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N°1
Lorem Itzum
Nr. 01. Freitag, der 16. Oktober 2015STAT E O F T H E AR T : 7 : FE S T I VA LJ O U R N A L
KU
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RIT
IKEN
Die Drei Erstis
Ahnungslos durch die Nacht
Die Nacht beginnt. Mit juveniler Naivität ziehen wir um die Häuser. Die Reisegruppe ist groß, deshalb wird sie in Bataillone aufgeteilt. Von nun
an gibt es Feind und Freund. Der Apell erfolgt; man steht Spalier. Wir versuchen, die Schweiz zu sein. Der Schnaps schmeckt wie verdünnter Fruchtsaft . Hunde streunen durch die Beinreihen. Morbide, militante Spiele: Kürbisse werden geraubt, Kriegserklärungen unterzeichnet. Re-genschirme zerbrechen. Parallel verpassen wir eine Story. Es sind ein Menschenpulk, erboste Anwohner und eine Dosis Urin im Spiel. Nach der Frage, ob man nun ›goo-geln‹ oder ›googlen‹ schreibt, drift en die Gespräche in nicht nachvollziehbare Sphären. Eine kleine Impression: „Farben im Baum erhellen dein Haupt.“ Lyrik. Der Abend schreitet voran und die Lütten setzen sich in unseren Lebern ab. Am leeren Tresen sitzend wird uns ein Zeichen gegeben: Wir verstehen.Bravo Zulu. MG & MIR
E2 und E3, was ist euch als Erstes aufgefallen, als ihr den Raum betreten habt? Tja E1, da lag ein Typ auf einem Rasen.Stimmt E2, warum durft e ich da eigentlich nicht liegen? Rasen betreten verboten?E1, dieser Stuhl + Kopfh örer?Was ist vor allem mit den Fotos an der Wand und den Doku-menten im Ordner? Wer ist Rainer?War das die Familie von dem Typen auf dem Rasen, E2? Höchstwahrscheinlich schon und die Personen auf dem Anrufb eantworter auch, E3? Ich denke schon, E2 - es ist auch nicht sein Anrufb eantwor-ter, sondern der eines Familienmitglieds.
Inside - Wir kommen nicht rein
+++ keiner will Strom, alle wollen Freibier +++ Diät-Alarm für Erdnuss-Allergiker +++ state.fm interviewt Jason Derulo+++
TROPFEN BILDEN PFÜTZEN AUF DEM PONYHOF. Der Schein des sa-genumwobenen Kronleuchters fällt auf die müde-strah-lenden Gesichter des Kernteams. Man kann sich vor-
stellen, wie sie schwitzig im späten Sommer auf der Domäne zusammensaßen. Entschlossen, dem schon totgesagten State of the Art: 7 noch einmal Leben einzuhauchen. Den helfenden Händen wird gedankt, Fässer voll Freibier stehen bereit und fließen unter den wachsamen Augen der Por-traits aus über den heiligen Boden des Blauen Salons. Das State : 7 –t es ist eingeweiht. Auf den Jahrhundertsommer folgt ein sibirischer Winter, zumindest sagen das die Hobbymetereologen. Hippe Menschen in dicken Jacken tragen Strohballen, Sofas, eine monströs-aufblasbare Ananas und Palmen über die Domäne. Vereinzelte Erstsemester voller Planlosigkeit und Hoffnung trauen sich schon mal aufs Festival. Der Rest scheint Zuhause zu warten, bis der Regen aufhört und die Party losgeht. Nur ein Reisebus mit Hochzeitsgästen verirrt sich schon mittags hier-her; sie besichtigen den EVI-Promotionsstand, die Braut friert in ihrem weißen Kleid, schnell flieht man die künstlerische
Relevanz. Ein halbtransparenter Vorhang trennt das Hohe Haus vom Rest. Davor und dahinter stehen kleine Gruppen und murmeln sich durch den Schleier mit hochgeklapptem Mantelkragen Geheimnisse zu. Im Gewölbekeller spielen Mu-sikvideos eine Hildesheimer Version von Clockwork Orange. Anderswo wird den Gästen zum Abend ein Fest bereitet. Wie im Bottich bestellt trifft der Studierende ein, bewegt sich von
Performance zu Installation zur Bar, im Blauen Salon wird gelacht und getrunken zum Krieg zwi-schen State FM und der ABENDBLATT-Redaktion, wer sich mehr Comfyness aufs Festival gebracht
hat. Die Stimmung ist domänentypisch, ein bisschen Berliner Shabby-Chic, abgefuckt mit einem etilären Beigeschmack. Das Gesehene wird fleißig kluggeredet von den Studienanfängern, die man an Optimismus, freiwillig übernommenen Barschich-ten und allgemeiner Begeisterung erkennt. Gemeinsam war-ten wir im Warmen bis die Party losgeht. SJS
Der StreifzugEröff ‘ zapft is
D A N K E D A N K EJ E V E R
»Wie im Bottich bestellt trifft der
Studierende ein.«
Vielleicht. Ich glaube, er muss etwas verarbeiten. Vielleicht einen Todesfall in der Familie. War es der AB des/der Ver-storbenen?Oder ging es um nichts Konkretes, sondern um den Ein-fl uss, den Familie im Allgemeinen nimmt?Aber warum lag er so lange auf diesem nassen Rasen? Der hat doch gelitten.Ich glaube, es ging um die Passivität und nicht um das Leid. Also liegt der Typ quasi gemütlich in seinem besten Anzug auf einer Wiese und denkt an seine Familie? Was soll das?Er leidet, passives Leiden.Es ist so ruhig. Lebt er überhaupt noch? E3, stups ihn doch einmal an!
COMPEDIVM NOCTVRNVM
REIMCHEN AM HERDLYRIK AUS DER KÜCHE
Kichererbsen
Kichererbsen
Lachen leise
Auf ihre Weise
Sehen dabei ganz albern aus
ErdnussmuspotenzDie Drei Erstis fangen am Montag ihr Studium der Szenischen
Künste an. Findet heraus, wer die Drei sind – drei Festival-Drinks sind euch sicher.
NEWSTICKER:
»To bring art to people, that is what we fi nd so normal as an aim.« Ein Mädchen lächelt, und überhaupt wird in diesem Film über Al-giers erstes Kulturfestival viel gelächelt, mit leuchtenden Augen, und das ist kein Kitsch. Es entsteht das Panorama einer singenden, step-penden Generation: eine Ode an Gemeinschaft und das verbindende Element der Künste. AKT
Nase rümpfen, Glatze zeigen und den Baseball-schläger schultern für die Jagd. Später liebkost einer heimlich seinen Steuerknüppel. Das ist Zwiespalt, das ist Dichotomie. Ein Leben zwischen Verbrüderung, kaputten Ideologien und innerer Zerrissenheit. Härte und Homo-phobie versus Sexualität und dem Sehnen nach Zärtlichkeit. SCHOCKT! LL
»Wenn man den Synthi zum ersten mal an-schmeißt, passiert nichts« Ein halbes Jahr später erzeugt man damit Herzrasen. Sounds warm wie das Rotlicht, Bühnenmitte. Assozi-ationen: Gewitter bis Comic, dazu MPK und modulierte Stimme. Sechs Musiker: Harmonie wie Impro. Gib mir Detroit, Baby. CNR
the dichotomous trilogy Faraz Shariat, Paulina Lorenz
DJART Kathrin Österle, Sofi e Osterloff ,Frederik Preuschoft
Macht Laune Relevanz ZugabeNacktheit ZusammenspielMacht Reiselust Ästhetik Detroit-Techno
Hinterfrage das Image, entdecke den Code. Man wird geshuttert, aus lebendigem Ich wird Bewegtbild, wird Fotografi e, wird ein über-schriebener Quelltext. Zwischen color noise und Urlaubsmotiv zwängt sich die Medien-kritik. Digitale Narzissten haben ihren Spaß, wenn Körperteile zu Bildbauelemten werden. Ästhetisch und vielleicht ein µ pädagogisch. MIR
Getting Inside – sich durch ein vergangenes Leben blättern, die Voicemails eines fremden Anrufbeantworters abhören. Bin ich Eindring-ling, bin ich willkommen? Eintauchen und trotzdem außen vor bleiben. In sich gehen, Rätsel fi nden, nicht erreichbar sein. Bedrü-ckend und intim. MK
Zwischen Trash und Tiefgang beschreiben die Fotografi en von Steven Solbrig die Absurdität im Wahn der Selbstinszenierung. Gefi lterte Bilder, gestellte Szenen und karikaturistische Auffassungen des Selbst. Wie Filmstills aus einem Arthaus Film sind die Werke von einer sich aufdrängenden Kuriosität. MG
Rolling Shutter Simon Schultz von Dratzig
InsideSimon Niemann
Mirrors 2.0Steven Solbrig
Verspieltheit EntschleunigungInteraktion EazynessMeditation Selber machen Tiefgang Nacktheit Trash
Playing with Something That Runs Isabella Kammerer, Biene Klingenberg, Annika Lock, Robin Nagler, Viktoria von Pidoll, Lennart Sailer
Nr. 01. Freitag, der 16. Oktober 2015S A : : F
Ihr lieben Amateurpiraten von state.fm: Eigentlich hatten wir ja vorgehabt, an dieser Stelle eine Ode an Eure gelungene Musikauswahl zu bringen. Aus aktu-ellem Anlass jedoch haben wir entschieden, die Le-serschaft auf eine andere Entwicklung aufmerksam zu machen. Denn es herrscht Krieg zwischen den Organen der Berichterstattung. Christoph M. bezich-tigte uns heute öffentlich im Radio der Faulheit. Wir hätten wohl nichts Besseres zu tun als uns mit scho-kolierten Bananen vollzustopfen und in Edelkaffee zu baden. Es stimmt, unser Buffet ist größer als Eure Schaltzentrale. Aber gutes Essen steigert nun mal die Produktivität – hoffentlich merkt man euch die Unter-versorgung nicht an in den nächsten Tagen! (P.S.: Falls es akut wird, könnt ihr euch einen Apfel abholen.) MK
Es liegt mir fern, diesen Artikel als eine reine Kritik zu schreiben. So würde ich mich niemals über unzurei-
chenden Service beschweren. Nach der Versammlung im hauseigenen Festivalzentrum betrat ich die äußerst turnereske Szenerie des Outer Rim der Domäne. Ein äußerst zuvorkommendes Individuum bot mir einen nährstoffreichen Quader an, dies sollte mich davon überzeugen, dass der von ihr vertretene Stromanbieter der wettbewerbsstärkste sei, haha – ha. Um meine Con-tenance wiederzuerlangen, machte ich mich daran, mit einem Benzinkocher Kuvertüre zu schmelzen. Nachdem die Schokolade die Konsistenz von Seeteufel-Espuma angenommen hatte, ergoß ich sie über exotische gelbe Bohnen – der Mann von Welt meint hier Bananen. Gut! Verbesserungswürdig ist dagegen die Erscheinung der gigantösen Plastikplane, wie ein Werk von Christo hängt dieses Mahnmal unserer verschwenderischen Generati-on über dem Hofe. Ich lehne mich zurück und genieße meinen 1811er Château d’Yquem.
David ist zwar kein Norddeut-scher, dafür ist sein Outfi t wetterfest und kommt ohne Tüdelüt aus. Gummistiefel, lässige Stoffh ose und eine moosgrüne Mütze aus Alpaka Wolle. Propper!
Style-Vorbild Helmut Kohl ist. Sie geht schon ready for the party aus dem Haus und setzt Akzente mit Glitzer-Make Up. Ihr Beauty-Geheimnis ist Gin mit einem Schuss Kaff ee. Cheers!
Phyllis‘ Name bedeutet grüner Zweig an einem Ast und passt zu dem aufstrebenden Wesen des Steinbock-Girls. Ihre Primary Color ist Dunkel-rot, da es auch die Lieblings-Krawattenfarbe von ihrem
DJane Bontschorno ist ein Goa-Girl, das Leggins mit Space-Print und Samt-Bodies fl avourt. Sonst trägt sie einen Zylinder, aus dem sie reihen-weise Witze und Light-Shows zaubert. A magic girl!
Impressum
V.i.S.d.P. / Idee und Konzept
Ann-Kristin Tlusty
Redaktionelle Mitarbeit
Sophie Steinbeck
Redaktion und Lektorat
Maximilian Gallo, Mareike Köhler, Luca Lienemann,
Caspar Rode, Magnus Rust, Sophie Steinbeck,
Sonja von Sonne, Ann-Kristin Tlusty
Layout
Marvin Dreiwes, Luca Lienemann
Fotos
Ines Kurt, Sonja von Sonne und @statesieben
Aufl age
pro Ausgabe 300 Stück,
gesetzt in der Andada und der Enscode Sans
Großer Dank gebührt Anna Riedel für Ideen
und Feedback, Sonja von Sonne für Einfälle und
Selfi estick sowie Christoph Möller für sanft en
Sirenensound.
DER ERNSTE ARTIKEL BENZIN ABER KEIN MOTOR Sonja von Sonne
Wir arbeiten hauptberuflich unbezahlt und sparen unsere Schufa-Einträge
auf, um uns den überteuerten Quadratme-tern in Kreativmetropolen als würdig zu erweisen. Unser karger Kontostand setzt sich meist aus Unterstützung der Eltern, unterbezahlten Nebenjobs und Bafög gegen Urinprobe zusammen. Als fi nanzkräftig gilt, wer sich in einem Marken-Supermarkt die perfekt ausgeleuchtete Paprika leistet. Na-türlich, Geld macht eh nicht glücklich. Es kommt auf das relative Einkommen an. Das haben auch die Universitäten verinnerlicht und setzten auf Credits als Währung. Dem
Fachbereich Zwei wird dabei geringer Ar-beitsaufwand für viele Punkte unterstellt. Das fühlt sich jedoch ganz anders an. In der Stunden-plan-Realität ist man schnell an Seminare gebunden, die einen weder geistig noch künstlerisch weiterbringen, dem Institut aber ein Dutzend Hilfskräfte einsparen und den Geldgebern der Stiftung Universität einen kreativen Output gewähr-leisten. Schließlich arbeitet man von der Uni für die Uni, an einem Kulturcampus, dessen Mensa eine Pâtisserie ist. So mögen sie Ku-
chen essen. Oder zerkochte Nudeln aus dem Imbiss-Wagen. Die wahrhaftige Praxis der
Studentenschaft entsteht nach den Übungen, wenn sie sich trifft, um gemeinsam ihre Ta-lente herauszufi nden und um-zusetzen. Dafür zahlt die Uni keine Credits, sondern fordert
für Fehlstunden stiefmütterlich verfasste Essays. Also studieren wir länger, weichen die Grenze von Uni und Leben weiter auf. Wir machen das sogar gerne, denn prekär steht uns gut, solange wir uns in der Second-Hand-Boutique Lengede-Broistedt einklei-
den. Wir leben von neuen Facebook-Freund-schaften und stoßen mit billigem Rotwein an. Keine Rente ist das neue Yolo. Aber Hand aufs Herz: Selbst bei einem unbezahlten Job, den man aus Liebe und für Aufmerksamkeit macht, bekommt man immerhin die Fahrt-kosten erstattet. Wenn Projekt X wieder sein Budget für einen Transporter ausreizen muss, entstammt der Wunsch nach infra-struktureller Unterstützung keiner idealen Welt, sondern schreit nach der Linderung von Symptomen. Außerdem ist die Fahrer-kabine der letzte Ort, wo man ohne perfor-matives Kalkül laut schreien kann.
ITZUMSTREET/STYLE
Lächel und sagInstagram! Zeig, was deine Fashion kann!svs
follow us@statesieben
Ich wünsche uns einen Transporter. Er kann hässlich und rostig sein – Hauptsache, er fährt. Stattdessen singen wir in
Endlosschleife: Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht.
»Prekär steht uns gut, solange wir uns in der
Second-Hand-Boutique Lengede-Broistedt
einkleiden«
SELFIES I C K
Schöne Kunstbauten aus juvenilen Eitel
Besser leben mit Maximilian Gallo
spotted
Schöllermöller: Christoph M. friert wie ein Eis am Stiel. Und wünscht sich nichts als schokolierte Bananen.
Denunziantin: Wo ist eigentlich Antje R.? Etwa … bei den Parties Modèstes?
Flop, die Wette gilt: Chief Technician Johannes L. war fest entschlossen, trotz Kneipentour der Erste am Morgen zu sein. Robin G. kam ihm zu vor. Hundert Euro: adios.
Du hast etwas ergafft , erspäht oder belauscht? Sende eine SMS mit SPOTTED und deiner brisanten Beobachtung an die 0179 40 13 540 und sichere dir deinen Platz im Boulevardolymp!
& theGolden Gossip
Phone
state.fm EINHUNDERT SIEBEN
Maximilian G. verbrennt Benzin! Ursprünglich für die brennenden Reifenspu-ren des Redaktions-Delore-an vorgesehen, opfert er es für einen Raketenstart mit brasilianischem Kaffee.
Schaumparty statt Traum arty: Rebecca F. lässt Jever fließen. Das Parkett des Blauen Salons ist eröffnet.
Gestohlener Guss: Helga und Dieter W. vom Lions-club Hildesheim fahnden verzweifelt nach der Bronze-Domäne. Das State lässt sie kalt.
Kalt ist auch Pauline P.: „Ziemlich weiße Füße und mein Kopf sitzt nicht mehr auf meinen Schultern“, klagt sie dem Golden Gossip Phone. Wir leiden mit dir, Pauline.AKT
YOLO
SEXY
COMFYGLAMOUR-IKONE
PFADFINDER
TRANSGENDER
LSD
SCHWIEGERTOCHER
FUNNY