wort 16 sep 2011

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Page 1: Wort 16 SEP 2011

Luxemburger WortFreitag, den 16. September 2011CAMPUS96

Mahulena Hof-mann: Luxem-

burg mit Prag-Connection.

(FOTO: GUYJALLAY)

Prof. Dr. Mahulena Hofmann berufen

Weltraum: unendliches Jura?SES-Stiftungsprofessur in Satellitenkommunikations- und Medienrecht an der Uni Luxemburg

(ILLUSTRATION:SES/ SABINA PA-LANCA)

Mahulena Hofmann forscht eigent-lich in einem sehr rechtssicherenRaum – dem Weltall. „Die mensch-liche Nutzung des Weltraums unddie Anwendung moderner Techno-logie war immer mit dem interna-tionalen Recht eng verbunden. Ju-ristische Fragen waren im interna-tionalen Recht immer mit derTechnologie und der menschlichenNutzung des Weltraums verbun-den“, sagt die so eben berufeneInhaberin der SES-Stiftungsprofes-sur in Satellitenkommunikations-und Medienrecht an der Uni Lu-xemburg.

Schwerpunkt ihrer Forschungs-arbeit in Luxemburg wird derrechtliche Rahmen der Satelliten-kommunikation (weiter z. B. dieVerwaltung internationaler Welt-raum-Funkfrequenzen und dieArbeit, Struktur, Verfahren,Mechanismen der InternationalenTele- kommunikationsunion) sein.

Diese ist eine der ältesten in-ternationalen Organisationen undeine Sonderorganisation der UN,wichtiges Organ des Weltraum-rechts. So muss jedes Objekt, dasin den Weltraum geschickt wird,mehrmals registriert sein – phy-sisch bei der Uno –, aber auch mitSendefrequenz und Positionie-rung im geostationären Orbit beider Telekommunikationsunion.Außerdem unterliegt der Welt-raumverkehr unterschiedlichennationalen Regeln sowie auchUmweltauflagen. Hier geht eshauptsächlich darum, sicherzu-stellen, dass außerirdisches Ter-

ritorium nicht vor der wissen-schaftlichen Erforschung mitmenschlichen Fremdkörpern„verseucht“ wird. „Beim Starteines künstlichen Himmelskör-pers dürfen keine irdischen Mi-kroorganismen unkontrolliert inden Weltraum gelangen, bei sei-ner Rückkehr keine exogenen“,sagt Hofmann. Geregelt ist auchdie Abschirmung nuklearer Ener-giequellen. „Überhaupt funktio-niert auf informell-wissenschaft-licher Ebene selbst die Zusam-menarbeit mit Staaten, die ihreWeltraumprogramme erst entwi-ckeln oder planen und die demUmweltschutz bisher eine eheruntergeordnete Rolle eingeräumthaben innerhalb von nicht staat-lich organisierten Organisationen

wie zum Beispiel Cospar („Com-mitee on Space Research“) sehrgut.“

Vielschichtige Raumfahrt

„Nahezu jeder Staat der Erde ist imWeltraum aktiv, sei es nur, wasNavigationssatelliten anbelangt.Afrika soll in Zukunft stärker ein-gebunden werden, weil Weltraum-technologie gerade hier Infrastruk-turdefizite beheben kann. Nichtvereinfacht wird die Kontrolle derEinhaltung völkerrechtlicher Vor-gaben dadurch, dass Raumfahrtund Weltallnutzung heute sowohlmilitärisch als auch staatlich (zuForschungszwecken) und privat(Stichwort Weltraumtourismus)betrieben wird.

„Vieles ist geregelt, und auch fürdie militärische Nutzung des Welt-raums gibt es klare Regeln, dieheißen: keine Kernwaffen, keineAggression. Diskutiert wird zurZeit die Bewertung von Angriffenauf Weltraumobjekte, insbeson-dere inwieweit diese eine klassi-sche Gewaltanwendung darstellenkönnen.“ Die Rechtswissenschaft-lerin ist sich freilich bewusst, dassnicht alle Weltraumobjekte voll re-gistriert sind und dass einigeLänder aus diplomatischen undmilitärischen Gründen mit einzel-nen Weltraumobjekten in einerRechtsgrauzone operieren.

Herausforderung für Forscher

Universität und Geldgeber SES(Astra – Betreiber der „Société eu-ropéenne de satellites“) wähltendie juristische Variante, wo doch

auch technologische Forschungmöglich gewesen wäre. Warum?

Tatsächlich sieht MahulenaHofmann ihre Professur nicht reinjuristisch. Die deutsch-tsche-chische Wissenschaftlerin freutsich darauf, in Luxemburg sehrinterdisziplinär zu arbeiten. „Er-fahrung aus anderen Fächern,etwa dem Technologiebereich, istauch für mich wichtig. Recht rea-giert immer auf bestehende Situa-tionen, deshalb wird die Zusam-menarbeit mit anderen Wissen-schaftlern und Fakultäten sehrwichtig sein.“

Luxembourg Connection

Für sie als frühere Professorin der(von Karl IV.) gegründeten PragerUniversität gibt es aber auch einennahezu sentimentalen Grund, inLuxemburg zu arbeiten: „Auch aushistorischen Gründen freue ichmich, hier forschen zu können.Außerdem will ich dazu beitragen,die Kontakte zur ,ersten Luxem-burger Universität‘ in Prag und zuosteuropäischen Netzwerken aus-zubauen. Aber in Luxemburg sit-zen neben der SES auch noch vieleinternationale Telcos und juristi-sche Entscheidungsträger und derForschungsstandard hier wird in-zwischen international aner-kannt.“

Vorlesungen beginnen in weni-gen Tagen im Rahmen des Mas-ters in Europäischem Recht: „Diebisherige Zusammenarbeit mitSES ist vorzüglich und ich hoffe, indie Lehre Experten aus Betzdorfeinbinden zu können.“ (rh.)

Akademische Eröffnung Der Rektor der Universität Lu-xemburg, Rolf Tarrach, lädt einzur feierlichen Eröffnung desakademischen Jahres 2011/2012am Mittwoch, dem 21. Septem-ber, um 17.30 Uhr auf CampusKirchberg (Salle Feydert). DenGastvortrag zum Thema „Lastratégie ‚Europe 2020‘: défis etespoirs” hält der Präsident derEuropäischen Investitionsbank,Herr Philippe Maystadt. Danachfindet die feierliche Vergabe von Doktor-Titeln an frühereStudenten statt.

US-Luxemburgisch in den USAEnglischer Sprachkontakt in denluxemburgischen Sprachinseln imMittleren Westen der USA ist dasThema der Masterarbeit vonAmira Ouardalitou. Dafür hat sievon der Universität Bielefeld andie Universität Freiburg gewech-selt und sich der luxemburgischenJugendsprache gewidmet. In ihrerMasterarbeit wertet sie 29 Inter-views, 2008 im Mittleren Westenerhoben, aus. Interessant ist trotzder weiten Entfernung zum Groß-herzogtum Luxemburg, der sehrgute Erhalt der luxemburgischenSprache in sogenannten Sprachin-seln. Im Oktober wird die For-scherin an der Universität Wieneinen Vortrag im Rahmen derMasterarbeit in einer Seminarsit-zung halten. Ebenso sollen wei-tere Vorträge, auch im Großher-zogtum Luxemburg, stattfinden.

Seniorenstudium an der UniImmer mehr Menschen im Ren-tenalter nutzen ihre Zeit zur aka-demischen Weiterbildung. Umdiesem Bedürfnis entgegenzukom-men, lanciert die Universität Lu-xemburg gemeinsam mit dem„RBS-Center fir Altersfroen“ ausItzig und Prof. em. Robert Theiszum Auftakt des Wintersemestersdas Seniorenstudium – eine Aus-wahl von Vorlesungen aus ver-schiedenen Fachbereichen, in dieSenioren sich einschreiben kön-nen. Das Angebot dieses Winter-semesters umfasst 17 Kurse, da-runter Einführungen in Ethik, So-ziologie, Philosophie und Ge-schichte der Psychologie, aberauch Einführungen in Latein undaltgriechischer Sprache.Angesprochen sind interessiertePersonen über 60 Jahre oder inFrührente.

■ Familiennamen im VisierDas „Laboratoire für Luxembur-gische Sprache und Literatur“der „Unité de Recherche Identi-tés, Politiques, Sociétés“ (Univer-sität Luxemburg) lädt ein zueiner Tagung „Familiennamenzwischen Maas und Rhein“ dievom Mittwoch, 21. September, bisDonnerstag, 22. September, ab 9Uhr am Campus Walferdingenstattfindet. Diskutiert werden dieSprachgeschichte, vor allemHerkunft und Geschichte vonNamen, sowie die Lautgeschich-te. Auch die Siedlungsgeschichte,insbesondere Phänomene deshistorischen Sprachkontakts unddie Kartierung von Familienna-men werden auf der Tagung be-handelt. Das Untersuchungsge-biet wird neben Luxemburg denwestmitteldeutschen Sprachraumund angrenzende Gebiete inBelgien, den Niederlanden undFrankreich umfassen. Tagungs-sprachen sind Deutsch und Fran-zösisch. Programm verfügbar auf

■ www.fnr.lu.

Über Experimente Wirtschaft und Finanzen verstehen Luxembourg School of Finance richtet Konferenz der „Economic Science Association“ aus

Welche Rolle spielen Emotionenin finanziellen Entscheidungssi-tuationen? Und wieso halten sichFrauen im Wettbewerb mehr zu-rück? Rund 130 Ökonomen aus derexperimentellen Wirtschaftsfor-schung werden auf diese und vieleweitere Fragen auf der europäi-schen Konferenz 2011 der Econo-mic Science Association (ESA)eingehen. Diese findet bis zum 17.September in der Abtei Neumüns-ter statt. Die ESA ist eine profes-sionelle internationale Organisati-on, die wirtschaftliches Verhalten

anhand kontrollierter Experi-mente untersucht.

Die experimentellen Methoden,die auf der diesjährigen Konferenzvorgestellt werden, bedienen sichder Psychologie und der Wirt-schaftstheorie, um ökonomischeEntscheidungen von Personenund Unternehmen und deren Wir-kungen zum Beispiel auf Börsen-kurse und Bilanzen zu verstehen.Die Konferenz wird von der Lu-xembourg School of Finance derUniversität Luxemburg organi-siert.

Prof. Charles R. Plott vom Ca-lifornia Institute of Technologyhat die Konferenz am Donners-tag, dem 15. September, eröffnet.Er fasst die Erkenntnisse aus aus-gewählten Beispielen der Grund-lagenforschung zusammen undberichtet über den Einsatz expe-rimenteller Methoden zur Effi-zienzsteigerung in komplexenProzessen, die Verkaufszahlen inMillionenhöhe generiert haben.Plott war Präsident der ESA von1987 bis 1988 als Nachfolger desGründers und Nobelpreisträgers

Vernon L. Smith. Beispiele sol-cher Experimente geben auchdie beiden weiteren Hauptred-ner Prof. John Hey von der Uni-versität York und Prof. MatthiasSutter von Universität Inns-bruck.

Während Hey auf die Bedeu-tung der Ökonometrie in der expe-rimentellen Wirtschaftsforschungeingeht, wird Sutter von einemExperiment mit tausend Kindernund Jugendlichen berichten, derenökonomisches Verhalten unter-sucht wurde.