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taxe perçue - Economy-C 39100 BOZEN/ITALY ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 70 Jahre KVW Südtirol gestalten Juni 2018 Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 Erscheint monatlich (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen

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  • taxe perçue - Economy-C

    39100 BOZEN/ITALY

    ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt

    70 Jahre KVW

    Südtirol gestalten

    Juni 2018

    Poste

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  • 70-Jahr-Feier des KVWDen Kurs bestimmt die christliche Soziallehre

    n Der KVW wurde vor 70 Jahren in Südtirol gegründet. Die Landesversammlung wurde heuer zur Geburtstagsfeier, mit Rückschau, Blick in die Zukunft, mit vielen Glückwünschen, mit Danksagungen und Bitten.

    1948 wurde der KVW nach dem Vorbild der italienischen Acli gegründet. So wie vor 70 Jahren orientiert sich der Katholi-sche Verband der Werktätigen auch heute an der christlichen Soziallehre und setzt sich für Solidarität, Gerechtigkeit und Ge-meinwohl ein. „Die christliche Soziallehre lehrt uns, dass der Mensch gestalten kann, er braucht nichts passiv erleiden“, sagte der KVW Landesvorsitzende Werner Stei-ner zu Beginn der ganztägigen Veranstal-tung in Bozen. Danach haben engagierte Frauen und Männer im KVW in den ver-gangen 70 Jahren gehandelt.

    Das „Geburtstagskind” KVW wird gebraucht

    Auf der 70-Jahr-Feier überbrachten Bi-schof Ivo Muser, Landeshauptmann Arno Kompatscher, Acli-Präsident Roberto Ros-sini und die Landesrätinnen Martha Sto-cker und Waltraud Deeg sowie Landesrat Philipp Achammer Glückwünsche zum runden Geburtstag. „Wir sagen dem Ge-burtstagskind, warum wir es brauchen“, erklärte Bischof Ivo Muser. Die Bischof sprach die Bitte aus, dass sich der KVW mit Überzeugung einbringe, sich getraue klar Position zu beziehen und sich nicht den Mund verbieten lasse. Er formulierte auch den klaren Auftrag, christliches Pro-fil zu zeigen und sich gesellschaftlich, so-zial und politisch einzubringen. Der KVW Landesvorsitzende Werner Stei-ner betonte das Ziel des Verbandes: allen Menschen müsse es gut gehen. Dafür braucht es den Einsatz und den Willen der Menschen. „Von alleine geschieht ein so-zialer Ausgleich nicht“, merkte Steiner an. Der Wirtschaft gehe es in Südtirol sehr gut, das lese und höre man ständig. „Dies bedeutet aber nicht, dass es automatisch allen gut gehe“, so Steiner. Er erinnerte an die armutsgefährdeten Menschen, die auf

    Sozialhilfe angewiesen sind, an die kinder-reichen Familien und die Alleinerziehen-den sowie an die alleinstehenden Rentner.Die christliche Soziallehre war dem KVW vor 70 Jahren Kompass und Wegweiser und sie ist es auch heute. Sie lehre hinzu-schauen, zu urteilen und daraus ein Tun abzuleiten.

    Sozialstaat nicht schwächen, Umbau ja

    Waren es in den 40er und 50er Jahren die Abwanderung und mangelnde Arbeits-plätze, so sind es heute der Wandel in der Arbeitswelt, die Digitalisierung, das Pre-kariat. „Der Sozialstaat darf nicht ge-schwächt werden, einen Umbau muss es vor dem Hintergrund des demografischen Wandels aber geben“. Entwicklungen könne man nicht aufhalten, so Steiner, aber sehr wohl mitgestalten. Landeshauptmann Arno Kompatscher sprach der „KVW Familie“ seine Glück-wünsche und seinen Dank aus. Nach den Erfolgen für die Wirtschaft und der Sen-kung der Arbeitslosigkeit müsse nun in

    die Richtung gearbeitet werden, dass die Reallöhne wieder steigen, so Kompat-scher. „Hass und Missgunst sind eine Folge der Verunsicherung, die bei den Menschen spürbar sei“, sagte der Landes-hauptmann. Der nationale Präsident der Acli, Roberto Rossini, betonte die gemeinsamen Werte, für die die beiden Schwesternorganisatio-nen Acli und KVW stehen. „Der Einsatz müsse aber weiter gehen“, so Rossini, „denn Freiheit und Gleichheit werden nicht einmal für immer erreicht“. Grußworte sprachen auch Maria Etl von der KAB Deutschland und Armin Huerner von der EBCA, der Europäischen Bewe-gung christlicher ArbeitnehmerInnen.

    Im Sheraton der Messe Bozen feierte der KVW Ende April sein 70-jähriges Bestehen mit vielen Gästen und Gratulanten.Rechts der KVW Landesvorsitzende Werner Steiner

    H&W | Juni 20182 T H E M A

  • Inhalt

    Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der WeltVerantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans GamperSchriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullianalle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: [email protected] beim Landesgericht Bozen unter 7/72Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 LanaAusgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich)Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463Redaktionsschluss: Am 15. des Monats

    Bankverbindung:Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001

    Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen

    IMPRESSUM

    HEIMAT&Welt

    T H E M A 2 70-Jahr-Feier des KVW S Ü D T I R O L A K T U E L L

    4 Kurzmeldungen 5 Südtirols Image in Italien, Vorwort 6 Familienpolitik, Uni Bozen 7 Rittner Pilger, Wirtschaft, Mitnahme-Box 8 Südtirol innovativ: Edelrauthütte 9 Milchtrocknungswerk,

    Hannes Obermair, Buchvorstellung

    E X P E RT E N

    10 Kirchliche Heirat, Beerdigung11 Landtagswahlen I N T E R N11 Abschied von Herbert Denicolò12 Südtiroler in Niedersachsen und

    Hamburg

    13 TREFF.Heimat, Südtiroler in Stuttgart14 Südtiroler in der Welt15 Vereinskalender H E I M AT U N D W E LT

    16 Hermann Steger

    AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE

    PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL

    Damals und heute: Zeitzeugen berichten

    Die 70-Jahr-Feier war Anlass zurückzubli-cken auf Ereignisse und Leistungen des KVW. Bei Begegnungen mit Zeitzeugen ließen diese Vergangenes Revue passieren und erzählten von Pionierleistungen des KVW. So berichteten Theresia Kühbacher und Lisl Lantschner von der Berufsgruppe für Hotel- und Gastgewerbeangestellte und von den KVW Senioren. Hier ist der KVW von Null gestartet und hat wertvolle Aufbauarbeit geleistet. Wie ein roter Faden zieht sich die Frau-enarbeit durch die 70-jährige Geschichte des KVW. Burgl Moser erinnerte sich an die Anfänge zurück und Helga Mutschlech-ner erzählte von den aktuellen Themen und Anliegen.

    Wilfried Wörndle und Josef Stricker spra-chen über den KVW als soziale Bewegung damals und heute. Sie zogen Parallelen und analysierten die Herausforderungen: es ging um den KVW als „Bollwerk gegen den Kommunismus“, um den Wirtschafts-liberalismus und um die Gegner heute, die nicht so eindeutig auszumachen sind, son-dern verschleiert und diffuser arbeiten.Der ehemalige Landesvorsitzende Sepp Pfattner und Herbert Prugger sammelten mit den Anwesenden Vorschläge, Ideen für die Zukunft und formulierten Visio-nen. Diese wurden zum Abschluss dem Landesvorsitzenden Werner Steiner über-geben. Je ein Zukunftsthema stellten auch die sechs KVW Bezirke – vertreten durch den jeweiligen Bezirksvorsitzenden – vor.

    > Ingeburg Gurndin

    Zeitzeugen aus verschiedenen Epochen des KVW: v.l. Josef Pfattner, Josef Stricker, Lisl Lantschner, Burgl Moser, Wilfried Wörndle, Helga Mutschlechner und Theresia Kühbacher

    Bischof Ivo Muser und Landeshauptmann Arno Kompatscher

    Ehemalige KVW Landesvorsitzende: Maria Kußtatscher und Konrad Peer

    H&W | Juni 2018 3T H E M A

  • Kurz notiertMeldungen aus Südtirol

    n JOURNALISMUS

    Axel-Springer-Preis

    Die aus dem Pustertal stam-mende Barabara Bachmann hat den diesjährigen Axel-Springer-Preis für Jungjournalisten er-halten. Mit der Auszeichnung in Gold wurde ihre Reportage ausgezeichnet, die im Magazin „Reportagen“ erschienen ist. Die Journalistin hat die Ge-schichte hinter dem Selbstmord der Italienerin Tiziana Cantone aufgeschrieben, die Opfer von Cybermobbing wurde. <

    n BEVÖLKERUNG

    Aufenthaltsgenehmigung

    Zum Jahrsende 2016 gab es in Südtirol laut Auswertung des Datenarchivs des Innenminis-teriums 29.133 gültige Aufent-haltsgenehmigungen für Nicht-EU-Bürger. Der Großteil der Inhaber einer Aufenthaltsge-nehmigung (46,7 Prozent) stammt aus europäischen Nicht-EU-Staaten, ein Viertel aus Asien (26,4 Prozent) und 19,5 Prozent stammen aus Af-rika. Hauptgründe für die An-wesenheit dieser Gruppe von Ausländern sind familiäre Um-stände und das Ausüben einer Erwerbstätigkeit, wie aus der Aussendung des Landesinsti-tuts für Statistik ASTAT her-vorgeht. <

    Barbara Bachmann Foto: barbarabachmann.com

    Arno Kompatscher bei der Konfe-renz der Regionen Foto: LPA

    V.l. Landesrätin Martha Stocker, Susanne Elsen, Landesrat für Land-wirtschaft Arnold Schuler Foto: baeuerinnen.it

    Ein Forschungsprojekt der Unibz Foto: LPA/Unibz Luca Meneghel

    n POLITIK

    Asylbewerber

    Klare Regeln für die Rückfüh-rung nach negativem Asylbe-scheid und Erweiterung des Verteilungsschlüssels: die Kon-ferenz der Regionen unter-stützt die Südtiroler Forderung nach einer einheitlichen Vor-gehensweise. Diese sei nicht nur für Südtirol wichtig, son-dern auch für alle anderen Re-gionen und für den Rechts-staat an sich, so Landeshaupt-mann Kompatscher in Rom. Die Gesamtzahl der Asylbe-werber, die sich in Südtirol aufhalten, ist leicht rückläufig. Sie sank von etwa 1700 Perso-nen im vergangenen Jahr auf derzeit rund 1500. <

    n WIRTSCHAFT

    Unternehmen

    Laut ASTAT haben die kleinen und mittelgroßen Betriebe 2014 einen Umsatz von 23,1 Milliarden Euro erwirtschaftet, was eine Wertschöpfung von 6,9 Milliarden Euro ergibt. Die Wertschöpfung der Klein- und Mittelbetriebe liegt bei 33,6 Prozent des Südtiroler BIP. Dieses geht aus der Mitteilung „Klein- und Mittelbetriebe - 2014“ des Landesinstitut für Statistik (ASTAT) hervor. <

    n INNOVATION

    Forschung und Innovation

    Das Programm sieht Investiti-onen von insgesamt 126 Milli-onen Euro vor. Davon fließen 29 Millionen Euro in die Inno-vationstätigkeiten im Land, 97 Millionen Euro in die wissen-schaftliche Forschung und die Lehre. Diese Mittel kommen den Südtiroler Forschungsein-richtungen und den Hochschu-len zugute, so der Uni Bozen, der Eurac Research, Fraunho-fer Italia, dem Institut für In-novative Technologien IIT, Eco Research, der Hochschule für Musik „Claudio Monteverdi“ und der Philosophisch Theolo-gischen Hochschule Brixen. <

    n SPORT

    Sportler des Jahres

    Johanna Schnarf und Dominik Windisch sind Südtirols Sport-ler des Jahres 2018. Die Sport-lerwahl wird von der Tageszei-tung „Dolomiten“ mit der Süd-tiroler Sporthilfe durchgeführt. Für ihre großartigen Leistun-gen im Spitzensport wurden Manuela Mölgg (Ski), Verena Stuffer (Ski), Patrick Thaler (Ski), Florian Eisath (Ski) und Christoph Mick (Snowboard) ausgezeichnet. Alle fünf Ath-leten haben in diesem Jahr ihre Karriere beendet. <

    n LANDWIRTSCHAFT

    Internationale Tagung

    Soziale Landwirtschaft steht für einen neuen Weg in der Landwirtschaft, den Bäuerin-nen und Bauern in Zukunft beschreiten. Die Professorin für Soziologie der Kultur und Kommunikationsprozesse an der Uni Bozen, Susanne Elsen ist überzeugt, dass die soziale Landwirtschaft einen wichti-gen Beitrag im Bereich der so-zialen Innovation leisten kann. Die Soziale Landwirtschaft re-agiere flexibel auf dringende Hilfsbedürfnisse, betonte Elsen auf einer internationalen Ta-gung über Soziale Landwirt-schaft in Brixen. In Südtirol biete beispielsweise die Sozial-genossenschaft „Mit Bäuerin-nen lernen-wachsen-leben“ mit über 100 aktiven Landwirten über 25.000 Betreuungsstun-den pro Monat, die besser als andere Betreuungsformen auf die Bedürfnisse von Arbeiter-familien abgestimmt sind. Da-durch sei es auch möglich, die Kulturlandschaft durch den Beitrag jener Menschen zu er-halten, die sich verantwortlich fühlen und durch ihre Tätig-keit Selbstachtung und Wohl-befinden generieren, ist auch der Biologe an der Uni Kassel, Thomas von Elsen überzeugt.<

    H&W | Juni 20184 S Ü D T I R O L A K T U E L LS Ü D T I R O L A K T U E L L

  • Südtirols Image in ItalienEgoistisch, perfektionistisch, introvertiert

    n Südtirol wird von den Italie-nern wegen seiner Landschaft geschätzt, aber auch als arrogant erlebt. Dies geht aus einer Um-frage des Mailänder Marktfor-schungsinstituts Astarea hervor. Südtirol will diesem Image vom „einsamen Streber" entgegen-steuern.

    Von den Ergebnissen berich-tete Laura Cantoni, Expertin für Marktforschung. Man habe erhoben, wie die Region von außen gesehen wird. Zunächst werde die Landschaft wahrge-nommen, die gesunde und er-holsame Umgebung, die Ord-nung. 82 Prozent der Befrag-ten wüssten von der Sonderau-tonomie, aber nur ein Drittel davon wisse, was das bedeute. 60 Prozent wussten nicht, dass „Alto Adige” auch „Südtirol” heißt. 40 Prozent der Befrag-ten waren noch nie hier. Unter den Nichtbesuchern wurden hohe Preise, Entfernung, Elite-tourismus und Mangel an Al-ternativen zum Bergerlebnis genannt. Unter den negativen Merkmalen wurden auch eine geringe Bereitschaft zum sprachlichen Entgegenkommen bemerkt, der Perfektionismus, die Aura von Überlegenheit, die Besuchern vermittelt wird. Zusammenfassend könne man sehen, dass bestimmte Unter-scheidungsmerkmale durchaus auch positiv gesehen würden, bemängelt werde aber, dass es schwieriger sei, mit der Bevöl-kerung in Kontakt zu treten. Südtirol werde also als schö-nes Land mit Privilegien gese-hen, meinte der Direktor der Agentur für Presse und Kom-munikation Marco Pappalardo und berichtete von den Schlüs-sen, die man aus diesem Bild gezogen habe. In Krisenzeiten verschärften sich die negativen

    Merkmale. Das Bild von Sau-berkeit, Tradition, Folklore usw. müsse positiv vermittelt werden. Man müsse in der Darstellung vom einsamen Streber zum Klassenbesten aufrücken, der andere mit-nimmt.

    Südtirols Anderssein positiv vermitteln

    Die Herausforderung sei es, das Bild mit klaren Botschaf-ten über längere Zeit zu än-dern. Südtirols Vielfalt sei als Grundlage der Autonomie zu vermitteln, das Bild vom klei-nen Europa in Europa, diese Brückenfunktion müsse immer wieder vermittelt werden. Dem Bild vom arroganten Land müsse man mit der Soli-darität begegnen: Südtirols so-lidarische Maßnahmen für an-dere Regionen - in der Katas-trophenhilfe, in der Wasserver-sorgung usw. - seien noch we-nig bekannt. Südtirol könne sich auch als geheimer Spit-zenreiter positionieren, von dem andere profitieren könn-ten, etwa bei Energie und Um-welt. Man sollte auch andere über Südtirol reden lassen, etwa wichtige Persönlichkeiten aus Südtirol und von außer-halb. <

    VORWORT DER LANDESRÄTIN

    Die Patientenverfügung

    Seit Jänner des laufenden Jahres ist die Patientenverfügung endlich gesetzlich verankert. Damit wird volljährigen und geistig voll zurechnungsfähigen Patienten die Möglichkeit eingeräumt, vorsorglich anzugeben, ob und inwieweit sie im Falle einer schweren oder gar todbringenden Erkran-kung medizinische Behandlung bzw. lebenserhaltende Maßnahmen annehmen oder ablehnen wollen. Krankheit darf das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf klare Information und gesundheitliche Selbstbestimmung nicht aufheben; dasselbe wird nun auch auf jene Patienten und Patientinnen ausgedehnt, die krankheits- oder alters-bedingt nicht mehr in der Lage sind, mit den Angehörigen oder dem Arzt zu kommunizieren. Es geht dabei um den Schutz der menschlichen Würde und um das Recht von Menschen, über Beginn oder Nichtbe-ginn, Fortsetzung und Beendigung medizinischer Maßnah-men mitentscheiden zu dürfen - ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt. Dieses Recht ist jetzt auch regional ver-ankert: Auch in Südtirol soll die Patientenverfügung zu ei-nem festen Bestandteil des medizinisch-pflegerischen Ver-sorgungssystems werden.Patientenverfügungen waren bisher bei Bedarf häufig nicht zur Hand oder selten wirklich aussagekräftig. Vom Landes-komitee für Bioethik wurde nun auf Basis der bestehenden Vorlagen ein praxisnahes Konzept im Sinne der gesund-heitlichen Vorausplanung ausgearbeitet. Damit Erklärende genau verstehen, wofür sie sich entscheiden, ist ärztliche Beratung beim Verfassen der Verfügung unerlässlich; ande-rerseits sind medizintechnisch klar formulierte Angaben für die künftig behandelnden Ärztinnen und Ärzte vonnöten, um den Willen der Erklärenden entsprechend berücksichti-gen zu können. Die eigenhändig unterschriebene Patien-tenverfügung kann im Standesamt der Wohnsitzgemeinde abgegeben werden, wo sie nicht überprüft, sondern ledig-lich aufbewahrt und bei Bedarf an die medizinischen Ein-richtungen weitergeleitet wird.Die äußerst komplexe und häufig polarisierende Diskussi-on über medizinische Entscheidungen am Lebensende, über Therapiegrenzen und über mögliche Konflikte, die zwischen dem Gesetz und der persönlichen Freiheit entste-hen können, ist dadurch noch nicht beigelegt. Doch um die Angst vor „zu viel“ oder „zu wenig“ medizinischer Be-handlung allmählich zu überwinden, bedarf es einer klaren ethischen und juristischen Regelung. Das Gesetz Nummer 219/2017 ist ein grundlegender Schritt in diese Richtung.

    In VerbundenheitMartha StockerDie Referenten Marco Pappalardo

    und Laura Cantoni Foto: Landtag

    5H&W | Juni 2018 S Ü D T I R O L A K T U E L L

  • n Das Land setzt in der Familien-politik auf Planbarkeit und Sicher-heit. Das gute Abschneiden bei der ISTAT-Erhebung bestätige die-se Ausrichtung, so Landesrätin Waltraud Deeg.

    Das gesamtstaatliche Statistik-institut ISTAT hat für die Or-ganisation „Save the Children“ eine umfassende Erhebung über das Muttersein in Italien durchgeführt und veröffent-licht. Unter den Regionen und autonomen Provinzen Italiens belegt Südtirol in Sachen Mut-terfreundlichkeit unter fast al-len Gesichtspunkten Platz 1. Landeshauptmann Arno Kom-patscher und Familienlandes-rätin Waltraud Deeg sehen da-rin eine Bestätigung für die Familienpolitik des Landes. Die Familienpolitik in Südtirol

    terstützung durch den Staat sei zwar eine Möglichkeit, trage aber nicht zur langfristigen Absicherung der Familien bei. Jeder in Familie investierte Euro sei generell gut, doch um dauerhaft wirksam zu sein, müssten Finanzierungen einen längeren Zeitraum abdecken. So habe man in den vergange-nen Jahren nicht nur das Lan-desfamiliengeld verdoppelt, sondern auch das Kindergeld als zusätzliche finanzielle Un-terstützung für Familien mit mehreren Kindern und gerin-gerem Einkommen übernom-men. Das Landesfamiliengeld+ unterstützt jene Familien, in denen auch der Vater einen Teil der Elternzeit in Anspruch nimmt. Über die Region sei es für Eltern möglich, einen Zu-schuss für die rentenmäßige

    Absicherung der Erziehungs-zeiten zu erhalten. Dabei wur-den sowohl die Beiträge er-höht, als auch die Beantra-gungsverfahren wesentlich ver-einfacht. Die Antragstellenden können dabei für zwei Jahre monatlich bis zu 750 Euro, also insgesamt 18.000 Euro er-halten. Auch die Steuerabsetz-barkeit für Familien wurde er-höht. <

    „Wir wissen, dass diese Politik sich auf Familien positiv auswirkt” so Deeg.

    umfasst neben der finanziellen Unterstützung zahlreiche strukturelle Maßnahmen als wesentlichen Bestandteil. Seit Beginn der Legislatur werde daran gearbeitet, das Betreu-ungsangebot und die Qualität der Kleinkindbetreuung zu verbessen, führt Familienlan-desrätin Deeg aus. Zudem sei es ein Ziel in kostengünstige Dienst- und Sachleistungen für Familien zu investieren. Plan-barkeit und Sicherheit seien für die Südtiroler Familienpo-litik die Eckpfeiler, an denen entlang die familienpolitischen Maßnahmen entwickelt wer-den. Der italienische Staat hat in den vergangenen Jahren hin-gegen zeitlich begrenzte, auf Familien zugeschnittene finan-zielle Maßnahmen beschlos-sen. Die direkte finanzielle Un-

    Südtirol ist mütterfreundlichISTAT-Erhebung als Bestätigung für Südtirols Familienpolitik

    Sommertreffen in Algund Samstag, 21. Juli 2018

    Zum Sommertreffen in Algund sind alle SüdtirolerInnen in der Welt mit ihren Familien und Bekannten, sowie alle in der Heimatfer-nenarbeit tätigen Mitarbeiter/Innen des KVW herzlich eingeladen!

    9.00 Uhr Aperitif und Begrüßung am Kirchplatz Algung

    10.00 Uhr Feierlicher Gottesdienst in der Pfarrkirche in Algund

    11.15 Uhr Grußworte und Vorstellung der Gemeinde Algund im Thalguterhaus Algund

    12.00 Uhr Mittagessen im Peter Thalguterhaus

    14.00 Uhr Nachmittagsprogramm: zur Auswahl stehen Besichti-gung und Führung der Sennerei Algund, der Pfarrkir-che Algund oder der Kellerei Meran Burggräfler, Dorfführung, Algunder Waalweg oder Filmvorführung

    Kostenbeitrag: 15 Euro für das Mittagessen, Kaffee und Kuchen

    Information und Anmeldung: Arbeitsstelle Südtiroler in der Welt, Tel. 0039 0471 309176, [email protected]

    Kontakt zur KVW Ortsgruppe Algund: Monika Hölbling Illmer, [email protected], Tel. 0039 0473 448437

    Für Zimmerreservierungen: Tourismusbüro Algund, Tel. 0039 0473 448600, [email protected]

    n Die Führungsspitze der Universi-tät Bozen berichtete LH Kompat-scher über die Entwicklung ihrer Leistungen im aktuellen Planungs-zeitraum und jenem 2014 - 16.

    Die Einschreibungen stiegen von 3588 im Jahr 2016/17 auf 4124 im aktuellen akademi-schen Jahr an. Ebenso bedeut-sam ist im Sinne der Mehr-sprachigkeit die Steigerung der ausländischen Studierenden. In den Jahren 2016/17 und 2017/18 kamen insgesamt 15 Prozent der Neuimmatrikulier-ten aus dem Ausland, fast die Hälfte waren Südtiroler. Dem Bestreben der Internationali-sierung wirkt die Tatsache ent-gegen, dass die Gebühren für

    Studenten aus dem Ausland vergleichsweise hoch sind und die Dreisprachigkeit den mög-lichen Interessentenkreis ein-grenzt. Es konnten zunehm-nend Dozenten aus dem Aus-land angeworben werden. Unibz hat ihre Forschungsein-heiten weiter ausgebaut und dabei die Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtun-gen sowie Südtirols Unterneh-men intensiviert. <

    Uni Bozen Mehr Internationalität

    Die Universitätsspitze berichtete dem Landeshauptmann Foto: LPA

    H&W | Juni 20186 S Ü D T I R O L A K T U E L L

  • n Nach 50 Tagen ist die lange Reise nach Rom zu Ende: Papst Franziskus begrüßte bei der Ge-neralaudienz im Vatikan auch die drei Südtiroler Lamas und ihren Besitzer Walter Mair, Lamazüchter vom Kaserhof in Oberbozen. Walter Mair, Thomas Mohr und Thomas Burger legten die 700 Kilometer lange Strecke mit den Lamas zurück. Die Pil-gerreise hat am 20. Februar in Oberbozen begonnen. Die un-gewöhnliche Karawane nahm dafür den alten Pilgerweg der Via Romea Germanica. Nach ihrer Ankunft in Rom sind sie zunächst kurz von Italiens Mi-nisterpräsident Paolo Genti-loni empfangen worden. Gen-

    Papst empfängt drei Rittner PilgerGroßes Interesse für Südtiroler mit ihren Lamas auf dem Petersplatz

    Sehenswürdigkeiten anzu-schauen und Land und Leute kennenzulernen. Und gerade letzteres hat dank der Lamas ganz hervorragend geklappt. Immer wieder kamen Men-schen auf die Pilger zu, ange-

    lockt durch die Tiere. Auch Essen und Trinken wurden den Pilgern oft angeboten. Die Pil-ger überreichten auf dem Pe-tersplatz Papst Franziskus ein Käppchen und weiße Socken aus Alpakawolle. <

    Nach 50 Tagen glücklich in Rom angekommen Foto: FB Kaserhof

    tiloni habe im vergangenen Jahr auf dem Hof des Lama-züchters Walter Mair Urlaub gemacht. Die anderen beiden Wanderer sind ein Anwalt aus München sowie ein Manager im Sabbatjahr. „Es war ein harter Weg, auf dem wir gegen Regen, Schnee und Eis kämp-fen mussten“, so Mair. „Zau-berhafte Landschaften und fantastische Menschen“, die sie kennengelernt hätten, wären es aber wert gewesen. Die Lamas waren jedoch keine reinen Lastentiere, sondern Begleiter für die Pilger. Sie haben die drei zu einem deutlich langsa-meren Gehen gezwungen – ausreichend Gelegenheit also, die Landschaft zu genießen,

    n Alle Informationen des Landes Südtirol zur Wirtschaft sind nun in einer neuen Webseite leichter und schneller abrufbar.

    Immer mehr Webseiten des Landes erscheinen in einem kundenfreundlichen Layout und mit einer starken Suchma-schine im Hintergrund - nun auch das neue Internetportal der Wirtschaft. Unter der Webadresse www.provinz.bz.it/wirtschaft sind alle wich-tigen Informationen und Be-stimmungen der Südtiroler Landesverwaltung zu wichti-gen Bereichen der Wirtschaft zusammengefasst, wie die Wirtschaftsförderung, die Wirtschaftsordnung, die Rege-lungen in Hinblick auf Gewer-begebiete, Messen und Märkte, Tankstellen und Erdöllager,

    n Das Landesgesetz gegen die Lebensmittelverschwendung wird mit einer weiteren Maßnahme in Zusammenarbeit mit dem Hote-liers- und Gastwirtverband umge-setzt.

    Das Gesetz gegen die Lebens-mittelverschwendung wurde am 9. März vom Landtag einstim-mig verabschiedet. Jetzt läuft eine weitere Maßnahme an: Seit

    <Bergbau und Gruben sowie die Anerkennung der Befähigungs-nachweise. Ein eigenes The-menfeld ist dem Qualitätszei-chen und der Dachmarke Süd-tirol gewidmet. Leicht zugäng-lich sind auch alle Fördermaß-nahmen und Dienstleistungen des Landes sowie interessante Publikationen und News. Die neue Internetseite ist als „res-ponsive Webseite“ program-miert, das heißt, sie wird auf allen Endgeräten korrekt ange-zeigt .<

    Neues Web-Portal Wirtschaft hat neuen Auftritt

    Mitnahme-BoxZu schade zum Wegwerfen

    Das neue Portal Foto: screenshot

    Mai werden an die Mitglieder des Hoteliers- und Gastwirte-verbandes in den HGV-Büros in Bozen, Brixen, Bruneck, Meran und Schlanders kostenlos ei-gens für diese Initiative angefer-tigte Mitnahme-Boxen verteilt. Restaurantbesucher können da-rin das, was sie nicht aufgeges-sen haben, mit nach Hause neh-men. Die Gäste schätzen die Bemühungen um eine nachhal-tig ausgerichtete Wirtschafts-weise, betont der Präsident des Hoteliers- und Gastwirtever-bandes Manfred Pinzger: „Aus diesem Grund unterstützt der HGV auch diese Initiative des Landes gegen die Lebensmittel-verschwendung.“ Die Mit-nahme-Schachteln gibt es in zwei Größen, sie sind aus nach-haltigen Rohstoffen gefertigt und wiederverwendbar. <

    H&W | Juni 2018 7S Ü D T I R O L A K T U E L L

  • n Die Edelrauthütte war baufällig und zu klein geworden und musste komplett neu errichtet werden. Das Brixner Architekturbüro Modus architects unter Matteo Scagnol und Sandy Attia erhielt den ersten Preis beim Planungs-wettbewerb, den das Land Südtirol 2012 ausgelobt hatte. Unter der Bauleitung von Modus architects konnte die neue Schutzhütte im Sommer 2016 eröffnet werden.

    Funktionalität

    Die Hütte weist gegen die Windseiten hin eine geschlos-sene Fassade auf, öffnet sich jedoch in Richtung Süden und bietet so Platz für eine wind-geschützte Terrasse. Der Ein-gangsbereich verbindet direkt die Haupträume der Schutz-hütte: Gastraum, Haupttreppe Küche und Sanitäranlagen.

    Modernes Refugium in den Pfunderer Bergen Südtirol innovativ: Die neue Edelrauthütte

    Die großen Panoramafester im Gastraum bieten einen spektakulären Blick auf die umliegende Berglandschaft und ermöglichen während des Tages eine optimale natürliche Wärmegewinnung durch die Sonneneinstrahlung.

    Während die alte Hütte noch in Betrieb war, wurde die neue Edelraut-hütte wie ein L darum herum gebaut. An Stelle der alten Hütte befindet sich jetzt die Terrasse.

    Komfort

    Die getäfelten Schlaflager ver-teilen sich auf Mehrbettzimmer und ein Zwölfer-Matratzenlager. Sie sind in den Obergeschossen untergebracht und bieten gut 70 Schlafplätze. Ein Winterbiwak mit einem wettergeschützten Zugang von außen dient im Sommer als Erweiterung der Hütte mit interner Verbindung.

    Ökologie

    Eine Turbine zur Herstellung von Strom mittels Wasserkraft und die auf dem Pultdach inte-grierte Fotovoltaikanlage die-nen zur Energieversorgung der Schutzhütte. Das dreigeschos-sige Gebäude kann je nach An-zahl der Gäste auch nur zonen-weise beheizt werden. Geheizt wird mit einer Bodenheizung. <

    Die Edelrauthütte in Mühlwald/Lappach liegt auf 2.545 m Meereshöhe am Eisbruggjoch, einem Übergang zwischen dem Pfunderer- und dem Lappa-cher Tal am Alpenhauptkamm. Die Hütte ist Ausgangspunkt für Hochtouren in die Dreitausenderregion der Zillertaler Alpen. Der helle L-förmige Holz-bau mit großen Panoramafenstern und einer sich nach Westen hin öffnenden Fassade fügt sich gut in die Landschaft ein. Fotos: Oliver Jaist

    H&W | Juni 20188 S Ü D T I R O L A K T U E L L

  • Mystische Orte in Südtirol

    Wo finden seit Urzeiten Rituale statt? Wo ist heute noch der feine Sog nach oben spürbar, als könn-te man über der Landschaft schwe-ben? Wo erleben Menschen das Gefühl grenzenloser Weite, Zu-friedenheit und Entspannung? Die Autoren stellen Plätze, Wege und Landschaften vor, die eine auf-bauende und erhebende Energie ausstrahlen. Sie erzählen die Mythen und Märchen, die sich um die Kultorte ranken, und erklären, wie man mystische Plätze erkennt. So lassen sie eine Bergwelt voller Magie wiederauferstehen, in der die Kräfte der Natur spürbar sind.Astrid Amico und Martin Ruepp haben in ganz Südtirol Kraftplät-ze aufgespürt und fotografiert. Seit 2011 betreiben sie die Face-book-Seite „Mystische Orte in Südtirol“.

    „Mystische Orte in Südtirol“von Astrid Amico und Martin Ruepp,

    Edition Raetia 2018ISBN 978-88-7283-631-6

    BUCHVORSTELLUNG

    Hannes Obermair war federfüh-rend bei der Entschärfung der faschistischen Denkmäler in Bozen und ihrer Umgestaltung zu Mahn-malen und Lernorten.

    n Jährlich verleiht politika, die Südtiroler Gesellschaft für Politik-wissenschaft, einen Preis an Per-sönlichkeiten, denen aufgrund ihres politischen Wirkens in Süd-tirol besondere Aufmerksamkeit gebührt. Dieses Jahr wurde Han-nes Obermair zur politischen Per-sönlichkeit des Jahres ernannt.

    Der Südtiroler Historiker Han-nes Obermair ist federführend am Prozess beteiligt, die Wahr-nehmung der faschistischen Denkmäler in Südtirol zu än-dern. Seiner Arbeit und all je-nen, die dabei mitgewirkt ha-ben, ist es zu verdanken, dass faschistische Denkmäler wie das Siegesdenkmal oder das Hans-Piffrader-Relief am Boz-ner Gerichtsplatz historisiert worden sind. Der Preis ist

    Hannes ObermairPolitische Persönlichkeit 2017

    nicht nur eine Anerkennung seiner Arbeit, sondern dient gleichzeitig als Ansporn für weitere Initiativen dieser Art, die für die Südtiroler Gesell-schaft so wichtig sind. Die Eh-rungsfeier fand im Alten Rat-haus in Bozen statt. <

    n Die Bauarbeiten für die Realisie-rung des neuen gemeinsamen Wer-kes von Loacker und Brimi in Nie-dervintl schreiten zügig voran. Anfang Mai wurde in Nie-dervintl der Grundstein für das neue Milchtrocknungs-werk der Tochtergesellschaft der beiden Südtiroler Unter-nehmen Loacker und Brimi ge-legt. Loacker hat nach eigenen Angaben im Rahmen seiner Qualitäts- und Nachhaltig-keitspolitik in den vergange-nen beiden Jahren verstärkt nach Wegen gesucht, um die Versorgungssicherheit mit qua-litativ hochwertigen und gen-technikfreien Rohstoffen für die eigenen Cremen und Scho-

    Gutes Zusammenspiel unter UnternehmenGrundstein des ersten Südtiroler Milchtrocknungswerks ist gelegt

    tiroler Molke einen höheren Stellenwert zu geben.“ Die Er-schließung der neuen Gewer-bezone „Rieper 3“, die neben dem neuen Milchtrocknungs-werk auch Erweiterungsmög-lichkeiten für die A. Rieper AG vorsieht, erfolgt über ei-nen kreuzungsfreien Verkehrs-knoten. Die bestehende Ein- und Ausfahrt nach Niedervintl soll laut Plan so ergänzt wer-den, dass alle Fahrzeuge aus Niedervintl und der neuen Ge-werbezone sich in beide Rich-tungen der Pustertaler Staats-straße ohne eine Kreuzung ein-ordnen können. Der Rohbau soll bis Herbst 2018 fertigge-stellt sein, die Inbetriebnahme Anfang 2020 erfolgen. Insge-

    samt würden über 30 Millio-nen Euro investiert und etwa 20 neue Arbeitsplätze geschaf-fen. <

    V.l. die Unternehmer Alexander Rieper (Rieper AG), Andreas Loacker (Loacker AG), Klaus Faller (Brimi) Foto: LPA

    koladen langfristig sicherzu-stellen. Zudem wollte das Un-ternehmen einen Beitrag für eine nachhaltige Produktion derselben leisten. Die gemein-same Zielsetzung von Loacker und Brimi mit diesem Projekt ist die Herstellung von Süß-molkenpulver und Mager-milchpulver aus Rohstoffen heimischer Produktion. Für Loacker bedeutet dies eine Rückwärtsintegration in der Wertschöpfungskette. Für Brimi stellt das Projekt hinge-gen einen zusätzlichen Verede-lungsschritt für die eigene Molke dar, wie Brimi-Ge-schäftsführer Martin Mair er-klärt: „Mit dieser Zusammen-arbeit gelingt es uns, der Süd-

    H&W | Juni 2018 9S Ü D T I R O L A K T U E L L

  • N Ü T Z L I C H E S

    Sie fragen, Experten antwortenKirchliche Heirat in Südtirol bei Wohnsitz in Deutschland

    n Ich wohne mit meiner Südtiroler Freundin seit einigen Jahren in München und nun möchten wir heiraten. Viele Infos dazu habe ich schon auf Ihrer Homepage gefunden, allerdings blieb eine Frage offen: wir möchten nämlich die kirchliche (katholische) Hochzeit in Süd-tirol feiern - dürfen wir unseren Hochzeitsort auch außerhalb unseres Wohnlandes (Deutschland) frei wählen?

    Beerdigung in Südtiroln Wissen Sie, was im Todesfall eines „AIRE-Südtirolers“ im Ausland passiert. Kann das Begräbnis weiterhin in Südtirol stattfinden oder muss dieses in Deutschland stattfinden?

    ?dass Sie ledig sind. Sollte es Probleme geben, kön-nen Sie sich an das zuständige italienische Konsulat wenden. Dieses stellt Ihnen das Ehefä-higkeitszeugnis nach Vorlage einer Aufenthaltsbescheini-gung bzw. einer erweiterten Meldebescheinigung durch die deutschen Behörden aus. Das Ehefähigkeitszeugnis ist sechs Monate lang gültig. Wenn die standesamtliche Trauung bereits länger vor der kirchlichen Trauung erfolgt ist, kann es sein, dass von der Ehe-fähigkeit abgesehen wird, da diese ja bereits für die standes-amtliche Trauung überprüft worden ist.

    - Bestätigung der erfolgten stan-desamtlichen Heirat. Im Rahmen der Hochzeit erhalten Sie von der Gemeinde, in der Sie stan-desamtlich heiraten eine Bestä-tigung der Trauung. Davon be-nötigen Sie eine Kopie.

    sches Recht. In jedem Fall ist eine Anfrage an die betroffene Pfarrei zu stellen. <

    der Pfarrer Ihnen empfiehlt, die vorbereitenden Gespräche in dem Land und mit dem Pfarrer zu machen, der Sie letztendlich auch traut.In diesem Fall wenden Sie sich bzgl. der vorbereitenden Ge-spräche an den Pfarrer Ihrer letzten Wohnsitzgemeinde in Südtirol bzw. den Pfarrer, der Sie trauen wird. Dann ist mit diesem das Brautexamen zu machen.

    Die standesamtliche Heirat müssen Sie wie jede andere Änderung des Personenstandes (d.h. Geburten von Kindern, Scheidung, Todesfall, …) und Adressänderung dem zuständi-gen italienischen Konsulat in Deutschland (für München be-findet sich das Konsulat in der Möhlstraße) mitteilen. Die Än-derung wird dann an Ihre Hei-matgemeinde in Südtirol wei-tergeleitet und dort in den meldeamtlichen Akten ver-merkt. <

    Sie können kirchlich (und auch standesamtlich) durchaus außerhalb ihres derzeitigen Wohnsitzstaates heiraten.Einer kirchlichen Heirat in Südtirol steht nichts im Wege, sofern Sie in Südtirol Mitglied der katholischen Kirche sind.

    Für die kirchliche Heirat in Südtirol benötigt man in der Regel (vom trauenden Pfarrer in Südtirol bestätigen lassen):

    - Ehefähigkeitszeugnis Die Eheerlaubnis erhalten Sie in Ihrer aktuellen Wohnsitzge-meinde im Ausland.Unsere Erfahrung ist es aller-dings, dass die meisten Doku-mente von Land zu Land un-terschiedlich bezeichnet wer-den bzw. teils auch so nicht vorhanden sind.Inhalt dieses Zeugnisses ist eine Bestätigung der Ge-meinde, dass Sie aufgrund Ih-res Zivilstandes berechtigt sind, eine Ehe einzugehen, d.h.

    Ob man in Südtirol beerdigt werden kann, hängt von der Pfarrei bzw. dem „Platzange-bot“ auf dem Friedhof ab, auf dem beerdigt werden soll.Jedenfalls ist es kein automati-

    - Taufzeugnisse von Ihnen und Ihrer Freundin.

    - Außerdem müssen Sie einen Brautleutekurs machen bzw. mit einem Priester Gespräche mit Braut und Bräutigam führen – das sogenannte Brautexamen. Am besten wenden Sie sich diesbezüglich an den Pfarrer Ihrer jetzigen Wohnsitzge-meinde in Deutschland.Dieser kann Ihnen bestätigen, welche Dokumente benötigt werden und kann mit Ihnen die nötigen vorbereitenden Ge-spräche führen (in Südtirol be-zeichnet man diese Gespräche als Brautexamen), sodass sie für diese nicht extra nach Süd-tirol fahren müssen. Diese Bestätigungen können über den deutschen Pfarrer an die Diözese Bozen-Brixen wei-tergeleitet werden, die dann die Erlaubnis ausstellt, dass Sie in Südtirol kirchlich heira-ten dürfen.Es könnte allerdings sein, dass

    Nächster Sommertreffen der Südtiroler in der Welt21. Juli ab 9 UhrTreffpunkt: Algund, detailliertes Programm siehe Seite 6 in dieser Ausgabe

    Informationen bei Südtiroler in der Welt, Tel. 0471 300213 oder [email protected].

    TREFF•Heimat

    H&W | Juni 201810

  • n Die Wahlen zum Südtiroler Landtag finden am 21. Oktober statt.

    Südtirol wählt am 21. Oktober diesen Jahres – zeitgleich mit dem Trentino – seinen neuen Landtag. Landeshauptmann Arno Kompatscher gab den Stichtag bei der Pressekonferenz nach der Regierungssitzung vom 8. Mai bekannt. In den ver-gangenen Tagen hat er nach Ab-stimmung mit seinem Trentiner Amtskollegen das diesbezügli-che Dekret unterzeichnet, das am 10. Mai im Amtsblatt der Region veröffentlicht wird.Parteien, die zur Landtagswahl antreten möchten, können ihr Listenzeichen am 28. oder am 29. August hinterlegen, wäh-rend die Hinterlegung der Kandidatenlisten am 31. Au-gust, 1. und 3. September und

    Neuwahl des Südtiroler LandtagsDie Landtagswahlen finden am 21. Oktober statt - Briefwahl für Südtiroler in der Welt

    4. September 2018 erfolgt.Am 21. Oktober kann dann von 7 bis 21 Uhr gewählt werden. Es wird sofort nach Abschluss der Wahlhandlungen mit der Aus-zählung der Stimmen begonnen.Es ist dies das vierte Mal, dass nicht mehr der Regionalrat, sondern die beiden Landtage gewählt werden. Erstmals kommt in Südtirol dabei das neue Wahlgesetz vom 19. Sep-tember vergangenen Jahres (Nr. 14) zur Anwendung.

    Wichtig für Südtiroler in der Welt, die in die Aire-Liste eingetragen sind: Sie erhalten automatisch die Wahlunterlagen für die Brief-wahl. Falls das nicht gewünscht ist und die Stimmabgabe in der Heimatgemeinde abgegeben werden möchte, muss inner-halb des 45. Tages vor der

    Wahl (ist der 6. September 2018) dies der Heimatge-meinde mitgeteilt werden.

    Aufenthalt im AuslandSüdtirolerinnen und Südtiroler, die sich zum Zeitpunkt der Wahl am 21. Oktober im Ausland aus-

    halten, können innerhalb von 45 Tagen vor dem Wahltermin dies der Gemeinde, bei der sie in die Wählerlisten eingetragen sind, mitteilen. Sie erhalten dann die Wahlunterlagen für die Brief-wahl an den Ort ihres Aufent-halts im Ausland zugesandt. <

    Der plötzliche Tod unseres Freundes und Weggefährten Herbert Denicolò hat uns alle tief erschüttert. Herbert war ein ge-radliniger Mensch, ein Kämpfer für Ge-rechtigkeit und Frieden. Er war ein Pio-nier der Jugendarbeit. Sein Einsatz galt u.a. den Pendlern, der Männerinitiative, den Kriegsdienstverweigerern, dem Ge-denken an Josef Mayr-Nusser, seinem gro-ßen Vorbild, den Familien, dem Katholi-sches Forum, den Heimatfernen. Als be-gnadeter Redner gelang es ihm die Men-schen von seinen Ideen zu überzeugen. Er war kein Mitläufer, ein Mensch mit Rück-grat und großer kultureller Bildung. Nun ist er nicht mehr. Herbert Denicolò starb am 23. April 2018 in Olang. Wir werden unsern Herbert sehr vermis-sen!

    Auf unserer Info-Tagung im September vorigen Jahres in Bernau hielt er ein Re-ferat zu Josef Mayr-Nusser. Sein Einsatz galt zeitlebens den Schwächeren in der Gesellschaft. Seine berufliche Tätigkeit begann er als Lehrer in der Mittelschule. Später wechselte er in die Landesverwal-tung, wo er das Referat für die Jugendar-beit aufbaute. 1993 wurde er in den Süd-tiroler Landtag gewählt, dem er dann 15 Jahre angehörte. Ehrenamtlich engagierte er sich in zahlreichen Vereinen, so im Fa-milienverband, im KVW, im Kolpingwerk, in der Vinzenzkonferenz. Zuletzt war er Vorsitzender des Katholisches Forums. Er war auch Stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsstelle für die Südtiroler Hei-matfernen. > Erich Achmüller

    Abschied von Herbert DenicolòTrauer um langjähriges Vorstandsmitglied

    Herbert Denicolò, 1945 - 2018

    Das Landtagsgebäude am Silvius-Magnago-Platz in Bozen. Foto: LPA

    H&W | Juni 2018 11N Ü T Z L I C H E S / I N T E R N

  • I N T E R N

    n Auch in diesem Jahr war der Hamburger Hauptbahnhof der morgendliche Treffpunkt für 25 Südtiroler und Südtirol Freunde, die sich mit der Bahn in das 100 km entfernte Hechthausen in Nie-dersachsen zur Bosseltour auf-machten.

    Um 9.30 Uhr traf man sich am Hauptbahnhof in Hamburg, trotz dicker Wolken und Nie-

    BosseltourSüdtiroler in Hamburg

    n Der Verein der Südtiroler in Niedersachsen erhielt Besuch.

    Die Südtiroler aus Niedersach-sen sind jedes Jahr zu Besuch in Südtirol. Der Besuch von Südtirolern in Bad Grund ist eher selten. Und das kam so: Enkel Peter hatte auf dem Dachboden des Hauses seines Großvaters Matthias Fleisch-mann Fotos und Briefe ent-deckt, aus denen hervorging, dass sein Großvater einst im Kalkwerk Winterberg gearbei-tet und in der Iberg-Siedlung gewohnt hatte.Der Entschluss stand bald fest: Mit Vater Heinrich Fleisch-mann und Ehefrau Margret zu-rück in die Vergangenheit nach Bad Grund in die Iberg-Sied-lung, Haus Nummer 44, in dem der Großvater als Kind einst wohnte. Zwar nur von 1938 bis 1942, denn nach ei-nem Arbeitsunfall des Urgroß-vaters ging es zurück nach In-zing. In Arthur Sachsalber, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Südtiroler in Niedersach-sen, fand Peter Fleischmann

    einen Ansprechpartner. Quar-tier wurde in der Pension „Am Schurfberg“ unterhalb der Iberg-Sieglung genommen. Pensionswirt Michael Schmidt und Arthur Sachsalber stellten ein Programm zusammen, das die Südtiroler begeisterte. Und nicht nur das: „Die Gast-freundschaft mit einem extra arrangierten Südtiroler Nach-mittag wird uns stets in Erin-nerung bleiben!“, schwärmte Margret Fleischmann.Als Erstes ging es in den Stein-bruch Winterberg, in dem der Großvater einst arbeitete. Die Führung durch Burghard Kern, von der Werksleitung extra freigestellt, wurde für die Süd-tiroler ein weiterer Weg in die Vergangenheit, den sie mit dem Besuch der Iberg-Sied-lung bereits beschritten hatten. Nicht nur das Haus 44, son-dern die ganze unter Denkmal-schutz stehende Siedlung trug dazu bei. Besonders das Fach-werkhaus, an das Vater Hein-rich Fleischmann sich erin-nerte, dort einst als Kind den Kindergarten besucht zu ha-ben.

    Südtiroler zurück in die VergangenheitSüdtiroler in Niedersachsen

    Nach dem Besuch des Uhren-museums, von dem die ganze Familie begeistert war, ging es zu einer Führung über das Ge-lände des ehemaligen Erzberg-werkes „Hilfe Gottes“. Als sachkundiger Führer hatte Gerd Hintze sogar eine Son-dergenehmigung zur Bestei-gung des Förderturmes Achen-bachschacht erhalten. In nur vier Tagen haben die Südtiroler so viel erlebt und gesehen, was sicher dazu bei-

    tragen wird, die Verbindung Niedersachsen und Südtirol zu stärken. Der nächste Besuch der Familie Fleischmann ist je-denfalls bereits geplant. Das Bergbaumuseum Schachtan-lage Knesebeck steht an, und ein weiterer Weg zurück in die Vergangenheit wurde ihnen mit dem Besuch der ältesten Familie der Welt im HöhlenEr-lebnisZentrum aufgezeigt.

    > ps

    Vater Heinrich Fleischmann und Ehepaar Margret und Peter Fleischmann (Mitte) mit ihren Gastgebern vor der Besteigung des Förderturmes Achen-bachschacht Foto: Peter Schwinger

    selregen. Man hoffte, dass nachmittags nach der Bahn-fahrt und dem Essen das Wet-ter sich bessere. Leider hatte Petrus kein Einsehen; es ver-schlimmerte sich und regnete sich noch mehr ein. Also wurde entschieden, im Gasthof zu bleiben und die Zeit mit Kartenspiel und „Ratschn“ bis zu Kaffee und Kuchen zu ver-bringen.

    Um 17.30 Uhr wurde die ganze Gesellschaft mit Groß-raumtaxen zur Bahn gebracht, und nach der einstündigen Bahnfahrt verabschiedeten sich alle in Hamburg mit der

    Hoffnung, nächstes Jahr besse-res Wetter zu treffen. Leider fiel dieses Jahr das Bosseln wortwörtlich ins Wasser.

    > Hermann Feichter

    H&W | Juni 201812

  • n Das traditionelle Preiswatten des Vereins der Südtiroler Stutt-gart hat in der VFB Gaststätte in Tamm stattgefunden.

    Die Spieler und Spielerinnen verbrachten einen gemütlichen und unterhaltsamen Nachmit-tag. Nach der Auslosung der Spielpaarungen wurde an fünf Spieltischen um die schönen Preise gekämpft. Gespielt wur-den vier Runden, bei denen die jeweiligen Sieger 25 Punkte plus der Differenz zu den Ver-

    lierern gutgeschrieben beka-men. Nach der letzten Spiel-runde warteten alle gespannt auf die Siegerehrung. 1. Platz: Josef Perkmann und Rudolf Inderst2. Platz: Josef Sticcotti und Hubert Donà3. Platz: Alois Oberparleiter und Ignaz AgreiterDen Gewinnern wurden schöne Preise und eine Ur-kunde überreicht. Wir bedan-ken uns bei Margot und Jo-hann Mair, bei Waltraud und

    PreiswattenSüdtiroler in Stuttgart

    Sigi Mayr und Fritz Pegger für die tatkräftige Unterstützung bei dieser Veranstaltung, sowie bei den Teilnehmern für den fairen Umgang miteinander. Die Spielleidenschaft mancher

    Südtiroler hielt noch länger an und es wurde weiter gewattet bis in die Abendstunden.

    > Paola Goller

    Die glücklichen Sieger beim Preiswatten

    n Die Vorsitzende der KVW Ortsgruppe, Ludvina Huber, hatte eine Dorfbesichtigung mit an-schließender Marende organisiert.

    Trotz schlechten Wetters hatte sich eine recht beachtliche Gruppe zusammengefunden, unterstützt von einem ortsan-sässigen Team. Die zweistün-dige Führung übernahm Bri-gitte Sparer, die in dieser kur-zen Zeit ihr umfangreiches und interessantes Wissen über die Geschichte von St. Pauls, dessen Entstehung bis hin zur heutigen Zeit vermitteln konnte. Der Rundgang startete mit dem Besuch des stilvollen und sehr gepflegten Friedhofs mit den eindrucksvollen Rund-bogen-Arkaden aus der Re-naissance und der Friedhofska-pelle St. Lucia, die auf dem Altarbild abgebildet ist. Diese Kapelle entstand im Jahre 1584 und war die Gruftkapelle der Grafen Khuen-Belasy. Die Gruppe besuchte die Ge-denkstätte von Sepp Kersch-

    baumer und seinen Kamera-den, derer man jedes Jahr im Dezember gedenkt; den Besu-chern wurde an dieser Stelle die Zeit der 60ziger Jahre wie-der in Erinnerung gebracht.An anderer Stelle erzählt eine Tafel, angebracht auf einer ein-fachen Eisenstange, die rüh-rende Geschichte eines reichen Juden, der dieses Grundstück für einen neuen Friedhof zur Verfügung stellte, doch selbst nach seinem Tod als Nicht-christ in eine Ecke ungeweih-ter Erde kam, wo schon bald ein Rosenstrauch blühte. Dies nahm man als Zeichen, dass es für alle Menschen Rettung und einen Himmel gab.Der Ort beeindruckt durch viele seiner stilvollen Bauten und Ansitze, größtenteils ge-baut im Überetscher Stil, wo die verschiedenen architekto-nischen Bauarten sich harmo-nisch ergänzen. Das alte Zoll-haus und die vielen Erker an den Häuserfassaden in der Hauptgasse bis hin zum Wi-

    Zu Besuch bei der KVW Ortsgruppe St. PaulsTREFF.Heimat im April

    dum vermitteln dem Besucher das Gefühl von Regsamkeit und Wohlstand bis in die heu-tige Zeit. Einzigartig auch die Pfarrkirche „Pauli Bekehrung“, zu Recht auch wegen der enormen Größe „Dom auf dem Lande“ genannt. Schon von weitem la-det der 85 m hohe Turm in den verschiedenen Baustilen zur Be-sichtigung ein. Die prachtvolle Ausstattung der Kirche zeugt von schon seit jeher dagewese-nen Reichtum dieser Gegend.

    Im Anschluss an diesen inter-essanten und informativen Rundgang war die Gruppe zu einer „Marende“ eingeladen, die alle Erwartungen übertraf. Dazu wurde ein ausgezeichne-ter lokaler Wein kredenzt. Der Hausherr Franz weihte dabei ganz nebenbei in die Kunst des Weinanbaus ein und erzählte, welche Bodenbeschaffenheit die verschiedenen Reben be-vorzugen.

    > Luise Johanna Pörnbacher

    Die Gruppe erhielt eine interessante Führung durch St. Pauls.

    H&W | Juni 2018 13I N T E R N

  • n Fast 40 Heimatferne aus Lu-xemburg, Österreich, der Schweiz und Deutschland sind Ende April in Bozen zusammen gekommen, um an einer Kulturwoche der Südtiroler in der Welt teilzuneh-men. Unter der bewährten Füh-rung von Erich Achmüller durch-kreuzten sie sowohl die Talfer(haupt)stadt als auch ihre Umgebung - im weitesten Sinne: bis ins Trentino!

    Im Sarntal wurde Eschgfellers Latschenkieferölproduktion unter die Lupe genommen, im

    Heimatferne ... ganz in der NäheSüdtiroler in der Welt

    Etschtal die Orchideenwelt in Gargazon bewundert und in Eppan die „verkehrte Welt“

    von Schloss Moos durch-forscht. Natürlich waren auch ein paar

    Kirchen dabei: z.B. die St. Ni-kolaus in Durnholz, Bozens Pfarr- und Dominikanerkirche sowie das tridentinische Wis-senschaftsmuseum (MuSe) und das Fersentaler Kulturin-stitut nebst Museum in Palai. Ferner die Rittner Erdpyrami-den, die (Wein-)Keller von Kaltern und die Bozner Unter-welt, die sich bis in die Römer-zeit zurückverfolgen lässt. Schließlich war auch die Süd-tiroler Gastronomie in die Ta-gesexkursionen angemessen eingebunden. Bestens unterge-bracht (hervorragend!) war die „bunte Truppe“ aus (fast) aller Frauen Länder im Grieser Ho-tel „Post“ – nur wenige Schritte entfernt vom Grieser-hof, wo vor 75 Jahren eine Boznerin zur Welt gekommen war, die sich leider, weil inzwi-schen verstorben, durch Ehe-mann und Tochter vertreten lassen musste. Und viele an-dere bemerkenswerte Schick-sale, die Geschichtsbücher fül-len könnten …

    > Heinz J. Beyer

    Heimat&Welt-Lesereise 2018 Abruzzen für Genießer - vom 12. bis 16. Oktober

    Mitten im Herzen Italiens liegen die Abruzzen, eingebettet zwischen dem Apennin und der tiefblauen Adria. Die Region bietet eine land-schaftliche und kulturelle Vielfalt, die ihresgleichen sucht: alte Fischfangeinrichtungen an der Costa dei Trabocchi, ursprüngliche Bergdörfer wie Scanno sowie die sich im Wiederaufbau befindliche Hauptstadt L’Aquila. Genießen Sie die Fahrt durch die atemberaubende Gebirgswelt im Nationalpark Gran Sasso und fühlen Sie sich beim Besuch der Stadt Sulmona durch die geschichtsträchtigeArchitektur zurückversetzt in vergangene Epochen. Köstliche Mandelkonfetti, die Verkostung von regiona-len Produkten und viele abruzzesische Spezialitäten machen diese Reise zu einem Genuss für alle Sinne! Reiseleiter: Franco Bernard

    Informationen und Anmeldung: KVW Reisen GmbH,Tel. 0039 0471 309 919, [email protected] Fo

    to:

    Enit

    Abru

    zzen

    H&W | Juni 201814 I N T E R N

  • JULI 2018

    6. JuliSüdtiroler in Augsburg Monatstreffen im VereinsraumSüdtiroler in Oberösterreich Hoangart mit dem Verein der Südtiroler in Linz „Sommertratscherl“Südtiroler in Stuttgart Malen mit Margot Mair

    7. JuliSüdtiroler in München Stadtführung München

    8. Juli Südtiroler in Albstadt KinderüberraschungSüdtiroler in Engadin Wanderung Frages – Stilfseralm

    9. JuliSüdtiroler in Augsburg 4-Tage-Fahrt ins Elsass (bis 12.7.)

    14. JuliSüdtiroler im Rhein-Neckar-Raum Grabbesuch Sepp PliegerSüdtiroler in Oberösterreich Hoangart mit dem Verein der Südtiroler in Wels

    15. JuliSüdtiroler in Bodensee - Oberschaben - Allgäu Treffen der Südtiroler Vereine aus BW

    20. JuliSüdtiroler in Hessen Führung Braun Museum

    21. JuliSüdtiroler in Niedersachsen Sommerfest

    28. JuliSüdtiroler in Tirol/Innsbruck Stadt und Land Gipfelmesse am Patscherkofel

    31. JuliSüdtiroler in Engadin Dorfest Samedan

    VEREINSKALENDERMiteinander singen, tanzen und kochenVom 16. bis 22. Oktober in Tisens

    Im Oktober erwartet Sie eine Woche der ganz besonderen Art in Tisens bei Meran: In der Gruppe mit anderen Heimatfernen werden wir singen, jodeln, tanzen und typische Gerichte der Südtiroler Küche gemeinsam zubereiten. So lassen wir unsere Kreativität spie-len. Gemeinsam mit der Sängerin und Singleiterin Heidi Clementi singen und jodeln wir alpenländische Volkslieder und merken wie uns das Spaß macht und unseren Geist und Seele belebt. Heidi Clementi möchte den Zauber des spontanen, herzhaften, direkten und ungezwungenen Singens in der Gemeinschaft erlebbar und spürbar machen. Bei ausgiebigen Spaziergängen erkunden wir - teils singend - die Umgebung von Tisens und besuchen gemeinsam das traditionsreiche Traubenfest in Meran. Eine Volkstanzgruppe bringt uns das Tiroler Volkstanzgut näher und zeigt uns ihr Können. Auch wir lernen ein paar einfache Schritte und Tänze und werden sicher-lich von ihrer Tanzbegeisterung angesteckt. Ein/e FachlehrerIn und einige SchülerInnen der Fachschule für Hauswirtschaft und Ernährung in Tisens führen uns in die Kochwelt Südtirols ein und gemeinsam kochen wir traditionelle Südtiroler Gerichte. Bei der anschließenden Verkostung der selber gemachten Köstlichkeiten kann man sicherlich das ein oder andere Rezept austauschen. Auch am Abend gibt die Möglichkeit eines gemütlichen Beisammenseins mit Singen, Tanzen oder auch einfach nur bei einem feinen „Ratscher“. Nach einer Woche voller Spaß und Lernen steht ein gemeinsames kleines Ab-schlusskonzert für HeimbewohnerInnen des Altersheim „St. Michael“ in Tisens auf dem Programm. Begleitet wird die Woche von Vor-standsmitgliedern der Südtiroler in der Welt.Seien Sie dabei und sichern Sie sich jetzt einen Platz! Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

    Zeitraum: vom 16. bis 22. Oktober 2018

    Ort: Tisens bei Meran

    Preis: 660 Euro pro Person im Doppelzimmer mit Vollpension 710 Euro pro Person im Einzelzimmer mit Vollpension

    Anmeldeschluss: 31. August 2018

    Für weitere Informationen: Südtiroler in der Welt, [email protected] oder Tel. 0039 0471 309176

    Fotos: Erich Achmüller, Tourismusverein Tisens-Prissian-Marita Holzner, Heidi Clementi

    VINSCHGAU

    Anlaufstelle für Südtiroler GrenzpendlerMals, Marktgasse 4, 3. Stock

    Öffnungszeiten:

    Donnerstag von 8.30 – 12.00 und von 14.00 – 17.00 Uhr

    Freitag von 8.30 – 12.00 Uhr

    Jeden ersten Samstag im Monat von 8.30 – 12.00 Uhr

    Nachmittags nach Vereinbarung

    Tel. 0471 941705 oder [email protected]

    H&W | Juni 2018 15I N T E R N

  • PORTRÄT

    Ich konnte so manches schaffenHermann Steger, Bauingenieur in Velden

    n Seit 39 Jahren ist Hermann Steger aus Sand in Taufers Bau-ingenieur und bei mehreren öster-reichischen Baufirmen europaweit in der Bauausführung tätig.

    Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?Steger: Das Studium. Interes-siert durch das Hausbauen mei-ner Eltern am Schaffen eines Werkes, wählte ich das Stu-dium zum Bauingenieur. Der Sprache wegen bevorzugte ich eine österreichische Universi-tät, und zwar die TU Wien, fernab von unseren Bergen, um nicht durch den Aufwand für den damals wenig einbringli-chen Sport des Naturbahnro-delns zu viel Zeit beim Fort-gang des Studiums zu verlieren.

    Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?Steger: Eine negative Erfah-rung bei einem zugesagten aber letztendlich nicht erhaltenen Ferialjob im öffentlichen Be-reich in Südtirol hat mein Vor-haben, zurückzukehren, verei-telt. Durch einen interessanten Ferialjob bei der Errichtung der Wiener Uno City über mehrere Ferienzeiten konnte ich mein Erlerntes gut an den Mann bringen, woraufhin mir ein gu-tes Angebot für eine endgültige

    Hermann Steger

    - 1953 in Sand in Taufers geboren- 1964 - 1970 Schule am Vinzentinum in Brixen- 1972 Matura am Lyzeum in Bruneck- 1973 bis 1975 Hüttenwirt auf der Schwarzensteinhütte - 1978 Diplomprüfung an der TU Wien- 1979 bis heute Bauingenieur- 1984 Umzug nach Velden am Wörthersee- verheiratet, zwei Kinder, drei Enkelkinder

    STECKBRIEF

    Falls unzustellbar bitte zurück an:

    Für Deutschland:

    Verband der Südtiroler Vereine

    in der Bundesrepublik Deutschland

    c/o INVIA Köln e.V.

    Stolzestraße 1a

    D 50674 Köln

    Für Österreich:

    Gesamtverband der Südtiroler in Österreich

    Zeughausgasse 8

    A 6020 Innsbruck

    Für die Schweiz:

    Südtiroler Verein Zürich und Umgebung

    c/o Arthur Altstätter

    Chälenstrasse 27

    CH 8187 Weiach

    Stelle nach dem Stu-dium gemacht wurde. Ein noch besseres An-gebot nach dem Stu-dium hat mich dazu bewogen, in Wien zu bleiben und mir die Möglichkeit eröffnet, in das Gebiet des ope-rativen Schaffens in mehreren Ländern Europas einzusteigen. Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert? Steger: Meinem Emp-finden nach sehr vie-les. Die enge, heimat-orientierte Lebensart der Menschen hat sich durch Fremdenverkehr, Medien und politische Vielfalt weit ge-öffnet, den Blick über den Tel-lerrand hinaus geweitet, jedoch ist die Verbundenheit zur Hei-mat im Alltag, in der Kultur, in Erhaltung der wunderschönen Natur und in der Tradition er-freulicher Weise nicht viel ver-loren gegangen. Die Offenheit für „Anderes“ hat sich auch im Bauwesen durchgesetzt und die Vielfalt gesteigert.

    Fühlen Sie sich noch als Südtiro-ler? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben? Steger: Egal in welcher Region

    ich den Mund für ein Ge-spräch öffne, die erste Frage des Gegenüber ist immer: „Sie sind aber nicht von hier?“ Meine Antwort lautet dann: „Ich bin Südtiroler, wohne aber schon lange in Velden und war in Österreich und mehreren Ländern Europas tätig, aber auch in Südtirol“. Besonders stolz bin ich dar-auf, den Tappeinersteg über die Passer in Meran nach 100 Jahre alten Plänen, aber mit neuem Material unter meiner Leitung nachgebaut und neu errichtet zu haben. Aber auch mein familiärer Ursprung ver-

    bindet mich immer noch sehr eng mit Süd-tirol und gibt mir An-lass, öfters in die Ju-gendheimat zu fahren. Heute fühle ich mich jedoch als geborener Südtiroler mit neuem Lebensmittelpunkt und eigener Familie in Ös-terreich. Im Vergleich dazu ist mein Bruder Heinrich, beruflich Enrico Ste-ger, weit mehr in aller Welt tätig, jedoch in Südtirol sesshaft ge-blieben.

    Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?

    Steger: Erhaltung der Lebens-weise und Kultur mit Blick und Öffnung unter entspre-chender Ausgewogenheit über eigene Grenzen hinaus. Fin-dung des richtigen Gefühls zwischen Erhaltung und wirt-schaftlicher Nutzung der Landschaft. Ausgewogenheit zwischen traditionellem und modernem Errichten von Ge-bäuden und Infrastrukturbau-ten. Beibehalten des Stolzes Südtiroler zu sein, unter offe-ner Sicht für unverhinderbare Veränderungen im Zusam-menleben mit „Anderen und Anderem“. <

    Hermann Steger hat eine enge Verbindung zu Südtirol