worte des dankes

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Worte des Dankes. Von Wilhelm Roux. Zu meiuem 60. Geburtstag'e ist mir yon vielen Mitarbeitern des Arehivs die groge Festschrift, welehe in zwei Teilen den 30. Band dieses Archivs darstellt, gewidmet worden. Es dr~ngt reich, den Forschern, welehe dieses bedeutende, an neuen Tatsachen und Ge- danken reiche Werk geschaffen haben, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Diese Festgabe ist mir die h0ehste yon allen Ehrungen, die mir aus Anlag dieses Festes zuteil geworden sind. Sie selber ist ein monumentum ~ere perennius. Weiterhin mSehte ieh meinem verehrten Freunde, Professor BA•- FUI~TH, danken, welcher dieses Werk mit einer yon vollkommener Saehkenntnis, tiefem Verst~tndnis fur das Wesen meiner wissensehaft- lichen Bestrebungen und yon grogem Wohlwollen zeugenden Adresse eingeleitet hat, ferner Herrn Professor GEBHARDT~ dem Vater der Idee zu dieser sehSnen Art der Feier und zugleieh dem gewandten Herausgeber der Festsehrift, desgleiehen der um die Wissensehaft hoeh- verdienten Verlagsbuchhandlung WILHEL:~[E~GELMAN~. Ihnen allen, deneu ich so viel schulde, reiht sigh noch eine Anzahl yon Forsehern unsres Gebietes sowie yon benaehbarten Gebieten an, welche dureh die Unterzeiehnung tier Adresse sich den in ihr mir ausgesprochenen freundliehen WUnsehen angesehlossen und dadurch zugleieh aueh 5ffentlich ihre Sympathie mit der exakten causal-analytisehen Morp hologie~bekundet haben. Allen diesen Forsehern ist mein innigster Dank gewidmet. Es sei mir ferner ges~attet, an dieser St~tte aueh den vielen Kollegen zu danken, welehe mir in Sehrift und Telegramm Worte der An- erkennung gespeudet und reich dadureh gteiehfalls, bzw. nochmals hochgeehrt hubert. Unter ihnen sind zu meiner besonderen Freude auger eausalen aueh deskriptive und vergleichende Anatomen sowie Archiv f. Entwickiungsmechanik. XKXL I

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Page 1: Worte des Dankes

Worte des Dankes.

Von

Wilhelm Roux.

Zu meiuem 60. Geburtstag'e ist mir yon vielen Mitarbeitern des Arehivs die groge Festschrift, welehe in zwei Teilen den 30. Band dieses Archivs darstellt, gewidmet worden. Es dr~ngt reich, den Forschern, welehe dieses bedeutende, an neuen Tatsachen und Ge- danken reiche Werk geschaffen haben, meinen herzlichsten Dank auszusprechen. Diese Festgabe ist mir die h0ehste yon allen Ehrungen, die mir aus Anlag dieses Festes zuteil geworden sind. Sie selber ist ein monumentum ~ere perennius.

Weiterhin mSehte ieh meinem verehrten Freunde, Professor BA•- FUI~TH, danken, welcher dieses Werk mit einer yon vollkommener Saehkenntnis, tiefem Verst~tndnis fur das Wesen meiner wissensehaft- lichen Bestrebungen und yon grogem Wohlwollen zeugenden Adresse eingeleitet hat, ferner Herrn Professor GEBHARDT~ dem Vater der Idee zu dieser sehSnen Art der Feier und zugleieh dem gewandten Herausgeber der Festsehrift, desgleiehen der um die Wissensehaft hoeh- verdienten Verlagsbuchhandlung WILHEL:~[ E~GELMAN~. Ihnen allen, deneu ich so viel schulde, reiht sigh noch eine Anzahl yon Forsehern unsres Gebietes sowie yon benaehbarten Gebieten an, welche dureh die Unterzeiehnung tier Adresse sich den in ihr mir ausgesprochenen freundliehen WUnsehen angesehlossen und dadurch zugleieh aueh 5ffentlich ihre Sympathie mit der e x a k t e n c a u s a l - a n a l y t i s e h e n Morp hologie~bekundet haben.

Allen diesen Forsehern ist mein innigster Dank gewidmet. Es sei mir ferner ges~attet, an dieser St~tte aueh den vielen Kollegen zu danken, welehe mir in Sehrift und Telegramm Worte der An- erkennung gespeudet und reich dadureh gteiehfalls, bzw. nochmals hochgeehrt hubert. Unter ihnen sind zu meiner besonderen Freude auger eausalen aueh deskriptive und vergleichende Anatomen sowie

Archiv f. Entwickiungsmechanik. XKXL I

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II Wilhelm Roux

Physiologen, Pathologen und Chirurgen. Weiterhin insbesondere gilt mein Dank den Verfassern der aus dem jetzigen AnlaB mir gewid- meten Drueksehriften. Es sind die Sehriften:

Regeneration und Transplantation in der Medizin. Von Prof. Dr. Dietrich Barfurthl).

WmHEL~ ROUX, jeho dilo kausaln~-morfologiek6 a v~znam pro v~eobecnou biologii. Napsal Dr. u Rd~i~ka, pro- fessor experiments morfologie p~'i ~esk6 universit~ 2).

Zu deutseh: W. Roux, sein caasal-morphologisehes Werk and dessen Bedeutung in der allgemeinen Biologie. Von Dr. VLADISLAUS Rtl~I~KA, Professor tier experimentellen Mor- phologie an der tschechisehen Universit~t.

Prinzipien der rationellen vergleichenden Embryologie. Von Eugen Schultz~ Privatdozent an der Universiti~t St. Peters- burg3).

Es ist mir die hSchste Anerkennung, aus diesen Kundgebungen vieler yon mir verehrter hervorragender sowie zahlreicher bedeutender jUngerer Forscher zu ersehen, dab sie meine bisherige Lebensarbeit bcif~tlli~ und zugleich in dem Sinne beurteilen, dab diese Arbeit der in ihrer spezifischen Art neuen Forsehungsrichtung: der Entwicklungs- mechanik der tierischen Org'anismen~ welche yon ihnen selber in be- deutendem MaBe gefSrdert und so zur Bltite gebracht worden ist, An- regung" und Grundlage gegeben hat.

Ich vergesse darUber nicht~ dab yon gegneriseher Seite, wie schon BARFURTH in seiner Adresse zum Teil humoristisch ausgeftihrt hat, die Entwieklungsmechanik aueh anders beurteilt wird. Es gibt bekanntlich Autoren, welehe die Entwieklungsmeehanik nicht als eine neue Forsehungsrichtung, sondern nur als einen abgegrenzten kleinen Teil der ,experimentellen Embryologier auffassen wollen; dies auf Grund dessen, dab frUher sehon einige Experimente an Embryonen angestellt worden waren. Ohne dem Urteil der Geschichte der Wissensehaft irgendwie vorgreifen zu wollen 7 s~i nur erw~thnt~ dab die Entwieklungsmeehanik nicht wohl als >~ein besonderer Teil(, der experimentellen Embryologie oder Entwieklungsphysiologie beurteilt werden kann, da sic ihrem Programm naeh al le h S c h s t e n E r g e b -

~) Jena, Gustav Fischer. 72 S. -~) Sammlung yon Vortr~gen und Ahhandlungen i~rztliehen Inhalts, heraus-

gegeben yon Prof. Dr. L. SYLLABA. 7Nr. 116. Prag, Bursik u. Kohut. 1910. 21 S. 3) Leipzig, Will Enffelmann. 233 S.

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Worte des Dankes. III

nisse dieser Disziplin, nSmlich alle gelungenen causalen Analysen der Gestaltungsvorg~nge der Lebewesen umfaBt, da also ihr Inhalt aus alien exakt ermittelten best~ndigen gestaltenden Wirkungsweisen und allen sieher erkannten materiellen und immateriellen Gestaltungs- faktoren der Lebewesen besteht. Zurzeit werden natnrlieh noeh viele Experimente angestellt, die nicht causal-analytisch durehgefUhrt sind; und auch nur ,,formal-analytische~< und ,,causal unbestimmte~ Ver- suchel) bilden noch einen Anteil der experimentell-morphologischen Forsehungen.

Das analytisch Gelungene, das causal Durchgeftihrte ist daher zwar jetzt nur ein Teil der grol~en Ftille yon experimentellen Erg'eb- nissen. Mit der Zeit abet wird die Entwicklungsmechanik in unserm strengen Sinne einen immer grSBeren Teil der ganzen experimentellen Morphologie oder Entwicklungsphysiologie bilden, um sic sehlieBlich allein darzustellen. Und da ferner die causa le A na l y se Ziel und Z w e e k a l le r d ieser Arbe i t ist oder doch unse rm P r o g r a m m naeh sein soll, so kann man die Entwicklungsmeehanik in unserm Sinne nicht als einen ,,besonderen,~ Teil dieser Disziplinen be,zeichnen, denn alas Ziel tier g a n z e n Arbe i t b i ldet n ich t e inen beson- deren , a b g r e n z b a r e n Tei l derselben, da es fortw~hrend alle T~tig- keit bestimmt oder doch bestimmen sollte.

Es sei erlaubt, bei diesem AnlaB noch einige Worts der Kl~rung, besonders tiber alas Programm unseres Archivs, beizufngen.

Von Anfang an habe ich auch alle U b e r g a n g s s t u f e n der Forschung yon der damals noch allein ~,g'epflegten,, deskriptiven und vergleichenden Morphologie und Embryologie zur exakten causal- analytischen Gestaltungsforschung mit in unser Prsgramm aufgenommen und damit auch diesen Vorstnfen und selbst den (NB. fur uns ver- wertbaren) Ergebnissen mancher Umwege der Forschung Heimat- berechtigung bei uns gegeben.

Diese, unsre eausal-morphologisehe Forschung erstreckt sich ferner nieht nur auf die ,,reinen,, oder ,,direkten,, Ges t a l t ungs - f u n k t i o n e n tier Lebewesen, sondern auch auf die , E r h a l t u n g s - funkt ionen~ meiner Distinktion (einsehlieBlich tier psyehischen Funktionen). Letzteres abet nur soweit, aIs die Erhaltungsfunktionen {deren Erforsehung das spezifische Arbeitsgebiet der Physiolsgen dar- stellt) nebenbei auch im strengen Sinne ,,gestaltend,, wirken, also soweit sic Gestaltanderungen hervorbringen, welche die weehselnden

1) Siehe Vortrag I tiber Entwicklungsmeehanik, 1905. S. 27 u. 249.

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Iv Wilhelm Roux

Gestaltungen dcr Funktionsphasen u b e r d a u e r n bzw. nach ihnen sich wiederherstellen~ oder die Grund lage zu neuen, weitergehenden Gestaltanderungen abgeben.

Ich nehme mit andern Autoren an, dab die allbekannten seeli- sehen Funktionen trotz der ,)Finalitat,~ mancher derselben doch durchaus der Causalit~it untcrstehen, wenn auch ihre Faktoren yon uns nicht in ausreiehender Weise zu ermitteln sind. Dagegen vertrete ich die Auffassung, dab diese seelisehen Funktionen nur in indirekter Weise, n~mlich dutch Aktivierung der Mechanismen der funktionellen Anpassung (ev. noch tin wenig dureh indirekten EinfluB auf die Blutverteilung) im eignen Organismus ,gestaltendr wirken 1). Damit ist das Gebiet unsrer morphologischen Forschung aueh naeh dieser Seite hin gut abgegrenzt; und die causale Gestaltlehre der Organis- men ist der Iqotwendigkcit Uberhoben, die spezifische Art des Wirkens der seelischen Erhaltungsfunktionen, der sog. ~Erhaltungsseele~2), also die seelischen Wirkungsweisen mit zu erforsehen und zu be- rticksichtigen.

Aber selbst, wenn es auBcr dieser nut indirekt gestaltenden Art seelischer Tatigkeit noeh eine besondere G e s t a l t u n g s s e e l e , sog. Enteleehie gibt bzw. g~be, welche d i r e k t yon sich aus im eignen Organismus gewollte echte Gestaltung in dem eben bezeiehneten Sinne bewirken kSnnte, so ist unsre Seheidung gleiehwohl ntitzlich und sogar nStig, da sie die ,)indirekten,,, dureh funktionelle An- passung vollzogenen gestaltenden Wirkungen seelischer T~ttigkeit yon solchen, notwendigerweise ganz anders determinierten und vermit- telten~ ~direkt gestaltendenr Wirkungen seelischer Tatigkeit sondert. Denn das erste Mittel unsrer Forsehung ist es bekanntlieh~ a l l e Arten qualitativ, also aueh urs~iehlieh verschiedenartigen Geschehens streng voneinander zu scheiden, um danach die besonderen Eigen- schaften jedes Wirkens und seiner Faktoren fur sich ermitteln zu kSnnen.

Da nur ~bestandige,,~ also der ~Causalitat(< unterstehende Wir- kungsweisen und deren Faktoren erforsehbar sind, daunbestandiges~ also ~ohne Ursache~ sich anderndes Gesehehen, sofern es solches tiberhaupt gi~be, wegen seiner Ursachenlosigkeit auch nicht in seiner Art erforschbar ware, so kann also nur dies erstere Geschehen, wel- ches nach KAnT als m e e h a n i s c h e s Geschehen bezeiehnet wird~ den

1) Vortrag I tiber Entwicklungsmechanik. 1905. S. 88, 267. 2) Siehe dieses Archiv. Bd. XXIV. S. 687.

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Worte des Dankes. V

Gegenstand unsrer Forsehung bilden. Ich glaube daher, dafi~ wie sehon jetzt die exakte causale Forsehungsweise selber~ spgter aueh der aus diesem Grunde far sie yon mir gewghlte N a m e E n t w i c k - lu n g s m e e h a n ik allgemeinere Billigung und Anwendung finden wird. Die irrtiimliehe Auffassung, dab dieser ~ame nur die ~,meehanisehen ~assenwirkungew, bezeiehnen solle oder kSnne, ist wohl bereits Uber- wunden.

Es hat ferner zu Mil]verst~ndnissen gefUhrt, dab sich mein eignes Erkenntnisbestreben yon Anfang an vorzugsweise auf die sehwierig- sten Probleme der Ontogenese, auf die Ermittlung des W es e ns der individuellen Entwieklung und damit auf die ~spezifisehen,~ oder ~wesenthehen~ Faktoren derselben konzentrierte, auf die Faktoren, welehe erstens es ~bewirken~, dab das Ei t ibe rhaup t e n t w i e k l u n g s - f~hig ist~ des heiBt, dab es nach seiner Aktivierung eine Zeitlang immer neue Formen hervorbringt, und zweitens, welehe es >~be- stimmen% dab diese Formen typisehe: die Klassen-, Gattungs-, Art- charaktere wiederholende sind. Auf der bereebtigten Bevorzugung dieser spezifischen, dies alles ~determinierendenr Faktoren beruht der aueh jetzt noeh nicht immer ganz riehtig verstandene und angewandte Begriff der >~Selbstdifferenzierung~. Wenn fornmliert wurde, dab die t y p i s e h e Entwieklung des Embryo dureh Selbstdifferenzierung des Eies gesehieht, so waren damit die eventuell nStigen ~uBeren: ak t i - v i e r e n d e n sowie die des weitere Gescbehen u n t e r h a l t e n d e n , also die ~rea l i s ie renden~ Faktoren, ebenso wie aueh die diese Selbst- differenzierung oft,.vieUeieht sogar (wie bei mancben Pflanzen) tiber- wiegend haufig a l t e r i e r e n d e n aul~eren Einwirkungen keineswegs itbergangen 1).

Die Aktivierungs- und Unterhaltungsfaktoren des Entwieklungs- geschehens waren yon Anfang an ein Bestandteil meiner Analyse; desgleiehen d i e alterierenden Faktoren. Beziiglieh letzterer wurde bereits in der Sehrift tiber den Kampf der Teile im Organismus 2) auf das Beispiel stgrkster damals bekannter Vergnderung dureh ~tuBere Einwirkung hingewiesen: auf KNoi, s Vertauschung tier sehwefelsauren Magnesia in der Pflanzennahrung dureh untersehwefelsaure Magnesia, durch welche die Maispflanze ihre BlUtenform und den Bltitenstand total ver~ndert. Ferner ~uBerte ieh, wie schon vorber A. Graf KAYSERLING, die Auffassung, dab ,chemisehe, Alteration des Keimes

~) Genaueres s. Vortrag I tiber Entwicklungsmechanik. 1905. S. 182. 2) Kampf der Teile im Organismus. 1881. S. 206, oder Gesamm. Abhandl.

tiber Entwicklungsmechanik. 1895. Bd. I. S. 379. Bd. II. S. 63.

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vI Wilhelm Roux

die Gestaltung ganzer Organsysteme auf einmal zu ~ndern vermag and so ~,sprungweise,, 3-nderungen, vielleieht die plStzliehe Bildung neuer Klassen, veranlassen kann (wobei dutch funktionelle Anpassung sogleich die nStige neue funktionelle Harmonie and damit die ~Dauer- f~higkeit~ der Individuen neu hergestellt werden kSnne)1).

Die Alterationsf~higkeit der Organismen dureh ~uBere Fak- toren schlieBt aber an sieh keine groBen Erkenntnisprobleme ein; denn es ist selbstverst~ndlieh, dab ein Geschehen, sei es relativ ein- fach oder noeh so kompliziert bedingt, dureh ttinzutreten and Mit- wirken neuer, ~tugerer Faktoren ver~tndert wird. Diese prinzipielle Selbstverst~ndliehkeit, soviel sie im einzelnen des Gesehehens auch noeh Unbekanntes und Interessantes einsehliefit, vermochte mich daher nieht you der Verfolgung der groBen Hauptprobleme der Ontogenese abzuziehen und yon der Anpassung der neuen analytisehen Termini an die Hauptziele der Forsehung abzuhalten.

Bei der BerUcksiehtigung der alterierenden Wirkungen ~uBerer Faktoren zeigte sieh aber ein neues groBes Problem. Dies erstens darin, dab die Folgen der Einwirkungen ~tugerer Faktoren auf die sich entwiekelnden Keime meist iiberraschend gering waren, and zweitens noch viel auffallender und bedeutungsvoller in dem Verhal- ten, dab die stattgefundenen gestaltliehen Abweiehungen yon der Norm oft ganz oder teilweise wieder ausgeglichen warden, so dab trotz der bewirkten Anderungen doeh noch t y p i s c h e Produkte gebildet wurden. Diese Erfahrungen bestatigten die bereits aus andern Grt~n- den frUher sehon yon mir gewonnene Erkenntnis 2), dab die die Dauer- fahigkeit erhShende S e l b s t r e g u l a t i o n in der Aus t tbung a l le r L e i s t u n g e n eine a l l g e m e i n e und sehr e h a r a k t e r i s t i s e h e E i g e n s e h a f t (NB. nieht aber ~eine einzelne besondere Funktion,~) der L e b e w e s e n ist, sowie da[~ die t ro tz des Weehsels yon Ort and Zeit, also trotz des Weehsels vieler ~uBerer Faktoren, Jahr- tausende lange Kons t anz der meisten Spec i e s yon den gestaltliehen Selbstregulationsmeehanismen abzuleiten ist3).

Die Aufgabe der Entwicklungsmechanik wurde entspreehend der dureh die tats~chliehen Grundlagen der D e s c e n d e n z l e h r e e rwie - s e n e n doppell~tufigen: phylogenetisehen und ontogenetisehen Entwiek- lung der Lebewesen nieht anf die eausale Erforsehung der Onto-

t) Kampf der Teile im Organismus. 1881. S. 206, oder Gesamm. Abhandl. Uber Entwieklungsmechanik. 1895. Bd. I. S. 379. Bd. IL S. 63.

2) Der Kampf der Teile usw. 1881. Kapitel V. 3) Loco cit. S. 70, 171, oder Gesamm. Abh. I. S. 224, 338, 455.

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Worte des Dankes. vii

genese besehriinkt, sondern selbstversti~ndlich auch auf die causa le E r f o r s c h u n g der P h y l o g e n e s e ausgedehnt, soweit diese Forschung tiber Vergangenes noch mSglich ist 1).

Das Archiv ftir Entwicklungsmechanik soll daher auch nicht bloB der causalen Erforschung der Ontogenese , sondern auch der Phylogenese, insbesondere also tier causalen Variationslehre~ der e x a k t e n wie dcr a n a l y t i s c h e n Vererbungslehre und d er Anf- speicherungslehre des neuen V e r e r b b a r e n dienen.

AuBer dem Journal of Experimental Zoology, welches wesentlich dasselbe Stoffgebiet wie unser Archly umfal~t: sind skit der GrUn- dung unsres Archivs bereits mehrere Zeitschriften entstanden, welche neben anderem auch groBe Te i le uns res P r o g r a m m g e b i e t e s mit- ve r t r e t en , z. B. die Zeitschrift ftir induktive Abstammungs- und Ver- erbungslehre, die Zeitschrift fiir den Ausbau der Entwicklungslehre, die ,Experimentellen Beitrage zur Morphologie,. Das ist fUr das Areh iv ftir E n t w i e k l u n g s m e c h a n i k ke in Grund, au f d iese Geb i e t e zu verz ich ten .

Das Arch iv ftir Entwicklungsmechanik will vielmehr wie yon Anfang an auch fernerhin al le Ar ten und Te i le der c a u s a l e n Morpho log ie der L e b e w e s e n nmfassen , will Arbeiten aus allen (gem auch botanischen) G ebieten bringen und in diesem Sinne ein Centralblatt der c a u s a l e n G e s t a l t f o r s c h u n g der O r g a n i s m e n sein. Es sollen auch dig Ke ime neue r A u f f a s s u n g e n gepflegt und Mitteilungen tiber neue Wege der F o r s c h u n g aufgenommen werden.

Unsre causale Gestaltungsforschung hat es dringend nStig, fort- wiihrend nach neuen Quellen der Erkenntnis auszuschauen, emsig naeh ihnen zu suchen. Denn der jetzigen causalen Erkenntnis ist vieles yon den seitens der hochverdienten deskriptiven Forschung ermittelten gestaltenden Leistungen der Lebewesen noch verschlossen. Das sehen wir sti~ndig schon an vielen lange bekannten Tatsachen und erfahren es fast bei jedem neuen Erwerb aufs Neue. Die jetzt wieder versuchten und Ublich werdenden, alles noch UngelSste anf dieselbe Weise erkliirenden p s y c h o m o r p h o l o g i s c h e n Ab le i t nngen halten wit in ihrer Art nicht fUr definitive, da wit annehmen~ dab sie das Gestaltungsgeschehen nicht auf die ~einfachste mSgl iche

1) Dem widerspricht keineswegs, dab ich das ~biogenetische Grundgesetz,~ nut als eine durch die bei .ieder ontogenetischen ~euerung stets zugleich not- wendige Erhaltung der ,Dauerfghigkeitr bedingte ))Regel sehr h~iufigen Vorkom- mens, start als ~Gesetz besfiindigen Wirkens, gedeutet und abgeleitet habe. S. Gesamm. Abh. II. S. 1044, und dieses Archiv. Bd. XXVI. S. 498.

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viii Wilhelm Roux, Worte des Dankes.

Weise, erkl~tren, indem sie es auf zweektiitige, dabei zumeist weder in ihrer speziellen Causal i t i i t , noch in ihrer Art ermittelbare Wir- kungsweisen zurUckfiihren 1). Leider muB die causale Forsehung, welehe ohne direkt gestaltende Zweekti~tigkeit anszukommen sueht, jetzt auch noeh vielfaeh mit untibersehbar komplizierten, sog. ,kom- plexen~< Faktoren und Wirknngsweisen arbeiten. Wir dtirfen aber hoffen, dab im Laufe der Zeit dutch weitere Analyse einfachere Faktoren und Ableitungen fUr das betreffende Geschehen aufgeflln- den werden.

Zum Sehlusse erlaube ich mir, den bisherigen Mitarbeitern des Arehivs meinen ergebensten Dank auszusprechen. Sie haben die Entwieklungsmeehanik und das Arehiv raseh zu hohem Ansehen in der Biologie gebracht. Ich bitte alle, dab sie dem Archiv ihr ti~tiges Wohlwollen bewahren mSgen, und ich hoffe, dab aueh die das grol~e und unerschSpfliehe Gebiet unsers Programms neu betretenden Forscher jedes Kulturstaates dureh 5ftere oder zeitweilige Publika- tionen in diesem Arehiv sich der gliinzenden Reihe seiner bisherigen Mitarbeiter anfUgen und dies Centralorgan dadureh fSrdern werden.

I) Genaueres s. dies Archiv. Bd. 24. S. 686--690. Bd. 25. S. 720--725.