wozu soziale netzwerke

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Wozu Soziale Netzwerke? Theoretische Grundlagen und praktische Handlungsanleitungen für gezielte Netzwerkarbeit in der Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit Projektarbeit im Rahmen des 57. Jahrganges der Sozialakademie der Arbeiterkammer Projektteam: Gernot Acko, Alexander Eberl, Christine Rudolf

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Page 1: Wozu Soziale Netzwerke

Wozu Soziale Netzwerke?

Theoretische Grundlagen und praktische

Handlungsanleitungen für gezielte Netzwerkarbeit in

der Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit

Projektarbeit im Rahmen des 57. Jahrganges der Sozialakademie

der Arbeiterkammer

Projektteam:

Gernot Acko, Alexander Eberl, Christine Rudolf

Page 2: Wozu Soziale Netzwerke

1

1. Inhaltsverzeichnis

1. Inhaltsverzeichnis ............................................................................................. 1

2. Vorstellung des Projektteams.......................................................................... 3

3. Vorwort............................................................................................................... 4

4. Einleitung........................................................................................................... 5

4.1. Ökonomische Netzwerke und Gesellschaftswandel ......................................... 5

4.2. Weshalb Netzwerke? ........................................................................................... 7

4.3. Netzwerke und Interessensvertretung................................................................ 9

5. Die Grundlagen................................................................................................ 11

5.1. Was ist ein soziales Netzwerk?..........................................................................11

5.1.1. Eine Definition von sozialen Netzwerken.......................................................11

5.1.2. Was verstehen wir nun unter einem sozialen Netzwerk?...............................11

5.2. Was ist der Unterschied zwischen einem Netzwerk und einer Kooperation? 12

5.2.1. Kooperationen...............................................................................................12

5.2.2. Netzwerke .....................................................................................................12

5.3. Wie mache ich mir Netzwerke bewusst?...........................................................13

5.3.1. Wer lebt in Netzwerken? ...............................................................................13

5.3.2. Was ist die Netzwerkanalyse?.......................................................................13

5.3.3. Wie gehen wir an die Netzwerkanalyse heran?.............................................13

5.3.4. Die Kulturen ..................................................................................................14

5.3.5. Die Cliquen ...................................................................................................14

5.3.6. Die AkteurInnen ............................................................................................14

5.4. Wie entstehen soziale Netzwerke? Die Vorraussetzungen..............................15

5.5. Wie ist die Struktur eines sozialen Netzwerkes?..............................................16

5.6. Wer sind die wesentlichen AkteurInnen in einem Sozialen Netzwerk?...........17

5.7. Welche Typen von Netzwerken gibt es? ...........................................................18

6. Beispiele aus der Praxis ................................................................................. 21

6.1. Ein Beispiel für ein regionales Themen- bzw. Branchennetzwerk:

Die Vernetzung Soziales (Wien) ....................................................................................21

Page 3: Wozu Soziale Netzwerke

2

6.1.1. Vorgeschichte ...............................................................................................21

6.1.2. Ziele ..............................................................................................................22

6.1.3. Exkurs: Typisierung anhand der Ziele ...........................................................22

6.1.4. PartnerInnen und Infrastruktur.......................................................................22

6.1.5. Der Auftakt ....................................................................................................23

6.1.6. Das Konzept..................................................................................................23

6.1.7. Öffentlichkeitsarbeit.......................................................................................24

6.1.8. Bisherige Aktivitäten und Themen.................................................................25

6.1.9. Probleme.......................................................................................................26

6.1.10. Schlussfolgerungen.......................................................................................28

6.2. Ein Beispiel für ein regionales politisches Aktionsnetzwerk (Graz) ...............30

6.2.1. Vorgeschichte ...............................................................................................30

6.2.2. Ziele ..............................................................................................................30

6.2.3. PartnerInnen .................................................................................................31

6.2.4. Aktivitäten .....................................................................................................31

6.2.5. Resümee.......................................................................................................33

7. Anleitung für die Praxis .................................................................................. 34

7.1. Wie gründe ich ein soziales Netzwerk?.............................................................34

7.1.1. Die Initiierungsphase.....................................................................................37

7.1.2. Die Stabilisierungsphase...............................................................................42

7.1.3. Die Fortentwicklungsphase ...........................................................................43

7.2. Vorsicht Falle! .....................................................................................................45

8. Resümee .......................................................................................................... 46

9. Anhang............................................................................................................. 47

9.1. "The World Café" von Juanita Brown und David Isaacs .................................47

9.2. Real Time Strategy Change (RTSC) von Kathleen Dannemiller ......................48

9.3. Open Space Methode von Harrison Owen .......................................................50

10. Unterstützungsnetzwerk für das Projekt....................................................... 53

11. Quellen und weiterführende Literatur............................................................ 54

Page 4: Wozu Soziale Netzwerke

3

2. Vorstellung des Projektteams

Name: Ing. Alexander EBERL

Beruf: Beamter, Personalvertreter, Bundesministerium für Soziales und

Konsumentenschutz

Gewerkschaft: VIDA – Sektion Verkehr

Projektgrund: Solidarisierung und Kooperation verschiedenster Organisationen ist

wichtig, um eine optimale Bündelung von politisch motivierten Kräften

zu ermöglichen und somit ein Gegengewicht zum neoliberalen System

aufzubauen.

E-Mail: [email protected]

Name: Christine RUDOLF

Beruf: Diplomierte Sozialpädagogin, Behindertenbetreuerin und Betriebsrätin

in der Lebenshilfe Wien

Ab August 2007: politische Sekretärin, Fraktion Konsequente

Interessensvertretung (KIV), Gewerkschaft der Gemeindebediensteten

Gewerkschaft: GPA-DJP, GdG

Projektgrund: Gezielte Vernetzung ermöglicht mehr Mitbestimmung in der

ArbeiterInnenbewegung und die gemeinsame Entwicklung alternativer

Handlungsstrategien als möglicher Gegenpol zum neoliberalen

Konzept.

E-Mail: [email protected]

Name: Gernot ACKO

Beruf: Lokführer und Betriebsrat in der ÖBB-Traktion GmbH in Graz

Gewerkschaft: VIDA – Sektion Schiene

Projektgrund: Im Zeitalter der Globalisierung ist eine Vernetzung über die

gewerkschaftlichen Grenzen hinaus unumgänglich, um der Übermacht

des Kapitals entgegenzuwirken.

E-Mail: [email protected]

Page 5: Wozu Soziale Netzwerke

4

3. Vorwort

„Der vernünftige Mensch paßt sich der Welt an.

Der unvernünftige Mensch besteht darauf, daß sich die Welt nach ihm zu richten hat.

Deshalb hängt jeder Fortschritt von den unvernünftigen Menschen ab.“

George Bernard Shaw (1856-1950), Schriftsteller

Unser Projekt behandelt das Thema Netzwerkarbeit und ihre Nutzbarmachung für die inner-

und überbetriebliche Interessensvertretung. Der Inhalt unserer Projektarbeit ist für

BetriebsrätInnen und GewerkschaftssekretärInnen gedacht. Es geht uns darum, die

LeserInnen mit sozialen Netzwerken nicht nur vertraut zu machen, sondern sie selbst dazu

zu motivieren, gezielt Netzwerke aufzubauen und für die Vertretung der Beschäftigten im

Betrieb bzw. in der Gewerkschaftsarbeit sowie zur Entwicklung von politischen

Handlungsstrategien zu nutzen.

Die Motivation zu unserer Projektarbeit entstand aus unseren eigenen Erfahrungen mit

Netzwerkarbeit als BetriebsrätInnen und GewerkschafterInnen. Diese werden wir im Kapitel

„Beispiele aus der Praxis“ noch näher beschreiben. Aufgrund dieser Erfahrungen erachten

wir Netzwerkarbeit und den gezielten Aufbau von Sozialen Netzwerken für die Arbeit in der

Interessensvertretung für wichtig, nützlich und letztlich notwendig. Die Netzwerke, in denen

wir uns seit längerer Zeit engagieren, sind aus spontanen Initiativen und bestimmten

Problemstellungen heraus entstanden. Die theoretischen und praktischen Grundlagen waren

uns bei der Entstehung dieser Netzwerke nicht bewusst. Die Idee, die daher hinter unserer

Projektarbeit steht ist, BetriebsrätInnen und GewerkschafterInnen ein Handwerkszeug für

den gezielten Aufbau von Netzwerken zur Verfügung zu stellen.

Es genügt aber nicht allein, praktische Handlungsanleitungen zu bekommen. Es erscheint

uns auch notwendig, die historischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie

theoretische Grundlagen zu vermitteln, um die Sinnhaftigkeit und den Hintergrund für die

Arbeit in und mit Netzwerken zu verstehen.

Diese Ziele hoffen wir, mit unserem Projekt erfüllt zu haben. Wir hoffen, mit unserem Projekt

einen Beitrag zur Vernetzung innerhalb und auch außerhalb der Gewerkschaftsbewegung zu

leisten und so vielleicht neue Sichtweisen über den Tellerrand hinaus zu ermöglichen.

Page 6: Wozu Soziale Netzwerke

5

4. Einleitung

„Die menschliche Gesellschaft gleicht einem Gewölbe, das zusammenstürzen müßte,

wenn sich nicht die einzelnen Steine gegenseitig stützen würden.“

Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr. - 65 n.Chr.), röm. Philosoph u. Dichter

„Vitamin B“, „man braucht Beziehungen“, „auf die richtigen Kontakte kommt es an“…das sind

Phrasen, die einem Menschen im Laufe seines Lebens immer wieder begegnen. Hinter

diesen Ansätzen steckt eigentlich immer dasselbe: ein Netzwerk.

Der Begriff „Netzwerk“ findet sich in den verschiedensten Wissenschaften wie z.B.

Elektrotechnik, Ökonomie, Informationstechnologie, Betriebwirtschaftslehre, Soziologie,

Politikwissenschaft etc. In den meisten dieser Wissenschaften haben die verschiedenen

Netzwerke zwei gemeinsame Eigenschaften: Kommunikation und Synergie.

Die politische Meinungsbildung kann auf Netzwerke kaum mehr verzichten. Der Rückgang

der Wahlbeteiligung und die Krise des traditionellen politischen und gewerkschaftlichen

Systems stellen eine Entwicklung dar, welche in den meisten Industriestaaten zu beobachten

ist. Diese Krise hat ihre Ursachen im langfristigen Wandel unserer Gesellschaft zu mehr

Individualismus einerseits sowie in der Diskrepanz der Erwartungen von WählerInnen und

deren Umsetzung bzw. Durchsetzung durch Regierungen andererseits.

Dadurch wird aber auch Raum für neue Ideen und Bewegungen geschaffen. Privatpersonen

und Organisationen mit ähnlichen Interessen, Weltanschauungen, sozialen Verhältnissen

und Zielen finden sich zusammen, um ihren Bedürfnissen Nachdruck zu verleihen und zum

Durchbruch zu verhelfen.

4.1. Ökonomische Netzwerke und Gesellschaftswandel

„Neoliberalismus, Globalisierung und Netzwerke sind die heillose Dreifaltigkeit des Post-

Kapitalismus: Neoliberalismus ist die Ideologie - Globalisierung und Netzwerke Strategie und

Taktik.“ 1

Eigentlich finden sich Netzwerke überall. Da sie meist unsichtbar sind, wird die ganze Sache

etwas kompliziert. Am besten studiert wurden Netzwerke bisher von Unternehmen. Hier

findet sich auch die reichhaltigste Literatur zum Thema.

1

zit. Boltanski, Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus. 2006.

Page 7: Wozu Soziale Netzwerke

6

Ökonomische Formen von Netzwerken sind seit Beginn des 19. Jahrhunderts anerkannte

Strategien, um Wettbewerbsvorteile zu erreichen. Vor allem mittelständische Unternehmen

profitieren von Kooperationen und werden dadurch gegenüber (Groß-)Konzernen am

Weltmarkt konkurrenzfähiger.

Quelle: Susanne Haupt: Digitale Wertschöpfungsnetzwerke und kooperative Strategien in der deutschen

Lackindustrie. Dissertation 2003. S. 26.

Bekannte wirtschaftliche Formen von Netzwerken sind vor allem Joint-Ventures, strategische

Allianzen, Franchise-Unternehmen, Forschungskonsortien und Outsourcing-Abkommen. Die

einzelnen Formen unterscheiden sich vor allem durch ihre Verbindung zueinander.

„Erfolgreich sind jene, die

mehr (Geld) haben!“

Finanzkapital, Rohstoffkapital

Produktionsgesellschaft

„Erfolgreich sind jene, die mehr

können!“

Wissenskapital (Know-How)

Dienstleistungs- und

Wissensgesellschaft

„Erfolgreich sind jene, die

mehr Kontakte haben!“

Soziales Kapital (Know-Who)

Netzwerkgesellschaft

Quelle: Harald Payer: Netzwerkstatt-Netzwerkkompetenz erwerben. VÖGB/AK Seminar. Mödling 16.-17.10.2006

Der Wandel der Gesellschaft von Agrar- über Industrie- und Wissens- hin zur

Netzwerkgesellschaft vollzog sich, angetrieben durch Innovation und stetig wachsendem

Reichtum, innerhalb von nur knapp dreihundert Jahren. Jede ökonomische Veränderung

bewirkte auch eine Veränderung der sozialen Struktur innerhalb einer Gesellschaft.

Page 8: Wozu Soziale Netzwerke

7

Industriegesellschaft (Produktionsgesellschaft):

„Erfolgreich sind jene, die mehr (Geld) haben!“

Die Produktionsgesellschaft entstand mit der Industrialisierung. Produziert wurde in den neu

entstandenen Fabriken (Manufakturen), in welchen sämtliche Arbeitsschritte geteilt wurden.

Dadurch wurde die Produktivität wesentlich gesteigert.

Gleichzeitig setzte eine Abwanderung der Menschen vom Land in die Städte ein.

Nach und nach erhöhten sich der materielle Wohlstand und der Reichtum in den

industrialisierten Staaten.

Wissensgesellschaft (Informationsgesellschaft):

„Erfolgreich sind jene, die mehr können!“

Innerhalb der 50er bzw. 60er Jahre des 20. Jahrhunderts vollzog sich der Schritt zur

Wissensgesellschaft, ausgelöst durch zunehmende Automatisierung in der Produktion.

Wissen wurde zur strategischen Ressource und zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor,

welcher den Beschäftigungsschwerpunkt von der Produktion hin zur Dienstleistung

verlagerte.

Netzwerkgesellschaft: „Erfolgreich sind jene, die mehr Kontakte haben!“

Der Begriff „Netzwerkgesellschaft“ wurde vom spanischen Soziologen Manuel Castells

geprägt. Er beschreibt eine globale Gesellschaft, welche durch Information, Technik, Kapital

und Macht vernetzt ist.

Durch die Entwicklung neuer Informationstechnologien (z.B. Internet) und die dadurch

wesentlich beschleunigte Globalisierung wurden die Rahmenbedingungen durch

Deregulierung und unbegrenzte Mobilität von Kapital stark zu Gunsten der „Mächtigen“

verändert. Den Problemen, die so geschaffen wurden, so scheint es, stehen Politik und

politische Organisationen macht- und ratlos gegenüber. Um diese Herausforderung zu

meistern, muss es zu einer Vernetzung der kritischen Gegenkräfte kommen, um annähernd

ein Gleichgewicht herbeiführen zu können.

4.2. Weshalb Netzwerke?

„Die Macht des Wissens findet sich nicht dort, wo das Wissen ist, sondern eher dort, wo

Macht und Möglichkeit vorhanden sind, Glauben oder Meinungen zu Wissen zu erklären -

und Wissen als inexistent, überflüssig, langweilig zu deklarieren, sowie es nach eigenen

Interessen zu verbiegen.

Page 9: Wozu Soziale Netzwerke

8

Die Macht, die früher in der Politik beheimatet war und noch immer dort bekämpft wird,

obwohl sie längst in die Burgen der Wirtschaft umgezogen ist, bedient sich nicht primär des

Wissens, das an Schulen, Hochschulen und Universitäten gelehrt wird, sondern des listigen

Wissens, der Strategien und Taktiken.“2

Im aktuellen politischen System nehmen Netzwerke im Rahmen von Lobbyismus einen

speziellen Platz ein.

Hans Merkle definiert Lobbyismus als „zielgerichtete Beeinflussung von

Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung“. Durch ein Zusammenwirken von

staatlichen- und nichtstaatlichen AkteurInnen im Rahmen von Netzwerken (Lobbys) wird

Einfluss auf die Legislative und Exekutive ausgeübt und versucht, so in den

Entscheidungsprozess maßgeblich einzugreifen.

So sind auch Unternehmensverbände und Gewerkschaften bemüht, ihre Forderungen

möglichst früh im Gesetzgebungsprozess einzubringen. Durch gezielte Medienkampagnen,

welche komplexe Zusammenhänge auf banale Art und Weise zu erklären versuchen, wird

zusätzlich die öffentliche Meinung beeinflusst.

Durch diese Mechanismen der Beeinflussung entsteht zunehmend eine neue Art der

politischen und sozialen Vertretung, deren Basis ein Geflecht von Beziehungen ist. Innerhalb

dieses Geflechts spielt der Informationsaustausch die zentrale Rolle. Staatliche und/oder

nicht staatliche AkteurInnen diskutieren gemeinsam relevante Fragen und Maßnahmen.

Dabei sind gegenseitige Abhängigkeit sowie Kooperation zu AkteurInnen mit Machtpotenzial

maßgeblich. Der Vorteil an diesem System liegt in der größtenteils hierarchielosen

Zusammensetzung der AkteurInnen, der schnellen Reaktionszeit auf veränderte

Rahmenbedingungen sowie der Autonomie von verfassungsrechtlichen oder

organisationsrechtlichen Strukturen.

Ein aktuelles Beispiel dafür ist die globale systemkritische Bewegung, welche sich 1999 bei

der WTO-Ministerkonferenz in Seattle erstmals lautstark zu Wort gemeldet hat und nun von

Jahr zu Jahr stärker geworden ist, besonders bei den vergangenen Sozialforen. Eine neue

Form des Protests und der Interessenskundmachung ist entstanden.

2

zit. aus: http://www.brainworker.ch/Wirtschaft/kapitalismus.htm#netzwerk

Page 10: Wozu Soziale Netzwerke

9

4.3. Netzwerke und Interessenvertretung

Durch den Wandel von der Industrie- hin zur Informations- und Wissensgesellschaft werden

BetriebsrätInnen zunehmend vor neue und immer komplexere Aufgaben gestellt.

Die kapitalistische Entwicklung hat einen Punkt erreicht, an dem sich durch Technik kaum

mehr wesentliche Produktivitätssteigerungen erreichen lassen.

Neue Managementkonzepte, dezentrale Planungs- und Produktionsstätten sowie das

Arbeiten in Teams unterwirft den arbeitenden Menschen einer ständigen Kontrolle,

Transparenz und wirtschaftlichem Druck. Von den einzelnen ArbeitnehmerInnen werden

mehr Eigenverantwortung, Flexibilität, Kostenbewusstsein, selbstständiges Denken und

engagiertes Handeln verlangt. Dies führt zu verstärktem Konkurrenzdenken und zu

Entsolidarisierung. „Man kann tun was man will, solange man profitabel ist.“

Dadurch sind neue Formen des Informationsaustausches, des Transfers von „Know-How“

und von Weiterbildung notwendig.

Eine andere Herausforderung, die der Gesellschaftswandel und der damit einhergehende

Wandel in der Arbeitswelt mit sich bringt, ist die Krise innerhalb unseres traditionellen

Gewerkschaftssystems selbst, die es notwendig macht, neue Formen der Zusammenarbeit

zu entwickeln.

Als InteressenvertreterInnen sind wir aus unserer Tätigkeit gewohnt, feste Spielregeln

einzuhalten. Sei es die Gewerkschaftsstruktur oder die Betriebsratsgeschäftsordnung. In den

meisten Gremien werden die Themen und Zielrichtungen durch eine/n Vorsitzende/n

vorgegeben. In vielen Gewerkschaften und Betriebsratskörperschaften gibt es noch heute

„schlanke Diskussionskulturen“. Manche Vorsitzende halten sich heute noch an die Regel

„Wissen ist Macht“ und teilen ihr Wissen nur sehr zögerlich mit. Das Nicht-Einbinden aller

Mitglieder in den Gremien sowie der Zeitdruck in der täglichen Vertretungsarbeit lässt kaum

Platz dafür, bei Problemen den Blick über den Tellerrand hinaus zu wagen. Dadurch fehlt

uns aber auch die Möglichkeit, andere Lösungsmöglichkeiten zu entwickeln. Was sich

durchgehend erkennen lässt, ist der Gedanke: Die innere Ordnung gibt uns die Sicherheit,

dass unser System aufrecht bleibt.

Unserer Meinung nach können der systematische Aufbau von Netzwerken und gezielte

Netzwerkarbeit eine Möglichkeit sein, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Page 11: Wozu Soziale Netzwerke

10

Der größte Vorteil in Netzwerken liegt im gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit anderen

BetriebsrätInnen (von verschiedensten Betrieben und Gewerkschaften). Dadurch wird der

Wissensstand einerseits sowie die Handlungsfähigkeit andererseits nachhaltig erhöht. Das

setzt natürlich gegenseitiges Vertrauen und den Willen voraus, Wissen zu teilen. Alle

TeilnehmerInnen sollten an einer kooperativen Zusammenarbeit interessiert sein.

Durch die hierarchiearmen Strukturen im Netzwerk besteht die Möglichkeit, über die eigenen

Strukturen hinaus eine neue Diskussionskultur zu schaffen. Es ergibt sich dadurch auch die

Möglichkeit, an der Situation im Umfeld der NetzwerkteilnehmerInnen teilzuhaben. Es

entsteht ein stetiges Geben und Nehmen von Wissen und Ideen. Außerdem können

vorhandene Ressourcen angezapft und für die eigenen Interessen und Ziele genutzt werden.

Wie es bereits Richard Brandler treffend ausgedrückt hat: „Wenn sie immer das tun, was sie

schon immer getan haben, werden sie immer das bekommen, was sie schon immer

bekommen haben. Wenn das, was sie tun, nicht wirkt, tun sie etwas anderes.“

Page 12: Wozu Soziale Netzwerke

11

5. Die Grundlagen

„Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.“

Friedrich von Schiller (1759-1805), dt. Dichter

5.1. Was ist ein soziales Netzwerk?

5.1.1. Eine Definition von sozialen Netzwerken

Nach Boos [u.a.] wird ein soziales Netzwerk definiert als „personenbezogenes

Beziehungsgeflecht, welches auf einem gemeinsamen Basisinteresse beruht und durch

aktuelle Anlässe aktiviert und sichtbar wird.“

3

Eine weitere Definition besagt, dass in einem sozialen Netzwerk Menschen mit anderen

Menschen und Institutionen sowie Institutionen mit anderen Institutionen verbunden sind.

Beispielsweise sind Menschen durch Beziehungen in der Familie und Verwandtschaft, aber

auch mit der Nachbarschaft und in der Arbeitswelt vernetzt.

4

Kassebaum, ein Vertreter der Netzwerkarbeit in der IG-Metall Deutschland, spricht davon,

dass der Erfahrungsaustausch als Erwartung in einem sozialen Netzwerk an erster Stelle

steht. Es geht um das Arbeiten an konkreten betrieblichen oder auch überbetrieblichen

Problemlagen. Es findet ein Tauschhandel statt, bei dem jede/r das Recht hat zu nehmen,

aber auch jede/r die Verpflichtung hat zu geben. Solcherart soziale Netzwerke sind

gekennzeichnet durch eine gleichberechtigte Diskussionskultur, Prozessorientierung und

einen hohen Anteil von Beratung und Selbstorganisation

5

.

Diese Erklärung beschreibt wohl am besten, was wir im Zusammenhang mit der

Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit unter einem sozialen Netzwerk verstehen und erklärt

bereits wichtige Aspekte und Merkmale konkreter Netzwerkarbeit in der Praxis.

5.1.2. Was verstehen wir nun unter einem sozialen Netzwerk?

Soziale Netzwerke bestehen aus handelnden Einzelpersonen oder Personen

unterschiedlichster Organisationen, die sich aus Gründen des Erfahrungsaustausches über

gemeinsame Ziele zusammenschließen.

3

zit. Boos [u.a.]: Soziale Netzwerke sind anders. In: Trebesch: Organisationsentwicklung. Stuttgart 2000.

4

vgl. http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/SLex/SeitenDVD/KonzeptG/L53/L5385.htm

5

vgl. Kassebaum: Betriebsräte-Netzwerke – Eine Zukunftsoption für die IG Metall? In: Elsholz [u.a.]:

Kompetenzentwicklungsnetzwerke. 2004. S.99.

Page 13: Wozu Soziale Netzwerke

12

Neben der Zusammenarbeit von BetriebsrätInnen mit der Belegschaft, der Gewerkschaft und

der Arbeiterkammer halten wir vor allem die Vernetzung mit verschiedenen politischen

Parteien und NGO´s für bedeutsam. Aus unserer Sicht ist es ein Ziel solcher Vernetzungen,

einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus zu bekommen. Außerdem liefern Netzwerke

neben der Wissenserweiterung die Möglichkeit der Multiplikation von Informationen und sind

ein Pool von Humanressourcen zur Schaffung von Kooperationen für Kampagnen oder

Aktionen. Die Bedeutung eines Netzwerkes besteht in der Hilfe zur Selbsthilfe. Merkmale

eines Netzwerkes sind hierarchiearme Strukturen, gegenseitiges Vertrauen, ein offener

Umgang untereinander und ein stetiger Wechsel von AkteurInnen. Damit wird eine

Zusammenarbeit jenseits von Hierarchie und Beschlusslagen ermöglicht, und es können

alternative Handlungsstrategien entwickelt werden.

5.2. Was ist der Unterschied zwischen einem Netzwerk und einer

Kooperation?

5.2.1. Kooperationen

Es gibt heute kaum noch Bereiche, in denen nicht auf Teamarbeit gesetzt wird. Wir sind es

gewohnt, in unseren Arbeitsbereichen regelmäßig in kleinen Gruppen mit neuen KollegInnen

zusammen zu arbeiten. Innerhalb dieser Partnerschaften bestehen klare Verbindlichkeiten

und Spielregeln, die meist von einer übergeordneten Stelle vorgegeben werden. Diese

Gruppen umfassen wenige MitarbeiterInnen und sind nach außen abgeschlossen. Solche

Teams oder Kooperationen kommen zu Stande, weil ein gewisses Ziel oder Projekt damit

verfolgt wird. Das heißt, die Zusammenarbeit funktioniert ausschließlich ziel- und

ergebnisorientiert. Daher sind Kooperationen immer zeitlich befristet, weil mit dem Erreichen

des Ziels die Zusammenarbeit endet. Wir knüpfen in diesen Kooperationen zwar immer

wieder neue Kontakte und erweitern dadurch unseren persönlichen Kreis an Bekannten und

FreundInnen. Jedoch sprechen wir hier nicht von einem sozialen Netzwerk.

5.2.2. Netzwerke

Die zwei wesentlichsten Unterschiede zwischen einer Kooperation und einem Netzwerk sind

die hierarchiearmen Strukturen und der offene Zusammenschluss von Personen oder

Organisationen ohne Beschränkung der TeilnehmerInnenzahl. Netzwerke zeichnet eine

hohe Fluktuation von TeilnehmerInnen aus. Es gibt kaum Spielregeln, und die die bestehen,

erstellen sich die TeilnehmerInnen selbst. Die Zusammenarbeit ist freiwillig und

unverbindlich.

Page 14: Wozu Soziale Netzwerke

13

Dadurch dass in Netzwerken meist der Erfahrungsaustausch an erster Stelle steht und eine

unmittelbare Zielorientierung fehlt, bestehen sie über einen längerfristigen Zeitraum.

Netzwerke bilden aber den Nährboden für immer wieder neu entstehende Kooperationen, in

denen dann wieder ergebnisorientiert gearbeitet wird.

5.3. Wie mache ich mir Netzwerke bewusst?

5.3.1. Wer lebt in Netzwerken?

Wir alle leben in einem Umfeld persönlicher Kontakte. Das sind die Familie, die

ArbeitskollegInnen, die FreundInnen oder unsere Bekannten, an die man sich wendet, um

Erfahrungen auszutauschen, nach Rat zu fragen oder um Hilfe zu bitten. Wir kennen diese

Verflechtungen, wenn es sich um persönliche Hilfe handelt auch unter der Bezeichnung

„Vitamin-B“. Die Frage, die sich aber im Zusammenhang mit Netzwerken stellt, ist: „Kenne

ich auch das Umfeld meiner Bekannten?“. Oder die klassische Frage: "Wer kennt jemanden,

der jemanden kennt, der einen Handwerker kennt!". Als Betriebsrat oder

GewerkschaftssekretärIn funktionieren wir alle zum Teil auch unbewusst in solchen sozialen

Netzwerken. Wie schaffe ich mir aber Bewusstsein über meine Kontakte, um sie auch gezielt

einsetzen zu können? Dazu dient die Netzwerkanalyse.

5.3.2. Was ist die Netzwerkanalyse?

Die zwei Grundsäulen der Sozialen Netzwerkanalyse sind die Messung und die

Visualisierung sozialer, ökonomischer und politischer Beziehungen. Damit werden

Beziehungen zwischen Personen, Abteilungen usw. überschau- und planbar. Ziel ist es,

detaillierte Kenntnisse über die Vorgänge innerhalb des Netzwerkes zu erlangen. Zur

wissenschaftlichen Netzwerkanalyse gibt es spezielle Software, mit der man „Maps“

(Landkarten) entwirft. Diese zeigen die Kanäle über den Austausch von Informationen,

Wissen und Ressourcen auf. Dabei werden auch die SchlüsselspielerInnen, die dabei im

Zentrum stehen und die meisten Kontakte haben, sichtbar gemacht.

6

5.3.3. Wie gehen wir an die Netzwerkanalyse heran?

Wie oben erwähnt geschieht das Bewusstmachen und Visualisieren unserer Kontakte in der

Netzwerkanalyse. Es gibt bereits diverse Software-Programme, mit deren Hilfe

Netzwerkanalysen am PC durchgeführt werden können. Für jene, die sich nicht so gerne mit

dem Computer beschäftigen, genügt auch ein Bleistift und ein Blatt Papier.

6

vgl. Presseaussendung: "Informationsvorsprung durch Soziale Netzwerkanalyse", Gosch Consulting GmbH,

Wien (pts/26.01.2005/17:00)

Page 15: Wozu Soziale Netzwerke

14

Die Schwerpunkte in der Analyse liegen in der Erkennung der Kulturen, der Subkulturen

(Cliquen) und der AkteurInnen (Opinion Leader und Broker) innerhalb eines Netzwerkes.

5.3.4. Die Kulturen

Zu Beginn unserer Analyse müssen wir unsere soziale Umgebung in Bereiche oder

Abteilungen zergliedern. Das sind im Betrieb z.B. die Produktion und die Verwaltung. Im

außerbetrieblichen Bereich werden die Kontakte in bestimmte Organisationen z.B.

Gemeinderat, Feuerwehr, Elternverein oder Einzelpersonen aufgegliedert.

Danach versucht man, die Kulturen innerhalb dieser Bereiche zu erforschen. Nach welchen

Spielregeln arbeiten Menschen in einzelne Abteilungen des Betriebes oder in Organisationen

zusammen? Welche Bedürfnisse bzw. welche Umgangsformen gibt es? Die ArbeiterInnen in

der Produktion haben z.B. andere Spielregeln als die Angestellten in der Verwaltung.

Genauso verhält es sich auch mit den Eltern im Elternverein und den Mitgliedern im

Gemeinderat.

5.3.5. Die Cliquen

Im nächsten Schritt ist es wichtig, die Subkulturen oder Cliquen innerhalb unserer Bereiche

zu erkennen. Als Cliquen werden jene Gruppen bezeichnet, die sich innerhalb oder

verschränkt über diese Bereiche regelmäßig treffen und in gemütlicher Atmosphäre

kommunizieren. Das können z.B.: die KollegInnen beim morgendlichen Kaffee, die

RaucherInnen im Raucherraum oder die KollegInnen beim Kegeln sein. Was diese Gruppen

vereint, sind die persönlichen Gespräche, in denen es neben ihren privaten Problemen doch

meistens über die Stimmung innerhalb ihrer Abteilungen oder Organisationen geht.

5.3.6. Die AkteurInnen

Innerhalb unserer Kulturen und Cliquen ist es nun wichtig, die AkteurInnen zu finden. In

diesem Zusammenhang müssen wir die Unterteilung in Opinion Leader und Opinion Broker

machen.

Wir folgen dabei der Definition von Harald Katzmair

7

:

Opinion Leader sind diejenigen, zu denen jede/r geht, wenn er/sie ein Problem hat bzw.

wenn er/sie eine bestimmte Information braucht. Dies weist darauf hin, dass sie ein gutes

Verhältnis zu vielen Personen in verschiedenen Netzwerken pflegen und großes Vertrauen

genießen. Sie wissen über die aktuelle Stimmung in Netzwerken bestens bescheid.

7

vgl. Katzmair: Netzwerk-Kommunikation. In: Michael Vlastos (Hrsg.): Schöne neue Kleinbetriebswelt. Teil 2.

2005. S.32-33.

Page 16: Wozu Soziale Netzwerke

15

Sie wirken wie Stabilisatoren, sind aber keine Erneuerer. In ihrer Funktion verbreiten sie

Informationen und Meinungen und fungieren als Informationspools.

Opinion Broker hingegen sind Verbinder oder auch Brückenbauer. Über sie fließen

Informationen aus gänzlich anderen Bereichen in das Netzwerk ein. Durch sie kann ein

Informationsaustausch zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen stattfinden. Sie

arbeiten oft in mehreren Projekten mit, haben meist mehrere Funktionen inne und waren im

Laufe ihrer Karriere schon in verschiedenen beruflichen Bereichen tätig. Sie wirken oft als

Initiatoren und Erneuerer, weil sie aufgrund ihrer Erfahrungen Einblicke in die

verschiedensten Bereiche und unterschiedlichsten Kulturen haben.

5.4. Wie entstehen soziale Netzwerke? Die Vorraussetzungen

Wir haben oben verdeutlicht, dass wir alle bereits in sozialen Netzwerken leben. Es geht

lediglich darum, sich diese persönlichen Netzwerke auch bewusst zu machen. Wie sich aus

der Beschreibung und unserer Definition von sozialen Netzwerken ergibt, ist es nun unser

Anliegen, sich dieser und ihren Nutzen für uns und unsere Arbeit nicht nur bewusst zu

werden, sondern auch aktiv und gezielt eigene Netzwerke aufbauen zu können. Sei es nun

zu aktuellen Problemstellungen in unserem Betrieb, in der Gewerkschaft, in der Region, in

der wir leben, oder auf politischer internationaler Ebene.

Dazu ist zunächst das Wissen um die Entstehung von sozialen Netzwerken notwendig.

Daraus lassen sich in weiterer Folge die Struktur, die handelnden AkteurInnen und die

verschiedenen Typen von Netzwerken ableiten.

Damit Netzwerke gezielt entstehen und auch in weiterer Folge funktionieren können, müssen

drei zentrale Vorraussetzungen gegeben sein

8

:

1. Es muss einen aktuellen Anlass geben, der es als sinnvoll erscheinen lässt, sich mit

anderen darüber auszutauschen und gegebenenfalls später Allianzen zu bilden.

2. Es müssen im Hinblick auf das gemeinsame Thema genügend Kompetenzen

vorhanden sein. Das bedeutet aber keinesfalls eine fachliche Eingrenzung. Ein guter

Mix an verschiedenen Kernkompetenzen, die für die TeilnehmerInnen viele Optionen

und unterschiedliche Zugänge ermöglichen, macht die Attraktivität eines Netzwerkes

aus.

8

vgl. Boos [u.a.]: Soziale Netzwerke sind anders. In: Trebesch: Organisationsentwicklung. 2000.

Page 17: Wozu Soziale Netzwerke

16

3. Es müssen symmetrische Austauschbeziehungen vorhanden sein, nach dem Prinzip

„jeder nimmt und jeder gibt“, damit alle TeilnehmerInnen einen Nutzen aus dem

Netzwerk ziehen können.

Des Weiteren müssen die Austauschbeziehungen auf Freiwilligkeit und Offenheit der

PartnerInnen und Vertrauen untereinander basieren, damit ein Netzwerk entstehen und

bestehen kann.

5.5. Wie ist die Struktur eines sozialen Netzwerkes?

Aus den obigen Vorraussetzungen für die Entstehung eines Netzwerkes lässt sich nun die

Struktur ableiten und die notwendigen AkteurInnen erkennen:

Zunächst gibt es einen Netzwerkkern (Kerngruppe). Dieser besteht in der Regel aus den

InitiatorInnen – d.h. jenen Personen, die einen aktuellen Anlass für geeignet halten, ein

Netzwerk aufzubauen, um so zu neuen Handlungsstrategien zu gelangen und

BündnispartnerInnen für die Zukunft zu finden. Die InitiatorInnen sind zumeist, aber nicht

unbedingt, auch diejenigen, die Informationen sammeln und weitergeben sowie die

Organisation und Moderation im Netzwerk übernehmen.

Außerdem besteht der Netzwerkkern aus Personen bzw. Organisationen, die die notwendige

Infrastruktur zur Verfügung stellen, wie etwa eine Räumlichkeit für regelmäßige Treffen,

Installation und Betreuung eines e-Mail-Verteilers bzw. einer Homepage usw.

Sofern nicht schon von vornherein Personen mit relevanten Kompetenzen und Verbindungen

zur Netzwerkteilnahme bewegt wurden, kristallisieren sich nach der Entstehung des

Netzwerkes zumeist engagierte TeilnehmerInnen heraus, die über nützliche Kompetenzen

und themenspezifische Erfahrungen verfügen und auch Aufgaben übernehmen. Diese bilden

dann einen zusätzlichen Teil des Netzwerkkernes. In der Regel sollte dies aber schon vorher

überlegt werden, um die richtigen Personen zur Mitarbeit zu gewinnen und im Sinne der

oben erwähnten Vorraussetzungen das Netzwerk für zukünftige TeilnehmerInnen auch

attraktiv zu machen.

Um die NetzwerkernInnen herum gruppieren sich die interessierten TeilnehmerInnen

(Personen und Organisationen), die zugleich NutznießerInnen und BündnispartnerInnen sind

und sozusagen eine Brückenfunktion nach außen darstellen. Diese haben wiederum ihre

eigenen persönlichen Netzwerke, die zur Mitarbeit aktiviert werden können oder aber auch

nur als Informationspools nach innen und außen dienen.

Page 18: Wozu Soziale Netzwerke

17

Sofern das Netzwerk offen gehalten wird, was eigentlich Sinn und Zweck eines Netzwerkes

ist, für die notwendige und belebende Dynamik sorgt und neue Inputs und Synergieeffekte

ermöglicht, können immer wieder neue TeilnehmerInnen zur Mitarbeit gewonnen werden.

Selbst wenn nicht aktiv mitgearbeitet sondern eher konsumiert wird, ist die Teilnahme dieser

Personen als eine Art Öffentlichkeitsarbeit notwendig und förderlich. Mundpropaganda ist

schließlich sehr wichtig für den Erfolg und den Transport bestimmter Themen.

Schließlich sind Teile jedes gezielt installierten Netzwerkes die persönlichen Netzwerke der

Personen, die im Netzwerk mitwirken. Diese sollten sich alle TeilnehmerInnen im Netzwerk

bewusst machen und auch nutzen, wenn es der Zweck erfordert.

Quelle

9

5.6. Wer sind die wesentlichen AkteurInnen in einem Sozialen Netzwerk?

Der Moderator bzw. die Moderatorin nimmt in der konkreten Netzwerkarbeit eine zentrale

Rolle ein und ist somit für das Funktionieren des Netzwerkes der/die wichtigste AkteurIn.

Diese Funktion können aber auch mehrere im Netzwerk aktive AkteurInnen ausüben.

„Der Moderator ist derjenige, der für das Zustandekommen und den Erfolg der

Interaktionsprozesse und –beziehungen im Netzwerk verantwortlich ist. Seine Aktivitäten

sollen unterschiedliche Kooperations- und Kommunikationsformen ermöglichen und fördern,

wobei er bei seiner Tätigkeit methodengeleitet und zielorientiert vorgeht.“

10

9

Bilder aus einer Präsentation von Katzmair, Pfeffer unter dem Titel „Umdenken in Richtung Netzwerk“ im

Rahmen einer Veranstaltung der Eisenbahner Gewerkschaft in Graz am 8.6.2004.

10

zit. Diettrich, Gillen: Netzwerkmoderatoren in unterschiedlichen Netzwerktypen. In: Elsholz [u.a.]:

Kompetenzentwicklungsnetzwerke. 2004. S.188.

© FAS.research 2004

Page 19: Wozu Soziale Netzwerke

18

Als weitere relevante AkteurInnen, die als Schlüsselpersonen für ein funktionierendes

Netzwerk äußerst wichtig erscheinen und daher in jedem sozialen Netzwerk vorhanden sein

sollten, bezeichnet man die Opinion Leader und Opinion Broker. Die Begriffe wurden

bereits anhand einer Definition von Harald Katzmair im Kapitel zur Netzwerkanalyse

beschrieben.

Nach Katzmair gibt es noch eine weitere Personengruppe, die als wichtige Akteurin in einem

Netzwerk erachtet wird bzw. zu der zumindest Netzwerkbeziehungen aufgebaut werden

sollten. Dies sind Personen, die Confrontainment-Know-how besitzen, wie etwa

JournalistInnen, WissenschafterInnen oder NGO-CampagnenexpertInnen.

11

Solche

Personen können die Netzwerkarbeit nicht nur nach innen mit ihren Kernkompetenzen

ergänzen, sondern auch gegebenenfalls Netzwerkthemen in die Öffentlichkeit transportieren.

5.7. Welche Typen von Netzwerken gibt es?

Das Wissen um Netzwerktypen erleichtert in der Praxis den gezielten Aufbau von

Netzwerken und gibt Aufschluss über die notwendigen Vorraussetzungen, die gegeben sein

sollten. Folglich ist es leichter heraus zu finden, welcher Netzwerktyp für welches Thema

bzw. welche Intention am besten geeignet erscheint.

In der wissenschaftlichen Literatur zur Netzwerktheorie und –analyse gibt es eine Vielzahl

von Netzwerktypologien, die unterschieden werden. Unser spezielles Interesse gilt aber dem

konkreten und gezielten Aufbau von sozialen Netzwerken für die Betriebsrats- und

Gewerkschaftsarbeit. Daher beschränken wir uns im Folgenden auf drei Grundformen von

Netzwerken, die für unsere Zwecke am sinnvollsten erscheinen. Diese drei Grundformen

sind auf der folgenden Seite in einer Tabelle dargestellt, die wir nach Diettrich und Gillen

übernommen haben

12

:

11

vgl. Katzmair: Netzwerk-Kommunikation In: Vlastos: Schöne neue Kleinbetriebswelt. Teil 2. 2005. S. 35.

12

vgl. Diettrich, Gillen: Netzwerkmoderatoren in unterschiedlichen Netzwerktypen. In: Elsholz [u.a.]:

Kompetenzentwicklungsnetzwerke. 2004. S.193.

Page 20: Wozu Soziale Netzwerke

19

Bezeichnung des

Netzwerkes

(Soziale)

Optionsnetzwerke

(Ökonomische)

Projektnetzwerke

(Politische)

Aktionsnetzwerke

Intention der AkteurInnen • „Positives“ und Nutzen

sozialer Beziehungen

erleben; Erfahrungen

machen;

Erfahrungsaustausch

• Erreichung konkreter

(ökonomischer) Ziele

• Aktivierung politischen

Engagements,

Meinungsbildung und

Lösung politischer

Fragestellungen

Merkmale • zieloffene Konzeption

• stellt Beteiligten

unterschiedliche

Kontaktmöglichkeiten und

Erfahrungen bereit

• informelle,

personengebundene

Zusammenarbeit

• entsteht aus gewünschten

sozialen Beziehungen

• Vertrauen als

unverzichtbare

Vorraussetzung zur

Entstehung

• Bottom-up-Orientierung

• zielorientierte Kooperation

• gemeinsame,

„produktorientierte“

Bearbeitung von

definierten Aufgaben und

Zielstellungen

• konkrete Aktivitäten, die in

geregelten Strukturen

ablaufen

• Effizienz und

Zielerreichung und

wechselseitiger Nutzen

der auf Vertrauen und

Vereinbarungen

basierenden Kooperation

• Top-down- oder Bottom-

up-Orientierung

• klare Aufgaben- und

Zielorientierung

• geringere Nähe zu

ökonomischen

Verwertungs-

zusammenhängen

• sozio-ökonomische und

politische

Förderungsgesichtspunk

te überwiegen

• in der Regel Bottom-up-

Orientierung

Entstehungshintergrund

und

Entwicklungsperspektive

• Langfristig gewachsene

Strukturen

• Ungerichtete, offene

Entwicklung; u.U.

Übergang zu anderen

Netzwerktypen

• anlass- und zielbezogene

Initiierung

• nach Zielerreichung: neue

Zielsetzung oder

Beendigung

• politisch motivierte

Initiierung

• Verstetigung zu einer

politischen Bewegung

oder Auflösung

Beispiele • Nachbarschafts-

kooperationen

• Regionale

Unternehmerstammtische

• Regionale

BetriebsrätInnen-

Stammtische

• Branchenbezogenes

F&E-Netzwerk

• strategische Allianzen

• BetriebsrätInnennetzwerk

– branchenintern od. -

übergreifend

• Bündnisse

• Ausbildungsplatz-

initiativen

• Bürgerinitiativen

• Bereichsübergreifende

Netzwerke

(z.B. auch international)

Betrachtet man diese Grundformen für unsere Zwecke näher, ergibt sich daraus, dass es oft

zu Überschneidungen der verschiedenen Typen kommen wird. So ist beispielsweise ein

BetriebsrätInnen-Netzwerk, das sich aufgrund von Standortverschiebungen und

Betriebsübergängen gründet, wahrscheinlich gleichermaßen ein Projektnetzwerk wie ein

Aktionsnetzwerk. Einerseits werden sich die betroffenen BetriebsrätInnen projektbezogen mit

den Auswirkungen der Standortverschiebungen in ihren Unternehmen beschäftigen.

Page 21: Wozu Soziale Netzwerke

20

Zum Beispiel bzgl. Wechsel der Arbeitszeitmodelle, des Kollektivvertrages und einer anderen

Arbeitsorganisation. Andererseits werden sie vielleicht gemeinsam Kampagnen und Aktionen

starten, um schlimmere Auswirkungen für die Beschäftigten zu verhindern bzw. auch um

eine generelle Meinungsbildung in der Öffentlichkeit zu diesem Thema und seiner politischen

Dimension für die gesamte Gesellschaft herbei zu führen. Dabei werden sie nicht nur mit den

zuständigen Gewerkschaften zusammenarbeiten, sondern auch versuchen, andere

BündnispartnerInnen mit ins Boot zu holen und mit politisch Verantwortlichen strategische

Allianzen zu bilden.

Umgekehrt können sich aus einem regionalen BetriebsrätInnen-Stammtisch, der dem

Erfahrungsaustausch dient, zu bestimmten Themenstellungen wiederum Projekt- oder

Aktionsnetzwerke entwickeln. Auf jeden Fall kann so ein Stammtisch bzw. auch eine bereits

kleine Vernetzung mit dem Ziel des Erfahrungsaustausches zwischen BetriebsrätInnen oder

vielleicht sogar geöffnet für interessierte MitarbeiterInnen in einer Branche der Nährboden für

zielgerichtete Netzwerke sein.

Das Praxisbeispiel „Vernetzungsgruppe Soziales“ wird die Verflechtung der verschiedenen

Netzwerktypen noch verdeutlichen.

Cartoon aus: Elsholz [u.a.]: Anleitung zum Knüpfen gewerkschaftlicher Netzwerke, 2004

Page 22: Wozu Soziale Netzwerke

21

6. Beispiele aus der Praxis

„Wenn wir wollen, daß alles so bleibt, wie es ist,

müssen wir zulassen, daß sich alles verändert.“

Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896-1957), ital. Schriftsteller

6.1. Ein Beispiel für ein regionales Themen- bzw. Branchennetzwerk: Die

Vernetzung Soziales (Wien)

6.1.1. Vorgeschichte

Seit nunmehr 10 Jahren bin ich – Christine Rudolf – im Sozialbereich, konkret in der

Behindertenarbeit tätig. Lange Zeit hatten wir in unserem Bereich keinen Kollektivvertrag, der

die Arbeitsbedingungen und Gehälter auf einem einheitlichen Niveau regelt. Außerdem sind

die meisten privaten Institutionen in unserem Bereich gemeinnützig tätig und auf die

Finanzierung aus der öffentlichen Hand angewiesen, was vor allem die Gehaltssituation der

betroffenen ArbeitnehmerInnen nicht gerade vereinfacht. Nach jahrelangen mühsamen

Verhandlungen der BetriebsrätInnen und zuständigen Gewerkschaften in diesem Bereich

gelang es dann im Jahr 2004, endlich den ersten Kollektivvertrag für große Teile des

Sozialbereiches in Österreich abzuschließen – den BAGS

13

-Kollektivvertrag. Allerdings

waren viele KollegInnen in unserem Bereich mit den Regelungen nicht sehr zufrieden, und in

einigen Regionen wie z.B. in Wien waren die Gehaltsstrukturen nicht so hoch, wie man

erwartet hatte. Noch dazu kam, dass aufgrund der Komplexität des Kollektivvertrages und

teilweise mangelhafter Informationen über den Inhalt viele Probleme in Verbindung mit der

Einführung in den Betrieben auf die BetriebsrätInnen zukamen. Auch in meinem Betrieb gab

es Verständnisschwierigkeiten, und die rechtlichen Auskünfte durch die Gewerkschaften und

FachexpertInnen gingen oft weit auseinander. Dies war sicherlich auch dadurch bedingt,

dass es ein neues Regelwerk zu installieren galt, das viele unterschiedliche Bereiche

innerhalb unserer Branche (Behindertenbereich, Pflegebereich, psychosoziale Betreuung

usw.) unter einen Hut bringen sollte. Außerdem gab es keinen schriftlichen Kommentar, den

die BetriebsrätInnen als Nachschlagewerk benutzen hätten können sowie keine Workshops

zu diesem Thema.

Aus diesen Gründen entschloss ich mich dazu, eine Vernetzungsgruppe für BetriebsrätInnen

und interessierte KollegInnen im Sozialbereich aufzubauen.

13

„Berufsvereinigung von Arbeitgebern für Gesundheits- und Sozialberufe“

Page 23: Wozu Soziale Netzwerke

22

6.1.2. Ziele

Vordergründiges Ziel war es, Informationen auszutauschen, sich gegenseitig zu beraten und

zu unterstützen, sowie gezielt Kontakte zu den zuständigen Gewerkschaften aufzubauen

und inhaltliche Änderungswünsche und Verbesserungsvorschläge bzgl. BAGS-

Kollektivvertrag zu erarbeiten. Zusätzliches Anliegen war, die Vernetzung für andere

Themen, etwa den öffentlichen Sozialbereich, sowie unsere Geldgeber betreffend zu nutzen

und gemeinsam politische Handlungsstrategien zu entwickeln. Schließlich sollte die

Vernetzung einen Beitrag dazu leisten, die Gewerkschafts- und Betriebsratsarbeit

transparenter und basisnäher zu gestalten, den Austausch der KollegInnen im Sozialbereich

zu fördern und einen Blick über den Tellerrand innerhalb unserer so vielschichtigen Branche

zu ermöglichen.

6.1.3. Exkurs: Typisierung anhand der Ziele

Aus diesen Zielen ist bereits die Überschneidung der verschiedenen Netzwerktypen

erkennbar. Einerseits handelt es sich um ein soziales Optionsnetzwerk, denn der

Erfahrungsaustausch steht an vorderster Stelle. Andererseits kann man die Vernetzung

Soziales durchaus auch als ökonomisches Projektnetzwerk bezeichnen, weil wir anhand

eines konkreten Themas, dem BAGS-Kollektivvertrag, auch Inhaltliches erarbeiten wollten.

Schließlich stellt unsere Vernetzung ebenso ein politisches Aktionsnetzwerk dar, da wir mit

unserer Netzwerkarbeit nicht nur versuchen, gemeinsam politische Handlungsstrategien zu

entwickeln, sondern letztlich auch die KollegInnen im Sozialbereich auf aktuelle Probleme

aufmerksam zu machen, zu „politisieren“ und zu „aktivieren“.

6.1.4. PartnerInnen und Infrastruktur

Als ich Betriebsrätin wurde, deklarierte ich mich zur Fraktion der Alternativen und Grünen

GewerkschafterInnen (AUGE) in der GPA. Dadurch hatte ich bereits einige Kontakte

innerhalb der GPA und meiner Fraktion, aber auch zu unserer Schwesterfraktion, der

Konsequenten Interessensvertretung (KIV) in der GdG aufgebaut. Auf Grund meiner

Betriebsratstätigkeit und vorherigen Arbeitsstellen innerhalb des Sozialbereiches sowie

meines Engagements in der Plattform Soziales in Wien (gegründet im Zuge der

Ausgliederung der MA 15a in den Fonds Soziales Wien) hatte ich ebenso einige Kontakte zu

verschiedenen BetriebsrätInnen und engagierten KollegInnen innerhalb der Branche.

Außerdem hatte ich durch meine Funktion im Wirtschaftsbereich Gesundheit/ Soziale

Dienstleistungen/ Kinder- und Jugendwohlfahrt in der GPA zusätzlich Verbindungen zu

BetriebsrätInnen aus den betreffenden Bereichen sowie zu den verantwortlichen

GewerkschaftssekretärInnen.

Page 24: Wozu Soziale Netzwerke

23

Dies war sozusagen ein Teil meines persönlichen Netzwerkes, den ich nun für die

Netzwerkidee nutzen konnte.

Die AUGE-UG erklärte sich bereit, die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen – d.h.

Räumlichkeiten für Veranstaltungen und regelmäßige Treffen; Installation eines E-Mail-

Verteilers und Versendung der Einladungen und spezifischer Informationen; Bereitstellung

eines kleinen Buffets für unsere Veranstaltungen und Treffen; Herstellung von Kontakten zu

FachexpertInnen aus Gewerkschaft und Arbeiterkammer etc.

Ein Kollege aus der KIV, Personalvertreter im Amt für Jugend und Familie, strebte ebenfalls

eine Vernetzung zwischen öffentlichem und privatem Sozialbereich an. Er deckte mit seinen

Kontakten den Bereich des kommunalen Sozialwesens ab.

6.1.5. Der Auftakt

Wir entschlossen uns, als Auftakt eine Informationsveranstaltung zum Thema BAGS-KV zu

organisieren. Dazu luden wir den zuständigen Gewerkschaftssekretär und Chefverhandler

des BAGS-Kollektivvertrages, Reinhard Bödenauer, ein, der Rede und Antwort stehen sollte.

Zusätzlich baten wir einige BetriebsrätInnen aus den betroffenen Bereichen, einen

Erfahrungsbericht aus ihren Betrieben zum Thema zu geben. Weiters nahm ich zu einem

Arbeitsrechtsexperten Kontakt auf, der sich mit dem BAGS-Kollektivvertrag seit längerem

inhaltlich beschäftigt hatte und auf dessen eigenen Kommentar zum Kollektivvertrag ich im

Zuge meiner Internetrecherchen zufällig gestoßen war und lud ihn ebenfalls zur

Veranstaltung ein.

Die Auftaktveranstaltung war zahlreich besucht, und es wurde rege diskutiert sowie viele

neue Kontakte aufgebaut. Das Ziel, eine Vernetzungsgruppe Soziales aufbauen zu wollen,

hatten wir bereits in der Einladung zum Auftakt angekündigt. Gegen Ende der Veranstaltung

erläuterten wir nochmals unsere Idee und luden alle Interessierten dazu ein, zu unserem

ersten Vernetzungstreffen zu kommen.

6.1.6. Das Konzept

Unsere Vernetzungstreffen finden einmal pro Monat statt. Die Treffen sind offen für alle

KollegInnen, BetriebsrätInnen und GewerkschafterInnen aus dem Sozialbereich, ebenso aus

verschiedenen Fraktionen und bei Interesse auch aus anderen Branchen. Die Offenheit

unseres Netzwerkes bedingt zwar eine hohe Fluktuation, auch je nach Thema, aber

gewährleistet, dass immer wieder neue TeilnehmerInnen gewonnen werden können, die

ihrerseits, selbst wenn sie nur selten kommen, als MultiplikatorInnen wirken und neue

Perspektiven ermöglichen.

Page 25: Wozu Soziale Netzwerke

24

Allerdings gibt es eine Kerngruppe, die mittlerweile acht Personen umfasst und die Aufgaben

sowie die Moderation und Organisation untereinander je nach Thema und zeitlichen

Möglichkeiten aufteilt.

Bei jedem Treffen gibt es einen strukturellen Rahmen:

Zunächst ist eine halbe Stunde dazu Zeit „anzukommen“, sich am kleinen Buffet zu stärken

und Smalltalk zu führen. Danach gibt es je nach Stimmung und Anliegen der

TeilnehmerInnen Zeit für den Erfahrungsaustausch und gegebenenfalls eine

Vorstellungsrunde – wir nennen das „Berichte aus den Betrieben“. Im Anschluss daran gibt

zumeist eine/n Fachexperte/in zum jeweiligen Thema einen kurzen Input. Es wird darüber

diskutiert, Informationen ausgetauscht, beraten und gegebenenfalls gemeinsame

Handlungsstrategien daraus entwickelt. Etwa die Planung einer Aktion, die Erarbeitung eines

Antrages für die Gewerkschaft, die Arbeiterkammer oder auch den Gemeinderat, die

Erarbeitung eines themenspezifischen Artikels für unsere Zeitschrift „die Alternative“ bzw.

auch für Betriebsratszeitungen oder Homepages, wie der des Berufsverbandes der

BehindertenbetreuerInnen oder der SozialarbeiterInnen usw. Danach wird noch gemeinsam

ein Thema für das nächste Treffen diskutiert und abgestimmt. Dazu haben wir meistens

Themen von früheren Treffen in unserem Themenspeicher gesammelt, auf die wir

zurückgreifen können. Letztendlich gibt es einen gemütlichen Ausklang, bei dem alle

TeilnehmerInnen noch einmal Gelegenheit haben, sich untereinander auszutauschen.

In der Regel dauern unsere Vernetzungstreffen ca. 3,5 Stunden.

Zwischen den monatlichen Vernetzungstreffen gibt es auch noch Treffen der Kerngruppen,

und wir sind über E-Mail und Telefon in Kontakt.

6.1.7. Öffentlichkeitsarbeit

Die Einladungen zu unseren Treffen werden möglichst zwei Wochen vorher über den E-Mail-

Verteiler ausgeschickt und auf diverse fachspezifische Webseiten gestellt. Bei jedem Treffen

wird eine Liste für diesen E-Mail-Verteiler aufgelegt. Zusätzlich verteilen wir die Einladungen

per Mail in unserem Bekanntenkreis und Arbeitsumfeld und veröffentlichen diese in

Publikationen der Fraktion. Seit kurzem haben wir auch eine eigene Webseite über die KIV

eingerichtet (www.kiv.at/vernetzung-soziales), auf der wir unsere Aktivitäten, unser Konzept

und die Kontaktmöglichkeit vorstellen sowie Artikel und aktuelle für den Sozialbereich

relevante Informationen aus Gewerkschaft und Politik veröffentlichen. Diese Webseite

ermöglicht uns Öffentlichkeitsarbeit auf virtuellem Wege und ergänzt somit unsere

Vernetzung.

Page 26: Wozu Soziale Netzwerke

25

6.1.8. Bisherige Aktivitäten und Themen

Da die Einführung des BAGS-Kollektivvertrags der Anlass für die Entstehung der Vernetzung

Soziales gewesen ist, beschäftigen wir uns immer wieder intensiv mit diesem Thema. Wir

erarbeiteten gemeinsam mit einem Rechtsexperten einen Kommentar zum BAGS-

Kollektivvertrag, der 2005 und in einer Neuauflage nach den Kollektivvertrags-

Verhandlungen und der Satzung des Kollektivvertrags Anfang 2006 veröffentlicht wurde und

in den die Erfahrungen der BetriebsrätInnen, die an unseren Vernetzungstreffen teilnahmen,

einflossen.

Außerdem entwickelten wir ein Konzept für einen Einführungsworkshop zum BAGS-

Kollektivvertrag, den wir im Frühjahr 2006 veranstalteten. Dieses Konzept soll in Zukunft

noch weiterentwickelt und den neuen Gegebenheiten angepasst werden.

Verbesserungswünsche und –vorschläge zum BAGS-Kollektivvertrag wurden einerseits

während unserer Vernetzungstreffen, andererseits über unseren E-Mail-Verteiler sogar aus

verschiedenen Bundesländern, die auf unsere Vernetzungsgruppe aufmerksam geworden

sind, übermittelt und laufend gesammelt. Leider ist es uns bisher zeitlich noch nicht

gelungen, diese in einem Forderungsprogramm zusammenzufassen und den zuständigen

Gewerkschaften zu übermitteln. Dies ist eines der Ziele, dem wir uns in naher Zukunft noch

widmen wollen.

Weiters formulierten wir einige Anträge zum BAGS-Kollektivvertrag, die wir einerseits bei den

Gewerkschaftsforen in der GPA und andererseits bei mehreren Arbeiterkammer-

Vollversammlungen einbrachten.

Es gab aber im Laufe der letzten zwei Jahre noch andere Themen, die für den Sozialbereich

wichtig sind, denen wir uns ebenfalls widmeten und mit FachexpertInnen diskutierten. Im

Folgenden nur eine Aufzählung zur Anschaulichkeit. Eine nähere Erklärung würde den

Rahmen dieser Arbeit sprengen:

- Pflegegeld-Taschengeldkürzung in Wien 2005 und Auswirkungen auf den

Sozialbereich

- Einblick in den Fonds Soziales Wien (FSW) - Erfahrungsaustausch mit

BetriebsrätInnen, aktuelle Probleme seit der Ausgliederung und Auswirkungen auf den

Sozialbereich

- Kollektivvertrag im Fonds Soziales Wien (FSW)

- Zwischenbilanz Ausgliederung FSW am Beispiel der ambulanten Pflege und Betreuung

– Diskussion mit Gemeinderätin Sigrid Pilz

- Die BewohnerInnenvertretung (Verein für Sachwalterschaft) – Erfahrungs- und

Informationsaustausch mit KollegInnen

Page 27: Wozu Soziale Netzwerke

26

- Wiener Kindergärten - MA 10: aktuelle Fragen aus der Sicht von Personalvertretung

und Gewerkschaft – Erfahrungsaustausch und Probleme der Beschäftigten

- Jugendamt - MA 11: Geplante Einsparungen und Auswirkungen auf die Beschäftigten

- AMS – Arbeitslosengeld und soziale Leistungen – Informationsaustausch mit einem

Zentralbetriebsrat

- Vorstellung der GPA und GdG – Organisation und Fraktionen

- Die EU-Dienstleistungsrichtlinie – Bedeutung für den Sozialbereich

- Perspektiven des Sozialbereichs in Wien aus gewerkschaftlicher Sicht – Diskussion mit

FachexpertInnen aus Gewerkschaft und NGOs (u.a. mit dem stv.

Geschäftsbereichsleiter „Interessenvertretung“ der GPA, Reinhard Bödenauer)

- Das Soziale im Programm der neuen Bundesregierung – Diskussion mit Nationalrat

Karl Öllinger

- 24-Stunden-Pflege und -Betreuung zu Hause: die neuen Hausangestellten?

- Diskussion mit dem Vorsitzenden der Sektion Soziale, Persönliche Dienste und

Gesundheitsberufe in der VIDA, Willibald Steinkellner

- „Organisierung“ des Sozialbereichs - Kooperationsmöglichkeiten mit Elternvereinen

Außerdem haben diverse KollegInnen im Zuge unserer Vernetzungstreffen die Betriebe, in

denen sie tätig sind, vorgestellt und Probleme im Zusammenhang mit der Betriebsratsarbeit

diskutiert.

Aus einigen der oben genannten Themen sind Anträge für Gewerkschaftsforen,

Arbeiterkammer und Gemeinderat sowie Artikel und Flugblattaktionen entstanden.

Vordergründig war dabei aber immer das Hauptziel Erfahrungsaustausch, Aufklärungsarbeit

und einen Blick über den Tellerrand zu gewährleisten und neue Kontakte unter den

KollegInnen zu erschließen, um Zusammenarbeit und Allianzen bei bestimmten

Problemstellungen zu ermöglichen.

6.1.9. Probleme

Die Vernetzung Soziales existiert nun bereits seit über zwei Jahren. In den letzten Monaten

ist der Zulauf an neuen TeilnehmerInnen etwas zurückgegangen. Dies liegt nicht nur daran,

dass unser Anlassthema, der BAGS-Kollektivvertrag, etwas in den Hintergrund geraten ist.

Wie aus obiger Aufzählung ersichtlich ist, haben wir stets auch andere Themen den

Sozialbereich betreffend diskutiert und bearbeitet. Allerdings ist die Vernetzung Soziales aus

einer relativ spontanen Initiative entstanden. Einige Punkte wurden aus heutiger Sicht

zuwenig bedacht.

Page 28: Wozu Soziale Netzwerke

27

Im Zuge des Schreibens dieser Projektarbeit habe ich mit zwei KollegInnen aus unserer

Kerngruppe unsere bisherigen reflektiert. Dabei haben sich vier Problempunkte heraus

kristallisiert, die meiner Meinung nach den momentan geringeren Zulauf zur Vernetzung

bedingen. Im Folgenden möchte ich diese kurz erläutern, um abschließend

Schlussfolgerungen zu ziehen, die für die praktische Netzwerkarbeit relevant sein können.

Eines der vordergründigen Hauptprobleme unserer Vernetzung ist die mangelnde Zeit. Die

Mitglieder der Kerngruppe sind neben ihrer Betriebsratsarbeit größtenteils selbst in ihren

Betrieben tätig. D.h. sie haben keine Freistellung, was bedeutet, dass sie die Arbeit für die

Vernetzung in ihrer Freizeit ehrenamtlich leisten. Daher konnte eine gezielte bzw.

projektbezogene Weiterarbeit an manchen Themen bisher nicht wirklich stattfinden.

Die Vernetzung Soziales ist aus einem konkreten Anlass entstanden, und es wurden einige

Ziele formuliert. Ein weiteres Problem ist aber, dass diese Ziele teilweise zu ungenau

formuliert wurden, sodass es in einigen Punkten bei einem Informations- und

Erfahrungsaustausch geblieben ist. Aus dem Anlassthema BAGS-Kollektivvertrag ist einiges

entstanden. Es wäre jedoch notwendig gewesen, zielgerichtet an anderen Themen weiter zu

arbeiten. Dennoch soll erwähnt werden, dass durch den Erfahrungsaustausch ein

Informationsfluss stattgefunden hat, der die TeilnehmerInnen in ihrer Arbeit unterstützt und

neue Möglichkeiten sowie Kontakte eröffnet hat.

Im Zusammenhang mit dem Zeitproblem steht das Problem der Dokumentation der Inhalte,

die diskutiert wurden bzw. an denen gearbeitet werden soll. Im Zuge der Vernetzung

Soziales war eines unserer Ziele, Protokolle unserer Treffen anzufertigen, um drei

wesentliche Punkte zu gewährleisten:

1. Dokumentation der Inhalte als Erinnerungsfunktion und Informationsspeicher,

2. Ergebnisprotokolle, damit an diskutierten Inhalten eventuell projektbezogen

weitergearbeitet werden kann und

3. Protokolle als Information für KollegInnen, die an den Netzwerktreffen nicht

teilnehmen konnten bzw. für zukünftige TeilnehmerInnen.

Aufgrund der wenigen Zeit, welche die Kerngruppenmitglieder zur Verfügung haben, ist es

uns leider nicht durchgängig gelungen, dieses Ziel zu erfüllen.

Page 29: Wozu Soziale Netzwerke

28

Ein weiteres Problem ist, dass die Kerngruppe der Vernetzung Soziales größtenteils aus

BetriebsrätInnen, die im Behindertenbereich tätig sind, besteht. Im Sinne einer vielfältigeren

Zusammensetzung, um das Netzwerk auch für andere TeilnehmerInnen attraktiver zu

gestalten und neue Perspektiven zu eröffnen, wäre das Hinzuziehen von KollegInnen aus

anderen Feldern des Sozialbereichs von Vorteil.

6.1.10. Schlussfolgerungen

Aus meiner Sicht sind zusammenfassend vier wesentliche Punkte für gezielte

Netzwerkarbeit wichtig, die bereits in der Initiierungsphase bedacht werden sollten:

1. Gezielte Netzwerkarbeit braucht Zeit und Koordination:

Es ist nicht nur wesentlich im Vorfeld zu überlegen, welche Personen gebraucht werden

und auch interessiert daran sind, ein soziales Netzwerk aufzubauen (Opinion Leader,

Opinion Broker, ModeratorInnen, usw.). Es müssen auch Personen gefunden werden,

welche die zeitlichen Möglichkeiten haben, das Netzwerk zu koordinieren. Natürlich

kommt es dabei auch auf den Typ des Netzwerkes an. Ein soziales Optionsnetzwerk wird

wahrscheinlich weniger Zeit in Anspruch nehmen als ein Projektnetzwerk. Die Grenzen

verschwimmen allerdings oft, wie man an der Vernetzung Soziales auch sehen kann.

2. Vom Ziel Netzwerk zu den Netzwerk-Zielen:

Beim Aufbau eines sozialen Netzwerkes braucht es zu Anfang immer ein konkretes

Anlassthema, aus dem sich zumeist noch andere Themen, die damit zusammenhängen,

ergeben. Dabei sind die Ziele, die mit der Vernetzung verfolgt werden sollen, ein

wesentlicher Faktor für das Zustandekommen und Aufrechterhalten des Netzwerkes.

Einerseits lässt sich daran der Erfolg messen, andererseits machen diese die Attraktivität

für potentielle TeilnehmerInnen aus, denn schließlich soll jeder einen Nutzen daraus

ziehen können. Je konkreter die InitiatorInnen die Ziele formulieren, umso leichter kann

daran gearbeitet werden und umso attraktiver wird die Teilnahme am Netzwerk sein. Es

ist meiner Meinung nach wichtig, bei einer Auftaktveranstaltung die TeilnehmerInnen in

die Zieldiskussion mit einzubeziehen und gemeinsam einen „Zielplan“ für das Netzwerk

zu erarbeiten. Damit ist bereits ein erster Schritt in Richtung „Wir-Gefühl“ getan.

Page 30: Wozu Soziale Netzwerke

29

3. Ein erfolgreiches Netzwerk will gut dokumentiert sein:

Damit an den gesetzten Zielen gut gearbeitet werden kann und der Informationsfluss

über die diskutierten Inhalte sowohl innerhalb des Netzwerkes als auch außerhalb zu

potenziellen TeilnehmerInnen gewährleistet ist, braucht es auch in irgendeiner Form eine

schriftliche Dokumentation. Ich denke, Ergebnisprotokolle reichen aus, um wesentliche

Inhalte und geplante Aktivitäten nicht zu vergessen. Außerdem kann anhand dieser

Protokolle überprüft werden, ob die gesetzten Ziele bereits erreicht sind oder sich das

Netzwerk zumindest auf dem richtigen Weg befindet. Bereits im Vorfeld bzw. spätestens

nach einigen Netzwerktreffen sollten Personen gefunden werden, die diese Aufgabe

übernehmen können und wollen.

4. Vielfalt im Netzwerk macht das Netzwerken vielfältiger:

Natürlich kommt es bei der Zusammensetzung der Kerngruppe eines sozialen

Netzwerkes wieder auf das Netzwerkthema und den Typ des Netzwerkes an. Weiters ist

die Zielsetzung ausschlaggebend. Trotzdem gilt: je unterschiedlicher die Personen –

sozusagen je multiprofessioneller das Team – umso attraktiver ist die Teilnahme am

Netzwerk für potenzielle NetzwerkerInnen und umso vielfältiger sind die Zugänge.

Außerdem kann man ansonsten leicht Gefahr laufen, wieder in der „eigenen Suppe zu

kochen“.

Aus: Frank/Oertel: Das Netzwerk-Kompendium, 2002

Page 31: Wozu Soziale Netzwerke

30

6.2. Ein Beispiel für ein regionales politisches Aktionsnetzwerk (Graz)

6.2.1. Vorgeschichte

Für mich, Gernot Acko, Lokführer-Betriebsrat bei der ÖBB in Graz, war bis zur Wende 1999

(damals noch Personalvertreter) die politische Welt noch in Ordnung. Mein Grundverständnis

der Demokratie, also: „Die Macht geht vom Volke“ aus, war durch die Sozialpartnerschaft

gegeben. Die demokratischen Mittel der Wahl (Betriebsrat, Gewerkschaft, Arbeiterkammer,

Nationalrat etc.) galten für mich als Mitbestimmungsinstrumente. Nach der unterirdischen

Regierungsangelobung, bei der die drittstärkste Kraft im Land den Bundeskanzler stellte,

läuteten bei mir die Alarmglocken. Unser Land wurde ab diesem Zeitpunkt von einer

bürgerlichen Mehrheit mit rechten Prägungen regiert. Ein erstes Signal zu ihrem

Demokratieverständnis setzte die Regierung mit dem Gesetzesbeschluss zur Umfärbung im

Hauptverband der Sozialversicherungen. Bis dahin wurde der Hauptverband nach den

Kammerwahlen besetzt. Nachdem es einer Fraktion, die auch in der Regierung war, durch

die Kammerwahlen nicht gelang, in den Hauptverband zu kommen, schafften sie es per

Gesetz. Dadurch wurden auch die demokratisch entschiedenen Mehrheitsverhältnisse

umgedreht. Um in der Öffentlichkeit Verständnis für ihr Gesetz zu bekommen, schoss sich

die Regierung auf den damaligen Vorsitzenden, Hans Sallmutter, ein. Dieses Vorgehen war

ein Zeichen, wie hemmungslos sie in Zukunft ihre Vorhaben umsetzen werden. Mit dem

Beginn des Pensionsraubzuges war ich dann endgültig nicht mehr zu halten. Es wurde Zeit,

meinen Unmut zu „demonstrieren“. In dieser Zeit gelang es, in Graz über die

Gewerkschaftsgrenzen hinaus BündnispartnerInnen anzusprechen. Es gab die ersten

Treffen, in denen Aktionen gegen den „Pensionsraub“ besprochen wurden.

6.2.2. Ziele

Das oberste Ziel von politischen Aktionsnetzwerken ist meist die Sensibilisierung der

Menschen zu aktuellen politischen Themen innerhalb und außerhalb unserer Betriebe. Die

dazu notwendigen Methoden werden im Netzwerk gemeinsam erarbeitet und durchgeführt.

Genau auf diese Weise funktioniert auch unser Netzwerk in Graz. Begonnen hat alles mit

dem ersten Pensionsraub. Unser Ziel war es, die Menschen über die Vorgehensweise der

Regierung (Speed kills) und ihre Folgen aufzuklären. Dabei steht im Hintergrund auch immer

der Gedanke, sie zu motivieren, um von ihrem demokratischen Recht des Demonstrierens

bei Bedarf Gebrauch zu machen.

Page 32: Wozu Soziale Netzwerke

31

6.2.3. PartnerInnen

Die Fluktuation der AkteurInnen innerhalb eines Netzwerkes ist ein typisches Zeichen für die

Freiwilligkeit der Teilnahme. Genauso verhält es sich auch in unserem Netzwerk. Obwohl wir

alle persönlich oder unsere Organisationen aus einem sozial- und globalisierungskritischen

Umfeld kommen, ist dennoch oft die Zeit oder der Wille nicht vorhanden, an allen Themen

mitzuarbeiten. In den sechs Jahren, in dem nun unser Netzwerk besteht, hatten wir einen

regelmäßigen Wechsel und Schwund, aber auch Zuwachs an TeilnehmerInnen. Hier ist nun

eine, sicher nicht vollständige, Liste von Organisationen, die im Laufe der Zeit an unserem

Netzwerk beteiligt waren:

• ArbeitnehmerInnen Organisationen: AK–Steiermark, ÖGB Graz, Vida (GdE)

• Parteien: SPÖ Graz/ Stmk., KPÖ Graz/ Stmk., Die Grünen

• Vereine: Attac, Greenpeace, Renner Institut, Grüne Akademie, Österreichische

Hochschülerschaft, Steirische Friedensplattform, Sozialistische Jugend,

Kommunistische Jugend, feinstaub.at, etc.

Ein weiteres Merkmal in einem Netzwerk ist die Eigenständigkeit der AkteurInnen. Bei allen

Veranstaltungen tritt jede Organisation oder Verein für sich auf. Um jedoch in der

Öffentlichkeit, vor allem in den Medien einen Namen zu haben, entschlossen wir uns bei

manchen Aktionen, eine Plattform zu gründen. Als Beispiel: Bei der Demonstration im Zuge

des Wettbewerbsgipfel der EU-Wirtschafts- und Wettbewerbsminister gründeten wir die

Plattform: „Aktionsbündnis Solidarität“. Bei den Pressekonferenzen traten wir aber wieder als

eigenständige Organisation auf.

6.2.4. Aktivitäten

Wie im Kapitel 4.2. (Unterschied zw. Netzwerken/ Kooperationen) beschrieben, ist ein

Netzwerk der Nährboden für Kooperationen. Gerade in politischen Netzwerken entstehen

durch die aktuellen Themen immer wieder Kooperationen, die meist die Form von Aktionen

oder Kampagnen besitzen.

Hier einige sehr kurz gehaltene Beispiele, die auch den Nutzen von Netzwerkarbeit

verdeutlichen sollen:

Page 33: Wozu Soziale Netzwerke

32

• Stopp GATS Kampagne

Während der Kampagne gab es immer wieder gezielte Flugblattverteilungen. Dabei

standen wir EisenbahnerInnen-GewerkschafterInnen, in unseren Aktionswesten,

unter anderem auch vor der Grazer Uni und verteilten Flugblätter gegen die

Liberalisierung im Bildungsbereich. Diese Aktion ermöglichte es uns auch gleich, auf

die Liberalisierung im Schienenverkehr und die Diskussion rund um die ÖBB-Reform

hinzuweisen. Zusätzlich habe ich in dieser Zeit wichtige Dinge in Bezug auf

Aktionismus von den Freundinnen und Freunden bei Greenpeace gelernt.

• ÖBB Reform – „Österreich braucht die Bahn“

Über die Kontakte, die wir im Zuge der Stopp GATS-Kampagne geknüpft hatten,

konnten wir die Theatergruppe Interact (Interaktives Aktionstheater) für ein

Straßentheater am Grazer Hauptbahnhof gewinnen. Wir Betriebsräte waren in diese

Szenen eingebaut und konnten so Erfahrungen für weitere Aktionen sammeln. Durch

diese Erfahrungen gestaltete ich auch einen Folder über die Wahrheiten und Lügen

rund um die angeblichen Privilegien von uns EisenbahnerInnen, der dann sehr

erfolgreich in ganz Österreich eingesetzt wurde.

• GdE-Kampagne. „Österreich steht auf der Straße ohne Bus und Bahn!“

Bei dieser Kampagne nutzte ich das Netzwerk als Multiplikator unserer Informationen.

Dabei wurden unsere Flyer und Plakate auch in Bereiche gebracht, die von uns

EisenbahnerInnen sonst nur unter sehr hohem Arbeitseinsatz möglich gewesen

wären. Am Ende dieser Kampagne zog die Regierung ihren Gesetzesentwurf zurück.

• Demo zum Wettbewerbsgipfel

Während der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2006 gab

es in Graz den Gipfel der Wirtschafts- und Wettbewerbsminister. Zur gleichen Zeit lag

der ÖGB aber durch das Aufkommen der BAWAG-Krise am Bauch. Es war für mich

aber klar, dass dieser Gipfel nicht unbemerkt seine Tagungen abhalten sollte. Unser

Netzwerk schaffte es auch ohne die Mobilisierung über den ÖGB, eine

beeindruckende Demonstration zu Stande zu bringen. Bei dieser Demo erreichten wir

auch über die Medien mit unserem Thema „Liberalisierung im Schienenverkehr“

wieder die Öffentlichkeit.

Page 34: Wozu Soziale Netzwerke

33

• 3. ASF (austrian social forum)

Bevor ich auf die SOZAK ging, war die Arbeit im Vorbereitungsteam zum 3.

Österreichischen Sozialforum meine letzte Tätigkeit in unserem Netzwerk. Beim ASF

besteht für alle sozial engagierten Personen und Organisationen die Möglichkeit, sich

in unterschiedlichsten Foren auszutauschen. Darunter gab es auch zahlreiche

Veranstaltungen der Gewerkschaften. Bei einer Veranstaltung der EisenbahnerInnen-

Gewerkschaft zum Thema „Feinstaub in Graz“, wurde auch die Idee geboren, nach

dem ASF gemeinsam mit Greenpeace und der Aktionsgemeinschaft „feinstaub.at“

etwas zum Thema „Feinstaub“ zu unternehmen. Mittlerweile haben diese

Organisationen eine Aktion „Autofreier Tag“ ins Leben gerufen.

6.2.5. Resümee

Wie in den ersten Kapiteln beschrieben ist auch in unserem Netwerk der größte Nutzen der

Erfahrungsaustausch unter den TeilnehmerInnen. Ich habe in den letzten Jahren durch den

Blick über den Tellerrand viele neue Sichtweisen kennen gelernt, die von der üblichen

gewerkschaftlichen Wahrnehmung der Probleme abweicht.

Genauso wären viele unserer Aktionen und Kampagnen ohne den Zusammenschluss

unterschiedlichster Organisationen in der Bevölkerung nicht wahrgenommen worden. Viele

unserer gut gemeinten Aktionen scheitern oft daran, dass die Bevölkerung uns als

GewerkschafterInnen nicht mehr glaubt. Unter dem Motto: „Eh klar, ihr müsst euch natürlich

wieder wehren“, blieben viele Aktionen unbemerkt.

Unser regionales politisches Aktionsnetzwerk ist wahrscheinlich den wenigsten

TeilnehmerInnen bewusst. Das problemlose Funktionieren verdanken wir den vielen

Anlässen, die uns die schwarz/blau/orange Regierung geboten hat. Die Aufbauphasen eines

Netzwerkes, die wir im Kapitel „Wie Gründe ich ein soziales Netzwerk“ beschrieben haben,

haben wir nie vollzogen. Mir selbst wurde dies erst durch diese Projektarbeit bewusst. Daher

werde ich nach dem Ende der Sozialakademie viel Zeit dafür aufbringen, um unser Netzwerk

von der Initiierungsphase in die Weiterentwicklungsphase zu bringen.

Page 35: Wozu Soziale Netzwerke

34

7. Anleitung für die Praxis

„Mit einer Hand läßt sich kein Knoten knüpfen.“

Aus der Mongolei

7.1. Wie gründe ich ein soziales Netzwerk?

Vorweg sei erwähnt, dass die wesentlichen Anregungen für dieses Kapitel aus

Handreichungen und einer CD-Rom des Projektes KomNetz der IG Bergbau, Chemie,

Energie, IG Metall und ver.di Deutschland stammen, die wir für unsere Zwecke adaptiert

haben.

14 15

Die drei Gewerkschaften beschäftigen sich seit längerer Zeit im Rahmen eines

aus dem Europäischen Sozialfonds geförderten Projektes mit der Entwicklung von

Netzwerkstrukturen als neue gewerkschaftliche Organisations- und Lernform.

Empfehlenswert ist die Homepage des Projektes www.KomNetz.de, über die man die

entsprechenden Abstracts und Unterlagen bestellen bzw. downloaden kann. Weiterführende

Links zu bereits bestehenden Netzwerken der betreffenden Gewerkschaften geben Einblick

in die Möglichkeiten, die sich durch aktiv praktizierte Netzwerkarbeit eröffnen.

Die Gründung eines gezielt installierten Netzwerkes läuft in der Regel in drei Phasen ab.

Obgleich die Initiierungsphase, wenn man sich dazu entschlossen hat, ein soziales Netzwerk

aufzubauen, für die Gründung am wichtigsten ist, gilt für ein erfolgreiches und stabiles

Netzwerk ebenso die Stabilisierungs- und Weiterentwicklungsphase zu beachten. Hier eine

graphische Darstellung, die verdeutlicht, dass nach jeder Phase ein Abstieg erfolgen kann,

wenn nicht einzelne Schritte beachtet werden:

14

Elsholz [u.a.]: Gewerkschaftliche Netzwerke. Aufbau, Moderation und Verstetigung. Projekt KomNetz. 2006.

15

Elsholz [u.a.]: Anleitung zum Knüpfen gewerkschaftlicher Netzwerke. Projekt KomNetz. 2004.

Initiierungsphase

Stabilisierungs-

phase

Fortentwicklungs-

phase

mögliche

Auflösung

mögliche

Auflösung

kritischer

Punkt:

Auftakt

kritischer

Punkt:

Fluktuation/

Isolierung

Grad der

Vernetzung

Zeit

Page 36: Wozu Soziale Netzwerke

35

Bevor wir die Phasen und die einzelnen Schritte in jeder Phase aber genauer erläutern,

möchten wir noch auf zwei Fragen eingehen, die man sich bereits vor der Netzwerkgründung

stellen sollte:

1. Welcher Netzwerktyp erscheint mir aufgrund meines Anlassthemas als geeignet?

Hier einige Beispiele:

- Eine Betriebsrätin stellt fest, dass es in ihrer Branche und Region Entwicklungen gibt,

die wahrscheinlich auch andere BetriebsrätInnen betreffen – z.B. unzureichende

Weiterbildungsangebote. Sie initiiert zunächst ein soziales Optionsnetzwerk

(regionaler BetriebsrätInnen-Stammtisch), um mit anderen BetriebsrätInnen

Erfahrungen auszutauschen, beispielsweise über bereits abgeschlossenen

Betriebsvereinbarungen zur Weiterbildung, um in weiterer Folge eventuell

gemeinsame Projekte zum Thema zu starten (Wandel zu einem Projektnetzwerk).

- Ein Personalvertreter einer Gemeinde ist zunehmend mit Ausgliederungen in seinem

Bereich konfrontiert. In diesem Bereich gibt es bereits Unternehmen als private

Anbieter, in denen BetriebsrätInnen existieren. Da er nicht möchte, dass sich die

Gehaltsstrukturen und Arbeitsbedingungen der KollegInnen in den ausgegliederten

Bereichen massiv verschlechtern, möchte er mit den BetriebsrätInnen gemeinsam

daran arbeiten. Er initiiert zunächst ein Projektnetzwerk zum Thema

Gehaltsstrukturen und zieht auch VertreterInnen der betroffenen Gewerkschaften

hinzu.

- Eine Gewerkschaftssekretärin beschäftigt sich seit längerer Zeit mit dem Thema

Verlängerung der Ladenöffnungszeiten und Auswirkungen auf die Beschäftigten

sowie deren Umfeld. Sie initiiert ein politisches Aktionsnetzwerk gemeinsam mit

betroffenen BetriebsrätInnen, NGOs (z.B. Elternvereine in Schulen und Kindergärten)

und VertreterInnen aus Parteien, die sich für das Thema interessieren, um einerseits

Aufklärungsarbeit zu betreiben und andererseits gemeinsame Handlungsstrategien

zu erarbeiten (z.B. Kampagne zu den gesundheitlichen Auswirkungen von

Arbeitszeitverlängerungen etc.).

2. Welche persönlichen Kontakte habe ich bereits, die ich für mein Netzwerk nutzen

kann?

Dazu ist es hilfreich, sich sein persönliches Netzwerk, bezogen auf den eigenen

Arbeitsbereich, aufzuzeichnen und so die Kontakte sichtbar zu machen. Am besten geht

man folgendermaßen vor:

Page 37: Wozu Soziale Netzwerke

36

a) Zeichne ein Symbol in die Mitte eines Blattes, das dich selbst darstellt.

b) Zeichne Symbole für Personen und/oder Organisationen im Umfeld, mit denen du

bereits Kontakte im Zuge deiner Betriebsrats- bzw. Gewerkschaftsarbeit (auch zu

NGOs und politischen Playern) pflegst.

c) Verbinde die Symbole durch Linien:

- doppelte Linie = intensiver Kontakt

- einfache Linie = weniger intensiver Kontakt

Auch die Symbole im Umfeld können miteinander verbunden sein, soweit sie

miteinander zutun haben.

d) Notiere auf den Linien, welche Themen euch verbinden. So wird sichtbar, welche

Kontakte für dein Thema und das dementsprechende Netzwerk am besten nutzbar

sind.

Danach stell dir folgende Fragen und schreib oder zeichne symbolhaft die Antworten dazu:

e) Welcher Kontakt soll verstärkt werden (im Hinblick auf mein Thema/Netzwerk)?

f) Wo fehlt eigentlich etwas (notwendige Kontakte für mein Netzwerk)?

Die bildliche Darstellung könnte folgendermaßen aussehen

16

:

Innenorientiert oder Außenorientiert

Diese kleine persönliche Netzwerkanalyse kann bereits Personen sichtbar machen, die, wie

oben im Kapitel Netzwerkanalyse beschrieben, als Opinion Leader und Opinion Broker

eingesetzt werden können. Auch Kontakte zu Personen mit Konfrontainment-Kow-How, wie

im Kapitel 4.8. über die notwendigen AkteurInnen beschrieben, können hilfreich sein.

16

Bilder aus einer Präsentation von Katzmair, Pfeffer unter dem Titel „Umdenken in Richtung Netzwerk“ im

Rahmen einer Veranstaltung der Eisenbahner Gewerkschaft in Graz am 8.6.2004.

© FAS.research 2004

Page 38: Wozu Soziale Netzwerke

37

7.1.1. Die Initiierungsphase

Einbeziehung von Protagonisten/ Aktivisten (Kerngruppe)

„Sofern die Netzwerkinitiative nicht von einem der Akteure der Zielgruppe selbst ausgeht,

sollte frühzeitig die Einbeziehung von Protagonisten in die Planung des Netzwerks und die

Durchführung einer Auftaktveranstaltung sichergestellt werden.“

17

Aus der oben erläuterten bildlichen Darstellung des eigenen persönlichen Netzwerkes kann

dabei bereits ersichtlich sein, welche AnsprechpartnerInnen für das Netzwerkthema und den

entsprechenden Netzwerktyp als InitiatorInnen gewonnen werden können bzw. sollen. Es ist

also sinnvoll, bereits bestehende Kooperationsstrukturen zu nutzen. In der Folge bildet sich

die Kerngruppe, die zu Anfang die Organisation und Moderation des Netzwerkes übernimmt.

Interessengruppen definieren (Netzwerkanalyse)

„Zur erfolgreichen Arbeit innerhalb eines Netzwerkes ist darauf zu achten, dass sich die

Ressourcen und Ziele der Netzwerkakteure ergänzen. Es kann also Sinn machen,

komplementäre Partner dergestalt zu gewinnen, dass neben BetriebsrätInnen auch

Bildungsträger oder andere hauptamtliche „Wissensträger“ ins Netzwerk integriert werden.

Es kann aber auch sein, dass die Betriebsräte „sich selbst genug sind“, da es vorrangig um

den Erfahrungsaustausch untereinander geht.“

18

Wiederum kann aus der persönlichen Netzwerkanalyse ersichtlich sein, welche PartnerInnen

auch außerhalb der gewohnten betriebsrätlichen und gewerkschaftlichen Strukturen (z.B.

NGOs, politische HandlungsträgerInnen) einen inhaltlichen Beitrag zum Netzwerk liefern

können. Denn wie in den obigen Kapiteln bereits erwähnt ist die Devise beim „Netzwerken“

ja auch „über den Tellerrand blicken“ sowie möglichst verschiedene Kernkompetenzen zu

vereinen.

Auftaktworkshop/ Präsenzveranstaltungen

„Ein Auftaktworkshop ist in der Initiierungsphase unverzichtbar. So wird den

Netzwerkakteuren die Möglichkeit des persönlichen Kennenlernens und des

Erfahrungsaustausches gegeben. Präsenzveranstaltungen tragen wesentlich dazu bei, eine

soziale Basis des Netzwerks zu schaffen. Eine gemeinsame Aktivität kann darüber hinaus

das „Wir-Gefühl“ der AkteurInnen fördern.“

19

17

zit. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004.

18

zit. Ebd.

19

zit. Ebd.

Page 39: Wozu Soziale Netzwerke

38

Dabei hat die Gruppe der InitiatorInnen (Kerngruppe) folgende Aufgaben zu leisten:

- Ein Thema für die Auftaktveranstaltung festlegen. Um BetriebsrätInnen,

GewerkschafterInnen und sonstige KooperationspartnerInnen zur Mitarbeit zu bewegen,

ist es sinnvoll, nicht die Vernetzung selbst, sondern zunächst ein konkretes Thema, das

die Betroffenen aktuell bewegt, in den Mittelpunkt zu stellen. Sofern dies nicht schon

aufgrund eines Anlassthemas gegeben ist.

- Zeit, Raum und Rahmenbedingungen für die Auftaktveranstaltung festlegen.

- Eventuell notwendige ReferentInnen zum Thema und ModeratorInnen organisieren. Ist

man selbst als InitiatorIn auch AkteurIn im geplanten Netzwerk, ist es von Vorteil, eine/n

Moderator/in für die Veranstaltung zu organisieren, damit man die eigenen Ideen zum

Netzwerk selbst besser einbringen kann.

- Potenzielle TeilnehmerInnen (Zielgruppe) des Netzwerkes ansprechen und informieren.

Dies am besten persönlich, da dabei schon Intentionen und Vorteile der Vernetzung

erläutert und Nachfragen beantwortet werden können.

- Eine Einladung gestalten und über einen bereits für die Vernetzung angelegten E-Mail-

Verteiler an die Zielgruppe versenden.

Abstimmung der Erwartungshaltungen und Ziele

„Zu Beginn eines Netzwerks sollte in einer Präsenzveranstaltung die Netzwerkidee

vorgestellt werden. Dann geht es um die Klärung der Erwartungen aller Beteiligten an das

Netzwerk und der Ziele, die mit dem Netzwerk verfolgt werden. Diese gilt es miteinander

abzugleichen.“

20

Dazu ist es hilfreich, eine/n Referenten/in zum Thema sowie BetriebsrätInnen bzw.

GewerkschafterInnen, die bereits Erfahrungen zum Thema oder aber auch mit

Netzwerkarbeit im Speziellen haben, einzuladen, um die TeilnehmerInnen mit der

Netzwerkidee vertraut zu machen. Erfahrungen aus der Praxis sind jedenfalls immer besser

geeignet als abstrakte Theorievorträge! Die Abstimmung der Erwartungen und Ziele sollte

dann gemeinsam in alternativer Form erarbeitet werden, um die Veranstaltung lebendiger zu

gestalten.

20

zit. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004.

Page 40: Wozu Soziale Netzwerke

39

Etwa in Form von klassischer Gruppenarbeit mit anschließender Ergebnispräsentation und

Diskussion oder bei größeren Gruppen in Form eines World Cafés, der Real-Time-Strategy-

Change-Methode oder der Open-Space-Methode. Diese drei Methoden haben wir zur

Veranschaulichung im Anhang unserer Projektarbeit illustriert.

Einigung über erste gemeinsame Themen im Netzwerk (Themenspeicher)

„Unter Berücksichtigung der Erwartungen der Netzwerkakteure sollte die Formulierung erster

gemeinsamer Themen- und Aufgabenstellungen wesentlicher Bestandteil der

Initiierungsphase sein.“

21

Erste Themen und Ziele werden in der Regel bereits in der Gruppe der InitiatorInnen

(Kerngruppe) entwickelt.

Im Sinne der Gleichberechtigung und Partizipation aller TeilnehmerInnen im Netzwerk sollten

diese aber vor allem bei der Auftaktveranstaltung noch einmal gemeinsam diskutiert und

adaptiert werden. Wir „netzwerken“ schließlich nach dem Grundsatz „jeder gibt, jeder nimmt“!

Die Erarbeitung sollte wie oben schon erwähnt lebendig gestaltet werden (siehe

verschiedene Methoden im Anhang).

Tauchen dabei im Zusammenhang mehrere Themen, die für die Vernetzung interessant

sind, auf, ist es sinnvoll einen Themenspeicher anzulegen, damit nichts in Vergessenheit

gerät. So hat man auch bereits eine Auswahl an Themen für Folgeveranstaltungen des

Netzwerkes.

Abstimmung der Aufgabenverteilung (Moderation, Öffentlichkeitsarbeit, Infrastruktur)

„Zur Erleichterung der internen und externen Netzwerkarbeit ist eine klare

Aufgabenverteilung, die Benennung von Ansprechpartnern sowie die Verteilung von

Handlungs- und Entscheidungskompetenzen zu realisieren.“

22

Wie schon erwähnt, übernehmen im Zuge der Gründung zunächst die InitiatorInnen die

Organisation und Moderation des Netzwerkes. In weiterer Folge, vor allem während der

Auftaktveranstaltung, kann bzw. sollte es sein, dass sich die Kerngruppe erweitert. (Hier sei

noch einmal die Rolle, die Opinion Leader und Opinion Broker dabei spielen, erwähnt.)

Dabei sollten vor allem folgende Fragen gestellt werden:

- Wer erklärt sich bereit, die Moderation des Netzwerkes zu übernehmen und die

Verbindung zu wichtigen Kontaktpersonen herzustellen? Interne und externe

Netzwerkmoderation kann durchaus geteilt werden.

21

zit. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004.

22

zit. Ebd.

Page 41: Wozu Soziale Netzwerke

40

Dazu gehört auch die Betreuung und Erweiterung eines E-Mail-Verteilers und das

Versenden von Infomaterial und Einladungen zu Netzwerktreffen.

- Wer kann die Organisation der Netzwerktreffen übernehmen? Inklusive Formulierung der

Einladungen und eventuell Organisierung von ReferentInnen zum Thema.

- Wer ist bereit, bei den Netzwerktreffen selbst die Moderation zu übernehmen (kann auch

wechseln)?

- Wer kann sich vorstellen, die diskutierten Inhalte während der Netzwerktreffen in Form

von Ergebnisprotokollen festzuhalten (kann ebenfalls wechseln)? Dies ist sowohl für die

Öffentlichkeitsarbeit als auch für das Entwickeln und Weiterverfolgen von

Handlungsstrategien wichtig. Außerdem stellt es ein gewisses Maß an Verbindlichkeit

her, wenn jemand im Netzwerk sich zur Erarbeitung eines Themas meldet.

- Wer ist eventuell versiert im Entwickeln einer Homepage und kann die Betreuung dieser

übernehmen? Dies ist sinnvoll um, wenn erwünscht, die Öffentlichkeitsarbeit des

Netzwerkes zu fördern und Inhalte auch für andere potenzielle TeilnehmerInnen sichtbar

zu machen (das Netzwerk nach außen öffnen!).

- Wer hat Kontakte zu Personen, die eine kleine Infrastruktur zur Verfügung stellen können

bzw. kann dies selbst bewerkstelligen? Kleine Infrastruktur meint: Räumlichkeiten, ev.

kleine Buffets für Netzwerktreffen, ev. Benutzung eines PCs und Telefons für die

Öffentlichkeitsarbeit, Möglichkeit der Installation einer Homepage etc.

Regeln im Netzwerk (Spielregeln)

„Zur Prävention von Unstimmigkeiten sollten einige grundsätzliche Spielregeln zum Netzwerk

und zum gegenseitigen Umgang im Netzwerk besprochen werden. Dazu gehören als

Themen u.a. der Zugang zum Netzwerk sowie Fragen des Umgangs und der Weitergabe

von Informationen.“

23

Auch wenn es in einem sozialen Netzwerk, worauf wir beim Thema Abgrenzung zur

Kooperation eingegangen sind, kaum Spielregeln gibt, ist es trotzdem sinnvoll, sich die

Grenzen der Zusammenarbeit bewusst zu machen. Nach dem Motto „über den Tellerrand

blicken“ sollten sich die TeilnehmerInnen gemeinsam folgende Fragen stellen:

23

zit. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004.

Page 42: Wozu Soziale Netzwerke

41

- Was ist der Teller? (das Thema; die Zielgruppe)

- Was ist der Tellerrand? (inwieweit Öffnung für andere Personen)

- Wo ist der Tisch, auf dem der Teller steht, zu Ende? (Themen, die zu Konflikten führen

und die Zusammenarbeit gefährden können)

So können etwa historische Konflikte den Teller leicht zerbrechen. Darüber sollte offen

gesprochen werden, um im vorhinein Grenzen abzustecken. Beispielsweise könnte die

Grenze in einem Netzwerk, in dem GewerkschafterInnen mit der katholischen Kirche

zusammenarbeiten, sein, dass man auf Grund unterschiedlicher Zugänge nicht über

Abtreibung spricht. Oder es wäre eine Grenze, in einem BetriebsrätInnen-Netzwerk, das

auch für interessierte „Nicht-BetriebsrätInnen“ offen steht, Personen aus

Geschäftsführungsebenen den Zugang nicht zu gewähren. Ebenso kann das Ende des

Tisches die Zusammenarbeit mit Organisationen, die rechtsradikales Gedankengut vertreten,

sein.

Virtuelle Vernetzung

„Es gilt zu klären, welche Rolle die virtuelle Vernetzung spielen soll. Was soll und kann inter-

netgestützt erfolgen. Mit Hilfe von Informations- und Kommunikationstechnologien sollten die

Netzwerk-Strukturen bestmöglich miteinander verknüpft werden, um effektives Arbeiten zu

ermöglichen. Die soziale Vernetzung hat allerdings Vorrang und ist notwendige

Voraussetzung erfolgreicher virtueller Vernetzung.“

24

Abgesehen von der Installierung und Betreuung eines E-Mail-Verteilers und eventuell einer

Homepage für die Korrespondenz mit den TeilnehmerInnen und neue

AnsprechpartnerInnen, kann durch die virtuelle Vernetzung, beispielsweise auch in Form

eines Diskussionsforums per Internetplattform, ein kontinuierlicher Austauschprozess

hergestellt werden. Dies ist oft sehr hilfreich, wenn die TeilnehmerInnen sich durch weite

Entfernungen (überregionales Netzwerk) nicht so oft persönlich treffen können oder

interessierte Personen aus anderen Regionen sich mit den NetzwerkteilnehmerInnen

austauschen wollen.

24

zit. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004.

Page 43: Wozu Soziale Netzwerke

42

7.1.2. Die Stabilisierungsphase

Sobald das Netzwerk initiiert wurde, folgt die Stabilisierungsphase. In dieser Phase ist es

wichtig, die Initiierung zu reflektieren und gegebenenfalls zu adaptieren. Diese Reflexion ist

zunächst eine wesentliche Aufgabe der Kerngruppe, die dabei folgende Punkte

berücksichtigen sollte

25

:

- Hat sich das notwendige Vertrauen, das zur erfolgreichen Netzwerkarbeit notwendig ist,

gegenüber den anderen NetzwerkakteurInnen entwickelt? Dies ist wichtig zu beachten,

da sonst die Gefahr besteht, dass gewisse TeilnehmerInnen aus dem Netzwerk wieder

aussteigen. Dieses Vertrauen entwickelt sich dadurch, dass die TeilnehmerInnen das

Gefühl haben, beteiligt zu sein und sich auf die anderen verlassen zu können.

Beispielsweise die Erarbeitung von gemeinsamen Themen wird eingehalten; es finden

regelmäßige Treffen zum Austausch statt; jede/r hat Platz, seine Themen einzubringen

und diese werden wenn nicht gleich dann in Zukunft auch bearbeitet etc. Das Vertrauen

wächst mit positiven gemeinsamen Erfahrungen, beispielsweise durch Starterprojekte als

Produkte des Netzwerkes (z.B. Positionspapiere, Arbeitsmaterialien für BetriebsrätInnen,

Konzepte für Seminare etc.). Ein zu hohes Maß an Vertrautheit kann allerdings auch zur

Cliquenbildung und Abschottung nach außen führen. Wird die Gefahr von solchen

Schließungstendenzen sichtbar, kann es hilfreich sein, aktiv für die Netzwerkarbeit zu

werben und so den Zugang für neue TeilnehmerInnen zu ermöglichen. Aufgabe der

Kerngruppe und ModeratorInnen ist es dabei, diese Punkte aktiv zu thematisieren.

- Wie funktionieren die Austauschbeziehungen im Netzwerk? Wie bereits erwähnt basiert

ein gut funktionierendes Netzwerk auf dem Prinzip „jeder gibt, jeder nimmt“. Daraus

resultiert der Nutzen, der das Netzwerk für die TeilnehmerInnen attraktiv macht. Je

handlungsorientierter und praxisbezogener das Netzwerk gestaltet wird, umso größer ist

der Zugewinn für die TeilnehmerInnen. Die Basis dafür schaffen regelmäßige Treffen mit

Themenschwerpunkten, die an den Bedürfnissen der Netzwerkmitglieder orientiert sind.

Die Kerngruppe und die ModeratorInnen sollten dabei dafür sorgen, dass jede/r zu Wort

kommt, um seine Erfahrungen mitzuteilen.

25

vgl. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004, sowie die

Handreichungen des Projektes KomNetz (siehe oben)

Page 44: Wozu Soziale Netzwerke

43

- Wie funktioniert die Weiterarbeit an den gemeinsam gesteckten Zielen? Sofern es sich

nicht nur um ein soziales Optionsnetzwerk handelt, in dem der Erfahrungsaustausch im

Vordergrund steht, wurden gemeinsame Ziele, zu denen Handlungsstrategien entworfen

werden sollen, erarbeitet. Werden diese Ziele nicht oder unzureichend verfolgt, kann dies

ebenfalls zu einem Ausstieg von TeilnehmerInnen aus dem Netzwerk führen, weil für sie

der Nutzen nicht mehr gegeben ist. Daher sollten Kerngruppe und die ModeratorInnen

vor allem bei den Treffen regelmäßig die Ziele wieder in Erinnerung rufen und mögliche

Hemmnisse für die Zielerreichung offen zur Sprache bringen.

Alle angeführten Faktoren sind wichtige Voraussetzungen für ein erfolgreiches und

kontinuierliches Funktionieren des Netzwerkes in der Zukunft.

7.1.3. Die Fortentwicklungsphase

In dieser Phase muss die Nachhaltigkeit des Netzwerks aktiv gesichert werden. Die

Verstetigung des Netzwerks verlangt eben nicht ein „weiter so“, sondern eine Erweiterung

und Erneuerung des Netzwerks. Schließlich soll das Netzwerk nicht nur den Bedürfnissen

der bereits bestehenden Netzwerkmitglieder angepasst werden, sondern für sein

Fortbestehen und das Eröffnen von neuen Sichtweisen auch für neue NetzwerkakteurInnen

attraktiv gestaltet werden. Denn was nutzt ein toll aufgebautes Netzwerk, wenn es sich

schließlich nach außen abschottet und sich mangels neuer Impulse auflöst? Damit würden

KooperationspartnerInnen für die Zukunft verloren gehen. Daher gilt es, folgende Aspekte zu

beachten

26

:

- Einerseits sind die in der Stabilisierungsphase genannten Punkte wichtig, um die Zahl

der bereits involvierten AkteurInnen stabil zu halten. Andererseits haben es Netzwerke

trotz alledem an sich, dass sich aufgrund veränderter Lebensumstände oder Interessen

der TeilnehmerInnen im Laufe der Zeit eine Fluktuation ergibt. Will man, dass das

Netzwerk trotzdem weiter besteht, muss man gezielt neue NetzwerkererInnen

ansprechen und aktiv werben.

26

vgl. CD-Rom „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Projekt KomNetz. 01/2001-12/2004, sowie die

Handreichungen des Projektes KomNetz (siehe oben)

Page 45: Wozu Soziale Netzwerke

44

- Um eine Erweiterung zu erreichen, muss auch das Netzwerk inhaltlich weiterentwickelt

werden. Das heißt, dass die Themen laufend evaluiert und an aktuelle Gegebenheiten

angepasst werden sollten. Die Kerngruppe sollte sich laufend Fragen stellen wie: Was ist

momentan in unserer Branche oder zu unserer Thematik aktuell? Welche Probleme

beschäftigen die BetriebsrätInnen bzw. GewerkschafterInnen in unserem Bereich? Wer

könnten mögliche AnsprechpartnerInnen für diese Themen sein? Oder auch: Wie können

wir an den bisher diskutierten und erarbeiteten Themen weiterarbeiten und wen können

wir dazu hinzuziehen?

- Es gehört auch dazu, die Spielregeln und Verfahrensweisen im Netzwerk von Zeit zu Zeit

zu überdenken und zu adaptieren: Sind die Spielregeln transparent genug und für unsere

Zwecke geeignet? Kann unsere Verfahrensweise im Netzwerk andere potenzielle

TeilnehmerInnen zur Mitarbeit bewegen? Etc.

- Für eine erfolgreiche Erweiterung gilt es ebenso zu bedenken, dass neue

NetzwerkerInnen die Chance erhalten, die Kultur und die Regeln des Netzwerks

mitzubestimmen. Es kann durchaus dabei auch hilfreich sein, einen Wechsel in der

Kerngruppe anzustreben und neue TeilnehmerInnen zur Übernahme von den in der

Initiierungsphase beschriebenen Kernaufgaben zu motivieren.

Erfolgreiche Netzwerke laufen oft Gefahr, „sich selbst genug“ zu sein und neue

NetzwerkerInnen auszugrenzen oder abzuschrecken. Einer der wesentlichen Vorteile von

Netzwerkarbeit, die Innovationskraft, kann dadurch verloren gehen. Daher ist auf die oben

genannten Aspekte für ein nachhaltiges soziales Netzwerk immer wieder bedacht zu

nehmen.

Page 46: Wozu Soziale Netzwerke

45

7.2. Vorsicht Falle!

Hier seien abschließend die häufigsten Fehler, die ein Netzwerk garantiert zum Scheitern

bringen, etwas provokant zum Nachdenken angeführt:

Ø Legt alle Themen im Netzwerk selbst fest!

Ø Lasst niemanden mitbestimmen und macht am besten alles selbst!

Ø Vermeidet persönliche Kontakte! Am besten ist sowieso die Kommunikation auf

virtuellem Weg!

Ø Überfrachtet das Netzwerk mit Themen und Erwartungen!

Ø Überlasst alles der Selbstorganisation der TeilnehmerInnen frei nach dem Motto

„Wird schon werden…“!

Ø Versucht immer endgültige Beschlüsse herbeizuführen, an die sich natürlich jeder

strikt zu halten hat!

Ø Sorgt dafür, dass ihr für eure Ideen und Themen Mehrheiten gewinnt! Die, die

dagegen sind, sind sowieso am falschen Platz!

Ø Erklärt den TeilnehmerInnen, wie die Welt wirklich funktioniert! Schließlich seid ihr die

SpezialistInnen!

Ø Und wenn’s um die Stabilisierung und Fortentwicklung des Netzwerkes geht, hilft am

besten ein Vorgehen nach dem Motto „Schau ma mal…“!

Cartoon aus: Elsholz [u.a.]: Anleitung zum Knüpfen gewerkschaftlicher Netzwerke, 2004

Page 47: Wozu Soziale Netzwerke

46

8. Resümee

„Der Mensch ist ein Wesen mit der Möglichkeit zu neuen Wirklichkeiten.“

Aristoteles (384-322), griechischer Philosoph

Die Arbeitswelt und die Gesellschaft unterliegen einem Veränderungsprozess, welcher mit

rasanter Geschwindigkeit auf uns alle einwirkt. Gewerkschaften und andere

Interessenvertretungen sind dabei, sich neu auszurichten und an die veränderten

Rahmenbedingungen anzupassen. Aus unseren eigenen persönlichen Erfahrungen

resultierend sind wir der Meinung, dass Netzwerkarbeit eines der effektivsten Mittel ist, um

diesen veränderten Rahmenbedingungen zu begegnen. Deshalb haben wir beschlossen für

unsere Projektarbeit das Thema „Netzwerke“ zu wählen, um einerseits ein Bewusstsein

dafür zu schaffen und andererseits vielleicht einen Impuls zur Gründung von sozialen

Netzwerken im Rahmen der Interessenvertretung auszulösen.

Mit der Darstellung der Grundlagen zur Netzwerkarbeit haben wir versucht, die

Notwendigkeit und die Vorteile der Austauschbeziehungen hervorzuheben, um euch eine

Netzwerkgründung schmackhaft zu machen. Anhand unserer eigenen praktischen Beispiele

haben wir veranschaulicht, wie Netzwerkarbeit funktionieren kann und welche Probleme

damit verbunden sind.

Eine unserer größten Herausforderungen war es, das Kapitel „Wie gründe ich ein soziales

Netzwerk?“ so praxisbezogen wie möglich zu gestalten. Im Rahmen einer Präsentation in

der Wiener Gewerkschaftsschule haben wir die praktische Anwendung unseres Leitfadens

erprobt und ein sehr positives Feedback erhalten. Aufgrund dieser Erfahrung sind wir

zuversichtlich, dass wir diese Herausforderung gemeistert haben.

Am Anfang unseres Projektes war unser Hauptanliegen, ein Handwerkszeug zu erstellen,

welches wir selbst in unserer täglichen Betriebsrats- und Gewerkschaftsarbeit verwenden

können. Während der Erarbeitung des Themas wurde uns bewusst, welche Lücken unsere

eigenen Netzwerke haben und woran wir gezielt nach Abschluss des Lehrganges

weiterarbeiten wollen. Durch diesen persönlichen Lernprozess ist uns klar geworden, dass

sich unser Zugang zum Thema als praktikabel erwiesen hat und wir unser Hauptanliegen

erreicht haben.

Außerdem werden wir unsere weiteren Ziele, die Projektarbeit über die ÖGB–Homepage für

jede/n abrufbar zu machen und die Entwicklung eines Workshops zur Netzwerkarbeit auf

Grundlage unseres Projektes anzustreben, aktiv nach Abschluss des Lehrganges

weiterverfolgen.

Netzwerke stärken die Interessen der ArbeitnehmerInnen!

Also verknüpfen wir unsere Stärken!

Page 48: Wozu Soziale Netzwerke

47

9. Anhang

9.1. "The World Café" von Juanita Brown und David Isaacs27

Das World Café eignet sich für die Arbeit ab 12 Personen.

In einem Setting von vielen kleinen Caféhaus-Tischen in einem Raum wird ein Netzwerk von

Dialogen aufgebaut, die durch Tischwechsel der TeilnehmerInnen immer neu verknüpft und

zuletzt in einem Verdichtungsschritt inhaltlich zusammengeführt werden

Die Grundidee von World Cafe

1. Gruppen von vier oder fünf Personen sitzen an Caféhaus-Tischen oder in kleinen

Sesselkreisen im ganzen Raum verteilt.

2. Jede Gruppe sucht nach Fragen oder strittigen Punkten, die wirklich bedeutsam für das

Leben, die Arbeit oder die Gemeinschaft sind.

3. Die TeilnehmerInnen werden ermutigt einander zuzuhören und auf die Tischtücher zu

schreiben, kritzeln, oder zeichnen, um ihre Ideen visuell auszudrücken.

4. Die TeilnehmerInnen wechseln in mehreren Gesprächsrunden von Tisch zu Tisch und

bringen ihre Schlüsselerkenntnisse, Themen und Fragen in neue Gespräche ein.

5. An jedem Tisch bleiben GastgeberInnen (sozusagen die Caféhaus-Tischen-

ModeratorInnen) sitzen, um die neuen Gäste zu empfangen. Schlüsselideen oder neue

Querverbindungen werden durch sie laufend auf das Tischtuch oder auf Karten

geschrieben.

6. Schließlich führt die gesamte Gruppe ihre Entdeckungen zusammen: Indem sich die

Erkenntnisse aus den kleinen Café-Gesprächen miteinander verbinden, wächst das

kollektive Wissen. Die Weisheit der Gruppe wird sichtbarer und innovative Möglichkeiten

zur Handlung entwickeln sich ganz natürlich.

Der Ablauf eines World Cafés

Der Ablauf eines World Cafés ist einfach und flexibel. Es wird mindestens eineinhalb bis zwei

Stunden inklusive der gemeinsamen Verdichtung der Ergebnisse benötigt. Der Zeitaufwand

ist also gering.

27

vgl. http://81.223.85.90/~transformation/artikel.php?Sprach_ID=1&Art_ID=101

Page 49: Wozu Soziale Netzwerke

48

Einführung in das Café – den Kontext setzen

Der/die Moderator/in eröffnet, begrüßt, stellt das Thema und Ziel des Cafés dar, beschreibt

die Café-Grundannahmen, die Café-Etiquette und den Ablauf.

Drei Gesprächsrunden

In der Minimalform werden drei Gesprächsrunden von 20–30 Minuten durchgeführt, die

jeweils einen unterschiedlichen Verlauf haben. Runde 1 dient der Fokussierung auf das

Thema, Runde 2 der Vertiefung und der Herstellung von Zusammenhängen, Runde 3 dem

Blick nach vorne. Jede Runde wird mit wenigen Fragestellungen eingeleitet. Bei Bedarf

können auch mehrere oder längere Gesprächsrunden durchgeführt werden.

Zusammenführung und Verknüpfung (Harvesting)

Beim abschließenden Harvesting wird das Kaffeehaus-Setting aufgelöst und es wird mit der

ganzen Gruppe an der Verdeutlichung und Zusammenfassung der Ergebnisse gearbeitet.

Etwa durch Präsentation der beschriebenen Caféhaus-Tischdecken durch die

GastgeberInnen, die fix auf den jeweiligen Tischen geblieben sind und durch

Zusammenführung der Ergebnisse auf ein gemeinsames Plakat.

9.2. Real Time Strategy Change (RTSC) von Kathleen Dannemiller28

Die RTSC-Methode ist eher für Großgruppen ab 50 Personen geeignet. Es ist aber durchaus

denkbar die Methode auch für kleinere Gruppen zu adaptieren.

Gemeinsame Ausrichtung entwickeln

Eine gemeinsame Ausrichtung, die durch einen bereichsübergreifenden Dialog, durch

gemeinsames Arbeiten und Kämpfen für Ideen entsteht, ist ein wesentlicher Nutzen der

RTSC-Methode und anderen partizipativen Großgruppen-Events. Sowohl die einzelne

Person als auch die gesamte Gruppe vollzieht häufig wahre Quantensprünge in der eigenen

Entwicklung.

Dies zeigt sich in:

- der Präsenz aller TeilnehmerInnen

- den wiedererstarkten Individuen

- einer wissenden Learning Group mit ausgeprägtem "Wir"-Gefühl und

28

vgl. http://www.kommunikationslotsen.de/konf/index.html

Page 50: Wozu Soziale Netzwerke

49

- einer großen, fokussierten Handlungsbereitschaft.

Phasen der RTSC-Methode

1. Aufrütteln

In der ersten Phase geht es darum, dass die TeilnehmerInnen ihren Verdruss mit der

aktuellen Situation wahrnehmen, die Problemsituation erleben, das Problem spüren und

Betroffenheit erzeugen - dieser als Lähmung und Leere erlebte Zustand wird bewusst

herbeigeführt. Denn das Gefühl der Lähmung ist häufig der Beginn nachhaltiger

Veränderungsprozesse.

Dies geschieht am besten gemeinsam in möglichst heterogenen Kleingruppen (z.B.

Zusammensetzung durch Zuordnung zu einem Symbol) mit gezielten Fragen, wie:

Denke an Deine Organisation (oder das Thema der Veranstaltung). Zum Beispiel in Bezug

darauf, wie Du bei (Name der Organisation) mit diesem Thema umgehst oder welche

positiven oder negativen Früchte dieses Thema bei (Name der Organisation) Deiner

Meinung nach trägt:

a) Was macht dich dann glücklich daran?

b) Was macht dich traurig daran?

c) Was macht dich verrückt? Worüber regst du dich auf?

2. Identifikation mit gemeinsamen Zielen

Nach der ersten Phase entsteht durch Engagement und Begeisterung für gemeinsame

Zukunftsbilder eine kreative Spannung - weg von den Problemfeldern, hin zu selbst

gestalteten, neuen Umfeldbedingungen. Diese Spannung ist die Veränderungsenergie, die

eine Gemeinschaft braucht, um sich für den Wandel zu entscheiden.

Diese 2. Phase kann in der Gruppe folgendermaßen gestaltet werden:

- Versetze dich in das Jahr y. Stelle dir vor, wie (z.B. Name der Organisation) jetzt

beschaffen ist. Es ist eine sehr positive Zukunft entstanden - so wie du sie dir immer

gewünscht hast.

- Schreibe alles, was du seit dem Jahr x erreicht hast, auf ein Flipchart. Nimm dir Zeit und

greife jeden Aspekt auf, der dir wichtig ist. Stelle die erreichte Zukunft anhand vieler

konkreter Beispiele dar.

Danach wird dem Plenum der gemeinsame Zukunftsentwurf zum gewählten Themenbereich

präsentiert (pro Präsentation ca. 8 Minuten Zeit - ZeiterfasserIn!).

Page 51: Wozu Soziale Netzwerke

50

3. Erste Schritte erarbeiten

Jetzt geht es darum, die Zusammenarbeit zu verbessern und Maßnahmen und

Konsequenzen abzuleiten. Wenn den TeilnehmerInnen die erarbeitete Vision am Herzen

liegt, lohnt es sich, einige Momente innezuhalten und sich darauf zu besinnen, welche neuen

Spielregeln benötigt werden und welche Hindernisse bzw. Stolpersteine aus dem Weg zu

räumen sind.

Konkret gestaltet sich diese Phase wie folgt:

- Es gibt freiwillige ReporterInnen, die das Geschehen beobachten. Die ReporterInnen

präsentieren die Gemeinsamkeiten der erarbeiteten und präsentierten Zukunftsentwürfe.

Die Reporter-Teams schreiben jede Gemeinsamkeit auf ein Extra-Blatt und befestigen

dieses an eine für alle zugängliche Wand.

- Reflexion im Plenum: Das Plenum ergänzt die Reporter mit folgenden Fragen:

a) Welche Zielvorstellungen (Was-Ziele) haben viele Entwürfe gemein?

b) Gibt es Gemeinsamkeiten in der Art und Weise, wie ein Ziel erreicht werden soll (Wie-

Ziele)?

c) Gibt es ungelöste Differenzen?

9.3. Open Space Methode von Harrison Owen29

Open Space ist eine Methode, die für Gruppen von 5 bis mehr als 2000 TeilnehmerInnen

geeignet ist.

Thema

Als Thema für eine Open-Space-Veranstaltung eignet sich eine Problemstellung oder ein

Generalthema, das

- dringend ist - Es brennt den Teilnehmenden unter den Nägeln, es betrifft sie/geht sie

an/berührt sie, und die Lösung hätte gestern bereits vorliegen sollen

- breit angelegt ist (Raum für neue Ideen und kreative Lösungen)

- Komplex ist - es gibt viele verschiedene Lösungen, und es kann nicht von einer Person

gelöst werden

- wichtig ist - von zentraler Bedeutung ist für die Zukunft des Systems

- viele und ganz verschiedenartige Betroffene hat, die alle freiwillig teilnehmen

29

vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space

Page 52: Wozu Soziale Netzwerke

51

Dauer

Die Veranstaltung dauert in der Regel von einem halben Tag bis drei Tage. Open Spaces als

Transfer, etwa bei Seminaren, Workshops und Kongressen dauern oft nur ein paar

Stunden. Für die Bearbeitung komplexer Aufgabenstellungen wie z.B. Projektentwicklungen

sollte mehr Zeit eingeräumt werden (unter Umständen mehrere Tage).

Zeitstruktur

Die zeitliche Struktur kann je nach Dauer der Veranstaltung und Gruppengröße sehr

unterschiedlich sein.

Ein Open Space beginnt immer im Kreis mit der Einführung des Verfahrens und der

Sammlung der Anliegen (siehe Ablauf). Dafür werden in der Regel 60 - 90 Minuten geplant.

Bei längeren Veranstaltungen (ab 1,5 Tagen) werden üblicherweise 2 Gruppenarbeitsphasen

pro Halbtag von etwa 1,5 Stunden eingeplant, bei kürzeren Veranstaltungen oft mehr und

kürzere Arbeitsphasen (z.B. 1 Stunde). Sofern die Veranstaltung mehr als einen Tag dauert,

wird der Tag mit den Abendnachrichten im Kreis abgeschlossen, um Erfahrungen

auszutauschen und am nächsten Tag mit Morgennachrichten für organisatorische Fragen

und zur Einbringung weiterer Anliegen fortgesetzt. In allen Fällen, bei denen mit den

Ergebnissen gemeinsam weitergearbeitet werden soll, schließt die Konvergenzphase an die

Gruppenarbeitsphase an (90 Minuten bis 4 Stunden). Die gesamte Zeit über gibt es ein

Pausenbüffet mit Fingerfood wie Nüssen, Obst, Gemüse und Dips, Kaffee, Tee, Wasser und

Saft.

Ablauf Schritt für Schritt

- Zu Beginn sitzen alle TeilnehmerInnen in einem Kreis. Der/die Moderator/in "öffnet den

Raum" und führt in das Verfahren ein.

- Die Agenda ergibt sich aus den Anliegen der Teilnehmenden, auch wenn es zumeist ein

Grundthema als Anlass gibt. Alle können ein Anliegen einbringen. Es handelt sich dabei

um ein Anliegen, das unter den Nägeln brennt und wofür jemand Verantwortung

übernehmen will (d.h. die Moderation während der Gruppenarbeitsphase auch

übernimmt).

- An einer Anliegenwand werden die Anliegen den Anfangszeiten im Zeitraster und

vorbereiteten Arbeitsplätzen für die Gruppenarbeiten zugeordnet.

- Die Teilnehmenden tragen sich bei den Themen ein, die sie interessieren.

Page 53: Wozu Soziale Netzwerke

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Gruppenarbeitsphase

- Die TeilnehmerInnen arbeiten in dieser Zeit selbstorganisiert, angeleitet vom Gesetz der

2 Füße.

- Die "EinladerInnen" der Gruppen werden gebeten die Ergebnisse der Gruppenarbeit zu

dokumentieren, damit sie auch den anderen TeilnehmerInnen zur Verfügung gestellt

werden können.

- Ggf. Abend- und Morgennachrichten

- Ggf. Konvergenz (siehe unten)

Abschlussrunde

Nun werden die Ergebnisse zusammengeführt. In vielen Fällen werden die in den Berichten

genannten Ergebnisse zu Themenblöcken zusammengeführt. Oft werden die Ergebnisse

von den TeilnehmerInnen nach ihrer Bedeutung gereiht.

Die Topthemen werden in einer letzten Bearbeitungsrunde noch einmal aufgegriffen und zu

Verabredungen oder Maßnahmenplänen konkretisiert.

Anschließend den "Raum schließen" – dies macht in der Regel der/die Moderator/in der

Veranstaltung.

Konvergenzphase

Die Kleingruppen protokollieren die wichtigsten Punkte ihrer Ergebnisse. Das Begleitteam

kopiert die Protokolle und hängt sie an der Doku-Wand aus. Das ermöglicht allen

Teilnehmenden, sich zu jeder Zeit einen Überblick über die Zwischenergebnisse zu

verschaffen.

Am Beginn der Konvergenz wird jedem/r Teilnehmer/in das sog. Buch, mit Kopien aller

eingegangenen Berichte der Arbeitsgruppen zur Verfügung gestellt. Danach wird still

gelesen.

Page 54: Wozu Soziale Netzwerke

53

10. Unterstützungsnetzwerk für das Projekt

An dieser Stelle wollen wir uns bei Personen bedanken, die uns bei der inhaltlichen und

strukturellen Gestaltung des Projektes wesentlich unterstützt haben, uns an ihren eigenen

Erfahrungen mit und in Netzwerken teilhaben ließen sowie für uns weitere Kontakte zu

maßgeblichen Personen hergestellt haben:

Schließlich bedanken wir uns bei den TeilnehmerInnen und LehrgangsbetreuerInnen der

60a der Wiener Gewerkschaftsschule, die im Rahmen eines Präsentationsabends die

wesentlichen Inhalte unserer Projektarbeit mit uns diskutiert haben. Aufgrund deren positiven

Feedback sind wir zuversichtlich, dass unsere Projektarbeit einen sinnvollen und nützlichen

Leitfaden für die Gründung sowie die Arbeit in und mit sozialen Netzwerken im Rahmen der

Interessenvertretung darstellt.

Dr. Ulrich Schönbauer

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Arbeiterkammer Wien

Tel: +43 (1) 50165-2240

E-Mail: [email protected]

Dr. Michael Vlastos

VÖGB, Bereichsleitung für

FunktionärInnenbildung

Laurenzerberg 2, 1010 Wien

Tel.: + 43 (1) 53444-441

E-Mail: [email protected]

Willi Mernyi

Sekretär ÖGB

Kampagnen,Projekte, Zielgruppen

Laurenzerberg 2, 1010 Wien

Tel. +43 (1) 53444-123

E-Mail [email protected]

Dr. Harald Payer

Geschäftsführer

ÖAR Regionalberatung GmbH

Fichtegasse 2/17, 1010 Wien

Tel: +43 (1) 512 15 95 - 0

Homepage: www.oear.at

E-Mail: [email protected]

Werner Drizhal

Bildungssekretär GPA-DJP

Alfred-Dallinger-Platz 1, 1034 Wien

Tel.: +43 050301-21345

E-Mail: [email protected]

Page 55: Wozu Soziale Netzwerke

54

11. Quellen und weiterführende Literatur

Frank Boos, Alexander Exner, Barbara Heitger: Soziale Netzwerke sind anders. In: Karsten

Trebesch: Organisationsentwicklung. Klett-Cotta-Verlag: Stuttgart 2000.

Luc Boltanski, Ève Chiapello: Der neue Geist des Kapitalismus. Uvk-Verlag. 2. Auflage

2006

Andreas Diettrich, Julia Gillen: Netzwerkmoderatoren in unterschiedlichen Netzwerktypen –

Funktionen, Aufgaben, Qualifikationsanforderungen. In: Uwe Elsholz u.a. [Hrsg.]:

Kompetenzentwicklungsnetzwerke. Konzepte aus gewerkschaftlicher, berufsbildender und

sozialer Sicht. Berlin 2004.

Klaus Dörre, Bernd Röttger [Hrsg.]: Die erschöpfte Region. Verlag Westfällisches

Dampfboot: Münster 2005.

Uwe Elsholz, Peter Dehnbostel [Hrsg.]: Kompetenzentwicklungsnetzwerke. Konzepte aus

gewerkschaftlicher, berufsbildender und sozialer Sicht. Berlin 2004.

Uwe Elsholz u.a.: Gewerkschaftliche Netzwerke. Aufbau, Moderation und Verstetigung.

Handreichung des Projektes KomNetz: Hamburg 2006.

Uwe Elsholz u.a.: Anleitung zum Knüpfen gewerkschaftlicher Netzwerke. Handreichung des

Projektes KomNetz: Hamburg 2004.

Susanne Haupt: Digitale Wertschöpfungsnetzwerke und kooperative Strategien in der

deutschen Lackindustrie. Dissertation. Universität St. Gallen 2003.

Frank Hees, Regina Oertel [Hrsg]: Das Netzwerk-Kompendium – Theorie und Praxis des

Netzwerkmanagements. Shaker Verlag: Aachen 2002.

Bernd Kassebaum: Betriebsräte-Netzwerke – Eine Zukunftsoption für die IG Metall? In: Uwe

Elsholz u.a. [Hrsg.]: Kompetenzentwicklungsnetzwerke. Konzepte aus gewerkschaftlicher,

berufsbildender und sozialer Sicht. Berlin 2004.

Harald Katzmair: Netzwerk-Kommunikation – Potenziale des Einsatzes der Sozialen

Netzwerkanalyse für die Arbeit von Gewerkschaftern/-innen und Betriebsräten. In: Michael

Vlastos u.a. [Hrsg.]: Schöne neue Kleinbetriebswelt. Teil 2. VÖGB-Verlag: Wien 2005.

Page 56: Wozu Soziale Netzwerke

55

Harald Katzmair, Jürgen Pfeffer: Präsentation unter dem Titel „Umdenken in Richtung

Netzwerk“ im Rahmen einer Veranstaltung der Eisenbahner Gewerkschaft in Graz am

8.6.2004. Seminar-Handout der FAS-Research.

Harald Payer: Wieviel Organisation braucht das Netz? Dissertation. Universität Klagenfurt

2002.

Harald Payer: Präsentation unter dem Titel „Netzwerkstatt – Netzwerkkompetenz erwerben.“

VÖGB/AK-Seminar. Mödling 16.-17.10.2006. Seminar-Handout.

Ursula Wohlfart: Netzwerkarbeit erfolgreich gestalten. Orientierungsrahmen und Impulse. W.

Bertelsmann Verlag: Bielefeld 2006.

Michael Vlastos u.a. [Hrsg.]: Schöne neue Kleinbetriebswelt. Teil 2. VÖGB-Verlag: Wien

2005.

Sonstige Quellen:

Presseaussendung: "Informationsvorsprung durch Soziale Netzwerkanalyse", Gosch

Consulting GmbH, Wien (pts/26.01.2005/17:00)

CD-Rom: „Netzwerk – Weiterbildung – Kompetenz“. Arbeitsmaterial aus dem Projekt

Kompetenzentwicklung in vernetzten Lernstrukturen – Gestaltungsaufgabe für betriebliche

und regionale Sozialpartner (KomNetz): Hamburg 01/2001-12/2004.

Internetquellen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Soziales_Netzwerk (letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Space (letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://www.kommunikationslotsen.de/konf/index.html (letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://www.KomNetz.de (letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/Projekte/SLex/SeitenDVD/KonzeptG/L53/L5385.htm

(letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://81.223.85.90/~transformation/artikel.php?Sprach_ID=1&Art_ID=101

(letzter Zugriff: 10.6.2007)

http://www.brainworker.ch/Wirtschaft/kapitalismus.htm#netzwerk (letzter Zugriff: 15.6.2007)