1245 · reihe von fragen der physischen geographie und beschreibt die metalle, salze und...

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1240 – 1247 100 1240 W Eine Rechtsschule wird in Siena gegründet, die sich rasch zur Universität erweitert. Sie erhält 1252 eine erste Anerkennung durch den Papst, aber erst 1357 eine neue Gründungsurkunde durch den Kaiser. Friedrich II. B Friedrich II. von Hohenstaufen regelt in einer Verordnung Studium und praktische Ausübung der Medizin und die Trennung von Pharmazie und Medizin. Ibn al-Bait . ¯ ar B C Ibn al-Bait . ¯ ar kompiliert bis 1248 unter Auswer- tung älterer Quellen die botanischen Kenntnisse seiner Zeit, den Weg von al- ˙ afiq¯ ı und al-Idr¯ ıs¯ ı fortsetzend. In dem bedeutenden Werk werden über 200 Pflanzen neu beschrieben, doch erlangt es nur eine begrenzte Wirkung. 1242 Bailak al-Qaba ˇ gaq¯ ı P Der westislamische Gelehrte Bailak al-Qabaˇ gaq¯ ı bezeugt in einer 1282 geschriebenen Abhandlung über Edelsteine die Verwendung des Wasserkom- passes zur Navigation bei arabischen Seefahren des Mittelmeeres und Indischen Ozeans für die- se Zeit. Der Kompaß ähnelt dem bei Shen Kuo beschriebenen (vgl. 1086). um 1244 Vinzenz von Beauvais W Vinzenz von Beauvais beginnt, die umfangrei- che, auf über 400 griechischen und arabischen Quellen fußende Enzyklopädie Speculum maius zusammenzustellen, die „alles Wissen aller Zei- ten“ enthalten soll und frühere Enzyklopädien im Umfang weit übertrifft. 1244 Innozenz IV. W Eine mit der päpstlichen Residenz verbundene Universität wird von Innozenz IV. in Rom ge- gründet. Vinzenz von Beauvais G Im Teil Speculum naturale seiner Enzyklopädie diskutiert Vinzenz von Beauvais, gestützt auf Isi- dor von Sevilla und Thomas von Cantimpré eine Reihe von Fragen der physischen Geographie und beschreibt die Metalle, Salze und Schwefelarten (brennbare Körper) sowie die gemeinen und ed- len Steine, wobei er in Analyse und Klassifikation nicht wesentlich über seine Vorgänger hinaus- geht. 1245 Giovanni del Carpini G Giovanni del Carpini reist im Auftrag des Papstes von Lyon über Prag, Krakau, Kiew, Wolgamün- dung, nördlichen Aralsee, Dsungarische Pforte und südlichen Baikalsee nach Sird Orda in die Residenz des Großkhans der Mongolen. Nach der Rückkehr 1247 macht sein schlichter, wahr- heitsgetreuer Bericht Westeuropa mit einer neuen Kultur bekannt. um 1247 G P In der in Altnorwegisch geschriebenen Enzyklo- pädie Konungs skuggsja (Königsspiegel) werden u. a. zahlreiche, für die Seefahrt wichtige astrono- mische, geographische und physikalische Kennt- nisse sowie viele Besonderheiten der nordischen Länder vermittelt. 1247 Qin Jiushao M Qin Jiushao beschreibt in seiner Mathematik in neun Büchern eine zum Ruffini-Horner Schema äquivalente Methode, löst Gleichungen höheren Grades. Seine Behandlung von Systemen linearer Kongruenzen ist der Höhepunkt einer Entwick- lung über mehrere Jahrhunderte und war durch Fragen der Kalenderrechnung inspiriert. Qin Jiushao M Qin Jiushao führt in China erstmals im Druck das Kreissymbol als Zeichen für die Null ein. Er löst trigonometrische Probleme und verschiedene praktische Aufgaben mit algebraischen Mitteln. Roger Bacon P Der englische Gelehrte Roger Bacon, Schüler von Pierre de Maricourt an der Universität Paris und ab 1250 Schüler von Robert Grosseteste an der Universität Oxford, sucht Erkenntnisgewinn durch Experimente mit induktiver Methode zu erzielen. Bacon ist als Physiker und Alchemist erfolgreich.

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1240 – 1247 100

1240

WEine Rechtsschule wird in Siena gegründet, diesich rasch zur Universität erweitert. Sie erhält1252 eine erste Anerkennung durch den Papst,aber erst 1357 eine neue Gründungsurkundedurch den Kaiser.

Friedrich II. BFriedrich II. von Hohenstaufen regelt in einerVerordnung Studium und praktische Ausübungder Medizin und die Trennung von Pharmazieund Medizin.

Ibn al-Bait.ar B • CIbn al-Bait.ar kompiliert bis 1248 unter Auswer-tung älterer Quellen die botanischen Kenntnisseseiner Zeit, den Weg von al-Gafiqı und al-Idrısıfortsetzend. In dem bedeutenden Werk werdenüber 200 Pflanzen neu beschrieben, doch erlangtes nur eine begrenzte Wirkung.

1242

Bailak al-Qabagaqı PDer westislamische Gelehrte Bailak al-Qabagaqıbezeugt in einer 1282 geschriebenen Abhandlungüber Edelsteine die Verwendung des Wasserkom-passes zur Navigation bei arabischen Seefahrendes Mittelmeeres und Indischen Ozeans für die-se Zeit. Der Kompaß ähnelt dem bei Shen Kuobeschriebenen (vgl. 1086).

um 1244

Vinzenz von Beauvais WVinzenz von Beauvais beginnt, die umfangrei-che, auf über 400 griechischen und arabischenQuellen fußende Enzyklopädie Speculum maiuszusammenzustellen, die „alles Wissen aller Zei-ten“ enthalten soll und frühere Enzyklopädien imUmfang weit übertrifft.

1244

Innozenz IV. WEine mit der päpstlichen Residenz verbundeneUniversität wird von Innozenz IV. in Rom ge-gründet.

Vinzenz von Beauvais GIm Teil Speculum naturale seiner Enzyklopädiediskutiert Vinzenz von Beauvais, gestützt auf Isi-dor von Sevilla und Thomas von Cantimpré eineReihe von Fragen der physischen Geographie und

beschreibt die Metalle, Salze und Schwefelarten(brennbare Körper) sowie die gemeinen und ed-len Steine, wobei er in Analyse und Klassifikationnicht wesentlich über seine Vorgänger hinaus-geht.

1245

Giovanni del Carpini GGiovanni del Carpini reist im Auftrag des Papstesvon Lyon über Prag, Krakau, Kiew, Wolgamün-dung, nördlichen Aralsee, Dsungarische Pforteund südlichen Baikalsee nach Sird Orda in dieResidenz des Großkhans der Mongolen. Nachder Rückkehr 1247 macht sein schlichter, wahr-heitsgetreuer Bericht Westeuropa mit einer neuenKultur bekannt.

um 1247

G • PIn der in Altnorwegisch geschriebenen Enzyklo-pädie Konungs skuggsja (Königsspiegel) werdenu. a. zahlreiche, für die Seefahrt wichtige astrono-mische, geographische und physikalische Kennt-nisse sowie viele Besonderheiten der nordischenLänder vermittelt.

1247

Qin Jiushao MQin Jiushao beschreibt in seiner Mathematik inneun Büchern eine zum Ruffini-Horner Schemaäquivalente Methode, löst Gleichungen höherenGrades. Seine Behandlung von Systemen linearerKongruenzen ist der Höhepunkt einer Entwick-lung über mehrere Jahrhunderte und war durchFragen der Kalenderrechnung inspiriert.

Qin Jiushao MQin Jiushao führt in China erstmals im Druckdas Kreissymbol als Zeichen für die Null ein. Erlöst trigonometrische Probleme und verschiedenepraktische Aufgaben mit algebraischen Mitteln.

Roger Bacon PDer englische Gelehrte Roger Bacon, Schülervon Pierre de Maricourt an der Universität Parisund ab 1250 Schüler von Robert Grosseteste ander Universität Oxford, sucht Erkenntnisgewinndurch Experimente mit induktiver Methode zuerzielen. Bacon ist als Physiker und Alchemisterfolgreich.

101 1247 – 1250

André de Longjumeau GAndré de Longjumeau unternimmt bis 1247 imAuftrag des Papstes sowie des Königs von Frank-reich eine Reise nach Persien über Syrien sowievon 1248 bis 1251 eine neue Reise von Zypernüber Persien und Kirgisien zur Mongolenhaupt-stadt Karakorum. Sein Reisebericht enthält vieleÜbertreibungen.

1248

WAus einer Stadtschule geht die Universität Pia-cenza hervor, die aber 1402 wegen Bedeutungs-losigkeit wieder geschlossen wird.

Li Ye MDer nordchinesische Beamte Li Ye schreibt einBuch zum Aufstellen von Gleichungen höhe-rer Ordnung und deren Behandlung als Polyno-me; 1259 folgt dazu ein weiteres. Er entwickeltmit der Methode des Himmelselements eine all-gemeine Symbolik zur Darstellung numerischerGleichungen und gibt Beispiele für die Lösunggeometrischer Aufgaben mittels dieser algebrai-schen Methoden.

Friedrich II. BMit seinem Buch De arte venandi cum avibus(Kunst der Falkenjagd) trägt Friedrich II. zu einerbedeutenden Erweiterung der Kenntnisse überMorphologie und Biologie der Vögel bei.

um 1250

Petrus Abaelardus WDie Auseinandersetzung um die alte philosophi-sche Streitfrage nach der dem Allgemeinen oderden „Universalien“ zukommenden Wirklichkeiterreicht im 13. Jahrhundert einen neuen Höhe-punkt, nachdem Petrus Abaelardus um 1120 einevorläufige Lösung gegeben hatte.

Robert Kilwardby WRobert Kilwardby publiziert einen der wichtig-sten mittelalterlichen Beiträge zur Wissenschafts-klassifikation, in dem er die mechanischen Kün-ste ebenfalls in Trivium und Quadrivium unter-teilt.

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı MNas.ır ad-Dın at.-T. usı fertigt eine Neuedition der„mittleren Bücher“ an, eine Zusammenstellungvon griechischen und arabischen Texten, die zwi-schen den Elementen und dem Almagest studiert

werden sollten. Sie sind lange Zeit ein Stan-dardwerk der Mathematikausbildung und werdenmehrfach kommentiert.

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı MNas.ır ad-Dın at.-T. usı erreicht eine neue Stufe inden Relationen zwischen Logik und Mathema-tik. Er wandelt logische Terme in mathematischeZeichen um, klärt die Relation von Kategorienbezüglich Metaphysik und Logik auf u. a.

CDie Entdeckung von Mineralsäuren im europäi-schen Raum im Verlauf des 13. Jahrhunderts er-möglicht eine verbesserte Auflösung chemischerSubstanzen.

Marcus Graecus CMarcus Graecus erwähnt in seinem Feuerwerks-buch erstmalig ein Schwarzpulver, das aus sechsTeilen Salpeter, zwei Teilen Kohle und einem TeilSchwefel besteht.

Gilbert der Engländer BGilbert der Engländer gibt in einer medizinischenAbhandlung wichtige Hinweise zur Hygiene, Er-nährung sowie zur Behandlung einiger speziellerKrankheiten.

Jordanus Ruffus BJordanus Ruffus verfaßt ein frühes Werk De me-dicina equorum über die Krankheiten von Pfer-den und deren Haltung.

Song Ci BDer Richter Song Ci verfaßt die erste bekanntesystematische und sorgfältig analysierende Ab-handlung zur Gerichtsmedizin.

Alfons X. von Kastilien GAuf Befehl Alfons X. von Kastilien wird alsTeil eines astronomischen Werkes ein Steinbuchverfaßt, das wesentlich auf arabischen Quellenbasiert. Als sein Kompilator bzw. Übersetzer giltAbolays. 360 Steine werden nach ihren Grund-qualitäten, Fundorten, Farben, Kräften usw. so-wie aufgeteilt auf den Tierkries beschrieben. Fer-ner enthält das Werk einen alphabetischen Stein-katalog.

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı GNas.ır ad-Dın at.-T. usı verfaßt in persischer Spra-che ein wichtiges Buch über Edelsteine, Metal-le und andere wertvolle Stoffe, wie Elfenbein,Ebenholz u. a. Er beschreibt 41 Edelsteine, u. a.

1250 – 1257 102

Saphir, Smaragd, Diamant, Rubin, Türkis undJaspis. Hinsichtlich der Bildung der Mineralienfolgt er im wesentlichen Ibn Sına (vgl. 1021).

Nicephorus Blemmides GNicephorus Blemmides verfaßt eine kurze Schriftüber die Kugelgestalt sowie die Größe der Erdeund kopiert geographische Karten des C. Ptole-mäus.

Volmar GIn Deutschland erscheint ein Steinbuch in Ge-dichtform von einem sonst unbekannten Volmar,worin in 1 008 Versen die Wunderkraft der Steineverteidigt wird und 35 derselben aufgezählt wer-den.

1250

Moses Ibn Tibbon W • MMoses Ibn Tibbon übersetzt ab 1250, vorwie-gend in Montpellier, zahlreiche Kommentare IbnRušds zu aristotelischen Werken sowie Schriftenvon Moses Maimonides und Euklids Elemente(1270) ins Hebräische. Vieles wird später insLateinische übertragen.

Roger Bacon PRoger Bacon führt optische Experimente zur Ver-größerungswirkung plankonvexer Linsen durchund äußert Vorstellungen, wie man dies nutzenkönnte.

um 1251

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı MNas.ır ad-Dın at.-T. usı kommentiert Euklids Ele-mente. Er versucht insbesondere das Parallelen-postulat ohne zusätzliche Voraussetzungen zu be-weisen – ein wichtiger Schritt zur nichteuklidi-schen Geometrie.

1253

W. von Rubruk GDer Franziskaner W. von Rubruk reist 1253–1255 im Auftrag des Papstes und des Königs vonFrankreich von Konstantinopel über die Krim,den Südural, die Kirgisensteppe und die Dsun-garei zum Großkhan der Mongolen nach Kara-korum und kehrt über Kleinasien zurück. SeinReisebericht ist eine reiche geographische Quel-le, in der u. a. wohl erstmals das Kaspische Meerals Binnenmeer erkannt, Quellen und Verlauf vonDon und Wolga sowie die richtige Lage des Bai-kalsees angegeben werden.

um 1254

Isaac ha-Hazzan,Jehuda ben Moses ha-Kohen

A

Alfons X., König von Kastilien und Léon, läßt inden folgenden Jahren u. a. von Isaac ha-Hazzanund Jehuda ben Moses ha-Kohen, mehrere wich-tige astronomische Werke von al-Battanı, as.-S. ufı,az-Zarqalı, C. Ptolemäus, Ibn al-Hait

¯am u. a. ins

Spanische übersetzen.

um 1255

Thomas von Aquin WThomas von Aquin schafft ab 1255, aufbauendauf augustinischen, neuplatonischen und vor al-lem aristotelischen Ideen, eine umfassende Syn-these von Glauben und Wissen. Er entwickeltdamit die führende Ideologie des Mittelalters underkennt die Berechtigung des Wissens neben demGlauben an.

Johannes Campanus MJohannes Campanus vollendet eine lateinischeAusgabe der Elemente von Euklid in 15 Büchern,die auf der Übersetzung von Adelard von Bathund arabischen Quellen basiert und viele Kom-mentare, z. B. Beweis der Irrationalität des Gol-denen Schnitts, Betrachtung des Kontingenzwin-kel, ergänzend enthält.

Jaqob Ibn Tibbon MJaqob Ibn Tibbon übersetzt in Montpellier Eu-klids Elemente (in 15 Büchern) vom Arabischenins Hebräische sowie später Abhandlungen vonAutolykos, Menelaos, az-Zarqalı u. a.

1255

WAufhebung des Verbots an der Pariser Universität,aristotelische Lehren zu verbreiten. Das Verbotlebte in abgewandelter Form des Antiaverroismusab 1270 nochmals auf.

1257

Robert von Sorbon WRobert von Sorbon gründet in Paris die Sorbonne,ein Collège des Lernens für arme Theologiestu-denten auf Stipendienbasis. 1554 werden Gebäu-de und Name von der Pariser Universität über-nommen.

103 1259 – 1260

1259

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı A • WNas.ır ad-Dın at.-T. usı leitet ab 1259 unter Mitar-beit von al-cUrd. ı den Aufbau des Observatoriumsund der Bibliothek in Maragha, das für mehrereJahrzehnte ein wichtiges Wissenschaftszentrumwird. Al-cUrd. ı gibt vermutlich eine Beschreibungder Instrumente.

um 1260

Albertus Magnus WAlbertus Magnus trägt in zahlreichen lateinischenSchriften und als Lehrer zur Einführung und Ver-arbeitung griechischen und arabischen Wissens,insbesondere des Werkes und der Philosophie desAristoteles, im mittelalterlichen Europa speziellan den Universitäten bei. Seine zwischen 1250und 1275 entstandene Aristoteles-Enzyklopädieenthält zahlreiche eigene naturwissenschaftlicheErkenntnisse.

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı ANas.ır ad-Dın at.-T. usı erfindet unabhängig vonGabir Ibn Aflah. das Torquetum.

Albertus Magnus CAlbertus Magnus gründet sein chemisches Wis-sen sowohl auf die Vier-Elemente-Lehre des Ari-stoteles als auch auf die Schwefel-Quecksilber-Theorie von Ibn Sına. Sein Werk De rebus me-tallicis et mineralibus belegt seine Kenntnis derLegierungen, der Destillation, der Sublimationsowie der Quecksilberchemie und legt die Ent-stehung und Eigenschaften der Metalle dar.

Roger Bacon C • PRoger Bacon nimmt als Ursache des Verlöschensbrennender Körper in verschlossenen Gefäßendas Fehlen von Luft an.

Albertus Magnus BAlbertus Magnus erarbeitet in seinem Werk Devegetabilibus et plantis eine Klassifikation derPflanzen und beschreibt die Struktur und Funk-tion der verschiedenen Pflanzenteile. Wohl erst-mals denkt er an eine Entstehung der Kohlen auspflanzlicher Substanz.

Albertus Magnus BAlbertus Magnus gibt in dem Werk De animali-bus eine an Aristoteles angelehnte Beschreibungdes Tierreichs mit Ansätzen einer Tiergeogra-phie. Er unterscheidet vier Fortpflanzungsartenund beschreibt embryologische Untersuchungen.

Ibn an-Nafıs BIbn an-Nafıs stellt fest, daß die Herzscheidewandundurchlässig ist und folgert, daß das Blut durchdie Lunge von der rechten in die linke Herz-kammer fließt. Seine Vorstellung vom kleinenBlutkreislauf bleibt im lateinischen Europa weit-gehend unbeachtet.

J. Pitard BDa die Chirurgie nicht als Bestandteil der Medi-zin an den Universitäten gilt, vereinigen sich dieChirurgen in einer zunftmäßigen Gemeinschaft,dem College von St. Cosmas, als deren GründerJ. Pitard gilt.

Albertus Magnus GWie Ibn Sına (vgl. 1021) erklärt Albertus Magnusdie Entstehung der Fossilien durch eine formen-de Kraft (virtus formativa) in der Erde und dieder Mineralien und Steine durch eine gesteins-bildende Kraft (vis lapidificativa), wenn diese ingünstiger Umgebung auf geeignete Mineralien inder Erdkruste wirkt. Im Einzelfall können auchwirkliche Teile von Pflanzen und Tieren verstei-nert werden, so nennt er etwa die Koralle eineversteinerte Pflanze.

Albertus Magnus GAlbertus Magnus führt die Entstehung von Vul-kanen auf lokale Entzündungen der schwefel-haltigen, mit Naphta gemischten Erde zurück,welche durch den daselbst erzeugten und ein-geschlossenen Dampf entzündet wird. Da dasMeerwasser die Öffnungen dieser Dampf enthal-tenden Räume verstopft, erfolgt die Entzündungin Küstengegenden schneller. Die Ursachen vonVulkanausbrüchen untersucht er auch experimen-tell, indem er deren Erscheinungen mittels ge-spanntem Wasserdampf in einem eisernen Gefäß(Sufflator) nachahmt.

Albertus Magnus GAlbertus Magnus schafft mit dem Buch De mi-neralibus libri V das umfangreichste und bestemineralogische Werk des abendländischen Mit-telalters, in dem er die Natur, die Mischung, dienächste Entstehungsursache, die (aristotelische)Form usw. der Mineralien behandelt. Hinsichtlichder Klassifikation der Mineralien folgt er im we-sentlichen Ibn Sına (vgl. 1021), faßt jedoch des-sen Salze und verbrennbaren Stoffe als „media“zusammen, da sie ihrer Natur nach zwischen denSteinen und den Metallen stehen.

1260 – 1261 104

Albertus Magnus G

Teilweise auf eigene Beobachtungen gestützt,stellt Albertus Magnus eine Liste von einigenhundert Mineralien zusammen und gibt derenEigenschaften, Farbe, Wirkungen u. a. an. Dabeiwerden die Eigenschaften der Steine wesentlichdurch das unterschiedliche Mischungsverhältnisvon Wasser und Erde, die er als die Grundbe-standteile der Steine ansieht, bestimmt. Erde mußin jedem Stein enthalten sein, da alle Steine imWasser versinken.

Albertus Magnus G

Albertus Magnus diskutiert die physikalischenUrsachen der Gezeiten. Außer den von Beda Ve-nerabilis (vgl. 703) bereits aufgezählten Ursachenrechnet er noch mit einem astrometeorologischenEinfluß einer Konstellation der Sonne zu den Fix-sternen und Planeten sowie der Beschaffenheitdes Meerwassers.

Albertus Magnus G

Albertus Magnus nimmt für die Entstehung derQuellen und Flüsse einen Kreislauf vom Meerdurch unterirdische Höhlen zu den Bergen undvon dort als Quellen und Flüsse zurück zumMeer an. Weiterhin wendet er sich gegen dieweit verbreitete Auffassung einer allmählichenund beständigen, von den Gestirnen beeinfluß-ten Ortsveränderung des Meeres, d. h. gegen eineÜberflutungen des Landes. Er diskutiert aber, et-wa für Ägypten, sehr wohl die Möglichkeit derAustrocknung ehemaliger Meere.

Albertus Magnus G

Albertus Magnus führt die Entstehung der Bergewesentlich auf Erdbeben zurück, die ihrerseitsdurch die Wirkung unterirdischer Dämpfe ver-ursacht werden. Als weitere Ursache der Ent-stehung der Berge und Täler nennt er Erosionund Sedimentation durch Wasser sowie Ab- undUmlagerung durch den Wind.

Roger Bacon G

Roger Bacon diskutiert ausführlich die Erschei-nungen von Ebbe und Flut. Er führt diese auf denEinfluß des Mondes zurück, wobei er sich vorallem auf islamische Quellen beruft, diese aberdahingehend ergänzt und kritisiert, daß er hierbeivor allem das Einfallen der Mondstrahlen auf dieMeeresfläche berücksichtigt haben will.

1260

Wilhelm von Moerbeke WWilhelm von Moerbeke, flämischer Dominika-ner, beginnt zahlreiche Aristoteles-Schriften undWerke des Proklos ins Lateinische zu überset-zen bzw. zu überarbeiten. Er unterstützt dadurchdie Verbreitung der aristotelischen Ideen und dasAufkommen des Neuplatonismus.

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı MNas.ır ad-Dın at.-T. usı begründet mit der Schriftvom vollständigen Vierseit die ebene und sphä-rische Trigonometrie unabhängig von der Astro-nomie und vollendet einen entsprechenden An-satz aus dem 12. Jahrhundert. Er gibt wichtigeFormeln, wie Sinus- und Tangenssatz, sowie eineMethode an, die der Betrachtung des Polardrei-ecks in der sphärischen Trigonometrie entspricht.

Roger Bacon PBei sphärischen Hohlspiegeln gelingt es RogerBacon erstmals, die Lage des Brennpunkts fest-zustellen, der innerhalb des halben Spiegelradiusliegt und abhängig ist vom Abstand zwischenStrahlen und Spiegelachse. Bacon erkennt dasWesen der sphärischen Aberration, bei der voneinem Punkt stammende Strahlen nicht auf einenPunkt des Hauptstrahls, sondern in viele neben-einander liegende reflektiert werden.

Nicolo und Marco Polo GNicolo Polo und Bruder Marco Polo aus Venedigreisen 1260–1269 über Schwarzes Meer, Wol-gamündung, Buchara und Ostturkestan zum Sitzdes Großkhans der Mongolen.

um 1261

T. Alderotti BT. Alderotti lehrt in Bologna Medizin nachder dialektisch-scholastischen Methode. Ana-tomische Kenntnisse gewinnt er vorwiegenddurch Tiersektionen sowie aus griechischen undarabischen Schriften.

1261

Yang Hui MDer Südchinese Yang Hui kommentiert die Ma-thematik in neun Büchern, die er später mit Wer-ken über Rechenmethoden ergänzt. Er summiertarithmetische Reihen und rechnet mit Dezimal-brüchen, wobei er die Dezimalstellen noch mitTermen eines Längenmaßsystems bezeichnet.

105 1262 – 1269

um 1262

al-cUrd. ı AAl-cUrd. ı fertigt in Maragha einen Himmelsglo-bus mit Horizont und zwei graduierten beweg-lichen Kreisen zur Positionsbestimmung sowieweitere astronomische Instrumente an.

um 1264

Johannes Campanus AJohannes Campanus legt die ptolemäische Plane-tentheorie in der Schrift Theorica planetarum dar,beschreibt auf dieser Basis Struktur und Größedes Universums und erläutert die Konstruktion ei-nes Gerätes, um zu jedem Zeitpunkt die Positionder Himmelskörper bestimmen zu können.

1264

Walter de Merton WWalter de Merton gründet das Merton-Collegean der Universität Oxford zur Ausbildung vonTheologen und Juristen.

um 1265

Petrus Hispanus MPetrus Hispanus, der spätere Papst Johannes XXI.verfaßt ein umfassendes Werk zur Logik. Er isteiner der Wegbereiter des Nominalismus.

al-Magribı MAl-Magribı erzielt neue Resultate zur Trigonome-trie, u. a. zwei Beweise des Sinussatzes der sphä-rischen Trigonometrie und eine Berechnungsme-thode für sin 1◦.

Roger Bacon CRoger Bacon erwähnt in einer alchemistischenSchrift, daß Salpeter mit brennbaren Stoffen ver-pufft und sich die explosive Wirkung unter Ein-schluß erhöht.

1265

Nas. ır ad-Dın at.-T. usı MIn der Schrift zur Arithmetik gibt Nas.ır ad-Dın at.-T. usı neben der Bruchrechnung und dem Rechnenmit Sexagesimalbrüchen gute Näherungsformelnfür n-te Wurzeln und die Entwicklung der Potenzeines Binoms an.

um 1266

J. und D. de Balliol WDie schottischen Adeligen J. und D. de Balliolgründen das Balliol-College an der UniversitätOxford zur Unterstützung armer Studenten.

1266/67

Roger Bacon PRoger Bacon faßt seine wichtigsten Erkenntnissein 4 Bänden seines Hauptwerkes Opus majuszusammen. Er verbindet Wissen mit Nutzen, ins-besondere für Bildung und Lehre. Die Einheit desWissens soll experimentell gefunden und mathe-matisch bewiesen werden. Bacon prognostiziertzukünftige Erfindungen wie das Fernrohr undSchiffe bzw. Wagen mit eigenem Antrieb.

Roger Bacon PIn Fortsetzung der Ideen von Jordanus Nemora-rius und Robert Grosseteste sucht Roger Baconnach dem mathematischen Ausdruck der Kraftund den Übertragungsprinzipien von Wirkungenund beschäftigt sich mit dem Problem der Fern-wirkung.

GNormannen unternehmen bis 1267 eine Reiselängs der Westküste Grönlands bis 74◦ nödlicherBreite.

1269

Pierre de Maricourt PPierre de Maricourt verfaßt die Epistola de ma-gnete über seine Experimente mit Magneten, dieälteste experimental-physikalische Darstellung.Er entdeckt magnetische Meridiane und vermerktdie seit der Antike bekannten Eigenschaften desMagnetismus wie Anziehung, Abstoßung, Pol-umkehr.

Pierre de Maricourt PMit der Annahme, daß sich Magnete in RichtungPolarstern, d. h. Norden, einstellen, gibt Pierre deMaricourt im lateinischen Mittelalter erste Hin-weise auf den Erdmagnetismus.

Pierre de Maricourt PIn seinem Werk beschreibt Pierre de Maricourtzwei Kompasse mit Nadeln, Vergleichslinien undEinteilungen von 360 Grad in einem Gehäu-se, italienisch bùssola, die für die Seenavigationbrauchbar sind.

Wilhelm von Moerbeke PMit dem Ziel das Werk des Archimedes im latei-nischen Mitteleuropa zugänglich und umfassendbekannt zu machen, übersetzt Wilhelm von Moer-beke viele von dessen mathematischen und phy-sikalischen Schriften sowie einige Kommentareaus dem Griechischen ins Lateinische.

1785 326

der geometrischen Form und der chemischen Zu-sammensetzung der Kristalle und deutet isomor-phe Kristalle als Pseudomorphosen.

1785

A.-M. Legendre MIn seinen Recherches d’analyse indéterminée be-weist A.-M. Legendre u. a. ein Kriterium überdie Lösbarkeit von unbestimmten Gleichungenzweiten Grades und vermerkt, daß jede arithme-tische Progression aμ + b mit a, b relativ prim,unendlich viele Primzahlen enthält.

A.-M. Legendre MUnabhängig von L. Euler formuliert A.-M. Le-gendre das quadratische Reziprozitätsgesetz, be-weist es unvollständig und nennt zahlreiche An-wendungen.

A.-M. Legendre MA.-M. Legendre ergänzt den Lagrangeschen Vier-Quadrate-Satz durch die Aussage: Jede positiveganze Zahl, die nicht die Gestalt 4r(8n + 7) hat,kann als Summe von höchstens drei Quadratenganzer Zahlen dargestellt werden.

J. B. Meusnier de La Place MJ. B. Meusnier de La Place charakterisiert dieMinimalflächen durch die Eigenschaft, daß dieHauptkrümmungen sich nur durch das Vorzei-chen unterscheiden. Er findet, ein Eulersches Re-sultat wiederholend, die Kettenfläche (Katenoid)als einzige Minimalfläche unter den Rotationsflä-chen und die gerade Schraubenfläche, die 1842 E.C. Catalan als einzige Minimalfläche unter denRegelflächen nachweist.

P. S. Laplace AP. S. Laplace untersucht mit mathematischen Me-thoden die Struktur der Saturnringe. Er vermutetweitere Lücken im Ringsystem, außer der „Cassi-nischen Teilung“. Bis 1788 publiziert er mehrereumfangreiche Arbeiten, die insbesondere die sä-kularen Störungen der Jupiter- und Saturnbewe-gungen analysieren.

J. H. Schröter ADer Amateurastronom J. H. Schröter beginnt mitder Beobachtung der Marsflecken. Die Mars-flecken ändern zwar ihr Aussehen, aber ihre Lagebleibt meist gleich. Bis 1803 fertigt er 117 Zeich-nungen an.

E. Troughton AEin neues Gestell für Fernrohre, das die rascheBeobachtung von Himmelsobjekten ermöglicht,wird von E. Troughton entwickelt.

F. X. v. Zach AF. X. v. Zach berechnet auf spekulativer Grund-lage die Elemente des in der Titiusschen Reihefehlenden Planeten zwischen Mars und Jupiter.Die berechneten Werte kommen teilweise denBahngrößen des später entdeckten PlanetoidenCeres nahe.

C. A. de Coulomb PBei seinen Messungen zu den nach ihm benann-ten Gesetz stellt C. A. de Coulomb fest, daßsich elektrisch geladene Körper auch in trockenerLuft nach längerer Zeit „von selbst“ entladen. DieUrsache – ionisierende Strahlung – wird erst zuBeginn des 20. Jahrhunderts erkannt.

C. A. de Coulomb PMit einem Magnetometer, das er aus seiner Dreh-waage entwickelte, untersucht C. A. de Coulombdie magnetischen Kraftwirkungen und die Ände-rung der Deklination.

C. A. de Coulomb PC. A. de Coulomb erhält einen Preis der PariserAkademie für seine sorgfältigen Experimente, diebestätigen, daß die Reibung proportional zur Nor-malkraft und unabhängig von der Gleitgeschwin-digkeit und von der Größe der Berührungsflächeist.

K. G. Kühn PIn seiner Geschichte der medizinischen und phy-sikalischen Elektrizität beschreibt K. G. Kühnvielfältige Versuche, die Elektrizität, insbesonde-re elektrische Schläge, in der Medizin zur Be-handlung der verschiedensten Erkrankungen zunutzen.

J. T. Lowitz P • CJ. T. Lowitz entdeckt die Adsorption gelösterStoffe an Holzkohle als er diese zur Reinigungvon Branntwein benutzt.

C. L. Berthollet CC. L. Berthollet bestimmt die Zusammensetzungvon Ammoniak und gibt dafür erstmals eine ge-naue Analyse an. Weiterhin entdeckt er die Hy-pochlorite.

327 1785

R. E. Raspe CR. E. Raspe zeigt, daß Wolfram zum Härten vonStahl verwendet werden kann.

G. Blane BG. Blane verwendet Limonensaft zur Vorbeugungvon Skorbut und verhilft den Einsichten von J.Lind (vgl. 1753) endgültig zum Durchbruch.

S. F. Hermbstaedt BBei der Untersuchung von Chinarinde beschreibtS. F. Hermbstaedt das Calciumsalz der Chinasäu-re, da er die Säure nicht kennt, vermutet er einSalz der Weinsteinsäure.

C. W. Scheele BC. W. Scheele stellt aus Äpfeln die Apfelsäuredar.

L. Spallanzani BL. Spallanzani führt die erste, vermutlich er-folgreiche künstliche Besamung an einer Hündindurch.

W. Withering BW. Withering beschreibt die von dem Fingerhutgewonnene Droge Herba Digitalis, ihre Anwen-dung als Diuretikum bei Herzkrankheiten undauftretende toxische Nachwirkungen.

GDas erste ständige topographisch-kartographi-sche Bundesorgan der USA, „U.S. GeneralLand Office“, wird errichtet, das eine Aufnahmeder im staatlichen Besitz befindlichen Gebietedurchführt.

J. Billings GJ. Billings und der Hydrograph G. A. Saryceverforschen bis 1794 die Küsten Nordostsibiri-ens. Dabei erkunden sie 1791 von Kamtschatkaaus die Aleutenkette bis zur Insel Unalaska undbefahren dann die Beringstraße im Bereich desNortonsundes und der Tschuktschenhalbinsel.

J. Hutton GAm 7. März und am 4. April trägt J. Hutton vorder Royal Society in Edinburgh seine „plutoni-stische“ Theorie der Erde vor, die er 1788 undin stark erweiterter Fassung 1795 veröffentlicht.Ein kurzes gedrucktes Abstract zirkulierte bereits1785.

J. Hutton GJ. Hutton nimmt einen zyklischen Verlauf derErdgeschichte an: Ältere Gesteine werden ero-diert, auf dem Meeresboden sedimentiert unddurch den Einfluß der erdinneren Hitze sowieden Druck der überlagernden Massen verfestigt.Durch die Kraft der erdinneren Wärme werdensie wieder gehoben und der Zyklus beginnt vonNeuem.

J. Hutton GJ. Hutton postuliert ein unendliches Alter derErde bzw. eine Erdgeschichte ohne Anfang undEnde. Dabei ist die Gegenwart der Schlüssel zurVergangenheit. Aus den gegenwärtig zu beob-achtenden geologischen Vorgängen kann man aufdas schließen, was ehemals gewesen ist.

J. Hutton GIm Sommer 1785 beobachtet J. Hutton im GlenTilt bei Aberdeen Adern roten Granits in kristal-linen Schiefern, womit er seine Annahme einermagmatischen Entstehung des Granit bestätigtsieht. Zugleich zeigt diese Granitintrusion, daßder Granit nicht das älteste Gestein sein kann.

R. de Paul de Lamanon GR. de Paul de Lamanon, Begleiter von J. F. de LaPérouse auf dessen Weltumsegelung, weist zuerstdie schon von J. C. Borda vermutete Änderungder Intensität des Erdmagnetismus mit der geo-graphischen (bzw. magnetischen) Breite nach.

J. F. de La Pérouse GJ. F. de La Pérouse unternimmt eine ausgedehntenExpedition zur kartographischen Aufnahme derKüsten des Pazifik. 1786 folgt er der amerikani-schen Westküste von Alaska bis Kalifornien undentdeckt zahlreiche der vorgelagerten Inseln. VonManila aus erkundet er 1787 die ostasiatischeKüste von Korea bis Südkamtschatka, insbeson-dere den Tatarensund und entdeckt die sog. La-Pérouse-Straße zwischen Sachalin und Hokkai-do. 1788 strandet er vor Vanicoro als er von Syd-ney aus die Inselwelt Melanesien kartieren will.

J. M. v. Liechtenstern GMit dem Buch Über das Studium der Geogra-phie und zahlreichen nachfolgenden Schriftenfördert J. M. v. Liechtenstern die geographisch-statistische Beschreibung österreichischer unddeutscher Landesteile.

1785 – 1786 328

E. Mentelle GDie ab 1778 erschienene Géographie comparée. . . von E. Mentelle wird in deutscher Überset-zung als Die vergleichende Erdbeschreibung oderSystem der alten und neuen Erdbeschreibung infünf Bänden bis 1788 herausgegeben. Der alsHochschullehrer sehr erfolgreiche Mentelle plä-diert darin, vor allem aber in der Cosmographieélémentaire von 1781, für eine Stabilität der geo-graphischen Ordnung gegenüber Einflüssen derpolitischen Geographie, was dem Anliegen derreinen Geographie ähnelt. (Vgl. 1808.)

J. G. J. Perthes GJ. G. J. Perthes gründet in Gotha eine Verlags-buchhandlung, aus der ein Zentrum der Karto-graphie und Geographie des 19. Jahrhunderts, die„Justus Perthes Geographische Anstalt“ hervor-geht.

F. W. H. v. Trebra GF. W. H. v. Trebra erklärt die Entstehung der Erz-lagerstätten als einen „Umwandlungsprozeß“ unddenkt auch an die Möglichkeit der Umwandlungganzer Gesteinsmassen im Gebirgsinneren, z. B.Granit in Gneis. Er spricht von „Gärung“ oder„Fermentation“, womit er Prozesse der Metamor-phose und der Verwitterung meint.

J. E. B. Wiedeburg GAus der Beobachtung, daß sich über dem Saaletalehemalige Flußbetten mit denselben Geröllen be-finden, die die Saale jetzt noch führt, folgert J. E.B. Wiedeburg, daß der Fluß früher auf einer hö-heren Ebene geflossen sei und sich eingeschnittenhabe.

1786

I. Kant WIn der Schrift Metaphysische Anfangsgründe . . .erläutert I. Kant, wie seine in der Kritik der reinenVernunft aufgestellten Prinzipien der Erfahrungtatsächlich zur Grundlegung und Rechtfertigungder Erfahrungserkenntnis zu verwenden sind. Erzeigt dies für die Grundlagen der Physik auf,indem er verschiedene Bedeutungen des für dieseWissenschaft grundlegenden Begriffs der Materieangibt.

A.-M. Legendre MDurch Iteration mehrerer Landen-Transformatio-nen erhält A.-M. Legendre eine Methode zur ra-schen Berechnung elliptischer Integrale.

A.-M. Legendre MBei der Suche nach hinreichenden Bedingungen,die an die Lösungen der Eulerschen Gleichungeneines Variationsproblems zu stellen sind, um überMaxima und Minima zu entscheiden, führt A.-M.Legendre die starke und die zweite Variation ein.Er erhält aber nur neue notwendige Bedingungen,sog. Legendre-Bedingung.

C. Herschel AC. Herschel, Schwester von F. W. Herschel, be-ginnt mit der intensiven Suche nach Kometen, bis1797 entdeckt sie acht Kometen.

F. W. Herschel AHauptsächlich durch die Bemühungen von F. W.Herschel steigt die Zahl der bekannten Nebel undSternhaufen auf 1 000. Herschel publiziert einenKatalog, in dem er eine erste Einteilung der Nebelvornimmt.

J. L. Lagrange AIn seiner zweiten Arbeit zur Libration des Mon-des entwickelt J. L. Lagrange eine Theorie, diedie physische Libration und andere Phänomeneaus der Annahme erklärt, daß der Mond nichtexakt sphärisch ist und damit in den drei Haupt-achsen unterschiedliche Trägheitsmomente hat.

P. S. Laplace AAls Anwendung seiner Theorie für Jupiter undSaturn erklärt P. S. Laplace die säkularen Stö-rungen der Mondbewegung aus dem Einfluß derSonne und den durch andere Planeten hervorge-rufenen Schwankungen in der Exzentrizität derErdbahn. 1788 veröffentlicht er eine abschließen-de Arbeit.

N. Pigott AIn einem Katalog erfaßt N. Pigott 12 veränderli-che Sterne, von denen er selbst einige entdeckthat.

A. Bennet PA. Bennet benutzt Goldblättchen in seinem Elek-troskop und kann damit die Empfindlichkeit desInstruments bedeutend steigern.

L. Galvani PL. Galvani stellt im September fest, daß einFroschschenkel zuckt, wenn beide Schenkelner-ven mit verschiedenen, miteinander verbundenenMetallteilen berührt werden.

1886 – 1887 568

J. W. Judd GNachdem bereits 1872 H. Vogelsang entspre-chende Ideen vertreten hat, formuliert J. W. Juddfür die magmatischen Gesteine das Konzept der„petrographischen Provinzen“, die sich für diejeweiligen Gesteine nach deren mineralogischerZusammensetzung, dem Gebiet ihres Vorkom-mens und dem Alter der Eruption bestimmen.

S. O. Makarov GS. O. Makarov leitet die russische Witjas-Expedition, die bis 1889 zu meereskundlichenForschungen im nördlichen Pazifik operiert. DieAuswertung der Ergebnisse ist ein klassischesWerk der Ozeanographie.

T. Maler GT. Maler erforscht die bis dahin wenig bekannteHalbinsel Yukatan und entdeckt zahlreiche Rui-nenstätten.

H. Meyer GH. Meyer zieht bis 1887 von Kapstadt über Trans-vaal, Natal, Mocambique nach Sansibar und Ost-afrika. Den ersten Versuch, den Kilimandscharozu besteigen, muß er an der Eisgrenze in 5 500 mHöhe wegen fehlender alpiner Ausrüstung abbre-chen.

J. Prestwich GDie Ergebnisse der bis dahin bekannten Messun-gen zur Temperaturzunahme nach dem Erdinne-ren werden von J. Prestwich zusammengestellt.Es ergibt sich eine geothermische Tiefenstufe von1 ◦C auf 33 m.

F. v. Richthofen GUnabhängig von V. V. Dokucaev betont F. v.Richthofen zuerst 1877 und dann 1886 nach-drücklich die Verschiedenartigkeit der Klimaein-flüsse auf die Bodenbildung. Systematisch wirdder Zusammenhang zwischen Klima und Boden-bildung in der Folge von E. W. Hilgard (1893)und E. Ramann (1893) entwickelt.

F. v. Richthofen GIn seinem Führer für Forschungsreisende be-schreibt F. v. Richthofen ausführlich die Bezie-hungen zwischen Geologie und Oberflächenfor-men. Er betont die beteiligten physikalischenProzesse, klassifiziert die Oberflächenformennach dem vorherrschenden Bildungsprozess undgibt so eine erste zusammenfassende Darstellungder genetischen Geomorphologie.

E. Suess GE. Suess unterscheidet im Hinblick auf die Rich-tung der Faltenachsen der Gebirge zwei Küsten-typen: den pazifischen Typ, bei dem die Falten-achsen mehr oder weniger parallel zur Küsten-linie liegen, und den atlantischen Typ, bei demdiese quer zur Küste verlaufen.

H. v. Wissmann GVom Kongo aus zieht H. v. Wissmann auf sei-ner dritten Forschungsreise bis 1887 den Kasaiaufwärts, weiter zu den Flüssen Sankuru und Lo-mami, dann zum Tanganjika- und Njassasee underreicht über die Flüsse Schire und Sambesi Ka-limane (Quelinmane). Damit hat er das tropischeAfrika zum zweiten Mal durchquert.

1887

A. Harnack MA. Harnack leitet die sog. Harnacksche Unglei-chung her. Er verifiziert damit das sog. Harnack-sche Prinzip, das die gleichmäßige Konvergenzeiner monoton wachsenden Folge von regulären,in einem Gebiet G harmonischen Funktionen ge-gen eine reguläre harmonische Funktion in jedemabgeschlossenen Teilgebiet von G besagt, wenndie Folge in wenigstens einen Punkt konvergiert.

C. Hermite MReihenentwicklungen von Quotienten und Pro-dukten von Thetafunktionen nutzt C. Hermite,um die Anzahl der Zerlegungen einer ganzenZahl in drei bzw. fünf Quadrate zu berechnen.

C. Jordan MC. Jordan formuliert den sog. Jordanschen Kur-vensatz, daß jede einfach geschlossene ebeneKurve die Ebene in zwei Teile zerlegt. Den Be-weis publiziert er erst 1893 in der zweiten Aufla-ge seines Cours d’analyse.

L. Kronecker ML. Kronecker publiziert sein radikales Programmzur Arithmetisierung der Mathematik, gemäßdem er beim strengen Aufbau der Analysis nurSchlußweisen zuläßt, die auf Relationen zwi-schen positiven ganzen Zahlen basieren. Er nutztdazu vor allem die Sprache der Kongruenzen.

G. Peano MEine Maßtheorie für beschränkte Teilmengen derreellen Geraden, der Ebene bzw. des Raumeswird von G. Peano in dem Buch Applicationigeometriche . . . entwickelt. Er erklärt jeweils

569 1887

innere und äußere Länge, Fläche bzw. Volumina.Stimmen beide Inhalte überein, so ist dies Länge,Fläche bzw. Volumen der Teilmenge. Es gibt je-doch beschränkte offene Mengen, die nach dieserTheorie nicht meßbar sind.

H. Poincaré MH. Poincaré gibt mittels der sog. Fegemetho-de, auch Balayage-Verfahren genannt, einen rei-nen Existenzbeweis für das Dirichlet-Problem an,wenn der Rand des Gebietes, für das die Lösunggesucht wird, hinreichend regulär ist. Das Verfah-ren publiziert er 1890. Die Arbeit enthält auch einfrühes Beispiel einer „Algebra des Unendlichen“,die zur Funktionalanalysis führt.

H. Poincaré MDer Begriff des Residuums wird von H. Poincaréfür Funktionen mehrerer komplexer Veränderli-cher definiert und untersucht.

G. Ricci-Curbastro MDer Begriff des Tensors auf einer differenzierba-ren Mannigfaltigkeit wird von G. Ricci-Curbastroeingeführt. Er definiert die sog. kovariante Ab-leitung, baut einen analytisch-algebraischen Ten-sorkalkül, den absoluten Differentialkalkül, auf.Bereits 1884 und 1886 veröffentlichte er wichtigeTeilergebnisse.

C. Runge MDurch Anwendung des Satzes von Bezout leitetC. Runge Kriterien ab, wann für nichtlineare dio-phantische Gleichungen in zwei Veränderlichennur endlich viele Lösungen existieren und gibtVerfahren zu deren Bestimmung an.

V. Volterra MMit den Linienfunktionen führt V. Volterra erst-mals ein nicht mehr als konkret repräsentiertgedachtes Funktional ein. Die diesbezüglichenDiskussionen werden dann eine der Wurzeln derFunktionalanalysis.

AAuf dem Ersten Kongreß der Astrophotographiein Paris wird die Schaffung der Carte du Ciel,einer umfassenden photographischen Karte desgesamten Sternenhimmels, beschlossen.

W. W. Abney ADie ersten Photographien des Sonnenspektrumsim Infrarotbereich werden von W. W. Abney mitden von ihm entwickelten Methoden zum photo-graphischen Nachweis der Infrarotstrahlung an-gefertigt.

H. Bruns AH. Bruns stellt fest, daß es nur die zehn be-kannten Erhaltungsgrößen für das Drei-Körper-Problem, Energie (1), Impuls (3), Drehimpuls(3) und Schwerpunktbewegung (3), gibt. Diesehängen algebraisch von den Orts- und Geschwin-digkeitsvektoren ab. Das Theorem wird 1889 vonH. Poincaré verallgemeinert.

A. G., A. und G. B. Clark ADer von A. G. Clark zusammen mit seinem VaterAlven und seinem Bruder George Bassett gebautegroße Refraktor für das Lick-Observatorium inKalifornien wird am 31. Dezember in Betriebgenommen. Das Objektiv hat einen Durchmesservon 36′′ bzw. 91 cm. Das Observatorium auf demMount Hamilton ist das erste Observatorium derWelt, das auf einem Berggipfel errichtet wird.

J. N. Lockyer AIn Chemistry of the sun beschreibt J. N. Lockyerdie Resultate seiner spektroskopischen Analyseder Sonne (vgl. 1868) u. a. auch seine Dissozia-tionshypothese über den Zerfall der Atome inkleinere Bestandteile zur Erklärung der Schwan-kungen im Spektrum ein und desselben Elements.

T. v. Oppolzer AAls Ergebnis einer fast 20jährigen Arbeit publi-ziert T. v. Oppolzer den Canon der Finsternisse,der für die Zeit von 1207 v. Chr. bis 2161 allerelevanten Daten von jeder Sonnen- bzw. Mond-finsternis, etwa 8 000 bzw. 5 200 Finsternisse,verzeichnet und posthum erscheint.

S. Arrhenius P • CS. Arrhenius vollendet seine elektrolytische Dis-soziationstheorie, die er 1884 mit einer Arbeitzur Leitfähigkeit der Elektrolyte begonnen hatteund deren Richtigkeit er durch die van’t Hoff-sche Lösungstheorie (vgl. 1886) bestätigt sieht.Durch die Verbindung von Dissoziationstheorieund osmotischer Lösungstheorie schafft er dasGrundgerüst der physikalischen Chemie.

S. Arrhenius P • CIn seiner Dissoziationstheorie spricht S. Arrhe-nius jetzt von der Dissoziation der Moleküle inIonen und geht davon aus, daß Salze in Lösun-gen auch ohne anliegende Spannung bereits alsIonen vorliegen. Mit der Ionentheorie kann erviele Phänomene der Elektrolyse, des Elektrizi-tätstransports u. a. einfach erklären.

1887 570

E. Mach PE. Mach untersucht mit photographischen Metho-den die Druckverhältnisse in der Nähe von mitÜberschallgeschwindigkeit fliegenden Geschos-sen und beschreibt die nach ihm benannte kegel-förmige Verdichtungszone.

A. A. Michelson PZusammen mit E. W. Morley wiederholt A. A.Michelson sein Experiment zum Einfluß der Re-lativbewegung der Erde gegenüber dem ruhen-den Lichtäther. Trotz wesentlich erhöhter Präzi-sion kann erneut keine Veränderung der Lichtge-schwindigkeit nachgewiesen werden. Dieser Be-fund löste eine Reihe neuer Erklärungsversucheaus.

K. J. Baeyer CK. J. Baeyer entwickelt ein Verfahren zum Auf-schluß von Bauxit zur Gewinnung von reinemAluminiumoxid.

L. Claisen CL. Claisen entdeckt die sog. Claisen-Kondensati-on von Estern mit Ketonen zu 1,3-Dicarbonylver-bindungen, die die wichtigste Esterkondensationist.

T. Curtius CT. Curtius gelingt die Darstellung des Hydrazinsdurch die Behandlung von Diazoessigester mitheißer konzentrierter Lauge.

E. Fischer C • BE. Fischer isoliert Fructose und Sorbose als Osa-zone. Weiterhin gelingt ihm die Umwandlungvon Fructose in D-Glucose und damit die ersteSynthese eines natürlichen Zuckers. Fischer pu-bliziert dazu 1890.

H. Le Châtelier CH. Le Châtelier entwickelt die Methode derDifferential-Thermoanalyse (DTA).

A. Michael CA. Michael entdeckt die nach ihm benannte Ad-dition C-H-acider Verbindungen an α, β-unge-sättigte Carbonylverbindungen in Gegenwart vonBasen.

W. Ostwald, J. H. van’t Hoff CDie Zeitschrift für Physikalische Chemie . . . , fürJahrzehnte das wichtigste Publikationsorgan derphysikalischen Chemie, wird von W. Ostwaldund J. H. van’t Hoff herausgegeben.

W. Ostwald CW. Ostwald erhält an der Universität Leipzig denersten Lehrstuhl für „Physikalische und Elektro-chemie“.

S. Reformatskij CS. Reformatskij entdeckt die nach ihm benannteReaktion von α-Halogencarbonsäureestern miteiner Carbonylverbindung in Gegenwart vonZink zu β-Hydroxycarbonsäureestern, wodurchdie Verlängerung von Kohlenstoffketten ermög-licht wird.

H. W. B. Roozeboom C • GH. W. B. Roozeboom wendet die Gibbssche Pha-senregel auf das Studium heterogener Gleichge-wichte an und gibt eine Zusammenstellung allerbekannten Dissoziationsgleichgewichte nach derAnzahl der Komponenten und der Anzahl bzw.der Natur der Phasen. Seine Arbeiten werdeninsbesondere für die experimentelle Petrologievon Bedeutung.

C. Willgerodt CC. Willgerodt entdeckt die 1923 von K. Kindlerweiter ausgearbeitete Reaktion von Alkylarylke-tonen mit Ammoniumpolysulfid zu ω-Arylcar-bonsäureamiden bzw. Carbonsäuren (Willgerodt-Kindler-Reaktion).

J. Wislicenus CJ. Wislicenus publiziert neue wichtige Unterla-gen zur Stereoisomerie bei Kohlenstoffdoppel-bindungssystemen und versucht aus den Atom-kräften die wahrscheinlichste Konfiguration derAtome im Molekül abzuleiten. Aus dieser Basisklärt er die Struktur von Malein- und Fumarsäu-re auf, A. v. Bayer spricht dabei von cis-trans-Isomerie.

E. van Beneden BE. van Beneden entdeckt die Bildung haploiderZellen während der Meiosis (Reifeteilung) sowiedas Vorliegen einer festen Chromosomenzahl fürjede Art.

D. Bruce BD. Bruce entdeckt den Erreger des Maltafiebers.

L. J. Girard BL. J. Girard entwickelt eine erste Form von Kon-taktlinsen. Ein Durchbruch bei der Anwendungdieser Sehhilfen wird jedoch erst mit der Verwen-dung von Kunststofflinsen in den 50er Jahren des20. Jahrhunderts erzielt.

571 1887

V. Hensen BV. Hensen führt den Begriff Plankton ein.

O. Hinsberg B • CO. Hinsberg stellt das antipyretisch und analge-tisch wirksame 4-Ethoxyacetylanilin (Phenace-tin) dar.

J. R. Petri BJ. R. Petri führt die nach ihm benannten Petri-Schalen in die Bakteriologie ein.

F. Vejdovskij BUnabhängig von T. Boveri und E. van Benedenerzielt F. Vejdovskij wichtige Einsichten in denVorgang der Befruchtung. Er beobachtet vermut-lich als erster Zentriolen und erklärt den Aufbaudes Zentrosoms in der befruchteten Eizelle.

O. Wallach B • CO. Wallach stellt die Isoprenregel auf, nach dersich die „isoprenoiden Verbindungen“ wie z. B.die Terpene vom Isopren ableiten.

A. Waller BA. Waller zeichnet vom Herzen ausgehende elek-trische Ströme auf.

A. Weichselbaum BA. Weichselbaum entdeckt den Erreger der Me-ningitis epidemica, einer Form der Hirnhautent-zündung.

GHandbücher zur deutschen Landes- und Volks-kunde beginnen zu erscheinen. Die darin reprä-sentierte Forschungsrichtung und Darstellungs-weise wirken neben den französischen Arbeitenbeispielgebend.

H. Berger GMit der vierteiligen Geschichte der wissenschaft-lichen Erdkunde der Griechen publiziert H. Ber-ger bis 1893 ein Standardwerk der historischenGeographie und der Altertumswissenschaften,das die einzelne Probleme klar umreißt.

M.-A. Bertrand GM.-A. Bertrand entwickelt eine tektonische Glie-derung der Erdgeschichte, wobei er die einzel-nen Faltungsperioden auch mit den Perioden derFörderung magmatischer Gesteine zu korrelie-ren versucht. E. Suess’ Faltungsperioden werdendamit zu einem fortlaufenden Prozeß, der deneuropäischen Kontinent von Norden nach Südenaufgebaut hat.

G. A. Blümcke GG. A. Blümcke betreibt Studien zum Verhaltenvon Mineralien unter Frosteinwirkung, die für diemechanische Verwitterung wesentliche Erkennt-nisse erbringen.

A. del Castillo GDer Fluß Gallegos in Patagonien wird von A.del Castillo im ganzen Lauf befahren und dasQuellgebiet erkundet.

H. Coudreau GDas Bergbaugebiet zwischen den Quellen desItani und Araguari und die guayanaisch-brasilia-nischen Grenzgebirge am oberen Oyapoc werdenvon H. Coudreau bis 1891 erkundet und topogra-phisch aufgenommen. Gleichzeitig stellt er eth-nographische Forschungen an.

A. Hettner GIn seiner Habilitationsschrift über den Gebirgs-bau der Sächsischen Schweiz präsentiert A. Hett-ner eine Reihe geomorphologischer Resultate, dieaber erst Jahre später Beachtung finden.

L. v. Höhnel GIm Rahmen der Ostafrikareise des Grafen S.Teleki v. Szék besteigt L. v. Höhnel Kiliman-dscharo und Mount Kenia bis zur Schneegrenze,erforscht mit dem „Teleki-Vulkan“ erstmals eintätiges Vulkangebiet in Afrika, weist den Zusam-menhang des abessinischen Hochlandes mit demRandgebirge des ostafrikanischen Grabens nachund entdeckt 1888 den Rudolf- und Stephaniesee.Die Ergebnisse mit drei Karten publiziert er 1890.

A. Kappler GA. Kappler, der von 1836 bis 1862 mehrfachSuriname durchzog, hinterläßt eine gute Landes-beschreibung.

A. E. Lagorio GNach ersten Ansätzen 1880 bestimmt A. E. La-gorio vor allem 1887 und 1897 die Magmen alsSchmelzlösungen. Er vergleicht sie mit Legierun-gen von Metallen bzw. mit Lösungen von Salzenund nimmt an, daß sich ihre Komponenten bei derAbkühlung im umgekehrten Verhältnis zu ihrerLöslichkeit ausscheiden.

D. Lindsay GD. Lindsay durchquert bis zum April 1888 Au-stralien von Palmerston (Darwin) an der Nordkü-ste über die MacDonnell Ranges nach Adelaide.

1887 – 1888 572

G. Mercalli GG. Mercalli entwickelt eine 12teilige Skala zurKlassifikation der Erdbeben, die in ihren Grund-zügen bis heute Gültigkeit behalten hat.

M. Neumayr GM. Neumayr entwickelt das sog. NeumayrscheGesetz, über die Zunahme der Erosionsleistungmit der Höhe über dem Meeresspiegel. Das Ge-setz trägt speziell zur Klärung der Geschichte derSüdwestdeutschen Schichtstufenlandschaft bei.

H. Rosenbusch GH. Rosenbusch nimmt an, daß die Ausschei-dungsfolge der Mineralien in eruptiven Sili-katschmelzen durch die abnehmende Basizitätbestimmt wird, indem der noch vorhandeneKristallisationsrest saurer ist als die Summe derbereits auskristallisierten Verbindungen, sowiedurch die relativen Mengen der Verbindungen.

H. M. Stanley GUm die Urwaldgebiete zwischen Kongoknie undoberen Nil zu erkunden, zieht H. M. Stanleyden Kongo, Aruwimi und Ituri aufwärts zumAlbertsee. Dort trifft er M. Emin Pascha, denumsichtigen Gouverneur der Äquatorialprovinzdes Ägyptischen Sudan, der nach langem Zögernsich mit ihm 1889 zur Ostküste durchschlägt.

A. I. Voejkov GAls Überarbeitung des russischen Originals von1884 publiziert A. I. Voejkov Die Klimate derErde. Er verarbeitet darin sehr umfangreichesMaterial zur Wärmebilanz und Thermodynamikder Atmosphäre, beschreibt die wesentlichen me-teorologischen Phänomene und Klimaprozesse,sowie die einzelnen Klimaprovinzen und zeigtGründe für deren Unterschiede auf.

F. E. Younghusband GErstmals durchquert F. E. Younghusband Inner-asien von Peking aus nach Westen durch dieGobi, über Hami, Turfan, Kaschgar, Aksu undJarkand. In den Folgejahren durchforscht er Ka-rakorum und Pamir.

E. Zintgraff GIm Auftrag der Kolonialbehörde erforscht E.Zintgraff bis 1892 das Gebiet Kameruns, gründetHandelsstationen am Elefantensee sowie imBaliland und übt zunehmend Kritik an der Kolo-nialpolitik. 1889 durchquert er den Regenwaldsowie das Grasland und gelangt zum Niger-Nebenfluß Benuë.

1888

R. Dedekind MIn Was sind und was sollen die Zahlen? veröf-fentlicht R. Dedekind eine mengentheoretischeFundierung des Zahlsystems, die er ab 1872 ent-wickelte und in der Axiome zur Begründung dernatürlichen Zahlen als Sätze formuliert werden.Zugleich führt er die Definition durch Induktionein.

R. Dedekind MIn der Schrift zur Fundierung des Zahlsystemspräsentiert R. Dedekind Grundvorstellungen zurMengenlehre, wie er sie seit Ende der 50er Jah-re bei algebraischen Arbeiten ausgeformt hatte.Er definiert den Begriff endliche und unendlicheMenge (System), Relationen zwischen Mengen,das Operieren mit ihnen sowie die Gleichmäch-tigkeit (Ähnlichkeit) und studiert in diesem Zu-sammenhang allgemeine Eigenschaften von Ab-bildungen.

W. v. Dyck MIn den Arbeiten zur Analysis situs definiert W.v. Dyck eine Invariante für eine n-dimensionalekompakte differenzierbare Mannigfaltigkeit M,die „Charakteristik von M“, mit Hilfe der Darstel-lung von M als Zellenkomplex. In Spezialfällenist sie der Eulerschen Zahl gleich. Die zweiteArbeit dazu erscheint 1890. Gleichzeitig erhältdas Homöomorphieproblem für Flächen einengewissen Abschluß.

D. Hilbert MDas Grundproblem der Invariantentheorie wirdvon D. Hilbert gelöst: Jedes endliche Formensy-stem endlichen Grades in endlich vielen Varia-blen hat ein endliches vollständiges System vonInvarianten und Kovarianten. Jede andere Kova-riante ist dann ein Polynom von Kovarianten die-ses System mit komplexen Koeffizienten. 1890publiziert er dazu eine ausführliche Darstellung.

D. Hilbert MDer Basissatz wird von D. Hilbert bewiesen. Da-nach hat jede Menge (Ideal) von Formen belie-bigen Grades in n Variablen über einem Kör-per eine endliche (Ideal-)Basis. 1890 publizierter eine ausführliche Darstellung und formuliertden Satz für Polynome im Polynomring über denkomplexen Zahlen.

1910 – 1911 652

GIn Frankfurt/Main wird die Geologischen Verei-nigung als zweite geologische Gesellschaft imnationalen Rahmen gegründet.

M. Blanckenhorn GM. Blanckenhorn prägt den Begriff der Pluvial-zeit.

J. Brunhes GIm Gegensatz zu Ratzels Zielstellung im Rah-men der Anthropogeographie rückt J. Brunhes inseiner für die französische Geographie grundle-genden La Géographie humaine. . . . den Einflußdes Menschen auf geographische Phänomene inden Mittelpunkt seiner Betrachtungen und ver-sucht eine erste systematische Darstellung. Erbereichert die Geographie damit um eine neueForschungsrichtung.

H. Hassinger GH. Hassinger publiziert eine erste Arbeit zur Sied-lungsgeographie Wiens. Mit weiteren Arbeitenüber Wien beeinflußt er maßgeblich die Entwick-lung der deutschen Stadtgeographie und wirdzum Vorkämpfer einer modernen Landesplanung.

A. Penck GA. Penck stellt eine Klimaklassifikation auf phy-siographischer Grundlage vor, zu der er bereits1905 grundlegende Vorstellungen entwickelt hat-te.

V. A. Russanov GV. A. Russanov umfährt zu geologischen undgeographischen Forschungen die Insel NowajaSemlja und durchquert die nördliche Insel erst-mals zu Fuß. 1913 versucht er den NördlichenSeeweg zu bewältigen, nach der Passage desNordkaps von Nowaja Semlja ist sein Schiff inder Karasee verschollen.

C. Schuchert GC. Schuchert publiziert eine erste grundlegendeArbeit zur Paläogeographie Nordamerikas. In denfolgenden Jahren ist er maßgeblich an der Ent-wicklung dieses Wissensgebietes beteiligt. 1935erscheint der erste Band seiner Historical geogra-phy of North America, 1943 posthum der zweite,während der dritte unvollendet bleibt.

G. J. Sedov GNach der Kartierung der Kolyma-Mündung leitetG. J. Sedov eine Expedition zu ozeanographi-

schen, meteorologischen und geologischen For-schungen auf der Nordinsel von Nowaja Semlja.

E. Sergeev GE. Sergeev leitet bis 1912 die hydrographischeExpedition der Eisbrecher „Taimyr“ und „Wai-gatsch“ zu Vermessungen in der Tschuktschen-,der Ostsibirischen und der Laptewsee.

F. B. Taylor GNachdem F. B. Taylor 1898 erste Vorstellungenzur Entstehung der Kontinente formuliert hatte,entwickelt er die Idee, daß Afrika und Südameri-ka in früheren geologischen Zeiten miteinanderverbunden waren und sich die Kontinente aufder Erdoberfläche verschieben, im Detail. AlsUrsache führt er das Einfangen des Mondes alsErdtrabant und die damit verbundene Änderungder Gravitationskräfte an.

1911

WIn Deutschland wird die Kaiser-Wilhelm-Gesell-schaft (KWG) zur Förderung der Wissenschaftengegründet. Die KWG unterhält eigene Institute,als erste entstehen 1912 die Institute für Chemieund für physikalische Chemie in Berlin. Als wei-tere Institutionen zur Förderung und Koordinie-rung der Forschungsaktivitäten und bedingt durchdie historische Situation nach den 1. Weltkriegentstehen in Deutschland 1920 die Notgemein-schaft der Deutschen Wissenschaft und der Stif-terverband für die Deutsche Wissenschaft.

S. N. Bernstein MS. N. Bernstein löst das de la Vallée PoussinscheProblem der besten polynomialen Approximati-on für verschiedene Funktionenklassen in einembeschränkten Intervall und studiert das asympto-tische Verhalten der besten Approximationen, so-wie den Einfluß von Differenzierbarkeitseigen-schaften auf die Schnelligkeit der Annäherung.

L. E. J. Brouwer ML. E. J. Brouwer beweist den Satz von derGebietsinvarianz für n-dimensionale euklidischeRäume, indem er zeigt, daß ein n-dimensionalesSimplex nicht homöomorph auf ein niedrigerdimensionales Simplex abgebildet werden kann.Die Dimension bleibt also bei Homöomorphieerhalten. Im Beweis benutzt Brouwer den sog.Abbildungsgrad, den er 1910 entdeckt hatte.

653 1911

W. Burnside MW. Burnside publiziert in der zweiten Auflageseines Buches zur Theorie endlicher Gruppen, inder er insbesondere die neuen Methoden der Dar-stellungstheorie von Gruppen ausführlich wür-digt, die schon 1897 geäußerte Vermutung, daßalle endlichen Gruppen ungerader Ordnung auf-lösbar sind.

A. W. Conway, L. Silberstein M • PDie Quaternionen (vgl. 1843) werden von A. W.Conway und unabhängig von ihm 1914 von L.Silberstein zur Darstellung der allgemeinen Lo-rentztransformation in die spezielle Relativitäts-theorie eingeführt.

G. Herglotz MG. Herglotz stellt eine im Einheitskreis holomor-phe Funktion, die dort einen positiven Realteilhat, als Stieltjes-Integral mit einer reellwertigen,monoton wachsenden Funktion dar und verallge-meinert damit die Poissonsche Integralformel.

H. Lebesgue MH. Lebesgue formuliert auf der Basis der Über-deckungseigenschaft eine neue Definition der Di-mension eines Raumes: Wird ein n-dimensionalerRaum von offenen Mengen hinreichend kleinenDurchmessers überdeckt, so gibt es Punkte, diezu wenigstens n + 1 Mengen der Überdeckunggehören. Die Überdeckung kann aber so konstru-iert werden, daß kein Punkt in mehr als n + 1Mengen liegt.

H. Minkowski MIn den gesammelten Werken von H. Minkowskierscheint posthum dessen Theorie der konvexenKörper, in der er die Bedeutung von Eigenschaf-ten zentralsymmetrischer Punktmengen für zah-lentheoretische Untersuchungen nochmals betontund speziell seine Ergebnisse über sog. gemischteVolumina und Extremalpunkte konvexer Mengendarlegt.

H. Weyl MH. Weyl erzielt wichtige Ergebnisse zum asym-ptotischen Verhalten der Eigenwerte einer parti-ellen Differentialgleichung und verwendet dazuerstmals eine Maximinimamethode zur direktenBestimmung des n-ten Eigenwertes, d. h. ohneKenntnis der i-ten Eigenwerte (i = 1, . . . , n−1).Die Verallgemeinerung dieses Vorgehens ist Be-standteil der Eigenwerttheorie selbstadjungierterkompakter Operatoren.

W. W. Campbell AW. W. Campbell entdeckt den ersten Schnelläuferunter den Sternen. Dieser Stern bewegt sich miteiner Geschwindigkeit senkrecht zur Ebene derGalaxis von mehr als 30 km/s.

J. Halm AJ. Halm vermutet einen Zusammenhang zwischender absoluten Helligkeit und der Masse von Ster-nen, die Masse-Leuchtkraft-Beziehung, und gehtvon einer Zunahme der Leuchtkraft mit der Stern-masse aus.

E. Hertzsprung AE. Hertzsprung erkennt den Polarstern als verän-derlich vom Typ der Cepheiden.

K. Fajans, F. Soddy, A. S. Russell PIn den Jahren bis 1913 formulieren K. Fajans, F.Soddy und A. S. Russell die Verschiebungssätzedes radioaktiven Zerfalls, die die röntgenspektro-skopisch gefundene Identität von Ordnungs- undKernladungszahl bestätigen und die Einordnungder radioaktiven Zerfallsprodukte als Isotope che-mischer Elemente in das Periodensystem klären.Den Begriff prägt Soddy in einer Arbeit vom4. Dezember 1913.

H. Geiger, J. M. Nutall PFür den Zusammenhang von Zerfallskonstante ei-nes Isotops und der Reichweite der ausgesandtenAlpha-Strahlen stellen H. Geiger und J. M. Nutalldie nach ihnen benannte Regel auf.

E. Grüneisen PE. Grüneisen stellt die nach ihm benannte Formelauf, die die Frequenzen der Gitterschwingungeneines Kristalls mit dessen Elastizitätskonstantenverknüpft.

G. Jaumann PG. Jaumann führt den Begriff des Entropiestromsein.

H. Kamerlingh Onnes PIn dem Bestreben, das Verhalten der metallischenLeitfähigkeit möglichst nahe am absoluten Null-punkt messen zu können, entdeckt H. KamerlinghOnnes die Supraleitung. Der Wegfall des Ohm-schen Widerstandes unterhalb einer materialspe-zifischen Sprungtemperatur blieb lange theore-tisch unverstanden und war Anlaß zu Spekulatio-nen bezüglich der Anwendungsmöglichkeiten.

1911 654

J. G. Königsberger, P. Weiss PJ. G. Königsberger und P. Weiss prägen den Be-griff Halbleiter.

E. Rutherford P • CAus den von H. Geiger und E. Marsden 1909durchgeführten Streuexperimenten zieht E. Ru-therford den Schluß, daß die positive Ladungund die Hauptmasse des Atoms auf kleinstemRaum zusammengedrängt sind, Durchmesser et-wa 10−12 cm. Diesen Kern umkreisen die Elek-tronen wie Planeten. Offen bleibt, wieso ein sol-ches Atom stabil ist und wie die Frequenzen derSpektrallinien daraus erklärt werden können.

E. Rutherford PE. Rutherford stellt die nach ihm benannte Streu-formel für elektrisch geladene bewegte Teilchenauf, deren Wechselwirkung dem Coulombgesetzfolgt, und behandelt damit die Streuung vonAlpha-Teilchen an festen Körpern.

E. Solvay PDie von dem belgischen Industriellen E. Sol-vay ab 1911 finanzierten Kongresse spielen einewichtige Rolle in der Entwicklung der Mikrophy-sik. Auf dem ersten Kongreß wurde das Planck-sche Strahlungsgesetz diskutiert.

A. Sommerfeld PAuf der 83. Naturforscherversammlung formu-liert A. Sommerfeld die Aufgabe, die „Existenzder Moleküle als eine Folge und Funktion derExistenz eines elementaren Wirkungsquantums“anzusehen. Dieses Forschungsprogramm wirdrasch für die Erklärung des Atombaus und derSpektrallinien fruchtbar.

P. Weiss, P. Langevin PP. Weiss postuliert das Quantum des magneti-schen Moments, das Magneton. Unabhängig vonWeiss sagt P. Langevin die Existenz des Magne-tons voraus und berechnet dessen Größe.

C. G. Barkla CMit der Entdeckung von C. G. Barkla, daß dieRöntgeneigenstrahlung für jedes Element charak-teristisch ist, wird die Grundlage für die Rönt-genfluoreszenzanalyse gelegt. Durch gerätetech-nische Verbesserungen wird auf dieser Basis sehrbald eine schnelle und genaue, zerstörungsfreieAnalysemethode entwickelt.

R. Fischer CR. Fischer erhält ein Patent für ein Verfahren zurHerstellung von Drei-Schicht-Farbfotografien.Der Film besteht aus drei Halogensilberschich-ten, die jeweils für eine der Grundfarben sensibi-lisiert sind.

V. N. Ipatiev CErstmals wird von V. N. Ipatiev ein Mehrkom-ponentenkatalysator eingesetzt, der es ermöglichteine Redoxreaktion und eine Dehydrierung ineinem Prozeß ablaufen zu lassen.

N. Kizner, L. Wolff CN. Kizner und unabhängig davon 1912 L. Wolffentdecken die Umwandlung einer Carbonylgrup-pe in eine Methylengruppe über das entsprechen-de Hydrazen, sog. Wolff-Kishner-Reduktion.

O. Sackur, H. Tetrode CO. Sackur gibt eine statistische Begründung derchemischen Thermodynamik und beginnt zusam-men mit H. Tetrode, erste Berechnungen der che-mischen Konstanten einatomiger Gase durchzu-führen.

F. Soddy C • PAus der vergleichenden Betrachtung der bis da-hin gefundenen, aber ungeklärten radioaktivenZerfallsreihen chemischer Elemente zieht F. Sod-dy den Schluß, daß es Elemente gibt, die bei ver-schiedenen radioaktiven Eigenschaften und un-terschiedlichen Massen gleiches chemisches Ver-halten zeigen und folglich im Periodensystem andie gleiche Stelle (Isotop) gehören.

A. Werner CA. Werner gelingt es, optisch aktive Cobaltver-bindungen zu isolieren.

H. Wieland CH. Wieland entdeckt die Radikaleigenschaftendes zweiwertigen Stickstoffs.

R. Willstätter, E. Waser CR. Willstätter und E. Waser gelingt, ausgehendvom Alkaloid Pseudopelletierin, die erste Synthe-se des Cyclooctatetraens.

N. D. Zelinskij CIm Rahmen der Untersuchung von Kohlenwas-serstoffen und der organischen Katalyse, in denenN. D. Zelinskij bereits viele Kohlenwasserstof-fe der Cyclopentan- und Cyclohexanreihe syn-thetisierte, entdeckt er die Disproportionierungvon Cyclohexen in Benzol und Cyclohexan bei

655 1911

gleichzeitiger Bildung von Wasserstoff, sog. irre-versible Katalyse. Außerdem findet er die voll-ständige Dehydrierung von Cyclohexan zu Ben-zol bei 300 ◦C sowie Platin- und Palladiumkata-lysatoren.

BIn Großbritannien wird die Biochemical Societygegründet.

E. Bleuler BE. Bleuler führt die Bezeichnung Schizophreniefür den entsprechenden Krankheitskomplex in diePsychiatrie ein.

F. G. Donnan B • CF. G. Donnan führt das Membranpotential in diephysikalische Chemie ein.

C. Funk BC. Funk prägt nach der Isolierung des Antiberibe-rifaktors Nicotinsäure aus Reiskleie den BegriffVitamine unter der falschen Annahme, daß allediese Substanzen Amine seien.

W. Hill BW. Hill entwickelt die Gastroskopie.

C. Neuberg BC. Neuberg isoliert das Enzym Carboxylase,einen Bestandteil des Enzymkomplexes Zymase.

W. H. Perkin jr., R. Robinson B • CW. H. Perkin jr. und R. Robinson synthetisierendas Alkaloid Narcotin.

A. H. Sturtevant BIn Zusammenarbeit mit seinem Lehrer T. H. Mor-gan beginnt A. H. Sturtevant mit der Kartierungvon Genen auf den Chromosomen. Sturtevantentdeckt das Prinzip, daß die Häufigkeit des Aus-tausches zweier Gene einen Hinweis auf derenAbstand in einer linearen Genkarte liefert, underklärt die Abstandsrelationen bei der Kartierungvon drei Genen. 1913 publiziert er diese Ideen.

R. Amundsen GR. Amundsen bricht vom Ross-Schelfeis über denAxel-Heiberg-Gletscher, von vier Mann begleitet,zum Südpol auf, den er am 14. Dezember 1911als erster Mensch erreicht, vier Wochen vor R. F.Scott.

E. Banse GE. Banse beginnt, eine „neue Auffassung“ derGeographie zu entwickeln. Er spricht ihr ein ei-genes Stoffgebiet ab und stellt die Methode überden Stoff. Um 1920 hebt er den synthetischenCharakter der Geographie hervor und will sie voneiner Wissenschaft zu einer Kunstform erheben.Seine Ansichten sind in der Schulgeographie er-folgreich.

H. Cloos GIm Erongo-Gebirge (Südwestafrika) beginnt H.Cloos mit Studien zur Granittektonik, aus de-nen sich nach vielen weiteren Arbeiten in denfolgenden Jahren die Erkenntnis ergibt, daß dieRichtungen der Bewegungen von Granitschmel-zen nachweisbar sind und sich Deformationenwährend und nach der Abkühlung im geologi-schen Bau der plutonischen Gesteine abbilden.Die magmatischen Gesteine werden so ein wich-tiges Element für die Analyse des tektonischenBaus von Gebirgen.

W. Filchner GDie Zweite Deutsche Südpolarexpedition unterW. Filchner in die Wedellsee entdeckt 1912 dasPrinz-Luitpold-Land, das sog. Filchner-Schelfeisund den Penck-Gletscher. Die geplante Durch-querung der Antarktis zur Ross-See scheitert. DerReisebericht erscheint 1922.

W. Hellpach G • BW. Hellpach gibt in einem viel beachteten BuchDie geopsychischen Erscheinungen eine zusam-menfassende Darstellung der empirischen Studi-en zu den Einwirkungen von Wetter, Klima, Bo-den und Landschaft auf die Psyche des Menschenund bemüht sich um eine theoretische Durchdrin-gung.

Th. Koch-Grünberg GTh. Koch-Grünberg reist bis 1913 zum Roraima,nach Britisch Guayana, Venezuela und zum Ori-noco. Neben geographischen Forschungen führter vor allem ethnographische Studien durch. Sei-ne fünfbändige Reisebeschreibung erscheint teil-weise posthum 1916–1928.

F. Machatschek GF. Machatschek reist zu landeskundlichen undgeomorphologischen Forschungen im westlichenTienschan. 1914 setzt er die Studien mit einerzweiten Reise in das Turangebiet und den Tien-schan fort.

1911 – 1912 656

D. Mawson GDie erste australische Südpolarexpedition er-forscht unter D. Mawson bis 1914 neue Kü-stengebiete zwischen der heutigen Prawdaküsteund Adélieland und entdeckt eine Reihe großerGletscher. 1913 wird die erste Funkverbindungeiner Antarktisexpedition mit der Außenwelt, undzwar mit Australien, hergestellt.

H. Meyer GUm einige weiße Flecken auf der deutschen Ko-lonialkarte zu tilgen, unternimmt H. Meyer eineForschungsreise durch Ruanda und Urundi undbesteigt die Vulkane Karissimbi und Niragongo.

J. Partsch GIm zweiten Band seines landeskundlichen Wer-kes Schlesien veröffentlicht J. Partsch die erstethematische Reliefkarte und prägt den BegriffReliefenergie.

A. Schultz GA. Schultz forscht bis 1912 in Mittelasien und imPamir vor allem zur Ausgliederung von Naturein-heiten und zu Abtragungsformen im Hochgebir-ge.

E. C. Semple GIn einem umstrittenen Buch stellt E. C. SempleUntersuchungsergebnisse zum geographischenDeterminismus vor und schildert die Einflüsseder geographischen Umwelt entsprechend derAnthropogeographie ihres Lehrers F. Ratzel. IhrWerk hat starken Einfluß auf die amerikanischeGeographie.

1912

S. N. Bernstein MEin rein algebraischer Beweis des Weierstraß-schen Satzes über die gleichmäßige Approxima-tion stetiger Funktionen durch Polynome wirdvon S. N. Bernstein mit Hilfe des Gesetzes dergroßen Zahlen gegeben. Zugleich führt er die sog.Bernstein-Polynome ein, die aber im allgemeinensehr langsam konvergieren.

E. Borel, J. Hadamard MDie Klasse der quasianalytischen Funktionenwird von E. Borel und fast gleichzeitig vonJ. Hadamard eingeführt. Diese Klasse enthältbeliebig oft differenzierbare Funktionen derenFunktionswerte in einem vorgegebenen Intervallder reellen Zahlengeraden eindeutig durch denFunktionswert und sämtliche Ableitungen in

einem fest vorgegebenen Punkt des Intervallsbestimmt sind.

L. E. J. Brouwer ML. E. J. Brouwer zeigt, daß der Abbildungsgradfür die Klassifizierung der Abbildungen einerzweidimensionalen Mannigfaltigkeit in die zwei-dimensionale Sphäre ausreicht und die Berech-nung der Homotopieklassen liefert. Er definiertdabei Homotopie als Eigenschaft von Abbildun-gen, ohne das Wort selbst zu benutzen. Der Satzwird 1925 von H. Hopf auf n-dimensionale Man-nigfaltigkeiten ausgedehnt.

A. Denjoy MDie Totalisierung einer Funktion wird von A.Denjoy entwickelt und darauf aufbauend diebisher allgemeinste Integrationstheorie, um ausder nichtsummierbaren Ableitung einer Funktionwieder die Funktion selbst zu erhalten.

E. Helly ME. Helly legt der Österreichischen Akademie eineArbeit über lineare Funktionaloperatoren vor, inder er den Auswahlsatz von Helly für Funktionenmit gleichmäßig beschränkter Variation, ein Kon-vergenzkriterium sowie den Satz von Banach-Steinhaus für Funktionale auf dem Raum derstetigen Funktionen und andere wichtige funktio-nalanalytische Ideen formuliert.

L. Krüger M • GL. Krüger bearbeitet eingehend die von C. F.Gauß entwickelte konforme Abbildung desEllipsoids und schlägt sie für die praktischeAnwendung vor. Die auf dieser Basis berechnetenebenen rechtwinkligen Koordinaten, sog. Gauß-Krüger-Koordinaten, werden in Deutschland1927 und später auch in anderen Staaten ein-geführt.

E. Landau ME. Landau beweist einen allgemeinen Gitter-punktsatz über die Anzahl der Gitterpunkte ingewissen Bereichen und vereinfacht die Beweisefür die Formeln von G. F. Voronoj und W.Sierpinski über die Gitterpunkte im Kreis bzw.unter der Hyperbel.

H. Lebesgue MNachdem bei der Lösung des Dirichlet-Problemslange unvollkommene Beweismethoden als Ur-sache für die Einschränkungen an das Gebietgalten, entdeckt H. Lebesgue eine beschränkteoffene Menge im dreidimensionalen Raum, für

657 1912

die eine auf dem Rand stetige Funktion so an-gegeben werden kann, das das Dirichlet-Problemnicht lösbar ist. Dies wird der Ausgangspunkttiefliegender Untersuchungen.

M. Plancherel MNach M. Plancherel ist für eine integrierbare,beschränkte und außerhalb eines beschränktenIntervalls verschwindende Funktion f und derenFourier-Transformierte das Quadrat des Betragesbeider Funktionen integrierbar und die Integralestimmen überein. Dieser Satz von Plancherel ver-knüpft die Theorie der Fourier-Integrale mit derdes Hilbertraumes und wurde später auf topolo-gische Gruppen ausgedehnt.

H. Poincaré MDas sog. „Twisttheorem“ wird von H. Poincaréals Vermutung aufgestellt und für Spezialfällebewiesen. Es behauptet die Existenz von minde-stens zwei Fixpunkten bei Twistabbildungen desKreisringes in sich, wobei die Ränder des Ringesmit unterschiedlichem Umlaufsinn transformiertwerden. Poincaré benutzt das Theorem, um dieExistenz geschlossener geodätischer Linien aufgeschlossenen konvexen Flächen zu zeigen.

E. Zermelo ME. Zermelo beweist für eine große Klasse vonZwei-Personen-Spielen, darunter auch Schach,durch graphentheoretische Deutung des Spielbe-griffs, daß einer der beiden Spieler eine Gewinn-strategie besitzt, die im Prinzip algorithmisch be-stimmt werden kann.

P. Guthnick AErstmals setzt P. Guthnick eine photoelektrischeZelle am 30-cm-Refraktor in Berlin-Babelsbergzur Messung der Sternhelligkeiten ein und führterfolgreich Messungen an β Persei durch. Weiterewichtige Beiträge zur Einführung der lichtelek-trischen Photoelemente liefern J. Stebbins, H. O.Rosenberg u. a.

V. F. Hess ANach mehreren Strahlungsmessungen mit Frei-ballons bis 5 000 m Höhe, die entgegen den Er-wartungen eine signifikante Zunahme der Luft-ionisation mit der Höhe belegen, schließt V. F.Hess auf die Existenz einer kosmischen Strah-lung und berichtet darüber in der PhysikalischenZeitschrift. 1913 bestätigt W. Kolhörster mit Bal-lonaufstiegen bis 9 000 m die Hessschen Ansich-ten.

H. S. Leavitt A

Aus dem umfangreichen Material von 2 400entdeckten Veränderlichen kann H. S. Leavittdie vermutete Perioden-Helligkeits-Beziehung,d. h. die Änderung der absoluten Helligkeit mitdem Logarithmus der Periode des veränderlichenSterns, bei Cepheiden-Veränderlichen in derKleinen Magellanschen Wolke nachweisen. Diesist die Grundlage für eine Entfernungsbestim-mung: aus bekannter scheinbarer Helligkeit undder aus der Beziehung ermittelten absolutenHelligkeit folgt die Entfernung des Sternes.

V. M. Slipher A

Das Leuchten gewisser Nebel wird von V. M.Slipher als reine Reflexion von Sternlicht nach-gewiesen. Er erhält auch das erste Spektrum derAndromeda-Galaxie, ermittelt mittels Doppler-verschiebung die Radialgeschwindigkeit des Ne-bels und erkennt, daß der Nebel sich dem Son-nensystem nähert.

K. F. Sundmann A • M

Eine allgemeine Lösung des Drei-Körper-Problems wird von K. F. Sundmann zusammen-fassend vorgelegt. Er führt eine uniformisierendeVariable ein und gibt konvergente Reihenent-wicklungen für die Koordinaten der Körper an,die auch die zukünftige Bewegung erfassen.Bereits 1907 und 1909 hatte er Ergebnisse dazuveröffentlicht.

M. Born, T. v. Kármán P

Aufbauend auf dem Modell von P. Debye fürdie Gitterschwingungen eines Festkörpers formu-lieren M. Born und T. v. Kármán die Vermu-tung, daß sich der elektrische Widerstand ausder Behinderung der Ladungsträger durch dieGitterschwingungen erklären läßt. Beide leistenwichtige Beiträge zur quantentheoretischen Be-handlung der Gitterdynamik.

W. L. und W. H. Bragg P • G

W. L. und W. H. Bragg bestimmen die Bedingun-gen, unter denen monochromatische Röntgen-strahlen an einem Kristallgitter gestreut werdenund stellen eine Formel für den Zusammenhangvon Wellenlänge und Gitterkonstante (Netzebe-nenabstand) sowie Glanzwinkel, das sog. Bragg-sche Gesetz, auf. Die Gleichung wird unabhängigvon G. V. Vul’f 1913 abgeleitet.

1912 658

P. Debye P • CP. Debye leitet die Temperaturabhängigkeit derDielektrizitätskonstanten aus dem Schwingungs-verhalten der Moleküle her. Das ist ein Aus-gangspunkt seiner systematischen Erforschungder „polaren Molekeln“. Mit dieser Dipoltheo-rie erklärt er die Ursachen für das Abweichender Molrefraktion von der Molpolarisation vielerVerbindungen.

P. Debye PP. Debye entwickelt eine Theorie der spezifischenWärme, die deren Temperaturabhängigkeit ausden Gitterschwingungen der Atome und Molekü-le abzuleiten gestattet.

P. Debye PIn seinem Modell für die Gitterschwingungeneines Festkörpers betrachtet P. Debye diesen alshomogenes elastisches Medium. Das kontinuier-liche Frequenzspektrum der Gitterschwingungenwird abgeschnitten, wenn die Anzahl der mög-lichen Freiheitsgrade erreicht ist. Die Debye-Temperatur ist ein Maß für die Stärke der Kopp-lung zwischen den Gitterbausteinen.

P. P. Ewald PP. P. Ewald entwickelt eine Theorie für die Pola-risation dielektrischer Kristalle.

W. Friedrich, P. Knipping PNach einer Idee von M. v. Laue können W. Fried-rich und P. Knipping die Interferenz von Rönt-genstrahlen an Kristallgittern nachweisen. Lauekann diese Erscheinung auch theoretisch begrün-den. Damit ist gezeigt, daß Röntgenstrahlen tat-sächlich als elektromagnetische Wellen aufzufas-sen sind, deren Wellenlänge in der Größenord-nung der Atomabstände in Kristallgittern liegen.

W. Gaede PW. Gaede erfindet die Molekularluftpumpe.

J. W. Nicholson P • AIn der dritten Arbeit zur atomaren Theorie derSpektren von Sonnenkorona und Sternnebelnführt J. W. Nicholson das Plancksche Wirkungs-quantum in sein Strukturmodell des Atoms ein,das er in Weiterentwicklung eines ThomsonschenModells aufgestellt hatte und das die beobach-teten Effekte gut erklärte. Seine Vorstellungenbeeinflussen u. a. N. Bohr.

F. Paschen, E. Back PF. Paschen und E. Back beobachten den nachihnen benannten Effekt, daß sich die Aufspaltungder Spektrallinien in starken Magnetfeldern ver-einfacht.

M. Plancherel, A. Rosenthal P • MUnabhängig voneinander weisen M. Plancherelund 1913 A. Rosenthal nach, daß die Ergodenhy-pothese für die Systeme der statistischen Mecha-nik nicht in der Form gelten kann, daß auf einerEnergiefläche jede Bahn durch jeden Punkt geht.

D. S. Roždestvenskij P • CD. S. Roždestvenskij entwickelt eine Interferenz-methode, um die Intensität der Spektrallinien zumessen. Die Methode ermöglicht neue quanti-tative Untersuchungen an den Spektren von Al-kalimetallen sowie die Bestimmung der Wahr-scheinlichkeit von Quantenübergängen für dieseElemente.

O. Sackur, H. Tetrode PO. Sackur und H. Tetrode stellen die nach ihnenbenannte Formel für die Entropie des idealenGases auf.

C. T. R. Wilson PIm Ergebnis seiner 1910 aufgenommenen Unter-suchungen zur Wasserdampfkondensation durchIonenbildung entwickelt C. T. R. Wilson die nachihm benannte Expansionsnebelkammer. Sie wirdzu einem wichtigen Nachweisgerät für ionisie-rende Strahlung.

R. Bohn CR. Bohn stellt den ersten Metallkomplexfarb-stoff aus Chromsalzen und sulfongruppenhalti-gen Azofarbstoffen her.

L. Claisen CL. Claisen entdeckt die nach ihm benannteUmlagerung von Phenylallylethen zu Phenol-o-allylderivaten.

A. Einstein CA. Einstein leitet für den primären photochemi-schen Vorgang das photochemische Äquivalenz-gesetz ab.

G. Grollet, F. Klatte CZusammen mit G. Grollet gelingt es F. Klatte, einVerfahren zur Herstellung von Estern und Etherndes Vinylalkohols zu entwickeln. Zusammen mitE. Zacharias erarbeitet er ein Verfahren zur Her-stellung von Vinylchlorid.

659 1912

T. S. Moore, T. F. Winmill CT. S. Moore und T. F. Winmill postulieren dieMöglichkeit von Wasserstoffbrückenbindungen,deren Bedeutung dann 1920 von W. M. Latimerund W. H. Rodebusch herausgearbeitet wird.

F. Pregl CF. Pregl arbeitet Methoden zur quantitativen or-ganischen Mikroanalyse aus. Er konstruiert diedazu nötigen Geräte, speziell die Mikrowaage,und verbessert die Methode mehrfach.

P. Ruggli CP. Ruggli entdeckt das Verdünnungsprinzip zurErzeugung höherer Ausbeuten von Kondensati-onsreaktionen (z. B. Cyclisierungen) bifunktio-neller Verbindungen.

A. Stock CA. Stock beginnt mit umfassenden Untersuchun-gen der Borwasserstoffe und später der Silicium-wasserstoffe. Für die Analyse dieser Substanzen,die teilweise luftempfindlich und explosiv sind,konstruiert er eine neue Hochvakuumapparatur,sog. Stock-Apparatur, mit mehreren Detailerfin-dungen. In den Forschungen charakterisiert ererstmals die Borwasserstoffe und entdeckt meh-rere höhere Borane.

J. J. Abel BAuf der Basis umfangreicher biochemischer Stu-dien erarbeitet J. J. Abel ein Konzept zur Ent-wicklung einer künstlichen Niere und erkenntnach erfolgreichen Tierversuchen die potentielleBedeutung des Geräts zur Behandlung von Nie-renversagen.

O. Abel B • GDie Paläobiologie wird von O. Abel mit einemBuch über Paläobiologie der Wirbeltiere begrün-det. In weiteren Schriften dehnt er diesen Zweigzu einer Lehre von den Lebewesen, Lebenser-scheinungen und Lebensvorgängen der Vorzeitaus, erfaßt damit frühere Anpassungsformen derOrganismen an die Umwelt und bezieht sie in diestammesgeschichtliche Entwicklung ein.

P. Ehrlich BP. Ehrlich führt das gegenüber dem Salvarsan(vgl. 1910) deutlich besser wasserlösliche Neo-salvarsan zur Behandlung der Syphilis ein. Erwird damit zum Begründer der Chemotherapie.

F. G. Hopkins BUnabhängig von C. Funk (vgl. 1911) ermitteltF. G. Hopkins eine Antiberiberifaktor und po-stuliert, daß neben Proteinen, Fetten und Koh-lehydraten noch zusätzliche Spurensubstanzen(Vitamine) für eine optimale Ernährung und dieVerhütung von Krankheiten notwendig sind. Erbelegt dies durch Fütterungsexperimente.

C. G. Jung BC. G. Jung stellt in dem psychoanalytischen WerkWandlungen und Symbole der Libido u. a. seineVorstellungen von einem kollektiven Unbewuß-ten dar und versucht erfolglos, zwischen den ver-schiedenen Forschungsrichtungen der Psycholo-gie zu vermitteln.

S. Kostycev B • CS. Kostycev identifiziert Acetaldehyd als Zwi-schenprodukt der alkoholischen Gärung.

W. Küster B • CW. Küster klärt die Struktur des aus Hämoglobingewinnbaren Hämins auf.

P. P. Lazarev BP. P. Lazarev beginnt, die Biophysik der Sin-nesorgane zu studieren, und baut auf der Basiszahlreicher Experimente eine Ionentheorie derNervenreizung auf, die er dann auch zur Erklä-rung der Reizung lebenden Gewebes und derAdaptationsfähigkeit des Auges heranzieht. 1918begründet er in Moskau das wohl erste Institut fürbiologische Physik (später Biophysik) der Welt.

L. C. Maillard BL. C. Maillard untersucht den nach ihm benann-ten Reaktionskomplex, sog. Maillard-Reaktionder nichtenzymatischen Bräunung von Lebens-mitteln.

H. Wieland B • CH. Wieland beginnt mit Untersuchungen der Gal-lensäuren, in deren Ergebnis er sie als Steroideauf der Basis von Cholesterol identifiziert.

GIm November wird in St. Petersburg ein Institutfür Bodenkunde gegründet. In diesem Zusam-menhang wird erstmals die Forderung nach einerbodenkundlichen Landesaufnahme gestellt.

GGründung des Hawaiian Volcano Observatory(HVO) in unmittelbarer Nähe des Vulkans Ki-

1912 660

lauea, in dem viele Verfahren der Vulkanüber-wachung wie die Veränderung der Neigung vonBerghängen, Zusammenhänge zu seismischenAktivitäten, Eruptionszyklen usw. entwickelt undverbessert wurden.

GGründung der Deutschen Paläontologischen Ge-sellschaft in Greifswald, die bereits seit 1871mit eigenem Statut als Sektion in der DeutschenGeologischen Gesellschaft wirksam war.

A. E. Fersman GIn Moskau hält A. E. Fersman eine erste geo-chemische Vorlesung an der Volksuniversität undveröffentlicht eine Gegenstandsbestimmung derGeochemie unter Berücksichtigung historisch-genetischer Gesichtspunkte chemischer Prozesse.Die Definition ist breiter und genauer als dieVorstellungen seiner Zeitgenossen.

B. Gutenberg GB. Gutenberg stellt bei 2 900 km Tiefe eine starkeÄnderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit vonseismischen Wellen fest und leitet daraus einegenaue Bestimmung für die Größe des Erdkernsab.

L. A. A. de Launay GL. A. A. de Launay entwickelt für die Erzlager-stättenlehre das Prinzip, wonach nicht nur danachgefragt werden müsse, wie sich eine Lagerstättegebildet habe, sondern auch warum.

W. Meinardus GW. Meinardus prägt den Begriff des Strukturbo-dens.

S. Passarge GS. Passarge übt leidenschaftliche Kritik an derTheorie von W. M. Davis. In dem Buch Phy-siologische Morphologie erklärt er induktiv dieOberflächenformen auf geologischer Grundlageunter Berücksichtigung der Wirkung von Klima,Meer sowie Pflanzendecke und verleiht der Land-schaftskunde in Deutschland neue Impulse.

A. de Quervain GA. de Quervain leitet die Schweizer Grönland-Expedition, bei der ihm mit drei Begleitern dieerste Querung des Inlandeises von West nach Ostgelingt. Bereits 1909 war er auf seiner erstenGrönland-Expedition vom Umanakfjord (West-grönland) 150 km auf dem Inlandeis vorgestoßen.

K. Rasmussen GVon dem 1910 eingerichteten Stützpunkt Thu-le unternimmt K. Rasmussen bis 1933 sieben„Thule-Expeditionen“ zur philologischen und ar-chäologischen Eskimoforschung. Er dringt tief indie Eskimokultur ein, indem er jahrelang unterihnen lebt. 1912 zieht er zur Nordostküste Grön-lands und entdeckt auf Pearyland die Reste dernördlichsten bekannten Eskimosiedlung.

G. Schott GAuf der Basis langjähriger Forschungen publi-ziert G. Schott mit dem Buch Die Geographie desAtlantischen Ozeans eine grundlegende Zusam-menfassung zu zahlreichen Erscheinungen undzur Gliederung dieses Weltmeeres.

R. F. Scott GVier Wochen nach R. Amundsen erreicht R. F.Scott am 18. Januar 1912 als Zweiter den Südpol.Auf dem Rückmarsch kommen Scott und seinevier Begleiter in einem orkanartigen Sturm, dersie am Erreichen des Vorratslagers hindert, EndeMärz ums Leben.

G. J. Sedov GAuf der Fahrt zum Nordpol muß G. J. Sedovan der Westküste von Nowaja Semlja und 1913auf Franz-Josephs-Land überwintern. Beim Ver-such, den Pol auf Schlitten zu erreichen, stirbter im Frühjahr 1914 nahe der Rudolfinsel. DenBegleitern gelingt im August die Rückkehr mitwertvollem geologischen und ozeanographischenMaterial sowie Beobachtungen zur Eisbildungund zum Erdmagnetismus.

J. Tilho GMit einer Militärexpedition erkundet J. Tilho daskaum bekannte Gebiet zwischen Tschadsee undSahara. Er durchzieht Borku, Ennedi und Tibe-sti, besteigt den Emi Kussi (3 415 m) und führtviele Ortsbestimmungen und Landschaftsaufnah-men durch. Über Wadai und Darfur kehrt er 1917nach Ägypten zurück.

A. Wegener GZusammen mit J. P. Koch durchquert A. Wege-ner Grönland von der Dove-Bucht an der Ost-küste aus. Während der Überwinterung auf demKönigin-Luise-Gletscher stellt er wertvolle me-teorologische und glaziologische Beobachtungenzur winterlichen Jahreszeit an. Im Juli 1913 er-reichen sie bei Upernavik die Westküste.

661 1912 – 1913

A. Wegener GAuf der Jahresversammlung der GeologischenVereinigung in Frankfurt a. M. entwickelt A. We-gener erstmalig Ideen über die Drift der Konti-nente.

F. Wild GIm Rahmen der Expedition von D. Mawson (vgl.1911) erforscht eine Überwinterungsgruppe unterF. Wild bis 1913 die neuentdeckte Königin-Mary-Küste.

1913

H. Dingler WIn dem Buch Die Grundlage der Naturphiloso-phie bemüht sich H. Dingler um eine metho-dische Begründung der exakten Wissenschaften,die er später ausbaut. Diese wird in konstruktiv-axiomatischen Theorien gesucht, in deren Rah-men Gegenstände nach Operationsregeln materi-al erzeugt, nicht bloß formal beschrieben werden.

G. D. Birkhoff MDas Poincarésche „Twisttheorem“ (vgl. 1912)wird von G. D. Birkhoff bewiesen. Das Theoremwurde später beim Studium dynamischer Syste-me erfolgreich eingesetzt und dient insbesonderezum Beweis für die Existenz periodischer Lösun-gen.

O. Bolza MIn Verallgemeinerung der Mayerschen Aufgabe(vgl. 1878) und Anregungen Hadamards folgend,stellt O. Bolza das sog. Bolzasche Variationspro-blem. Es fordert die Bestimmung eines Extre-mums, wobei als Nebenbedingungen Differenti-algleichungen, Gleichungen sowie Gleichungenzwischen den Anfangs- und Endwerten auftre-ten. Bereits 1907 formulierte Bolza ein ähnliches,aber einfacheres Problem.

L. E. J. Brouwer MAufbauend auf Vorarbeiten von H. Poincaré ent-wickelt L. E. J. Brouwer eine induktive Definitionder Dimension auf der Basis des Umgebungs-begriffs, in einem n-dimensionalen Raum ist einPunkt in einer Umgebung enthalten, deren Rand(n-1)-dimensional ist usw. Dieser Dimensionsbe-griff ist wie der Lebesguesche (vgl. 1911) aufabstrakte Räume übertragbar.

E. Cartan ME. Cartan entwickelt eine allgemeine Darstel-lungstheorie für die Lie-Algebren über dem Kör-

per der komplexen Zahlen. Er definiert das Ge-wicht einer Darstellung, durch das jede irreduzi-ble Darstellung eindeutig bestimmt ist. Bei derKlassifikation aller linearen Darstellungen ent-deckt er u. a. die Spindarstellung orthogonalerLie-Algebren.

C. Hamann MMit dem Proportionalhebel und 1925 mit denSchaltklinken gelingen C. Hamann wichtige kon-struktive Verbesserungen der mechanischen Re-chenmaschine. In der Maschine von 1913, die mitmotorischen Antrieb versehen ist, wird zugleichdie Automatisierung von Multiplikation und Di-vision realisiert.

J. Kürschak MJ. Kürschak gibt eine allgemeine Definition derBewertung eines Körpers, betont die Bedeutungnichtarchimedischer Bewertungen und beweist,daß zu gegebenem Körper eine Komplettierungbezüglich einer Bewertung existiert und die Be-wertung auf jede algebraische Erweiterung desKörpers fortgesetzt werden kann.

L. Lichtenstein MDie direkten Methoden der Variationsrechnungwerden von L. Lichtenstein weiter durchgebildet.Insbesondere arbeitet er das Wesen der a priori-Schranken heraus und verschärft die Aussage vonS. N. Bernstein über die Regularität von Lösun-gen regulärer Variationsprobleme.

F. S. Macaulay MBeim Studium der Zerlegung von Idealen in Pri-märideale verallgemeinert F. S. Macaulay denentsprechenden Laskerschen Satz für Polynom-ringe. Er gibt ein Verfahren zur Bestimmung derPrimärideale an und beweist, daß die nichtein-gebetteten Ideale eindeutig festgelegt sind. 1916faßt er den Entwicklungsstand der Theorie derModulsysteme (Polynomideale) in einem kriti-schen Überblick zusammen.

J. Radon MDie Methoden der Borel-Lebesgueschen Maß-und Integrationstheorie werden von J. Radon aufdas Stieltjes-Integral übertragen. Dies führt zumRadonschen Maß, einer volladditiven nichtne-gativen Mengenfunktion, und zum Lebesgue-Stieltjes-Integral in n-dimensionalen euklidi-schen Räumen.

Binnig – Boerhaave 1000

Binnig, Gerd (*1947) 1982 P

Biondo, Flavio (1392–1463)1451 G

Biot, Jean-Baptiste (1774–1862)1801 P, 1803 A, 1804 P, 1806 A, 1806 P,1807 G, 1808 A, 1812 G, 1815 P, 1817 P,1818 P, 1818 C, 1820 P, 1824 A

Biquard, Pierre (*1901)1932 P

Birch, Arthur John (*1915) 1953 B

Birch, Bryan John1957 M, 1960 M, 1963 M, 1977 M

Birch, Francis (1903–1992)1936 G

Bird, John (1709–1776)1750 A

Biringuccio, Vannoccio (1480–um 1539)1540 C, 1540 G, 1563 G

Birkeland, Kristian Olaf Bernhard (1867–1917)1896 A, 1903 C

Birkhoff, George David (1884–1944)1913 M, 1917 M, 1922 M, 1925 M, 1926 M,1927 M, 1932 P, 1934 M

Birks, John Wiliam (*1946) 1982 G

al-Bırunı (973–1048)

˜1000 A, ˜1020 M, ˜1030 G, 1030 M, 1030 B,

˜1045 G, ˜1048 B, 1122 P, 1280 W

Bischof, Carl Gustav Christoph (1792–1870)1824 G, 1837 G, 1846 G, 1847 G, 1877 G,1897 G

Biscoe, John (1794–1843)1831 G

al-Bit.rugı (2. Hälfte 12. Jh.)

˜1180 A, ˜1200 A, 1217 A, ˜1231 A, 1328 A

al-Bit.rujı siehe al-Bit.rugıBitter, Francis (1902–1967)1931 P

Bjarni Herjulfson (im 10. Jh.)985 G

Bjerknes, Carl Anton (1825–1903)1904 G

Bjerknes, Jacob (1897–1975)1950 G

Bjerknes, Vilhelm Frimann Koren (1862–1951)1904 G, 1918 G, 1922 G

Bjerrum, Niels Janniksen (1879–1958)1909 C

Bjorken, James D. (*1934)1964 P, 1969 P

Bjorklund, Gary Carl (*1946) 1949 P

Blaauw, Adriaan (*1914)1952 A

Black, Davidson (1884–1934)1927 B

Black, Sir James W. (*1924)1958 B

Black, Joseph (1728–1799)1755 P, 1756 C, 1762 P, 1763 P, 1783 P

Blackett, Patrick Maynard Stuart (1897–1974)1925 P, 1932 P, 1933 P

Blackman, Frederick Frost (1866–1947)1895 B

Blackwell, Donald Eustace (*1921)1955 A

Blaeu, Johan (1596–1673)1663 G

Blaeu, Willem Janszoon (1571–1638)1663 G

Blagden, Charles (1748–1820)1788 C

Blakemore, Richard Peter (*1942)1975 B

Blakeslee, Albert Francis (1874–1954)1937 B

Blanckenhorn, Max (1897–1947)1910 G

Blanc-Lapierre, André (*1915)1946 M

Blane, Sir Gilbert (1749–1834)1785 B

Blanford, William Thomas (1832–1905)1855 G

Blaschke, Wilhelm (1885–1962)1916 M, 1921 M, 1923 M, ˜1928 M, 1935 M,1961 M

Blaxland, Gregory (1778–1853)1813 G

Bleuler, Eugen (1857–1939)1911 B

Blichfeldt, Hans Frederick (1873–1945)1908 M

Bligh, William (1754–1817) 1787 G

Bliss, Nathaniel (1700–1764)1798 A

Bloch, Felix (1905–1983)1928 P, 1930 P, 1932 P, 1940 P, 1946 P

Bloch, Konrad Emil (1912–2000)1942 B, 1953 B, 1958 C

Bloembergen, Nicolaas (*1920)1948 P, 1956 P, 1960 P, 1965 P

Blome, Hans-Joachim (*1950)1987 A

Bloom, Elliott D. (*1940) 1969 P

Blum, Lesser (*1934)1982 C, 1989 M

Blumberg, Baruch S. (*1925)1964 B

Blümcke, Gustav Adolf 1887 G, 1905 G

Blumenbach, Johann Friedrich (1752–1840)1776 B, 1778 G, 1779 G, 1781 B, 1788 G,1790 B, 1790 G, 1806 G

Board, Christopher1967 G

Bobart, Jacob (der Ältere) (1599–1680)˜1674 B

Bobek, Hans (1903–1990)1928 G, 1937 G, 1949 G, 1953 G, 1959 G

Bocarov, Dimitrij Ivanovic 1784 G

Bochart de Saron, Jean-Baptiste-Gaspard(1730–1794) 1781 A

Bochner, Salomon (1899–1982)1932 M, 1948 M

Bock, Hieronymus (1498–1554)1539 B

Bock, Walter (*1893) 1929 C

Bockmühl, Max (1882–1949)1920 B, 1941 B

Bode, Johann Elert (1730–1793)1768 A, 1772 A, 1774 A, 1776 A, 1781 A,1784 A, 1801 A, 1843 A

Bodenstein, Max Ernst August (1871–1942)1906 C, 1913 C, 1927 C

Bodin, Jean (1529/30–1596)1566 G

Boekelheide, Virgil Carl (*1919)1979 C

Boer, Jan Hendrk de (*1899)1925 C

Boerhaave, Hermann (1668–1738)1732 C, 1734 C, 1756 P

1001 Boethius – Borel

Boethius, Anicius Manlius Severinus(um 480–524)

˜100 M, ˜250 W, ˜505 W, ˜510 M, ˜1128 W,1140 W

Boëtius de Boodt, Anselmussiehe Boodt, Anselmus Boëtius de

Boeuf, Claude Francis1944 G

Bogdanovic, Borislav 1980 C

Bogdanowicz, Karol (1864–1947)1889 G

Bogdanowitsch, Borislavsiehe Bogdanovic, Borislav

Bogoljubov, Nikolaj Nikolaevic (1909–1992)1947 P, 1954 P, 1955 P, 1957 P, 1964 P

Bogomolny, E. B. 1975 M

Boguslawski, Georg Heinrich von (1827–1884)1884 G

Boguslawski, Palon Heinrich Ludwig von(1789–1851) 1839 A

Bohl, Piers (1865–1921)1893 M, 1904 M, 1909 M

Bohlin, Karl P. T. (1860–1939)1909 A

Bohlmann, Georg (1869–1928)1900 M

Bohm [evtl. auch Bohn]1802 B

Bohm, David Joseph (*1917)1955 P

Böhm, Johannes (um 1485–1535)1520 G

Böhme, M. 1618 B

Böhme, Reinhold1981 M

Bohn, René (1862–1922)1901 C, 1912 C

Bohnenberger, Johann Gottlieb Friedrich von(1765–1831) 1797 G, 1816 A, 1826 A

Bohr, Aage Niels (*1922)1950 P

Bohr, Harald August (1887–1951)1924 M

Bohr, Niels Hendrik David (1885–1962)1886 A, 1912 P, 1913 P, 1918 P, 1921/22 P,1922 P, 1924 P, 1927 P, 1929 P, 1936 P,1939 P, 1940 P

Boissier de la Croix de Sauvages,Pierre-Augustin (1710–1795)1746 G

Boissier de Lacroix de Sauvages, François(1706–1767) 1763 B

Bok, Bart Jan (1906–1983)1934 A, 1942 A

Bold, Adolpho J. de1979 B

Boll, Franz Christian (1849–1879)1876 B

Bolos von Mendes (im 3. Jh. v. Chr.)300 v C

Boltjanski, Vladimir Grigorevic (*1925) 1956 M

Bolton, John G. 1946 A, 1949 A

Boltwood, Bertram Borden (1870–1912)1904 P, 1907 P

Boltzmann, Ludwig Eduard (1844–1906)1861 C, 1866 P, 1868 P, 1872 P, 1877 P,1884 P, 1896 P, 1900 P, 1902 P, 1920 P, 1932 P

Bolyai, Farkas [Wolfgang] (1775–1856)1799 M

Bolyai, János [Johann] (1802–1860)1832 M

Bolza, Oskar (1857–1942)1913 M

Bolzano, Bernhard (1781–1848)1816 M, 1817 M, 1851 M

Bombelli, Rafael (1525–1572)1572 M

Bombieri, Enrico (*1940) 1962 M, 1969 M

Bömmel, Hans E.1954 P

Bonaparte, Napoleone, Napoleon I. (1769–1821)1798 P

Bond, George Philips (1825–1865)1848 A, 1850 A, 1857 A

Bond, William Cranch (1789–1859)1840 A, 1845 A, 1848 A, 1850 A, 1852 A,1857 A

Bondi, Hermann (*1919)1948 A

Bonetti, Alberto 1953 P

Bonfils, Immanuel ben Jakob (?–nach 1373)1340 M, ˜1350 M, ˜1381 A

Bonhoeffer, Karl Friedrich (1899–1957)1929 C

Bonitz, S. 1979 B

Bonne, Rigobert (1727–1794)1752 G

Bonner, James Frederick (*1910)1955 B, 1960 B

Bonner, John Tyler (*1920)1965 B

Bonnet, Pierre Ossian (1819–1892)1830 M, 1848 M, 1867 M, 1868 M

Bonnet, Charles (1720–1793)

˜1740 B, 1741 B, 1745 B, 1754 B, 1769 B

Bonomo, Giovan Cosimo (1666–1696)1686 B

Bonpland, Aimé Jaques Alexandre (1773–1858)1799 B, 1802 G, 1804 G

Bontemps, Georges (1799–1884)1829 A

Bonvalot, Pierre Gabriel (1853–1933)1886 G, 1889 G

Bony, J.-Michel 1981 M

Boodt, Anselmus Boëtius de (um 1550–1632)1609 G, 1689 G

Boole, George (1815–1864)1841 M, 1844 M, 1847 M, 1854 M

Boone, William Werner (*1920)1952 M

Borch, Olaussiehe Borrichius, OlausBorchers, Hans Jürgen (*1926)1964 P

Borchgrevink, Carsten Eggeberg (1864–1934)1895 B, 1899 G

Borda, Jean Charles de (1733–1799)1775 A, 1785 G

Bordet, Jules (1870–1961)1898 B, 1901 B, 1906 B

Bordeu, Theophile de (1722–1776)1775 B

Bordier, A. C. 1773 G

Borel, Armand (*1923) 1953 M, 1954 M, 1964 M

Sachwortverzeichnis

AAal– Laichplatz 1904 B, 1908 G

Abakus

˜440 v M, ˜570 M, 604 M, ˜980 M, ˜990 M,

˜1020 M, ˜1043 A, ˜1110 M, 1513 M

Abbau– Curtius- 1894 C

– Eisenerz ˜700 v G

– Hofmann- 1881 C

– Lossen- 1872 C

– Ruff- 1898 B

– Wohl- 1893 B

Abbildung– Artin- 1896 M

– biholomorphe 1974 M

– differenzierbare– – regulärer Punkt1942 M

– flächentreue˜1770 M

– homotope 1926 M

– isomorphe 1907 M

– konforme

˜1614 M, ˜1770 M, 1779 M, 1789 M, 1825 M,1851 M, 1857 M, 1869 M, 1870 M, 1909 M

– lineare 1888 M

– quasikonforme1928 M, 1985 M

– – Fortsetzung1974 M

– Winkel- 1913 G

– winkeltreuesiehe Abbildung, konformeAbbildung der Erde1779 M

Abbildung der Sphäre1960 M

Abbildungsfehler 1684 A

Abbildungsgrad 1910 M, 1911 M, 1912 M

– lokaler 1926 M

– topologischer1934 M, 1955 M

Abbildungssatz– Riemannscher1851 M, 1870 M, 1907 M

Abbildungsverhältnis1693 P

Abdominaltyphus 1880 B

Abendstern ˜532 v A

Aberdaregebirge1879 G

Aberration– Licht 1673 A, 1725/26 A, 1729 A, 1872 P

– sphärische

˜1028 P, 1260 P, ˜1667 P, 1672 A, 1747 P,1769 P

Aberrationskonstante1842 A

Abessinien 1634 G, 1699 G, 1861 G

Abfallbeseitigung 590 v G

Abgasreinigung1882 C

Abgeschlossenheit– algebraische˜1750 M

Abkühlungsgesetz– Newtonsches1701 P

Ablagerung– diluviale 1872 G

– stratigraphische1846 G

Ableitung 1665/66 M, 1697 M

– inverse Funktion1715 M

– kovariante 1869 M, 1887 M, 1893 M, 1963 M

– verallgemeinerte1892 M, 1936 M

Ableitung einer Funktion1751 M, 1797 M, 1878 M

Ablenkung im Magnetfeld1930 A

Abrasion 1882 G

Abschätzung– a priori-

1904 M, 1910 M, 1913 M, 1918 M, 1964 M,1969 M

– Carlemansche1983 M

Absolutbetrag– äquivalenter1918 M

Absorption1770 P, 1777 P, 1803 C, 1804 P, 1856 P,1893 P, 1895 P, 1939 A

– Zwei-Photonen-1961 P

Absorptionsgesetz– photochemisches1820 C

Abspaltungshypothese1879 A

Abstammungslehre1796 B, 1801 B, 1809 B, 1815 B, 1846 B,1848 B, 1863 B, 1867 B, 1871 B

Abstandsbegriff– p-adischer1904 M

Abtragung 1770 G

– flächenhafte1951 G

Abwasserreinigung1830 B

Abzählbarkeit 1874 M

Abzählproblem 1927 M

Abzym 1988 B

Academia– Pontaniana˜1433 W

Académie– francaise 1635 W

1117

Académie de poésie et le musique – Afrika 1118

Académie de poésie et de musique1570 W

Académie des sciences1666 W

Académie du Palais1570 W

Academie Valdarnina1427 W

Accademia Nazionale dei Lincei1603 W

Acetaldehyd 1912 B

Acetat 1942 B

Acetatseide1905 C

Aceton 1834 C, 1838 B, 1883 B

Acetonämie 1874 B

Acetylcellulose 1869 C

Acetylcholin 1914 B, 1926 B, 1936 B

Acetyl-CoA 1951 B

Acetylen 1836 C, 1858 C, 1863 C, 1924 B

Acetylsalicylsäure1899 B, 1971 B

Achromat 1757 P

Acidimetrie 1749 C, 1806 C

Ackerbau

˜9000 v B, ˜7500 v B, ˜7000 v B, ˜6000 v B,

˜600 v B

Acrylamide 1939 C

Acrylester 1939 C

ACTH siehe Hormon, adrenocorticotropesActin 1942 B, 1990 B

Actinium 1899 C

Actinoide 1944 C

Actinometrie 1852 C

Actinomycin 1940 B, 1960 C

Acylierung 1884 C

Adamantan 1933 C

Addition– logische 1864 M

– Michael- 1887 C

Additionsreaktionen1870 C, 1887 C

Additionstheorem– Abelsche Integrale1826 M

– elliptische Funktionen1827 M

– elliptische Integrale1752 M

Addukte 1867 C

Adenin 1883 B, 1938 B

Adenosinmonophosphat, cyclischessiehe Cyclo-AMP

Adenosindiphosphat1941 B, 1947 B

Adenosintriphosphat1929 B, 1949 B, 1954 B

Adhäsion 1806 P

Adrenalin 1901 B, 1904 B, 1936 B

Adriamycin 1969 B

Adsorption1773 C, 1785 P, 1868 P, 1876 P, 1916 P, 1938 C

Adsorptionsgesetz1876 P

Adsorptionsindikatoren1923 C

Adsorptionsisotherme

– Freundlichsche1906 C

Adsorptionsspektrum von Gewebeproben1950 B

Aerodynamik 1648 P

Affe– neue Arten 1988 B

Affenbrotbaum 1749 G

Affinität– chemische1773 C, 1801 C, 1869 C, 1883 C

Affinitätschromatographie1968 B

Afghanistan– Geomorphologie1954 G

Aflatoxine 1966 B

Afrika ˜956 G, 1670 G, 1885 G, 1914 G

– Durchquerung1852 G, 1854 G, 1865 G, 1872 G, 1874 G,1880 G, 1885 G, 1893 G, 1896 G, 1898 G

– Karte 1459 G, 1749 G

– Nord-54 G, 86 G, 847 G, 1166 G, 1325 G,1352/53 G, 1405 G, 1447 G, 1487 G, ˜1524 G,

˜1670 G, 1699 G, 1731 G, 1768 G, 1798 G,1800 G, 1803 G, 1809 G, 1819 G, 1820 G,1821 G, 1822 G, 1826 G, 1836 G, 1840 G,1845 G, 1852 G, 1857 G, 1861 G, 1862 G,1864 G, 1883 G, 1898 G, 1912 G, 1922 G,1926 G, 1941 G

– – Landeskunde1950 G

– Oberflächenformen1931 G

– Ost-1454 G, 1487 G, 1488 G, 1506 G, 1520 G,1613 G, ˜1615 G, 1634 G, 1642 G, 1666 G,1768 G, 1837 G, 1848 G, 1853 G, 1861 G,1865 G, 1886 G, 1887 G, 1889 G, 1890 G,1892 G, 1893 G, 1894 G, 1895 G, 1896 G,1898 G, 1899 G, 1904 G, 1906 G, 1911 G,1927 B, 1933 G

– – Seen 1866 G, 1879 G

– Süd-1482 G, 1485 G, 1488 G, 1705 G, 1795 G,1803 G, 1849 G, 1872 G, 1877 G, 1883 G,1886 G, 1894 G, 1904 G, 1913 G, 1914 G

– Südwest- 1850 G, 1865 G, 1894 G

– – Landschaftsökologie1970 G

– – Regionalgeographie1970 G

– Umseglung 598 v G

– West-1402 G, 1418 G, 1420 G, 1432 G, 1434 G,1441 G, 1443 G, 1444 G, 1445 G, 1446 G,1455 G, 1457 G, 1459 G, 1462 G, 1610 G,1749 G, 1795 G, 1816 G, 1827/28 G, 1832 G,

1119 Afrika – Algebren

1861 G, 1875 G, 1883 G, 1884 G, 1886 G,1887 G, 1891 G

– – Voltastausee1964 G

– Zentral-1876 G, 1892 G, 1893 G, 1895 G, 1898 G,1907 G, 1908 G, 1931 G

Agfacolorverfahren1936 C

Agglutinogen 1927 B

Aggregatzustand1661 C, 1903 P

Agrargeographie1868 G, 1899 G, 1905 G, 1917 G, 1925 G,1932 G, 1933 G

– sozialwissenschaftliche1956 G

Agrikulturchemie 1840 B

Agrimensor ˜100 M, ˜200 M

Ägypten 1798 G, 1820 G, 1822 G, 1865 G

AIDS-Virus 1983 B, 1987 B

Akademie– Dänemark 1742 W

– Deutschland1652 W, 1700 W

– England 1660 W

– Frankreich 1635 W, 1663 W, 1666 W

– Gründung830 W, 1427 W, ˜1433 W, 1459 W, 1490 W,1560 W, 1570 W, 1582 W, 1603 W, 1635 W,1652 W, 1660 W, 1663 W, 1666 W, 1667 W,1700 W, 1711 W, 1713 W, 1724 W, 1739 W,1742 W

– Internationale Assoziation1899 W

– Italien1427 W, ˜1433 W, 1459 W, 1560 W, 1582 W,1603 W, 1711 W

– platonische˜387 v W, 529 W

– Rußland 1724 W

– Schweden1739 W

– Spanien 1713 W

Akkomodation– Augenlinse 1604 P, 1637 P

Akkretionsscheibe1959 A, 1973 A

Akkumulator 1802 P, 1859 P

Akromegalie 1885 B

Aktinometer 1868 P

Aktivierungsenergie1908 C

Aktivität– optische

1811 P, 1815 P, 1818 C, 1845 C, 1848 C,1874 C, 1899 C, 1900 C, 1911 C

– Thermodynamik1907 C

Aktualismus1030 B, 1282 G, 1544 G, 1670 G, 1681 G,1696 G, 1702 G, 1721 G, 1740 G, 1744 G,1750 G, 1761 G, 1770 G, 1776 G, 1780 G,

1785 G, 1802 G, 1821 G, 1822 G, 1828 G,1830 G, 1831 B, 1833 G, 1838 G, 1893 G

Akupunktur ˜600 v B, ˜650 B, 1027 B, 1683 B

Akustik

˜385 v M, ˜100 M, 1701 P, 1787 P, 1819 P,1828 P, 1834 P, 1856 P, 1858 P, 1860 P

– architektonische˜25 v P

Alai (Gebirge) 1877 G

Alaska1732 G, 1736 G, 1741 G, 1763 G, 1778 G,1784 G, 1785 G, 1791 G, 1803 G, 1805 G,1815 G, 1819 G, 1825 G, 1837 G, 1839 G,1842 G, 1885 G, 1896 G, 1936 G

Alaun ˜1520 C, 1796 C

Albertsee 1874 G

Albion 1326/27 A

Alchemie

˜700 v C, ˜334 v P, ˜400 C, 400 C, ˜406 C,

˜420 C, ˜750 C, ˜1100 C, ˜1275 C, ˜1317 C,1330 C, 1660 C, 1723 C

– ägyptische˜300 v C, ˜200 C

– arabische˜760 C, 1034 C, 1144 C

– chinesische˜400 v B, ˜200 v B, ˜317 C

– indische ˜500 v B

Aldehyd1835 C, 1853 C, 1868 C, 1897 C, 1913 C,1927 C, 1938 C

– Nachweis 1881 B

– Synthese1856 C, 1877 C

Aldehydabfangreaktion1916 B

Aldolkondensation1872 C

Aldosteron 1953 B, 1955 B

Aleuten 1741 G

Alge 1841 B, 1855 B, 1860 B

– Fortpflanzung1854 B, 1855 B

– Sexualität 1855 B

Algebra– Anfänge

263 M, ˜400 M, ˜815 M, ˜900 M, 1145 M

– Begründung1837 M

– homologische1943 M, 1956 M

– Lehrbuch ˜1163 M, 1524 M, 1770 M, 1895 M,1930 M

– symbolische1830 M, 1833 M

– Vorlesung 1486 M

Algebren– äußere1862 M

– Banach- 1939 M, 1940 M

– Boolesche1854 M

– Clifford- 1878 M

– darstellungsendliche1985 M

– einfache 1893 M, 1897 M, 1908 M, 1932 M