zur bestimmung der titrationsacidität im harn

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2400 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 9. JAHRGANG. Nr. 5~ o-o.Dt~ZEMBER ~93o ZU DER FRAGE DER BLUTGRUPPENSTATISTIK. Bemerkungen zu der Arbeit yon Paula Hertwig in Jg. 193o , S. 1395 dieser Wochenschrift. Von W. W~EINBERG in Stuttgart. Meine yon PAULA HERTWm als nicht verstanden bezeichnete AuBerung zerf~llt in zwei Teile, der erste ist vor der Arbeit yon SCruFF Ende I928 entstanden und nimmt zu dem Entwurf einer inzwischen erschienenen Arbeit yon BAUER Stellung, der zweite Tell setzt die Forderungen auseinander, die ich vorlXufig stellen mug. BAUER habe ich gezeigt, dab man zu einer anderen Berechnung des evtl. Austauschwertes kommt; vorausgesetzt ist dabei, wie ich BA~JER schrieb, die Richtigkeit der Grundzahlen. Die erschelnen heute als problematisch, well die Methodik der Blutgruppenfest- stellung sich ge~ndert hat und wohl anch noch im FIuB ist. Meine Berechnungsmethode ist ausfiihrlich auseinandergesetzt, die Fiktion der absoluten Wirkung der Panmixie darf reich nicht v611ig beherrschen. Bis V61ker mit verschiedenen Rassenbestand- teilen ihre Rassengegens~tze aufgegeben and vOllig ansgeglichen haben, kann erheblich lXnger dauern, als es dem Mathematiker Ifir seine Berechnungen pagt, der allmXhliche Zerbruch anfgnglicher I4oppelungen kann vielleicht auch durch Bitdung neuer ersetzt werden. Nur die familienstatistische Untersuchung kann fiber das derzeitige Bestehen yon Koppelungen AufschluB geben und fiber rein bevOlkerungsstatistische summarische Zahlen hinausffihren. Wenn eine Gliederung der AB • O-Kreuzungen in die 5 mOg- lichen Untergruppen durch Berflcksichtignng der Grol3eltern deutlich auf Koppelung mit genfigend groBen Zahlen hinweist. so muB man die rein bev61kerungsstatistisch entstandenen Resul- tare revidieren. Meine Untersuchung l~gt einen bestimmten Austauschindex nicht erkennen und sollte nnr zeigen, wie man ihn feststellen kann, vorausgesetzt, dab Austausch fiberhaupt anerkannt wird. Seine MOglichkeit a priori zu bestreiten, liegt keingenfigenderGrund vor*. Man darf aber nicht in jedem AN- oder O-Fall aus AB • O einen Austausch sehen, sondern mug damit rechnen, dab solche FXlle auch ohne Austausch vorkommen, auch ~enn man mit einem solchen zu rechnen bereit ist. Diesen Gedanken hat BAUER nicht berficksiehtigt, er ist abet notwendig. Falsch ist abet die Statistik HERTWmS anch. \u man mit xz~ Sippschaften aus AB • O-Kreuzung und 3~8 Nachkommen zu tun hat, die 48 = ~5 % Ansnahmen ergeben und nut etwa 2o Sipp- sehaften ,,Ausnahmen" yon ether bestimmten Hypothese ergeben, so kann man nut auf Grund der Kenntnis der GrOBen aller ~II Sipp- schaften berechnen, wie welt das u der Sippschaften mit mehreren Ausnahmen die Erwartung auf Grund des Zufalls fibertrifft. Nimmt man etwa 3 tiinder pro Vhe an, so ist die Wahr- scheinlichkeit yon Sippschaften mit ~ Ansnahmen 3 P~ (~--P) und, wenn p =o,~5 = ~5%, bei I~Sippschaften sind immerhin 6 mite Ausnahmen neben 36 miti zu etavarten. PAULA HERTWIG lXgt nur II mit einer und keine mit mehreren gelten. Zn diesem Ergebnis gelangt man nur, wenn man die Sippschaften ohne Aus- nahmen gar nicht berficksichtigt, also mit ~ERNSTEIN yon der Fiktion ausgeht, es set das ganze Material nach Vorhandensein mindestens einer Ausnahme in der I)eszendenz entstanden. Die Art der Entstehung des Materials ist aber /i~r die Wahl der Berech- nungsmethode maflgebend. In der Mehrzahl der F~lle ist die ]~e- schaffenheit der Eltern ffir die Aufnahme derselben mal3gebend gewesen. Man kann bezweifeln, ob die verarbeiteten I ~I AB • O-!Kreu- zungen streng repr~sentativ gesammelt sind, eine Beimengung einseitiger iKasuistik ist nicht ausgeschlossen, wie bet jedem un- vollst~ndigen klinischen Material. Aber man kann auch nieht behaupten, eine bestimmte Ausnahmebeschaffenheitdes Probanden habe durchweg die Aufnahme der Sippschaft in das Material verursacht; in der Mehrzahl der F/~lle war ja gar kein Ausnahmefall in der Deszendenz vorhanden. Man kann bet dieser Sachlage nicht bloB die Fgtle aussuchen, wo mindestens ein AusnahmefalI vorhanden war und darauf fugend berechnen, wie viele FXlle mit mehreren Ausnahmen vorkommen dflrften. Man nmB viM- mehr zun~chst die Fiktion gelten lassen, das ganze Material set reprXsentativ und kann dann allenfalls bezweifeln, ob die Mehr- fachbelastungen nicht zu hgufig vorkommen. Wetter kann der Mathematiker nicht gehen. Solange man abet ,,Ausnahmen" grunds~tzlich anerkennt, darf man nicht willkfirlich ein Ver fahren aussuchen, das ihr mehrfaches Vorkommen m6glichst selten erscheinen l~Bt. I)as ist keine Mathemafik mehr und auch keine Zahlenkritik, auch wenn sie ein Zoologe anstellt Denn yon diesem Standpunkte aus gibt es dann auch fiberhaupt keine ,,Aus- nahmen" und kein Motiv, sie einzuschr~nken. Man kann yon diesem Standpnnkt aus nur sagen, dab I5% Ansnahmen wahr- scheinlich zu hoch sind, ohne sich auf irgendeine Zahl einzulassen. Dem Serologen hingegen, der ohne jede Rflcksicht auf ~vVahrschein- lichkeitsrechnung und irgendwelche Hypothesen behaupten kann, es seien Ausnahmef~lle stets Fehlbestimmungen gewesen, well sie bet genauer Nachprfifung sich stets als solche erweisen, wird man schlieBlich glauben mflssen. Mit diesem Endresultate runs auch ich rechnen. ERWIDERUNG. Von PAULA HERTWlG, Berlin. Zu der obigen Ausfiihrung WEINBERCS brauche ich nut kurz Stellung zu nehmen, da ja gerade die Frage der I~oppelungstheorie der Blutgene seit der Niederschrift meines Artikels sowohl yon BERNSTEIN als yon TttOMSEN erneut diskutiert worden ist und eine einstimmige Ablelmung der Koppelungs-bifaktoriellen Hypothese ergeben hat. Ich will reich daher nur zu dem Satz yon WEINBERO: ,,Falsch ist aber die Statistik HERTWIGS auch..." Xul3ern. Dieser Satz richter sich erstens gegen die yon ]~ERNSTEIN erneut vor- geschlagene sog. apriorische Methode zur Prfifung yon Genhypo- thesen ans Beobachtungen und menschlichen Vererbungsstatistiken. Zweitens gegen meine Anwendung dieser Methode auf ein Material, das nach WEINBERGS Ansicht nicht daffir geeignet ist. Die Dis- kussion fiber den ersten Punkt geht fiber den Rahmen dieser Er- widerung hinaus, ist auch schon an anderer Stelle yon ~u und B~RNSrEIN er6ffnet worden. Zu Punkt 2 mOchte ich bemerken, dab mir die Anwendung der Bernsteinschen Formeln auf das vorliegende Material durchaus berechtigt erscheint. Die zugrunde liegende Zusammenstellung HIRSZFELDS ist natfirlich kein ideal reprXsentatives Material. Es ist abet nicht anzunehmen, dab es ein Auslesematerial nach Probanden ist, wie das meiste kasuistisch gewonnene Idinische Material, das den bekannten recessiven lJber- schuB ergibt. Die Statistik fiber die Nachkommen der Ab • O- Ehen ist entstanden aus der Durchsuchung von ganzen ]?opulatio- hen, und insofern mag es wohl erlaubt seth, die Bernsteinschen Formeln hier anzuwenden, um zu zeigen, dab die Bauersche ~i his i5proz. Koppelungstheorie unmOglich ist. Darfiber hinans hake ich aufrecht, dab die Berechnung yon irgendeinem iKoppelungswert zur Zeit unmOglich ist. Ich stimme aber WEINB~RG darin zu, dab die bevOlkernngsstatistischen Resultate zu revidieren sind, wenn Austauseh aus den Familienbeobachtungen yon 3 oder mehr Generationen erwiesen oder wahrscheinlich gemacht wird. Diese Beobachtungen fehlen ja aber vollst~tndig, und solange mag eine zahlenkritische ]3ehand!ung erlaubt, ja notwendig seth. KURZE WISSENSCHAFT ZUR BESTINIMUNG DER TITRATIONSACIDITAT IM HARN. Von FRITZ i~lAIIg ZER. Zur t3estimmung der Titrationsacidit~t sind eine Reihe yon Methoden angegeben worden, die wir andernorts [Biochem. Z. 203, 51 (I928)] kritisch besprochen haben. Den EinfluB der Kohlens~ure bzw. den Fehler, der durch I4ohlens~ure- verlust an der Luft entsteht, hat bisher kein Verfahren aus- * Koppelung ist auch mit multipler Allelie durchaus vertr~iglich. LICHE MITTEILUNGEN. reichend beriicksichtigt. Darauf gerichtete Versuche zeigten, dab bier ebensowenig wie fiir die Bestimmung der Vv'asser- stoffzahl und des Bicarbonatgehaltes des Harnes die herr- schende C02-Spannung unberficksichtigt bleiben darf. Die Fehler, die in diesem FMle zu gew~rtigen sind, k6nnen sich bet alkalischen Harnen in der Gr6Benordnung der erhaltenen Ergebnisse bewegen. Ftir die Messung der Titrationsacidit~t kommt daher nut Ham in t~etracht, der unter Vermeidung yon CO2-Verlust aufgefangen und verarbeitet ist. Als Ausdruck der S~ureausscheidung im tIarn wurde so- wohl in der klinischen Medizin wie in der Itinderheilkunde

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2400 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 9. J A H R G A N G . N r . 5~ o-o. Dt~ZEMBER ~93o

ZU DER FRAGE DER BLUTGRUPPENSTATISTIK.

Bemerkungen zu der Arbeit yon Paula Hertwig in Jg. 193o , S. 1395 dieser Wochenschrift.

Von W. W~EINBERG in S t u t t g a r t .

Meine yon PAULA HERTWm als nicht vers tanden bezeichnete AuBerung zerf~llt in zwei Teile, der erste ist vor der Arbeit yon SCruFF Ende I928 ents tanden und n immt zu dem Entwurf einer inzwischen erschienenen Arbeit yon BAUER Stellung, der zweite Tell setzt die Forderungen auseinander, die ich vorlXufig stellen mug. BAUER habe ich gezeigt, dab man zu einer anderen Berechnung des evtl. Austauschwertes kommt ; vorausgesetzt ist dabei, wie ich BA~JER schrieb, die Richtigkeit der Grundzahlen. Die erschelnen heute als problematisch, well die Methodik der Blutgruppenfest- stellung sich ge~ndert ha t und wohl anch noch im FIuB ist.

Meine Berechnungsmethode ist ausfiihrlich auseinandergesetzt , die Fiktion der absoluten Wirkung der Panmixie darf reich nicht v611ig beherrschen. Bis V61ker mit verschiedenen Rassenbestand- teilen ihre Rassengegens~tze aufgegeben and vOllig ansgeglichen haben, kann erheblich lXnger dauern, als es dem Mathemat iker Ifir seine Berechnungen pagt , der allmXhliche Zerbruch anfgnglicher I4oppelungen kann vielleicht auch durch Bitdung neuer ersetzt werden. Nur die familienstatist ische Untersuchung kann fiber das derzeitige Bestehen yon Koppelungen AufschluB geben und fiber rein bevOlkerungsstatistische summarische Zahlen hinausffihren.

Wenn eine Gliederung der AB • O-Kreuzungen in die 5 mOg- lichen Untergruppen durch Berflcksichtignng der Grol3eltern deutlich auf Koppelung mit genfigend groBen Zahlen hinweist. so muB man die rein bev61kerungsstatistisch ents tandenen Resul- tare revidieren.

Meine Untersuchung l~gt einen bes t immten Austauschindex nicht erkennen und sollte nnr zeigen, wie man ihn feststellen kann, vorausgesetzt, dab Austausch fiberhaupt anerkannt wird. Seine MOglichkeit a priori zu bestreiten, liegt keingenfigenderGrund vor*. Man darf aber nicht in jedem AN- oder O-Fall aus AB • O einen Austausch sehen, sondern mug damit rechnen, dab solche FXlle auch ohne Austausch vorkommen, auch ~ e n n ma n mi t einem solchen zu rechnen bereit ist. Diesen Gedanken ha t BAUER nicht berficksiehtigt, er ist abet notwendig.

Falsch ist abet die Statist ik HERTWmS anch. \ u ma n mi t xz~ Sippschaften aus AB • O-Kreuzung und 3~8 Nachkommen zu tun hat, die 48 = ~5 % Ansnahmen ergeben und nu t etwa 2o Sipp- sehaften , ,Ausnahmen" yon ether bes t immten Hypothese ergeben, so kann m an n u t auf Grund der Kenntnis der GrOBen aller ~II Sipp- schaf ten berechnen, wie welt das u der Sippschaften mi t mehreren Ausnahmen die Erwar tung auf Grund des Zufalls fibertrifft. N im mt man etwa 3 t i inder pro Vhe an, so ist die Wahr- scheinlichkeit yon Sippschaften mit ~ Ansnahmen 3 P~ (~--P) und, wenn p = o , ~ 5 = ~5%, bei I ~ S i p p s c h a f t e n sind immerhin 6 m i t e Ausnahmen neben 36 m i t i zu etavarten. PAULA HERTWIG lXgt nur II mit einer und keine mi t mehreren gelten. Zn diesem Ergebnis gelangt man nur, wenn man die Sippschaften ohne Aus- nah m en gar nicht berficksichtigt, also mit ~ERNSTEIN yon der Fiktion ausgeht, es set das ganze Material nach Vorhandensein mindestens einer Ausnahme in der I)eszendenz ents tanden. Die Art der Entstehung des Materials ist aber /i~r die Wahl der Berech- nungsmethode maflgebend. In der Mehrzahl der F~lle ist die ]~e- schaffenheit der El tern ffir die Aufnahme derselben mal3gebend gewesen.

Man kann bezweifeln, ob die verarbeiteten I ~ I AB • O-!Kreu- zungen streng repr~sentat iv gesammelt sind, eine Beimengung einseitiger iKasuistik ist nicht ausgeschlossen, wie bet jedem un- vollst~ndigen klinischen Material. Aber man kann auch nieht

behaupten, eine bes t immte Ausnahmebeschaffenhei t des Probanden habe durchweg die Aufnahme der Sippschaft in das Material verursacht ; in der Mehrzahl der F/~lle war ja gar kein Ausnahmefal l in der Deszendenz vorhanden. Man kann bet dieser Sachlage nicht bloB die Fgtle aussuchen, wo mindestens ein AusnahmefalI vorhanden war und darauf fugend berechnen, wie viele FXlle mit mehreren Ausnahmen vorkommen dflrften. Man nmB viM- mehr zun~chst die Fiktion gelten lassen, das ganze Material set reprXsentativ und kann dann allenfalls bezweifeln, ob die Mehr- fachbelastungen nicht zu hgufig vorkommen. Wetter kann der Mathemat iker nicht gehen. Solange man abet , ,Ausnahmen" grunds~tzlich anerkennt, darf man nicht willkfirlich ein Ver

�9 fahren aussuchen, das ihr mehrfaches Vorkommen m6glichst selten erscheinen l~Bt. I)as ist keine Mathemaf ik mehr und auch keine Zahlenkritik, auch wenn sie ein Zoologe ans t e l l t Denn yon diesem Standpunkte aus gibt es dann auch fiberhaupt keine ,,Aus- na hme n" und kein Motiv, sie einzuschr~nken. Man kann yon diesem Standpnnkt aus nur sagen, dab I5% Ansnahmen wahr- scheinlich zu hoch sind, ohne sich auf irgendeine Zahl einzulassen. Dem Serologen hingegen, der ohne jede Rflcksicht auf ~vVahrschein- l ichkeitsrechnung und irgendwelche Hypothesen behaupten kann, es seien Ausnahmef~lle stets Fehlbes t immungen gewesen, well sie bet genauer Nachprfifung sich stets als solche erweisen, wird man schlieBlich glauben mflssen. Mit diesem Endresul ta te runs auch ich rechnen.

ERWIDERUNG.

Von

PAULA HERTWlG, Berlin.

Zu der obigen Ausfiihrung WEINBERCS brauche ich nu t kurz Stellung zu nehmen, da ja gerade die Frage der I~oppelungstheorie der Blutgene seit der Niederschrift meines Artikels sowohl yon BERNSTEIN als yon TttOMSEN erneut diskutiert worden ist und eine einstimmige Ablelmung der Koppelungs-bifaktoriellen Hypothese ergeben hat . Ich will reich daher nur zu dem Satz yon WEINBERO: ,,Falsch ist aber die Stat ist ik HERTWIGS a u c h . . . " Xul3ern. Dieser Satz richter sich erstens gegen die y o n ]~ERNSTEIN erneut vor- geschlagene sog. apriorische Methode zur Prfifung yon Genhypo- thesen ans Beobachtungen und menschlichen Vererbungsstat ist iken. Zweitens gegen meine Anwendung dieser Methode auf ein Material, das nach WEINBERGS Ansicht nicht daffir geeignet ist. Die Dis- kussion fiber den ersten Punk t geht fiber den Rahmen dieser Er- widerung hinaus, ist auch schon an anderer Stelle yon ~u und B~RNSrEIN er6ffnet worden. Zu P u n k t 2 mOchte ich bemerken, dab mir die Anwendung der Bernsteinschen Formeln auf das vorliegende Material durchaus berechtigt erscheint. Die zugrunde liegende Zusammenstel lung HIRSZFELDS ist natfirlich kein ideal reprXsentatives Material. Es ist abet nicht anzunehmen, dab es ein Auslesematerial nach Probanden ist, wie das meiste kasuist isch gewonnene Idinische Material, das den bekannten recessiven lJber- schuB ergibt. Die Statist ik fiber die Nachkommen der Ab • O- Ehen ist en ts tanden aus der Durchsuchung von ganzen ]?opulatio- hen, und insofern mag es wohl er laubt seth, die Bernsteinschen Formeln hier anzuwenden, um zu zeigen, dab die Bauersche ~ i his i5proz. Koppelungstheorie unmOglich ist. Darfiber h inans hake ich aufrecht, dab die Berechnung yon irgendeinem iKoppelungswert zur Zeit unmOglich ist. Ich s t imme aber WEINB~RG darin zu, dab die bevOlkernngsstatistischen Resultate zu revidieren sind, wenn Aus tauseh aus den Famil ienbeobachtungen yon 3 oder mehr Generationen erwiesen oder wahrscheinlich gemacht wird. Diese Beobachtungen fehlen ja aber vollst~tndig, und solange mag eine zahlenkritische ]3ehand!ung erlaubt, ja notwendig seth.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

ZUR BESTINIMUNG DER TITRATIONSACIDITAT IM HARN.

Von FRITZ i~lAIIg ZER.

Zu r t 3 e s t i m m u n g der T i t r a t i o n s a c i d i t ~ t s ind eine Re ihe y o n M e t h o d e n a n g e g e b e n worden , die wir a n d e r n o r t s [Biochem. Z. 203, 51 (I928)] k r i t i s ch b e s p r o c h e n h a b e n . D e n Einf luB der K o h l e n s ~ u r e bzw. den Fehler , der d u r c h I4ohlens~ure- v e r l u s t an der L u f t e n t s t e h t , h a t b i she r ke in V e r f a h r e n aus -

* Koppelung ist auch mit multipler Allelie durchaus vertr~iglich.

L I C H E M I T T E I L U N G E N .

reichend beriicksichtigt. Darauf gerichtete Versuche zeigten, dab bier ebensowenig wie fiir die Bestimmung der Vv'asser- stoffzahl und des Bicarbonatgehaltes des Harnes die herr- schende C02-Spannung unberficksichtigt bleiben darf. Die Fehler , die in d iesem FMle zu gew~r t igen s ind, k 6 n n e n s ich bet a lka l i schen H a r n e n in der G r 6 B e n o r d n u n g der e r h a l t e n e n E r g e b n i s s e bewegen . Ft i r die M e s s u n g der T i t r a t i o n s a c i d i t ~ t k o m m t d a h e r n u t H a m in t~et racht , der u n t e r V e r m e i d u n g y o n CO2-Verlust a u f g e f a n g e n u n d v e r a r b e i t e t ist .

Als A u s d r u c k der S ~ u r e a u s s c h e i d u n g im t I a r n w u r d e so- wohl in der k l in i schen Mediz in wie in der I t i n d e r h e i l k u n d e

no. DEZEMBER 193o 24OI K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 9. J A t K R G A N G . Nr. 51

Tabelle.

Bezeichnung

Harn I . . . . Earn I I . . .

Genuiner Earn Harn I n . . .

CO=-Spanmmg

m m Hg

27,7 31,o

122, 4

Millivolt*

--23 - - 1 6 +12 +14

Temperatur

i 6 ~ I7 ~

16 ~

17 ~

Ptt

8,32 8,16 7,22 7,66

Titrations- aeiditfit (A)

- - I 5 , 8 - - 12,8 - - 4 ,5 - - 5 , o

Gesamt- CO~- A Bi t I Difterenz der I Differenz des (Biearbonat) -- earbona ]Titrationsacidit~it I Biearbonats

I 2 I ~ 2 127 ,3 13o,8 131,5

MillimoI pro Liter

--137,o - - 140 , I --135,3 --136, 5

+ 3,0 +11,3 +1o,8

+ 6,i + 9,6 +1o,3

Differenz yon ! A-- Bicarbonat

- - 3 , 1 +1,7 +0,5

die Summe (TitrationsaciditSt + Ammoniak) vielfach a n - gewandt. Am angegebenen Ort haben wit gezeigt, dab die Bicarbonatmenge als Basenausscheidnng hiervon in Abzug zu bringen ist, so dab wir in dem Ausdruck (Titrations- acidit~t + Ammoniak- -Bicarbona t ) das wahre Mag der S~ure- ausseheidung bzw. Basenausscheidung zu sehen haben. Von den Gr6gen dieses Ausdrucks ist das Ammoniak yon der CO2-Spannung unabh~ngig, die Titrationsacidit~tt n immt mit steigendem COs-Druck ab, der Bicarbonatgehalt zu. Es hat sieh nun herausgestellt, dab -- nicht vSllig in {2bereinstim- mung mit den theoretischen Erwartungen -- innerhalb des nntersuchten weiten Bereiches (Harne zwisehen pu = 5,o und p~ = 7,8) die Abnahme der Titrationsacidit~t jedenfalls praktisch der Zunahme des Bicarbonatgehaltes quant i ta t iv entspricht; es ist also der Ausdruck (Titrationsaciditgt -- Bi- earbonatgehalt) und damit die S~ureausscheidung im H a m unabhgngig yon der absoluten Gr613e der CO2-Spannung , wenn nut die beiden mit der Gasspannung variablen Glieder bei gleiol~em CO2-Druck gemessen werden. Gin Beispie! (Tabelle) soll die GesetzmgBigkeit eri/iutern.

Mit diesem Befund entf~tllt die Notwendigkeit, den H a m unter LuftabschluB zu entnehmen, wenn es nut auf die B e - st immung der Gesamtsgureausscheidung ankommt, auf ihre einzelnen Komponen.ten jedoch verzichtet werden kann. Das dtirfte besonders ftir die Fragestellungen der Kinderheilkunde eine wesentliche Erleichterung bedeuten. (Wird ansffihrlich in der Biochem. Z. mitgeteilt.) (Aua der Mediziniseh.en Uni- versit~tsklinik Rostock. [Direktor: Pro/essor Dr. H. Cursch-

Z U R M A N O M E T R I S C H E N G A S B E S T I M M U N G N A C H

V A N S L Y K E .

V o n FRITZ MAtNZER.

Bei manometrischer Messung der I~ohlensgure im Harn stieBen wir auf Gasmengen, welche selbst bei tunlicher Be-

schrgnkung der analysierten Harnmenge eine Best immung im manometrischen Ap- parat yon VAN SLYKE und iN~EILL nicht mehr zulieBen. Arts Grfinden ngmlich, die an anderer Stelle ausfiihrlich dargeIegt werden, n immt die Genauigkeit der Analyse

f bei steigender CO~-Menge innerhalb des Be- reiches ab, welcher den h6chsten ablesbaren Gasdrucken mehr oder minder nahekommt (Pco= > 40o mm Hg). Die hierdureh zu gewgrtigenden Ungenauigkeiten kSnnen bei Reduktion des Gasdruckes vermieden wet- den, bei dem die Ablesung stat tf indet; der Druck ist bei einem gr6Beren Volum ab- zulesen. Dieser Forderung entspricht eine Evakuat ionskammer, welehe neben den Marken o, 5 und 2,o ccm der van Slykeschen Originalkammer auch Marken bei 4,o und 6,o ccm aufweist, Damit werden auch die gr6gten im H a m vorkommenden CO2-Men- gen im van Slykeschen Apparat bestimmbar, ohne dab die Genauigkeit nach unten hin

(bei der 1gestimmung kleiner COa-Mengen) leidet. Aus der Abbildung wird die Konstrnktion der Kammer** ersichtlieh,

* Chinhydron; gesfitfigte KalomeI-KCl-Elektrode. ** Zu beziehen dutch Albert Dargatz, Hamburg I, Pferdemarkt 65. Apparate werden 2urch diese Firma regulXr rnit der neuen tLammer ausgestatteL

(Wird ausfiihrlich in der ]3iochem Z. mitgeteilt.) (Aus de*" Medizinischen Universit~tsk, lini/c Rostocl< [ D~rektor : Pro[essor Dr., H. Curschmann].)

E I N E M E T H O D E Z U R M E S S U N G D E S V E N E N D R U C K E S .

V o n

:O~ :NN POG:NY.

Das Prinzip der Methode von MORITZ und v. TABORA ist als einzig riehtiges anerkannt. Seine Durchffihrung lgBt sich aber einfacher und ftir Serienuntersuchungen geeigneter ge- stalten, wenn man die Manometerfltissigkeit nicht unmittelbar mit dem Blute in Beriihrung treten tgBt, sondern nach VILLARET den Venendruck durch eine Luftschieht auf das Manometer fibertr5gt. Bei dieser Anordnung kann das Manometer yon beliebiger Art sein und mnB nicht sterilisiert werden. In die H6he des rechten Vorhofes wird aber nicht das Manometer, sondern die Vene eingestellt.

Wir bentitzen entweder ein Anaeroid (den auf I ccm Wasser geeichten Apparat yon CLAUDE), oder ein zwei- schenkliges Wassermanometer. Letzteres is.t aus einer Glas- r/Shre yon etwa 3 mm innerer Lichte, trggt am. Ende des kurzen Schenkels eine Ampulle von.e twa I ccm nnd soil vor seiner Ftillung peinliehst mit konz. Sd~wefelsgnre gereinigt werden, um Capillarfehler zu vermeiden. Die Venenkanfilen haben ein Lumen yon etwa 0,8 ram; sie werden auf Ansatz- stficke befestigt, die aus 4--5 cm Gummi- und ebenso langem Glasrohr bestehen. Nur diese Garnituren mfissen ausgekocht werden. Vor dem Gebrauch verbindet man sie mit dem Gummischlauch des Manometers, d e r n u r die gerade n6tige L5nge haben soil. Der Luftraum des ganzen Systems wird auf das N6tigste eingeschrankt, damit weniger BIut in das System austrete.

Der Pat. wird mit dem Oberk6rper flacb gelagert, dyspno- ische Kranke nur, soweit es ihre Dyspnoe zulgBt Evtl . vorhandener stgrkerer Husten soil vorher gestillt werden. Die gleichhohe Lagefung beider Schnltern wird mittels der Wasserwaage eingestellt. Die Libelle ist an einer etwa 7 ~ cm langen Schiene befestigt, die an einem Ende einen recht- winklig nach unten ragenden 5 cm tangen Schenkel trggt, Liegt der lange Schenkel der Libelle waagerecht in der l-tShe des 4. Rippenknorpels auf dem Brnstbein, dann zeigt das nntere Ende des kurzen Schenkels stets die Ebene des rechten Vorhofes an. In diese Ebene stellt man nun die Cubitalvene ein, am besten durch Lagerung auf eine ent- sprechend dick zusammengelegte Wolldecke, in mgl3iger Ab- duction.

Beim Einstieh in die Vene zeigt das Manometer an, dab die Kanfile in die Vene gelangt ist. Hierauf is• die Stauungs- binde sofort zu 15sen. Noch besser stieht man ohne Stauung des Armes ein, was nach einiger {)bung in den meisten Fgllen gelingt. Nun prfift man yon neuem mit der beschriebenen Libelle, ob die Kanfile in der HShe des rechten Vorhofes liegt; man achte aber darauf, dab die Nadel nieht nur an der Ein- stichstelle, sondern in ihrer ganzen LSnge mitsamt dem Anfang des Gummirohres in der gesagten t~bene liege. Denn offenbar fibertr/*gt die Luftschicht, die sich zwischen 1glut und Mano- meter befindet, nur jenen Druck, der an ihrem Bertihrungs- punkte m i t dem Blute besteh G liegt dieser Punkt nicht in VorhofshShe, so ist die Messnng fehlerhaft. Man fghrt also mi t dem auf Vorhofsh6he eingestellten unteren Ende der Libelle fiber die Kanfile und ~tndert n/Stigenfalls an ihrer schiefen Lage