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Zur Geschichte von Oedingen von 853 bis 2000 bearbeitet von Karl Beelke

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Zur Geschichte von Oedingen von 853 bis 2000

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Page 1: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Zur Geschichte von Oedingen

von 853 bis 2000

bearbeitet von Karl Beelke

Page 2: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Herausgeber:Hallengemeinschaft Oedingen e.V.

Redaktion:Bernhard van de Gey

Gestaltung:Dieter Holstein

Druck:Druckerei Kirschbaum GmbHBonn

Alle Rechte der Veröffentlichung, auch auszugsweise, liegen beim Herausgeber.

Page 3: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Karl Beelke, geboren 1922 inLabes/Pommern verbrachte seineKindheit und Jugendzeit in Hin-terpommern. Als gelernter Ver-messungsingenieur und Topo-graph war er beim Niedersächsi-schen Landesvermessungsamtkreuz und quer durchs Land imAußendienst tätig. 1956 ging erals Berufsoffizier zur Bundes-wehr, wo er bis 1980 auf verschie-denen Kommandoebenen tätigwar, zuletzt im Verteidigungsmi-nisterium.Nach vielen beruflich bedingtenOrtswechseln innerhalb der Bun-desrepublik kam er 1972 nach Oe-dingen. Schnell heimisch gewor-den, arbeitete er in den Vereinenund als Vorsitzender im Kultu-rausschuß sowie in der Kommu-nalpolitik (Mitglied im Ortsbeiratund als sachverständiger Bürgerim Stadtrat) mit. Er verfaßte eineReihe von Festschriften, bearbei-tete die Oedinger INFO und warMitarbeiter am Gertrudisboten.Er schrieb einige historische Ab-handlungen, eine Vielzahl vonKurzreferaten für Studien undForschungsberichte und verfaßteBeiträge für Standardwerke derDokumentation.Beelke ist mittlerweile verwitwetund lebt seit 1980 im Ruhestandin seinem geliebten Oedingen.

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Page 5: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

ZUM GELEIT 2VORWORT 3Danke 4

TEIL A 6OEDINGEN IM MITTELALTER, ERSTE ERWÄHNUNGENDIE UNTERWERFUNG OEDINGENS DURCH DIE REICHSUNMITTELBARE HERRSCHAFTLANDSKRON 11DIE PFARREI OEDINGEN 12OEDINGEN WÄHREND DES DREIßIGJÄHRIGEN KRIEGES 14DIE TOPOGRAPHIE OEDINGENS 16DAS GEFECHT BEI OEDINGEN 19RELIGIÖSES – KIRCHLICHES LEBEN 21DIE ALTE PFARRKIRCHE 24DIE ENTWICKLUNG ZUR POLITISCHENGEMEINDE 27QUELLEN 34ANMERKUNGENDOKUMENTE, ÜBERSETZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN VON PATER BENTIVOLIUS MARXEN, 35ERLÄUTERUNGEN ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN 39

TEIL B (1816 – 1945) 40DIE RHEINLANDE UNTER PREUSSISCHERHERRSCHAFT 40URLISTE 45DER KRIEG GEGEN FRANKREICH 1870/71 63ALLTAG IN DER GEMEINDE OEDINGEN 64DIE PFARRGEMEINDE OEDINGEN IM 19. JAHRHUNDERT 66PFARRER PAUL WOLBER (1869-1902) 69OEDINGEN IM AUSGEHENDEN 19 JAHRHUNDERT 71DIE DORFSCHULE IN OEDINGEN 74NEUBAU DER GERTUDISKIRCHE 76

OEDINGEN NACH DER JAHRHUNDERTWENDE 78

DER ERSTE WELTKRIEG 1914 – 1918 80

DIE INFLATION VON 1918 – 1923 83

DIE WÄHRUNGSREFORM 1923/24 86

DIE FRANZÖSISCHE BESATZUNG 1918 – 1926 87

DIE WIRTSCHAFTSKRISE 88

DAS DRITTE REICH 93

DER ZWEITE WELTKRIEG 1939 – 1945 98

TEIL C

CHRONIK ZUR GESCHICHTE DES ORTES OEDINGENVON 1945 BIS ENDE 2000 102

ZEITTAFEL 1815 – 2000 191

GEMEINDEVORSTEHER /ORTSBÜRGERMEISTER / ORTSVORSTEHERVON 1816 BIS 2001 198

PFARRER IN OEDINGEN 199

PRIESTER AUS OEDINGEN 202

LEHRER IN DER EINKLASSIGEN DORFSCHULE IN OEDINGEN. 203

VORSITZENDE DES CDU-ORTSVERBANDES REMAGEN-OEDINGEN 204

VORSITZENDE DES SPD-ORTSVEREINS REMAGEN-OEDINGEN 204

VORSITZENDE DES SPORTVEREINS „GRÜN-WEIß“ OEDINGEN 205

FÖRDERVEREIN FREIWILLIGE FEUERWEHR,EINHEIT OEDINGEN 205

VORSITZENDE UND DIRIGENTEN DESMÄNNERGESANGVEREINS „1882 CÄCILIA“ OEDINGEN 205

KIRCHENCHOR „ST. GERTRUDIS“ OEDINGEN 205

JUNGGESELLVVEREIN OEDINGEN 206

PRÄSIDENTEN DER RHEINHÖHENFUNKEN 207

MÖHNEVEREIN OEDINGEN 207

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

1

Inhalt

Page 6: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Vorliegendes Werk zur Geschichte Oe-dingens rundet die Darstellungen

der Geschichte Remagens und seiner Ort-steile ab. Es ist eine wohlgelungene Er-gänzung der 1977 von Klaus Fink her-ausgegebenen Schrift "Zur Geschichtedes Raumes Remagen".Ein besonderer Dank gilt hier Herrn KarlBeelke, der 1972 als Neubürger nach Oe-dingen kam. Als Vorsitzender des Aus-schusses für Kultur- Brauchtums- und Hei-matpflege machte er sich die Erstellungeiner Chronik für Oedingen zur persönli-chen Aufgabe und hat dies äußerst erfol-greich bis heute fortgesetzt. Er sammelteBeiträge zur Oedinger Heimatgeschichte.Nachdem im Jahre 1988 die erste Zusam-menfassung "Zur Geschichte von Oedin-gen 853 - 1820" erschien, halten wirheute ein Werk in den Händen, das biszum Jahre 2001 reicht. Die damalige Bro-schüre fand bereits in zahlreichen Fest-schriften Oedinger Vereine ihren Nieder-schlag.An dieser Stelle sei auch ein herzlichesDankeschön an Herrn Bernhard van deGey ausgesprochen, der sich Ende der 80erJahre in Oedingen niederließ und denAutor in den vergangenen Jahren bestän-dig durch seine Mitarbeit unterstützte.

Als Besonderheit dieses Werks ist die Ak-tualität hervorzuheben, berücksichtigt esdoch die Anfänge des neuen Jahrtau-sends, in das wir erst eben eingetretensind.Ebenso ist beachtenswert, daß diesesWerk auf Bestreben des Autors, Karl Beel-ke, von Anbeginn zur möglichst kosten-freien Verteilung an alle Oedinger Haus-halte vorgesehen war. Um dieses Ziel zuerreichen, verrichteten Mitarbeiter, Her-ausgeber, Redaktion und Gestalter die Be-arbeitung ehrenamtlich, also ohne jegli-ches Honorar. So entstanden lediglich fürDrucklegung und Druck Kosten, die imwesentlichen durch Zuschüsse des Landes,öffentlicher Einrichtungen sowie Spen-den Oedinger Bürger und des Autorsselbst abgedeckt werden konnten.Wir, Bürgermeister und Ortsvorsteher,würden uns sehr freuen, wenn diese Aus-gabe von den Oedinger Bürgerinnen undBürgern insbesondere aber auch von derJugend herzlich angenommen würde.Gehen wir doch davon aus, daß durch die-ses Buch die Heimatverbundenheit vonAlt- und Neubürgern in besonderemMaße gefestigt wird. Insofern hoffen wir,daß es viele interessierte Leser findenwird.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

2

ZUM GELEIT

Bürgermeister Ortsvorsteher

Lorenz Denn Werner Lapp

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Das lebhafte Echo, das die 1988 her-ausgegebene kleine Broschüre zur

Geschichte von Oedingen, vom Mittelal-ter bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts,gefunden hat, ist Anlaß, dieser nach neu-esten Erkenntnissen verbesserten und er-weiterten Ausgabe bis zur Gegenwart ei-nige Bemerkungen voranzustellen.Ursprünglich sollte dieses vervollständig-te Geschichtsbuch schon 1997/98 erschei-nen, da die Recherchen in den Archiven,Bibliotheken und relevanten Veröffent-lichungen abgeschlossen waren. Dochdann habe ich Vorschläge vom Mitarbei-ter, Ortsvorsteher und interessierten Bür-gern, das Buch bis zum Jahr 2001 fortzu-schreiben, aufgegriffen und mich an dieArbeit gemacht. Diese drei bis vier Jahrevoller nennenswerter Ereignisse, wie dieDorferneuerung, Ausbau der Ortsmitte,Restaurierung des alten „Backes“ sowiedie Fülle von geselligen Veranstaltun-gen, lohnten sich zu dokumentieren.Was nun aus all´ dieser Arbeit gewordenist, wird mit dieser Schrift vorgelegt.Natürlich mag manches fehlen, was demeinen oder anderen Leser wichtig er-scheint. Natürlich mag auch manches fürüberflüssig gehalten werden, das ist nun

mal das Wagnis, ein Buch zu schreiben.Diese Chronik soll dazu beitragen, dieVergangenheit ins Gedächtnis zu rufen,um die Gegenwart zu begreifen undwoher wir gekommen sind sowie denWeg in die Zukunft zu finden. Sie sollaber auch bewirken, das uns der idylli-sche Ort Oedingen noch mehr ans Herzwächst, der Wohn- und Lebensqualität inFülle bietet.Gedankt wird nun allen, die am Zustan-dekommen dieses Buches mitgewirkthaben, ganz besonders Herrn Prof. Dr.Klaus Flink, der mir zu Beginn wichtigeHinweise auf relevante Veröffentlichun-gen aus rheinland-pfälzischen Archivenund versprengten Archivalien gegebenhat. Dank dem Landeshauptarchiv Ko-blenz und seinen hilfsbereiten Mitarbei-tern. Dank dem Kreisarchiv Ahrweiler,besonders Herrn Archivar Ignaz Görtz.Dank dem Stadtarchiv Remagen, beson-ders Herrn Archivar Kurt Kleemann.Dank auch allen Oedinger Bürgern, dieals Zeitzeugen manche Lücken in denvorgefundenen Dokumenten ausgefüllthaben; auch allen, die geeignetes Bild-und Fotomaterial zur Verfügung stell-ten.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

3

Vorwort

Karl Beelke

Page 8: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

DANKE

4

• Backesfreunde

• Freunde der Freiwillige Feuerwehr

• Kirchenchor

• Männergesangverein „Cäcilia1882“

• Möhne

• Rheinhöhenfunken

• Sportverein „Grün-Weiß“

• Junggesellenverein

• CDU Ortsverband

• SPD Ortsverein

• evangelische Kirchengemeinde

• katholische Kirchengemeinde

• Ausschuß für Kultur u. Brauchtumspflege

• Band Saitensprung

• Oedinger Kultband „De Rievekooche“

• Kreissparkasse Ahrweiler

• Raiffeisenbank Grafschaft-Wachtberg eG

DankeWir danken den Ortsvereinen

und Institutionen, Betrieben

und Geschäftsleuten sowie den

Bürgern von Oedingen, die durch ihre

Unterstützung zum Gelingen dieses

Buches beigetragen haben:

Page 9: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

DANKE

5

• Jagdgenossenschaft Oedingen

• Gaststätte Franz-Josef und Margret Breuer

• Heinz Breuer Bäckerei-Konditorei

• Em ahle Saal - Glasmacher

• Mini-Markt Born und Weber

• Hans Bungard GmbH Transporte

• Frank Klevenhaus Fuhrunternehmen

• Meier-Wuille Steuerberatung

• Merghad & Link Auto-Sport-Shop Kfz - An- u. Verkauf

• Dipl.-Ing. Josef A. Niederstein Architekt

• Paetch Straßen- und Tiefbau GmbH

• Markus Reven Garten und Landschaftsbau

• Schleitzer u. Verhoeven GmbH Holzbau u. Trockenausbau

• Sonntag Metallbau

• Klaus Theisen Kfz-Meisterbetrieb

• Winfried Vilz Bau- u. Möbelschreiner - Bestattungen

• Ursula Wolter Quelle Profi-Partner

• Marion Workert Tierärztin

Heinz Adams, Wolfgang Bachem, Ute undGünter Gries, Toni Hillen, Dirk Holstein,Sven Holstein, Günter Johnke, Hans Kossin,Werner Lapp, Winand Nietgen, Karl Rieck,Detlef Schmitt, Klemens Weber, Giesela undRudolf Wißkirchen, Olaf Wulf

Wir danken ihnen für ihre großzügigen Spenden.

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Die bisher älteste urkundliche Erwäh-nung Oedingens findet sich in einer

Schenkungsurkunde aus dem Jahr 8531.Der Stiftsherr Herigarius vermacht sei-nem Stift zu den heiligen Märtyrern Ca-sius und Florentinius in Bonn sein Erbteil,darunter auch drei Weingärten seinesLandgutes Adingahoven und eine Par-zelle im Bereich Idengoven, gewiß derName eines weiteren Hofes in der Ge-markung des heutigen Oedingen.Diese beiden in der Urkunde erwähntenHöfe müssen längst existiert haben,denn mindestens ein Hof in Oedingengehörte zu dem umfangreichen Besitz,den sogenannten „Versorgungsterritori-en“, des Königshofes zu Remagen. Die-ser war zur Zeit der Römer ihr Versor-gungslager und ging als deren Rechts-nachfolger im 5. Jahrhundert in den Be-sitz der fränkischen Herrscher über.Remagen hat übrigens erst in jüngsterZeit erfahren, daß es dort schon wenigeJahre vor Christi Geburt Ansiedlungengegeben hat. Ein Fundstück in Formeiner Türschwelle des ehemaligen römi-schen Castells wurde in Trier analysiertund das Ergebnis in Koblenz bestätigt.Auszugsweise heißt es: „Die Siedlung Re-magen zählt allgemein zu den älteren, invorrömische Zeiten zurückreichendenWohnplätzen der rheinischen Lande. Daserwähnte Fundstück aus Remagen konn-te exakt auf wenige Jahre vor Christi Ge-burt datiert werden.“ Auch die frühzeitige und wahrscheinlichnoch dünne Besiedlung Oedingens istdeswegen anzunehmen, weil mehrereOrtschaften im Raum Remagen – Boden-dorf, Unkelbach, Oberwinter, Bandorf

und Oedingen – die Lage am Rhein undan der den Fluß begleitenden Rhein-straße gemeinsam ist. Hier wurde in ver-gleichbar früher Zeit schon Wein- undAckerbau betrieben.2Bei ihren Eroberungszügen vor über 2000Jahren trafen die Römer auf die indoger-manischen Stämme der Kelten und Ger-manen. Im nördlichen Ahrgau zwischenRhein und Ardennen war es der Stammder germanischen Eburonen, der nacheinem Aufstand gegen den römischenFeldherrn Gajus Julius Caesar (100 bis 44vor Christus) ausgerottet wurde. Caesarsiedelte danach die ihm freundlicher ge-sonnenen Ubier an. Die Landschaft zwi-schen Maas und Rhein beschreibt Caesarin seinem Buch „De bello gallico“ als einriesiges und unwegsames Waldgebiet.Der römische Geschichtsschreiber Tacitus(55 bis 120 nach Christus) berichtet anno98 nach Christus in seinem Werk „De ori-gine et situ Germanorum“ von einem„schrecklichen Wald mit wenigen Ansied-lungen von Holzköhlern“, sein Buch istdie älteste uns überlieferte Quelle überdie Germanen.3In der Hälfte des 4. Jahrhunderts eroberndie germanischen Franken römische Fest-ungen am Rhein zurück wie „Castra vete-ra“ (Xanten), „Collonia Agrippina“ (Köln), Andernach und später auch „Rigoma-nensis“ (Remagen). Zwei in Remagen ge-fundene christliche Grabinschriften ausdem ausgehenden 5. / 6. Jahrhundert be-weisen, daß hier schon christliche Frankenansässig waren neben der ansässig ge-bliebenen keltischen und römischen Be-völkerungsgruppe.4Mit einer Urkunde vom 3. Mai 1018

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

6

Teil AOedingen im Mittelalter, erste Erwähnungen

Page 11: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

schenkte König Otto III. (980 bis 1002)der Abtei Deutz den in Reichsbesitz be-findlichen Hof zu Odinghe (Oedingen).Otto III. wurde mit drei Jahren schon zumKönig und mit 16 Jahren zum Kaiser ge-krönt; er stand unter der Vormundschaftseiner Mutter bis 991 und bis 995 seinerGroßmutter.5Die Echtheit dieser Urkunde wird be-zweifelt, weil Otto III. 1002 verstarb. Von1002 bis 1024 regierte Heinrich II. EinSchreibfehler kann nicht ausgeschlossenwerden, weil die Abtei Deutz seit 1018tatsächlich im Besitz des Oedinger Hofeswar. Möglich auch, daß Einsprüche undErbauseinandersetzungen die Schen-kung verzögerten.Die Grundherrschaft über Oedingenbesaß bis zum 3. Mai 1018 jeweils derfränkische König (vor 751 der fränkische„Hausmeier“). Außer dem „Zehnten“stand ihm auch das Patronat über die Kir-che bzw. Kapelle zu; sie bildete einen Teildes königlichen Hofes. Mit der Schen-

kung dieses Hofes an die Abtei Deutz er-hielt letztere auch die Grundrechte, dasPatronat und das Recht auf den Zehn-ten6. Demnach gab es in Oedingen auchvor 1018 und wahrscheinlich schon zurfrühen Karolingerzeit (687 bis 987) einGotteshaus, das der heiligen Gertrud(626 bis 659) geweiht war.Sie war die Tochter des ostfränkischenHausmeiers, des Herzogs Pippin des Äl-teren (623 bis 639) und seiner Gattin Idu-berga, auch Itta genannt und wurde imJahre 647 Äbtissin der von ihrer Muttergegründeten Abtei zu Nivelles. Das süd-lich von Brüssel gelegene Nivelles warder Stammsitz der Eltern Pippin und Itta(seit 640 Witwe). Gertrud wurde schonbald nach ihrem frühzeitigen Tod (33Jahre alt) als Heilige angesehen und ver-ehrt.7 In mehr als 800 Kirchen und Ka-pellen des damaligen fränkischen Rei-ches und der benachbarten christiani-sierten Länder wurde sie zur Kirchen-patronin erhoben, darunter auch im klei-nen Gotteshaus zu Oedingen.8Die Abtei Nivelles besaß ebenfalls in Oe-dingen ein Tafelgut; es wurde der Äbtis-sin wahrscheinlich durch die Schenkungeines Pippiniden übereignet, also in derZeit zwischen 623 und 751. Dieses Tafel-gut – ohne Kirche – ist in einer (zum Teilunklaren) Urkunde vom 2. März 1059verzeichnet. Diese Urkunde beinhaltetdie Teilung der Güter der Abtei Nivellesin drei Teile, die von Heinrich IV. vorge-nommen wurde. Er war König von 1056bis 1084, Kaiser von 1084 bis 1106, undwurde bekannt durch seinen Bußgangnach Canossa. In dieser Urkunde wird„Uedechoves“ oder „Udechovet“ (=Oe-

DIE GESCHICHTE VON OEDINGEN

OEDINGEN IM MITTELALTER, ERSTE ERWÄHNUNGEN

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Hl. Gertrud (626 – 659)

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dingen) als Besitz der Abtei Nivelles auf-geführt. Es fehlt der Zusatz „und die Kir-che“, der bei den beiden anderen vonder Abtei abgeteilten Besitzungen aus-drücklich vermerkt wurde.9Die lateinisch verfaßte Urkunde des Stifts-archivs zu Aachen (1282) „Spezifikationder Güter und Rechte, welche die Äbtissinvon Nivelles in Binsfeld und anderenOrten im Rheinland hat“, besagt in deut-scher Übersetzung:10 „Die Frau Äbtissinvon Nivelles hat in Odinckhoven achtMorgen Weinberge, die als Erblehen fürdie Halbscheid gebaut werden“ (Halb-scheid bedeutet, daß als sogenannteHalbpacht sich Pächter und Verpächterden Ertrag je zur Hälfte teilen). „Sie hatauch 40 Morgen Ackerland, die ebenfallszur Halbscheid bebaut werden, sowie un-gefähr 15 Morgen Wald. Außerdem hatdie Äbtissin dort eine Rente von 2 KölnerMark und 2 Kölner Schillinge der altenWährung; Jakob von Halstenberg bezahltdiese Rente. Von den 2 Mark stehen demVogt 4 Schillinge zu. Ferner besitzt dieAbtei dort eine Wiese, deren Heu derSchultheiß den Leibeigenen der Frau Äb-tissin als Pferdefutter zu geben hat. Des-gleichen hat die Äbtissin 16 Zinshühnerund erhält davon 70 Eier. Dem Schultheißzur Verfügung steht 1 Morgen vom Waldder Äbtissin, der wiederum alle Kopfzin-sen und Kurmeden zustehen. In Unkel-bach besitzt sie eine Weinkelter. Nach derWeinlese geben Boten der Äbtissin denLehnsleuten Bescheid, ob sie die Ernte anden Rhein zu bringen haben oder aberauf einen gewissen Berg bei Uedichoven(Oedingen) (siehe Abb. 1). Der Frau Äb-tissin gehört ein Haus in Udinckhoven(Oedingen); der jeweilige Bewohner die-ses Hauses ist der Förster im Dorf und er-hält jährlich 9 vasa Roggen. Er muß dieSaaten, Weinberge und Ländereien der

Frau Äbtissin überwachen. Ihren Schult-heißen kann die Äbtissin in jedem Jahrabsetzen.“ Soweit der Wortlaut der Ur-kunde des Aachener Stiftsarchivs.

ANMERKUNGEN:

Kurmeden „Kurmediat“: nicht reichsunmit-telbare, sondern indirekte Ausübung derherrschaftlichen Rechte.„Vasa“ heißt wörtlich „Krüge“. Mit vasa wur-den im Altertum und im frühen MittelalterFlüssigkeiten und Körnerfrüchte gemessen.Später kamen für die Feldfrüchte die Maßein-heiten „Scheffel“ und „Malter“ auf. Ein zu-treffender Vergleich (Größenordnung in kg)zwischen Vasa, Malter und Scheffel scheint esnicht zu geben, zumal die Gefäße und Schau-feln (vasa und Scheffel) verschieden groß seinkonnten. Deshalb wurde bei An- und Verkaufstets um die Preise verhandelt, wie es heuteim Orient noch üblich ist.

Die Vogtei zu Odinhoven (Oedingen)und Neryndorp (Nierendorf) hat im Jahre1321 Vogt Tilmann von Odinhoven ab-getreten an den Grafen Gerhard vonLandskron mit der Auflage, daß aufewige Zeiten alljährlich in Oedingen einGottesdienst abgehalten wird für dieSeelenruhe von Tilmann Schmitz (Pfar-rarchiv), der dafür der KirchengemeindeOedingen ein Ackerfeld übereignete.11

Am 8. Mai 1327 bestätigt Graf Gerhardvon Landskron, daß er die Lehen überNeryndorp und Oedynchoven als Vogteierhalten hat vom Grafen Gerhard vonJülich, dem inzwischen die Grundherr-schaft zustand.Als im Jahre 1366 der Hausbesitz Lands-krone aufgeteilt wurde, erhielten dieVogteien Nierendorf und Oedingen zu-erst 1366 Gerhard von Eynenberg, 1419Johannes von Eynenberg und 1478 Ger-hard Quadt, Lehnsherr von Landskron.Der in der Spezifikation der Güter undRechte der Äbtissin von Nivelles bereits

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

OEDINGEN IM MITTELALTER, ERSTE ERWÄHNUNGEN

8

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erwähnte „gewisse Berg“ bei Oedingenist eine nach Osten vorstoßende Berg-zunge auf der Gemarkungsgrenze Oe-dingen / Unkelbach mit der Ruine einerfrühmittelalterlichen Burganlage; mög-lich, eines noch älteren römischen Land-hauses (Villa).Nur den Boten der Äbtissin und vertrau-enswürdigen Lehnsleuten war der ge-heimnisvolle Berg bekannt. Hier siedel-ten sich auch einige der Lehnsleute desAbteigutes an; bei Gefahr im Verzugefanden sie innerhalb der Mauern Zu-flucht in den unsicheren Zeiten der krie-gerischen Raubzüge. So entstand abseitsvom Ort, aber innerhalb der GemarkungOedingen, ein kleiner Weiler. ErhalteneKellerruinen und noch in jüngster Zeitauf den benachbarten Äckern gefunde-ne Ziegel bezeugen die Existenz diesesWeilers.Die Vermutung liegt nahe, daß nochnutzbare Räume und Kellereien derRuine der Äbtissin von Nivelles als Wein-keller, Warenlager und Umschlagplatzdienten für die vom Rhein heraufge-brachten Güter, die auf dem Landwegnach Nievelles weiterbefördert wurden.12

Dieser geheimgehaltene Ort regte in denmündlichen Überlieferungen die Phanta-sie an. So haben zum Beispielin der Zeit nach dem 2. Welt-krieg junge Leute aus Oedin-gen vergeblich in den Keller-ruinen nach sagenhaftenSchätzen gesucht. Dieser Wei-ler wurde sehr wahrscheinlichwährend des Pfälzischen Erb-folgekrieges (Gefecht bei Oe-dingen 31. Mai 1689) bis aufdie Grundmauern zerstört.

ANMERKUNGEN:

1.) Die Annahme, daß es sich bei der Ruine aufdem Berg um die Reste eines RömischenLandhauses handeln könnte, stützt sichauf die Aussagen von Kurt Klemannn, derim oberen Unkelbachtal während der rö-mischen Zeit Landhäuser vermutete. DiesesUnkelbachtal endet in westlicher Richtungam „Gewissen Berg“.

2.) Im Jahr 1913 entdeckten Oedinger BürgerReste der frühmittelalterlichen Burganla-ge am Rande unserer ostwärtigen Gemar-kungsgrenze zu Unkelbach. Lose Fund-stücke, mittelalterliche Keramik, Ziegel-brocken, Basaltsteine und römische Zie-geln wurden dem Geologischen-Institutder Universität Bonn übergeben. Nach ört-lichen Vermessungen der Mauerreste undanhand der losen Funde konnten die Wis-senschaftler die Lage der ehemaligen Burgannähernd rekonstruieren. Sie war etwa40 m lang in Ost-West Richtung und 30 mbreit. Die Burganlage war an der Westsei-te durch einen Graben und eine feste hoheMauer sowie an den übrigen Seiten durchnatürliche Steilhänge und Mauern gesi-chert, die noch an mehreren Stellen zu er-kennen waren. Die Fundstelle lag inner-halb der Flur „In den Burgmauern“. DasMauerwerk bestand aus Basalt, Grau-wacker und römischen Ziegeln in starkerMörtelpackung.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

OEDINGEN IM MITTELALTER, ERSTE ERWÄHNUNGEN

9

Skizze Fundstelle vonRudolph Bungard

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ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

OEDINGEN IM MITTELALTER, ERSTE ERWÄHNUNGEN

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Topographische Skizze von Oedingen und Umgebung (9. – 13. Jahrhundert)

Ab

b. 1

Page 15: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

11

Das Tafelgut der Äbtissin von Nivelleswurde 1308 an Kuno von Binsfeld,

1314 an Yolande vom Stein und 1382 anKonrad Rost von Binsfeld verpachtet.Anno 1469 ließ sich Werner von Binsfeldin Oedingen, Unkelbach und Binsfeld alsAlleinherrscher dieser Orte huldigen. Da-gegen aber legte die Äbtissin von Nivel-les, Wilhelmine von Frankenberg, beimOffiziat des Kölner Kurfürsten (Bischofs)Beschwerde ein. Der Prozeß dauerte einhalbes Jahrhundert; das verleidete derAbtei zu Nivelles ihren verhältnismäßigkleinen Besitz zu Oedingen. Deshalb ver-kauften die Äbtissin (Margarete von Ni-velles) und ihr Kapitel im Jahre 1526 alleBesitzungen in Oedingen, Nierendorfund Unkelbach an den Deutschorden,Ballei Koblenz (Ballei = Verwaltungsbe-zirk eines Ritterordens unter Verwaltungeines „Landkomturs“). Der endgültigeVertrag wurde aber erst 1550 abge-

schlossen. Dagegen aber machte nunReichsritter Lutter Quad, Herr auf Lands-kron, ein Vorkaufsrecht an diesen Güterngegenüber dem Deutschorden geltend.Mit 100 Pferden und 500 bis 600 schwerbewaffneten Gefolgsleuten, die er imLandskroner Land aufgeboten hatte, fieler am 10. Januar 1567 in Oedingen ein.Er zwang den Diener der Deutschherren,Tilmann Erbland, die Kirchenglockenläuten zu lassen, um alle Einwohner zu-sammenzurufen, dazu auch jene, die aufdem Besitztum der Ballei wohnten. Siealle mußten der Gewalt weichen undLutter Quad von der Landskron als ihrenHerren anerkennen. Nach dieser Huldi-gung bildeten Oedingen und Nierendorfeinen mit 7 Scheffen besetzten „Ding-stuhl“ der Herrschaft Landskron, die mitder Besitznahme der Rheinlande durchdie Franzosen ihr Ende fand.13

Die Unterwerfung Oedingens durch die reichsunmittelbare Herrschaft Landskron

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In frühchristlicher Zeit gehörten Oe-dingen, Unkelbach und Bodendorf (als

Filialkirchen) zur Urpfarrei Remagen undwurden von dort seelsorgerisch betreut.Anno 1412 traf der Pastor von Remagenmit seinen Oedinger Pfarrkindern Ab-machungen über die Gottesdienste, dadiese kleine Gemeinde schon seit Beginndes 13. Jahrhunderts eine Kapelle besaß,nämlich den älteren (romanischen) Teilder heutigen Friedhofskapelle. Ein Bene-diktiner der Deutzer Abtei kam von Re-magen herauf und hielt gelegentlichGottesdienst. Es wird nicht immer eineSonntagsmesse gewesen sein, da nachglaubhaften Überlieferungen die Oedin-ger Urahnen die weiten Wege nichtscheuten und auch gern nach Remagenzum Pfarrgottesdienst gingen.Ende des 13. Jahrhunderts ging das Pa-tronat über die Remagener Mutterkir-che aus dem Besitz der Grafen von Bergan die Abtei Deutz über. Die in Remagendurch eine Schenkung des Kölner Erzbi-schofs bereits seit Beginn des 11. Jahr-hunderts die Zehntrechte, einen Fronhofsowie zwei Drittel der Münz- und Zoll-fälligkeiten besaß;14 auch über die Pfar-rei Oedingen war sie Zehntherr von 1018bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Eini-ge Quellen besagen, daß die reichsun-mittelbare Herrschaft Landskron, die sich1567 Oedingen gewaltsam einverleibte,seither auch das Patronatsrecht über dieKapelle wahrgenommen hat. Urkundlichnachweisbar ist auch das Patronatsrechtdieser Herrschaft über die Pfarrei Bir-gel/Oberwinter und deren Filiale Ban-dorf. Die Pfarrstellen Remagen mit ihrenFilialen Bodendorf, Unkelbach und Oe-

dingen wurden nach wie vor von derAbtei Deutz besetzt. Sie entsandte aufVorschlag des Pfarrers von Remagenmeist einen ihrer Mönche als Seelenhir-ten zu den Filialen. Oft war es der Rektordes Benediktinerinnenklosters auf Non-nenwerth, der Oedingen mitbetreute.Eine kanonische Investitur (also einerechtskräftige Pfarrer-Einführung) wurdenicht vorgenommen. Die Landskronerverfügten, wenn überhaupt, nur über eineingeschränktes Patronat an der Oedin-ger Kirche; ein Vorschlagsrecht für diePfarrstellenbesetzung besaßen sie jeden-falls nicht.1519, also 500 Jahre nach der Übernahmeder Zehntrechte, wird als Pfarrer in Oe-dingen der Benediktiner Wilhelm von Re-magen erstmals mit Namen aufgeführt.Er ist wahrscheinlich in Remagen gebo-ren und gehörte der Abtei Deutz an. Am5. September 1558 bestellte der Pfarrervon Remagen und Kirchherr von Oedin-gen Herbert Schwenk einen gewissen Jo-hann Becker aus Remagen zum Offizian-ten (kirchenamtlichen Beauftragten) inOedingen, der allerdings nur vier Jahrebis 1562 residierte. Er mußte zwei Wo-chenmessen halten und bekam als Ge-genleistung den Wittumshof (Pfarrhausmit zugehörigen Bauten und Ländereienfür die Amtsdauer) sowie die Erträge ausden pfarreigenen Erbschaften und dasKirchengefälle (das heißt die Pachtzin-sen vom Kirchenland). Er war verpflich-tet, jährlich 2 Malter Korn und 3 MalterHafer an den Kirchherren abzuliefern.Sein Bruder Heinrich Becker aus Rema-gen übernahm die Bürgschaft für die Er-füllung des Vertrages durch den Offizi-

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

12

Die Pfarrei Oedingen

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ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

DIE PFARREI OEDINGEN

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anten, der ab 1562 auch Rektor der Mag-dalenenkapelle seiner Heimatstadtwar.15

(Malter ist übrigens ein sehr ungenauesHohlmaß für Getreide; es schwankt zwi-schen der Größenordnung von 700 bis1000 Litern).Die Präsenz des Offizianten hielt seineOedinger Pfarrkinder jedoch nicht davonab, auch weiterhin zur Sonntagsmesseins Tal zu gehen.Obwohl der Oedinger Wittumshof(Pfarrverwaltung) erst 1558 urkundlicherwähnt wird, ist er gewiß älteren Da-tums. Schon im germanischen Recht wirdmit Wittum das Gut bezeichnet, das eineFrau von ihrem Mann bei der Freiung er-hielt; es sollte der Witwenversorgungdienen. Deshalb ist auch im Fall Oedin-gen anzunehmen, daß zum ehemaligenKönigshof außer der Kapelle auch einWittumshof gehörte. Auf den Grund-mauern dieses Hofes, der 1739 noch guterhalten war, wurde im Jahr 1847 dasheutige Pfarrhaus neu errichtet.Die Bestrebungen zu einer selbständigenPfarrei in Oedingen gingen nur sehrlangsam voran. Der Benediktiner Tilm-ann Erbland mußte 1567 mit allen Oe-dingern die Alleinherrschaft der Lands-kroner anerkennen, wie bereits berich-tet wurde. Dies führte naturgemäß zuDifferenzen mit der Mutterpfarrei Re-magen. Leider gibt es keine Hinweise, ob

Pfarrer Erbland nach der Kapitulationseine Dienste in Oedingen noch weiterausüben durfte. Jedenfalls werden nochfür 1567 ein N. Bruno und für 1578 einPastor Peter Landorping als Seelenhirtenvon Oedingen erwähnt; beide wirktenhier ausdrücklich im Namen des Pfarrersvon Remagen.Zu Beginn des 17. Jahrhunderts erhieltdie Pfarrgemeinde Oedingen einen ei-genen Friedhof, eine kleine Anlage vonetwa einem Drittel der heutigen Aus-dehnung. (Sie wird meist als „alter Fried-hof“ bezeichnet.) Bis dahin wurden dieVerstorbenen unter großen Mühen zumPfarrfriedhof nach Remagen gebracht.Hinter dem Altar der alten Pfarrkirche(der jetzigen Friedhofskapelle, meist„Alte Kirche“ genannt) liegt ein Grab-stein aus dem Jahre 1634 und erinnert andie Anfänge des Oedinger Gottesackers.Er trägt die Inschrift:

Anno 1634 den 24.tugentsame Jungfrau

Charlotta Tibaute d.s.g.g.“16

Diese Inschrift war noch gut lesbar imJahr 1849, als anläßlich der ErhebungOedingens zur selbständigen Pfarreieine gründliche Inventur durch das Pfar-ramt von Remagen vorgenommenwurde. Inzwischen ist die Verwitterungso weit fortgeschritten, daß nur noch derName Charlotta erkennbar ist.

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Vom „Prager Fenstersturz“ im Jahre1618 bis zum „Westfälischen Frie-

den“ von Münster und Osnabrück anno1648 tobte in deutschen Landen derDreißigjährige Krieg, der eigentlich dieAufeinanderfolge von vier Kriegen war.Er begann – eben wegen des Prager Fen-stersturzes – mit dem böhmisch-pfälzi-schen Krieg 1618 – 1623, wurde fortge-setzt von 1623 bis 1630 im dänischenKrieg, von 1630 bis 1636 im schwedi-schen Krieg unter dem SchwedenkönigGustav Adolf II. und seinem KanzlerOxenstierna und dem französischenKrieg, der von 1636 bis 1648 dauerte. Be-sonders die beiden letztgenannten Krie-ge brachten den Rheinlanden Verwü-stung, Not, Weiterverbreitung der Pestund unbeschreibliches Elend. (Vergleiche„Pestkreuz“ in der Kirche zu Unkelbach).So wurde das schon arg mitgenommeneRemagen 1633 von den Schweden be-setzt und fast völlig zerstört. Ihr gelieb-ter König und Feldherr, Gustav Adolf,war ein Jahr zuvor, am 16.11.1632, in derSchlacht bei Lützen gefallen; seitherwurden aus den schwedischen Soldatenbrandschatzende Marodeure, die sinnloszerstörten und mordeten. In Remagenbrannten sie die Kirche und 106 Häuserund Höfe nieder und vertrieben dieüberlebenden Bürger auf die kahlen Fel-der. Auch die heutigen Stadtteile Ober-winter, Birgel, Bandorf und Unkelbachhatten unter den mordbrennendenSöldnertruppen schwer zu leiden, die aufden Rheinuferstraßen rechts und linksdes Flusses entlang zogen. Nur so ist eszu erklären, daß Oedingen hinter denRheinhöhen von den Schweden nicht

heimgesucht wurde.Der Remagener Stadtarchivar Wilhelm-Josef Langen hat eine Schrift herausge-geben mit dem Titel „Remagen in denKriegen des Mittelalters bis nach dem spa-nischen Erbfolgekrieg“. Darin berichteter über die zahlreichen Besetzungen,Plünderungen und Feuersbrünste sowieüber die beklagenswerten Opfer unterden einheimischen Bürgern. In dieser sehrausführlichen Veröffentlichung wird Oe-dingen überhaupt nicht erwähnt. Und beiallen intensiven Nachforschungen derHerausgeber in den uns zugänglichen Ar-chiven war über die Auswirkungen diesesfürchterlichen Krieges in oder um Oedin-gen nichts zu erfahren. Im Gegensatz zuden benachbarten Gemeinden gibt es beiuns auch kein Pestkreuz. Anscheinendwurde Oedingen sowohl vom Dreißi-gjährigen Krieg als auch – zumindest im17. Jahrhundert – vor der Pest bewahrt.Die verdeckte Ortslage hinter dem damalsdicht bewaldeten Hängen der Rhein-höhe, die tiefen Schluchten zwischen demRheinuferweg und dem fast 200 m höherliegenden Dorf machten die Zufahrtswe-ge vom Rhein nach Oedingen schwer be-gehbar und fast unbefahrbar. Wahr-scheinlich wurde deswegen der Ort vonMarodeuren und der vor allem von denSöldnern weitergetragenen Pest ver-schont.So ist es zu erklären, daß Oedingen trotzdieser kriegerischen Epochen des Dreißi-gjährigen Krieges eine normale Aufwärt-sentwicklung erlebte und sogar Flüchtlin-ge aus Nonnenwerth, Rolandseck undMehlem aufgenommen hat, die hier einesichere Zufluchtsstätte fanden.

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OEDINGEN WÄHREND DES DREIßIGJÄHRIGEN KRIEGES

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Noch vor Ende dieses schrecklichen Krie-ges wurde im Jahre 1640 die „Bruder-schaft St. Gertrud“ gegründet, die wahr-scheinlich eng verbunden wurde mit der1645 entstehenden „Marienbruder-schaft“. Letztere wurde anläßlich derKonsekration des Gertrudis-Hochaltaresund des Marien-Seitenaltares durch denKölner Weihbischof Georg Stravius ge-nehmigt. Mit dem Besuch der beiden Al-täre in der Oedinger Kirche war ein Ablaßvon 40 Tagen verbunden. Alljährlich vom29. September bis 1. Oktober wurde vonda an in der Pfarrei ein 40-Stunden-Gebetverrichtet.17

Von den beiden Altären stehen heute nurnoch die nackten Tische aus Stein. Ob undwelche Aufbauten oder Altarbilder vor-handen waren, wissen wir nicht. Späterwird noch ausführlich über die „Alte Kir-che – das Juwel unter den Dorfkirchendes Bistums Trier“ berichtet.

Die Bruderschaft St. Gertrud bestritt ausihren Einkünften alle laufenden Ausga-ben der Kirchengemeinde; ihre Einkünftesetzten sich zusammen aus Kollekten,Spenden, Pachtzins und Erbschaften.Auch die Instandhaltung der Kirche warihre Aufgabe. Bis ins 20. Jahrhundert wardiese Bruderschaft das Rückgrat im Pfarr-gemeindeleben und in der Pfarrverwal-tung. So hatte sie zum Beispiel im Jahre1929 120 männliche und 150 weiblicheMitglieder; es dürfte vom Säugling biszum Greis fast die ganze Einwohnerschaftgewesen sein.Doch zurück ins 17. Jahrhundert, demJahrhundert des 30jährigen Krieges undder Pest: 20 Jahre nach dem westfälischenFrieden zählte die Pfarrgemeinde Oedin-gen 90 Erstkommunikanten; bei der da-mals großen Kinderzahl läßt das auf eineEinwohnerzahl von mindestens 120 bis130 Seelen schließen.18

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OEDINGEN WÄHREND DES DREIßIGJÄHRIGEN KRIEGES

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Mit ganz wenigen Ausnahmen istheute noch die Topographie des

Ortskerns von damals erhalten geblie-ben. Oedingen hat sich entwickelt nachdem Typ eines „Straßendorfes“. Beider-seits der Dorfstraße, die heute Wacht-bergstraße heißt, waren die Häuser undHöfe angesiedelt. Die Ortskarte zeigt,daß um 1670 am rheinseitigen Ortsein-gang das Stammhaus der Familie Walen(heute Heuser) das erste Gebäude war.Von dort ging es in verschwommenenAbgrenzungen um die Ecke des HofesBungard (heute „Alt-Oedingen“) in dieheutige Pastoratsstraße hinein. Die Dorf-straße war für alle Einwohner zugleichder Kirchweg an Sonn- und Feiertagen,bei Taufen, Trauungen und Beerdigun-gen; sie führte dann vom Pfarrhaus (bzw.der Kirche) weiter bis zum alten Simon-schen Hof.19 Siehe Abb. 2Übrigens wurde die direkte Verbindungder Dorfstraße vom Göbelschen Fach-werkhaus an der Ecke Pastoratsstraßezum heutigen Hof Dernbach (früherWeber) bis zur Einmündung der Kapel-lenstraße erst in der Mitte des vorigenJahrhunderts ausgebaut.Die in Abb. 1 und Abb. 2 beigefügten to-pographischen Skizzen zeigen die Ent-wicklung des Ortes zwischen dem 9. Und19. Jahrhundert von 853 (Herigarius) bis1830 (Kataster-Urkarte). Zugleich gebensie Aufschluß darüber, wo im Ort das ur-sprünglich königliche Gut, die spätereVogtei, gelegen hat, und darüber, waszum Tafelgut der Äbtissin von Nivellesgehörte. Runde 1000 Jahre sind in diesenbeiden Skizzen überbrückt.In der Skizze 1 stehen zum besseren Ver-

ständnis die heutigen Ortsnamen inKlammern neben den urkundlich be-zeugten alten Bezeichnungen.Diese alten Namen stammen aus manch-mal schwer zugänglichen oder aus oftkaum noch lesbaren Archivdokumenten;sie finden sich zum Beispiel in Lager-büchern, Inventarverzeichnissen, Karten-auszügen oder auch in Protokollen überKauf- bzw. Erbverträge, über rechtswidri-ge Aneignungen oder sonstige Rechts-streitigkeiten.20

Aus den oben angegebenen Unterlagengeht hervor, daß der ehemalige Königs-hof, die spätere Vogtei von Oedingen, ander alten Dorfstraße beim heutigen Pfarr-haus gelegen hat. Von einigen Vögtender Oedinger Vogtei sind uns die Namenurkundlich überliefert; Tillmann von Oe-dingen 1324 bis 1327, Dietrich von Oe-dingen 1338, Winant von Oedingen 1378,Johann I. von Oedingen (wahrscheinlichJohann von Einemberg) 1407, Johann II.von Oedingen 1433 bis 1440, Raboth vonPlettenberg 1523, Johann Friedrich Quad,Herr auf Landskron sowie unter anderenvon Oedingen und Nierendorf 1615. InHeberegistern, Lagerbüchern und Inven-tarlisten 17. Bis 18. Jahrhundert wird dieVogtei als „Pohlhof“ benannt (Name desPächters).21 Mit Sicherheit gehörte derPohlhof anno 1894 einem Canonicus Mül-ler.22 Um 1900 wurde ein Teil des Anwe-sens von den Geschwistern Vogels über-nommen.23

Das ehemalige Tafelgut der Äbtissin vonNivelles lag an der Dorfstraße auf demGrundstück neben der 1908 erbautenGertrudiskirche; heute befindet es sich imBesitz der Familie Vilz. Dieser Hof wurde

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DIE TOPOGRAPHIE OEDINGENS

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DIE TOPOGRAPHIE OEDINGENS

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im Mittelalter auch Schultheisshof, im La-gerbuch von 1671 „Krahhof“, genanntund als Eigentum der Familie „von Brau-mann“ ausgewiesen. Zu Beginn des 19.Jahrhunderts gehörte er einem Canonicusaus Nierendorf (der Name in der Urkundeist unleserlich), der ihn wegen Baufällig-keit abreißen ließ.24

Auf den Bruchstücken der alten Funda-mente wurden zu Beginn des 20. Jahr-hunderts die neugotische Gertrudis-Pfarr-kirche (1908) und die Gastwirtschaft mitSaalbetrieb Vilz (1906) erbaut.Nach bisherigen Erkenntnissen war Oe-dingen bis gegen Ende des 17. Jahrhun-derts von den Greueln des 30jährigen

Krieges und der vielen Nachfolgekriegeverschont geblieben. Erst der PfälzischeErbfolgekrieg, den Frankreich 1689 bis1697 gegen Österreich, England, Spanienund die Niederlande führte, sollte auchOedingen in das Kriegsgeschehen einbe-ziehen. Nachdem die Franzosen unterihrem Heerführer Mélac die Pfalz totalzerstört hatten, drangen sie am linkenRheinufer bis nach Köln vor. Am 31. Mai1689 kam es in Oedingen zu einem Ge-fecht zwischen plündernden Franzosenund den kaiserlichen Deutschen. Als Au-genzeuge berichtet Christian Ley, Ge-richtsschreiber von Honnef, über diesesEreignis.25

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DIE TOPOGRAPHIE OEDINGENS

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Die Kaiserlichen und die Reichstrup-pen hatten die Franzosen im Raum

Bonn zusammengedrängt und hieltensie am gegenüberliegenden Ufer von derWolkenburg aus in Schach. Im Mai 1689wurden sie wieder von der Wolkenburgabgezogen; sie sollten jene Truppen ver-stärken, welche die Stadt Mainz von denFranzosen befreien wollten. Daraufhinrückten die Franzosen aus Bonn wiederin Honnef ein. Am 27. Mai 1689 um 8.00Uhr loderten in Dollendorf, Königswin-ter und Honnef die Flammen der bren-nenden Häuser. Zuvor waren die Ein-wohner Honnefs um 4.000 Taler ge-brandschatzt worden, wie der damaligePfarrer Tripp berichtet; sie flohen dannmit Frauen und Kindern, Vieh und Haus-rat in den Wald. Nur Pfarrer Tripp undsein Kaplan und der GerichtsschreiberLey mit seiner Schwester waren in derStadt zurückgeblieben, weil sie das inder Kirche gestapelte Gut der Bürgerund die Archive der Pfarrei und des Ge-richtes retten wollten. Ihre Mühe warvergebens. Der Pfarrer wurde schwermißhandelt und die davonrennendeSchwester des Herrn Ley wurde von hin-ten erschossen. Als die französischenMarodeure ihr entsetzliches Handeln be-endet hatten, zogen etwa 200 von ihnenbei Rolandseck über den Rhein. Sie mar-schierten durch die Schlucht über denSchießgraben nach Oedingen. Einenwege- und waldkundigen Mann hattensie gezwungen, den Trupp nach Oedin-gen zu führen. Dieser Mann kam nundrei Tage später wieder nach Honnefund berichtete, daß die Franzosen achtTage in Oedingen bleiben wollten, um

das Dorf und die umliegenden Ortschaf-ten „auszufouragieren“. Dies bedeutete,daß den Bewohnern der unteren Graf-schaft die letzten Vorräte enteignet unddas letzte Stück Vieh abgeschlachtetwürden. Anschließend sollte noch allesvernichtet werden, was auf dem Feldestand. Trotz eines schweren Unwettersmachte sich der Gerichtsschreiber Leynoch am gleichen Tag auf den Weg nachLinz. Dort berichtete er dem Komman-deur der Reichstruppen, Oberst Had-dinghausen, daß die Mordbrenner in Oe-dingen hausten und sich in Sicherheitfühlten. Noch in der gleichen Nacht ent-schloß sich der Oberst, seinen Gegnerfrühmorgens am 31. Mai anzugreifen. Erschickte 150 Dragoner unter Führungeines wegekundigen Mannes über Un-kelbach nach Oedingen. Eine weitereAbteilung von ebenfalls 150 Soldatenführte Ley selbst über Mehlem und denRodderberg zu einem Hinterhalt amWaldrand vom Schießgraben. Der Planvon Oberst Haddinghausen bestanddarin, den Feind in die Zange zu nehmenund ihm einen eventuellen Rückzugdurch den Wald abzuschneiden. Das Vor-haben gelang ausgezeichnet.Ley selbst durfte nicht mitkämpfen, weiler zwar die Feder, aber nicht die Waffenzu führen verstand. Man riet ihm, einenhohen Baum zu erklettern, von dem auser das Geschehen gefahrlos beobachtenkönne. Diesem Umstand verdanken wirheute den Bericht über das Gefecht vonOedingen.Als die Aufstellung am Schießgraben ge-rade beendet war, hörte man von Oedin-gen her Schüsse. Die Dragoner – eine be-

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DAS GEFECHT BEI OEDINGEN

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rittene Infanterie, die schnell beweglichzu Pferd und zu Fuß kämpfen kann – hat-ten die Franzosen angegriffen und ausihren Quartieren aufgescheucht. DerKampflärm wurde stärker, und es dauer-te nicht lange, bis die ahnungslos gestör-ten Franzosen, die zunächst noch mit Bra-vour kämpften, sich über den Wald undden Rodderberg in Sicherheit bringenwollten. Hier aber gerieten sie in den Hin-terhalt am Schießgraben. Es gab Tote undviele Verwundete; nur wenige Franzosenkonnten sich nach Bonn durchschlagen.Das heftige Sperrfeuer am Waldrand vordem Schießgraben hatte die Entschei-dung zugunsten der deutschen Dragonergebracht.Christian Ley, der das Geschehen von sei-nem Versteck im Baum aus beobachtethatte, schließt seinen Bericht: „Als allesvorüber war, kletterte ich vom Baum her-unter. Der kommandierende Offizier, deram Arm verwundet war, fragte mich, wiemir die Bataille (früher Ausdruck für „Ge-fecht“) gefallen habe. Ich sagte: Nichtschlecht; jetzt habe ich Vergeltung fürden Tod meiner Schwester, die in Honnefvon den Franzosen erschossen worden ist.Das siegreiche Gefecht hatte zur Folge,daß damals Oedingen und die ganze Um-gebung von einer furchtbaren Brand-

schatzung verschont blieben, wie sie dreiTage vorher Honnef hatte erleben müs-sen. Stattgefunden hatte dieses Gefechtam 31. Mai 1689 auf einer Flur rechts undlinks von der Verlängerung der heutigenWaldstraße in Höhe der Landesgrenze zuNordrhein-Westfalen. Bis heute heißt dieObststreuwiese im Volksmund „das To-tenfeld“.Daß Oedingen verschont blieb, ist auf dieTatsache zurückzuführen, daß die Fran-zosen hier für acht Tage Quartier zu neh-men gedachten. Sie wollten zunächst vonOedingen aus die umliegenden Ortebrandschatzen, ihr Quartierdorf sollte zu-letzt an die Reihe kommen. Aus denLandskroner Heberegistern läßt sichschließen, daß die Marodeure schon zuBeginn ihrer Erkundigungszüge auf dieBurgruine gestoßen sind. Im (mutmaßli-chen) „Weiler“, den wenigen herunter-gewirtschafteten Lehenshäusern bei derRuine, war nicht mehr viel zu hohlen.Kurzerhand machten sie alle Bauten demErdboden gleich, von denen bis heute dieKellerruinen noch übriggeblieben sind.Tatsächlich ist in den Landskroner Hebe-registern ab 1700 nur noch die Rede voneinem Busch „Auf den Burgmohren“, wiedie damalige Flurbezeichnung lautete.26

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DAS GEFECHTE BEI OEDINGEN

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In der Entwicklung zu einer selbständi-gen Pfarrei kam Oedingen im Jahre

1716 einen beachtlichen Schritt weiter,da dem damaligen Vizekurator HermannManken (1716 bis 1741) das Taufrecht inder Remagener Filialkirche zu Oedingenbewilligt wurde. Schon wenige Jahrespäter durfte er dann auch die OedingerKinder zur ersten heiligen Kommunionführen. Das ersparte den Eltern und Kin-dern den weiten Weg zur Pfarrkirchenach Remagen (9 Kilometer bei Windund Wetter). Um zumindest den An-schein der weiteren Bindung an die Mut-terkirche zu wahren, mußte der jeweili-ge Pfarrverwalter alljährlich am Oster-montag 25 Eier an den Remagener Pa-stor abliefern. Weisungsgemäß hatte derPastor H. Manken während seiner25jährigen Seelsorgetätigkeit noch einebesondere Aufgabe in Oedingen zu er-füllen. Nachdem nämlich 1717 bis 1720die „allgemeine Schulpflicht“ eingeführtwar, mußte er eine Dorfschule einrich-ten. Die bereitwillige Hilfe seiner Pfarr-kinder ermöglichte es ihm, bis 1740 dasSchulgebäude mit Lehrerwohnung zu er-richten. Die Dienstaufsicht oblag demPastor, Instandhaltung und Pflege dereinklassigen Schule dagegen der Ge-meinde; Zuschüsse gab es damals nicht.Dieses erste Schulgebäude steht gut er-halten noch heute in der Wachtbergs-traße Nr. 59.Über die Oedinger Schule wird in einemFragebogen aus dem Jahr 1743 vermerkt:„Das kleine Dorf hat eine gute Schule. DerLehrer, der zugleich Küster ist, hat denverlangten Eid geleistet; der Pastor ist mitihm zufrieden. Neben seinen Jahresein-

nahmen als Lehrer bezieht er als Küstervon jedem Haus ein Brot.“27

Nach dem Tod dieses erfolgreichen Vize-kurators Manken (U 1742) wurde dem Be-nediktinerpater Rupert Munstermann(geb. 1702) die Pfarrverwaltung von Oe-dingen übertragen. Er war vom Abt sei-nes Klosters in Deutz beauftragt, die va-kante Stelle zu besetzen. Die Ernennungvon Pater Munstermann bestätigte dererzbischöfliche Generalvikar von Köln,seine Einführung in die Filialkirche undGemeinde vollzog der Pfarrer von Rema-gen, dem diese Aufgabe oblag.28

Das Protokoll dieser Einführung mag alsweiterer Hinweis darauf gelten, daß dasPatronat der Landskroner Herrschaft garnicht gefragt wurde.Die beigefügte Karte Abb. 3 weist die ter-ritorialen Grenzen im 17. Jahrhundertzwischen dem Kurfürstentum / ErzbistumCollen (Köln) und dem Herzogtum Gulick(Jülich) aus. Im Süden des Herzogtums Jü-lich übten die Landskroner ihre „reich-sunmittelbare“ Herrschaft aus.Doch nun zurück zu Pater Munstermann.Dieser Seelenhirt muß eine herausragen-de Persönlichkeit gewesen sein. SeineAmtseinführung begann er mit sorgfälti-gen Bestandsaufnahmen, was bis dahinkeineswegs üblich war. Schon im erstenJahr nach seiner Einführung setzte er dieKonsekration (Kirchweihe) der OedingerKirche durch, die bis dahin nur Benedikti-on (Segnung) erhalten hatte. HundertJahre zuvor waren nur der Haupt- undder Nebenaltar konsekriert worden.Diese Kirchweihe bedeutete schon diefaktische Anerkennung Oedingens alsselbständige Pfarrei.

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RELIGIÖSES – KIRCHLICHES LEBEN

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Weil das Patrozinium (Patronatsfest) St.Gertrud am 17. März immer in die Fa-stenzeit fiel, wurde das Kirchweihfest aufden Sonntag nach Martini festgeschrie-ben; alle Ernte- und Feldarbeit war dannbeendet.Pater Munstermann OSB war ein gütigerund lebensfroher Mensch. Die Seelsorgebetrachtete er als seine Hauptaufgabe.Deshalb war er um die Sonntagsheiligung(3. Gebot von Sinai) sowie um die Kran-ken und die Glaubensunterweisung inder Kirche und Schule ganz besondersbemüht. Ein wichtiges Anliegen war ihmauch die Pflege des Gemeinschaftslebensin seiner Gemeinde. So richtete er zumBeispiel an Sonn- und Feiertagen oft ge-sellige Veranstaltungen aller Art ein, umden Seinen etwas zu bieten, was die Dorf-

gemeinschaft zusammenhielt. Kein Wun-der also, daß im Visitationsprotokoll von1743 zu lesen ist: „Der Pastor lebt mit sei-ner Gemeinde in guter Gemeinschaft undin Frieden miteinander.“Ein festes Gehalt vom Bistum gab es da-mals noch nicht. Das Pfarrstelleneinkom-men mußte vielmehr von der Pfarrge-meinde aufgebracht werden. Dazu zählte:1. der gesamte Zehnte,2. die Nutzung von 3,75 Morgen Land3. freiwillige Gaben der Pfarrkinder.Als Stollgebühren standen dem Pastor zu:a) von jeder Taufe 16 Albusb) von jedem Begräbnis 52 Albusc) von jeder Trauung 78 Albus1 Albus hatte den Wert von 2 Kreuzern (8bis 10 Pfennige).29

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RELIGIÖSES – KIRCHLICHES LEBEN

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RELIGIÖSES – KIRCHLICHES LEBEN

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Die Visitationsprotokolle in den Jah-ren 1742 und 1747 enthalten eine

genaue Beschreibung der Pfarrkirche(vergleiche Abb. 4) und eine detaillierteAufzählung des dazugehörenden Inven-tars. Es ist interessant, wie wenig sich die-ses Gotteshaus im Laufe von 250 Jahrenäußerlich verändert hat und wie gut esdamals ausgesehen hat und ausgestattetwar. In den „Kunstdenkmälern derRheinprovinz“ heißt es:„Die alte Pfarrkirche ist ein kleiner, imKern noch dem 13. Jahrhundert an-gehörender, einschiffiger Bau mit bündi-gen Langwänden des quadratischen We-sturmes, des kurzen Schiffes und des drei-seitig anschließenden Chors. Nördlich isteine rechteckige Sakristei mit abge-schrägten Außenkanten angebaut (ver-gleiche Abb. 5, Grundriß und Aufriß). DasBruchsteinmauerwerk ist mit Sandstein-brocken untermischt und hat alten, zumTeil steinsichtigen Putz. Am Turm sindSandsteinquaderecken sichtbar, das ge-schieferte Glockenhaus trägt auf denetwas erhöhten Langwänden einen acht-seitigen Helm. Der abgeschrägte Sockelgeht um den ganzen Bau, das Kehlgesimsum das Schiff und Chor. In der Westwandbefindet sich eine rechteckige Holzrah-mentür.Im 13 m langen und 4,15 m breiten Innernhaben die beiden Schiffsjoche ein Kreuz-gewölbe aus Tuff mit gekehlten Rippen,die teilweise in die Wand verlaufen. DieMauern des Westjochs, über dem sich derTurm erhebt, sind noch romanisch. DerGurtbogen auf geschmiegten Wand-kämpfern ist annähernd halbrund; in denWestecken erkennt man Runddienste

und in der Mitte der Nordwand eineSteinkonsole, die ehemals wohl einen Em-porenbalken trug. In das Chor führt einverdrückter Rundbogen mit gekehltenKanten. Die Strebepfeiler sind nach innengezogen und bilden Wandnischen mitumlaufender Sohlbank. Das Sterngewöl-be mit gekehlten Rippen ruht auf 6 Pfei-lerkonsolen mit gut gearbeiteten Brust-bildern der Apostel Petrus, Jakobus desÄlteren, Andreas, Bartholomäus, Johan-nes und Paulus. In den beiden Vier-paßschlußsteinen sind Halbfigurenreliefsdes Schmerzenmannes und der Schmerz-haften Mutter zu sehen. Über dem Stein-rahmen des mit Eisengitter verschlosse-nen Sakramentsschreins befindet sich ein84 cm hoher steinplastischer Kruzifixusmit knieendem Stifterpaar.Die Sakristei ist flach gedeckt und hat inder Südwestecke einen Treppenabsatz,der ehemals wohl für die Kanzel geschaf-fen wurde.“30

Der Zahn der Zeit nagte auch damalsschon an der Alten Kirche, so daß gutedrei Jahrzehnte später eine gründlicheRenovierung notwendig wurde. 1775richtet Vizekurat Neusser (1773 bis 1779Pfarrer in Oedingen) ein Gesuch mit derBitte um Beisteuer zur Kirchenreparaturan die Herren von der Landskron, da dieBruderschaft St. Gertrudis schon 500 Gul-den bei der Renovierung der Kirche ver-braucht hätte. Damit war die Kirchenkas-se voll ausgeschöpft, und es waren auchnur wenige Kirchenrenten vorhanden.Leider ist es nicht erwiesen, wie die Herr-schaft reagiert hat. Sehr wahrscheinlichwurde der erbetene Zuschuß nicht bewil-ligt, da die Landskroner während dieser

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DIE ALTE PFARRKIRCHE

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Zeit bis auf die Verwaltungshoheit überwenig Hof- und Grundbesitz in Oedingenverfügten. Sie werden sich darauf berufenhaben, daß die Grundeigentümer für dieUnterhaltung der Kirche zuständigseien.31

Liste über das Inventar der alten Pfarrkirche

(Auszug aus dem Fragebogen von 1742)

2 Altäre (Hochaltar der heiligenGertrud im Chor, Marienaltar rechts imSchiff

1 Altarstein aus schwarzem Marmor

1 Kommunionbank mit Balustern, 11Kirchenbänke aus dem 17. Jahrhundert

1 Grabstein der Charlotta Tibaute(Bruchstück)

1 Vortragskreuz aus Holz, 17. Jahrhun-dert

1 Vortragskreuz aus Messing, 17. Jahr-hundert

1 Holzkreuz, Korpus mit alter Fassung(jetzt im Pfarrhaus)

1 Figur „Madonna mit der Birne“ (diesemittelrheinische Arbeit vom Ende des15. Jahrhunderts wurde das Opfer vonKunsträubern), Abb. 4

1 Holzfigur des heiligen Sebastianus

1 Holzfigur der heiligen Gertrud ausdem 17. Jahrhundert

1 gotische Turmmonstranz aus derMitte des 15. Jahrhunderts

1 Speisekelch, Messing vergoldet, 1700

1 Meßkelch, Kupfer vergoldet, mitSechspaßfuß

1 Zinnkelch mit Sechspaßfuß aus dem17. Jahrhundert

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DIE ALTE PFARRKIRCHE

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Abb. 4:Madonna mit der BirnePfarrkirche Oedingen

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3 Glocken aus den Jahren 1612, 1733und 1742:

a) Durchmesser 50 cm, Inschrift:

SANKT GERTRVT HEISCHEN ICH KERST-GEN VON ONCKEL GAVSZ MICH ANNO1612 PETER MORREN OFFERMANNPETER SMIT KIRCHMEISTER

b) Durchmesser 60 cm, Inschrift:

ST GERTVD HEISCHE ICH; DIE LEBENDIGEBERVFE ISCH; DIE DOTTEN BELEVTE ICH;DAS DONNERWETTER VERTREIBE ICH,GOTTFRID DINKELMAEYER GOS MICHIN COLLEN ANNO1733

c) Durchmesser 35 cm, Inschrift:

ZV EHREN DER MVTTER GOTTES VNDDER HE. GERTVDIS PATRONIN ZV OE-DINGEN GOS MICH JOHAN HEINRICHDINCKMAYER 1742 31

ANMERKUNG:

Die meisten der oben angegebenen Ausstat-tungsgegenstände wurden in die neue Pfarr-kirche übernommen. Die alte Gertrudisglockehängt wieder im Turm der früheren Pfarrkir-che und dient heute als Totenglocke und alszusätzliches Festtagsgeläut.

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DIE ALTE PFARRKIRCHE

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Abb. 5:Die alte Pfarrkirche um 1750

Page 31: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Rückblickend hat sich Oedingen imVerlauf von über 1100 Jahren von an-

fangs zwei klar voneinander abgegrenz-ten Gutsgemeinden kontinuierlich zueiner Dorfgemeinde entwickelt. Die ge-meinschaftliche Verbundenheit wurdevon der Pfarrgemeinde getragen. Diebeiden Güter, der königliche Hof und dasTafelgut der Äbtissin von Nevilles, hattenbestimmt ab 1018, möglicherweise auchschon vorher, eine gemeinsame Grund-herrschaft, nämlich die Abtei Deutz, dersie den Zehnten entrichten mußten. Ausdem Spezifikationsbericht von 1282 derAbtei Nivelles entnehmen wir, daß dieÄbtissin einen abteilichen Hofschultheis-sen auf ihrem Oedinger Tafelgut in Dien-sten hatte. Dieser mußte jährlich an denVogt als den Beauftragten des Grund-herren vier alte Kölner Schillinge ent-richten. Die Grundherrschaft hatten in-zwischen die Grafen von Jülich, die auchStiftsherren von Deutz waren.Erbstreitigkeiten, aber auch Dank fürDienstleistungen führten dazu, daß GrafGerhard von Jülich am 8. Mai 1327 dieVogtei über Nierendorf und Oedingen alsLehen an den Grafen Gerhard von Lands-kron gab. Er und noch eifriger seine Nach-folger strebten jedoch nach dem alleini-gen, uneingeschränkten Besitz des Le-hens. Nach vielen aufeinanderfolgendenQuerelen und gerichtlichen Auseinander-setzungen, unter anderem auch mit derAbtei von Nivelles und der OrdensballeiKoblenz, überfiel am 10.1.1567 Reichsrit-ter Lutter Quad, Herr auf Landskron, dasDorf Oedingen und ließ sich angeblich imreichsunmittelbaren Auftrag als den al-leinigen Herrn von allen Oedingern hul-

digen. Er richtete danach für Oedingenund Nierendorf einen gemeinsamenDingstuhl ein, der sich aus 7 Schöffen zu-sammensetzte; einen, zugleich den Vor-sitzenden, stellte die Herrschaft.Der letzte rechtmässige Grundherr derLandskrone mit allen Besitztümern war inErbfolge von 1797 bis 1802 der Reichs-freiherr vom und zum Stein, somit auchGrundherr von Oedingen.Mit der Eroberung der Rheinlande durchdie Franzosen, die in der ersten Oktober-hälfte 1794 rheinauf- und abwärts vorge-drungen waren und Remagen eroberten,wurden die politischen Zuordnungen derGemeinden per Besatzungsdekrets neuverfügt. So wurde Oedingen zunächst derMairie Heimersheim zugeteilt. Diese übtedie Verwaltung mit ihren ehemaligen Be-amten noch nach dem jülisch-bergischenLandesgesetzen aus.Nach dem Friedensvertrag von Lunévilleam 9. Februar 1801 wurden die linksrhei-nischen Lande in das französische Reicheingegliedert. Der Rhein bildete die Gren-ze zwischen Deutschland und Frankreich.Die Franzosen führten in den von ihnenokupierten Gebieten den CODE NAPOLE-ON ein, das napolenische Recht. Es wirktbis heute in den linksrheinischen Gebie-ten nach und hat z.B. durch das französi-sche Erbrecht – gleiche Teile für alle Kin-der – die bis dahin bestehenden großenBauernhöfe zerschlagen und unrentabelgemacht, während rechtsrheinisch dasalte Erbhofrecht bestehen blieb.Nach der Eingliederung verfügte die Be-satzungsmacht eine neue Verwaltungs-ordnung. –Hiernach gehörte Oedingenzusammen mit Heimersheim, Ringen, Sin-

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zig usw. dem neu gebildeten KANTON RE-MAGEN bis zum Januar 1815 an, als dieFranzosen sich trotz heftigen Widerstan-des zurückziehen mußten.Der Landskroner Reichsfreiherr vom undzum Stein, seit 1780 in preußischenStaatsdiensten, durfte sein rechtmäßigesErbe, alle Besitztümer der Landskronerauf linksrheinischem Gebiet, nicht antre-ten, da er als preußischer Beamter denFranzosen nicht genehm war. Den An-spruch seiner Rechte seit 1797 setzte ertrotz französischer Besatzung und Anne-xion der Rheinlande nach und nachdurch, indem er seinen Notar beauftrag-te, symbolisch alle Erbgüter und Grund-rechte der Landskroner Herrschaft in Be-sitz zu nehmen.

Nach dem Protokoll der Maßnahmen:

„erhob sich oftgemeldeter Herr Bevoll-mächtigter in Begleitung des Bürger-meisters Winzer (Heimersheim) zu Jo-hannes Pohl in Oedingen, machte indessen Behausung die Haustüre auf undzu, schnitt in einer Wiese einen LappenGras aus und brach in einem Gebüscheinen Zweig mit dem an den Halfteren(Gutspächter) Johannes Pohl gerichte-ten Bedeuten: Daß dero Prinzipal(Grundherr) durch dieses Zeichen denBesitz von allen bisher dem Freiherrnvon Clodh zugestandenen Gütern, Ren-ten und Gefällen hiermit wollte genom-men haben.“ *

Aus politischen Erwägungen ließ Reichs-freiherr vom und zum Stein schon 1802alle seine linksrheinischen Besitzungenversteigern. Darunter auch den Pohlhof(früher Vogtei) in Oedingen, den der bis-herige Pächter Johannes Pohl auf dieserAuktion günstig erwerben konnte. **

In dem o.a. Protokoll wird nochmals dieExistenz des Pohlhofes als Erbgut derLandskroner Herrschaft bestätigt. Es istauch beachtenswert, daß eine so bedeu-tende Persönlichkeit wie Reichsfreiherrvom und zum Stein in so naher Beziehungzu unserem kleinen Ort gestanden hat. Erwurde übrigens auf Schloss Nassau gebo-ren, stand seit 1780 in preußischen Staats-diensten und avancierte 1804 zumpreußischen Staatsminister. Bekanntwurde er durch die Reorganisation deroberen Staatsbehörden, die Aufhebungder Erbuntertänigkeit sowie die freiheit-liche Städteordnung, die auf dem Grund-satz der Selbstverwaltung beruht. 1808wurde er auf Druck der preußischen Stän-de und der Franzosen in Ungnade entlas-sen.* Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrwei-

ler 1960, S. 49-52** Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrwei-

ler 1965, S. 101-103Die Ortschaften des Kantons Remagenlebten wochenlang in der Furcht, daß dieFranzosen vor ihrem Rückzug alles inSchutt und Asche legen würden. Doch essollte – Gott Dank! – ganz anders kom-men. Es gab nur einige Geplänkel zwi-schen kleinen Besatzungs-truppen und ei-nigen Kosakenabteilungen, die hin undwieder über den Rhein vorstießen. Ge-fährlich wurde es erst, als am 6. Januar1815 die auf dem Apollinarisberg ein-quartierten etwa 100 Franzosen am Rhei-nufer liegende Schiffe in Brand setzten.Beherzte Remagener Bürger konnten –bis auf zwei total ausgebrannte Schiffe –das Feuer löschen; so verhinderten sie einÜbergreifen des Brandes auf die Stadt.Am 15. Februar 1815 verließen die Fran-zosen endlich sang- und klanglos dieStadt und überließen den Kanton Rema-gen den von den Preußen herbeigerufe-

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nen Kosaken, die das umstrittene Gebietendgültig absicherten.Mit dem 1. PARISER FRIEDEN waren un-terdessen am 30. Mai 1814 die Freiheits-kriege beendet worden. Der WIENERKONGRESS (18.9.1814 – 9.6.1815) befaßtesich mit der Neuordnung Europas, Abb. 6(Anm.: Man hat dabei die noch existie-renden Kleinstaaten Andorra, Liechten-stein, Monaco und San Marino vergessenbzw. übersehen). Ursprünglich sollte dasbisher von Frankreich besetzte linksrhei-nische Gebiet (Trier/Koblenz undBonn/Aachen), also die gesamte Eifel,dem König von Sachsen angeboten wer-den, der seinerseits sein angestammtesSachsen den Preußen überlassen sollte,

die einen Anspruch darauf erhoben. Nachweiteren, schwierigen Verhandlungenwurden schließlich die Rheinlande undWestfalen den Preußen zuerkannt, diedarüber keineswegs glücklich waren. IhreUnzufriedenheit äußerte sich in den un-freundlichen Worten: „Seine Majestät be-lastet sich nur im Dienst des allgemeinenWohles mit diesem Land und wäre bereit,darauf zu verzichten, wenn ganz SachsenIhr zugesichert würde.“ Letzten Endes aber blieb es bei der ge-troffenen Entscheidung. Am 15. Mai 1815fand dann in Aachen die Huldigung fürden Preußenkönig statt, der damit daslinksrheinische Gebiet unter seine Herr-schaft nahm.

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Abb 6: Terr. Neuordnung Europa

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Nun wurde schrittweise, aber zügig, diepreußische Verwaltung eingeführt. In un-serem Raum entstand die Bürgermeiste-rei Remagen (Bodendorf, Oberwinter, Ro-landswerth und Unkelbach gehörten be-reits dazu) Oedingen kam noch hinzu.Alle heute wieder zur Stadt Remagengehörenden Ortsteile – außer Bodendorf– wurden damals zu einer Verwaltungs-einheit zusammengeschlossen. 32)Am 1. März 1815 hatte Kaiser NapoleonBonaparte sein Domizil auf der Insel Elbaverlassen und nach seiner Landung (beiCannes) die Regierung wieder übernom-men. Sie dauerte aber nur die berühmtgewordenen „Hundert Tage“ bis zur Ver-nichtungsschlacht bei Waterloo am 18.Juni 1815.Unterdessen wurde vom preußischem Ge-neralgouverneur des Niederrheins dieAufstellung einer Bürgermiliz zur Selbst-verteidigung angeordnet. Die Stadt Re-magen brachte es auf zwei Kompanienund warb auch in Oedingen für die Miliz.Doch bei uns drängte es keinen Bürger zuden Waffen. Schon gegen Ende diesesweltgeschichtlich so bedeutsamen Jahreswurde die Miliz wieder aufgelöst, weil sieunvereinbar war mit dem weit umfassen-deren Landwehrsystem der Preußen. DieBürger Oedingens bekamen diesespreußische System zu spüren, als 1815/16der Geburtsjahrgang 1795 zur Musterunganzutreten hatte. Nach den amtlichenProtokollen wurde jedoch kein jungerMann aus Oedingen für tauglich befun-den, denn alle in Frage kommendenJungmänner waren noch rechtzeitig vordem Musterungstermin in den Ehestandgetreten und entgingen so völlig legalihrer Einberufung zum Militärdienst.Erwähnt sei noch, daß in den Jahren1816/17 eine unvorstellbare Teuerungherrschte, unter der auch unsere Dorfbe-

wohner bitter zu leiden hatten.Ein besonderes Ereignis bot sich den Re-magenern am 27. September 1818. Mor-gens um halbacht durchfuhr König Frie-drich Wilhelm III. von Preußen die StadtRemagen, nachdem er vor der Stadt diePferde gewechselt hatte. Am selben Tage,gegen zwei Uhr, kam Kaiser Franz I. vonOesterreich zu Wasser hier vorbei und amnächsten Tage, morgens um zehn Uhr,fuhr der Zar Alexander I. von Rußlandnach einem Pferdewechsel vor Ort durchunsere Stadt. Einige Oedinger, die früh-zeitig von den bevorstehenden Ereignis-sen erfahren hatten und sich im Ort ab-kömmlich machen konnten. Mischten sichunter die Schaulustigen.Die drei Monarchen, die sich am 26.9.1815während der „Zweiten Pariser Friedens-verhandlungen“ zur „Heiligen Allianz“zusammen geschlossen hatten, eilten zumAachener Kongreß (19.9. bis 22.11.1818).Dieser garantierte schon kurz nach derEröffnung den Franzosen den Abzug derAlliierten aus den französischen Territori-en und die Ermäßigung der restlichenKriegsschuld. Im wesentlichen ging es umdie Erweiterung der „Heiligen Allianz“, inder sich nach zähen Verhandlungen unterFührung des Fürsten Metternich alle eu-ropäischen Herrscher mit Ausnahme derTürkei und des Vatikans zu einem Bündnisvereinigten mit dem Gelöbnis, dieGrundsätze des Christentums, der Gerech-tigkeit, der Nächstenliebe und des Frie-dens zu wahren.In diesem Zusammenhang erscheint esnachträglich erwähnenswert, daß der rus-sische Zar während des „Wiener Kongres-ses“ und der „Zweiten Pariser Friedens-verhandlungen“ von dem Reichsfreiherrnvom und zum Stein beraten wurde. Er,seit 1812 im Dienst des Zaren, organisier-te den Widerstand der ostpreußischen

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Stände gegen Napoleon und war der In-itiator des russisch-preußischen Bündnis-ses gegen Frankreich.

Zum Abschluß dieses ersten Beitrags „ZurGeschichte von Oedingen“ TEIL A wird inder Handzeichnung nach der Katasterur-karte von 1828 (Abb. 7) der Haus- undHofbesitz der Oedinger Bürger um 1820dargestellt. Die Namen in der Liste wur-

den der „Kataster-Mutterrolle“ von 1820auszugsweise entnommen.Es konnten leider nicht alle Haus- undHofbesitzer für die in der Handzeichnungeingetragenen Gebäude nach der Mut-terrolle ermittelt werden, da die Urkartenach ihrer Entstehung noch mehrereJahre fortgeführt und die Mutterrollenicht gleichlaufend dazu ergänzt wurde.

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Auszug aus der „Kataster-Mutterrolle“ von Oedingen,

Flur 5 (1820)

Baerhausen, Johann, Oedingen 293Dedorf, Ferinand, Gim. 629Bungard, Mathias, Oedingen 300Braun, Johann, Oedingen 360von Braumann, Ww., Bonn 362Brueck, Anton, Oedingen 208Bungard, Apollinaris, Oedingen 296Brustkern, Mathias, Oedingen 417Cashels, Ww., Oedingen 402Dexler, Johann Erben, Oedingen 311Eupen, Ww., Oedingen 287Vilz, Peter, Oedingen 290Geller, Peter-Joseph 299Gemeinde Oedingen 423Gielsdorf, Peter, Oedingen 422Gielsdorf, Servats 286Hillen, Erben, Oedingen 429Hoffmann, Elisabeth, Oedingen 288Krahforst, Peter, Oedingen 380Krahforst, Hans, Oedingen 377Müller, Heinrich, Oedingen 291Oster, Jakob, Oedingen 347Pastorat, Oedingen 416Pohl, Johann, Oedingen 392, 401, 388Reimonds, Apolinaris, Oedingen 353Schäfer, Johann, Oedingen 358Schäfer, Anton, Oedingen 389Stang, Franz, Köln 361Sonntag, Johann, Oedingen 298, 422Sonntag, Stephan, Oedingen 312Schüller, Johann, Oedingen 376Unger, Katholische Erben, Oedingen 390Walen, Bartholomäus, Oedingen 285Weber, Johann, Oedingen 302

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QUELLEN

1. Pater B. Marxen, Übersetzung des Heriga-rius Testaments, Beilage Gertrudis-BoteJuni 87

2. K. Flink, Zur Geschichte des Raumes Re-magen, Rigomagus, Seite 5, 1977 Stadt-verwaltung Remagen

3. L. Wirts, Zur Geschichte der geschichtli-chen Entwicklung des Ahrkreises, 1941,Kreis Archiv, Ahrweiler

4. K. Flink, Seite 75. P. Heusgen, Zur Geschichte von Oedingen,

Heimatblatt für Bonn und Umgebung,1954, Nr. 6; C. J. Kremer, AkademischeBeiträge zur Gülischen Geschichte, BandIII, 1789, Urkunde X, Seite 15

6. P. Heusgen7. Karola Höller, Die heilige Gertrud von Ni-

velles, Festschrift 17. März 1983, Köln8. P. Heusgen9. Monum, Germ, Hist., Henr. IV, Band T 51010. W. v. Mirbach, Zeitschrift des Aachener Ge-

schichts Ver. 2, 1880, Seite 130 ff11. P. Heusgen12. W. von Mirbach13. M. Schuler, Geschichte d. z, Ahrgau geh.

Pfarr.; Bearbeitung PF. P. Schug, Seite 367,Trier 1952

14. K. Flink, Seite 715. Becker Hindt, LHA Koblenz, 53, C 25, Nr.

3227, Blatt 106

16. Handschr. Quellen, Hist. Architektur, Erz-bistum Köln, Fragebogen 1743, Visit. Prot.

17. M. Schuler18. LHA Koblenz, Abteilung 53, C 25, Akten

betreffend Oedingen19. Karl Beelke, top. Skizze Oedingen um

1700 (siehe Abb. 2)20. LHA Koblenz, Heberegister, Lagerbücher

usw. 15. bis 18. Jahrhundert der Lands-kron, Abteilung 53, C25

21. wie 2022. Rheinische Antiquitäten III. 9., Kreis-Ar-

chiv, Ahrweiler23. Mahlberg, Schulchronik Oedingen 1890

bis 1923, Seite 2, Archiv Hauptschule Re-magen

24. wie 2325. G. Engländer, Festschrift zum 85jährigen

Jubiläum MGV „Cäcilia 1882“ Oedingen,1967

26. wie 2027. Visit. Protokolle (V. P.) 1742 und 1747, Hi-

storisches Archiv Erzbistum Köln28. Schuler, Series Pastorum, Geschichte der

Ahrgau-Dekanate, Trier 195229. V.P.30. Clemens, Kunstdenkmäler der Rheinpro-

vinz, Archiv Ahrweiler 193631. M. Schuler, Seite 36532. K. Flink, Seite 22 / 23

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Page 39: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

ANMERKUNGEN

Dokumente, Übersetzungen und Erläuterun-gen von Pater Bentivolius Marxen,

alle Eigennamen sind zur Verdeutlichung fettdargestellt.Vermächtnis des Priesters Herigarius imNamen des höchsten HerrnGunthar, von Gottes Gnaden euer Bischof vonAgrippa (=Köln), an die Brüder in Christo, undzwar außer dem Bischof selbst an alle Brüder,die im kanonisch errichteten Stift zu den hei-ligen Märtyrern Cassius und Florentius leben.„Euch allen dürfte wohlbekannt und offen-kundig sein:Du, Herigarius, hast der Kirch den oben er-wähnten heiligen Märtyrer deinen Besitz üb-ereignet. Er liegt teils in Tusten, teils im Dorfbzw. in der Gemarkung Meckenheim und be-steht aus dem Gutshof mitsamt seinen Ne-bengebäuden. Außerdem gehören dazu noch44 Joch Wiesen- und Ackerland, weiterhin anden vorgenannten Plätzen 40 Schweine undin der Gemarkung Soenspald etwa 100Schweine. Fernerhin gehören dazu drei Wein-gärten:1. Auf dem Landgut Adingahoven (=Oedin-gen) im Bezirk Arden 1,5 ha;2. Im Tal zwischen den Höhen Ginach / Pishaim(=Wachtberg / Pissenheim, heute Werthoven)und Enezfeldt / Arpenn (=das ehemalige Einz-feld auf der Rheinhöhe Bandorf);3. Weitere zehn Weingärten samt ihren Ma-nizipien namens Thietwin, Willof, Linolff, Ra-dolff, Gnold, Froulind, Alvor, Bertrad undnochmals Froulind.Im Namen Gottes geht dies alles in Nutzungund Eigentum der obengenannten Kircheüber.Es war deine Bitte, die wir hiermit huldvoll ge-währen:Auf Lebenszeit verbleibt dir der Nießbrauchdeines Eigentums, das du der Kirche vermacht

hast. Wir glauben, dir diese Gunsterweisungschuldig zu sein und gestehen sie dir gnädigstzu. Dies gilt unter der Bedingung, daß für un-sere Kirche hierdurch keine Präjudizierungund keine Wertminderung entstehen darf. AlsNutznießer sollst du den Überschuß an Natu-ralien oder Geld alljährlich am Fest der heili-gen Märtyrer den Brüdern des Stiftes überge-ben.Nach deinem Hinscheiden, wann immer Gottes will, gehen auch die nachfolgend aufge-führten Güter samt ihrem von dir erzieltenZugewinn ohne Abzug über in den Besitz derschon erwähnten Kirchen zum Nutzen derdort lebenden Brüder:1. Vom Landgut Meckenheim der Gutshof

und neun Joch von dessen Landbesitz Sala-ritza sowie ebendort eine Hufe vom Land-gut Tuteboven;

2. Vom Landgut Everstorp (=Eckendorf) eben-falls eine Hufe sowie die Manizipien derEheleute Thiedolff und Ermelind und derenKinder; außerdem im Bezirk Ludensbergdie Weingärten zwischen Arden und Ar-pehn;

3. Eine Parzelle im Bereich Idenghoven (=Oe-dingen);

4. Mehrere Weinbergparzellen in Unchaberg(=Unkelbach).

Das oben Geschriebene soll fest und sicheraufbewahrt werden.Verhandelt im Stift zu den heiligen Märtyrernam 1. Juli im 14. Jahr der Regierung des Kö-nigs Lutharius.(Siegel und Unterschrift des Kölner BischofsGunthar. Mitunterzeichnet von Abt Heldwin,Praepositus Antgar, den Stiftsherren Engel-hard, Salomon, Hardwich und dem PriesterHeriolf.)„Und ich, der Diakon Gerfrid, habe im Namendes Herrn diese Urkunde niedergeschrieben.“

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Heutige Namen der Orts- und Hofbezeichnungen auf der alten Landkarte

(alphabetisch)

ADINGAHOVEN Oedingen

ARSTORP Arzdorf

BACHERENDORP Bandorf

BELNERE Beller

BINGEHOVE Bengen

BIRINGESTORP Birresdorf

BUDELINGCHOVE Böllingen

BUDENDORPH Bodendorf

CALMUNTE Calmuth

EONNESDORP Koisdorf

CURLE Köhlerhof

DUNE Kirchdaun

ELINGCHOVEN Ehlingen

EDDANDORFPH Eckendorf

EMAZFELDT Einzfeld

FRIGBODESDORPH Fritzdorf

GYMNICH Gimmingen

HEPPINGHOVEN Heppingen

HOLZWIRLE Holzweiler

LATHERISHOVE Lantershofen

LUNDORP Löhndorf

NITHIRINDORP Nierendorf

NUENARE Neuenahr

PISSUNHEM Werthhoven

RIGMAGUM Remagen

RINGEHOVE Ringen

SENTIACUM Sinzig

VENE Schloß Vehn

WALPRETISHOVE Walporzheim

WESTHEIM Westum

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Page 42: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Einzfeld wurde im 30jährigen Krieg zer-stört und nicht wieder aufgebaut. In Ban-dorf erinnert die Einzfelder Straße nochan diesen ehemaligen (und größeren)Ort.In einer Schenkungsurkunde, die im Kreis-archiv Ahrweiler einzusehen ist, wird Oe-dingen als „Idinghoven“ angegeben (zurKarolingerzeit).Geroldshova bezeichnet (wahrscheinlich)ein Landgut, das dem Stift zu Gerolsteinlehnspflichtig war. Die übrigen auf deralten Karte verzeichneten Namen habensich nicht oder nur geringfügig geändert.Willere (=Weiler) dürfte das heutige Ahr-weiler sein und Lohrsdorf ist auf der Karteeingezeichnet als Ludolversdorf.Pissunhem wird in der Urkunde vom 1.Juli 853 Pishaim genannt; später hieß es

Pissenheim (Pößhem) und wurde 1936auf Antrag der Gemeinde in „Werthho-ven“ umbenannt. Heute ist unser Nach-barort ein Ortsteil der Gemeinde Wacht-berg.UNKEL ist auf dem Kartenausschnitt an-deutungsweise zu erkennen. Bis zurgroßen Überschwemmung, als sich derRhein ein neues Bett über den Unkelsteinsuchte, war Unkel ein linksrheinischer Ort;der Rhein floß jahrhundertelang von derErpeler Ley an Rheinbreitbach vorbei undhat erst nach seiner Eindeichung im vori-gen Jahrhundert seinen heutigen Laufgefunden. Der durch eine Boje gekenn-zeichnete Unkelstein bei Stromkilometer336 bleibt eine gefährliche Klippe für dieRheinschiffahrt.

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ERLÄUTERUNGEN ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

Weil wortgetreue Zitate aus oft sehr altenQuellen manchmal Verständnisschwierigkei-ten für Unkundige mit sich bringen, sollen siehier kurz erläutert werden. Wer weiß zumBeispiel etwas mit dem Begriff „Dingstuhl derHerrschaft Landskron“ anzufangen. Und wassind nach heutiger Vorstellung die „siebenScheffen“, die diesen „Dingstuhl“ besetzen?Auch „Ballei“ ist ein heutzutage nicht mehrgeläufiger Ausdruck.BALLEI ist ein Verwaltungsbezirk der Ritteror-den; wir kennen heute noch das Wort Zusam-menBALLUNG. Für Oedingen war die Deut-schritterballei in Koblenz zuständig.DINGSTUHL hat mit unserem Wort „Ding“(=Sache) wenig zu tun, eher schon mit demnoch gebräuchlichen „verdingen“, was soviel

heißt wie verleihen (vergleiche Lehen), ver-pflichten oder verpfänden. Das mittelhoch-deutsche Wort DING ist vom althochdeut-schen bzw. germanischen THING abgeleitetund bedeutet (Volks-, Gerichts- oder Heeres-)VERSAMMLUNG.SCHEFFEN auf dem DINGSTUHL sind die vonder Herrschaft eingesetzten Vertreter mit Ver-waltungs- und Entscheidungskompetenz, alsoeher zu vergleichen mit dem heutigen Orts-beirat als mit den Schöffen bei Gericht.Der schon mehrfach erwähnte „gewisse Berg“wird in alten Dokumenten auch UNCHA-BERGH genannt. Nach unseren heutigenKenntnissen handelt es sich wahrscheinlichum eine kleine, von der Außenwelt abge-schlossene Ansiedlung im Wald zwischen Un-kelbach, Oedingen und dem Bentgerhof.

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ERLÄUTERUNG ZU DEN EIGENNAMEN UND DATEN.

Dem Wortlaut des Vermächtnisses habe ich ineinfacher Klammer schon einige Erläuterun-gen beigefügt. Unser Ort Oedingen wirdzweimal erwähnt in dieser Urkunde vom 1.Juli 853: Einmal der Hof Adingahoven undweiter unten der Hof Idengoven, der iden-tisch sein dürfte mit Idinghoven. Hausnamen(Zunamen) gab es im ersten Jahrtausendnicht, also auch keinen Landwirt Iding, wohlaber einen Hof (oder eine Ansiedlung) diesesNamens.„Hof“ oder Hoven kommt von „Hufe“, demaltdeutschen „Huoba“, bezeichnet den Anteileiner Bauernfamilie an der gesamten Ge-meindeflur in der Größe zwischen 30 und 60Morgen. Auf die Hufe wurde oft eine Abgabe(Steuer) erhoben.

Ein Joch ist soviel Land, wie ein Gespann Och-sen an einem Tag umpflügen kann: 30 bis 65ar, je nach Bodenbeschaffenheit.Lutharius (Lothar) regierte von 840 bis 854 imLuthari Regnum, dem heutigen Lotharingen.Heldwin – manchmal auch Helduin geschrie-ben – hat das vorliegende Dokument nachdem Bischof Gunthar unterschrieben. Held-win war der Onkel von Bischof Gunthar, der850 den Kölner Bischofsstuhl bestieg. Held-win selber war ein Verwandter des Königs Lut-harius, und des gleichnamigen Abtes (Hilduin)von St. Denis bei Paris. Er starb als Abt von St.Germain-de-Pres 869.Gunthar, der Bischof von Köln, leitete dasBonner Cassius-Stift bis 854 und starb nacheinem bewegten Leben 871 in Xanten am Nie-derrhein.

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Nach der Eingliederung Oedingens indie Amtsbürgermeisterei Remagen

im Jahre 1816 kam es zwischen unsererGemeinde und Oberwinter zu heftigenStreitereien um einen Geländestreifenentlang der Grenze zu beiden Gemar-kungen. Die Eingaben der Gemeindever-tretungen an den Bürgermeister (kom-missarisch: Notar Anton-Aloys Quecken-berg) veranlaßten diesen, sich um eineSchlichtung des Streitfalles zu bemühen.Er hatte keinen Erfolg und gab schließ-lich die strittige Angelegenheit zur Ent-scheidung an den Landrat des KreisesAhrweiler weiter, der jedoch trotz allerAnstrengungen im Berichtsjahr keine zu-friedenstellende Lösung fand. Erst 1829endete der seit 1817 andauerndeRechtsstreit um die Bannmeile an der Ge-markungsgrenze Oedingens zu Ober-winter. Die Kontrahenten wurden vonder Bezirksregierung angewiesen, dieTeilung des umstrittenen Grenzstreifensje zur Hälfte anzuerkennen.Oedingen, bisher glücklich vom Dienst ander Waffe verschont, mußte 1819 einigeMänner im zweiten Aufgebot für die Ahr-weiler Landwehr stellen. Betroffen warenAnton Jungbluth, geb. 1789, StephanSonntag, geb. 1781, Servatius Gielsdorf,geb. 1786, Johann Sonntag, geb. 1781und Apollinaris Bungardt, geb. 1781. Beidiesem Aufgebot wurde der Ehestandnicht mehr berücksichtigt, wie es einigeJahre zuvor noch der Fall war.Im Juni 1819 wurden in Oedingen erst-mals die Gemeindeländereien nach neuherausgegebenen Regierungs-Erlassenverpachtet. Das nachstehend aufgeführteVerhandlungsprotokoll trägt unverkenn-

bar die Handschrift der neuen preußi-schen Verwaltung.

„Bürgermeisterey Remagen,Gemeinde OedingenVerpachtungsprotokoll, heute den siebe-nundzwanzigsten Junius 1819. Vor unsunterzeichneten hierzu Beauftragten Bei-geordneten der Bürgermeisterey Rema-gen nach gehöriger Bekanntmachung inden benachbarten Gemeinden wurde zurVerpachtung auf drei, sechs und neunJahre verschiedener der Gemeinde Oe-dingen zugehörigen Güter gelegen anBanscheser Gemeinde und bekannt unterdem Namen Heideörter und Kirchenvier-tel, welche bisher teilweise durch die Bür-ger der Gemeinde Oedingen benutztwurden, geschritten, und zwar unter fol-genden Bedingnissen:

1) Die Güter werden in Loose vertheiltverpachtet, und ist eine Verpachtungauf 3, 6 oder 9 Jahre.

2) Die ehemaligen Besitzer bleiben imGenuß der Güter bis zum künftigenNovember und treten alsdann dieAnsteigerer in den Besitz desselben.

3) Der Steigerungspreis wird in dieKasse des Communal-Empfängersjeden Jahres am 1. Oktober entrich-tet.

4) Der Ansteigerer hat nie eine Ent-schädigung zu fordern, sei es fürÜberschwemmung, Hagel, Frost undandere Zufälle.

5) Hat der Ansteiger die Gemeindesteu-er und sonstigen Lasten zu zahlen.

6) Der Steigerer trägt die Kosten der ge-genwärtigen Versteigerung.

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TEIL B (1816 – 1945)DIE RHEINLANDE UNTER PREUSSISCHER HERRSCHAFT

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7) Der Ansteigerer verzichtet auf allegerichtlichen Förmlichkeiten im Falleeines Streites oder Mißhelligkeit, undunterwirft sich, daß jeder Zwist durchdie Verwaltungsbehörde geschlich-tet und abgeurteilt werde, weshalbzur Zahlung des Steigerungspreisesdie für Eintreibung der Steuern ge-wöhnliche Formalitäten angewendetwerden.

8) Jeder Steigerer hat auf Verlangeneinen zahlungsfähigen Bürgen zustellen der sich zugleich als Zahlmanndarstellet.

9) Jeder Pächter ist gehalten, die Güterin guten Stand zu setzen, und selbeals guter Familienvater zu nutzen.

10)Die Verpachtung wird der Genehmi-gung der Hohen Regierung unterzo-gen.“

Folgend wurden nun die Loose sowie dieNamen der Pächter und Größen der Gütermit den zugehörigen Unterzeichnungenaufgeführt(im einzelnen hier nicht beschrieben).Der Vertrag wurde mit der Unterschriftdes Gemeindeeinnehmers Limbach unddes Beigeordneten Hattingen geschlos-sen und gesiegelt. Danach wurde er aufdem Dienstweg über das Landratsamtdem Regierungspräsidenten zur Geneh-migung vorgelegt.Im folgenden Jahr 1820 wurde der bishe-rige kommissarische BürgermeisterAnton-Aloys Queckenberg offiziell in die-ses Amt bestellt. Damals war der Gemein-derat in Oedingen mit sieben Schöffenbesetzt. Namentlich sind uns fünf über-liefert: 1. Schöffe, zugleich Vorsteher, Gel-ler, dann folgten Profittlich, Bungarth,Wirts und Michael Wolf.Nach einer Anordnung des Bürgermei-sters von Remagen mußten 1827 alle

Wohnhäuser in Oedingen – wie imganzen Amtsbereich – mit einer Haus-nummer versehen werden. Begonnenwurde hier die Numerierung mit der Nr. 1am westlichen Ortseingang des Verbin-dungsweges von Pissenheim und dannentlang der Dorfstraße fortlaufend biszum südostwärtigen Ortsausgang in Rich-tung Unkelbach; dabei brachten die vonder Dorfstraße abgelegenen Häuser dieReihenfolge etwas durcheinander.Am 9. Juni 1846 wurde der Oedinger Ge-meinderat gemäß der neuen Gemeinde-ordnung vom Landrat und Einführungs-kommissar vereidigt. Er war damit einge-führt und setzte sich zusammen aus denMitgliedern: Peter Joseph Geller, Ge-meindevorsteher, und den Gemeinderä-ten Heinrich Winzen, Matthias Brustkern,Apollinar Drenk, Stephan Krahforst, Mat-thias Schneider, Johann Sonntag, PeterGielsdorf, Jakob Oster und Peter JosepfVilz.Dieser neue Gemeinderat wurde schonkurz nach der Einsetzung aktiv. Es galt,die zunehmenden Diebereien im Ort undauf den Feldern wirkungsvoll zu unter-binden. Eine Nachtwache mußte her. Siebestand aus 2 Mann, die nach einer Wach-liste aller männlichen Einwohner derReihe nach aufgeboten wurden. Dem Ge-meindevorsteher oblag, mit den Gemein-deräten die Einteilung und Kontrolle derWachen. Diese gingen ihre Streifen vonOstern bis Michaelis in der Zeit vonabends 11 bis morgens 2 Uhr, von Micha-elis aber bis Ostern abends von 10 Uhr bismorgens 4 Uhr.Im April 1847 beschloß der Gemeinderatdie Einführung von Bürgerwachen undPatrouillen; hierzu ein Auszug aus demProtokoll:

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„Das von nun an und solange es das Be-dürfnis erfordert die bestehende Nacht-wache von zwei unbescholtenen Bür-gern der Gemeinde, welche der Ge-meinde-Vorsteher dazu der Reihe nachbestellen und über dieselben nach denAnweisungen des Bürgermeisters dienötige Aufsicht zu führen hat, verstärktund begleitet werden soll. Daß zu die-sen Dienstleistungen sämtliche Einhei-mische und ansässigen Bürger der Ge-meinde herangezogen werden, dage-gen ganz arme von der Klassensteuerbefreite imgleichen Witwen, welche sichvertreten zu lassen nicht im Stande sind,davon verschont bleiben. Über die Artder Ausübung der Nachtwachen und Pa-trouillen wird der Bürgermeister dienöthigen Instruktion- und Polizeiver-ordnungen erlassen.“

Ein Jahr später schied der langjährige Bür-germeister von Remagen (seit 1820)Anton-Aloys Queckenberg aus Alters-gründen aus. Sein Nachfolger wurde Jo-hann Adam Deinert.1852 trat der Oedinger Gemeindevorste-her Peter-Joseph Geller zurück. Sein Nach-folger im Amt wurde Stephan Krahforst.Diesem seine erste Amtshandlung war dieBekanntgabe des Gemeinde-Haushalte-tats für 1852:

„Die Gesamteinnahmen betrugen 1894Taler, die Ausgaben wurden veran-schlagt mit 1856 Taler, der Überschußbetrug 38 Taler. Die Hundesteuer wurdefür das laufende Jahr von 10 auf 5 Gro-schen herabgesetzt, da die Hunde über-wiegend zur Sicherheit gehalten wur-den und kaum Luxus- oder Vergnü-gungstiere waren.“

Die Oedinger hatten noch im selben Jahrein großes Problem. Der „KöniglicheLandrat des Kreises Ahrweiler“ erhob dieForderung, daß Oedingen im Einverneh-men mit Unkelbach den Verbindungswegzwischen beiden Ortschaften so ausbau-en sollte, daß alle Beanstandungen desWegeaufsehers Bächer aus Gelsdorf be-hoben werden. Der Gemeinderat äußer-te sich dazu wie folgt:

„Kann auch das Bedürfnis nach einembesseren Wege zwischen Oedingen undUnkelbach nicht in Abrede gestellt wer-den, so sehen wir doch nicht ein, wie esden beiden Gemeinden Oedingen undUnkelbach möglich sein soll, den Weg inder projektierten Art und Weise zubauen. Insbesondere wird dies die Mit-tel und Kräfte der Gemeinde Unkelbachganz und gar übersteigen. Wir sind be-reit, den Weg, soweit er unsere Gemar-kung durchläuft, in einen besseren undtrockenen, allzeit befahrbaren Stand zusetzen und darin zu unterhalten undwerden die dazu nöthigen Arbeitenohne Ausnahme selbst leisten. Den pro-jektierten Kunstbau aber müssen wir je-denfalls auf solange ablehnen, als nichtder Bau der längeren und schwierigerenWegestrecke in der Unkelbacher Ge-markung geführt sein wird. Zu diesemBehälfe, die man uns zu Gunsten derGemde. Unkelbach ansinnen möchte,können wir uns unter keinen Umstän-den verstehen. Die Gemeinde Oedingenhat ihre Strecke schon seither in weitbesserem Zustand gehalten, wie dies beider Unkelbacher Strecke der Fall war;daneben hat die hiesige Wegstreckeeine anständige Breite und weit weni-ger Gefälle wie die Strecke von Unkel-bach.“

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Schon im nächsten Jahr 1853 wurde dieForderung des Landrates nach einer„Kunststraße“ (geschotterter Weg) vieldeutlicher. Die Planung der Verbindungs-straße sah größere Ausmaße vor. Das Pro-jekt umfaßte nun einen Hauptverbin-dungsweg, 20 Fuß breit, der von Berkumüber Pißenheim (Werthhoven) nach Oe-dingen und von hier weiter zum Rheinführen sollte. Es wurde die Frage aufge-worfen, wie weit sich die Gemeinde Oe-dingen für diesen Bau interessierte. In derBegründung des Landrates hieß es, daßeine künftig mögliche Industrieansied-lung in den betroffenen Ortschaften dengeplanten Verkehrsweg erforderlich ma-chen würde. Dies wurde jedoch von Oe-dingen angezweifelt. Die Gemeinde warder Auffassung, daß überhaupt nicht ab-zusehen war, ob ein „aus industriellen An-lagen hervorgehender Verkehr“ die mög-liche Verbindungsstraße auslastete, da inder Umgebung noch keine Industrie an-gesiedelt war. Außerdem könne der um-strittene Verkehr von Berkum nach Meh-lem abwärts zum Rhein und von Berkumüber Gimmingen nach Heppingen zur Ahrabgewickelt werden. Oedingen war je-doch nicht abgeneigt, sich an einer Ver-bindungsstraße von Pißenheim über Oe-dingen abwärts zur Cöln-Mainzer-Straßeam Rhein zu beteiligen, da diese Straßeeine wünschenswerte Verbindung zurStadt Remagen wäre. Die Trasse sollte aufdem kürzesten Wege zur Stadt führten.Im selben Jahr wurde Friedrich-WilhelmBeinhauer nach vorausgegangener Wahlin das Amt des Bürgermeisters von Rema-gen eingeführt.

Der Oedinger Gemeinderat wählte 1854erstmals einen Schulvorstand, nachdemdie hiesige Pfarrei aus dem PfarrverbandUnkelbach ausgeschieden war. Gewählt

wurden Pfarrer Mühlbach als Vorsitzen-der, Johann Joseph Krahforst, Mathias-Jo-seph Bruskern, Johann-Heinrich Winzenund Peter-Joseph Geller.Noch im selben Jahr beschaffte der Ge-meinderat für die örtliche Feuerwehr diedringend benötigte fahrbare Handspritzemit 4-zölligem Zylinder auf vierrädrigenWagen mit eisernen Achsen. Der Preis be-trug 200 Taler, die zur Hälfte von der Prov.-Feuerversicherung erstattet wurden.Für die Unterstellung der neuen Spritzediente der zum Pfarrhaus gehörende Fut-terstall, der eigens für den neuen Zweckrenoviert wurde.Die nicht eingeplanten Geldmittel veran-laßten die Gemeindekasse, die über meh-rere Jahre nicht gezahlte Brandabgabevon einem Taler einzufordern. Diese hat-ten neu vermählte Ehepaare zur Beschaf-fung von Löscheimern an die Gemeindezu zahlen.Mitte des Jahres stellte der bisherige Ge-meindevorsteher Johann Joseph Krah-forst sein Amt zur Verfügung. Ansch-ließend wählte der Gemeinderat den hie-sigen Ackerer, Haus- und Grundeigentü-mer Mathias Joseph Brustkern in das Amt.Er war 26 Jahre alt und verheiratet.

Im nächsten Jahr 1855 nahmen die Die-bereien in und um Oedingen so zu, daßdie Gemeinde den hiesigen Tischler And-reas-Joseph Bachem zum Nachtwächterbestellte und ihn mit einer Jahresabfin-dung von 19 Talern entlohnte. Gleichzei-tig wurde Günter-Christian Schmitz vomSchießgraben als Feld- und Waldhüterverpflichtet.Ende des Jahres bat der seit 16 Jahren ander hiesigen Pfarrschule tätige Lehrer Ma-thias Münch um seine Pensionierung. DieGemeinde war sofort einverstanden, wei-gerte sich jedoch, ihm die geforderte Pen-

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sion zu zahlen. Sie verwies ihn an die kö-nigliche Bezirksregierung in Koblenz.

Mit Beginn des neuen Jahres 1856 schieddie Stadtgemeinde aus dem Bürgermei-

sterverband Remagen aus. Künftig hatteder Bürgermeister die zwei Ämter „Stadt-bürgermeister“ und „Bürgermeister-Land“ zu verwalten.

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Nach den Gemeinderatswahlen im März1866 führte der Bürgermeister Remagen-Land, Friedrich Beinhauer, die neu bzw.wieder-gewählten GemeindeverodnetenMathias-Johann Brustkern (Vorsteher),Johann-Joseph Krahforst, Anton Müller,Peter Vogels, Peter-Joseph Vilz und AntonBraun in ihre Ämter ein. Sie hatten nachihrer Verpflichtung die Aufgabe, überden Anspruch des Kirchenrates auf einenZuschuß aus der Gemeindekasse zu ent-scheiden. Schließlich mußten sie die For-derung in Höhe von 17 Talern und 10 Gro-schen wegen Zahlungsunfähigkeit bis zurnächsten Haushaltsberatung vertagen.Im Mai dieses Jahres wurden die hiesigenWehrmänner Joseph Schneider, AntonVilz und Franz Bungard zum Krieg gegenÖsterreich einberufen. „Gott sei Dank“kehrten sie schon im September unver-sehrt zurück. Danach wurde im Oktoberein zünftiges Fest zu Ehren aller heimge-kehrten Krieger aus dem Stadt- undLandgebiet in Remagen gefeiert.Der zuvor geforderte spezielle Gemein-dezuschuß zur Kirchenkasse konnte imneuen Haushaltsentwurf für 1867 nichtberücksichtigt werden, da die Kirche esversäumt hatte, ihre Forderung im ein-zelnen aufzuschlüsseln.Wie sparsam damals gewirtschaftet wer-den mußte, bewies der Antrag des Leh-rers Fischer auf „erhöhte, genau fixierteVergütung“ für die Anschaffung des Ta-felschwammes, der Kreide und Tintesowie eines Besens für die Reinigung desSchulhofes. In Anerken-nung dieses not-wendigen Bedarfs wurde das Schulmei-ster-gehalt um 3 Taler im Jahr erhöht.Nicht zu Lasten der Gemeindekasse wur-

den die beiden hiesigen Brandweiher inHand- und Spanndiensten entschlammt.Die Gemeinde versteigerte den geförder-ten Schlamm und zahlte aus dem Erlöseine kleine Vergütung für die geleistetenDienste.

Nach einer Benutzerordnung für das Ge-meindebackhaus aus dem Jahre 1867,durften dieses alle Oedinger Haushaltekostenlos benutzen und über den Eigen-bedarf hinaus gebackenes Brot ver-kau-fen. Letzteres galt als gewerbliche Nut-zung und wurde mit einem Taler pro Jahrzu Gunsten der Gemeindekasse versteu-ert. Die beim Backen angefallene Aschewurde in Behältern aufbewahrt und amEnde des Jahres als begehrter Baum- undPflanzendünger meist-bietend verstei-gert. Der Erlös diente der Unterhaltungdes „Backes“.Schon ein Jahr später mußte Johannes-Heinrich Winzen aufgrund einer Anzeigebekennen, daß er im Vorjahr Brot zu ge-werblichen Zwecken gebacken und denfestgesetzten „Backestaler“ nicht an dieGemeindekasse gezahlt hatte. Mit einerAufforderung zur Nach-zahlung des hin-terzogenen Betrages kam er noch einmalglimpflich davon.

In einem neu herausgegebenen Erlaß von1869 wurden die Militär-Einquatierungs-leistungen in Friedenszeiten geregelt. AlsMaßstab für die Bewertung sollten nachwie vor die Grund-, Gebäude-, Klassen-und Einkommenssteuer dienen, und zwarauf Grund der jährlichen „Gemeinde-steuer-Umlagerolle für die Deckung derallgemeinen Gemeinde-Ausgaben“.

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Die Eheleute, der Ackerer und SchankwirtAnton Vilz und Maria-Franziska, geb.Zimmersdorf, erwarben 1870 die Schank-wirtschaft von den Erben des verstorbe-

nen Schankwirts Leonard Kerp in Oedin-gen. Heute noch als denkmalwürdigesFachwerk-Wohnhaus Eigentum der Nach-kommen Vilz.

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Wie ein Blitz aus heiterem Himmelwurde am 16. Juli 1870 die Mo-

bilmachung gegen Frankreich verkün-det. Schon einige Tage danach folgten inOedingen die ersten Einberufungen. DieGestellungsbefehle erhielten damalsPeter Bungard, Adolf Klevenhaus, Apoli-naris Drenk, Johann-Heinrich Winzenund Ludwig Labersweiler.Die heimgebliebenen Oedinger wurdenaufgefordert, sich an der eingerichtetenMissionsstelle in der Bahnstation Ro-landseck zu beteiligen. Die Gemeindeentschloß sich daraufhin eine Spende von20 Talern aus der Gemeindekasse zu zah-len.In Remagen wurden dann die unbenutz-ten Räume des alten Abteigebäudesneben der Apollinariskirche in ein Laza-rett verwandelt. Graf von Fürstenberg zuStammheim stellte das Objekt kostenloszur Verfügung. Die königliche Garnisons-verwaltung zu Aachen übernahm dieAusrüstung mit Betten und medizini-schem Bedarf. Noch bevor mit der Ein-richtung begonnen wurde, trafen schondie ersten Verwundeten in Remagen ein,die zunächst bei gutsituierten Bürgernhilfreiche, gastliche Aufnahme fanden.Die ärztliche Versorgung übernahmen inRemagen niedergelassenen Mediziner.

Am 18.Januar 1871 wurde König WilhelmI. von Preußen in Versailles von den Deut-schen Landesfürsten als Deutscher Kaiserproklamiert. 10 Tage später, am 28. Janu-ar, kapitulierte Paris, am 16. Februar dieletzte Feste Belfort (Frkr.), das war die to-tale Kapitulation des französischen Hee-res. Der Friede von Frankfurt a. Main am

10. Mai (Bismarck und Jules Favre) been-dete dann den Kriegszustand mit Frank-reich. Elsaß-Lothringen wurde DeutschesReichsland.Schon ab März kehrten, angefangen mitden älteren Mannschaften des DeutschenHeeres, sukzessive die Kriegsteilnehmerin ihre Heimatstandorte zurück; so auchdie Soldaten aus „Stadt und Land Rema-gen“. Aus dem Gemeindeprotokoll ent-nehmen wir:

„Waren bis dahin alle Lustbarkeiten undöffentliche Vergnügungen gänzlich un-terblieben, war bis dahin keinem selbstmit Gewerbeschein versehenen Musikerund einzelnen Musikanten gestattetworden, sich auf den Straßen und an öf-fentlichen Orten hören zu lassen, so ver-wandelte sich nun die Stimmung derGemüter zur lebhaftesten Freudigkeit,nicht nur über den errungenen glorrei-chen Sieg und wieder erlangten Frieden,sondern auch über die errungene Er-weiterung und Einigung des DeutschenReiches.Am 18. Juni wurde das allerhöchst an-geordnete allgemeine Friedens- undDankfest in hiesiger Gegend kirchlichund öffentlich gefeiert.“

Danach reihte sich Festlichkeit an Fest-lichkeit zu Ehren und würdigen Be-grüßung der heimgekehrten Krieger,wobei keine Ortschaft zurückblieb.Remagen Stadt und Land hatte zweiKriegstote sowie einen Dauerinvaliden zubeklagen bzw. zu betreuen. Die OedingerKriegsteilnehmer kehrten alle wohlbe-halten heim.

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DER KRIEG GEGEN FRANKREICH 1870/71

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Am 16. – 18. Juni 1871 wurde das Ju-belfest der 25jährigen Wirksamkeit

seiner Heiligkeit des Papstes Pius IX. ge-feiert. Die Kinder hatten Schulfrei.

1872 verzichtete die Gemeinde Oedingenauf ihren Anteil an der Klassensteuer inHöhe von 1 Prozent zugunsten der Land-bürgermeisterei Remagen, da der Auf-wand der Bearbeitung den geringen Erlösnicht rechtfertigte.Peter-Joseph Schaefer und Jakob Veltenwurden neu in den Gemeinderat beru-fen. Danach wählte die Ratsversammlungden eben genannten Jakob Velten, Acke-rer, 38 Jahre alt, auch zum Abgeordnetenin der Landbürgermeisterei Remagen.

Zu Beginn des Jahres 1876 wurde HeinrichJoseph Winzen, Ackerer und Gemeinde-ratsmitglied, nach der gesetzlichen Vor-mundschafts-ordnung zum Waisenrat ge-wählt und somit zum Vormund der hiesi-gen Waisenkinder bestellt.Ausgang Februar überflutete ein verhee-rendes Hochwasser die Ufer des Rheins.Dazu gesellte sich am 12. März noch eingewaltiger Sturm. Die Remagener Chro-nik (1813-1879; S. 51) schrieb:

„Über die hierdurch verursachtenaußerordentlichen Beschädigungen anGebäuden, Ländereien und Waldungenwurden besondere Erhebungen amtlichangeordnet. Ein Verlust eines Men-schen- und Tierlebens war im hiesigenBezirk jedoch nicht zu beklagen.“

Die Hochflut dauerte noch ganze 5 Wo-chen.

Am 2. September wurde das „National-siegesfest von Sedan“ in der hiesigenSchule unter Teilnahme der einheimi-schen Bürger durch patriotische Kundge-bungen in erfreulicher Weise gefeiert.Am 4. Dezember übernahm der LehrerElinghausen die hiesige Dorfschule vonseinem Vorgänger Philippi, der vomSchulverwaltungsrat wegen schwacherLeistungen zur Aufgabe der Stelle ange-halten wurde.

Der im Vorjahr in Ungnade ausgeschiede-nen Lehrer Philippi mahnte beim Ge-meinderat eine Gehaltsnachforderungvon 45 Mark an. Darauf antwortete derGemeinderat dem Lehrer:

„...., daß es als ungerecht erschiene, demLehrer Philippi monatlich zu remunerie-ren, indem außer der Krankheit des Leh-rers, welche denselben länger als einenvollen Monat verhinderte, auch fast injeder Woche die Schule von demselbenausgesetzt wurde.“

Nach halbjähriger Lehrtätigkeit wurdeauch Elinghausen schon wieder versetzt.Sein Nachfolger war der Schulamtsaspi-rant Jacob Dheine.

Durch Neuwahl wurde 1878 der Gemein-derat in seiner bisherigen Zusammenset-zung wieder bestätigt. Danach wurdenim Frühjahr die Gebäudebeschreibungendes Dorfes Oedingen vom Katasterkon-trolleur aus Sinzig überprüft und berich-tigt. Begleitet wurde der Beamte vom Ge-meindevorsteher Brustkern und demRatsmitglied Anton Schäfer.

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ALLTAG IN DER GEMEINDE OEDINGEN

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Im August schied die Gemeinde Oedin-gen mit ihrer geringen Wald-fläche ausdem Forstverwaltungsverband Ahrweileraus.Am 24. Oktober übernahm der Lehrerund Küster Boden die Schule.Den 10. Dezember haben die Oedingersobald nicht vergessen. Abends, zwischen11 und 12 Uhr wurde das hiesige Gebietvon einer mittleren Erderschütterung be-troffen, ohne größere Schäden zu verur-sachen.

Am 15. Februar 1879 schied der überallgeschätzte und beliebte Bürgermeistervon Stadt und Land Remagen, Friedrich-Wilhelm Beinhauer, aus Altersgründennach 28jähriger Tätigkeit in unserer Stadtaus seinem Amt. Er hatte bereits das 78.Lebensjahr überschritten.Gleichzeitig wurde der königliche Pre-mierleutnant a. D., Herr von Lassaulx vonZabern, als neuer Bürgermeister im höhe-ren Auftrag von dem Landrat Herrn vonGrooten aus Ahrweiler in sein Amt einge-führt und vereidigt. Dem Zeremoniellwohnten die Stadt- und Landbürgermei-sterversamlungen sowie Vertreter der Kir-che bei.Am 24. Und 25. Februar bekamen die Kin-der in Oedingen erstmals seit Bestehender Schule an beiden Fastnachtstagenschulfrei.

ANMERKUNG

Der hier unterbrochene Beitrag zur Geschich-te von Oedingen umfaßt die Amtsperiodender drei Remagener Bürgermeister für Stadtund Land, Anton-Aloys Queckenburg (1820 –1846), Johann-Adam Deinert (1846 – 1851)und Friedrich-Wilhelm Beinhauer (1851 –1879).Die Zusammenstellung der Ereignisse in undum Oedingen wurde auszugsweise nach denBerichten der o.a. Bürgermeister und den Ge-meindeprotokollen sowie den relevanten Do-kumenten des Landes-Hauptarchivs Koblenzniedergeschrieben.Der Verfasser hat bewußt in seiner Wiederga-be die damalige Rechtschreibung sowie dieoriginelle Sprache der jeweiligen Berichtszeitund den verschachtelten Satzbau nicht korri-giert, um die Mentalität jener Zeit besser ver-ständlich zu machen.

QUELLEN

Klaus Flink, Chronik der Stadt Remagen von1813 – 1879, hrsg. 1972 Stadtverwaltung Re-magen.Gemeinde-Protokollbuch Oedingen, begon-nen 1846 (die Protokolle wurden im wesentli-chen von den jeweiligen Lehrern geführt),Standort Stadtverwaltung Remagen.Dokumente im Landeshauptarchiv Koblenz,Bestand 635, Nr. 327, 328, 388, 398, 478 und479.Schulchronik von Oedingen (Verzeichnis überAusfalltage der Schule) Standort HauptschuleRemagen.Mathias Schuler, Geschichte der zum Ahrgau-dekanat gehörenden Pfarreien, Bearb. PeterSchug, hrsg. Trier 1952.

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Die Pfarrei Oedingen hatte sich 1794nach dem Einmarsch der Franzosen

von der Mutterkirche Remagen ge-trennt. Doch dann ordneten die neuenLandesherren (seit 1801 die Franzosen)im Jahre 1807 Oedingen als Filiale derPfarrei Unkelbach zu. Diese war 1802entstanden und gehörte seit 1803 zumBistum Aachen. Die Oedinger waren mitdieser Neuregelung zunächst zufrieden.Seit 1640 gab es in Oedingen die „Bru-derschaft St. Gertrud“, in die alle Kinderschon bei der Taufe aufgenommen wur-den (später „Gertrudisverein“). Die Bru-derschaft war identisch mit der Pfarrge-meinde. Diese wurde es bald leid, stetsauf den Unkelbacher Seelsorger ange-wiesen zu sein. Deshalb bestellte sie 1813den Windhagener Vikar Johann-CasparVölsgen als Gemeindepfarrer und ver-sorgte ihn aus eigenen Mitteln mit Geldund Naturalien. Seine Einkünfte betru-gen damals: ein Jahresgehalt von 131 Ta-lern, freie Wohnung im Wittumshaus, 1/2Morgen Garten, 3/4Morgen Wiese, 2 Mor-gen Ackerland und 1/2Morgen Buschwald.Dieser Seelsorger war inzwischen 68 Jahrealt und verließ nach dreijähriger Amtszeitzum Jahresende 1817 die hiesige Pfarrge-meinde. Danach verbrachte er seinen Le-bensabend in Vettelschoß. Ein Grundkönnte die säumige Zahlung seines Jah-resgehaltes gewesen sein, das er ständiganmahnen mußte.Die Seelsorge oblag nun wieder dem Pfar-rer Peter-Anton Schäfer, der neben seinerUnkelbacher Pfarrei die Filiale Oedingenbetreuen mußte. In dieser wurden imJahre 1818 insgesamt 24 Singämter, Lese-und Segensmessen gestiftet.

Nach 3 Jahren, anno 1821, wurde die va-kante Pfarrstelle mit Vikar Michael Wolfbesetzt, der unter den gleichen Bedin-gungen seines Vorgängers von unsererPfarrgemeinde aus eigenen Mitteln ab-gefunden werden mußte. Jedoch zweiJahre später verließ dieser Oedingen, daauch ihm das vereinbarte Gehalt nur zö-gernd gezahlt wurde. So wurde von nunan – wie in früheren Jahren – die Seelsor-ge vom Unkelbacher Pfarrer StephanWeber ausgeübt.Im Zuge der Neugliederung der preußi-schen Rheinprovinz wurde 1824 die Pfar-rei Unkelbach mit ihren Filialkirchen Ban-dorf und Oedingen dem Bistum Trier zu-geordnet (bisher Bistum Aachen und vor-her noch Köln).Am 25. Januar 1826 nahm die OedingerPfarrgemeinde an der großen Rema-gener Pfarrprozession teil,, die sich vonUnkelstein bis zu den nördlichen Stadtto-ren Remagens ausdehnte, um das Hauptdes hl. Apollinaris heimzuholen. BeherzteBürger aus Remagen hatten es nach demEinzug der Franzosen in Sicherheit ge-bracht. Zunächst in der Abtei Siegburgwurde es nach Auflösung dieser Abtei derLambertiskirche in Düsseldorf zur Aufbe-wahrung übergeben. Die RemagenerChronik berichtet:

„Bei herrlichem Sonnenschein, mitglücklichen Gläubigern, unter Fahnen,mit Gebeten und Gesang gelangte dasHeiligtum schließlich wieder an seinenrechtmäßigen Aufenthaltsort, die Apol-linariskirche in Remagen.“

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DIE PFARRGEMEINDE OEDINGEN IM 19. JAHRHUNDERT

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Nach 10 Jahren ohne eigenen Pfarrerwurde am 16. April 1833 die OedingerPfarrstelle mit dem Vikar Gottfried Hou-verath neu besetzt. In der Zwischenzeitwaren die Unkelbacher Pfarrer Jakob Ste-phan Weber (1823–1828), Anton Barzen(1828/29) und Chrysant-Wilhelm Baas(1829-1833) für Oedingen mit zuständig.Das bischöfliche Generalvikariat zur Trierzeigte vor der Berufung des neuen Pfar-rers große Bedenken, da man befürchte-te, daß die Oedinger in ihrem Drang nachSelbständigkeit ihrer Pfarrei verstärkttätig würden. So geschah es dann auch.Kurz nach der Einführung des neuenGeistlichen begannen die heftigen Aus-einandersetzungen mit Unkelbach überdie Abtrennung der Oedinger Kirchenge-meinde.Die erste offizielle Eingabe über die Ei-genkirche wurde 1838 durch unserenVikar über das Dekanat Remagen an dasBistum Trier gerichtet, jedoch ohne Er-folg. Das größte Hindernis bestand darin,daß die Kirchengemeinde Unkelbach eineEntschädigung für den Ausfall der bishe-rigen Oedinger Abgaben und der Beihil-fe des Bistums für die Mutterkirche inHöhe von 500 Talern verlangte.Inzwischen wurde 1839 in Remagen derGrundstein für die neue Apollinariskirchegelegt. Für die Oedinger von Interesse, dadie alte baufällige Kirche schon seit Jahr-zehnten ein beliebtes Wallfahrtsziel un-serer Gläubigen war. Dies änderte sichauch nicht mit dem Bau der neuen Kirche.Bis in die heutige Zeit zieht es die hiesigenPilger dorthin.Schon nach neun Jahren 1842 verließ der46-jährige Vikar Gottfried Houverath diePfarrei Oedingen. Es war ihm trotz eifri-ger Bemühungen während seiner Amts-zeit nicht beschieden, Oedingen alsselbständige Pfarrei zu verwalten. Sein

Nachfolger wurde 1843 der Pfarrer Apol-linar Schumacher. Dieser sah seine wich-tigste Aufgabe auch in dem Bemühen umdie Selbständigkeit der Oedinger Pfarrei.In formgerechten Anträgen an das Bis-tum wies er darauf hin, daß die OedingerPfarrgemeinde bisher ihren Pfarrer aus ei-genen Mitteln versorgt hat und ihn auchkünftig unterhalten wird. Unkelbachwollte jedoch nicht auf die Beihilfe zu sei-ner Pfarrkompetenz verzichten und ver-langte nach wie vor eine Entschädigungvon 500 Talern; Oedingen bot schließlichnur 200 Taler an.Das Bistum Trier schien nicht mehr abge-neigt, eine Lösung zu Gunsten Oedingenszu finden. Es forderte schon mal die hie-sige Gemeinde auf, das alte fast verfalle-ne Pfarrhaus zu restaurieren und in einenwürdigen Zustand zu versetzen. Darauf-hin beschloß der Gemeinderat am 18. De-zember 1846 den Verkauf von zwei Parzellen Ackerland, um den Erlös aus-schließlich für den Ausbau des Pfarrhau-ses zu verwenden. Dann endlich, am25.8.1849, unterzeichnete der Bischof vonTrier, Wilhelm Arnoldi, die Erhebungsur-kunde zur selbständigen Pfarrei Oedin-gen. Diese hatte nun an Unkelbach eineEntschädigung von 225 Talern zu zahlen.Die Pfarrgemeinde, gleich Gertrudisbru-derschaft mußte den künftigen Pfarrernein Jahresgehalt von 300 Talern zusichern.Nur unter dieser Bedingung gaben dasDomkapitel und die Regierung ihre Ein-willigung.Zum Dank und zur Erinnerung an dendenkwürdigen Tag der gewonnenen Ei-genständigkeit pflanzten die Pfarrbrüderein Kastanienbäumchen vor dem Gertru-diskirchlein (Anmerkung: dieser Baum, in-zwischen 150 Jahre alt, hat heute gewal-tige Ausmaße angenommen).Der seit 6 Jahren erkrankte Pfarrer Apol-

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DIE PFARRGEMEINDE OEDINGEN IM 19. JAHRHUNDERTT

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linar Schumacher wurde 1851 in den Ru-hestand versetzt. Er, der sich von Beginnan seiner Tätigkeit in Oedingen tatkräftigfür die selbständige Pfarrei eingesetzthatte, durfte als schwer kranker Mannden Erfolg seiner Bemühungen noch er-leben.

In diesem Jahr wurde auch das Pfarrhausauf den Grundmauern des alten Wit-tumshofes in Eigenleistung der Gertudis-bruderschaft und Geldzuwendungen derGemeinde neu erbaut und fertiggestellt.

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DIE PFARRGEMEINDE OEDINGEN IM 19. JAHRHUNDERTT

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Zum Jahresende 1869 übernahm derPfarrer Paul Wolber die Pfarrei Oe-

dingen. Er wurde am 23.09.1841 in Mon-real geboren, Ordination am 26.08.1865in Trier. Zunächst als Kaplan in Münster-maifeld und danach als Pfarrer in Kell beiMayen tätig. Sein Vorgänger in der hie-sigen Pfarrei, Pfarrer Nikolaus Hoff-mann, verließ die Gemeinde in Unfrie-den und übernahm das Benefiziat in Der-nau. Ihm wurde von der Gemeinde nocheine Rechnung in Höhe von 6 Talern und29 Groschen nachgesandt, die er fürunnötige Reparaturen am Pfarrhaus auseigener Tasche bezahlen sollte. PfarrerWolber, eine starke Persönlichkeit, gerietauch bald mit dem Gemeinderat anein-ander, da er energisch dringende Repa-raturen an seinem Pfarrhaus anmeldete,die von der Gemeinde aus Kostengrün-den nicht durchgeführt werden konn-ten. Dennoch raufte man sich bald zu-sammen.In den folgenden Jahren gab es einigenWirbel in der Pfarrei. Ordnung und Gott-esfurcht wurden täglich praktiziert. DerHirte ging mit gutem Beispiel voran. Sowurde er bald zur Respektsperson. Jahredanach berichtet die Schulchronik, daßPfarrer Wolber im Juli 1882 mit dem Leh-rer und Küster Heinrich Mahlberg sowiePeter Profittlich, Matthias Schäfer, JosefKrahforst und Anton Braun den Männer-gesangverein „Cäcilia“ Oedingen grün-deten, zunächst als Kirchenchor konzi-piert. Zum 1. Dirigenten wurde HeinrichMahlberg bestimmt. Wolber fühlte sichnach eigenen Angaben durch den im Jahrzuvor gegründeten Männergesangverein„Eintracht Remagen“ motiviert. Schon

zuvor war er in Gedanken auf der Suchenach sinnvoller Freizeitbeschäftigung fürseine ihm anvertrauten Pfarrgemeinde-brüder, die vom „Karten- und Kegelspielbis zum Exzeß“ besessen waren(Pfarrchronik Remagen). Ihm ging es aberauch im wesentlichen um das Ziel, einenwürdigen Kirchengesang in seinem Gott-esdienst zu hören.

Nach mündlicher Überlieferung spieltesich das Vereinsleben des Kirchenchorsvor der Jahrhundertwende nur im Bereichder Pfarrgemeinde ab. Mit Gesangaben-den, Darbietungen während des Gottes-dienstes und Ausrichtung der jährlichenKirchweihfeste, sowie bescheidenen ge-selligen Veranstaltungen fühlten sich dieSänger hinreichend ausgelastet. Oedin-gen hatte damals 176 Einwohner.Am 23. April 1896 verließ Pfarrer PaulWolber sein geliebtes Oedingen, wo er

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PFARRER PAUL WOLBER (1869-1902)

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seit 27 Jahren als Seelenhirte waltete. Erwurde auf Veranlassung der Kirchen-behörde nach Kell ins Dekanat Ander-nach versetzt. Den Gottesdienst mußtefortan der Unkelbacher Pfarrer Riesen mitübernehmen, dem auch die hiesige Pfarr-verwaltung anvertraut wurde. Jedochschon im April 1897 kehrte Wolber wiedernach Oedingen zurück, nachdem er ausgesundheitlichen Gründen auf seinePfarrstelle in Kell verzichtet hatte. Soübernahm er hier in vertrauter Umge-bung die kirchlichen Handlungen als Pri-vatgeistlicher. Körperlich geschwächt, je-doch ungebrochen in seinem Tatendranggründete der heimgekehrte den St. Ge-trudis-Kirchbauverein. Dieser machte es

sich zur Aufgabe, die Mittel für den Neu-bau der Kirche mit Innenausstattung auf-zubringen. Der Initiator übernahm auchzugleich den Vorsitz der neuen Gemein-schaft. Das Rückgrat bildete damals derMännergesangverein „Cäcilia“ Oedingenim Rahmen der Getrudisbruderschaft.Dem rührigen Seelsorger Paul Wolberblieben leider nur noch 2 Jahre erfolgrei-cher Tätigkeit in unserem Ort; vorrangig,um die finanziellen Mittel für den Neu-bau der Kirche zu beschaffen. Unerwartetstarb er dann am 16. Mai 1902. Danachübernahm Pfarrer Buhr aus Leimersdorfvorübergehend die Verwaltung und See-lsorge in unserer Pfarrei.

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PFARRER PAUL WOLBER (1869-1902)

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Am 1. April 1880 wurde der kommis-sarisch beauftragte Bürgermeister

von Lassaulx nach einstimmiger Wahl desStadtrates von Remagen in seinem Amtbestätigt und durch den Landrat vonGroote feierlich eingeführt. Oedingenwar unter anderen als Landgemeindedem Bürgermeister von Remagen fürStadt und Land unterstellt. Der Gemein-derat unseres Ortes hatte ständig einenMandatsträger im Remagener Stadtrat,derzeit Josef Winzen. Von Interesse dürf-te sein, wie damals der Gemeindevorste-her Brustkern in seinem Amt vergütetwurde. Gemäß der aktuellen preußi-schen Gemeindeverordnung wurde dieDienstentschädigung auf 10 Pfennig proKopf der Ortseinwohner ( insgesamtetwa 22 Mark im Jahr) festgesetzt.Am 18 November 1881 um 11.19 Uhr fuhrden Oedingern der Schrecken in die Glie-der. Ehe sie ein „Vater unser“ zu Endebeten konnten, bebte für einige Sekun-den die Erde in der hiesigen Region;„Gott sei Dank“, ohne nennenswerteSchäden anzurichten. Im Frühjahr desnächsten Jahres wüteten die Infektions-krankheiten Scharlach und Diphtherie inder heimischen Gegend in und um Rema-gen. 21 Personen starben daran, da mandamals noch nicht über die wirksamenHeilmittel von heute verfügte. Nach allden Sorgen um die verheerende Epide-mie wurden die Oedinger auch noch vonschweren Unwettern geplagt. Starke, un-unterbrochene Regenfälle vernichtetendie Getreide- und Kartoffelernte. DieFeldfrüchte verfaulten unreif auf denÄckern. Die Versorgung mit den Grund-nahrungsmitteln brach im kommenden

Winter völlig zusammen und es fehlte imnächsten Frühjahr an Saatgut, so daß sichdie Vielzahl der kleinen Ackerer um Kre-dite bemühen mußten und sich dabei teil-weise hoch verschuldeten.Die auf Antrag der Viehhalter auf 41 hie-sigen Gehöften mit 132 Stück Rindviehgeforderte Beschaffung eines Gemeinde-Zuchtbullen wurde vom Gemeinderat ab-gelehnt, da sich der Rindviehbestand imOrt aus verschiedenen Rassen zusammen-setzte. Die Oedinger Rinder konnten je-derzeit in Pissenheim oder Birresdorf inPrivatzuchtstationen von Stieren ihrer Artgedeckt werden. Die Unkosten waren sogering, daß sie von den Tierhaltern mühe-los aufgebracht werden konnten.

Auf Anregung der „ Königlichen Regie-rung“ in Koblenz sollte 1883 in unseremOrt der Friedhof erweitert und neu ange-legt werden. Der Gemeinderat sah keinBedürfnis und erklärte sich dennochgrundsätzlich bereit zuzustimmen; wenndie Aufsichtsbehörde mit entsprechenderKostenbeteiligung den Ausbau anordnenwürde.

Am 28. Oktober 1884 war Reichstags-wahl. Die Schulchronik berichtet hier nurvon zwei aufgestellten Kandidaten, näm-lich von dem Amtsgerichtsrat Kochann(Centrum) und dem Staatsminister Mai-bach ( Partei ?) aus Berlin; auf den erstge-nannten fielen 662, auf den anderen nur91 Stimmen im Wahlbezirk Stadt- undLandbürgermeisterei Remagen.

Die Volkszählung am 1. Dezember 1885erbrachte folgende Ergebnisse:

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OEDINGEN IM AUSGEHENDEN 19 JAHRHUNDERT

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1885 Seelen gegen 1880Remagen 2598 2621Kripp 621 565Bodendorf 579 564Oberwinter 1410 1354Oedingen 222 232Rolandswerth 433 436Unkelbach 472 454Gesamt 6335 6226

Im September 1886 wurde in Remagender Antrag auf die erste linksrheinischeFlurbereinigung gestellt, sozusagen alsModell für eine allgemeine Flächenzu-sammenlegung in den übrigen Gemar-kungen des Rheinlandes. Unser Gemein-derat sprach sich nach gründlicher Bera-tung gegen den Willen der Ortseinwoh-ner für die Flurbereinigung aus. Schon am5. Dezember dieses Jahres wurde imSchulhaus eine Generalversammlungüber die geplanten Maßnahmen abge-halten. Als Sachkommissar wurde der Re-gierungsrat Reichenau aus Düsseldorf be-stimmt, der einige Monate später, am 14.Februar des nächsten Jahres, mit der Bo-denschätzung für die Zusammenlegungbegann. Die Leitung lag in den Händendes Sachlandmessers Vennhof. Als Rech-ner und Deputierter fungierte unser Ge-meindevorsteher Mathias-Joseph Brust-kern.Am 9. März 1888 starb 91jährig der Be-gründer des Deutschen Reiches, KaiserWilhelm I. In allen Kirchen und Schulenunserer Stadt- und Landbürgermeistereiwurden Trauergottesdienste bzw. Trauer-feiern abgehalten. Sein Nachfolger, Frie-drich III., ein todkranker Monarch, regier-te nur 98 Tage und starb am 15 Juni. Nachihm bestieg sein Sohn Wilhelm II. den Kai-serthron.Indessen wurde die Flurbereinigung fort-gesetzt. Nach ersten Zwischenberichten

fühlten sich die meisten der betroffenenEigentümer benachteiligt. Erst nach zeit-raubenden, zähen Verhandlungen wur-den in einer außerordentlichen Gemein-deversammlung die Wogen geglättet, sodaß die Zusammenlegung von nun anzügig vonstatten ging. Schließlich wur-den am 25.04.1889 die umgelegten Flur-stücke an die Eigentümer übergeben. Esherrschte allgemeine Zufriedenheit. DieVorteile erkannten auch die Widersacheran. Zum Beispiel: ein Betroffener hatteursprünglich 76 Grundstücke, die nun aufzehn zusammengelegt waren, ein ande-rer 65 und nun 14. Die Bewirtschaftungwurde doch viel einfacher. Erfreulicher-weise entstanden den Eigentümern keineUnkosten. Der Ausbau der neu vermesse-nen Wirtschaftswege wurde in Hand- undSpanndiensten durchgeführt. Zu Ver-suchszwecken wurde auch noch das ge-meindeeigene Land entwässert.Es tat sich einiges in Oedingen um 1890.Der Gemeindefriedhof wurde erweitertund neu kultiviert und es entstand eineZiegelei-Fabrik an der Straße nach Pissen-heim, etwa 200 m westlich von der Schu-le entfernt. Im nächsten Jahr wurde Bür-germeister von Lassaulx, welcher bisherdie Stadt- und Landbürgermeistereigleichzeitig verwaltete, nach Ablauf sei-ner Wahlperiode aus dem Amt des Bür-germeisters entlassen. Dieser Anlaß führ-te zur Trennung der beiden Bürgermei-stereien. Der Amtssitz der Landbürger-meisterei, die Herr von Lassaulx weiterverwaltete, wurde nach Rolandswerthverlegt. Als neuer Stadtbürgermeisterwurde Herr Hoeren verpflichtet.Im Jahr 1893 wurde mit dem Bau der Ent-wässerungsanlage begonnen. In Rich-tung von den Geländererhebungen zuden Bodensenkungen wurden in Abstän-den von 15 m und in 1,50 m Tiefe die

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Drainrohre verlegt. Die Kosten des ge-samten Projektes wurden mit einer Anlei-he bei der Provinzialkasse gedeckt undmußten in Laufe von 10 Jahren getilgtsein.Gemeindevorsteher Matthias Brustkerntrat 1894 nach all diesen grundlegendenErneuerungen, an denen er maßgeblichmitgewirkt hatte, zurück. Zum Nachfol-ger wurde Matthias Schäfer gewählt undvom Landbürgermeister in sein Amt ein-geführt.Ein Jahr später erlebte Oedingen ein Jahr-hundertunwetter. Schon der Winter über-traf an Härte und Länge alles seit Men-schengedenken dagewesene. Vom 15. Fe-bruar bis 10. März 1895 fielen die Tempe-raturen nachts bis auf minus 24 Grad. Der

Ober- und Niederrhein war der Längenach wochenlang zugefroren. So abnormstreng der Winter, so schön wurden diefolgenden Jahreszeiten. Dann aber mit-ten in dieser Schönwetterlage wurdeunser Ort am 11. Juni von einem furcht-baren Unwetter überrascht. Schwere, lan-ganhaltende Gewitter mit Wolken-brüchen und mächtigen Hagelschauernwarfen die Feldfrüchte gänzlich nieder.Das Wasser strömte in Häuser, Ställe undScheunen, denn es gab ja noch keine Ka-nalisation. Häuserwände und Mauernwurden aufgerissen und teilweise einge-drückt. Schließlich konnte das Ausmaßder Schäden erst nach und nach erfaßtwerden.

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OEDINGEN IM AUSGEHENDEN 19. JAHRHUNDERT

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Wie bereits berichtet, wurde dieerste Dorfschule nach der Ein-

führung der „Allgemeinen Schulpflicht“1717-1720 geplant. Unter der Dienstauf-sicht des Pfarrers Hermann Mankenwurde das Schulgebäude mit Lehrer-wohnung 1741 errichtet. Die Bauarbei-ten leisteten die Männer der Pfarrge-meinde in Eigenleistung unter der Anlei-tung eines Baumeisters aus Remagen. Ineinem Fragebogen aus dem Jahr 1743wurde vermerkt: „Das kleine Dorf hateine gute Schule. Der Lehrer, der zu-gleich Küster ist, hat den verlangten Eidgeleistet; der Pastor ist mit ihm zufrie-den“. Das alte Schulhaus (zweckgebun-den 1741-1863) steht heute noch gut er-halten an der Wachtberg-Strasse 59. Inden Jahren nach dem Neubau des Schul-gebäudes findet sich in den Archivaliendie kurze Notiz: „ das im Jahr 1775 einHerr Thelen das Amt des Lehrers und Kü-sters versieht“. Erst 1854 gibt es weitereHinweise in dem „Reglement für die Ele-mentar-Schule zu Oedingen in Aus-führung der Verordnung der Königli-chen Regierung zu Koblenz vom 27 No-vember 1854“. Dieser Erlaß regelte, daß 1. die Aufnahme neuer Kinder nur einmal

im Jahr nach den Osterferien erfolgendarf;

2. nur die Kinder aufgenommen werden,die das fünfte Lebensjahr vollendethaben;

3. der Unterricht beträgt wöchentlich 26Stunden;

4. an christlichen Feiertagen fällt der Un-terricht aus;

5. am Geburtstag seiner „Majestät desKönigs“ ist schulfrei; der Lehrer hat je-

doch die Kinder zu einer angemesse-nen Feierstunde zu versammeln;

6. für jedes Jahr wurden 7 Wochen Haupt-ferien angeordnet: 1 Woche für dieKartoffelernte, 3 Wochen für die Ern-teferien und 3 Wochen Herbstferien.

Gezeichnet vom Königlichen Landrat.

Das Jahresgehalt des Lehrers betrug da-mals 144 Taler. Darin waren die Deputateund Unterhaltskosten für Schulraum und–hof sowie Lehrerwohnung enthalten.Für die Zweitfunktion als Küster, Organistund Glöckner standen ihm 10 Taler jähr-lich zu.

Im Jahr 1860 wurde die über 100jährigealte Schule zu klein. Es mußten im Schnittüber 40 Kinder in einem Klassenraum vonca. 36 qm unterrichtet werden. So wurde1863 mit Genehmigung der königl. Be-zirksregierung eine neue Schule mit Leh-rerwohnung und Schulhof am westlichenOrtsausgang nach Pissenheim ( heuteWerthhoven) gebaut. Der damalige Leh-rer war Johannes Fischer. Er übernahmden Schlüssel und das auf den neuestenStand vervollständigte Inventar. Als Nach-weis für die geleisteten Schulstundenhatte er eine Ausfalliste zu führen, die erjährlich dem hiesigen Pfarrer und demKreisschulinspektor vorzulegen hatte.Ende 1874 trat er in den Ruhestand. SeinNachfolger wurde Lehrer Philippi. Diesermußte schon im November 1876 denAmtssessel wieder räumen, da er aus ge-sundheitlichen Gründen seiner Aufgabenicht gewachsen war. Er übergab an denLehrer Elingshausen, der jedoch auch nureine kurze Gastrolle spielte und schon im

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DIE DORFSCHULE IN OEDINGEN

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Juli 1877 von dem SchulamtsaspirantenJakob Dheine abgelöst wurde. Die nachOedingen beorderten Lehrer wurden hiernicht warm. Auch Jakob Dheine machtesich nach nur 9 Monaten aus dem Staub.Den verlassenen Lehrerstuhl übernahmnun W. Boden, der ihn immerhin bis Juni1882 besetzt hielt. Infolge wartete manschon gespannt auf einen seßhaften Be-werber, der tatsächlich in der Person desLehrers Heinrich Mahlberg gefundenwurde. Die oben angeführten Personal-veränderungen gingen nicht allein vonden Lehrern aus; vielmehr waren auch derPfarrer und der Gemeinderat diejenigen,die mit den Lehrern nicht einverstandenwaren. Es gab ständig Differenzen überdie Abfindungen, die zu Lasten der Ge-meinde geleistet werden mußten. AuchHeinrich Mahlberg hatte gleich zu Beginnseiner Amtszeit Krach mit dem Gemein-derat, der dem Lehrer nur die Hälfte sei-ner Umzugskosten erstatten wollte.Schließlich vermittelte der Pfarrer PaulWolber, der dem jungen Lehrer von An-fang an wohlwollend gesonnen war. DerPfarrer fand auch in diesem Neulingeinen begeisterten Adlatus für die Grün-

dung des Männergesangvereins „Cäci-lia“, den Mahlberg noch viele Jahrzehntedirigieren sollte. Er war neben seinenFähigkeiten als Pädagoge und seinen mu-sikalischen Talenten auch ein begeisterterSportler. Dies kam den bisher auf diesemGebiet vernachlässigten Schulkindern zu-gute. Schon am 15 August des nächstenJahres beteiligte sich die Oedinger Schulemit Erfolg am ersten großen Turnfest desRhein-Ahrgaues auf dem Victoriaberg inRemagen.

Vom 25.01. bis 15.02.1889 mußte dieSchule wegen einer im Ahrgau grassie-renden Scharlach-Epidemie geschlossenwerden, da auch in unserer Gemeinde ei-nige Kinder infiziert waren. Leider gabdie damals geführte Schulchronik nichtsher über den Schulbetrieb, Lehrpläne,Einklassenunterricht für Acht Jahrgängeu.s.w.. Der Protokollführer beschränktesich lediglich auf die Ausfalltage der Leh-rer, die Zu- und Abgänge der Schülersowie die Wetterlage und Ernteergebnis-se. Zum Beispiel um 1901 betrug dieSchülerzahl 23 Kinder.

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DIE DORFSCHULE IN OEDINGEN

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Am 01. Dezember 1900 gründete derPfarrer a.D., Paul Wolber, wie bereits

berichtet den St. Gertrudis–Kirchen-bau–Verein. Dieser wurde satzungs-gemäß verpflichtet, die Mittel für denNeubau einer neuen Kirche in Oedingenaufzubringen. Die Gemeinschaft, zu dernach und nach die gesamte Gertrudis-bruderschaft gehörte, führte zunächstHaussammlungen im Ort durch. Danachwurden im kommenden Jahr Veranstal-tungen aller Art, wie Pfarrgemeinde –Basare, gesellige Sängerfeste, die„Kirchweih“ sowie Jubiläen älterer Per-sonen, zum Zwecke der Geldbeschaf-fung gefeiert. Für ihre Kirche gaben diedurchweg armen Bürger Oedingens dasLetzte. Daneben bemühte sich PfarrerWolber, das Bistum Trier mit Bittbriefenzu überhäufen. Den Erfolg seiner Einga-ben erlebte er leider nicht mehr, da er am16. Mai 1902 verstarb und das BistumTrier erst 3 Monate danach reagierte. Esempfahl und genehmigte im gesamtenDekanat Remagen Kollekten als finanzi-ellen Beitrag zum Kirchbau in Oedingendurchzuführen.Die nachfolgenden Gemeindepfarrer,vom 20. September 1903 bis 24. Februar1907 Pfarrer Wilhelm Frisch und vom 17.April 1908 mit Unterbrechungen bis Be-ginn 1920 Pfarrer Dr. Cöln, scheuten auchkeine Mittel und Wege um an Baugeldheran- zukommen. So ließ Pfarrer Dr. Cölneine Postkarte mit der Abbildung desKirchneubau–Entwurfs vom ArchitektenJ.Stumpf aus Bonn mit hohem Preisauf-schlag verkaufen. Der Vertrieb verbreiter-te sich über Remagen, Sinzig, Bad–Neu-enahr, Meckenheim sowie Bad-Godes-

berg und erbrachte für damalige Verhält-nisse einen sagenhaften Erlös.

Summasummarum betrug der in den ver-gangenen Jahren angesammelte Kirch-baufonds durch Kollekten, Spenden undsonstige Sammlungen den beachtlichenGeldbetrag von 15.000,00 Mark. DieseSumme reichte dem Kirchenvorstand, umam 03. Dezember 1907 den Neubau derGertrudiskirche mit einem Kostenvoran-schlag von 23.750,00 Mark zu be-schließen. Schon 1 Jahr später, im Novem-ber 1908, wurde feierlich der Grundsteinder Kirche gelegt. Die Bauleitung über-nahm der Architekt J. Stumpf aus Bonn,der weit und breit für seine neugothi-

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NEUBAU DER GERTUDISKIRCHE

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schen Kirchbau-Schöpfungen bekanntwar und mit der Oedinger Kirche seinletztes Projekt verwirklichte.Am 03. Oktober 1909 wurde die inzwi-schen fertig erbaute Gertrudiskirche vomhiesigen Pfarrer Dr. Cöln eingeweiht. Ver-treter des Bistums Trier, des Dekanats Re-magen sowie der Bürgermeister Hoerenaus Remagen, die Bauleitung, der Ge-meindevorsteher Mathias Schäfer, dieGertrudisbruderschaft, der Männerge-sangverein „Cäcilia 1882“, die hiesigeSchule und die Pfarrer der benachbartenPfarreien überbrachten Glückwünscheund Grußbotschaften. Die Vereine wirk-ten mit an der würdigen Gestaltung des

Gottesdienstes und bei den anschließen-den öffentlichen Veranstaltungen. ImGanzen gesehen ein Festtag, wie ihn derkleine Höhenort Oedingen seit Men-schengedenken nicht erlebt hatte.Zwei Jahre später, am 11. Juni 1911,wurde die neue Kirche durch den Weih-bischof Ernst Schrod vom Bistum Trier fei-erlich konsekriert. Es wurde für die Oe-dinger wieder ein außergewöhnlicher, er-lebnisreicher Festtag. Sie waren stolz aufihre Kirche, natürlich auch in Gedankenan die Opfer, Spenden und persönlichenEigenleistungen, die den Neubau erstmöglich machten.

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NEUBAU DER GERTRUDISKIRCHE

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Der Ort hatte nach der allgemeinenVolkszählung 1900 am 01. Dezember

176 Einwohner. Sie verteilten sich auf 41Gehöfte, davon hatten 34 Höfe Viehbe-stand, insgesamt: 21 Pferde, 132 StückRindvieh und 87 Schweine. Von den 34Hofbesitzern betrieben einige die Land-wirtschaft im Nebenerwerb. Als Gewer-betreibender wurde der SchumacherBerhausen erwähnt, dem die alte Dorf-schule gehörte, die seine Eltern nach Ein-stellung des Schulbetriebs 1863 erwor-ben und renoviert hatten. Die vorhande-ne Dorschmiede wurde von dem Huf-schmied Profittlich betrieben. Gemein-devorsteher war derzeit Mathias Schäfer.Seinen Berichten nach hatten die Oedin-ger das lebensnotwendige Einkommenbei äußerst genügsamen Ansprüchen. ImVergleich mit den Nachbarorten ging esden meisten nicht schlechter, eher etwasbesser.Die Schulchronik berichtet, daß im Früh-jahr und Sommer 1903 ungewöhnlichviele schwere Gewitter unseren Ort heim-suchten. Das schwerste zog am 17. Junidieses Jahres lange anhaltend über unse-ren Ort und traf durch Blitzschlag dasSchulgebäude. In allen Zimmern wurdenerhebliche Schäden angerichtet. Bezirks-regierung und Ortsgemeinde mußten fürdie Reparaturkosten aufkommen.Der Gemeindevorsteher hatte in diesemJahr noch weitere Brocken zu verdauen.Das 1847 erbaute Pfarrhaus befand sich ineinem erbärmlichen Zustand und mußteauf Kosten der Gemeinde renoviert wer-den. Diese stand in der Pflicht dem Bistumgegenüber, das als Vorbedingung für dieSelbständigkeit der Pfarrgemeinde um

1849 den Neubau des Pfarrhauses undseine ständige Instandhaltung geforderthatte.Angeregt durch den neuen Pfarrer Wil-helm Frisch, seit dem 20. September 1903in Oedingen, gründete 1905 die Jugendden katholischen Junggesellenverein, dersich die Pflege jugendlicher Geselligkeit,Sport, Spiel- und Tanzvergnügen sowiedes katholischen und öffentlichenBrauchtums zur Aufgabe machte. DenVorstand bildeten die Jungmänner PeterVelten als Vorsitzender, Peter Schneiderals Kassenführer und Mathias Weil alsSchriftführer. Der Initiator, Pfarrer Frisch,sollte nicht lange Freude an seinem Ju-gendverein haben, denn er starb am 27.Februar 1907.Im Januar 1908 herrschte in der hiesigenRegion ein ungewöhnlich harter Frost.Die Rheinschifffahrt ruhte bedingt durchstarken Eisgang. Im April fiel nochSchnee. Aber dann, im Mai/Juni bis EndeAugust gab es einen heißen Sommer. Ge-treide, Kartoffeln und Obst verdorrten.Die Eichenwaldungen waren schon imSpätsommer total entlaubt durch den Ei-chenwickler-Schädling, der in unvorstell-baren Massen sein Vernichtungswerkvollbrachte.Am 17. April 1908 übernahm der PfarrerDr. Franz Cöln die hiesige Pfarrei. Erwurde am 14. Mai 1873 in Linz geboren,ordinierte am 03. April 1897 in Trier,wurde dann Rektor in Karthaus undanschließend Kaplan in Bittburg undWittlich. 1910 trat er einen längeren Aus-lands-Studienurlaub bis 1912 an. Nach sei-ner Rückkehr fühlte er sich in der kleinenPfarrgemeinde nicht mehr verstanden

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OEDINGEN NACH DER JAHRHUNDERTWENDE

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und auch nicht ausgelastet. So resignier-te er 1920, um später als Professor an dertheologischen Universität in Washingtontätig zu werden. Oedingen behielt ihn inErinnerung als den Bauherren der Ger-trudiskirche.Zu Beginn des Jahres 1909 beschloß derGemeinderat den Bau einer Wasserlei-tung durch den ganzen Ort. Bald daraufkamen Planung, Vermessung und vorbe-reitende Bodenarbeiten in Gang. VomOktober 1911 bis März 1912 wurde danndas Leitungsnetz verlegt. Die Bauaus-führung wurde der Tiefbaufirma Mül-ler/Remagen übertragen.Der bisherige Gemeindevorsteher Ma-thias Schäfer trat 1910 zurück. Durch Neu-wahl wurde der hiesige Ackerer JohannBungard II im Amt bestätigt und vom Re-magener Bürgermeister für Stadt undLand amtlich verpflichtet.

Am 13. März 1911 wurde im RemagenerAmtsbereich für Stadt und Land eineaußerplanmäßige Musterung aller wehr-pflichtigen Jahrgänge angeordnet undim August die Oberersatzgestellung(erste Wahl im Kriegsfall) mit einbezogen.Der 26. April 1913 wurde zum nationalenFeiertag anlässlich des 25jährigen Regie-rungsjubiläums seiner Majestät, KaiserWilhelm II, erklärt. In Oedingen hielt Bür-germeister Hoeren die Festrede undpflanzte zur Erinnerung an diesen Tag jeeine Linde auf dem Schulplatz amWestrand des Dorfes und am Wegedrei-eck vor dem Eckhaus Bungard II an der da-maligen Dorfstraße. Gegen Abend ver-sammelten sich die Vereine und Schülerauf dem Schulplatz und unterhielten dieBürger mit allerlei Darbietungen. Danachgab es in den Wirtschaften Bungard undVilz Freibier im Werte von 50 Pfennig proMann. Ein Glas kostete hier damals 10Pfennig.Nach dem Gemeindeprotokoll von 1914entdeckten Oedinger Bürger Reste derRuinen der Burg aus dem frühen Mittel-alter am Rande der ostwärtigen Gemar-kungsgrenze zu Unkelbach (die Burgrui-ne wurde bereits eingangs zur Geschich-te von Oedingen im Zusammenhang mitdem geheimnisvollen Berg der Äbtissinvon Nevilles erwähnt).Im April 1914 wurden die Oedinger andas elektrische Lichtnetz des Kreises Ahr-weiler angeschlossen. Die Arbeiten gin-gen so zügig voran, daß bereits zumPfingstfest alle Haushalte mit Strom ver-sorgt waren.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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Am 26. Juni 1914 wurden der öster-reichische Thronfolger, Erzherzog

Franz-Ferdinand und seine morganati-sche Gattin Sophie, durch ein Attentatdes serbischen Nationalisten Principbeim Staatsbesuch in Serajewo ermor-det. Daraufhin erklärte Österreich-Un-garn den Serben den Krieg. Rußland, mitden Serben verbündet, machte mobil.Das forderte Österreich zur Kriegser-klärung gegen das Zarenreich heraus.Deutschland, mit den Österreichern ver-bündet, schloß sich der Kriegserklärungan und brachte damit den Stein ins Rol-len, der schließlich zum Krieg gegen dasBündnis Rußland-England-Frankreichund Belgien führte. So brach am 31. Juli1914 der I. Weltkrieg aus. Gleich am er-sten Mobilmachungstag mußten sich dieOedinger August Vogels, Franz Schnei-der, Heinrich Schneider und JohannesVilz stellen. Sie wurden zur Bewachungder Ahrtalbahn eingesetzt. In den fol-genden Tagen wurden Johann BungardII, Johann Bungard III, Innocenz Drolsha-

gen, Peter Jungbluth, Peter Müller, Se-bastian Schäfer und Peter Vogels einbe-rufen. Schrecklich für die Heimgebliebe-nen. Es fehlten kurz vor der Getrei-deernte die Arbeitskräfte. So mußte nunalles was Beine hatte helfen, die Erntemöglichst zeitgerecht einzubringen.Lehrer Mahlberg berichtet: daß auchnoch die Mehrzahl der Pferdegespannefür den Kriegsdienst eingezogen wur-den. „Wie die Frauen, Kinder und ge-brechlichen Alten das alles geschaffthaben, bleibt mir ein Rätsel?“Im November des ersten Kriegsjahres be-gannen auf Geheiß der rückwärtigenHeeresleitung West zum Zwecke derNachschubsicherung die Arbeiten an demOrtsverbindungsweg nach Unkelbach.Zunächst wurde der Weg befestigt undverbreitert. Die Bauausführung hattendie Straßenbauer Gebrüder Weißenfeldaus Erpel. Den notwendigen Basalt liefer-te Gemeindevorsteher Bungard II, denSand der Landwirt Schmahl.

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DER ERSTE WELTKRIEG 1914 – 1918

Teilweise geänderte Trasse der Strasse nach Unkelbach

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Am 03. November 1914 fiel der erste Oe-dinger, Gefreiter Franz Siebertz, beiYpern in Belgien. Peter Jungbluth undHubert Braun wurden ein halbes Jahr spä-ter verwundet.Am 10. Juli 1915 trafen 10 russischeKriegsgefangene in Oedingen ein, die ineinem von der Gemeinde angemietetenHaus untergebracht und von einem Po-sten bewacht wurden. Tagsüber waren siezur Arbeit bei verschiedenen Bauern ein-geteilt, insgesamt waren alle fleißige Ar-beiter.Ende des Jahres 1915 wurden die erstenLebensmittelkarten eingeführt, und imFrühjahr 1916 die Gold- und Silber-Wert-stücke von der Reichsbank eingezogen,noch gegen Entgelt. Weitere Bezugskar-ten für Seife, Seifenpulver und Zuckerwurden ausgegeben. Um den Viehbe-stand für die Rationierungsmaßnahmenzu schonen, wurden die Schlachtungenstark eingeschränkt. Dafür wurde min-derwertiges ausländisches Fleisch ersatz-weise auf Bezugskarten streng rationiertverteilt.Im März/April 1916 hörten die Oedingererstmals Kanonendonner von der West-front. Es war ein andauerndes, dumpfesGrollen, das mutmaßlich von der Be-schießung der französischen Festung Ver-dun herkam. Im April wurde auch mitdem Bau der Eisenbahn-Rheinbrücke Re-magen-Erpel begonnen, die für denKriegsnachschub an die Westfront einge-plant war.Im 3. Kriegsjahr 1917 wurden schon imFrühjahr die Lebensmittel so knapp, daßdie Verwaltung die Ausgabe der Ratio-nen noch weiter einschränken mußte. Beiden Selbstversorgern wurden Kellerrevi-sionen durchgeführt und versteckte Le-bensmittel-vorräte beschlagnahmt. Umdie ungeheure Not der Normalverbrau-

cher zu lindern, wurden aus den Vorrats-sammelstellen Steckrüben ausgegeben.Außerdem lieferte der Kommunalver-band Hafermehl an die Ärmsten derArmen, das als Nahrungsmittel kaumnoch geeignet war.Oedingen hatte seinerzeit 240 Einwoh-ner, einschließlich der Kriegsgefangenen.Die Schülerzahl war auf 62 Kinder ange-wachsen. Die angeordnete Viehzählungerbrachte: 15 Pferde, 147 Stück Rindvieh,57 Schweine, 12 Ziegen und 456 Hühner.Der Krieg verlangte immer größereOpfer, nicht nur an der Front, auch vonder heimischen Bevölkerung. So wurdeMitte des Jahres die „Hilfsdienstpflicht“(Zivildienstpflicht) eingeführt. Alle männ-lichen Personen, die in der Zeit vom 30.Juni 1857 bis einschließlich 31. Dezember1869 geboren waren, mußten sich zurStammrolle beim Kreis anmelden. Ne-benbei wurde auch die Musterung derLandsturmpflichtigen des Jahrganges1899 durchgeführt. Auch wurden vor-beugend Luftschutzmaßnahmen getrof-fen. So mußten alle Fenster abgeblendetund die Straßenlaternen nach oben hinblau angestrichen werden.Im 4. Kriegsjahr 1918 kam der Schwarz-handel in Schwung. Auch einige unsererDörfler profitierten davon, trotz hohemStrafrisiko. So verkauften die Selbstver-sorger ihre überschüssigen, gehortetenlandwirtschaftlichen Erzeugnisse an ille-gale Aufkäufer vom Rhein und aus demRuhrgebiet. Sie boten für _ kg Mehl bis3,50 Mark, Eier kamen mit 60 Pfennig proStück auf den Schwarzmarkt, 1 LiterRüböl brachte 24,00 Mark, 1 kg Butter20,00 bis 24,00 Mark (der amtliche no-tierte Preis 2,50 Mark). Ab dem 01. Aprilschritt die Verwaltung gegen den ver-breiteten Wucher ein. Es wurden Sam-melstellen eingerichtet und sehr hohe

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Abgabenauflagen an die landwirtschaft-lichen Erzeuger verfügt, die jedoch dieAnordnungen nicht mehr befolgten.Schon im Mai brach die bisher auf gutenWillen aufgebaute Versorgung der Nor-malverbraucher völlig zusammen. Sie leb-ten praktisch nur noch von kärglichen Ra-tionen Rübensaft und Kartoffeln.Noch im April wurde die neu erbaute Ei-senbahnbrücke über den Rhein zwischenRemagen und Erpel eingeweiht und inBetrieb genommen. Auf Befehl des Kai-sers, Wilhelm II, wurde sie auf den Namen„Ludendorff-Brücke“ getauft (GeneralLudendorff war damals Stabschef derobersten Heeresleitung).Der Krieg näherte sich Oktober/Novem-ber dem Ende. Zwischen Deutschland undRussland wurde der Friedensvertrag vonBrest-Litowsk geschlossen. Das bedeutetefür die 10 gefangenen Russen in Oedin-gen die Entlassung in ihre Heimat.Der Kaiser dankte ab, die Heeresleitungschloß am 11. November 1918 mit Frank-reich und Belgien den Waffenstillstand inCompigne/Frankreich. Nach den Bedin-gungen der Siegermächte mußten dieDeutschen Truppen über den Rhein ineine rechtsrheinische 10 km breite neu-trale Zone zurückgeführt werden, unddie Franzosen besetzten nachrückend dielinksrheinischen Gebiete. Während desRückzugs kamen auch viele Truppenteilein verhältnismäßig guter Ordnung durchunser Dorf. Täglich gab es wechselnde

Einquartierungen. Der Schulsaal wurde inder Regel mit 40 – 60 Soldaten belegt.Ställe und Scheunen wurden im wahrstenSinne vollgestopft. Diese Truppenbewe-gungen dauerten bis Mitte Dezember,dann kamen die ersten Amerikaner. Siequartierten sich mit 25 Soldaten in derSchule ein. Die Lehrerwohnung bezogender Kapitän und ein Militärpfarrer, diedann allesamt am Heiligen Abend unserDorf verließen.Ende des Jahres schied unser Bürgermei-ster für Stadt und Land, Herr Hoeren,wegen Krankheit aus dem Dienst. SeinNachfolger wurde Herr BürgermeisterGeelen.Der Schulunterricht fiel im Winter undFrühjahr 1919 wegen Einquartierungen,Heizstoffmangel, kursierender Krankhei-ten immer öfter aus, auch wegen häufi-ger Erkrankungen des alternden LehrersHeinrich Mahlberg, der nach 38 Jahren imSchulamt am 14. August 1920 verstarb. Erwar allerseits im Ort beliebt und ge-schätzt und in all den Dienstjahren auchChorleiter des MGV und Organist derPfarrei. Sein Nachfolger wurde am 01.September der Lehrer Juchem, der mitder einklassigen Dorfschule 72 Kinderübernahm.Nach dem Ende des schrecklichen Welt-krieges I hatten die Oedinger vier Kriegs-gefallene aus ihrem Dorf zu betrauern. Eswaren: Franz Sieberts, Johann Vilz, Wil-helm-Josef Bachem und Josef Weiss.

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Schon zu Beginn des Jahres, am 19. Ja-nuar 1919, fanden die Wahlen zur er-

sten Nationalversammlung statt. Oedin-gen gehörte zum Wahlkreis Koblenz/Trier, der zur geheimen, direkten Wahl12 Kandidaten benannte. In unserem Ortgingen 104 von 107 wahlberechtigtenPersonen zur Wahlurne und wählten alledie Kandidaten der Centrums-Partei. AlsWahlleiter war der GemeindevorsteherJohann Bungard II bestellt worden.Die Versorgungslage der Bevölkerungwurde immer schlimmer. Auch die mei-sten Oedinger hatten mehr oder wenigerdarunter zu leiden. Kamen die Selbstver-sorger durch Tauschgeschäfte (landwirt-schaftliche Produkte gegen Saatgut, Dün-gemittel und Materialien zur Erhaltungder Wirtschaftsbetriebe) noch einiger-maßen über die Runden, so litten ver-gleichsweise die Normalverbraucher bit-terste Not.Im August 1920 wurde Herrn Froitzheimdie Verwaltung der Bürgermeisterei Re-magen Stadt und Land übertragen, nach-dem sich der bisher kommissarisch amtie-rende Verwaltungschef für die Übernah-me der Amtsgeschäfte in Odenkirchenentschieden hatte. Der neue Bürgermei-ster schrieb über seinen Dienstantritt:„Wie alle anderen Gemeinden litt auchRemagen Stadt und Land unter den Nach-wirkungen des Krieges. Die finanziellenVerhältnisse wurden immer schwieriger,die Einnahmen gingen infolge des Weg-falles der selbständigen Erhebung derEinkommensteuer immer mehr zurück,während die Ausgaben zur Überwindungder Hungers- und Wohnungsnot fortge-setzt stiegen.“ In Oedingen amtierte zu

dieser Zeit, immerhin schon seit 1910, Jo-hann Bungard II, der aus Erfahrung vollesVerständnis für die Sorgen des neuenAmtsinhabers aufbrachte.In der Weihnachtszeit veranstaltete derMGV den ersten öffentlichen Unterhal-tungsabend nach dem Kriege unter regerMitwirkung der Schulkinder und Beteili-gung aller Ortseinwohner. Im nächsten Jahr 1921 wurde der BezirkCoblenz mit Remagen Stadt und Landamerikanisches Besatzungsgebiet. Eigensunsere Stadt war dauernd mit einigenkleinen Kommandos amerikanischer Sol-daten belegt. Das Verhalten der Truppengab im allgemeinen zur Klage keinenAnlaß. Die Oedinger haben die Besat-zung gar nicht bemerkt.Für den im vergangenen Jahr ausgeschie-denen Pfarrer Dr. Franz Cöln wurde Pfar-rer Peter Billig in Oedingen eingeführt. Erwurde am 18. Oktober 1883 in Heimbach-Weis geboren und wirkte nach seinerPriesterweihe am 16. März 1907 in Trierals Kaplan in Kues, Illingen und Herren-sohr, wurde 1912 Vikar in Nörtershausen,1916 bis zum hiesigen Dienstantritt Pfar-rer in Rhaunen.Anfang 1922 war die Inflation in vollemGange. Grundnahrungsmittel kostetenschon das 20- bis 30fache der amtlichenNotierungen. Im September wurden füreinen Sack Weizen (100 kg) schon7.500,00 Mark gezahlt.Am 01. April wurde der hiesige Lehrer Ju-chem nach Kolmerath, Kreis Cochem, ver-setzt. Sein Nachfolger wurde der Schul-amtsbewerber Johann Bengel, der schonnach kurzer Dienstzeit in unserem Ortzum 01. Oktober nach Illerich versetzt

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DIE INFLATION VON 1918 – 1923

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wurde. Am selben Tag übernahm der Leh-rer Emil Rehmer die Oedinger Schule. Erwurde kurz danach auch Organist, Küsterund Chorleiter des MGV, den er schonbald mit neuen Ideen in der Mitglieder-werbung und Vielfältigkeit möglicherVeranstaltungen anspornte. Sein festge-setztes Jahresgehalt betrug damals:Grundgehalt 25.000,00 Mark, Ortszu-schlag 4.000,00 Mark, Ausgleichszuschlag206.330,00 Mark, Frauenzulage 2.500,00Mark, Kinderbeihilfe 60.606,00 Mark,Wirtschaftsbeihilfe 1.255,00 Mark; insge-samt: 299.691,00 Mark. Als Organist undKüster wurde er mit Naturalien von derPfarrgemeinde entlohnt. Vertraglich wur-den ihm 9 Zentner Roggen, 3 ZentnerWeizen, 2 Zentner Gerste und 18 ZentnerSpeisekartoffeln pro Jahr zugesichert. FürRehmer und Familie waren diese Deputa-te wertvoller als das hohe Gehalt an wert-losem Papiergeld.Der Lehrer Emil Rehmer trat übrigens einschweres Erbe an. Er berichtete über seineersten Eindrücke folgendes: „Der Ausbil-dungsstand der Klasse ist ein derartigniedriger, daß die U II weder Laute zu-sammenziehen noch lesen kann, ebensosieht es mit dem Rechnen aus; in der U Inicht besser, der 3. Jahrgang ist fürchter-lich weit zurück; noch schlimmer sieht’sbeim 4. – 8. Jahrgang aus; die Oberstufekann keine lateinischen Buchstabenschreiben.“ Die Ursachen sah er in denvielen Schulausfallzeiten während desKrieges und der Nachkriegszeit.Die Viehzählung im Dezember brachtefolgende Ergebnisse: 27 Pferde, 130 StückRindvieh, 86 Schweine, 10 Ziegen, 26 Ka-ninchen, 352 Stück Federvieh und 39 Bie-nenvölker. Es war ein Wunder, daß nachdem Futtermangel von über einem Jahrder Viehbestand in dieser Höhe gehaltenwerden konnte.

Im Juli 1923 wurde die völlig herunterge-kommene Dorfschule in allen Räumen,auch die Lehrerwohnung mit elektri-schem Licht versorgt und danach miteinem neuen Anstrich versehen. Ende desMonats fand dann auf Veranlassung desLehrers Rehmer die Schulrevision durchden Kreisschulrat Reit statt. Das Ergebnisbestätigte die Feststellungen des neuenLehrers.Die wirtschaftliche Not in der ganzen Co-blenzer Region war unbeschreiblich groß.Auch den Oedingern stand das Wasser biszum Hals, wenn auch nicht so hoch wieden Städtern. Die Selbstversorger tausch-ten weiter ihre entbehrlichen Naturaliengegen Gebrauchsgüter für den landwirt-schaftlichen Betrieb. Einigen blieb darü-ber hinaus der Tausch gegen Luxusgüter,die sie normalerweise nie erworben hät-ten. Nur die Normalverbraucher kamenimmer weiter auf den Hund. Mit demwertlosen Papiergeld konnten sie geradenoch ein Minimum an Rübensaft und Kar-toffeln erwerben. Der Kurswert betrug indieser Zeit 20,00 Mark Goldstück = 3 Mil-liarden oder 1 Dollar = 3.3 MilliardenMark. Fast täglich verlor die Mark in po-tenziellen Steigerungen an Wert.Rückblickend sei noch erwähnt, daß EndeJanuar infolge der Ruhrbesetzung durchdie Franzosen und Belgier die amerikani-schen Besatzungstruppen ihre CoblenzerZone und damit auch Remagen Stadt undLand verlassen hatten. Franzosen und Bel-gier rückten sofort nach. In Remagenwurde eine Abteilung Marokkaner zur Si-cherung der Ludendorffbrücke und derReichsbahnanlagen stationiert. Die Span-nung zwischen Bevölkerung und Besat-zung nahm von Tag zu Tag zu. Am 19.April wurde Bürgermeister Froitzheim sei-nes Amtes enthoben und mußte inner-halb von 4 Tagen mit seiner Familie Re-

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DIE INFLATION VON 1918 – 1923

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magen verlassen. Nichts lief mehr, einehohe Arbeitslosenquote war die Folge.Während sich die politische Lage nochhoffnungsloser entwickelte, verbreitetesich der Separatismus immer mehr. Diemeist hergelaufenen Fanatiker kämpftenfür eine eigenständige Republik Rhein-land. Schon im Oktober gelang ihnen dergewaltsame Umsturz der verfassungs-mäßigen Ordnung in vielen rheinischenStädten und Gemeinden. So wurde auchin der Nacht vom 23. zum 24. Oktober inRemagen von Anhängern der separatisti-schen Bewegung die „Rheinische Repu-blik“ ausgerufen und auf dem Rathaus,der Post und am Bahnhof nachts die rot-weiß-grüne Fahne gehißt. Das Rathauswurde von Separatisten besetzt. Dieseführten in den darauffolgenden Tagenein wahres Schreckensregiment und ter-rorisierten die Bevölkerung in der furcht-barsten Weise. Doch die Gegenbewe-gung, namentlich in den Kreisen der jun-gen Arbeiter, zu denen sich auch junge

Leute aus dem Mittelstand gesellten,schlief nicht.Am 29. Oktober, nachmittags gegen 2Uhr, wurde das verabredete Zeichen zumAngriff auf die Separatisten im Rathausgegeben. Die verfassungstreue Bevölke-rung hatte das Rathaus schnell wieder inder Gewalt. Die Besatzungstruppen, diesich im allgemeinen neutral gehalten hat-ten, griffen nach einigen Rangeleien einund verhängten den Belagerungszu-stand. Schon in der folgenden Nacht tra-fen in Remagen, offenbar von den Sepa-ratisten herbeigerufen, etwa 90 Mannstarke Stoßtrupps ihrer Einheiten ein undbesetzten erneut das Rathaus. Nach kur-zer weiterer Schreckensherrschaft besan-nen sich die Franzosen, riefen ein Batail-lon Soldaten herbei und machten demSpuk des Lumpengesindels ein Ende. Balddanach durfte Bürgermeister Froitzheimwieder zurückkehren und seine Ämterübernehmen.

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DIE INFLATION VON 1918 – 1923

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Die zum Ende des Jahres 1923 einset-zende Stabilisierung der Währungs-

reform (Einführung der Rentenmark) be-scherte den Deutschen mit Beginn desfolgenden Jahres die stabile Reichsmark.Das neue Geld hatte wieder Wert, wennes auch in den meisten Haushalten sehrknapp wurde. So mußten sich beispiels-weise unsere Kleinbauern hoch verschul-den, um die längst fälligen Reparaturenan Gebäuden und Gerätschaften vorzu-nehmen sowie Saatgut und Düngemitteleinzukaufen. Sie waren während desKrieges und der Inflationsjahre völligausgemergelt und hatten keine Chance,Goldmark oder Dollars zu horten, um sienun in Reichsmark eintauschen zu kön-nen. So gab es schon kurz nach derWährungsreform viele abhängige armeAckersleute neben einigen sehr wohlha-benden Bauern in unserer Gemeinde.Nie zuvor waren die Unterschiede zwi-schen Armen und Reichen so kraß gewe-sen.

Die politischen Spannungen mit den Be-satzungsmächten hatten sich nach demDawes-Abkommen während des Frühjah-res in London und der Ratifizierung durchden Reichstag im August beruhigt. ImHerbst herrschten schon wieder normaleVerhältnisse.Im Februar 1925 wurde die hiesige Schu-le vom Regierungs- und Schulrat Dr. Oelt-mann, Bezirksregierung Koblenz unddem Schulrat des Kreises, Herrn Reitz, re-vidiert. Über das Ergebnis der Revisionschwieg man sich aus. Die Revisorenwaren nicht zufrieden, indessen mußteder Schulunterricht auf kreisärztliche undpolizeiärztliche Anordnung wegen an-steckender Krankheit in der Lehrerwoh-nung bis Mitte Mai ausgesetzt werden.Am 09. November wurde dann in Oedin-gen erstmals mit 10 Pflichtbesuchern dieländliche Fortbildungsschule eröffnet.Die Unterrichtszeit wurde auf Dienstagund Freitag von 17 – 20 Uhr in Kurzstun-den angeordnet.

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DIE WÄHRUNGSREFORM 1923/24

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Die französischen Besatzungstruppenhatten sich inzwischen linksrheinisch

etabliert. Die allgemeine politische Lageund die Beziehung zu den Franzosenwurde infolge des Dawes- und des Lo-carno-Vertrages für die Behörden immererträglicher. Oedingen spürte bis auf ge-legentliche Streifen kaum noch etwasvon den Besatzern.Ende 1925 stellte dann die französischeKreisdelegation Ahrweiler ihre Tätigkeitein. Mit der Räumung der 1. Zone (amRhein) schlug auch für Remagen Stadtund Land die Befreiungsstunde. Die Be-satzungstruppen verließen sang- undklanglos unser Gebiet.Derzeit war die Wirtschaftslage in Stadtund Land infolge der permanenten Geld-knappheit schlecht. In Remagen-Landwaren um die 400 Personen arbeitslosund auf Wohlfahrts-Unterstützung ange-wiesen.Im Februar 1926 wurde offiziell die Räu-mung der ersten Besatzungszone be-kannt gegeben. Die öffentliche Befrei-ungsfeier fand unter allgemeiner Beteili-

gung der Bevölkerung im Saal Viktoria,Remagen statt. Vizepräsident Mand undLandrat Dr. Meyers nahmen als offizielleVertreter der Oberbehörde an dem Fest-akt teil. Dem Reichspräsidenten von Hin-denburg wurde ein Huldigungstele-gramm mit folgendem Wortlaut über-sandt: „Die anläßlich der Feier zur Befrei-ung von siebenjähriger Fremdherrschaftversammelte Bürgerschaft der alten Rö-merstadt Remagen entbietet dem Reich-spräsidenten treudeutschen rheinischenGruß und erkennt dankbar die in schwer-ster Zeit gezeigte große Opferbereit-schaft des Reiches an. Mit dem Wunsche,daß auch bald die Befreiungsstunde allerunter fremder Herrschaft stehendenDeutschen schlagen möchte, verbindetsie aufs Neue ihr Gelöbnis unverbrüchli-cher Treue zu Stadt und Reich,“ Bürger-meister.Ein sehr freundliches Antwortschreibendes Reichspräsidenten bestätigte die mitgroßer Freude aufgenommene Huldi-gung.

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DIE FRANZÖSISCHE BESATZUNG 1918 – 1926

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Die Deflation, starke Einschränkungdes Geldumlaufs ohne entsprechen-

de Verringerung der Produktion, wirktesich nach der Währungsreform mit Ein-führung der Reichsmark (1924) bis in diekleinsten Gemeinden aus. Die Bauernkonnten ihre landwirtschaftlichen Er-zeugnisse mangels Kaufkraft der Ver-braucher nicht absetzen. Um Saatgutund notwendigste Anschaffungen fürdie Aufrechterhaltung ihrer Kleinbetrie-be zu bezahlen, mußten sie sich hochverschulden. Hinzu kam die zunehmen-de Arbeitslosigkeit, von der besondersdie Nebenerwerbsbetriebe betroffenwaren. So geriet auch Oedingen nachund nach in den Sog der aufkommendenArmut, bis auf einige Bauern, diewährend des Krieges und der Nach-kriegszeit sehr geschickt ihren Besitz-stand wahren und aufbessern konnten.Wenn dennoch der Lebenswille der zu-meist betroffenen verarmten Bürgernicht gebrochen wurde, war dies demGemeinderat, dem Pfarrherrn, dem Leh-rer und nicht zuletzt der ehrwürdigenGertrudisbruderschaft zu verdanken.Diese 1640 gegründete Gemeinschaftzählte derzeit 120 männliche und 150weibliche Mitglieder, in Praxis alle Oe-dinger Einwohner. Diese bemühten sichvon jeher - gestärkt im christlichem Glau-ben – aufkommende, nennenswerte ge-sellschaftliche oder gar politische Span-nungen auszugleichen.Nun zurück zum Alltag in schweren Zei-ten. Im Krisenjahr 1927 besuchten 24Mädchen und 27 Knaben unsere hiesigeSchule, die heuer wieder mal vom Kreis-schulrat inspiziert wurde. Das Ergebnis

der Revision war nicht zufriedenstellendund veranlaßte die Provinzialschullei-tung, als zweite Lehrkraft den HilfslehrerHans Anschütz aus Sinzig an unsere Schu-le zu versetzen. Beide Lehrer teilten sichfortan die Unterrichtsstunden, indemjeder je 23 Wochenstunden unterrichtenmußte. In Praxis: in der Zeit von 7 – 12 Uhrund von 13 – 16 Uhr. Zwei Nachmittagewaren schulfrei.Auf Vorschlag des Provinzialkonservatorssollte unsere historische Kapelle restau-riert werden. Sie war wirklich in einemsehr schlechten Zustand. Mit finanziellerUnterstützung von Seiten der Pfarrge-meinde konnte nicht gerechnet werden,da diese noch Restschulden für den Kirch-neubau abzutragen hatte. Schließlich ge-lang es dem Konservator doch noch einenLandeszuschuß von mehreren 1.000,00Reichsmark für die Erneuerung des Turm-es, des Daches und der Fenster auszuhan-deln. Die Mittel reichten auch noch füreinen soliden Innenanstrich.Die Reichstags- und Landtagswahl im Jahr1928 brachte in Oedingen ein überra-schendes Ergebnis. Erstmals verlor dasZentrum über 25 % der abgegebenenStimmen, obwohl es als einzige Partei denWahlkampf in Oedingen geführt hatte.Die Ergebnisse: Deutschnationale 5, Hit-lerbund 1, Sozialdemokraten 8, Kommu-nisten 14 und Zentrum 76 Stimmen. Pfar-rer und Gemeindevorsteher hatten trotzgeheimer Wahl die Abtrünnigen im Visierund hielten diesen am Sonntag nach derWahl eine deftige Strafpredigt in der Kir-che und anschließend in der Wirtschaft.Pfarrer Peter Billigs letzte Amtshandlung,denn bald danach wurde er nach Hen-

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DIE WIRTSCHAFTSKRISE

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tern, Kreis Saarburg versetzt. Sein Nach-folger wurde 4 Wochen später, am 28. De-zember 1928, der Pfarrer Peter Winand.Er wurde mit einem Kirch- und Dorffestfeierlich in sein Amt eingeführt. SeinePersonalien: am 17. März 1883 in Himmelgeboren wurde er im März 1909 in Trierzum Priester geweiht. Nach seiner Ka-planzeit in Wallerfangen zog er 1914 alsFeldgeistlicher in den Krieg und wirktevon 1916 bis 1928 als Pfarrer in Merzkir-chen.Auch in der Schule gab es einige Monatespäter einen Lehrerwechsel. So wurde am01. Mai 1929 Lehrer Emil Rehmer nachKoblenz versetzt. Sein Nachfolger wurdeJohannes Tenelsen, der die Schule mitderzeit 33 Schülern übernahm. Nach sei-ner ersten Bestandsaufnahme war derAusbildungsstand der Klasse unbefriedi-gend. Einzelne Kinder des 7. und 8. Schul-jahres rechneten nur mit Mühe den Stoffdes 4. Grundschuljahres. Ebenso fehltenin der Erdkunde die elementarsten Vor-aussetzungen.Die Zeit des wirtschaftlichen Niedergangsforderte weitere Opfer. Infolge derschlechten Absatzlage schloß die Oedin-ger Ziegelei-Fabrik im Besitz der FamilieSchneider ihre Tore. Entgegen den münd-lichen Überlieferungen verwendete dieOedinger Kirchbauleitung keine Ziegelaus der hiesigen Ziegelei, sondern auseinem rechtsrheinischen Betrieb.Von Monat zu Monat verschlechterte sichdie wirtschaftliche Lage. Die Erwerbslo-senzahlen stiegen sprunghaft an. DieBauern erzielten nicht einmal die Selbst-kostenpreise für ihre landwirtschaftlichenErzeugnisse. In dieser Zeit war es einGlücksfall für unseren Ort, daß die neu-gegründete „Rheinische Kaolin und Peg-matit A.G.“ in Oberwinter im ostwärtigenTeil unserer Gemarkung Wald- und Busch-

land zu angemessenen Preisen kaufte,um hier die reichlichen Kaolinvorkom-men abzubauen. Die meisten OedingerArbeitslosen fanden hier eine Dauerbe-schäftigung.Der 01. Juli 1930 wurde zum Volksfest desRheinlandes, da bis zu diesem Tag dieFranzosen die Besetzung der restlichenBesatzungszone aufgaben. Auch unsereBürger feierten schlicht und würdig in derSchule, aber danach recht ausgelassen inden Gaststätten unseres Ortes.Der Männergesangverein beantragte dieStreichung der Lustbarkeitssteuer, die bis-her in Höhe von 5,00 Reichsmark erhobenwurde. Dem Antrag wurde ohne Wider-rede stattgegeben. Die Gemeinde wurdevon der oberen Schulbehörde aufgefor-dert, einen Schularzt unter Vertrag zunehmen. Dies lehnte der Gemeinderat abmit der Begründung: „daß bei dem gutenGesundheitszustand der Oedinger Bevöl-kerung gesundheitliche Störungen beiden Kindern nicht zu befürchten waren,zumal auch Unterernährungen bishernicht festgestellt wurden.“Ein anderes Problem war die rückständi-ge, unregelmäßige Postverbindung. DerGemeinderat beantragte daher, die Post-verteilung aufs Land von Remagen aus zubetreiben. Bisher geschah dies aus BadGodesberg.Am 28. Dezember veranstaltete die Schu-le erstmals seit ihrem Bestehen eine öf-fentliche Weihnachtsfeier. Etwa 200 Ein-wohner hatten sich zur Feier des Tageseingefunden und erlebten ein anspruchs-volles Programm. Neben Gedichten, ge-sanglichen Darbietungen sowie gemein-sam gesungenen Liedern wurden auchvon den Kindern 2 Weihnachtsmärchenaufgeführt. Die festliche Veranstaltungfand großen Anklang und erbrachteSpenden in Höhe von 47,00 Reichsmark,

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DIE WIRTSCHAFTSKRISE

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die für die Auffrischung der Schulbüche-rei verwandt wurden.Der Winter und das Frühjahr anno 1931waren recht mild und günstig für dieLandwirtschaft, so daß die Aussaat sehrgut gediehen war. Doch am 05. Augustwurden alle Hoffnungen auf eine gutErnte zunichte gemacht. Ein Jahrhunder-tunwetter tobte über Remagen Stadt undLand mit Schwerpunkt Oedingen. Unge-heure Regenmassen mit schweren Hagel-schlägen überschwemmten unseren Ortund die Äcker der ganzen Gemarkungund führten bis ins „Drachenfelser Län-dchen“ zu Überflutungen der Bäche, diesich in reißende Flüsse verwandelten. Daserntereife Getreide wurde zum größtenTeil vernichtet, wie auch die umliegendenObstkulturen. Das Ausmaß der Schädenkonnte man danach beurteilen, daß denLandwirten ein Hagelschaden von 95 %ersetzt wurde.Die Remagener Chronik berichtet überdieses Unwetter: „Am 05. August nach-mittags gegen 6 Uhr verfinsterte sichplötzlich der Himmel unter gewaltigenGewitterwolken, es brach unter Blitz undDonner ein Unwetter los, wie es die Ge-gend lange nicht mehr gekannt hat. DerUnkelbacher Bach wurde zu einemreißenden Strom, der alles wegriß, wasihm im Wege stand. In der GemarkungOedingen verwüstete ein Hagelschlag beidiesem Unwetter die Ernte, besondersden auf dem Halm stehenden Hafer unddie Hackfrüchte total.“Im Mai 1931 hatte die Schule erstmals dieElternschaft zu einer Schulversammlungeingeladen. Es wurden allgemeine Schul-fragen und insbesondere die sittliche Ge-fährdung unserer Jugend diskutiert. DieVersammlung beschloss mit folgendenMaßnahmen den sittlichen Verfall derschulentlassenen Dorfjugend einzudäm-

men:Die Eltern sollten sich bemühen, in Ge-sprächen mit ihren Kindern und Jugend-lichen die Sittlichkeitsbegriffe hoch anzu-stellen;Jugendliche sollten beim Paarungsakt inder Viehzucht nicht zugegen sein;Der Verkehr der Schulkinder mit schul-entlassenen Jugendlichen sollte soweitwie möglich unterbunden werden;Für die schulentlassene Jugend sollte einSportplatz hergerichtet werden, um demMüßiggang in der Freizeit abzuhelfen.Der Gemeinderat beschloß bald daraufdie Bereitstellung des 30 Hektar großenGemeindegrundstückes „Auf der Heide“für Sportzwecke der Jugendvereine.Am 12. Juni 1932 feierte der Männerge-sangverein „Cäcilia“ Oedingen sein50jähriges Jubiläum. Dieses Fest wurdeunter der Regie des Vorsitzenden WilliMüller und der Stabführung von Johan-nes Tenelsen zu einem beispiellosen Dorf-fest. Die Oedinger vergaßen ihre wirt-schaftlichen Sorgen, die Unsicherheit imOrt und in der ländlichen Umgebung,Einbrüche und Felddiebstähle und feier-ten 3 Tage und Nächte lang mit Gesang-vorführungen, Platzkonzert, Fahnenwei-he, Umzüge und Tanzvergnügen. DerMGV hatte eigens eine große Tribüne aufder Wiese der Familie Schmal zwischender Gertrudiskirche und dem Anwesendes Landwirts Velten an der Dorfstraßeaufgebaut. Das ganze Dorf war mit Bir-ken, Fahnen und Girlanden geschmückt.Das Fest war so fröhlich und heiter, daßauch der sehr besonnene und ernst ver-anlagte Gemeindevorsteher Johann Bun-gard II in eine derart ausgelassene Stim-mung geriet, daß ihn seine Mitbürgernicht wieder erkannten. Viele Gastverei-ne aus der näheren und weiteren Umge-bung beteiligten sich an dem Fest.

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Oedingen hatte von jeher eine friedlie-bende Bevölkerung. Dennoch nahm inden letzten Jahren, ausgelöst durch dieWirtschaftskrise, die Unsicherheit aufdem Lande gewaltig zu. Die ersten Früch-te (Erdbeeren und Kirschen) wurden re-gelmäßig nachts gestohlen. Daran hatteman sich schon gewöhnt. Es wurde erstrichtig kriminell, als im vergangenen Jahrvier maskierte Banditen den alten 85jähri-gen pensionierten Lehrer Winzen über-fielen und ihm etwa 16.000,00 Reichs-mark gestohlen haben; die gesamten Er-sparnisse, die der allein lebende, äußerstgenügsame Junggeselle im Hause aufbe-wahrte. Im Winter wurde die WirtschaftVilz von Dieben heimgesucht, die geradeein Faß Cognac aus dem Saal herausrollenwollten. Durch die verursachten Geräu-

sche erwachte die Witwe Vilz und konntedie Einbrecher durch lautes Schreien ver-treiben. Bald darauf wurde auch imHause des arbeitslosen Hubert Braun ein-gebrochen. Die Diebe stahlen ihm den be-sten blauen Anzug. Besonders zur Ernte-zeit waren die Feld- und Obstdiebstählean der Tagesordnung. Trotz verstärkterFeldwachen war den Umtrieben nichtbeizukommen.Im Herbst 1932 wurde vom Amt Remagengefordert, sich an der Winterbeihilfe zubeteiligen. Der Gemeinderat lehnte die-ses Ersuchen in Bausch und Bogen ab. Erwar der Ansicht: „daß der kleine Ort Oe-dingen von Obdachlosen, Wohltätigkeits-Vereinen und Klöstern mit Sammlungenvon Lebensmitteln überlaufen würde unddeswegen eine besondere Winterhilfe für

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Der MGV „Cäcilia“ im Jubiläumsjahr 1932

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Oedingen nicht in Frage käme.“ Was dieArmen in der Gemeinde betraf, so wurdevon hier aus für sie gesorgt.Um die Jahreswende wurde die Solidar-bereitschaft weiter strapaziert. So am 08.Januar 1933, da versammelte sich der Oe-dinger Gemeinderat, um über die Vor-schläge des Bürgermeisters zur Festset-zung einer Amtsumlage im Bereich derBürgermeisterei Remagen-Land zu bera-ten. Betroffen waren die GemeindenOberwinter, Bodendorf, Unkelbach undOedingen. Oberwinter sollte 60% derUmlage, die drei übrigen Gemeinden zu-sammen 40% aufbringen, um den mar-oden Haushalt Oberwinters zu sanieren.Die Oedinger sperrten sich gegen dieHöhe der Umlage und forderten, den von

ihnen verlangten Beitrag auf ein erträgli-ches Maß herabzusetzen. In der Begrün-dung hieß es, daß Oberwinter in den letz-ten 10 Jahren zu wenig Steuern erhobenhätte und weit über seine Verhältnisselebte.Der Gemeinderat hatte seit langer ZeitProbleme mit seinen zahlungsunfähigenPächtern des Gemeindelandes. Es bliebdem Gemeindevorsteher Johann Bun-gard II keine andere Wahl, als gegen diePächter, die mit ihrer Pacht über ein Jahrim Rückstand waren, mit Zahlungsbefeh-len vorzugehen. Er erhielt zusätzlich vomGemeinderat die Vollmacht, weitere nochhärtere Maßnahmen zu veranlassen, fallser mit den bisher getroffenen keinen Er-folg haben sollte.

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DIE WIRTSCHAFTSKRISE

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Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hit-ler Reichskanzler. Das war das Ende

der Weimarer Republik und der Beginndes verkündeten „Tausendjährigen Rei-ches“. Die Oedinger nahmen kaumKenntnis von diesen Vorgängen. Sie hat-ten ihre eigenen Probleme und vertrau-ten im übrigen dem Papst und ihremOrtspfarrer Peter Winand, der demneuen Kanzler mißtrauisch gegenüberstand.Schon am 07. März wurden die erstenReichstagswahlen unter dem neuen Regi-me durchgeführt. In Oedingen entfielenauf die noch zugelassenen verschiedenenParteien folgende Stimmen: 22 NSDAP(1), 5 SPD (14), 2 KPD (0), 105 Zentrum(111), 9 Deutschnationale (5), 3 DeutscheVolkspartei (3) (in Klammern die Stimmender letzten Reichstagswahl in der Weima-rer Republik). Die 8 Tage später durchge-führten Kommunalwahlen brachten inOedingen folgende Ergebnisse: NSDAP11, SPD 1, DKP 1, Zentrum 114, Deut-schnationale 8 Stimmen. Die Wahlergeb-nisse machten überzeugend deutlich, daßdie Oedinger nicht mit wehenden Fahnenins III. Reich marschiert sind.Danach wurden am 03. April die neu ge-wählten Gemeinderatsmitglieder Hein-rich Winzen, Gerhard Schmahl, Peter Vo-gels, Apollinar Vilz und Heinrich Krahforstverpflichtet und in ihr Amt eingeführt.Die neuen Ratsmitglieder wählten Jo-hann-Josef Bungard II wieder zum Ge-meindevorsteher und Heinrich Winzen zuseinem Stellvertreter.Ende Juli erteilten die Nationalsozialistendem vom Zentrum geführten OedingerGemeinderat die erste Lektion (Auswir-

kung des Ermächtigungs-Gesetzes vomMärz). Der Fraktionsführer der NSDAP,Pfeifer, im Remagener Stadtrat sowie derOrtsgruppenleiter der NSDAP-Ortsgrup-pe Remagen, Raab, machten dem Ge-meinderat klar, daß ab sofort keine mar-xistischen oder sozialdemokratischen Mit-glieder im Gemeinderat vertreten seindurften und in Zukunft nur noch nachden politischen Vorgaben der National-sozialisten gehandelt werde. Die hiesigenRatsmitglieder wurden urkundlich ver-pflichtet, als Hospitanten an kommunal-politischen Kursen in Remagen teilzuneh-men.Im laufenden Haushaltsjahr 1934 wurden300% Steuern auf das Grundvermögenund 360% auf Gewerbe, Kapital und Er-trag erhoben. Schwierigkeiten bereitetendem Gemeinderat die hohen Sanierungs-kosten für die im schlechten Zustand vor-handene Dorfstraße im Etat unterzubrin-gen. Sie wurden letztlich auf die nächsten3 Jahre verteilt.Im Juni wurde die Ortssatzung überHand- und Spanndienste in der Gemein-de Oedingen neu festgesetzt. Danachwaren im laufenden Kalenderjahr proMorgen bewirtschaftetes Land 8 StundenHandarbeit zu leisten. Die Besitzer einesPferdes wurden 3 mal 8 Stunden und dieEigner eines Fuhrwerks mit 2 und mehrPferden wurden 5 mal 8 Stunden zu Ge-meinde-Dienstleistungen herangezogen.Diejenigen Grundbesitzer, welche ihre Ar-beit nicht selbst ausführen konnten, hat-ten je Pflichtstunde 40 Pfennig an die Ge-meindekasse zu entrichten.Nach den neuesten gesetzlichen Verord-nungen wurden im Oktober die Amtsbe-

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zeichnung „Gemeindevorsteher“ in„Dorfschulze“ umbenannt und die Zu-sammensetzung der Gemeindeältesten-räte vom Dorfschulzen Johann Bungard IIverpflichtet. Erster Schöffe: Anton Schä-fer, die Gemeindeältesten: Inozens Drols-hagen, Peter Vogels, Heinrich Krahforstund Peter Velten. Leider wurde nichtüberliefert, nach welchen Kriterien dieAuswahl stattgefunden hat.Die Preußische Regierung für Wissen-schaft, Kunst und Volksbildung bewilligte4.000,00 Reichsmark für die Erweiterungdes Schulgebäudes mit der Auflage, daßdie Gemeinde die Restkosten in Höhe von2.000,00 Reichsmark selbst übernehmenmußte.Zu Beginn des Jahres 1935 wurde die vomDorfschulzen aufgestellte Liste für dieBürgersteuer von den Dorfältesten ge-prüft und nach einigen Änderungen ge-nehmigt. Das Wassergeld, im Volksmundauch der „Wasserzins“, wurde wie folgtfestgesetzt: ein Haushalt bis zu 5 Perso-nen ohne Viehzeug hatte pro Jahr 10,00Reichsmark zu zahlen, für jede weiter Per-son waren 1,50 Reichsmark fällig. Fürjedes vorhandene Pferd und jedes StückRindvieh mußten pro Jahr 6,00 Reichs-mark entrichtet werden, jedes Fohlensowie übriges Jungvieh kosteten 2,00Reichsmark. Für einen Geschäftsbetriebsowie den Besitz eines Wasserklosettswurden extra je 5,00 Reichsmark erho-ben. Der Wasserzins war so hoch ange-setzt, daß Kleinhäusler und Kleinackererihn nicht voll bezahlen konnten. Es wurdedaher denjenigen eine Ermäßigung von50% zugebilligt, die ihr Vieh während derSommermonate auf die Weide brachten.Der Haushaltsplan sah für das laufendeJahr an Einnahmen 7.490,00 Reichsmarkund an Ausgaben 11.350,00 Reichsmarkvor, so daß ein Fehlbetrag von 3.860,00

Reichsmark ausgewiesen wurde. Es bliebnicht aus, daß dieser Etat vom Landrat be-anstandet wurde; insbesondere verlangteer, die Kosten für den Straßen- und We-gebau niedriger anzusetzen und die Bür-gersteuer zu erhöhen. Die Gemeindeging einen Kompromiß ein, in dem sie inden nächsten Jahren durch Einsparungenden Fehlbetrag ausgleichen wollte. DieHand- und Spanndienste, im Volksmundauch „Frohndienste“ genannt, wurdenim Bereich der Handleistungen von 8 auf6 Stunden pro Morgen bewirtschafteterFläche herabgesetzt.Im März wurde die bisherige Pflichtfeu-erwehr (jeder Hauseigentümer hatte imFalle der Brandgefahr einen Mann zu stel-len) aufgelöst und statt ihrer eine Freiwil-lige Feuerwehr des Ortspolizeibezirks Re-magen neu gegründet. Die OedingerGründungsmitglieder waren Peter Jung-bluth, Führer und Brandmeister des hiesi-gen Halblöschzuges; sein StellvertreterHeinrich Sonntag, OberlöschmeisterAnton-Josef Henseler, SpritzenführerJosef Braun und Trompeter Josef-HubertVilz sowie 15 Mannschaftsmitglieder. DieAusrüstung war sehr bescheiden. Sie be-stand aus einigen Leder-Wasserkübeln,einer Handdruckspritze, 4 Ausstelleiternund einigen Einreißhaken.Die im Vorjahr verfügte Amtsbezeich-nung „Dorfschulze“ wurde schnell wie-der in „Bürgermeister“ geändert. Gleich-zeitig wurden den Gemeinden von 150bis 450 Einwohnern außer dem ehren-amtlichen Bürgermeister 2 Beigeordneteund 4 Gemeinderäte zugestanden. DerBürgermeister erhielt als Aufwandsent-schädigung 96,00 Reichsmark pro Jahr.Zum neuen Gemeinderat gehörten dieOedinger Johann-Josef Bungard II, Bür-germeister; Anton Schäfer, 1. Beigeord-neter; Wilhelm Müller, 2. Beigeordneter;

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Heinrich Krahforst, Inozens Drolshagen,Peter Vogels und Peter Velten als Ge-meinderäte.Ende des Jahres wurden in der Gemeindeverschiedene Leute arbeitslos, 3 davonwaren sogar auf Wohlfahrtsunterstüt-zung angewiesen. Sie mußten nach denGemeindestatuten Pflichtarbeiten an denGemeindegräben leisten.Im Mai 1936 gab es Veränderungen imGemeinderat. Heinrich Krahforst undPeter Velten waren nicht mehr vertreten.An ihre Stelle traten Andreas Velten undJohann Tenelsen. Der Bürgermeister, dieBeigeordneten und die Gemeinderats-mitglieder wurden erstmals von derNSDAP-Gauleitung für die Dauer von 6Jahren ernannt.Der Lehrer Tenelsen, von höherer Stellebedrängt, hatte seine liebe Not, seineSchüler in die Staatsjugend (Jungmädelund Jungvolk) zu bekommen. Der Wider-stand der Eltern und mangelnde Bereit-schaft der fähigen Schüler hier Verant-wortung zu übernehmen, ließen die eifri-gen Bemühungen immer wieder schei-tern. Nach einer erneuten, intensivenWerbung unter den Eltern erklärten sichdiese mit dem Eintritt ihrer Kinder in dieStaatsjugend einverstanden unter derVoraussetzung, daß der Dienst in Oedin-gen stattfand. So traten der Jungmädel-schaft 11 Mädchen und dem deutschenJungvolk 5 Knaben bei. Schon 8 Tage nachder Gründung hatten alle Mädchen ihreUniformen beschafft. Die Lösung derFührerfrage war unbefriedigend. Derganze Dienst des Jungvolks war ein Fuß-ballspiel am Samstagnachmittag. DieMädchen erlernten immerhin einige Lie-der, ansonsten vertrieben sie sich dieDienstzeit mit Handarbeiten. Schon nachkurzer Zeit zeigte sich, daß einige Kinderjede Gelegenheit nutzten, um dem Dienst

fernzubleiben.Von April bis Weihnachten wurden 60Mädchen aus Halle a. d. Saale im Land-jahrlager Oberwinter einquartiert. Nebender körperlichen und weltanschaulichenSchulung sollten diese Kinder der Groß-stadt insbesondere die Landarbeit desBauern kennen und schätzen lernen. Zudiesem Zwecke wurden durchschnittlich20 bis 25 Mädchen bei den Oedinger Bau-ern untergebracht, denen sie eine will-kommene Hilfe waren, denn sie warenanstellig und fleißig. Mit einem fröhli-chen Abend verabschiedeten sich die Mä-dels im Dezember und kehrten kurz vorWeihnachten wieder in ihre Heimatzurück.Ein kleiner Beitrag zur gesellschaftlichenEntwicklung der letzten 20 Jahre vom hie-sigen Lehrer Tenelsen gibt uns interessan-te Aufschlüsse. Im Jahr 1928 besuchten 72Kinder die Oedinger Schule. Sie kamenaus kinderreichen Familien mit durch-schnittlich 7 Kindern. Im Berichtsjahr 1938waren es im Schnitt nur noch 4 Kinder proFamilie, das führte zu einem Rückgangauf 36 schulpflichtige Mädchen und Kna-ben. Diese Verminderung ist in den rück-läufigen Zahlen der Eheschließungen undden zeitgemäßen Familienplanungen zusuchen. so hielten sich Sterbefälle und Ge-burten gerade noch die Waage. Bis zum I.Weltkrieg war Oedingen noch ein fast rei-nes Bauerndorf. Nur wenige Einwohnerwaren als Arbeiter in der Umgebung be-schäftigt, z.B. im Steinbruch Unkelbach.Erst nach dem Krieg brachten die Er-schließung der Bodenschätze (Kaolin) imOstteil der Gemarkung Oedingen denhiesigen Einwohnern ergiebige Arbeits-plätze. Bauernsöhne, die keine Aussichtauf Hofbesitz hatten, nahmen dort ihreArbeit auf. So waren im Berichtsjahr bei270 katholischen Einwohnern nur noch

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28 Familienoberhäupter Landwirte, dierestlichen 21 standen in einem fremdenArbeitsverhältnis. Viele kleine Höfe littenunter dem Mangel an ertragreichenAckerflächen. Hier schuf die neue Reichs-führung Abhilfe und sorgte im Rahmendes „Vierjahres-Planes“ für die Kultivie-rung nutzloser Busch- und Ödflächen. Sowurde auch in Oedingen der minderwer-tige Wald im Ostteil unserer Gemarkungin die Planung einbezogen, um schließlich80 Morgen fruchtbaren Ackerlandes zugewinnen. Der Staat bewilligte einen be-trächtlichen Zuschuß, die Restkosten wur-den in zinsgünstigen Darlehen gewährt.Mit dem Beginn der Arbeiten sollte imRahmen des Notstandsprogrammes imFrühjahr des nächsten Jahres begonnenwerden. Eifrig bei der Sache hatten schonEnde Januar 1938 die Waldbesitzer ihreBaum- und Buschbestände im Gebiet desneu zu erschließenden Ackerlandes ab-geholzt, so daß am 01. Februar 50 Ro-dungsarbeiter mit den notwendigenGeräten und Maschinen ihre Arbeitenaufnehmen konnten. Es ging rasch vor-wärts, um das Planziel möglichst pünkt-lich zu erreichen. Schon im Herbst konn-ten bereits die neu kultivierten Acker-flächen bestellt werden. So weit der Be-richt des Lehrers.Im Februar 1938 zogen schwere Unwetterund Sturmböen über unser Dorf. VieleDächer und beide Kirchtürme wurdenschwer beschädigt. Das 3 Zentner schwe-re Kreuz mit Hahn auf dem Turm der Ger-trudiskirche wurde zunächst zur Seite ge-drückt und stürzte dann zur Erde herab.Dabei wurde die Lichtleitung zu Bodengerissen und hätte beinahe ein kleinesKind getötet.Am 05. April 1938 wurde der Gemeinde-rat einberufen, um die Mitglieder auf dieVolksbefragung am 10. April einzustim-

men. Die Gemeinderäte würdigten denReichskanzler und Führer Adolf Hitler alsden Förderer, Schützer und Gestalter„Großdeutschlands“ und sahen es alsselbstverständliche Pflicht des Dankes an,daß sie und mit ihnen alle stimmberech-tigten Oedinger vollständig mit freudi-gem Herzen dem Führer das „Ja“ gaben.Am 25. Oktober verunglückte der SohnPeter des Landwirtes Johann Bungard III,tödlich. Er war mit der Kartoffelernte be-schäftigt, als plötzlich die vor der Kartof-felmaschine eingespannten Pferde scheu-ten und durchgingen. Dabei kam der Bau-erssohn zu Fall und geriet unter dieschwere Maschine. Er wurde noch nachRemagen ins Krankenhaus gebracht, woer während der Einlieferung verstarb.Am 02. April 1939 traf sich der Kreisleiterder NSDAP, Meink, mit den Gemeinde-ratsmitgliedern Tenelsen, Velten und Vo-gels sowie dem 1. Beigeordneten Schäfer,um mit ihnen über die Berufung des JosefVilz zum Ortsvorsteher von Oedingen zusprechen. Die Beteiligten akzeptiertenden Vorschlag des Kreisleiters. Schoneinen Monat später trat der bisherigeBürgermeister Bungard II zurück. DerAmtsbürgermeister Dr. Kemming würdig-te die Verdienste Bungards, die er sichwährend der 29jährigen Verwaltung sei-nes verantwortlichen Amtes erworbenhätte. Für Oedingen war Bungard wegenseiner väterlichen Sorge um das Wohler-gehen der Gemeinde und auch des ein-zelnen ein Begriff, ein würdiger Reprä-sentant des Dorfes, der überall geachtetund geehrt wurde. Sein Nachfolger alsOrtsbürgermeister wurde Josef Vilz. Nacheinigen Auswechslungen setzte sich derGemeinderat nun wie folgt zusammen:Ortsbürgermeister Josef Vilz, 1. Beigeord-neter Anton Schäfer, 2. BeigeordneterPeter Jungbluth, Gemeinderatsmitglie-

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der: Peter Vogels, Anton Velten, JohannesTenelsen und Hans Gielsdorf.Der Gemeinde wurde der Eigenbetriebdes Gemeindewasserwerkes als Sonder-vermögen zugeordnet. Dieses betrug24.946,00 Reichsmark, demgegenüberstanden 944,00 Reichsmark an Schulden.Die sich aus der Eigenbetriebsverordnungergebenden Handlungen wurden sach-gerecht vom Wasserversorgungs-Zweck-verband Remagen wahrgenommen.Noch im selben Jahr wurde die Gemein-delandverpachtung mit zeitgemäß ange-paßten Pachtgebühren neu durchge-führt.Die Jagd wurde wieder für weitere 9Jahre unter unveränderten Bedingungen

dem bisherigen Pächter Josef Nägele ausRemagen übertragen. Weiter wurde be-schlossen, den im sehr schlechten Zustandbefindlichen Ortsverbindungsweg nachOberwinter im Rahmen der Hand- undSpanndienste auszubauen.Im Rahmen der Kinderlandverschickungwurden 8 Kinder aus Baden und 2 ausdem Ruhrgebiet bei hiesigen Familien un-tergebracht. Innerhalb von 6 WochenAufenthalt in Oedingen hatten sich dieseKinder dank der vorbildlichen Betreuungprächtig erholt und konnten so ihreHeimreise mit 4 bis 6 Pfund Gewichtszu-nahme und schönsten Erinnerungen andie Oedinger antreten.

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In der Nacht vom 31. August zum 01.September 1939 begann der 2. Welt-

krieg mit dem Einmarsch Deutscher Trup-pen in Polen. Großbritannien und Frank-reich, mit Polen verbündet, erklärtendaraufhin Deutschland den Krieg. Nunüberstürzten sich die Ereignisse. In Oe-dingen wurden alle wehrfähigen Män-ner zu den Waffen gerufen. Noch in derNacht zum 02. September mußten einigeihre Koffer packen und sich in Ahrweilerstellen. Danach kamen fast jeden Tagneue Kriegsbeorderungen. Neben denalten Landwehrmännern des I. Weltkrie-ges waren es die Reservisten der neuenWehrmacht sowie kurzfristig ausgebil-dete Soldaten. Nach dem 18-Tage-Feld-zug in Polen wurde der größte Teil derdeutschen Wehrmacht im Westen kon-zentriert. Auch in unserem Dorf gab esEinquartierungen. Als erste kamen Ge-birgsjäger, die in großer Zahl, etwa 200,hier untergebracht werden mußten. Diebeiden Wirtshaussäle Bungard und Vilzvermochten nur Teile der Einheiten auf-zunehmen. Die übrigen wurden in Pri-vatquartieren untergebracht und fühl-ten sich als die Bevorzugten. Diese Sol-daten wurden von ihren Quartiergebernauch verpflegt. Der Dienst war erträg-lich. Zur Abwechslung wurde mit demReichssender Köln im Saal Vilz mehrmalsein bunter Abend veranstaltet, an demdie Quartiergeber teilnehmen durften.Lehrer Johannes Tenelsen berichtet überdiese Wochen, daß vom Herbst 1939 biszum Beginn des neuen Schuljahres 40/41die militärische Tätigkeit im Westen nursehr gering war. Die Soldaten freuten sichihres Lebens, zumal der Dienst nicht sehr

anstrengend war. Auch für Unterhaltungwurde hinreichend gesorgt. Daß aberdrohende Entscheidungen in der Luftlagen, spürte jeder.Nach einer Polizei-Verfügung wurde 1940der Bau eines Luftschutzkellers in derSchule angeordnet. Der bereits vorhan-dene Keller mußte um 70 cm vertieft wer-den, um die vorgeschriebenen Ausmaßezu erreichen. Der Aushub wurde in Hand-und Spanndiensten bewältigt. Die Ne-benstraßen im Dorf waren durch motori-sierte Abteilungen der Wehrmacht sostark beschädigt worden, daß sie kaumnoch befahrbar waren. Die Gemeindemußte bei der Wehrverwaltung die Ko-stenübernahme für die notwendigenAusbesserungsarbeiten beantragen.Wie ein Blitz aus heiterem Himmel ver-kündete am 09. April 1940 der deutscheRundfunk den Beginn des Feldzugesgegen Dänemark und Norwegen. Als sichauch hier die Erfolgsmeldungen aneinan-der reihten, hoffte man auf eine baldigeEntscheidung des ganzen Krieges und sei-nem Ende.Am 10. Mai kündete der deutsche Rund-funk den Beginn des Westfeldzuges an.Die Oedinger Einquartierungen rücktenangeblich zu einer Übung am 09. Mai aus.Sie kehrten aber nicht mehr in ihre Quar-tiere zurück. In knapp 6 Wochen war derWestfeldzug beendet.Im Juni traf in Oedingen die erste Nach-richt vom Tode des Soldaten Peter Vogels,Sohn der Witwe August Vogels, Dorf-straße 37, ein. Er wurde gleich zu Beginndes Krieges einberufen und in einem Bun-ker des Westwalls stationiert. Hier er-krankte er an einer Bauchfellentzündung

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und verstarb auf dem Hauptverbands-platz in Merzig, wo er auf dem Soldaten-friedhof bestattet wurde.Der Ortsbürgermeister Vilz wurde 1941zur Wehrmacht einberufen; seine Vertre-tung im Amt übernahm der erste Beige-ordnete Anton Schäfer. Vordringlich er-schien den Dorfältesten der Ausbau desOberwinterer-Weges im Rahmen derHand- und Spanndienste.Am 20. Mai hatte Oedingen das zweiteKriegsopfer zu beklagen, es war der Sol-dat Peter Schulte. Er verunglückte in Aus-übung seines Dienstes in einer Gefange-nen-Wachkompanie.Der Krieg, dessen Ende schon herbeige-sehnt wurde, ging unvermindert weiter.Nachdem es im ersten Halbjahr ruhig anallen Fronten war, marschierten am 22.Juni 1941 deutsche Truppen in Rußlandein, wo sie nach siegreichen großen Kes-selschlachten bis zum Wintereinbruch dievorderste Front auf der Linie Leningrad,Moskau, Orel, am Don entlang bis zumSchwarzen Meer erreichten. Noch im Junibegann auch der Balkanfeldzug, in demnach nur drei Wochen der gesamte Bal-kan einschließlich der MittelmeerinselKreta besetzt wurde.Das Dorfleben war vom Krieg geprägt.Die wehrhaften Familienväter sowie diejungen Männer standen im Kriegsdienst,so daß die Mütter mit ihren Kindern undden Senioren die landwirtschaftlichen Ar-beiten unter schwersten körperlichen An-strengungen verrichten mußten. Diestrengen Rationierungen, Abgabe derlandwirtschaftlichen Erzeugnisse undknappe Zuteilungen für den Eigenbedarf,brachten manche Familien an den Randder Verzweiflung. Die allgegenwärtigenÜberwachungen ließen auch in extremenNotfällen keine Übertretungen zu. Amschlimmsten waren die Normalverbrau-

cher betroffen.Das nächste Kriegsopfer war HeinrichSchmahl, gestorben am 22. September1942 in einem Heimatlazarett nach einerheimtückischen Krankheit, die er sich imKriegsdienst zugezogen hatte. Um ihntrauerten die hinterbliebene Ehefrau unddrei unmündige Kinder.Am 03. April 1943 verstarb der Uffz. Peter-Anton Vogels in einem Feldlazarett derOstfront an den Folgen einer Krankheitim Kriegsdienst.In der großen militärischen Lage trat eineentscheidende Wende ein. Unsere Trup-pen, die bisher siegreich halb Europaunter die Herrschaft Deutschlands ge-bracht hatten, mußten ihre erste schwereNiederlage bei Stalingrad hinnehmen. ImJuli-September landeten die Alliierten aufSizilien und in Italien. Im eigenen Landwurden die Lebensmittelzuteilungenimmer knapper und die Urteile gegenVerstöße immer härter bis hin zur Todes-strafe.Im Herbst fielen der Uffz. Heinrich Ber-hausen und der Feldwebel Mathias Bun-gard an der Ostfront. Im Mai 1944 starbder Obergefreite Josef Weber den Krieg-stod auf dem Montecassino in Italien.Anfang August 1944 begann das neueSchuljahr in einer bereits schicksalsschwe-ren Zeit. Der hiesige Lehrer Tenelsen be-richtete damals: „Im Juni dieses Jahres ge-lang den westlichen Alliierten die Lan-dung auf der französischen Halbinsel Co-tentin (Normandie). Die Hoffnung allerDeutschen, daß unsere Wehrmacht siebald wieder von dort vertreiben würde,hatte sich nicht erfüllt. Der Gegner durch-brach die deutsche Abwehrfront beiAvranches und seine Panzer konnten un-gehindert in das französische Hinterlandeindringen. Seitdem befanden sich unse-re Truppen auf andauerndem Rückzug,

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der einer Flucht gleichkam. Die feindli-chen Flugzeuge kamen in immer größe-ren Verbänden bei Tag und Nacht, so daßeine geregelte Arbeit nicht mehr möglichwar.“Da der hiesige Lehrer auch die Vertretungin Unkelbach übernehmen mußte, konn-ten die Oedinger Kinder auch weiter nuran 3 Tagen in der Woche unterrichtetwerden. Aber auch an diesen 3 Tagen fan-den häufige Unterbrechungen durch Flie-geralarm statt.Der Ernst der militärischen Lage zwangdie Regierung zur Erklärung des Notstan-des. Jeder Deutsche wurde verpflichtet,die Arbeiten durchzuführen, die im Inter-esse des Volkes noch Wert besaßen. So er-hielten am 30. August viele Volksgenos-sen im nördlichen Ahrkreis auch ihre Not-dienstverpflichtung des zuständigen Gau-leiters, der sie zum Bau des Westwallsbzw. zu seiner Verstärkung einberief. InOedingen war zunächst nur der LehrerTenelsen betroffen, zu dem sich nach ei-nigen Tagen noch 4 weitere Oedinger ge-sellten. Sie wurden in einem größerenTransport des Ahrkreises zusammenge-stellt und in zwei Sonderzügen zur lu-xemburgischen Grenze gebracht, um dortdie Moselschutzstellungen auszubauen.Nach 10 Tagen harter Arbeit wurden dieArbeitseinheiten im Fußmarsch undanschließend mit einem Sonderzug nachMalberg in der Nähe von Kyllburg ver-legt. Hier zeigten sich schon erste Auflö-sungserscheinungen. Viele schritten zurSelbsthilfe und desertierten heimwärts.Nach 12 Wochen wurden auch die Oedin-ger, das letzte verlorene Häufchen, offizi-ell abgelöst und nach Hause geschickt.Der Soldat Cosmas Velten, Sohn derWitwe Josef Velten, wurde nach einemWeihnachtsurlaub 1944 auf der Rückfahrtvon Oedingen zu seiner Einheit in Köln

während eines feindlichen Bombenan-griffs getötet.Mitte Januar 1945 verfügte die Schul-behörde die Einstellung des gesamtenUnterrichts. Die dauernden Fliegeralarmemachten jede Arbeit unmöglich. Bereitsfrühmorgens stellten sich die Tieffliegerein und ließen die Menschen nicht mehrzur Ruhe kommen. Zudem rückte diefeindliche Front immer näher.Anfang März durchbrach der Feind diedeutsche Westfront, für den es von nunab kein Halten mehr gab. Schon am 05.März waren die Amerikaner in Euskir-chen. Niemand hier hatte erwartet, daßer bereits am 07. März in Oedingen ein-zog, an diesem Tage arbeitete keinMensch. Die tollsten Gerüchte wurdenverbreitet. Gegen 9 Uhr hißten einige dieweiße Fahne auf dem Kirchturm; es wardas Signal für alle Oedinger Bürger, weißeTücher aus ihren Fenstern zu hängen.Gegen 1 Uhr erschienen eine unüberseh-bare Reihe feindlicher Panzer, die vonWerthhoven über die Birresdorfer Höheauf Remagen zu marschierten. Von Ab-wehr war nichts mehr zu spüren. Alle hierwaren froh, daß das Dorf nicht in dasKampfgeschehen einbezogen wurde. ImVerlauf des Nachmittages kamen nur ei-nige amerikanische motorisierte Soldatenins Dorf, denen sich hier 3 zurückgeblie-bene deutsche Soldaten ergaben. In den nächsten Tagen belegte ein Vor-kommando amerikanischer Soldaten un-sere Dorfschule; alle anderen Häuser, diefür Einquartierungen geeignet erschie-nen, mußten geräumt werden. Die aus-gewiesenen Bewohner suchten in denverbliebenen Wohnungen Unterkunft.Vom Bentgerhof bis nach Mehlem fuhrenamerikanische Kampfwagen, Panzer undGeschütze auf und bekämpften von hieraus Ziele im Siebengebirge. Über unseren

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Ort wurde ein Ausgehverbot verhängt.Nur 3 Stunden am Tage durften die Be-wohner ihre Häuser verlassen. Bald ge-lang es dem Feind während der Kampf-handlungen die Remagener Ludendorff-brücke über den Rhein unversehrt inseine Gewalt zu bringen.Am 17. März 1945, dem Namenstag derhiesigen Pfarrpatronin „der Heiligen Ger-trud“, detonierte nachmittags gegen15.30 Uhr in unmittelbarer Nähe derSchule ein deutsches V-2 Geschoß mit ver-heerender Wirkung. Die Rakete wurdeum 15.15 Uhr aus der deutschen Feuer-stellung der Waffen-SS-Werfer-Abteilung500 bei Hellendorn/Holland, 40 km west-lich von Nordhorn, abgeschossen und warauf den vorgezogenen Divisionsgefechts-stand der Amerikaner gerichtet, der sichbehelfsmäßig auf der Obststreuwiese amWasserbehälter westlich der heutigenBurgstraße eingerichtet hatte. Eine Oe-dinger Bürgerin hatte die Rakete alsglühende Granate von etwa 1 m Länge(wirkliche Länge 14 – 16 m) vom Himmelsenkrecht herunter kommen sehen, die

auf der Johannisstraße (heute Burgs-traße) einen Krater von etwa 10 m Tiefeauswarf. Die auf der linken Straßenseitebefindlichen Häuser von Peter Müller, Nr.57, Peter Jungbluth, Nr. 58 und HeinrichAdams, Nr. 59 wurden weggefegt und dieTrümmer zum Teil weit fortgeschleudert.An der Stelle, an der die Rakete sich in dieErde eingrub, standen die 22jährige Ur-sula Jungbluth mit ihrer 20jährigenSchwester Gertrud und dem Polen AntonKonko im Gespräch. Sie hatten gerade dieStraße für den kommenden Sonntag ger-einigt und fanden plötzlich den Tod. Diesterblichen Reste wurden am Abend imStraßengraben und im Garten hinterGielsdorf gefunden. Der Pole AntonKonko lag verstümmelt im Garten vonHenselers.Unter den Trümmern der eingestürztenHäuser wurden noch 3 Tote geborgen. Eswaren die 65jährige Maria und der69jährige Ehemann Josef Müller sowiedas einjährige Söhnchen der Familie Hein-rich Adams.

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1945 Der von der Militärregierung wieder ein-gesetzte Ortsbürgermeister Johann Bun-gard II (bereits von 1910 bis 1939 im Amt)ließ als seine vordringlichste Aufgabe dasDach der Schule reparieren und die Fen-ster instand setzen, so rettete er zumin-destens die Bausubstanz des stark be-schädigten Gebäudes. Mehr war im Mo-ment nicht zu machen, da es an Baustof-fen aller Art mangelte.Am 1.10. wurde von der Militärregierungdie Wiedereinführung der Schulpflichtangeordnet. Die noch verfügbaren Lehrerwurden zunächst in Kursen mit demneuen demokratischen Lehrstoff vertrautgemacht und konnten danach mit demUnterricht beginnen. So wurde am 1.11.die hiesige Schule mit ihrem alten LehrerTenelsen behelfsmäßig im WirtshauslokalBungard eröffnet. Als Symbol christlichenSchulunterrichts wurde das 1939 aus derSchule entfernte Kruzifix wieder aufge-stellt. Die Schülerzahl betrug mit denNeuzugängen von 5 Knaben und 4Mädchen insgesamt 41 Schüler, die je-doch nicht gemeinsam in dem kleinenRaum unterrichtet werden konnten. Siewurden in 2 Stufen eingeteilt und jeweilsam Vormittag bzw. am Nachmittag un-terrichtet.Bereits am 2.Juni mußten die nach demKrieg verbliebenen Feuerwehrmänner inunserm Ort dem Amtsbürgermeister inRemagen gemeldet werden. Es warenneben dem Truppführer Peter Jungbluthnoch 15 Wehrmänner, überwiegend Ju-gendliche. Alle wurden darauf im Augustan Hand einer neuen Dienstanweisung

für ihren Gemeinschaftsdienst verpflich-tet. Die Uniform mußte in Farbe und Zu-schnitt der aus der Zeit vor 1933 entspre-chen. Als Schutzhelme wurden die Luft-schutzhelme bzw. Stahlhelme, mitweißem Anstrich versehen, weiter ver-wendet.Die Lebensmittelversorgung brach völligzusammen. Schon über einige Monatehinweg konnte dem Einzelnen das Exi-stenzminimum nicht mehr zugesichertwerden. Kurz nach der Ernte hatten diebegüterten Bauern ihre landwirtschaftli-chen Erzeugnisse unter der Hand gegenRauchwaren, Textilien, sogar Teppicheund andere Luxusgüter eingetauscht,aber auch gegen Maschinenersatzteile,Baustoffe und Düngemittel. So hatten z.B.die Mühlen und Bäckereien in der Umge-bung kurz nach der Ernte kein Mehl undauch keine Backwaren anzubieten. DieStädter kamen in Scharen aufs Land, umLebensmittel zu hamstern. Felddiebstähle,Schwarzschlachtungen und Schwarz-brennereien nahmen in einem Umfangzu, den die Kontrollorgane nicht mehr inden Griff bekamen. Neid und Mißgunststörten das Gemeinschaftsleben.Entgegen der Misere organisierte dieDorfjugend schon im Spätherbst diesesJahres die erste Nachkriegskirmes im SaalVilz. Die Jugendlichen, kaum der Schuleentwachsen, kamen aus Nah und Fern,um hier die erste öffentliche Tanzveran-staltung zu erleben. Gegen 0:30 Uhr inder Nacht gab es ein böses Erwachen ausden schönsten Träumen in beschwingterStimmung. Eine französische Militärstrei-fe betrat den Saal und schloß unterAndrohung von harten Strafen die Ver-

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TEIL CCHRONIK ZUR GESCHICHTE DES ORTES OEDINGEN

VON 1945 BIS ENDE 2000

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anstaltung. Jugendliche, die sich nichtausweisen konnten, wurden zur Perso-nalfeststellung festgenommen. Der Wirtkam vor ein Militärgericht und wurdetrotz seiner glaubwürdigen Einlassungenzu einer Geldstrafe von 5000 RM undSchließung der Wirtschaft auf die Dauervon 6 Monaten verurteilt. Fünf weitereAngeklagte kamen mit einer Geldstrafevon je 250 RM davon.Die im Ahrkreis untergebrachten Flücht-lingsfamilien aus der benachbarten briti-schen Besatzungszone mußten auf An-ordnung der Militärregierung vom 28.11.die französische Besatzungszone verlas-sen. Sie hatten sich mit einem Fünftages-vorrat an Verpflegung in Ahrweiler zumelden und wurden von dort in einemSammeltransport über die Zonengrenzeabgeschoben, jedoch kamen nur wenigedieser Aufforderung nach. So auch vierOedinger Flüchtlingsfamilien, die auf ei-gene Faust den Ort verließen und in Fritz-dorf, Villip sowie in Köln ein neues Un-terkommen fanden.Zum Jahresende wurde der Ehefrau vonPeter Schmahl durch seinen Kameradenmitgeteilt, daß ihr Mann bereits im De-zember 1944 in russischer Kriegsgefan-genschaft gestorben war. Er war das 15.Oedinger Opfer des Krieges.

1946 Vom 23. bis 30.1. wurde hier in der fran-zösischen Besatzungszone eine Volkszäh-lung durchgeführt. Anders, wie bisher beideutschen Volkszählungen üblich, wur-den hier nicht die Personen nach Haus-halten erfaßt; sondern jede Person ein-zeln mit einem Fragebogen registriert. InOedingen wurden insgesamt 243 Perso-nen gezählt.Im ersten Drittel des Februars wurden alleLehrer des Kreises nochmals zu einem po-

litischen Umerziehungskursus in Ahrwei-ler zusammengefaßt.Im Mai brach die Lebensmittelversorgungvöllig zusammen. Nicht nur die Normal-verbraucher, sondern auch die Bauern(Selbstversorger) hatten darunter zu lei-den. Die Vorräte waren aufgebraucht,überwiegend von Hamsterern aus denGroßstädten. Ein kläglicher Rest wurdeals Saatgut, zurückgehalten. Um derHamsterei, vor allen Dingen auf demLande Einhalt zu gebieten, verstärktendie Franzosen entlang der Zonengrenzeihre Grenzpolizei-Posten. So wurde auchin Oedingen eine Gruppe stationiert, diemitten im Ort einen Schlagbaum errich-tete. An dieser Stelle wurden die Fahr-zeuge angehalten und kontrolliert, dieaus der Eifel kommend durch Oedingenan den Rhein wollten. Schon in kurzerZeit wurden hier tausende Liter Wein,mehrere 100 Ztr. Kartoffeln und sonstigeMangelware beschlagnahmt. Die Kartof-feln wurden an die Ortseinwohner teilszum Verzehr, teils als Saatgut verteilt.Nach einigen Wochen wurde die Kon-trollstelle aus dem Dorf auf die Land-straße nach Unkelbach in Höhe des Hei-dekreuzes verlegt, da es zwischenzeitlichzu Rangeleien zwischen den Grenzpostenund der Oedinger Jugend gekommenwar.Nach den Pfingstferien wurde der Schul-unterricht wieder in die neurenovierteSchule verlegt. Schreiner und Anstreicherhatten ihr Bestes getan, um den Schulsaalund die Lehrerwohnung in einen würdi-gen Zustand zu versetzen; allerdings bliebäußerlich alles noch im argen. Die Schul-pflicht wurde für die gegenwärtigenSchulbesucher um ein halbes Jahr verlän-gert, da die Kinder durch Kriegs- undNachkriegseinwirkungen zu viele Unter-richtsausfälle erlebt hatten.

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1946

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Am 19. Oktober, gegen 13 Uhr, wurde ausder Gertrudiskirche die etwa 500 Jahrealte Madonnenstatue mit dem Strahlen-kranz, ein Produkt spätmittelalterlicherrheinischer Kunst, gestohlen. Der Diebging dreist und offen zu Werke. Er stelltesein Fahrrad vor der Gertrudiskirche abund ging ruhigen Schrittes in die Kirche.Dort verpackte er die Statue in zwei Pa-piersäcke und verstaute sie auf demGepäckträger seines Fahrrades. Dann ver-ließ er eilends den Tatort in Richtung Zül-lighoven. Einige Zeugen hatten das Ge-schehen neugierig beobachtet. Sie gabenspäter zu Protokoll, daß sie angenommenhätten, die Statue würde zu ReparaturZwecken abgeholt. Die polizeilichenNachforschungen blieben ohne Erfolg.Im Herbst wurde eine allgemeine Volks-zählung in allen 4 BesatzungszonenDeutschlands durchgeführt.Im Gemeinderat gab es einige Verände-rungen. Der neu zusammengesetzte mitJohann Bungard II als Ortsbürgermeisterund den Gemeinderäten Stephan Adams,Peter Vogels, Josef Berhausen, FranzSchneider und Peter Vilz wurden vomAmtsbürgermeister Dr. Füth eingeführtund in Pflicht genommen. Dieser Ge-meinderat hatte den ersten ordentlichenHaushaltsplan für Oedingen nach demKrieg aufzustellen. Er betrug in Einnah-men 13.732 RM, in Ausgaben 14.600 RMund schloß mit einem Fehlbetrag von 868RM. Es wurde außerdem ein Ortsausschußgebildet, der dem Gemeinderat in allenwichtigen Fragen zur Seite stehen sollte.

1947 Die alten Pachtverträge für die Gemein-deländereien „Auf der Heide“ waren ab-gelaufen und sollten neu verhandelt wer-den. Nach einigen Unsicherheiten wurdedie Auktion auf 1948 vertagt, bis dahin

wurden die alten Verträge verlängert. ImApril wurde beschlossen, die kaum nochbefahrbaren Feldwege und das herunter-gekommene Feuerwehr-Gerätehaus in-stand zu setzen.Die freiw. Feuerwehr hatte sich inzwi-schen vollständig formiert und zählte be-reits 33 aktive Mitglieder. Die Militärre-gierung verlangte, daß der Personalum-fang in dieser Größenordnung festzu-schreiben war, andernfalls müßten Bür-ger für Ausfälle zwangsverpflichtetwerden.Am 30. Mai wurde in einer Sitzung desGemeinderats die erste gültige Hauptsat-zung nach dem Krieg erarbeitet und we-nige Tage später in Kraft gesetzt. Gleich-zeitig wurde die Jahresaufwandsentschä-digung für den Ortsbürgermeister auf1,50 RM je Ortseinwohner festgesetzt.Von diesem Betrag mußte er 25 % an denAmtsbürgermeister von Remagen ab-führen.Am 29. August feierten die Eheleute Mar-garete und Anton Klevenhaus das Festder „Goldenen Hochzeit“. Die Jubilarinhatte 18 Kindern das Leben geschenkt, 16davon blieben am Leben und sind trotzgrößter Not und Entbehrungen in ihrenKinder- und Jugendjahren während des 1.Weltkrieges, der Inflation, der Weltwirt-schaftskrise, der Notverordnungen usw.tüchtige, achtbare Bürger geworden. Dieganze Dorfgemeinschaft feierte erstmalswieder öffentlich das Jubiläum mit.

1948 Die Gemeinde trat kooperativ dem Volks-bund „Deutsche Kriegsgräberfürsorge“bei und zahlte dafür einen Jahresbeitragvon 20 RM. Dieser unbedeutende Beitragsoll nur verdeutlichen, wie sparsam dieOedinger seit jeher mit ihrem Geld um-gingen.

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1947

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Auf Vorschlag des neuen Amtsbürger-meisters Firsching wurde die Herstellungeines Gemeindewappens in Auftrag ge-geben. Der Entwurf zeigte eine Krone,welche an die Herrschaft Landskrone er-innern sollte, eine Glocke als Hinweis aufdie drei Oedinger Gertrudisglocken undeine Christrose sowie ein Spinnrechen, dieAttribute der Hl Gertrudis.

Das herausragende Ereignis dieses Jahreswar die Währungsreform am 20.6. in dendrei westlichen Besatzungszonen. Siewurde auf Anordnung der Besatzungs-mächte durchgeführt und war die Folgedes totalen Staatsbankrotts, hervorgeru-fen durch den erhöhten Notenumlaufnach dem II.Weltkrieg (vor 1939 = 9 Mrd.RM-, 1948 = 75 Mrd. RM). Dieser Kauf-kraftüberhang führte bei gleichzeitigemRückgang der Produktion zu einer unü-bersehbaren Inflation, die infolge Preis-festsetzungen und Rationierungen ver-

deckt als schwarzer Markt „Zigaretten-währung“ kursierte.Bisher kamen die Verbraucher auf Zutei-lungen von 800 Kalorien pro Tag, wenn esüberhaupt noch etwas zu verteilen gab.Ein minderwertiger Anzugstoff kostete3000 RM-, und mehr. Mit dem Stichtagder Reform wurde die RM außer Kurs ge-setzt und durch die neue DM (DeutscheMark) ersetzt. Jede Person in den dreiWestzonen erhielt gegen Abgabe von 60RM ein Kopfgeld von 60 DM; die Ausga-be geschah in zwei Raten, 40 DM sofortund 20 DM zwei Monate später. Die vor-handenen Guthaben der Bürger wurdenim Verhältnis 1:10 gekürzt. Von den ver-bleibenden 10 % wurden die Hälfte aufein Verfügungskonto, die übrige Hälfteauf ein Sperrkonto überwiesen. Letztlichverblieben von den alten Guthaben nur6% zur Verfügung in DM. Für die Kleins-parer bedeutete diese Währungsumstel-lung zunächst eine unverdiente Härte.Den Profit hatten diejenigen, die ihre Ver-mögenswerte auf dem Schwarzmarkt er-worben hatten. Dennoch gab dieWährungsreform der Wirtschaft einenungeahnten Auftrieb.Schon kurze Zeit darauf wurde der Ge-meinderat aktiv, um unter Berücksichti-gung der neuen Finanzlage über die Be-seitigung der Kriegsschäden und diedurch den Krieg vernachlässigten kom-munalen Bedürfnisse zu beraten. In einerMammutsitzung wurden die Wohlfahrts-unterstützungen überprüft, die erlitte-nen Kriegsschäden aufgelistet und dieNeuverpachtung der Gemeindeländerei-en sowie der Wegränder und Grabenbö-schungen diskutiert. Miteinbezogen wur-den auch mögliche Grundstücksverkäufeund die Abgabe eines Gemeindegrund-stückes für den Ausbau eines Sportplatzesan den hiesigen Sportverein.

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1948

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Entwurf des Gemeindewappens vomHeraldiker Decku/Rheinbreitbach(wurde aus Kostengründen abgelehnt)

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Ende November wurde eine neue Ge-meindevertretung eingesetzt. Nach derwürdigen Verabschiedung des bisherigenOrtsbürgermeisters Johann Bungard II(von 1910 bis 1939 und von 1945 bis 1948im Amt) durch den AmtsbürgermeisterFirsching wurden die ernannten Gemein-deratsmitglieder Peter Vilz, StephanAdams, Anton Schäfer, Apollinaris Vilz III,Johann Bungard II, Toni Elz und Josef Ber-hausen durch Handschlag verpflichtet.Aus ihrer Mitte wählten sie Anton Schäferzum Bürgermeister und Stephan Adamszum Beigeordneten.

Aus der Zeit der Kriegs- und Nachkriegs-jahre gibt es nur wenige Dokumente überdas kirchliche, religiöse Leben in Oedin-gen. Nach Gesprächen mit Zeitzeugendarf jedoch vermerkt werden, daß derOrtspfarrer Peter Winand seine OedingerSchäflein nach wie vor mit Hingabe be-treut hat. Er gab manchen VerzweifeltenTrost und wertvolle Lebenshilfen. Dies ge-schah mehr im Stillen, um unter denwachsamen Augen der „Nazipartei“ und

später der Besatzung kein Mißtrauen zuerregen.

1949Der Haushaltsplan ergab einen Fehlbe-trag von 8.500,- DM, bedingt durch dieBeseitigung der Kriegsschäden an derSchule u. sonstigen Gebäuden sowie anStraßen und Wegen. Die Regierung be-willigte zum Ausgleich einen Betrag von2.500,- DM, der natürlich vorn und hintennicht reichte.Die neu gebildete erste Mannschaft desSportvereins wurde in die II. Kreisklasseaufgenommen und damit in den re-gulären Spielbetrieb des Kreises einge-gliedert.Am 1. Weihnachtstag kehrte der letzteOedinger Kriegsgefangene, Josef Bun-gard, Dorfstraße 16, aus Rußland heim.Danach wurde von der Gemeinde eineListe der Kriegsopfer des II. Weltkriegeserstellt.1. Es starben für die Heimat:a) Soldaten: Peter Vogels, Peter-Josef

Schulte, Heinrich Schmahl, HeinrichBerhausen, Mathias Bungard, PeterVogels, Josef Weber, Peter Schmahl,Cosmas Velten, Mathias Schäfer undJohann Schmahl.

b) Zivilpersonen: Maria Müller, JosefMüller, Wilhelm Adams, Ursula Jung-bluth, Gertrud Jungblut, (alle am 17.3.1945 durch eine V-2 Rakete, die vondeutscher Seite auf einen in der NäheOedingens gelegenen amerikanischenGefechtsstand gerichtet war).

2. Es blieben für immer vermißt:Karl Bungard, Heinrich Velten, Johan-nes Bertram, Innozenz Vogels, HansWeber und Franz Gielsdorf.

Insgesamt eine erschütternde Bilanz! Von250 Ortseinwohnern mußten 22 = 9% ihrLeben hingeben.

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1949

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Anton Schäfer

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1950 Die Gemeinde folgte nicht dem Beschluß:„In der Stadtverwaltung den alten Zu-stand von 1937 wiederherzustellen undRemagen Stadt und Land zu trennen.“.Der Amtsbürgermeister sollte seine Auf-gaben in Personalunion mit dem Stadt-bürgermeister erfüllen. Dieser Antragwurde abgelehnt, es blieb alles wie bisher.Weiter wurde einstimmig der Beschlußgefaßt, den Wasserzweckverband Rema-gen-Oedingen aufzulösen und die Was-serleitung wieder selbständig zu verwal-ten.In einer Elternversammlung wurden unteranderen Erziehungsfragen der Schule be-sprochen. Die Probleme, die dem Lehreram Herzen lagen: Ordnungsliebe in allenLebenslagen, ausreichende Nachtruhe,Beaufsichtigung der Schulaufgaben;womit die Eltern überfordert waren, dasie in der Regel einen 12-Stundentag aufden Beinen waren, um mit der Familie zuüberleben.Im September wurde eine Volkszählungim Auftrag der UNO durchgeführt, die inOedingen folgende Ergebnisse brachte.Es wurden gezählt:60 Gebäude, 53 Wohnungen, 71 Haushal-te, 14 Arbeitsstätten und 275 Einwohner(138 männlich, 137 weiblich).Da Oedingen bisher keine Flüchtlingeaufgenommen hatte, mußten in diesemJahr 27 untergebracht werden. Die mei-sten kamen aus Ostpreußen und lebtensich verhältnismäßig schnell ein. IhreGläubigkeit und ihr Fleiß führten widerErwarten zur Anerkennung und zur rei-bungslosen Eingliederung in Oedingen.

1951 Die Verkehrsverbindungen von und nachOedingen wurden der anwachsenden

Einwohnerzahl nicht mehr gerecht, da dieNeubürger und auch die alteingesesse-nen Kleinbauern im Nebenerwerb Arbeitnur in der Umgebung bis Remagen, Go-desberg und Mehlem fanden. Die Pend-ler, inzwischen über 30 Personen, mußtenweite Strecken zu Fuß gehen, um ihre Ar-beitstelle zu erreichen. Im Februar ge-nehmigte der Regierungspräsident end-lich eine Anbindung bestehender Buslini-en im Drachenfelser Ländchen und imNordkreis Ahrweiler nach Oedingen.Schwere Sorgen bereitete der Gemeindedie im März 1945 kurz vor Schluß des Krie-ges durch ein V2-Geschoß zur Hälfte zer-störte Schule. Mit einem Kostenaufwandvon 8500 DM und überwiegender Eigen-leistung der Gemeinde konnten zuvor diegröbsten Schäden beseitigt werden, aber55 Kinder auf 40 Sitzplätzen unterzubrin-gen, war nicht möglich. Der Lehrer wargezwungen, die Kinder in 2 Klassen auf-zuteilen und je zur Hälfte vormittags undnachmittags, zu unterrichten.Im März dieses Jahres verstarb der PastorPeter Wienand nach 22-jähriger Tätigkeitals Seelenhirte in Oedingen. Er wurde 68Jahre alt und hatte sich in selbstloserWeise die Liebe und Verehrung der Gläu-bigen erworben. Für den kleinen, abge-schiedenen Höhenort ein schwerer Ver-lust. Sein Nachfolger, Pfarrer Adolf Dickel,wurde am 26. August feierlich in sein Amteingeführt.Die Landtagswahl im April brachte in Oe-dingen folgende Stimmenergebnisse:CDU 74, SPD 13, FDP 3, KPD 2 und das Zen-trum 27. Die Wahlbeteiligung lag bei73,91 % der Wahl-berechtigten. Bemer-kenswert war die Tatsache, daß die akti-ven Politiker vorher keine Wahlversamm-lungen organisierten, obwohl das Infor-mationsbedürfnis groß war.Wegen einiger Fälle spinaler Kinderläh-

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1950

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mung in der Umgebung, mußte die Schu-le im September 22 Tage geschlossen wer-den. Gott wurde gedankt, daß in Oedin-gen kein akuter Fall gegeben war.

1952 war ein verhältnismäßig ruhiges Jahr. DerGemeinderat wurde neu gewählt im Rah-men der Gemeinde- und Kommunalwah-len in Rheinland-Pfalz und durch denAmtsbürgermeister Dr. Kemming ver-pflichtet. Anton Schäfer blieb als Orts-bürgermeister im Amt. Weitere Gemein-deratsmitglieder wurden Johann Vogels,Peter Vilz, Josef Schneider, Hubert Braun,Anton Moog und Heinrich Adams.Die Dorfschule verfiel immer mehr, dieToiletten waren nicht mehr benutzbar.Im Juli wurde erstmals mit der Schule eineheimatkundliche Lehrfahrt in die Eifel or-ganisiert. Die Wegstrecke führte über Sin-zig - Bad Tönnisfelden (Brohltal) – Eifel-maar Lacher See mit Rundgang durch dieBennediktiner – Abtei – Niedermendig –Rheinbrücke Weißenbüren – Neuwied –Wiedtal bis nach Neustadt von dort aufdie Autobahn nach Köln – Abfahrt Sie-bengebirge über den Rhein nach Hause.Für die Kinder ein neues Erlebnis, da siedurch Kriegs- und Nachkriegswirren nochnicht über ihr kleines dörfliches Umfeldhinausgekommen waren.

1953 wurde im Gemeinderat beschlossen, dieBurgstraße mit einer Wasserleitung undWegeausbesserung zu versorgen. DieKreissparkasse bewilligte einen Kredit inHöhe von 3.000 DM. Die Erdarbeitenmußten im Hand- und Spanndienst gelei-stet werden. Jeder Familie wurde ein Ar-beitsdienst von 8 Stunden auferlegt.Im September wurde der Bundestag neugewählt. Die Oedinger gaben ihre Stim-

men: 135 der CDU, 10 der SPD und 4 derFDP. 86% der Wahlberechtigten gingenzur Wahlurne. –Die Aufwandsentschädigung des Orts-bürgermeisters wurde von 350 DM auf705 DM pro Jahr erhöht.Mit Beginn der Sommerferien unternah-men die Schüler eine Lehrfahrt durch dasAhrtal nach Cochem / Mosel. 34 Schulkin-der und einige Eltern beteiligten sichdaran.Beim Sportverein „Grün-Weiß“ Oedingenging der Vorsitz von Johann Schumacheran Heinrich Adams über. Die Fußballerverfehlten den Aufstieg in die 1. Kreis-klasse nur um einen Punkt.

1954 wurde die Gebührenordnung des Was-serwerkes umgearbeitet herausgegeben.Die Nutzungsgebühren (Wassergeld) stie-gen leicht an und waren nicht auf denVerbrauch bezogen, sondern richtetensich nach der Personenzahl, dem Viehbe-stand und den Gerätschaften, die Wasserbenötigten (Kühlung usw.).Im Mai feierte der Lehrer Tenelsen sein25-jähriges Jubiläum im Dienste der Oe-dinger Schule, die er 1929 übernommenhatte. In dieser Zeit war er auch der Diri-gent des MGV „Cäcilia 1882“ Oedingensowie Organist der Pfarrgemeinde. Erhatte sich große Verdienste mit seinenfortschrittlichen Lehrmethoden, auf kul-turellem Gebiet und im Schulsport (Leiterder Schulsportfeste in der GesamtstadtRemagen) erworben.Erneuter Führungswechsel beim Sport-verein: Heinrich Breuer löste HeinrichAdams ab.Am 14.10. (im Marienjahr) führte der Bi-schof von Trier persönlich die anstehendeFirmung in der Oedinger Pfarrkirchedurch. Für den kleinen Ort ein Jahrhun-

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1952

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dertfest.Im selben Monat feierten die OedingerJunggesellen ihr 50-jähriges Stiftungsfest.Das Wetter war das ganze Jahr überaußergewöhnlich schlecht. So regnete esim Juli/August ununterbrochen. Die Erntekonnte nicht rechtzeitig eingebracht wer-den und war danach fast völlig verdor-ben. Sie wurde ans Vieh verfüttert.

1955 wurde Oedingen in den neuen Linien-busverkehr Remagen-Oedingen – Ahr-weiler einbezogen. Die Eröffnung wurdemit einer Sonderfahrt auf der Linie gefei-ert.Die alljährliche Schullehrfahrt führte indiesem Jahr durch den Taunus. Im Mittel-punkt stand der Bereich des Niederwald-Denkmals.Unser Sportverein bewegte sich in einervon Krisen geschüttelten Talsohle.Die Kriegsschäden an der Oedinger Pfarr-kirche, Risse in den Wänden und im Kirch-gewölbe, wurden zunächst provisorischin wochenlanger Kleinarbeit ausgebes-sert, um dem Verfall vorzubeugen.Im September starb plötzlich und uner-wartet der Ortspfarrer Adolf Dickel imsiebzigsten Lebensjahr. Er durfte seinergeliebten Pfarrgemeinde nur 4 Jahre die-nen.In diesem Jahr mußte der Landtag neugewählt werden. Auf die Parteien entfie-len folgende Stimmen: CDU 103, SPD 10,FDP 4 und BHE 1 (Gesamtdeutscher Block– Bund der Heimatvertriebenen).

1956 Im Gemeinderat wurde einstimmig be-schlossen, ein Ehrendenkmal zum Geden-ken an die Toten beider Weltkriege (1914-18/1939-45) zu errichten. Es wurden Ko-stenvoranschläge in Auftrag gegeben.

Im Ortsbürgermeisteramt gab es einenWechsel. Gewählt wurde Anton Elz, derToni Schäfer ablöste. Sein erster Beige-ordneter wurde Johann Vogels.Kontrollmessungen ergaben, daß der Zu-stand der Wasserversorgungsleitungen ineinem miserablen Zustand waren. Dieteilweise Erneuerung bzw. Ausbesserungwar dringend geboten.Im Mai wurde der hiesige Lehrer Tenelsennach 27jähriger Lehrtätigkeit in Oedin-gen als Rektor an die kath. Volksschule inRemagen berufen. Nachfolgerin wurdedie Lehramtsanwärterin Martha Keber.Die Betreuung der Pfarrgemeinde über-nahm nach dem Tode von Adolf Dickelder Unkelbacher Pastor Schmitt in Ne-benfunktion.Zu Beginn dieses Jahres, am 4.1., hatte esnach 16 Jahren wieder einmal in Oedin-gen gebrannt. Innerhalb des bäuerlichenAnwesens Berends inmitten des Ortes ander Dorfstraße brannten die Scheunetotal ab und Stallungen zum Teil aus. Dieörtliche Feuerwehr sowie benachbarteWehren konnten nur noch ein Übergrei-fen des Feuers auf die Nachbarhöfe ver-hindern.

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1955

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Schadenfeuer Anwesen Berends,4.1.1956

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1957 Die Jagdgenossenschaft verzichtete aufihre Anteile aus der Jagdverpachtung undstellte diese Mittel für den Feldwegeaus-bau innerhalb der Gemarkung Oedingenzur Verfügung.Am 1.4. wurde die Lehrerstelle an der hie-sigen Dorfschule mit dem Lehramtsan-wärter Hubert Rohbeck neu besetzt, derauch die Stelle des Organisten und Chor-leiters im MGV übernahm.Im Oktober wurde der Ort von der „Asia-tischen Grippe-Epidemie“ erfaßt. 50%der schulpflichtigen Kinder fielen wo-chenlang aus. Trotzdem wurde der Schul-unterricht aufrecht erhalten. Amschlimmsten traf es die Kleinbauern, dieihre Ernte nur mit fremder Hilfe einbrin-gen konnten.

1958 Oedingen wollte sobald wie möglich einneues Wasserwerk bauen. Die Planungenwurden in Auftrag gegeben.Die Bäckerei Heinrich Breuer beantragteeine Ausschank-Konzession, die aberzunächst wegen verschiedener Mängelnicht genehmigt werden konnte.Die Errichtung des Ehrenmals wurde wei-ter verfolgt. Standort und Ausstattungsowie die Finanzierung waren noch nichteindeutig geklärt.Große Sorge bereitete der Ausbau derFeldwirtschaftswege. Mit Hilfe der Jagd-genossenschaft konnte nur Flickwerk ge-leistet werden.Der Gemeinde bereiteten auch die Einsät-ze der Hand- und Spanndienste erhebli-che Sorgen. Sie bat beim Amt Remagenum Einsatzrichtlinien.Beim Amt Remagen wurde der Amtsbür-germeister (zuständig auch für unserenOrt) Dr. Johannes Kemming einstimmig

wiedergewählt (seit 1918 im Amt).Im Mai wurde nach einer Vakanz derPfarrstelle von nahezu 3 Jahren der Pfar-rer Jakob Rosen, geb. 1899, mit der Pfarr-stelle in Oedingen betraut. Er kam ausLuisental an der Saar.

1959 Die Gemeindevertretung wurde ermäch-tigt, den Stromlieferungsvertrag mit demRWE-Brühl bis zum Jahre 2002 zu verlän-gern.In diesem Jahr wurde auch eine wichtige,zukunftsweisende Entscheidung getrof-fen - nämlich: die Erweiterung des Be-bauungsplanes in der Flur 6 nach Westenbis an den Kernbachweg. Mit der Planungwurde das Kreisbauamt Ahrweiler beauf-tragt.Am Feuerwehrhaus, früher der „Backes“,wurde ein Brunnen gebaut, der bei Was-serknappheit im Netz als Viehtränke ge-nutzt werden durfte. Das örtliche Lei-tungsnetz wurde ebenfalls erweitert.Am 19.4. wurde der Landtag neu ge-wählt. In Oedingen waren 194 Personenwahlberechtigt. Davon wählten 110 dieCDU, 6 die SPD, 1 die FDP, 1 die BHE (ge-samtdeutscher Block – Bund der Heimat-vertriebenen) und 7 die DRP, die Wahlbe-teiligung lag bei 64 %.Ende Juli brachte ein Bus 50 Oedingerkath. Gläubige, unter ihnen die Schülerder Oberklasse, zur Teilnahme an der Pil-ger-Prozession zum „heiligen Rock“ nachTrier.Der Sportverein versuchte sich neu zu for-mieren, ohne daß es ihm gelang aus derfestgefahrenen Talsohle zu kommen.In der Nacht zum 25. März wurde imGehöft des Landwirtes Klemens Weberdurch seinen betrunkenen Knecht (24) einFeuer gelegt. Die Wirtschaftsgebäude fie-len den Flammen zum Opfer. Der Schaden

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

1957

110

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belief sich auf etwa 80.000,- DM. Für da-malige Verhältnisse viel Geld.Beim Graben wurde im Garten desBäckermeisters Breuer der Zündring derim März 1945 in Oedingen detonierten V-2 Rakete gefunden.

1960 Die neu gebaute Wasserquelle im Bereichdes Wasserschutzgebietes nahe demAdam’schen Gehöft und die renoviertebzw. erweiterte Wasserleitung wurdenim Mai in Betrieb genommen. Die Bauko-sten brachten die Gemeinde in erheblicheSchwierigkeiten, da die veranlagtenHaushaltsmittel weit überschritten wur-den. Neue Einnahmequellen: Umlagenund Installationen von Wasseruhren injedem Haushalt, um die Gebühren nachdem Wasserverbrauch zu berechnen. Bis-her zahlten die Bürger nur eine geringePauschale.

Die Grundgedanken der Planung und er-warteten Kosten für den Bau einer neuenSchule waren Hauptthemen der nächstenGemeinderatssitzung.Pfingstsamstag feierten die Eheleute Vo-gels das Fest der Goldenen Hochzeit.Die inzwischen gut gegliederte „Freiwilli-ge Feuerwehr“ wurde von Schmiedemei-ster Stefan Sonntag als Wehrführer über-nommen. Ein schweres Erbe, da die Gerä-teausstattung noch zu wünschen übrigließ.In langer, mühseliger Kleinarbeit wurdedie Renovierung der historischen Kapelle(Kriegs-schäden und Sicherung der altenFresken), erbaut um 1200 mit finanziellerHilfe des Sponsors, H.J. Abs, Vorstand derDeutschen Bank, vorläufig abgeschlossen.Die Kommunalwahlen zum Gemeinderaterbrachten heuer folgende Ergebnisse:Wählergruppe Anton Elz 91 Stimmen undWählergruppe Schmahl 38 Stimmen. Da-mals gehörten zum Gemeinderat: AlsOrtsbürgermeister Anton Elz, Peter Vilz,Gerhard Schmahl, Heinrich Krahforst, Kle-mens Weber, Hans Manikowski und JosefMoog.

1961 Die Finanzierung für den Schulneubauwar weitgehend gesichert. Die Baupla-nung wurde beim Architekten Diehl, Re-magen in Auftrag gegeben. Die Bezirks-regierung Koblenz empfahl der Gemein-de, das alte Schulhaus Wachtberg- / EckeBurgstraße zu verkaufen und den Erlöszur Mitfinanzierung des Schulneubaueseinzusetzen.Der Grunderwerb konnte auf demTauschwege abgeschlossen werden. Ge-meinsam mit der Bezirksregierung wurdedie Finanzierung wie folgt aufgeteilt: DasLand zahlte einen verlangten Zuschußvon 100.000 DM, der Kreis beteiligte sich

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1960

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Schadenfeuer Weber

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mit 10.000 DM, der Rest wurde mit demVerkaufserlös der alten Schule verrech-net. Im Vorgriff wurde schon die zu er-wartende Miete des Lehrers einkalkuliert.Im November war die nächste Bundes-tagswahl. Die Parteien er-hielten in Oe-dingen folgende Stimmen: CDU 151, SPD11, FDP 12.In diesem Jahr machte die Schule ihrenHeimatbildungsausflug nach Köln; Höhe-punkte waren die Besichtigung desDomes, der alten Ausgrabungen aus derRömerzeit sowie ein Rundgang durch denZoo.Schon wieder ein Wechsel im Vorsitz desSportvereins. H. Simons löste HeinrichBreuer ab. Die erste, größere Aufgabewar, den Sportplatz in einen bespielbarenZustand zu versetzen. Das Unternehmenwurde in Eigenleistung durchgeführt.Mitte dieses Jahres sorgten Schuljungenfür helle Aufregung. Sie fanden imMehlemer Bach (Landesgrenze Nord-rhein-Westfalen / Rheinland-Pfalz) 300 mvom Nordrand Oedingens entfernt eine 5kg Brandbombe aus dem II. Weltkrieg, dieeiner von ihnen seelenruhig ca. 200 mweiter zum Züllighovener Weg (heuteGertrudisweg) trug und dort ablegte,ohne sich der Lebensgefahr bewußt zusein. Erst hinzukommende Schüler alar-mierten den Lehrer, der auf dem kommu-nalen Dienstweg die Entschärfung derBombe durch Feuerwerker der Bundes-wehr veranlaßte.

1962 Amtsbürgermeister Kemming (zuständigfür Remagen Land) ging in den Ruhe-stand. Sein Nachfolger im Amt wurdeJosef Büchler. Mit seiner Einführung inOedingen durch Bürgermeister Elz wur-den Büchler die Probleme der Gemeindevorgetragen, nämlich: der Ausbau der

Dorfstraße, Befestigung der Straße nachZüllighoven, sowie die Errichtung einerStraßenbeleuchtung, der Schulneubauund eine beabsichtigte Industrieansied-lung.Alle Vorhaben sollten noch in diesem Jahrbeginnen. Stirnrunzeln bei Büchler. Ersagte nur: „mal sehen!“.Zu Beginn des Jahres wurde Josef Dern-bach zum neuen Vorsitzenden des MGV„Cäcilia 1882“ Oedingen gewählt. Er tratdie Nachfolge von Stefan Adams an.Am 29. Juni starb der GemeindepfarrerJosef Rosen im 63. Lebensjahr. Nur 4 Jahrewaren ihm als Seelsorger in Oedingenvergönnt. Einer Aufgabe, der er sich trotzschwerer Krankheit aufopfernd gestellthat.Die Seelsorge übernahmen vorüberge-hend Patres vom Apollinarisberg.Ende des Jahres wurde mit Bestätigungdes Bischofs von Trier der Pater Bentivoli-us Marxen als Pfarrer in Oedingen einge-setzt. Dieser vitale Mönch sollte sich ein _jahrhundertlang als Glücksfall für unserePfarrgemeinde erweisen.Die Gemeinde, inzwischen von Bauwilli-gen umlagert, gab bei der Kreisverwal-tung einen Flächennutzungsplan in Auf-trag.

1963 Das alte Backhaus („Backes“) wurde in Ei-genleistung der Freiwilligen Feuerwehrfür die Unterstellung der Feuerwehr-Gerätschaften hergerichtet.Am 19. Mai wurde der vom Kreisbauamtneu erarbeitete Flächennutzungsplan fürOedingen ausgelegt.Beim Straßen- und Wegeausbau sowie fürdie Straßenbeleuchtung, Kanalisationund Wasserleitungsbau wurden alle an-liegenden Grundeigentümer prozentualnach ihrem Grund-besitz an den Gesamt-

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1962

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kosten beteiligt.Das Pfarrfamilienfest am Dreikönigstagwurde zu einem außerordentlichen Er-folg. Lehrer, Pfarrer, Schüler und Vereinerichteten gemeinsam das Fest in proviso-risch hergerichteten Räumen der Gast-stätte Breuer aus. Der Tag endete miteiner Tanzveranstaltung bis spät in dieNacht hinein.Lehrer Hubert Rohbeck, seit 1.5.57 imAmt, wurde zum 15. April an eine Schulein Solingen versetzt. Ab 1.4. trat der Lehr-amtsanwärter Hubert Stein die Nachfolgean.Das Schulgebäude wurde 100 Jahre alt.Das Pfarrzusatzgehalt, daß nach demfranzösischen Dekret von 1804 von derPfarrgemeinde aufzubringen war, wurdeersatzlos gestrichen, da das Pfarrgehaltnach Erhöhung der Kirchensteuer durchdie Länder auch von diesen gezahltwurde.Im Sportverein „klüngelte“ es mal wieder.Als Retter in der Not übernahm HeinrichBreuer nochmals den Vorsitz. Es gelangihm endlich, den Verein auf eine solideGeschäftsbasis zu stellen.Erstmals wagte es die Gemeinde, wegender unerträglichen, katastrophalen Ver-kehrsverhältnisse auf der Hauptstraßeeine Umgehungsstraße für LKW zu for-dern.

1964 In diesem Jahr verstarb Gemeinderatsmit-glied Peter Vogels, der lange Jahre unei-gennützig mit Erfolg sein Ehrenamtwahrgenommen hatte. Nach ihm wurdeeine Straßenbenennung beantragt, dieletztlich nicht genehmigt wurde.Nach den Gemeinde- und Kommunal-richtlinien wurden die neu gewählten Ge-meindevertreter Toni Elz (Ortsbürgermei-ster), Gerhard Schmahl, Johann Vogels,

Peter Vilz, Alfons Pätsch, Karl Simons undJosef Schneider vom Amtsbürgermeisterverpflichtet.Der FF-Oedingen wurde von der Gemein-de ein Zuschuß von 750,- DM für die Be-schaffung von neuen einheitlichen Uni-formen bewilligt.Die Zustände in der alten Schule wurdenimmer unerträglicher. Das Dachgeschoßwar baufällig, 32 Schüler mußten ineinem Schulraum von 3 x 8 m zusammen-gedrängt am Unterricht teilnehmen. DerNeubau wurde immer dringlicher.Am 11. Oktober feierte der in Oedingengeborene Günter Schmahl seine Primiz inder Kirche San-Lorenzo in Rom. 80 Oe-dinger Pfarrgemeindemitglieder nahmendaran teil.Die Gertrudiskirche erhielt Ostern dreineue Glocken, ein Dreiklanggeläute. Diein der Pfarrkirche vorhandene Glocke ausdem ausgehenden Mittelalter wurde wie-der an alter Stelle in der historischen Ka-pelle installiert. Die neue C-Glocke wurdeder Mutter Gottes, die E-Glocke dem hl.Franziskus und die G-Glocke dem hl. Flo-rian geweiht.Im November wurde das neue Ehrenmalfür die Opfer beider Weltkriege vor derGertrudiskirche enthüllt und eingeweiht.Mit Ansprachen und Segnungen wurdenKränze der örtlichen Vereine niederge-legt. Die Bundeswehr stellte eine Ehren-wache. An den Beschaffungskosten hattesich der Bankier H.-J. Abs maßgeblich be-teiligt.Erstmalig wurde das Amtsfeuerwehrfestunter Teilnahme aller Stadt- und Ortsein-heiten verbunden mit einer Leistungs-schau im Wettbewerb in Oedingen durch-geführt. Für „Jung und Alt“ ein besonde-res Erlebnis.

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1964

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1965 Die Bezirksregierung und Kreisverwal-tung zögerten immer noch den Neubauder Schule hinaus, denn es wurden imUmland schon Überlegungen für zentra-le Gesamtschulen laut.Erst mit dem Wechsel im Lehramt der Oe-dinger Schule, es ging Edgar Stein undkam Wolfgang Tack aus Bad-Neuenahr,fiel die Entscheidung für den Neubau.Im Juli feierte der im Vorjahr in Rom zumPriester geweihte Günter Schmahl in derOedinger Gertrudiskirche seine Heimat-primiz. Nach Johann Innozenz Winzen(1865) und seinem Onkel, dem TriererDomvikar Wilhelm Vogels, der 3. Priesteraus der kleinen Oedinger Pfarrgemeinde.

Nachdem Oedingen einen amtlichenFlächennutzungsplan vorweisen konnte,kaufte die Gemeinnützige-Landessied-

lung-Rheinland-Pfalz GmbH die erstenBaugrundstücke in Oedingen.

1966 Der Neubau der Schule und des Lehrer-hauses sowie der Ausbau der Schulstraße(heute „In der Berling“) hatten begon-nen. Am 28. Oktober wurde bereits Richt-fest gefeiert; wobei auch der Grundsteinmit einer eingelassenen Urkunde einge-mauert wurde. Der AmtsbürgermeisterBüchler hielt die Festansprache.In der alten Schule wurden am 19. April16 Mädchen und 19 Jungen, insgesamt 35Kinder gezählt.Mitte des Jahres wurde mit der Restau-rierung der Gertrudis-Pfarrkirche begon-nen, sie war in vier Bauabschnitten ge-plant. Zunächst galt es im I. Abschnitt dieFundamente zu entwässern. Reparatur-und erneuerungsbedürftig waren nach

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1965

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Heimadtprimiz Günter Schmahl, Juli 1965

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den Kriegs- und Witterungsschäden, dasTurmdach, das Dach über dem Kirchen-schiff, der brüchige Boden des Altarrau-mes, die Buntglasfenster sowie der ge-samte Innenputz des Kirchenschiffes.Das Wasserwerk am nördlichen Ortsrandbekam 2 neue Pumpen, um die Wasser-versorgung auch nach einem möglichenAusfall der Wasserdruckpumpe sicherzu-stellen. Das gemeindeeigene Werk arbei-tete bereits mit fast ausgeglichenemHaushalt.

1967 Am 27. Oktober wurde die neue katholi-sche Volksschule ihrer Bestimmung über-geben. Sie war der letzte einklassige Neu-bau in Rheinland-Pfalz, und wurde zumSchmuckstück des Ortes dank der gutenPlanung des Remagener ArchitektenHeinz Diel.Eine mit großen Fenstern ausgebautehelle Schulklasse, eine geräumige Pau-senhalle mit modernen Toiletten undWaschanlagen sowie ein großer Schulhofwaren das Kernstück des Neubaues. Da-neben wurde das Lehrerhaus mit moder-nen Wohnräumen erbaut.Durch den hohen Schuldendienst für dieSchule, blieb der Gemeinde kaum Spiel-raum für andere dringend notwendigeMaßnahmen im Ort. Sie mußte für denNeubau ein Darlehen von 89.000,- DMaufnehmen, da ein Gesamtbetrag von253.000,- DM veranschlagt wurde. DasLand gab einen Zuschuß von 150.000,-DM, der Kreis weitere 10.000,- DM. DerRestbetrag von 4.000,- DM wurde ausRücklagen und dem ordentlichen Haus-halt der Gemeinde finanziert.Der Männergesangverein „Cäcilia 1882“Oedingen feierte in diesem Jahr sein85jähriges Bestehen. 10 Gesangvereine

aus unserer Region überbrachten Glück-wünsche und beteiligten sich mit Ge-sangbeiträgen am Festkommers. Für40jährige Mitgliedschaft wurden geehrtund mit der goldenen Ehrennadel desSängerbundes Rheinland-Pfalz ausge-zeichnet: Stefan Adams, Peter Bachem,Stefan Bungard, Willi Schmahl und Josef-Hubert Vilz. Die ganze Gemeinde Oedin-gen mit Gästen aus der näheren Umge-bung feierte mit.Die Kirche bekam eine kleine Orgel, diegebraucht erworben wurde. Sie löste dasaltersschwache Harmonium ab.Der Sportverein, mit Schwerpunkt Fußball,fusionierte mit dem eigenständigen Tisch-tennisverein. Man versprach sich dadurchfinanzielle Vorteile für beide Vereine.

1968 Ein außergewöhnlicher Frühling, dersprichwörtlich über „Nacht mit Macht“kam, beglückte die Oedinger. In der er-sten Aprilwoche zeigte sich bereits einsommerliches Wetter mit Temperaturenvon über 30 Grad im Schatten.An den Bundesjugendspielen im Rema-gener Stadion „Goldene Meile“ nahmendie Oedinger Schüler im Rahmen von 700Kindern der Volksschulen des Amtsbe-zirks Remagen teil. 10 Oedinger Jungenund Mädchen plazierten sich in verschie-denen Disziplinen auf den Rängen einsbis vier. Ein beachtliches Ergebnis.Das Feuerwehrfest des Amtes Remagenwurde wieder in Oedingen durchgeführt.Eine auf 30 m ausfahrbare vollautomati-sche Steigleiter der Bonner Berufsfeuer-wehr erregte die Aufmerksamkeit der vie-len Gäste. Der Amtsbürgermeister Büch-ler ging als erster in die Luft. Dann wurdebei einer Schauübung die Einheit Oedin-gen besonders von der Kreisfeuerwehr-

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1967

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Leitung inspiziert. Einheitsführer der Oe-dinger Wehr war der Berufsfeuerwehr-Beamte in Bonn, Rudi Gütten, der hier sei-nen Wohnsitz hat.Ein besonderes Erlebnis war für die Oe-dinger Schüler die Fahrt mit einem Son-derzug in Gemeinschaft mit 1000 Kindernder Volksschulen aus Remagen und Sinzigins schöne Nahetal. Klassenweise wurdenvon verschiedenen Ausgangsstationendie Sehenswürdigkeiten erwandert.Eine Hiobsbotschaft erschütterte diePfarrgemeinde Oedingen! Der in kurzerZeit allseits beliebte Ortspfarrer, PaterBentivolius Marxen, wurde vom Franzis-kanerorden zurückbeordert. Die Pfarrei-en Oedingen und Unkelbach solltenfortan in Personalunion von einem jun-gen Pfarrer aus Unkelbach verwaltet wer-den. Mit allen erdenklichen Eingabenkonnte die Entscheidung abgewendetwerden. Letztlich blieb Pater Bentivoliusin seinem Amt und durfte weiterhin inseinem Pfarrhaus wohnen bleiben.Im Dezember mußte sich Oedingen ent-scheiden, ob es seine Selbständigkeit be-halten oder in die Stadt Remagen als Ort-steil eingegliedert werden wollte.Der Gemeinderatsbeschluß stimmte ein-deutig für den Zusammenschluß mit derMaßgabe, daß die speziellen WünscheOedingens berücksichtigt werden. Diewaren unter anderen der Ausbau desSportplatzes, die Erhaltung der eigenenGrundschule, bessere Verkehrsanschlüssean Remagen und der Ausbau der Wirt-schaftswege in der eigenen Gemarkung.Gleichzeitig befaßte sich der Gemeinde-rat mit dem großen Neubauplan, dernördlich der Dorfstraße in 30 Wohnein-heiten etwa 60 Wohnungen schaffen soll-te. Danach dürfte Oedingen um die Hälf-te größer werden, wenn die Pläne reali-siert würden.

1969 Das Jahr begann kriminell in unserem idy-llischen Ort, indem die „Heile Welt“ zuHause war. Fachgerecht schweißten in derersten Woche unbekannte Einbrecherden Kassenschrank der Raiffeisenkasse inder Zweigstelle Oedingen auf. Nach Fest-stellungen des Kassenleiters Schneiderwurden über 10.000,- DM entwendet. DieErmittlungen wurden von einer Sonder-kommission aus Koblenz übernommen.Interessant, daß in der selben Nacht auchdie Raiffeisenkasse in Oeverich heimge-sucht wurde, jedoch ohne Erfolg. Zusam-menhänge wurden nicht ausgeschlossen.Am 4. Juli wurde Oedingen ein Stadtteilvon Remagen. Damit wurde die amtlicheBezeichnung „548 Remagen-Oedingen“inkraft gesetzt. Der Ortsbürgermeisterführte nun die Amtsbezeichnung „Orts-vorsteher“ und der Gemeinderat fungier-te als „Ortsbeirat“.Im September wurde die einklassige Dorf-schule in Oedingen innerhalb des Stadt-verbandes aufgeteilt. Im Ort verbliebendie Kinder vom 1. – 4. Schuljahr. Das 5.und 6. Schuljahr wurde der Schule inKripp zugeteilt, während das 7., 8. und 9.Schuljahr in die Volksschule Remagen ein-gegliedert wurden. Somit verblieben inder Oedinger Schule noch 28 Kinder. DiePendelschüler wurden mit Schulbussenbefördert.Mitte Juli wurden nach der kommunalenNeugliederung in Rheinland-Pfalz dieneuen Beigeordneten, Ortsbeiräte undOrtsvorsteher in der Gesamtstadt Rema-gen gewählt. Bürgermeister war inzwi-schen Hans-Peter Kürten. Nach demWahlergebnis der Stadtteile hatte Oedin-gen einen Ortsbeirat von 7 Mitgliedern,davon 6 CDU und 1 SPD, namentlich: WilliMinten, Gerhard Schmahl, Josef Schnei-

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1969

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der, Klemens Weber, Josef Dernbach undArnold Bücken. Ortsvorsteher wurde ToniElz, bisher Ortsbürgermeister.

1970/ 71 Schwerpunkt der Gemeindearbeit wardie kaum erwartete Resonanz auf die Orts-erweiterung. Nachdem die gemeinnüt-zige „Landessiedlung Rheinland-PfalzGmbH“ 1965 die ersten Bauflächen ge-kauft hatte (Gesellschafter der GmbH:Land, Bundesrepublik, Land-wirt-schafts-kammer, Deutsche Siedlungs- und Ren-tenbank), waren die Nachfragen von Bau-will-ligen größer als die Angebote. Insge-samt sollten mit der Zeit 80 Wohneinhei-ten entstehen. Die Ansiedlung verteiltesich am Nordhang von Oedingen rechtsund links von der Straße „Zwischen denWiesen“. Die Gemeinde mußte vorab fürdie Erschließung sorgen, sowie Straßen-ausbau, Kanalisation, Wasser- und Strom-versorgung. Alles ging wider erwartenzügig voran.Die Schule machte dieses Jahr ihren Aus-flug mit den Schülern und ihren Eltern ins„Phantasia-Wunderland“ bei Brühl. Einwunderbares Erlebnis, aber die vielenVerlockungen kosteten auch ihren Preis.Die Hoffnungen, die Schule als einklassi-ge Grundschule in Oedingen zu erhalten,wurden nach und nach immer mehr an-gezweifelt, denn die Forderung nach Zen-tralisierung des ländlichen Schulwesenswurde immer deutlicher.Der Sportverein „Grün-Weiß“ Oedingenfeierte am 24. und 25. Juli sein 25-jährigesJubiläum. Aus diesem Ablaß stellte er denAntrag an die Stadt, einen neuen Sport-platz rechts der Landstraße nach Unkel-bach in Höhe des jetzigen zu bauen. Dasbenötigte Land war städtisches Eigen-tum.

1972 Am 1. Januar wurde die Müllabfuhr fürdie Stadt Remagen neu geregelt. Im Rah-men dieser Maßnahmen entstand eineder 4 großen Mülldeponien des Kreises inOedingen. Die Beschlußfassung warlange umstritten, ehe der Ortsbeirat seineZustimmung gab.Die Freiwillige Feuerwehr erhielt ein mo-dernes Tragspritzenfahrzeug (Pumpenlei-stung 888 Liter). Damit hatte die EinheitOedingen endlich die komplette Min-destausstattung. Nun sollte auch dasneue Gerätehaus in Angriff genommenwerden, das die Oedinger Wehrmännerin Eigenleistung bauen wollten.

1973 Zu Beginn des Jahres wurde die Hallen-gemeinschaft Oedingen aus Vertreternder ört-lichen Institutionen und Vereinengegründet – mit der Schwerpunktaufga-be: eine Mehrzweck-halle zur Förderungder gemeinschaftlichen Freizeitgestal-tung und Pflege des Brauchtums zu pla-nen und zu bauen. Die Halle sollte aufdem Gemeindegrundstück unterhalb derneuen Schule entstehen. Eingaben an dieStadt und den Kreis sowie laute Protesteder Anlieger ver-hinderten sehr bald die-ses Vorhaben. Zwischenzeitlich wurdenoch ein Grundstück der Pfarr-gemeindeam Kernbachweg in Betracht gezogen;aber auch hier waren die Neubürger amSiebengebirgsblick und an der Peters-berg-Straße entschieden dagegen.Oedingen entwickelte sich in diesem Jahrexplosionsartig wie kein anderer Stadt-teil von Remagen. Die Einwohnerzahlstieg innerhalb von 2 Jahren von 270 aufüber 600 an und brachte eine Vielzahl vonProblemen mit, die gelöst werden muß-

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1970

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ten. Zum Beispiel mußten erhebliche Mit-tel für die Wasserversorgung aufgebrachtwerden, da der Oedinger Brunnen (Orts-rand Burgstraße) besonders in der trocke-nen Sommerzeit nicht genug Wasserführte. So wurde ein Wasserlieferungs-vertrag mit der Gemeinde Wachtbergunter Dach und Fach ge-bracht, der dieWasserversorgung auf Jahrzehnte sicher-stellte. Erhebliche Mittel mußten auch fürdie Kanalisierung bereitgestellt werden.Das Feuerwehrhaus wurde überwiegendin Eigenleistung der Wehrleute gebaut.Die Kosten wurden mit 18.000 DM veran-schlagt, wovon das Land einen Zuschußvon 9.000 DM und der Kreis von 3.000 DMgaben.Der in diesem Jahr erstellte Flächennut-zungsplan sah ein Wachstum der Bevöl-kerung auf 800 Einwohner vor.

1974 Das Jahr begann mit einem gut organi-sierten Pfarrfest beider Konfessionen derOrts-einwohner. Herausragend erstmalsin Oedingen die „Beatmesse“ unter Be-teiligung der Oedinger Singgruppe undeiner Musikgruppe aus Ahrweiler unterLeitung des hiesigen Lehrers Tack und dessehr modern eingestellten Gemeinde-pfarrers, Pater Bentivolius.Der Sportverein „Grün-Weiß“ wählteeinen neuen Vorstand mit Herbert Bun-gard als Vorsitzenden. Der bisherige,Heinrich Breuer, 25 Jahre mit wenigenUnterbrechungen im Amt, wurde zumEhrenvorsitzenden ernannt.

Der Bau des Feuerwehrgerätehauses gingzügig voran. Im Juni wurde Richtfest ge-feiert.Der Kreis stellte 130.000 DM bereit fürden Bau der Mülldeponie. Durch Sofort-

maßnahmen sollten die Unratverstreuun-gen sowie die Geruchsbelästigung nachMöglichkeit eingedämmt werden.Ortsvorsteher Anton Elz (65) trat aus Al-ters- und Gesundheitsgründen zurück. Erstand seit 1956 als Orts-Bürgermeisterund seit 1969 als Ortsvorsteher in der Ver-antwortung der Ge-meinde. Zu seinen Er-folgen in der kommunalpolitischen Ar-beit gehörten die Erneuerung der Was-serleitung, der Ausbau der Dorfstraße,

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1974

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Heinrich Breuer, Vorsitzender des SV Oedingen

Anton Elz,geb. 1909

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die Kanalisation, die neue Straßenbe-leuchtung, die Sicherung der Wasserver-sorgung, der Bau des neuen Schulgebäu-des, die Aufstellung des Ehrenmals für dieKriegsopfer und ein pausenloser Einsatzfür die beispiellose Entwicklung desOrtes.Zu seinem Nachfolger wurde KlemensWeber gewählt, der schon einige Jahredem Ortsbeirat angehörte.

Auf Anregung des Ortsbeirates wurdeder Ausschuß für Heimat- Kultur- undBrauchtums-pflege gegründet. Er setztesich zusammen aus Vertretern der örtli-chen Institutionen und Vereine. Den Vor-sitz übernahm Josef Dernbach.Die ständig zunehmende Einwohnerzahlbrachte auch eine Mehrzahl an Schülernin die Dorfschule. So mußten von nun anauch die Schüler der 3. und 4. Klasse dieSchule in Remagen besuchen. Sie pendel-ten im Schulbusverkehr.In Gemeinschaftsarbeit wurde der reno-vierungsbedürftige Saal Vilz neu gestal-tet, so daß von nun ab die geselligen Ver-anstaltungen hier stattfinden konnten.

1975 Das Jahr wurde mit einem Pfarrfest imneu renovierten Saal Vilz eingeleitet. EinFamilienfest mit vielen interessanten Dar-bietungen und Überraschungen.Oedingen hatte erneut Probleme mit derWasserverteilung, mit der die höher gele-genen Ortsteile nicht ausreichend ver-sorgt wurden. Ein stärkeres Druckpum-penwerk sollte zunächst Abhilfe schaffen.Beim Volksentscheid in Oedingen für denAnschluß an Nordrhein-Westfalen oderden Verbleib bei Rheinland-Pfalz votier-ten die hiesigen Bürger für die bisherigegewachsene Zugehörigkeit.

Mitte Januar veranstaltete die FF-Oedin-gen zum zwölften Mal ihre traditionelleKarnevalssitzung im neu renovierten SaalVilz. Herausragend der Vortrag der Vet-tern Vilz als „Knoll und Knöllchen“ nebenvielen anderen jecken Beiträgen.Nach zahlreichen Einsprüchen und er-neuten Zusagen wurde die Erweiterungder Oedinger Mülldeponie beschlossen.Am 17.3. jährte sich zum 30. Mal derschwarze Tag von Oedingen kurz vor Be-endigung des II. Weltkrieges. Eine V2 –Rakete detonierte am Westrand unseresOrtes (heute Burgstraße) und richteteenormen Schaden an (6 Todesopfer, vieleVerletzte und Totalschäden an Gebäu-den). Wie bereits berichtet, sollte die Ra-kete einen vorgeschobenen amerikani-schen Divisionsgefechtsstand am Orts-rand von Oedingen treffen und hatte die-sen etwa um 200 m verfehlt.Der Ortsausschuß für Kultur- und Brauch-tumspflege beantragte erneut eineMehrzweckhalle. Kurz darauf wurde fürdie spezielle Sonderanforderung die Hal-lengemeinschaft wieder aktiv; ihr ersterVorsitzender wurde der OrtsvorsteherKlemens Weber.Im Juni wurde das termingemäß in über-wiegender Eigenleistung der Wehrmän-ner erstellte Feuerwehr-Gerätehaus ein-geweiht.Auch der Sportverein hatte sich einzweckmäßiges Umkleidehaus nach demUmbau des alten „Dorfbackes“ errichtet,das vorher der FF als behälfsmäßigesGerätehaus diente.Mit dem sauerländischen Oedingen (KreisOlpe) wurde eine Partnerschaft beschlos-sen., die in gegenseitigen Besuchen bei-der Orte zünftig gefeiert wurde.Im Oktober hoher Staatsbesuch in unse-rem schön gelegenen Höhenort. Diesmalgab sich der Innenminister Heinz Schwarz

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1975

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die Ehre. Er wollte sich über die beispiel-lose, mit staatlichen Mitteln geförderteOrtsentwicklung informieren.Zum Ende des Jahres trat Rudi Güttes, derlangjährige Wehrführer der FF-Oedingenzurück. Als Nachfolger wurde Rainer Vilzgewählt.

1976 In der Ortsbeiratssitzung zu Beginn desJahres wurde als vordringliche Aufgabeder Bau einer Mehrzweckhalle beschlos-sen. Man erhoffte sich finanzielle Unter-stützung von der Landesregierung.Im Februar stellte sich der Oedinger Bür-ger, Dr. Heller, als Kandidat der Landesli-ste der CDU für die Bundestagswahl vor.Auf der Jahreshauptversammlung desSportvereins wurde Herbert Bungard fürweitere zwei Jahre in seinem Amt als Vor-sitzender bestätigt.Die Karnevalsveranstaltung der FF-Oe-dingen im Saal Vilz wurde wieder ein voll-er Erfolg.

Nach dem Beschluß der Bezirksregierungam 1.8.1974 wurde in diesem Jahr dieGrundschule Oedingen aufgelöst und indie Hauptschule Remagen eingegliedert.Bisher wurden nur noch die 1. und 2.Grundklasse hier unterrichtet. Für denPendelverkehr der Schüler nach Remagenwurde ein zweiter Schulbus eingesetzt.Am 22. Mai wurde das Oedinger Neu-baugebiet „Zwischen den Wiesen“ vomstellvertretenden MinisterpräsidentenRh-Pfalz, Otto Meyer, zugl. Vorsitzenderder Landessiedlungs GmbH, unter Anteil-nahme der meisten Ortseinwohner seinerBestimmung übergeben. Über die Auf-bauzeit erschien in der Rheinzeitung einumfassender Bericht.Die CDU Ortsgruppe besuchte mit 100Teilnehmern in 2 Bussen das Zonenrand-gebiet im Kreis Fulda und an dem Hessi-schen-Thüringer Grenzabschnitt.Die Bemühungen um den Bau der Mehr-zweckhalle beherrschten die OedingerGemüter immer mehr. Es bildeten sich be-reits zwei Lager unter den Bürgern, wenn

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1976

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Meisterschaft SV Grün-Weiß Oedingen 1976

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es im Ort um den Bau der Halle ging. Inkurzer Zeit wurden 11 Standorte in Erwä-gung gezogen, die alle in ständigen Dis-kussionen und Einsprüchen wieder verris-sen wurden.Im Landeswettbewerb „Unser Dorf sollschöner werden“ erreichte Oedingen inder Kreiswertung den 18. Platz und in derHauptklasse den 5. Platz.Im August feierte der allseits verehrtePater Bentivolius Marxen, seit 1962 Orts-pfarrer in Oedingen, sein 40-jähriges Prie-sterjubiläum.Zur selben Zeit feierte auch der Sportver-ein sein 30-jähriges Jubiläum mit einergut gelungenen Sportwoche.Im Oktober veranstaltete die CDU eineWahlpartie mit prominenten Gästen imSaal Vilz. Dr. Heller konnte den Staatsmi-nister Johann-Wilhelm Gaddun, sowieden Landrat Dr. Stollenberg, den Staats-sekretär Dr. Herzog und die Olympiasie-gerin Jutta Heine begrüßen.

1977 Der zweite Tag im neuen Jahr begann mitder traditionellen Altenfeier für Seniorenüber 60 Jahre. Mit Gedicht-, Theater- undPuppenspielaufführungen sowie Lied-Vorträgen bei Kaffee und Kuchen wurdeder Nachmittag ein vergnügliches Erleb-nis.Ende des Monats Januar hatte der Stadt-bürgermeister Kürten zu einer Bürgeran-hörung in der Gaststätte „Alt-Oedingen“eingeladen. Ungeduld der Neubürgerund das Gefühl der Benach-teiligung un-seres Ortsteiles gegenüber den anderenin der Gesamtstadt Remagen führten zuunberechtigten Emotionen, die erstmalsauch innenpolitische Spannungen in derallgemein friedlichen Ge-meinde auslö-sten. Nach dem sachlichen Vortrag des

Bürgermeisters mit Schwerpunkt derschlechten Finanzlage der Gesamtstadtkonnten die Wogen geglättet werden.Z.B.: brachten die Oedinger nur 1,47 %vom Gesamtsteueraufkommen bei einemEinwohneranteil von 4,98 % auf. Die Dis-kussionen drehten sich vor allem um dieKanalisation und den Bau einer Mehr-zweckhalle, die nach vielen gescheitertenStandortfragen nunmehr am Rande desSportplatzes gebaut werden sollte. FürKürten war mit dieser Forderung dieHalle aus Rechts- und Kosten-gründen ge-storben.Zu Ostern wurde im Einverständnis mitder katholischen Kirche erstmals eineevangelische Konfirmation in der St. Ger-trudiskirche durchgeführt. Schon seitmehreren Jahren stellte die katholischePfarrgemeinde den evangelischen Gläu-bigen, die 1956 nur mit zwei Personenpräsent waren und 1977 schon 221 Bürgerzählten, ihr Gotteshaus zu regelmäßigenGottes-diensten zur Verfügung. Die Evan-gelischen bedankten sich mit namhaftenSpenden für die Restaurierung der Orts-kirche.Der Sportverein, bisher der Bescheiden-ste, erhob nun auch Ansprüche. Er bean-tragte offiziell den Bau eines neuen Ra-senplatzes für seine Fußballveranstaltun-gen. Er war auch bereit, Eigen-leistungenin machbarer Höhe zu erbringen.Eine Gruppe von 50 Oedingern besuchteanläßlich des 30-jährigen Jubiläums unse-res Landes „Rheinland-Pfalz“ den Mini-sterpräsidenten Dr. Bernhard Vogel undwurde von diesem herzlich willkommengeheißen.Im Juli wurde der Partnerschaftsvertragmit dem Lennedorf Oedingen besiegelt.Der September war dem MGV „Cäcilia1882“ Oedingen vorbehalten, der sein 95-jähriges Jubiläum mit dem ganzen Dorf

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1977

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und den befreundeten Nachbargesang-vereinen würdig feierte.Im selben Monat erschien in der Rhein-zeitung eine Kurzreportage über die Ent-wicklung unseres Ortes. Oedingen zählte780 Einwohner auf einer Gesamtflächevon 241 Hektar. Die landwirtschaftlicheFläche betrug 184 Hektar, darin enthalten25 Hektar Wald und 9,5 Hektar Straßen,Wege und Gewässer. Sieben landwirt-schaftliche Vollerwerbsbetriebe bildetendie wirtschaftliche Basis. An öffentlichenEinrichtungen waren vorhanden: Katho-lische Pfarrkirche, Poststelle, 2 Bushalte-stellen, Kinderspielplatz, öffentliche Fern-sprechzelle, Friedhof mit alter Kapelle(Leichen-halle), Sportplatz und die Müll-deponie der Stadt Remagen. An aktivenVereinen repräsen-tierten sich der MGV„Cäcilia 1882“ Oedingen, die FreiwilligeFeuerwehr, der Sportverein „Grün-Weiß“,der Kulturausschuß, die Möhnen und dieHallengemeinschaft. Die Politik wurdevon den Ortsverbänden der CDU und derSPD bestimmt. Zwei Gaststätten mit ge-pflegter Gast-lichkeit wurden besonderserwähnt.Im Oktober hielt die CDU ihre Jahres-hauptversammlung. Ihr ungewöhnlichhoher Mitgliederbestand von 86 Perso-nen in unserem kleinen Ort verschaffteihr Geltung – auch im Stadtverband. Vor-sitzender war seit der Gründung im Au-gust 1973, Dr. Heller, der über einflußrei-che Verbindungen bis in die Spitzen derPolitik verfügte und diese auch währendder Aufbauphase für unseren Ort nutzte.Im November feierte das Ehepaar Anneund Anton Scheffler, die 1950 als Flücht-linge aus Ostpreußen hier siedelten, ihreGoldhochzeit.

1978 In der Hauptversammlung der Freiwilli-gen Feuerwehr zu Beginn des Jahreswurde im Jahresbericht 77 kein Ernstfallgenannt. Die Wehr konnte sich auf solideAusbildung der jungen Wehrmännerkonzentrieren. Es wurden neue Unifor-men und Ausrüstungsgegenstände ange-schafft. Auch wurden 12 neue aktive Mit-glieder geworben.Josef Dernbach wurde beim MGV „Cäcilia1882“ in der Hauptversammlung für wei-tere 2 Jahre als Vorsitzender bestätigt.Der Sportverein konnte mangels einigerGutachten noch nicht mit der Planungs-phase für den Neubau der Sportplatzan-lage beginnen. Auch war die Frage derZuschüsse noch ungeklärt. An Mitglie-dern zählte der Verein nun 108 aktive undinaktive Personen.Eine wichtige Entscheidung der Stadt Re-magen war, die leerstehende Schule fürdas örtliche Gemeinschaftsleben zur Ver-fügung zu stellen. Die Hallengemein-schaft Oedingen e.V. über-nahm das Ge-bäude zur kostenfreien Nutzung als Ge-meinschaftsraum.Ende April gründete die CDU eine Orts-frauenvereinigung mit 34 Frauen als Mit-glieder.Der Ortsbeirat ehrte Johannes Vogels für25-jährige kommunalpolitische Tätigkeit.Das Hin und Her um die inzwischen neugeplante Mehrzweckhalle als Anbau andie Dorf-schule ging weiter. Anlieger undübrige Nachbarn signalisierten Proteste.Das evangelische Presbyterium Oberwin-ter mit Unkelbach, Oedingen und Ban-dorf wurde nach eineinhalbjähriger Va-kanz (Pensionierung des Vorgängers,Pfarrer Buitkamp) mit dem Pfarrer Her-manus Herfkens, gebürtiger Niederlän-der, besetzt.

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1979 Die Pfarrgemeinde konnte mit Hilfe vonSpenden und Zuschüssen des Bistums dielange fällige Sanierung des Kirchturmda-ches in Auftrag geben.Die am 18. März dieses Jahres durchge-führte Landtagswahl brachte in Oedin-gen folgende Ergebnisse: es entfielen aufdie CDU 295 (66,2 %), SPD 130 (29,2 %),FDP 18 (4,0 %) und NPD 1 Stimmen.Ende Juni hatte der Sportverein sein Zielerreicht, nach den Genehmigungsverfah-ren und Bewilligung von Zuschüssen mitdem Bau der Sportplatzanlage an der K40zu beginnen.Wie in den Nachbarorten und überhauptim ganzen Lande wurden auch hier diechaotischen Verkehrsverhältnisse zumProblem. Der Durchgangs- und Sonder-verkehr zur Mülldeponie nahm ungeahn-te Ausmaße an, die Raserei war nicht zubremsen. Der Ortsbeirat beantragte dar-aufhin eine Halteverbotszone und Ge-schwindigkeitsbegrenzung von 30 km/him ganzen Ort.Zum Jahresabschluß beantragte der Orts-beirat eine einheitliche Schreibweise un-seres Orts-namens. Dieser wurde ver-schieden öffentlich sowie postal mit „Ö“oder mit „Oe“ ge-schrie-ben. Der Vor-schlag enthielt die Schreibweise mit„Oe“, da in den alten Flurbüchern und–kar-ten der Oedinger Gemarkung dieseSchreibweise üblich war.

1980 In der Jahreshauptversammlung desSportvereins wurde neu gewählt. Franz-Joseph Breuer wurde als Vorsitzenderwieder bestätigt. Stellvertreterin wurdeGiesela Wißkirchen. Der Verein hatte in-zwischen 170 Mitglieder. Herausragend

hatte sich die junge Frauen-gym-na-stikgruppe bei den Stadtmeisterschaftenqualifiziert.Im Februar wurde unter der Regie derFreiwilligen Feuerwehr eine Karnevalssit-zung im Saal Vilz veranstaltet, die allesbisher dagewesene in den Schatten stell-te. Vortragende aus Nah und Fern löstenLachsalven am laufenden Band aus.Die Generalüberholung der OedingerPfarrkirche machte Fort-schritte. Inzwi-schen wurde ein Dreistufenplan erstellt,wobei es im ersten Abschnitt um die Sa-nierung des Turmes ging, dann sollten dasDach des Kirchenschiffes erneuert undAußenputzarbeiten aus-ge-führt werden.Im letzten Abschnitt galt es den welligenChorboden anzuheben sowie im Innerender Kirche die breiten Risse auszufüllenund den gesamten Innenraum neu zustreichen. Pater Bentivolius sprach überSanierungskosten in Höhe von 300.000,-DM.Am 3. April feierte der Franziskaner-Pater,unser Gemeindepfarrer Bentivolius Mar-xen, sein 50-jähriges Priesterjubiläum.Ausgerichtet wurde die Jubiläumsfeiervon seinem Orden auf dem Apollinaris-berg unter Anteilnahme vieler Würden-träger und seiner Oedinger Pfarr-kinder.Am 1. Mai wurde erstmals ein Heimat undFamilientag in Oedingen durchgeführt.Er begann mit der Besichtigung der hiesi-gen 800 Jahre alten historischen Kapelleund einer Wanderung mit „Kind undKegel“ durch die Gemarkung Oedingen.Fast 100 Bürger verschiedener Coleurnahmen in froher Gemeinschaft an dergelungenen Veranstaltung teil.Im September wurde der Ausschuß für„Kultur- Brauchtums- und Heimatpflege“wieder ins Leben gerufen. Alle Vereineund Institutionen des Ortes waren in ihmvertreten. Als Vor-sitzender wurde Karl

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1979

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Beelke gewählt. Dieser Ausschuß bestandbereits seit 1974, zerfiel dann aber in sichmangels klarer Aufgabenstellung.Im September kamen die Oedinger ausdem Sauerland zum Freundschaftstreffenin unseren Ort. Mit Veranstaltungen allerArt: Platzkonzert, Verlosungen, Luftbal-lon-Starts und Kinder-wettspielen wurdedas Treffen ein Erfolg.Einen Rückschlag erlebte der Ortsbeiratmit der Ablehnung der beantragten Ge-schwin-digkeits-begrenzung.Der Oedinger Bürger Johann Vogels er-hielt aus der Hand des Landrates Dr. EgonPlümer das Bundesverdienstkreuz für be-sondere Verdienste im kommunalen Be-reich und den verantwortlichen selbstlo-sen Tätigkeiten in den Vereinen und derPfarrgemeinde.Die unterbrochenen Baumaßnahmen amSportplatz konnten nach über einem Jahrwieder zügig fortgesetzt werden.

1981 Durch das schnelle Anwachsen der Ein-wohnerzahl Oedingens wurde die Was-ser-ver-sorgung erneut zum Problem. Diebisherigen Zwischenlösungen mit demZukauf von Fremd-wasser reichten nichtmehr aus. Mit einem Vorgriff auf diekünftige Wasserversorgung wurde Oe-dingen an das Verbandssystem Ost ange-schlossen, zusammen mit einigen Graf-schafts-gemeinden. Dies erforderte eineneue Versorgungsleitung über Kirchdaun- Birresdorf -Oedingen. Das Trinkwasserkäme dann aus Bad Neuenahr. Der Ko-stenvoranschlag wurde mit 1,6 MillionenDM beziffert. Schon im Mai sollte die Be-triebsbereitschaft hergestellt sein.Ein weit größeres Problem war die Ab-wasserentsorgung. Wegen der Höhenla-ge unseres Ortes nach Remagen Unkel-

bach zu kostspielig, wurde mit der Nach-bar-Verbandsgemeinde Wachtberg Ver-bindung aufgenommen, die ein Abwas-serkanalsystem mit Kläranlagen vonWerthhoven über Züllighoven – Niederb-achem in den Rhein in Planung hatten. Indieses System konnte Oedingen bequemeinbezogen werden. Remagen undWachtberg gründeten daher einenZweckverband, der von dem OedingerGünter Johnke, Mitglied des StadtratesRemagen, gesamt geleitet wurde. Schonim Frühjahr wurden die Arbeiten in An-griff genommen, die sich über mehrereJahre hinzogen.

Der Sportplatzneubau ging zügig weiter,nachdem die stellvertretende Vorsitzendedes Sport-vereins, Giesela Wißkirchen,und das Mitglied des Kreistages, der Oe-

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Erster Spatenstich von Günter Johnke

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dinger Dr. Siegmund Heller, sich uner-müdlich höheren Ortes für den Fortgangder Baumaßnahmen eingesetzt hatten.Der Kirchturm der Gertrudiskirche warendlich restauriert, nun konnte der II.Bauabschnitt in Angriff genommen wer-den.Das Gerangel um die Mehrzweckhallewurde im Ortsbeirat sowie in den Ver-einsvorständen ohne brauchbare Lösun-gen fortgesetzt.Der Bebauungsplan „Ortsmitte Oedin-gen“ sowie für die Friedhofserweiterungwurde von der Stadt freigegeben.Der Sportverein „Grün-Weiß“ Oedingenrief am 1. Mai auf zum ersten „Trimm –Trab ins Grüne“ und hatte damit einenungeahnten Erfolg. 80 Teilnehmer, Kin-der, Heranwachsende, aktive Jahrgängeund Senioren (weiblich und männlich)nahmen an der Veranstaltung teil. DieLaufstrecken wurden auf einem Rundkursfür die verschiedenen Jahrgänge zwi-schen 3000 m und 8000 m abgesteckt.Alle Teilnehmer erreichten ihre Ziele underhielten zur Erinnerung eine „Trimmpla-kette“.Im Mai diesen Jahres wurde dem Ortsbei-rat verbindlich mitgeteilt, daß die Müll-deponie nicht erweitert wird, da sie nochüber eine Aufnahmekapazität für dienächsten 5 Jahre verfügte.Im November konnte die Neugestaltungdes Friedhofes abgeschlossen werden.Dank Fried-hofs-ausschuß unter der Regievon Josef Dernbach und vieler freiwilligerHelfer erhielt die vernachlässigte Anlageein würdiges Aussehen.Beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schö-ner werden“ erreichte der Ortsteil Oedin-gen unter 39 teilnehmenden Gemeindenden 9. Platz. Ein beachtlicher Platz, da jadas Oedinger Umfeld durch die Müllde-ponie teilweise verschandelt war. Ent-

scheidend für die Platzierung war die in-dividuelle Bauweise mit durchwachsenerBegrünung, die das Leben in unserem Orttrotz „Mülldeponie“ noch wohnlichmachte.

1982 Die SPD gründete im Januar einen eige-nen Ortsverein. Bisher wurden die Partei-mit-glieder vom Ortsverein Oberwintermitbetreut. Als Vorsitzender wurde Ger-hard Wolf gewählt.Ein geplantes Wartehäuschen an der Bus-haltestelle vor der Kirche wurde zumZankapfel zwischen der Stadt Remagenund dem Ortsbeirat Oedingen sowie demOrtspfarrer Bentivolius. Es wurde auflange Sicht keine Einigung erzielt.Beim Sportplatzneubau gab es Verzöge-rungen. Die Stadt konnte Zusagen für den

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1982

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Turm nach Sanierung, I. Baustufe

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Ausbau nicht einhalten, so daß ein Privat-unternehmen mit den notwendigen Ma-schinen in die Bresche springen mußte.Pater Bentivolius, der neben der PfarreiOedingen seit 1968 auch die Pfarrei Un-kelbach ver-waltete, gab aus Altersgrün-den die Verpflichtung ab und wollte sichnur noch voll und ganz unserer Gemein-de widmen.Höhepunkt im Jahresablauf unseres Dor-fes war heuer die 100-jährige Jubiläums-feier des Männergesangvereins „Cäcilia1882“ Oedingen. Vorab nahm der Vorsit-zende Josef Dernbach im „Pfalzbau“ inLudwigshafen unter weiteren 24 Gesang-vereinen vom Rheinland-Pfälzischen Kul-tusminister die Zelterplakette entgegen.Diese Plakette wurde nur an Gesang-ver-eine vergeben, die lückenlos urkundlichihre Geschichte nachweisen konnten. DieAntrags-dokumente trug in mühevollerKleinarbeit der Chronist Karl Beelke zu-sammen. Die Feierlichkeiten begannendann mit der Enthüllung des Gedenkstei-nes zur Erinnerung an den Vereins-grün-der, Pfarrer Paul Wolber. Sie wurden 3Tage lang mit Gesangwettbewerben ineinem großen Festzelt fortgesetzt unterTeilnahme aller bedeutenden Vereine un-serer Region, Resümee: Ein Jahrhunderter-lebnis.

Im Wettbewerb „Unser Dorf soll schönerwerden“ errang Oedingen den 7. Platzunter 43 Teilnehmern.Die Landes- Lehr- und Versuchsanstalt imKreis Ahrweiler veranstaltete im Septem-ber in Oedingen einen Tag der OffenenTür im Bauernhof des Ortsvorstehers Kle-mens Weber. Zahlreiche Besucher ausStadt und Land der Region besuchten denHof, der mit Schautafeln, Vor-trägen, offe-nen Stallungen, den Gästen ein eindrucks-volles Bild über das ländliche Leben ver-mittelte. Offene Höfe in Nachbarorten er-gänzten mit bestimmten Schwerpunktendie hoch-in-teres-santen Darbietungen.Der Ortsbeirat befaßte sich mit dem Baueiner Grillhütte am Nordrand des altenSportplatzes.Der Abwasser-Zweckverband der Ver-bandsgemeinde Wachtberg mit Remagenwar inzwischen sehr aktiv und begannmit dem Bau der Kläranlage Züllighoven.Diese Anlage klärt das Abwasser ausWerthhoven, Oedingen und Züllighovenund ist beispielhaft für die über-lappendeZusammenarbeit im grenznahen Bereich.Am 12. Dezember wurde im Dorfgemein-schaftshaus Oedingen unter Feder-führung des Ausschusses für Kultur-Brauchtums- und Heimatpflege ein Foto-wettbewerb durchgeführt. Das Mottolautete „Wir Oedinger in unserer ländli-chen Umgebung“. In den rund 250 aus-ge-stellten Aufnahmen wurde das Lebenund Treiben im Dorf und seinem Umfeldbild-doku-mentarisch dargestellt. Die Re-sonanz war überraschend erfreulich.Über 100 Besucher er-lebten ihr Dorf inden vielen Fotos aufs Neue.

1983 Die Jahreshauptversammlung des SV„Grün-Weiß“ Oedingen stand ganz im

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Josef Dernbach

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Zeichen der Fertigstellung und Einwei-hung des neuen Sportplatzes im Juni die-ses Jahres. Es wurde ein Festausschuß ge-bildet mit der vorrangigen Aufgabe, einProgramm vorzubereiten. Dieser Sport-platz wurde mit großem Anteil an Eigen-leistungen der Vereinsmitglieder errich-tet. Nennenswert, die vorbildlichen Lei-stungen von Hans Kossin beim Ausbaudes Drainagesystems sowie des sehr brei-ten und hohen Ballfangzaunes.Die traditionelle Maiwanderung der Oe-dinger Bürger führte in diesem Jahr zurBesichtigung der neu in Betrieb genom-menen Abwasser-beseitigungsanlage inZüllighoven, die auch das Oedinger Ab-wasser aufnimmt und klärt. Stadtrat Gün-ter Johnke, der Vorsitzende des Abwas-ser-zweckverbandes Wachtberg – Rema-gen, erläuterte den interessierten Wan-derern das Projekt. Jeder Teilnehmerkonnte sich an Ort und Stelle von der Ar-beitsweise eines modernen Klärwerkesüberzeugen.Die Einweihung des neuen Sportplatzesam 25. Juni war der Höhepunkt des Jah-res. In einer Festschrift hat der ChronistKarl Beelke die Entstehungsgeschichteder Anlage vom Grundgedanken bis zurFertigstellung niedergeschrieben. Enor-me Schwierigkeiten waren zu überwin-den. Manche Fehler von Seiten des Ver-eins sowie zu strenge Auslegungen derVerwaltungs-vorschriften führten immerwieder zu Mißverständnissen in der Bau-ausführung. Letztlich rauften sich alle Be-teiligten zusammen und konnten ge-meinsam die überaus gut gelungene Ra-sensportanlage den zahlreichen Ehrengä-sten und Besuchern präsentieren. Ein viel-seitiges Festprogramm mit Jugend- undTurnierspielen, Unterhaltung für Großund Klein so-wie mit Angeboten fürs leib-liche Wohl sorgten für abwechslungsrei-

che Stunden. Die Eröffnungsansprachehielt der Schirmherr, Landrat Dr. Plümer.Als Gratulanten erschienen der Kreis-sportvorsitzende Peter Hoff und mitGrußworten der Bürgermeister Kürtensowie die Repräsentanten der Sportverei-ne der Stadt Remagen und aller Vereinein unserem Dorf.Zur gleichen Zeit konnte Oedingen einenErfolg mit der Teilnahme am Wett-be-werb „Unser Dorf soll schöner werden,1983“ verbuchen und sich in der Haupt-klasse an 4. Stelle plazieren sowie an derBezirksausscheidung beteiligen. Unter 48Teilnehmern ein groß-artiger Erfolg.Der Männergesangverein „Cäcilia 1882“unternahm im September eine Dreitages-fahrt in den Schwarzwald.Am 30. September wurde Günter JohnkeVorsitzender des Ortsverbandes der CDU,er löste damit Dr. Heller ab, der wegenHäufung seiner Ehrenämter zurücktrat.Er wollte sich nun mit Schwerpunkt derParteiarbeit als Vorsitzender des Gesamt-stadtverbandes widmen. Dr. Heller hat ineinem beachtenswerten Arbeitsberichteinen wertvollen Beitrag zu dieser Chro-nik ge-leistet (Dokumente zur Geschichtevon Oedingen).Die Ortsgruppe der SPD forderte drin-gend die notwendige Aufstellung einesGlascontainers in Oedingen. Die bisherigeAltglasentsorgung war unzureichend.Der Ortsbeirat mußte sich in der Herbst-sitzung mit dem neu erstellten Flächen-nutzungsplan für Oedingen befassen. Kri-tisiert wurde, daß die Baufläche gegenü-ber der Ausweisung in dem Vorläufer re-duziert wurde.Am 13.11. wurde die öffentliche katholi-sche Pfarrbücherei nach mehrjähriger Un-terbrechung wieder eröffnet. Die ehren-amtliche Leitung übernahm Sigrid Heller,Dipl. Bibliothekarin, die mit Guido

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1983

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Scheffler das Literaturangebot den heuti-gen Anforderungen entsprechend neu sy-stematisch geordnet hatte.Unser Mitbürger Dr. Siegmund Hellerwurde im Dezember als Kandidat der Lan-desliste für das Europaparlament aufge-stellt.Eine schreckliche Entdeckung machte am2. Dezember gegen 1400 Uhr eine Poli-zeistreife im Oedinger Wald. Ein Autofa-hrer aus Godesberg hatte sich in seinemWagen mit Benzin über-gossen und an-gezündet. Er war bis auf den Torso ver-brannt. Der Selbstmord geschah unterschweren Depressionen wegen totalerÜberschuldung.Das Jahresende klang gut aus, denn Oe-dingen konnte im Bezirksentscheid Ko-blenz „Unser Dorf soll schöner werden1983“ einen unerwartet guten 4. Platzeinfahren. Landrat, Bürgermeister undStadtrat gratulierten.

1984 Mit dem Antrag zur Teilnahme am Wett-bewerb „Unser Dorf soll schöner werden1984“ wurde zu Beginn des Jahres vomKulturausschuß ein Lage- und Zustands-bericht unseres Ortes vorgelegt, der zu-sammenfassend Teil dieser Chronik ist.Oedingen ein Ortsteil der Stadt Remagenliegt im Norden von Rheinland-Pfalz ander Landes-grenze zu Nordrhein-Westfa-len, zentral zu den Städten BONN – BadGodesberg, Remagen – Zentrum, BadNeuenahr – Ahrweiler und Meckenheim.Er liegt in idyllischer Höhenlage, um-geben von einem Panorama mit Aussichtauf das Drachenfelser Ländchen, das Sie-bengebirge mit Petersberg und Drachen-fels, den Westerwald, die Ahreifel und dieHohe-Eifel. Verkehrsmäßig hat OedingenAnschluß über die K40 zu den oben an-

geführten Orten.Die Gesamtfläche der Gemarkung Oedin-gen betrug zur Berichtszeit 241 Hektar,davon wurden 184 ha landwirtschaftlichgenutzt. Der Rest teilte sich auf in 25 haWald, 9,5 ha Wohnflächen, Straßen,Wege und Gewässer.Die Einwohnerzahl betrug zur Berichts-zeit 850 Personen. Hier zum Vergleich dieEnt-wick-lung in den letzten 80 Jahren:Um 1900 zählte Oedingen 176, 1912waren es 231, 1936 lebten hier 270 und1972 um die 300 Einwohner. Danach er-lebte Oedingen durch die preiswertenBaulandangebote einen schwunghaftenZuwachs auf 850 Personen.Erwartet wurden nach Erschließung derBaulücken in der geschlossenen Ortschaft(Runddorf) etwa 1000 Einwohner. In derLandwirtschaft gab es vier landwirt-schaftliche Vollerwerbs-be-triebe derLandwirte: Stefan Adams, Hans Bungard,Heinrich Schäfer und Klemens Weber. ImVergleich waren es um 1900 noch 24 Höfeund 1972 nur die Hälfte.Zu den selbständigen, gewerblichen Be-trieben zählten insgesamt 10, davon diezwei Gast-stätten Weber und Breuer, derRewe-Markt mit Back- und Fleichwaren-verkauf Breuer und Söhne, die BäckereiHeinz Breuer, der Frischfleischhof mitFleischwarenverkauf aus eigener Vieh-mast des Landwirts Klemens Weber, dieSchuhmacherei Johann Henseler, das Bau-unternehmen Felix Krahforst, die Bau-und Möbelschreinerei sowie Beerdi-gungsinstitut Winfried Vilz, die Firma Me-tallbau Stefan Sonntag und das Auto-Transport-Unternehmen Hans Bungard.In der Mehrzahl hatten die erwerbstäti-gen Oedinger ihre Arbeitsplätze in derBundeshauptstadt BONN, hier in den Mi-nisterien, der Bundestagsverwaltung,sonstige Ämter und Verwaltungen, in der

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1984

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Justiz, in Instituten, in Krankenhäusernoder als selbständige Ge-schäftsleute undGewerbetreibende. Die günstigen Ver-kehrsverbindungen zum Großraum Bonnmachten es möglich.Vom mittleren Beamten bis zum Ministe-rialrat, vom kaufmännischen Gehilfen biszum Dipl. Betriebswirt, vom Lehrling biszum Meister, vom Laboranten bis zumArzt, vom Wachmann bis zum Offizierreichte die Palette der Berufssparten.Versorgungseinrichtungen (Logistik)waren ausreichend vorhanden, jedoch re-novierungs und weiterentwicklungs be-dürftig. Z.B. war die Wasserversorgungseit Jahren ein Problem, sie sollte noch indiesem Jahr im Vorgriff auf die Kreiswas-serversorgung sichergestellt werden.Die ärztliche Versorgung war durch Kran-kenhäuser, Kliniken, Arztpraxen (Fach-und Allge-meinmedizin) in der näherenUmgebung immer zufriedenstellend.Zwei Ärzte hielten bisher an bestimmtenWochentagen regelmäßig Sprechstundenab, um älteren und behinderten Per-sonen die auswärtigen Wege zu ersparen.Der Dorfgemeinschaft (Vereine und Insti-tutionen) standen die ehemalige Schuleals Dorf-gemeinschaftshaus zur Verfü-gung. Geplant war der Ausbau zur Mehr-zweckhalle.An öffentlichen Einrichtungen verzeich-nete der Ort die katholische Pfarrkirche(erbaut 1908), eine Poststelle, 5 Bushalte-stellen, einen Kinderspielplatz, eine öf-fentliche Fernsprechzelle, den Friedhofmit der alten historischen Kapelle als Lei-chenhalle ( erbaut um 1200), einen Sport-und Boltzplatz, eine Gemeinschafts-Grill-hütte sowie eine Mülldeponie und einneu erbautes Feuerwehr-Gerätehaus.Ein neu erstellter Flächennutzungsplanschloß eine Ausdehnung des Ortes nachSüden aus und schrieb vorrangig die Be-

bauung der Ortsmitte vor. Hiernach solltein naher Zukunft ein abgerundetes Dorf-bild entstehen.Im Bereich der Verkehrsverbindungenkonnten in letzter Zeit noch wesentlicheVerbes-ser-ungen erreicht werden.In der Planung war auch eine südlicheOrtsumgehung.Mit vielen Eigenleistungen wurde derneue Rasensportplatz fertiggestellt undim Juni letzten Jahres durch den LandratDr. Egon Plümer seiner Bestimmung über-geben.Die Sicherheit und Ordnung im gemein-schaftlichen Interesse waren im allgemei-nen gut. In Ausnahmefällen ( Verwahrlo-sung mehrerer Baulücken) half das Ord-nungsamt nach. Es darf bemerkt werden,daß Vorgärten, Gärten und Innenhöfevon Jahr zu Jahr besser gepflegt wurden.Soweit die wesentlichen Angaben zu denKriterien im Wettbewerb.

Am 4. Januar unternahm die katholischePfarrjugend mit 50 jugendlichen Teilneh-mern eine Bildungsfahrt nach Eindhoven/ Niederlande zum Besuch des EVOLUON,ein Rundbau mit Sonderaustellungen aufvier Etagen. Themen der Ausstellung:„Die Weltbevölkerung, Ernährung undÜberbevölkerung, Umweltprobleme, Bio-logie, Bildung und Wissen, wissenschaft-liche Forschung, Materie, Schwingungenund Schall, Werk und Werkzeug-maschi-nen.“Es wird nicht jeder Teilnehmer alles ver-standen haben. Das Interesse war jedochso beachtlich, daß unsere Jugendlichenimmerhin sechs volle Stunden pausenlosdurch das Dargebotene gefesselt waren.Organisiert war die Besichtigung von demStudenten Guido Scheffler aus Oedingen.Der Vorsitzende des Abwasserzweckver-bandes Wachtberg / Remagen-Oedingen,

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1984

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Stadtrat Günter Johnke, legte zu Beginndieses Jahres seinen Rechenschaftsberichtvor, in dem unter anderem die Fertigstel-lung der Kläranlage Züllighoven im Aprilangekündigt wurde.In der Jahreshauptversammlung desSportvereins wurden durch Neuwahl derbisherige Vorsitzende Franz-Josef Breuerbestätigt und als 2. Vorsitzender HansKossin und als Geschäftsführer HelmutBorn gewählt. Der Verein zählte neuer-dings 237 Mitglieder.Anfang Februar veranstaltete die FF-Oe-dingen im Festzelt am Dorfgemein-schaftshaus die traditionelle Karnevalssit-zung. Als Sitzungspräsident fungierteWolfgang Schmitz, der das Narrenschifffest in der Hand hatte.Ihren 90 ten Geburtstag feierte die ehe-malige Pianistin Mimi Lesle-Hutans, Schü-lerin bei Krehl, Teichmüller, Martinsenund Max Reger. Sie musizierte nach Ab-schluß der Ausbildung erfolgreich in vie-len internationalen Konzertsälen undwar vertraglich an den Sender Stettin /Pommern gebunden. Nach der Vertrei-bung 1945 wirkte sie in der Bundesrepu-blik und verbrachte ihren Lebensabendrüstig im Kreise ihrer Familie hier in Oe-dingen.Mitte März wurde Oedingen durch eintrauriges Ereignis geschockt. Der Oedin-ger Real-schüler Stephan Thomas (15)nahm Pflanzengift und starb nach achtTagen Todeskampf qualvoll in der Unikli-nik BONN. Der Auslöser war ein Schüler-streich, der von seinen Klassen-kamera-den ausgeklügelt wurde. Danach sollte erdem Lehrer die Schlüssel zum Zimmer undzu den Klassenschränken entwenden,was ihm auch gelang. Dieser Leichtsinnwurde ihm als schwerer Diebstahl ausge-legt, und ihm der sofortige Schulverweisvon der Realschule in Bad-Godesberg an-

gedroht.Der Tischlermeister Johann Vilz wurdewährend der Jahresversammlung derKreistischler-Innung für über 50-jährigeBerufstätigkeit besonders geehrt.In der Ortsbeiratssitzung Ende Aprilwurde heftig über Kosten für die neueOedinger Kanali-sation sowie über dieWegeinstandsetzung und die wildenMüllkippen debattiert. Ein Gas-anschlußdes Ortes „fiel mangels Nachfrage insWasser“.Im Mai richteten Rowdies auf der Oedin-ger Mülldeponie Schäden von Zigtau-sendmark an, indem sie mit den schwerenbetrieblichen Räumungsgeräten der De-ponie die sichere Umzäunung und das be-sonders befestigte Eingangstor demolier-ten.Mitglieder des Ortsbeirates Oedingenund des Stadtrates von Remagen nahmenan einem drei-tägigen Besuch der Part-nerstadt Maissons-Laffitte / Frankreichteil. Den Teilnehmern wurde an Ort undStelle der Verwaltungsmechanismus einerfranzösischen Kommune sowie die Arbeitdes Stadtrates vorgeführt. Besichtigun-gen und gastfreundliche Geselligkeitenrundeten die erlebnis- und lehrreiche Vi-site ab.Nach den Kommunalwahlen im Juniwurde der bisherige Stadtrat und Oedin-ger Bürger, Günter Johnke (CDU) erneutfür die nächsten vier Jahre bestätigt. Ru-dolf Wißkirchen (SPD) kam als zweiterOedinger in den Stadtrat. Karl Beelkewurde als sachverständiger Bürger imKulturausschuß des Stadtrates verpflich-tet.Das seltene Fest der eisernen Hochzeit (65Jahre gemeinsamer Lebensweg) feiertenAuguste und Friedrich Born, Burgstraße.Soweit man sich entsinnen konnte, war esin Oedingen das erste Fest dieser Art.

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Die gemeinsame Kläranlage für Werth-hoven, Züllighoven, und Oedingen wurdeam 1. September ihrer Bestimmung über-geben.In der Sonderklasse konnte Oedingenbeim Wettbewerb „Unser Dorf soll schö-ner werden 1984“ unter 53 Teilnehmernden 7. Platz behaupten. Es gab eine Prä-mie von 500,- DM.In der Ortsbeiratssitzung am 10. Augustwurden die neugewählten Mitglieder desBeirates durch den Bürgermeister Hans-Peter Kürten verpflichtet. Namentlich:Ortsvorsteher Klemens Weber, Stellver-treter Hans Bungard, Karin Eregger, HeinzHeuser, Toni Hillen, Hans Kossin, HerbertStolz, und Gerhard Wolff.Das Dorfgemeinschaftshaus erhielt einenneuen Außenanstrich. In Eigenleistungunter Leitung von Josef Dernbach undRobert Schmitt beteiligten sich mehrereBürger an den Arbeiten.Die „Alten Herren“ des SportvereinsGrün-Weiß Oedingen folgten einer Einla-dung nach Berlin auf Initiative des 2. Vor-sitzenden des SV Hans Kossin. Höhepunktin einem abwechslungsreichen Pro-gramm war ein Freundschaftsspiel unse-rer „Alten Herren“ gegen die Sportge-meinschaft der Verwaltung des Deut-schen Bundestages, das unsere Spieler mit4 : 1 für sich entschieden.Im November dieses Jahres feierte diePfarrbücherei ihr 60jähriges Bestehen.Guido Scheffler und Sigrid Heller war eszu danken, das in Jahresfrist die Biblio-thek nach modernen Erkennt-nissen neuaufgebaut wurde und sie der Öffentlich-keit wieder zugänglich gemacht werdenkonnte. Der Bestand hatte sich von an-fänglich 270 Bänden auf 800 erhöht.Die katholische Pfarrfamilie veranstalteteanläßlich der Weihe ihrer neuen Orgel eingroß-artiges Adventskonzert in der Ger-

trudiskirche. Es beteiligten sich die Kin-der-Instrumental-Gruppe unter Leitungvon Renate Nikodemus, der Frauenkir-chenchor (Ltg. Hajo Braun) und der MGV„Cäcilia 1882“ (Ltg. Willibrod Schmitt).Die Presse berichtete enthusiastisch überdie herausragenden Leistungen der Mu-sizierenden und Sänger.

1985 Der Oedinger Ortsbeirat in Zusammenar-beit mit dem örtlichen Kulturausschußriefen zu Beginn des Jahres zu einerBaumspenden-Aktion auf. Eine Haus-sammlung wurde im März angekündigt.Gesammelt wurden dann 4.500,- DM, diefür den Kauf von Bäumen zur Verfügungstanden. In einer Pflanzaktion setzten dieSpender ihre Bäume mit Hilfe der Stadt-gärtner an die vorgesehenen Standorte.Zum Abschluß gab es eine feuchtfröhli-che, gesellige Veranstaltung.Unser Mitbürger, Herr Anton Elz, Orts-bürgermeister von 1969 bis 1974, starbam 20. März im 76ten Lebensjahr nachgeduldig ertragenem schweren Leiden.Der ganze Ort erwies ihm die letzte Ehre.Unser Ortspfarrer, der FranziskanerpaterBentivolius (Heinrich) Marxen, hatte indiesem Jahr gleich drei Jubiläen. Am 30.Juli war er 25 Jahre Priester in Oedingen,am 9. August waren 50 Jahre seit seinerPriesterweihe vergangen, und am 27. Ok-tober vollendete er sein 75. Lebensjahr.An diesem Tag wurden alle drei Jubiläenunter Teilnahme vieler Gemeindemitglie-der in seiner Ordensgemeinschaft aufdem Apollonarisberg Remagen gefeiert.Die Oedinger Deponie, lange Zeit Anlaßzu Beanstandungen seitens der Ortsein-wohner (Gestank, rasender Zubringerver-kehr usw.), wurde inzwischen so gut sa-niert, daß sie nach einer Untersuchung

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durch ein Freiburger Institut mit „Gut“bewertet wurde und den gängigen Vor-schriften entsprach.Im Juni feierte die FF – Einheit Oedingenihr 50jähriges Bestehen mit Gastwehren,Umzug durch den Ort, Schauübungen,Tanz und Geselligkeit. In einer Festschriftwurde die mühselige Entwicklung, vor-dergründig im materiellen Bereich, of-fengelegt. Anfänglich nur mit ein-fachenSprossenleitern und Ledereimern ausge-stattet, verfügte man nun über ein mo-dernes Gebäude und eine TS 8/8 kom-plette Ausrüstung mit Arbeitsanzügenund 300 m Schlauch-material sowie dennotwendigen Einsatzgeräten.Unter Leitung von Landrat Dr. Plümer be-reisten im Juli Kommunalpolitiker dieVerkehrswege im Kreis, u.a. auch in Oe-dingen. Hier ging es hauptsächlich um diesüdliche Um-gehungs-straße Oedingens.Es lagen verschiedene Planungen vor, dienun nochmals vom Straßenbauamt Co-chem überarbeitet werden sollten.Der Sportverein Oedingen wurde im Au-gust mit der Austragung der Stadtmei-sterschaften im Fußball beauftragt. Esnahmen acht Mannschaften teil. Der Sie-ger war der SV Oberwinter in einem span-nenden Finale gegen den SV Remagen.Oedingen kam auf den 4. Platz.Mit zahlreichen Eindrücken und Erlebnis-sen kehrte Ute Müller aus Oedingen imOktober von einer zweiwöchigen Polen-reise zurück, die sie als Preis für eine Ein-zelarbeit „Die Deutschen und ihre östli-chen Nachbarn“ in der Hauptschule Re-magen gewonnen hatte.Im November wurde der neue Bebau-ungsplan 93 „Ortsmitte Oedingen“ be-kannt gemacht.Im Rahmen einer Feierstunde im Landrat-samt Ahrweiler erhielt unter anderen Kle-mens Weber die Ehrennadel des Landes

Rheinland-Pfalz für besondere Verdien-ste um die Bürgerschaft.Oedinger Jugendliche diskutierten mitden hiesigen Mandatsträgern über Mög-lichkeiten der Freizeitgestaltung und ver-fügbare Räumlichkeiten. Die Politikersagten Unterstützung der Aktivitäten, z.B. des Junggesellenvereins, der kath.Pfarrjugend, der Sportjugend u.s.w. zu.In der Adventszeit wurde der Pfarrge-meinde-Bazar im Dorfgemeinschaftshausveranstaltet, der diesmal hervorragendorganisiert war und einen guten Ver-kaufserlös erbrachte. Das Geld wurde fürdie Renovierung der Gertrudiskirche be-reitgestellt.

1986 Mitte Januar hielt der MGV „Cäcilia 1882“Oedingen seine Jahreshauptversamm-lung in der Gaststätte Breuer ab. Schrift-führer Siegfried Schmidt berichtete überein lebhaftes Vereinsjahr, das neben denregelmäßigen Chorproben 21 Auftrittezu verzeichnen hatte (Familien- und Ver-einsjubiläen, Sängerfeste bei auswärtigenbefreundeten Vereinen mit Sängerwett-streit usw.). In einer Trauergedenkminutewurde des im vergangenen Herbst ver-storbenen Chorleiters Willibrod Schmittgedacht. Für den vakanten Posten wurdeHajo Braun aus Unkelbach verpflichtet,der auch schon länger den Frauen – Kir-chenchor dirigierte.In der Ortsbeiratssitzung Mitte Januarkam erneut der Bebauungsplan Ortsmit-te zur Sprache. Bis auf kleine unterbreite-te Änderungs-vorschläge im Amt fand erdie allgemeine Zustimmung. Außerdemwurde beschlossen, das Oedingen sichwieder am Wettbewerb „Unser Dorf sollschöner werden 1986“ beteiligen wird.Hierzu wurden die Mitbürger aufgeru-

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fen, möglichst im eigenen Bereich füreinen ordentlich sauberen Eindruck undschönen Anblick zu sorgen (Fassaden, Blu-menschmuck, Vorgärten, Straßen undWege).Fast zur gleichen Zeit wurde in der Jah-reshauptversammlung der „FF – Rema-gen, Einheit Oedingen“ die Gründungdes „Fördervereins Freiwillige FeuerwehrRemagen, Einheit Oedingen“ beschlos-sen, um so die Mitgliedschaft im Vereinauf vereinsrechtlichen Boden zu stellen.In der Gründungsversammlung, zwei Wo-chen später, wurde der von Günter John-ke, Toni Hillen, Siegfried Schmidt und Ru-dolf Wißkirchen ausgearbeitete Sat-zungsentwurf vorgetragen und gebilligt.Der Höhepunkt war dann die Vorstands-wahl. Neuer erster Vorsitzender wurdeHans-Willi Jungbluth, sein Stellvertreter,der Einheitsführer der aktiven Wehr,Peter Jungbluth, Kassierer MartinSchmahl, Schriftführer Clemens Weber,Junior.Die Karnevalssitzung am 18. Januarwurde von den Oedinger Möhnen anläß-lich ihres 11-jährigen Bestehens im Saalder Bürgergesellschaft Werthhoven ver-anstaltet. Sie zogen im vollbesetzten Saaleine zünftige Schau unter frenetischemBeifall der Teilnehmer ab.In der Jahreshauptversammlung desSportvereins am 21. Februar wurde nebenden Geschäftsberichten des Geschäftfüh-rers und der Abteilungsleiter die obliga-torischen Neuwahlen durchgeführt.Franz-Josef Breuer wurde in seinem Amtbestätigt, sein Stellvertreter wurde Eck-hard Born, Geschäftsführer Dieter Moogund Kassenwart Volker Meier. Die Ver-sammlung forderte ein neues Sport-gerätehaus mit Umkleidekabinen nebender neuen Sportplatzanlage und bot Ei-genleistungen an.

Auch Mitte Februar wurde der einge-schlafene Junggesellenverein erneut insLeben gerufen. Er ging mit dem Namen„katholischer Junggesellenverein Ein-tracht Oedingen BDKJ“ unter Vorsitz vonWerner Jungbluth, Stellvertreter GünterMüller, Schriftführer Georg Schmahl andie Jugendarbeit.Am 22.4. verstarb Johannes Vogels, Trä-ger des Bundesverdienstkreuzes, nachlanger mit Geduld ertragener Krankheit.Er stellte sich nach Kriegsende ehrenamt-lich in vielen Funktionen der Gemeindezur Verfügung und hat sich um unserenHeimatort sehr verdient gemacht. Zu er-wähnen: Wiederaufbau der Feuerwehrnach dem Kriege, Gemeinderats- undStadtratsmitglied, Vorstandsmitglied inden hiesigen Vereinen und im Pfarrge-meinderat.In der Bürgerversammlung mit Stadtbür-germeister Kürten waren die Kanalbau-maßnahmen und die Kosten in Höhe von7,5 Million Mark sowie die geplante Um-gehungsstraße Süd, die ein Ingenieur-büro in Auftrag bekommen hat, dieHauptthemen. Nebenher standen auchder Erdgasanschluß sowie die Verkabe-lung des Ortes auf der Tagesordnung.Der Sportverein „Grün-Weiß“ feierte miteiner Sportwoche sein 40-jähriges Beste-hen. Eine eigens gefertigte Festschrift ließdie Vergangenheit Revue passieren. Po-kalspiele mit be-freundeten Gastverei-nen, Gymnastik-Vorführungen der inStadt- Kreis- und Landwett-be-werben er-folgreichen Gymnastikgruppe unter derTrainerin Jytte Dubben und erstmals inOedingen ein Damenfußballspiel botenden Oedingern abwechslungs- und erleb-nisreiche Tage.Im Berichtsjahr haben die Oedinger Orts-vereine die traditionelle Kirmes aus wit-terungs-bedingten Gründen auf den 26. –

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29. September vorverlegt. Die gemeinsa-men Veranstallter waren der Junggesel-lenverein, Männergesangverein, Förder-verein der FF-Oedingen und der Sport-verein im großen Festzelt am Dorfge-meinschaftshaus.Am „Elften im Elften“ um 20, 11 Uhreröffneten die Oedinger Möhnen im fest-lich-karnevalistisch geschmückten Dorf-gemeinschaftshaus die närrische Sessionin der fünften Jahreszeit.Auch in diesem Jahr führte die Pfarrge-meinde ihren Adventsbazar durch, derwieder einen beachtlichen Erlös ein-brachte und der Renovierung der Gertru-diskirche zugute kam.SPD und CDU hielten im Dezember ihreJahreshauptversammlungen ab undkonnten beide, je aus ihrer Sicht, Erfolgeverbuchen.

1987 Während der Jahresabschlußfeier 1986des MGV „Cäcilia 1882“ im Januar standder Vorsitzende Josef Dernbach im Mit-telpunkt des festlichen Abends. Er führteseit 25 Jahren die Sänger mit guten Erfol-gen. Er war von Jugend an ein passionier-ter Sänger und fühlte sich voll und ganzdem Gesang verpflichtet. Der stellvertre-tende Vorsitzende, Wolfgang Schmitz,würdigte seine Leistungen und über-reichte dem Jubilar im Namen des MGVeine wertvolle alte Sprungdeckeluhr undeine Dankurkunde.Noch im Januar hielt auch der Förderver-ein seine Jahreshauptversammlung ab.Der Wehrführer, Peter Jungbluth, durfteberichten, daß im abgelaufenen Jahr1986 unser Ort von schweren Brändenverschont geblieben war.Im selben Monat veranstaltete der MGV„Cäcilia 1882“ Oedingen mit dem Frau-

enkirchenchor Oedingen und dem ge-mischten Chor „Eintracht Birresdorf“ eingeistliches Konzert in unserer PfarrkircheSt. Gertrudis. Unterstützt wurden die Sän-ger von den Gesangsolisten, der Soprani-stin H. Janitzki, (Schwester des hiesigenSängers Georg Hasenknopf) und dem Ba-riton Dieter Amelen sowie Streichern desBonner Kammerorchesters. Die Gesamt-leitung lag in den Händen des DirigentenHans-Joachim Braun aus Unkelbach. Lie-der von Franz Schubert, Jakob Christ, Her-mann Bruckner, W-A. Mozart, P.E. Back,Ludwig v. Beethoven, F.S. Bach und ande-re wurden nach gründlicher Einstudie-rung gekonnt vorgetragen.Die Bundestagswahl Ende Januar brachtein Oedingen für die CDU 335/312, die SPD68/61, die FDP 25/45 und die Grünen 27/30Erst- und Zweitstimmen.Ab 1. Februar galt in Oedingen für denFahrzeugverkehr eine Höchstgeschwin-digkeit von „Tempo 30“. An beiden Ort-seinfahrten / -ausfahrten wurden großeHinweisschilder aufgestellt. Die Beach-tung der Geschwindigkeitsbeschränkungwurde stichprobenartig überprüft.Die 5. Jahreszeit wurde am 22. Februarum 15, 11 Uhr mit dem traditionellen Kin-derkarneval im Saal der Gaststätte „AltOedingen“ eröffnet. Es folgte der „Wie-verfastelovend“ der Oedinger Moehnenam Donnerstag, dem 26. Februar im obengenannten Festsaal. Den musikalischenRahmen füllte die Band „Los Palmas“ mitRudi Dick aus.Wieder einmal wurde im März zur Orts-verschönerung aufgerufen. Der Ortsbei-rat und der Ortsausschuß für Kultur- Hei-mat- und Brauchtumspflege appelliertenan unsere Mitbürger mit der Bitte um Un-terstützung beim Wettbewerb „UnserDorf soll schöner werden 1987“.Die Landtagswahlkämpfe tangierten im

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März auch unseren kleinen Ort Oedin-gen. Die SPD führte den Reigen in einerWahlversammlung mit dem SPD-Land-tagskandidaten Bernd Lang aus Bad Brei-sig an. Es folgte im April die CDU mit demLandrat Egon Plümer als Redner.Der Ortsbeirat befaßte sich in seiner April-sitzung mit dem „Problemmüll“, wohindamit ? Weiterhin ging es um die Aus-weisung eines Panorama-Wanderwegesum den Ort Oedingen im Rahmen derDorferneuerung.Auch in diesem Jahr wurde am 1. Mai derFamilienwandertag der Oedinger mitguter Beteiligung durchgeführt. Ziel warunser Nachbarort Birresdorf, um die tech-nische Meister-leistung einer Verschie-bung des gesamten Bauwerks der im 17.Jahrhundert erbauten Orts-kapelle zu be-sichtigen. Sie wurde in mühevoller Arbeitmit Rollen auf unterlegter Schiene um 20m verschoben.Nach alter Väter Sitte wurde am Vor-abend zum 1. Mai dieser angesungen, derMaibaum an der Gertrudiskirche aufge-stellt und die Junggesellen-Aspiranten indie Reihen der Aktiven aufgenommen.Mit allerlei „Schnickschnack“ mußten sieihre Einstellungsprobe bestehen. DieNacht wurde dann zum Tage mit demAufstellen der „Maischen“ (Maibäume)für die „Herzallerliebsten“.Die Landtagswahl am 17. Mai brachte inOedingen folgende Ergebnisse: Es ent-schieden sich bei einer Wahlbeteiligungvon 467 Personen für die CDU 270, für dieSPD 126, für die Grünen 17 und für dieFDP 45 Wähler.Viel Anklang fand das Sommerfest desFördervereins der Freiwilligen FeuerwehrRemagen - Einheit Oedingen. Mit unter-haltsamen Kinderspielen und Belustigun-gen für alt und Jung wurden die zahlrei-chen Gäste erfreut.

Ein gut organisiertes Turnier bot in derZeit vom 4. - 12. Juni die Oedinger Sport-woche, die der SV „Grün Weiß“ veran-staltete. Es nahmen 8 Gastmannschaftenim freien Wettbewerb daran teil. Turnier-sieger wurde die SG Bengen / Leimers-dorf.An den 105. Geburtstag erinnerte vom18.9. bis 20.9. der MGV „Cäcilia 1882“ Oe-dingen. Mit einem reichhaltigen musika-lischen Festprogramm wurde dieses Er-eignis zünftig gefeiert. Es nahmen 8 Ga-stchöre aus der näheren Umgebung anden Gesangdarbietungen teil. Sie habeninsgesamt eine gute Werbung für denChorgesang geleistet. Besonderen Grundzur Freude hatten die Mitglieder JosefBächer, Stefan Sonntag, Hans Bachemund Klemens Weber für 40 jährige- undTheo Behrens, Helmut Mansfeld sowieJosef Dernbach für 25 jährige Mitglied-schaft, für die sie besonders geehrt wur-den.Vom 25. Bis 28. September war Kirmes inOedingen, veranstaltet von den Ortsver-einen unter reger Beteiligung aller Dorf-bewohner. Der Höhepunkt war am Sonn-tag das schmissige Platzkonzert im Fest-zelt und der anschließende Festzug durchden ganzen Ort.Unter dem Motto „Kinder helfen Kin-dern“ wurde von der katholischen Ju-gendgruppe im Oktober ein Jugendgrup-pentag veranstaltet. Unter Leitung vonMichaela Dernbach, Marlis Theisen undDirk Holstein wurden der Basar und einSpielzeugmarkt eröffnet. Mit einer ge-lungenen Kinderhitparade ging man zumgeselligen Teil über und erfreute mit vie-len unterhaltsamen Darbietungen undWettspielen Jung und Alt. Der Erlöswurde dem SOS-Kinderdorf „Esmeralda“in Ecuador zugeleitet.Zu einem besonderen Festtag wurde am

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16. Oktober die Einweihung der in Eigen-leistung erstellten Grillhütte. Sie wurdefeierlich mit Segnung durch den Orts-pfarrer der Dorfgemeinschaft übergeben.Diese ansprechende rustikale Hütte liegtan der Kreisstraße nach Unkelbach, hieran der Abzweigung zur Mülldeponie undsie erhielt den Namen „Florianshütte“.Der Bau der Hütte ging auf eine Initiativeder Hallen-gemeinschaft zurück. Die Bau-zeit dauerte mit Eigenleistungen der FF-Einheit Oedingen und Arbeitsgruppender Vereine, politischen Gruppierungenund Pfarrgemeinde ein volles Jahr. DieBauleitung hatte der Oedinger ArchitektJosef Niederstein.Eine Ausstellung Remagener Hobby-Künstler, die erstmals im November imFoyer der Rheinhalle demonstriert wurde,war auch für die Oedinger Bürger von In-teresse, da unter anderen der OedingerHobby-Maler, Karl Ellerbrock, mit beacht-lichen Werken, wie Bleistift- Rötelfeder-zeichnungen und Aquarellen vertretenwar.Im November tagte der Ortsbeirat. DerOrtsvorsteher Klemens Weber verab-schiedete Karin Eregger nach 6 jährigerTätigkeit im Beirat und verpflichtete alsNachfolgerin Angela Siegmund. Als näch-ster Tages-ordnungspunkt wurde der auf6 Monate befristete Model-versuch einer„30 Kilometerzone“ in ganz Oedingenbehandelt. Das positive Ergebnis derKreisverwaltung von Juli bis Dezemberwurde durch mehrere Polizeikontrollenermittelt und von Fall zu Fall immer wirk-samer im Sinne des Gebotes. Noch mehrWirkung für das Tempolimit versprachsich die Kreisverwaltung von verkehrsbe-ruhigenden Eingriffen auf OedingerStraßen. Der Ortsbeirat war mit diesenPlanungen einverstanden.Der Preis (Prämie) von 500,- DM für den 7.

Platz unter 45 Teilnehmern beim Wettbe-werb „Unser Dorf soll schöner werden1987“ wurde für den weiteren Ausbauder Florianshütte zur Verfügung gestellt.Der Anschluß Oedingens an das Gasnetzder Energieversorgung Mittelrheinwurde zurückgestellt, da für 1988 keineGeldmittel zur Verfügung standen.Wie alljährlich wurde am 1. Advent derPfarrbasar veranstaltet. Der Erlös (etwa8,000,- DM) wurde wie bisher für den Aus-bau der Gertrudiskirche bereitgestellt.Am 11.12. veranstaltete Frau Renate Ni-codemus, Musiklehrerin an der Kreismu-sikschule, mit dem Schülerkreis dieserSchule ein festliches Weihnachtskonzertin der Gertrudiskirche.Zum Abschluß dieses Jahres beteiligtensich die Oedinger-Sportschützen an denWettbewerben zur historischen Stadt-meisterschaft. In der Sonderklasse „Luft-gewehr“ errangen Georg Hasenknopfden 1. und Dieter Holstein den 2. Platz.

1988 Der Oedinger Siegfried Schmidt, Vorsit-zender des SPD-Stadtverbandes, wurdeim Januar 50 Jahre. Er war auch im Oe-dinger Ortsbeirat aktiv tätig.Am 11. Februar erhielt Dr. Siegmund Hel-ler aus Oedingen als erster Bürger derStadt Remagen den neuen Europa-Paß.Heller ist Stadtverbandsvorsitzender derCDU, Kreistagsmitglied und als EuropaBeauftragter aktiv tätig.Der Förderverein der FF-Oedingen gestal-tete Mitte Februar den Karneval mit eineraußergewöhnlichen Prunksitzung im Bür-gersaal des Nachbarortes Werthhoven(Pössem). Hans-Willi Jungbluth führtedurch ein abwechslungsreiches Pro-gramm, das von den aktiven Vortragen-den und Schaustellern in bunter Form

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dargeboten wurde und die zahlreichenGäste von den Stühlen riß. Lach- undKlatschsalven am laufenden Band erfüll-ten den Saal.Die Oedinger Mülldeponie, Dauersorgen-kind unseres Ortes, würde nach Auffas-sung der Kreis- und Stadtverwaltungnoch einige Jahre in Betrieb bleiben. Sodie Informationen aus erster Handwährend der Bürgerversammlung im Fe-bruar.Die Oedinger Bürger Bernhardine undKarl Simons feierten im Februar ihre Dia-mantene Hochzeit (60 Jahre verheiratet).Das Jubelpaar, noch recht rüstig, wurdevom Landrat Dr. Egon Plümer, Bürgermei-ster Hans-Peter Kürten, OrtsvorsteherWeber sowie von den Vereins- und Insti-tutuions-Vorsitzenden beglückwünscht.Der Förderverein der FF-Oedingen zählteAnfang April 180 Mitglieder. In der Jah-reshaupt-versammlung wurde durchNeuwahl der bisherige Vorstand: 1. Vor-sitzender Hans-Willi Jungbluth, Stellver-treter Peter Jungbluth und SchatzmeisterMartin Schmahl wieder bestätigt.In der Bürgerversammlung im April diesesJahres ging es wieder mal hoch her umdas leidige Thema „Mülldeponie“. Stadtund Kreis plädierten aus Kostengründenfür eine Erweiterung, die nach längeremRingen von den Oedingern aus Einsichtgebilligt wurde. Als Gegenleistung wur-den Stadt und Kreis sehr deutlich aufge-fordert, das Verkehrsrowdytum der Müll-zubringer sofort und energisch zu unter-binden. Abschließend gaben die Behör-den-vertreter das Versprechen ab, durchhäufige Kontrollen Abhilfe zu schaffen.In der CDU wurde in einer Mitgliederver-sammlung Ende Mai der bisherige Vorsit-zende Stephan Pieck verabschiedet undals Nachfolger Ludwig-Heinrich Meier ge-wählt, Pieck wechselte beruflich seinen

Wohnsitz nach Stuttgart.Das Jugendgruppenfest der katholischenJugend im Juni, diesmal erstmals in derneuen „St. Florianshütte“ veranstaltet,wurde wieder ein voller Erfolg.Der Förderverein der FF-Oedingen hattewie in all den Jahren zuvor im Juni zum„Tag der offenen Tür“ eingeladen. Es be-stätigte sich die Erfahrung, daß die FF mitihrem gut vorbereiteten Programm Gästeanlocken und erfreuen konnte. So wur-den auch diesmal „Jung und Alt“ in ihrenErwartungen nicht enttäuscht.Im August erhielt unser geschätzter Mit-bürger, Josef Dernbach, die Verdienstme-daille des Verdienstordens der Bundesre-publik Deutschland aus der Hand desKreisdeputierten Gerhard Steffens. Oe-dingen gratulierte und es gab sicher kei-nen Mitbürger, der ihm die Auszeichnungmißgönnte. Seine ehrenamtlichen Tätig-keiten, seit 62: Vorsitzender des MGV undMitglied des Pfarrgemeinderates sowiedes Pfarrverwaltungsrates, des Ortsbeira-tes, der Hallen-gemeinschaft sowie imKulturausschuß. Er war immer ein Mannder Tat, wortkarg, dennoch vorbildlich inseinen Einsätzen für die Dorfgemein-schaft, unentgeltliche Hilfen bei der Re-staurierung des Friedhofes, der beidenGotteshäuser, des Dorfgemeinschaftshau-ses usw.. Sein Leitspruch: „Kommt, ma-chen wir mal!“.Im September wurde der neue Friedhofs-teil eingeweiht, der von der Pfarrgemein-de in Eigenleistung hergerichtet wurde.Auch hier waren der Pater BentivoliusMarxen und der o.a. ausgezeichnete JosefDernbach die Initiatoren.Ende September nahm die Kirmes ihrentraditionellen Verlauf. Im Umzug wurdedas Maikönigspaar, Dirk Holstein undAnja Braun, durchs Dorf kutschiert. Allesin allem waren vier Tage Belustigungen

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und Freude am bunten Treiben angesagt.Im Oktober erschien die Broschüre „ZurGeschichte von Oedingen“, die von demMitbürger Karl Beelke geschrieben undvon Dieter Holstein drucktechnisch ge-staltet wurde. Sie wurde an jeden Haus-halt im Zusammenhang mit dem Verkaufder Martinslose kostenlos verteilt. DieseSchrift wurde akribisch erarbeitet und be-schreibt die Zeit von 853 - 1817 nach Aus-wertung umfangreichen Archivmaterials.Sie fand Anerkennung im LandesarchivKoblenz, Bistums-Archiv Trier, Kreis- undStadtarchiv und Interesse bei vielen Oe-dinger Bürgern.Mitte Dezember befaßten sich die Sozial-demokraten Oedingens in einer gut be-suchten Mitgliederversammlung mit demleidigen Dauerbrenner „Mülldeponie“.Sie kamen zu dem Ergebnis, daß „20Jahre Mülldeponie“ genug sind. Manwerde sich mit allem Nachdruck für einEnde in Kürze einsetzen.

1989 Der Vorsitzende des ständigen Arbeits-kreises Europa-Politik des CDU-Kreisver-bandes Ahrweiler und Europa-KandidatDr. Sigmund Heller (Oedinger Mitbürger)zieht Bilanz. Er trifft die Feststellung, daßdas vergangene Jahr erfolgreich in derEuropa-Politik abgelaufen ist, und derKreisverband mit vielen Aktivitäten dazubeigetragen habe.Mitte Januar feierte der Förderverein derFreiwilligen Feuerwehr Oedingen sein tra-ditionelles „Fastelovend“ im BürgersaalWerthhoven. Es war eine phantastischeSitzung unter der Leitung des Präsidentenim „Elferrat“, Hans-Willi Jungbluth. Erpräsentierte ein Programm voll neuerIdeen und karnevalistischen Darbietun-gen mit „Insidern“ und auswärtigen Büt-

tenrednern sowie Tanz- und Show-Grup-pen. Zum Schluß war sich die Mehrheitder Besucher einig: „das erlebte war„Erste Sahne“ und wirklich „jood““.Noch zu Beginn des Jahres besuchte dieRheinzeitung den Remagener OrtsteilOedingen. Das Interesse galt der Ortsent-wicklung unseres Höhenortes. Ortsvor-steher Klemens Weber machte eingangsdeutlich, daß innerhalb von 18 Jahren dieBevölkerung von 350 Einwohnern auf 850angewachsen sei. Ein Schwerpunkt derOrtsentwicklung sei der Ausbau der Orts-mitte als Dorfzentrum mit einem kleinenWeiher und eventuell einer Mehrzweck-halle. Im aktuellen Entwicklungspro-gramm steht das flächendeckende Ab-wassernetz in Arbeitsgemeinschaft mitden Nachbarorten Züllighoven undWerthhoven. Ein Umweltproblem stelltedie Mülldeponie dar, Verkehrs- und Ge-ruchsbelästigungen nahmen Überhand.Der Kreis war um Abhilfe bemüht undversprach die Stillegung bis 1992.Im CDU-Ortsverband gab es im Märzeinen unerwarteten Führungswechsel.Der bisherige Vorsitzende, Ludwig-Hein-rich Meier, Betriebswirt grad. bei der Luft-hansa-Zentrale Köln, übernahm im Auf-trag dieses Unternehmens die kaufmän-nische Leitung ihres Stützpunktes aufdem Flughafen Peking in China. ZumNachfolger wählte der Ortsverband ToniHillen, der bereits im Vorstand und alsOrtsbeiratsmitglied sein politisches Kön-nen unter Beweis gestellt hatte. Den europäischen Gedanken stärken wardas Ziel eines Schülerwettbewerbs, andem sich die Realschule Remagen mit 5Klassen (gesamt 100 Schüler) beteiligte.Ganz vorne im Wettbewerb plazierte sichder Oedinger Realschüler Alexander Bun-gard, der mit viel künstlerischer Phantasiefür die Einheit Europas geworben hatte.

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Der Ortsbeirat unter dem Vorsitz von Kle-mens Weber beschäftigte sich im Märzmit den Kanalbaumaßnahmen und denKostenfragen hierzu. Weiter wurden dieProbleme der Busverbindungen erörtert.Anfang April führte der Förderverein derFF-Oedingen seine Jahreshauptversamm-lung durch. Der Vorsitzende Hans-WilliJungbluth konnte ein Drittel der zur Zeit167 Mitglieder begrüßen. Im Bericht überdie Einsätze des vergangenen Jahreswurde die Beteiligung an der Reini-gungsaktion der Rheinufer besondershervorgehoben.Noch Anfang April besuchte die Fraktionder FDP im Mainzer Landtag unsere Müll-deponie. Sie wollten sich über die mo-dernste Abfallentsorgung informieren.Im Mai feierten die Oedinger Berta undBernhard Schrade das Fest der GoldenenHochzeit. Beide stammten aus Ost-preußen und kamen nach dem Kriege1950 auf Umwegen nach Oedingen, wosie sich ein zweites Zuhause aufbauten.Ende Mai weilte Landrat Joachim Weilerauf Einladung des CDU-Ortsverbandes inOedingen. In seiner Ansprache befaßte ersich mit den hinlänglichen Ortsproble-men und versprach in besonders schwie-rigen Fällen Abhilfe; so, Mülldeponie,Verkehrsbelästigungen, Kanalisation undDorferneuerung sowie auch die Kosten-beteiligung der Bürger.Dr. Heller gab im Juni den Vorsitz überden Stadtverband der CDU ab. Er hattedas Mandat über 11 Jahre inne. Er wurdezum gleichen Zeitpunkt als Kreistagsmit-glied gewählt. Für Oedingen eine nützli-che Sache, einen Mitbürger im Kreistagzu haben.Im Zusammenhang mit den Kommunal-wahlen verabschiedete sich auch GünterJohnke aus dem Stadtrat, dem er 10 Jahreangehörte.

Die Kommunalwahlen brachten in Oe-dingen folgende Ergebnisse in Prozentausgedrückt: CDU 52, SPD 41, Grüne 4,4,Bürgerliste Remagen 1,8 und BürgerlisteOberwinter 1,2.Mitte Juli wurden ostwärts von Oedingen(etwa 1 km) in den Teichen der Kaolingru-be mißgebildete Erdkröten entdeckt. Esfehlten bei jungen Reptilien manche Glied-maßen. Die Ursachen wurden in der Ver-schmutzung der Teiche nach dem Kriegevermutet. Da der Besitzer die Teiche vor ei-nigen Jahren gründlich gesäubert unddabei allerlei Schrott (alte Mopeds, Fahrrä-der usw.) herausbefördert hatte, beteuer-te er, daß die Teiche so sauber seien, daß erseit Jahren Fische züchten konnte, ohneAusfallerscheinungen beobachtet zuhaben. Nach monatelangen Untersuchun-gen konnte auch nicht geklärt werden,woher die Mißbildungen kamen.In Sachen Mülldeponie wurde von derKreisverwaltung das Ende der Ablage-rungen in 1995 angesagt.Der Oedinger Bürger Rudi Wißkirchenwurde Anfang Juli von der SPD-Stadtrats-fraktion (Gesamtstadt Remagen) zuihrem Fraktionsvorsitzenden gewählt.Im August fand die konstituierende Sit-zung des neugewählten Ortsbeiratesstatt. Klemens Weber wurde in seinemAmt für weitere 5 Jahre bestätigt. Orts-beiratsmitglieder waren außerdem CDU:Hans Bungard, Heinz Heuser, Anton Hil-len, SPD: Georg Hasenknopf, Hans Kossinund Siegfried Schmidt.Traditionsgemäß wurde in der Zeit vom24.6 bis 2.7. die Sportwoche des SV Grün-Weiß Oedingen durchgeführt.Im Oktober wurden in einer Ortsbeirats-sitzung zum wiederholten Male die Ver-kehrsberuhigungs-Probleme behandelt.Fazit: Es blieb bei Tempo 30 im gesamtenOrt.

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Ende September nahm die weit über Oe-dingens Grenzen hinaus bekannte be-liebte Kirmes ihren Verlauf. Diesmal wardie Attraktion das Maikönigspaar Anto-nella Granata und Herr Gemein, die vonden Junggesellen in einem Festzug zumFestplatz geleitet wurden. Ansonstenwaren die Veranstaltungen - wie immer -ein Erfolg.Klemens Weber, Ortsvorsteher und seit18.Juni auch Stadtratsmitglied, feierteAnfang Oktober im Kreise vieler Gästeaus dem öffentlichen Leben sowie Famili-enangehörigen und guten Freunden sei-nen sechzigsten Geburtstag. Der LandratJoachim Weiler ließ es sich nicht nehmen,persönlich zu gratulieren.Zur gleichen Zeit wurden die Oedinger El-friede und Franz Hange vom Bundesmi-nister Hans Klein mit dem großen Ver-dienstkreuz der Bundesrepublik Deutsch-land ausgezeichnet. Beide waren von derersten Stunde der Bundesrepublik alsJournalisten in Bonn tätig. Franz Hangewurde 1965 Stabschef im Bundespresse-amt. Seine Ehefrau Elfriede gehörte alsVorstands-mitglied der Bundespressekon-ferenz und des Bundespresseclubs an.Im November demonstrierten OedingerBürger gegen den Gestank von der Müll-deponie. Unter den Demonstrantenwaren auch der Ortsvorsteher und dasStadtratsmitglied Klemens Weber, sowiesein Stellvertreter Hans Kossin und dasStadtratsmitglied Rudi Wißkirchen. DerLeiter der Vollzugspolizei des Kreises,Manfred Schiemann, sowie Vertreter derKreisverwaltung erschienen vor Ort, umdie Demonstration (Straßensperre vordem Eingang der Deponie) aufzulösen.Erst nach Zusicherung eines schnellenUmschichtungsverfahrens löste sich dieDemonstration auf.

1990 Der Ausschuß für Umwelt- und Natur-schutz der Stadt Remagen traf sich MitteFebruar zu einer Ortsbesichtigung aufdem Gelände der Mülldeponie in Oedin-gen. Das Abfallreferat der Kreisverwal-tung stand Rede und Antwort.Am 22. Februar veranstalteten die Oedin-ger „Moehnen“ ihre traditionelle „Wie-ver-fastelovend“ im Dorfgemeinschafts-haus, wie immer mit vielen närrischenÜberraschungen. Der Ortsbeirat beschäftigte sich erneutmit dem Ausbau Oberwintererweg, AmKaolingrund und der Waldstraße. Eswurde der neue geänderte Ausbauplanvorgestellt.Den Oedingern wurde im Februar vom In-stitut für Zoologie der Universität Mainzmitgeteilt, daß jegliche Mutationen alsUrsache der Mißbildungen von Erdkrötenin der Gemarkung Oedingen auszusch-ließen sind.Die K40 (Wachtbergstraße) war erneutGegenstand heftiger Auseinandersetzun-gen des Ortsbeirates mit Vertretern derStadt- und Bezirksbauleitung. Es wurdemit aller Härte, sogar mit Straßensperrengedroht, wenn nicht bald eine Verkehrs-beruhigung durchgesetzt würde.Im März erhielt Dr. Siegmund Heller ausOedingen, der langjährige Europabeauf-tragte des CDU-Kreisverbandes, aus derHand des Ministerpräsidenten Carl-Lud-wig Wagner (Rhl.-Pfalz) den „Merit-Euro-peen-Orden“ in Silber.

Im selben Monat feierte unser Pater Ben-tivolius Marxen sein diamantenes Or-densjubiläum im Kreise seiner Franziska-ner Ordensbrüder, Verwandten, Gästenaus seiner Heimat und den Niederlandensowie den Oedingern Pfarrgemeinderats-

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mitgliedern im Apollinaris-Kloster zu Re-magen.In der Mainacht erlaubten sich einige Oe-dinger Zeitgenossen einen tollen Scherz.Sie proklamierten mit einem großen Fir-menschild im Garten eines erfahrenenKartoffelzüchters diesen zum „Kartoffel-könig“. Wie aus sicherer Quelle zu erfah-ren war, handelte es sich bei den Erzeug-nissen des Pensionärs um die schmack-haftesten und größten „Oedinger Grum-pere“, die es je gab. Der Geehrte war ToniHillen.Im Mai veranstaltete die SPD unter ihremVorsitzenden Siegfried Schmidt eine Orts-begehung mit dem Anliegen: „Wenn wirden Müll nehmen, dann soll der Kreis unsauch eine ordentliche Zufahrt zur Depo-nie bauen!“. An der Begehung nahmenaußer den Stadtrats-mitgliedern auch der

Kreistags- und Bundestagsabgeordneteder SPD, Hans Wallow, teil.Im selben Monat feierten die OedingerSänger ihr Sommerfest in und um dieGrillhütte. Bierbrunnen und Imbißstandsorgten für das leibliche Wohl. Alt undJung wurden mit allerlei Kurzweil bei be-ster Stimmung unterhalten.Die Oedinger CDU-Mitglieder unternah-men nach guter Vorbereitung durch ToniHillen und Klemens Weber eine Fahrtüber die damalige Zonengrenze nach Ei-senach. Im Mittelpunkt stand der Besuchder Wartburg. Den Teilnehmern wurdekurz vor der Wiedervereinigung, damalsnoch nicht im Gespräch, ein Einblick in dieVerhältnisse der damaligen DDR vermit-telt.Die „Alten Herren“ des SV hatten sichEnde August was ganz besonderes einfal-

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len lassen. Durch Initiative ihres Mitglieds,Adi Esch, konnten zwei Fußballspielegegen eine kolumbianische Polizeimann-schaft, die einen 3 wöchigen Ausbil-dungslehrgang beim BKA absolvierten(Esch seine Dienststelle) organisiert wer-den. Die Oedinger gewannen beide Spie-le mit 5:1 und 8:1 ohne die entstandeneFreundschaft zu trüben. Es wurden ab-schließend mit „Gegrilltem“ und einemFaß Bier die völkerverbindenden Erleb-nisse in der Grillhütte zünftig gefeiert.Der Kreis mußte weitere 4 Millionen DMfür die Nachrüstung der Müll-Deponie inOedingen zahlen.Der Landrat versprach schriftlich den Oe-dingern den Ausbau der K40 in 1991/92.In der Ortsbeiratssitzung Ende Augustwurde als wichtigster Tagesordnungs-punkt die Beratung und Beschlußfassungüber das „Dorferneuerungsprogramm“abgehandelt. Es wurde einstimmig derAntrag um die Aufnahme in das Pro-gramm an die Stadt Remagen gestellt.Noch Ende August feierten Erna und Ar-nold Bücken das Fest der Goldenen Hoch-zeit. Sie waren seit 1971 Oedinger Bürger.Die Oedinger Junggesellen feierten in Ge-meinschaft mit den übrigen hiesigen Ver-einen Ende September wieder die alther-gebrachte Kirmes. Ein gemeinsamerUmzug durch den Ort krönte die vielfälti-gen Darbietungen an Unterhaltung undLustbarkeiten. Der Erfolg: alle Einzelver-anstaltungen waren voll ausgebucht.Am 3. Oktober, dem Tag der „DeutschenEinheit“, rief der Ausschuß für Kultur-und Brauchtumspflege die Oedinger Ein-wohner (Vereine und Institutionen) zueiner kleinen Feierstunde am zukünfti-gen Ortsmittelpunkt auf. Es wurde zur Er-innerung an diesen denkwürdigen Tageine Linde gepflanzt, die vom Pater Ben-tivolius mit einer würdigen Ansprache

eingeweiht wurde. Mit der dritten Stro-phe des Deutschlandliedes und ansch-ließendem Umtrunk klang die Besin-nungsstunde aus.Vertreter der EVM (Energie-Versorgung-Mittelrhein) informierten die OedingerBürger über eine mögliche Ferngasver-sorgung.Ende November kam im Rahmen des Bun-destagswahlkampfes der Bundestagsab-geordnete Karl Deres (CDU) zum Früh-schoppengespräch nach Oedingen. Er re-ferierte vor zahlreich erschienenen Bür-gern über die „Verantwortung fürDeutschlands Zukunft“.Die Bundestagswahl Dez. 1990 erbrachtefolgende Ergebnisse in Oedingen:CDU: 277 (54,96 %), SPD: 140 (27,77 %),FDP: 45 (8,90 %), Die Grünen: 26 (5,10 %),Sonstige: 16 (2,99 %).

1991 Das neue Jahr begann recht hoffnungs-voll. In der Ortsbeiratssitzung vom 25. Ja-nuar wird mit Ortsvorsteher KlemensWeber, den Beiratsmitgliedern Hans Bun-gard, Heinz Heuser, Hans Kossin, GeorgHasenknopf und Siegfried Schmidt sowiedem Kreistagsmitglied Dr. Siegmund Hel-ler und den Stadtratsmitgliedern Her-mann-Josef Fuchs und Rudi Wißkirchendie Neu- und Umgestaltung der Müllde-ponie Oedingen beraten. Als Sachver-ständige erläuterten der Vertreter derKreisverwaltung, Herr Hommesen, derLeiter des Bauamtes Remagen, Herr Ra-phael Helmrich und der Landschaftsarchi-tekt, Herr Arenz, die neuen Planungsvor-haben, wie Neugestaltung des Eingangs-bereichs (Computerwaage, Teerstraßen).Bis zum heutigen Tage sind 7,5 Mio. DMfür die Sanierung und Ausbau ausgege-ben worden. Bis zur planmäßigen Verfül-

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lung 1995 und der Nachbehandlung bis1997 werden die Kosten auf 18 Mio. DManwachsen.Der zweite hochinteressante Punkt derTagesordnung galt dem neuen Bebau-ungs-plan-konzept „Ortsmitte Oedin-gen“. Es wurde hier beraten, nun alleAuflagen der Umwelt- und Wasserbehör-den, die Wünsche der Oedinger Bürgerund Vereine, deren Eingaben und Ände-rungsvorschläge zu berücksichtigen.Das Oedinger Urgestein, der Altmeisterund Schreinerhandwerker Johann Vilz,feierte Ende Februar seinen 80. Geburts-tag.Unbekannte zündeten Mitte Februar einWochenendhaus in der Laubenkoloniean. Es kam zu einem Großeinsatz unsererFeuerwehr und den Löschzügen derNachbarorte. Zu retten war nichts mehr.Die Polizei ging von planmäßiger Brand-stiftung aus.Klemens Weber machte im Märznochmals Dampf in einem Gespräch mitder Rheinzeitung und mahnte an, daß eshöchste Zeit für das Baugebiet Oedingenwäre. Vor allen Dingen müßte derStraßenbau in Angriff genommen wer-den.Und wieder einmal dreht sich im April dasKarussell um einen Standort für das Dorf-gemeinschaftshaus. Letztlich wurde nunein Neubau in der Ortsmitte angepeilt.Unser Mitbürger, Karl-Heinz Nikodemus,wurde mit dem Bundesverdienstkreuz amBande für seine erfolgreiche Tätigkeit imdiplomatischen und konsularischenDienst der Bundesrepublik ausgezeich-net. Er war Verwaltungsattache´ an derdeutschen Botschaft in Tokio und ansch-ließend Vizekonsul beim Generalkonsu-lat in Istanbul.Am 21. Mai verstarb plötzlich und uner-wartet unser Mitbürger, der Ministerialrat

Werner Aufenanger. Er war Referent desWehrbeauftragten in der Verwaltung desdeutschen Bundestages und in aller Öf-fentlichkeit bekannt als Rechtsberaterverschiedener parlamentarischer Unter-suchungsausschüsse.Am 9. Juni veranstaltete die Oedinger De-ponie einen „Tag der offenen Tür“. DerLandrat, Joachim Weiler, hatte alle Orts-bürgermeister der Region, Kreispolitiker,Umweltschützer, die Abfallentsorgungs-unternehmen sowie den RemagenerStadtrat und die Ortsbeiräte von Oedin-gen und Unkelbach hierzu eingeladen. ImMittelpunkt stand die modernisierteKreisdeponie. Informationen, Musik undUnterhaltung wurden groß geschrieben.Der Grundgedanke war, dem Bürgernahe zu bringen, daß Müll vermeiden sichlohnt, der Umwelt zur Liebe.Das Ende für den dorfgerechten und ver-kehrsberuhigenden Ausbau der Wacht-berg-Straße (K40) war bis zum Jahres-schluß in Aussicht gestellt worden.Anfang Juli verabschiedeten sich die Oe-dinger Kleinkinder vom Kripper Kinder-garten und wechselten zum neu erbau-ten nahegelegenen Hort in Unkelbach.Drei Jahre lang mußten sie bisher mit demBus von Oedingen nach Kripp und zurückgefahren werden.Nach langem Zögern begannen im Au-gust die Arbeiten in der Waldstraße -Oberwinterer Weg und Am Kaolingrund.Erstmalig wurde die Oedinger KirmesEnde September im Festzelt am Dorfge-meinschaftshaus gefeiert (bisher immerMitte November).Die Freiw. Feuerwehr feierte Richtfest desNeubaues am Gerätehaus. Der Stadtbür-germeister, Hans-Peter Kürten, würdigtedie überragende Eigenleistung der Oe-dinger Wehrmänner. Ohne sie wäre derNeubau nicht möglich gewesen.

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Pater „Benti“ (Bentivolius) feierte am27.10. seinen 80 ten Geburtstag in vollerRüstigkeit. Die Oedinger Vereine würdig-ten mit einer großartigen Gratulations-cour das besondere Ereignis. Der Leitfa-den des immer noch amtierenden Prie-sters war die Jugendseelsorge.

Im Ortsbeirat ging es am 25. Novemberum die Erweiterung der Mülldeponie undden vorzeitigen Baubeginn.Der Oedinger Kreistagsabgeordnete, Dr.Siegmund Heller, richtete Ende Novem-ber eine Anfrage an den Landrat, wie esum das Dorferneuerungskonzept undden Verfahrensgang steht.Auch im November fand die Jahres-hauptversammlung der CDU mit Neu-wahl des Vorstandes statt. Der Vorsitzen-de Toni Hillen, sein Stellvertreter KlemensWeber und die Schatzmeisterin Ruth Seid-ler wurden wiedergewählt.

Zum Jahresende wurde die Neugestal-tung des Oedinger Friedhofs abgeschlos-sen. Als Krönung der Abschlußarbeitenstiftete Stefan Sonntag ein in seinerWerkstatt selbstgefertigtes kunstschmie-denes Eingangstor.

1992 Anfang des Jahres überreichte KlemensWeber, Vorsitzender der Jagdgenossen-schaft Oedingen/Unkelbach, der Leiterindes neu erbauten Kindergartens in Un-kelbach, Hildegard Eichstädter, einenScheck in Höhe von 3.000,- DM.Im Februar wurde der Ausbau der Wald-straße zu einem offenen Ärgernis. DieBauplanung, -leitung und -ausführungwaren ohne Abstimmung mit den Anlie-gern und dem Ortsbeirat eigene Wegegegangen. Ortsvorsteher KlemensWeber, CDU- Stadtrats- und Ortbeirats-mitglieder sowie mehrere Mandatsträgerinformierten sich vor Ort über die Fehllei-stungen. So waren einige Garagenein-fahrten schwer zugänglich, die Lampenentsprachen nicht den Forderungen derPlanungsphase, die Begrünung wurdeohne Absprache mit den Anliegern vor-genommen. Unverständlich, denn die An-lieger mußten diese Baumaßnahmendoch mitfinanzieren.Der Sportverein „Grün-Weiß“ Oedingenhielt am 7. Februar seine Jahreshauptver-sammlung ab. Im Mittelpunkt standendie Neuwahlen des Vorstandes. Nach denJahresabschluß-berichten, die kleine Er-folge der Tischtennisabteilung sowie inder Jugendarbeit aufweisen konnten,verlief das Sportlerjahr 1991 ohne nen-nenswerte Besonderheiten. Anders dieKassenlage, die eine solide Finanzwirt-schaft aufzeigte. Franz-Josef Breuerwurde wieder in seinem Amt als Vorsit-

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zender bestätigt. Ebenso der Geschäfts-führer Olaf Wulf, Kassiererin MonikaGrunwald, Abtleiter Fußball Helmut Bornund neu wurde in den Vorstand als 2. Vor-sitzender Hermann Kaak gewählt.Wie in all den Vorjahren, wurde auch indiesem Jahr die fünfte Jahreszeit ausge-lassen gefeiert. Eine Woche vor dem Ro-senmontagstrubel wurden die Kids buntkostümiert von den Möhnen zu einemKinderball eingeladen. Der wurde mitkarnevalistischer Unterhaltung und närri-scher Musik zu einem lustigen, fröhlichenZusammensein.Dann, am „Weiberdonnerstag“ setztendie Möhnen das närrische Treiben mitihren Mitgliedern und Gästen fort. Zün-dende Büttenreden, wilde Tänze bei flot-ter Musik sowie Essen und Trinken brach-ten auch die ältesten „Weewer“ in Hoch-stimmung. Klara Winandy, Marga Hense-ler sowie Maria Born und Beate Simonswaren die Asse in der „Bütt“.Die geplante Erweiterung der OedingerDeponie wurde auf Vorschlag des Unkel-bacher Ortsbeirates vom RemagenerStadtrat abgelehnt.Einen gehörigen Schrecken versetzte denOedingern das Erdbeben in der Nachtzum Montag, dem 15. April. Wachgerüt-telt durch schwingende Betten glaubtenso mancher Bürger zu träumen. DiesesBeben wurde mit einem Wert von 5,6 bis5,8 auf der nach oben offenen Richter-skala registriert, das hier jedoch keinenennenswerten Schäden verursachte. An-ders in Remagen, Oberwinter und Ro-landseck (Rheingraben), wo erheblicheSchäden an Gebäuden festgestellt wur-den. Besonders betroffen war das Rema-gener Rathaus.Am 26.4. feierte die Oedinger Wehr dieInbetriebnahme des neuen Gerätehauses,das überwiegend in Eigenleistung ent-

standen war. Die Wehrmänner investier-ten 3.800 Arbeitsstunden. Material undspezielle handwerkliche Leistungen imRahmen der Baumaßnahmen kostetenimmerhin noch 112.500 DM. Der Bürger-meister Kürten, Chef der gesamten Re-magener Feuerwehr, hielt die Festanspra-che und übergab das Gebäude seiner Be-stimmung. Pater Bentivolius segnete dasBauwerk im Anschluß an den Gottes-dienst. Meisterlich gestalteten der hiesigeMGV „Cäcilia 1882“, das Musikkorps derStadtsoldaten und die Feuerwehrkapelleaus Lessenisch die Feier mit. Ein zünftigerFrühschoppen und der Familien-Nachmit-tagskaffee rundeten das festliche Ereignisab.Ende Juli feierte der MGV „Cäcilia 1882“sein 110 jähriges Jubiläum. In einer Fest-schrift wurde die 110 jährige Geschichteden Mitgliedern und Gästen in Wortenund Bildern in Erinnerung gebracht. AmGesangfestival beteiligten sich die Chöreaus Koisdorf, Birresdorf, Bengen, Wal-dorf, Unkelbach, Kirchdaun und selbst-verständlich auch der Chor der Jubilareunter der Stabführung des bewährten Di-rigenten Heinrich Möhren. Besondere Eh-rung erfuhr der erste Vorsitzende desMGV, Josef Dernbach, der genau seit 30Jahren dieses Amt innehatte.Der Ortsbeirat (Ortsvorsteher KlemensWeber), die Mitglieder Heinz Heuser, ToniHillen, Dieter Wagner, Hans Bungard,Hans Kossin, Siegfried Schmidt und GeorgHasenknopf, mußten sich erneut mit denStraßenbaumaßnahmen K40 und derDorferneuerung befassen. Schwierigkei-ten gab es beim Grundstückserwerb fürBegradigungen, Verbreiterung der Fahr-bahnen, Einfahrten usw.. Das Gremiumforderte die Stadtverwaltung auf, dievom Bauamt aufgeführten Verhinde-rungsgründe zügig auszuräumen.

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Der Kreis Ahrweiler rief im Septemberden Müllnotstand aus. Er wußte nichtmehr, wohin mit den mehr als 100 000Tonnen Abfall in seiner Region. Nach1995 würde nichts mehr laufen. Der Müll-tourismus drohte. Die Schulder-Haldemußte dringend rekultiviert werden,Brohl-Lützing mußte die Tore schließen.Bis der Müll in Gönnersdorf entsorgt wer-den könnte, würden noch Jahre verge-hen. Als Ausweg blieb nur die Erweite-rung der Oedinger / Unkelbacher Depo-nie. Diese Vorstellung trieb Oedinger undUnkelbacher auf die Barrikaden. AuchLandrat Weiler konnte die Gemüter derallgemein friedlichen Bürger nicht beru-higen, die sich nun mit Eingaben an denStadtrat, den Kreis und die Bezirksregie-rung wandten.4.08 Uhr in der Nacht zum Samstag, dem

12.09., alarmierte die Oedinger Wehr alleEinheiten in Remagen Stadt und in denAußenbezirken. Das Gehöft des BauernStefan Adams brannte bis auf das Wohn-gebäude lichterloh. Der Brandherd lag imSchweinestall mit 130 untergebrachtenTieren, für die es kein Entrinnen mehrgab. Trotz massivem Einsatz der 10 Weh-ren mit 102 Freiwilligen und 18 Wagenwaren die Stallungen nicht mehr zu ret-ten. Die Wehrmänner mußten mit allenKräften und Gerätschaften ein Übergrei-fen auf das anliegende Wohnhaus ver-hindern, in dem schon die Flammen imDachbereich wüteten. Erst am Sonntag-nachmittag konnten die BrandwachenEntwarnung geben. Die Ursachen warenauf einen Defekt im elektrischen Lei-tungssystem zurückzuführen.

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Mit dem III. Bauabschnitt der Sanierungder St. Gertrudis-Kirche wurde im Früh-jahr begonnen und im September warendie Pfarrgemeinde-Mitglieder unter Fe-derführung von Josef Dernbach, stellv.Vorsitzender des Pfarrverwaltungsrates,in Eigenleistung ein gutes Stück vorange-kommen. Von nun an mußten die Hand-werker hinzugezogen werden. Der Altar-raum erhielt ein neues Bett. Nach demVerlegen der Fußbodenplatten wurdeauch die ganze Apsis neu gestaltet. Einneuer Altartisch und ein neuer Ambo ent-standen in der Werkstatt eines KrufterSteinmetzmeisters. Ausgekuffert und miteinem neuen Bett versehen wurde auchdas Kirchenschiff. Hier mußte noch zu-sätzlich eine neue Heizanlage eingebautwerden. Mitte Dezember war das Werkvollendet und der Gottesdienst konntewieder aufgenommen werden, derwährend der Renovierungsarbeiten inder alten historischen Kapelle aus dem 12.Jahrhundert abgehalten wurde.Am 3. Oktober (Tag der Deutschen Ein-heit) wurde der Oedinger Heimat- undWandertag mit - Jung und Alt, Kind undKegel zum Erlebnistag. Es wurden zweilandwirtschaftliche Betriebe mit neuzeit-licher Viehhaltung in der näheren Umge-bung besucht. Hier erhielten die Wande-rer auch Kostproben aus den Erzeugnis-sen dieser Betriebe; eine willkommeneWegzehrung zur Stärkung für den Heim-weg.Im Oktober wurde unser Pater Bentivoli-us Marxen nach 30-jähriger Seelsorger-Tätigkeit in Oedingen von seinem Ordender Franziskaner auf dem Apollinarisbergund in einem zweiten Festakt im Dorfge-meinschaftshaus unseres Dorfes endgül-tig verabschiedet. Er war im 82. Lebens-jahr und wollte künftig seinen Ruhestandim Wallfahrtskloster Moresnet / Belgien

(Grenzbereich südlich von Aachen) ver-bringen.Vom 13. bis 16. November veranstaltetendie Oedinger Vereine, integriert im Kir-mesausschuß, die Kirmes nach alter Tradi-tion. Man hatte ab 1986 die „Kirchweih-tage“ in den September verlegt,hauptsächlich aus Witterungsgründenund weil man sich eine größere Besu-cherzahl erhoffte. Beide Erwartungenhatten sich jedoch in den vergangenen 6Jahren nicht erfüllt. Wesentliche Gründemögen in der Vielzahl ähnlicher Veran-staltungen zeitgleich in der ländlichenUmgebung zu suchen sein.Der Martinszug ging auch in diesem Jahrseinen gewohnten Weg und erfreute sichimmer größerer Beliebtheit durch die zu-nehmende Teilnahme der Oedinger Kin-der mit ihren bunten Fackeln, begleitetdurch ihre Eltern und gesichert durch un-sere Feuerwehr.Am 16. Dezember kam es in einer öffent-lichen Sitzung des Ortsbeirates zu einemheftigen Schlagabtausch mit dem Pfarr-gemeinderat. Dieser hatte in einer vor-ausgegangenen Versammlung unter Lei-tung seines Vorsitzenden, Stephan Plück,beschlossen, in Oedingen Wohnraum fürBürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewer-ber zur Verfügung zu stellen und im An-gebot das leerstehende Pfarrhaus sowiedas Dorfgemeinschaftshaus (ehemaligeSchule) mit dem anliegenden Parkplatzvoll aufgestellter Wohncontainer vorge-schlagen. Der Ortsbeirat lehnte den An-trag ab, da besonders das Dorfgemein-schaftshaus für das dörfliche Vereinslebenein unverzichtbarer Stützpunkt war undauch noch viele Jahre bis zum Bau einerMehrzweckhalle bleiben würde. Die Be-legung des Pfarrgemeindehauses solltedem Pfarrgemeinderat freigestellt wer-den.

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1993 Der Förderverein der Oedinger Feuer-wehr hielt im Februar seine Jahreshaupt-versammlung ab und konnte mit einerrecht positiven Bilanz der Aktivitätenüberzeugen. Zunächst wurde mit einerGedenkminute der Verstorbenen 1992gedacht. Es waren Willi Haspel, Karl Si-mons, Jean Kümpel und Hans Schmahl.Der Wehrführer berichtete über 6 Einsät-ze, wobei der Großbrand im Gehöft desBauern Adams der Wehr alles abverlangthatte. An gesellschaftlichen Ereignissenwaren die Einweihung des neuen Geräte-hauses, die Tour der aktiven Kameradenins Sauerland, der bayerische Abend mitallen Mitgliedern und Familienangehöri-gen im November nennenswert.Dr. Siegmund Heller aus Oedingen wurdeAnfang März in den Vorstand der Kreis-tagsfraktion gewählt. Er war derzeit daseinzige Kreistagsmitglied der CDU aus derGesamtstadt Remagen.Im März machten erstmals die OedingerSchützen mit einer kleinen Veranstaltungauf sich aufmerksam. Sie waren als Sport-schützenabteilung im SV „Grün-Weiß“Oedingen integriert und übten regel-mäßig im Remagener Schützenhaus. Siefanden sich 1983 locker zusammen undkonnten hier und heute ihr 10-jährigesJubiläum feiern. Mit dabei die Ehefrauen,die sich erstmals auch an den Schießü-bungen beteiligten. Die Ergebnisse beidem Frauen Luftgewehr auf 10er Ring-scheibe: 1. Frau R. Nietgen, 29 Ringe von30 möglichen, 2. Frau Br. Holstein, 28Ringe. Auf die Jagdscheibe: 1. Frau Gönt-gen nach Stechen mit Frau Br. Holstein.Herren Luftgewehr: 1. J. Meyer 142 Ringevon 150 möglichen, 2. Toni Hillen 140Ringe; Luftpistole: 1 Toni Hillen 142 Ringe,2. Klemens Weber 114 Ringe. Gesamtsie-

ger: 1. Toni Hillen 256 Ringe von 300 mög-lichen, 2. Dieter Holstein 242 Ringe, 3.Wienand Nietgen mit 237 Ringen.Zum wiederholten Male sorgte EndeApril die Mülldeponie für Aufregung imDorf. Ein Großbrand rief am 30.4. gegen18:30 Uhr gut 60 Feuerwehrleute auf denPlan. In Minutenschnelle lag ganz Oedin-gen unter dichtem Qualm, die Rauchsäu-le über dem Brandherd betrug gut 200 m.Im Ort wurde eine leichte Schadstoffkon-zentration ermittelt und die Einwohnerüber Lautsprecher aufgefordert: „Türenund Fenster zu schließen sowie in denHäusern zu bleiben!“ Die Wehren aus Oe-dingen und der Nachbarschaft konntenden Großbrand in 4 Stunden unter Kon-trolle bringen. Die Brandsicherung wardanach noch über 24 Stunden im Einsatz.Der Ortsbeirat beschäftigte sich in seinerSitzung am 12. Mai mit dem Brand auf derMülldeponie und bemängelte, daß dieUrsachen des Brandes noch nicht ermit-telt waren; besonders erwartet wurdenUntersuchungsergebnisse über eventuel-le Gesundheitsschäden und eine Er-klärung über die nicht ausreichende Was-serversorgung während der Löscharbei-ten. Keine Zustimmung fand das ÖPNV-Konzept (öffentlicher Personennahver-kehr) des Landkreises Ahrweiler. Es solltemit der Kreisverwaltung neu verhandeltwerden.Anfang Juli versammelten sich etwa 70Bürger aus Oedingen und Unkelbach inder Mehrzweckhalle, um gegen diegemäß Planfeststellungsbeschluß begin-nende Erweiterung der Mülldeponie zuopponieren. Stadt und Kreis wurden auf-gefordert, den Ausbau der Deponie zuverhindern.Mitte Mai wurde der Pfarrer NorbertKlaes, der seit dem 4. Oktober des Vor-jahres die Pfarreien Oberwinter, Unkel-

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bach und Oedingen zu betreuen hatte,feierlich in sein Amt eingeführt. Gleich-zeitig wurde die Pfarreferentin, Schwe-ster Helene Zimmer, von den Gemeinde-mitgliedern begrüßt.

Mitte August feierte der CDU-Ortsver-band Oedingen sein 20-jähriges Ju-biläum.Der Oedinger SV „Grün-Weiß“ veranstal-tete Anfang August seine Sportwoche.Ein zünftiger Sportlerball mit Siegereh-rung und Verleihung von Ehrennadelnbeendete die ereignisreichen, gut be-suchten Tage. Die Ehrenmitgliedschaftwurde den Sportfreunden Josef Bächerund Lothar Rauschenbach zuerkannt.Noch im August wurden die Restaurie-rungsarbeiten im Innern unserer Gertru-

diskirche (erbaut 1908) endgültig been-det. Die Kirche erstrahlte nun im neuenGlanz. In Arbeit war noch der neue Altarund der dazugehörige Ambo.Praktisch über das ganze Jahr hinweg dis-kutierten und stritten die örtlichen Insti-tutionen und Parteispitzen sowie derOrtsbeirat mit der Stadt und der Kreisver-waltung um die Erweiterung der Müllde-ponie. Im November stellte sich dann derKreis zum wiederholten Male durch sei-nen Vertreter, Johannes Pfaffenholz, denBürgern, um ihnen zu erläutern, daß dieSchließung der Deponie für die Gesamt-stadt Remagen die Flucht in den kost-spieligen Mülltourismus bedeuten würde.Außerdem kämen auf die Stadt Kosten inMillionenhöhe zu, um die Deponie natur-gemäß abzudecken.

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Mitte Dezember entschied dann derStadtbürgermeister Kürten aufgrund dererdrückenden Tatsachen, der Erweite-rung der Deponie zuzustimmen und daßer keine gerichtliche Klage dagegen ein-leiten werde.Am 15. Dezember wurde in der Jahres-hauptversammlung des CDU-Ortsverban-des Oedingen der Vorstand neu gewählt.Vorsitzender blieb Toni Hillen; Stellvertre-ter Herbert Dernbach; SchatzmeisterManfred Fievet; Beisitzer: Günter Johnke,Dr. Siegmund Heller, Marlies Theisen undClemens Weber jr.

1994 Im Februar war die Jahreshauptversamm-lung des SPD-Ortsvereins Oedingen in derGaststätte Breuer. Nach dem Rechen-schaftsbericht wurden in der gut besuch-ten Versammlung die Weichen für dieKommunalwahlen gestellt. Schwerpunk-te der Themen für die politische Ausein-andersetzung bildeten das Dorferneue-rungsprogramm mit Verkehrsberuhigungder Wachtberg-Straße, die Weiterbear-beitung der Bebauungspläne sowie derPersonennahverkehr. In den Vorstandwurden gewählt: Vorsitzende Andrea Ha-senknopf; Stellvertreter Rudolf Wißkir-chen; Schriftführer Hans Kossin; Kassiere-rin Giesela Wißkirchen und die BeisitzerJürgen Hasenknopf jr. Sowie Georg Ha-senknopf sen..Am 5. Februar starb Hermann-Josef Abs,der ehemalige Vorstands- und Aufsichts-rats-vorsitzender der Deutschen Bank. Erwar ein Freund und ständiger BeraterKonrad Adenauers. 1939 erwarb Abs denBentgerhof in der Gemarkung Birresdorfam Südrand der Gemarkung Oedingen.Ende des II. Weltkrieges und in den erstenNachkriegsjahren bewohnte er das Gut.

Durch die örtliche Nähe zu unserem Dorfnahm er bald Verbindung mit der Pfarr-gemeinde Oedingen auf. An Sonn- undFeiertagen besuchte er mit seiner Familieregelmäßig unsere Gottesdienste in derGertrudis-Pfarrkirche. Dank dieser engenVerbindung sponserte Abs 1946/47 dieRestaurierung der alten historischen Ka-pelle zur Erhaltung der Bausubstanz mitdem Versprechen, die vollständige In-standsetzung in besseren Zeiten zu ver-anlassen. Er machte aber zur Bedingung,daß er mit seiner Gemahlin die letzte Ru-hestätte in der Kapelle finden darf.Immer wieder erwies sich Abs als FreundOedingens. Er stellte Gelder bereit für dieAufstellung des Ehrenmals zum Geden-ken an die Kriefsopfer; er beteiligte sichfinanziell an den Restaurierungsarbeitenunserer Gertrudiskirche; er stiftete diebeiden kostspieligen Buntglasfenster ander Giebelseite des Altarraumes.Die Bindung an Oedingen wurde noch in-niger, als Pater Bentivolius 1962 die hiesi-ge Pfarrei übernahm. Dieser lernte dengroßen Bankier Abs schon 1945 nachKriegsende in einer Exerzitien-Veranstal-tung (religiöse Übungen) kennen, in derbeide brüderliche Freunde wurden. Sowar es selbstverständlich, daß Pater Pen-tivolius die Trauerfeier für seinen im Altervon 92 Jahren verstorbenen Freund Her-mann Josef Abs am 11. Februar zelebrier-te. An diesem Tag hatten Sicherheitskräf-te Oedingen voll im Griff. Sie standen anStraßenrändern und zwischen den Ge-bäudenischen und beobachteten arg-wöhnisch den Straßenverkehr. Sie hattenimmerhin die Elite der Deutschen und in-ternationalen Bänker, die an der Trauer-feier teilnahmen, zu schützen. Diesekamen still und unauffällig und ver-schwanden auch wieder so. In seinem Te-stament verfügte Abs nochmals letztlich

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die vollständige Restaurierung der histo-rischen Kapelle innen und außen aufseine Kosten. Er legte Wert darauf, daßauch die alten, teilweise übertünchtenFresken in den ursprünglichen Farbenausgearbeitet werden.Der Förderverein der Freiwilligen Feuer-wehr führte Ende Februar seine Jahres-hauptversammlung durch. Nach demTätigkeitsbericht über 10 Einsätze undHilfeleistungen im abgelaufenen Jahr1993 wurde der Vorstand neu gewählt.Neuer Vorsitzender wurde Thomas Sonn-tag, sein Stellvertreter der aktive Wehr-führer, Peter Jungbluth, SchriftführerSven Adams und Kassierer SiegfriedSchmahl.Mitte März gab es auch Neuwahlen imSportverein „Grün-Weiß“ Oedingen. AlsVorsitzender wurde wieder Franz-JosefBreuer gewählt, der diesen Posten bereitsseit 17 Jahren inne hatte. Sein Stellvertre-ter wurde Hermann Kaak und Geschäfts-führer Olaf Wulf. Der Verein zählte der-zeit 220 Mitglieder.Das seltene Fest der Diamantenen Hoch-zeit feierten am 9. April die Eheleute Frie-da und Arnold Kirchner. Sie lebten seit1969 am Brückenweg in Oedingen, im Ru-hestand und waren mit ihren 84 / 85 Jah-ren noch sehr rüstig.Die Feuerwehr hatte Mitte April mal wie-der Grund zum feiern. Ihr wurde einneues Tragspritzenfahrzeug (TSF) ineinem feierlichen Festakt vom Bürger-meister Kürten übergeben. Die Kosten inHöhe von 160.000,- DM teilten sich dieStadt Remagen mit 100.000 DM und dieLandesregierung Rheinland-Pfalz mit60.000 DM. Die heilige Messe und die Ein-weihung des Fahrzeugs zelebrierte Pastori.R. Joachim Werner.Am 3. Juni behandelte der Ortsbeirat inseiner 18. Öffentlichen Sitzung die The-

men: 1. Gasversorgung in Oedingen; 2.Konzept des öffentlichen Personennah-verkehrs; 3. Bebauungsplan „OrtsmitteOedingen“; 4. die Dorferneuerung wieden Ausbau der K40, den Sportplatz unddie Mehrzweckhalle. Der Büroleiter derStadtverwaltung, Herr Brenner, konntenach einer Mitteilung des Landrates denOedingern die feste Zusage übermitteln,daß Oedingen trotz anders lautendenGerüchten im Dorferneuerungsplanbleibt und die entsprechende Finanzie-rung im Kreis- und Stadthaushalt abgesi-chert ist.Der Monat Juni stand vordergründigganz im Zeichen der Kommunalwahlenfür den Ortsbeirat, Stadtrat und Kreistag.So wurden in Oedingen Klemens Weber(CDU) für den Stadtrat gewählt und fürden Ortsbeirat: Herbert Dernbach, KlausTheisen, Hans Willi Jungbluth, CDU; sowieGeorg und Andrea Hasenkonpf, HansKossin, SPD; Hans-Herrmann Kaak, FBL.Der Beirat wählte dann Hans Kossin zumOrtsvorsteher, der Klemens Weber nach20 Jahren in diesem Amt ablöste. Derneue Stadtbürgermeister Lorenz Dennfand ehrende Worte der Anerkennungfür Klemens Weber, der sich über zweiJahrzehnte mit Geschick und Umsicht fürdie Belange des Ortes und der Bürger ein-gesetzt hatte. Schon seit 1970 war er anden Planungen für das Neubaugebiet„Zwischen den Wiesen“ beteiligt. Es galt,die Nachfrage nach Bauland zu befriedi-gen, jedoch den Ort nicht zu zersiedeln.Er forderte 1974 als Ortsvorsteher denAusbau eines neutralen Ortsmittelpunk-tes. Weitere Anliegen: die Aufnahme Oe-dingens in das Dorferneuerungspro-gramm und mit Stadtrat Günter Johnke die Vorbereitung und Gründungdes Abwasserzeckverbandes Remagen –Wachtberg. Schließlich die Bewältigung

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der Probleme, die mit dem explodieren-den Anstieg der Bevölkerung von 300 Per-sonen auf 850 zu lösen waren sowie dieWasserversorgung und Entsorgung, Per-sonennahverkehr, Kindergarten undnicht zuletzt die ständigen Ärgernisse mitder Mülldeponie.

Ende Oktober wurde in der öffentlichenOrtsbeiratssitzung unter Leitung desneuen Ortsvorstehers Hans Kossinzunächst das neue Ortsbeiratsmitglied,Rudi Wißkirchen, verpflichtet. Dann wur-den einzelne Anliegerprobleme der K40(Wachtberger Straße) sowie die Anlieger-kosten (50% Stadt, 50% Anlieger) be-sprochen.Um die gleiche Zeit wurde nach Hinwei-sen einiger Bürger am Kernbach in derVerlängerung der Straße „Zwischen denWiesen“ eine wilde Müllkippe entdeckt.Mitglieder der „Freien Bürgerliste“ stell-ten sich spontan zur Verfügung und sam-melten den Unrat ein (Autoteile, Reifen,gefüllte Plastiksäcke, insgesamt ein hal-

ber LKW voll) und transportierten ihn zurMülldeponie.Am 25. Oktober hat sich Pater Bentivoliusendgültig aus Oedingen verabschiedet.Sein Ruhestandsdomizil war von nun abdas Altersheim im Wallfahrtskloster 32,rue de la Chapelle, B-4850 Moresnet/Bel-gien.Am „Elften im Elften“ mauserte sichunser Höhenortsteil Oedingen laut undstimmungsvoll zu einer kleinen karneva-listischen Hochburg im städtischen Ge-schehen. Erstmals in unserer Ortsge-schichte herrschte ein „Dreigestirn“ über„Weh und Ach“ der närrischen Scharenim Ort. Das Narrentreiben wurde vonFreunden der fünften Jahreszeit mit Un-terstützung der Ortsvereine initiiert. DerGrundgedanke, einen eigenen Prinzen zuhaben, reifte beim vorjährigen Karneval-sumzug in Werthhoven, an dem sich seitvielen Jahren Oedinger beteiligten. Nachsorgfältigen Vorbereitungen seit Beginndieses Jahres wurde das Dreigestirn mitdem Prinzen Rudi I. (Dick), der JungfrauHeinz Adams und dem Bauern Adi Pop-pelreuter aufgestellt. In ihrem Gefolgedie Ehefrauen, die ein feines Bild als Hof-damen abgaben. Als Hofmarschall gesell-te sich der „maitre d' plaisir“ im OedingerVereinsleben, Toni Hillen, dazu. Inthroni-siert wurden sie vom Ortsvorsteher HansKossin. Für ausgelassene Stimmung sorg-ten Oedinger Urgesteine aus den Reihender Möhnen, eine Tanzformation von der„Schäl Sik“, die Oedinger Lollypops undbewährte Büttenredner aus „nah undfern“. Insgesamt ein gelungener Ein-stand.Foto Dreigestirn eigene SeiteNoch im November feierten die Einheitender Remagener Feuerwehr ihren Kame-radschaftstag in der Unkelbacher Mehr-zweckhalle. Bürgermeister Lorenz Denn

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ehrte, verpflichtete und beförderte be-währte Mitglieder. Unter anderen wurdeder bisherige Einheitsführer in Oedingen,Peter Jungbluth, verabschiedet und alsNachfolger Werner Jungbluth verpflich-tet.Zum Monatsende nahm OrtsvorsteherHans Kossin im Beisein des DirektorsMichael Buckeler von der Energie-Versor-gung Mittelrhein (EVM) das Anfackelnder Erdgasversorgung in unserem Ort vor.Vorausgegangen war die Verlegung der„Pipeline“ von Unkelbach nach Oedin-gen, die 1550 m lang war. Von den 866Einwohnern Oedingens hatten sich 16Kunden an die Erdgasleitung angeschlos-sen. Darüber hinaus gab es noch viele In-teressenten, die dem Beispiel folgen woll-ten.Kurz vor Weihnachten, am 20.12., wurdeder Arbeitskreis „Dorferneuerung Oedin-gen“ aktiv, der sich nach der ersten Bür-gerversammlung zur Dorferneuerung ge-bildet hatte. Er hatte alle Bürger zu seinerkonstituierenden Sitzung eingeladen.Der Arbeitskreis unter der Leitung desOrtsvorstehers, Hans Kossin, setzte sichaus Ortsbeiratsmitgliedern und interes-sierten sachverständigen Bürgern zusam-men, die die Entwicklung im Rahmen derDorferneuerung begleiten sollten.

1995 Am 10. Januar starb unser verehrter Pateri.R., Bentivolius (Heinrich) Marxen OFMim 84. Lebensjahr, im 65. Jahr seines Or-denslebens und im 59. Jahr seines Prie-stertums, im Kloster der FranziskanerMoresnet/Belgien, wo er am 1. November1994 seinen Ruhesitz eingenommenhatte. Eine zahlreiche Delegation derPfarrgemeinde Oedingen nahm an denExequien in der Wallfahrtskirche „Maria

Hilfe der Christen“ zu Moresnet-Chapelleund der anschließenden Beisetzung aufdem Klosterfriedhof teil.Die Oedinger Feuerwehr feierte am 22.April den 60. Jahrestag ihres Bestehens.Ein kurzer Rückblick zeigt, wie Familien inunserem Höhenort das Feuerwehrmann-dasein an ihre Nachkommen vererbten.So der Mitbegründer Heinrich Schmahlgab seinen Helm an seinen Sohn HansSchmahl, der dann drei seiner Söhne zumLöschen schickte; nämlich: Siegfried, Mar-tin und Georg. Oder die Familie Sonntag,wo Heinrich die FF mitbegründete unddann den Helm an seinen Sohn Stephanweitergab und dieser in der 3. Generati-on seinen Sohn Thomas in die Pflichtnahm. Auch bei den Jungbluths steht die3. Generation in der Verantwortung. Hierwar es der Onkel Peter Jungbluth, der sei-nen Neffen Josepf zum Löschen schickte.Der wiederum brachte seinen Sohn Wer-ner an die Schläuche. Bis zum Feuerwehr-tag im Vorjahr war Werners Vetter, PeterJungbluth, Einheitsführer, der dann vonWerner abgelöst wurde. Zur Geschichteder Feuerwehr, Einheit Oedingen, gibt dieChronik 1935 - 1985 von Karl Beelke unddie Ergänzung bis 1995 von Josef A. Nie-derstein (Oedinger Dokumentation) allesinteressante Wissenswerte her.Noch in diesem Monat wurde der Orts-beirat um Mitarbeit am Denkmalbuch derKreisverwaltung Ahrweiler gebeten,indem die Urblätter der einzelnen örtli-chen Beschreibungen zu überprüfenwaren. In Oedingen wurden als denkmal-würdig nachgewiesen: das Gellerkreuz ander Kreuzung verlängerte Burgstraße -alter Birresdorfer Ortsverbindungsweg,weiter das Flurkreuz an der Straße nachUnkelbach - Ecke neuer Sportplatz sowiedie alte historische Gertrudiskapelle(1200), das Gedenkkreuz am Wotanger -

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Hausecke Raiffeisenkasse und die kath.Pfarrkirche „St. Gertrudis“ (1908) als letz-ter Neugotischer Kirchenbau des BonnerArchitekten Stumpf in unserer Region.Weiter wurde zum wiederholten Male ineiner Ortsbegehung des Ortsbeirates mitsachkundigen Bürgern die Begehbarkeitdes Kernbachweges zwischen Oedingenund Werthhoven untersucht. Bisherkonnte mit der VerbandsgemeindeWachtberg, Anreiner der Gemarkung Oe-dingen, keine Übereinstimmung erzieltwerden. Widerstand kam von einigen An-liegern dieses Weges, die diesen mit inihre Ackernutzung einbezogen hatten.Mitte Mai führte der MGV „Cäcilia 1882“einen Tagesausflug nach Bochum durch.Unser Mitbürger, Dieter Holstein, hattemit Hilfe eines Bochumer Freundes ein er-lebnisreiches Programm vorbereitet.Zunächst wurde das Bergbau-Museummit Turmfahrt besichtigt. Dann in einemerstklassigen Ausflugslokal zu Mittag ge-gessen. Weiter ging es mit einer Schiffs-rundfahrt auf dem Baldeneisee mit Bord-musik, Kaffee und Kuchen und Gesangd-arbietungen unserer Sangesbrüder. NachAbschluß der Heimfahrt wurde nochzünftig in der Oedinger Grillhütte gefei-ert.Um die gleiche Zeit konnte unser Orts-vorsteher, Hans Kossin, den Oedingerndie erfreuliche Mitteilung machen, daßunser durch die Mülldeponie stark bela-steter Ort ins Dorf-erneuerungs-pro-gramm der Landesregierung aufgenom-men wurde. Eine Sternstunde für Oedin-gen. Indessen nahm der Arbeitskreis mit 8Ortspolitikern und sachkundigen Bürgernseine Arbeit auf. Sie erstellten zunächstein 5-Punkteprogramm, das die Verkehrs-situation, die Ortsbebauung, Sport undFreizeit, historische denkmalwürdige Ge-bäude und Wegkreuze sowie Einwohne-

rinteressen mit Entwicklungsmöglichkei-ten beinhaltete.Der 14. Juli, ein zukunftsträchtiger, denk-würdiger Tag, an dem traditionsbewußteund dem Frohsinn ergebene Bürger denVerein „Oedinger Rheinhöhenfunken“gründeten. Die Initiatoren und mit derVorarbeit betrauten Organisatorenwaren unter anderen Dieter Holstein undRudi Dick. Zwei tatkräftige Mitbürger, dieschon in den vergangenen Jahren gelun-gene gesellschaftliche Veranstaltungen,besonders in der 5. Jahreszeit, auf dieBeine gebracht haben. Der Zulauf an Mit-gliedern war enorm und in der großenAnzahl nicht erwartet worden.Im August informierte der ArbeitskreisDorferneuerung über Fördermaßnahmenan Gebäuden, die vom Land bezuschußtwerden.Zur gleichen Zeit wurde die OedingerSportwoche mit großem Interesse seitensder Bürger aus nah und fern durchge-führt. Der SV Kripp sicherte sich den Tur-niererfolg. Das mit Spannung erwarteteStraßenturnier gewann die Wachtbergs-traße mit erfahrenen Profis in ihrer Elfhaushoch mit 9:0.Mitte September nahm unsere Mitbürge-rin, Brigitte Holstein, einen nagelneuenToyota Starlett entgegen, den sie in derSAT 1 Fernsehshow „Geh aufs Ganze“ am19. August mit Geschick und auch Glückgewonnen hatte.Die „Rheinhöhenfunken“ wählten EndeOktober ihren Vorstand. Seit der Grün-dung am 14. Juli zählte der Verein bereits72 Mitglieder. Diese entschieden sich fürRudi Dick als Präsidenten, sein Vize wurdeDieter Holstein. Zur Geschäftsführerinwählte die Versammlung Roswitha Dick.Weiter wurden Ilka Wilke zur Schatzmei-sterin und als Beisitzer Uschi Wolter undHeinz Adams bestimmt. Der Verein wurde

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auch bereits Mitglied im Bund DeutscherKarnevalisten und beantragte gleichzei-tig die Gemeinnützigkeit.Schon am „Elften im Elften“, um 19, 11Uhr, wurde im „Ahle Saal“ die Proklama-tion des neuen Prinzenpaares, Prinz Die-ter I. mit seiner charmanten Gattin, Prin-zessin Brigitte I. (Holstein), veranstaltet.Der Ortsvorsteher Hans Kossin, derzunächst das Dreigestirn (1994/95) PrinzRudi I., den Bauern Adi (Poppelreuter)und die Jungfrau Heinz (Adams) mitihrem tollen Hofstaat verabschiedete,überreichte dem neuen Prinzenpaar dieInsignien und dies mit humorigen Wortenund einem breiten Spektrum an Lokalko-lorit. Alles in allem: eine gründlich vorbe-reitete, gut organisierte Veranstaltungmit außergewöhnlichen Vorträgen, Dar-bietungen und urwüchsiger Musikbeglei-

tung. Hier wurde Neues geboten, das dieVorstellungskraft des kleinen Ortes Oe-dingen weit übertraf. Die Presse schrieb:„Oedingen schlägt alle Rekorde“.

Im November griff der Oedinger Bürger,Dr. Siegmund Heller, ins Weltgeschehenein. Er wurde im Kapitel „Gemeinschaft /Gesellschaft“ des Guinessbuchs der Re-korde 1996 unter dem Abschnitt „Staats-oberhäupter, Regierungen und Parla-mente“ eingetragen. Unter dem Stich-wort „Durchhaltevermögen“ steht: „DerParlamentskandidat, der sich am längstenununterbrochen um einen Abgeordne-tensitz beworben hat, ohne je ein Man-dat erhalten zu haben. Er hat seit 1965insgesamt acht mal für den DeutschenBundestag und später für das EuropäischeParlament kandidiert“.

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1996 Das neue Jahr begann recht verheißungs-voll.Im Auftrage des Regierungsbezirks, desKreises und der Stadt Remagen hat dasBüro für Freilandplanung und Land-schaftsarchitektur ein Programm für dieDorfentwicklung im Rahmen der Dorfer-neuerung für Oedingen vorgelegt. Bear-beitet wurde diese Studie von Dr.-Ing.Norbert Gerhards und Dr.-Ing. Theo Köt-ter, beide Stadtplaner sowie Dipl.-Ing.Reinhold Langen, Landschaftsarchitekt.Im wesentlichen wurden die Rahmenbe-dingungen, die siedlungsstrukturelleLage, die historische, bauliche und demo-graphische Entwicklung sowie das Er-neuerungs- und Entwicklungskonzept,die Umgestaltung der Straßenräume undVerbesserung des Wohnumfeldes bear-beitet. Nun waren Praktiker gefragt.Und weiter gings mit grundlegend neuenEreignissen in Oedingen. Im Februarwurde ein lang gehegter Traum der Oe-dinger Wirklichkeit. Der junge Verein derRheinhöhenfunken brachte nach mona-telangen Vorbereitungen den ersten Kar-nevalszug auf die Beine. Mit der Ankün-digung „De Zooch kütt“ wurden Mittedes Monats stolze 24 Zugnummern inMarsch durch den Ort gesetzt. BunteMenschen- und Narrenscharen säumtendie Straße. Den Höhepunkt bildete dasstrahlende Prinzenpaar Dieter I. und Bri-gitte I. (Holstein) mit Hofstaat auf einemsehr prunkvoll ausgestatteten Wagen.Der gesamte Festzug wurde in Wort undBild in der später erschienenen Festschrift„Rheinhöhenecho“ festgehalten, nach-zulesen in der Oedinger-Dokumentation.Die Veranstalter waren sich einig, daßauch in Zukunft so eine gelungene Dar-bietung fortgeführt werden müßte.

Im März bestimmte die Politik das Ge-schehen. Es wurde am 24.3. ein neuerLandtag gewählt. Das Wahlergebnis inOedingen brachte wie folgt: der CDU 44,4%, der SPD 36,1 %, der FDP 8,6 %, denGrünen 7,5 %, der ÖDP 0,8 % und sonsti-ge 2,5 % der Stimmen.Die Arbeitsgemeinschaft „Dorferneue-rung“ diskutierte im April im Rahmeneiner Ortsbesichtigung mit dem Pla-nungsbüro Reinhold Langen sowie Ver-tretern der Stadtverwaltung die Möglich-keiten einer Bach- und Flächenrenaturie-rung. Dies war nötig, da der Ort Oedin-gen in Topographie und Qualität von derumgebenden Landschaft geprägt wurde.Um so sorgfältiger war die Inan-spruchnahme der Außenbereichsflächenzu prüfen und Bachläufe mit den dazu-gehörigen Auen zu bewerten.In der Nacht zum 30. April starb nachschwerer Krankheit der weit über unsereOrts- Stadt- und Kreisgrenze hinaus be-kannte Oedinger, Dr. Siegmund Heller.Als passionierter Kommunal- und Euro-papolitiker hat er sich besondere Ver-dienste erworben. Maßgebend setzte ersich für unseren Ort mit viel Geschick undHartnäckigkeit für die Belange des Nah-verkehrs, für die Fortführung der insStocken geratenen Bauausführung desSportplatzes sowie für die Dorferneue-rung ein. Er baute den „Ständigen Ar-beitskreis Europapolitik“ des CDU Kreis-verbandes auf, den er 18 Jahre bis 1995leitete. Auch auf Bezirksebene stand erdem Arbeitskreis vor. Für seine Verdiensteerhielt er 1990 die hohe Auszeichnung„Merite Europeen“.Im Rahmen der Sportwoche im Juli feier-ten die Freunde und Mitglieder des Oe-dinger Sportvereins „Grün-Weiß“ in der„Florianshütte“ ihr 50 jähriges Bestehen.Die Zeiten der genagelten Lederschuhe

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und Phantasiekostüme, der manchmalauch nur in Unterhosen bekleideten Spie-ler, die waren im Sportverein längst vor-bei. Während sich am Jubiläumstag dieMitglieder des Vereins über solche Anek-doten amüsieren konnten, war das für dieGründungsmitglieder Heinrich Adams,Heinrich Breuer, Heinrich Schneider, Jo-hann Schumacher und Johann Vilz sowie10 weiteren Mitgliedern vor 50 Jahrensportlicher Alltag. Viele Jahre brauchteder Verein, am Jubiläumstag unterFührung von Franz-Josef Breuer, langeJahre vor ihm sein Vater, Heinrich Breuer,um zu dem zu werden, was er heute ist:ein Sportverein mit 4 Abteilungen (Fuß-ball, „Alte-Herren Fußball“, Gymnastikund Tischtennis) sowie 240 Mitgliedern.Der Weg war mit Höhen und Tiefen ge-zeichnet und verlangte ungeheuren Ein-satz der jeweiligen Vorsitzenden. Finanz-kriesen, Nachwuchssorgen und Querelenbrachten den Verein oft an den Rand desAbgrunds. Aufatmen konnte der SV erstim Jahr 1971 durch die Einwohnerexplosi-on, die vielen bauwilligen Neubürger, dieim Vereinsleben und in der Gesellschaftwahre Pionierdienste leisteten. Eine Fest-schrift zur Feier des Tages beschreibt inWort und Bild ausführlich die Ereignisse(Dokumentation zur Oedinger Chronik).Noch im Juli wurde der Oedinger BürgerKarl Beelke unter anderen im Rahmeneiner Feierstunde vom Stadtbürgermei-ster Lorenz Denn für seine Verdienste umunseren Ort ausgezeichnet.Ende August leistete sich die Stadt einenSchildbürgerstreich in dem sie voll zuRecht wegen der umfangreichen Bau-maßnahmen an der K40 den Durch-gangsverkehr sperrte, aber nicht gleich-zeitig die Umgehungsstraße (Burgstraße)frei gab. Diese Freigabe wurde zumindestvon den Unkelbacher Nachbarn erwartet,

die im Pendelverkehr beruflich in Wacht-berg, in Berkum und in Meckenheim zutun hatten.Ein Höhepunkt im geselligen Lebenwurde zur gleichen Zeit das Gründungs-fest der im vergangenem Jahr vereinten„Rheinhöhenfunken“. Ein knallharterOrkan vor Beginn der „kölschen Messe“als Auftakt der Feierlichkeiten verlorseine gewaltige „Puste“ noch rechtzeitigvor der kirchlichen Feier: „Dem Här zoIhre“. Danach tummelten sich an der Oe-dinger Grillhütte über 250 „Jecken“, aus-gelassener wie in der 5. Jahreszeit. Alle,die den engagierten Oedinger Karnevali-sten mit offenem Herzen Glück ge-wünscht hatten, die dem damaligen Drei-gestirn Rudi Dick, Heinz Adams und AdiPoppelreuter sowie dem diesjährigenPrinzenpaar Brigitte und Dieter Holsteindie Saaltüren geöffnet hatten, warenGäste an der Grillhütte. Alle folgten derEinladung des 1. Präsidenten Rudi Dickund seinem Elferrat. Eigens zu diesemFest wurde die Festschrift Rheinhöhen-Echo herausgegeben mit vielen interes-santen Begebenheiten aus den Anfängenkarnevalistischer Geselligkeiten und denersten Aktivitäten der Höhenfunken (Do-kumentation Oedinger Ortschronik).

Mitte September veranstaltete der Oe-dinger Kirchenchor ein Freundschaftssin-gen in der Gertrudiskirche anläßlich des20-jährigen Bestehens. Die Vorsitzendedes Chores, Sigrid Wendtland, hatte diebefreundeten Sängerinnen und Sänger„Bölinger Liederkranz“, „Lyra Walporz-heim“, „Cäcilia 1882“ Oedingen sowieden „Kirchenchor Gelsdorf“ eingeladen.Die Gesamtleitung der Gesangdarbietun-gen lag in den Händen des DirigentenHajo Braun. Dargeboten wurden: „DieSeele des Weltalls“, Beethoven, „Popule

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meus“ von V. Verth, „Agnus Dei“ von G.Bizelt, und „Bless this House“ von May-Brahe sowie die „Bläser Messe“ von H.J.Brugk. Eindrucksvoll war das Duett vonHanelore Janitzky (Schwester von unse-rem Bürger Georg Hasenknopf) mit JugoJahn, die das „Caro mio ben“ von Gior-dani und das „Ave Maria“ von Günod inhöchster Vollendung sangen. Neben an-deren hervorragenden Gesangdarbietun-gen erklang abschließend von allenChören gemeinsam „Weiß ich auch denWeg noch nicht“ von „Weiß-Steinberg“.Die Presse sowie die Sänger und Gästewaren des Lobes voll über das gelungeneKonzert.

Der 5. Bauabschnitt, die Basisabdichtungder Oedinger Mülldeponie, wurde MitteOktober in Angriff genommen. Seit 1983war die Deponie in Betrieb. Sie wurdezwischenzeitlich drei mal erweitert, letzt-malig 1991. Die eigentliche Deponief-läche betrug zwischen 8 und 9 Hektar. DasGesamtgelände umfaßte jedoch 20 Hek-tar. Insgesamt mußten vom Kreis 160Grundstücke angekauft ´werden. Miteinem Gesamtvolumen von 800.000 Ku-bikmetern war die Oedinger Halde diegrößte des Kreises. Zur Beruhigung derOedinger stellte die Kreisverwaltung denAbschluß der Verfüllung der Mülldepo-nie bis Ende 1997 in Aussicht.

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Zum dritten Mal wurde Mitte Oktobervon den Eltern der Turnkinder des SV Oe-dingen das „Spielefest“ am Dorfgemein-schaftshaus veranstaltet. Der Höhepunktwar zweifellos der Malwettbewerb: „Wiestellen sich Oedinger Kinder ihren Spiel-platz vor“. Es kamen recht eindrucksvolleWerke mit interessanten Anregungen zu-stande. Monika Kriechel, eine der Initia-torinnen, meinte: „Bürgermeister LorenzDenn und Ortsvorsteher Hans Kossin soll-ten sich die Bilder einmal ansehen; dennin den kleinen Meisterwerken war somancher Kinderwunsch versteckt!“. DieSchminkecke, das Erbsenzertrümmern,Nägel in einen Balken schlagen, einge-richtete Flohmarktstände und absch-ließend der Auftritt der Tanzgruppe der„Rheinhöhenfunken“ machten die Ver-anstaltung für die beteiligten Kinder und

Eltern zu einem unvergeßlichen Erlebnis.Mitte Oktober rüsteten die Rheinhöhen-funken für ihre erste Sitzung. Der Elferrat,einheitlich in schmucker Uniform, traf sichzum ersten, gemeinsamen Fototermin,um für die nächste Prinzenproklamationam „Elften im Elften“ zu werben.Ende Oktober ergriffen 18 junge Männer(Väter) die Initiative, um den OedingerSpielplatz zu sanieren. Der städtischeHaushalt hatte 17.000 DM für die Rund-erneuerung zur Verfügung gestellt, dieletztlich nur ausreichten, um den Mehr-zweckturm neu zu bauen. Die Entsor-gung des mit Tierkot verseuchten Ober-flächensandes und die Planierung derfreigelegten Flächen besorgten dann dieoben erwähnten Väter unter der Leitungvon Willi Jungbluth als Vertreter des Orts-vorstehers.

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Kirchenchor St. Gertrud, Oedingen

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Am „Elften im Elften“ war es dann so-weit. Das neue Prinzenpaar für die närri-sche Session 1996/97, Prinz Karl I. undPrinzessin Irene I. (Ehepaar Mark), wur-den in einer zünftigen karnevalistischenVeranstaltung gekürt. Das amtierendePrinzenpaar 1995/96, Dieter I. und Brigit-te I. Holstein, traten mit Wehmut ab, blie-ben aber im Gefolge des Hofstaates derNachfolger integriert. Unter der Regiedes „Elferrats“ wurde es dann eine tolleSitzung mit vielen neuen Attraktionen imvoll ausgebuchtem Festzelt. Die Akteureund alle Gäste kamen auf ihre Kosten(Festschrift in Dokumentation von Oedin-gen).

Unser Stadtrat und ExOrtsvorsteher, Kle-mens Weber, wurde im November vom

rheinland-pfälzischen Innenminister Wal-ter Zuber mit der Freiherr-vom-Stein-Pla-kette ausgezeichnet. Diese hohe Aus-zeichnung wird nur alle zwei Jahre ver-liehen und gilt als Anerkennung für einlangjähriges kommunalpolitisches Enga-gement. Für einen Oedinger Bürgerschon eine besondere Ehre, war doch derLandskroner, Freiherr vom Stein, 1797 bis1802 letzter Grundherr von Oedingen,der 1802 mit all´ seinen Besitzungen imlinksrheinischen, französischen Territori-um von Napoleon enteignet wurde.In der letzten außerordentlichen Ortsbei-ratssitzung dieses Jahres, sprach sich dasOrtsgremium mit einem 4 zu 3 Votum beieiner Enthaltung für den Ausbau derRing- und Pastoratsstraße aus. Es galt vor-her im „Für und Wider“ mit den Anlie-

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gern manche Differenzen auszubügeln.Die Mittel wurden zum Teil im Ortser-neuerungskonzept veranschlagt.

1997 Am 1. Februar wurde der in Oedingen ge-borene und 30 Jahre hier ansässige Verw.-Betriebswirt Gisbert Bachem zum neuenBauamtsleiter der Bauverwaltung in Re-magen ernannt. Er trat hiermit ein schwe-res Erbe an, da es zunächst Defizite ausder Vergangenheit, die der Landesversi-cherungshof anmerkte, auszumerzengalt. Dazu mußte er sich mit einer gründ-lichen Untersuchung der Organisationder Bürger-verwaltung beschäftigen. DerStadtchef, Lorenz Denn, äußerte sich zu-versichtlich, daß Bachem über genügendDurchsetzungskraft, Verständnis für Wirt-schaftlichkeit, Kontrolle der Arbeitsab-läufe sowie Geschick in der Personal-führung verfügt, um mit den anstehen-den Aufgaben fertig zu werden.Oedingen rückt durch die Aktivitäten dernoch jungen Vereinigung „Rheinhöhen-funken“ immer mehr in den Mittelpunktkarnevalistischen Treibens in unserernördlichen „Ahrgau-Region“. Den Auft-akt bildeten die Oedinger Möhnen, diesich als eigenständige Vereinigung ko-operativ den „Rheinhöhenfunken“ ange-schlossen hatten, mit einem zünftigen„Weiberfastelovend“. Zu Beginn wurdevormittags als Symbol der kommunalenMacht das örtliche Feuerwehrhaus er-stürmt, verteidigt vom OrtsvorsteherHans Kossin. Er mußte den Schlüssel her-ausrücken und wurde dafür herzhaft mit„Bützchen“, Umtrunk und leckeremImbiß belohnt. Ausgelassen feierten dieMöhnen ihren Sieg, um danach in tollerStimmung ihre traditionelle Nachmit-tagssitzung abzuhalten. Die Präsidentin

der Oedinger Möhnen, Maria Born, hattealles im Griff. Unter Ausschluß der örtli-chen Männlichkeiten bekamen ebendiese ihr „Fett“ weg in fast allen Darbie-tungen. Bewährte Büttenprominenz, wieKlara Winandy als Sonntagsfahrer, Ma-thilde Hüskens als Putzfrau, diesenochmals mit Maria Born als „Franz undHeiner“ provozierten Lachsalven am lau-fenden Band. Unsere „Hüppemützche“leiteten den Besuch der „Wölle-Totalitä-ten“, Prinz Werner III. und PrinzessinPetra I., aus Oberwinter ein. Dann war das„Botzendresser-Regiment“ mit ErnaBücken, Käte Schmahl, Rose Burkey,Marga Henseler, Clara Winandy, und ErikaPietrusziak an der Reihe, die mit ihremBeitrag alle Anwesenden von den Stühlenrissen. Nach pausenlosen Darbietungen,eine origineller als die andere, erschienendann die Oedinger Totalitäten, Prinz KarlI. und Prinzessin Irene I., mit ihremschmucken Hofstaat, die mit aufgela-dener Begeisterung empfangen wurden.Abends danach vertrugen sich die über-mütigen „Weever“ wieder mit ihren ge-ladenen Mannsbildern und überzeugtendiese vom Gegenteil dessen, was sie sonachmittags an humorigen Bösartigkei-ten über die Herren der Schöpfung ver-breitet hatten.Schon am Freitag wurde heuer der närri-sche Lindwurm in Oedingen nach dem ge-lungenen Debüt im Vorjahr wieder inGang gesetzt. Dicht an dicht drängtensich die fröhlichen Menschen aus nah undfern an den Straßenrändern und schun-kelten, sangen, tranken von Anliegernkredenzte feurige Getränke und jubeltenbei herrlichem Kaiserwetter dem „Zooch“zu. Fast 50 Gruppen an der Zahl, mit viel-fältigen Themen in bunter Reihenfolgesowie Musik- und Tanzbegleitung, beleb-ten die Hauptstraße in noch nie dargebo-

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tener Weise. Die Tollitäten, Prinz Karl I.und Prinzessin Irene I. thronten auf einerInsel voll Blumen und huldigten ihren när-rischen Untertanen.Leider endete nach dem Festzug die hie-sige idyllische Session mit einem Katzen-jammer. Der Humor wich dem geflügel-ten Sprichwort: „Nichts ist ernster als Kar-neval“ und lies das Prinzenpaar im Stich.Aus ihrer Sicht fühlten sich beide von denHöhenfunken allein gelassen, währenddiese die Überempfindlichkeit der Tollitä-ten monierten. Es kam zum unwiderrufli-chen Bruch.Ende Februar startete die Oedinger Pfarr-gemeinde eine Haussammlung für die Re-novierung der historischen Kapelle ausdem 13ten Jahrhundert. Der Zahn derZeit hatte mächtig an ihr genagt. Vielwurde bisher bereits außen renoviert,dank der Spenden des Bankiers Hermann-Josef Abs. Nun standen hauptsächlich dieRenovierung der alten verwitterten Fres-ken sowie Verputz und Anstrich der In-nenwände an. Die Kosten wurden mit80.000 DM veranschlagt, die aus Zuschüs-sen des Bistums, dem Landesamt fürDenkmalpflege, aus dem Erbe unseresSponsors H.J.-Abs und der Haussammlungder Pfarrgemeinde aufgebracht werdensollten.In der Jahreshauptversammlung des SV„Grün-Weiß“ Oedingen Ende März diesesJahres trat Franz-Josef Breuer, „Franz-Jupp“ liebevoll genannt, von seinem Po-sten als Vorsitzender zurück und übergabdas Amt dem neu gewählten HelmutBorn. Breuer leitete die Geschicke des SVseit 20 Jahren und konnte auf gute Erfol-ge seiner bisherigen Tätigkeiten verwei-sen. Er förderte die Jugendarbeit, grün-dete Spielgemeinschaften, sorgte für dieWiederbelebung der Tischtennisabtei-lung, rief die Frauengymnastik-Gruppe

ins Leben und protegierte mit Schwer-punkt die Fußballabteilung, die in ihrem„Auf und Nieder“ schon der steten Für-sorge bedurfte. Der Bau des neuen Ra-sensportplatzes, ein totales Hindernisren-nen, verlangte von ihm unermüdliche Ge-duld, Beharrlichkeit und Mannesmut vorden Regierungsämtern. Er hatte es ge-schafft und dies sei ihm Zeit seines Lebensgedankt. So war es selbstverständlich,daß er an diesem Abend von der Ver-sammlung zum Ehrenvorsitzenden er-nannt wurde.Die Neuwahlen des Vorstandes brachtenfolgende Ergebnisse: neben dem Vorsit-zenden H. Born wurde Manfred Vievet alsStellvertreter bestimmt. Als Geschäftsfüh-rer wurde Heinz Berhausen und als Kas-senwart Günter Romes bestätigt. Der Ab-teilungsleiter Jugend wurde Rolf-PeterSchemmel. Verantwortlich für Tischtennisist wie bisher Wolfgang Brocker und Spre-cherin für die Gymnastikgruppe ist wei-terhin Marie-Theres Weber.

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In der Sitzung des Ortsbeirates AnfangApril wurde der Antrag eines Privatinve-stors behandelt, eine Windkraftanlage ander Mülldeponie zu errichten. Obwohlalle Mitglieder des Beirats die alternativeStromerzeugung durch Windkraft prinzi-piell befürworteten, fühlten sie sich auf-grund mangelnder Fachkenntnisse miteiner Entscheidung für oder dagegenzunächst überfordert. Sie beschlossen,daß sich die Verwaltung der Stadt Rema-gen erst einmal bei einer Gemeinde in-formieren sollte, die schon praktische Er-fahrungen gemacht hatte.Im Mai traffen sich in Oedingen zum 9.Mal über 100 „Biker“ aus Herfort, Dort-mund, Köln, Aachen, Herne, Ansbach,Minden und Saarlouis. Die Motorrad-freunde zelteten auf dem alten Sport-platz neben der Grillhütte, um von dieserZeltstadtbasis aus zum wiederholtenMale an einer von Sinziger Sportfreun-den ausgeschriebenen groß angelegtenOrientierungsfahrt teilzunehmen. Män-ner und Frauen, teils mit ihren Kindern,zeigten, daß sie eine große Familie sind.Eine Familie, die eines gemeinsam hatte,nämlich die Liebe zum Motorrad und zurFreiheit auf der Straße. Mitte Mai wurde in offenen Briefen eini-ger Oedinger Kommunalpolitiker das„Für und Wider“ der Gestaltung der Orts-mitte im Rahmen der Dorferneuerungdiskutiert. Im wesentlichen ging esdarum, die seit langem geforderte Mehr-zweckhalle in den Bebauungsplan Orts-mitte einzubeziehen oder sie nach neuenVorstellungen auf dem Sportplatz anzu-siedeln. Im Endeffekt fiel die Entschei-dung für den Standort Sportplatz.Der MGV „Cäcilia 1882“ feierte im Junisein 115. Jubiläum. Diese stimmstarke Ge-meinschaft, seit Herbst vergangenen Jah-res vom neuen Dirigenten, Wienand Niet-

gen, erfolgreich mit neuem Liedgut auf-gepäppelt, bot einen musikalischen Blu-menstrauß mit einigen Gastchören ausder näheren Umgebung. Der VorsitzendeJosef Dernbach, seit 35 Jahren ununter-brochen im Amt, betonte in seiner Be-grüßungsrede, daß Nietgen es in kurzerZeit geschafft habe, im Schnitt 80% derSänger zu den wöchentlichen Proben zubewegen. 23 aktive Sänger waren im Ju-biläumsjahr aus Freude am Chorgesangvereint. Neben dem Vorsitzenden JosefDernbach gehörten zum Vorstand Her-bert Dernbach als Stellvertreter undSchriftführer Robert Schulte, seit 29 Jah-ren Kassierer und Hans-Willi Vilz sowieMartin Schmahl als Beisitzer.Die nimmermüde junge Vereinigung derRheinhöhenfunken hatte Ende Juni schonwieder einen Grund zu feiern, nämlichdie Weihe der neuen Vereinsstandarte alsSymbol der Zusammengehörigkeit. Eröff-net wurde mit einem Disco-Abend imFestzelt an der Grillhütte für alle Jugend-lichen und Junggebliebenen. Am näch-sten Tag um 17:00 Uhr wurde in einer„Kölschen Messe“ die Vereinsstandartegeweiht und anschließend gings im Fest-zug zum Grillplatz, um den buntenAbend mit Tanz und sonstigen Lustbar-keiten zu veranstalten. Wie üblich klangam nächsten Tag das Fest aus mit einemFrühschoppen, Kaffee und Kuchen sowieKinderbelustigungen.Um diese Zeit wurde unerwartet von derStadtverwaltung ein Baustopp im Rah-men des Ausbaus der K40 (Wachtberg-Straße) verfügt. Die Spatzen pfiffen es be-reits von den Dächern, daß diebauführende Tief- und StraßenbaufirmaPorz in den Konkurs geraten war. Schonseit Wochen wurde ohne Begründungdas schwere Gerät abgezogen. Das be-deutete eine erhebliche Zeitverzögerung,

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denn der erwartete Ausbau mußte neuausgeschrieben werden.Im Juli hatte der Landrat Joachim Weilerzahlreiche Gäste aus Verwaltung und Po-litik eingeladen und wie er in der Be-grüßung sagte: „Am schönsten und höch-sten Punkt der Stadt Remagen, dem Ost-hang der Oedinger Mülldeponie!“. DerGrund war, eine örtliche Begehung derfertiggebauten östlichen Abdeckung mitder Verstromung der in Betrieb genom-menen Gasfassungsanlage. Fachleute desUnternehmens „Strabag“ demonstrier-ten anhand von Plänen und Fotografienden technisch hochwertigen Werdegang.Inzwischen war die Deponie immerhinschon seit 1973, also 24 Jahre in Betrieb.In der Ortsbeiratssitzung dieses Monatswurde endgültig beschlossen, das Dorf-gemeinschaftshaus (Mehrzweckhalle) aufdem Sportplatz in Anlehnung an das vor-handene Umkleide- und Gerätehaus zubauen. Den Ausschlag gab der vorhande-ne Anschluß an die Energieversorgungund Ortskanalisation.Auf „Schusters Rappen“ unternahmen imJuli die Gymnastikfrauen des SV „Grün-Weiß“ Oedingen eine strapaziöse Wan-derung durch das Siebengebirge. Beiherrlichem Sonnenschein und unter fach-kundiger Führung der Trainerin JytteDubben begann der Fußmarsch in Kö-nigswinter und führte übers Siebengebir-ge nach Unkel. Von hier setzten die sport-lichen Frauen mit dem Boot nach Ober-winter über, wo bereits einige Ehemän-ner warteten, um sie mit ihren Autos nachHause zu befördern. Der Tag klang ingemütlicher Runde nach einem deftigenAbendessen im Dorfkrug Breuer aus.Ohne besondere Ereignisse, bis auf dieBelastung der Bürger durch die ruhendeGroßbaustelle mit aufgerissenen Straßen-abschnitten, hielt der Herbst seinen Ein-

zug. Das Signal der Rheinhöhenfunken,am 21.11. die Proklamation der künftigenPrinzessin Monika I. (Grunwald) für dieSession der 5. Jahreszeit in 1997/98 zu fei-ern, kam im Ort gut an. Es wurde eine un-vergeßliche, außergewöhnliche Sitzungim Festzelt am Dorfgemeinschaftshaus.Viele Gäste aus Nah und Fern füllten dasFestzelt bis auf den letzten Platz. Für dieVorträge, musikalischen und tänzerischenEinlagen waren Aktive, Büttenredner undGruppen verpflichtet, eine Elite aus unse-rer Region, die als Stimmungskanonennicht zu übertreffen waren.

Noch im November beschäftigte sich derOrtsbeirat erneut mit dem Ausbau der K40, an der die Arbeiten nach dreimonatli-cher Unterbrechung von einer neu ver-pflichteten Baufirma wieder aufgenom-men worden waren, sowie den Plänen fürdie Mehrzweckhalle am Sportplatz. Fürdie K 40 wurde die endgültige Fertigstel-lung Mitte des Jahres 1998 in Aussicht ge-stellt. Das neue Dorfgemeinschaftshauswar als Kommunikationszentrum für alleOedinger Vereine und Institutionen ge-

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Monika I.

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plant. Ein 294 qm großer Saal für 300 Per-sonen und Nebenräume für die Vereinewar in der Innenaufteilung vorgesehen.Der Architekt Niederstein erklärte, daß esihm darauf ankam, mit möglichst wenigFläche möglichst viel Raum zu schaffen.Nach Vorstellungen der Kommunalpoliti-ker und Fachleute könnte die fertigeHalle im Jahre 2002 eingeweiht werden.In der evangelischen Kirchengemeinde,Presbyterium Oberwinter, zu der auch dieOedinger Evangelen zählen, wurde derPfarrer, Michael Schankweiler-Schell, fürdas Amt des Gemeinde-Pfarrers gewählt.Er sollte im März 1998 feierlich in seinAmt eingeführt werden.Zum Jahresabschluß und dem Ende des115 jährigen Jubiläums gab der MGV „Cä-cilia 1882“ am späten Sonntagnachmit-tag des 30. Novembers ein Konzert in derPfarrkirche mit Beteiligung des Kirchen-chors St. Gertrudis unter ihrem DirigentenHa-Jo Braun. Das Programm stellte Diri-gent Wienand Nietgen zusammen, denAblauf moderierte der Sänger Rudi Dick.Blockweise traten beide Chöre des OrtesOedingen an um abschließend gemein-sam aufzutreten. Ein kleines Orchestermit Claudia Eckert und Astrid Heidrich(Violinen) und Hermann Eckert an derOrgel überzeugten mit einem instrumen-talen Intermezzo ihre andächtig interes-sierten Zuhörer von ihrem Können. Mitder „Weihe des Gesangs“ von Mozart, ge-spickt mit vielen Schwierigkeiten in derPartitur, wie auch die Hommage an Schu-bert „Abendfrieden“ und „Die Nacht“überzeugte der MGV „Cäcilia 1882“, daßer auch schwierige Gesangstücke gut be-herrschte.Zum Jahresende zeigten sich die Anwoh-ner der Ringstraße frustriert über poli-tisch und verwaltungsseitige Entschei-dungen der Stadt Remagen. Die kleine

Straße sollte im Anschluß an den Bauab-schnitt der K 40 saniert und im Rahmendes Dorferneuerungsprogramms ausge-baut werden. Die Anlieger wehrten sichdagegen, da sie ohne Anhörung in eineSache einbezogen wurden, die ihnen mitSicherheit hohe Kostenanteile aufbürdenkönnte. Das städtische Bauamt bemühtesich zunächst, die Wogen zu glätten undversprach bald ein Bürgergespräch mitden Betroffenen zu führen und sie aus-führlich zu informieren.

1998 Die Unruhe über den Ausbau der Rings-traße hielt an. Anfang Januar beschwer-te sich der Wortführer der Anlieger, Os-wald Risch, über die unverständlichennicht übersehbaren Verlautbarungen derBauplanung und der Stadtverwaltung.Für den Ausbau der kleinen Ringstraßewurde ein Kostenvoranschlag von 360000DM kalkuliert, den die Anlieger zu tragenhätten, da die Finanzierung im Rahmendes Dorferneuerungsprogramms für die-sen Bauabschnitt nicht vorgesehen war.Des „einen Leid, des anderen Freud“, soerlebten wir den Übergang zur V. Jahres-zeit. Das Autohaus Frensch stellte unsererliebenswerten Prinzessin Monika undihrem Hofstaat kostenlos ein Fahrzeugfür die vielen programmierten Einsätzezur Verfügung.Ende Januar wurde unser Mitbürger, RudiWißkirchen, von seiner Sparkasse in denRuhestand versetzt. Er hat sich nicht nurgroße Verdienste als Direktor seiner Bankerworben, sondern hat auch in unseremOrt als Neubürger seit 1970 in der Kom-munalpolitik viel bewirkt. Er war Mitglieddes Ortsbeirates Oedingen und lange Zeitim Stadtrat Remagen, zeitweise Vorsit-zender der SPD-Fraktion und hatte in die-

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sen Funktionen stets das bestmögliche fürdie Entwicklung unseres Ortes erreicht.Am 20. Februar hieß es bis in den finster-sten Winkel unseres Ortes nur noch: „DeZooch kütt!“. Am Sonntag vorher wurdeKinderkarneval im Dorfgemeinschafts-haus und am Donnerstag die traditionel-le Weiberfastnacht gefeiert. So konntenun am Freitag in bester aufgeheizterStimmung „De Zooch“ durch Oedingenrollen. Die Presse schrieb begeistert: „Oe-dinger Karnevalszug – ein Highlight amnärrischen Himmel unserer Region“. Derprächtige Zug, zusammengestellt undmoderiert von Elferratsmitglied Wolf-gang Bachem, zwängte sich durch dieStraßen unseres Rheinhöhenortes. Herr-lich bunte Fußgruppen, tolle Motivwa-gen, hervorragende Musikgruppen unddie strahlende Prinzessin Monika I. mitihrem Hofstaat auf dem Prunkwagen fla-nierten vorbei an unzähligen begeister-ten Narren und den Tollitäten aus nahund fern, die dieses Spektakel von der ei-gens aufgestellten Tribüne beobachtetenund ihr lautes „Alaaaf“ beisteuerten. Mitdabei das Remagener Dreigestirn PrinzDietert I., Bauer Kemy und Jungfrau Jose-fa, der Oberwinterer Prinz Hans VI. undPrinzessin Brunhilde I. sowie der KripperPrinz Ludwig I.. Nahezu 30 Gruppierun-gen ließen ihren Phantasien freien Lauf,kostümierten sich einfallsreich und grif-fen dabei vor allem das lokale Geschehenauf und glossierten auch in Wort und Bilddie Bonner Politik.Im März wurde der neue evangelische Pa-stor Miachael Schankweiler-Schell inOberwinter auf die Kirchenordnung ver-pflichtet und feierlich in sein Amt einge-führt. Er ist hierdurch auch für die Evan-gelen in Oedingen zuständig, die mit denUnkelbachern, Bandorfern und Oberwin-terern ein Presbyterium bilden.

Eine bittere Enttäuschung mußten MitteMärz die beiden ehrenamtlichen Wärterder Oedinger Grillhütte Stefan Sonntagund Hans Manikowski erfahren, die inmühsamer Kleinarbeit die Hütte für denSommerbetrieb hergerichtet hatten. Van-dalen hatten schon wenig später alles zu-nichte gemacht und alle Türen an derGrillhütte und in den Toiletten in blinderZerstörungswut eingetreten und dieBecken sowie Spülkästen aus den Veran-kerungen gerissen. „Es war ein Bild desJammers“, klagten die beiden Senioren.Am 30. März wählten die Rheinhöhen-funken ihren neuen Vorstand. Präsidentwurde Rudi Dick, Vizepräsident GeorgSchmahl, Geschäftsführerin RoswithaDick, Schriftführerin Astrid Schmahl undKassiererin Uschi Wolter.Im April begann der Ausbau des letztenAbschnitts der Wachtberg-Straße zwi-schen der Einmündung der Burgstraßeund dem Ortsausgang Werthhoven. Hiermußten für den Verkehr komplizierte Re-gelungen getroffen werden, die sich erst

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schwer nach einiger Zeit einspielten. DasOrdnungsamt mußte mit Appellen an dieBürger eingreifen.Die Remagener Jagdgenossenschaft II Un-kelbach – Oedingen zeigte sich währendder Jahresversammlung Anfang Aprilrecht großzügig. Die Mitglieder unterihrem Vorsitzenden Klemens Weber (Oe-dingen) verzichteten auf ihre Anteile ausder Jagdpacht 1998 und stellten die Ge-samteinnahme von 10.000,- DM für denBau der neuen Unkelbacher Friedhofska-pelle zur Verfügung.Der SV-Oedingen, aufstiegsverdächtigvon der C-Klasse in die B-Klasse, ver-pflichtete für die neue Saison 1998/99 alsneuen Trainer Hartwig Larisch für den ausberuflichen Gründen ausscheidenden bis-her erfolgreichen Trainer Dieter Müller.Eine eigenwillige Aktion Ende April stießauf Unverständnis des Ortsbeirates undvieler Oedinger Bürger. Naturfreundestutzten die etwa 4 m hohen Weiden amBach parallel längst des Feldweges in Ver-längerung des Gertrudisweges. DieBäume waren von Oedinger BürgernJahre zuvor gespendet und gepflanztworden. Wie zu erfahren war, wurde dieBeschneidung vom Kreislandschaftspla-ner angeregt, ohne den Ortsbeirat zu in-formieren. Später erwies sich diese Aktionjedoch als nützlich.Die Feuerwehr feierte Mitte Mai ihr tra-ditionelles Frühlingsfest mit der Einseg-nung des neuen Mannschafts – Trans-portfahrzeugs für die Wehrmänner. Die-ses Fahrzeug wurde mit Landesmittelnund Beiträgen aus dem Förderverein be-schafft, und der Innenausbau in Eigenlei-stung der Feuerwehr gestaltet.Ende Mai eine erfreuliche Nachricht fürdie „Deponie“ geplagten Oedinger. DerKreis signalisierte, daß am 4. Septemberdie Müllkippe endgültig geschlossen wird.

Anfang Juni wurde den Oedingern mit-geteilt, daß die Poststelle im Ort auchdem Post-filialensterben in der Regionzum Opfer fallen muß. Die Schließungwird Ende des Jahres erfolgen.Unser Oedinger Mitbürger, StadtratRudie Wißkirchen, wurde im Juli vom Re-magener Stadtrat als Nachfolger des aus-geschiedenen Christian Strohe mit großerMehrheit zum dritten Beigeordneten ge-wählt.

Noch in diesem Monat überraschten wie-der einmal die Oedinger „Rheinhöhen-funken“ mit einem gelungenen Sommer-fest die Dorfbewohner. Die noch amtie-rende Prinzessin Monika I. (Grunwald) mitihrem Hofstaat standen im Mittelpunktdes bunten Reigens frohen, geselligenGeschehens.In der zweiten Hälfte Juli sorgte der SV„Grün-Weiß“ Oedingen für willkommene

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Abwechslung im geselligen Treiben miteiner gut organisierten Sportwoche. AmTurnier beteiligten sich die Traditions-mannschaften aus Ahrweiler, der Bezirks-ligist DJK Friesdorf, der SV Kripp, der SCLießem, der BSC Unkelbach, der TUS Ger-mania Hersel und unsere Heimmann-schaft. Sieger wurde der BSC Unkelbach.Im September hatte der gebürtige Oe-dinger, Rudolf Bachem, seinen „VilzschenAckerhof – An der Eck“ in jahrelanger,mühevoller Eigenleistung wieder in sei-nen ursprünglichen Zustand versetzt. Sowurde eines der ältesten Gebäude in Oe-dingen wieder zum sehenswertenSchmuckstück zur Erinnerung an frühereZeiten.Das Bauen der K 40 hatte ein Ende, dasmußte gefeiert werden. Der Landrat, Jo-achim Weiler, hatte ganz Oedingen am18. Dezember zu einem gemeinsamen

Straßenfest in und um die Scheune Vilzeingeladen. Das gründlich vorbereiteteFest begann um 18:00 Uhr mit dem Emp-fang des Landrates Joachim Weiler, derauf dem Weg nach Oedingen von einerMotorrad-Eskorte Oedinger Motorsport-ler begleitet wurde.Seine erste Amtshandlung war, gemein-sam mit unserem Bürgermeister LorenzDenn, unserem Ortsvorsteher Hans Kos-sin, dem stellv. Leiter des Straßenbauam-tes Cochem, Manfred Weißkopf, die letz-te Straßensperre zu entfernen. Danachwurde das Straßenfest mit einem Drehor-gelspieler eröffnet. Zur weiteren Unter-haltung gabs zünftige Blasmusik des Mu-sikvereins St. Barbara aus Strempt. Aller-lei kulinarische Leckereien sowie jedeMenge Freibier ließen schnell regelrechteVolksfeststimmung unter den zahlreicherschienenen Gästen aufkommen. Orts-

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vorsteher Hans Kossin begrüßte zunächstdie Anwesenden, um dann den Beteilig-ten an der Ausführung des insgesamt 2,6Millionen teuren Kreisstraßen-Ausbau-projekts für deren tatkräftige Mitwirkungund Unterstützung zu danken. Er beton-te besonders, das hier im Einvernehmenmit den politischen Gremien des KreisesAhrweiler den Anliegern der Wachtberg-Straße eine kräftige finanzielle Unter-stützung gewährt wurde, um deren Ko-stenanteil auf 25 % zu reduzieren. AuchBürgermeister Denn fand viele lobendeWorte, und er dankte insbesondere demOedinger Ortsbeirat und den OedingerBürgern für die tadellose Organisationder Veranstaltung.Im weiteren Verlauf des Abends folgtenach einem Liedvortrag des Oedinger Kir-chenchors „St. Gertrudis“ unter der Stab-führung von Ha-Jo Braun die Einsegnungder neu gestalteten Straße durch PfarrerNorbert Klaes und Pastor Michael Schank-weiler-Schell.Mit musikalischen Beiträgen des Gesang-vereins „Cäcilia 1882“ Oedingen unterChorleitung von Wienand Nietgen, sowiegemütlicher Blasmusik der Kapelle St.Barbara, des Tanz- und Showorchesters„Rheinlandfanfaren Hersel“ und dem Re-magener „Panik-Orchseter“ nahm dieVeranstaltung ihren Verlauf. Bis in dieMitternacht amüsierten sich die OedingerBürger mit ihren Gästen aus „Nah undFern“ in ausgelassener Stimmung.Die Bundestagswahlen Ende Septemberbrachten in der Gesamtstadt Remagenfür die CDU 45,7 %, für die SPD 38,8 %,für die FDP 5,2 %, für die Grünen 7,9 %und Sonstige 2,4 %.In Oedingen entfielen auf die CDU 48,7%, auf die SPD 42,93 %, für die FDP 3,63% und für die Grünen 4,01 % der Stim-men.

In der Ortsbeiratssitzung Ende Oktoberwurden wieder einmal die Erweiterungs-pläne für das Sportgerätehaus und dasDorfgemeinschaftshaus behandelt. Mitder Entkernung des Gerätehauses wurdebereits begonnen. Bis Frühjahr 1999 sol-len Duschen und Umkleidekabinen ein-gebaut werden. Im III. Bauabschnitt standder Bau der Mehrzweckhalle auf demProgramm, Fertigstellung bis 2002 ge-plant.In der Sitzung wurde OrtsbeiratsmitgliedRudolf Wißkirchen verabschiedet, der in-zwischen das Amt des dritten Beigeord-neten der Stadt Remagen ausübte.Wißkirchen war von 74 bis 75, 79 bis 84und 94 bis 98 im Ortsbeirat vertreten.Ortsvorsteher Hans Kossin überreichte alsAnerkennung für die erbrachten Leistun-gen ein Abschiedsgeschenk.Am 9. November wurde die „Fünfte Jah-reszeit“ 98/99 eingeläutet mit der Prokla-mation des Prinzenpaares Uschi I. und Ge-mahl Dieter II. (Schmitz). Inzwischen eineeingespielte Sache, die nur um Nuancenbesser sein konnte nach den Erfahrungender Vorjahre. Sie stellten sich gekonnt denvielen Gästen im ausverkauften Festzeltvor mit ihrem Hofstaat: Hofmarschall Die-ter Holstein, Hofdame Brigitte Holstein,Säckelmeister Klemens Weber. Sitzungs-präsident Rudi Dick führte durch einhochkarätiges Programm. Die Rema-gener Stadtsoldaten, „Madame Motter-boden“, die Tanzgruppe „Charisma“, dasOedinger Männerballett und das „Panik-Orchester“ waren nur einige von vielenHöhepunkten eines gelungenen Abends.Nach der feierlichen Proklamation, genaueine Woche später, wurde die traditionel-le Kirmes gefeiert. Beginn Freitagabendmit einer zünftigen Disco; Samstagabenddas große Familienfest mit Tanz und Un-terhaltung sowie Montag mit Umzug und

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Verurteilung des Zachaies bis Dienstagum Mitternacht der Ausklang geblasenwurde.Im Dezember, um den Martinstag, durf-ten sich die Kinder freuen. Sie mußten mitihren Eltern in einem Fackelzug den lan-gen Fußweg zur Feuerstelle bewältigenund wurden dann durch ein prächtigesFeuer am Sportplatz entschädigt. DerMartin hoch zu Pferde und das Zülligho-vener Tamborchor begleiteten, wie in allden Jahren zuvor, die Kinderschar, dieauch einige Martinslieder mitsangen.Zum Abschluß wurden die Teilnehmer mitNaschwerk und Wecken belohnt.

1999 Das letzte Jahr im 20ten Jahrhundert be-gann ruhig, sozusagen „die Ruhe vor demSturm“; denn im Februar, gegen Ende der„Fünften Jahreszeit“, stand Oedingen imMittelpunkt des mittelrheinischen Karne-valstreibens. Schon am 7. platzte dasDorfgemeinschaftshaus aus allen Nähten,erfüllt vom närrischen Treiben der Oedin-ger Kids unter der Regie der Möhnen.Den bunten Reigen eröffneten die „Höp-pemützje“, die bestens von ihren Traine-rinnen Beatrix Weis, Bianca Grunwald, Su-sanne Thones und Monika Kriechel vor-bereitet waren. Als gern gesehene aus-wärtige Gäste erschienen nacheinanderdie Kinderprinzessinen der „FiedelenMöhnen“ aus Lammersdorf sowie PrinzSebastian I. und Godesia Nicole I., die sichnach dem stürmischen Beifall wie zuhau-se in Godesberg fühlten. Ihnen folgte dieKinderprinzessin Susanne I. von den „Rot-Weiße-Funken“ aus Unkelbach, die ihre„Rasselbande“ und die „Gänse-blümchen“ mitbrachte. Der Höhepunktwar dann der Einmarsch der OedingerTollitäten, Prinz Dieter II. und Prinzessin

Uschi I. (Ehepaar Schmitz), begleitet vomZüllighovener Tambourcorps. Ein Erlebnisfür unsere Kinder, das sich im Ablauf zwaralle Jahre wiederholte, aber dennoch in-novativ in der Steigerung der Darbietun-gen Überraschungen in Fülle brachte.Im Neubaugebiet Ortsmitte war der Bauvon sieben neuen Wohnhäusern vorgese-hen. Zwei standen bereits im Rohbau amverlängerten Weidenweg.Die F.D.P. wählte in ihrer Mitgliederver-sammlung Mitte Februar Oswald Risch alsihren Kandidaten für den Oedinger Orts-vorsteher.Eine Woche später schlängelte sich eintoller Karnevalszug durch die OedingerStraßen. Ein großer Tag für die OedingerTollitäten Prinz Dieter II. und PrinzessinUschi I. (Schmitz), dem Hofmarschall Die-ter Holstein, Säckelmeister KlemensWeber und den beiden Hofdamen Rosiund Brigitte. 30 Formationen zogen inGruppen und Grüppchen durch ein Spa-lier von jubelnden Närrinen und Narrenaus nah und fern. Zum Abschluß pulsier-te in allen Oedinger Gasträumen nochlange der Virus Karneval. Die Presse ur-teilte fast übereinstimmend, die Oedin-ger Rheinhöhenfunken mausern sich vonJahr zu Jahr einfallsreicher zur Hochburgdes Frohsinns im rheinischen Karneval.Am darauf folgenden Sonntag wurdezum Prinzenball in der Hofburg „em ahleSaal“ geladen. Unter vielen Einlagen fei-erten hier in voller Gruppierung und nachgründlicher Einstudierung die „Rievko-oche“ Sänger: Rudi Dick, Günter Gries,Detlev Schmitt, Herbert Dernbach undMarco Leuthen mit ihrem bunten Mund-artgesang und feinem Lokalkoloried ihrePremiere. Inzwischen eine berühmteGruppe, die auch bei Großveranstaltun-gen außerhalb unseres Höhenortes erfol-greich aufgetreten war.

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Mitte Februar gab es erneut Ärger überden Ausbau der Ringstraße. Die Berech-nungen der Anliegerkosten waren falsch.Die Planer hatten eine 30 % erhöhteGrundfläche als Berechnungsgrundlagein Ansatz gebracht. Oswald Risch hat die-sen Fehler aufgedeckt.Ende Februar wählten die Sozialdemo-kraten ihren Kandidaten Werner Lapp fürdas Amt des Ortsvorstehers. Der bisherigeAmtsträger, Hans Kossin, trat aus persön-lichen Gründen nicht wieder an.Kurz darauf wählte auch die CDU denKandidaten für den Ortsvorsteher. DieWahl fiel auf Klemens Weber, der schonlangjährige Erfahrungen mit einbrachte.Am 8. April wurde der erste Spatenstich

zur weiteren Erschließung der Ortsmittedurch Bürgermeister Lorenz Denn undOrtsvorsteher Hans Kossin getan. Es gingum den Ausbau der Anliegerstraße vomGertrudisweg zum Weidenweg, um dieOrtsmittenbebauung durch den Bauträ-ger GSB beginnen zu können.Der Familienwandertag der CDU am 1.Mai führte die Teilnehmer zum Radom,die weithin sichtbare weiße Kugel derForschungs-anstalt FGAN bei Werthho-ven. Hier wurde nach sachkundigem Vor-trag ins Weltall geschaut.Mitte Mai hatte der Möhnenverein Oe-dingens eine Jahreshauptversammlung.Die Neuwahl des Vorstandes stand imMittelpunkt und brachte folgendes Er-

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Oedinger Kultband „De Rivekoocke”

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gebnis: die Obermöhn blieb Maria Born,Vizemöhn wurde Diana Thomas undSchriftführerin Doris Golchert.Zur gleichen Zeit veröffentlichte die Ge-sellschaft für schlüsselfertiges Bauenihren Plan für die Bebauung in der Oe-dinger Ortsmitte. In Angriff genommenwurden ein Wohn- und Geschäftshaus mit10 Eigentumswohnungen.Der Kommunalwahlkampf kam in Fahrt.Die beiden Kandidaten der großen Par-teien Klemens Weber (CDU) und WernerLapp (SPD) gingen in offenen Briefen auf-einander los, jedoch nicht unfair.Der Sportverein SV „Grün-Weiß“ Oedin-gen sicherte sich Ende Mai im Endspielum die Meisterschaft in der C-Klasse Westdurch einen 5:1 Sieg gegen Müllenbachden Aufstieg in die Kreisklasse – B.Gleichzeitig feierte der Junggesellenver-ein JGV „Eintracht“ Oedingen sein Som-merfest in der Grillhütte. Am Samstag-abend Tanz mit Live-Musik und am Sonn-tag Frühschoppen mit Skat, Knobeln undHüpfburg für die Kinder. Ein kräftigesMittagessen und Kaffee und Kuchen amNachmittag mit vielen Unterhalungsspie-len für die „Cids“ füllten den Tag aus.Die Kommunalwahlen am 13. Juni brach-ten folgende Ergebnisse: Klemens Weber(CDU) kam in den Stadtrat. In den Orts-beirat wurden gewählt von der CDU:Heinrich Heuser, Georg Schmahl, Johan-nes-Wilhem Jungbluth und JürgenMeyer; von der SPD: Rudolf Wißkirchen,Giesela Wißkirchen und Marco Leuthen.Von den beiden Kandidaten für den Orts-vorsteher Klemens Weber (CDU) undWerner Lapp (SPD) erreichte keiner in derDirektwahl die absolute Mehrheit, so daßam 27. Juni eine Stichwahl erforderlichwurde, die dann Werner Lapp mit knap-per einfacher Mehrheit gewann.Im Juli feierten die „Rheinhöhenfunken“

ihr großes Sommerfest mit Orts- undGastvereinen an der Oedinger Grillhütte.Schon am Samstagabend konnte der Prä-sident Rudi Dick neben dem eigenen rund250 Mitgliedern zählendem Verein auchGastvereine und Vertreter der örtlichenOedinger Vereine sowie das alte und neu-gewählte Stadtratsmitglied KlemensWeber und den neugewählten Ortsvor-steher Werner Lapp begrüßen. Der be-sondere herzliche Gruß galt natürlichdem amtierenden Oedinger Prinzenpaar,Prinz Dieter II. und Prinzessin Uschi I.(Schmitz). In geselliger Runde mit Tanz-musik, süffigem Kölsch und herzhaften,lukullischen Imbissen verging die Zeit wieim Fluge. Auch für die Jugend gab es amnächsten Tag allerlei Belustigungen undvielfältige Unterhaltung. Zum Schlußkonnte mit Stolz behauptet werden:„rundum gelungen!“.Vom 10. Bis 17. Juli feierte der SV „Grün-Weiß“ Oedingen wieder seine traditio-nelle Sportwoche. Mit einer originellenEröffnung wurde ein „Gerümpel-Turnier“ausgetragen, das mit insgesamt 16Hobby- und Freizeitmannschaften aus dernäheren Umgebung bestritten wurde.Sieger wurden die „Frühkölscher“ ausWachtberg. Wie in all den Jahren zuvorauch diesmal eine gelungene Sportveran-staltung mit interessanten Wettkämpfenund sportlichen Höhepunkten.Anfang September feierte die Katholi-sche Pfarrgemeinde „St. Gertrudis“ ihr150-jähriges Bestehen, genauer gesagt,die vor 150 Jahren (1849) erfolgte Ernen-nung zur selbstständigen Pfarrei. Zu Be-ginn wurde in der Pfarrkirche, unter Mit-wirkung des Kirchenchores, ein feierlichesHochamt gehalten. Dann fand im Dorf-gemeinschaftshaus ein gemütliches Bei-sammensein mit Liedvorträgen desMännergesangvereins „Cäcilia 1882“

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unter Leitung von Wienand Nietgen unddes Kirchenchors unter Leitung von HajoBraun statt. Mit schmackhaften und preis-günstigen Speisen und Getränken wurdefür das leibliche Wohl gesorgt und dieKinder wurden mit verschiedenen Spiele-Einlagen unterhalten. Die Vorsitzende imPfarrgemeinderat war derzeit Frau HediNeukirchen, die Vorgängerin Frau HiltrudRomes, geb. Dernbach.Ein altes Anliegen der Oedinger Bürger,nämlich den Fußwanderweg von Oedin-gen nach Werthhoven in Verlängerungdes Kernbachweges herzurichten undfreizugeben, schien Mitte Septemberwirklich zu werden. Bei einem gemeinsa-men Ortstermin trafen sich KlemensWeber, Günter Johnke, Georg Hasen-knopf, und Hans Kossin aus Oedingen mitUte Heid, Günter Kläser und Michael Mar-kus aus Wachtberg-Werthhoven. Die letz-teren erklärten sich bereit, den alten Wegvor der Umgehungsstraße durch Grund-stückstausch bis zur Unterführung wiederfrei zu machen.Am 7. September traf sich der neue Orts-beirat zu seiner konstituierenden Sitzungin der Gaststätte Breuer. Im Mittelpunktstand die Vereidigung und Amtsein-führung des neuen Oedinger Ortsvorste-hers Werner Lapp und die Wahl seinesStellvertreters Heinz Heuser sowie dieVerpflichtung der neu gewählten Orts-beiratsmitglieder (namentlich im Ab-schnitt unter Juni erwähnt). Danachwurde Hans Kossin in Anerkennung sei-ner Verdienste vom Bürgermeister LorenzDenn mit Dank in Ehren verabschiedet.Die Schwerpunkte seiner Amtszeit waren:die Realisierung des Dorferneuerungs-programmes, der Ausbau und die Konso-lidierung der Wachtbergstraße, die Lö-sung der Probleme mit der Mülldeponieund die Restaurierung des alten „Backes“.

Oedingen Mitte bewegt sich. Schon am20.9. war Richtfest am Rohbau des Wohn-und Geschäftskomplexes im Ortszentrum.Die Wohnungen wurden bereits zu 80%verkauft. Im Erdgeschoß bezieht die Raif-feisenbank ihre Geschäftsstelle und da-neben wird von der Kirche ein sozialesZentrum eingerichtet. Ein Lob verdientdie Gesellschaft für schlüsselfertigesBauen, die unter pünktlicher Einhaltungder Planungstermine in knapp 3 Monatendieses Werk vollbrachte.Mitte Oktober stellte die SPD in ihrer gutbesuchten Jahreshauptversammlung dieWeichen für die politische Arbeit in dennächsten Jahren. Der neue OrtsvorsteherWerner Lapp gab aus seiner Sicht denÜberblick über die anstehenden Projektein unserem Höhenort, die da sind: Dorf-gemeinschaftshaus am Sportplatz bis2002; Entwicklung des Ortes und Umset-zung des Bebauungsplanes Amselweg;Ausbau des „Backes“; Förderung der Ju-gendarbeit; Fertigstellung der Ortsmittemit dem Dorfplatz innerhalb des gesetz-ten Zeitrahmens. Neben den üblichen Re-

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gularien erfolgte dann die Neuwahl desVorstandes. Erster Vorsitzender wurdeJörg Oertel, zweiter Vorsitzender MarcoLeuthen, Kassiererin Giesela Wißkirchenund Beisitzer Werner Lapp und Hans Kos-sin.Noch im Oktober verstarb der in unseremOrt allseits bekannte und beliebte Land-rat des Kreises Ahrweiler, Joachim Weiler.Er hatte sich sehr erfolgreich für OedingerBelange im Zusammenhang mit der Müll-deponie und dem Dorferneuerungsplaneingesetzt.Die Freiwillige Feuerwehr Remagen – Ein-heit Oedingen wählte unter Vorsitz desStadtwehrleiters Edi Krahe ihren neuenEinheitsführer Peter Jungbluth, nach dem

der bisherige Werner Jungbluth nach5jähriger Tätigkeit sein Amt zur Verfü-gung stellte. Der neue Mann, Peter Jung-bluth, ist seit 35 Jahren Feuerwehrmannund hatte bereits 15 Jahre das Amt desEinheitsführers inne. Der Erste Beigeord-nete der Stadt Remagen, Hermann-JosefFuchs, überreichte ihm die Ernennungs-urkunde.

Nun sind wir wieder soweit, die kom-mende 5. Jahreszeit einzuläuten. Schonam 6. November startete die Proklamati-onssitzung unseres neuen Prinzenpaares.Im Programm die Einführung von PrinzRudi II. und Roswitha I. (Dick), die ihr Zep-ter in der närrischen Zeit 1999/2000 über

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Oedingen schwingen werden. Weiter imAufgebot: zahlreiche Künstler und Grup-pen aus nah und fern, die für einen stim-mungsvollen Aufakt sorgten.

Im Oktober/November äußerten die ge-plagten Bürger der Ringstraße öffentlichihren Protest gegen die unverständlichen,konfusen Baumaß-nahmen in ihrerStraße. Ihr Wortführer, Oswald Risch,brachte den ganzen Zorn mit den Schlag-worten: „Kantensteine setzen und wie-der abreißen!“ ins Gespräch. Die F.D.P.Ratsmitglieder Ute Kreienmeier und Dr.Jörg Roßberg überzeugten sich an Ortund Stelle über die mißlungenen Bau-

maßnahmen und versprachen in ihremWirkungsbereich für Abhilfe zu sorgen.Nach der gelungenen Proklamation desneuen Prinzenpaares wurde mit Beginnam 12. November die Traditionskirmes inOedingen 1999 ausgerufen. Die FestfolgeKarnevals-eröffnung – Kirmes mit nureiner Woche Abstand ergab sich, da beideVeranstalter unter Kostenteilung ge-meinsam ein Großzelt angemietet hat-ten. Sie waren sich klar darüber, daß fi-nanziell der zweite Veranstalter Ein-bußen hinnehmen mußte. Dennochkamen beide auf ihre Kosten. Das Pro-gramm der Kirmes: Freitag Eröffnung mitdem Flash-Disco-Team im voll ausgebuch-

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Rudi II: und Roswitha I.

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ten Zelt. Samstag: offizielle Eröffnungdurch Ortsvorsteher Werner Lapp undMGV „Cäcilia 1882“ Oedingen mit ansch-ließendem Tanz und Musik „Les Bermu-das“. Am Sonntag: Frühmesse und Kranz-niederlegung am Ehrenmal und ansch-ließendem Früh-schoppen, der Nachmit-tag gehörte vorrangig den Kindern, fürdie eigens Schausteller auf dem Vorplatzzum Dorfgemeinschaftshaus ihre Attrak-tionen aufgebaut hatten. Wie in den Vor-jahren wurde auch wieder am Montagder traditionelle Frühschoppen unter Mit-wirkung aller Oedinger Vereine gefeiert,der sich bis zur Abschluß – „Pardy“ mit DJHasi und Sven weit über die Mitternachthinzog.Anfang Dezember trat der Ortsbeirat zuseiner Jahresabschlußsitzung zusammenund forderte im Wesentlichen eine aktiveBeteiligung an den Planungen (Planungs-büro, Kreis- und Stadtbauleitung), vorallen Dingen sollten die Planungen fürdas neue Dorfgemeinschaftshaus bald-möglichst vorgestellt werden.Kurz vor Jahresabschluß gab es in Oedin-gen noch helle Aufregung durch den Zir-kus „Royals“, der sein Winterlager aufdem Bolzplatz in Oedingen (neben demneuen Sportplatz) aufgeschlagen hatte.Oedinger Politiker hatten Einwendungengegen die Standortbestimmung durch dieStadtverwaltung, und empfahlen derStadt, den Zirkus wettergeschützter inder Rheinebene unterzubringen. DieseMahnung wurde jedoch in der Gesamt-stadt sowie auch in Oedingen vollkom-men mißverstanden, sozusagen als Af-front gegenüber dem fahrenden Volk.Der Zirkus blieb, und fast alle OedingerVereine und Institutionen bewiesen den15 sehr sympathischen Zirkusleuten ihrWohlwollen und spendeten für Menschund Tier, wo sie nur konnten.

MILLENNIUM, Jahrtausendwende2000Der Wechsel ins neue Jahrtausend wurdein Oedingen mit rheinischem Frohsinnund Ausgelassenheit gefeiert. Im Famili-enkreis, mit lieben Freunden und Gästen,traf man sich – wie in den Jahren zuvor,um vergnüglich auf das neue Jahr anzu-stoßen. Wer keinen Anschluß hatte, folg-te der Einladung von Margret und Franz-Jupp Breuer in der Dorfschenke. Widerallen Unkenrufen der Medien, Weltun-tergangsstimmung und finsteren Prophe-zeiungen, ließen sich die Oedinger inihrem Optimismus nicht beeinflussen undsahen frohgemut in die Zukunft. Im ab-gelaufenen Jahr gab es keinen Grundzum Pessimismus. Die Dorferneuerungnäherte sich dem Ende zu, die Mülldepo-nie wurde geschlossen, die Vereine undInstitutionen konnten auf erfolgreicheVeranstaltungen zurückblicken; warumsollte es in Zukunft anders werden? Einzünftiges Feuerwerk leitete mit buntenHimmelsbildern, Kracher und Böller dasneue Jahr ein.Im Januar wurden in offenen Briefennochmals die Verhaltensweisen gegenü-ber dem Zirkus Royal, der von der Stadt-verwaltung auf dem Bolzplatz unterge-bracht war, heftig diskutiert. Am Endewar man sich einig, daß die Unterbrin-gung eine vernünftige Lösung war undman ja nur noch bessere Lösungen vorge-schlagen hatte. Indessen fühlten sich die„Royals“ in ihrem Zeltlager wohl undwurden von der Oedinger Bevölkerungund den hiesigen Vereinen weiter mitSpenden und allen möglichen Hilfelei-stungen unterstützt.Schon am 9. Januar meldeten sich die

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Höhenfunken zu Wort, indem sie mit Pfei-fen und Trommeln und großem Gefolgeihre diesjährige Hofburg in der Dorfgast-stätte Breuer, getreu dem Motto: „OhsHätz schleet für Oedingen,“ einweihten.Das Prinzenpaar Roswitha I. und Rudi II.sorgten mit ihrem Hofstaat wieder malunübertrefflich für allerlei Überraschun-gen. Die Oedinger machten spontan mitund füllten den Festraum mit altherge-brachtem Frohsinn. Der Höhepunkt warin einhelliger Meinung die Verlesung derParagraphen für die Nutzung der Hof-burg durch Prinz Rudi I. Einfallsreich, mitvielen strapaziösen Auflagen für dieWirtsleute und unbegrenzten Rechtenfür die Narren.Schon auf den Tag folgend meldete sichder Alltag mit dem Problemfall „Rings-traße“ zurück, nämlich, Ausbau im Rah-men des Dorferneuerungprogramms. Dieanfänglichen Baumaß-nahmen zeugtenvon unplanmäßigen Vorbereitungen. Somußten Randsteine wieder entfernt wer-den, die Zufahrten zu den Anliegern auf-gerissen und nachgebessert werden. DerWort-führer der Ringstraßen-Anwohner,Oswald Risch, schilderte in einem offenenBrief die mißlichen Zustände. Unver-ständlich erschien ihm, daß in der Regel 3– 4 Arbeiter auf der Baustelle werkelten,aber wöchentlich mindestens 8 – 10 Her-ren (Bauämter-, Bezirks-, Kreis- und Stadt-sowie beteiligte Baufirmen-Vertreter)den Fortgang der Arbeiten kontrollier-ten. Eine Abordnung der FDP sprachwährend einer Ortsbesichtigung vom„Dauerproblem der BaumaßnahmenRingstraße“.Auch Anfang Januar machten die Partei-en mobil für die Wahl des neuen Landratsam 16. Januar 2000. Es standen zur WahlHerr Jürgen Pföhler CDU und Petra ElsnerSPD. Wahlsieger war Jürgen Pföhler und

somit der neu gewählte Landrat des Krei-ses Ahrweiler.Am 20. Januar wurden unter anderen un-sere Oedinger Bürger in der Nacht um4:03 Uhr durch ein leichtes Erdbeben ausdem Schlaf gerissen. Das Epizentrum lagin Wachtberg-Adendorf, 12,7 km von Oe-dingen entfernt und hatte eine Stärkevon 3,7 auf der Richterskala. Dauer desBebens genau 4 Sekunden. Einige Oedin-ger witzelten: „Ein Gefühl, als wäre eineU-Bahn durch unsere Keller gefahren“.Gottseidank traten keine Schäden auf.Am Sonntag, dem 6. Februar waren dieOedinger zu Gast beim Prinzenfrühstückdes Prinzenpaares Roswitha und RudiDick in ihrer Hofburg – dem Saal Breuer.Bis auf den letzten Platz war die „Narhal-la“ gefüllt. Bürgermeister Lorenz Dennmit Gattin ließen es sich nicht nehmen,der Einladung zu folgen. Alle Extollitä-ten, -Prinzen, -Prinzessinen, -Bauer undJungfrau sowie Sponsoren mit Freundenund Bekannten waren geladen. Nach derBegrüßung durch das Prinzenpaar tratenin bunter Reihenfolge auf: die Tänzerin-nen der KG Blau-Weiß-Rot aus Rüngsdorf,die Oedinger „Höppe-Mötzje“ mit einemgut einstudierten Tanz, die drei Musikan-ten aus Oedingen wie Prinz Rudi, HeinzAdams und Adi Poppelreuter, die Tanz-gruppe der KG „Olleme Bobbelsbröder“aus Euskirchen und die sechs Tanzmarie-chen der Rheinhöhenfunken. Danachfolgten Büttenreden, der Besuch desOberwinterer Prinzenpaares mit Hofstaatund abschließend die Show der Kripper„Magic Dancers“. Zwischendurch wurdenleckere Speisen und Getränke geboten.Erst am frühen Abend fand der tolle kar-nevalistische „Frühschoppen“ sein Ende.Nach einer Pause von drei Wochen mel-deten sich am 27. Februar die Möhnenmit einem zünftigen Kinderkarneval in

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der „Narhalla“. Der Saal Breuer platzteaus allen Nähten. Er war fast zu klein vor„wuselnden jecken Pänz“. So herrschteaufgrund von Platzmangel nicht nur imSaal, sondern auch davor, dort wo die Ak-teure warteten, absolute Hochstimmung.Durch das Programm führte die Ober-möhne Maria Born. Begrüßt wurden inReihenfolge das Kinderprinzenpaar ausLannesdorf, Stefan I. und Verena I., die Di-scomäuse aus Werthhoven, die Oberwin-terer Kinderprinzessin Anja I. Pfohl, mitihren Begleiterinnen, das Prinzenpaar ausWölle (Oberwinter), Frank I. (Heck) undseine charmante Prinzessin Kirsten I.(Kündgen) samt Hofstaat, das OedingerPrinzenpaar Rudi II. und Roswitha I. Dickmit Hofstaat. Zur Freude der närrischenPänz brachten alle Tollitäten ihre jeweili-gen zugehörigen Tanzgruppen mit. Nachgut vier Stunden voll bunten Treibens warder Nachwuchs geschafft, ebenso sicherauch die Veranstalter und Eltern.Am 2. März folgte die Weiberfastnachtmit traditionellem Programm, Kaffee, Ku-chen und Getränke inbegriffen, mit sprit-zigen, zündenden Büttenreden, diemanch hartgesottenen Mann die Röte insGesicht getrieben hätten. Aber sie warenja ausgeschlossen.Schon am nächsten Tag, dem 3. März,hieß es im ganzen Höhenluftkurort „DeZooch kütt“. Das Wetter meinte es wirk-lich nicht gut mit den Oedinger Jecken,zum Zeitpunkt der Aufstellung regnete esin Strömen – doch der ausgelassenenStimmung konnte das nichts anhaben.Mit großen Schirmen, dicken Schals undhochprozentigen Getränken trotzte dieauf den Straßen versammelte Narren-schar der feuchten Kälte und fiebertedem bunten Treiben entgegen. Ange-führt von der Freiwilligen Feuerwehrzogen rund 30 Gruppen durch den Ort,

darunter auch viele Gäste aus den Nach-barorten. Um einige zu nennen: die rei-zenden roten Teufelchen, die weiblichen„Robin Hoods“ von der Showtanz-Grup-pe „Charisma“, und die „Fidele MöhneBirresdorf“ die als „Tarzans Ladies“ infeschen Leopardenfellen begeisterten.Auch die Oedinger Möhne, von Kopf bisFuß im schicken Pinguin-Frack, erheiter-ten die vielen Jecken am Zugwegrand.Die zahlreichen Musik- und Tambourcor-ps, die sich auch durch frierende Fingerund Regentropfen im Gesicht nicht vomSpielen abhalten ließen, brachten diefeucht-fröhlichen Zuschauer zum Mitsin-gen.Bei den Festwagen hatten sich die Narrenallerhand einfallen lassen. So hatte sichdas Oedinger Männerballett „Traumtän-zer“ in Piraten verwandelt. Dann warte-ten die „Schmutzigen Freunde“ miteinem überdimensionalen Federvieh auf,das sie „Roswitha, unsere Superhenne“getauft hatten. Auf einem goldenenSchiff mit schwarz-rot-goldenem Schorn-stein präsentierte sich der Elferrat derRheinhöhenfunken und kündigte dasprunkvolle Ende des Umzuges an.Bunte Blumengebinde schmückten denWagen, von dem aus Prinz Rudi II. undPrinzessin Roswitha I. samt Gefolge ihremNarrenvolk zujubelten und natürlich kilo-weise Kamelle unter den kleinen undgrößeren Kindern verteilten. Der gesam-te Ablauf wurde hervorragend geplantund ausgeführt durch den Zugleiter undOrganisator Wolfgang Bachem.Am Aschermittwoch, dem 8. März, verab-schiedeten die Rheinhöhenfunken denKarneval mit dem althergebrachten „Por-temonaie-Auswaschen“ .Das Prinzenpaar,in Schwarz gekleidet, zogen mit Hofstaatund Elferrat, ebenfalls in Trauerkleidung,und vielen Oedinger Karnevalsfreunden

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an den Mehlemer Bach. Im Tross ein Bol-lerwagen, mit Sekt und Schnaps sowiezwei Trauerkränzen beladen. Prinz Rudi II.ging an das Bachufer und wusch sein Por-temanaie aus, lediglich Zwiebelringe, diedie Tränen aufsteigen ließen, verbliebenin der Geldbörse. Ein Hinweis darauf, daßwährend der tollen Tage alles Geld aus-gegeben wurde. Danach begab sich dieTrauergemeinde zum traditionellen Fi-schessen in der Hofburg, das von demBreuer-Team ganz hervorragend ange-richtet worden war.Einmal im Festrausch der „Fünften Jah-reszeit“, die gerade abgelaufen war, gabes wieder einen hocherfreulichen Anlaßzum Feiern. Am 1. April, kein Scherz,wurde die neue Oedinger-Ortsmitte, ein

weiterer Meilenstein in der Ortsentwick-lung, mit Musik, Gesang und Grußwortenfeierlich eingeweiht. Die Bauzeit für dasWohn- und Geschäftshaus dauerte nur 10Monate. Im Obergeschoß entstanden so10 Wohnungen, und im Untergeschoßsind neben dem sozialen Zentrum der ka-tholischen Pfarrgemeinde die Raiffeisen-bank Grafschaft-Wachtberg mit moder-nen Geschäftsräumen inclusive einemBankautomaten und einem Warenlagersowie ein Minimarkt untergebracht. Die-ser wird von den Oedinger Mitbürgeri-nen Marie-Theres Weber und Maria Bornbetrieben. Die Gestaltung des Dorfplat-zes, genannt Kirchplatz, geschah inknapp vier Monaten. Dieser wurde trotzDauerregens unter großer Beteiligung

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der Bevölkerung der Öffentlichkeit über-geben. Ortsvorsteher Werner Lapp sprachin seinem Grußwort: „Das ist für unserenOrt eine absolute Bereicherung, dieserKirchplatz soll zum Kommunikationszen-trum in Oedingen werden.“ Immerhinhat er eine Fläche von 650 qm, davongehen 180 qm für Parkflächen, 200 qmfür Grünflächen und 95 qm für einenSpielplatz ab. Die Kosten für den Dorf-platz betrugen 470.000 DM, davon wur-den 220.000 DM aus dem Dorferneue-rungsprogramm beigesteuert. Grußwor-te sprachen in Reihenfolge: Bürgermei-ster Lorenz Denn, der Pastor NorbertKlaes und Pfarrer Michael Schankweiler-Schell, die auch gemeinsam die Ökumeni-sche Einweihung vornahmen.Der Landrat betonte in seinem Grußwort,daß der Tag der Einweihung der Ortsmit-te ein glücklicher Tag für Oedingen sei.Als „Väter“, die sich für die Ortsmitteüber lange Jahre beispielhaft eingesetzthatten, nannte Pföhler die ehemaligenOrtsvorsteher Klemens Weber und HansKossin und dankte ihnen ebenso wie demjetzigen Ortsvorsteher Werner Lapp fürihren unermüdlichen Einsatz.

Mitte April führte der CDU-Ortsverbandseine Jahreshauptversammlung durch. ImMittelpunkt standen die Neuwahlen desVorstandes. Mit einer eindrucksvollenMehrheit wurde der Vorsitzende JürgenMeyer in seinem Amt bestätigt, ebenfallsauch sein Stellvertreter Hans-Willi Jung-bluth. Es folgten Tätigkeitsberichte imkommunalen Bereich mit Aussprachen.Der Familienwandertag der Oedinger am1. Mai führte die zahlreichen Teilnehmerunter Wanderführung von Hans-WilliJungbluth und Olaf Wulf zu einem Obst-hof in Werthhoven. Bereits unterwegs be-grüßte der Eigentümer Hubertus Wolf

sen. die Wanderer und erläuterte Entste-hung und Bearbeitung im Obstbau. Aufdem Hof wurden die Wanderer von derBäuerin, Frau Wolf, gastfreundlich be-grüßt und mit Kaffee und Kuchen bewir-tet. Ein Rundgang in dem verhältnis-mäßig großen Betrieb vermittelte den in-teressierten Wanderern einen Einblick inden Betriebsablauf, wie Verfahren bei derSortierung, Lagerung und Versand. DerRückweg endete wie in den vorausge-gangenen Jahren bei der Grillhütte, woeine deftige Erbsensuppe, von der Fami-lie Theisen zubereitet, den Appetit derWandergruppe mit Kind und Kegel stillte.Am 21. Mai feierte der Förderverein derfreiwilligen Feuerwehr sein Frühlingsfest.Es war trotz des anhaltenden Regenwet-ters gut besucht. Die zahlreichen Mitglie-der mit ihren Angehörigen und Bekann-ten kamen am Samstag mit Tanz undMusik sowie am Sonntag beim Früh-schoppen mit Platzkonzert voll auf ihreKosten. Speis und Trank sowie für die Kin-der Spiele und Lustbarkeiten, im Mittel-punkt die Hüpfburg, erfreuten Jung undAlt.In der Ortsbeiratssitzung Anfang Juni gabder Ortsvorsteher Werner Lapp einenSachstandsbericht zum Neubau des Dorf-gemeinschaftshauses. Er legte einen ge-nehmigten Entwurfsplan des örtlichenArchitekten Josef Niederstein vor. DerNeubau beinhaltet unter anderen einenHallenraum von 18 m Länge und 13,50 mBreite, WC und Duschräume, eine Küche,ein Stuhllager, einen Abstellraum, sowieeinen Raum für Technik. Die Baukostenwurden mit 1,25 Millionen Mark veran-schlagt. Der Finanzierungsplan wies einenLandeszuschuß von 415.000 DM, den Ver-kaufserlös der alten Schule mit 150.000DM sowie Eigenleistungen der Vereineund Stadtanteil in Höhe von 400.000 DM

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aus. Darüber hinaus wird die Stadt inKürze einen Förderantrag an das LandRheinland-Pfalz stellen.„Ein neuer Schumi“ aus Oedingen, so be-richtete Anfang Juni die „RemagenerChronik“. Gemeint war der Schüler Seba-stian Schäfer, der mit seiner roten Seifen-kiste den 1. und 2. Lauf des Rennens in derB-Klasse in Wachtberg-Werthhoven undWachtberg-Berkum gewann und miteinem großen Pokal ausgezeichnetwurde. Dieser junge Sieger ist ein begei-sterter Rennfahrer, der seine Seifenkisteselbst in Ordnung hält, daran schraubtund bastelt.Die Rheinhöhenfunken, inzwischen mo-bile Einsatztruppe für originelle geselligeVeranstaltungen, feierten Anfang Juli ihrSommerfest. Beginn war am Samstag,dem 2. um 10, 11 Uhr, mit anschließen-dem Frühschoppen, Mittagessen, Kaffeeund Kuchen. Zwischendurch zeigten sieein tolles lockeres Programm. Die vierTrainerinnen der Funken Monika Krie-chel, Susanne Tönnes, Doris Moog undBettina Bachem zeigten mit den Garde-kindern, was sie auch im Sommer beiheißschwülem Wetter draufhaben. AuchGastvereine aus Berkum, Fritzdorf,Werthhoven, Remagen, Unkelbach undVillip beteiligten sich mit eigenen Beiträ-gen, musikalisch unterstützt von der Mu-sikgruppe „Atlantik-Band-Bornheim“.Die Arbeiten zur Abdichtung der ge-schlossenen Mülldeponie liefen seit Janu-ar zügig weiter. Heuer, im Juni, wurdeeine Tonschicht eingebaut, um das Ein-dringen von Oberflächen- und Sickerwas-ser in den Deponiekörper zu verhindern.Die Abdichtungsmaßnahmen sollen Ende2000 abgeschlossen sein. Im Frühjahr2001 wird dann das gesamte Gelände mitstandortgerechten Sträuchern und Pflan-zen rekultiviert.

Der Oedinger Bürger, Heinz Leuthen,wurde Anfang Juli für sein 25 jähriges Be-triebs-jubiläum in der alteingesessenenBäckerei Heinz Breuer durch den In-nungsmeister Herbert Rats geehrt. Der Ju-bilar hat über seine Verdienste im Bäcke-rei-Handwerk hinaus, viel für die Allge-meinheit in unserer Dorfgemeinschaftgetan. So war der gebürtige Oedinger ak-tives Mitglied im Sportverein und hat hiererfolgreiche Jugendarbeit als Trainer undBetreuer geleistet. Es blieb ihm neben sei-nem Hausbau auch noch Zeit für die San-gesfreunde im MGV „Cäcilia 1882“, spä-ter im Kirchenchor „St. Gertrudis“, wo ermit kräftiger Stimme fröhlich mitmischte.

Am 23. August wurde der erste Stadtju-gend-Feuerwehrtag auf dem Sportplatzin Oedingen ausgerichtet. 56 Jungen undMädchen aus den Jugendwehr-EinheitenRemagen, Kripp, Unkelbach, Oberwinter,Rolandswerth und Oedingen nahmendaran teil. Es mußten 15 verschiedeneSpiele absolviert werden, vom Torwand-schießen über das Schlauchausrollen bishin zum Wasserspritzen erlebten die Ju-gendlichen eine riesen Gaudi. Die Regieführten die Jugendfeuerwehrwarte IngoWolf und Robert Zimmermann aus Ro-landswerth sowie Martin Schmahl aus Oe-dingen. „Dabeisein“ war alles. So wurdenauch keine Sieger ermittelt, jedoch erhiel-ten die Teilnehmer eine Erinnerungsur-kunde. Der Chef der Remagener Wehr,Bürgermeister Lorenz Denn, der Stadt-wehrleiter Eduard Krahe und anderesowie der Oedinger Ortsvorsteher WernerLapp beglückwünschten die teilnehmen-den Jungen und Mädchen und überreich-ten ihnen die Urkunden nebst Präsenten.Das Foto zeigt die im November 1999 ge-gründete Jugendwehr Oedingen als Teil-nehmer am Stadtfeuerwehrtag 2000.

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Den Sprung in die Selbständigkeit wagteEnde August unser Mitbürger Klaus Thei-sen mit der Eröffnung eines KFZ-Meister-betriebes an der Sinzinger Straße in Re-magen. Vorher war er mehrere Jahre alsKfz-Meister in einer Großtankstelle tätig.Der MGV „Cäcilia 1882“ Oedingen feier-te Ende August sein Sommerfest in derGrillhütte und hatte viele Freunde undGäste um sich versammelt. KurzweiligeDarbietungen mit Lied-vorträgen unterbewährter Leitung von Wienand Nietgen,sowie musikalische Beiträge des Alleinun-terhalters, Peter Wilhelms aus Euskirchen,sorgten für eine gute Stimmung. Kulina-rische Genüsse aus „Omas-Küche“ tatendas übrige.

Eine Informationsveranstaltung „Rundum die Oedinger Mülldeponie“ veran-staltete der Oedinger CDU-OrtsverbandMitte September rund um die verfüllteDeponie. Vor zahlreichen Gästen berich-

teten die Experten von der Kreisverwal-tung Walter Reichling und Josef Hommensowie Francesco Rumero vom Ing.- BüroBjörsen über den Stand der Bauarbeiten.Ausgestellte Baupläne und techn. Zeich-nungen vervollständigten in anschauli-cher Weise die allgemein verständlichenFachvorträge. Unser Mitbürger, Toni Hil-len, ging detailliert auf den Werdegangder Mülldeponie mit allen Vorteilen, je-doch auch auf die oft unerträglichen Er-schwernisse unseres Ortes durch den Zu-bringerverkehr und die Geruchsbelästi-gungen ein. Er dankte aber auch derKreisverwaltung, die die Auflage eines 9Punkte-Programmes eingehalten und dieFertigstellung bis zum Frühjahr 2001 ga-rantiert hatte. Zusammenfassend die De-ponie in Zahlen: Sie wurde genau 25Jahre vom Kreis Ahrweiler in der Zeit vom1.1.1973 bis zum 31.12.1998 betrieben.Insgesamt wurde sie dreimal erweitert,letztmalig im Jahre 1994. Erst durch einen

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mit verschiedenen Klägern aus unseremOrt und Unkelbach im Jahre 1994 ge-schlossenen Vergleich vor dem Verwal-tungsgericht Koblenz konnte die letzteErweiterung mit einem Müllvolumen vonrund 300.000 Kubikmeter in Angriff ge-nommen werden. Die Deponie hat eineGesamtgröße von rund 10 ha.Die Wiedereröffnung des historischen„Backes“ in der Ringstraße wurde am 20.Oktober gefeiert. In einem Festzelt nebendem restaurierten Gebäude konnte derOrtsvorsteher Werner Lapp die zahlrei-chen Gäste begrüßen. Sein Dank galt den„Backes-Freunden“ die in Eigen-leistungvon über 300 Stunden den Wiederaufbaubewirkten. Im Namen der Stadt gratulier-te der Erste Beigeordnete, Hermann-JosefFuchs. Er hob die Eigenleistungen hervorund die Gesamtkosten, die sich auf120.000 DM beliefen; wovon die Stadt65.000 DM zahlte und ein Zuschuß ausdem Dorferneuerungsprogramm von55.000 DM beigesteuert wurde. Die öku-menische Einsegnung nahmen PastorNorbert Klaes und Pfarrer MichaelSchankweiler-Schell gemeinsam unter

dem Leitspruch „Unser tägliches Brot gibuns heute“ vor.Ein Rückblick über die umfangreichenBauarbeiten gab Aufschluß über die Ei-genleistungen. Die „Backesfreunde“mußten das ganze Gebäude entkernen,die Zwischenwand entfernen, Mauerndurchbrechen und den gesamten Innen-putz erneuern. Auch der Estrich und dieBodendecke wurden renoviert. Das Ver-legen der Drainage, Abflußkanäle undLeitungen für die Elektrik waren ebensowie der neue Außenputz mit Anstrich unddie Erneuerung des Pflasters auf dem Vor-platz mit Brunnen im Arbeitsnachweisenthalten. Das dieses Werk gelungen war,davon konnten sich die Gäste überzeu-gen. Die Funktionsfähigkeit wurde vorOrt von den künftigen Benutzern prak-tisch vorgeführt, bevor sie den Gästen dasselbst gebackene Brot und den Kuchenreichten.Über die Geschichte des „Backes“ wurdevom Ursprung bis zur Wiederherstellungbereits berichtet.Der Männergesangverein „Cäcilia 1882“Oedingen gab am 26. November in der

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MGV „Cäcilia 1882“

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Pfarrkirche zu Ehren seiner Schutzpatro-nin, der heiligen Cacilia, ein Konzert.Unter der Gesamtleitung von WienandNietgen wirkten mit: der MGV „Cäcilia1882“ Oedingen, Dirigent Wienand Niet-gen; der Kirchenchor St. Gertrud Oedin-gen, Dirigent Hajo Braun; Waldhornblä-sergruppe Weibern, Dirigent JoachimGeiler; Klavier Dr. Wim Kossin; SolistinClaudia Krake, Sopran. Nach der Eröff-nung durch den Vorsitzenden Hans-Die-ter Vilz begrüßte der Ortsvorsteher dieGäste in der vollbesetzten Kirche. Danachfolgten die Gesang- und Instrumental-Darbietungen mit überwiegend klassi-schem Liedgut. Der Höhepunkt war danndas Finale mit van Beethovens „Freudeschöner Götterfunken“ unter Mitwir-kung der Waldhornbläsergruppe Wei-bern, dem Kirchenchor St. Gertrudis unddem MGV „Cäcilia 1882“, dirigiert vonWienand Nietgen. Dieser würdige Ab-schluß verwandelte die Oedinger Dorfkir-che in einen Konzertsaal. Ein Ereignis, dasauf Wunsch vieler Gäste bald wiederholtwerden sollte.Die „Fünfte Jahreszeit“ wurde in diesemJahr etwas früher, exakt am 4. Novemberunter der Regie der Rheinhöhenfunkeneingeleitet. Mit einer großen Prunksit-zung im Festzelt am Sportplatz boten dieVeranstalter ein buntes karnevalistischesProgramm mit zahlreichen Höhepunkten,präsentiert von bekannten Jecken ausNah und Fern. Der Grund für die Sitzungvor dem offiziellen Sessionsauftakt wardie Erfahrung, daß noch Spitzenkräfte fürdie Veranstaltung frei waren.Die Ehrengäste, Bürgermeister LorenzDenn, der erste Beigeordnete HermannJosef Fuchs, der Ortsvorsteher WernerLapp sowie die zahlreichen Mitgliederund Freunde der Oedinger Höhenfunkenmußten diesmal vergebens auf eine neue

Hoheit mit Hofstaat warten. Nur wenigeWochen vorher fielen die ausgesuchtenKandidaten aus. Die SitzungspräsidentenRudi Dick und Willi Jungbluth sowie der„Elferrat“ überspielten geschickt dieLücke, indem sie statt der Inthronisierungden Abschied der scheidenden Tollitätenum so zünftiger gestalteten. Ein großesDankeschön des Ortsvorstehers WernerLapp wurde den beiden engagierten Kar-nevalisten Prinz Rudi II. und Roswitha I.(Ehepaar Dick) im Rahmen einer ein-drucksvollen Eröffnungsrede ausgespro-chen. Beide hatten ihre Regentschaft inder vergangenen Session 2000 beispiel-los, zünftig und nachahmenswert wahr-genommen. Ein nun folgendes tolles Pro-gramm verbannte den Abschiedsschmerzder Exhoheiten vor einem überwiegendnärrisch kostümiertem Auditorium. DieHöhenfunken mit Höppemötzje, der Kin-dergarde und den Tanzmariechen mach-ten den Auftakt. Weiter gings mit denStadtsoldaten unter dem Kommandan-ten Martin Tillmann und dem Regiments-kapellmeister Mike Wahl. Nonstop folg-ten die Westumer Tanzteufel „Los Bailas“sowie die Tanzgruppe aus Niederzissen.Die als Vorgebirgsbäuerin auftretende„Madame Motteboden“ (Ute Groll) be-geisterte mit deftigen Sprüchen die fröh-lich gestimmten Narren und Närrinen.Als „Prinzenpaar 2001“ boten Dr. Hans-Georg Grzeschik und Werner Kriecheleinen vom Lokalkolorit gefärbten Bütte-nersatz für das ausgefallene Prinzenpaar.Weltenbummler Gerd Rück, die Pitter-männchen Christian und Willi Meurer,Musik aus Irland, die Kripper „Magic Dan-cers“ und das unnachahmliche Panikor-chester vervollständigten das karnevali-stische Programm, das mit dem Männer-ballett „Die Schneeflöckchen“ unter rau-schendem Beifall den Abschluß fand.

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Der Oedinger, Wolfgang Bachem, bestrittam 3. November sein 500. Meisterschafts-spiel für den TUS-Oberwinter in der Ver-bandsliga. Damit hatte er einen einsamenRekord aufgestellt, denn die für Statistikzuständigen Herren beim Sportverbandkonnten sich nicht erinnern, daß ein Spie-ler auf eine derart hohe Anzahl von Mei-sterschaftsspielen in einer Spielklassezurückblicken konnte. Ein absoluterHöhepunkt seiner sportlichen Laufbahnwar das Pokalspiel in der 2. Runde desDFB-Pokals gegen den VFB Stuttgart imOktober 1981 im Neckarstadion. Er spiel-te damals gegen den torgefährlichen Her-mann Oblicher, den er im Mittelfeld neu-tralisierte. Wolfgang Bachem verfügt inOberwinter über eine besonders hoheAkzeptanz, die darin begründet liegt,daß er eine große Vorbildfunktion imTrainingsfleiß und Leistungsbereitschaftdarstellt. Dieser hervorragende Sportlerist auch in seinem Heimatort Oedingengut gelitten. Denn was wären die überre-gional anerkannten Karnevalsumzügeder „Rheinhöhenfunken“ ohne ihrenZug- und Einsatzleiter Wolfgang Bachem.Die diesjährige Kirmes wurde Mitte No-vember in der neugestalteten Dorfmitteorganisiert. Das Karussell und die Kirmes-buden fanden auf dem Kirchplatz opti-male Stellplätze, um die Kirmesbesucherzu unterhalten. Vier Tage lang wurdezünftig gefeiert, als Auftakt mit einer gutbesuchten Disco „Em aahle Saal“. Es folg-ten der traditionelle Tanzabend und dann– wie gehabt – die Frühmesse am Sonn-tagvormittag mit Kranzniederlegung amEhrenmal, Kaffeenachmittag und übli-chem Kirmesausklang am Montag bis indie Nacht hinein.Noch im November hatte der Bürgermei-ster Lorenz Denn zu einer Bürgerver-sammlung in der Gaststätte Breuer ein-

geladen. Das zentrale Thema der Ver-sammlung war die Entwicklung des Re-magener Höhenstadtteiles aus Sicht derVerwaltung. In seinem Vortrag betonteder Stadtchef besonders, daß unser Ortauf der Höhe überdurchschnittlich profi-tiert habe. Aus dem Stadtsäckel flossenzunächst 1.2 Millionen DM zwischen 1990bis 1994 und nochmals im Zeitraum von1995 bis 2000, 2,7 Millionen DM für Ka-nalisation und Straßenbau. Auch hin-sichtlich seiner Einwohnerzahl konnteOedingen eine positive Entwicklung ver-buchen. Allein in den vergangenen 8 Mo-naten wurden 30 neue Bewohner ge-zählt. Damit leben nun 930 Menschen inOedingen. 1972 lag die Einwohnerzahlbei nur 270 Personen. Der leidige Dauer-brenner, das „Dorfgemeinschaftshaus“,stand ebenfalls auf der Tagesordnung.Lorenz Denn versicherte, daß inzwischendie Standortfrage geklärt wurde, dieHalle an den Sportplatz anzulehnen.Noch anstehende Probleme um den Neu-bau wird er in Kürze mit Bürgerbeteili-gung lösen.Erstmals rief eine „Initiative Weihnachts-markt Oedingen“ aktive Oedinger Frauenund Männer auf, am 3. Advent einenWeihnachtsmarkt auf dem neuen Kirch-platz zu veranstalten. 13 von ortsansässi-gen Oedingern aufgebaute Stände sorg-ten für Speis und Trank und boten auchgenügend Auswahl für kleine Geschen-kartikel in letzter Minute. 40 kg Reibeku-chen verkauften alleine die mundartlicheMusikgruppe „Rievekooche“ um RudiDick. Der Erlös wurde dem UnkelbacherKindergarten gespendet. Am Stand desMännerballetts „Oedinger Traumtänzer“gabs Kaffee mit Amaretta oder Cognac.Der Verein „schmutzige Freunde“ botWaffeln und Kinderpunsch an. Weitergab es selbstgemachten Likör, Kaffee und

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Kuchen sowie Bratkartoffeln nach OmasArt und selbstgebackene Plätzchen zukaufen. Einhellig waren alle Aktiven mitihren zahlreichen Gästen der Meinung„So eine gelungene Sache muß im näch-sten Jahr wiederholt werden“.Zum Abschluß des Jahres 2000, zugleichRedaktionsschluß dieser Oedinger Chro-nik, wünschte der Ortsvorsteher WernerLapp in einem Rundbrief allen OedingerMitbürgern Frohe Festtage und ein glück-

liches, friedliches Neujahr 2001. Er ließ dasereignisreiche Jahr 2000 Revue passierenund erinnerte an die Einweihung derneuen Ortsmitte, die Fertigstellung derRingstraße, Einweihung des Oedinger„Backes“, Eröffnung der Karnevals-Sessi-on im Zelt am Sportplatz, Kirmes in derDorfmitte, hier auch Biwak der Rhein-höhenfunken und am 3. Advent den er-sten Oedinger Weihnachtsmarkt.

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„Einige der erwähnten Dinge sind Ergebnisse

kommunalpolitischer, zum Teil langwieriger

Entscheidungsprozesse der Oedinger Ortsbeiräte.

Was das Leben in Oedingen besonders kennzeichnet,

sind Initiativen der Oedinger Vereine und Bürger.

Die gegenseitige Unterstützung wurde dabei

immer wieder deutlich“.

Mit diesen Festtagsgrüßen endet die Chronik

zur Geschichte von Oedingen.

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1815 Am 15.2.1815 verließen die Fran-zosen das hiesige Gebiet, das vonden Preußen am 15. Mai förmlichübernommen wurde.

1816 Bildung der Bürgermeisterei Re-magen mit den Gemeinden Re-magen-Stadt, Bodendorf, Ober-winter, Rolandswerth, Unkelbachund Oedingen. Gemeindevorste-her: Peter-Josef Geller.

1817 Pfarrer Völsgen verließ Oedingen1818 Am 27./28. Sept. durchfuhren der

König von Preußen, der Kaiservon Österreich und der Zar vonRußland die Stadt Remagen.

1819 Verpachtung der Gemeindelän-dereien.

1820 Der Notar Anton Aloys Quecken-burg wurde Bürgermeister.

1821 Vikar Michael Wolf wurde Pfarrerin Oedingen.

1823 Vikar Michael Wolf verließ Oedin-gen.

1824 Pfarrei Unkelbach mit den FilialenBandorf und Oedingen wurdendem Bistum Trier zugeordnet.

1827 Numerierung aller Wohnhäuserim Amtsbereich Remagen.

1828 Entstehung der Urkarte und Mut-terrolle für die GemarkungOedingen.

1833 Vikar Gottfried Houverath über-nahm Pfarrei Oedingen.

1838 Pfarrei Oedingen beantragte ihreSelbständigkeit.

1842 Pfarrer Houverath verließ Oedin-gen.

1843 Pfarrer Apollinar Schumacherübernahm Pfarrei Oedingen.

1846 Am 9. Juni Vereidigung des Oe-

dinger Gemeinderats nach neuerGemeindeordnung.

1847 Neubau des Pfarrhauses.1849 Am 25.8. wurde Oedingen selbst-

ändige Pfarrei.1851 Pfarrer Apollinar Schuhmacher

wurde in den Ruhestand versetzt.1852 Gemeindevorsteher Geller trat

zurück, Nachfolger wurde Step-han Krahforst.

1853 Pfarrer Karl August Mühlbachübernahm Pfarrei Oedingen.

1854 In Oedingen ging Gemeindevor-steher Krahforst, sein Nachfolgerwurde Mathias-Joseph Brustkern.

1855 Zunahme der Hof- und Felddieb-stähle.

1856 Einführung der Stadt- und Land-bürgermeisterei.

1857 Streit mit Pissenheim um denAusbau derOrtsverbindungsstraße.

1858 Peter Joesseph Geller wurde Ab-geordneter bei der Landbürger-meisterei Remagen.

1859 Oedingen erlebte einJahrhundert-Unwetter.

1861 Streit mit Pissenheim um den ge-meinsamen Grenzgraben.

1862 Ausbau der Dorfstraße.1864 Am 9.1. starb der Pfarrer Karl-Au-

gust Mühlbach.1865 Pfarrer Nikolaus Hoffmann über-

nahm Oedinger Pfarrei.1866 Einberufung zum Krieg gegen

Österreich.1867 Benutzerordnung für das

Gemeindebackhaus.1868 Heftige Streitereien zwischen

Pfarrer und Gemeinderat.

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1869 Pfarrer Hoffmann verließ Oedin-gen, sein Nachfolger wurde Pfar-rer Paul Wolber.

1870 Einberufung zum Krieg gegenFrankreich.

1871 Wahl eines Schulvorstandes.1872 Jakob Velten wurde Abgeordne-

ter bei der Landbürgermeisterei.1873 Kunststraße nach Unkelbach kam

erneut ins Gespräch.1874 Verordnung über Reinhaltung

der Dorfstraße.1876 Februar/März verheerendes

Hochwasser und orkanartigerSturm.

1878 Katasteramtliche Erhebungen.1879 Bürgermeister Beinhauer wurde

in den Ruhestand versetzt, zumNachfolger wurde derPremierleutnant a.D. von Lassaulxbestellt.

1880 Joseph Winzen aus Oedingenwurde Ratsmitglied in der Land-bürgermeisterei Remagen.

1881 Am 1. April wurde der Premier-leutnant a.D. von Lassaulx zumStadt- und Landbürgermeister inPersonalunion von Remagen be-stellt.

1881 Am 18. November 11.19 Uhrbebte die Erde einige Minuten inunserer Region, ohne nennens-werten Schaden anzurichten.

1882 Als Nachfolger des Dorfschulleh-rers Boden wurde am 17. Juli derLehrer Heinrich Mahlbergverpflichtet.Pfarrer Paul Wolber gründete imJuli mit dem Lehrer und KüsterMahlberg den Männergesangs-verein „Cäcilia“ Oedingen.

1885 Ergebnis der Volkszählung vom 1.Dezember: 222 Seelen in Oedin-gen.

1886 Beginn der Flurbereinigung alsModell für die Rheinlande.

1888 Tod Kaiser Wilhelm I., NachfolgerKaiser Friedrich III, verstorben imJuni nach 98 Tagen, dann Nach-folger Wilhelm II. (Dreikaiserjahr).

1889 Am 25. 4. Übergabe der umgeleg-ten Flurstücke an die Eigentümer.Die Oedinger Ziegelei an derStraße nach Pissenheim wurde er-baut und in Betrieb genommen.

1893 Beginn mit dem Bau der Entwäs-serungsanlagen.

1894 Gemeindevorsteher Brustkerntrat zurück, Nachfolger: MathiasSchäfer.

1895 Am 10. Juli wurde Oedingen voneinem Jahrhundertunwetterheimgesucht.

1896 Pfarrer Wolber verläßt Oedingenam 23. April.

1897 Im April kehrte Pfarrer Wolberaus gesundheitlichen Gründenwieder zurück.

1900 Am 1. Dezember betrug die Ein-wohnerzahl in Oedingen 176 Per-sonen.

1902 Am 14. Mai starb Pfarrer i. R. PaulWolber.

1903 Pfarrer Wilhelm Frisch wurde am20. Sept. in Oedingen eingeführt.

1905 Gründung des Junggesellenver-eins.

1907 Tod des Pfarrers Wilhelm Frisch1908 Im April übernahm Pfarrer Dr.

Franz Coeln die hiesige Pfarrge-meinde.

1909 Am 3. Oktober Einweihung derneugebauten Gertrudiskirche.

1910 Mathias Schäfer trat zurück, Jo-hann Bungard II, geb. 1873,wurde Ortsbürgermeister.

1911 Am 11. Juni wurde die neue Ger-trudiskirche vom Weihbischof

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Karl-Ernst Schrod vom BistumTrier feierlich konsekriert.

1912 Inbetriebnahme der neuen Was-serleitung.

1913 26. April 25-jähriges Regierungs-jubiläum Kaiser Wilhelm II.

1914 Oedingen wird mit Elektrizitätversorgt.Letzter Julitag Ausbruch des I.Weltkrieges. Einberufung Oedin-ger Bürger.

1915 Eintreffen der ersten 10 Kriegsge-fangenen Russen.

1916 Erstmals hörten die Oedinger Ka-nonendonner von derKriegsfront.

1917 Aufgebot der Hilfsdienstpflicht.Erste Luftschutzmaßnahmen.

1918 November / Dezember Waffen-stillstand und Rückzug der deut-schen Truppenteile von der West-front.

1919 19. Januar Wahlen zur ersten Na-tionalversammlung nach demKriege.

1920 14. August Tod des Lehrers Mahl-berg nach 38-jähriger Tätigkeitim Oedinger Schuldienst.Pfarrer Dr. Franz Coeln quittierteseinen Dienst.

1921 Einführung des Pfarrers Peter Bil-lig als Nachfolger von Dr. Coeln.

1922 Inflation in vollem Gange.Am 1. Oktober übernahm LehrerEmil Rehmer die Oedinger Dorf-schule.

1923 Die Amerikaner gingen als Besat-zer, Franzosen und Belgier rück-ten nach.

1924 Zu Beginn des Jahres dieWährungsreform mit Einführungder Reichsmark.

1925 Eröffnung der ländlichen Fortbil-dungsschule.

1926 Im Februar wurde offiziell dieRäumung der ersten Besatzungs-zone (unsere Region) bekanntge-geben.

1928 Reichs- und Landtagswahl.Renovierung der historischen Ka-pelle aus dem 13.tenJahrhundert.

1929 Der kälteste Winter seitMenschengedenken.Am 1. Mai wurde Lehrer EmilRehmer nach Koblenz versetzt,sein Nachfolger wurde JohannesTenelsen.

1930 Am 1. Juli verließen die Franzo-sen die Rheinische-Besatzungszo-ne.

1931 Am 5. August wurde RemagenStadt und Land von einem Jahr-hundertunwetter mitSchwerpunkt über Oedingenheimgesucht.Die Gemeinde stellte 30 ar Landzur Verfügung für den Bau einesSportplatzes.

1932 Im Juni feierte der MGV „Cacilia“sein 50-jähriges Jubiläum.

1933 Adolf Hitler wurde am 30. JanuarReichskanzler. Schon am 7. Märzfanden die Reichstagswahlenunter dem neuen Regime statt.

1934 Erhebung einer Biersteuer sowieHundesteuer und Erhöhung desWassergeldes.

1935 Gründung der Freiwilligen Feuer-wehr Oedingen im Rahmen desOrtspolizeibezirks Remagen.Im August Änderung der Amtsbe-zeichnung „Dorfschulze“ in „Bür-germeister“.

1936 Durch Kultivierungsmaßnahmenim Rahmen des Vierjahresplaneswurden 80 Morgen fruchtbarenAckerlandes gewonnen.

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1937 Bekämpfung der Kartoffelkäfer-plage durch einen neu verfügtenAbwehrdienst aus den Reihen derDorfbewohner.

1939 Im Mai Rücktritt des bisherigenBürgermeisters Johann Bungard IIund Einsetzung von Josef Vilz.Am 31. August Ausbruch des II.Weltkrieges. Schon am 2. Septem-ber erste Einberufungen inOedingen.

1940 10. Mai Beginn des Westfeldzu-ges. Im Januar der erste Oedingeran der Westfront gefallen.

1941 Einberufung des Ortsbürgermei-sters Vilz. Die Vertretungübernahm Anton Schäfer.Am 22. Juni Einmarsch deutscherTruppen in Rußland.

1942 Harte Rationalisierungsmaßnah-men trafen auch die Landbevöl-kerung.

1943 Weitere Oedinger an der Frontgefallen.

1944 Erklärung des Kriegsnotstandesund NotstandsverpflichtungenOedinger Bürger.

1945 Amerikanische Panzertruppenmarschierten durch Oedingen.17.3. gegen 3 30 Uhr Detonationeiner deutschen V2 Rakete in un-mittelbarer Nähe der Schule.Am 18. Mai wurde Johann Bun-gard II von der Militärregierungwieder als Ortsbürgermeister ein-gesetzt.

1946 Volkszählung in Oedingen, es leb-ten hier 243 Einwohner.

1947 Neuformierung der FreiwilligenFeuerwehr mit 33 aktivenMitgliedern.

1948 Währungsreform am 28.6.Im November wurde derlangjährige Bürgermeister

Johann Bungard II (1910 – 1939 /1945 – 1948) verabschiedet. SeinNachfolger wurde Anton Schäfer.

1949 Erstellung einer Liste mit denKriegsopfern des II. Weltkrieges.

1950 Volkszählung im Auftrag derUNO.

1951 Beseitigung der Kriegsschäden ander Dorfschule.Im März verstarb Pfarrer PeterWinand nach 22-jähriger Tätig-keit als Seelsorger in Oedingen.

1953 Neuwahl des Bundestages.1954 25-jähriges Jubiläum des Lehrers

Tenelsen in Oedingen.1955 Oedingen wurde in den Linien-

busverkehr des Nordkreises Ahr-weiler eingeordnet.

1956 Wechsel imOrtsbürgermeisteramt; AntonSchäfer ging, es kam Anton Elz.Lehrer Tenelsen wurde nach 27-jähriger Lehrtätigkeit an der Oe-dinger Schule als Rektor nach Re-magen versetzt.

1957 Im Oktober wurden 50% derschulpflichtigen Kinder von der„Asiatischen Grippe“ erfaßt.

1958 Jakob Rosen wurde neuer Orts-pfarrer.

1959 Erweiterung des Bebauungspla-nes in der Flur 6 nach Westen.

1960 Renovierung der altenhistorischen Kapelle mit finanziel-ler Hilfe H. J. Abs, Vorstand derDeutschen Bank.

1961 Finanzierung des Schulneubauesgesichert.

1962 Josef Dernbach wurde Vorsitzen-der der Gesangvereins „Cacilia1882“ Oedingen.Pfarrer Josef Rosen starb.Ende des Jahres wurde Pater Ben-tivolius Marxen Pfarrer in Oedin-

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gen.1964 Der in Oedingen geborene Gün-

ter Schmahl feiert seine Primiz inder SAN-LORENZO-Kirche in Rom.

1965 Kauf der ersten Baugrundstückein Oedingen.

1966 Beginn der Restaurierung derGertrudispfarrkirche.

1967 Die neue kath. Volksschule in Oe-dingen wurde ihrer Bestimmungübergeben.

1969 Einbruch in der Raiffeisenkasse inOedingen, die Täter erbeutetenetwa 10.000 DM.Am 4. Juli wurde Oedingen einStadtteil von Remagen. Die Amts-bezeichnung„Ortsbürgermeister“ wurde in„Ortsvorsteher“ umbenannt.

1970/71 Die Ortserweiterung nimmtdurch rege Nachfrage BauwilligerForm an.

1972 Entstehung der Oedinger Müllde-ponie, eine der vier großen imKreis Ahrweiler.

1973 Gründung derHallengemeinschaft Oedingen.Bau des neuen Feuerwehrhauses.

1974 Im Juni Richtfest des Feuerwehr-hauses.Ortsvorsteher Elz trat aus Alters-und Gesundheitsgründen zurück.Sein Nachfolger wurde KlemensWeber.Gründung des Ausschusses fürKultur- Heimat- und Brauchtums-pflege.

1975 Volksentscheid in Oedingen fürden Anschluß an Nordrhein-West-falen.Erweiterung der Oedinger Müll-deponie.Im Juni Einweihung desFeuerwehr-Gerätehauses.

Im Oktober Informations-Besuchdes Landes-InnenministersSchwarz im Neubaugebiet Oedin-gen.

1976 Auflösung der Oedinger Grund-schule.Der Oedinger Dr. Heller als Bun-destagskandidat auf der Landesli-ste.Am 22. Mai Einweihung des Neu-baugebietes „Zwischen den Wie-sen“.

1977 Der Sportverein beantragt denBau eines neuen Rasenplatzes.Im Juli wurde der Partnerschafts-vertrag mit dem Lennedorf Oe-dingen besiegelt.

1978 Die leerstehende Schule wirdDorfgemeinschaftshaus.

1980 Der Gemeindepfarrer Pater Benti-volius Marxen feiert sein 50 jähri-ges Priesterjubiläum.Der Oedinger Bürger Johann Vo-gels wurde mit dem Bundesver-dienstkreuz ausgezeichnet.Der Kirchturm der St. Gertrudis-kirche restauriert.

1982 Die SPD gründet im Januar ihrenOrtsverein Oedingen.Der Männergesangverein feiertesein 100 jähriges Jubiläum.

1983 Am 25. Juni wurde der neueSportplatz seiner Bestimmungübergeben.

1984 Das seltene Fest der eisernenHochzeit feierten Auguste undFriedrich Born.Die gemeinsame KläranlageWerthhoven / Züllighoven undOedingen wurde am 1. Septem-ber ihrer Bestimmungübergeben.

1985 Drei Jubiläen des Paters Bentivoli-us Marxen in diesem Jahr.

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Im Juni feierte die FF-Einheit Oe-dingen ihr 50 jähriges Bestehen.Im November wurde der neue Be-bauungsplan „Ortsmitte Oedin-gen“ öffentlich bekanntgemacht.Neugründung des Junggesellen-vereins.

1986 Im Januar wurde der „Förderver-ein Freiwillige Feuerwehr Rema-gen, Einheit Oedingen“ gegrün-det.

1987 Ab 1. Februar galt im gesamtenOrt Oedingen „Tempo 30“.16. Oktober Einweihung der inEigenleistung erbauten Grillhüt-te.

1988 Die Oedinger Bernhardine undKarl Simons feierten im Februarihre Diamantene - Hochzeit.Im August wurde unser Mitbür-ger Josef Dernbach mit der Ver-dienstmedaille des Verdienstor-dens der BundesrepublikDeutschland ausgezeichnet.

1989 Anfang Juli wurde der OedingerStadtrat Rudolf Wißkirchen zumFraktionsvorsitzenden der SPD imStadtrat gewählt.Die Oedinger Elfriede und FranzHange wurden mit dem großenVerdienstkreuz der Bundesrepu-blik Deutschland ausgezeichnet.

1990 Im März wurde der Oedinger Dr.Heller mit dem „Merit-Europeen-Orden“ ausgezeichnet.Am 25. Oktober wurde Pater Ben-tivolius Marxen in den Ruhestandverabschiedet.

1991 Im Januar Beratung der neuenPlanungsvorhaben für Neu- undUmgestaltung der Mülldeponie.Mitte Februar Brand einesWochenendhauses in der Oedin-

ger Laubenkolonie.Am 9. Juni veranstaltete die Müll-deponie einen „Tag der offenenTür“.Anfang Juli ziehen die OedingerKinder vom Kindergarten Krippzum neuerbauten Hort in Unkel-bach um.Im August Beginn der Ausbauar-beiten am Oberwinterer Weg.

1992 In der Nacht, am 15. April, erlebteOedingen ein mittleres Erdbeben.Am 26. April Inbetriebnahme desneuen FF-Gerätehauses.In der Nacht zum Samstag, dem12.9. um 4.08 Uhr, Großbrand imGehöft des Landwirtes StefanAdams.Im Oktober wurde Pater Bentivo-lius Marxen in den Ruhestandversetzt.

1993 Ende April ein Großbrand auf derMülldeponie.Mitte Mai feierliche Einführungdes neuen kath. Pfarrers NorbertKlaes.Im August Abschluß der Restau-rierung im Inneren unserer Pfarr-kirche.

1994 Anfang Februar Beisetzung desverstorbenen Bankiers Hermann-Josef Abs in der historischen Ka-pelle.Am 9. April feierten Frieda undArnold Kirchner das Fest der„Diamantenen Hochzeit“.Ende Oktober wurde Hans Kossinals neuer Ortsvorstehereingeführt.Am 11. November Proklamationdes ersten Dreigestirns, Prinz RudiI. (Dick), Jungfrau Heinz Adams,und Bauer Addi Poppelreuter.

1995 Am 10. Januar Tod unseres Paters

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i.R. Bentivolius Marxen.Mitte Mai erfuhr Oedingen dieAufnahme in dasDorferneuerungsprogramm.Am 14. Juli wurde der Karnevals-verein „OedingerRheinhöhenfunken“ gegründet.Im November wird Dr. Heller insGuinessbuch der Rekorde unterder Rubrik „Gemeinschaft /Gesellschaft“ eingetragen.Am 11.11. Inthronisierung desneuen Prinzenpaares Brigitte I.und Dieter I. (Holstein).

1996 Februar Erster Karnevalszug inOedingen.30. April Dr. Siegmund Heller ge-storben.Mitte Oktober Beginn der Basis-abdichtung der Mülldeponie.Im November erhielt KlemensWeber die Freiherr vom Stein-Pla-kette.Im März tritt Franz-Josef Breuervom Vorsitz des Sportvereinszurück.

1998 Im März wurde der evangelischePastor Michael Schankweiler-

Schell in sein Amt eingeführt.Stadtrat Rudi Wißkirchen (SPD)wurde im Juli dritter Beigeordne-ter in Remagen.Am 18. Dezember Freigabe derfertiggestellten Wachtberg-Straße im Zuge der K 40.

1999 Am 27. Juni wurde Werner Lapp(SPD) nach Stichwahl als Ortsvor-steher gewählt.Am 7. Sept. Amtseinführung desneuen Ortsvorstehers WernerLapp.Im Oktober plötzlicher Tod unse-res Landrats Joachim Weiler.

2000 Am 20. Januar um 4.03 Uhr einleichtes Erdbeben.Am 1. April wurde die neue Orts-mitte feierlich eingeweiht.Anfang Juni Entwurf für denNeubau des Dorfgemeinschafts-hauses genehmigt.Am 20. OktoberWiedereröffnung des Oedinger„Backes“.Mitte November Oedinger Kirmeserstmals in der neuen Dorfmitte.31. Dezember Ende der Chronik.

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1816 1852 Peter Josef Geller

1852 1854 Stephan Krahforst

1854 1894 Mathias-Joseph Brustkern

1894 1910 Mathias Schäfer

1910 1939 Johann Bungard II

1939 1941 Josef Vilz

1941 1945 Anton Schäfer (in Vertretung)

1945 1948 Johann Bungard II

1948 1956 Anton Schäfer

1956 1974 Anton Elz

1974 1994 Klemens Weber

1994 1999 Hans Kossin

1999 bis weiter Werner Lapp

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GEMEINDEVORSTEHER / ORTSBÜRGERMEISTER / ORTSVORSTEHER VON 1816 BIS 2001

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Wilhelm von Remagen (1519), O. S. B. derAbtei Deutz.

Johann Becker (1558 – 1562), Offiziant.

Herbert Schwank, Pastor und Kirchherr inOedingen, stellt am 5.9.1558 als sei-nen Vertreter in Oedingen einen ge-wissen Johann Becker, wahrscheinlichaus Remagen an, der daselbst residie-ren und die zwei Wochenmessen hal-ten soll. Derselbe erhält als Gegenlei-stung den Wittumshof und alle zu-gehörigen Erbschaften und Kirchen-gefälle. Becker muß den Wittumshofin Ordnung halten und 2 Malter Kornsowie 3 Malter Hafer an den Kirch-herrn abliefern. Bürge beim Vertragist der Bruder des Offizianten, Hein-rich Becker aus Remagen. (1*) 1562auch Rektor der Magdalenenkapellein Remagen.

Tilmann Erbland (1567) O. S. B.

N. Bruno (1578). (2*)

Peter Landorpig (1586), Pastor.

Reinhard Hindt (Heidt) (1594) erhält da-mals die Kollation der Stelle Oe. VomPastor Hilden in Remagen schriftlichzugestellt. Seine frühere Seelsorgs-stelle war Kirchdaun, dann Berckum,dessen Kirchmeister ihn als einen ehr-würdigen, erbaulichen und frommenPriester bezeichnen.

Matthias Hensch (1619 – 1622) gestorben1622 in Oedingen.

Benedikt Berthling (1636), O. S. B., Pastorin Oedingen, gestorben 14.4.1636 inOedingen. Nach dem Bruderschafts-buch folgen Rupert Pipenex, HeribertSturm, Michael Broichhausen (1651),Professor von Heisterbach. (3*) 1650wird Reiner Buschmann erwähnt.

Matthias Wirtz (1622), O. S. B., Vikar (4*)Bartholomäus Fressen (1668), O. S. B., Pa-

stor, gestorben 19.10.1668.

Gregor Gommersbach (1674), O. S. B.

Peter Neicken (1716), O. S. B., Pastor, ge-storben 1716.

Herrmann Manten (1716 – 1741), Pastor,O. S. B., gestorben im Alter von 73 Jah-ren am 8.8.1758.

Rupertus Munstermann (1742 – 1767), ge-boren 1702, Regular der Abtei Deutz.Er erhielt die Stelle eines Vizekuratenin Oedingen von Abtin Deutz, der dieKollatur ausübte. Approbiert wurdeer vom Generalvikar in Köln und inve-stiert durch den Pastor von Remagen.Er besuchte die Schule und die Kran-ken, applizierte an Sonn- und Feierta-gen für die Gemeinde. 1743 lebten Pa-stor und Gemeinde im Frieden mitein-ander. Gestorben 10.11.1767. (5*)

Beda Jakobs (1768 – 1773), O. S. B., Pastorseit 1773 Pfarrer in Remagen, gestor-ben 12.2.1779. (6*)

Johann Baptist Neusser (1773 – 1779), O.S. B., geboren 25.7.1737 in Kessenich,

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PFARRER IN OEDINGEN

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1779 Pfarrer in Remagen, gestorben28.11.1802.

Heinrich Curtis (1779 – 1807).

Johann Kaspar Völsgen (1813 – 1817), ge-boren 21.9.1749 in Mehlem, Sohn vonFranz und Maria Körner, ord.14.3.1773 in Köln, Kaplan in Köln-St.Peter, 1781 Benefiziat in Niederba-chem, 1805 Vikar in Windhagen, seit1821 Vikar in Vettelschoß, gestorbendaselbst 22.12.1826. (7*)

Michael Wolf (1821 – 1823), geboren1.1.1779 in Kömern (Niederlande),ord. 1813 in Münster in Westfalen, be-sorgte auch zeitweilig den Dienst inUnkelbach. In der folgenden Vacanturlag die Seelsorge in den Händen desPfarrers von Unkelbach.

Gottfried Houverath (1833 – 1842), gebo-ren 1796 in Ahrweiler, ord. 1821, Vikarin Gleuel und Ringen, am 16.4.1833zum Vikar von Oedingen ernannt.Trier zeigte vorher große Bedenken,weil es mit Recht befürchtete, daßman weitergehe und die Errichtungder Pfarrei versuchen würde, wasdann auch seit 1838 mit Eifer betrie-ben wurde. Gestorben in Herschbacham 26.1.1869.

Appolinar Schumacher (1843 – 1851), ge-boren 10.4.1804 in Spessart, Pfarrer inKempenich, ord. 1.6.1833 in Trier, Ka-plan in Adenau, 1837 Pfarrer in Wers-hofen, 1845 geisteskrank. Da er keinegeistliche Funktionen mehr verrichtenkonnte, trat er 1851 in den Ruhestand.Gestorben 15.4.1855 in Kirmutscheid.Unter ihm Errichtung der neuen Pfar-rei 1849.

Karl August Mühlbach (1853 – 1864), ge-boren 10.2.1821 in Düsseldorf, ord.1.11.1845 in Trier, Kaplan in Koblenz-U. L. Fr., 1850 Haus.-geistlicher bei derGräfin d’Oultre-Mont in Schlesien,1851 Vikar in Kues, gestorben9.1.1864. Er war ein edler Priester undMenschenfreund. Seine Mutter undSchwester bleiben im Pfarrhaus bis zurNeubesetzung. Die Verwaltung hatteKirchdaun.

Nikolaus Hoffmann (1865 – 1869), gebo-ren 18.4.1830 in Koblenz, ord.30.8.1855 in Trier, Kaplan in Heim-bach-Weis, 1856 Benefiziat in Linz,1861 Pfarrer in Mesenich, 1869 Bene-fiziat in Dernau, gestorben 16.6.1881.

Paul Wolber (1869 – 1902), geboren23.9.1841 in Monreal, ord. 26.8.1865in Trier. Danach Kaplan in Münster-maifeld, ab 1869 Pfarrer in Oedingenmit Unterbrechung (1896 in Kell) ge-storben 16.5.1902 in Oedingen.

Dr. Franz Cöln (1908 – 1920), Erbauer derneuen Pfarrkirche, geboren 14.5.1873in Linz, ord. 3.4.1897 in Trier, Rektor inKarthaus, Kaplan in Bitburg und Witt-lich, Studienurlaub bis 1908, resig.1920, 1939 Universitätsprofessor inWashington.

Peter Billig (1920 – 1928), geboren8.10.1883 in Heimbach-Weis, ord.16.3.1906 in Trier, Kaplan in Kues, Il-lingen und Herrensohr, 1912 Vikar inNörtershausen, 1916 Pfarrer in Rhau-nen, 1928 Pfarrer in Hentern.

Peter Winand (1929 – 1951), geboren17.3.1883 in Hümmel, ord. 27.3.1909in Trier, Kaplan in Wallerfangen, 1914

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PFARRER IN OEDINGEN

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Feldgeistlicher, 1916 Pfarrer in Merz-kirchen, gestorben 10.3.1951 in Oe-dingen.

Adolf Dickel (1951 – 1955), geboren22.4.1886 in Trier, ord. 12.8.1911 inTrier.

Jakob Rosen (1955 – 1962), geboren 1899.

Bentivolius Marxen, Franziskaner-Pater(1962 - 1992), geboren am 27.10.1911in Rees am Niederrhein, ord. 9.8.1936in Mönchengladbach. AnschließendGymnasialleher in Exaeten / Nieder-lande. 1941 – 45 Wallfahrtsseelsorgerin Moresnet / Belgien, 1947 Kaplan inHeiligkreuz / Essen. Danach Exerziti-enmeister auf dem Appolinarisberg /Remagen und später Guardian imKonvent Essen. Ab 1959 Schwestern-und Priesterseelsorger in der Eifelre-gion. Ab 1962 Pfarrer in Oedingen.1992 Ruhestand, gestorben am10.1.1995 in Moresnet-Chapelle / Bel-gien.

Nobert Klaes, geboren 1938 in Dortmund,ord. 1962 in Trier, ab 1993 bis weiterPfarrer in Oberwinter, Unkelbach undOedingen.

(1*) Für die Angaben Becker-Hindt cfr. St. A.Ko 53 C 25 Nr. 3227 Bl. 106

(2*) Frick (Landskron Nr. 2782)(3*) ebd. e 516(4*) D. A. Köln Dec. Arcuen. Gen. I(5*) V. P. 1743(6*) Daten der Sterbefälle cfr. Nekrolog der

Abtei Deutz im St. A. Dü. Abtei Deutz Hs.4.%

(7*) D. A. Trier, Akten Oedingen: Völsgen warsechs Jahre Vikar in Oedingen, wurdedann suspendiert.

Evangelische Pfarrer aus Oberwinter, diefür die evangelischen Mitbürger in Oe-dingen seit 1973 Gottesdienst hielten:

1973 – 31.3.1977Pastor Georg Buitkamp, Heiligabend1973 erster Gottesdienst in der kath.Kirche Oedingen

1.10.1978 – 1987Pastor Hermanus Herfkens, geb. Niederländer

1.03.1988 – 1998Pastorin Elisabeth Dymke

1.10.1988 – 1998Pastor Holger DymkeEhepaar, je halbe Planstelle

8.3.1999 bis weiterPastor Michael Schankweiler-Schell

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

PFARRER IN OEDINGEN

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Page 206: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

Oeding, Wilhelm (1632 – 1646), Pfarrei inRemagen, gestorben 30.3.1646,wahrscheinlich aus Oedingen.

Winzen, Joh. Innozenz, geboren19.11.1838, ord. 26.8.1865 in Trier,1865 Kaplan in Wallhausen, 1869Pfarrer in Fischbach-Weierbach,seit 1884 Dek. für das Dekanat St.Wendel, resig. 1906, wohnte inTrier, Barmherzige Brüder, gestor-ben 2.1.1909, begraben in Oedin-gen.

Vogels, Wilhelm, geboren 7.12.1918 inOedingen, Subd. 20.12.1947, ord.1948 in Trier, Kaplan in Saar-brücken-St. Michel.

Prof. Dr. Günter Schmahl, geboren 1939 inOedingen, Studium in Trier undRom, wo er auch 1964 die Priester-weihe empfing. Pfarrer in Ander-nach-Eich und Theologie-Professoram Studienhaus St. Lambert inLantershofen.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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PRIESTER AUS OEDINGEN

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Nach Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1717 – 1720 wurde nach dem Neubaudes Schulgebäudes 1741 die Schule ihrer Bestimmung übergeben.

Lehrer 1741 Herr Thelen

1741 – 1839 keine Hinweise

1839 – 1855 Mathias Münch

1863 – 1874 Johannes Fischer

1874 – 1876 Herr Philippi

1876 – 1877 Herr Elinghausen

1877 – 1878 Jakob Dheine

1878 – 1882 W. Boden

1882 – 1920 Heinrich Mahlberg

1922 – 1929 Emil Rehmer

1929 – 1956 Johannes Tenelsen

1956 – 1957 Lehramtsanwärterin Martha Keber

1957 – 1963 Hubert Rohbeck

1963 – 1965 Hans-Edgar Stein

1965 – 1976 Wolfgang Tack

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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LEHRER IN DER EINKLASSIGEN DORFSCHULE IN OEDINGEN.

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VORSITZENDE DES CDU-ORTSVERBANDES REMAGEN-OEDINGEN

Der Ortsverband wurde 1973 gegründet.

Vorsitzender1973 – 83 Dr. Siegmund Heller

1983 – 87 Günter Johnke

1987 – 88 Stefan Piek

1988 – 1989 Ludwig Meier

1989 – 96 Toni Hillen

1996 – 98 Herbert Dernbach

1998 – weiter Jürgen Meyer

VORSITZENDE DES SPD-ORTSVEREINS

REMAGEN-OEDINGEN

1980 SPD-Ortsbezirk Oedingenim SPD-Ortsverein Oberwin-ter Vorsitzender Bodo Mein-hard.

12.1.1982 Gründung SPD-OrtsvereinOedingen.Vorsitzender Gerhard Wolf

17.04.1984 Rudolf Wißkirchen

16.12.1986 Siegfried Schmidt

25.01.1994 Andrea Hasenknopf

21.09.1999 Jörg Oertel

VORSITZENDE DES SPORT-VEREINS „GRÜN-WEIß“

OEDINGEN

Er wurde im Mai 1946 gegründet. DieGründungsmitglieder waren:Heinrich Adams, Johann Schumacher,Heinrich Breuer, Heinrich Schneider undJohann Vilz.Vorsitzende in den Jahren von 1946 bisEnde 2000.

1946 – 1953 Johann Schumacher

1953 – 1954 Heinrich Adams

1954 – 1961 Heinrich Breuer

1961 – 1963 Heinz Simons

1963 – 1968 Heinrich Breuer

1968 – 1971 Heinz Heuser

1971 – 1974 Heinrich Breuer

1974 – 1977 Herbert Bungard

1977 – 1998 Franz-Josef Breuer

1998 – 2001 Helmut Born

2001 – weiter Manfred Vievet

Ehrenmitglieder: A. Bachem, J. Bächer, Fr.-J. Breuer, H. Breuer, H. Bungard, H. Heuser, H. Linke, L. Rauschenbach, H. Scheffler.

Ehrenvorsitzender seit 1998 Franz-J. Breuer.

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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FÖRDERVEREIN FREIWIL-LIGE FEUERWEHR,

EINHEIT OEDINGEN

Der Förderverein wurde im Januar 1985gegründet. Vorsitzender von 1986 bis An-fang 1994 war Hans-Willi Jungbluth,von 1994 bis weiter Thomas Sonntag.

VORSITZENDE UNDDIRIGENTEN DES

MÄNNERGESANGVEREINS„1882 CÄCILIA“ OEDINGEN

Der Männergesangverein (MGV) „1882Cäcilia“ Oedingen wurde im Juli 1882 vondem Pfarrer Paul Wolber (1869 – 1902),Geistlicher in Oedingen mit den Grün-dungsmitgliedern Lehrer Heinrich Mahl-berg, Mathias Schäfer, Peter Profittlich,Joseph Krahforst und Anton Braun ge-gründet.

VORSITZENDE 1882 – 1902 Pfarrer Paul Wolber1903 – 1919 Vakanz, wahrscheinl.

Der Dirigent inPers.union

1919 – 1939 Willi Müller1946 – 1962 Stefan Adams1962 – 1994 Josef Dernbach1994 – 1997 Toni Liessen1997 – 1999 Josef Dernbach1999 bis weiter Hans Dieter Vilz

DIRIGENTEN1882 – 1920 Lehrer Heinrich

Mahlberg1920 – 1922 Lehrer Juchem1922 – 1929 Lehrer Emil Rehmer1929 – 1956 Lehrer Johannes

Tenelsen1957 – 1963 Lehrer Hubert Rohbeck1963 – 1983 Organist Willibrod

Schmidt1983 – 1992 Hajo Braun1992 – 1997 Heinrich Möhren1997 – weiter Wienand Nietgen

KIRCHENCHOR „ST. GERTRUDIS“

OEDINGEN

gegründet im November 1976

Vorsitzende Dirigenten1976 – 1996 Käte Moog1976 – 1980 Pater Bentivolius1980 – 1982 Gottfried Acker1996 – weiter Wendlandt1982 – weiter HaJo Braun

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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JUNGGESELLENVEREIN OEDINGEN

Gründungsversammlung, zugl. erste Vor-standswahl am 14. Jan. 1905. Es wurdengewählt: 1. Vorsitzender Peter Velten,Peter Schneider als Kassenführer, MathiasWeil als Schriftführer.Der Verein machte sich zur Aufgabe: diePflege jugendlicher Geselligkeit, desSport, Spiel- und Tanzvergnügens sowiedes katholischen Brauchtums.

Vorsitzende:1905-1908 Peter Velten1908-1911 Anton Müller1911-1912 Peter Velten1912-1920 Mathias Bungard1920-1921 Johann Gielsdorf1921-1925 Mathias Bungard1925-1926 Stefan Adams1926-1927 Wilhelm Schmahl1927-1929 Johann Klevenhaus1929-1930 Stefan Adams1930-1936 Peter Velten1936-1937 Mathias Bungard1937-1938 Wilhelm Klevenhaus1938-1939 Mathias Bungard1939-1946 Johann Bungard1946-1948 Wilhelm Klevenhaus 1948-1951 Josef Gielsdorf1951-1952 Hans Bachem1952-1955 Klemens Weber1955-1957 Josef Gemein1957-1959 Herbert Bungard1959-1960 Werner Weber1960 Paul Braun1960-1985 Verein ruht1985-1988 Werner Jungbluth1988-1996 Georg Schmahl1996-2000 Alexander Bungard2000 Sven Holstein

Die Neugründung erfolgte 1985; zumGründungsvorstand gehörten:Werner Jungbluth, Georg Schmahl,Marco Leuthen, Dirk Holstein, GünterMüller, Norbert Schulte, Achim Simons.Fahnenschwenker waren Willi Bungard,Harald Müller, Günther Gemein.

Maikönigspaare seit 1986 waren:

1986 Dorothee Leuthen / WinfriedDrolshagen

1987 Ira Bungard / Willi Bungard1988 Anja Braun / Dirk Holstein1989 Antonella Granata / Günther Ge-

mein1990 Anja Otterbach / Dominik Baum-

gart1991 Manuela Burkey / Peter Bungard1992 Iris Siegmund / Andreas Göbel1993 Ronny Burkey / Alexander

Bungard I1994 Stefanie Hinze / Michael Bungard1995 Sandra Kossin / Arnold Schmahl1996 Nadine Vaeckenstedt / Patrick

Braun1997 Sabine Gonzales / Sascha Harzem1998 Manuela Born / Thomas Erreger1999 Melanie Kummer / Christian

Hinze2000 Belinda Vilz / Alexander Bungard I2001 Marion Ahlert (Breuer) / Alexan-

der Bungard II

ZUR GESCHICHTE VON OEDINGEN

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Page 211: Zur Geschichte von Oedingen - Innenteil

PRÄSIDENTEN DER RHEINHÖHENFUNKEN

Die Rheinhöhenfunken wurden am 14. Juli 1995 gegründet.

PräsidentOkt 1995 – weiter Rudi Dick

Vize-PräsidentOkt 1995 – 1998 Dieter HolsteinMärz 1998 – weiter Georg Schmahl

MÖHNEVEREIN OEDINGEN

Gründung: 1975Obermöhn

1975 – 1981 Klara Winandy1981 – 1982 Brigitte Holstein1982 – 1986 Irmgard Leuthen1986 – 1990 Brigitte Holstein1990 – 1996 Rosi Buckey1996 - Maria Born

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