wohin ändert sich das klima

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  • 8/8/2019 Wohin ndert sich das Klima

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    Heinrich RckWissenschaft Klima Politik

    Wohin ndert sich das Klima?

    Zusammenfassung:Klima ist das statistische Konstrukt ber 30 Jahre Wetter. Klimawandel, schnell und langsam, war im-mer. Was ist die Normalitt des Klimas? Klimaschutz ist eine Illusion. Extreme Wetterereignisse habenseit 1850 nicht zugenommen. Die Globaltemperatur hat sich seitdem schubweise um 0,8 0,2 C er-hht. Die CO2-Konzentration in der Atmosphre nahm kontinuierlich von 290 auf 385ppm zu.

    Die Antriebe des Klimas sind Sonne, kosmische Strahlung, Aerosole, Wolken,Albedo, infrarotaktiveGase wie H2O, CO2, CH4, O3, N2O (Treibhausgase), Zyklen ber 10 bis 10.000 Jahre, u.a.m.. Dieetablierte Klimatologie benennt die anthropogenen CO2- und CH4-Emissionen seit der Industrialisie-rung (seit 1850) als die wesentliche Ursache des Anstiegs der Globaltemperatur; Kritiker erkennen dieSonne als wesentlichen Faktor.

    Der anthropogene Treibhauseffekt ist nicht messbar. Seine vermutbaren Wirkungen werden mit Hy-pothesen berechnet und in numerische Modelle des Klimas als Antrieb eingebaut. Die Modelle deschaotischen Wetters bzw. Klimas sind Hypothesen ihrer Schpfer ber das Funktionieren des Wet-ters/Klimas, geeignet fr Experimente am Computer, ungeeignet fr Vorhersagen des realen Klimas.

    Wie seit Jahrtausenden muss die Menschheit sich an den Klimawandel anpassen. Wenn es nachgewie-sene menschliche Ursachen gbe, dann wren deren Wirkungen zu verringern oder zu vermeiden.

    Wissenschaft ist das falsche Werkzeuig zur Lsung politischer Dispute.

    Summary:

    Climate is the statistical construct based on 30 years of weather. There has always been slow and

    fast climate change. What is the normality of climate? Protecting the climate is an illusion. Extre-me weather occurrences have not increased since 1850. The global temperature during that inter-vall has increased in phases by 0,80,2 C. The CO2 concentration in the atmosphere has increa-sed steadily from 290 to 385ppm.

    Drivers of climate include the sun, cosmic radiation, aerosols, clouds, albedo, infrared-active gasessuch as H2O, CO2, CH4, O3, N2O (greenhouse gases), cycles lasting anywhere from 10 to 10.000years, etc. .

    The climatology establishment attributes the increase in global temperature mainly to the anthro-pogenic CO2 and CH4 emissions since the beginnings of the industial age (around 1850); criticsconsider the sun to be the key factor.

    The anthropogenic greenhouse effect is not measureable. Its presumable effects are computed ba-sed on hypotheses and incorporated in numerical models of the climate. Models of chaotic wea-ther or climate are hypotheses of their creators about the functioning of weather/climate, appro-priate for computer-experiments but not for predictions of the real climate.

    Just as it has thousands of years, mankind must continue to adapt to climatic change. If humancauses can be proven, then their effects should be minimized or avoided.

    Science is the wrong tool for solving political disputes.

    I

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    Inhaltsverzeichnis

    Zusammenfassung IInhaltsverzeichnis IIVerzeichnis der Ksten und Bilder III

    Kapitel

    1. Wissenschaft 12. Wetter, Witterung, Klima 23. Politik, Umweltpolitik,Macht, Meinungen, Konsensus 104. Wissenschaftler, Politiker, Gesellschaft, Propaganda 135. ndert sich das Klima?War es frher konstant? 196. Klimasorge, Klimaschutz, Klimamacher 24

    7. Klimamodellierung, Prognosen, Computer. Warum? Wie? Wer? 26

    8. Extremes Wetter als Folge des anthropogenen Klimawamdels? 388.1 Hochwasser in Mitteleuropa 388.2 Extremes Wetter, Bilder, Politik, Kanzlerworte 418.3 Statistik und Prognose von Extremwetter 428.4 Fakten, Angst, Ministerworte 48

    9. Klimawandel war immer. Vor 100, 1.000, 10.000 Jahren 509.1 Klimawandel seit 10.000 Jahren am Beispiel der alpinen Gletscher 509.2 Klimawandel von AD 1000 bis 1900. Gab es Wandel vor 1900? 529.3 Klimawandel von AD 1900 bis 1970. Sonne? Menschheit? Oder was? 55

    9.4 Klimawandel von AD 1970 bis 2010. Albedo? Oder was? 589.5 Und seit Millionen Jahren 61

    10.Was wirkt auf das Klima? 6310.1Wie beeinflussen wir Menschen das Klima? 6310.2 Wie erklrt IPCC den Anstieg der Globaltemperatur? 6610.3Wie erklren Kritiker diesen Anstieg? 69

    11.Wohin ndert sich das Klima? 7011.1Die geologische Antwort 7011.2Die regierungsamtliche (IPCC) Antwort 70

    11.3Eine kritische Antwort 7011.4Kommentar zu den drei Antworten 70

    12.Klima, Leben, Menschheit, CO2 72

    13.Literaturverzeichnis 81

    II

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    1. Wissenschaft

    Mit Hinweisen wie WissenschaftlicheUntersuchungen haben ergeben,dass... oder Als Leiter einer wissen-

    schaftlichen Behrde halte ich es frklug zu meinen, dass..." oder inbereinstimmung mit wissenschaftli-chen Gremien wird die ungebrocheneAutoritt der Wissenschaft in absichts-voll einschchternder Weise bean-sprucht, um politische Manahmenunwiderlegbar zu begrnden. Das istheute gang und gbe aber nur in selte-nen Fllen berechtigt oder richtig. Und

    als unwiderlegbar darf keine wissen-schaftliche Aussage behandelt werden(Popper). Was also ist Wissenschaft?

    Wissenschaft im strengen Sinn ist gesi-cherte Erkenntnis. Ein dauernder Zy-klus der Beobachtung, Messung, Er-klrung, berprfung ist unabdingbar,um gesicherte Erkenntnis zu gewinnen

    und zu stabilisieren. Gesichert be-deutet, dass diese Erkenntnis kritischerarbeitet wurde und experimentell je-derzeit und berall von unabhngigenDritten berprft wurde und wird.Wissenschaft muss sich immer wiederdem nie endenden systematischen Hin-terfragen und kritischem Querdenkenstellen, vgl. Markl (60). Denn unserheutiges Wissen ist vielfach nur der

    Stand des gegenwrtigen Irrtums.Skepsis gegenber der Wissenschaft istrichtig. Vertrauen ist hier falsch, sonotwendig dies im tglichen Leben ist.

    Die Forderung nach gesicherter Er-kenntnis ist eine Vorsichtsmanahme

    gegen die Verstrickung des Wissen-schaftlers in die zeitgenssische Kulturund Politik mit ihren jeweilig herr-schenden Vorurteilen, Mythen undModen. Naturwissenschaft muss au-

    erhalb jeglicher political correctnessstattfinden.

    Wissenschaft muss Berufung sein,nicht Beschftigung. Wissenschaftlersollten nichts behaupten, was sie nichtzweifelsfrei mit Beobachtungen odertheoretischen, nachprfbaren Rech-nungen belegen knnen. Hier lassensich manche, von Politik und ffent-

    lichkeit bedrngt, zu Aussagen verlei-ten, die wissenschaftlich nicht haltbarsind. Solche, bei weitem nicht alle,Wissenschaftler sind eher der Politikbzw. dem koaktivismus (advocacy)zuzuordnen denn der nchternen For-schung. Sie fhlen sich als Forscher -Priester - Politiker, vertreten die Inter-essen ihrer Gruppen und behaupten

    fr die Menschheit ttig zu sein, vgl.Kaiser (61). Die wissenschaftliche Be-urteilung von Problemen muss wert-frei erfolgen. Zwischen den Messdaten(auch Proxies) und der Statistik stehtder Mensch, so unabhngig als mg-lich, dem wissenschaftlichen Ethosverpflichtet, doch immer auch mit ei-genen Interessen, Werten und Zielen.

    Die Menge unserer Erkenntnissenimmt mit strmischem Wachstum zu.Maddox (62) schrieb: Jede Entdek-kung provoziert neue Fragen. Je mehrwir wissen, desto mehr wissen wirnicht. Maddox meint, dass man zwarsehr beeindruckt sein kann vom Um-

    1

    In der Wissenschaft ist wirklich nichts in Stein gemeielt- auch nicht, wenn es in Science stand (161).

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    fang und der Zunahme unserer gesi-cherten Erkenntnisse, dass aber gleich-zeitig das Ausma der unbekannten,unerforschten Bereiche um so deutli-cher erkennbar wird.

    Schon Pascal verwendete hierfr dasGleichnis der wachsenden Wissensku-gel, die im unendlichen Raum des Un-wissens schwebt. Das Kugelvolumenstellt unser wachsendes Wissen dar.Die Kugeloberflche ist die Grenzezum Unerforschten und reprsentiertunsere mit dem Wissen wachsende Er-kenntnis ber unser Unwissen. WirMenschen sind nicht fhig, endglti-

    ges, vollstndiges, unanfechtbaresoder gar gttliches Wissen zu erwer-ben.Vor mehr als 200 Jahren charakteri-sierte Imanuel Kant Naturforschungwie folgt:Die Natur entdeckt sich nurnach und nach. Man soll nicht durchUngeduld das, was sie vor uns ver-birgt, ihr durch Erdichtung abzuraten

    suchen, sondern abwarten, bis sie ihreGeheimnisse in deutlichen Wirkungenungezweifelt offenbart.Whrend einer Anhrung im US-Kon-gress am 11.05.2010 ging es um Kon-sensus, Skeptizismus und Reputation(168). Skeptizismus ist ein integralerTeil des Fortschritts der Wissenschaft;er hilft die Wissenschaft auf Kurs zuhalten. Skeptizismus muss alternative

    Hypothesen und Erklrungen sowieneue Fakten anbieten, sonst ist erwertlos. Skeptikern sollte Gelegenheitzur Publikation ihrer Forschung gege-ben werden, wenn diese wissenschaft-lichen Standards gengt. Die etablierteKlimatologie hat an Ansehen gelitten

    als ersichtlich wurde, dass sie diejeni-gen befeindet, die den Konsensus alswissenschaftliche Methode ablehnenund zurckweisen. Vgl. Kap. 3.

    2. Wetter, Witterung, Klima

    Klima ist ein alltglich gebrauchtesWort mit nicht sehr scharfer begriffli-cher Abgrenzung. Es steht am Endeder Wortreihe Wetter - Witterung -Klima. Wetter ist das chaotische,kurzfristig variable Geschehen in derAtmosphre, das wir heute, stndlich,tglich verspren. Wetter ist durch sei-

    ne messbaren Parameter definiert, wieTemperatur, Luftdruck, Windstrkeund -richtung, Luftfeuchtigkeit, Wol-ken, Albedo, Aerosole, Extremereig-nisse u.a.m. Mit Witterung bezeichnenwir das kumulierte, statistisch gemit-telte Geschehen von mehreren Tagen,Wochen, Monaten.

    Das Wort Klima wendet man auf diestatistische Betrachtung von Wetterund Witterung in Zeitrumen von we-nigstens 30 Jahren an. Dann kommenneben den schon genannten Parame-tern der Ozean und die Ozeanstr-mungen, der Kreislauf des Wassersund Kohlenstoffs bzw. des CO2, dieParameter der Erdbahn, die nderun-gen der Vulkanttigkeit und der Son-

    nenaktivitt sowie andere Faktorenmit ins Spiel. Wetter, Witterung undKlima sind ortsabhngig. Durch Mit-telung ber Zeit und Raum werdenstatistische Durchschnitte gebildet, ummit einer oder mglichst wenigen Zah-len charakteristische (u. U. vereinfa-

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    Fortsetzung Kasten 1

    Brckner publizierte seine Forschungsergebnisse in mndlicher und schriftlicher Form. Erwandte sich in Vortrgen und Zeitungsaufstzen sowohl an die ffentlichkeit als auch an Be-rufsgruppen, die von den Klimaschwankungen besonders betroffen waren, wie zum Beispiel dieBauernschaft. Seine berlegungen wurden in der zeitgenssischen Presse diskutiert

    In mancher Hinsicht war die Situation Ende des vergangenen Jahrhunderts mit der heutigen ver-gleichbar: Den Naturwissenschaftlern wurde zunehmend deutlich, dass das Klima nicht kon-stant ist, sondern sich in Zeitrumen von Jahrhunderten und Jahrzehnten signifikant verndert.Gleichzeitig wurde man sich darber klar, dass sich das Klima sowohl systematisch als Reakti-on auf menschliches Verhalten als auch zeitlich begrenzt aufgrund natrlicher Prozesse vern-dern kann. Die Ursachen fr die natrliche Klimavariabilitt waren unbekannt. Spekulative Hy-pothesen machten etwa eine unterschiedliche Sonneneinstrahlung oder andere kosmischeProzesse verantwortlich. In einer der gegenwrtigen Situation durchaus vergleichbaren Reakti-on machte eine Anzahl von Wissenschaftlern den Fehler, relativ langsame natrliche Klimaver-nderungen als Indikatoren fr systematische Schwankungen zu deuten. Beispielsweise inter-

    pretierten einige Wissenschaftler die von Brckner beschriebenen Schwankungen als Folgen vonEntwaldungen und anderen Modifikationen der Landoberflche.

    Angesichts der Tatsache, dass die Klimaverhltnisse einen erheblichen Einfluss auf bestimmteWirtschaftszweige und gesellschaftliche Institutionen haben, sahen sich die Wissenschaftler da-mals wie heute vor die Frage gestellt, ob sie die ffentlichkeit nur informieren oder vielmehr vorden anstehenden Klimaschwankungen warnen sollten

    Brckner fhlte sich ethisch verpflichtet, sich direkt an die ffentlichkeit zu wenden. Im Ge-gensatz zu besonders umweltbewussten, aktivistisch orientierten Wissenschaftlern der Ge-genwart verlangte Brckner allerdings keine bestimmten politischen Manahmen zum Klima-schutz

    Die Verfechter der These von anthropogenen Klimavernderungen im vergangenen Jahrhunderthatten in der Tat einen gewissen Einfluss auf die ffentliche Verwaltung und die Politik. In einerReihe von Staaten wurden von Regierungen und Parlamenten Untersuchungskommissionen ge-grndet, um sich mit der Problematik des Klimawandels auseinanderzusetzen

    Das wachsende populrwissenschaftliche Genre der Klimaforschung bzw. die ffentliche Aus-einandersetzung mit dem Klimaproblem sind nicht neu. Heute wie vor 100 Jahren hatten die indiesen Diskussionen engagierten Wissenschaftler deutlich verschiedene Selbstverstndnisse.Auch macht man nicht erst heute auf die mit den Daten verbundenen Unsicherheiten und Un-gewissheiten in der Prognose von Klimaschwankungen aufmerksam. Heute meinen viele Beo-bachter, dass die globale Perspektive einen neuartigen Ansatz darstelle. Dies ist unzutreffend,Wie unser Fall demonstriert, prognostizierten Wissenschaftler schon Ende des 19. Jahrhunderts

    globale Umweltvernderungen. Fr Brckner stand fest, dass unser Klima ein globales Systemist und global wirksamen Schwankungen ausgesetzt ist.

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    chende, gar irrefhrende) Aussagenmachen zu knnen. -Zur Historie derKlimaforschung siehe Kasten 1, S.4.

    Wetter kann man messen in Wetter-Messstationen wie Zugspitze, Hohen-peissenberg, Payerne, etc. .Klima wirdvon Menschen aus Wetterdaten stati-stisch ermittelt. Wissenschaft, d.h. ge-sicherte Erkenntnissse ist dies dann,wenn die Wetterdaten frei zugnglichund die Statistik von mehreren unab-hngigen Institutionen berechnet wird.

    In den Medien werden Wetterstatio-nen wichtigtuerisch aber falsch als Kli-mastationen bezeichnet.

    Die mittlere Tagestemperatur wird inverschiedenen Lndern nach verschie-denen Vorschriften berechnet. Man-gels anderer Daten benutzt man solcheStandard-Temperaturen, um das Welt-klima durch Mittelung ber alle Mess-stellen, d.h. ber die vielgestaltigeOberflche unseres Planeten, und berJahre, Jahrzehnte, von -60 bis +50 C

    Bild 2Rekonstruktion des globalenTemperaturverlaufs im Holozn,das sind die letzten 12.000 Jahre.Aus verschiedenen Quellen zu-sammengestellt von R. Bhm: mitder gegltteten Kurve drfen wie-der nur 100-jhrig geglttete ak-tuelle oder prognostizierte Werteverglichen werden.Absolut sinnlos ist etwa die Aus-sage das letzte Jahrzehnt war daswrmste der Nacheiszeit. Bhmgibt eine aufschlussreiche Darstel-lung unseres Klima im Wandelim DAV-Jahrbuch 2000, S. 117bis 137. (DAV=Deutscher Alpen-verein). vgl Furrer (44) undFrenzel (45), vgl. Kap.9.

    Bild 1Globaltemperaturen 1860 bis 2000 nachIPCC 2001, Bd1, S. 134. Es gibt Unsicherhei-ten bei den Jahrestemperaturen: DatenlckenInstrumentenfehler, methodische Fehler beiden Ozeanmessungen, Korrekturen wegenNhe zu Urbanisation im Land. Die beste Ab-schtzung fr die globale Temperaturvern-deerung an der Oberflche seit 100 Jahren(1900 bis 2000) ist +0,60,2 C.Temperaturen 2000 bis 2010: Siehe S. 85.

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    zu charakterisieren. Auf besiedeltemLand ist die Dichte der Messpunktebefriedigend, auch auf hufig befahre-nen Schifffahrtswegen. Die Wstender Kontinente und der Ozeane sind

    aber erst seit wenigen Jahren und mitwenigen Punkten im Messnetz repr-sentiert. Von Satelliten aus ist seit 40Jahren eine umfassende Temperatur-messung der unteren Atmosphre von1 bis 5 km Hhe mglich, die einen ge-ringeren Temperaturanstieg im Ver-gleich zu den Messungen am Boden er-gab. Daraus resultiert fr das nicht fl-chendeckende Bodenmessnetz eine

    Korrektur des Trends um 0,04 C proDekade nach unten, Santer (63).-SieheKasten 2, S.6.Das einzig Konstante am Wetter ist sei-ne enorme Variabilitt. Verabredungs-gem ist Klima die ber Raum undZeit verdichtete, 30-jhrige Mittelungdieser enormen Variabilitt. Es ist mit-hin eine langfristige, standardisierte,

    statistische, konstruierte Aussage berdas oft sehr hautnah erfahrbare, kurz-fristig enorm variable Wetter. DiesesKlima ist des Menschen Geschpf; dieGlobaltemperatur ist ein Maximum anverfremdender Abstraktion vgl. Bild 1,S.5, wo jhrliche Mittel und das glei-tende 10-jhrige Mittel dargestelltsind. Das Titelbild dieses Texts zeigtu.a. die Fortsetzung im laufenden

    Jahrhundert. Im Oktober 2009 stellteKerr (176) die Frage:Wo bleibt dieglobale Erwrmung?. Die Antwortder etablierten Klimatologie warwartet nur ein Bisschen. Im Zeit-raum 1998 bis 2008 ist die Globaltem-peratur nicht gestiegen (siehe Titelbild

    Mitte, roter und blauer Linienzug) beiansteigenden CO2-Konzentrationen(grne Linie). Das sei nicht berra-schend weil Folge der Klimavariabili-tt einschlielich des Einflusses der

    Sonne. Ob nun Aerosole oder Ozeaneoder Sonne dieses 10-jhrige Stillhal-ten veursachten, oder sonstwas, dieetablierte Klimatologie war sich eingin der modellgesttzen Vorhersage,das in Blde (5 Jahre) die Erwrmungwieder rapide einsetzen wird. -Klima-politik erhebt das Konstrukt der Glo-baltemperatur zu einem Richtwert,den es zu schtzen gelte, Thne (64).

    Obwohl wir eine gute Kenntnis derkurzfristigen Wetterentwicklung ha-ben, fehlt uns weitgehend das Ver-stndnis fr die lngerfristige Klima-entwicklung, Ruelle (65).Die nach verschiedenen Methoden be-stimmten 100-jhrigen Mittel der Glo-baltemperaturen seit 10.000 Jahrenzeigt Bild 2, S.5.

    Die Daten ber den Zustand der At-mosphre werden gemittelt fr Tagoder Nacht, fr Frhjahr oder Som-mer oder Herbst oder Winter, fr Re-gionen wie Bayern oder Deutschlandoder Mitteleuropa oder ganze Konti-nente, fr die Nord- oder die Sdhemi-sphre, fr unseren ganzen Globus,der aus mehreren Grnden richtigerWasser denn Erde hiee. Die vorne

    genannten meteorologischen Datenwerden mit unterschiedlicher Genau-igkeit und Dichte der Messorte erfasst,heutzutage besser und vertrauenswr-diger als vor 100 Jahren. In der f-fentlichkeit wird die Temperatur inten-siv diskutiert. Der schwieriger zu er-

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    fassende Niederschlag findet schon ge-ringere Beachtung, mit Ausnahme derExtremereignisse, die dann mit apoka-lyptischer Sicht ausgedeutet werden.Nach dem trockenwarmen Sommer

    des Jahres 2003 in Mitteleuropa stell-ten sich viele Deutsche die Frage, obdieser Sommer Klima gemacht habe.Die Antwort: nein. Macht ein nass-khler Sommer in Deutschland (wie2002) Klima? Nein. Macht einschneereicher kalter Winter inDeutschland (wie 2005/2006) Klima?Nein. Solche Wetterperioden werdenunter dem Begriff Witterung eingeord-

    net. Sie tragen mit je einem Dreiigstelzum Sommer- bzw. Winterklima derletzten dreiig Jahre bei. Unser langfri-stiges Bewusstsein wird durch solcheextreme Witterungsereignisse sicherstrker geprgt als mit einem Dreiig-stel; diese Prgung wird von Politikernund Aktivisten genutzt und medialverstrkt: die Hitze/ berschwem-

    mung/ Strme/ Drren/ Lawinen sinddie Vorboten der erwarteten Klimaka-tastrophe.Man kann fast jeden Tag aus irgend-welchen Orten oder Regionen unseresPlaneten Rekorde von Wetterphno-menen, insbesondere Extreme, berfrei whlbare Zeitperioden melden,ber 10, 100 oder 1.000 Jahre. Fr dieMedien ist das interessant, fr das Kli-

    ma ist es ohne Belang. Im Mrz 2004war in St. Gallen seit 70 Jahren nochnie so viel Schnee in so kurzer Zeit ge-fallen. Oder: In Pakistans Bergen hates seit 1.000 Jahren noch nie so viel ge-schneit, wie in den letzten 100 Jahren(56). In Namibia regnete es im Januar

    2006 doppelt so viel wie im Jahres-durchschnitt!Extreme Wetterereignisse werden alsFolge und sogar als Beweis des mensch-gemachten Klimawandels dargestellt.

    Der Rckblick ber die letzten 500oder 1.000 Jahre europischer Klima-geschichte widerlegt diese Meinung: InPhasen khlen Klimas ereigneten sichheie Sommer und in warmen Phasengab es kalte Winter. Siehe das Kapitel 8Extremes Wetter als Folge anthropo-genen Klimawandels?.Die Zunahme von Extremwetter inDeutschland infolge des globalen Kli-

    mawandels wurde mit regionalen Kli-mamodellen und mit bisher nicht er-reichter Genauigkeit (!?) am MPI f.Met. Hamburg vorausberechnet (54).Solche Aussagen ber begrenzte kleineRegionen sind sehr problematisch.Doch Umweltpolitiker und Klimaakti-visten lieben solche Prognosen und be-nutzen sie in ihren Aufforderungen,

    durch Vermeidung von CO2-Emissio-nen das Klima und die Welt zu retten.Im Kasten 2 (S. 6) wird der Fragenachgegangen, was das denn fr eineTemperatur ist, ber die wir uns in Kli-matologie und Politik unterhalten.Kasten 3 (S. 9) schildert die Abscht-zung des fiktiven Treibhauseffekts derErdatmosphre, die berhmten 32 C,eine grobe Vereinfachung eines kom-

    plexen Sachverhaltes, merkwrdig un-physikalisch.Einen Rckblick auf die Klimadiskussi-on vor 120 Jahren bringen Stehr undvon Storch (104), der auszugsweise imKasten 1 ( S. 3)dargestellt ist. Ru warvermutlich schon damals klimawirksam.

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    Kasten 3

    Gngige Abschtzung des fiktiven Treibhauseffekts der Erdatmosphre, wie sie R. P. Wayne inseinem Buch Chemistry of Atmospheres, 2nd Ed. (1991), Clarendon Press, S. 41 beschreibt.Vgl. auch IPCC 1990, S. XXXVI; IPCC 1995, Bd. 1, S. 57; IPCC 2001, Bd.1, S. 89; C. D.Schnwiese Klimatologie, Ulmer 2003, S. 122, 337.

    1. Einstrahlung der Sonne, gemittelt ber die variierenden Abstnde zur Sonne (Perihel 147,Aphel 152, Mittel 149,6 Mio km), auerhalb der Atmosphre bei senkrechtem Einfall beralle Wellenlngen gemessen: Fs = 1368 W/m2 0,1 % (vor 330 Jahren -0,25 %).

    2. Die Sonne bestrahlt immer nur im zeitlichen Mittel ein Viertel der gesamten Erdoberflche,also nur R2. Die Erde strahlt immer mit ihrer gesamten Oberflche 4R2 Wrme in denWeltraum. R = Erdradius.

    3. Der Erdboden, die Ozeane, Seen und die Atmosphre absorbieren und reflektieren die kurz-wellige Sonnenstrahlung. Den reflektierten Anteil nennt man die Albedo (zu messen beisenkrechtem Einfall). Die globale Albedo der Erde ist A 0,29; der absorbierte Anteil ist1 A 0,71. Die mittlere Albedo soll von Pol zu Pol gelten, eine Fiktion.

    4. Die Erde strahlt mit ihrer Oberflche nherungsweise gem dem Stefan-Boltzmannschen

    Gesetz mit ihrer mittleren Temperatur Te die absorbierte Sonnenenergie als langwelligeWrmestrahlung E in den Weltraum, E = 4R2 Te4 ; = 5,6710-8 W/m2K4. Die mittlereTemperatur soll von Pol zu Pol gelten, eine Fiktion.

    5. Im stationren Zustand muss die absorbierte Energie (1-A) Fs R2 gleich der emittiertensein, also (1-A) FsR2 = 4R2 Te4 und (1-A) Fs = 4 Te4

    Mit den schon genannten Daten fr A, Fs und errechnet man eine fiktive mittlere Oberfl-chentemperatur von Te = 256 K oder -17 C, wobei man fr A zwar die Albedo der Ober-flche und der Atmosphre mit ihren Wolken und Treibhausgasen eingesetzt hat, Te aberals die einer fiktiven Atmosphre ohne Treibhauseffekt (CO2, H2O, CH4) betrachtet.

    6. Die bodennahe, global gemittelte Temperatur Tr der Erde ist real 15 C bzw. Tr = 288 K.7. Aus (5) und (6) ergibt sich eine Temperaturdifferenz Tr - Te = 32 K bzw. C.

    8. Die Hauptbestandteile der Luft N2 und O2 absorbieren keine Strahlung. Mit der Annahme,dass andere Klimafaktoren nicht existieren, werden die infrarotaktiven Spurengase H2O,CO2, CH4, N2O, O3 u. a. m., die Treibhausgase, fr die volle Temperaturdifferenz verant-wortlich gemacht, fr den fiktiven Treibhauseffekt von 32 C.

    9. Die lebendige Erde ist nie in einem thermodynamischen, isothermen Gleichgewicht. Sie istbestenfalls sekundenweise in einem nicht isothermen stationren Zustand, fr den die Ste-fan-Boltzmann-Gleichung nicht bzw. nur nherungsweise gilt. Die Annahme der Isothermieist unphysikalisch wegen der T4-Abhngigkeit der Strahlung, aber auch wegen der nicht amBoden stattfindenden Wolken-Albedo.Die Albedo ist wesentlich bedingt durch Eis, Schnee und Wolken mit ihrer groen Reflekti-vitt und durch die Ozeane mit ihrer geringen Reflektivitt, also durch Wasser, das strkste

    Treibhausgas. Bei einer mittleren Erdtemperatur von -17 C wre die Albedo unseres Pla-neten hher als 0,29, weil an der Oberflche kaum flssiges Wasser aber sehr viel mehr Eisund Schnee vorhanden wren. Die Voraussetzungen der Rechnung sind mit dem Ergebnisnicht kompatibel.

    10. Ich meine, dieses einfachste Modell (1 bis 7) ist inkonsistent, unlogisch, unphysikalisch.Der so abgeschtzte Treibhauseffekt von 32 C ist eine Fiktion. Man schreibt der Naturunter Verwendung einiger realer Elemente vor, wie sie fiktiv im Modell zu funktionierenhabe. Das Ergebnis ist nicht berzeugend und lsst einen fragen, ob die gngigen Klima-modellierungen hnlich unphysikalische Elemente enthalten.

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    Das Ziel der Politik ist die Verwirkli-chung des Gemeinwohls. Politiker stre-ben an die Macht, erhalten sich dieMacht und engagieren sich fr die Rea-lisierung ihrer Ziele.

    Die Umweltprobleme des 20. Jahrhun-derts wurden anfangs gering bewertetim Vergleich zu anderen Zielsetzungen,vgl. Radkau (58). Das war der Anlassfr die Etablierung von neuen Parteienund Nicht-Regierungsorganisationen(NGO), die sich den Umweltschutz aufihre Fahne schrieben und die hierin dieChance sahen und sehen, den etablier-

    ten Parteien die Macht zu entwindenmit der Absicht, es besser zu machen.Die Agenda 21 zielt auf Nachhaltigkeitund fordert Kompromissbereitschaftzwischen konomischen, sozialen undkologischen Belangen und Zielen un-seres Daseins auf dem Planeten Erde, inEuropa und in Deutschland. Oder ge-zielter: Nachhaltige Energiepolitik

    sucht Kompromisse im Dreieck vonUmweltvertrglichkeit, Wirtschaftlich-keit und Versorgungssicherheit.

    Die Prioritierung nur eines der Ziele istpolitisch verstndlich, aber nachhaltigfalsch. Die fossilen Energien habendurchaus ihren Platz im Energiemix un-seres Landes neben den alternativenEnergien und der vom IPCC (vgl. Ka-

    sten 4) empfohlenen Kernenergie. An-gesichts der Probleme im Nahen Ostenist die Verringerung des Erdlver-brauchs geboten, also von Benzin undDiesel. Vor unliebsamen Erpressungenmssen sich die Energieverbraucherdurch Diversifikation und Innovation

    schtzen, wobei Kompromisse im Sinnder Agenda 21 zu schlieen sind.Das Zeitalter der Nutzung fossilerEnergien wird wahrscheinlich nicht ausMangel an diesen Ressourcen zu Ende

    gehen, sondern weil andere Energiefor-men wegen konomischer, sozialer undkologischer Faktoren die geeigneterensein werden, nach entsprechender sorg-fltiger Abwgung. Die Steinzeit gingauch nicht aus Mangel an Steinen zuEnde.

    Das infrarotaktive Kohlendioxid ist ei-ne fr das Leben (Photosynthese) un-

    verzichtbare Komponente, ebenso dasWasser. Wenn eine der beiden fehlt, gibtes kein Leben. Die Rede vom Klimakil-ler oder Klimagift CO2 ist ideologischerUnfug. Kohlendioxidemissionen sindkeine Luftverschmutzung oder Klima-frevel; der Ausdruck Verschmutzungs-rechte-Handel ist grob irrefhrend.CO2 ist nicht gesundheitsgefhrdend;

    auch dann nicht wenn die US-EPA esdekretiert. Jeder Mensch ist CO2-Emit-tent.

    Wasser ist das wirksamste infrarotakti-ve Gas unseres Planeten. Es tritt in dreiZustandsformen (Gas, Flssigkeit, Fest-stoff) auf. Seine Wirkungen hngennicht nur an seiner Infrarotaktivittund sind daher schwieriger zu fassen

    und zu beschreiben als die des CO2.Von anthropogenem H2O ist nicht dieRede. Seine Effekte werden ber dieRckkopplung an die Temperatur er-fasst. Jeder Mensch ist H2O-Emittent.

    CO2 und H2O sind die wesentlichen

    3. Politik, Umweltpolitik, Macht, Meinungen, Tatbestnde

    Science is the wrong tool for solving political disputes. D. Sarewitz (201)

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    Komponenten der Biosphre, der Basisauch des menschlichen Lebens.

    Es gibt keine erneuerbaren Energien,selbst wenn unsere Bundesregierungdiesen falschen Begriff in den Titel ei-nes Gesetzestextes aufgenommen hat.Es handelt sich um alternative Ener-gien, bei Photovoltaik, Solarthermie

    und Windkraft nur um additive Ener-gien.Umweltpolitik erfordert in aller Breitedie Mitwirkung der Naturwissen-schaften zur Charakterisierung dessen,was Umwelt eigentlich in der Vergan-genheit war, was sie heute ist, und wassie in Zukunft sein wird, und wie sichunser umweltpolitisches Tun positivund negativ auswirken wird.

    Politik wird mit Meinungen gemacht.Schon vor 1900 Jahren stellte der Phi-losoph Epiktet fest, was die Menschenpolitisch umtreibt und bewegt: Nichtdie Dinge selbst, sondern die Meinun-gen von den Dingen beunruhigen denMenschen. Oder modern ausge-

    drckt: Nicht die naturwissenschaftli-chen Fakten, sondern die hierber ver-breiteten medialen Meinungen verset-zen uns in Unruhe.

    Eine in unserer Zeit formulierte Erwei-terung der Erkenntnis des antiken Wei-sen lautet, dass nun auch Meinungenals Daten anerkannt sind; oder anders

    gesagt, dass die Fakten nicht das Ent-scheidende sind, sondern die Vorstel-lung, die die Menschen von den Fak-ten haben; und dies heit doch, dasssubjektive Anschauungen objektiveTatbestnde schaffen. Diese fr unsgar nicht schmeichelhafte Feststellunguerte Marion Grfin Dnhoff (66).In der kommerziellen Werbung und inder politischen Propaganda muss man

    zur Kenntnis nehmen, dass subjektiveAuffassungen sich zu objektiven Tat-bestnden verhrten. Fr Diktaturentrifft das eher zu als fr Demokratien.Fr die Naturwissenschaften und frdie Umweltpolitik ist dieser Mechanis-mus von Datenbeschaffung vehement

    11

    Kasten 4

    Was ist IPCC = Intergovernmental Panel on Climate Change? IPCC und Kernkraft, 2001

    Das IPCC ist ein internationaler, von den Regierungen der Staaten unseres Planeten und vonder UNO gefrderter Zusammenschluss (seit 1988) von Klimatologen, Meteorologen, Atmo-sphreforschern, Ozeanologen, konomen und Wissenschaftlern aus vielen anderen Diszipli-nen, mit der Aufgabe, das komplexe Klimasystem zu ergrnden und seine vergangene und zu-knftige Entwicklung konsensual berechenbar zu machen. Das IPCC gibt fortlaufend Berichteber seine Arbeit heraus; es erstellte 1990, 1995, 2001 und 2007 zusammenfassende Beurtei-lungen der Klimaproblematik (siehe Kasten 7, S. 23) und der Manahmen zur Verringerungoder Vermeidung einer anthropogenen Erwrmung: So empfiehlt IPCC 2001, Bd. 3, S. 5, undIPCC 2007, Bd. 3, S. 268 u. a. die Nutzung der Kernkraft und die Laufzeitverlngerung vor-handener Kernkraftwerke zur Verringerung der CO2-Emissionen. Deutschland scheint dieservernnftigen Empfehlung nicht folgen zu wollen. Vorsorge auf Basis gesicherter Erkenntnis undmit no-regret-Manahmen ist empfehlenswert. 1970 sorgte man sich um eine Abkhlung(siehe Kasten 18, S. 79).

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    abzulehnen. Wir brauchen gesicherteErkenntnisse, um vernnftige Politikzu betreiben.Die Linien der Politik werden mitmehrheitlichen Beschlssen gefunden

    und abgesichert. Gesicherte naturwis-senschaftliche Erkenntnis ist nichtdurch die Meinung von Mehrheiten zugewinnen. Maddox (67) hat das IPCCund dessen damaligen Chairman J.Houghton scharf kritisiert wegen derVerwendung der politischen Methodikdes Konsensus in der Klimawissen-schaft. In einer ausfhrlichen Bespre-chung von acht Bchern zum ThemaKima, Wissenschaft und Politik ver-tritt Kitcher (170) die Meinung, dassder Konsensus der Wissenschaftler ausden relevanten Instituten und For-schungsdisziplinen die magebendeGrundlage fr die Kenntnisse ber denKlimawandel und fr das politischeHandeln ist. Das ist falsch. Die Politik

    muss sich hten, mit dieser Methodikin die Wissenschaft einzudringen.Vgl.Kap. 1.

    Umweltpolitiker wollen Vorsorge auch

    dann betreiben, wenn eine gesicherteErkenntnis ber vermutete Gefahrennoch gar nicht vorliegt. Die anthropo-gene Klimakatastrophe wird als eineneue 'Snde der Menschheit' medialbeschworen, und Gegenmanahmensollen eingeleitet werden, die nur dannunterbleiben drfen, wenn die Kata-strophe mit an 'Sicherheit grenzenderWahrscheinlichkeit' ausgeschlossenwerden kann. Knnen Sie ausschlie-en, dass... ist eine beliebte Frage beider Diskussion von komplexen Gefah-ren mit geringer bis fehlender Eintritts-wahrscheinlichkeit, vgl. Bttcher (68);Luhmann (69). Im Fall Klima ist nichtsausschliebar, weil wir zu wenig wis-sen.

    Der Energiehunger der Welt. Jhrlicher Pri-mrenergieverbrauch 1971 bis 2003, ein-schliesslich trditioneller Biomasse. EECCA -Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien. Mtoe= Mio t lquivalente, 1000 Mtoe = 42 EJ.- aus IPCC Bd. 3 S. 43, Fig. TS 12.

    Langfristszenarien fr CO2-Emissionen. Lini-enzge: Verschiedene Szenarien desIPCC.Grauer Bereich: Hchste und geringste Emis-sionsszenarien des EMF (=Energie ModelingForum, Stanford University).- aus IPCC 2007 Bd. 3 S. 187, Fig. 3.9.

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    Die Menschen des Mittelalters glaub-ten, dass die Erde der Mittelpunkt derWelt sei, und dass die Sonne die Erdeumkreise. Geozentrische Modelle mitimmer komplizierteren unphysikali-

    schen Korrekturgliedern (Epizyklen,Nebenkreise, Excenter) waren in derLage, die immer genauer beobachtetenPlanetenbahnen in Rck- und Vor-schau befriedigend zu erklren. Dieswar ein notwendiges, aber kein hinrei-chendes Kriterium fr die Richtigkeitdes Modells. Man betrachtete dies alsdie Validierung (Besttigung) des geo-zentrischen Weltmodells, das von da-

    mals hchstzustndiger und unkriti-scher Seite zu einem unverrckbarenTatbestand erhoben worden war.* Un-ser heutiges, heliozentrisches Weltbildhaben Kopernikus, Kepler und Galileierstritten. Solche Vorgnge begrnde-ten die modernen Naturwissenschaf-ten: Nur gesicherte Erkenntnis, nichtdie Meinung eines oder der als unwi-

    derlegbar betrachtete Konsensus meh-rerer Experten in Konzilen und Panelsdarf Anspruch darauf erheben, Wis-senschaft zu sein. Heute wird die Er-fllung eines notwendigen Kriteriumsimmer noch gerne als Validierung, alsendgltige Besttigung einer Theorieprsentiert; das ist falsch.Umweltpolitik ohne gesicherte Er-kenntnis ist schnell und leicht zu ma-

    chen mit kraftvollen Schlagworten, diekomplexe, vernetzte Sachverhalte aufeinfache lineare Ursache-Wirkung-Be-ziehungen zurckfhren. Das Guteund das Bse als Dualitt, als Janus-Gesicht, das wird verstanden. kolo-gische Probleme sind meist das Gegen-

    teil davon, sie sind nichtlinear, hochvernetzt und schwer verstndlich. Ra-dikale Vereinfachung und emotionaleEinfrbung liefern dann die griffigenFormulierungen wie Klimakatastro-

    phe, Klimafrevler, Luftverpestung,Zerstrung der Atmosphre, Drre,berschwemmung, Hitzewelle; oderwie Kohlendioxid, das Klimagas, derKlimakiller, das Klimagift; oder derCount down luft, die Zeitbombetickt, es ist fnf Minuten vor zwlf.Solche Wortwahl ist eine apokalypti-sche Drohgebrde mit der Absicht:Erschrecke sie zu Tode, und sie wer-

    den Geld spenden, Vermgen stiften,Forschung finanzieren, kosteuernakzeptieren und - vielleicht, vielleicht -sogar ihre Lebensweise ndern. Luh-mann (69) meint, dass wir erschrecktwerden mssen, um unsere Affekte dierationalistischen Zweifel berwindenzu lassen und wahr zu nehmen, wasnicht wissenschaftlich, sondern nur ge-

    fhlsmig erkennbar ist, nmlich dieSnde der anthropogenen Klimakata-strophe, ausgelst durch die Nutzungfossiler Energietrger. LuhmannsSchilderung der industriellen Revoluti-on folgt absichtsvoll einer klimapoliti-schen Tendenz. Dagegen prsentiertSieferle (70) eine historische Sicht desbergangs vom flchengebundenendezentralen Solarenergiesystem unse-

    rer Vorfahren zum zentralisierten, aufder Nutzung fossiler Energietrger be-ruhenden Energiesystem der Gegen-wart, von der agrarischen, konservati-ven Zivilisation zur dynamischen, in-novativen Industriegesellschaft undschlielieh zu einem postindustriellen

    4. Wissenschaftler, Politiker, Gesellschaft, Propaganda

    * Psalm 93,1-Der Erdkreis ist fest gegrndet; nie wird er wanken-

    Ein Experte wei morgen warum seine heutige Prognose falsch war

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    Hitec-Solarenergiesystem in ferner(oder naher?) Zukunft.

    Der amerikanische Journalist und Phi-losoph Mencken beschrieb praktische

    und praktizierte Politik als die Metho-de, die Bevlkerung mit herbeigerede-ten Gespenstern zu erschrecken, siekontinuierlich in diesem Alarmzu-stand zu halten und anzubieten, dieGespenster zu vertreiben, falls man sie,die richtigen Politiker, whle.Mencken berzeichnete provokativ.Im Fall der Klimapolitik lsst der mo-derne Politiker die Gespenster model-

    lieren und mit dem Computer die er-schreckende Zukunft berechnen, inunserem Fall die zuknftige anthropo-gene Klimakatastrophe. Der Politikerprofiliert sich dann mit der beabsich-tigten Rettung des Klimas, was ihmber Wahlen zur Macht verhilft undihm ermglicht, Steuern und Emissi-onsrechte-Handelsysteme einzufh-

    ren.Der Propagandaerfolg ist mit drei alt-bewhrten Regeln (Dovifat) zu si-chern: stndige Wiederholung, lineareVereinfachung und gefhlsmigeSteigerung. Und nun auch mit Bildernin Printmedien, Internet oder im Fern-sehen.Mit dieser Methodik werden zu kolo-gischen Problemen Meinungen ge-

    macht, die naturwissenschaftlich un-haltbar sind. Aber wenn nur 3 % derBrger die Irrefhrung bemerken,dann kann sie fr 97 % das gegebe-nenfalls wahlwirksame Faktumsein. Tocqueville meinte im 19. Jahr-hundert: Das Publikum wird eher die

    einfache Lge als die komplizierteWahrheit glauben.

    Konkret sagte der Klimaforscher Ste-phen Schneider (71) im Oktober 1989in einem Interview: Um die ffentli-

    che Aufmerksamkeit und die Phanta-sie der Medien zu erregen, mssen dieKlimatologen Schreckensszenarienverbreiten, vereinfachte dramatischeStatements abgeben und die Zweifel,die man haben knnte, nicht erwh-nen. Jeder von uns muss selbst ber die

    14

    Bild 3Einige paloklimatische Daten seit 150.000Jahren. Eiskernkorrelation nach Rayand et al.(1993) und Hochsommer-SonneneinstrahlungLand Nordhemisphre, nach Berger (1978);

    entnommen bei H. Volz, Erdl, Erdgas, Kohle116, 431 (2000). -Die Genauigkeit solcherDatenstze ist fragwrdig.

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    richtige Balance zwischen Effektivittund Ehrlichkeit entscheiden. Der fr-here US-Vizeprsident und Trger desFriedens-Nobelpreises Al Gore han-delt nach diesen Anweisungen mit derAbsicht, das Klima und die Welt zuretten. Schneider liegt mit seiner Fest-stellung auf der Linie eines Strategie-papiers (72) der Kernforschungs-An-stalt (KFA) Jlich vom Oktober 1988

    zur Klimapolitik. Dort heit es: Aus-schlaggebend fr eine Vernderungder ffentlichen Meinung sind Infor-mationen, die abgegeben von Primr-kommunikatoren wie Wissenschaft-lern, eine bestimmte Signalstrke ber-schreiten. Durchdringend wird dieses

    Signal nur dann sein, wenn es sich po-pulrer Begriffe und Denkmuster be-dient, die im Alltagsbewusstsein derMenschen einen Platz haben.

    Im gleichen Strategiepapier steht ge-schrieben: Auch wenn es heute nochnicht mglich ist, einen strengen wis-senschaftlichen Beweis ber das Ein-treten eines Treibhauseffekts zu fh-

    ren, darf das die Politik nicht lhmen.Sie muss auf Basis unvollstndigenWissens handeln. Beispielhaft ist dieVolkswirtschaftslehre, die - obwohlkeinesfalls beweisbarer als die Ergeb-nisse der Klimaforschung und hufigauf umstrittenen Fundamenten aufge-

    15

    PCO2 PCO2PCO2

    Bild 4Atmosphrische CO2-Konzentration und lokale Temperaturnderungen an der ForschungsstationVostok (Antarktis) ber die letzten 400.000 Jahre, gewonnen aus Eisbohrkernanalysen.Quelle: Petit et al., 1999 mit Ergnzungen (Claussen, 2003), aus einer Broschre des BMBF.Hier nicht erkennbar, bei detaillierten Untersuchungen ber die Zeit vor 100.000 Jahren sichtbar:Die Temperatur nderte sich zuerst, das CO2 folgte. Und: Die Temperaturnderungen whrendder Kaltzeiten waren zum Teil sehr schnell: Dansgard-Oeschger-Ereignisse in der letzten Eiszeit,wo sich in Grnland die Temperatur bis zu 15 C in einigen Jahrzehnten gendert haben soll; daswren 4 C in 10 Jahren (206). Die Globaltemperatur der Eem-Warmzeit (vor 130.000 bis115.000) soll etwa 5 C wrmer als heute gewesen sein (Nature 466 670 (2010)). Genauigkeit?

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    baut - der Politik als Richtschnurdient. Sowohl Politiker als auchVolkswirte nahmen sich das zu Her-zen: Man drfe nicht warten, bis dieletzten Zweifel der Wissenschaft aus-

    gerumt seien; man msse jetzt Vor-sorgemanahmen treffen, um dasSchlimmste zu verhindern. Wenn aberdas anthropogene CO2 dafr nichtverantwortlich ist, dann sind CO2-Minderungsmanahmen keine klima-tische Abhilfe, und das Geld dafrwird an anderer Stelle fehlen. Und zubedenken ist, dass die Modelle derVolkswirtschaftstheoretiker whrend

    der Weltwirtschaftskrise 2008/2009ihre Unbrauchbarkeit bewiesen undihre Beispielhaftigkeit verloren haben,obwohl Nobelpreistrger der kono-mie an ihrer Entwicklung beteiligt wa-ren und ihre Anwendung gefrdert ha-ben.

    Der Begriff bzw. das Konstrukt der

    globalen, jhrlichen Durchschnitts-temperatur ist im Alltagsbewusstseinnicht prsent. Das Denkmuster derSintflut ist dagegen jedem vertraut.Mit Bildern und Berichten von Ex-trem-Ereignissen des Wetterablaufskann man die ffentlichkeit erschrek-ken und aufrtteln; Politik und Kir-chen taten es seit Jahrhunderten.

    Auch die Epidemien erschrecken dasPublikum. Die prognostizierte Zunah-me der Globaltemperatur wurde seitden 80er Jahren mit einer Ausbreitungder Malaria nach Norden verknpft.Mediziner haben frhzeitig daraufhingewiesen, das die Massnahmen der

    Malaria-Prophylaxe wesentlich str-ker die Verbreitung der Malaria beein-flussen als jeglicher Klimawandel, wasnun von Hay et al. (164) besttigtwurde.

    Die Gruworte des Schirmherren einerInformationsveranstaltung (Febr.2000) zum Thema Wie Sie durch Re-duktion von Treibhausgasen Geld ver-dienen (handelbare Emissionsrechte)enthalten folgerichtig eine Aufzhlungvon Auswirkungen des Klimawan-dels, insbesondere die Lawinenkata-strophe in den tztaler Alpen, das

    Pfingsthochwasser sowie die Orkan-ben am Weihnachtsfest (alles in1999).Prof. H. Gral (140), vormals Leiterdes Klimaforschungsprogramms derUNO, sagte 1994 in einem Interview:Von wissenschaftlicher Seite ist derIndizienprozess in Sachen Treibhausef-fekt gelaufen, ist der Schuldspruch ge-

    fllt. Es geht jetzt nicht mehr um wei-tere Beweise, sondern einzig darum,das Strafma um einiges zu mildern.Die globalen Mitteltemperaturen stei-gen innerhalb der nchsten Jahrzehnteum ein bis zwei Grad. Jede globale n-derung einer Klimagre, also auchder mittleren Temperatur, erzwingt anfast jedem Ort der Erde neue Wetter-extreme. Dann kommt es da zu ber-

    schwemmungen, dort zu Drren undanderenorts zu Strmen, wie man sievorher nicht gekannt hat. Dies ist einHorrorskop. 16 Jahre spter uertesich der Kollege Grals, Prof. G. Bras-seur (139) zu solchen Horrorskopen:Es gibt nicht mehr Strme als frher.

    16

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    Kreisen gedacht wird. Es wre nichtdas erste Mal, dass eine Monopolstel-lung missbraucht wird. Das schrie-ben v. Storch u. Stehr 1993 (158). Siemeinen, dass diese Methodik Erfolg

    hat, weil das Klimaproblem fr weiteTeile der Gesellschaft nicht nachvoll-ziehbar ist. Siehe Kap 8.Forschung wird von der Politik nichtunwesentlich gefrdert, finanziert, ge-steuert; allzumal naturwissenschaftli-che Grundlagenforschung, wozu dieKlimaforschung gehrt. Forschungsoll nach dem Willen der Geldgeberund der Forschenden sozial relevant

    sein, die Lebensqualitt verbessernund Bedrohungen unseres Lebens er-kennen und vermeiden helfen. Ein In-stitutsdirektor, der einen neuen Gro-computer beantragt, wird im Antragdarauf hinweisen, dass er damit dieheraufziehende anthropogene Warm-zeit und ihre katastrophalen Folgendingfest machen kann, noch besser

    und genauer als mit der alten Maschi-ne. Der Politiker baut den Antrag insBudget ein und erwartet vom Klima-forscher die ihn in seinem Machtstre-ben sttzenden Ergebnisse. Es wrefast bermenschlich, wenn bei solchenAblufen nur gesicherte Erkenntnisdas Resultat wre. Oder wenn die Po-litiker das als erfolgreiche, finanzie-rungswrdige Forschung anerkennen

    wrden, was ihren Intentionen - dasKlima und uns alle zu schtzen, zu ret-ten - nicht entsprche. - Haben dieUmweltpolitiker die Klimamodelliererzu ihren Gefangenen gemacht? Heut-zutage lohnt es sich fr Forscher alle-mal, in ihren Budgetantrgen einen

    Die Klimamodelle belegen nicht, dasHurricane, Orkane und daraus resul-tierende Schden klimabedingt sind.Es ist fragwrdig, Extremwetterereig-nisse mit der globalen Klimaentwick-

    lung in Verbindung zu bringen. Vgl.Kap. 8.3.Schiermeier (141) berichtete, dassIPCC Anfang 2010 ausdrcklich Mei-nungen zurck wies, wonach der Kli-mawandel bereits zu einer Zunahmewirtschaftlicher Schden gefhrt habe.

    Dunkle, bedrohliche Aussagen zu zu-knftigen Wetterextremen befolgen

    die Regeln fr wirksame ffentlich-keitsarbeit und stehen im Gegensatz zuden einschlgigen Feststellungen desIPCC aus den Jahren 1990, 1995,2001, 2006. Im Band 2 des Berichts1995 heit es u.a.: Es ist unsicher, obsich Extremereignisse nach Intensittund Hufigkeit ndern werden. ... Ei-nige Mitarbeiter in der Versicherungs-

    industrie erkennen einen gegenwrti-gen Trend einer greren Hufigkeitund Heftigkeit klimatischer Ereignisse.Die Untersuchung der meteorologi-schen Daten besttigt diese Auffassungnicht.

    Die Vergangenheit zeigte seit 1900 kei-ne Aufflligkeiten. Die Frequenz undStrke zuknftiger Wetterextreme ist

    nicht vorhersehbar.Aber: Die gezielte Fehlinterpretationvon Wetterextremen im Dienste einervermeintlich guten Sache - Umwelt-und Klimaschutz - kommt durchausvor und ist eine Vorgehensweise, andie auch in naturwissenschaftlichen

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    politisch korrekten Bezug zum Klima-wandel einzubauen.

    Schulze (171) sagt: Wenn sich Exper-ten in dem Glauben bestrken, ihre

    Theorie sei ein unumstssliches Abbildder objektiven Wirklichkeit; wenn sieihren Konsens fr einen schlagendenBeweis halten, statt fr einen Anlasszum Zweifeln; wenn Skeptiker alsLeugner angeprangert werden, dannist es an der Zeit, sich an Karl PoppersSatz zu erinnern: Alles Wissen ist Ver-mutungswissen.

    Zur Wechselwirkung zwischen Wis-senschaft und Gesellschaft, zum Kon-flikt zwischen Wissen und Macht, zwi-schen Wahrheit und Interesse habenCollins u. Pinch (73) Fallbeispiele zu-sammengetragen und analysiert. IhrFazit: Der Anspruch auf endgltigeWahrheit und letzte Gewissheit sei ver-decktes Machtstreben, wie es frher

    die Berufung auf die Religion war.

    Zum Klimawandel sagt der Kanzlerin-berater H.J. Schellnhuber, Direktordes PIK: Die Beweisaufnahme ist abge-schlossen, die Tter sind berfhrt.

    Vernderung der atmosphrischen Konzentra-tionen der drei Spurengase CO2 , CH4 undN2O seit 10.000 Jahren. Linke Ordinate: Erstseit 150 Jahren direkt gemessene Werte, vor-her nur indirekt ermittelte Daten (Proxies).Rechte Ordinate: Modellierte Radiative For-cings (=Klimaantriebe) in W/m2 fr die dreiSpurengase. - Aus IPCC 2007 Bd. 1 S. 3, Fig.SPM 1.

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    Wir leben ein unsicheres Leben in ei-ner unsicheren Welt. Wir fordern dienie machbare vllige Sicherheit undkonstante Lebensbedingungen wie inder guten alten Zeit. Wegen unserer

    Sehnsucht nach sicheren, konstantenLebensbedingungen fand die Rekon-struktion von Mann fr die nordhemi-sphrischen Temperaturen von AD1000 bis 1850 (Bild 12) verstndnis-volle Zustimmung bei Umweltscht-zern und beim IPCC: Vor der Indu-strialisierung war die Welt noch inOrdnung, das Klima konstant. Dochdieser Hockeystick ist sehr bezwei-

    felbar, vgl. Kap. 9.2 . Klima hat sichschon immer gendert, es war nie kon-stant. Es gibt kein Klimagleichgewicht.Was ist die Normalitt des Klimas?

    Seit etwa 300 Jahren wurde uns Men-schen mehr und mehr bewusst, dassKlima sich in Zeitrumen von Jahr-zehnten, Jahrhunderten und Jahrtau-

    senden verndert hat. In den letztenzwei Millionen Jahren hatten wir aufunserem Planeten mehrere Wechselzwischen Eis- und Warmzeiten. Die ei-sigen Zeiten* dauerten lange; dieWarmzeiten waren von kurzer Dauer,vgl. Bild 3 und 4 (S. 14, 15). Die ver-mutete und wahrscheinliche Ursachefr diese langfristigen Klimanderun-gen sind die mit verschiedenen Zyklus-

    zeiten schwankenden Charakteristikader Erdbahn um die Sonne (Elliptizi-tt, Neigung der Erdachse zur Eklip-

    tik, Prcession der Erdachse), die zuder deutlich schwankenden Einstrah-lung von Sonnenenergie im Sommerauf die mittleren Breiten der Nordhe-misphre fhren (Bild 3, unten, Theo-

    rie von Milankovic). Das ist eine Er-klrung fr den Wechsel der Eis- undWarmzeiten mit Hilfe des Eis-Albedo-Effekts.Hier stellt sich nun die Frage: wo be-finden wir uns heute in diesen wech-selnden klimatischen Zeitlufen? DieWarmzeiten waren kurz. Das leitetman aus den Daten (Proxies) der ant-arktischen und grnlndischen Eis-

    bohrkernen her, wobei man einige An-nahmen und Voraussetzungen treffenmuss; das Gletschereis ist kein Archiev,in dem Luftproben in Blschen unver-nderbar und gut datierbar eingelagertsind. Vor ca. 130.000 Jahren gab es ei-ne kurze Warmzeit (Eemwarmzeit).Danach kam ein langsamer Abfall derTemperatur (nicht vllig gleichmig),

    bis vor 18.000 Jahren das Maximumder Eisbedeckung erreicht wurde. Nunsetzte ein vergleichsweise schneller An-stieg der Temperatur ein, hnlich wiekurz vor der Eem-Warmzeit, vgl. Bild3 und 4. (Das Mammutmuseum in-Siegsdorf zeigt ein groes, eindrucks-volles Modell der vor 15.000 Jahrenabschmelzenden Eiszeitlandschaft desChiemgaus mit Salzach-, Chiemsee-

    und Inngletscher).Die letzte Eiszeit (Wrmeiszeit) gingvor etwa 11.000 Jahren zu Ende. Wir

    5. ndert sich das Klima? War es frher konstant?

    * Der Begriff Eiszeit sollte eigentlich fr die letzten 2 Millionen Jahre im Vergleich zu wrme-ren frheren Erdzeitaltern reserviert werden, in denen es kein oder wesentlich weniger Eis alsheute gab. Doch verwendet man ihn auch fr die klteren Phasen innerhalb der letzten 2 Millio-nen Jahre.

    In der letzten Warmzeit (Eem, vor 130 ka) war es wrmer als heute

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    Kasten 5W. F. Ruddiman, Die anthropogene Treibhauszeit begann vor tausenden von Jahren.

    Climatic Change 61, 261-293 (2003). bersetzung des Abstract:

    Im allgemeinen glaubt man heute, dass die anthropogene ra vor 150/200 Jahren begonnenhabe, als mit der industriellen Revolution die Produktion von CO

    2und CH

    4gengend gro

    wurde um die Konzentration beider Stoffe in der Atmosphre zu ndern.

    Hier ist eine andere Hypothese: anthropogene Emissionen dieser Gase nderten deren atmo-sphrische Konzentrationen schon vor tausenden von Jahren. Diese Hypothese basiert auf dreiArgumenten:

    1. Zyklische Variationen der CO2- und CH4-Konzentration, angetrieben von den (Bild 3, 4)nderungen der Erdbahnparameter, whrend der letzten 300.000 Jahre, lassen eigentlichfr das Holozn fallende Werte erwarten. Tatschlich begannen unerwarteter und anorma-ler Weise die CO2-Konzentration seit 8000 Jahren und die CH4-Konzentration seit 5000Jahren zu steigen.

    2. Verffentlichte Erklrungen fr diese Anstiege auf der Basis von natrlichen Vorgngen

    knnen mit paloklimatischen Beweisen widerlegt werden.3. Ein groer Fcher von archologischen, kulturellen, historischen und geologischen Grn-

    den sttzt die Erklrung, dass anthropogene nderungen infolge der frhen Agrikultur inEurasien wirksam wurden wie das Roden der Wlder seit 8000 Jahren und der Nassreisan-bau seit 5000 Jahren. In den seitdem vergangenen Jahrtausenden haben diese frhen Gas-emissionen eine Erwrmung von global 0,8 C bewirkt und in den hohen Breiten eine Tem-peraturerhhung von 2 C. Letztere ist ausreichend, um in Klimamodellen die neuerlicheVereisung von Kanadas Norden zu verhindern.

    CO2-Schwankungen von etwa 10 ppm in den letzten 1000 Jahren sind zu gro als dass sie mitexternen, solaren oder vulkanischen Ursachen erklrt werden knnen. Sie lassen sich erklrenmit Pestepidemien, die historisch belegbare Einstellungen der Landwirtschaft im westlichen

    Eurasien zu Folge hatten. Die Wiederbewaldung der aufgegebenen Flchen fhrte zur Seque-strierung von CO2 in einem Ausma, das die Schwankungen erklren kann. Von der Pest ver-ursachte CO2-Schwankungen sind auch ein signifikanter verursachender Faktor fr die Tem-peraturnderungen whrend der kleinen Eiszeit (1300-1850 AD).

    Mein Kommentar: wenn das zutrifft, dann war die gute alte Zeit des Klimas schon vor 6000Jahren zu Ende, weil die Menschheit das Jagen und Sammeln aufgab und in die Kreislufe derBiosphre eingriff, sie strte und vernderte. Schon die Reiche der Babylonier, Pharaonen, R-mer, Mayas, der chinesischen Han Kaiser u. a. m. haben offensichtlich nachweisbare Auswir-kungen auf die Biosphre gehabt, in und von der sie lebten. Ruddimann beschftigt sich nurmit CO2 und CH4; andere Beitrge zu Temperaturnderung knnten von Aerosolen, Landnut-zung, Albedo u. a. m. gekommen sein, vgl. Bild 2. - 2010 uerte Ruddiman (167) Zweifel anden palologischen CO

    2-Bestimmungen, an den CO

    2-Proxies.

    Ruddiman publizierte im Jahr 2005 ein Buch: Pflug, Pest und Petroleum: Wie die Menschheitdie Kontrolle ber das Klima bernahm (Princeton Univ. Press), das von Charlson in nach-denklicher Weise rezensiert wurde [Nature 438, 165 (2005)]. Charlsons Schlusssatz: DieKonzentrationen von CH4 und CO2 haben bereits lange vor Beginn der industriellen Revoluti-on zugenommen.

    Es scheint als ob Ruddimans Auffassung zumindest partiell korrekt ist.

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    leben soweit erkennbar in einerWarmzeit (Bild 2, S. 5), die etwas kh-ler ist als die vorhergehenden Warm-zeiten (Bild 4) und nach der astrono-mischen Theorie (Milancovic) bei ab-

    nehmenden Temperaturen noch unge-fhr 5.000 Jahre andauern knnte[Frenzel (45)]. Bemerkenswert ist auchnoch, dass innerhalb der Warm- undvor allem der Eiszeiten erhebliche Kli-maschwankungen in Zeitrumen von Jahrtausenden, Jahrhunderten undJahrzehnten auftraten (Bild 3, 4). DasHolozn, die jetzige Warmzeit mit ih-ren relativ geringen Schwankungen in

    den letzten 10.000 Jahren, war fr dieEntwicklung der Menschheit frder-lich (Bild 2).Klimahistoriker unterscheiden im Ho-lozn in Europa wrmere und klterePhasen: zwei holozne Klimaoptima,zwei Rotmoos Kaltzeiten, das holoz-ne Hauptminimum, das Optimum derRmerzeit, das Pessimum der Vlker-

    wanderung um 400/500 AD, das mit-telalterliche Optimum von 900 bis1200 AD und schlielich die soge-nannte kleine Eiszeit von 1600 bis1850 AD, vgl. Bild 2. Die holoznenTemperaturschwankungen waren soweit erkennbar wesentlich klei-ner als die mitunter schnell erfolgen-den heftigen Schwankungen whrendder letzten und vorletzten Eiszeit. In

    den klteren Phasen unserer Warmzeitgab es auch fter Jahre mit groer Hit-ze und Drren in trockenwarmenSommern; in den wrmeren Phasendes Holozn ereigneten sich Jahre mitnasskhlen Sommern und ber-schwemmungen. Solche Witterungs-

    unbill traf die damaligen Menschenwesentlich hrter als uns heutige Erd-bewohner.

    Eine Antwort auf die gestellte Frage

    knnte nach der hier beschriebenenKlimahistorie wie folgt lauten: die lan-ge Warmzeit des Holozn, in der sichdie Menschheit seit 10.000 Jahren soprchtig entwickelte, dieses warmeKlima wird in geologischer Blde,also ber geologische Zeitrume be-trachtet, in die nchste Eiszeit hineingleiten. Wann passiert das? In fnf-hundert Jahren? Treten neue Klima-

    faktoren auf? Erst in tausend oderfnftausend Jahren?In der Zwischenzeit werden die natr-lichen Klimaschwankungen auftreten,die Optima und Pessima, wie sie schonseit 10.000 Jahren beobachtet bzw. re-konstruiert wurden mit Hilfe der Kli-ma-Proxies. (Eis- und Sedimentboh-rungen, Korallen, Warven in Seesedi-

    menten, Baumringe und historischeBerichte). Solche Proxies sind beladenmit Interpretationsproblemen; keinerwar vor Alexander von Humboldt miteinem Thermometer dabei und hat -vergleichbar zu heute - in 2m Hhewind- und strahlungsgeschtzt die Pa-lotemperatur gemessen.In den vergangenen 10.000 Jahren hatsich die Menschheit von wenigen Mil-

    lionen Jgern und Sammlern zur heuti-gen 6,9 Milliarden-Menschheit mitsesshaften, mobilen, Ackerbau, Vieh-zucht und Fischfarmen betreibendensowie ressourcenverbrauchendenMenschen gewandelt. Es ist nicht aus-zuschlieen, dass diese die Welt vern-

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    dernden, modernen Menschen auchAuswirkungen auf das Klima habenknnen, dass also anthropogene Kli-

    maeffekte eintreten knnen. Mit mo-dern ist hier nicht nur die Zeit seit 300Jahren, sondern auch die gesamte Zeitseit 10.000 Jahren gemeint. Schon derbergang vom Jagen und Sammeln zuWaldrodung, Savannennutzung, Ak-kerbau, Viehzucht und zum Wohnenim Haus mit Feuersttte waren beach-tenswerte Eingriffe in die bisherigenSysteme und Ablufe der Natur, siehe

    Kasten 5, S. 20.

    Wenn die dort geschilderte Hypothesezutrifft, dann haben die Menschen seitTausenden von Jahren mit ihren Akti-vitten das Klima vor dem schnellenAbgleiten in die nchste Eiszeit be-

    wahrt. Ein wohl unbeabsichtigter, aberpositiver Effekt des seitherigen Da-seins der Menschheit. Die Klimawir-kung der Menschheit begann demnachnicht erst mit der Industrialisierung,

    wie es sonst betont (siehe IPCC) darge-legt wird. Auch sollten dann heutenicht nur die Industrielnder, sondernalle Lnder sich an Manahmen zurVerringerung der Auswirkungen ihrerExistenz auf das Klima beteiligen.

    Bild 5. CO2-Emissionen aus der Verbrennungfossiler Energietrger 1880... 2010, weltweit,

    gerechnet als Kohlenstoff-quivalent in GtC/a

    (nach Trmel und Loose). 2010: 10 Gt C/a

    oder 36,7 Gt CO2/a

    Geschtzte CO2-Emissionen in Mt CO2proJahr, 2002 und 2030, aus fossilen Energien.- Aus IPCC 2007 Bd. 3 Tab. 4.6, S. 290

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    Kasten 7

    Bedeutung des Berichts IPCC 2001 fr die Politik in der Beurteilung durch einensachkundigen Kritiker. Diese Kritik gilt auch fr den IPCC-Bericht 2007.

    Prof. Lindzen kommentierte den Bericht des IPCC in einem Artikel in The Hill TimesOttawa. Er ist Alfred P. Sloan Professor of Atmospheric Science am MIT, Cambridge,Massachusetts. Hier eine Zusammenfassung seines Kommentars vom 1. Mrz 2004:

    Der ber 800 Seiten lange Bericht, geschrieben von Wissenschaftlern ber ihreKenntnisse in ihren spezifischen Arbeitsgebieten, ist eine bewundernswerte Zusammenstellung der For-schungsergebnisse der Klimatologie. Er zielte nicht auf die Politik. Der dem Bericht vorgeschaltete Sum-mary for Policymakers (SPM) zielt dagegen auf die Politik und ist einvllig unterschiedliches Dokument. Der SPM ist der Konsensus von Regierungsvertretern und nicht sosehr von Wissenschaftlern. Der SPM spielt Unsicherheiten herunter und beschwrt angsteinflende Sze-narien.

    Im Bericht der Wissenschaftler wird darauf hingewiesen, dass die Klimabeobachtung der

    letzten 20 Jahre nicht ausreicht fr die Abschtzung eines Langfristtrends, was der SPM unterlie zu er-whnen. Tatschlich sind die Wissenschaftler sich nur ber folgende Punkte einig:

    1. Die Globaltemperatur ist ca. 0,6 C hher als vor einem Jahrhundert.2. Die CO2-Konzentration in der Atmosphre stieg um 30 % ber die zwei letzten

    Jahrhunderte an.3. CO2 ist eines von vielen Treibhausgasen (Wasser ist das Wichtigste), deren

    Konzentrationserhhung wahrscheinlich die Erde erwrmen wird.

    Die Wissenschaftler betonen, nicht in der Lage zu sein, den vergangenen Klimawandel denCO2-nderungen zuzuordnen oder Vorhersagen ber zuknftigen Klimawandel zu machen.Die bereinstimmung in den obigen 3 Punkten besagt fast nichts in Bezug auf die politische Diskussion.Die natrliche Klimavariabilitt ist unbekannt; daher ist der anthropogene Einfluss nur sehr schwer aus

    den kleinen nderungen der Globaltemperaturen seit 1900 zu isolieren.Die bisherigen Versuche basieren auf Kurvenvergleichen (reale mit modellierten Temperaturen der letzten100 Jahre) mit der hoffnungslos naiven Annahme, dass die existierendenComputermodelle des Klimas die natrliche Variabilitt im Detail simulieren.

    Eine Verdoppelung der CO2-Konzentration bringt fr sich allein eine bescheidene Temperaturerhhungvon ca. 1 C. Die Vorhersagen grerer Erhhungen bei Verdoppelung (Klimasensitivitt) hngen ent-scheidend von den modellierten Wirkungen von Wasserdampf und Wolken ab, die aber auch die groenUnsicherheiten in den Modellen sind.

    Es gibt keinen Konsens in der scientific community ber Langfristtrends des Klimas und die Trendursa-chen. Die Kyoto-Befrworter benutzen die IPCC-Berichte als Quelle fr ihre Autoritt und wollen damitihre politischen Opponenten und die nicht ausreichend informierte ffentlichkeit beeindrucken. Die Un-sicherheiten in unseren Klimakenntnissen sind immer noch riesig weit grer als es die Kyoto-Befr-worter wahr haben wollen.

    Vgl. Kasten 13 und 14. Ergnzung: Das IPCC geriet 2009/10 in die Kritik. Ein von den UN berufenesInteracademy Council empfiehlt nderungen der nicht mehr zeitgemen Fhrungsstruktur, die strkereBercksichtigung von abweichenden Meinungen, sowie Verbesserungen im Umgang mit und der Dar-stellung von unsicherem Wissen (Tollefson (158): Climate Panel must adapt to survive; Titz (149); Eco-nomist 4.9.2010: A call to reform the IPCC; Kintisch (202): Panel faults IPCC-leadership).

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    Das tgliche, physikalisch- messtech-nisch fassbare Wetter und das statisti-sche Konstrukt Globalklima sind insteter irreversibler Vernderung. Wet-ter und Klima sind Nichtgleichge-

    wichts-Zustnde. Die Debatte berKlimawandel und Klimaschutz erfolgtweitgehend ohne die Basis gesicherterwissenschaftlicher Erkenntnis, viel-mehr eher auf ideologisch-politischerBasis. Was ist die klimatische Normali-tt? Wir haben zu wenig gesichertesWissen ber die Vergangenheit undden Ist-Zustand von Klima. Und nochweniger wissen wir von seiner zuknf-

    tigen Entwicklung. Trotzdem sind wirbesorgt, dass es wegen unseres Lebens,unseres Wirtschaftens global einigeCelsiusgrade wrmer werden knnte,und dass dies in einer Klimakatastro-phe enden knnte.

    Fr Politiker bietet die Unheilsvermu-tung eine wunderbare Gelegenheit,

    dem Brger anzubieten, ihn davor zuretten und die drohende anthropogeneKlimakatastrophe abzuwenden. Sokam der Klimaschutz in die Welt, derdarauf beruht, zu meinen, wenn dieMenschheit durch ihre Emissionen dasKlima erwrmen kann, dann muss dieMenschheit auch das Klima wieder ab-khlen knnen. Eine typische Macher-mentalitt: Wir machen, schtzen und

    steuern das Konstrukt Globalklima.

    Wie machen wir Klima? Mit dem seitetwa hundert Jahren diskutierten an-thropogenen Treibhauseffekt des CO2aus der Verbrennung fossiler Energie-trger. Diese ist der wesentliche Liefe-

    rant von Energie fr die industriellenAktivitten der Menschheit, was wie-derum den Wohlstand der Industrie-lnder begrndet. Und dieses anthro-pogene CO2 des Industriezeitalters

    wird als Klimakiller und Klimagift ver-teufelt, obwohl das Biomolekl Koh-lendioxid, neben Wasser und derStrahlung der Sonne, die dritte Haupt-komponente der Photosynthese ist, dieuns alle erhlt. Seit 1860 sind die glo-balen CO2-Emissionen aus der Ver-brennung fossiler Energietrger von0,1 ber 6 Gigatonnen in 1990 auf 10Gigatonnen C pro Jahr in 2010 gestie-

    gen (vgl. Bild 5). Im gleichen Zeitraumstieg die globale gemittelte Temperaturan der Erdoberflche um rund 0,9 Can; ein wesentlicher Teil des Anstiegsentfllt auf die Jahre von 1895 bis1940 (vgl. Bild 1).

    Wer die Menschheit und das Klimaretten will, der formuliert: Die CO2-

    Emissionen der Menschheit haben seitBeginn der Industrialisierung die Welt-temperatur erhht und das Globalkli-ma verndert. So schafft man die Ba-sis fr die Klimaschutzpolitik und be-nennt auch den Schuldigen, obwohldie CO2-Emissionen bis 1940 noch re-lativ gering waren und damit andereUrsachen nicht unwahrscheinlich sind,z.B. die Sonne im Zusammenwirken

    mit Wolken ( Marsh und Svensmark(74); Charlson et al. (75); Udelhofenund Cess (76); Calder (77); Solanki etal. (78); Malberg (119)), oder Aeroso-le, insbes. Russ (Andreae (79,80);Charlson und Heintzenberg (81)).

    6. Klimasorge, Klimaschutz, Klimamacher

    Weltweit ist 1998 immer noch das wrmste Jahr, und in Deutschland ist es 2000. DWD 6.9.2010

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    Was hat IPCC 1995 dazu gesagt? Derdamalige Konsens der Wissenschaftlerlautet: Unsere Studien legen nahe,dass menschliche Aktivitten einenfeststellbaren Einfluss auf das globale

    Klima gehabt hatten, aber sie knnenkeine eindeutige Verbindung zwischenanthropogenen Einwirkungen und Kli-manderungen herstellen. ber zweiweitere Stufen der zusammenfassendenVerkrzung gelangte dieser Konsensusin das Vorwort des Vorsitzenden: Be-obachtungen legen einen erkennbarenmenschlichen Einfluss auf das globaleKlima nahe. Einer der beiden stellver-

    tretenden Vorsitzenden war der briti-sche Wissenschaftler Sir JohnHoughton, der am 10.9.1995 im Sun-day Telegraph (siehe Thompson (82))die Meinung uerte: ... dass die unsnun bald heimsuchenden Katastrophenals gttliche Strafen anzusehen seien.Houghton, Priester? Strafen, wofr?Vermutlich fr die Industrialisierung,

    denn das IPCC benutzt als klimatologi-schen Zeitmastab oft und gern 'sinceindustrialization'. Und Abweichungenvon frei whlbaren Mittelwerten be-zeichnet das IPCC als 'anomalies'.Die weitere zielgerichtete Verdichtungder Aussage des IPCC 1995 nahmendann die Politiker, die Medien, dieUmweltorganisationen, Gewerkschaf-ten, Versicherungen und Kirchen vor

    bis hin zu der im Trend liegenden Fas-sung: Wissenschaftliche Forschungs-ergebnisse haben 1996 zu der Gewiss-heit gefhrt: Die Erdatmosphre wird

    durch menschliche Einwirkungen wr-mer und wrmer. (vgl. Petition (83))Das mag politisch korrekt sein, wis-senschaftlich ist es falsch.

    Ein Statusbericht des IPCC (vgl. Bar-nett, Hasselmann (84)) aus dem Jahr1999 kann die vermuteten anthropo-genen Anteile an der beobachteten Zu-nahme der globalen Temperatur wh-rend der letzten 50 Jahre noch immernicht beziffern: Recent changes inglobal climate inferred from surfaceair temperatures are likely not due so-lely to natural causes. At present it is

    not possible to make a very confidentstatement about the relative contribu-tions of specific natural and anthropo-genic forcings to observed climatechange. So hnlich hat dies das IPCCauch schon 1990 gesehen.In der Zusammenfassung fr Entschei-dungstrger des Berichts 2007, Bd1,S.10 heisst es: Der beobachtete Anstieg

    der Globaltemperatur seit der Mittedes 20. Jahrhunderts ist sehr wahr-scheinlich (very likely) der beobachte-ten Zunahme der Treibhausgas-Kon-zentrationen zuzuschreiben. Dies istein Fortschritt seit der Schlussfolge-rung von IPCC 2001, Bd. 1, S. 61, wo-nach das Meiste der ber 50 Jahre be-obachteten Erwrmung wahrschein-lich (likely) der Zunahme der Treib-

    hausgas-Konzentrationen zuzuschrei-ben ist.

    IPCC 2007 Bd. 1, S. 3:Very Likely = more than 90% probability of occurence ; Likely = more than 60%

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    Dies Kapitel orientiert sich bis S. 30 imWesentlichen an der ausfhrlichenDarstellung im Buch von Peter Mllerund Hans von Storch Computer Mo-delling in Atmospheric and Oceanic

    Science, Springer Verlag (2004),ISBN 3-540-40478-3.

    Wir knnen mit unserem Planeten kei-ne Experimente anstellen. Wenn mannicht messen kann, dann ist das einzi-ge quantitative Werkzeug fr die Ab-schtzung des Einflusses menschlicherAktivitten auf die Umwelt die nume-rische Modellierung.

    Quasi-realistische numerische Modellebasieren auf Naturgesetzen, ergnztum phnomenologische Erkenntnisse.Sie erfordern geschickte Wahl der re-prsentativen Variablen, der Approxi-mation und der Diskretisierung dernaturgesetzlichen Grundgleichungen,der Parametrisierung der nicht dar-

    stellbaren Prozesse, u. a. m.. Sie sindkeine Vorlufer von groen allumfas-senden Umwelt- und Klimatheorien,sondern Laboratorien fr Experimen-te.

    Je komplizierter das Modell ist, destoschwieriger ist es dem Laien zu erkl-ren, und desto eher wird der (Leicht-)Glubige geneigt sein, die Ergebnisse

    berzuinterpretieren, whrend derSkeptiker mit den Schultern zuckt undtrash in, trash out murmelt. Umge-kehrt grnden einfache konzeptionelleModelle auf Idealisierungen und Hy-pothesen, die von Laien in ihren Aus-wirkungen kaum zu beurteilen sind

    (Beispiel: Die Berechnung des fiktivenTreibhauseffekts, Kasten 3, S. 9.

    Quasi-realistische Klimamodelle wer-den zusammen gebaut aus Teilmodel-

    len der Atmosphre, der Hydrosphre(Ozeane, Binnenmeere), der Kry-osphre und anderen Klimakompo-nenten. Diese Teilmodelle werden be-schrieben mit Bilanzgleichungen frMasse, Impuls und Energie, charakte-ristisch fr das jeweilige Medium, inder Form eines umfangreichen Satzespartieller Differenzialgleichungen (sie-he hintere ussere Umschlagseite). Sie

    sind analytisch nicht lsbar und wer-den in Differenzengleichungen umge-wandelt, d. h. diskretisiert. Nach Dis-kretisierung in Raum und Zeit werdendiese Gleichungen in einen Computer-Code umgewandelt; dieser Code istdann das Computermodell. Differen-zengleichungen und Parametrisierun-gen sind abhngig von der Auflsung.

    Die Diskretisierung ist das Modell.

    Bei der Diskretisierung knnen klein-skalige (subgridscale) Prozesse nichtmehr aufgelst werden gem ihrennaturgesetzlichen Gleichungen. SolcheProzesse sind Konvektion, Wolkenbil-dung, Niederschlag, Absorption undEmission von Strahlung, Oberflchen-reibung, Eisbildung und viele andere.

    (In der Energiebilanz der Atmosphrestellen sie oft die dominierenden Quel-len und Senken dar.)

    Ihre Funktionen im groskaligen Mo-dell mssen parametrisiert werden inmglichst physikalischer Weise. Alle

    Die Welt bleibt unberechenbar (162)

    7. Klimamodellierung, Prognosen, Computer. Warum? Wie? Wer?

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    Kasten 6.1 Selbsterkenntnis eines Modellierers

    Whrend eines Vortrages, den ich mir vor Jahren anhrte, wurde eine Folie gezeigt, die be-weist, dass es Wissenschaftler mit Selbsironie und dem damit verbundenen Abstand zu ihremForschungsgegenstand gab. Prof J. S. Chang, State Univ. of New York, Albany (1978) defi-nierte sich und seine Ttigkeit im Bereich einer Modellierung der Luftqualitt wie folgt:

    An Air Quality Model is a set of mathematical equations with uncertain validity, includingboundary and initial conditions based on limited data and chemical reaction rate coefficientsprovided by over-confident chemists. A modeller is a person who solves the above set of equa-tions by means of heuristic numerical techniques with unknown accuracy and then validatesthe solution with judiciously chosen atmospheric measurements to reach foregone conclusi-ons with acceptable 95% confidence level.

    Bild 6. Prognosen des IPCC aus 17 Jahren fr

    den globalen Meeresspiegelanstieg bis 2100.

    Sie zeigen die Anpassung solcher Vorhersagen

    an den Trend der letzten 400 Jahre, an die

    Realitt. Ein Beitrag zum Thema Prognosen

    und ihr Schicksal mit zwei Lernkurven.

    Einen weltweit einheitlichen Meeresspiegel

    gibt es nicht. In der Erdgeschichte hat es

    durch vielerlei geophysikalische und me-

    teorologische Prozesse stets und auch heu-

    te Vernderungen des Meeresspiegel gege-

    ben. Die Globale Massenbilanz des Eises

    von Nordpol, Grnland und Antarktis ist

    derzeit und fr eine berschaubare Zu-

    kunft positiv. Seit der letzten Eiszeit ist der

    Meeresspiegel stetig abnehmend gestiegen,z.B. an der Nordseekste immer noch

    35cm pro Jahrhundert innerhalb der letz-

    ten 400 Jahre. Die verfgbaren Pegel zei-

    gen global im 20. Jahrhundert einen An-

    stieg von 16 bis 18cm, deutlich weniger als

    in den Jahrhunderten davor. Das IPCC hat

    seine mittleren Prognosen fr 2100 von

    63cm (1990) auf 39cm (2007) zurck ge-

    nommen : Lernkurve. Die Panikmache be-

    zglich bevorstehender Kstenberflutun-

    gen hat keine naturwissenschaftliche

    Grundlage.

    Klaus-Eckart Puls (200),

    27624 Bad Bederkesa

    Kasten 6.2 Meeresspiegelanstieg-Prognose

    cm

    Meeresspiegel-Anstieg; cmPrognosen des IPCC fr 2100

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    Klimamodelle enthalten solche Para-metrisierungen, oft in sehr verborge-ner Form. Das Nicht-Einbeziehen ei-nes Prozesses ist auch eine Art der allgemein betrachtet unbefriedigen-

    den und unverzichtbaren Parametrisie-rungen.

    Unterschiede bei Diskretisierung undParametrisierung erklren die Unter-schiedlichkeit der blichen numeri-schen Modellierungen verschiedenerForschergruppen. Die rumliche Dis-kretisierung wird in der ffentlichkeitoft erlutert: In der Flche legt man ein

    Gitternetz ber die Kugelgestalt unse-res Planeten, die Gitterlinien verlaufenparallel zu den Lngen- und Breiten-graden, Abstnde einige 100 km (glo-bale Modelle) bis einige 10 km (regio-nale), siehe Bild hintere innere Um-schlagseite. Vertikal wird die Atmo-sphre in 10 bis 30 Schichten unter-teilt.

    Die Diskretisierung der Strahlung siehtz. B. wie folgt aus (ECHAM 5): kurz-wellige Sonnenstrahlung von 0,2 bis4,0 m nur vier Spektralintervalle mitBreiten von 0,5 bis 1,6 m; die lang-wellige Wrmestrahlung von 3 bis1000 m (oder 3000 bis 10 cm-1) in 16Spektralintervallen, z. B. ein Intervallvon 630 bis 700 cm-1 um die wesentli-

    che CO2-Bande. Die langwellige Emis-sivitt wird fr alle Oberflchen undSpektralintervalle als konstant mit0,996 angenommen. (vgl. dazu Volz(30) und Kap. 9.4, S. 58).Diese quasi-realistischen Klimamodel-le sind das einzige Werkzeug fr die

    Erforschung der Dynamik des Klimasund der Entwicklung detaillierter Sze-narien. Die Nutzer der aus Klimamo-dellen gewonnenen Information ms-sen sich der Grenzen dieser Modelle

    bewusst sein; die zwei wichtigstensind: Globale Klimamodelle simulie-ren gut aufgelste Phnomene befrie-digend; sie versagen fr schlecht odernicht aufgelste Prozesse und Ablufe.Gut aufgelst bedeutet Skalen voneinigen hundert oder mehr Kilometer.Schlecht aufgelst sind dann Regio-nen wie die Nordsee oder die Insel-gruppe Hawaii. Klimamodelle sagen

    nicht voraus. Sie simulieren plausibleRealisierungen eines Zufallsprozesses.Unterschiedliche Anfangsbedingungenfhren zu differenten Ablufen, aberidentischer Statistik.

    Unglcklicherweise unterliegen Szena-rien oft einer Metamorphose vonPlausibel oder Mglich zu Si-

    cher bis Wahr auf ihrem Weg vonder konomie zur Klimatologie zurKlimafolgenforschung zur ffentlich-keit. Man bedenke, dass es auch in denWissenschaften menschelt. Die Arbeitan quasi-realistischen Klimamodellenunterliegt wie alle menschlichen Akti-vitten politischen und konomischenZwngen sowie sozialen und psycho-logischen Gegebenheiten.

    Computermodelle und ihre virtuelleRealitt werden vom Modellbauerund -nutzer geschaffen. Ob ein Modellempfindlich ist auf nderungen desAntriebs oder der Konfiguration ist imWesentlichen eine Sache des Systems,

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    kann aber auch von einem geschicktenModellierer kontrolliert werden, teilsbewusst, teils unbewusst. Wohl meist

    ein unbewusster Vorgang, getriebenvon dem Wunsch der Modellierer, Er-gebnisse gem dem herrschenden Pa-radigma (z. B. CO2 ist der alles beherr-schende Klimafaktor) zu liefern undFinanzierung sowie Karriere zu fr-dern. Ldecke (172) sagt: Unzurei-

    chende Genauigkeit von Computer-Klimamodellen schdigt keineswegsdie Serisitt der Klimaforschung mit

    Modellen (siehe S. 25), sondern nurdie Serisitt derjenigen, die Modell-vorhersagen fr bare Mnze verkau-fen.Bestimmte Ausprgungen von Model-len sind gesellschaftlich begnstigt, z.B. groe Sensitivitt. Zeitschriften be-

    Kasten 8

    Das Neueste zur Nordatlantik-Zirkulation: Sie verlangsamte sich seit 1957, obwohldie Modellszenarien das noch nicht so bald erwarten lieen.

    Groe Beachtung fand eine Publikation von Bryden et al. (49) im Dezember 2005 ber Vern-derungen der Meeresstrmungen im nrdlichen atlantischen Ozean zwischen den Jahren1957 und 2004. In letzterem Jahr wurde mehr vom (konstant gebliebenem) Golfstrom nachSden zurck zirkuliert in Tiefen bis 1000 m im subtropischen Wirbel, und weniger kehrte alsnordatlantisches Tiefenwasser (ca. 4000 m) nach Sden zurck. Der Vergleich 2004 mit 1957ergab, dass die atlantische meridionale Umwlzung sich um 30 % verringert habe; Kommen-tare dazu sammelte Schiermeier (50).

    Hier Ausschnitte aus einem Interview betr. Brydens Messungen, das Fritz Vorholz mit Prof.Stefan Rahmstorf fhrte, Die Zeit, 8.12.2005:

    V: Ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass es zu einem Abriss desNordatlantikstroms kommt?

    R:Fr solche Folgerungen ist es zu frh. Wir mssen die neuen Messergebnisse in dennchsten Monaten erst genauer analysieren und im Kollegenkreis diskutieren.

    V: Irgendwie scheinen Sie doch an den Messungen Ihrer britischen Kollegen zu zweifeln,oder?

    R:Nein, aber sie werfen viele Fragen auf. Sie widersprechen den Modellszenarien berdie Entwicklung der Atlantik-Zirkulation unter dem Einfluss der globalen Erwrmung.Kein Modell lie erwarten, was Bryden et al. (49) gemessen haben. Laut unserenSzenarien drfte sich die Zirkulation bis heute kaum verndert haben. Die Klimamodel-le lassen erst bei wesentlich strkerer globaler Erwrmung eine messbare Abschwchungder Zirkulation erwarten.

    V: Ist der Mensch an der Vernderung der Golfstrom-Zirkulation schuld?

    R:Auch das wissen wir nicht; das behaupten auch Bryden et al. nicht. Allerdings knnenwir auch eine natrliche Schwankung als Ursache nicht ausschlieen ber solcheSchwankungen in dieser Tiefe wei man noch zu wenig.

    V: Das klingt ziemlich ratlos.R:Auf jeden Fall haben uns die Erkenntnisse von Bryden et al. vor einige spannende Rtsel

    gestellt, die durch weitere Messungen und Modellsimulationen geknackt werden mssen.

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    vorzugen beunruhigende, alarmieren-de Ergebnisse, was wiederum der Fi-nanzierung und dem Ansehen des For-schers frderlich ist. Die Medien gebenihren Berichten ber klimatologische

    Forschungsergebnisse, ber die Expe-rimente mit Klimamodellen einen

    Spin, je nach Einstellung ihrer Wissen-Redaktionen.

    Klimatologische Rechnungen gehenhufig von dem wohl definierten Zu-

    stand des reversiblen thermodynami-schen Gleichgewichts aus. Dieser exi-

    Kasten 9

    Klima, Modelle, Computer, Prognosen

    Was knnen wir wissen? Aussagen zum Klimawandel werden berwiegend mittels Computer-modellierung und -simulation getroffen. Mit Modellen lsst sich unter bestimmten Bedingun-gen die Realitt abbilden, aber es lassen sich auch Mrchen erzhlen. Gib mir vier verstellba-re Parameter und ich kann einen Elefanten simulieren. Gib mir einen mehr, und ich lass seinenRssel wackeln (John Neumann).Das IPCC hat von der UN und den Regierungen den Auftrag erhalten, den menschlichen Ein-fluss auf das Klima zu untersuchen, nicht aber, die Klima-Entwicklung insgesamt zu beurtei-len. Dementsprechend sind die Berichte des IPCC an seine Auftraggeber nicht ergebnisoffen.Ihr Schwergewicht liegt eindeutig auf dem Wirken der sogenannten Treibhausgase. NatrlicheEinflsse, hier vor allem die der Sonne, werden nur sehr eingeschrnkt betrachtet. Hinzukommt, dass das Wissen ber die sogenannten Antriebe des Klimawandels sehr unterschied-lich ist. Die Treibhausgase, Ausnahme ist der Wasserdampf, sind gut erforscht. Das Verstnd-nis der Wolkenbildung wird dagegen im letzten IPCC-Bericht von 2007 als niedrigeinge-schtzt. Wolkenbildung und Treibhausgase beeinflussen das Klima etwa gleichstark.

    Modelle sind so gut wie die sie sttzenden Daten verlsslich sind. Computermodelle liefernbrauchbare Ergebnisse innerhalb eines durch Messungen oder andere belastbare Verfahren er-zeugten Datenbereichs. Sobald aber die Datenlage unsicher ist oder der Datenbereich verlassenwird, letzteres tun Vorausberechnungen, werden Simulationsergebnisse mit wachsender Di-stanz vom Ausgang immer mehr zur Glaubenssache (vgl. Bild 7 und 8).

    Grund dafr ist der Prognosefehler, der schnell Dimensionen erreicht, welche die Ergebnissevllig wertlos werden lassen.

    Beispielsweise stellt die offizielle Bevlkerungsstatistik fr den nun wirklich menschgemachtendemographischen Wandel keine Vorausberechnung bereit, die einen Zeithorizont von 50 Jah-ren berschreitet. Dies geschieht, obwohl im Gegensatz zu den Klimamodellen sehr gute Da-ten als Ausgang vorliegen, und die zugrunde liegenden mathematischen Anstze vergleichswei-

    se einfach sind.Was also knnen wir wissen? Sicherlich nichts ber das Klima im Jahr 2100. Die vorgestelltenModellrechnungen mgen anschaulich sein. Hinzu kommt, dass sie in sich wiederspruchsfreisind, denn Computermodellierung ist angewandte Mathematik. Sie sind aber das Ergebnis ei-ner Simulation, und simulieren bedeutet auch etwas vorzutuschen.

    Peter Krah, 01809 Heidenau

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    stiert im hochdynamischen Klimasy-stem nicht, weder im Groen, noch imKleinen. Die raumzeitlichen, nicht-iso-thermen Vernderungen der Zustands-variablen des Klimasystems verhin-

    dern thermodynamisches Gleichge-wicht. Man kann einwenden, dass, ob-wohl prinzipiell falsch, der Gleichge-wichtsansatz meist doch eine vernnf-tige Nherung darstellt. Frage: Ist sieauch gut?Man sollte nicht bersehen, dass diemit solchen und anderen groben Ver-einfachungen prparierten Modellsy-steme (allzumal bei den lange noch

    nicht in allen Einzelheiten bekanntenWirkfaktoren) nicht die wahre Ab-bildung des Klimas sein knnen. Rich-tig wre die Beschreibung des Klima-systems mit den Gesetzen der irreversi-blen Thermodynamik. Die Lsung w-re eine schiere Unmglichkeit mit denheutigen Mitteln. Der anthropogeneTreibhauseffekt und seine allflligen

    Auswirkungen auf das Klima in Ver-gangenheit, Gegenwart und Zukunftsind Theorien, keine gesicherten Er-kenntnisse. Er ist kein experimentellphysikalischer Prozess.

    IPCC 2001, Bd. 1, Kap. 14.2.2, S. 773und 774 berichtete ber Fortschritteunseres Wissens ber das Klima unterder berschrift Vorhersagbarkeit in

    einem chaotischen System : In derKlimaforschung und Modellierungmssen wir beachten, dass wir es miteinem gekoppelten nicht-linearen Sy-stem zu tun haben. Und deswegen istdie langfristige Vorhersage zuknftigerKlimazustnde nicht mglich. Das Be-

    ste was wir erwarten knnen zu errei-chen ist die Vorhersage der Wahr-scheinlichkeits-Verteilung der zuknf-tig mglichen Zustnde des Systemsmit Hilfe der Hervorbringung von En-

    Bild 7. Primrenergieverbrauch in Mio. t

    SKE/a der Bundesrepublik Deutschland(West). Nach Angaben DLR; dicke Kurve: Ist-werte 1970 bis 1995, dnne Linien: Progno-sen aus den Jahren 1973 bis 1984.

    Bild 8. Bruttostromverbrauch in TWh/a derBundesrepublik Deutschland (West). NachAngaben der DLR; dicke Kurve: Istwerte1970 bis 1995. Senkrechte Balken: Prognosen

    fr das Jahr 2000 aus den Jahren 1976 bis1984, gestrichelte Linie: Lernkurve.

    Bild 7 und 8:Prognosen und ihr Schicksal

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    sembles von Modell-Lsungen. FrIPCC 2014 entwickelt das britischeHadley Centre ein noch komplizierte-res Erd-Klima-Modell, obwohl dieModellierer wissen, das ihre Kreation

    nie die Wirklichkeit reprsentierenwird, selbst wenn die Lebenszyklender Pandabren einbezogen wr-den(153). Solche Selbsterkenntnis istlobenswert. Ein konom wurde schonmit den Worten vernommen:MeineModelle und Konzepte ersetzen mirdie empirische Beobachtung und Mes-sung. Solcher blinder bermut ist ab-surd, den bestraft das Leben.

    Oreskes, Shrader-Frechette u. Belitz(85) uerten sich 1994 als Geowis-senschaftler und Philosophen zur Be-deutung von computergesttzten nu-merischen Modellen in den Geowis-senschaften: Der Nachweis derSchlssigkeit numerischer Modelle na-trlicher Systeme ist unmglich, weilnatrliche Systeme nie geschlossen

    sind, und weil Modellergebnisse nieeindeutig sind. Modelle knnen best-tigt werden durch die Demonstrationvon bereinstimmung zwischen Beob-achtung und Vorhersage, aber diesebereinstimmung ist inhrent unvoll-stndig. Die vollkommene Besttigungist logischerweise unmglich infolgedes unvollkommenen Verstndnissesder Naturphnomene. Der Wert der

    Vorhersagen aufgrund der Modellie-rungen ist immer zu bezweifeln; ihrprimrer Wert ist heuristischer Natur.Wenn Modellergebnisse mit heutigenund vergangenen Beobachtungenbereinstimmen, dann ist das kein Be-weis fr die Richtigkeit dieses Modells

    oder von auf diesem Modell basieren-den Prognosen. Numerische Modellesind eine Form der hochkomplexenwissenschaftlichen Hypothese; sie sindkeine gesicherte Erkenntnis, die von je-

    dermann und jederzeit durch das Ex-periment berprft werden knnte.Oreskes schwchte spter ihre radika-len Feststellungen ab. Und 2010 er-schien ein Buch von Oreskes und Con-way ber Defeating the Merchants ofDoubt. Die beiden Autoren glauben,dass die berwiegenden Beweise dieKlimatologen nun veranlassen sollte,die anthropogene Erwrmung klar

    und deutlich als eine Tatsache zu kenn-zeichnen (165). Ich glaube das nicht.Die Beobachtungen 2000 bis 2009sprechen dagegen.

    Nach Jaworowski (86) sind computer-basierte Klimamodelle in mathemati-sche Form gebrachte Meinungen ihrerSchpfer ber das Funktionieren des

    globalen Klimasystems. Offene Syste-me, wie das Klima unseres Planeten,sind nicht wahrhaftig modellierbar, al-so auch nicht wahrhaftig vorherseh-bar. Rind (142) meint: Wetter undKlima sind komplex: Determiniertheitinmitten von Chaos, Unvorhersehbar-keit inmitten von Verstndnis. Analo-ges gilt fr das Geschehen in Volks-wirtschaften. Die Modellszenarien

    knnen falsch und wegen des Vorsor-geprinzips unausgewogen sein, wo-durch eher recht negative, als wahr-scheinliche Ergebnisse der Prognosenzu erwarten sind. Von Storch formu-lierte: Auch wenn Modelle verschie-dener Klimaforscher hnliche Effekte

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    zeigen, so ist dies wegen der sozialenVernetzung der Klima-Modellierer un-tereinander nur bedingt ein Hinweis

    auf die Zuverlssigkeit der Modelle.Dabei ist auch zu sehen, dass gewisseModelleigenschaften sozial belohntwerden. Journale, wie Nature undScience, haben eine klare Tendenzzu ffentlich interessanten, d.h. beun-ruhigenden, alarmierenden Resulta-ten. [Da wird dann schon einmal ab-normality anstelle von anomaly bzw.T gebraucht (Kerr (87)), Anm. d.

    Verf.] Der Widerhall in den allgemei-nen Medien zahlt sich in Anerkennungund bei der finanziellen Frderungaus. Und solcher Widerhall wird eherdurch Alarmierung denn durch Relati-vierung erzielt. Andererseits kann eingeschickter Modelleur die Resultate

    seiner Modellierung in Grenzen durchdie Spezifikation der Parametrisierun-gen selbst bestimmen. AlarmierendeKlimavorhersagen sind entscheidenddavon abhngig, dass in die Modelle

    groe positive H2O-Feedbacks einge-baut sind. Tatschlich sank die Feuch-tigkeit der oberen Troposphre seit ei-nem halben Jahrhundert (Lindzen(175)). Auf die Mglichkeiten der Ma-nipulierbarkeit von Computermodel-len weist auch Luhmann (69) hin.Der Beitrag auch des teuersten und lei-stungsfhigsten Computer zur Wahr-heit einer Modellprognose ist gleich

    Null. Computersimulationen suggerie-ren eine illusionre Przision, obwohlunsichere Annahmen, grobe Vereinfa-chungen oder gar Irrtmer der Model-lierung zugrunde liegen. Man soll Pro-gnosen nach abgelaufener Zeit immermit der eingetretenen Wirklichkeit ver-gleichen. Zwei Mglichkeiten der Dar-stellung des Themas Prognosen und

    ihr Schicksal zeigen Bild 7 und 8. Einanderes, gut bekanntes Beispiel fr ei-ne fehlgegangene schreckenerregendePrognose ist der sptestens fr 1999vorausgesagte Tod des deutschenWalds, der sich heute wie frher einernormalen Gesundheit (nicht eineridealen) erfreut, vgl. Kandler (88) undHolzberger (89).

    Bild 5 auf S. 22 zeigt die CO2- Emissio-nen von 1860 bis heute. Die zur Jahr-hundertwende 2000 als gesichert undals zu damaligen Preisen gewinnbarbetrachteten Vorrte von f