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50 Jahre
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Die Jubilumszeitung 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubilumszeitung 50 Jahre
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21.5.1966 Einweihung der Stadthalle Offenbach
+++ 1961 Beatles erste Single Love Me Do +++ 1961 Markteinfhrung der Antibabypille +++ 1962 ZDF geht erstmals auf Sendung +++ 1964 Der Minirock wird erfunden +++
Die Stadthalle Offenbach in den 60er Jahren
Einiges politisches Tauziehen gab es im Vorfeld der Planung um die Stadthalle Of-fenbach, doch nachdem am 17.4.1964 der Grundstein gelegt wurde, herrschte zur offiziellen Einweihungsfeier allgemeine Harmonie.
Der Oberbrgermeister Georg Dietrich begrte am Dag-Hammarskjld-Platz den Innenminister Heinrich Schneider, der die Festrede hielt und besonders auf die zuknftige Bedeutung der Halle im sportlichen und kulturellen Bereich aufmerksam machte: Diese Sporthalle dient weithin dem Sport in Schule und Vereinen. Sie dient aber auch in starkem Mae der Pflege des Gemeinschaftsle-bens der Stadt durch gesellschaftliche und kulturelle Veranstaltungen.
Anschlieend bergab der Architekt Eberhard Rieck dem Magistrat als Haus-herrn den Schlssel. Den offiziellen Rah-men rundeten der Gauspielmannszug des Turngaues Offenbach unter Valentin Klas-
Von Festreden, sportlichen Darbietungen, Beatmusik und Skatturnieren Als die Stadthalle am 21.5.1966 das Licht der Welt erblickte, befand sich die Ge-sellschaft im Umbruch. Die Jugend pro-testierte gegen das Establishment und den Krieg in Vietnam, sie stellte die ge-sellschaftlichen Verhltnisse insgesamt in Frage und trumte von einer Vernde-
rung, nicht zuletzt durch die revolutio-nre Kraft von Musik. In dem Veranstal-tungsprogramm der Stadthalle aus dieser Zeit, angesiedelt zwischen Jimi Hendrix und traditioneller Volksmusik, spiegelt sich dieser Konflikt wider.
Skat mit kulinarischem GewinnDas 2. Skatturnier um den Silberpokal der Offenbach-Post fand am 8. Dezem-ber 1967 in der Stadthalle statt. Die Teil-nehmerzahl war auf 700 limitiert, dafr lockten allerdings lukrative Preise. Die Henninger Brauerei stiftete einen halb-en Hektoliter Bier, es wurden 100 Gnse verspielt, der Sieger des Turniers erhielt ein Schwein, auf Wunsch geschlachtet und geviertelt.
Volkschor Offenbach zur Einweihungsfeier.
ser und der Kinderchor des Volkschores Offenbach unter Leitung von Werner Blum mit dem Lied Tritt ein zu dieser Schwelle musikalisch ab.
Die zahlreichen Besucher kamen dieser Aufforderung gern entgegen und be-staunten die sportlichen Vorfhrungen, die auf dem Programm der Einweihungs-feier standen. Geboten wurden Vorfh-rungen mit dem Rhnrad, Basketball und Fechten, Tischtennis und Kunstradfahren, Hallenhandball und Tanzen, Tennis und Hallenhockey, Gymnastik, Hallenfuball
und Turnen. Die Tanzpaare der Offenba-cher Tanzclubs Maingold-Casino und Silvester zogen dann ihre Runden ber das Parkett.
Einen Hhepunkt der Einweihungsfeier markierte schlielich ein Wettkampf der besonderen Art. Dabei standen sich der hessische Meister ASV Siegfried und eine Mannschaft des Stdtischen Tief-bauamtes in der Disziplin des Tauziehens gegenber, wobei das Krftemessen hier eher sportlicher denn politischer Natur war.
Musik, Entertainment
Comedy, Karneval,
Kulturveranstaltungen
Sport, Tanz
Tagung, Messe, Ausstellung
Berichte, Anekdoten
Rubriken:
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In den 60er Jahren war die Fernsehwelt scheinbar noch in Ordnung. Die Pro-grammvielfalt war berschaubar, das Fernsehgert hatte seinen festen Platz im Wohnzimmer der Familie und die sta-tistische Anzahl der Apparate konnte an einem Finger abgezhlt werden. So-mit herrschte Frieden in der Umwelt der schwarz-weien Bilder. Von Medien-berflutung und Musikkanlen war man weit entfernt. Doch dann kam der Hauch einer telegenen Revolution, der den Bil-dungsauftrag des Fernsehens erschttern sollte.
Stein des Anstoes war die Sendung Beat, Beat, Beat, die jugendgefhr-dende Beatmusik direkt in die heimischen Wohnzimmer bertrug. Der Hessische Rundfunk zeichnete die Veranstaltungen oft in der Stadthalle Offenbach auf. Die Gsteliste der Serie, die von 1966 - 1969 aufgezeichnet wurde, war beeindruckend. Legendr der Auftritt der Kinks in der Stadthalle, ausgestrahlt im Januar 1966, der die Band in Deutschland populr machte und die auch in den 70er Jahren in der Offenbacher Halle spielte.
Die Fernsehwelt war also nur scheinbar in Ordnung, der Interessenkonflikt zwischen den Generationen in den Wohnzimmern vorhersehbar: Blauer Bock oder Beat, Beat, Beat .
Beat, Beat, Beat Die Flimmerkiste zu Besuch
Volksfeststimmung wie auf dem Mnchener Oktoberfest herrschte im November 1967 in der Stadthalle als Ernst Mosch und seine Egerlnder Musikanten und das Original Oberkrainer Quintett Avsenik zum Konzert baten.
Die Mischung zwischen Walzer, Mrschen und Volksmusik kam bei den Besuchern der vllig berfllten Halle nicht nur gut an, das Gebude bebte. Als Titel aus dem Repertoire von Avsenik intoniert
Kaum war die Stadthalle erffnet, lockte sie die Stars aus Rock & Pop an. Jimi Hendrix, der gerade begann, mit Songs wie Hey Joe und als Enfant terri-ble an der Gitarre fr Aufsehen zu sorgen, gastierte am 18. Mai 1967 in Offenbach und machte seinem Ruf alle Ehre.
Wild aussehend und irgendwie wegge-treten betrat der US-Musiker die Bh-ne, berichtete ein Augenzeuge. Seine
eher bodenstndig
eher wild
wurden, etwa der Bergsteigerwalzer oder Stelldichein in Oberkrain, waren die Zuhrer begeistert.
Nicht nur die Beatmusik erregte die Gemter, sondern auch die bodenstn-dige Musik fllte die Stadthalle in dieser Zeit. Ernst Mosch und seine Begleitung begeisterten die Liebhaber von Volks-musik und lieen sie die Sorgen um ihre zumeist rebellische Jugend fr einige Stunden vergessen.
artistisch-musikalischen Darbietungen hatte so noch niemand gesehen: Hendrix spielte Gitarre in Perfektion, spontan und mhelos, auch auf dem Rcken und am Ende sogar mit der Zunge. Er hielt dabei stets den Takt und wirkte trotz der an-spruchsvollen Riffs fast gelangweilt. Das Publikum sprte, dass es Teil von etwas Neuem, Besonderen war. Das wilde 1968 hatte vorab schon einmal am Main vor-beigeschaut
Genau einem Monat nach seinem Kon-zert in Offenbach, am 18. Juni 1967, trat Jimi Hendrix brigens mit seiner Band auf dem Monterey Pop Festival auf, was seine Popularitt enorm steigerte unter anderem dadurch, dass er am Ende seine geliebte Gitarre anzndete.
Der Tanzclub Maingold-Casino aus Offenbach veranstaltete in der Stadt-halle seit den 60er Jahren immer wieder Amateurtanzsportveranstaltungen im Rahmen von festlichen Bllen und legte so den Grundstein fr viele Tanzsportver-anstaltungen in dieser Halle. Besonders die neuartige Mischung aus Standard-tnzen und lateinamerikanischen For-mationen zeichnete die Turniere aus, so den traditionellen Deutschlandpokal, bei dem die Sieger als Prmie keinen Pokal,
Turniertanz nicht nur im Dreivierteltakt
sondern einen Koffer aus der Lederstadt Offenbach gewinnen konnten.
1966 Sigi Held weiht die ZDF Torwand ein +++ 1967 Start Farbfernsehen +++ 1968 Erste Herztransplantation in Kapstadt +++ 1969 Neil Armstrong erster Mensch auf dem Mond
Auszug aus unserer Gsteliste:
1966 21.05. Einweihung der Stadthalle Offenbach
1967 18.05. Jimi Hendrix 24.05. Beat fr Bolivien 27.05. Liederkranz 1862 Amstetten 16.11. The Kinks 18.11. Ernst Mosch & seine Egerlnder Musikanten 08.12. 2. Skatturnier der Offenbach Post
Jimi Hendrix
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1970 05.02. Canned Heat 09.09. France Gall 13.09. The Who 23.09. The Taste 27.11. Deep Purple
1971 02.02. Johnny Winter 26.02. Pink Floyd
1972 Jackson Five 19.07. Paul McCartney & Wings
1973 15.01. Genesis mit Peter Gabriel, Phil Collins... 16.01. Genesis mit Peter Gabriel, Phil Collins... 05.09. Frank Zappa
1974 31.01. Genesis
1975 10.01. 12. Hallenfuball- und Handball Turnier 05.04. Jack Bruce Band
1976 09.03. Rory Gallagher 19.03. Neil Young 29.05. SG Dietzenbach VfL Gummersbach (Handball) 16.11. Linda Ronstadt
Die Stadthalle Offenbach in den 70er Jahren
Galt in der politischen Debatte der vermeintlich erwachsen gewordenen Bundesrepublik das Motto keine Experimente, so kann bei den Veranstaltungen der inzwischen ins Jugendalter gekommenen Stadthalle nur bedingt davon die Rede sein. Sie prsentiert sich mit musikalischen Darbietungen, die mehr als experimen-tierfreudig sind. Den Gsten werden zwar auch Treffen der sportlichen und traditionellen Art prsentiert, die Stadthalle entwickelt sich aber in dieser Zeit zu einem Mekka der Rock- und Popmusik.
Die Jugendbewegung in Aufbruchsstimmung. Von Klangexperimenten, Krawall und kurzsichtigen Knstlern
Die Bilanz der Stadthalle ein Jahrzehnt nach ihrer Einweihung war durchweg positiv.
So fanden im Jahr 1976 nach einer Sta-tistik 122 Veranstaltungen statt, die von 155.197 Gsten besucht wurden, was einen Besucherrekord darstellte. Am be-
1000 Jahre Offenbach und 10 Jahre Stadthalle
liebtesten waren Rock- und Popkonzerte. Aber auch Sport- und sonstige Veranstal-tungen, wie Tagungen und Ausstellun-gen, waren sehr gut besucht.
Die Stadt Offenbach bedankte sich zu ih-rer 1000-Jahrfeier und lud am 14.10.1977 zur Groen Sport- und Musikschau in
+++ 1970 der erste Tatort wird ausgestrahlt +++ 1971 Trennung der Beatles +++ 1972 Watergate Affaire +++ 1972 Fuball Europameister Deutschland +++ 1973 Geldautomat wird patentiert
die Stadthalle ein. Oberbrgermeister Walter Buckpesch begrte die Brger zu einem bunten Sportprogramm, das am spteren Abend durch ein Musik-programm mit Bata Illic und seinem En-semble den musikalischen Hhepunkt erlebte.
Die Stadthalle in den 70ern.
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Dort lernte das Rockbusiness laufen
Redaktion: Herr Lieberberg, am 7. Sep-tember 1970 haben Sie in der Mnster-landhalle in Mnster ihr erstes Konzert mit der Band The Who veranstaltet. Sie sind anschlieend im VW-Kfer, die Band im Gefolge, in Richtung Offenbach ge-fahren. War es schwierig, in der Stadt und Umgebung ein Hotelzimmer zu finden?
Marek Lieberberg: Es war schwieriger in Mnster ein Hotelzimmer zu finden, nachdem wir dort als Folge einer Kande-labereinlage von Keith Moon, der sich an den Deckenleuchter geschwungen hatte, aus dem Schlosshotel Wilkinghege raus-geflogen sind. Der Auszug verlief nicht ganz unglimpflich. Als wir versuchten, in der Umgebung ein anderes Hotel zu fin-den, war das unmglich. Wir waren ge-zwungen, noch in der Nacht weiter nach Frankfurt zu fahren. Das Schlosshotel Wilkinghege konnte zum Glck nicht die ganze Welt ber diesen Vorfall, der die Welt verndert hat, unterrichten. Inso-fern haben wir mit der Band problemlos in Frankfurt ein Hotel gefunden.
Entscheidender war eigentlich, dass ich in einem VW-Kfer vor dem Truck mitge-fahren bin, um sicherzustellen, dass die Gruppe den Weg nach Offenbach auch findet, wo das nchste Konzert statt-fand.
Redaktion: Das Konzert fand dann am 13. September 1970 statt. Welche Erin-nerungen haben Sie an dieses Ereignis?
Marek Lieberberg: Ich erinnere mich sehr deutlich an eine unglaubliche Band, eine Kultband, die wie keine zweite Auftritts-arten verndert hat. Provokante Kleidung, Zertrmmerung von Gitarren, gleichzeitig groartige Songs, ein beispielloser Gitar-rist, ein Vokalist, der zum Prototyp fr Leadsnger wurde, ein begnadeter, wil-der Schlagzeuger, der die ganze Proble-matik des Musikerlebens in sich vereint hat. Schlielich ein vehementer Auftritt, der die Halle zum Bersten brachte.
Offenbach war so eine Halle, wo man ge-sagt hat, wenn es vorne voll wird, dann muss man hinten die Tren aufmachen. Es war ja nicht irgendein Ort, sondern die Stadthalle war die einzige Halle weit und breit, die fr Musik dieser Art zur Verfgung stand. Ich habe die wunder-vollsten Erinnerungen an eine Vielzahl von Auftritten. Pink Floyd hat dort mit Orchester gespielt. Oder wenn ich an Johnny Winter denke, der seine erste Deutschlandtournee in Offenbach erff-net hat. Er war schwer kurzsichtig, und
als er vom Scheinwerferlicht geblen-det die Fans begrte, fiel er von der Bhne. Er musste eine dreiviertel Stunde behandelt werden, bevor er mit dem Set beginnen konnte.
Redaktion: Roger Daltrey von The Who sagte krzlich, dass die Zeit damals sehr explosiv war. Konzerte waren noch ein Ereignis, das die Menschen bewegte. Knnen Sie hier Vernderungen beo-bachten, hat Musik heute noch diese gesellschaftsverndernde Kraft?
Marek Lieberberg: Ich wrde nicht sagen, dass sich die Welt so grundlegend vern-dert hat. Es ist klar, es war eine andere Zeit mit einem anderen Zeitgefhl.
Wir drfen nicht vergessen, diese Musik war Teil einer Jugendbewegung, die da-mals geboren wurde. Insofern herrschte eine ganz andere Spannung drin. Es war eine Musik, die politisch beeinflusst war, es gab eine sehr starke Aufbruchsstim-mung. Die Rockmusik war ja auch die erste Musik, die sich junge Leute selbst geschaffen hatten. Es war nicht mehr die Musik der Eltern, es war nicht die Musik der Vter, es war eine eigenstndige Mu-sik. Die Jugend wollte Schluss machen mit der permanenten Bevormundung.
Der lange Weg durch die Institutionen, den beispielsweise die Grnen gegan-gen sind, nahm damals in den 68er und frhen 70er Jahren seinen Anfang. Man glaubte an die Mglichkeit, die Gesellschaft verndern, verbessern zu knnen. Die Musikkultur war Teil der An-tikriegsbewegung, eine selbstbewusste Jugendbewegung.
Aber es gab auch eine Verklrung mit Ex-zessen. Die allzu euphorisch propagier-te Bewusstseinserweiterung entpuppte
sich als schwerwiegender Fehler. Die gesamte Drogenszene fand darin ihren Ursprung, der zu vielen tragischen Ereig-nissen fhrte.
Es gibt auch heute wieder Gruppen, die unser Bewusstsein beeinflussen. Ich wrde nicht sagen, dass das unbedingt Robbie Williams ist. Aber Knstler wie Jack Johnson und James Blunt, eine Norah Jones oder Katie Melua fhren die Menschen musikalisch und emotional auf den Kern der Dinge zurck.
Redaktion: Herr Lieberberg, Sie haben inzwischen unzhlige Hallen und Spiel- flchen als Veranstalter mit ihren Knstlern bespielt, was zeichnet die Stadthalle in Offenbach aus?
Marek Lieberberg: Die Stadthalle selbst ist deshalb tief in unserer Erinnerung ver-ankert, weil sie einer der ersten Schau-pltze fr Massenevents war. Bis zu 5000 Leute haben dort Deep Purple erlebt, die Jackson Five sind aufgetreten.
Die Stadthalle war fast ein Mekka der Rock- und Pop- musik. Dort lernte das Rockbusiness laufen.
Wir wussten doch nicht, wie Anlagen auf-gebaut werden, welche Stromanschlsse erforderlich sind, wir haben das alles dort gelernt. Die Halle war sozusagen ein le-bendes Tour-Experiment. Wir sind mit ihr gewachsen und erwachsen geworden.
Der Ort war auch deshalb so spannend, weil durch die Einbettung der Bhne in die Tribnen eine enorme Nhe des Pu-blikums gegeben war. Es war von der Stimmung her elektrisierend dort aufzu-treten und zu spielen, technisch schwie-rig, aber knstlerisch sehr reizvoll. Man kann es mit der Atmosphre auf dem Bie-berer Berg vergleichen, nmlich hautnah dran und deshalb auch so explosiv und spannend. Das ist ja genau das, was die Rockmusik ausmacht, nmlich eine di-rekte Wirkung Knstler/Publikum, und die war in der Stadthalle einzigartig.
Redaktion: Was wnschen Sie der Stadt-halle zum 40. Geburtstag?
Marek Lieberberg: Ich wnsche der Stadthalle, dass sie in den Kreis der Hal-len zurckfindet, die heute mit Erfolg bespielt werden knnen. Das kann sie jedoch nur, wenn sie dazu technisch in die Lage versetzt wird. Eine Vorausset-zung ist eine moderne Bhne mit ent-sprechenden Hngevorrichtungen fr Ton und Licht. Wenn dies gelingt, kann die Stadthalle zurckkehren in den Kreis der ersten Locations. Die Mglichkeiten sind vorhanden. Wir sehen positive Be-mhungen und wrden uns freuen, wenn die Stadthalle den Sprung in die nchsten 40 Jahre schafft.
Marek Lieberberg, Konzertveranstalter, leitet die Marek Lieberberg Konzert- agentur, die fhrende Agentur in Europa.
+++ 1974 Deutschland wird Fuballweltmeister im eigenen Land +++ Muhammed Ali wird Boxweltmeister +++ 1977 D. Thurau trgt 14 Tage das gelbe Trikot bei der Tour de France
Marek Lieberberg Foto: Ernst Stratmann
Interview mit Marek Lieberberg von 2006 anlsslich des 40. Jubilums
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Die Offenbacher Stadtmeisterschaften der Fuball- und Handballamateure fan-den vom 10. 12.1. 1975 in der Stadthalle statt und sorgten beim Publikum gleich fr Begeisterung. Das erstmalig in der Halle von der SG Rosenhhe veranstal-tete Turnier war an Endspieldramatik im Bereich der Kicker kaum zu berbieten.
Das Rennen machte vor ausverkaufter Kulisse schlielich nach Verlngerung und Siebenmeterschieen die SV Gemaa Tempelsee gegen die SKG Rumpenheim. Den dritten Platz teilten sich nach einem kuriosen Siebenmeterschieen der VfB Offenbach und die SG Rosenhhe, da auch nach 17 geschossenen Siebenmetern kein Sieger feststand. Bei den Handballern siegte der OFC Kickers im Endspiel gegen die TSG Brgel, beim Spiel um den dritten Platz gewann die SG Rosenhhe gegen den TV Bieber. Die Stadtmeisterschaften waren immer fester Bestandteil und ein Hhepunkt der sportlichen Saison in der Stadthalle.
Allerdings bewhrte sich die Halle ber diese Veranstaltung hinaus auch als Arena fr Profihallenhandball. Besonders die Bundesligaspiele der SG Dietzenbach sorgten fr Spannung und Handball der Extraklasse in der zumeist ausverkauften Stadthalle, die sich dann in einen Hexen-kessel verwandelte.
The Who und das Who is Who der Rock- und Popmusik in Offenbach
Dramatik im Siebenmeterraum
Die Stadtmeisterschaften:
In den 70er-Jahren entwickelte sich die Stadthalle in Offenbach zu einem Zentrum der Rock- und Popmusik im Rhein-Main Gebiet, wenn nicht der Bundesrepublik Deutschland berhaupt. Zwar wurde der Charakter einer Mehrzweckhalle beibe-halten, es fanden auch Sport-, Karnevals-veranstaltungen und natrlich Blle statt, doch gerade in diesen Jahren strahlten hier viele neue Kometen am Himmel der jungen Beatgeneration auf und begeis-terten die jungen Menschen. Zahlreiche Bands und Knstler sollten nicht am Him-mel verglhen, sondern entwickelten sich in den folgenden Jahren zu Stars, die Mu-sikgeschichte schrieben.
Legendr war das Konzert von The Who am 13.9.1970, das von Marek Lieberberg veranstaltet wurde und mehr als 4000 Gste in die Halle lockte. Die als ex-zentrisch geltende Band, die auch gele-gentlich ihre Instrumente auf der Bhne zerstrte, spielte auch Stcke aus ihrer Beat-Oper Tommy. Insgesamt war der Auftritt von Pete Townshend, Roger Dalt-rey, John Entwistle und Keith Moon sehr konzentriert, im Vortrag mitreiend und hatte, wie ein Kritiker der Frankfurter All-gemeinen Zeitung feststellte, durchaus Stil. Das Publikum und der Veranstalter dankten es der Band schon whrend des Konzerts lautstark.
Weitere junge Wilde nahmen die Einla-dung nach Offenbach an. Schon kurze Zeit spter, am 26.2.1971, gastierte Pink Floyd in der Stadthalle, eine Band die durch ihren eigenwilligen Sound Musik-geschichte erschaffen sollte und mit die-sem Konzert einen kurzen Abschnitt ihrer bewegten Geschichte in die Starchronolo-gie der Stadthalle eingeschrieben hat.
Um nur einen kurzen Ausschnitt aus der Konzertgala dieser Zeit zu skizzieren, seien einige Namen erwhnt. So betraten beispielsweise Peter Gabriel, Phil Collins und Genesis 1973 und 1974 die Rampe, dann kehrte Woodstock in neuen Tnen mit Neil Young 1976 auf die Bhne zurck und schlielich musizierte ein leicht un-tersetzter junger Mann namens Meat Loaf in der Halle.
Ein wunderbares Jahrzehnt der Rock- und Popgeschichte in Offenbach. Kurz er-whnt soll allerdings noch eine Veranstal-tung am 2.2.1970 sein. Da prsentierte ein Reiseveranstalter in der Stadthalle sein Angebot mit einem jungen und noch unbekannten Moderator und einer gro-artigen Diva der Branche als Gaststar. So trafen sich Rudi Carrell und Zarah Lean-der in Offenbach auf der Bhne.
Pop at its best!
+++ ABBA gewinnt mit Waterloo den Grand Prix +++ Der erste VW Golf geht vom Band +++ Die Verkehrssnderkartei in Flensburg wird eingefhrt +++ 1975 Der weie Hai wird
1977 14.01. Manfred Manns Earth Band 20.03. Europameisterschaft der Tanzgarden Die Waze 29.04. Black Sabbath 14.10. Sport- u. Musikschau 1000 Jahre Offenbach
1978 18.05. Blue yster Cult 11.06. Meat Loaf / Rockpalast 29.09. Weather Report 03.10. Rory Gallagher 05.10. James Last 09.10. Steve Hackett 11.10. Black Sabbath 16.10. Chuck Berry Show 19.10. AC/DC 23.10. The Kinks 01.11. Barclay James Harvest 16.11. Smokie 18.11. Tanzturnier Deutschlandpokal Lateinamerikanische Tnze
1979 21.01. Uriah Heep 24.01. Blood, Sweat & Tears 07.02. Billy Joel 06.04. Lou Reed 07.05. Mothers Finest 23.05. Dire Straits 28.05. Rush 20.11. AC/DC
www.genesismuseum.com
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Die bermutter experimenteller Musik
Lou Reed, Randale und der Albtraum eines jeden HallenmeistersZu keinem Dialog kam es am 6.4.1979 in der Stadthalle zwischen Lou Reed, seinem Publikum, den Ordnungshtern der Halle, sowie der rtlichen Polizei.
Anfnglich verlief das Konzert wie geplant, allerdings beschimpfte Reed die amerikanischen Zuhrer zunehmend und wollte sie der Halle verwiesen wissen. Whrend der Zugabe kam es zum Showdown, als es zu einem Handgemenge zwischen dem Knstler und einem Gast kam und sich diese Auseinandersetzung in den Zuschauerraum bertrug.
Zu einem besonderen Klangerlebnis hat die Stadthalle am 5.9.1973 eingeladen, als Frank Vincent Zappa und seine Band, die Mothers of Invention, zu Gast waren. Die Erwartungshaltung der Fangemein-de in der Halle war ge-spannt, gerade weil sie bei dem exzentrischen Musiker nie genau wute, was zu erwarten war und eben darin die Spannung lag. Nach einer lngeren, verletzungsbedingten Pause prsentierte er neue Kompositionen aus seinem Soundlabor, die verordnete Ruhe in seiner Werkstatt wirkte bei dem Auftritt allerdings alles andere als ruhig, sondern sehr experi-mentierfreudig.
Die Mothers of Invention haben ihre Zu-sammensetzung in den Jahren zuvor im-mer wieder variiert, die Erfindungsgabe der Mtter und ihre berraschenden mu-sikalischen Mixturen an diesem Abend in Offenbach waren aber unverndert, wie die des musikalischen Alchemisten Zap-pa auch. Die Rezeptur seiner schrgen Kompositionen, musikalisch angesiedelt zwischen klassischer Avantgarde, Free
Jazz und elektronisch hergestellten Kln-gen aus der Alltagswelt, in Verbindung mit politischen Textcollagen, hat weiten Spielraum fr freie Improvisationen ge-lassen. Die Musiker der Gruppe nahmen
das Angebot dankend an und knpften ihre Instru-mente zu einem Klangtep-pich mit unterschiedlichen Variationen zusammen. Die Musiker der Mtter setzten sich zusammen aus Jean-Luc Ponty an der Geige, dem Pianisten George Duke am Synthesizer, an der Klarinet-te und am Saxophon gebar Ian Underwood schrge Tne, fr die Percussion in Form von Marimbaphon und
Vibraphon war Ruth Underwood zustn-dig, an der Posaune staunte man ber Bruce Fowler, Thomas W. Foyler spielte mit dem Bass und die Drums bediente Ralph Humphrey.
Der Dirigent und Tftler des Geklppels zeigte sich in Hchstform und impro-visierte zwischen Gitarre, Gesang und krperlichen Einlagen. Damit besttigte Frank Zappa seinen Ruf als bermutter experimenteller Musik eindrucksvoll.
Die anschlieende Saalschlacht forder-te ihren Tribut. Der Knstler wurde in Polizeigewahrsam genommen und nach Hinterlegung einer Kaution freigelassen. Der Schaden an der Halleneinrichtung samt Technik und Bestuhlung betrug 30.000 DM, und die Nerven des Konzert-veranstalters und aller Beteiligten lagen blank, besonders die des Hallenmeisters am nchsten Morgen.
Vor einer kleinen Gemeinde treuer Fans trat am 10.10.1978 Klaus Schulze in der Stadthalle auf. Der Musiker wirkte auf der Bhne so unscheinbar wie sein Name, da sein Equipment ihn fast verschluckte. Die multimediale Bhnenperformance bestand aus Leinwnden, die artifizielle Filme zeigten, und riesigen Synthezi-sern, die das Buntoptische klangfarbig untermalten. Klaus Schulze ist nur we-nigen bekannt, das ist auch weiterhin so
Der bervater elektronischer Musik
geblieben. Trotzdem bewies die Stadt-halle hier einen Riecher fr zuknftige Trends, er war der erste, der vollstndig elektronische Musik einspielte und gilt somit als bervater von Trance und Tech-no. Leider gilt der Prophet manchmal im eigenen Land nichts, in Japan ist Klaus Schulze allerdings bekannt geworden, so steht er im Tokyo Wax Museum als Wachsfigur.
ausgestrahlt +++ 1976 Bjrn Borg gewinnt Wimbledon +++ Beginn der PC Revolution mit der Grndung von Apple Computer +++ 1978 Karol Wojtyla wird Papst Johannes Paul II. +++
Lou Reed Foto: Ralf Zeigermann, www.zeigermann.com
Knstlergarderobe in den 70ern
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1980 17.04. Scorpions 02.06. Black Sabbath 24.06. Roxy Music 15.09. Peter Gabriel, Support: Simple Minds
1981 09.03. Mike Oldfield 10.03. Mike Oldfield 11.09. Randy Rhoads 09.11. Ozzy Osbourne 19.11. Marius Mller-Westernhagen 02.12. Ideal
1982 06.05. Scorpions 11.05. Rory Gallagher 01.11. Helen Schneider 03.11. Motrhead 07.11. SG Dietzenbach TSV Nettelstedt (Handball)
1983 20.01. Whitesnake 21.03. Nena 22.05. Marius Mller-Westernhagen 26.05. Wolfgang Ambros 18.09. Black Sabbath 05.10. Stray Cats 01.11. KISS 30.11. Dio 14.12. Ozzy Osbourne
1984 13.02. Judas Priest 02.04. Nena 12.04. Nena 07.05. Marillion 11.06. Bob Dylan 05.07. Marillion 17.10. KISS, Support: Bon Jovi 24.10. Queensrche 12.12. Depeche Mode 21.12. BAP 22.12. BAP
1985 29.01. U2 11.03. Accept 18.06. BAP 01.10. Rodgau Monotones 18.11. Gary Moore 29.11. 50 Jahre OKV 04.12. The Cure
Die Stadthalle Offenbach in den 80er Jahren
Die Stadthalle besttigte in den 80er Jahren ihren herausragenden Ruf als ein Zentrum der Rock- und Popmusik im Rhein-Main Gebiet. Durch Umbauma-nahmen konnte die Halle in der obersten
Von sehr lauter Musik, maskierten Schockrockern, dem OKV und neuer deutschsprachiger Vielfalt
Liga mitspielen und den inzwischen breit gefcherten Musikstilen beste Bedin-gungen bieten. Es kamen nicht nur inter-nationale Stars, auch die neue deutsche Popmusik feierte hier gern, und nicht
+++ 1980 Attentat auf John Lennon +++ 1980 Die Neue Deutsche Welle erreicht ihren Hhepunkt +++ 1982 Nicole gewinnt den Grand Prix
zuletzt die regional ansssigen Vereine empfingen gerade in der nrrischen Zeit ihre Gste nach wie vor in der Halle. Trotz unterschiedlicher Geschmcker waren der Kulturvielfalt die Tore geffnet.
Die BierleitungIm Zuge der Renovierungsarbeiten an der Stadthalle wurde ein sagenumwobenes Relikt entfernt, das beim Kunden und Wirt am Tresen der Stadthallengastro-nomie ber Jahrzehnte fr rger gesorgt hatte. Bei dem Einbau der Kche in der Halle hatte der zustndige Innenarchitekt eine Zapfanlage geplant, was bei dem er-warteten Andrang von durstigen Gsten durchaus sinnvoll erscheint.
Allerdings belastete er den zustndigen Wirt mit einem Fluch, indem er die Leitung der Anlage direkt neben den Heizungs-rohren installierte. So wurde am Tresen das Bier vom Gastronom zwar immer hflich serviert, war aber zwangslufig untemperiert und vom Endverbraucher folglich nicht honoriert.
Beide verfluchten schlielich den Verur-sacher gemeinsam, die Leitung wurde folgerichtig spter entfernt, der Gersten-saft fortan himmlisch khl serviert und besagter Innenarchitekt schmort ber seinen Plnen an einem anderen Ort.
Gut koordiniertEine Performance der besonderen Art boten Mike Oldfield und seine Musiker am 9. und 10.3.1981 in der Stadthalle. Hoch konzentriert veranstalteten sie eine symphonische Darstellung mit ihren Mu-sikinstrumenten und Stimmen. Die Musi-ker bewegten sich dabei auf der Bhne wie Sprinter auf einer Leichtathletikstre-cke und wechselten zwischen Gitarre,
Mandoline, Keyboards, Drums und Ge-sang. Das Publikum stand in den Rngen begeistert auf den Sthlen, whrend sich die Akteure davon unbeeindruckt und ohne den Anschein von Anstrengung zu vermitteln, weiter konzentriert zwischen den Instrumenten bewegten und die von ihnen geplante Symphonie koordiniert ins Ziel brachten.
Offenbach ist nicht Kln, der Main auch nicht der Rhein, trotzdem ist die Stadt eine kleine Hochburg des Karnevals, wie die vielen Vereine in der Stadt zur nr-rischen Zeit immer wieder eindrucksvoll zeigen. Fr Manfred Roth, bis 2014 erster Vorsitzender des Offenbacher Karneval-verein, der Dachorganisation der Offen-
Die Stadthalle in der fnften Jahreszeitbacher Karnevalsvereine, ist das ganze Jahr Saison und die Stadthalle ist in diese Planungen immer einbezogen.
So veranstaltet der OKV traditionell seine Sitzung Feuerwerk der guten Laune und den Seniorenvormittag in der Waldstrae. Zur karnevalistischen Tradition der Stadt-halle gehren auch die TGO Elfer von 1896
In seiner Heimatstadt Kln wird der Musi-ker Wolfgang Niedecken liebevoll als der Bob Dylan der Sdstadt bezeichnet, wenn er mit Gitarre und Mundharmonika auftritt. Am 21. und 22.12.1984 gastierte er mit seiner Band BAP im Rahmen ihrer zwesche Salzjebck un Bier Tour in der Stadthalle und brachte den Offenbachern den Klschen Dialekt nher. Wie man der Set-Liste entnehmen kann, tauchte auch ihr Hit Verdamp lang her auf, der Po-tential zum Mitsingen hat, bei Liedern wie Wenn et Bedde sich lohne dt
Zwesche Salzjebck un Bierund Jraaduss kamen die Offenbacher Fans zwischen Brezel und ppler in einige Schwierigkeiten.
und die Elferabteilung der Gemaa Tem-pelsee, die ihre groe Sitzung als einen jhrlichen Hhepunkt des Vereinslebens in der Halle feiern. Jenseits von Stadt, Land, Fluss ist dadurch der Pegel des Frohsinns in der Stadthalle whrend der fnften Jahreszeit bei allen Beteiligten garantiert berdurchschnittlich hoch.
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Redaktion: Der Offenbacher Karneval-verein hat einmal kurz vor Weihnachten Karneval gefeiert, das war am 29.11.1985 zum 50-jhrigen Bestehen in der Stadt-halle. Herr Roth, erinnern Sie sich an die Veranstaltung?
Manfred Roth: Ja, das war die Auftakt-veranstaltung zur Jubilumsfeier 50 Jahre OKV, der Dachorganisation des Offenba-cher Karnevals. Zu diesem Anlass wurde
im November, in Anlehnung an den 11.11., in der Stadthalle eine groe Sitzung ver-anstaltet, in der nicht nur der Elferrat der Dachorganisation, sondern der aller angeschlossenen Vereine auf der Bhne sa. Damit waren etwa 15 Rte auf dem gesamten Bhnenraum verteilt. Es war vom Aufwand her eine der grten Ver-anstaltungen, weil auch die seitlichen Rnge mit als Bhne genutzt wurden. Im Zuschauerraum waren noch die langen Sitzreihen, die alle besetzt waren, die Stadthalle war ausverkauft, es war eine Groveranstaltung.
Redaktion: Der OKV und die Stadthalle waren immer verbunden, inzwischen richten Sie mehrere Veranstaltungen in der nrrischen Zeit aus, also auch Kinder- und Seniorenkarneval.
Von Prinzen und dem Popocatepetl
Manfred Roth: Der OKV macht als Kar-nevalsverein und Dachverband auch Sit-zungen, hnlich wie etwa der groe Rat in Frankfurt. Kurz nach der Erffnung der Stadthalle war es Alfred Seeger, damals Chef des Karnevals, Ehrenbrger, inzwi-schen leider verstorben, der die Veran-staltungen von Theatern und hnlichen Rumlichkeiten in die Stadthalle gebracht hat. Dadurch begann eine bis heute dau-
mit Ein bichen Frieden +++ Thriller von Michael Jackson erscheint +++ ABBA trennen sich +++ 1985 Boris Becker gewinnt Wimbledon +++
ernde Verbindung und Freundschaft mit der Stadthalle.
Der gemeinsame Kinderkarneval war am Fastnachtssonntag, ist aber inzwischen in Veranstaltungen verschiedener Ver-eine aufgegangen. Zu der jhrlich statt-findenden Sitzung kam dann der Prinzen-treff dazu, ein Anlass, bei dem sich alle vorherigen Prinzenpaare treffen. Dieses Treffen wurde zu einer Seniorenveranstal-tung umgebaut, die traditionell immer am Rosenmontagmorgen in der Stadthalle stattfindet. Die Teilnehmer reisen dazu hufig von weit her an, weil es sie in alle Regionen Deutschlands verschlagen hat. Diese Veranstaltung fand, wie auch die traditionelle Sitzung, die groe Schau des OKV, durchgehend in der Stadthalle statt, bis auf das Jahr des Irak-Krieges,
Foto: OKV
wo alles abgesagt wurde. Dieses Jahr mussten wir wegen der Flughafenerr-terung ins Capitol umziehen.
In den letzten Jahren haben wir teilweise die Krnung und die groe Schau verbun-den, weil sich zwei Groveranstaltungen in so kurzem Zeitraum nicht gerechnet haben.
Redaktion: Was war Ihr schnstes Erleb-nis in der Stadthalle?
Manfred Roth: Ich war immer dem Kar-neval verbunden, ganz egal, wo ich in Deutschland gelebt habe. Als ich dann mehr im Rhein-Main Gebiet war, wurde ich 1980 Karnevalsprinz. Die Veranstal-tung in Offenbach und in der Stadthalle dann als Prinz mitzuerleben, war natr-lich das Schnste.
Erinnern mchte ich auch noch an den sogenannten Popocatepetl in den 70er-Jahren und 80er-Jahren, eine pompse Veranstaltung, ein Faschingsball, bei dem alle Rume der Stadthalle genutzt wurden und den bis zu 3500 Gste besuchten. Im Hauptraum spielten Max Greger und Hugo Strasser, es war ein Wiener-Caf
eingerichtet, im Untergeschoss war eine Geisterbar. In den oberen Rumen gab es fr die jngeren Leute eine Disco, sowie eine Hafenkneipe und sogar eine Oben-ohne-Bar.
Redaktion: Was wnschen Sie der Stadt-halle persnlich zum 40. Geburtstag?
Manfred Roth: Ich wnsche der Stadt Offenbach, dass die Stadthalle erhalten
bleibt, und ich wnsche mir fr den 40. Geburtstag, dass sie sich weiterentwi-ckelt, dass man berlegt, wie man die Stadthalle auch fr kleinere Veranstal-tungen nutzen kann, etwa indem man Be-reiche der Halle rumlich abtrennt. Dann wrden auch kleinere Mitgliedsvereine von uns die Mglichkeit sehen, dort ihre Veranstaltungen zu machen.
Manfred Roth, 1. Vorsitzender des Offen-bacher Karnevalverein e.V.
Interview mit Manfred Roth von 2006 anlsslich des 40. Jubilums
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1986 21.01. Jack Bruce Band
20.03. Accept 24.03. Dio 18.06. BAP 30.09. Judas Priest 16.10. Stevie Ray Vaughan Jimmie Vaughan 20.11. Iron Maiden, Support: W.A.S.P. 11.12. Motrhead, Support: Savataget
1987 29.01. Metallica
09.02. Europe 08.04. Gary Moore 04.05 Slayer 23.11. Black Sabbath 24.11. The Housemartins 25.11. Dio 03.12. Rory Gallagher 09.12. Black Sabbath
1988 22.02. The Hooters
08.03. Rodgau Monotones 10 Jahre 13.04. Frank Zappa 18.04. EAV Erste Allgemeine Verunsicherung 25.10. Run DMC 22.11. Bruce Hornsby & The Range
1989 19.01. Slayer 14.02. Europe 18.04. Die Toten Hosen 06.05. Bhse Onkelz 28.11. Bonfire 20.11. AC/DC
Wer hat Angst vor Depeche Mode?
Gut laut
Nachdem es auf der Tournee von Depeche Mode in Stuttgart bei einigen Fans zu kleinen Ausschreitungen ge-kommen war, bekam es Frankfurt mit der Angst zu tun. Furchtlos zeigte sich Offenbach und beherbergte die Band in ihrer Stadt. So hie es am 12.12. 1984 Depeche Mode in der Stadthalle statt der Alten Oper. Das im Vorfeld herauf-beschworene Chaos von gewaltbereiten Fans inklusive Giftgasanschlgen blieb aus, in der ausverkauften Halle feierten 3000 Fans in gepflegter Garderobe harmonisch zu den Synthesizerklngen ihrer Band, von Ausschreitungen und Zwischenfllen war nichts zu sehen.
In den 80er Jahren wurde eine Musik-richtung populr, die alle bisherigen Dezibelgrenzen berstieg, und bei der zumeist schwarz gekleidete
und langhaa-rige Mnner auf der Bhne smtliche Verstrker ber den Anschlag drehten. Dazu schttelten die Fans im Publikum
Im Namen der Liebe: U2Die Liebe zwischen der Band U2 und den Zuschauern am 29.1.1985 war schnell entbrannt. Die irischen Musiker gastier-ten bei ihrer Unforgettable Fire Tour in der ausverkauften Stadthalle und be-geisterten die Fans. Zwar traf die Grup-pe versptet ein, nicht eben die besten Voraussetzungen fr ein Rendezvous, doch an diesem Abend entwickelte sich zwischen der Bhne und den Rngen eine intensive Liebesbeziehung.
Das lag nicht zuletzt darin begrndet, dass Bono, der charismatische Snger von U2, die Bhne erweiterte und das Pu-blikum in die Show einbezog. So suchte er den direkten Kontakt zu seinen Fans, und begrte sie in den vorderen Reihen indem er ihre Hnde drckte, und emp-fing schlielich noch einen Gast auf der Rampe. Dazu boten der Gitarrist The Edge und Schlagzeuger Larry Mullen jr. mit Bono eine musikalisch hochkartige
+++ 1985 Start der TV-Serie Lindenstrae +++ 1986 Reaktorkatastrophe in Tschernobyl +++ TV Serien Alf, Dallas und Denver Clan +++ Hip Hop wird
ihre ebenso langen Haare. Hippies waren out, Heavy Metal war angesagt. Kritiker bezeichneten diese Musik als sinnlosen Krach, die Liebhaber sahen in der Rich-tung eine Wiedergeburt des RocknRoll und fllten die Hallen.
In der Offenbacher Stadthalle waren in dieser Zeit viele Heroen des Heavy Metal und Hard-Rock zu Gast, die auch heute noch einem breiteren Publikum nicht nur aus dieser Szene bekannt sind. Unter den harten Jungs waren Lemmy Kilmister mit seiner Band Motrhead, Ozzy Osbourne gab sich die Ehre, Black Sabbath und die Scorpions waren in der Halle, richtig laut wurde es auch bei Judas Priest, Metallica und Iron Maiden. Fr Begeisterung sorgte schlielich, um nur eine Auswahl der beteiligten Metaller genannt zu haben,
Performance. Die Superstars sind auf dem Boden geblieben, von Berhrungs-ngsten keine Spur, und als die Musiker ihren Song Pride (In The Name Of Love) gaben, sangen alle in der Halle mit.
Fr alle Beteiligten war sptestens hier klar, dass es sich bei dieser Begegnung um keinen One-Night-Stand handeln wr-de, sondern um eine dauerhafte Bezie-hung, in der sich die Partner nachhaltig berhren und respektieren.
die Band Europe, die auch mit dem Song Final Countdown die Fans fr sich gewann.
Die Veranstaltun-gen liefen nicht immer reibungslos ab, denn es kam gelegentlich zu Lrmbeschwerden von Anwohnern. Aber auch dieses Problem bekam man in der Stadthalle in den Griff. So wurden die Schallschutzmanahmen der Halle verbessert, damit die Headban-ger in Ruhe, oder besser bei jeder Laut-strke, ihre Kpfe schtteln knnen.
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Eine andere Karnevals- veranstaltung: KISS in der Stadthalle
Ohne Fragezeichen: Party mit Nena
Die amerikanischen Schockrocker der Band KISS gastierten am 1.11.1983 in der Stadthalle Offenbach und boten eine sehr laute und aufwendige Bhnenshow. Bei Kritikern ist die Gruppe wegen gewalt-verherrlichender und sexistischer Texte umstritten, die zumeist jugendlichen Fans waren hingegen in der ausverkauf-ten Halle begeistert.
Das Bhnenbild war einem Panzer nach-empfunden, auf dem das Quartett ihre Show lautstark zelebrierte. In gewohnt extravaganter Kleidung boten die Mu-siker um den Bassisten Gene Simmons ihre Mischung aus Heavy-Metal und
Glam-Rock. Das besondere Markenzei-chen dieser Band ist allerdings neben der aufwendigen Kostmierung, dass die Musiker immer mit geschminkten Gesichtern auftreten.
Somit wurde an diesem Abend ein mu-sikalischer Maskenball der besonderen Art gegeben. Das junge Publikum war be-geistert und empfand die Veranstaltung als eine Bereicherung zu den gewohnten Kar-nevalssitzungen in Offenbach.
Auf ihrer Fragezeichentour machte Nena mit ihrer Band am 2.4.1984 in der Offenbacher Stadthalle Station und be-geisterte generationsbergreifend ihre Fans. Die Zuhrer waren berwiegend sehr jung, und wur-den teilweise von ihren Eltern beglei-tet, die zunchst die leicht hysterische Euphorie ihrer Zg-linge kritisch zur Kenntnis nahmen, sich aber schnell von der Stimmung in der Halle anste-cken lieen. Das Konzert war aus-verkauft und ent-wickelte sich zu ei-ner Veranstaltung, in der kaum Fragen offen blieben. Vielmehr erstrahlte nach der Bhnenshow eindrucksvoll ein Aus-rufezeichen in dem von Fans entfachten Lichtermeer.
Gleich zu Beginn verkndete Nena ihre Parole des Abends. Ich will kein Konzert, ich will eine Party sprach sie ihr Mot-to aus und es geschah. Alle Beteiligten folgten dieser Aufforderung und die aus Hagen stammende Gabriele Susanne Ker-ner gab Gas und verbreitete Spa. Nena und ihre Musiker waren spter die erfolg-reichste Band aus dem Umfeld der Neuen
Deutschen Welle und neuer deutschspra-chiger Musik. Die Erfolge ihrer Musik von den USA bis Japan konnten die Fans in Offenbach an diesem Abend vorab erle-ben. Das lag nicht so sehr daran, dass
hier ein Frulein-wunder mit Star-allren auftrat, sondern eine Sympathietrge-rin mit Wiederer-kennungswert auf der Bhne stand. Genau das kam auch in Offenbach an, besonders als Nena ihren Song 99 Luftballons steigen lie. Alle in der Halle wuss-ten sofort, dass hier keine Luftbla-
se steigt, sondern eine Party mit ihrem Idol. Die Fans bedankten sich durch laut-starkes Mitsingen der Lieder und entzn-deten Wunderkerzen und Feuerzeuge.
Somit blieben nach eineinhalb Stunden Nena an diesem Abend in der Stadthal-le eigentlich kaum Fragen offen, bis auf eine, die auch generationsbergreifend diskutiert wurde: nmlich die, wie man noch an Karten fr das Zusatzkonzert am 12.4.1984 kommen konnte, zur nchsten Party in Offenbach mit Nena!?
in den USA populr +++ Der Walk m an wird auf den Markt gebracht +++ 1989 Fall der Berliner Mauer +++ 1989 Erste Love Parade in Berlin +++
Abschlussball mit EtiketteFrher waren Tanzschulen fester Bestand-teil des gesellschaftlichen Lebens, und jeder junge Mensch durchlief diese teil-weise harte Schule, um schlielich beim Abschlussball in adretter Kleidung in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Die Insti-tute waren in anti-autoritren Zeiten als konservatives Kniggegehabe verpnt, erfahren aber gerade in den letzten Jahren re-gen Zuspruch, was nicht zuletzt in der vernderten, pro-grammatischen Ausrichtung begrndet sein drfte. Hhepunkt der Kurse ist nach wie vor der Abschlussball. Fr den Rahmen zu dieser traditionellen Veran-staltung sorgt auch die Stadthalle in Offenbach, die den Tanzschulen Weiss aus Offenbach, Bern aus Hanau und Wernecke aus Frankfurt das geeignete Parkett zur Verfgung stellt.
Besonders die Tanzschule Weiss verbin-det mit Offenbach und der Stadthalle eine lange Tradition. Das Institut wurde von Wilhelm und Jutta Weiss gegrndet, die ab 1952 zunchst in der Luisenstrae,
spter in der Kaiserstrae in Offenbach, Tanzkurse anboten. Im Jahr 1988 ber-nahm die Turniertnzerin und ausgebil-dete Tanzsporttrainerin Annette Lw die Tanzschule. Beide Generationen pflegen innigen Kontakt, geht es ihnen doch nicht
zuletzt darum, bei jungen und junggebliebenen Menschen die Be-geisterung fr den Tanzsport zu we-cken. Insgesamt hat sich das Ange-bot erweitert: ne-ben klassischen Tnzen stehen
lateinamerikanische Tnze wie Salsa und Tango, aber auch HipHop und Free-style, im Programm. Bei dieser Vielfalt ist allerdings nach wie vor ein Programm-punkt unumstritten: beim Abschlussball ist festliche Garderobe vorgeschrieben. Dieses Gesetz befolgten die zahlreichen Schler und Gste nicht zuletzt beim Jubi-lumsball zum 50-jhrigen Bestehen der Tanzschule Weiss in der Stadthalle am 29.11.2002, zu dem Annette Lw geladen hatte. Es war eine rauschende Ballnacht, an der auch Wilhelm und Jutta Weiss ihre Freude hatten.
Fotos: Tanzschule Weiss
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1990 14.01. 1. Antikmarkt 19.01. Spandau Ballet 14.03 Fish 25.03. Moskauer Ballettensemble 27.03. Rocky Horror Show 02.04. The Mission 09.04. Public Enemy 18.04. Midnight Oil 20.04. Nino dAngelo 30.04. Jeff Beck 14.09. Annihilator 01.10. The Jeff Healey Band 17.10. Black Sabbath
1991 08.02. Judas Priest 19.06. Bob Dylan 14.10. Tin Machine mit David Bowie 15.10. Marillion 16.10. Moody Blues 26.11. Fish 21.12. Doro
1992 06.05. Bhse Onkelz 07.01. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 30.09 Danzig 14.10. Melissa Etheridge 21.10. Manowar 02.11. Sonic Youth 24.11. California Dream Men 25.11. Magnum 30.11. Extreme 02.12. The Ramones 10.12. Motrhead
1993 20.02. OKV Faschingsball Mexikanische Nchte am Popokatepetl 01.03. Fish 03.03. Die Prinzen 08.03. Nena 23.03. Die Fantastischen Vier 05.04 Lynyrd Skynyrd 06.04. Ice Cube 08.05. Egerlnder Maitanz 10.05. Runrig 12.05. Fury in the Slaughterhouse 14.05. Jrgen von der Lippe 15.05. Des Kaisers neue Kleider 17.05. New Model Army 26.05. Savatage 22.06. The Kinks 06.09. Rage Against The Machine 10.09. CD Prsentation Motrhead 22.09. The Pogues 29.09. Nick Cave 05.10. Runrig 14.10. Front 242 30.10. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 03.11. Kastelruther Spatzen 06.11. Bodybuilding Meisterschaften 08.11. Sepultura 14.11. The Levellers 15.11. Ice -T. & Body Count 23.11. Ronnie James Dio 24.11. Iggy Pop 26.11 Cheb Khaled 28.11. Der Teufel mit den drei goldenen Haaren 30.11. Heroes del Silencio 12.03. Galakonzert Gianni Morandi 08.12. Uriah Heep & Nazareth 16.12. Hair
1994 20.01. Amtseinfhrung OB Grandke 25.02. Manowar 27.02. Nino dAngelo 25.05. Melissa Etheridge 26.05. David Lee Roth 02.06. East 17 11.09. May fair Lady 29.09. Pantera 06.10. Body Count
Die Stadthalle Offenbach in den 90er Jahren
Gerhard Grandke
Eine neue ra in Offenbach, von Britpop, deutschem Sprechgesang und einer eisernen FaustIn den 90er Jahren begann fr die Stadt die ra Gerhard Grandke, und fr die Stadthalle die einer GmbH unter Feder-fhrung der Gemeinntzigen Bauge-sellschaft Offenbach (GBO). In dieser Zeit folgten weitere Sanierungs- und Umbaumanahmen. Die Halle blieb aber
ihrem Credo treu und bot neben vielen Legenden der Popmusik, von Brit-pop ber Robbie Williams und den Fantastischen Vier, viele kulturelle und sportliche Hhepunkte, etwa den Kampf des noch relativ unbekannten Boxers Wladimir Klitschko.
Infernalisch ging es am 12.10.1997 in der Stadthalle zu, als die Band Rammstein zu Gast war. Die aus Berlin stammende Gruppe entzndete auf der Bhne im wahrsten Sinne des Wortes ein optisches und akustisches Feuerwerk der Super-lative.
Die Band ist wegen nationalistischer und gewaltverherrlichender Texte umstritten, was den amerikanischen Regisseur Da-vid Lynch nicht weiter strte, denn er buchte Rammstein fr den Soundtrack zu seinem Streifen Lost Highway, der die Abgrnde der menschlichen Seele in dsteren Farben inszeniert. In der vllig ausverkauften Stadthalle bot die Band mit ihren martialischen Texten und pyro-technischen Effekten ein hnliches Bild. Snger Till Lindemann schoss sogar einen leuchtenden Pfeil mit feuersprhendem Bogen ber das Publikum. Die Gste waren begeistert. Fr den Brandschutz-beauftragten der Halle drfte der Abend eher ein Horrorfilm gewesen sein.
Rammstein
Bei einer Sondersitzung der Stadtverord-netenversammlung am 20.1.1994 in der Offenbacher Stadthalle wurde der neue Oberbrgermeister Offenbachs, Gerhard Grandke, in sein Amt eingefhrt. Im Ok-tober des Vorjahres hatte sich der sozi-aldemokratische Politiker bei der ersten Direktwahl gegen Stefan Grttner von der CDU durchgesetzt und wird nicht nur die nchsten sechs Jahre die Geschicke der Stadt Offenbach fhren, sondern auch nach seiner Wiederwahl im Jahre 1999 in seiner Position besttigt werden.
In der Stadthalle waren bei der Amts-bergabe 700 Gste geladen, darunter der hessische Innenminister Herbert Gnther, die Oberbrgermeister von
Frankfurt und Mainz, Andreas von Schoeler und Hermann Hartmut Weyel, sowie der Darmstdter Regie-rungsprsident Horst Daum. Der Vorgn-ger Wolfgang Reuter, der 34 Jahre in der Kommunalpolitik ttig war, gratulierte dem neuen Oberbrgermeister herzlich. Stadtverordnetenvorsteher Manfred Wirsing legte dem Wrdentrger feier-lich die Amtskette um, und der direkte politische Kontrahent Stefan Grttner berreichte anschlieend die Ernen-nungsurkunde.
Grandkes politischer Kurs ist mit Ein-sparungen in der Finanzpolitik bei std-tischen Vorhaben, Effizienzsteigerung und Verschlankung der stdtischen
+++ 1990 Deutschland wird Fuball Weltmeister +++ Rockkonzert von Pink Floyd zur ffnung der Berliner Mauer +++ 1991 tzi wird gefunden +++ 1994 Erster Formel 1 Titel
Der KreativmarktFest etabliert hat sich im Veranstaltungs-kalender der Stadthalle der Kreativmarkt, bei dem hochwertiges Kunsthandwerk aus der Region, aber auch aus ganz Deutschland und dem nahen Ausland, prsentiert wird.
Die Veranstalter Ursula und Klaus Merbach besuchen nationale und inter-nationale Messen, um die Knstler nach Offenbach einzuladen. So kommen jedes Jahr um die 5000 Besucher in die Stadt-halle, um die ungewhnlichen und origi-nellen Arbeiten zu bewundern. Gezeigt wird keine Fabrikware, die Veranstaltung
ist kein Schnppchenmarkt. Qualitt hat ihren Preis, aber gerade deswegen fin-det hier so manches ausgefallene Stck seinen Kufer.
Betriebe und Behrden, sowie zur Str-kung der regionalen Wirtschaft mit dem Bndnis zur Wirtschaftsfrderung Re-gion Frankfurt Rhein-Main verbunden. In seiner Amtszeit setzte der nicht nur in Offenbach beliebte Politiker viele seiner Vorhaben um, an diesem Tag begann mit der Amtseinfhrung in der Stadthalle die ra Grandke, die mglicherweise auf Lan-desebene eine Fortsetzung finden wird.
Foto: Kreativmarkt
Gerhard Grandke
Foto: Bernd Georg
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Im Jahr 1991 beglckten innerhalb eines kurzen Zeitraums gleich zwei Legenden der Musikgeschichte die Gste der Offen-bacher Stadthalle. Am 19.6.1991 gastierte Bob Dylan in Offenbach, am 14.10.1991 war David Bowie in Begleitung der Band Tin Machine in der Stadthalle. Zwei eigen-willige Charakterkpfe, die auf den ersten Blick, zumindest was Inhalt und Form ih-rer Bhnenauftritte betrifft, unterschied-licher nicht sein knnten. Beiden gemein ist, dass sie die Erwartungshaltung des Publikums immer wieder unterlaufen und fr berraschungen sorgen.
Bob Dylan gilt einerseits als die Vorbild-figur fr so unterschiedliche Musiker wie John Lennon oder Mick Jagger, an-dererseits als der Songwriter der Pro-testbewegung aus der Woodstock-Ge-neration, also als einer, der geradeaus klare Botschaften vermittelt und gegen soziale Ungerechtigkeit singt. Nicht nur bei seinem Auftritt am Bieberer Berg in Offenbach 1984 zusammen mit Joan Baez wurde allerdings deutlich, dass seine zu-rckhaltenden Bhnenperformances und die Texte der Songs so eindeutig eben nicht sind, und einen weiten Spielraum fr Interpretationen zulassen. Auch an dem Abend in der Stadthalle predigte Bob Dylan seine Songs und hinterlie ein deu-tungsschwangeres Publikum.
Auch David Bowie wird gerne in verschie-dene Schubladen gesteckt: mal als an-drogynes Mischwesen von einem ande-
Sport und Kultur passen hier zusammenRedaktion: Herr Knecht, 40 Jahre Stadt-halle Offenbach bedeutet eine unber-schaubare Anzahl an kulturellen und sportlichen Veranstaltungen. Das Sport- und Badeamt war fr einen relativ kurzen Zeitraum fr die Halle verantwortlich, welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Reinhard Knecht: Das Sportamt und ich waren immer mit den Verantwortlichen der Halle dabei. Wir haben das Sport-festival und die Sportlerehrungen der Stadt Offenbach mit der Sportstiftung gemacht, die jetzt seit einigen Jahren im Capitol stattfindet. Am Anfang des Jahres machen wir traditionell die Fuballstadt-meisterschaft der Offenbacher Amateur-vereine in Zusammenarbeit mit dem Ver-anstaltungsteam der Stadthalle.
Redaktion: Gibt es einen privaten Rck-blick?
Reinhard Knecht: Immer wieder Kon-zerte, Jimi Hendrix und Rockbeat-Ver-
anstaltungen. Das war immer eine tolle Geschichte, weil die Stadthalle eine sehr gute Atmosphre und Akustik bietet, bis hin zu Volksmusikveranstaltungen oder Hallenhandball und sportlichen Veran-staltungen. Sport und Kultur passen hier zusammen.
Redaktion: Was wnschen Sie der Stadt-halle zum Geburtstag?
Reinhard Knecht: Der Stadthalle wn-sche ich, dass sie auch in den nchsten Jahren einen Standort in unserer Kultur-landschaft hat. Mein Wunsch ist, dass die Stadthalle erhalten bleibt, und dass weiterhin kulturelle, musikalische und sportliche Veranstaltungen stattfinden knnen. Das ist fr eine Stadt wie Of-fenbach wichtig. Wenn es die Halle nicht mehr gbe, wre es ein Verlust.
Reinhard Knecht, Amtsleiter, Sport- und Badeamt Offenbach
Legenden zu Besuch: Bob Dylan und David Bowie
ren Stern, mal als eindeutig mnnlich zu klassifizierende Figur der Glamourwelt, die synthetische Popmusik in Clubs pr-sentiert, welche man nicht unbedingt fr ein vertrauliches Gesprch unter Freun-den am Abend aussucht. In der Stadthalle zeigte sich David Bowie von einer ande-ren Seite. Seine Kleidung war schlicht und zurckhaltend, die musikalische Darbie-tung mit der Band Tin Machine eher leise wie in einer Jazzbar mit Live-Begleitung, ohne dabei schwunglos zu wirken. Der Meister selbst setzte seine Stimme da-
bei gewohnt souvern ein, spielte dann aber zur berraschung der Gste ein Saxophonsolo ein und berraschte somit die Zuhrer vollkommen.
Die Stadthalle hat einige Stars der Mu-sikbranche empfangen drfen, diese beiden Musiker aber zeichneten sich im Rckblick durch unglubiges Kopfscht-teln aus, wie es sich fr Legenden eben gehrt.
fr Michael Schumacher +++ 1996 KlonSchaf Dolly wird geboren +++ Deutschland wird Fuball Europameister +++ Die Spice Girls erobern den Musikmarkt +++
Britpop in OffenbachWenn es eine Auszeichnung bei den ver-schiedenen Awards in der Kategorie Brit-pop geben wrde, htten sich in den 90er Jahren sicher die beiden Bands Oasis und Blur regelmig um die vorderen Pltze gestritten. berhaupt gab es bei den Fans immer wieder heftige Auseinanderset-zungen darber, welche der beiden Grup-pen das Label Britpop besser vertrete. In Offenbach konnte man beide Gruppen einem genauen Test unterziehen.
Oasis gastierte am 26.3.1996 in der Stadthalle. Die Kultband um die Brder Liam und Noel Gallagher, dem Gitarristen Paul Arthurs, Bassist Paul McGuigan und Schlagzeuger Alan White berzeugte zu-mindest was den Hysteriefaktor betrifft. Die Anhnger sangen die Songs laut mit, und einige ohnmchtige Fans wurden von Sanittern versorgt. Oasis spielte etwas lustlos und gelangweilt smtliche Hits runter. Alles erinnerte ein wenig an einen Auftritt der Beatles, nicht zuletzt musika-lisch, als die Fans mit einem Beatles-Song aus der Halle verabschiedet wurden. Ins-gesamt erreichte diese Band an diesem Abend mit relativ wenig Einsatz einen Sieg nach Punkten, wie man es sonst nur von Spitzenteams aus dem Fuball kennt. Die Jungs wissen eben um ihre Klasse.
Weniger selbstbewusst schien die Band Blur im Vorfeld des Konzertes am 14.4.1997 in der Offenbacher Stadthalle. Der Protagonist der Band Damon Albarn verkndete gar den zwischenzeitlichen Tod von Britpop. Der Auftritt selbst lief mit Songs aus dem bekannten Repertoire etwas schleppend an, beim Hysteriefak-tor hatte Oasis deutlich die Nase vorn. Allerdings spielten Blur dann die neuen Songs ihres aktuellen Albums, und die sorgten bei den Zuhrern fr Begeiste-rung, denn sie wirkten frisch und expe-rimentell. Die Gruppe bewies Mut zum Risiko und punktete schlielich aus der Tiefe des Raums.
Im Testergebnis prsentierten sich die Protagonisten des Britpop mit zwei un-terschiedlichen Spielsystemen, sorgten aber beide fr Begeisterung. Wer nun die Awards gewinnt, bleibt unklar, aber wie beim Fuball scheint zumindest den Anhngern klar, Fan beider Bands gleich-zeitig kann man nicht sein.
Wladimir KlitschkoIn der Stadthalle hatte der Boxsport lange eine gutbesuchte Tradition, war aber in den vergangenen Jahren etwas eingeschlafen. Eine Renaissance ver-suchten die Veranstalter des Boxstalls Universum Hamburg zusammen mit dem Boxteam Hessen und mussten dabei gleich ei-nen Tiefschlag einstecken. Der im Schwergewicht an-gekndigte Lokalmatador und WBC-Ranglisten-Ers-te Willi de Ox Fischer musste verletzungsbe-dingt absagen, somit wa-ren nur 1400 Gste in der Halle. Aber die angeschla-genen Beteiligten auf
Veranstalterebene erholten sich schnell und landeten einen Volltreffer, denn sie nominierten als Ersatz den aus dem Hamburger Boxstall stammenden Ukra-
iner Wladimir Klitschko, der seinen Gegner Jerry Wimpy Halstead schon in der zweiten Runde aus dem Ring fegte. Bei die-sem Kampf schlief keiner der Boxsportfreunde ein, sondern den Anwesen-den wurde schlagartig bewusst, einen Athleten mit dem Potential einer Traumkarriere in der Stadthalle zu beobach-ten.
Bob Dylan
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14.10. Hubert von Goisern 26.10. Zillertaler Schrzenjger 29.10. Deutsche Tanzsportmeisterschaft 01.11. Jule Neigel 07.12. Leningrad Cowboys 08.12. Slayer
1995 17.01. The Black Crows 06.02. Gerd Dudenhffer 15.03 Marky Mark 01.04. SPD Parteitag 08.04. Jubilumsveranstaltung SG Rosenhhe 24.04. Motrhead 12.05. Erste Allgemeine Verunsicherung 23.05. Fury in the Slaughterhouse 14.06. Fleetwood Mac 28.06. The Offspring 05.07. East 17 12.07. The Cranberries 04.09. Soundgarden 10.09. Green Day 20.10. Tarkan 23.10. Paradise Lost 24.10. Rainbow 25.10. Jethro Tull 29.10 The Pogues 31.10. Doro 10.11. Die rzte 12.11. Int. Offene EM Leicht-Contact-Karate 15.11. Alan Parson 19.11. Harald Schmidt 20.11. Roger Daltrey 13.12 Guildo Horn
1996 24.01. The Ramones 27.01 Jubilumsfeier Elfer v. 1896 e.V. 30.01. Stars der Volksmusik 26.03. Oasis 06.04. Peter Maffay 11.04. Lou Reed 18.04. The Smashing Pumpkins 26.04 . Sportfestival 96 mit Tanzorch. Hugo Strasser 18.05. Status Quo 29.05 Creedance Clearwater Revival 20.09. The Fugees 22.11. The Progidy
1997 18.02. ZZ Top 10.03. No Doubt 14.04. Blur 22.04. Boyzone 13.06. Saga 14.07. Earth, Wind & Fire 12.10. Rammstein 20.10. Whitesnake 25.11. Faith No More
1998 25.07. Earth, Wind & Fire 01.10. Iron Maiden 14.10 Die rzte 30.10. Lighthouse Family 20.11. Slayer 04.12. Cypress Hill 19.12. Guildo Horn & die orthopdischen Strmpfe
1999 09.09. Robbie Williams 27.09. Flatsch 29.09. Helge Schneider & The Firefuckers 10.10. Die Fantastischen Vier 16.10. Willy DeVille 26.10. Blondie 29.10. Ingo Appelt 05.11. IG Metall Jubilums Veranstaltung 08.11. Gary Moore 11.-12.11. Kreativmarkt 16.11. Skunk Anansie 17.12. BAP
Von Neopunk und Protest: Green DayWie sehr die Musikbranche einer Achter-bahnfahrt gleichen kann, sieht man am Beispiel der amerikanischen Band Green Day, die im Abstand von knapp zehn Jah-ren in der Stadthalle zu sehen war. Zwi-schenzeitlich wollte die Gruppe sich auf-lsen, startete zur Freude der Fans aber ein fulminantes Comeback.
In Offenbach waren sie jeweils auf dem Hhepunkt ihrer Bandgeschichte zu seh-en. Der begann, als die Kalifornier 1994 das Album Dookie herausbrachten, und damit nicht nur der lange totgesag-ten Punkmusik neues Leben einhauchten, sondern einen der meistverkauften Tontrger des Jahres produzierten. In Deutschland spielten sie 1995 nur vier Konzerte, das letzte davon am 10.9.1995 in der Stadthalle. Vor begeisterten 3500 Punk-Fans ging es dabei laut und schnell zu, inklusive wildem Pogotanz und blu-tigen Nasen, wie es sich eben fr diese
Musikrichtung samt Lebensgefhl ge-hrt.
Dann wurde es leise um die Band, bis sich die Punkrocker dann 2004 mit ihrem Al-bum American Idiot eindrucksvoll zurckmeldeten und am 14.1.2005 im Rahmen ihrer Tournee auch in die Stadt-halle zurckkehrten. Bei diesem Auftritt zeigten sich Gitarrist und Snger Billie Joe Armstrong, Bassist Mike Dirnt und Schlagzeuger Tr Cool wie in alten Tagen des Neopunk, aber auch politischer, in-dem sie in ihren Songs die amerikanische Politik kritisierten. Die ausverkaufte Hal-le pogte und tobte wie einst, die Band war wieder auf dem Hhepunkt und gewann diverse internationale Auszeichnungen. Die Fans indes hoffen, dass Green Day nicht erst wieder zehn Jahre verstreichen lt, um nach Offenbach zurckzukeh-ren.
+++ 1999 Start von Wer wird Millionr +++ 50 jhriges Jubilum der Grndung der Bundesrepublik Deutschland +++ Personal Computer werden Alltag und erobern
Haus- mitteilungDie Stadt Offenbach und die Gemeinnt-zige Baugesellschaft Offenbach (GBO) haben sich dahingehend geeinigt, dass die Stadthalle ab 1997 in eine GmbH umgewandelt wird. Damit ist die Toch-tergesellschaft der GBO zuknftig fr die Geschicke der Halle verantwortlich, der Veranstaltungsort an der Waldstrae wird auf den Namen Stadthalle Offen-bach Veranstaltungs GmbH getauft.
Vorgesehen sind weitere Umbau- und Re-novierungsmanahmen. Schwerpunkt in der Programmgestaltung der Halle sollen auch weiterhin neben sportlichen Veran-staltungen die Rock- und Popkonzerte sein, geplant ist aber auch eine vermehr-te ffnung zum Segment der Mrkte und Messen.
Fantastisch, die VierAm Anfang ihrer Laufbahn wurden Die Fantastischen Vier etwas mde bel-chelt, deutschsprachiger Sprechgesang, das kann nicht funktionieren, so die Mei-nung vieler Kritiker. Doch diese mussten sie immer mehr revidieren. Seit zehn Jahren reimten sich die Fanta 4 durch und in die Herzen der stetig wachsenden Fangemeinde, als sie am 10.10.1999 auch die Stadthalle in Offenbach zum Toben brachten.
In der ausverkauften Halle gaben die schwbischen Jungs alles, und die Fans dankten es ihnen, indem sie die durch-
dachten Reime mitsangen und tanzten. Die Gruppe um Michael Deejot Hausmar-ke Beck, Andreas And.Ypsilon Rieke, Thomas Hausmeister Thomas D Drr und Michael B. Smudo Schmidt bewies
Let Me Entertain YouEs war wie in den Zeiten der erfolgreichs-ten Boygroup der 90er Jahre Take That, und doch irgendwie anders, als Robbie Williams am 9.9.1999 in der Stadthalle sein Konzert im Rahmen der One More For The Rogue Tour gab.
Schon Stunden vor dem Spektakel ver-sammelten sich Unmengen zumeist weiblicher Fans vor der Halle, sie hatten Liebeserklrungen auf Spruchbndern dabei, und einige fielen beim Anblick des Angebeteten sofort in Ohnmacht. Soweit alles wie erwartet. Der Superstar gab sich gelassen, er ist ein solches Szenario
schlielich gewhnt. Auf der Bhne bot er eine sehr konzentrierte Show und zeigte seine Qualitt als Entertainer. Er variierte im Tempo, spielte mit dem Publikum und berzeugte musikalisch.
Genau hier zeigt sich, dass Robbie Williams die Emanzipation von der Boy-group nicht nur gelungen ist, sondern dass er sich als Soloknstler zu einer ge-reiften Musikerpersnlichkeit entwickelt hat, die spter eine der erfolgreichsten Karrieren in der Popgeschichte machen sollte. Dieser Weg war sicherlich nicht einfach, und von gelegentlichen Dro-
genexzessen berschattet. In der Stadt-halle war davon nichts zu ahnen, Robbie Williams berzeugte die Besucher mit seiner Performance und kam nicht nur mit seinem Song und Credo des Abends Let Me Entertain You diesem Auftrag beeindruckend nach.
Foto: Bernd Georg
auch an diesem Abend, dass deutschspra-chiger Sprechgesang nicht nur mglich ist, sondern bei allen Beteiligten einen groen Spafaktor nach sich zieht.
Fr Smudo war es ein ganz besonderer Abend in der Stadthalle, ist er doch in Offenbach am Main geboren.
Foto: Sebastian Knebel
Foto: Smudo
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Die Jubilumszeitung 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubilumszeitung 50 Jahre
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2000 28.01. Bush 29.01. Queensrche 05.02. Herzblatt Party 09.02. OFC Jahreshauptversammlung 11.03 Yes 17.03. Gary Moore 21.05. 1. Weltmeisterschaft Kontakt Karate 31.05. Tagung Stadtverordnetenvorsteher Hessen 27.06. Alice Cooper 22.08. Cypress Hill 29.09. Sasha 27.10. Styx & Kansas 28.10. Jubilum TSG Bieber 100 Jahre 03.11. IG Metall Jubilums Veranstaltung 08.11. NEK, Suport: Orange Blue 11.11. Buddy Caine 40. Bhnenjubilum 15.12. Ingo Appelt
2001 25.01. The Offspring 16.02. Papa Roach 17.03. Placebo 27.05. Nick Cave 22.09. HIM, Support: The Mission 24.10. Bodo Bach 30.11. BAP 01.12. Michael Mittermeier 13.12. UB 40
2002 26.01. Gemaa Elfersitzung (75. Jubilum) 18.02. Staind 03.03. Nickelback 10.03. Die Schne & das Biest 20.03. Zucchero 28.03. Chinesischer Nationalzirkus 30.04. Dieter Nuhr 13.06. Sarah Connor 25.06. Quatsch Comedy Club 21.10. Motrhead, Support: Anthrax 11.11. Rosenstolz 16.11. Steps 20 Jahre 25.11. Robert Plant 29. - 30.11. TS Weiss 50. Jubilumsball 14.12. Badessalz
2003 08. - 09.03. Rodgau Monotones Silberhochzeit 21.05. Placebo 06.07. Yu-Gi-Oh Meisterschaft 2003 12.09. Matchbox 20, Support: Maroon 5 17. - 18.10. Jrgen von der Lippe 22.10. Muse 24.11. Simple Minds 30.11. Daniel Kblbck 02.12. Michaela Schaffrath
Schulen und Privathaushalte +++ Steffi Graf begeistert mit ihrem Tennis Millionen Menschen in Deutschland +++ 1999 Totale Sonnenfinsternis in Zentraleuropa +++
Nach der Jahrtausendwende kamen mit der Jubilumsfeier des OFC und den Rodgau Monotones zwei Legenden der Region zu Besuch. Die Stadthalle zeigte in den letzten Jahren ihre Qualitten als Mehrzweckhalle. Es wurden verstrkt Messen und Tagungen veranstaltet, und auch die Flughafenerrterung stellte eine besondere Herausforderung dar. Im Kon-zertbereich wurde ein qualitativ hochwer-tiges Programm angeboten. Auch 50 Jahre nach ihrer Erffnung bietet die Stadthalle somit vielfltige Veranstaltungen aus al-len kulturellen Bereichen, daran wird sich auch in Zukunft nichts ndern.
Die Stadthalle Offenbach im neuen JahrtausendDer OFC feiert Geburtstag, eine hessische Kultband Silberhochzeit, und bei der Flughafenerrterung stapeln sich Aktenmassen
Die Stadthalle als Messe- und AusstellungshalleDie Stadt Offenbach ist traditionell ein Messestandort und auch die Stadthalle bietet sich als Schauplatz von Tagungen, Messen und Weiterbildungsseminaren an.
So finden in der Halle nicht nur Konzerte statt, sondern auch Schulungen, wie etwa die Kontaktbrse im EDV-Training am 27.5.2000. Die Zielgruppe der Ver-anstaltung waren kleine und mittelstn-dische Unternehmen, die informiert wur-den, wie man seine Computerkenntnisse erweitern kann. Den neugierigen Besu-chern standen verschiedene Bildungs-trger aus Offenbach, wie zum Beispiel das Arbeitsamt, die Industrie- und Han-
delskammer und die Weiterbildungsbera-tung der Stadt Offenbach in Kooperation mit der Qualifizierungsberatung Region Offenbach, die das Projekt organisierten, beratend zur Seite. So konnten sich die Gste an Informationsstnden und bei Fachvortrgen austauschen.
Eine andere Veranstaltung ist die Mes-se fr Gesundheit und Wohlbefinden, die Futaris, die am 21. und 22.5.2005 und vom 6. bis 7.5.2006 in der Stadthalle stattfand, und bei der sich Interessierte fortan jhrlich ber alternative und fern-stliche Medizin informieren knnen. Zu diesem Konzept einer ganzheitlichen Medizin strmten viele Besucher zu den ber 70 Ausstellern in die Halle.
Die Beispiele zeigen, dass die Stadthalle gerade im Bereich der Messen und Tagungen innovativ und neugierig ist, wie es sich fr einen traditionellen Standort gehrt.
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Die Jubilumszeitung 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubilumszeitung 50 Jahre
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+++ 2000 Handys erreichen die Massen +++ Casting Welle durch Popstars und Deutschland sucht den Superstar +++ Harry Potter erscheint und lst eine wahre Hysterie aus +++
2004 09.01. Hallenfuballturnier 30 Jahre 20.02. RocknRoll Fasching 03.03. The Offspring 13.03. Matthias Reim 07.04. BAP 11.04. Laith Al-Deen 29.04. Ensemble Six Comedian Harmonists 15.05. Musikschule Offenbach 50. Jubilumskonzert 25.09. Whitesnake 06.11. 15 Jahre Buddy Caine Band, mit Drafi Deutscher 27.11. Glenn Miller Orchestra 03.12. Faithless 16.12. Chris Norman
2005 14.01. Green Day 11.03. Judas Priest 19.03. John Fogerty 28.04. Wir sind Helden 24.05. Farin Urlaub 25.05. Moby 12.09. Beginn Errterungstermin
2006 27.03. Ende Errterungstermin 04.05. Atze Schrder 11.05. Schiller 13.05 US 5 21.05 Ralf Schmitz
Comedy in der StadthalleMit Deutschland wird ein Nationalgetrnk und eine Haltung den Dingen gegenber assoziiert, die auf den paradoxen Nenner bierernst gebracht werden kann. Dabei ist dieses Land mit seinen Bewohnern latent komisch, weil unterschiedlichste regionale und internationale Prototypen, Mentalitten und Persnlichkeiten hier beheimatet sind und ihre Spleens ausleben knnen. Komik bedeutet dabei Kollision ohne Gewaltanspruch und will von Komikern dargestellt werden, die diese irreale Realitt auf ihre Weise manifest zeigen und Konflikte zuspitzen.
Zunchst wurde dieses Phnomen in deutsche Fernsehstuben mit dem For-mat des legendren Quatsch Comedy Club bertragen, um dann den Sieges-zug durch die Hallen in Deutschland mit den Protagonisten live anzutreten. Die Stadthalle als Forum des methodischen Wahnsinns ist seit den Zeiten von Badesalz bekannt dafr, in Offenbach hochklassige Comedystars der Region einzuladen und mit ihnen und den Zu-schauern besagte Szenarios auszuleben. Sie erweiterte aber ihr Programm durch nationale und internationale Stars der Szene frhzeitig, somit waren von dem legendren Quatsch Comedy Club schon fast alle da, und der Nachwuchs und die Altstars fhlen sich hier wohl.
Legendr waren die Auftritte von Michael Mittermeier 2001 und Dieter Nuhr 2002. Kaya Yanar, bekannt durch seine Fernsehsendung Was guckst du? war zu Besuch in der Waldstrae und begeisterte das Publikum mit seinem interkulturellen Rollenspiel. Komik aus dem Ruhrgebiet prsentierte Atze Schrder im Mai 2006 mit seinem Programm Atze im Wunderland in der Halle. Der mit dem Deutschen Comedy Preis 2003 ausgezeichnete Stand Up Comedian Ralf Schmitz begrte die Fans am 21.5.2006 in der Stadthalle. Das Multitalent gastierte an einem denkwrdigen Tag, wurde die Halle doch 40 Jahre zuvor eingeweiht. Nach dem heiteren Jubilum setzte sich der Comedy Boom fort: Mit Otto, Jrgen von der Lippe und Horst Lichter ging der methodische Wahnsinn nahtlos weiter.
Gratulation: Die Musikschule Offenbach
100 Jahre OFCWenn eine Legende ihr 100-jhriges Be-stehen feiert, so wird der Geburtstag nicht an einem Tag gefeiert, sondern auf einen lngeren Zeitraum ausgedehnt. Die Offenbacher Kickers feierten im Jahr 2001 zwischen dem 26. Mai und dem 2. Sep-tember unter dem Motto 100 Tage fr 100 Jahre Kickers ihr Jubilum. Den Auf-takt zu den zahlreichen Veranstaltungen machte am 26. Mai die Akademische Feier in der Stadthalle.
Schon zu diesem Anlass gab es mehr als genug Gesprchsstoff aus der bewegten Vereinsvita des Clubs vom Bieberer Berg. Wer erinnert sich nicht an die teilweise turbulenten Jahreshauptversammlungen in der Stadthalle, etwa 1971 im Jahr des Bundesligaskandals, als der Verein zwangsabsteigen musste und die Gste der Versammlung, statt der Diskussion
Zu ihrem 50jhrigen Bestehen veranstaltete die Musikschule Offenbach am 15.5.2004 ein groes Jubilumskonzert in der Stadt-halle. Unter dem Motto Eine Stadt macht Schule musizierten auf zwei Bhnen rund 450 Mitglieder der Schule und boten eine bunte Mischung von Klassik bis Pop. Gefei-ert wurde die Ernennung Offenbachs zur Grostadt vor 50 Jahren, das Jubilum der Musikschule und der 50. Geburtstag des Oberbrgermeisters Gerhard Grandke, dem
Die Errterung zum Flughafen-ausbau in der StadthalleDie Errterung im Planfeststellungsver-fahren zum geplanten Ausbau des Frank-furter Flughafens wurde am 12.9.2005 in der Stadthalle erffnet.
An dem planungsrechtlich vorgeschrie-benen Verfahren konnte nur teilnehmen, wer fristgerecht seine Einwendung gegen den Ausbau erhoben hatte, somit wurde die Halle in dieser Zeit von Sicherheits-personal abgeschottet. Die Errterung wurde von der Fraport AG beantragt. Vorausgegangen war die Auslegung der Planunterlagen in umliegenden Stdten und Gemeinden. Die Brger konnten da-raufhin ihre Einwendungen einreichen, was sie auch massiv taten. Es sammelten sich 127.000 Beschwerden und 212 Stel-
lungnahmen von Behrden und Verbn-den, die in 1300 Aktenordnern gesammelt wurden.
Kritisiert wird von den Ausbaugegnern u.a. die zustzliche Lrmbelastung fr die Bewohner im Einzugsbereich des Flughafens. Der Flughafenbetreiber Fra-port plant eine neue Landebahn, sowie ein drittes Terminal, um die Kapazitt zu erhhen. Diskutiert wurde an vier Tagen unter der Woche, so dass die Stadthalle ganz im Zeichen der Errterung stand. Am 27.3.2006 wurde die Verhandlung nach 101 Tagen abgeschlossen und die Stellungnahmen sind an das Wirtschafts-ministerium in Wiesbaden weitergeleitet worden.
die Musizierenden ein Stndchen brachten. Die Musikschule zhlt mit 60 Lehrkrften zu den grten in Hessen, am Unterricht teilnehmen kann jeder, von Kindesbeinen an bis ins hohe Alter, unabhngig von so-zialem Status oder Nationalitt. Damit leis-tet das Institut neben der musikalischen Frderung einen groen Anteil an einem harmonischen Miteinander und gelungener Integration aller Brger von Offenbach.
zu folgen, lieber alte Fuballieder an-stimmten. Natrlich gab es auch trotz aller wirtschaftlichen Krisen die schnen Momente, so auch der DFB-Pokalsieg 1970. Beachtlich auch, wer in der Vereins-geschichte im Trikot des OFC auflief. So begannen Erwin Kostedde, Dieter Mller, Jimmy Hartwig, Uwe Bein, Ralf Weber, Oliver Reck und Rudi Vller, um nur eini-ge aufzuzhlen, hier ihre Karriere.
Bei der Feier in der Stadthalle wollten die Verantwortlichen aber auch in die Zukunft blicken und auf lange Sicht die Mannschaft im bezahlten Fuball etab-lieren, sowie die Mitgliederanzahl weiter steigern. Die Parole dazu lautete ein Ver-ein zum (er)Leben. Alle Beteiligten wuss-ten, der OFC ist besonders ein Verein, mit dem man manches durchlebt, langweilig wird es bei diesem Club nie.
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Foto: Bernd Georg
OFC Mannschaft in den 50ern Foto: Sport- und Badeamt Offenbach
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Die Jubilumszeitung 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubilumszeitung 50 Jahre
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Der Oldieclub und der etwas andere Karneval
Redaktion: Herr Doll, am 15.11.2003 wurde in der Stadthalle das 10. Jubil-um des Oldieclub gefeiert, fr Sie sicher eine ganz besondere Veranstaltung, da Sie mit der Halle und dem Verein einiges verbindet. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Veranstaltung?
Gnter Doll: Wir hatten bei den Oldiever-anstaltungen, die wir in der Stadthalle gemacht haben, ein relativ groes Poten-tial an Besuchern, zum Teil natrlich auch Stammbesucher, und da haben wir ge-sagt, eigentlich wre es eine interessante Geschichte, einen Verein zu grnden, der die Musik dieser Jahre hochhlt und pflegt. Der Oldieclub wurde in einer klei-nen Kneipe in Brgel im Jahr 1993 mit 40 Mitgliedern gegrndet und feierte 2003 in der Stadthalle sein 10-jhriges Beste-hen. Wir hatten ein relativ groes Pro-gramm, als Stargste waren Die Rattles aus Hamburg dabei und es war eine tolle Veranstaltung. Die Bands kamen gut an, es waren etwa 1600 Besucher in der Hal-le, die fr eine Riesenstimmung sorgten. Es hat unglaublich Spa gemacht, gerade wenn man sieht, wie lebendig die Szene noch ist.
Redaktion: Ein weiterer Hhepunkt in der Stadthalle ist der jhrlich stattfindende Oldie-Fasching. Betrachten Sie diese Veranstaltung als Ergnzung zum tradi-tionellen Karneval?
Gnter Doll: Der RocknRoll-Fasching ist vor etwa 13 Jahren entstanden und fing mit 800 Besuchern im Bsingpalais relativ klein an. Inzwischen sind wir in der Stadthalle gelandet und haben in der Regel zwischen 1500 und 2000 Be-sucher. Wir haben meist eine Band aus England oder einen Stargast, es treten Lokalformationen auf, und damit der Kar-neval nicht zu kurz kommt, gibt es in den Pausen Karnevalsvorfhrungen und kar-nevalistische Einlagen. Ich wrde das als den etwas anderen Karneval bezeichnen, wobei in den letzten Jahren die Anzahl der Kostmierten erheblich gestiegen ist. Man nimmt den Karneval so an, wie er ist, mchte aber keine Bttenreden und nicht unbedingt Karnevalsmusik hren, son-dern einfach ausgelassen Karneval fei-ern mit anderer Musik. Das funktioniert gut, dieses Jahr hatten wir das Capitol als Ausweichquartier wegen der Flughafen-errterung ausverkauft. Allerdings ist die Stadthalle die Heimstadt des RocknRoll-Fasching und wird es auch nchstes Jahr wieder sein.
Redaktion: Das Kulturamt und die Stadt-halle waren eine Zeit lang sehr eng ver-bunden. Wann war das, und wie sehen Sie diesen Zeitraum rckblickend, inklu-sive besonderer Veranstaltungen und ku-rioser Erinnerungen?
Gnter Doll: Es war eine sehr schne Zeit. Damals war ich beim Kulturamt ttig und fr die Halle verantwortlich, habe also in der Stadthalle mein Quartier bezogen. Wir haben die Halle vom Sportamt ber-nommen und in den Jahren von 19941996 verwaltet, bevor sie dann in eine GmbH umgewandelt wurde. In dieser Zeit hatten wir viele Konzerte mit bis zu 3000 Besu-chern, die Zusammenarbeit vor allem mit den Konzertagenturen ist gut gelaufen und wir konnten die Einnahmen krftig erhhen. Allerdings war die Halle renovie-rungsbedrftig und die Stadt hatte wenig Geld. Auch uns fehlten damals die Mittel. Jetzt ist die Stadthalle glcklicherweise saniert.
Es gab negative und positive Erlebnisse. Wir hatten eine Veranstaltung mit den Zillertaler-Schrzenjgern, bei der vom Veranstalter zu viele Karten verkauft wur-den. Die Feuerwehr lsst nur zwei Per-sonen pro Quadratmeter zu, an diesem Abend standen auf dieser Flche aber acht gestandene Liebhaber der Volks-musik. Die Halle war nicht voll, sie war bis unter das Dach zu, und wir hatten mit den Sicherheitsbehrden erhebliche Probleme, die Veranstaltung durchzufh-ren. Es gab aber kein Zurck und alles ging gut. Nur mit dem Veranstalter, der die Auflagen missachtete, gab es einigen Klrungsbedarf.
Nie werde ich den Auftritt von ZZ-Top ver-gessen. Es war ein tolles Konzert mit den beiden Rauschbrten plus Schlagzeuger, aber das beste war, die kamen mit drei Bussen an. Der Veranstalter sagte, die htten Krach, daher drei Busse fr drei Mann. Auf der Bhne herrschte dann aber trauteste Eintracht.
Redaktion: Was wnschen Sie der Stadt-halle zum 40. Geburtstag?
Gnter Doll: Die Stadthalle hat eine lan-ge Tradition. Ich bereite gerade mit dem Hessischen Rundfunk eine Veranstaltung zu 40 Jahre Beat, Beat, Beat vor, die Sendung wurde in der Stadthalle aufge-zeichnet. Jetzt habe ich vier Bands ge-bucht, Die Rattles werden kommen und Uschi Nerke wird moderieren.
Der Stadthalle wnsche ich in der Zukunft, dass sie ihren traditionellen Stellenwert als Veranstaltungs- und Mehrzweckhalle im Rhein-Main Gebiet behlt und sich in dem Konzertmarkt der greren Hallen behauptet, damit viele Konzertagenturen und andere Veranstalter den Weg zu ihr finden.
Gnter Doll, Leiter der Zentralen Kulturverwaltung
2001 Der Euro wird eingefhrt +++ 2005 Angela Merkel wird die erste deutsche Kanzlerin +++ Live 8 Konzert weltweit +++ 2005 Kardinal Ratzinger wird Papst +++
Erbarme, die Rodgau Monotones schlagen zurckDie Tickets waren so schnell ausverkauft, als wre es um Karten eines Endspiels zwischen dem OFC und der Eintracht aus Frankfurt im Pokalfinale gegangen. Kenner behaupten sogar, es stand noch weit mehr auf dem Spiel, als die Rodgau Monotones mit Freunden am Wochen-ende des 8. und 9.3.2003 in die Stadthalle Offenbach zur Silberhochzeit einluden, schlielich verbin-den sich besinnungsloser Kult, nahezu religise Verehrung und unglaublicher Spa mit der hessischen Kultband.
An diesen drei Standpunkten der Fangemeinde gegenber ihrer Band war an diesen beiden Abenden vor 8000 Begeisterten nicht zu rtteln. Es wurde mit den befreundeten Bands Hob Goblin, Crackers und Flatsch! gefeiert, dass die Halle bebte.
Zunchst betraten die Crackers den Ring, die 12 Jahre nicht mehr zusammen gespielt hatten, an diesem Abend aber an alte Hessen-Punkparty-Zeiten mehr als anknpfen konnten. Nach der regulren Spielzeit dann die Verlngerung mit Flatsch!, die in der Stadthalle 1989 ihr legendres Abschiedskonzert gaben.
Zeitzeuge Thilo erinnert sich, dass damals die Abschiedsvorstellung mit Bedauern hingenommen werden musste, umso grer die Freudentrnen, als Gerd Knebel, Olaf Mill und Seppl Niemayer nach 14 Jahren in der Stammformation in der Stadthalle auftraten. Fast aufgelst waren die Fans, als schlielich die Rodgau
Monotones gegen Mitternacht die Bhne betraten, um mit der Gemeinde das 25-jhrige Bhnenjubilum zu zelebrieren. Wie beim Elfmeterschieen wurde es ein grandioses Finale, bei dem die Band um Peter Osti Osterwold, Kerstin Pfau, Ali Neander, Raimund Salg, Joky Becker, Matthias Drsam und Mob Bttcher
kein Erbarmen kannte. Als Verlierer ging nach diesem Spitzentreffen hessischer Hochkultur an diesem Wochenende keiner aus der Halle.
Rodgau Monotones
Foto: Ray Finkenberger-Levin
Interview mit Gnter Doll von 2006 anlsslich des 40. Jubilums
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Die Jubilumszeitung 50 Jahre Stadthalle Offenbach Die Jubilumszeitung 50 Jahre
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Wie multifunktional die Stadthalle Offen-bach tatschlich ist, hat sie im vergange-nen Jahrzehnt bewiesen. Ein Blick auf die Veranstaltungsliste zeigt: Innerhalb nur eines Monats gaben sich hier beispiels-weise Helene Fischer und Slipknot, Fettes Brot und die Neue Philharmonie
Die Konzertszene in der Stadthalle ist ru-higer geworden, doch treten hier immer wieder Top-Acts auf wie Ellie Goulding und Emeli Sand, Limp Bizkit oder Jason Derulo, Zaz und The Boss Hoss. Gerade die vermeintlich wilden Kerle sind oft handzahmer, als man denkt auch bei Motrhead dauerte allenfalls die After Show etwas lnger. Grundstzlich gilt: Groe Namen haben weniger Allren als Newcomer, die eher mal die Boden-haftung verlieren.
Auch bei den Fans gibt es Unterschiede. Besonders rabiat zeigten sich 2011 die Anhnger von Hansi Hinterseer: Nach dessen Auftritt gingen einige Fans des Schlagerstars, meist ltere Damen, mit Krcken und Schirmen aufeinander los, um schnellstmglich ein Autogramm zu ergattern. Um den Tumult in den Griff zu kriegen, mussten die Sicherheitsleute den Stand absperren und eine Schnei-se zu Hinterseers Platz bilden. Das gab es bei den Punkrockern so noch nieManchmal besorgen sich auch Musiker ein besonderes Andenken: Als die Kaiser Chiefs (Ruby) keine Lust hatten, aus den weien Tassen in der Stadthalle zu trinken, schickten sie ihren Runner los.
Frankfurt, Eltern der Anna-Schmidt- Schule, die Reptilienbrse und Mitarbei-ter eines brsendotierten Unternehmens die Klinke in die Hand. Das Programm wird internationaler, womit die Stadt immer mehr Menschen im multikultu-rellen Offenbach erreicht.
Kaiser Chiefs
Helene Fischer
Die Stadthalle Offenbach von 2006 bis 2016Internationaler Treffpunkt fr Fans, Firmen und Fechter: Ein Kontrast-Programm prgt das Jahrzehnt
Handzahme Heavy-Metaller und hysterische Hinterseer-Fans
Das Mdchen fr alles wurde am Biebe-rer Berg fndig, und seitdem besitzen alle Bandmitglieder knallbunte OFC-Tassen aus dem Stadion-Fanshop.
Auf Extrawnsche ist das Team der Stadt-halle stets gefasst: So bestand Schock-Rocker Marilyn Manson darauf, dass die VIP-Garderobe mit schwarzem Stoff abgehngt wurde, und Gossip-Sngerin Beth Dito wollte unbedingt mit einem Kabel-Mikrofon durch ihre Fans spazie-ren, was den Techniker zeitweise ins Schwitzen brachte. Dieter Thomas Kuhn wiederum stieg seinen Fans aufs Dach: Er legte auf ihre Kpfe ein Gummiboot, stieg hinein und lie sich singend ber die Reihen hinweg tragen.
Weniger witzig waren die Vorstellungen von Wu-Tang Clan: Die Hip-Hopper aus
New York, allesamt afro-afrikanischer Abstammung, weigerten sich, einen weien Tontechniker auf die Bhne zu lassen. Nach einem Umbau kam der Mischer am Monitor neben der Bhne un-ter. Apropos Umbau: Nach der Vorband musste ein dunkelhutiger Helfer die gan-ze Arbeit auf der Bhne alleine erledigen, denn auch hier galt die plumpe Parole: No white man on stage!
+++ 2006 Fussball WM in Deutschland +++ 2007 Das iPhone wird vorgestellt +++ 2008 Rauchverbot in deutschen Kneipen +++ 2009 Sprintrekord Usain Bolt +++
2006 10.11. Mando Diao 16.11. Keane 08.12. Rdiger Hoffmann
2007 19.01. Bonnie Tyler 04.02. Snow Patrol 08.02. Shne Mannheims 02.03. Urban Priol 17.06. Heaven & Hell 02.11. Kaiser Chiefs 08.11. Heimann & Rassau 03.12. Marilyn Manson 17.12. Foreigner
2008 30.03. Mark Medlock 09.04. Scooter 29.10. 3 Doors Down 17.11. Helene Fischer 21.11. Fettes Brot 12.12. Kid Rock 14.12. In Extremo 20.12. Chinesischer Nationalcircus
2009 30.01. MIA. 13.03. Max Raabe & Palastorchester 04.04. Andy Borg 04.04. Hansi Hinterseer 18.04. Die Amigos 16.06. Social Distortion 08.11. Rise Against 19.11. Gossip 06.12. Ian Anderson 17.12. Mathias Richling
2010 30.01. Dropkick Murphys 09.02. Arctic Monkeys 27.02. Horst Lichter 27.11. Buddy Caine 29.11. Bullet For My Valentine
2011 24.01. Jan Delay 27.01. Martin Rtter 22.02. Dr. Eckart von Hirschhausen 11.03. Semino Rossi 21.05. Zaz 28.05. Peter Kraus 29.05. Hansi Hinterseer 21.09. Otto 23.10. Kaya Yanar 28.10. Horst Lichter 30.10. The Kooks 05.11. Beatsteaks 08.11. Erasure 15.11. Marillion & Saga 17.11. Evanescence 22.11. In Flames 15.12. Sascha Grammel
2012 06.02. Dream Theater 27.02. 3 Doors Down 14.03. James Morrison 16.03. Korn 31.03. The BossHoss 10.05. LMFAO 13.11. Amy Macdonald 26.11. Motrhead 03.12. Stone Sour 09.12. Ehrlich Brothers 13.12. MIA.
2013 19.03. Emeli Sand 22.03. Dieter Nuhr 21.04. Hansi Hinterseer 27.10. Ernst Hutter und die Egerlnder Musikanten 13.11. Nick Cave and the Bad Seeds 17.11. Biffy Clyro
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Sascha Grammel Otto
Otto finden alle gut
Bei ihrer Errichtung bis Mai 1966 war die Stadthalle vor allem als Sporthalle konzipiert, und diese Tradition setzt sich auch im 21. Jahrhundert fort: Mit Hilfe von Toren, Matten oder Netzen erhlt der mul-tifunktionale Bau ein vllig anderes Ambi-ente. 2011 traf sich hier die nationale Elite der Florett-Fechter, um ihre deutschen Meister auszufechten. Das letzte Hal-lenfuballturnier fand 2007 statt.
Fr Messen und Ausstellungen bieten die 1.150 Quadratmeter Flche in der Stadt-halle viel Raum und Mglichkeiten. Der beliebte Kreativmarkt, das Offenbacher Sammelsurium, findet im Jubilumsjahr nun schon zum 30. Mal statt, und zwar am 12./13. November 2016. In den ver-gangenen Jahren haben sich zudem die Edelsteintage und die Ausbildungsmesse gOFfit etabliert.
Neu hinzu kam im Frhjahr 2016 die Schuhbrse Fashion Flash: Die zweit-gige Veranstaltung war richtig gut be-sucht, das Angebot sprach sich in der ganzen Region herum, und nicht wenige
und manch einer feierte hier sein Debut. So musste der damalige Newcomer Paul Panzer 2008 noch wegen mangelnder Nachfrage von der Stadthalle ins kleine-re Capitol umziehen. Heutzutage fllt er lssig zweimal hintereinander die Jahr-hunderthalle in Frankfurt.
Auch die Karnevalstradition in der Stadt-halle setzte sich seit 2005, mit dem OKV-Feuerwerk der guten Laune und diversen Sitzungen, fort. Eine der belieb-testen Events in Offenbach berhaupt, der RocknRoll-Fasching, lockte jedes Jahr ber Tausend Besucher an. Nun wird nach einem neuen Konzept fr die Ver-anstaltung gesucht, die dann hoffentlich wieder in der Waldstrae stattfindet.
Fechten mit dem Florett - und Tanzen nur mit Krawatte
Vom kreativen Sammelsurium bis hin zum Schuhparadies
Auch zum Tanzen eignet sich das Parkett in der Stadthalle hervorragend: Die Deut-schen Meisterschaften im Garde- und Showtanz belebten ebenso den Groen Saal wie die eleganten Abschlussbl-le von Tanzschulen. Wer hier ohne die vorgeschriebene festliche Kleidung er-scheint, muss sich beim Einlass eine Kra-watte ausleihen und das Sakko darf al-lenfalls beim Disco-Fox abgelegt werden.
Foto: Bernd Georg
Echte Stammgste unter den Comedians begrte die Stadthalle in den vergange-nen zehn Jahren. Erklrter Liebling des Teams ist Sascha Grammel mit seinen Puppen, die er als Familienmitglieder bezeichnet. Nach jedem Auftritt gibt der Bauchredner unermdlich Autogramme, grinst bereitwillig fr jedes Selfie in die Smartphones. Auch Otto finden alle gut: Der Bldel-Ostfriese kam erstmals in den 1980er-Jahren in d