkeit n~eht wahrnehmen, was auf Breehungsverh~ltnisse zurfiekzufiihren sein wird. Die Thatsaehe, dass das Wasser sieh in so grosser Menge zw~sehen Linsenkapset und Linsensubstanz befindet, beweist, dass nieht die einfache An- ziehung der ]etzteren fiir Wasser die Ursaehe der Quellung ist, denn in dem Fatle miisste die Linsenmasse das Wasser g~'mztieh gebunden halten~ sondern dass die Diosmose die Ursaehe der Wasserbewegung gewesen sein muss. Es ist also keine physikalische Quellung der Linsensubstanz; die Anziehungskraft der Wassermoledi]e einerseits und der Salz- und Eiweissmoleeiile andererseits bewirkt die Volum- ver~nderung.

Es mug weiter vie]leieht yon Nutzen sein, darauf hinzuweisen, dass die Untersuehungen, welehe yon Anderen angestellt worden sind, um die Gesetze der Filtrat/on durch thiez{sche Membranen zu er- Ibrschen, hier unberticksiehtigt bleiben kSnnen, insoweit diese ausge- fiihrt warden mit abgestorbenen thierisehen Geweben; diese gehSren in das Gebiet der Physik. Insoweit es der Zweck dieser Experimente gewesen ist, fiber die Fliissigkeitsbewegung im lebenden KSrper Aug sehlus.,; zu geben, m[issen sie also mit der grSssten Vorsieht vero werthet werden. Ebenso ist aueh die Frage, ob eine Membran, welche nicht semipermeabel, sondern fiir alle Moleeiile, welehe sieh in den benut~ten LSsungen befinden, durchggngig ist wie die Linsen- kapsel~ auch nicht filtrationsf~hig sein muss, eine physika]isehe. Allerdings wird~ wenn wir die Membran in geeigneter Weise stiltzen und dann den Druek hoeh genug machen kSnnen, eine Str5mung der Moleciile durch die intermolecularen t~gume der Membran folgen miissen. Aber solche DruekhShen kommen w~hrend des Lebens nieht

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318 W. Xoster Gzn.

vor, and in physiologischem Sinne k~innen wir also sagen, dass die Linsenkapsel nieht filtriren lgsst.

Eine tIauptfrage bleibt uns zuletzt zur Bespre&ung tibrig, n~m- lieh diese: Ist es erlaubt, aus dem Resultate der Experimente, we!ehe bewiesen, dass die versehiedenen genannten thierisehen @ewebe des m~igli&st frisehen Leichenanges nicht filtrationsfiNg sind, zu sehliessen, dass aueh im lebenden Kgrper diese @ewebe sieh in derselben Weise ~,erhalten. Ieh glaube diese Frage bejahend beantworten zu diirfem l~Ian kiinnte allerdings die 5Iiigliehkeit behaupten, dass, sobald im thiedsehen K0rper die Circulation aufgehSrt babe, ein Coagulations- process der versehiedenen Eiweisskiirper stattfinden miissb, and dass dadureh die Gewebe filtrationsunNhig werden k/3nnten. Dagegen muss ieh abet einwenden, dass dieser Coagulationsprocess doch anch wohl makroskopiseh siehtbare Verinderungen zeigen wiirde, was weder bei der Linse noeh bei der Cornea auffallend ist; abet zweitens wird diese Unterstellung sehr nnwahrseheinlieh dadnreh, dass ttberalh wo wihrend des ]5ebens Nitration nachgewiesen werden kann, wie z.B. aus der ~-oNeren Xammer naeh dem Ca.nalis S&temmii, diese aueh naeh dem Tode, im frisehen I~eiehenange, nnvergndert fortbestehen bleibt. Auch der hiihere Proeentsatz der Koehsalzl~sung kann nieht die Ursadle der Filtrat.ionsunfiihigkeit sein; die Liisung Yon 0.9°/o filtdrt ebenso leieht, wie die yon 0,75 oder yon 0,6% aus der vor- deren Kamnier naeh dem Canllis Sehlemmii, and es w~re sehotl daher nnbegdindet, die l~Iiigliehkeit a~fwerfen zu wollen, dass dm'eh die 0~90/0 L6snng eine Art Oerbang der Gewebe eintreten kSnnte~ welehe sic filtrationsunfiihig maehte . Welter abet wgre es dann sehwer verstiindlieh, dass naehher diese ge~nderten Gewebe wieder f i l t r a t i ons fgh ig werden sollten. Allch kSnnte man Aendemngen im Aussehen der Gewebe in dem Falle erwarten. Schwerer wiegt f'm~ reich abet noch der Grand, dass die 0,90/o Ko&salzI/isung sieh allen untersuehten Geweben gegeniiber genau so verhNt, wie das Kammerwasser der Linsenkapsel und der mig Endo~hel versehe- hen Membrana Deseemetii gegentiber. Und in den tetzteren Pillen denkt man natiidich ni&t daran, anznnehmen, dass die Fliissigkeit die Filtrationsunfihigkeit verarsaeht haben soll. Wir d/irfen daher die gewonnenen Resnltate sieherlieh anf die Vorgg.nge desLebens beziehen.

Die bei diesen Filtrationsversuehen gemachten Erfahrnngen haben mich weiter lest ttberzeugt, dass alle Versuche tiber Filtration und Ch'culat, ion im Ange nur mit indifferenten KoehsalzlSsungen oder mit norma]en S~iften des I{Srpers angestellt werden dtirfen. Sobald man

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Weitere Versuehe tiber Filtration dutch frische thieriscI~e Gewebe. 319

L0sungen yon Farbstoffen benutzt oder aueh destillirtes Wasser, ja sogar LSsungen yon Stoffen in Chloroform, Aether etc., so kann man sicher sein~ dass die normalen Verhg]tnisse erheblich ge~ndert werden~ nnd man darf aus den mit solchen Stoffen gewonnenen Resultaten im Falle der Filtration sicberlich noch nicht auf Filtrationsfghigkeit wghrend des Lebens schliessen. Ffir gewisse Zweeke daft man nattir- lich den normalen oder indifferenten Flfissigkeiten woM unlSsliche Pig- mente hinzusetzen, wenn man dann nur fiber die Filtrationsgeschwindig- keit keine Angaben maeht. Abet der Procentsatz des Sahes solt immer so hoch sein, class keine Quellung eintritt. Soweit ich sehen kann~ hat man bis jetzt bei den Versuchen, urn zu entseheiden, ob die vordere Kammer in oftener Verbindung steht mit dem Canalis Schlemmii, viel zu wenig auf diesen Punkt geaehtet; und wiewohl die Untersuchungen yon L e b e r 1) und B e n t z e n sicherlieh festge- stellt haben, dass eine solehe Verbindung nicht besteht, so beweisen die Versuche noch nieht unumst5sslich~ dass zwischen den Endothel- zellen und Bindegewebsfibrillen im Kammerwinkel solehe L'dcken bestehen, dass sehr feine TusehekSrner passiren kSnnen, denn es w~re sehr gut mSglieh~ dass .die Vergnderung des Kammerwinkels dutch alas Wasser oder durch die zu schwaehe Koehsa]zlSsung Sehuld an dieser PermeabititSt w~re. Zwar hat man ft~r den Procentsatz des Kammerwassers an lhTaC1 noch nicht 0,5 gefunden, aber es be- finden sich auch andere Stoff~ darin; und um die Gewebe so wenig wie m~glich zu verletzen, mtissen wir eine KochsalzlSsung yore iso- tonischen Co~ffieienten des Kammerwassers benutzen. Der Unter- schied in der Ftillung des Randschlingennetzes der Cornea mit Tusche oder mit Berlinerblau naeh injection in tier vorderen Kammer bei Erhaltung des Kammerwassers oder nach Ablaufen desselben, ja das ggnzliehe FeMen tier Injection oftmals im ersteren Falle kSnnte theft- weise auf Vergnderung des Gewebes ira KammerwinkeI, im letzteren Falle unter Einfluss der Injeetionsfltissigkeit zurfiekgefiihrt werden mtissen. Sehr wahrseheinlich ist es wohl nicht, dass Alles auf Rech- nung dieser letzten Ursache zu schieben wSre, denn wie L e b e r und B e n t z e n angeben, haben sie Tusche-Suspension in s/~°/o Koch- salzlSsung benutzt~ d. i. also nur wenig schw~ieher als die St[h~ke yon 0,95°/o, Welehe mit dem Kammerwasser denselben isotonischen Cogffl- cienten hat. Falls also nicht bewiesen wird, class diese Concentration

~) Th. Leber (und Chr. F. Bentzen), Der Cireulus venosas Schlemmii steht rficht in oftener Verbindullg mit der vorderen Augenkammer. v. Graefe's ~kreh. fi Ophthalm. XLI. 1.

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320 W. Koster Gzn, Weitere Versuche ~ib. Filtrat. durch frische thierische Gewebe.

yon 0,75"/o von Einfluss ist, m~issen wit eine Permeabilitiit des Kammer~Jnkels fiir ~usserst feine Partikelchen annehmen.

Stellen wir schliesslich das Resultat dieser Versuche tibersicht- lich zusammen, so kSnnen wir als bewiesen annehmen, dass im lebendigen Auge:

1. Die Lymphe, welche vom CiliarkSrper (und vielleicht in mini- maler Quantit~t yon der Chorioidea and der Iris und yon der Retina} abgesondert wird, kann dureh Druek und Str5mung das Innere der Urea nur ~-erlassen dureh die Pupille und durch den Nervus opticus. Die ganze Urea ist filtrationsunfghig.

2. Durch Druck und Strbmung kann keine Lymphe in das Innere derLinsenkapsel eindringen oder dasselbe Yerlassen. Die ganze Linsen- kapsel ist filtrationsunf[ihig.

3. Die Lymphe, welche zwischen Chorioidea nnd Sktera ausge- sehieden wird, kann nut l~ngs des Nervus optieus und der Scheiden der perforirenden GefEsse der Sldera dutch Druek und Str(Smung das Auge verlassen ~). Die Sklerg ist filtrat~onsunf~hig.

~. In dem Gewebe der Cornea finder dutch Druck und Str6mung keine Fliisggkeitsbewegung start. Die ganze Cornea ist filtrations- unf~hig.

Wit kommen also zu dem Schlusse, dass an den meisten Stellen des Auges und namentlieh im Inneren der Gewebe die ernghrenden Stoffe des Anges nut hingeftihrt werden kSnnen auf dem Wege der Diosmose, und dass ebenso die Stoffwegsell?roducte dutch diesen Vorgang abgeftihrt werden miissen. Die ganze Linse ist auf diese Weise der Ernghrung angewiesen~ Insofern die Sklera und die Cornea Lymphgefgsse ftihren~ kann der erniihrende Strom der Fltissig- keit einige Stellen des Inneren dieser @ewebe erreichen; aber der eigentliehe Stoffweehsel kann nur auf dem Wege tier Diosmose statt- finden. Diese Thatsache maeht es um so mehr nothwendig, die Gesetze der Diosmose durch lebende Gewebe einer genauen Studie zu unterwerfen; die Resultate davon kSnnen vielleieht ein wenig Lieht werfen atff die Entstehnng yon El"~hrungsstSrungen ohne Ent- ziindung, namentlieh auf die Bildung yon den versehiedenen Formen der Cataraeta. Aueh wird es nothwendig sein, die kranken Gewebe des Auges auf ihre Filtrationsfg.higkeit zu untersuchen.

~) DtLreh speeielle Versu&e muss noch entschieden werden, ob die Seheide- wand zwisehen vorderer Kammer und perichorioidealem Raum filtrationsunf~ihig ist.