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www.gartenbaukino.at GARTENBAUKINO 5. BIS 19. MÄRZ 2015 IM MASTERS AND MAGNOLIAS PAUL THOMAS ANDERSON EINE WERKSCHAU BOOGIE NIGHTS HARD EIGHT / SYDNEY INHERENT VICE MAGNOLIA PUNCH-DRUNK LOVE THE MASTER THERE WILL BE BLOOD Begleitet von Filmen von Robert Altman, Jacques Tati, Jonathan Demme, François Truffaut u.a.

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Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

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Page 1: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

www.gartenbaukino.at

GARTENBAUKINO5. BIS 19. MÄRZ 2015 IM

MASTERS AND MAGNOLIAS

PAUL THOMAS ANDERSONEINE WERKSCHAU

BOOGIE NIGHTS • HARD EIGHT / SYDNEY • INHERENT VICE • MAGNOLIAPUNCH-DRUNK LOVE • THE MASTER • THERE WILL BE BLOOD

Begleitet von Filmen von Robert Altman, Jacques Tati, Jonathan Demme, François Truffaut u.a.

Page 2: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

GARTENBAUKINOEINHEITSPREIS: ¤ 9,– PRO FILM

AN JEDEM LETZTEN SONNTAG IM MONAT – IM KINO VON WELT.

SCHINKEN25.1.2015 | 12 UHR

ONCE UPON A TIME IN AMERICAEs war einmal in Amerika

Ein Film von Sergio LeoneI/USA 1984, 251 min, OV, 4K digital, Director’s Cut, restauriertMit Robert De Niro, James Woods, Elizabeth McGovern

1.±. & 8.±.2015 | 12 UHRZum 50-jährigen Jubiläum!

THE SOUND OF MUSIC Meine Lieder, meine Träume

Ein Film von Robert WiseUSA 1965, 172 min, OV, 4K digital

Mit Julie Andrews, Christopher Plummer, Eleanor Parker

29.±.2015 | 12 UHR

BEN-HUREin Film von William Wyler

USA 1959, 213 min, OmU, 35mmMit Charlton Heston, Jack Hawkins, Haya Harareet

26.4.2015 | 12 UHR

IT’S A MAD, MAD, MAD, MAD WORLD Eine total, total verrückte Welt

Ein Film von Stanley KramerUSA 1963, 159 min, OV, 4K digital

Mit Spencer Tracy, Milton Berle, Sid Caesar, Buddy Hackett, Ethel Merman, Mickey Rooney, Peter Falk

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ANDERSONLANDEine der möglichen Übersetzungen des Ausdrucks„Inherent Vice“, zugleich Titel des aktuellen Filmsvon Paul Thomas Anderson, lautet wie folgt: „DieTendenz von Objekten auf Grund von innerer Insta-bilität zu verfallen.“

Diese natur- oder gottgegebene Instabilität desMenschen und der daraus resultierende, fast unaus-weichliche (Ver)Fall (und oft auch Erlösung) scheintfür Anderson der Ausgangspunkt für fast alle Figu-ren innerhalb seiner knappen, aber immens dichtenFilmografie zu sein.

Paul Thomas Anderson, geboren 1970 im fast schon symbolisch klingenden Studio City, aufgewachsen ineiner Showbiz-Familie und dadurch früh mit Möglichkeiten und Mentoren in Berührung gekommen, ge-prägt und sozialisiert durch Kino sowie – vielleicht noch maßgeblicher – durch die frisch aufkommendeHome-Video Revolution.

PTA, wie er genannt wird oder werden will, beginnt früh Filme zu drehen, sein offensichtliches Talent undseine Hartnäckigkeit führen bald zu beispiellosem Erfolg und mittlerweile völliger Freiheit in der Auswahlund Ausführung seiner Ideen. Fast alle seine Filme spielen in „seinem“ kalifornischen Umfeld, konkret LosAngeles, meist abseits der bekannten, filmisch kanonisierten Orte: Andersonland, dem Land der geschei-terten Träume, der falschen Propheten, der natürlichen Mängel, der big bright shining stars.

Zum Anlass seines aktuellen Spielfilms INHERENT VICE zeigen wir erstmalig in Österreich eine Gesamt-schau der Spielfilme von Paul Thomas Anderson auf der großen Leinwand. Nach besten Möglichkeitenwurden 35mm Kopien akquiriert – PTA gehört zu einer beharrlichen Gruppe von Analogfilmverfechtern –bei den zwei aktuellsten Filmen wurde auf digitales Material zurückgegriffen.

Als Beiprogramm bieten wir im Laufe dieser zwei Wochen einige ausgewählte Filme von Filmemachern,die zur Stilbildung Anderson’s beigetragen haben (könnten). Hierbei ist die Auswahl als bewusst assozia-tiv und keineswegs akademisch zu verstehen. Auf manches role model wird verzichtet, von anderen kom-men weniger „eindeutige“ Werke. Robert Downey, sr. steuert sein 60er Jahre counter-culture Meister-werk PUTNEY SWOPE bei, dessen (Frei)Geist erst jetzt in PTAs aktuellem Film voll durchdringt.MONDO HOLLYWOOD von Robert Carl Cohen ist maßgeblich für den „Look&Feel“ von INHERENTVICE verantwortlich, wir zeigen ihn als – mögliche – Österreichpremiere in einer neu angefertigten digita-len Restaurierung.

Filme von Tati (MON ONCLE) und Truffaut (TIREZ SUR LE PIANISTE) begleiten PTAs verkanntesMeisterwerk PUNCH-DRUNK LOVE; Jonathan Demme zeigt in SOMETHING WILD, was für ein immenspräziser, ökonomischer und dennoch freier Filmemacher er war und Thom Andersen bietet seinen unver-gleichlichen, fast schon epischen Zugang zum filmischen Los Angeles. LOS ANGELES PLAYS ITSELF,ein absoluter must-see des Essay-Films, in einer neuen digitalen Restaurierung auf der großen Leinwanddes Kino von Welt.

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HARD EIGHT / SYDNEYPaul Thomas Anderson, USA 1996, 102 min, OmspU, ±5mmMit Philip Baker Hall, John C. Reilly, Gwyneth Paltrow, Samuel L. Jackson, Philip Seymour Hoffman

Der junge Paul Thomas hatte ein Faible für das Glücks-spiel; Gewinne daraus finanzierten wesentlich seinenKurzfilm COFFEE & CIGARETTES. Dieser lief erfolgreichin Sundance, ein Angebot folgte, auf Basis von Elementendaraus sein Langfilmdebüt zu entwickeln. Taktisch klug

bewegte sich Anderson dabei in einem Genrerahmen und in einem Themenfeld, von dem er viel verstand– dem Glücksspiel: Ein erfahrener Gambler (Philip Baker Hall, dem HARD EIGHT auf den Leib geschriebenwurde) führt einen eher simplen Amateur (John C. Reilly) in die Regeln der Branche ein – und agiert auchdann als Troubleshooter, als dieser sich auf eine unberechenbare Freundschaft mit einem „Security“-Mann(Samuel L. Jackson) und eine Liaison mit einer Kellnerin (Gwyneth Paltrow) einlässt. Die wenig glanzvolleSpielerstadt Reno in Nevada steuerte die markante Statisten und die winterlich harsche Atmosphäre bei.Zu einer Hommage an ein kaltschnäuziges Milieu wird, was lange im Stadium eines Charakterdramas ver-weilt, um dann bei gegebenen Umständen in Action mit einer finalen großen Wendung umzuschlagen. An-derson pokerte übrigens auch bei der Fertigstellung des ursprünglich SYDNEY betitelten Films, bestandauf einen Director’s Cut für die Veröffentlichung und organisierte mit seinen Darstellern die beträchtlichenZusatzkosten – eine Hartnäckigkeit, die sich auszahlte, ihm branchenintern viel Respekt einbrachte.

Do 5.±., 18 Uhr • Sa 14 .±., 17 Uhr • Do 19 .±., 21 Uhr

BOOGIE NIGHTSPaul Thomas Anderson, USA 1997, 155 min, OV, ±5mmMit Mark Wahlberg, Burt Reynolds, Julianne Moore, William H. Macy,Philip Seymour Hoffman, John C. Reilly, Luis Guzmán, Philip Baker Hall

Auch Andersons zweitem Spielfilm ging ein kürzeresWerk voraus: Gerade 18-jährig hatte er auf Video THEDIRK DIGGLER STORY gedreht, eine halbstündige sati-rische Pseudo-Doku über Aufstieg und Niedergang einesPorno-Darstellers mit Rockstar-Habitus und Drogennei-

gungen, angelehnt an den gefallenen Branchenstar John Holmes, der damals, 1988, an Aids verstorbenwar. Den Spielfilm BOOGIE NIGHTS erweiterte er neun Jahre später zu einem Gruppenporträt über diefragile Goldgräberstimmung der Zeit nach der Liberalisierung, mit dem Jahr 1980 und dem Umstieg aufdie prosaischere Videoproduktion als Wendepunkt. Anderson hatte viel Milieukenntnis, wuchs er doch imSan Fernando Valley in unmittelbarer Nachbarschaft der Bungalows, Swimming Pools und Hinterzimmer-firmen auf, die „The Golden Age of Porn“ bestimmten. Wohl auch aus Ambivalenz heraus verzichtete erauf einen realistischen Erzählansatz und entschied sich für eine postmodern kabarettistische Nummern-revue mit melancholischen Passagen – bei großer Sorgfalt bei der Kamera und dem Verflechten von Erzähllinien. Mit dem Tonfall eines lebensbejahenden Anti-Puritanismus traf Anderson den Zeitgeist derClinton-Jahre und landete einen kommerziellen Volltreffer: Mark Wahlberg, Julianne Moore und HeatherGraham wurden zu Kinostars, auch Don Cheadle, John C. Reilly und William H. Macy erhielten Glanzparts,und Burt Reynolds schaffte ein unerwartetes Comeback.

Sa 7. ±., 20.15 Uhr • Di 10. ±., 18 Uhr • Sa 14. ±., 19 Uhr

Page 5: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

MAGNOLIAPaul Thomas Anderson, USA 1999, 188 min, OV, ±5mmMit Julianne Moore, Jason Robards, Philip Seymour Hoffman, TomCruise, Philip Baker Hall, William H. Macy, Alfred Molina, John C. Reilly

Auf Basis seines kommerziellen Erfolgs mit der Freiheiteiner unbehinderten Projektentwicklung ausgestattet,tat Anderson etwas Gewagtes: Er trat mit einer bewun-derten Regielegende gleichsam in Konkurrenz, mit Robert Altman und seinem wenige Jahre zuvor gefeier-

ten SHORT CUTS – auch MAGNOLIA ist ein Multi-Personen- und Episoden-Drama, das durch denSchauplatz Los Angeles vage zusammengehalten wird. Gekonnt reüssiert Anderson mit Nuancenver-schiebung: Spezifisch das Lebensgefühl des vorstädtischen San Fernando Valleys interessiert ihn, derGeist des Sich-Erfindens ohne Rücksichtnahme auf die Vergangenheit, eine Sphäre der Medienbranche.Protagonist ist daher etwa ein TV-Produzent (Jason Robards), ein entfremdeter Vater eines Hochglanz-Motivationstrainers (Tom Cruise), und Schauplatz für Wünsche wie Konflikte ist eine Quiz-Show, in derein TV-Veteran (Philip Baker Hall) die Vermarktung von Showbiz-Kindern moderiert. Ihnen gegenüber religiös Motivierte, die vermitteln, ein Polizist (John C. Reilly), ein Krankenpfleger (Philip Seymour Hoffman) – erzählerisch ergibt sich eine reizvolle Spanne zwischen dem egoistischen Kult der Oberflä-chen und biblischen Motiven wie dem in Etappen angekündigten, finalen Froschregen.

So 8. ±., 15.±0 Uhr • So 15. ±., 19.±0 Uhr

PUNCH-DRUNK LOVEPaul Thomas Anderson, USA 2002, 95 min, OV, ±5mmMit Adam Sandler, Emily Watson, Philip Seymour Hoffman, Luis Guzmán

Um den Erwartungsdruck zu mildern, entschloss sichAnderson nach MAGNOLIA bewusst zu einem kleineren(Genre-)Format, nichtdestotrotz ging er einiges an Ri-siko ein: Wie leicht hätte die Idee einer romantischen Komödie rund um anger management-Probleme schief

gehen können! Die Geschichte eines kleinen WC-Bedarfs-Unternehmers im kalifornischen Gewerbe-Irgendwo, der so auf „nette“ Service-Mentalität gedrillt ist, dass er allerlei Zumutungen hilflos gegen-übersteht und dafür im Stillen dann ausrastet – das hätte leicht in Slapstick-Albernheit verenden können.Zumal der Regisseur eigene Familienpsychologie dazupackte: Wie sein Antiheld war er mit einer domi-nanten Schwesternriege aufgewachsen. Sinn für Timing und Dosierung – Jacques Tatis Minimalismus isthier als ein Vorbild zu nennen – war ein Faktor für den bei Kritik, Fans und Regiekollegen nachhaltigen Erfolg des Films. Der andere Faktor lag darin, dass der generell eher als Leichtgewicht bekannte Kinokomiker Adam Sandler zur Form seines Lebens auflief, seine eckige Motorik im blauen Synthetik-Sakko ist eindrücklich bis abgründig, ihm gegenüber Emily Watson ebenfalls treffsicher besetzt. Den tiefneurotischen Mikrokosmos ergänzen Bonusmeilen in Puddingsäckchen, ein ungewolltes Telefonsex-Abo,ein Harmonium und ein Showdown im Matratzenladen; der Regiepreis der Filmfestspiele von Cannes2002 war ungewöhnlich, aber hochverdient.

Fr 1±. ±., 20.15 Uhr • Di 17. ±., 19 Uhr

Page 6: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

THERE WILL BE BLOODPaul Thomas Anderson, USA 2007, 158 min, OV, ±5mmMit Daniel Day-Lewis, Paul Dano, Kevin J. O’Connor, Ciarán Hinds

L.A. ist wie kaum eine andere Metropole von der Kraft-stoffindustrie geprägt – kaum vorstellbar ist heute, dasses einst ein umfangreiches Straßenbahnnetz gab. Undwüst lief der frühe Ölboom im Südkalifornien ab: Um1910 wurden dort gut zwei Drittel der weltweiten Förde-rungen erzielt, zwei Jahrzehnte später waren die Lager-

stätten erschöpft. Inspiriert von Upton Sinclairs Roman „Oil!“ entwickelte Anderson ein episches Konzept,recherchierte in lokalen Museen, fand mit Stammkameramann Robert Elswit zu einer Farbpalette, die andas Sepia alter Fotografien erinnert – und an viel Dreck. Das Set entstand in Texas, bröckelnde Minen,hochgehende Bohrtürme und hartgesottene Statisten waren Teil von ihm. Zwei Pole bestimmen den Plot:Auf der einen Seite steht ein rücksichtsloses Unternehmertum, das auch innerfamiliär über Leichen zugehen bereit ist – Daniel Day Lewis verlieh dem Ölmagnaten Plainview eine kalt monomane Erscheinung.Nicht minder rigoros ist der Gegenpol, ein evangelikaler Fundamentalismus in Person des Predigers Sunday (Paul Dano), der sein Wirken gleichermaßen als großes Machtspiel begreift. Hinter dem biblischen Filmtitel verbirgt sich eine Allegorie über die Konsequenzen, wenn die Aufforderung, sich „dieErde untertan“ zu machen, zu wörtlich genommen wird. Den destruktiven Grundton des Films begleitetstimmig der mutig avantgardistische Soundtrack des Radiohead-Musikers Jonny Greenwood.

Sa 7. ±., 17.±0 Uhr • Mo 9. ±., 18 Uhr • Di 17. ±., 20.45 Uhr

THE MASTERPaul Thomas Anderson, USA 2012, 144 min, OmU, 4K digitalMit Joaquin Phoenix, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams, Ambyr Childers, Jesse Plemons, Laura Dern

Für ein weiteres historisches Epos über die USA und dieKräfte, die das Land in seinem Inneren zusammenhalten,ließ sich Anderson von den Lebenserfahrungen seinesVaters und des MAGNOLIA-Altstars Jason Robards inspirieren. Der Zweite Weltkrieg hatte junge Männer aus

den Gewissheiten eines meist kleinstädtischen Alltags gerissen, nach ihrer Rückkehr waren sie nur zugerne bereit, kompakten Heilsversprechungen zu folgen – worauf ältere Zyniker bauen konnten. JoaquinPhoenix stolpert als junger unrunder Navy-Veteran durch Kalifornien. Auftritt Philip Seymour Hoffman als „Meister“ der religionsähnlichen Vereinigung „The Cause“, die sich für ihre Rituale bei Natur- undGrenzwissenschaften bedient – wer will, mag darin Scientology erkennen. Die Geschichte der psy-chischen Abhängigkeit des Assistenten und Schützlings und seiner von Eklats begleiteten schwierigen Loslösung vom „Master“ sind Grundlage für ein Gigantenduell in Method Acting. Um die Stimmung derfrühen 1950er Jahre zu vermitteln, traf Anderson die etwas exzentrische Wahl, auf 65mm-Material zu drehen – jedenfalls ein nachdrückliches Indiz dafür, kinogerecht erzählen zu wollen, auf moralisierendeVereinfachungen zu verzichten. Greenwoods Score und kongeniale Nebendarstellerinnen steuern einebeunruhigende Zeitlosigkeit bei – und dies mit Berechtigung: An Kriegsveteranen und deren Orientie-rungsproblemen ist auch in der Gegenwart kein Mangel.

Do 5. ±., 20 Uhr • Mo 16. ±., 20 Uhr

Page 7: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

INHERENT VICEPaul Thomas Anderson, USA 2014, 148 min, OmU, 2K digitalMit Joaquin Phoenix, Josh Brolin, Owen Wilson, Katherine Waterston,Reese Witherspoon, Benicio Del Toro, Martin Short, Joanna Newsom

Spätsommerliches Licht liegt über den Holzhäuscheneines strandnahen, noch nicht gentrifizierten Viertels vonL.A. Im Rahmen seiner Dramen zur Geschichte Kalifor-niens ist Anderson im Jahr 1970 gelandet, da wird esspielerischer, chaotischer. Das hat mit der Romanvorlage

von Thomas Pynchon zu tun und damit, dass fast alle Story-Elemente visuell ungemein reizvoll sind. DerAuslöser der Reise, ein wohl unfreiwillig abgetauchter Tycoon mit Biker-Security, träumt noch von Immo-bilien, während kühle chinesische Marktteilnehmer bereits im Heroin die Renditechancen erkennen.Gangs werden ethnischer, Mittelständler geben sich überbunt oder esoterisch oder sitzen ratlos zwischenden Stühlen. Neo-Präsident Nixon will Säuberung, das FBI greift dafür zu dubiosen Tricks. Und so erge-ben sich ungeahnte Allianzen zwischen den lokalen Behörden – Josh Brolin als bulligem Cop, Reese Witherspoon als Staatsanwältin – und Joaquin Phoenix als Detektiv vom Typus Bürgerrechte-Hippie mitBackenbart. Dieser „Doc“ führt uns durch die ineinander verwobenen Fälle, und er bewahrt Durchblicktrotz steten Spliff-Konsums. Oder, besser: gerade deswegen. Referenzen an Kino-Klassiker der frühen1970er gibt es einige, Regisseur Anderson mutiert dabei nicht selbst zum Freak Brother: Sein mit zahlrei-chen Starauftritten gespickter 150-Minüter ist erzählerisch wohlgeordnet, mit lyrisch-musikalischen Passagen als Highlights.

Der aktuelle Film läuft im regulären Programm und wird während der Werkschau

(mit wenigen Ausnahmen) täglich einmal gespielt.

GARTENBAUKINOAB 20. MÄRZ 2015 IM

SUPERWELTDER NEUE FILM VON KARL MARKOVICS

Mit Ulrike Beimpold, Rainer Wöss, Nikolai Gemel,Angelika Strahser u.a.

Page 8: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

THE LONG GOODBYERobert Altman, USA 197±, 112 min, OV, ±5mmMit Elliott Gould, Nina van Pallandt, Sterling Hayden, Mark Rydell

„Schwarze Serie“-Plots, in denen alle einander misstrauen, weilErpressung und Korruption Teil des Systems sind und nicht sosehr ein verfolgtes Delikt, erblühten in den 1940er Jahren. Wiestimmig sie für das Los Angeles der 1970er sein können, belegt

Robert Altmans erst viel später so richtig gewürdigte Umsetzung eines Chandler-Detektiv-Romanes: Elliot Gould legt die Rolle des Philip Marlowe verknautscht und kauzig an, irgendwo zwischen groovy undfatalistisch, die Schauplätze erscheinen pastellig dunstig wie die rätselhafte Intrige hinter dem Fall. Fürzahlreiche Interessierte an einer L.A.-Darstellung jenseits von Hochglanz und Hyperaktivismus ein Schlüs-selfilm – für Anderson jedenfalls.

Mo 9. ±., 21 Uhr • Mo 16. ±., 18 Uhr

PUTNEY SWOPERobert Downey, Sr., USA 1969, 84 min, OV, ±5mmMit Arnold Johnson, Joe Madden, Antonio Fargas, Allen Garfield

Robert Downey Sr., der Vater des schillernden Blockbuster-Stars, ist eine Berühmtheit auf seinem eigenen Feld, jenem desgegenkulturellen Filmemachens, das in den 1960er Jahren er-blühte und in vielem bis in die Ära der allseits erwünschten

politischen Korrektheit inspirierend nachwirkt. In seiner angemessen albernen Medien- und Werbesatireaus dem Jahr 1969 wird der einzige schwarze Mitarbeiter einer New Yorker Agentur durch einen Zufallzum neuen Chef gewählt. Nicht jedem ist es geheuer, dass der Titelheld die Agentur dann programm-atisch auf „Truth and Soul, Inc.“ umtauft. Robert Downey Sr. war für Anderson langjährig Tippgeber undtrat auch in kleinen Rollen in BOOGIE NIGHTS und MAGNOLIA auf.

Sa 7. ±., 2± Uhr • Fr 1±. ±., 22 Uhr

LOS ANGELES PLAYS ITSELFThom Andersen, USA 200±/201±, 169 min, OV, 2K digital

2008 kuratierte Thom Andersen die Retrospektive von Viennaleund Filmmuseum „Los Angeles: A City in Film“ – wesentlicheGrundlage dafür bildete seine 2003 entstandene, mit zahlrei-chen Filmausschnitten arbeitende Doku darüber, wie seine Hei-matstadt im Verlauf der Kinogeschichte dargestellt wurde.

Nicht das geschönte offizielle Bild interessierte ihn dabei primär, sondern das Unterdrückte, die Effektevon Marktmechanismen, verschwundene Stadtteile, Subkulturen – so ist der Titel eine Anspielung aufeinen Klassiker des Gay Cinema. Andersens Arbeit, lange durch Rechtsstreitigkeiten in seiner Verbreitungbehindert, ist nicht bloß filmisch eine Fundgrube, sondern auch ein Musterbeispiel an angewandterStadtsoziologie. So 8. ±., 19 Uhr • Do 19. ±., 18 Uhr Österreich-Premiere der restaurierten Version!

Page 9: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

SHOOT THE PIANO PLAYERTIREZ SUR LE PIANISTEFrançois Truffaut, F 1960, 92 min, OmeU, 2K digitalMit Charles Aznavour, Marie Dubois, Nicole Berger, Michèle Mercier, Albert Rémy

Als Kritiker war François Truffaut vehement für die Wertschät-zung spezifischer amerikanischer Erzählgattungen eingetreten,in seinem zweiten Langfilm transferierte er dann einen Noir-

Roman des US-Autors David Goodis nach Paris. Die Story über einen Barpianisten, der sich infolge einerLebenskrise in die Anonymität zurückgezogen hat, bevor ihn Gangster und eine Kellnerin für eine Weilewieder in Trab bringen, wurde erst nach und nach zu einem Hauptwerk der Nouvelle Vague. Filmfreundeschätzten rasch die Cinemascope-Ästhetik sowie die poetische Einfärbung und die ironischen Schlenkerder Erzählung, die ganz getragen wird von der Präsenz des populären Chansonniers Charles Aznavour inder Titelrolle.

Di 17. ±., 17 Uhr

MONDO HOLLYWOODRobert Carl Cohen, USA 1967, 120 min, OV, 2K digitalMit Margaretta Ramsey, Dale Davis, Theodore Charach

Ein „Mondo“ im Titel ist, das wusste jeder Kinogeher der Sixties,ein Garant für eine Clipsammlung der jenseitigeren Art, miteinem Reportageanspruch als bloße Fassade. Die Idee einer„Selbstverwirklichung“ im Los Angeles der Jahre 1966/67 ist

hier der Themenrahmen, eine Wettbewerbsmentalität trägt bunte Gewänder: Polit-Aktivisten, Exzentri-ker mit Geld, Hippies und Öko-Pioniere, (Burlesque-)Künstler oder Nischen-Entrepreneure wie der Surf-film-Produzent Dale Davis oder der österreichische Monokini-Propagierer Rudi Gernreich drängen sichvor, „psychedelische“ Lichter und Töne untermalen „Progressives“, von dem viel im Alltag von heute angekommen ist. Eine Zeitkapsel aus einer Ära, als man aus Kalifornien anderes erwartete als Start-ups.

So 8. ±., 22 Uhr • Sa 14. ±., 22 Uhr Österreich-Premiere!

SOMETHING WILDJonathan Demme, USA 1986, 114 min, OV, ±5mmMit Jeff Daniels, Melanie Griffith, Ray Liotta, Margaret Colin

Jonathan Demme war schon vor dem SCHWEIGEN DERLÄMMER ein großes Vorbild für ambitionierte US-Nachwuchs-regisseure, schaffte er es doch, auch unter Industriebedingun-gen seine Stoffe mit Pop-inspirierter Aufmüpfigkeit anzurei-

chern. Ein Evergreen ist das Road-Movie um einen braven Finanzdienstleister (Jeff Daniels), dessen Dasein durch die quirlig unberechenbare Lulu / Audrey (Melanie Griffith) wilden Schwung erhält: eineturbulente romantische Komödie, die sich im Finale in einen blutigen Thriller-Showdown stürzt. Die Anreicherung mit Musik ist erstaunlich – nicht weniger als 49 Nummern führt der Abspann auf –, schil-lernde Kollegen wie John Sayles oder John Waters geben sich die Ehre von Gastauftritten. Di 10. ±., 20.45 Uhr • So 15. ±., 17 Uhr

Page 10: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

MON ONCLEJacques Tati, F 1958, 117 min, OmeU, ±5mmMit Jacques Tati, Adrienne Servantie, Jean-Pierre Zola, Alain Bécourt

Die extra für Jacques Tatis pastellbunten Film entworfene VillaArpel mit ihrer unberechenbaren Springbrunnen-Automatik undihren drolligen Bullaugenfenstern wurde mittlerweile selbst zueinem Kultobjekt. Und das läuft eigentlich ganz gegen die Inten-

tionen der Komödie, in der sich der französische Meisterpantomime und Regietüftler als prototypischerAltbaubewohner in Szene setzt, der seinem Neffen Tugenden diesseits einer Maschinenmoderne vermit-teln möchte. Oder eben nicht: Erst im Umfeld einer rigorosen Taktung erscheinen Tatis Anachronismen alsliebenswert. Und es braucht die normgemäß gesetzten Trittplatten des Designer-Gartens der Arpels,damit sein storchenhafter Gang so richtig zur Geltung kommt.

Fr 1±. ±. 18 Uhr

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MIT DANK AN Regina Schlagnitweit (Österreichisches Filmmuseum), Laura Sabetzer (Constantin Film), Cristina Bernáldez (Filmoteca Española), Melanie Tebb (Hollywood Classics), Elizabeth English (Moondance Film Festival), Robert Carl Cohen, Paul Vickery (Prince Charles Cinema)

FÜR DEN INHALT VERANTWORTLICH Norman Shetler, Entuziasm Kinobetriebsgmbh, 1070 Wien FILMAUSWAHL UND EINLEITUNGSTEXT Norman Shetler KOPIENORGANISATION Katja Wiederspahn RECHERCHE Wiktoria Pelzer FILMTEXTE Hans Christian Leitich LEKTORAT Fredi Themel GRAFIK Rainer Dempf, Fiona Fleck ABBILDUNGSNACHWEIS Park Circus, Verleiher DRUCK Remaprint

Page 11: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

SPIELPLAN Do 5.±. 18.00 Uhr HARD EIGHT / SYDNEY

20.00 Uhr THE MASTER

Sa 7.±. 17.±0 Uhr THERE WILL BE BLOOD

20.15 Uhr BOOGIE NIGHTS

2±.00 Uhr PUTNEY SWOPE

So 8.±. 15.±0 Uhr MAGNOLIA

19.00 Uhr LOS ANGELES PLAYS ITSELF

22.00 Uhr MONDO HOLLYWOOD

Mo 9.±. 18.00 Uhr THERE WILL BE BLOOD

21.00 Uhr THE LONG GOODBYE

Di 10.±. 18.00 Uhr BOOGIE NIGHTS

20.45 Uhr SOMETHING WILD

Fr 1±.±. 18.00 Uhr MON ONCLE

20.15 Uhr PUNCH-DRUNK LOVE

22.00 Uhr PUTNEY SWOPE

Sa 14.±. 17.00 Uhr HARD EIGHT / SYDNEY

19.00 Uhr BOOGIE NIGHTS

22.00 Uhr MONDO HOLLYWOOD

So 15.±. 17.00 Uhr SOMETHING WILD

19.±0 Uhr MAGNOLIA

Mo 16.±. 18.00 Uhr THE LONG GOODBYE

20.00 Uhr THE MASTER

Di 17.±. 17.00 Uhr SHOOT THE PIANO PLAYER TIREZ SUR LE PIANISTE

19.00 Uhr PUNCH-DRUNK LOVE

20.45 Uhr THERE WILL BE BLOOD

Do 19.±. 18.00 Uhr LOS ANGELES PLAYS ITSELF

21.00 Uhr HARD EIGHT / SYDNEY

Page 12: Werkschau Paul Thomas Anderson 2015 Folder

TICKETSEINTRITTSPREISEReihe 1–3 € 7Reihe 4–14 € 8Reihe 15–32 € 8,50

Überlängenzuschlag € 1

ERMÄSSIGUNGENfür Studenten bis 26, Senioren, Zivildiener, Kinder (bis 12), Ö1 Clubmitglieder, Der Standard-AbonentInnen, ImPulsTanz-Clubmitglieder

Keine Ermäßigungen auf Reihe 1–3

ROLLSTUHLPLÄTZEReihe 21 € 7

Tickets täglich ab einer Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung erhältlich

RESERVIERUNGT: 01/512 23 54ab 1 Stunde vor Beginn der ersten VorstellungReservierungen via E-Mail: [email protected]

Reservierte Karten müssen spätestens eine halbeStunde vor der jeweiligen Vorstellung abgeholtwerden.

GARTENBAUKINO

5. BIS 19. MÄRZ 2015

MASTERS AND MAGNOLIAS

PAUL THOMAS ANDERSONEINE WERKSCHAU

BOOGIE NIGHTS • HARD EIGHT / SYDNEY • INHERENT VICE • MAGNOLIAPUNCH-DRUNK LOVE • THE MASTER • THERE WILL BE BLOOD

Begleitet von Filmen von Robert Altman, Jacques Tati, Jonathan Demme, François Truffaut u.a.