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1 1 Baumhasel - Datensammlung Waldbau und Holzeigenschaften Stand: August 2017 Zusammenstellung aus der Literatur (Cercles colurna L. 1753) sowie erste Anbauerfahrungen Eckhard Richter, 35410 Hungen; 2009-2015 Rfö. Lich, FA Wettenberg (Hessen); ab 2017 Rfö. Münzenberg, FA Nidda Zweck dieser Datensammlung ist es, die Angaben aus den zahlreichen verstreuten Quellen über Waldbau und Holzeigenschaften zusammenzuführen, so dass Interessierte schnell einen Überblick über diese Baumart erhalten können. Kurzcharakteristika zu Baumhasel: unserem Klima angepasst keine Spätfrostgefährdung, da früher Blattaustrieb frostresistent bis minus 38°C gegen Dürre resistent geringer Wasserbedarf, auch auf trockenen Standorten gut wachsend (auf trockensten Karstfelsen in Rumänien ist Baumhasel die Baumart, die noch gut wächst; Elsbeere, Esche, Kirsche, Birne Berg- und Spitzahorn können hier nicht mehr gedeihen) nicht auf wechselfeuchten, staunassen oder feuchten Standorten anbauen raschwüchsig, schnellere Wertholzproduktion als Eiche ausgesprochen wipfelschäftig sehr wertvolles Holz im Ursprungsgebiet starke Übernutzung, daher selten und unbekannt Kenndaten (Maximalwerte): Alter: > 330 Jahre BHD: 110 cm (wipfelschäftig); 130 cm (Zwiesel) maximaler Radialzuwachs (Jahrringbreite): 8 mm (Solitärbäume) Jahrestrieblänge: 170 cm Höhe: 35 m (Türkei), 32 m (Bulgarien), 31 m (Deutschland) zum Vergleich: Buche 120 j.: 35 m; Eiche: 200 j.:34 m (jeweils 1. Ekl., starke Durchforstung) Holzpreis: 450 – 800 €/ fm (bislang verkauft in Deutschland: ca. 20 fm) Kulturbegründung – Möglichkeiten Standort: Wasserhaushalt: trocken bis frisch ist geeignet; nicht auf wechselfeuchten, staunassen oder feuchten Standorten anbauen Trophie: eutroph – sehr gute Erfahrungen; mesotroph – bislang wenig Erfahrungen Pflanzmaterial: 50-80 cm ; 2-jährige Pflanzen Verband: 2,5x1 ; 2,5x1,5 ; 2,5x2 ; 3x1 ; 3x1,5 bis 7x1 (z.B. bei verwilderten Fächen mit Brombeere etc. geringe Kosten für Flächenvorbereitung Schutz: Zaun (Engverband größere Fläche); Wuchshülle (kleiner Fläche, weiter Verband oder nur Robinienstab direkt an die Pflanze (max. 5 cm Abstand) einschlagen und dann mit Sisalband o.ä. anbinden, um Fegeschäden zu minimieren Zeitpunkt der Pflanzung: vor dem Blattaustrieb (findet ca. 1. April statt)

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Page 1: 9 Baumhasel Datensammlung 66 Seiten Waldbau und ... · Eckhard Richter, 35410 Hungen; 2009-2015 Rfö. ... (max. 5 cm Abstand) einschlagen und dann mit Sisalband o.ä. anbinden, um

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Baumhasel - Datensammlung Waldbau und Holzeigenschaften Stand: August 2017 Zusammenstellung aus der Literatur (Cercles colurna L. 1753) sowie erste Anbauerfahrungen Eckhard Richter, 35410 Hungen; 2009-2015 Rfö. Lich, FA Wettenberg (Hessen); ab 2017 Rfö. Münzenberg, FA Nidda Zweck dieser Datensammlung ist es, die Angaben aus den zahlreichen verstreuten Quellen über Waldbau und Holzeigenschaften zusammenzuführen, so dass Interessierte schnell einen Überblick über diese Baumart erhalten können. Kurzcharakteristika zu Baumhasel:

unserem Klima angepasst keine Spätfrostgefährdung, da früher Blattaustrieb frostresistent bis minus 38°C gegen Dürre resistent geringer Wasserbedarf, auch auf trockenen Standorten gut wachsend (auf trockensten

Karstfelsen in Rumänien ist Baumhasel die Baumart, die noch gut wächst; Elsbeere, Esche, Kirsche, Birne Berg- und Spitzahorn können hier nicht mehr gedeihen)

nicht auf wechselfeuchten, staunassen oder feuchten Standorten anbauen raschwüchsig, schnellere Wertholzproduktion als Eiche ausgesprochen wipfelschäftig sehr wertvolles Holz im Ursprungsgebiet starke Übernutzung, daher selten und unbekannt

Kenndaten (Maximalwerte):

• Alter: > 330 Jahre • BHD: 110 cm (wipfelschäftig); 130 cm (Zwiesel) • maximaler Radialzuwachs (Jahrringbreite): 8 mm (Solitärbäume) • Jahrestrieblänge: 170 cm • Höhe: 35 m (Türkei), 32 m (Bulgarien), 31 m (Deutschland) • zum Vergleich: Buche 120 j.: 35 m; Eiche: 200 j.:34 m (jeweils

1. Ekl., starke Durchforstung) • Holzpreis: 450 – 800 €/ fm (bislang verkauft in Deutschland: ca. 20 fm)

Kulturbegründung – Möglichkeiten Standort: Wasserhaushalt: trocken bis frisch ist geeignet; nicht auf wechselfeuchten, staunassen oder feuchten Standorten anbauen Trophie: eutroph – sehr gute Erfahrungen; mesotroph – bislang wenig Erfahrungen Pflanzmaterial: 50-80 cm ; 2-jährige Pflanzen Verband: 2,5x1 ; 2,5x1,5 ; 2,5x2 ; 3x1 ; 3x1,5 bis 7x1 (z.B. bei verwilderten Fächen mit Brombeere etc. geringe Kosten für Flächenvorbereitung Schutz: Zaun (Engverband größere Fläche); Wuchshülle (kleiner Fläche, weiter Verband oder

nur Robinienstab direkt an die Pflanze (max. 5 cm Abstand) einschlagen und dann mit Sisalband o.ä. anbinden, um Fegeschäden zu minimieren

Zeitpunkt der Pflanzung: vor dem Blattaustrieb (findet ca. 1. April statt)

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Wenn kein Schutz der Kultur: auf unkrautwüchsigen Flächen unbedingt Robinienstab neben der Pflanze einschlagen, damit man sie im Unkrautwuchs beim Freischneiden wiederfindet (keine markanten Blätter !) Gefahren: Mäuse (schälen bis Wurzelhalsdurchmesser / Stammfuß 10 cm); Fegeschutzmanschette oder Wuchshülle helfen. Mäusegefahr wie bei Kirsche, Ahorn oder Buche. Die vermeintlich dicke Borke wird gefressen Rehe: Verbiss und Fegen Spätfrost: die zarten Blätter können Anfang April durch Frost geschädigt werden Astreinigung: hervorragend (wie Buche oder Eiche) Grünastung bei Weitverband : wenn die Äste 3 cm an der Astbasis stark sind, sollten sie geastet werden. Dann findet eine rasche Überwallung statt. Sukzessive Astung bis 5m Höhe Zeitpunkt: wohl am besten zwischen Juni und Juli – der Saftstrom (Apri, Mai) ist vorbei; es kann wohl noch eine Überwallung beginnen. Astung im Winter verursacht wohl eher Wasserreiser aus schlafenden Augen, als Astung im Sommer Ziel: Z-bäume im Abstand 12 – 15 m (Kronendurchmesser bei soiktären Altbäumen beträgt bis zu 15 m)

Inhaltsverzeichnis: 1 Verbreitungsgebiet (detailliert Bosnien-Herzegowina) 2 Holznutzung 3 Holzeigenschaften, Holzverwendung 4 Preise 5 Wuchseigenschaften, Waldbau 6 Biotische und abiotische Gefährdungen, Krankheiten 7 a Standorte - Schwerpunkte des zukünftigen Anbaus 7 b Standorte (Boden, Klima) 8 a Herkünfte / Bezugsquellen 8 b Verwendung als Veredelungsunterlage für C. avellana 8 c Herkunftsversuch ASF Bayern und WSL Schweiz 9 a Saat / Stratifizieren 9 b Pflanzung / Kulturerfolg 9 c Kulturpflege / Schutz 10 Wachstum 10 a Sämlingswachstum 10 b Höhenwachstum 10 c Höhen von jungen Bäumen 10 d Höhenwachstum von 3- bzw. 4- jährigen Baumhaseln (Rfö. Lich/ Hessen; Details s. u. ) 10 e Höhen von alten Bäumen 10 f Höhenwachstum im Vergleich zu anderen Baumarten 10 g Dickenwachstum/ Radialwachstum (BHDs von Einzelbäumen s. u. ) 10 h Kronendurchmesser 10 i Alter 10 k Stammqualität 11 Massenleistung/ Zuwachsleistung 12 Autochthone Vorkommen: Detailbeschreibung (u. a. Anteil der Baumhasel an der Waldfläche)

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12 a Rumänien: Baumhaselwald Oravita/ Nerafluss (17 ha) 12 b Rumänien: Domogled (1.117 ha) 12 c Bosnien: Nevesinje (80 ha; Jungbestand) 12 d Bosnien: Konjic (anerkannter Saatgutbestand) 12 e Bosnien: Rogatica 12 f Türkei: Schwarzmeerküste (10 Populationen) 12 g Türkei: Bolu-Kale (347 ha) 12 h Türkei: Pontusgebirge 12 i Türkei: Afyon-Derecine (47 ha) 13 a Einführung der Baumhasel nach Mitteleuropa / Herkünfte 13 b Bezug von Saatgut 13 c Prüfung der Anbauwürdigkeit 14 a Besondere Einzelbäume ab BHD 50 cm 14 b Baumkataster der Städte 15 Versuchsflächen/ Anbauten; insgesamt ca. 13 – 15 ha in Deutschland und Österreich 16 a Anbau der Baumhasel in der Rfö Lich, FA Wettenberg (Hessen) 16 b Anbau Privatwald Richter / Vogelsberg (Hessen) 17 Offene Fragen/ Forschungsbedarf 18 a Literaturverzeichnis 18 b Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten über Waldvorkommen 18 c Klimawandel und Waldumbau; Aspekte die den Anbau der Baumhasel betreffen 18 d Holzqualität, Holzverwendung, Krankheiten etc 18 e Baumhasel als Verdedelungsunterlage für C. avellana 19 Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zum Baumhasel: siehe „Waldwissen.de“ 20 Fotos vom Baumhasel 21 Exkurs: andere Baumarten für warm-trockenes Klima 21 a - Ungarische Eiche (Quercus frainetto ) 21 b - Dalechamp-Eiche oder Balkanische Traubeneiche (Quercus dalechampii) 21 c - Italienischer Ahorn oder Frühlingsahorn (Acer opalus) 21 d - Libanonzeder (Cedrus libani) 21 e - Atlaszeder (Cedrus atlantica) 22 a Domogled (die Übernutzung der Baumhasel in Rumänien im 19. Jahrhundert, Auszug aus der Veröffentlichung von 1871); Österreichischer Reichsforstverein, 1871 22 b Türkei (Auszüge aus der Untersuchung von Arslan (2005), der 10 Vorkommen der Baumhasel aufgenommen hatte) 23 Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 8/ 2012: „Baumhasel – ein Baum für den Klimawandel?! 24 Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 5/ 2013: „Dürreresistent und wertholzhaltig - Die Baumhasel – anbauwürdig in Mitteleuropa ?!“ 25 Entwurf für Zeitschrift „Der Waldbesitzer“ 2013-05: „Klimagewinner Baumhasel“ 26 Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 2014-05: Ein außergewöhnlicher Waldbestand bei Oravița in Rumänien; Baumhasel – eine Untersuchung zu Bestandesstruktur und Wachstum 27 Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 2014-05: Schnelles Wachstum in trockenwarmem Klima Erste Erfahrungen mit dem Anbau der Baumhasel im Stadtwald Lich/ Hessen 28 Tabelle: Fundorte im Wald - Baumhasel vor 2010 angepflanzt Baumhasel 1 Verbreitungsgebiet:

ursprüngliches Verbreitungsgebiet Balkan über Türkei, Nordiran bis Afghanistan (s. Alexandrov 1995)

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Auszug aus Alexandrov (1995), S. 216: „Das natürliche Verbreitungsgebiet der Baumhasel umfasst die Balkanhalbinsel, Teile Kleinasiens, das Bergland im Norden Persiens und Afghanistan; Literaturquellen sind in Klammern angeben):

die natürlichen Vorkommen im Nord-Iran liegen laut Nedyalkov (1978)in den Bergen der Hyrkanischen und der Turanischen Regionen. In Afghanistan kommt C. colurna im Raum Konar und Packtya vor . Nach Prof. Dr. Sagheb-Talebi (Waldbauprofessor Uni Teheran, mdl. Mitteilung 15.05.2014) kommt Baumhasel im Iran nicht vor !!

im Kaukasus wurde die Baumhasel wegen ihres schönen Massivholzes vor der Oktoberrevolution 1917 durch Raubbau vernichtet. Nur in abgelegenen Bergtälern konnte sie überleben (Quelle: Internet- russische Wikipedia-Seite 2012).

„Das ostsubmediterran-orientalische Verbreitungsgebiet umfasst viele Teile des Laubwaldareals (besonders Eichen- und Buchenwälder, 600 – 1700 m ü. NN) Kaukasiens mit Schwerpunkt in Georgien, dem einzigen Land wo die Baum-Hasel nicht in das nationale Rotbuch aufgenommen wurde (Krever et. alt. 2001). Die Art tritt nur selten und als vereinzelter Mischbaum auf. Vielerorts war auch das wertvolle Holz Anlass zu einer Übernutzung, so dass verschiedene Populationen fast ausgerottet wurden. Extrem selten ist sie in Armenien (Red data book 1988)“, Schmidt 2003.

im westlichen, östlichen und mittleren Kaukasus und auch in W-, SW- und Zentral-Zakavkaziye (Sokolv 1977) kommt die Art von 840 m bis 1750 m Ü. NN (Buchengürtel), u. a. in Mischung mit Carpinus-, Acer- und Quercus-Arten vor und hat dort einen Anteil von etwa 10 %, in Armenien sogar bis 30 % (Smolyaninova 1936 und Vassilev 1961); Vorkommen auch in Georgien (Prof. Schmidt, erimitiert, TU Dresden, Tharandt)

in Kleinasien (Türkei) ist C. colurna vornehmlich im Norden vertreten im Raum Bolu (Duzce, Yiglica), im Raum Ankara (Nallihan, Köstebek, Sarilar), im Raum Kastamonu (Azdavay, Giaurdagh), im Raum Amasya (Sana Da), im Raum Sinop (Ayancik, Zindna, Kongi) und im Raum Eskisehir (Mihaliccik, Catacik); (Davis 1982)

in der Türkei sind folgende Vorkommen in Genc (1998) aufgeführt: Bolu (Bolu-Kale), Düzce, Yigilca, Nallihan: Köstebek Forest, Kastamonu: zwischen Azdavay-Cide, Kastamonu: Tosya, Gavur Mountains, Amasya: Sana Mountains, Ayancik: Zindan Region und Eskisehir: Mihallicik Catacik Forest, Afyon-Derecine

„Heute ist das einst waldbildende Gehölz in seinem bevorzugten Verbreitungsareal so gut wie ausgerottet.“ Aufgrund der starken Nutzung ist die Baumhasel in der Türkei stark zurückgegangen (Friedrich 1988)

im Norden der Türkei (Pontisches Gebirge) stehen bei Eregli/ Yenice, Karakuk (50 km vom Schwarzen Meer entfernt) „außerordentlich große orientalische Haselbäume“ (Quelle: Fred Hageneder in „Der Eibenfreund“ 13/ 2006; S. 176. Bei Alapli 80 km östl. von Yenice steht die größte bekannte Eibe mit BHD 2,93 m und Stammumfang von 9,2 m (Foto s. in „Der Eibenfreund 13/ 2006 S. 178 oder auch in Fred Hageneder (2007) „Die Eibe in neuem Licht“, Verlag „Neue Erde“; ISBN 978-3-89060-077-2; Foto s. S. 215)

in Griechenland kommt die Baumhasel im Pindus-Gebirge – Pindo dolopico und Acarnania vor (De Halacsy 1904), in Albanien ist sie in den Gebiten um Cike, Tatztit, Topoves, Lliarit, Trebeshine, Dhembel, Nemerche, Tomor, Quafe-Shtames, Veles, Malavane, Mullarit etc. autochthon (Mitrushi 1955)

auf dem Balkan findet man die Art in Rumänien, Bulgarien, Serbien, in Bosnien und der Herzegowina, in Albanien und in Griechenland, zumeist in Höhenlagen zwischen 300 und 800 m (Gesamtbereich: 100 – 1300 m). Meist tritt sie in Mischung mit einigen der folgenden Arten auf : Fagus sylvatica, F. orientalis, Carpinus betulus, C. orientalis, Quercus petraea, Q. frainetto, Fraxinus excelsior, F. ornus, Acer pseudoplatanus; A. platanoides, Tilia tomentosa.

die bulgarischen Vorkommen liegen auf der Balkan-Kette, der Sredna Gora, dem Rhodope-Gebirge sowie in den Bergen des westlichen und in den Wäldern des nordöstlichen Bulgarien. In Serbien ist die Art in Belitsa, Ozren, Rtan, Suva Planina, Mali, Yashelats, Vardenik und Kapaonik, im Kossovo in Prokletija, Koziyak, Koprivnik, Yalitsi vertreten (Flora Serbiye 1970)

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in Rumänien (Flora Romane 1952) wächst sie hauptsächlich in den Süd-Karpaten, und zwar in den Distrikten Berzasca (Cavas-Severin), Socolari (2 km sdl. von Oravita), Dubova (an der Donau bei Severin), Dzenkova, Domogled (im Valea Cernei Nationalpark, 50 km östl. von Resita, s. u. Kapitel 12 b sowie Kapitel 21), Suscu, Baile Herculane (Herkulesbad; 10 km ndl des Eisernen Tors der Donau; bzw. 50 km östl. von Oravita; Gebiet des Domogled (siehe „Kapitel 22 – Domogled“), Pad. Pula Galului, Mrea Tismana (100 km östl. von Oravita), Motrolui, Varciorova (50 km östl. von Oravita) etc (Flora Republicii Pop. Romane 1952 in: Alexandrov 1995).

in Rümänien wächst sie nach Haralamb (1967) im Südwesten des Landes in 4 Bergregionen: 1.) Semenic Mountains (Plesiva Peak) in 350 - 1010 m ü. NN, bis zu 10 % Anteil am Bestand innerhalb der buchendominierten Wälder, Gebiet mit Baumhasel ca. 600 ha, bedeckt hier 10 ha mit einer Holzmasse von ca. 2400 kbm. Die Hauptvorkommen sind: Dosul mare, Dosul Stârminos, Cîrșia Beușnița, dosul pleșivei, Padina Largă, Cracul Dobriței, Cărșia Cornetului Înalt, in letzterem bildet sie reine Vorkommen [„pure islands“]

2.) Almaj Mountains, 300 m ü. NN, an 2 Orten: Sirinia Valley (Berzeasca Forst; 7-10 km vom Dorf Drencova entfernt) and an der Donau (Clisura denarii, nahe am Dorf Dubova, in der “cazanele Dunarii”)

3.) Mehedinti Mountains mit den 3 Vorkommen Domogled Mountains, Bahna Valley und in der Umgebung von Closani:

a) das wichtigste Vorkommen ist in den Domogled Mountains, nahe bei Baile Herculane und Prolaz-Pita Creek auf 350 – 1100 m ü. NN, wo Baumhasel in Gruppen auf 100 ha vorkommt: Jerelău Valley, Suscu Mountain, Șaua Padina, Mușuroanelor Peak, Desiminului Peak, White Cross (in den Gemeindeflächen von Baile Herculane, Pecinișca und Valea Bolvașnița.

b) bei Virciorova (Bahna Valley) and am „Mund“ [„mouth“] des Slanic Valley c) im Motrului Sec Valley (Baia de Arama), in den Wassereinzugsgebieten von Lupsa und

Gorganul in Höhenlagen von 450 - 1200 m. Hier kommt Baumhasel auf 600 ha vor und erreicht hier Bestandesanteile von 10 - 20 %.

4.) Vilcan Mountains, in den Gemeinden Tismana und Topesti steht sie einzeln oder in Gruppen von 30-40 Bäumen

im südlichen Ungarn soll es Bestände geben: Auszug aus dem Handbuch Forstwissenschaft 1926, Band 1, Seite 759: „Córylus Colúrna Linné, die Baumhasel, vom südlichen Ungarn, wo sie in der Bergregion ganze Waldbestände bildet, durch die Donauländer bis Kleinasien verbreitet“. Mit dem „südlichen Ungarn“ sind sicherlich die Karpaten (Nähe Donau, Eisernes Tor) gemeint, ein Gebiet, das damals den südlichen Teil von Österreich-Ungarn darstellte.

die nördlichsten autochthonen Vorkommen in Europa befinden sich in den rumänischen Karpaten bei Oravita (100 km östl. von Belgrad bzw. 100 km sdl. von Timisoara)

„Im Banat (Plesiva-Gebirge [direkt östlich von Oravita, SO-Rumänien]) in der Reservation von Beusnita (Borza 1985) fällt der Corylus colurna in der Waldvegetation eine bedeutende Rolle zu“ (Fekete 1967, S. 170)

die Nordwestgrenze des natürlichen Areals verläuft durch Bosnien und die Herzegowina. Die Bezirke Ozren, Trgolav, Prenj, Bjelasica, Vidusa, Sitnica, Snijeznica, Velez und andere sind noch eingeschlossen. (Beus 1970)

Serbien: „auf dem serbischen Suva Planina [40 km OSO von Nis] bilden sich (Jovanovic, 1955) Corylus colurna-Mischwaldbestände .., sie nehmen die mittlere Zone (900-1250 mm) des Gebirges ein (Fekete 1967, S. 171). Im ostserbischen Rtanj [7 m lange Gebirgskette zwischen Boljevak und Rujiste; 40 km ndl. von Nis] hat Jovanovic (1955) die Waldgesellschaften studiert und zwei Zönosen beschrieben, in denen Coerylus colurna eine bedeutende Rolle spielt (Fekete 1967, S. 171).

Baumhaselwälder kommen auch in Mazedonien am Vardar-fluss und im Bukovic-gebirge vor (Fekete 1967, S. 171)

Baumhaselbestände gibt es an der albanisch-bulgarischen Grenze u. a. bei Kosmet (Fekete 1967; S. 171).

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Montenegro: Velje leto/ Orjen (Montenegro; ehem. Jugoslawien; (s. u.: Diplomarbeit von Cikovac 2002) Submediterraner Karst-Blockhaldenmischwald in 1.435 m ü NN; die Baumhasel steht hier am Unterhang der Steilhänge. Eine Subassoziation des lichten Karst-Blockhalden-Tannenwaldes mit Baumhasel in Montenegro und der Herzegowina wurden beschrieben (Quelle: Wikipedia)

„Blecic (1958) beschreibt vom Vojnik-Berg in Montenegro [20 km ndl. von Niksic] eine an Corylus colurna reiche [Pflanzen-] Gesellschaft .. in einer Höhe von 1000 – 1200 m in den Dolinen des Karstgebietes“ (Fekete 1967; S. 171).

Vorkommen in Bosnien und Herzegowina wurden detailliert von Vladimir Beus (1970) aufgelistet (in Auszügen im September 2013 übersetzt aus dem Serbischen von Miljkovic, Zoran und Richter, Eckhard): Die Baumhasel wird in Bosnien „Bärennuss“ genannt und war früher weit verbreitet, heute hat sie ein disjunktes Areal (isolierte Vorkommen). Prof. Fukarek suchte nach den Grenzen der Verbreitung und schrieb zwischen 1956 und 1967 mehrere Veröffentlichungen über das Vorkommen der Baumhasel in Bosnien. Zwischen 1964 und 1968 fand eine Waldinventur in Bosnien statt, bei der viele Vorkommen entdeckt bzw. erfasst wurden. Die Baumhasel kommt meist auf Kalkboden vor. Auf Dolomit wurde keine Baumhasel gefunden, Ursache sei das Verhältnis von Calcium zu Magnesium. [auf mesotrophen Ausgangsgesteinen haben die Edellaubhölzer keine Chance gegen die dominante Rotbuche].

in Bosnien wurden bei folgenden Bergen Baumhasel gefunden: am Berg Viogorske (1375m, Baumhasel auf 1100m); am Berg Tvicijak (1193 m; Baumhasel auf 1050m). In der Herzegowina wurden bei folgenden Dörfern (in Klammern die Meereshöhe und die Forstabteilung) Baumhasel gefunden: Gozda/ Karamanova Jama (1400m, Abt. 145); Bandurica/ Bogodol (900-1000m, Abt. 66), Goranci (670-900m; Abt. 35 und 36); Kula/ Krusevica (800m), am Berg Prenja in der Nähe der Stadt Polju bei Montenegro beim Dorf Ledenice (800m), Jarcije Luke (1200m, Abt. 61, 67 und 68); G. Rabina (1000m, Abt. 220); Snijeznici und Mucibabici (1100m; Abt. 161 und 162); Strazevice/ M. Varde/ Trusina (1000m; Abt. 126); G. Lukavca (am Berg Sedlo 1237 m, Abt. 93 und 94); Kifina Sela (1054m, Abt. 32 und 34); Vjetraca (1050m, Abt. 7 und 12); Kifino Selo-Pluzine (1200m, Abt. 58 und 59); Humcani (1250m; Abt. 17 und 28); Kvanja/ Zaborani (1100m; Abt. 34,35 und 37); Buljevo/ Sipacnog (1180m; Abt. 62, 63 und 64); Tisova/ Radova/ Javorova (100 – 1400m; Abt. 61, 101, 102, 108 und 109); Malinovac/ Dunacev/ Kom-Zarin (1100-1250m); Zagradci (900-1050m; Abt. 75 und 76); Stepen (1081m); Zagrade/ Jarcista (950 – 1100m); Ravna Koz/ Lukovica (Abt. 33, 34, 37, 38 und 39); Gradina (1100-1450m; Abt. 20, 26 und 35); Sitnice/ Zvijerina/ Radmanova (950 m; Abt. 27, 88 und 92); Tisac (1200m; Abt. 50 und 51); Domasevo (1100m; Abt. 70, 73 und 76); Uzrijecje (1250m; Abt. 62); Obrnja/ Uloga/ Nevesinje (950 – 1200m); Dubokog (950m; Abt. 118); Zaslivlje/ Vis/ Rakov Laz (1152m; Saatgutbestand (s. u.: Herkünfte). An der Einmündung des Flusses Sutjeske in den Fluss Drinu (Drina) gibt es ein Vorkommen (750 bis 1000m ü NN; Abt. 17 und 19).

in Crne Gore/ Bosnien „Schwarzwald“ nördlich vom Dorf Lakat am Berg Velez (in der Nähe des Dorfes Zimlje, am Nevesinjskog polja, zwischen den Dörfern Zaborani, Bare, Luka und Kljuni) gibt es ein „einzigartiges Vorkommen“ von Baumhasel gemischt mit Buchen und Fichten, das größte Vorkommen von Bosninen-Herzegowina, das bei der Forstinventur 1960 erfasst wurde (nähere Beschreibung siehe „12 c“). Die Forstdirektion Nevesinje ist zuständig für das Waldgebiet. Das Vorkommen ist weitgehend erloschen (Mitteilung Nov. 2013, Branislav Cvjetkovic per Mail)

Konjic; 40 km westlich von Sarajevo: anerkannter Bestand, wird zur Saatguternte genutzt (siehe Kapitel 8)

leider werden in Beus (1970) für Bosnien keine Angaben zur Flächengröße der Vorkommen,

Anzahl der Baumindividuen oder zu den Mischungsanteilen mit anderen Baumarten gemacht.

die Baumhasel kommt mit dem Klima und den winterlichen Verhältnissen in Deutschland problemlos zurecht, eventuell hat sie die Rückwanderung nach der Eiszeit nicht geschafft; es stellt sich die Frage, ob sie eine potentiell deutsche Baumart wäre

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2 Holznutzung

bis zum letzten Türkenkrieg kamen große Mengen des „türkischen Haselnussholzes“ die Donau hinauf nach Wien in Klötzen von 42x42 bzw. 65x65cm Durchmesser

„Noch bis zum letzten Türkenkriege (1788) wurde eine sehr große Menge Holz auf der Donau nach Österreich unter der Benennung „türkisches Haselnussholz“ in sehr großen, mehrere Quadratfuß (65x65 cm) im Durchmesser haltenden Klötzen gebracht, in dem es vormals nebst dem Eibenholz eines der beliebtesten, kostbaren Tischlerhölzer zu Möbeln war, wovon sich viele in Wien finden“. „Diese wertvolle Eigenschaft der Baumhasel, als Nutzholz in der Möbeltischlerei verwendet zu werden, scheint bei den Forstleuten der Jetztzeit gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es verdient daher der Anbau der türkischen oder Baumhasel im Großen als Waldbaum von Neuem angeregt zu werden. Dass der Baum in unserem deutschen Klima gut gedeiht und sich kräftig, wenn auch langsam entwickelt, ist durch zahlreiche, vereinzelte Exemplare erwiesen. Es dürfte daher einer Einstellung dieser Holzgattung in unsere Forstkulturen kaum einer nennenswerten Schwierigkeit begegnen.“ (Goeschke 1887, in Hilfreich, Heinrich (1996).

extreme Übernutzung der Bestände bis zum Mittelalter, in der Natur weitgehend ausgerottet (vergleichbar mit der Eibe), verschiedene ehemalige Bestände sind heute Karst (unbewachsene Steinflächen), daher ist die Baumhasel heute selbst in den Ursprungsländern weitgehend unbekannt (s. auch unten Kapitel 21: Domogled/ Rumänien: starke Übernutzung der Bestände)

eine Angabe zur Nutzung findet sich bei (Alteheld 1996): „Von der örtlichen Bevölkerung im Kaukasus wird das Holz als Baumaterial und gut zu bearbeitendes Material hoch geschätzt“.

„Vielerorts [im Kaukasus] war auch das wertvolle Holz Anlass zu einer Übernutzung, so dass verschiedene Populationen fast ausgerottet wurden.“, Schmidt (2003)

in Bulgarien gibt es nur noch Einzelbäume (bildet keine Waldbestände), sie hat hier keine wirtschaftliche Bedeutung mehr und wird nicht mehr gehandelt (Nayden Tchakarov; Dez. 2011, briefl.)

3 Holzeigenschaften, Holzverwendung

Holzeigenschaften (Alexandrov 1995, Baumhasel s. S. 219; Ei, Bu : Wikipedia) : o Baumhasel Walnuss Eiche Buche

Rohdichte 0,61 g/ cm3 0,68 0,67 0,69 Druckfestigkeit 62 MN/ qm 58-72 52 60 Biegefestigkeit 127 MN/qm 119-147 95 120 Radiale Schwindung 4,7 % ? 4,0 6,2 Tangentiale Schwindung 9,1 % ? 8,0 13,4

eine detailiierte Untersuchung des Holzes führte Ales Zeidler (2012, Universität Prag) durch. 3

Bäume aus der Gegend von Prag mit BHD 23, 27 bzw. 29 cm wurden in 4 jeweils 1m-lange Sektionen zersägt, das Holz getrocknet und gemessen. Die Trockendichte der Baumhasel lag bei 627 kg / kbm (zum Vergleich Birke 610; Bergahorn 620, Rotbuche 680). Da Holz wird in der Literatur als mittelschwer, mäßig hart und leicht bearbeitbar beschrieben. Die Dauerhaftigkeit sei relativ gering (dies steht im Widerspruch zu anderen Angaben, die eine Verwendung im Wasserbau anführen, s. Alteheld 1996).

Verwendung des Holzes (nach Grosser 1994 in Alteheld 1996): 1. Hauptverwendungsbereiche: Bauholz für Außen- und Innenausbauten 2. Möbelholz als Vollholz für Stilmöbel und Möbelteile 3. Furnierholz für den Möbelbau 4. Modelltischlerei 5. Drechsler- und Schnitzerarbeiten 6. Holzbildhauerei 7. Wasser- und Erdbau 8. Rohstoff für Span- und Faserplatten

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9. Brennholz (aufgrund des hohen Brennwertes)

sehr wertvolles Holz für den Möbelbau – in Wien damals (vor 1850) neben der Eibe das beliebteste und kostbarste Möbelholz

Handelsbezeichnung des Holzes: türkisch Nuss Verwendung auch für Wasserbau (Holz fault kaum) Brennholz (hoher Brennwert)

Verwendung im Möbelbau als Lederimitation um 1870; siehe auch Kapitel 21 Domogled/

Rumänien bzw. Österreich. Reichsforstverein (1871)

Auszug aus Bamberger (1918): Das Holz der Baumhasel: Holz zerstreutporig, mit rötlichem (über 40 Jahresringe einnehmen- den) Splint und schön

hellrotem Kern. Die äußeren Jahresringe meist grobwellig. Scheinstrahlen und Markfleckchen wie beim Holze der Gemeinen Hasel, mit welchem das der Baumhasel auch in den physikalischen Eigenschaften übereinstimmt.

Mikroskopischer Charakter. Gefäße teils einzeln, teils zu zwei bis mehreren radial gereiht, ab und zu auch nebeneinander in Gruppen, 0,016 — 0,080 mm weit, mit leiterförmig durchbrochenen GHedern (?) , an den Durchbrechungen meist nur je drei bis vier, 1 ,5 — 3 ij, dicke, 23 bis 34 ijL voneinander entfernte Sprossen. Die Längswände der Gefäße, soweit sie nicht getüpfelt sind, mit sehr deutlichen, schraubig verlaufenden Verdickungsleistchen. Markstrahlen teils einschichtig, teils (im mittleren Teile) zweischichtig, bis 0,48 mm (selten darüber) hoch, ihre Zellen meist 8 — 1 5 [i. hoch, dickwandig, die randständigen gegen benachbarte Gefäße oft auffällig getüpfelt. Derb- bis dickwandige Holzfasern mit kleinen Wandtüpfeln. Strangparenchym ziemlich häufig.

Ein feines Möbel- und Schnitzholz, mitunter schön gemasert.

Auszug aus dem Internet www.musterkiste / Holz Holz mittelschwer, mäßig hart, gut bearbeitbar

4 Preise

die Baumhasel wird in ihrem Ursprungsareal kaum gehandelt, da nur noch sehr wenige Bestände vorhanden sind. Daher können keine Preisangaben gemacht werden.

nur ausnahmsweise werden in Deutschland Einzelstämme vermarktet; Bestände gibt es hier nicht. in Glaswein (Weinviertel, Österreich) wurde in 2013 ein 80-jähriger Gartenbaum (2,7m/70cm; 1

fm) für 800 € (Freihandverkauf!, bei Versteigerung hätte es wohl mehr Geld gegeben) verkauft, er wurde dann in Rumänien gemessert (Furnier); laut Revierleiter Martin Exenberger (Glaswein), Forstbetrieb Hörbiger GmbH

in Veitshöchheim (Rokokogarten) bei Würzburg wurde im Jahr 1995 eine Baumhasel 4,2m/67cm, Alter 110 Jahre bei der Submission für 911 DM/fm verkauft (Schönmüller u. Bernd Günzelmann, Amt f. ländl. Entwicklung, Würzburg)

eine Baumhasel von Karlsruhe – Wörth (BHD 78 cm; 2 fm, Alter 101j.) wurde im Herbst 2012 bei einer Submission (für die wohl zu wenig Werbung gemacht wurde) für 305 € / fm versteigert (Revierförster Ansgar Vogelgesang, schrftl.)

im FA Rastatt wurden folgende Bäume bei Submissionen versteigert: 2011: 3 Stück 2,50 bis 3,50 m Stärke 2b/3a 0,62 fm 244.-€/fm 2012: 1 Stück 2,20 m Stärke 2a 0,08 fm 131.-€/fm es handelt sich um Bäume aus den Ortslagen (keine Waldbäume); Quelle: Wolfgang Hertel

schrflt.); Bezirksleitung Rastatt; Landratsamt Rastatt; Forstamt; Am Schlossplatz 5; 76437 Rastatt

2017: Submission Sachsen/ Submissionsplatz Dresdener Heide : 585 €/ fm. Der Stamm mit Maßen von 4,8/76 (m Länge/ cm Mittendurchmesser ohne Rinde) und einem Festmetergehalt von

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2,18 fm erzielte einen Erlös von insgesamt 1.2753,30 €. Der Stamm wies sehr deutlichen Drehwuchs auf, dafür war der hohe Preis besonders bemerkenswert !. 6 Gebote wurden auf den Stamm abgegeben. Der Erstbieter ist im Musikinstrumentenbau tätig. Das Zweitgebot lag bei 385 €/fm. Die nicht berücksichtigten Bieter waren Parketthersteller, zwei regionale Sägewerke und zwei regionale Tischlereibetriebe. Der Stamm stammt aus einem Gartengrundstück im Forstbezirk Eibenstock (westlicher Bereich des Erzgebirges, klassische Mittelgebirgslage (Angaben von Sebastian Förster; Sachsenforst)

s. AFZ 4/2017; S. 9: „Eine Baumhasel als Exot der diesjährigen Submission erzielte mit 585,- €/ fm einen Spitzenpreis.“ [Der Durchschnittserlös der Eiche betrug 526 €/ fm bei ca. 600 fm Angebotsmenge].

5 Wuchseigenschaften, Waldbau

Wurzel Pfahlwurzel, bis 4 m tief, intensives Wurzelsystem, das auch skelettreiche Böden (z. B. Schiefer)

durchdringt (Alexandrov 1995) Wurzel hat hohe Plastizität und Eindringtiefe (Pauls 2006) Vollkommen standfest durch weitreichendes Wurzelsystem (Maurer 1973)

Krone Krone in der Jugend pyramidenförmig, im Alter breiter (Alexandrov 1995) natürliche Astreinigung: ist sehr gut (Totastverlierer), wie Bestände bei Oravita / Rumänien oder

beim Würzburger Bismarckturm zeigen wächst hervorragend wipfelschäftig wie Pappel oder Schwarzerle (zu sehen an zahlreichen

Straßenbäumen), kann im Weitverband 3x3 bis 7x7m oder 18x1,5m gepflanzt und grün geästet (Juni) werden bei Aststärken bis 3 cm, Mischbaumarten (eutroph: Linde, Feldahorn, Hainbuche, nicht Bergahorn oder gar Kirsche, da diese zu wüchsig sind ; mesotroph: Feldahorn, Hainbuche, Erle) sind günstig zur Verminderung der Aststärken oberhalb der Astungszone. Andere Verbände können sein 2,5x1,2 oder ähnliches. Geeignet zur Auspflanzung von Fehlstellen in Kulturen oder Naturverjüngung, Astung zwingend notwendig, wenn Füllholz fehlt

zwei verschiedene Wuchstypen werden von Golesch (Bundesforschungsanstalt Wien) angeben: humide Form (geringere Wurzelausbildung, evtl. grundgesteingebunden, wächst auf nur mäßig karbonatreichen Böden wie Quarzit und karbon. Schiefern (wäre noch zu untersuchen), möglich wäre auch eine Klimaanpassung: Herkünfte aus montanen Standorten mit höherer Luftfeuchtigkeit und vermehrten Nebenlagen). Die humide Form hat höhere Anteile von waagerecht bis leicht abwärts stehenden, feineren Hauptästen und höheres Aufgabelungspotential ; aride Form – eher auf schlechter wasserversorgten Standorten, stärkere Äste, eher aufwärts gerichtet; hier besteht noch Forschungsbedarf

Schattenverträglichkeit / Lichtbedürfnis: lichtbedürftig, erträgt wohl in der Jugend eher Schatten. in Bulgarien wächst Baumhasel unter alten Rotbuchen (Altbestände auf 1200 m ü NN (Gerhard

Huber, Amt für Sat- und Pflanzgut, Bayern) wächst nicht zum Licht hin wie z. B. Nussbäume (nicht positiv phototroph; s. auch Kapitel 15:

Kürnach) Schattenverträglichkeit wohl wie Elsbeere, die unter lichten Eichenkronen dauerhaft gedeiht Laubstreu leicht zersetzbar Borke: Rechberger (1998) nennt 3 Arten der Borke (Untersuchung in der NW-Türkei):

1. relativ dünne, längsrissige Schuppenborke 2. streifenförmige, mäßig dicke Borke mit Längsrissen, die von flachen Querbändern

unterbrochen wird

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3. grobe, bis zu 2 cm dicke Borke, die Längsrisse werden durch ein Netz von Schuppen unterbrochen

werden die Wachstumsbedingungen arider (trockener), so nehmen die Formen 2 und 3 zu, die Form 1 nimmt ab.

die Borke könnte ein Hinweis sein, aus welchen Gebieten die Baumhasel stammen. Dies gilt für die Türkei und eventuell auch für andere Länder.

Blüte: in Lich wurde am 20.03.2014 in Abt. 720 ein Ex. gefunden, das 2 m hoch war (gepflanzt in 2011,

somit im 3. Standjahr) und bereits Blüten aufwies: 10 weiblliche und 2 männliche Blüten Wann ist Baumhasel auffällig und leicht im Bestand oder in Ortschaften zu finden?

im Frühjahr (Januar bis April) zur Zeit der Blüte, wenn etwa 4 Wochen lang massenweise männliche „Blütenwürste“ (Kätzchen) an den Zweigen hängen.

im September / Oktober, wenn die Fruchtbecher bzw. Nüsse unter den Bäumen liegen 6 Biotische und abiotische Gefährdungen

Blattaustrieb: sehr früh im Jahr; in Lich / Hessen (180m ü NN) zeitgleich mit Kirsche, Hainbuche, Elsbeere oder Holunder ab Ende März, daher sollte sie bis Ende März gepflanzt werden

Trocknis: im Trockenjahr 2003 hatten neben Eiche und Feldahorn nur die Baumhasel als einzige Baumarten im Juli und August noch grünes Laub, alle anderen Baumarten hatten eingerollte bzw. abgeworfene Blätter: Kulturen wachsen auch bei Trockenheit problemlos an (Kürnach bei Würzburg, Michel Hahn, mdl.).

Frostgefährdung: wenn die jungen, zarten Blätter frisch ausgetrieben sind (um den 1. April herum) und wenn zu diesem Zeitpunkt Frost auftritt, treten Frostschäden auf. Die Blätter werden schwarz und sterben ab.

Frostresistenz: bis minus 38 Grad Celsius (Alexandrov 1995) Johannistrieb: nach Absterben der Blätter durch Frost um den 1. April treiben die Pflänzchen

unten am Wurzelansatz wieder aus. In der Rfö Lich (Abt. 743) waren Baumhasel, die im Frühjahr 2010 gesetzt wurden, im April 2011 zwischen 20 cm und 103 cm hoch. Nach Frost Ende März 2011 und Absterben des Sprosses machten sie vom Wurzelansatz her Johannistriebe zwischen 20 und 37 cm, maximal 49 cm (diese Pflanze war zuvor 53 cm groß); gemessen von Wolf Hoffmann, FH Rottenburg am 09.11.2011)

Spätfrostgefahr: durch Spätfrost im Mai besteht keine Gefahr, da die Blätter dann schon sehr robust sind

Rostmilbe: frisst an Blättern, in der Baumschule ist Bekämpfung sehr wichtig (Anton Schott, Baumschule, mdl.)

Grauer Rüsselkäfer (Grauer Knospenrüssler) Peritelus sphaeroides – frisst Knospen (Bsp. Rfö Pfungstadt, FA Darmstadt (2013 –Sommer); Revierleiter Jörg Kaffenberger, mdl.

Mäusefraß: sehr hohe Gefährdung ähnlich wie Kirsche oder Rotbuche: Rinde wird sehr stark geschält bis Stammfußdurchmesser 10 cm (Bsp.: Rfö. Lich, Abt. 34, Sept. 2014), Schutz aus 30 cm langen Fegeschutzmanschetten anbringen auf mäusegefährdeten Flächen (bei Weitverbänden) oder Wuchshüllen verwenden bzw. klassische Mäusebekämpfung; geschälte Bäumchen treiben im nächsten Jahr wieder aus (Rfö. Lich. hellgrünes Laub anstatt dunkelgrünes wie bei ungeschälten Bäumchen) und überleben evtl. auch dann, wenn sie stark geschält wurden (vermutlich in Abhängigkeit von der Wasserversorgung – in nassen Jahren höhere Überlebenswahrscheinlichkeit)

• Verbiss: Rehwild verbeisst gern Pilze:

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Hallimasch - eine Baumhasel bei Karlsruhe wurde im Alter von 101 Jahren durch Hallimasch abgetötet (s. u.); laut B. Mettenberg sterben Baumhasel vereinzelt durch Hallimaschbefall ab, z. B. Arboretum Tervuren bei Brüssel. In Oravita/ Rumänien war keinerlei Hallimaschbefall feststellbar, hier ist er vielleicht deswegen keine Gefahr, weil hier anderes Klima herrscht ?

Verticillium-Welke. In Offenbach waren im Jahr 2012 alle 46 Bäume in der Frankfurter Straße erkrankt, so dass sie gefällt und durch neue Bäume ersetzt wurden. Die Pilzinfektion (Verticillium dahliae) hatte sich über das Baugrubensubstrat ausgebreitet. Der Pilz dringt über die Wurzel ein, bildet Toxine und der Baum stirbt ab. (Offenbacher Post v. 04.02.2012)

Kleiiger Büschelbecherling (Encoelia furfuracea); Baumpilz an toten Ästen, vitale Zweige werden nicht befallen, kein Schädling (Quelle: Internet: Stihl – Baumlexikon)

Sparriger Schübling Phyllosticta coryli Blattpilz; Ascomycet: verursacht vorzeitiges Altern und Blattabfall;

„verursacht auf der Blattspreite typischerweise zunächst rundliche, ockerfarbene, später braune bis schmutzig-weiße Flecken mit einem Durchmesser von 4 mm und größer“ (Petercord 2016)

Absterbeerscheinungen s. Kehr (2014): Bäume verlieren ihr Laub, evtl. wegen Phomopsis-befall: „C. colurna ist überdies, wie viele andere Laubgehölze auch, empfindlich gegen Verticillium dahliae, so dass es auf entsprechend belasteten Standorten zu Schäden kommen kann“ (Kehr 2014, S 27). Kehr äußert den Verdacht, dass Absterbeerscheinungen durch Bakterien (Pseudomonas und Xanthomonas) hervorgerufen werden. Zur weiteren Erforschung bittet er um Einsendung von Stammproben sowie Bodenproben vom Erdreich bei befallenen Baumhaseln an

Prof. Dr. Rolf Kehr; Uni Göttingen; HAWK, Büsgenweg 1A; 37077 Göttingen [email protected] Blaschke (2014) berichtet von einzeln absterbenden Baumhaseln, deren Blätter vom spezifischen

Blattpilz Phyllosticta coryli sowie an den Trieben von den Schwächepilzen Diaporthe decendes und Henderosonia corylaria befallen sind. Diese neue Phänomen soll durch weitere Untersuchungen geklärt werden.

Straßenbäume: die Absterberate ist höher als bei Linde, vermutlich durch Straßensalz (G. Berger,

Wien; Grünflächenamt). Baumhasel ist sehr empfindlich gegen Streusalz (Fuchs, 2012). Probleme bei starker Versiegelung der Flächen um den Stammfuß herum dürften kaum auftreten, da Baumhasel extrem dürreresistent ist. Wenn die Versiegelung erfolgt, nachdem der Baum schon hochgewachsen ist und sich mit dem Wurzelwerk auf das Wasserangebot eingestellt hat, dürften die Folgen gravierender sein

Allergieauslöser: einzelne Fälle von allergischen Reaktionen der Menschen auf Pollen sind

bekanntgeworden, vergleichbar mit der Reaktion auf Pollen Haselnussstrauchs Corylus avellana

7 a Standorte - Schwerpunkte des zukünftigen Anbaus Auf eutrophen Standorten in warmen Lagen (Jahresdurchschnittstemperatur > 8 Grad) können Schwarznuss, Walnuss oder Hybrid- (Intermedia-) nuss angebaut werden, die sehr hohe Holzpreise erzielen. In kälteren Lagen (< 8 Grad) kann neben anderen Edellaubbaumarten die Baumhasel eine Bereicherung darstellen. Auf mesotrophen Standorten könnte die Baumhasel zukünftig ihren Anbauschwerpunkt habe, da hier keine Edellaubhölzer angebaut werden. Voraussetzung hierfür ist, dass sich die Angaben aus der Literatur bestätigen, dass Baumhasel auf mesotrophen Standorten gut gedeiht. Dies wird z. Z. bei Anbauversuchen geprüft. In verschiedenen Revieren (überwiegden im Budnesland Hessen) werden seit dem Frühjahr 2012 auf mesotrophen Standorten kleine Anbauversuche (meist 50 – 200 Stück pro Fläche) durchgeführt und Erfolg bzw. Misserfolg dokumentiert. Der zukünftige Anbauschwerpunkt könnte in trockeneren Bereichen liegen, wo die Baumhasel im Vergleich zu anderen Baumarten sehr gut gedeiht.

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7 b Standorte (Boden, Klima) von trocken bis Auestandorte (weite Amplitude), nicht stark vernässt erträgt dreimonatige Überflutungen (rheinnahe Kulturen; Maurer 1973) Baumhasel auf wechselfeuchten Standorten sind in Lich fast komplett ausgefallen; für Baumhasel

sind diese Standorte offensichtlich zu nass und völlig ungeeignet; der Anbau aus wechselfeuchten Standorten kann nach den Erfahrungen in Lich nicht empfohlen werden. Der Grund für den Test auf wechselfeuchten Standorten war das Beispiel der Elsbeere, die sowohl auf sehr trockenen als auch auf wechselfeuchten Standorten gedeiht.

weite ökologische Amplitude; Verwendung als Pioniergehölz auf trockenen Schotterflächen .. sowie Bepflanzung auf Stanorten mit Auecharakter mit wiederholter Überflutung (Friedrich 1988)

Konkurrenzkraft nimmt auf trockenen, armen Standorten zu (Bachelorabeit Wolf Hoffmann), vermutlich vergleichbar mit Elsbeere, die sich ebenfalls auf trockenen, eutrophen Standorten gegenüber der Rotbuche oder anderen Baumarten behaupten kann. Vermutlich ist sie eine sehr konkurrenzschwache Baumart, die auf Extremstandorte verdrängt wird.

wächst gut auf trockenen Standorten („doppelt so hohe Wuchsleistung wie „Nadelholz“ (Kiefer?) auf sehr trockenen Standorten“ (Alexandrov 1995) - mögliche Erweiterung unseres Baumartenspektrums in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Dürreperioden; dürreresistent – s. u.: rumän. Baumhaselwald Oravita 12 a

„C. colurna ist eine sehr anpassungsfähige Art, die auf unterschiedlichen Standorten gedeiht. Sie kommt auf tiefgründigen, nährstoffreichen, fast nassen bis trockenen Waldböden, auf alluvialen Böden, auf Flussterrassen, aber auch auf armen, geschiebereichen Böden, auf steinigem, erosionsgefährdetem Gelände, selbst Geröllfeldern vor. Sie meidet aber stark vernässte, wie extrem trockene Standorte und entspricht daher einer xeromesophilen Species“ C. colurna – Bestände stocken am häufigsten auf braunen oder grauen Waldböden. Aber auch auf Kalk…Ihre Konkurrenzkraft gegenüber mesophilen Baumarten geht mit ansteigendem Nährstoffgehalt und zunehmender Feuchtigkeit des Bodens zurück, nimmt aber auf trockenen, armen Standorten in Mischung mit Quercus frainetto, Fraxinus ornus, Carpinus orientalis , Crataegus spec. und anderen Arten zu. (Alexandrov 1995).

„nicht sehr anspruchsvoll, steht auch auf armen und trockenen Böden, bevorzugt kalkreiche Böden (Haralamb (1967)

zur Aussage von Alexandrov („sie meidet extrem trockene Standorte“ sowie „ ihre Konkurrenzkraft geht mit ansteigendem Nährstoffgehalt zurück“): im Wald bei Oravita (Rumänien/ Südwestkarpaten) steht ein 80 ha großer Bestand auf extrem trockenem, nährstoffreichem Karst (Kalk, blocküberlagert); siehe Kapitel 12 a

Standortansprüche laut Godet (1983), zitiert in Alteheld (1996): Feuchte: Hauptverbreitung auf trockenen Böden, Zeiger mäßiger Trockenheit, sehr trockene und

nasse Böden meidend PH-Wert: Hauptverbreitung auf basenreichen Böden (pH 5,5 -8), Basenzeiger, auf sehr sauren

Böden nicht vorkommend Nährstoffe: Hauptverbreitung auf nährstoffarmen Böden, Magerkeitszeiger, auf Böden mit

übermäßiger Nährstoffversorgung wenig konkurrenzkräftig Anmerkung: wenn die Standorte mit über mäßiger Nährstoffversorgung zugleich trocken sind, ist

sie sehr konkurrenzkräftig (siehe Oravita, Kapitel 12 a ) Humus: Hauptverbreitung auf Böden mit mittlerem Humusgehalt (meist als Mull), nur selten auf

Roh- und Torfböden wachsend Korngröße: Hauptverbreitung auf Böden mit mittlerem bis gröberem Schutt, Geröll und Kies, mit

mehr als 2 mm Durchmesser im Wurzelbereich Hauptverbreitung im Ursprungsareal auf nährstoffarmen Böden (geringe Konkurrenzkraft),

wächst in Bulgarien in Buchenbeständen Anmerkung zur Aussage von Godet („sehr trockene Böden meidend“ bzw. „Hauptverbreitung auf

nährstoffarmen Böden bzw. Hauptverbreitung auf basenreichen Böden“ – erscheint widersprüchlich. Verweis auf Oravita/ Rumänien, wo die Baumhasel auf extrem trockenem,

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nährstoffreichen Kalk (Karst mit Blocküberlagerung) auf Teilflächen mit 30 % Anteil an der Bestockung beteiligt ist und offensichtlich gegenüber den anderen Baumarten durchaus konkurrenzkräftig ist.

wie die anderen Edellaubbaumarten hat die Baumhasel in Südosteuropa vermutlich nur da eine Chance, wo die Buche nicht mehr gut gedeihen kann (auf eutrophen und eher trockenen Standorten)

Höhenverbreitung: Rhön; Hilders, Privatwald Fladung; 600m üNN (eutroph): 15 Stück, 1998 gepflanzt; 8-10 m hoch (schrftl. Christoph Prinz, Revierleiter Hilders, Forstamt Hofbieber)

Alternative zu Kirsche als Beimischung in Laubholzbeständen auf mesotrophen Standorten ? (Baumhasel wächst vermutlich besser als Kirsche auf mesotrophen Standorten, dies wäre durch Anbauversuche zu klären)

„Im Frühjahr 2013 wurden 500 Baumhasel in den Überschwemmungsbereich (Hartholzaue) der Donau gepflanzt. Da die Literaturangaben zur Überflutungstoleranz dürftig und uneinheitlich waren, wurden sie als Ersatz für die Esche getestet. Die Pflanzen standen von 01.06. bis 05.06.13 und vom 11.06.bis 13.06.13 vollständig unter Wasser. Die frischen Blätter waren verschlammt und sind abgefallen. Mittlerweile haben aber 50 % der Pflanzen wieder ausgetrieben“; Stefan Kolonko, Genderkingen, Lechmündung, schrftl.

Klima: sie hat kurzzeitig Temperaturminima von – 38,2 Grad Celsius ohne Schaden überstanden (Alexandrov

1995) Roloff (2008) bewertete 47 Baumarten, die bei uns angebaut werden, auf der Basis von umfassenden

Literaturstudien hinsichtlich ihrer Trockenheitsresistenz und Frostresistenz. Die Baumhasel war nicht untersucht worden, allerdings so seltene Waldbaumarten wie Mannaesche, Stechpalme, Zirbelkiefer, Wildbirne, Zerr- und Flaumeiche und sogar der Buchsbaum. Dies unterstreicht, wie unbekannt die Baumhasel in Forstkreisen ist.

Klimadaten aus der Türkei: an der Schwarzmeerküste der Türkei wurden von Arslan (2005) 10 Populationen (in 10

Untersuchungsgebieten UG) nach ökologischen und waldbaulichen Aspekten untersucht (siehe Kapitel 22 b) :

die Jahresdurchschnittstemperatur in den 10 UG´s lag zwischen 6,5 und 10,1 Grad Celsius (zum Vergleich Gießen/ Hessen, 180 m ü. NN: 8,5 Grad Celsius)

in den UG Nr. 1 bis 6 lag die Monatsdurchschnittstemperatur in keinem Monat unter Null Grad Celsius. In 5 UG´s (Nr. 3,4,5,7 und 10) lag die Monatsdurchschnittstemperatur im Januar bei minus 3 Grad Celsius.(zum Vergleich Gießen plus 0,3 Grad Celsius, in Gießen ist der Januar ebenfalls der kälteste Monat)

die Durchschnittstemperaturen in den Monaten Juli und August liegen bei 20 Grad Celsius mit entsprechend hoher Verdunstung. Zum Vergleich: in Gießen beträgt der Wert für Juli und August jeweils 17,5 C.

der durchschnittliche Niederschlag im Sommer ist im UG Nr. 9 am geringsten (Vergleichswerte für Gießen in Klammern): Juli 28 (68) mm, August 19,7 (58) mm, September 32 (49) mm und Oktober 33 (51) mm. Alle Monatsniederschläge des UG 9: Jan: 80, 42,52,68,80,72,25,20,32,33,78,Dez: 68 mm = 650 mm im Jahr.

der Jahresniederschlag beträgt in dem trockensten Untersuchungsgebieten nur 540 mm. Der Jahresniederschlag ist im UG Nr. 1 mit nur 540 mm am geringsten (Jan: 55mm, 48,47,50, 58,52, 28, 22,28,42,48,Dez: 62 mm). Den höchsten Jahresniederschlag mit 908 mm hatte das UG Nr. 8.

8 a Herkünfte / Bezugsquellen

die Vorkommen in den Herkunftsgebieten sollten exakt beschrieben werden (Klimaprofil, Boden, Höhenlage), um nachzuvollziehen, welche Herkünfte für welche Standorte bei uns im Zuge des Kliamwandels geeignet wären (Kölling, mdl.). In Deutschland wären z. B. im Weinbauklima andere Herkünfte geeignet als in größeren Höhenlagen.

Herkünfte: Saatgut wird oftmals von phänotypisch positiven Einzelbäumen in Deutschland gewonnen, es soll Saatgut aus Ungarn importiert worden sein (in Ungarn selber sind keine autochthonen Bestände bekannt, hier gibt es wohl auch keine geeigneten Standorte). Dringend notwendig wäre die Erfassung, Prüfung und Beschaffung von geeigneten autochthonen Herkünften auf dem Balkan, um geeignetes Material in Mitteleuropa zur Verfügung zu haben. Zu

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klären wäre, inwieweit Importe aus Ungarn geeignetes Material darstellen – wurde die phänotypische Eignung des Ausgangsmaterials geprüft oder wird „einfach gesammelt“, ohne die Eigenschaften der Mutterbäume zu beachten?

in Bosnien ist ein Vorkommen als Quelle zur Samengewinnung erfasst: 14 km von Konjic entfernt (Konjic liegt 40 km westlich von Sarajevo) entfernt, im Wald „Borasni-Mali lisaj“; Abt. 15, auf 868 m ü. NN, steiler Hang 30% Neigung, Wetterdaten der Station Konjic; Temp.max: 36 C, Temp. min. – 20 C; Durchschnittstemp.: 8,2 C; Temp. in der Veg.periode 14,1 C, Jahresniederschlag: 1234 mm, Niederschlag in der Veg.periode 1.4 – 1.10 : 522 mm. Der Bestand ist entstanden aus Naturverjüngung; das Alter der Baumhasel liegt zwischen 25 und 90 Jahren, die meisten sind 40 Jahre alt; die Baumhöhen liegen zwischen 7 und 17m, die meisten Ex. sind 11 m hoch; die BHD liegen zwischen 12 und 72 cm, der Bestandesmittelstamm hat 24 cm; erfasst wurden die Maße der Kronen, Typ der Äste, Zwieselanteil, Länge der Jahrestriebe, Struktur und Farbe der Rinde. Angaben zur Fläche (ha) des Bestandes wurden leider nicht gemacht, auf 500 ha kommen einzelne Baumhasel vor, bis BHD 100 cm (Dr. Dalibor Ballian, Forstuniversität Sarajevo, Bosnien)

Georgien: offensichtlich große Formenmannigfaltigkeit, für den Kaukasus wurden 6 „Arten“ als Baumhasel beschrieben (Schmidt 2003), evtl. ein Zentrum der genetischen Vielfalt und Variabilität der Baumhasel? Oder haben hier die örtlichen Botaniker besonders eifrig Variationen als Arten beschrieben?

Herkunftsversuche mit 10 bis 20 Herkünften sollten baldmöglichst durchgeführt werden. zahlreiche ausländische Baumarten wurden ab 1880 in Deutschland versuchsweise angebaut, um

ihre Eignung für den hiesigen Anbau zu testen. Die Baumhasel wurde hierbei nicht berücksichtigt, vermutlich weil sie als Waldbaum aufgrund ihrer Seltenheit nicht wahrgenommen wurde und ihre Holzeigenschaften unbekannt waren.

Versuchsanbauten der Baumhasel in Mitteleuropa wurden erst vor 10 bis 20 Jahren durch die Forstverwaltung Grafenegg (Waldviertel, Österreich; 2 ha, 1990), W. Ruhm/ Wien (in Kärnten, Österreich; 0,5 ha; 2001) sowie Prof. M. Schölch/ Weihenstephan (vier Standorte mit 2,5 ha in Süddeutschland; 2001) angelegt; siehe Kapitel 15.

vor dem Hintergrund des Klimawandels wurden von der Bayerischen Versuchsanstalt 58 Baumarten auf ihre Eignung als Gastbaumart für Deutschland geprüft, die Baumhasel war nicht im diesem Kollektiv, ebenso wenig wie die Ungarische Eiche (siehe Kapitel 21). 7 Baumarten wurden anschließend als Herkunftsversuche in der Schweiz und parallel in Bayern (u. a . bei Großostheim/ Franken) angepflanzt.

Bezugsquellen: 1. Darmstädter Forstbaumschulen (Herkünfte aus Deutschland) 2. Baumschule Sander in Tornesch (Herkünfte aus Ungarn) 3. Baumschule Steingässer/ Miltenberg am Main 4. Baumschule Voigt in Pinneberg

8 b Verwendung als Veredelungsunterlage für C. avellana In Serbien und Ungarn wird Baumhasel als Veredelungsunterlage (Pfopfen) für den Haselstrauch C. avellana verwendet. In Serbien begann 1983 (Ninic-Todorovic 2012) ein Programm zur Genotyp-selektion, wozu Nüsse von natürlichen Populationen sowie aus dem Grüngürtel der Stadt Novi Sad (45 Mutterbäume) verwendet wurden. Alljährlich werden 3-4.000 Sämlinge allein in der Baumschule in Novi Sad produziert. Das Pfropfen wird seit 1989 durchgeführt. Bei der Pflanzenproduktion im Saatbeet werden die Nüsse in 7 cm Abstand und in 6-8 cm Tiefe gesät. Die besten Keimergebnisse ergaben die Saaten im Oktober, da dann vor dem Forst eine Periode der warmen Stratifizierung vor dem ersten Frost durchlaufen und die Keimhemmung aufgehoben wurde. (Ninic 2012, S. 241). Die ersten Sämlinge kamen im Mai. Die Keimrate lag zwischen 79 und 88 %, die Überlebensrate zwischen 91 und 95 %. Einjährige Pflanzen aus 2009 (in Klammer aus 2010) hatten Längen von 13 – 16cm (28-43cm), Wurzellängen von 30-34 cm (29-39cm), der Wurzelhalsdurchmeser betrug 5,7-5,9 mm 85,8-10,3mm) , die Baummasse lag zwischen 1,8 und 2,3 g (7,2-15g), die Wurzelmasse zwischen 2,9 und 4,2 g (10-17g).

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Zweijährige Pflanzen aus 2010 (in Klammern aus 2011) hatten Längen von 42-47 cm (80-102cm), Wurzellängen von 46 – 51 cm, der Wurzelhalsdurchmeser betrug 9,4-12,4 mm (13,7-16,6mm), die Baummasse lag zwischen 9,2 und 12,6 g, die Wurzelmasse zwischen 11 und 17,5 g. 15 Genotypen wurden definiert und untersucht. Unterschiede der Genotypen waren festzustellen bei morphologischen, technologischen und physiologischen Maßen der Nüsse. Bei Bolu (Türkei) werden alljährlich Hunderte Baumhasel (2+0) produziert, vermutlich als Unterlagen für C. avellana. Kriterien Auswahl der Mutterbäume – Größe der Nüsse ??? 8 c Herkunftsversuch AFS Bayern und WSL Schweiz Das Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht Bayern Theisendorf (ASP) führt ab 2016 einen Herkunftsversuch durch. Hierzu wurden im Herbst 2016 Nüsse bzw. Zweige aus 10 Herkunftsgebieten (Türkei, Bulgarien, Rumänien, Bosnien, Serbien) gesammelt, um sie in Bayern auszusäen und anschließend in 2018 voder 2019 auf Versuchsflächen auszupflanzen. Außerdem werden genetische Analysen duerchgeführt. Siehe Mehudin Seho (2016). Die Eidgenössische Forschungsanstalt WSL in CH-8903 Birmensdorf führt ab 2018 einen Herkunftsversuch mit 2 Herkünften aus Georgien und Bulgarien durch (Dr. Petia Nikolova) 9 a Saat

Fruktifikation bei Alleebäumen beginnt zwischen dem 10. und 20. Lebensjahr (Pauls 2006) fruktifiziert fast alljährlich und reichlich; in 2012 und 2013 hatten nur Einzelbäume Fruchtanhang in Novi Sad (Serbien) fruktifizieren die Bäume in der Stadt alle 3 Jahre reichlich (Ninic 2011, S.

316) in den Jahren nach Fehlernten können aus dem betroffenen Gebiet entsprechend keine 1- bzw. 2-

jährigen Baumschulpflanzen angeboten werden; wenn Baumschulen dann Pflanzgut anbieten, kann es gfls. aus Osteuropa importiert worden sein.

für Saat können Früchte der weitverbreiteten Stadt- und Parkbäume (von wipfelschäftigen Exemplaren) gesammelt werden; zu beachten wäre möglicherweise (einige Literaturquellen erwähnen dies) wegen der Bastardierung mit der Haselnuss Corylus avellana, dass diese nicht in „Reichweite“ steht

bei den Straßenbäumen fällt die unterschiedliche Fruchtreife auf, man sollte Nüsse sowohl von früh- als auch von spätreifen Bäumen sammeln und bei der Aussaat mischen. Sammeln der Nüsse Mitte September bis Ende Oktober

Blühzeitpunkt ist wie beim Haselbusch Corylus avellana. Ausnahmsweise kann die Blüte nach Wärmephasen im Winter erfolgen, so blühte in Lich – Langsdorf (Hessen) vor der Volksbank eine Baumhasel am 10. Januar 2013, nachdem es zuvor außergewöhnlich warm gewesen war.

bei manchen Bäumen lösen sich die Nüsse nur extrem schwer aus den Fruchtbechern – diese Bäume sollte man wohl besser nicht zur Nussernte heranziehen. Der Aufwand, diese Nüsse zu gewinnen, ist unverhältnismäßig hoch. Bei der Mehrzahl der Bäume fallen die Nüsse leicht heraus, so dass sie einfach zu gewinnen sind.

Zeitaufwand zum Sammeln der Nüsse: a) im Laub unter dem Baum: innerhalb einer Stunde konnten 4,0 kg Nüsse gesammelt werden (3,5 kg waren fruchtbar = dies ist eine halbe normale Plastiktüte voll; 0,5 kg waren taub; sie schwammen im Wassereimer oben); b) unter Straßenbäumen, wo die Nüsse auf den Teer etc. fallen und einfach mit dem Besen zusammengekehrt werden können = Zeitaufwand stark abhängig von der Anzahl der Nüsse; geht erheblich schneller als das Sammeln im Laub

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Überwinterung der Nüsse: in Sand einlagern an feuchtem Ort (z. B. Nordseite eines Hauses ohne Sonneneinstrahlung), durch Hasendraht vor Mäusefraß schützen; mit Jutesack und Moos abdecken

wenn Nüsse geschützt überwintert, werden die Verluste durch Mäuse verhindert; bei Aussaat im Herbst fressen Mäuse einen Großteil der Nüsse

die Nüsse können überliegen und erst im zweiten Jahr keimen (Wolfart, Schäftersheim mdl.) Saat ist insbesondere auf steinigen Kuppenlagen geeignet, wo Pflanzung kaum möglich ist

Keimung der Nüsse: sehr früh (März), daher sollte die Saat bis Mitte März erfolgen Herbstsaat – hohe Verluste durch Mäuse wenn Nüsse zu sehr austrocknen, keimt das Saatgut entweder gar nicht mehr oder erst mit einer

Verzögerung von einigen Jahren (Überliegen); selbst 4 Jahre nach der Saat keimen noch einzelne Nüsse (Pauls 2006)

das Saatbeet darf in der kritischen Keimungsphase im Frühjahr keinesfalls austrocknen, notfalls muss gewässert werden (Pauls 2006)

Tausendkorngewicht: 1255 g; 1 kg Nüsse beinhaltet ca. 794 Nüsse (Wolf Hoffmann 2012) Literaturauszug aus Seho (2016) : Tausendkorngewicht 953 – 1819 g; Nüsse nach der Ernte feucht

halten, ansonsten überliegen sie; Stratifikation (feuchthalten) mindestens 120 Tage

9 b Pflanzung / Kulturerfolg Sicherung des Pflanzmaterials: um ausreichendes Pflanzgut zu erhalten, sollte Lohnanzucht

vertraglich mit einer Baumschule geregelt werden oder (langfristige) Verträge abgeschlossen oder Pflanzgut frühzeitig reserviert werden, da das Pflanzgut sehr knapp sein kann.

Pflanzsortiment: die Größe 50-80 cm/ einjähriger Sämling hat sich in der Rfö. Lich bewährt. Kleinere Sortimente (unter 50 cm) sind auf unkrautwüchsigen Standorten nicht geeignet, da sie in der hohen Vegetation lange freigeschnitten werden müssen bzw. schnell „untergehen“. Dies gilt entsprechend für alle anderen Baumarten.

Kulturerfolg: die Anwuchsprozente sind sehr hoch. Auch in trockenen Frühjahren fallen nur wenige Pflanzen aus (Michel Hahn, Kürnach, mdl.). Daher sind die Kulturkosten geringer als bei Baumarten, bei denen viel nachgebessert werden muss. Der Kulturerfolg ist auch ein wichtiges Kriterium bei der Prüfung der Anbauwürdigkeit, da der Anbau einer neuen Baumart kostengünstig bzw. rentabel sein muss.

Pflanzenverkaufszahlen: starker Anstieg der Zahl der verkauften Pflanzen bei den Baumschulen Darmstadt und Steingässer im Frühjahr 2013 gegenüber den Vorjahren, nachdem der Artikel über Baumhasel in der AFZ (Heft 8/ 2012) erschienen war und ich im Februar 2012 in Hessen 24 Forstämter mit mesotrophen Standorten wegen Anbau der Baumhasel angeschrieben hatte

Erfahrungen in der Revierförsterei Lich (eutroph, 2010 – 2013)

Standort: nicht auf wechselfeuchten bzw. zu nassen Standorten anpflanzen Pflanzzeitpunkt: vor dem 1. April, da Baumhasel früh austreibt sehr bewährt haben sich bei unkrautwüchsigen Standorten Mulchplatten, die das Aufkommen von

Konkurrenzvegetation in den Wuchshüllen verhindern. Aus den Wuchshüllen muss dann nicht mit enormem Aufwand Konkurrenzvegetation entfernt werden.

Sortiment 50 – 80 cm ist am besten geeignet. Kleine Pflanzen ersticken leicht in der hohen Vegetation, größere Pflanzen (> 100 m) können nach der Pflanzung zurücktrocknen

9 c Kulturpflege/ Schutz

Freischneiden muss sehr früh erfolgen, damit man die Pflanzen in der Krautvegetation besser finden kann. Es ist sehr schwer, die kleinen Baumhaselpflanzen in Brennnessel oder Himbeere zu finden, da sich die Blätter nicht deutlich unterscheiden. Robininenstab neben die Pflanze einschlagen, damit man sie beim Freischneiden wiederfindet.

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Frost ist gefährlich vor dem 1. April, wenn die frischen, zarten Blätter frisch ausgetrieben haben. Zurückgefrorene Pflanzen treiben vom Wurzelhals wieder aus, teilweise mit 50 cm langen Trieben.

in Wuchshüllen gab es keine Frostschäden, während die ungeschützten Pflanzen bei Frost Ende März komplett zurückfroren.

Schutz vor Wild (Verbiss und Fegen) ist genauso wichtig wie bei Kirsche oder Ahorn. Ob Baumhasel so gern verbissen wird wie Eiche, ist mir nicht bekannt, da in der Rfö. Lich alle Baumhasel durch Wuchshüllen oder Zaun geschützt sind.

10 Wachstum 10 a Sämlingswachstum

im 1. Jahr wird eine durchschnittliche Höhe von 10-20 cm erreicht, im 2. Jahr 40-60 cm (Eifel, 500 Höhenmeter). Das Jugendwachstum im Saatbeet ist ab dem 3. Jahr sehr lebhaft, im 6.-7. Standjahr (unverpflanzt) können 50-70 cm Jahrestriebe erreicht werden (Pauls 2006)

in Bulgarien bei höherem Wärmeangebot erreichten Sämlinge in der Baumschule folgende Höhen (Alexandrov 1995):

Sämlingsalter Höhe durchschnittlich (cm) Höhe maximal (cm) 1-jährige 14 – 26 37 – 50 2-jährig 70 - 110 115 - 145

2-3 jährige Sämlinge, die verzwieselt sind, können scharf zurückgeschnitten werden; im folgenden

Sommer zeigen diese Bäumchen dann meist einen kerzengeraden und einstämmigen Wuchs (Pauls 2006)

10 b Höhenwachstum

das Höhenwachstum kulminiert wahrscheinlich relativ früh (wäre noch zu untersuchen). „Zwischen dem 20. und dem 40. Jahr wachsen Baumhaseln am schnellsten“ (Alexandrov 1995, s. S. 217)

das Höhenwachstum hält lange gleichmäßig an und verringert sich erst ab Alter100 Jahre, ab Alter 160 Jahre erfolgt kaum noch Höhenzuwachs (Arslan 2005)

Jahrestrieblängen von Straßenbäumen (Alter ca. 20 Jahre, BHD 30 cm), die zurückgeschnitten wurden, waren in Hungen/ Hessen bis zu 205 cm lang. Diese Trieblängen sind abhängig von der Stärke des Rückschnitts und dem daraus resultierenden neuen Verhältnis von Wurzel zu „Spross“ – je stärker der Rückschnitt und je größer die Wurzelmasse, umso länger kann der Jahrestrieb sein (E. Richter)

Johannistrieb: in der Rfö Lich machten oberirdisch abgestorbene Pflanzen (gepflanzt März 2010) nach Frost Ende März 2011 und Absterben des Sprosses vom Wurzelansatz her Johannistriebe zwischen 20 und 37 cm, maximal 49 cm (diese Pflanze war zuvor 53 cm groß); gemessen von Wolf Hoffmann, FH Rottenburg am 09.11.2011)

10 c Höhen von jungen Bäumen o 12-jährige Bäumchen in Bulgarien waren im Bestand i.a. 2,3 – 5 m und maximal 6,3 m hoch

(Alexandrov 1995) o Arboretum Florianwald bei Metzingen/ Baden-Württemberg (440 m ü NN, Braunjura, kalkfrei,

mäßig frischer Tonlehm; aufgenommen im Dezember 2011 von Wolf Hoffmann): 78 größere Baumhasel vorhanden; 0,5 ha bepflanzt im Jahr 2001 im Weitverband, bis zum Pflegeeingriff im Herbst 2011 teilweise starker Schirmdruck der Birke; im Alter 10j: BHD bis zu 7 cm, Höhe bis zu 6m

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o Exotenwald Weinheim/ Baden- Württemberg; (mäßig frischer Lößlehm; aufgenommen im Dezember 2011 durch Wolf Hoffmann); gepflanzt 1995 und 1996 im Weitverband 4x4m, geliefert von der Baumschule Geigle aus Nagold; 77 Baumhasel wiesen im Alter von 15 Jahren einen durchschnittlichen BHD von 16,5 cm (max. 24,5 cm) auf; die Höhen betrugen 10,5 bis 14m.

o Versuchsfläche Heilbronn (Schölch 2011); Hochschule Weihenstephan (s.u.): im 6. Standjahr betrug der jährliche Höhenzuwachs der ersten 4 Jahre im Mittel 75 cm, im 6. Standjahr durchschnittlich 87 cm (max. 140 cm); die Höhe nach 6 Standjahren betrug durchschnittlich 4,26 m (max. 6,10 m); 163 Ex. wurden gemessen. Die Kulturen wurden auf "Lothar"-Flächen von Prof. SCHÖLCH angelegt und werden von ihm auch noch betreut. Sie liegen im Hofkammerforstrevier Pfahlhof, 74360 Ilsfeld. Die Baumhaselversuchsfläche gedeiht sehr ordentlich, was allerdings bei lößlehmüberlagertem Feinlehm nicht verwunderlich ist. Demnächst (2014-Sommer) steht auch eine Jungbestandspflege an, bei der dienende Vogelkirschen und Linden entnommen werden sollen. Bemerkenswert ist eine häufige Verzwieselung der Hasel, sodaß oftmals zwei gleichberechtigte Stämmchen absolut parallel zueinander, geotroph nach oben wachsen; die beiden Baumhasel-Flächen liegen im Großraum Heilbronn. A 81, Ausfahrt Mundelsheim.

o Brno (Brünn, Tschech. Republik): die höchsten Bäume der 0,38 ha Kultur waren im 10. Standjahr 8,9 m hoch (gepflanzt 1997).

o Schweiz, Kaiseraugst: im 10. Jahr Höhen bis 8 m ([email protected]) o Versuchsfläche Glaswein (Weinviertel Österreich bei Wien): die 80 gepflanzten Bäume wurden

gemessen. Im 10. Standjahr betrug die mittlere Höhe 7,7 m, die Maximalwerte lagen bei 9,3 m (Engverband 3x1m) bzw. 9,96 m (Weitverband 7x1 m; Ruhm 2013).

10 d Höhenwachstum von 3- bzw. 4- jährigen Baumhaseln (Rfö. Lich/ Hessen; Details s. u. )

in der Rfö. Lich wurden die höchsten Exemplare der Teilflächen gemessen; die meisten im Jahr 2010 gepflanzten Baumhasel waren im September 2012 erst hüfthoch.

Abt. 34 B, gepflanzt im März 2010; 700 Stück auf 0,2 ha; Verband 2,5x1 m; Sortiment 50-80 cm, 1j. Sämling; Ausfälle durch Konkurrenzvegetation; am Südrand der Fläche wuchsen die Baumhasel im Bestandesschatten eines Buchenaltholzes am besten, hier wurden die 8 höchsten Ex. gemessen (Baum Nr. 6 steht in Abt. 44 B; im Halbschatten eines Fichenstangenholzes)

Datum / Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 März 2010 – Größe bei der Pflanzung

57 63 43 65 51 61 (Abt. 44 B)

50 60 60

Juli 2010 86 80 90 109 71 114 101 110 115 Juli 2011 136 146 132 148 133 182 145 142 164 Juli 2012 191 207 215 218 219 223 224 227 245 maximale Jahres-trieblänge

55

61

83

70

86

68

79

85

81

Tab. : Pflanzengröße nach 3 Standjahren, Tab. sortiert nach der Baumhöhe im Juli 2012

Abt. 36 A, im März 2011 wurden 20 Stück im Verband 6x6 m auf einer kleinen Blößefläche gepflanzt; Sortiment 80-120 cm, 1j.-Sämling, 2 Ex. wurden gemessen:

Datum der Messung/ Nr. 1 2

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März 2011 120 73 Juli 2011 160 132 Juli 2012 224 226 maximale Jahrestrieblänge 64 94

die durchschnittlichen Jahrestrieblängen im 4. Standjahr der Kultur (geplanzt 2010-April; gemessen 2013-September) lagen bei 54 cm (gemessen wurden nur die wüchsigsten 40 Bäumchen), im 5. Standjahr lagen sie bei 60-70 cm !

die maximale Jahrestrieblänge in der Rfö Lich betrug 94 cm (3. Standjahr der Kultur; 2012-

September) , (4. Standjahr der Kultur; 2013-September) bzw. 120 cm (5. Standjhr der Kultur; Aug. 2014). Wenn die Bäumchen älter sind und ein größeres Wurzelwerk haben, ist mit größeren Trieblängen zu rechnen.

Baumhasel (gepflanzt in 2011, 6 Wuchsjahre im Wald, gepflanzt als Sortiment 50-80 cm)) waren im Herbst 2016 maximal 310 cm hoch (Staatswald, Abt. 3003 : 504cm, 540,560,590,600,610cm. Dies entspricht einem Jahrestrieb von ca. 1 m

Vergleich mit Eichenkulturen: die Baumhaseln in der Rfö. Lich wachsen erheblich schneller und qualitativ besser hoch als

benachbarte Eichenkulturen.

o Tab. : Übersicht Höhen von jungen Bäumen (das Alter bedeutet die Wuchsjahre im Wald, die Jahre in der Baumschule müssten gfls. noch dazugerechnet werden):

Ort Alter

(Standjahre im Wald)

Maximale Höhe (m)

Durchschnittliches Jahreswachstum der höchsten Bäume (cm)

Maximale Jahrestrieblänge (cm)

Autor

Lich 3 2,5 ? 94 Richter 2012

Lich 4 3,34 66 120 Richter 2014

Lich 4 3,45 Richter (unveröff.)

Lich 5 4,53 75 120 Richter (unveröff.)

Heilbronn 6 6,1 102 140 Schölch 2011

Florianwald 10 6,0 60 ? Hoffmann 2011

Bulgarien 12 6,3 53 ? Hoffmann 2011

Weinheim 15 14,0 93 ? Alexandrov 1995

Prag (Tschech. Rep.)

41 18,4 45 ? Zeidler 2012

Brno (Brünn, 10 8,9 89 ? Uradnicek

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Tschech. Republik)

2013

Novi Sad (Serbien; Parkanlage)

65 14,2 22 ? Ninic-Todorovic 2010

Wolfarth (Weikersheim/ Franken) ermittelte als längsten Jahrestrieb 170 cm (mdl.) 10 e Höhen von alten Bäumen

o in der Literatur oder im Internet findet man oft 20 bis 25 m als Angabe für die maximale Höhe. Dies kommt vermutlich daher, dass Straßen- und Parkbäume als Solitäre nicht so hoch wachsen

o in der Türkei erreicht sie Oberhöhen bis zu 35 m (höchster bislang bekannter Wert) im Vorkommen Bolu-Kale-Forstry Department [Bolu Orman Bölge Müdürlügüne baglı Merkez !sletmesi (=Isletmesi) Kale !sletme (=Isletme) Sefligi]; (Ansin ve Özkan 1993, in Genc 1998)

o in Bulgarien erreicht der Baumhasel bis zu 32 m Höhe (Alexandrov 1995, S. 217) o Rheinaue bei Karlsruhe: Hördter Rheinaue" bei Hördt. (Forstamt Pfälzer Rheinauen, Forstrevier

Rheinauen, 76776 Neuburg - Hördt; Rfö Neuburg): BHD 78 cm, Höhe 31m; Alter 101j., gefällt 2012 (Revierförster Ansgar Vogelgesang, schrft.)

o im Kaukasus erreicht die Baumhasel Höhen bis zu 30 m (Schmidt 2003) o bei Oravita (Rumänien) ermittelte Neumann (2015) Baumhöhen bis zu 30 m o in 10 türkischen Vorkommen wurden Baumhöhen bis zu maximal 23,4 m (im Alter von 95

Jahren) gemessen (Arslan 2005). Durchschnittlich erreichten die Bäume eine Höhe von 10 m erst im Alter von 58 Jahren, was auf einen ungünstigen, trockenen Standort hinweist.

o Mischbestand in Köln – Adenaueranlage (Militärringstraße, am Decksteinweiher; Am Forst Deckstein Nr. 4; / Köln-Klettenberg, Abt. 337 A; 55 m ü NN; mäßig nährstoff- und wasserversorgter sandiger Lehm; 1926-1930 bepflanzt): im Alter 66j Höhe 26m im Mittel (bis maximal 30m); BHD im Mittel 34 cm (bis zu 42 cm), besser als die 1. Bonität der Buche (Alteheld 1996; S. 70)

o neu aufgenommen wurde der Bestand Köln – Adenaueranlage im April 2012 durch Wolf Hoffmann, FH Rottenburg: die Baumhasel hatten ein Alter von ca. 90 Jahren; 12 Ex. waren vorhanden: durchschnittliche Höhe 23,6m (max. 26,5m), durchschnittlicher BHD 44 cm (max. 55cm); siehe Vergleich mit gleichaltrigen Baumarten in denselben Bestand; welche Baumarten durch Kronenpflege gefördert wurden, ist nicht bekannt.

o Daten von der Adenaueranlage Köln (W. Hoffmann):

Baumart BHD cm Höhe m Ekl Baumhasel 44 23,6 ? Stieleiche 54 24 1. Winterlinde 48 24 ? Bergahorn 49 26 ? Rotbuche 57 28 1. Hainbuche 53 28 ?

o die Höhenangaben der beiden Autoren widersprechen sich: im Alter 66 soll die Höhe 26 m

betragen haben und im Alter 90 nur 23,6m.

o Köln – Weiler (gemessen im Januar 2013 von Michael Hundt, Revierleiter Köln/ linksrheinischer Stadtwald Köln). In drei Laubholzmischbeständen kommen 12, 16 bzw. 15 (zusammen 43) Exemplare der Baumhasel vor. Sie erreichen im Alter von 54 Jahren eine maximale Höhe von 27 m und einen maximalen BHD von 58 cm und zeigen das Wuchspotential dieser Baumart. Die Baumhaseln sind überwiegend wipfelschäftig mit guter Stammqualität, in Abt. 13 B (Außenrandeinfluss) ist die Qualität etwas schlechter. Insgesamt sind nur 2 Tiefzwiesel dabei, höhere Verzwieselungen und Bajonettwuchs kommen vereinzelt vor. Die Kronen sind baumhasel-

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typisch etwas schmaler als bei den meisten umgebenden Edellaubhölzern (Esche, Berg- und Spitzahorn, Kastanie...), dank regelmäßiger Durchforstung (ca. alle 5 Jahre) und konsequenter Begünstigung aber gut entwickelt. Die Baumhaseln sind im Wachstum den Mischbaumarten nicht überlegen, können allenfalls mithalten, daher überwiegen die Baumklassen 2 und 3 (Michael Hundt, mdl.).:

Abt. 416 B Horst in 53j. Laubholzmischbestand, in Rheinaue Merkenich Nährstoffversorgung gut, grundfrisch bis frisch

Nr. Bhd Höhe 8 21 cm 19,5 m 12 19 cm 20,5 m 3 28 cm 22,0 m 4 29 cm 23,0 m 9 28 cm 23,0 m 11 38 cm 23,0 m 6 28 cm 24,0 m 7 36 cm 24,0 m 1 34 cm 25,5 m 2 34 cm 25,5 m 5 32 cm 25,5 m 10 37 cm 25,5 m

Durchschn. 30 cm 23,4 m Abt. 12 D Reihe an 54j. Laubholzmischbestand, im Wasserwerkswald Weiler gute Nährstoffversorgung, frisch (Innenrand)

Nr. Bhd Höhe 2 27 cm 15,0 m 14 26 cm 23,0 m 1 42 cm 24,0 m 8 28 cm 24,5 m 9 32 cm 24,5 m 7 35 cm 25,0 m 11 30 cm 25,0 m 10 39 cm 25,5 m 12 37 cm 25,5 m 3 40 cm 26,0 m 5 35 cm 26,0 m 15 37 cm 26,0 m 16 41 cm 26,0 m 13 41 cm 26,5 m 4 43 cm 27,0 m 6 58 cm 27,0 m

Durchschn. 37 cm 24,8 m zum Vergleich: Eiche 55j. hat eine Höhe von 18 – 21,4 m(Mittelwert 19,7 m) Buche 55 j. hat eine Höhe von 18 – 21,3 m (Mittelwert 19,6 m)

laut Ertragstafel Schober, 1. Ertragsklasse, starke Durchforstung Abt. 13 B Reihe an 52j. Laubholzmischbestand, im Wasserwerkswald Weiler gute Nährstoffversorgung, frisch, (z.T. Außenrand) Nr. Bhd Höhe

14 25 cm 14,5 m 2 30 cm 17,0 m 12 21 cm 17,0 m 13 37 cm 17,0 m

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15 39 cm 17,0 m 3 34 cm 17,5 m 9 26 cm 17,5 m 11 20 cm 17,5 m 4 38 cm 18,0 m 8 24 cm 18,0 m 1 47 cm 19,0 m 5 33 cm 19,0 m 6 38 cm 19,5 m 7 32 cm 20,0 m 10 37 cm 20,0 m

Durchschn. 32 cm 17,9 m 10 f Höhenwachstum im Vergleich zu anderen Baumarten

die Baumhasel, die auf 600 m ü NN bei Hilders in der hessischen Rhön wachsen (siehe auch Kapitel 15- Versuchsflächen; insgesamt 15 Stück am Wegrand), haben eine Höhe von 9 m, einen Jahrestrieb von 50 – 60 cm, eine sehr gute natürliche Astreinigung, einen maximalen BHD von 17 cm mR (gemessen Juni 2013; E. Richter). Benachbarte Kirschen und Bergahorne sind 1 m höher. Dies ist außerordentlich bemerkenswert, da die Konkurrenzkraft bzw. Wuchsleistung der (südländischen) Baumhasel in dieser Höhenlage deutlich geringer sein müsste als diejenige der beiden anderen raschwüchsigen Baumarten.

in Kürnach (bei Würzburg, 300 m ü NN, Feinlehm, eutroph) liegt die Wuchsleistung von 13-jährigen Baumhaseln zwischen Eiche und Esche (schwächer als Ahorn, Kirsche, Linde); „Durstkünstler sind keine Hochleistungssportler“ (Michel Hahn, Revierleiter Kürnach, mdl.)

10 g Dickenwachstum/ Radialwachstum (BHDs von Einzelbäumen s. Kapitel 14)

o in 2013 wurden in der Versuchsfläche Glaswein (Österreich, W. Ruhm) die 80 Bäume der Eng- und Weitverbände (Alter 12 Jahre) untersucht. Ergebnisse: zuerst Engverband, dann in Klammern Weitverband. Durchschnittswerte: erst Engverband (dann in Klammern Weitverband): BDH 6,9 cm (6,7 cm); Maximalwerte: BHD 10,3 cm (10,6)

o „Auf gleichen Standorten holt die Buche die Baumhasel in Bezug auf den Durchmesser erst im Alter von über 100 Jahren ein.“ (Analyse von Jahrringen an Wurzelstöcken in Ungarn; Ghimessy 1980 in Alteheld 1996 (s. S. 71)

o Straßenbäume in Novi Sad (Serbien) hatten einen Radialzuwachs zwischen 1,2 und 2,8 mm. Untersucht wurden 39 Bäume im Alter zwischen 60 und 115 Jahren (Ninic-Todorovic 2010). Angaben zum Standort und Klima liegen mir nicht vor, die Standortverhältnisse scheinen nicht günstig zu sein (trocken)

o 3 Bäume (Alter 34 bis 41 Jahre) aus der Gegend von Prag wurde von A. Zeidler (2012) untersucht. Die Jahrringbreiten lagen zwischen 2 mm und max. 6 mm im Alter von 22 Jahren, die durchschnittliche Breite lag bei 3,2 mm

o in der Türkei wurde der Zuwachs ermittelt, der Radialzuwachs (Jahrringbreiten) betrug in den ersten Jahren bis zu 6,9 mm und sank kontinuierlich auf 3,3 mm im Alter 120 Jahre. Der durchschnittliche BHD lag im Alter 50 bei 20 cm und im Alter 100 bei 40 cm, maximal bei 100 cm im Alter von 180 Jahren (Arslan 2005).

o In Sauen (Brandenburg) ermittelte M . Wich (2015) bei seiner Bachelorarbeit durchschnittliche Jahrringbreiten von 4,3 mm (max. 7,4 mm) innerhalb der letzten 10 Jahre (Bestandesalter 45 Jahre; Untersuchungsperiode 35-45 Jahre). Das Wachstum in der Periode Alter 5-10 Jahre lag bei durchschnittlich 8,3 mm (max. bei 13 mm)

o In Sauen konnte M. Wich (2015) keine deutliche Reaktion aus das Trockenjahr 2003 feststellen. Die Jahrringe in den Folgejahren nach 2003 waren meist nicht schmaler als zuvor. Baumhasel zeigt offensichtlich kaum Reaktionen auf Trockenstress.

o in Gießen / Hessen wurde im Okt. 2012 ein Straßenbaum mit großer Krone (Solitär) gefällt: im Alter von 41 Jahren lag der BHD bei 29 cm o. R. (32 m. R.); der Baum war 13j. als Großheister gepflanzt worden, zu diesem Zeitpunkt hatte er einen BHD von 4,2 cm o.R. (durchschnittl.

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Jahrringbreite = 0,15 cm), nach der Pflanzung wuchs er kräftig: innerhalb von 28 Jahren wuchs er mit einer durchschnittl. Jahrringbreite von 5 mm; der maximale Jahrring lag bei 8 mm

o die Rindenstärke dieses Gießener Baums lag bei maximal 1,4 cm

o in Wien wurde im Januar 2013 ein Straßenbaum (50 Jahre alt, BHD 40 cm) gefällt und von Wolfgang Peraus im Labor vermessen (Mitteilung durch Werner Ruhm, Bundesamt für Wald, Wien); die durchschnittliche Jahrringbreite betrug 4 mm, die maximale Jahrringbreite lag bei 7,5 mm.

o Ein Straßenbaum in Gießen wurde im Alter von 41 Jahren mit einem Bhd ohne Rinde von 29 cm gefällt. Er hatte Jahrringbreiten, die in 10 Jahren größer als 4mm, in 7 Jahren größer als 5 mm, in 5 Jahren größer als 6 mm und in 2 Jahren größer als 7 mm (maximal 7,7 mm) waren. Ein Straßenbaum in Wien (gefällt im Alter von 50 Jahren mit BHD ohne Rinde von 40 cm) hatte 7 Jahrringe über 6 mm und 2 Jahrringe über 7 mm (maximal 7,5 mm). Diese Beispiele belegen das das anhaltend hohe Wachstum von Baumhaseln.

o weitere Bäume, deren Alter sowie BHD bekannt sind (teilweise evtl. Solitäre mit großer

Krone): 1. Arboretum Florianwald bei Metzingen (Baden-Württemberg): BHD 34,5 cm, Höhe 24,5m,

gepflanzt 1927 (W. Hoffmann 2011), siehe Kapitel 10 c 2. Köln, Adenaueranlage: Alter ca. 90 j., BHD 44 cm, max 55 cm 3. Karlsruhe, Hördt: Alter 101 j., gefällt im Okt. 2012 wegen Hallimaschbefall ; BHD 78 cm, Höhe

31 m 4. Bonn, Hofgartenwiese (gefällt 2002): 93 cm BHD, Höhe 28m, Alter ca. 150j;

Ort Alter BHD

cm m. R.

Gutachtlicher Rinden- abzug je nach Alter und Stärke = verbleibt BHD o.R.

durchschnittl. jährliches Dicken-wachstum (cm); Durchmesser-wachstum

Durch-schnittliche Jahrringbreite (mm): Radial-wachstum

Maimale Jahrringbreite (mm)

Gießen – o .g .Baum, Wachstum ab Alter 13j., nachdem der Pflanzschock etc überwunden war

41 1,0 5 8

Wien, Straßenbaum – (Analyse im Labor)

50 40 0,8 4 7,5

Köln – Weiler (s.o.) 54 58 -4 = 54 1,0 5 ? Gießen 41 32 -3 = 29 3,9 Karlsruhe, Hördt 101 78 -4 = 74 0,73 3,7 ? Prag 41 29 3,2 6,0 Köln Adenaueranlage (max.)

90 55 -4 = 52 0,58 2,9 ?

Bonn 150 93 -6 = 87 0,58 2,9 ? Köln - Adenaueranlage 90 44 -4 = 41 0,45 2,2 ? Metzingen 84 34,5 -4 = 31 0,37 1,7 ? Tab. : Radialwachstum (sortiert nach durchschnittlichem Jahrring)

wie das Dickenwachstum verläuft, kann ermittelt werden, wenn dicke Straßenbäume (zwangsweise) genutzt und ihre Jahrringe ausgewertet werden oder für die letzten Jahre mittels Zuwachsbohrer (für die äußeren 20 cm).

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10 h Kronendurchmesser bislang liegen nur wenige Messungen aus Waldgebieten vor: in der Türkei betrug bei der Untersuchung von Arslan (2005) der durchschnittliche

Kronendurchmesser im Alter 40 lag bei 10 m, maximal bei 18 m im Alter 100. Auszüge aus Baumkatastern (Solitärbäume): Frankfurt: 22 m (BHD 101 cm, gepflanzt 1880) Wien: 19m Kassel: 19 m Dresden: 19 m Krefeld: 18 m Erfurth: 16 m Berlin-Pankow: 16 m Heilbronn: 12 m

10 i Alter bis 200 Jahre Alexandrov (1995, s. S. 217) über 200 Jahre im Kaukasus; Schmidt (2003) im Juni 2013 wurden bei Oravita/ Rumänien 330-jährige Bäume gefunden; s. u. Kapitel 12 a

Rumänien/ Oravita sowie Richter 2014 (in Vorbereitung) bei Alland / Österreich steht ein Baum, der nach Kernbohrungen (Richter 2014) 295 Jahre alt sein

dürfte (s. auch 14 a Besondere Einzelbäume) in der Türkei (Afyon-Derecine) steht ein Baum mit einem geschätzten Alter von 340 Jahren (17m

Höhe, BHD 130 cm; Altersermittlung mittels Bohrkern), fraglich ist das Alter eines weiteren Baums, der auf 620 Jahre geschätzt wurde (ebenfalls anhand des Bohrkerns, da im höheren Alter die Jahrringbreite abnimmt wird das Alter überschätzt, wenn man für die Jugend keien breiteren Jahrringe unterstellt)

in Rogatica/ Bosnien steht ein Baum, dessen Alter auf 460 Jahre geschätzt wird (BHD 240 cm; Höhe 10m)

in den Artmonographien von Altheld (1996) sowie Pauls (2006) finden sich keine Angaben über das maximale Alter

10 k Stammqualität in 2013 wurden in der Versuchsfläche Glaswein (Österreich, W. Ruhm) die 80 Bäume der Eng-

und Weitverbände (Alter 12 Jahre) untersucht. Die Herkunftsgebiete der Mutterbäume (Straßenbäume aus Wien) sind nicht bekannt. Durch Vergleich mit anderen Anbauten wäre einzuschätzen, ob es sich um qualitativ gutes oder schlechtes Saatgut handelt. Ergebnisse: zuerst Engverband, dann in Klammern Weitverband

Kronenform (Angaben in %): wipfelschäftig 50 (42), Zwiesel mit Tendenz zur Wipfelschäftigkeit 30 (28); Zwiesel: 13 (22); Mehrfachzwiesel: 5 (8 %).

Stammform (Angaben in %): gerade 50 (55); leicht bogig: 38 (35); stark bogig: 12 (10%). (W. Ruhm)

bei der Untersuchung von Arslan (2005) in der Türkei wurde ein Anteil 80 % an wipfelschäftigen

Stämmen ermittelt. in der Versuchsfläche Glaswein (Weinviertel Österreich, Untersuchung von Werner Ruhm, Amt

für Waldwirtschaft Wien) fielen im 10. Standjahr 80 % der Bäume bei der Stammform unter „gerade“ bzw. „leichte Krümmung“, ebenfalls 80 % fallen bei der Kronenform unter wipfelschäftig bzw. „Zwiesel mit Tendenz zur Wipfelschäftigkeit“, was eine große Anzahl an Z-Baum-optionen ermöglicht.

in Oravita/ Rumänien (80 ha-Bestand) fällt der hohe Anteil der guten Schaftformen auf (Richter 2013). Genaue Analysen dieses Bestandes wurden noch nicht durchgeführt.

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Alte Bäume (Altersangabe für das Jahr 2013) 1. Österreich, Merckenstein: 1683 bei der Türkenbelagerung gepflanzt ? wäre dann 330 Jahre alt 2. Rumänien, Oravita: > 320 Jahre alt (Kernbohrungen und BHD-messungen; E. Richter, Juni 2013) 3. Niederlande, Amsterdam: 3 Bäume, 218 Jahre alt; gepfl. 1795; jeweils mit BHD 93 – 95 cm (U=

297, 296 und 294 cm), Hortus Botanicus UvA;; Gimbornhof, Zevenaar; Rijsterborgherpark, Deventer (23m); (Quelle Internet: „Monumentaltrees.com“):

4. Bremen, Wallanlagen, östl. Brücke, Herdentor: 213 Jahre alt; gepfl. 1800 (championtrees, Neidhardt 2012)

5. Österreich: am Ortsrand von Alland, 30 km südöstlich von Wien; 180 Jahre, (gepfl. ca. 1830), BDH 103 cm; Internet www.alland.at

11 Massenleistung/ Zuwachsleistung über Zuwächse in Waldbeständen und Angaben über jährlichen Zuwachs pro ha,

Gesamtwuchsleitung oder Kreisflächen konnte ich nur eine Angabe in der Literatur finden. M. Wich (2015) untersuchte in seiner Bachelorarbeit den Bestand in Sauen (33 Exemplare auf 0,088 ha) und verglich die ermittelten Bestandesdaten mit anderen Baumarten. Der Sauener Bestand weist eine sehr geringe Baumzahl je ha auf, die Bestandesgrundfläche ist sehr niedrig, der Vorrat ist in Anbetracht der geringen Baumzahl relativ hoch.

  Baumhasel  Rotbuche  Eiche  Esche Alter  46,5  50  50  50 Bonität  keine Angaben  1  1  1 Ertragstafel  keine Angaben  Wiedemann  Jüttner  Wimmenauer Anzahl der Bäume/ha 

340  1718  1080  646 

Höhengrenzwert [m] 

17,4  17,7  17,4  21,1 

Mitteldurchmesser [cm] 

26,2  14,3  16,1  22,2 

Stammgrundfläche [m²] 

18,33  27,7  22,0  25,0 

Vorrat [Efm. o.R./ha] 

185,22  182,4  151,2  214,0 

Tab. Vergleich Baumhasel mit anderen Baumarten (M. Wich, 2015) Hier besteht noch Untersuchungsbedarf. Der Baumhaselbestand bei Oravita/ Rumänien könnte sich evtl. für die Klärung einiger Fragestellungen eignen.

12 Autochthone Vorkommen- Detailbeschreibung: o in den hier genannten Vorkommen tritt die Baumhasel vermutlich überwiegend einzeln

eingemischt in Laubholzbeständen auf. In Oravita/ Rumänien ist der Baumhaselanteil in manchen Bestandesteilen mit 30 % ungewöhnlich hoch.

o waldbauliche Untersuchungen sowie eine Einschätzung der Gefährdungssitaution (Potentielle Rodung/ Kahlschlag der Bestände wären dringend durchzuführen

o Saatgut für Herkunftsversuche und Erhaltungsplantagen sollte hier gewonnen werden o 12 a Rumänien: Baumhaselwald Oravita/ Nerafluss (Besuch durch ANW Hessen/ E. Richter

im Sept. 2012 sowie E. Richter im Juni 2013 (s. AFZ 2014), Bachelorarbeit von F. Neumann (2015):

o Lage: im Westen von Rumänien, am Westrand der Karpaten, 100 km SSO von Timisoara (Temeschburg), bzw. 13 km SSO von Oravita oder 6 km ONO von Sasca Romana; im

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Nationalpark Cheile Nerei-Beusnita; 2 km nördlich des Nera-flusses; innerhalb des größten Karstgebietes von Rumänien; der Baumhaselbestand liegt auf einer Bergkuppe, eingebettet in großflächige Edellaubholz-Buchenwälder

o dieser Bestand ist einer der nördlichsten authochthonen Baumhaselbestände Europas. Ob er genetisch interessant ist, weil er an der Arealgrenze liegt, wäre noch zu klären. 2 km südlich von Oravita kommt auch Baumhasel vor (s. Kapitel -1: hier: Vorkommen in Rumänien), somit 13 km nördlich des Bestandes Oravita-Nerafluss)

o Größe des Baumhaselwaldes: ca. 17 ha o Höhenlage: 570 m bis 800 ü. NN o Temperatur: Jahresdurchschnittstemperatur 10 C; Durchschnittstemperaturen Januar: - 2 C bzw.

Juli: 20 C o Niederschlag: ca. 800m; im Winter etwa 1 m Schnee (üblich bis etwa 1980, seitdem schneearme

Winter; im Winter 2011/2012 erstmals wieder 1 m Schnee), der bis März schmilzt, im Sommer nur sehr geringe Niederschläge

o Hanglage: flacher Hang, leicht nach Süden geneigt, absolut ungewöhnlich, da Baumhasel idR auf schroffen Hängen wachsen, wo die Konkurrenz anderer Baumarten geringer ist.

o Ausgangsgestein: Karst (Kalkstein), großflächig blocküberlagert, sehr hoher Skelettanteil, wenig Feinboden

o Geländewasserhaushalt: trocken mit Sommerdürre, sehr geringes Wasserhaltevermögen und geringe nutzbare Feldkapazität

o Bestand: die Baumhasel nimmt auf Teilflächen, wo der Skelettanteil besonders hoch ist, rund 33 % der Bestandesgrundfläche ein; der Rest wird auf diesen trockensten Standorten von Silberlinde, Esche, Spitzahorn und Elsbeere eingenommen. Weitere Baumarten, die auf den besser wasserversorgten Standorten (höherer Feinderdeanteil) mit Baumhasel vergesellschaftet sind: Sommerlinde, Orienthainbuche, Rotbuche, Feldahorn, Zerreiche, Vogelkirsche, Wildbirne. Sobald der Feinerdeanteil ansteigt, tritt die Rotbuche verstärkt auf. Auf Skelettboden fehlt sie vollständig. Neumann (2015) ermittelte durchschnittliche Baumartenanteile in 6 Probekreisen: Baumhasel 33%, Silberlinde 25%, Hainbuche 14%, Esche 13%, Bergahorn 12%, Rotbuche 3%.

o Vorrat und Grundflächen : Neumann (2015) ermittelte auf 6 Probekreisen Grundflächen von 36,5 qm (34-38 qm) und Vorräte von 412 Vfm (383 – 428 Vfm)

o (In den Tieflagen des Nationalparks kommt Ungarische Eiche (Quercus frainetto) vor, s. auch Kapitel 21.

o Schaftformen: überwiegend (90%) wipfelschäftig und gerade, meist 10 bis 15 m Stamm (davon meist 6-8 m astrein, dann einige Meter mit Ästen), dann Kronenansatz.

o Stockausschläge: an den sehr vielen alten Stämmen treten Stockausschläge auf, die 1 cm bis 30 cm dick sind. Des öfteren stehen einige Bäume mit BHD > 40 cm eng beieinander und sind offensichtlich Stockausschläge eines Baumes, der bereits vergangen ist. Die Vermehrung über Stockausschläge scheint weit verbreitet zu sein.

o BHD: bei 26 Bäumen wurde der BHD gemessen (Richter 2014); zahlreiche Stämme liegen im Bereich von 55 bis 70 cm; der stärkste wipfelschäftige Stamm hatte 76 cm BHD (m. R.), zwei Tiefzwiesel hatten 97 cm bzw. 107 cm BHD; ein Triesel hatte 115 cm BHD (dies ist der dickste mir bekannte Baumhasel). Neumann (2015) fand ein wipfelschäftiges Exemplar von 101 cm BHD und Zwiesel mit 108 cm BHD.

o BHD anderer Baumarten auf skelettreichem Boden (trockenste Standorte) zum Vergleich: Wildbirne BHD 63cm, (gerader Stamm); Elsbeere 78 cm, Esche 77 cm

o Durchmesserzuwachs und Alter: mit einem Zuwachsbohrer wurden an 5 Stämmen Bohrkerne entnommen und anschließend in der FENA Gießen von Jürgen Römer mit einem Digital-Positiometer vermessen. Die durchschnittlichen Jahrringbreiten längerer Zeitabschnitte lagen zwischen 0,4 und 2,2 mm, einzelne Jahrringe waren bis zu 4 mm breit.

o bei dem stärksten wipfelschäftigen Baumhasel (Bdh 76 mR bzw. Bhd 74 cm o.R.; Rindenstärke nur 1 cm) wurden auf 8,5 cm Holzsubstanz 130 Jahrringe mit einer Durchschnittsbreite von nur 0,7 mm gemessen. Die maximalen Jahrringe traten in dem Zeitraum zwischen 1904 und 1938 auf und waren 1,5 mm breit. Vor dem Jahr 1892 können möglicherweise breitere Jahrringe gebildet

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worden sein. Dieser Stamm war innen hohl, sein Alter wurde auf 320 Jahre geschätzt, wobei ein durchschnittlicher Jahrring von 1,5 mm für den hohlen Stammteil unterstellt wurde.

o bei einem weiteren Baum (Bhd 64 cm o.R.) wurden im 10 cm-Bohrkern 229 Jahre bei durchschnittlichen Jahrringbreiten von 0,7 mm verzeichnet; die maximalen Jahrringe lagen bei 2 mm (im Jahr 1790). Wenn man für das Stammzentrum eine durchschnittliche Jahrringbreite von 2 mm unterstellen würde, ergäbe dies ein geschätztes Alter von 304 Jahren, bei 1,5 mm ein Alter von 329 Jahren.

o bei einem Stamm, der als Stockausschlag (Bhd 26 cm o.R.) neben einem Stamm von 76 cm m.R. Wuchs, wurden bei einem Alter von mindestens 93 Jahren ein Radialzuwachs (=Jahrring) von durchschnittlich 1 mm gemessen. In der Jugend lag er bei maximal 3 mm, in den letzten 30 Jahren zwischen 0,5 und 1 mm. Das Alter dieses Stockausschlagsstammteils wurde auf 130 Jahre geschätzt.

o ein Solitär, der 5 km nördlich des Oravita-Bestandes in einem Bachtal neben einem verlassenen Bauernhof stand und angepflanzt war, hatte eine sehr große Krone und einen Bhd ohne Rinde von 52 cm; sein Alter wird auf 100 Jahre geschätzt. Dieser Solitär hatte innerhalb der letzten 68 Jahre durchschnittliche Jahrringbreiten von 2,8 mm, die im Bohrkern zu analysieren waren. In 6 Jahren waren seine Jahrringe breiter als 4mm, zweimal breiter als 5 mm und der maximale Jahrring betrug 6,4 mm (in der Jugendphase).

o Höhe: mit dem Suunto-Höhenmesser wurden Höhen von 20-24 m gemessen (Richter, Juni 2013); die Mischbaumarten Esche bzw. Bergahorn hatten auf diesem Extremstandort auch keine größeren Höhen. Neumann (2015) ermittelte Höhen bis maximal 30 m.

o bei dem Triesel (Windwurf) wurde die Höhe von 25 m gemessen o eine Stockausschlag mit Bhd 26 cm o.R. (s. o.) hatte eine Höhe von 17 m. o Kronendurchmesser : Neumann (2015) ermittelte Kronendurchmesser von maximal 8 m bei

Bäumen von 55 cm BHD, 80 cm und 101 cm. Der Standort ist relativ arm (Karst), daher wird auch der Kronendurchmesser auf besseren Standorten höher sein.

o Astfreie Schaftlängen bis 16 m wurden gemessen (Neumann 2015), viele Bäume erreichten 10 m. Der Dürrastbereich betrug meist 3-5m.

o Probekreise/ Baumartenverteilung o In den meisten Baumhaselvorkommen des Balkans kommen nur Einzelbäume in den Wäldern

vor, so dass der Anteil der Baumhasel hier meist unter 3 % liegt. In der überwiegenden Fläche des Bestandes Oravita ist die Baumhasel nur einzeln oder als Kleingruppe eingestreut, ihr Anteil an der Bestandesgrundfläche liegt meist unter 20 %. Im Bestand Oravita wurden gezielt Probekreise in Flächen mit besonders hohem Baumhaselanteil gelegt, so dass diese Probekreise nicht repräsentativ sind, sondern darstellen, wie eine Situation mit maximalem Baumhaselanteil sein kann.

o die Bhd wurden inclusive Rinde ermittelt, bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Rindenstärke bei Baumhasel zwischen 0,5 und 4 cm liegen kann.

o drei Probekreise wurden mit dem Dendrometer nach Kramer mit der Zählbreite 1 aufgenommen und mittels des Auswertungsprogramms von Klaus Stolpp/ Schlangenbad bearbeitet.

o 71 Bäume wurden erfasst, davon 24 Baumhasel, 14 Silberlinden, 12 Orienthainbuchen und 21 Exemplare anderer Baumarten. Als weitere Mischbaumarten kamen vor Esche, Feldahorn, Spitzahorn, Bergahorn, Elsbeere, Feldulme, Sommerlinde, Rotbuche, Zerreiche, Vogelkirsche, Wildbirne.

o die Bestandesgrundfläche betrug durchschnittlich 24,1 qm / ha, der Anteil der Baumhasel lag bei 33 %, Silberlinde 29 %, Orienthainbuche 25 % und die restlichen Baumarten 34 %.

o das Volumen aller Baumarten betrug 264 kbm / ha, ausgehend von einer Baumhöhe von 22 m. o in der Literatur werden Baumhaselanteile von 10 % für den „Kaukasus“ und 30 % in Armenien

genannt (Alexandrov 1995), diese Bestände wurden leider nicht detailliert beschrieben. o Urwald ? o es ist unklar, ob es sich bei dem Bestand Oravita um echten, noch nie genutzten Urwald handelt.

In den letzten 200 Jahren ist jedoch offensichtlich keine Nutzung erfolgt. Es sind keine

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Baumstöcke zu finden, die auf Holzfällung hinweisen. Ob vor dem Jahr 1800 Holz geschlagen wurde, ist nicht mehr zu klären.

o in Oravita ist nur sehr wenig stehendes oder liegendes starkes Totholz vorhanden, Windwürfe sind die absolute Ausnahme. Die Altholzflächen sind geschlossen und ohne Lücken, Flächen mit Stangenholz oder Verjüngung fehlen innerhalb des Bestandes Oravita. Es ergibt sich der Eindruck eines alten Waldes in der Optimalphase, nicht in einer Zerfallsphase. In den Probekreisen wurde ein hoher Anteil von mittelstarkem Holz mit Bhd zwischen 26 und 49 cm ermittelt, der Anteil von Starkholz über Bhd 50 cm ist gering. Diese beiden Aspekte sprechen dagegen, dass es sich um echten Urwald handelt. Einige Bäume sind über 300 Jahre alt, so dass eine lange nutzungsfreie Phase bestehen dürfte.

Bdh m. R. Anzahl N / ha Anzahl % Vfm / ha Vfm (%) bis 25 cm 157 48 48 18 26-49 cm 156 47 168 64 50-65 cm 13 4 34 13 über 66 cm 3 1 14 5 Summe 329 100 264 100 Tab. 1: alle Baumarten in Oravita: Stärkeklassenverteilung hochgerechnet für einen Hektar, ausgehend von drei Probekreisen mit besonders hohem Baumhaselanteil, Einteilung der Stärkeklassen für wüchsige Standorte nach Klaus Stolpp/ Rfö. Schlangenbad Bdh m. R.

Anzahl N / ha

Vfm / ha

Anzahl (%), Anteil der Baumhasel an der Stärkeklasse; bezogen auf alle Baumarten der Stärkeklasse

Vfm (%), Anteil der Baumhasel an der Stärkeklasse; bezogen auf alle Baumarten der Stärkeklasse

bis 25 cm

53 9 34 19

26-49 cm

31 46 20 27

50-65 cm

9 24 69 71

über 66 cm

2 8 66 57

Summe 95 87 Tab. 2: Anteil der Baumhasel innerhalb der Stärkeklasse Bdh m. R. Anzahl N / ha Anzahl (%) Vfm / ha Vfm (%) bis 25 cm 53 56 9 10 26-49 cm 31 33 46 53 50-65 cm 9 9 24 28 über 66 cm 2 2 8 9 Summe 95 100 87 100 Tab. 3: nur Baumhasel: Verteilung innerhalb der Stärkeklassen In den folgenden Diagrammen sind die Ergebnisse aus den 3 Probekreisen dargestellt:

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Diagramm 1: Anzahl (N) innerhalb der Stärkeklassen – alle Baumarten

Diagramm 2: Anzahl (N) innerhalb der Stärkeklassen – nur Baumhasel

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

bis 25 cm 26‐49 cm 50‐65 cm über 66

0

10

20

30

40

50

60

bis 25 cm 26‐49 cm 50‐65 cm über 66 cm

Datenreihen1

0

20

40

60

80

100

120

140

160

180

bis 25 cm 26‐49 cm 50‐65 cm über 66 cm

Datenreihen1

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30

30

Diagramm 3: Vorrat (Vfm) innerhalb der Stärkeklassen – alle Baumarten

Diagramm 4: Vorrat (Vfm) innerhalb der Stärkeklassen – nur Baumhasel

in Urwäldern der Optimal- oder Zerfallsphase liegt der Schwerpunkt des Vorrats in den höheren Stärkeklassen. Der Bestand Oravita befindet sich auf einem Extremstandort (trockener Karst). Ob sich hier große Vorräte in den höheren Stärkeklassen aufbauen, wäre noch zu untersuchen oder die Ergebnisse der 3 Probekreisen wären von Fachleuten zu interpretieren.

o unterhalb des Altbestands (im Süden des Altbestands) schließt sich am Unterhang ein großflächiges, ca. 30-jähriges Stangenholz mit hohem Silberlindenanteil an, das aus Kahlschlag hervorgegangen ist. Auch auf dem Weg vom Nationalparkeingang bis zum Bestand Oravita geht man kilometerweit durch etwa 30-jährige Stangenhölzer (Erschließung durch Wege mit anschließender Nutzung der ehemaligen Primärwälder).

o Dokumentation: es wurden ca. 50 Fotos aufgenommen – (siehe Dropbox ganz unten) o Forschungsbedarf: Da es sich bei dem Wald bei Oravita um den größten bekanntgewordenen

Baumhaselbestand Europas handelt, der zudem sehr ursprünglich ist und zahlreiche unterschiedliche Strukturen aufweist, stellt er ein einmaliges Forschungsobjekt dar. Weitere Messungen bezüglich Baumhöhe, Bestandesgrundfläche, Überschirmungsflächen, Vorrat, Durchmesserverteilung, Stärke der Rinde, Schaftlängen und -qualitäten, Alter sowie Aufnahme der Verjüngung und genaue Ermittlung der Gesamtfläche des Bestandes sowie entsprechende Vergleichsdaten für Mischbaumarten wären sehr wünschenswert.

o in der Nachbarschaft des o.g. Bestands liegt ein weiterer kleinerer Baumhaselbestand , ca. 4 km

nordwestlich des Oravita-bestandes. Dieser Kleinbestand ist das zweite Vorkommen, das dem Nationalparkbiologen Calin Uruci bekannt ist. Auf einem extrem steilen Berghang befindet sich auf etwa 3 ha ein Waldbestand mit einzelnen kleinwüchsigen Baumhaseln (Höhen bis ca. 15 m), die genauso wie die anderen Baumarten (Silberlinde, Esche, Elsbeere, Bergahorn, Feldahorn) nur sehr geringe Dimensionen auf diesem extrem trockenen Hang erreichen können. Messungen des Baumbestandes sind hier aufgrund des sehr schroffen Steilhangs äußerst beschwerlich bis nahezu unmöglich durchführbar.

o eine Übernachtungsmöglichkeit befindet sich in 9 km Luftlinie vom Oravita-bestand im Dorf

Sasca Montana; Pensiunea Dora (Pension Dora, deutschsprachig) Tel. 0040 – 745-520-331; Fax. 0040- (0) 255-576-585 oder 0040- (0) 256-295 861; e-mail [email protected] oder [email protected]; Internet: www.pensiuneadora.z1.ro; Sasca Montana, ein altes

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bis 25 cm 26‐49 cm 50‐65 cm über 66 cm

Datenreihen1

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Bergbaudorf; hat weitere kleine Pensionen, da es geringen Tourismus gibt wegen der grandiosen, canyonartigen Neraschlucht mit 15km Wanderweg

o o Adresse des Nationalparks Cheile-Nerei-Beusnita (um Genehmigung für Messungen etc. zu

erhalten; es war unproblematisch, im Juni 2013 die Erlaubnis für Messungen im Oravita-bestand zu erhalten, der Biologe Calin Uruci war als Exkursionsführer mit dabei):

o Nationalpark Cheile-Nerei-Beusnita o 325 600 Mihai Eminescu Street , no. 13 o Oraviata o Caras-Severin-County, Romania o Tel: 0040 (0) 733 886 410 o Fax: 0040 (0) 255 206 108 o E-mail: [email protected] o o Der Biologe Calin Uruci spricht fließend Englisch, ist zuständig für die Erfassung des

Arteninventars und hat uns die Baumhaselbestände gezeigt. o o siehe auch im Internet Informationen über den Nationalpark Cheile-Nerei-Beusnita o 12 b Rumänien - Domogled (am Eisernen Tor Rumänien) , s. Kapitel 22 , bis 1870 vielleicht das

größte Baumhaselvorkommen Rumäniens, das durch Übernutzung stark dezimiert wurde. Die Vorkommen liegen innerhalb des Nationalparks Domogled, der das größte Karstgebietes Rumäniens beinhaltet. Größere Baumhaselvorkommen, die aus dem Kahlschlag von 1870 hervorgegangen sein könnten, wären theoretisch möglich. Nach Aussage des Nationalparkamts Domogled, Andrea Cristescu (Mail v. 06.02.2013) kommt C. colurna auf 1117,13 ha innerhalb des Nationalparks (61.112 ha) vor, allerdings nur einzeln eingestreut in Edellaubholzbeständen und nicht als Reinbestand; einige Exemplare erreichen 60 cm im Durchmesser.

o über den Domogled gibt es Beschreibungen von Fekete (1967; pflanzensoziologische Aufnahmen, jedoch keine waldkundlichen Analysen oder Bestandesbeschreibungen; Beschreibungen der Berge Vinturisul und Culme Gornovita, 30 km östl. von Herkulesbad / Baile Herculaneum gelegen: in 5 Aufnahmeflächen betrug der Baumhaselanteil 25 bis 75 % der Fläche, Aufnahme durch G. Fekete 1960 nach Braun-Blanquet) sowie vom Österreichischer Reichsforstverein (1871); siehe hierzu die Kopie unter Kapitel 22 a Domogled (die Übernutzung der Baumhasel in Rumänien im 19. Jahrhundert, Auszug aus der Veröffentlichung von 1871);

o Eine Besonderheit im NP Domogled sind die berühmten Schwarzkiefern, die auf trockenem Karstfelsen stehen und von Baile Herculaneum (Herkulesbad; ndl. von Orsava/ Eisernes Tor) auch vom Tal aus gut zu sehen sind. Im NP Cheile – Nerei-Beusnita sind keine Schwarzkiefern zu finden, obwohl dieser nur 20 km entfernt ist und dieselben Standorte aufweist.

12 c –Nevesinje; das größte Vorkommen von Bosnien-Herzegowina, das bei der Forstinventur um

1966 erfasst wurde. Das Vorkommen liegt 50 km SSW von Sarajevo und 30 km ONO von Mostar.

Über den aktuellen Zustand wurde mitgeteilt, dass Baumhasel auf einem Areal von 70-100 ha vorkommt mit einem Alter von 50 Jahren, Durchmessern bis zu 35 cm und Baumhöhen bis zu 20 m. Es exisitiert kein geschlossener Baumbestand, sondern nur Einzelbäume. Es gab eine Phase von illegalem Einschlag in den Kriegszeiten, wodurch der Bestand dezimiert wurde (Mitteilung des Forstamts Nevesinje (März 2013, per Mail sowie Branislav Cvjetkovic/ Universität Banja Luca/ Bosnien, Nov. 2013, per Mail)

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Adresse des Forstamts Nevesinje: ШГ "Ботин" (ŠG Botin)

Бојиште бб (st. Bojište bb) Невесиње (Nevesinje) 88 280 Bosna i Hercegovina

[email protected]

059/601-563

059/601-563

12 d Bosnien/Konjic : ist als ein Vorkommen als Quelle zur Samengewinnung erfasst: 14 km von Konjic (Konjic liegt 40 km westlich von Sarajevo) entfernt;

Abt. 15 im Wald Borasni.- Rakov laz; 860 m ü. NN Tiefsttemperatur: minus 20 Grad Celsius Höchsttemperatur: 36 Grad Jahresdurchschnittsteperatur: 8,2 Grad Durchschnittstemperatur in der Vegetationsperiode (1.4.-1.10.): 14,1 Grad Jahresniederschlag: 1234 mm Niederschlag in der Vegetationsperiode (1.4.-1.10.): 522 mm Alter der Baumhasel: 40 Jahre Baumhöhe : 7 – 17m , meist 11 m BHD: 12 – 72 cm, meist 24 cm im Aufnahmeblatt des Saatgutbestands ist nur die Abt. 15 erfasst (keine Angabe zur Größe der

Abt., geschätzt laut Karte ca. 20 ha, die Gesamtfläche des Baumhaselvorkommens wird hier nicht erwähnt)

auf 500 ha sollen hier Baumhasel einzeln eingestreut vorkommen, BHD bis 100 cm (Dr. Dalibor Ballian, Forstuniversität Sarajevo, Bosnien); Kontakt: [email protected] (Universität Sarajevo) bzw.

Telefonnummer des Forstdirektors Samir Alikadic - 00387 61 204 294 Adresse: ŠUMARSTVO PRENJ dioničko društvo Konjic ŠUMARSTVO PRENJ D.D. KONJIC SARAJEVSKA 31 Konjic 88400 Županija/kanton: Hercegovačko Neretvanska; Tel: 00387 36 726-209 Osoba za kontakt: ALIKADIĆ SAMIR

12 e Bosnien: bei Rogatica (60 km östlich von Sarajevo) sind 2 Bestände als Saatgutbestände

anerkannt. Sie wurden von Mirkovic (2011 ???) untersucht. Es handelt sich um zwei

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Baumhaselbestände, wo aktuell die besten Exemplare von Bosnien (?) stehen: Mednik (Abt. 144 und 145; 10 km NON von Rogatica) und Dobrijevici (Abt. 31; 7 km SWS von Rogatica). Die Bestände stocken auf Kalkfelsen des Fagetum montanum (Montane Buchenwälder) in Höhenlagen zwischen 900 und 1125 m ü. NN. Die Gesamtfläche der Baumhaselbestände wird von Mirkovic nicht angegeben, sie dürfte bei etwa 50 ha liegen, auch zum Anteil der Baumhasel am Bestandesaufbau macht er keine Angaben. Klima (Wetterstation Rogatica 560 m ü. NN, Periode 0961-1990): Jahresdurchschnittstemperatur: 8,4°C; absolute Tiefsttemperatur -35°C; absolute Höchsttemperatur: 39,5°C; durchschnittlicher Jahresniederschlag: 801 mm; max. Jahresniederschlag: 1270 mm, miminaler Jahresniederschlag: 717 mm, Niederschlag in der Vegetationszeit 416 mm, Länge der Vegetationsperiode 186 Tage. Charakter der Bestände: 1.) Durchmesser: 13-70 cm, sowie ein Ex. mit 168 cm; 2.) Alter: 43 – 242 Jahre, überwiegend 140 – 160 jährig; 3.) Bestockungsgrad: 0,5 -0,8; 4.) Baumvolumen: durchschnittlich 0,72 kbm; 5.) Volumenwachstum: durchschnittlich wachsen 5.) Baumhöhen: bis 25 m (in Mednik meist 17m , in Dobrijevici meist 23 m hoch)

Xxx

Die Bäume haben kleine Kronen, da die Bestände nicht durchforstet wurden; Bedränger der Baumhasel sollten lt. Mirkovic gefällt werden Die besten 52 Bäume der Baumhasel wurden ausgewählt und nach 16 Kriterien untersucht:

1.) Kronenform: die meisten Bäume hatten spitze Kronen 2.) Kronenlänge: bei den meisten Bäumen entsprach die Kronenlänge 33 % der Baumhöhe 3.) Astwinkel: meist < 60° 4.) Astdurchmesser: die meisten Bäuem hatten mitteldünne Äste 5.) Abholzigkeit: 6.) Stammform/ Krümmung: nur 2 Bäume hatten krumme Stämme 7.) Wasserreiser: die meisten Bäume hatten keien Wasserreiser 8.) Astreinigung: überwiegend sehr gut 9.) ??? Aussehen des Baums 10.) Farbe der Rinde ?? 11.) Kronenschäden: nur in Mednik Kronenschäden, nach Nassschnee am 13.10.2009 12.) Stammschäden: nur geringe Beschädigungen 13.) Krankheiten: je 1 Baum ist erkrankt

Krankheit ???

14.) Fruchtbarkeit/ Samenertrag 15.) Ertrag in den letzten 10 Jahren 16.) Verjüngung: die örtliche Bevölkerung gräbt Naturverjüngugn aus und pflanzt sie in ihre

Gärten, wegend er schönen Krone

12 f Türkei: an der Schwarzmeerküste der Türkei untersuchte Arslan (2005; siehe ausführliche Darstellung bei Kapitel 22 b) 10 Populationen, die in der Gegend von Bolu (100 km nordwestl. von Ankara, im Nordwesten der Türkei) liegen. Hierbei dürfte es sich um größere Vorkommen handeln, die evtl. beerntet werden könnten.

im Nordosten der Türkei kommen vermutlich ebenfalls größere, bislang unbekannte Vorkommen vor. Anscheinend sind hier noch keine Unersuchungen durchgeführt worden bzw. es wurde noch nichts hierüber publiziert.

in den 10 Untersuchungsgebieten von Arslan lag der maximale BHD bei 100 cm, die max. Baumhöhe bei 23,4 m, der maximale Radialzuwachs bei 6,9 mm/ Jahr. Das Klima in den

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Höhenlagen zwischen 780 und 1460 m ü. NN ist im Winter sehr kalt, die Sommer sind heiß und trocken. Daher könnten diese Populationen für einen Herkunftsversuch in Deutschland in Hinblick auf die Klimaerwärmung sehr interessant sein. Die Monatsdurchschnittstemperaturen [Daten aus Gießen/ Hessen 180m ü. NN zum Vergleich] lagen im Januar bei minus 3°C [plus 0,3°C] und im Juli und August bei 20 °C [17,5°C]. Der Jahresniederschlag lag zwischen 540 und 908 mm [623mm]. In dem Untersuchungsgebiet Bolu Merkesler Köyü (780 m ü. NN) fällt im Sommer und Herbst extrem wenig Niederschlag (Juli 28 [68] mm, August 19,7 [58] mm, September 32 [49] mm, Oktober 33 [51] mm, insgesamt nur 540 mm im Jahr. Leider finden sich in dieser Untersuchung keine Angaben zur Flächengröße des Baumhaselvorkommens sowie zum prozentualen Anteil der Baumhasel.

12 g Türkei: Bolu-Kale Forestry Department: ein Gebiet mit 347 ha !! wurde unter Schutz gestellt. Hier kommen Ex. vor mit BHD 1 m und Höhen von 30-35 m (Ansin und Özkan 1993 in Genc 1998)

12 h Türkei: im Pontusgebirge (Nordwest-Türkei, Großraum Bolu) untersuchte Rechberger

(1998) im Rahmen ihrer Diplomarbeit Baumhaselvorkommen in der Region (Yenice) in den Forstrevieren Kavakli und Simsidere, in der Region Bolu im Revier Kale sowie in der Region Seben im Revier Seben. Diese Vorkommen liegen teilweise in Regionen, die unter 12 f und 12 g erwähnt wurden.

es handelt sich bei den Probeflächen meist um erosionsgefährdete Steillagen.

in der Veröffentlichung der Diplomarbeit finden sich keine genauen Ortsangaben der Probeflächen, die Koordinaten wurden aufgenommen und sind vermutlich in den unveröffentlichten Anhängen der Diplomarbeit zu finden.

in den 9 Untersuchungsgebieten (UG) wurden jeweils 10x50m große Probeflächen (500qm) aufgenommen und die Werte auf den Hektar hochgerechnet. Die Auswahl der Probeflächen erfolgte nach dem gehäuften Auftreten der Baumhasel. Die Probeflächen sind m. E. zu schmal, um die Ergebnisse auf den Hektar hochzurechnen; es ergeben sich viele Randbäume, die mit einbezogen werden.

in der Methodik der Diplomarbeit (Veröffentlichung) ist nicht beschrieben, worauf sich die Angaben der Schichten (Anteile der Baumarten) sowie der Volumen und Kreisflächen genau beziehen. Es ist nicht angegeben, wieviele Individuen welcher Baumart in welcher Schicht aufgenommen wurden (dies ist vermutlich in den unveröffenlichten Anhängen der Diplomarbeit enthalten).

Die Daten des Bestandesvolumens wurden von der türkischen Forstbehörde aufgenommen.

UG – Nr./ Forstrevier

See-höhe (m)

Nei- gung

(°)

Expo-sition

Klima Boden Waldgesellschaft Entwicklungs-phase

1/Kavakli 1000 30 WNW luft-feucht

Braunerde auf Kalk

Buchenwald-gesellschaft

Übergang Terminal- zu Zerfallsphase

2/Kavakli 1000 33 WNW luft-feucht

Braunerde auf Kalk

Buchenwald-gesellschaft

Zerfallsphase

3/Simsidere 1350 34 N luft-feucht

Braunerde auf Kalk

Buchenwald-gesellschaft

Übergang Terminal- zu Zerfallsphase

4/Simsidere 1200 30 N luft-feucht

Braunerde auf Kalk

Buchenwald-gesellschaft

Zerfallsphase

5/Kale 1300 35 NNO ? Braunerde Buchen-Tannenwald- Optimalphase

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?? gesellschaft 6/Kale 1300 36 NNO luft-

feucht Braunerde ??

Buchen-Tannenwald-gesellschaft

Terminalphase

7/Kale 1320 0 !! NNO luft-feucht

Braunerde ??

Buchen-Tannenwald-gesellschaft

Terminalphase

8/Kale 1300 0 !! NNO luft-feucht

Braunerde ??

Buchen-Tannenwald-gesellschaft

Optimalphase

9/Selen 1200 0 !! O trocken vulkan. Grund-gestein

Weißkiefern-gesellschaft

Optimalphase

UG mittl. BHD Bh (cm)

mittl. Höhe Bh (m)

Anteil Bh % Ober-schicht

Anteil Bh % Mittel-schicht

Anteil Bh % Unter-schicht

Anteil (%) aller BA in allen Schichten

N/ha Über-schirm-ung (%)

Vorrat /ha (Vfm)

Kreisfläche: alle BA/ha (m²)

1 69,3 16,5 25 75 0 Bh:30,Bu: 60, Hb:10

400 70 770 140

2 32 14,7 0 100 0 Bh:50,Li:40, Bu:10

400 50 146 71

3 47,7 21,3 100 0 0 Bh:10,Hb:50, Bu:30; Es:10

480 70 110 71

4 31,7 16 33 67 0 Bh:10,Hb:70,Bu:10; Ah:10;

5 30,7 18,6 43 57 0 Bh:10, Li:10, Es:10, Ta:40,Ah:30

1160 100 359 274

6 32 18 50 50 0 Bh:10,Li:50, Hb:10,Bu:10,Ah:20

760 90 120 133

7 17 15 0 100 0 Bh: 0, Ta: 50, Li: 50

440 50 48 92

8 18,3 14,9 29 43 29 Bh:10,Ta:40,Bu:30,Ah:20

1060 100 420 239

9 33,7 8,3 ! 83 0 17 Bh:90, Fb:10

180 40 keine Angaben

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Abkürzungen: BA= Baumarten, Bh= Baumhasel; Ah: Ahorn (Acer trautvetteri), Bu: Orientrotbuche (Fagus orientalis), Es: Esche (Fraxinus angustofolia), Fb: Felsenbirne, Hb: Hainbuche, Li: Linde, Ta: Nordmanntanne Rechberger macht keine Angaben, worauf sich die Zahl der Individuen bezieht (Ober-, Mittel-, Unterstand). Der Anteil der Baumhasel wird angegeben für die Ober-, Mittel- und Unterschicht: hier wird die Aufteilung der Baumhasel auf die drei Schichten aufgeführt, nicht der Anteil der Baumhasel an der Baumartenverteilung innerhalb einer Schicht. Bewirtschaftung (S. 17): „..die [türkischen] Forstleute halten an der einzelstammweisen Entnahme sägefähigen Holzes eisern fest. … Nachteil: die Bestände weisen einen hohen

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Brennholzanteil auf. Es wurden immer die besten Stämme entfernt, somit kam es zu einer Anreicherung von schlechten Zuwachsträgern“. Beschreibung der einzelnen Untersuchungsgebiete (UG): UG 1 (Kavakli): stammzahlarm UG 2 (Kavakli): „geplünderter Bestand“, es ist keine Oberschicht vorhanden, der Bestand ist sehr lückig und stammzahl- und vorratsarm. UG 3 (Simsidere): stammzahl- und vorratsarm UG 4 (Simsidere): sehr lückig, stammzahlarm; rudimentäre Oberschicht mit einzelnen Baumhaseln als einziger Baumart UG 5 (Kale): mehrschichtiger, dichter Mischbestand, vertikal und horizontal geschlossen UG 6 (Kale): mehrschichtiger Mischbestand mit niedriger Vorratshaltung, Mittel- und Unterschicht durch Stockausschläge entstanden UG 7 (Kale): stark geplündert, sehr vorratsarm UG 8 (Kale): stammzahlreich UG 9 (Seden): extrem überalterter, stammzahlarmer „Bestand“ an einem Flusslauf In der Region Yenice (UG 1 – UG 4) war die Baumhasel bis 1998 (Datum der Diplomarbeit) von der Nutzung ausgeschlossen, wie es derzeit ist, ist mir unbekannt.

12 i Türkei: Afyon-Derecine (200 km SW von Ankara; Afyon-Sultandagi district, Kapikayasi, Abt. 644,45,647,648, Management Cay-forest), in den Schluchten des Sögütözü-Flusses; 47 ha mit Baumhasel, in Höhenlagen zwischen 1500 und 2000 m, BHD bis 130 cm, Höhe bis 17m ; Alter bis 340 Jahre; Naturverjüngung ist nicht vorhanden, da das Gebiet durch Nomaden mit ihren Ziegen und Schafen intensiv beweidet wird (Genc 1998).

13 a Einführung der Baumhasel nach Mitteleuropa / Herkünfte : Beck von Managetta schreibt in der 1890 erschienenen Flora von Niederösterreich über Corylus

colurna: „ Im Jahre 1582 aus Constantinopel nach Niederösterreich gekommen und hier in den Gärten cultiviert; auch manchmal verwildert, wie in den Wäldern bei Merkenstein.[20 km sdl von Wien.] Türkische Haselnuss".

Eine Baumscheibe des abgestorbenen „türkischen Haselnussbaumes" dürfte länger erhalten geblieben sein, wie eine Zeitungsnotiz über eine „Ausstellung des landwirthschaftlichen Vereins von Baden" [Baden liegt 20 km sdl von Wien] vom 18. September 1864 vermeldet: „ Interessant ist uns eine runde, mehrere Schuh breite Haselholzplatte, die von einem Strauch aus dem nahen Merkenstein herrührt, welche 4 Männer nur schwer umspannen können."[der Umfang könnte somit 650 cm betragen haben, dies würde einem BHD von 200 cm entsprechen]

Der Chronist der Pfarren des Stiftes Melk [70 km westl. von Wien], Ignaz Franz Keiblinger, berichtet „von den ehrwürdigen zwei türkischen Haselnussbäumen (Corylus arborea), welche zur Zeit des Kaisers Leopold I. zwischen 1690-1693 durch den gewesenen kaiserlichen Gesandten in der Türkei, Hofrath Franz Anton Edlen von Quarient und Raal, gepflanzt worden sein sollen, wovon aber der eine im Jahr 1854 ausstarb."

Auszug aus dem „Waldwirt“ (1996): „1582 und 1586 erhielt der österreichische Kriegsrat Baron von Ungnad aus Konstantinopel erstmals Saatgut von Baumhasel. Clusius aus Frankfurt säte von diesen Nüssen aus und im Jahr 1593 war ein daraus erwachsene Baum schon über mannshoch. Es muß aber schon früher eine Baumhasel nach Frankfurt gekommen sein, denn 1657 wird im Garten des Kaufmanns Dufay eine beschrieben, die an Höhe und Breite fast den größten Eichbaum übertraf. Fast 30 m hoch mit 1/3 davon Schaft, war sie so stark wie „vier Männer im Leibe“. Dieselbe Baumhasel wird 1736 als so hoch und dick beschrieben, dass sie „kein Lindenbaum übertreffen dürfte“.

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Anmerkung: in Bosnien-Herzegowina und in den Westkarpaten kommt die Baumhasel autochthon vor, diese Vorkommen sind allerdings weit abgelegen in den Bergen und daher schwer zu erreichen oder aber unbekannt. Man hätte also nicht bis nach Konstantinopel reisen müssen, um Nüsse zu erhalten.

bei Versuchsanbauten von fremdländischen Baumarten in Deutschland in den Jahren von 1880 bis 1990 wurde die Baumhasel nicht berücksichtigt.

„Für mich war vor gut 20 Jahren ein Blick in ein über 100 Jahre altes Standardwerk von Hempel über die (damals) einheimischen Baumarten ein Aha-Erlebnis. Dort wurde die Baumhasel als von Wiener Tischlern sehr begehrtes Möbelholz dargestellt.“ (Herbert Tiefenbacher, Grafeneck, Österreich)

„Ich war etwas überrascht, dass in Ihrem Literaturverzeichnis (s. u.) das (alte) Standardwerk von

Carl Alwin Schenck, Fremdländische Wald- und Parkbäume (1939), nicht aufgeführt ist und habe dort dann mal nachgesehen, aber Schenck erwähnt den Baumhasel überhaupt nicht. Das ist mehr als erstaunlich, denn immerhin behauptet er, alle für unser Klima geeigneten Bäume mit mehr als 10 m Höhe zu behandeln. Ich glaube, diese Nichtbeachtung in einem anerkannten Standardwerk hat wesentlich zu dem Dörnröschenschlaf des Baumhasels beigetragen. (Martin Hochstein, Forstamt Adelsheim, Baden –Württemberg, mdl.)

die Herkünfte der in Mitteleuropa angepflanzten Baumhasel sind fast immer unbekannt. Die ersten Anpflanzungen erfolgten meist in Schlossgärten, Parkanlagen oder in Arboreten (botan. Gärten), seltener bei Waldbesitzern, die sich für ausländische Baumarten interessierten. Manche Herkünfte der Anpflanzungen sind vermutlich durch Kaufbelege auch heute noch nachzuvollziehen. Wenn auch nicht der exakte Herkunftsbestand zu ermitteln ist, so geht aus den Belegen das Herkunftsland hervor.

Roloff (2008) bewertete 47 Baumarten, die bei uns angebaut werden, auf der Basis von umfassenden Literaturstudien hinsichtlich ihrer Trockenheitsresistenz und Frostresistenz. Die Baumhasel war nicht untersucht worden, allerdings so seltene Waldbaumarten wie Mannaesche, Stechpalme, Zirbelkiefer, Wildbirne, Zerr- und Flaumeiche und sogar der Buchsbaum. Dies unterstreicht, wie unbekannt die Baumhasel in Forstkreisen ist.

Einschränkung des Anbaus durch Regelungen a) der 1. FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitatrichtlinie): in Hessen gibt es keinerlei spezielle Beschränkungen für den Anbau von fremdländischen

Baumarten in FFH-Gebieten, weder für das FFH-Gebiet als ganzes noch für die LRT-flächen (LRT=Lebensraumtyp). Alle Beschränkungen gelten generell für alle Nicht- LRT-Arten (Nadelholz etc.), die nicht dem Lebensraumtyp (z. B. Hainsimsen-Buchenwald entsprechen. Es gibt keine separaten Regelungen für fremdländische Baumarten (Dr. Jürgen Willig, FENA, mdl.)

In Bayern wurden dabei als Grenzen für die Beimischung von nicht-heimischen Baumarten festgelegt: In der Wertstufe B dürfen höchstens 10% Fremdländer beigemischt sein, in der Wertstufe A höchstens 1%. Die Pflanzung auch nur geringer Fremdländeranteile kann also sehr schnell eine Verschlechterung von Wertstufe A nach B bedeuten und verstößt somit gegen die in § 33 BNatSchG definierte Grundsicherung der Natura-2000-Gebiete.

b) FSC – Zertifizierung (Forest-Stewartship-Council): Anbau von fremdländischen Baumarten nur

auf weniger als 5 % der Fläche (??) Förster stehen dem Anbau von fremdländischen Baumarten oft sehr kritisch gegenüber, dies ist

angesichts der schlechten Erfahrungen erklärbar (Bsp. Strobe – schlechte Holzqualität; Spätbl. Traubenkische – invasiv, etc). In Zeiten des Klimawandels muss diese kritische Einstellung evtl. überdacht werden, da starke Veränderungen in sehr kurzer Zeit zu erwarten sind und es daher wichtig ist, neues auszuprobieren. Daher sollte z. B. Baumhasel zunächst testweise auf vielen

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verschiedenen Standorten und auf kleinen Flächen angepflanzt werden, baldmöglichst ein Herkunftsversuch durchgeführt werden und erst danach gfls. ein umfangreicherer Anbau erfolgen.

13 b Bezug von Saatgut Das auf dem deutschen Markt angebotene Saatgut wird wohl überwiegend an gut veranlagten Bäumen in Deutschland gesammelt. Der Erwerb von Saatgut aus definierten autochthonen Herkünften ist schwierig, da verlässliche Personen vor Ort garantieren müssen, dass kein anderes Saatgut unbekannter Herkunft verschickt wird. Eine Privatforstverwaltung im Waldviertel Österreichs bezog 1990 Nüsse aus der Türkei und bepflanzte rund 3 ha. Eine Firma aus Kiel bezog im Januar 2014 rund 100 kg Nüsse von der türkischen Versuchsanstalt aus Bolu/ Türkei. Sie wurden abgegeben an das Amt für Pflanzenzüchtung Taisendorf / Bayern, an Bayernforst, die Darmstädter Forstbaumschulen sowie an die hesssiche Staatsdarre im FA Hanau – Wolfgang.

13 c Prüfung der Anbauwürdigkeit Anbauwürdigkeit: Kölling, Christian 2008 (s. Literatur) gibt allgemeine Hinweise für die Prüfung

der Anbauwürdigkeit von fremdländischen Baumarten nach den Kriterien Ertrag, Wuchsleistung, Biodiversität, Mischungstoleranz, genetische Vielfalt, Wirkung auf andere Baumarten, Mortalität, Gesundheit, Stabilität, Betriebssicherheit, geringes Risiko, Kulturerfolg, Klima (Temperatur, Niederschläge), Bodenwasserhaushalt, Bodenchemie, Bodenphysik, Herkünfte; (s. auch AFZ Heft 5/ 2013 zur Baumhasel)

im Jahr 2008 wurden durch die Schweiz, Österreich und Bayern 58 mögliche Gastbaumarten auf ihre Eignung für den künftigen Anbau im Hinblick auf den Klimawandel untersucht (Klima im Herkunftsgebiet, Holzeigenschaft), die Baumhasel war nicht darunter. 7 Baumarten wurden für Testanbauten ausgewählt und in 2012 angepflanzt (Libanonzeder, Silberlinde, Orientbuche, Rumelische Kiefer, Bornmüllers Tanne, Riesenlebensbaum, Westamerikan. Hemlocktanne); jeweils 3 Wiederholungen, Teilflächen a 0,12 ha, Verband 2x2m; ein Standort ist Großostheim bei Aschaffenburg

die Baumhasel könnte in unseren Wäldern eventuell einen Umfang einnehmen wie die Roteiche

Anbauwürdigkeit: Prüfkriterien 1. Höhere Massen- oder Wertleistung als einheimische Baumarten auf gleichem Standort 2. Erzeugung wertvollen Holzes 3. Anpassung an unser Klima 4. Keine gravierenden Probleme mit biotischen oder abiotischen Schädigungen 5. Keine Verschlechterung des Bodenzustandes 6. Keine invasive Art

14 a Besondere Einzelbäume ab BHD 50 cm

o (Brusthöhendurchmesser in 1,3m Höhe gemessen; „U“= Umfang, gemessen in 1,3m Höhe; gepfl: = gepflanzt;

o viele der stärksten Stämme sind zwieselig; es ist noch zu ermitteln, welche Stämme wipfelschäftig sind;

o Baumkataster wurden mir im Jahr 2013 zugesandt, die Messungen erfolgten „in den Jahren davor“

o Quelle u.a www.Championtrees.de = champtree; oder www.monumentaltrees.com = monumentaltree

o Jahreszahl ist das Datum der BHD-Messung)

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1. Bosnien, Rogatica (60 km östlich von Sarajevo): ein Baum bei Mednik hat einen BHD von 168 cm (Höhe 10 m, Tiefzwiesel, Kronendurchmesser 15m, Alter 460 Jahre (vermutlich überschätzt); er steht seit 1968 unter Naturschutz; in den Wäldern bei Mednik kommen BHD bis zu 70 cm und bei Doborjevici bis zu 68 cm vor (Mirkovic 2011 und Branislav Cvjetkovic; Department for forest genetics and afforestation; Faculty of Forestry; Banja Luka (Bosnien); per Mail)

2. Ungarn: Gyöngyös, Matra Muzeum beim Jagdschloss (90 km östlich von Budapest): BHD 131 cm; Kajdacs: 119 cm; Romhany: 110 cm (U: 412cm, 374 cm, 347cm; Quelle: monumentaltree

3. Türkei: BHD 130 cm bei der Stadt Afyon (300 km SSO von Istanbul; Afyon ili Sultandagı ilçesi Çay Orman !sleme (=Isleme) Sefligi; Quelle:Genç ve ark. 1998; Prof. Genç et al. 1998).

4. Türkei: BHD 130 cm; 50 km SW von Bolu (5 km sdl von Mudurnu; 150 km W von Istanbul). Höhe 18 m, Solitär, viel Naturverjüngung in der Nähe; Schild „Monumental-tree“ neben dem Baum

5. Stuttgart-Hohenheim (Schlosspark): BHD 130 cm; Tieftriesel, dreistämmig (U= 408 cm; 2009) 6. Döbling bei Wien (Wertheimsteinpark) 127 cm, Umfang ca. 400 cm; gem. Johannes Scholem

Graf; März 2014 [monument trees] 7. Harbke/ Börde, Schlosspark (Landkreis Börde; Sachsen-Anhalt) 125 cm, U: 394 cm, gepflanzt ca.

1760 – ca. 260 j., (gem. Frank Gyssling, 4.1.2017; [monumental trees] 8. Bremen, Wallanlagen, östl. Brücke, Herdentor: BHD 124 cm , Tiefzwiesel (U=388 cm,

championtrees, Neidhardt 2012) 9. Rumänien: Baumhaselbestand Oravita /Westkarpaten; BHD 115 cm; Triesel (dreistämmig); Höhe

ca. 25 m, Standort: trocken, Karstfelsen, Windwurf ca. 2010; gemessen im Sept. 2012 von R. Döring und E. Richter, weitere gemessene Bäume (jeweils Zwiesel) hatten BHD 107, 97 bzw. 80 cm, der stärkste wipfelschäftige Stamm hatte BHD 76 cm,(am Stammfuß dieses Baums stand eine Stockausschlag von 27 cm BHD); zahlreiche weitere Stämme hatten zwischen 55 und 70 cm BHD (E. Richter, Sept. 2012 und Juni 2013)

10. Heilbronn; Ferdinand-Braun-Str.: 111cm (U=348 cm); Max-von-Laue-Str.: 110, 82 und 75 cm (U=344, 256 und 236 cm); Pfühlpark : 93 cm (U=293 cm); Wollhausstr. 81 cm (U=254 cm); Römerstr.: 73 cm (U=229 cm)

11. Slowakei: Bratislava, Sad Jynka Krala: BHD 110 cm (U: 347 cm; Quelle: monumentaltrees) 12. Bulgarien: BHD bis zu 110 cm (Alexandrov 1995; S. 217) 13. Weimar, Schloss Belvedere; 3 Ex. gefällt: BHD 110 cm, 71 cm, 64 cm (Hilfreich 1996),

Russischer Kriegsgräberfriedhof: BHD ca. 70 cm (Höhe ca. 18 m; geschätzt von Wolfgang Grade und Eckhard Richter; Juni 2017)

14. Jena, Botan. Garten, unterer Teil: BHD 110 cm (U=345 cm, 2006), in 2 m Höhe ein Starkast, ab 4m zweistämmig (Detlef Ehlert; 2006; www.championtrees)

15. Frankfurt/ Main; Butzbacher Str.: 110 cm (U=346 cm; gepfl. 1870); Anlage Nizza: 105 cm (U=330cm; gepfl. 1876); Grueneburgpark: 101 cm (U=318 cm, gepfl. 1880); Ostpark: 84 cm (U=264 cm, gepfl. 1927) sowie 82 cm (U=257 cm; gepfl. 1927); Senckenberganlage: 80 cm (U=251 cm; gepfl. 1930); Grueneburgpark: 75 cm u. 72 cm (U= 235 cm, gepfl. 1914 u. 225 cm, gepfl. 1918); alle Daten aus Baumkataster; außerdem: (Palmengarten, östl. Blütenhaus) 49 cm; 310 cm ; 2008)

16. Österreich: am Ortsrand von Alland, an der Autobahn; 30 km südöstlich von Wien; BDH 104 cm mit Rinde, 90 cm ohne Rinde (Rindenstärke 7 cm); (U=334 cm; gemessen von Bernd Günzelmann; Würzburg, 2012 bzw. von Michael Neudecker; Förster Österr. Bundesforste; Försterei Haselbach ; A-2564 Fahrafeld im Okt. 2013 sowie gebohrt von E. Richter am 07.10.2014: 173 Jahrringe in 206 mm Bohrkern, für die 244 mm im Stamminneren, die nicht gebohrt werden konnten, ergeben sich 254 Jahre (wenn hier durchschnittlich 3 mm Jahrringe unterstellt werden bzw. 295 Jahre, wenn 2 mm Jahrringe unterstellt werden; 900 mm Stammdurchmesser ohne Rinde; 450 mm = halber Stammdurchmesser; das geschätzte Alter liegt zwischen 254 und 295 Jahren; gepflanzt somit zwischen 1719 und 1760, der Baum ist damit weit älter als bisher vermutet (s.u.); die äußeren 80 – 100 mm Holz sind gesund, die inneren Jahrringe sind faul, es besteht vermutlich noch keine Umsturzgefahr für den Baum, da der äußere gesunde

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Holzring 8-10 cm stark ist); 9 m absolut gerader Erdstamm und somit der stärkste wipfelschäftige Stamm, der mir bekanntgeworden ist; Internet WWW.alland.at : „.. 1929 unter Schutz gestellt .. seit 1989 Naturdenkmal. Grund für die Unterschutzstellung war die „landschaftlich prachtvolle Erscheinung“ .. 180 Jahre alter Baum (gepfl. ca. 1830) .. die Gemeinde Alland führt den Baum im Wappen.“

17. Düsseldorf, Hofgarten, 200 m sdl. vom Schloss: BHD 106 cm (U=333 cm, ab 1,7 m mehrstämmig; championtrees, Detlef Ehlert, 2013)

18. Schaffhausen (Schweiz): Kesselstr.: 105 cm (U=330 cm, dreistämmig); Felsgasse/ Rheinbühlerstr.: 100 cm (U=313cm, dreistämmig); Mosergarten/ Baumgartenstr. : 54 cm (U=170 cm); Daten aus Baumkataster

19. Slowakei, Topolcianky: BHD 103 cm (U: 325cm; Quelle: monumentaltrees) 20. Türkei; Yenice BDH 100 cm (7 km SOO von Yenice; 50 km NO von Bolu), mehrere weitere

mächtige Bäume (> BHD 80 cm) mit hervorragenden, geraden Schäften Bäume mit BHD unter 101 cm 1. Bosnien, Konjic: „mehrere Ex. dicker als 100 cm BHD“, sowie ein weiterer Bestand mit BHD ca.

70 cm und Höhen von 17m, wo Nüsse für die Saatgutproduktion gesammelt werden (Dr. Dalibor Ballian, Forstliche Fakultät in Sarajevo/ Bosnien, per Mail)

2. Türkei; Bolu-Kale Forestry Department: 100 cm (Ansin und Özkan in Genc 1998) 3. Wien, Obere Augartenstr. 100cm; Rathauspark 98 cm (U=307 cm; geplf. 1887);

Männertreugasse 88 cm (U=277 cm; gepfl. 1960); Hetzendorfer Str. 77: 86 cm Kreindlgasse 9: 84 cm; Grundsteingasse 65: 82 cm; Wurmbstr. 79cm (U=247; gepfl. 1972); im Baumkataster der Stadt Wien sind 76 Ex. erfasst, deren BHD 50 cm übersteigt (Günter Berger; Dezernat 6, Referat Baumsicherheit- u.pflege; 1010 Wien, Am Stadtpark 2); außerdem: 16. Wiener Gemeindebezirk : Einzelstandorte - Kongreßpark Nordwestteil im Bereich großer Spielplatz, Matteottiplatz Nordrand bei Steinstiege bzw. Wandbrunnen, Pollitzergasse nach zweitem Haus kleiner Grünstreifen vor Kindergarten der Stadt Wien: bis zu 60 cm. 17. Wiener Gemeindebezirk : Alleeteil – vor S-45 Stadtschnellbahnlinien-haltestelle Hernals. (Golesch, Bundesamt für Wald, Wien)

4. Reutlingen (Stadtpark Nähe Landratsamt Bismarkstraße): 100 cm, 2 Zwieseläste mit 60 u. 80 cm Durchmesser; 4 weitere Bäume mit BHD zwischen 52 und 80 cm (gemessen von W. Hoffmann bzw. E. Richter; Sept. 2011)

5. Köln; Drususgasse (Altstadt –Nord): 100 cm; Stadtwald Lindenthal, Kinderspielplatz (Braunsfeld): 70 cm; Efeuplatz (Köln-Peul): 70 cm; alle Daten aus Baumkataster

6. Berlin-Neukölln Britz, Gutspark: BHD 100 cm (U=315 cm, Tiefzwiesel; championtrees, Andreas Gomolka, 2011)

7. Boppard (direkt am Rhein; Koordinaten E7,35,8258 N 50,13,9677) 98 cm, Umfang 309 cm, gem. Rainer Lippert, 15.07.2014; Höhe 22m, wipfelschäftig [monumental trees]

8. Cappenburg/ Kreis Unna (Privatgelände, Koordinaten E 77,32,3954 N 51,39,0077) 96 cm, Umfang 301 cm, gem. 15.02.2015 gem. 15.02.2015, Höhe 22m, wipfelschäftig, erster Starkast in 4 m Höhe [monumental trees]

9. Dresden, Bürgerwiese zw. Blüherstr. u. Lennestr.; 50 m von d,. Leenstr. entfernt, 100m sdl des Stadions: 96 cm (gepfl. 1935, gemessen Aug. 2017; E. Richter); Wilder-Mann-Str. (insgesamt ca. 150 St. Baumhasel, davon 1 St. absterbend (Aug. 2017, E. Richter), viele mit BHD 10-25 cm, ca. 12 St. mit BHD > 50 cm; aus Richtg. Großenhainer Str. Nr. 57/2 : 70 cm (U=220); Holbeinstr. 69 cm (4 St. > 50 cm BHD, super vital, tiefgrün; Aug. 2017; E.Richter;U=217 cm; gepfl. 1935) Daten aus Baumkataster; vor dem Zwinger Dresden – an der Südseite des Zwingers, Sophienstr.; Tiefzwiesel in 5m Höhe, vital; BHD ca. 75 cm (gemessen Aug 2017 E.Richter; lt. Peter Gwiasda, Wehrheim , Taunus; am 10.05.2012 gemessen vom Gartenamt Dresden, Fr. Aust, [[email protected]]) ; Tzschimmerstr. : 9 St > BHD 50 cm, max. 61 cm

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(insgesamt ca. 100 St mit BHD 25 cm; 1 junger BH am Südende der Str. sehr kränkelnd, alle anderen vital; Aug 2017 E. Richter)

10. Bonn, Hofgartenwiese (gefällt 2002): 93 cm BHD, Höhe 28m, Alter ca. 150j; eine benachbarte, wohl gleichaltrige Schwarznuss hatte bei einer Höhe von 25m einen BHD von 89cm.

11. Kirchheimbolanden (30 km sdl. von Mainz), Schlosspark (Zentrum): BHD 92 cm (U=290 cm; championtrees, Detlef Ehlert, 2011)

12. Österreich: Merkenstein, Schlosspark (30 km sdl. von Wien): 91 cm (U=287 cm), Solitär mit riesiger Krone (gemessen im Okt. 2013 von Michael Neudecker; Förster Österr. Bundesforste; Försterei Haselbach ; A-2564 Fahrafeld); bis ca. 1870 stand hier zwei riesige Baumhasel (siehe Kapitel 22 a „die Merkensteiner Baumhaselriesen“, die damals gefällt wurden)

13. Kaiserslautern; Japanischer Garten: 91 cm sowie zweimal 76 cm (U=285 sowie 240 cm) Baumkataster der Stadt Kaiserslautern; Holger Geib; (Anmerkung.: auf den Fotos wirken die Bäume ganz erheblich dünner, nochmalige Überprüfung ist notwendig ; E. Richter)

14. Niederlande, Amsterdam: 3 Bäume jeweils mit BHD 93 – 95 cm (U= 297, 296 und 294 cm), Hortus Botanicus UvA;; Gimbornhof, Zevenaar; Rijsterborgherpark, Deventer (23m); (Quelle Internet: „Monumentaltrees.com“):

15. Kiel, Schrewenpark; Innenstadtseite: 90cm; Umfang 283 cm; (gem. 2005) 16. Lüneburg, Kurpark: 90 cm, 4m Stamm (Meyer-Ravenstein, gem. 2013) 17. Wien-Penzing: Hütteldorf, im Park des Schlosses Miller Aichholz: 89 cm, U: 279 cm

[monumental trees] 18. Krefeld: Greiffenhorstpark (Schloss bis Römer): 89 cm (U=279, gepfl. 1955) sowie 77 cm

(U=243 cm, gepfl. 1955); Fr. Ebert-Str, Grünzug Schönh.-Musikschule: 84 cm (U=265 cm, gepfl. 1970); Yorckstr.: 73 cm (U=230 cm, gepfl. 1920), alle Daten aus Baumkataster

19. Wernigerode/Harz, Lustgarten, südöstl. d. Orangerie: BHD 86 cm, Zwiesel (U=270 cm, Volkmann, Grünamt Wernigerode) und 95 cm (Wolfgang Hertel, IG Nuss, Rastatt); falsche Meldung im Internet : 376 cm Umfang: championtrees, Detlef Ehlert, 2007

20. Frankreich, Paris (Jardin du Trocadero): 83 cm (U=260 cm); Quelle: monumentaltrees, Silsey, 2011

21. Tschech. Republik: Kostelec nad Černými lesy (20 km östl. von Prag): 82 cm, U 257cm; Höhe 21 m: according to this website height of 21 m and perimeter 257 cm (http://cestyapamatky.cz/kolinsko/kostelec-nad-cernymi-lesy/liska-na-valech); another website that is mapping another trees in the CR:(http://databazedendrologie.cz/index.php?menu=7&podmenu=8&pozice=1800&sort=cz)

22. Heidelberg (Jardin botanique de medicine) 82 cm, U: 258 cm, 23 m Höhe, Tiefzwiesel in 2 m, gepfl. ca. 1910 – ca. 107 j. [monumental trees]

23. Essen, Grugapark: 80 cm, U: 250 cm, Höhe 22,5 m [monumental trees] 24. Rheinaue bei Karlsruhe: Hördter Rheinaue" bei Hördt. (Forstamt Pfälzer Rheinauen, Forstrevier

Rheinauen, 76776 Neuburg - Hördt; Rfö Neuburg): BHD 78cm , Höhe 31m; Alter 101j., gefällt im Oktober 2012 wegen Hallimaschbefall; war im Frühjahr 2012 noch ausgetrieben, dann aber abgestorben; erzielte 350 € / fm bei Submission; stand in der fossilen Aue, im ehemaligen Überflutungsbereich des Rheins, durch Deiche vom Rhein getrennt (Revierförster Ansgar Vogelgesang, schrftl.)

25. Kassel, Schulstr, Reformschule: 78 cm (U=245cm, gepfl. 1940); Goethestr, Goetheanlage: 75 cm (U=235; gepfl. 1950); Kölnische Str., GF Tannenwäldchen 69 cm (U=218cm, gepfl. 1965); Luisenplatz, 69 cm (U=217, gepfl. 1920); Daten aus Baumkataster; weitere Bäume: Breitscheitstr. Nr. 39: BHD 70 cm (Triesel=Dreifachzwiesel); BHD 56 cm sowie weitere 3 Baumhasel, deren BHD nicht gemessen werden konnte (ca. 50 cm), da innerhalb eines Zauns (E. Richter); Kassel, Park Schönfeld: 51 cm sowie 48 cm, (Umfang: 160 cm sowie 150 cm); D.E. und K.P. Richter, Dez. 2012

26. Augsburg, südwestl des Doms, Südrand des kleinen Parks: 78 cm (U=245 cm; championtrees; Andreas Gomolka, 2012)

27. Coburg, Hofgarten: 78 cm, U: 245 cm, Höhe 22m; Tiefzwiesel in 1m gem. Raier Lippert; Juni 2014 [monumental trees]

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28. Berlin Tempelhof-Schöneberg: 78 cm, U: 246 cm, wipfelschäftig, gem. Frank Gyssling [monumental trees]

29. Schweiz: Basel: Horburgpark: 77 cm 30. Bad Brückenau; Parkplatz: 77 cm; U: 246 cm, gem. Rainer Lippert, Juni 2014 [monumental trees] 31. Schweiz: Winterthur: Inneres Lind, Anlage: 76 cm 32. Polen: Radkow: Höhenlage: 350 bis 400 m; 76 cm (Umfang 240 cm), Höhe des Baumes ca. 20 m

(gemessen von Frau Orlicka-Maj; mitteilt von Christine Göbel, Staatsdarre Hanau-Wolfgang) 33. Erfurth: Heinrich-Heine-Str.: 76 cm (U=240 cm); Herderstr.: 74 cm u. 72 cm (U=232 bzw. 225

cm); Beanryplatz: 73 cm (U=230 cm) Elisabethstr., Grünanlage: 69 cm (U=217 cm); Adalberstr.: 67 cm (U=210 cm), Daten aus Baumkataster

34. Düsseldorf-Heltorf (Graf Spee`scher Park, 2 Ex. im Abstand von 25m, solitär, geradschaftig; BHD 74 cm, ca. 1880 gepflanzt (gemessen von ehem. Förster Klaus Schück im Aug. 2012)

35. Offenburg, Festhallenstr.: 73 cm (U=230 cm); Triesel 90, 70 und 70 cm 36. Berlin-Pankow; Rudolf-Majut-Str.: 73 cm (U= 230 cm; gepfl. 1975); Berlin-Reinickendorf; Alt-

Hermsdorf, Dorfaue: 70 cm (U=220 cm, gepfl. 1985); Daten aus Baumkataster 37. Hann. Münden, forstbotan. Garten: 72 cm, Höhe 26m, (gepfl. 1872, bezogen von den Flottbecker

Baumschulen, s. Pauls 2006); gemessen Arndt, Nwdt. Versuchsanstalt, 2012) 38. Würzburg, Hauptfriedhof, Martin-Luther Str.: 71 cm, Seilerstr.: 70 cm (gefällt im März 2012; lt.

Baumbestandskataster von Okt. 2012 weitere BHD: 65, 63, 61, 60, dreimal 54 cm, zweimal 52 cm, sowie 51 cm; Ringpark 66 cm – U: 206 cm [monumental trees]

39. Brno (Brünn), Tchechische Republik: 70 cm, Höhe 24m (Luboš Úradníček [email protected]/ Uni Brno, per Mail); insgesamt 500 Baumhasel in Brno, als Straßenbäume, sie dienten als Samenquelle zur Anlage eines 0,38 ha Baumhaselreinbestand (gepflanzt 1997; 2 km NO von Brno)

40. Naumburg a. d. Saale: Friedrich-Fröbel-Str.: Allee mit 60-70 cm-Bäumen, viele Baumhasel im Stadtbild (Meyer-Ravenstein/ Lüneburg per Mail)

41. Berlin-Charlottenburg: Lietzenseepark: 69 cm; U: 216 cm., gem. Frank Gyssling [monumental trees]

42. Ludwigshafen, A.Schweitzer-Schule, Georg-Herwegh-str. 9: 68 cm, Dieselstr.: 63 cm; Spileplatz Friedrichstr.: 60 cm; Daten aus Baumkataster

43. Konstanz; Untere Laube: 65 cm (U=205 cm,. gepfl. 1970) und 61 cm (U=190 cm, gepfl. 1970); Stadtgarten: 59 cm (U=185 cm, gepfl. 1950); Daten aus Baumkataster

44. Trier, Hauptfriedhof: 63 cm, U: 197 cm; ca. 1950 gepflanzt, gem 12.4.2016 [monumental trees] 45. Mainz; Goetheplatz: 62 cm (U=195 cm; gepfl. 1921), Daten aus Baumkataster 46. München-Praterinsel Nr.4: 60cm 47. Peesten (bei Firma Schaltanlagen-Richter) bei Kulmbach (Franken): 3 Bäume mit je 60 cm BHD 48. Köln, Wasserwerkswald Weiler (Abt. 12 D): 58 cm, Höhe 27 m, Alter 54 j. (gemessen von

Revierförster Michael Hundt, Januar 2013) 49. Marburg, Paul-Ehrlich-Weg: 54 cm (H. Brusius 2012) 50. Laubach-Münster (Hessen, Vogelsberg): Hauptstraße: Straßenbäume 53 cm und 51 cm (E.

Richter 2012) 51. Potsdam, Schlosspark Sanssouci: 61 cm, U: 193 cm , Höhe: 22,5 m ; gem. Frank Gyssling

[monumental trees] 52. Wetzlar, Kindergarten Nauborn: 60 cm BHD; Neuer Friedhof (Außenanlage): 56, 51 und 51 cm

(alle gepfl. in 1970) 53. Berggarten Hannover-Herrenhausen: 32, 37 und 47 cm stehen aktuell; (im Jahr 1820 wurden

einige Ex. gepflanzt, deren Verbleib ist ungeklärt; Herr Schirnig; „[email protected]“ 54. Kiel, Schrewenpark; Innenstadtseite: 90cm; Umfang 283 cm; (gem. 2005) 55. Göttingen, im Levinschen Park neben der Versuchsanstalt: 38,5 cm, Höhe etwa 15m (Winfried

Klotz, Nov. 2012) 56. Gotha (Thüringen): Park bei Schloss Friedrichstein: 35 cm 57. Arboretum Florianwald bei Metzingen (Baden-Württemberg): 34,5 cm, Höhe 24,5m, gepflanzt

1927 (W. Hoffmann 2011)

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58. Allee bei Schwerin: bei 19089 Crivitz, 10 km östl von Schwerin, an der Straße vom Geschwister- Scholl- Platz in Crivitz in Richtung Krudopp, eine der längsten Baum-Hasel-Alleen in Norddeutschland. „Es handelt sich um 170 Bäume mit einem BHD von 20-30 cm, das Alter ist unbekannt. Durch den solitären Aufwuchs haben sie sich nicht sonderlich wipfelschäftig entwickelt, sondern ähneln eher einem Apfelbaum, die untersten 2-3 m sind gut. Die Lücken in der Allee werden bzw. wurden (leider) mit Linden ausgepflanzt“. (Michael Rost, Aug 2013); die Bäume wurden in 4 m Höhe geköpft, darüber haben sich breite Kronen entwickelt

14 b Baumkataster der Städte 60 Städte in Deutschland und Österreich wurden im August 2013 angeschrieben und um Übersendung eines Auszugs aus ihrem Baumkataster gebeten. (Standorte der stärksten Bäume = Besondere Einzelbäume ab BHD 50 cm): siehe oben unter Kapitel 14 a ; teilweise wurde von den Städten die Gesamtzahl der Baumhasel mitgeteilt: Städte, in deren Baumkataster starke Baumhasel (> 50 cm BHD) erfasst sind:

1. Berlin – Pankow: 13 Bäume > 50 cm BHD, davon 73, 61, 60 cm 2. Berlin – Reinickendorf: 13 Bäume > 50 cm BDH, davon 70, 60, 60 cm 3. Dresden: 32 Bäume > 50 cm BHD, davon 80, 70 und 69 cm 4. Erfurth: bei 62 Bäume liegt der BHD über 50 cm, hierbei kommen als stärkere BHD m. R. vor:

76, 74, 73, 72, 69, 67 cm 5. Frankfurt / Main: 33 Bäume > 50 cm BHD, davon 110; 105, 101, 84, 82, 80, 75 und 72 cm 6. Heilbronn: 600 Baumhasel registriert, davon 111, 103, 93, 82, 81, 75 ,73 cm 7. Karlsruhe: 11 Bäume > 50 cm 8. Kassel: 18 Bäume > 50 cm BHD, davon 78, 75 und zweimal 69 cm 9. Köln: 26 Bäume > 50 cm BHD, davon 100, 70 und 70 cm 10. Konstanz: 3 Bäume |50 cm BHD 11. Krefeld: 697 Baumhasel registriert 12. Leipzig: 4 Bäume > 50 cm BHD 13. Ludwigshafen: 8 Bäume > 50 cm BHD 14. Mainz: 3 Bäume > 50 cm BHD 15. Offenburg: 2 Bäume > 50 cm BHD; 150 Baumhasel erfasst 16. Stuttgart: 1370 Baumhasel erfasst, jedoch ohne Bhd oder Alter 17. Wetzlar: 4 Bäume > 50 cm BHD; 110 Baumhasel erfasst 18. Würzburg: 12 Bäume > 50 cm BHD, davon 71, 65 cm; im Stadtgebiet von Würzburg gibt es lt.

Baumkataster 1145 Baumhasel registriert, (Fischer, Müller; Gartenamt Würzburg; 2012) 19. A: Wien: 76 Bäume > BHD 50 cm, davon 100cm, 98, 88, 86, 84 , 82 cm ; insgesamt 300.000

Straßenbäume (alle Baumarten), davon bislang 150.000 im Baumkataster erfasst 20. CH: Basel: 1 Baum > 50 cm BHD, davon 77 cm; 184 Baumhasel erfasst 21. CH: Bern: 3 Bäume > 50 cm BHD, davon 51 cm; insgesamt 140 Baumhasel erfasst 22. CH: St. Gallen: 1 Baum > 50 cm BHD, davon 53 cm; 184 Baumhasel erfasst 23. CH: Schaffhausen: 3 Bäume > 50 cm BHD, davon 105 und 100 cm; insgesamt 42 Baumhasel

erfasst 24. CH: Winterthur: 7 Bäume > 50 cm BHD, davon 76 cm BHD; insgesamt 107 Baumhasel erfasst 25. Serbien: Novi Sad: 231 Bäume in Parkanlagen und 501 Straßenbäume sind erfasst

Städte, die Fehlanzeige gemeldet haben (kein Baumkataster oder keine starken Baumhasel (> 50 cm BHD) erfasst):

1. Bamberg 2. Düsseldorf 3. Freiburg 4. Gießen 5. Lörrach 6. Mönchengladbach 7. München 8. Regensburg

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9. Stuttgart 10. Salzburg

15 Versuchsflächen/ Anbauten - bis 2012 insgesamt ca. 13 – 15 ha in Deutschland und Österreich, sowie Ungarn (2 ha) und Tschechische Republik (0,38 ha) (bekanntgewordene Anpflanzungen; Stand Februar 2014):

die Idee zum Anbau der Baumhasel im Wald kam vermutlich oft daher, dass man qualitativ hervorragende Bäume in Allen oder als Straßenbäume vorfand.

Österreich : 2,5 bis 3,5 ha: Österreich, Kärnten bei Glaswein; Werner Ruhm (Bundesamt für Wald, Wien): in 2001 gepflanzt;

Versuchsnummer 917; 0,56 ha; a) Engverband 3x1m; b) Weitverband 9x1m; c) 24 Trupps im Abstand von 9m a 7 Pflanzen (1 Zentralpflanze und 6 Bäume im Außenring mit 1m Abstand zur Zentralpflanze); die Idee zur Versuchspflanzung kam durch die guten Qualitäten einer Allee in Wien; hierher stammt auch das Saatgut (Ruhm, mdl.)

in 2013 wurden in der Versuchsfläche Glaswein (Österreich, W. Ruhm) die 80 Bäume der Eng- und Weitverbände (Alter 12 Jahre) untersucht. Ergebnisse: zuerst Engverband, dann in Klammern Weitverband. Durchschnittswerte: BDH 6,9 (6,7 cm); Kronenansatz 2,5m (2,1m), Höhe 7,7 m (auch 7,7m).

Maximalwerte: BHD 10,3 cm (10,6); Höhe: 9,3 m (9,96); Kronenansatz: 3,8 m (3,3) Kronenform (Angaben in %): wipfelschäftig 50 (42), Zwiesel mit Tendenz zur Wipfelschäftigkeit

30 (28); Zwiesel: 13 (22); Mehrfachzwiesel: 5 (8 %). Stammform (Angaben in %): gerade 50 (55); leicht bogig: 38 (35); stark bogig: 12 (10%). (W.

Ruhm) Österreich: Forstverwaltung Grafenegg, A-3485 Haitzendorf: ca. 2 – 3 ha reine Baumhaselfläche,

seit 1990 meist einzeln oder reihenweise gemischt angebaut, u.a. mit Spätbl. Traubenkirsche; Bezug des Saatgus aus der Türkei; Im Osten von Österreich „des öfteren angebaut“ von anderen Waldbesitzern; nähere Informationen sind nirgends zusammengefasst (Tiefenbacher, per Mail)

Deutschland (incl. Hessen): bis 2012 ca. 14 ha :

1. Hessen; Anbaubeginn 2010 (nur Rfö. Lich/ FA Wettenberg); in 2012 und 2013 dann Anbau in 17 von 40 hessischen Forstämtern (in 28 Revierförstereien), insgesamt 24.000 Stück gepflanzt; in Hessen ca. 6,0 ha; (incl. Rfö Lich, FA Wettenberg)

2. davon Rfö. Lich/ Forstamt Wettenberg/ Hessen: ca. 2,8 ha; (s. Kapitel 17 – Anbau in der Rfö Lich); davon im Jahr 2010 rund 1,5 ha flächige Kulturen (Verband 2,5 x 1 m) sowie in 2011 und 2012 rund 1,3 ha im Weitverband 6x6m als kleine Trupps (meist jeweils 9 Stück) in zahlreichen Kulturen eingemischt (keine flächigen Kulturen), im Herbst 2012 und im Frühjahr 2013 als Nachbesserung in Eichenkulturen eingebracht.

3. 7 Versuchsanlagen in Süddeutschland, angelegt ab 2001; teilweise hohe Ausfälle (ursprünglich 2,53 ha an 4 Standorten aus 2001 ff in Süddeutschland: Eberbach; Heilbronn, Weinbauklima, Feinlehm; Landsberg / Lech,; Gräfendorf / Rhön, (s. Prof. Dr. Manfred Schölch 2011; Hochschule Weihenstephan; verschiedene Diplomarbeiten über die Versuchsflächen)

4. Forstamt Rastatt ca. 2 ha, seit 1995 angebaut; Trupps eingemischt in andere Bestände; auf sandigen Standorten teilweise zurückgetrocknet; Aufforstung einer Deponie (Gaggenau-Oberweiler, 2001 und 2004 gepflanzt, lehmiger Standort, gut angegangen); Info Heinz Wicht, FA Rastatt (Interessengemeinschaft IG Nuss)

5. Aachen; ca. 1,9 ha Bundesforstamt Nordrhein (westlich von Aachen; Probsteierwald : 1985: Abt. 4a (0,4 ha; 1100 Stück gepflanzt, 2x1,8mt) , 4b (50 St.) , 8b (0,5 ha; 1250 St., 2x2m) und 8 b (1 ha; 2500 St., 2x2m) (magerer Standort) (2 Flächen), Sortiment 50-80 cm;

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Vollumbruch,Mulchen, 3 DM/ Pfl.; guter Anwuchs, Breitenwachstum , auffällig, wegen weitem Pflanzabstand, strauchartiger Wuchs, 1996: 6-8 m hoch, "überwuchert", da man dieser Probefläche infolge Personalwerchsels in der Forstverwaltung keine so große Aufmerksamkeit zuwendete"; s. S. 57 u.) , Herkunft unbekannt, da keine Rechnungen aufgehoben wurden, Jahresniederschlag: 727 mm, J-temp: 9,2 Grad (Rechberger 1998, S. 56-59.)

6. Mihla/ Kammerforst (direkt am Nat.park Hainich, Thüringen); 1 ha im Jahr 2009 gepflanzt, auf Muschelkalk, Pflanzen wuchsen in den ersten Jahren schlecht, ab 2013 sehr gutes Wachstum (A. Rocholl, mdl.)

7. auf der Insel im Plauer See (Mecklenburg-Vorpommern): 0,55 ha, davon im Jahr 2007 rund 0,05 ha; im Jahr 2013 rund 0,3 ha (Verband 3x3, in Wuchshülle, Südwesthang, Steilhang, schwach lemiger Sand, schlecht mesotroph); sowie 0,2 ha Nachbesserungen in Kirschenkulturen; Meyer-Ravenstein, mdl.

8. Winterbach-Niederhausen (bei Zweibrücken/ Rhld. Pfalz, Info: Bernhard Mettendorf, Forstamt Oberkirch/ Offenburg); Anpflanzung in privaten Aufforstungsflächen von B. Mettendorf: 0,5 ha auf 3 Teilflächen : 1. Fläche: 0,2 ha Baumhaselfläche innerhalb einer Mischkultur von 0,7 ha Gesamtfläche, 1990 gepfl., Pflanzen von Baumschule Sander (Herkunft „Ungarn“), Oberer Buntsandstein, gemischt auf der Fläche mit Esskastanie, Walnuss, Kirsche, Birke; eine Untersuchung des Höhenwachstums aller Baumarten wäre interessant; 2. Fläche: 0,15 ha, reine Baumhaselkultur, gepfl. 1990, wertgeastet auf 5-6m, Oberhöhe ca. 12 m, fruktifiziert, Naturverjüngung aus diesen Bäumen kommt vereinzelt, ist ca. 1 m hoch (Aug. 2013); 3. Fläche: 0,3 ha, reine Baumhaselfläche, 2012 gepflanzt mit 4. jährigen Pflanzen

9. FA Würzburg, Rfö. Kürnach, (eutroph; Löss über Muschelkalk); Revierleiter Hahn – seit 1999 gepflanzt, einzeln und kleine Trupps von 10 Stück, insgesamt ca. 2.000 Stück gepflanzt auf 10 verschiedene Flächen von insgesamt 6 ha im Gemeindewald Kürnach (reine Baumhaselfläche ca. 0,5 ha); im Zuge der Umwandlung von Eichen-Birken-Mittelwäldern wurde Baumhasel gepflanzt mit Pflanzmaschine unter dem Schirm des Mittelwaldes zusammen mit Rotbuche, Bergahorn, Kirsche, Speierling, Schwarznuss, Walnuss, Eibe; wenn die Verjüngung mannshoch ist, wird der Schirm des Mittelwaldes gelichtet, beeindruckend ist die hervorragende Wipfelschäftigkeit der Baumhasel; diese ist im Höhenwuchs gleichauf mit Hainbuche und Schwarznuss, deutlich niedriger als Bergahorn und erheblich niedriger als Kirsche; die Baumhasel wächst mit auffallend schlanken Kronen hoch und feinastig; kein „aggressiver“ Wuchs mit protzigen Kronen wie z.B. Kirsche; sie wächst nie zum Licht hin (bei Beschattung durch benachbarte Bäume, in Lichtschächten) wie z.B. Nussbäume (E. Richter, M. Hahn; Mai 2012 und Nov. 2013)

10. Stadtwald Würzburg(150m westlich des Bismarckturms, Würzburg-Grombühl); Kleinbestand (ca. 0,6 ha; hierbei handelt es sich um den größten mir bekannten Baumhaselbestand Deutschlands, der älter als 20 Jahre ist), auf eutrophem Boden; gepflanzt ca. 1950 bei der Aufforstung des Stadtrandwaldgürtels, im Mai 2012 vorgefunden: Höhe bis ca. 25m (geschätzt); ausgesprochen wipfelschäftig ca. 70 herrschende Bäume, im Alter von ca. 62 Jahren war der max. BHD 26, 28 bzw. 29 cm m.R. und die maximale Höhe betrug 22 m (2012); kaum Differenzierung – oft gleichstarke Bäume, bis Herbst 2012 undurchforstet; nur Verkehrssicherung am Wanderweg wurde durchgeführt, daher sehr geringe BHD und kleine Kronen; im Dezember 2012 wurden auf Anregung von Bernd Günzelmann (Würzburg) 23 Bedränger (keine Baumhasel, nur andere Baumarten) an den Baumhasel-Zukunftsbäumen entnommen; zahlreiche zwischenständige Baumhasel mit sehr kleinen Pinselkronen (ähnlich wie in undurchforsteten Eschenbeständen); die Baumhasel entwickelt von allein keine großen Kronen, hierzu muss ausgewählen Stämmen geholfen werden; hervorragende Astreinigung auf oft 15 m; Baumhasel gemischt mit Spitzahorn und Esche (diese sind geringfügig höher als die Baumhasel und haben ganz erheblich größere Kronen), Traubeneiche (etwa gleichhoch wie Baumhasel; östlich benachbart stehen Zerreichen am Bismarckturm); zuständig für die Pflege/ Durchforstung ist das Gartenamt Würzburg; bislang nur Verkehrssicherung durchgeführt; in

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diesem Bestand müsste regelmäßig eine Förderung der Zukunftsbäume durchgeführt werden, um die sehr kleinen Kronen der herrschenden Bäume zu fördern; anschließend Einmessen der Kronen; einmalige Chance, die Regeneration und Dynamik von alten Baumhaselkronen zu dokumentieren (M. Hahn, B. Günzelmann, E. Richter; Mai 2012 und Nov 2013); Bachelorarbeit M. Wich (2015)

11. Gotha, Schlosspark, im Ostteil des englischen Gartens: 0,2 ha, BHD, ca. 40 cm, einige alte Bäume sowie Anpflanzungen ca. 1950, jeweils 10 - 20 Stück- noch keine weiteren detailiierten Angaben vorliegend (Nov. 2013)

12. Revier Sauen / Stiftung August-Bier; bei Beeskow, Brandenburg (verkaufen Saatgut): ca. 30 Bäume, ca. 0,088 ha, 50- bis-60-jährig (Pflanzjahr ca. 1950), BHD max. 34cm, Höhe 20 m; langjährig unter Schirm von Kiefern und Bergahorn wachsend, im Jahr 2011 freigestellt; Problem: Wasserreiser; unbekannte Herkunft (Bachelorarbeit M. Wich 2015)

13. Trunstadt (Franken) Richtung Friedhof – am Kriegerdenkmal: 40 Bäume, BHD 40-50 cm, ca. 1950 gepflanzt (Allee, kein Waldbestand)

14. Köln, Adenaueranlage: 12 Bäume (s. – Höhen von alten Bäumen), gepflanzt um 1920 15. Köln – Weiler (43 Bäume), zus. ca. 0,2 ha (s. Kapitel 10 c – Höhen von alten Bäumen),

gepflanzt um 1960 16. Arboretum Florianwald bei Metzingen (Baden-Württemberg); Beschreibung s. Kapitel 10 c

und 10 f; reine Baumhaselfläche ca. 0,1 ha 17. Exotenwald Weinheim/ Baden-Württemberg; (mäßig frischer Lößlehm; aufgenommen im

Dezember 2011 durch Wolf Hoffmann); gepflanzt 1995 und 1996;; 77 Baumhasel (Beschreibung siehe Kapitel 10 c)

18. FA Uffenheim/ Franken: zwischen den Jahren 1950 und 1955 Pflanzung von einzelnen Baumhaseln eingemischt mit anderen Baumarten auf 3-4 Flächen mit sehr schwerem, tonigem Boden (FAL Ludwig Albrecht)

19. Schäftersheim bei Bad Mergentheim/ Franken: 20 Stück wurden im Jahr 2006 angepflanzt, sie waren in 2012 rund 5 m hoch; in 2011 wurden 200 Stück angepflanzt (Wolfarth, mdl.)

20. FA Adelsheim (Rhein-Neckar-kreis), Gde.wald Schefflenz, Aufforstung auf zwei Erddeponien: 10 Stück gepflanzt 1998; 50 Stück gepflanzt 2006, wachsen zufriedenstellend (gute Wuchsform) auf zusammen mit Platane, Kirsche, Walnuss, Robinie und Roteiche (FAL Martin Hochstein)

21. Rüdesheim, Geisenheim (Hessen/ Rheingau); Privatwald fürstl. Domäne Metternich; Abt. 2; gepflanzt 1980; 0,05 ha

22. Frankfurter Stadtwald: im Jahr 2003 wurden 50 Baumhasel in den Stadtwald gepflanzt, da die Baumschule des Grünflächenamts aufgelöst wurde. Diese Bäume waren im Jahr 2013 ca. 6 m hoch (Björn Thomas, Revierförster Stadtwald Frankfurt, mdl.)

23. Rhön, Privatwald Fladung (FA Hilders, Revierförsterei Hilders; Revierleiter Christoph Prinz, schrftl.) auf 600 m ü NN (eutroph) wurden in 1998 im Verband 3x1m gepflanzt 50 Stück, in 2012 waren noch 15 Stück vorhanden, Oberhöhe ca. 8-10m (siehe Kapitel 10 g)

24. Thüringen, FoA Heldburg, Rfö. Ummerstadt (Rl Jens Freiberger, 0361 / 573913 – 016 oder 0172 / 3480204; bei Therme Bad Colberg, Erholungswald; Alter ca. 50j = 1960 gepflanzt; ca. 20-30 Baumhasel, BHD max. 30 cm (2017), ca. 20 m hoch; Info von Felix Bellmann/ Plauen

wünschenswerte Testanbauten:

als Mindestfläche eines Testanbaus wäre die Bepflanzung von 20x20 m im Engverband (z.B. 2,5 x 1,2 m mit 150 Pflanzen) notwendig, um Aussagen über das Wuchsverhalten treffen zu können. Raschwüchsige und konkurrenzkräftige Baumarten wie Kirsche, Bergahorn, Aspe oder Birke sollten nicht in unmittelbarer Nähe von Kleinflächen mit Baumhasel hochwachsen. Interessant wäre der Anbau von anderen Baumarten in der Nachbarschaft, um das Wuchsverhalten vergleichen zu können. Sehr empfehlenswert ist bei kleinflächigem Anbau das Anpflanzen in Wegenähe, damit man die Kultur im Auge behalten kann.

Tschechische Republik:

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Nur ein Anbauversuch in der Tschechischen Republik ist mir bekanntgeworden: der Křtiny Schulwald, Distrikt Bílovice (2 km NO von Brno (Brünn, 100 km ndl von Wien), „Forst Typ 2B“, gepflanzt in 1997 auf 0,38 ha Fläche; 4.000 Stück, Verband 1,5x1,5m, von Samen aus Brno (Brünn) aus der Straße Srbská (Stadtbäume, 1 km SW der Forstuniversität). Läuterung in 2005. Anflug von Douglasie wird in 2014 entfernt. 2007, zehn Jahre nach der Pflanzung, sind die höchsten Bäume 8,9 m hoch mit BHD 9 cm (Luboš Úradníček, Štěpánka Řehořková, 2013).

Ungarn : angepflanzte Bestände (Norbert Frank, Universität Sopron/ Ungarn, schrftl.) Ort Alter Höhe

(m) BHD (cm)

Baumhasel-anteil %

Fläche Baumhasel (ha)

Bestandsfläche (ha) insgesamt

Sopron/ Neusiedler See

9 4 ? 20 0,92 4,6

Csákvár 72 25 37 11 0,01 0,1 Alcsútdoboz 84 20 46 2 0,03 1,29 Esztergom 34 10 17 51 0,92 1,81 Pécs 41 15 22 9 0,12 1,3 Summe 2,00

16 a Anbau der Baumhasel in der Rfö Lich, FA Wettenberg; Hessen: Die Anregung zum Anbau von Baumhasel kam von Paul R. Oeding, einem Geschäftsführer der Darmstädter Forstbaumschulen GmbH. Bei einem Betriebsausflug des Forstamts im September 2009 erwähnte Herr Oeding, dass im Zuge des Klimawandels Erfahrungen im Anbau und der Verwendung „neuer“, trockenresistenter Baumarten, die auch unseren Winterfrost ertragen, hilfreich sein könnten, wie Robinie, Walnuss, Esskastanie, Platane oder auch Baumhasel. Da die „forstliche Keimruhe“ mitunter recht lang ist und es sehr lange dauern kann, bis Förster eine neue Baumart akzeptieren und anpflanzen würden, sollte man rasch mit Testanbauten beginnen. Daraufhin wurde ab dem Jahr 2010 in der Rfö Lich - überwiegend auf frische und wechselfeuchte Standorte - Baumhasel auf Kleinflächen als flächige Kultur im Engverband oder im Weitverband als truppweise Beimischung gepflanzt. Vom Furnierwerk Kohl/ Main kam der Hinweis, dass man „neue“ Baumarten auf größerer Fläche und in vielen Revieren anbauen solle, damit die Furnierkäufer späterhin ein größeres Holzangebot vorfinden und ausreichend Holz haben, um z. B. in größerem Umfang Möbel oder Schlafzimmer fertigen zu können. Der Anbau von einzelnen Bäumen habe insbesondere bei unbekannten Baumarten wenig Sinn. Daher solle man bei Kollegen Werbung für die „neue“ Baumart machen. Daraufhin telefonierte ich mit verschiedenen Forstkollegen, so dass im Jahr 2012 in 5 hessischen Forstämtern (5 Revierförstereien) Baumhasel auf ca. 3 ha Fläche angebaut wurden. Im Frühjahr 2013 telefonierte ich mit 24 weiteren hessischen Forstämtern (Schwerpunkt mesotrophe und trockenere Standorte) und fragte nach, ob Testanbauten (20x20m, 150 Pflanzen) durchgeführt werden könnten. Im Frühjahr 2013 wurden dann in weiteren 12 Forstämtern (21 Revierförstereien) erstmals Baumhasel angepflanzt. Von 2010 bis 2013 wurden somit in Hessen in 17 Forstämtern (28 Revierförstereien) rund 24.000 Stück Baumhasel gepflanzt. Außerdem entstand die Idee, alle Daten über Baumhasel bzgl. Waldbau und Holzeigenschaften zu sammeln und Veröffentlichungen in der AFZ zu machen, um den Anbau voranzutreiben und Baumhasel in Deutschland zu testen. Die Revierförsterei Lich, 40 km nördlich von Frankfurt in der sog. „Wetterauer Trockeninsel“ im Regenschatten des Rothaargebirges - ist sehr tiefen gelegen, mit hohen Temperaturen, hoher Verdunstung, geringen Niederschlägen und daher vielleicht einer der Vorreiter bei den Folgen der

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Klimaerwärmung ? Nach dem Trockenjahr 2003 hat der Stadtwald Lich bis zum Jahr 2011 etwa 50 % seiner über 35-jährigen Fichtenbestände verloren, von damals 140 ha sind nur noch 70 ha übriggeblieben; i.d.R. gab es zunächst Käferlöcher, dann wurden diese durch Sturm erweitert. Daten der Wetterstation Gießen: die Durchschnittstemperatur der Jahre 2002 bis 2011 lag mit 9,8 °C um 0,9°C über dem langjährigen Mittel von 8,9°C. Sehr warme Aprilmonate gab es in den Jahren 2009, 2010 und 2011 mit Durchschnittstemperaturen von 14,5°C, 14,5 °C bzw. 13,3 °C gegenüber dem langjährigen Mittel (9 °C). Sehr trockene Aprilmonate gab es in den Jahren 2007 mit 0 mm, 2010 mit 10 mm und 2011 mit 10,4 mm gegenüber dem langjährigen Mittel von 46,3 mm. Dies stellt frisch angepflanzte Kulturen vor große Probleme mit Trockenstress. Standort: eutroph, Löss über Basalt, Ausläufer des Vogelsberges am Rand zur Wetterau, Höhenlage: 170 – 230 m; Jahresniederschlag 550 mm, Jahresdurchschnittstemperatur: 8,5 °C (lt. Forsteinrichtung 2004; langjähriges Mittel; aktuell liegt die Durchschnittstemperatur vermutlich bei etwa 9,4 °C); Untere Buchenmischwaldzone. Die Wasserhaltekapazität der Böden ist bei hohem Lössanteil sehr gut, so dass die geringen Niederschläge hier gut gespeichert werden. Bei höherem Steinanteil (Basaltblocküberlagerung) sind die Standorte mäßig trocken.

a) Engverband 3x1m (3.333 Stück/ ha), 1,5 ha; in Hordengattern; Frühjahr 2010 Engverband wurde auf geräumten bzw. relativ sauberen Flächen angewandt 4.600 Stück auf 8 Flächen, insgesamt ca. 1,5 ha Kleinpflanzen 50-80cm, Ankauf 1j. Sämling, Darmstädter Forstbaumschulen: 0,80 €/ Pfl. kleine Pflanzen (kleiner als 50 cm) ersticken im mannshohen Calamagrostis, beim Freimähen im

Juli waren kaum noch Pflanzen vorhanden; in Himbeere und auf unbewachsenem Boden sind Kleinpflanzen möglich

Flächenvorbereitung auf eutrophen Standorten: i. d. R .erfolgte keine Flächenvorbereitung. Wenn ein dichter Grasfilz aus Calamagrostis (erst ab 20 mm Niederschlag dringt Wasser in den Wurzelraum der Baumpflanzen vor) vorhanden ist, kann dieser Grasfilz beseitigt werden durch Baggerstreifen im Abstand von 2,5 m; Kosten 1500 € (einfache Verhältnisse: wenig Stuken/ Baumstümpfe und wenig Kronenmaterial) bis zu 2500 € (schwierige Verhältnisse: viele Stuken, mehr Kronenmaterial). Große Bagger haben sich nicht bewährt, da der Fahrer nicht sehen kann, wieviel Feinboden er wegbaggert; Kleinbagger sind besser geeignet; Mulchen erfolgt nur ausnahmsweise und nur bei trockenem Boden

Freischneiden: wenn viel Krautflora vorhanden ist, kann das Freischneiden extrem schwierig sein. Das Blatt der Baumhasel ist wenig markant und unterscheidet sich kaum von der Brennnessel, Himbeere, Brombeere etc.. Das Erkennen der Baumhasel ist dann sehr anstrengend und somit ist das Freischneiden nur von geeignetem Personal mit großem Zeitaufwand umsetzbar.

empfindlich bei Frost um den 1. April (Blätter treiben früh aus !), Spross friert zurück, stirbt ab, durch Frost Ende März 2011 starben die jungen, zarten Blätter ab; auf einigen Flächen bis zu 95% der Pflanzen

Pflanzen, die oben abgestorben sind, treiben unten am Wurzelanlauf wieder aus; diese haben dann Probleme im hohen Gras; im April 2012 waren fast alle Wurzelhalsaustriebe des Vorjahres abgestorben. Wenn rechtzeitig freigeschnitten wird und das Landreitgras nicht verdämmt, haben die jungen „Nottriebe“ vermutlich eine Überlebenschance.

der extreme Grasfilz durch Calamagrostis in Kombination mit der Frühjahrsdürre 2011 machten den Pflanzen sehr zu schaffen.

Ausfälle: durch Frost um den 1. April, Trockenheit in Kombination mit extremem Grasfilz als Wasserkonkurrenz; auf wechselfeuchten Standorten dagegen starben die Baumhasel ab, wenn zu viel Nässe vorhanden war; bislang spielten Wild oder Mäuse keine Rolle:

auf den flächigen Kulturen wurden im Herbst 2011 die wenigen verbliebenen Baumhasel im Verband 5x5 m mit Wuchshüllen gegen Spätfrost etc geschützt und um die sehr einzeln stehenden Baumhasel in der mannshohen Vegetation besser wiederfinden zu können.

bislang wurde 1 Ex. gefunden, dessen Wurzel von Schermaus o. ä. abgefressen war

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Fazit: 1. ausreichend große Pflanzen verwenden (ab 50 cm) 2. früh pflanzen, da früher Blattaustrieb (vor dem 1. April) 3. früh freischneiden (sobald Konkurrenzvegetation zur Gefahr wird; extrem wichtig ist, dass man

die Baumhasel noch findet – wenig markantes Blatt !! 4. ohne Zaunbau geht es im deutschen Normalrevier mit üblichem Rehüberbesatz/- bestand wohl

nicht b) Weitverband 6x6m (280 Stück/ ha; Wuchshüllen 110 cm; Frühjahr 2011 und 2012)

siehe auch Kapitel 15: Weitverband in Kärntnen lückige Buchenkulturen, Fehlstellen in Buchennaturverjüngung bzw. verwilderte, ungeräumte

Flächen (mit Brombeere, Holunder oder Birke) wurden im Weitverband mit Baumhasel, Schwarznuss, Walnuss, Hybridnuss (Intermedia), Elsbeere oder Kirsche (Silva select) überpflanzt

insgesamt gepflanzt: Frühjahr 2011: 360 Stück auf 16 Flächen, Trupps von 9 Stück in Kulturflächen gepflanzt Frühjahr 2012: 840 Stück, in Trupps ab 9 Stück oder kleinflächig (alles Verband 6x6m) auf 52

Kulturflächen eingemischt 2011: 80-120 cm, Ankauf 1j. Sämling Darmstädter Forstbaumschulen: 1,34 €/ Pfl.; 2012: 30-50 cm, 1j Sämling, 0,74 € / Pfl (incl. MWST) – schlechte Erfahrungen, viele Pflanzen

fallen aus, sind zu klein Pflanzleistung: 10 Pfl/ Std (Pflanzung und Anbringen der Wuchshüllen), geringe Pflanzleistung,

da hohe Anfahrtszeiten bei verstreut liegenden Kleinflächen sowie hoher Zeitaufwand zum Ausbringen des Materials beim Weitverband

Pflanzengröße: auch in Wuchshülle sollten keine Pflanzen verwendet werden, die unter 50 cm groß sind, kleine Pflanzen dunkeln aus, sterben ab, weil die umgebende hohe Konkurrenzvegetation (teilweise 2 m hoch) zu wenig Licht durchlässt

Großpflanzen: z. B. 80 -120 cm trocknen teilweise zurück (F.J. Dicke, Idstein, per Mail); Großpflanzen (> 100 cm) wurden in der Rfö Lich noch nicht verwendet

Einzelschutz (Wuchshülle 110cm) notwendig wegen hohem Rehwildbestand und damit man die Pflanzen im hohen Gras wiederfindet;

Mulchplatten: auf eutrophen Standorten bewährt, da im Pflanzjahr und teilweise im Folgejahr der Unkrautwuchs in der Wuchshülle weitgehend verhindert wird, im zweiten oder erst im dritten Sommer hat sich die Mulchplatte aufgelöst

Freischneiden der Wuchshülle ist dringend notwendig, wenn die Beleitvegetation so hoch und dicht ist, dass sie die Pflanze in der Wuchshülle ausdunkeln kann; insbesondere Brennnessel, Himbeere, Brombeere; Calamagrostis dunkelt nicht so stark aus, problematisch ist hier der Wurzelfilz (Wasserkonkurrenz)

Zeitpunkt des Freischneidens: je nach Wachstum der Begleitvegetation, in feuchten Frühjahren muss um den 1. Juli herum begonnen werden

als Mäuseschutz: Fegeschutzspiralen aus Plastik (keine Fegeschutzmanschetten/ Stammschutzhüllen sind rau, Rötelmaus klettert hoch); die Pflanze muss die Spirale deutlich (> 10 cm) überragen, sonst sind die Ausfälle hoch, wenn zuwenig Blattmasse aus der Spirale herausschaut

überstanden den Spätfrost (Wuchshülle ?!) und die Dürre im Frühjahr 2011 sehr gut; guter Anwuchs in den Wuchshüllen (keine Ausfälle im Frühjahr 2011); die Baumhasel treibt sehr früh aus (Bsp 10.04.2012, zeitgleich mit Kirsche, Hainbuche und Holunder) und ist daher wenig gefährdet durch den Spätfrost an den Eisheiligen um den 15. Mai

Weitverband beim (wipfelschäftigen) Baumhasel ist möglich; Einsparung des knappen Pflanzguts sowie Kostenreduzierung bei der Pflanzung. Ob der Weitverband 6x6 zu große Abstände aufweist, muss noch geklärt werden. Zukünftig soll im Verband 3x3 m gepflanzt und die bisherigen Weitverbandsflächen entsprechend ergänzt werden in Abhängigkeit von dem Vorhandensein von Naturverjüngung oder Anflug (Birke etc.).

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Voraussetzung für die Wertholzerzeugung im Weitverband ist die Gewährleistung einer rechtzeitigen Grünastung auf 6-8m (ab Ende Juni bis Juli wegen Überwallung, bei Aststärken unter 3 cm); zur Grünastung muß die Baumhaseldickung begehbar sein. Auf vergrasten Flächen ist dies möglich, bei Brombeere und anderem dichtem Bewuchs wird es schwer, an die zu ästenden Bäume heranzukommen; gfls. müssen Pfade freigeschnitten werden

wenn keine Naturverjüngung ankommt und die Lücken zwischen den Baumhasel auffüllt, sollten weitere Baumhasel nachgepflanzt werden, so dass sich ein Verband von 3x3 ergibt.

je 1 Ex. der Mischbaumarten sollte zwischen die Baumhasel (gepflanzt 3x3m) gepflanzt werden. Hierdurch sollen im unteren Stammbereich Wasserreiser vermieden bzw. Aststärken gering gehalten werden sowie die Ausbildung von Starkästen oberhalb der Astungszone verhindert werden. Mischbaumarten nur bei knappem Baumhaselpflanzgut verwenden, da man sich evtl. ein Pflegeproblem (Mischwuchsregulierung) schafft.

wenn möglich, sollte besser gleich im Verband 3x3 gepflanzt werden. als Mischbaumarten sind vermutlich möglich auf

o eutrophen Standorten: Erle, Feldahorn, Hainbuche, Linde, Feldulme; o Bsp Linde 120+ cm pflanzen, wenn Baumhasel 150 cm hoch ist und nicht überwachsen

werden kann; kein Bergahorn oder gar Kirsche verwenden, da diese sehr kräftig wachsen und bei versäumter Pflege alle anderen Baumarten überwachsen

o auf mesotrophen Standorten: Erle, Feldahorn, Hainbuche, Linde der Anbau dieser Mischbaumarten soll in der Rfö Lich zukünftig getestet werden Weitverband 6x6m (ab 2013: 3x3m) wurde u.a. gewählt, um Wuchshüllen und damit Kosten für

Einzelschutz zu sparen. Erfahrung Weitverband : Weitverband ist nicht zu empfehlen – nicht alle Pflanzen wachsen

optimal ! es gibt geringwüchsige und schlechtwüchisge (krumm, zwieselig) man braucht eine Mindestzahl von Pflanzen, um auswählen zu können daher besser Verband 7x1m oder 3x1,5m

c) Verwendung der Baumhasel für Nachbesserungen in Eichenkulturen:

viele Eichenkulturen in der Rfö. Lich aus den Jahren 2002 bis 2009 wachsen unbefriedigend auf. Trotz drei- oder gar viermaliger Nachbesserungen mit Eiche wuchsen diese Eichenkulturen nicht geschlossen hoch. Die Kosten der Eichenkulturen lagen bei rund 20.000 €/ha (Kosten incl. Zaunbau, Zaunkontrolle, Zaunreparatur; 5 Jahre freischneiden). Es bestehen oftmals größere Lücken und hohe Ausfälle, so dass nur noch jede dritte gepflanzte Eiche überlebt hat. Es ist absehbar, dass aus diesen Eichenkulturen qualitativ schlechte Bestände („Apfelbäume“) entstehen werden. Ursachen: Ausfälle der Eiche durch Spätfrost, Mäuse, Rehwild (Drahtzäune waren undicht; Buschwuchs ist die Folge des Verbisses);Trockenheit, extreme Konkurrenz durch den intensiven Wurzelfilz des Landreitgrases / Calamagrostis, schlechte Herkünfte des Pflanzgutes; Nässe - die Eichenwurzeln sterben auf wechselfeuchten Standorten wegen Wasserüberangebot ab (blauschwarze Wurzelverfärbung ist zu sehen, wenn Wurzelrinde entfernt wurde); Nachbesserung hier mit Schwarznuss oder Erle ; Baumhasel auf wechselfeuchten Standorten sind in Lich fast komplett ausgefallen; für Baumhasel sind diese Standorte offensichtlich zu nass.

in lückige Eichenkulturen auf trockenen Standorten wurde die Baumhasel mit Erfolg eingebracht. Sie wächst deutlich besser hoch als die Eichen auf derselben Fläche. Während die Eichen mit mehreren Trieben nach oben wachsen und sehr kurze Trieblängen aufweisen, wachsen die Baumhasel mit einem Trieb (wipfelschäftig) und mit deutlich längeren Trieben hoch. Die Ausfälle sind erheblich geringer als bei Eiche.

die nachzubessernden Eichenkulturen waren noch niedrig (Eichen knie-, hüft- und nur ausnahmsweise mannshoch), so dass eine Nachbesserung mit Baumhasel noch als sinnvoll erachtet wurde. Größere Lücken in höheren Eichenkulturen wurden wegen des schnelleren Wachstums dagegen mit Silva-select-Kirschen, Intermedia-(Hybrid-) nüssen oder auf wechselfeuchten Standorten mit Schwarznuss durchgeführt, da diesen Baumarten zugetraut wurde, die Lücken besser zu schließen.

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d) Nesterpflanzung zukünftig soll in der Försterei Lich Baumhasel durch Nesterpflanzung mit jeweils 9 bzw. 13

Pflanzen pro Nest im Verband 1 x1m oder 1,5 x 1,5 m angepflanzt werden. Der Abstand der Nesterzentren liegt bei 15 m, was auch der späteren Distanz der Z-Bäume entspricht und auch noch Platz für Mischbaumarten lässt. Nesterpflanzung bietet sich an auf verwilderten Flächen mit nur spärlicher Naturverjüngung oder auch auf misslungenen Kulturflächen.

die Kosten für das Freischneiden sind gering, da eine geringere Fläche zu bearbeiten ist als bei Weitverbänden (3x3, 6x6). Wenn die Baumhasel eng aufwachsen, kann auf Astung weitgehend verzichtet werden.

e) Pflanzung in 15 m - Reihenabstand zukünftig soll in der Försterei Lich eine Pflanzung in Reihenverbänden mit dem sehr weiten

Abstand von 15 m erfolgen, wie beim Anbau von Nussbäumen. Bei diesen Reihenverbänden ist eine Astung zwingend notwendig. Freischneiden und Astung von 15m-Reihenverbänden sind deutlich einfacher als bei Weitverbänden(3x3, 6x6), da man die Z-bäume viel schneller finden und anlaufen kann.

zwischen den Nestern bzw. 15m-Reihen sollen bei fehlender Naturverjüngung noch schnellwachsende Mischbaumarten wie Bergahorn oder Kirsche angepflanzt werden, damit sich die Flächen schneller schließen und in den Zwischenfeldern Holzproduktion stattfindet.

Vorteil der 15m – Abstände ist, dass der Z-baumabstand vorgegeben ist und sich sicherlich geeignete Z-bäume in diesem Abstand entwickeln werden. Bei Weitverbänden von 3x3 bis 6x6m ergibt sich eher eine ungleichmäßige Verteilung der Z-bäume. Hier kann es vorkommen, dass Z-bäume sehr eng zusammenstehen oder dass große Lücken zwischen den Z-bäumen auftreten. Beim 15m-Abstand kann man sich auch bei der Förderung der Z-bäume (Astung und Läuterung) besser auf wenige Bäume konzentrieren als bei Weitverbänden mit 3 m - oder 6 m-Abstand, wo die Z-bäume relativ unübersichtlich verteilt sind. Hier besteht die Gefahr, dass zu enge Z-baumabstände gewählt werden und dann bereist geförderte Bäume frühzeitig entnommen werden müssen, um die Kronenentwicklung an Z-bäumen in 15m-Abstand zu ermöglichen.

auf mesotrophen Standorten kann mit der Baumhasel ein wipfelschäftiger Wertholzbaum eingebracht werden (wenn sich Literaturangaben bestätigen, dass Baumhasel auf diesen Standorten bei uns gut wächst).

16 b Anbau im Privatwald Richter / Vogelsberg (Hessen) Standort: Löss über Basalt Nährstoffversorgung : eutroph Höhenlage: 240 m ü NN Nordhang, flach geneigt Wasserhaushalt: frisch – betont frisch Größe: 0,7 ha Vorbestand: Fichte 80 j., dann Blöße durch Stürme Im August 2016 gekauft, flächige übermannshohe Brombeere mit Holunder Arbeiten: Flächenräumung – im Dez. 2016 Herstellung von Pflanzreihen in 7 m Abstand , da extremer Bewuchs, Verringerung der hohen Kosten der Flächenräumung durch weiten Reihenabstand Kosten: 1650 € Pflanzung Baumhasel März 2017 Ankauf 650 Stück a 1,02 € / Stück

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Lieferant: Darmstädter Forstbaumschulen Pflanzung im Verband 7x1 m durch E. Richter An jede Pflanze ein Robinienstab – extrem wichtig – da man sonst beim freischneiden die Pflanzen unmöglich finden kann auf unkrautwüchsigen, eutrophen Flächen Idee – Robinienstab direkt an der Pflanze einschlagen (Abstand < 5 cm) , dann kann die Pflanzen mit Sisalband o.ä. angebunden werden, damit beim Fegen durch den Bock eine Seite unbeschädigt und vital bleibt; bzw. der Bock fegt nicht, weil es keinen elastischen Wirderstand gibt. Dieses Anbinden hat sich im FA Nidda bei Douglasie bewährt. Schutz: Buttersäure Hukinol – Flaschen im Abstand von 15m um die fläche angebracht an Robinienstäben 25 Fläschchen Kosten 90 € Nicht bewährt – der Rehbock fegte teilweise direkt neben den Hukinol-flaschen 100 Baumhasel wurden nachträglich mit Wuchshüllen geschützt – die bestwüchsigen Bäume wurden im Juni geschützt – jetzt war zu erkennen, welche Bäume vital waren. Da der Rehbock fegte, wurden doch noch Wuchshüllen angebracht – dies war ursprünglich nicht geplant. Freischneiden: 4 mal freischneiden – unkrautwüchsiges Jahr – Niederschläge ! 02.06.2017 – 16.06.2017 – 05.07.2017 – 16.08.2017 Freischneiden – nicht abschneiden, sondern Niedertreten der Konkurrenzflora, insbesodnere Klettenlabkraut - gefährlich, wenn man zulange wartet mit dem Entfernen – die zarten Triebe der Bäumchen sind dann umgeknickt Resultat der Pflanzung im August 2017: tot – 22 Stück gefegt – 14 Stück (bis Juni 2017, ab Juli kein Fegen mehr) Belaubung gut – 190 St. (optimal, vital, große Blätter, ausreichende Anzahl der Blätter) Belaubung mittel – 220 St. (mittelgroße Blätter, mittlere Anzahl Blätter) Belaubung schlecht – 140 St. (sehr kleine , kümmerliche Blätter; Ursache unbekannt; Verdacht: Kühlhaus; Mäuse etc ausgschlossen) Ein Großteil der vitalen Pflanzen (100 von ca. 190 Stück)wurde mit Wuchshülle geschützt Auf 0,5 ha wurde Baumhasel 7x1 m gepflanzt Auf 0,2 ha wurden an anderen Baumarten gepflanzt :

25 St Betula maximoviciana - Lindenblättrige Birke 7x1 m 90 St. Hybrid-Nuss – 7 x 3 m 20 St. Walnuss Dachigam und Manchi (Herkunft Pakistan) 7x1 m 70 Eiben – 7 x 1 m 20 Mammutbaum S. giganteum – 7x 1 m

Weiterhin geplante Arbeiten:

Freischneiden Grünastung

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Nachbesserung mit Schwarznuss oder Linde auf den kleinen Fehlstellen außerhalb der Baumhaselfläche

Gefahren in der Zukunft:

Mäuse – schälen die Rinde am Stammfuß bis ca. 10 cm Durchmesser ! Bäume sterben dann ab – s. Abt. 34 in Lich; bei Mäusegradation entweder Mäusegift Ratron oder Fegeschutzmanschetten um den Stammfuß bei den wüchsigen Bäumchen – alle Bäumchen können nicht geschützt werden – zu großer Aufwand (Wuchshüllen wären auch denkbar, sollten aber aus Kostengründen im PW Richter vermieden werden)

Verbiss Rehwild Fegen Rehbock – Anbinden der Bäumchen an Robinienpfosten soll dies vermeiden bzw.

abmildern. 17 Offene Fragen/ Forschungsbedarf:

Standortstauglichkeit: auf trockenen /mesotrophen/ hochgelegenen Flächen mit welchem Erfolg anbaubar?

Verjüngung: im Naturwald (auch hoher Anteil Stockausschlag, s. Oravita/ Rumänien) ? im Wirtschaftswald ? Ursachen der Verjüngungsverhinderung wie Wild (Fraß der Nüsse, Verbiss), Lichtmangel. Läuft die Naturverjüngung besser als bei Eiche?

Wuchs- und Ertragsleistung im Vergleich zu anderen Baumarten welcher Weitverband ist noch sinnvoll? wie geeignet ist Grünästung (Durchführbarkeit, Notwendigkeit, Kosten)? welche Gefahr besteht durch Pilze (Hallimasch; Sparriger Schübling) ? geeignete Herkünfte wären zu prüfen: in dem großen Verbreitungsgebiet gibt es sicherlich

verschiedene Herkünfte mit unterschiedlichen Eigenschaften (Zuwachsleistung, Schaftform, Zeitpunkt von Austrieb und Verholzung, Eignung für verschiedene Standorte)

autochthone Vorkommen wären zu untersuchen in Hinblick auf Standort, Wuchseigenschaften, Flächengröße, Mischungsverhältnis mit anderen Baumarten, Verjüngung (s. Kapitel 12 a)

Herkunftsversuch: 10 – 20 Herkünfte aus dem ursprünglichen Verbreitungsgebiet müssten auf ihre Eignung bei einem Herkunftsversuch in Deutschland geprüft werden

18 a Literaturverzeichnis: Baumhasel:

1. Alexandrov, A (1995): Corylus colurna; In: Schütt (10/95) Hrsg.: Enzyklopädie der Holzgewächse. 2. Erg. Lfg. Ecomed-Verlag, Stuttgart, S. 215 – 222.

2. Alteheld, R. (1996): Die Baumhasel: Monographie einer Baumart , in: Werner Koch (Hrsg.): Baumkunde, Band 1; S. 39 – 75; IHW-Verlag, Eching 1996, ISBN 3-930167-15-8

3. Arslan, Mustafa (2005): Studying Turkish hazelnut (C. colurna) populations in the western black sea region from ecological and silvicultural aspects [2 Seiten Zusammenfassung auf englisch]; Abant İzzet Baysal Üniversitesi. Department of Forest Engineering. Master of Science. Bolu. ; Supervisor Prof. Emrah Cicek [Zusammenfassung 2 Seiten auf englisch; 105 Seiten auf türkisch; 10 Baumhaselpopulationen wurden untersucht, Masterarbeit unveröff.]; auf türkisch: ARSLAN, M., 2005. Batı Karadeniz Bölgesinde Türk Fındığı (Corylus colurna L.) Populasyonlarının Ekolojik ve Silvikültürel Yönden İncelenmesi. Abant İzzet Baysal Üniversitesi. Fen Bilimleri Enstitüsü. Orman Mühendisliği Silvikültür Anabilim Dalı. Yüksek Lisans Tezi. Bolu.

4. Beus, V. (1970): Beitrag zum Kennenlernen der Fundorte der Baumhasel (Corylus colurna L.) in Bosnien und Herzegowina. Narodni Sumar, Sarajevo, XXIV; No. 9-10, 425-436 (in Serbisch).

5. Beus, V. (1982): Ein neues Vorkommen der Baumhasel im Gebiet von Praca (Novo nalazište medveđe lijeske (Corylus colurna L ) u području Prače), in serbisch. S. 55-58, Sarajevo, 1982.(nordestl. Grenze der Verbreitung, ökolog. Gegebenheiten.

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6. Fekete, G. (1967): Der Walnuss-Baumhasel- Felsenwald der Berge von Oltenien; Annales Historico-Naturales Musei Nationalis Hungarici Pars Botanica, Budapest; Tomus 59; S. 163-173. [im Domogled (SO-Rumänien, bei Herkulesbad) wurde die Pflanzengesellschaft mit Baumhasel aufgenommen].

7. Fukarek, P. (1956): Medvjeda lijeska (Corylus colurna L.) i njena nalazista u Bosni i Hercegovini (auf serbisch: Die Verbreitung der Baumhasel in Bosnien und der Herzegowina); Godisnj. Biol. Inst. u Sarajevu 9, S. 153-176.

8. Genç, M., Güner, Ş.T., Gülcü, S., Fakir, H.,1998: Coppice of Corylus colurna L. in Afyon-Derecine, Bükü Orman ve Av, 74 (6) 13-19.; Afyon-Dereçine Türk Fındığı (Corylus colurna L.) Bükü. Orman ve Av, 74 (6) 13-19.; auf türkisch; im Nov 2013 ins Englische übersetzt von Dipl.-Biol. Aylin Sökücü; Workgroup for Ecophysiology; Institute of Botany (210); University of Hohenheim; Garbenstr. 30, 70599 Stuttgart, Germany: [Baumhaselfläche 47 ha; mit BHD bis zu 130 cm].

9. Ghimessy, L. (1980): Corylus colurna as valuable reserve tree species in Hungary, Erdö 29: S. 365-369 (auf Ungarisch – Wertvolle Inhalte der Türkenhasel- Ertekes tartalek Fafajunk a Törökmogyoro); Übersetzung im Internet erhältlich mit Stichwort „Törökmogyoro“

10. Griesche, C. (2004): Eine Türkin namens Baumhasel; in: Unser Wald , S. 32-33 (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald).

11. Haralamb, At. (1967): Alunul turcesc [Türkennuss]. In: Cultura speciilor forestiere. Third edition. Editura Agro-silvică, București, S. 289-296. Baumhasel in Rumänien. [Informationen zum Vorkommen in Rumänien, mit Flächenangaben]

12. Hertel, Wolfgang (1997): Möglichkeiten des Nussanbaus in den neuen Ländern am Beispiel Thüringens. – AFZ/ Der Wald; 5/1997; S. 243.

13. Hilfreich, Heinrich alias Th. Scheeder (1996): Die Baumhasel – eine Alternative für trockene Standorte (1996 (4/5): S. 76-79; in „Der Waldwirt“; Hilfreich, Heinrich : weitere Gedanken zum Waldbau: 24 Aufsätze von Heinrich Hilfreich alias Thomas Scheeder – Eching bei München ; IHW – Verl., 1997 ISBN 3 – 930167-24-7.

14. Mirkovic, Milos (2011): Analiza morfometrijskih svojstava stabala Mecje lijeske (Corylus colurna L.) u cilju izdvajanja sjemenskih objekata. [Analysis of morphological characteristics of Turkish hazel (Corylus colurna L.) trees as the base for designation of seed object]; PhD-Arbeit, Banja Luca. Untersuchung von morphologischen Merkmalen der Baumhasel als Basis für die Eignung als Samenquelle; 2 Bestände bei Rogatica (Bosnien) wurden untersucht.

15. Nedyalkov, S. (1978): Ecological areas of the forest tree and bush vegetation in Afghanistan. Forest Science, Sofia, No. 2, 71-89. ; [auf bulgarisch; Baumhasel: S. 83. Baumhasel kommt in Afghanistan vor in Höhenlagen zwischen 1300 und 2100 m und bei Niederschlägen zwischen 400 und 700 mm]

16. Ninic-Todorovic, Jelena et. al. (2010): Turkish hazel trees in Novi Sad urban area; Acta horticalturae et regiotecturae, Nitra, S. 42-47. [ 231 Bäume in Stadtparks und 501 Bäume an Straßen wurden erfasst, 39 Bäume wurden als Testbäume ausgewählt zur Produktion von Verdedelungsunterlagen für die Nussproduktion von C. avellana].

17. Pauls, T. (2006): Die Baumhasel – mehr als ein Alleebaum. in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 91, S. 191 – 199, ISSN 0070-3958 [Kurzmonographie der Baumhasel; Angaben zu Wuchseigenschaften, Anzucht, Saat, Waldbau und Gartenkultur].

18. Richter, E. (2012): Baumhasel – ein Baum für den Klimawandel ?! AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 8/ 2012; S. 8-9.

19. Richter, E. (2013a): Baumhasel – anbauwürdig in Mitteleuropa?; AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 5/ 2013, S. 7-9.

20. Richter, E. (2013b): Klimagewinner Baumhasel; Zeitschrift „Deutscher Waldbesitzer“; 5/ 2013; S. 5-6.

21. Richter, E. (2013c): Hoffnungsträger Baumhasel; Österreich: Der Waldbauer, 04/ 2013, S. 18-19. 22. Richter, E. (2013d): Baumhasel – ein Neuling im deutschen Wald; Landwirtschaftliches

Wochenblatt/ Hessenbauer Heft 40/ 2013, S. 19-20.

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23. Richter, E. (2013e): Passt die Baumhasel bei uns? Bayerisches Landwirtschaftliches Wochenblatt; Heft 38, S. 42-43.

24. Richter, E. (2014): Baumhasel – Bestandesstruktur und Wachstum; Oravita – ein außergewöhnlicher Wald in Rumänien; AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 5/ 2014, S. 13-16.

25. Richter, E. (2014b): Baumhasel: Schnelles Wachstum in trockenwarmem Klima - Erste Erfahrungen mit dem Anbau der Baumhasel im Stadtwald Lich; AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 8/2014; S. 11-13.

26. Richter, E. (2014c): Ein Stadtbaum für den Wald? Baumhasel statt Roteiche; Schweizer Forstzeitschrift Wald und Holz; Nr.6/09; S. 4-6.

27. Richter, E. (2016): Der Baumhaselwald bei Oravita; Revista Padurilor (rumänische Forstzeitschrift) ; Anul 131; Mai-Aug. 2016; Nr. 3-4; S. 19-26

28. Roloff, A. (2013): Bäume in der Stadt, Ulmer Verlag; Seite 77-80. 29. Ruhm, W. (2009): Die Baumhasel – eine Baumart für Kärnten, Kärntner Forstverein, FVF Info 59,

S. 15-16. 30. Ruhm, W. (2013): Die Baumhasel – trockenresistent und wertvoll; Zeitschrift „Die

Landwirtschaft“, S. 22-23. 31. Sabeti (1994): Forest, trees and shrubs of Iran , Yazd. (auf persisch; C. colurna in Iran: S. 361,

übersetzt ins Deutsche von Axel Kargoscha und E. Richter; Jan. 2014) 32. Schmidt, P. A. (2003): Bäume und Sträucher Kaukasiens, Teil 2, Mitteilungen der Deutschen

Dendrologischen Gesellschaft 88, Berlin, S. 77–100 [hier S. 89] , 2003, ISBN 3-8001-8323-4. 33. Schölch, Manfred (2011): Baumhasel und Ahornblättrige Platane – erste Erfahrungen im

forstlichen Anbau , Forstarchiv 82, S. 155-156. 34. Úradníček, Luboš und Řehořková, Štěpánka (2013): Líska turecká, in: Lesnická práce journal

4/2013; (s.: www.silvarium.cz). Ústav lesnické botaniky, dendrologie a geobiocenologie Lesnické a dřevařské fakulty Mendelovy univerzity v Brně Pátek, Duben; 3 Seiten; auf Tschechisch (Baumhasel in der Tschechischen Republik; Kulturfläche 0,38 ha, gepflanzt 1997)

35. Veličković, Mita (1959): Nalazišta mečje leske (Corylus colurna L.) na području Šumskog gazdinstva Vranje” (Forestry, no. 11-12., Belgrade). Serbisch, in kyrillischer Schrift.

36. Verlag des Österreichischen Reichsforstvereines (1871, unbekannter Autor): Vom Domogled. – Wien, S. 550-560; Österreichische Monatsschrift für Forstwesen 1871; 21); Vorkommen und Ausbeutung bzw. Übernutzung der Baumhaselvorkommen um das Jahr 1870 im Domogled-massiv, am Eisernen Tor, Rumänien als Imitat für Leder!)

Folgende Literatur liegt mir nicht vor:

1. Ansin, R.; Özkan, Z.C.: Tohumlar bitkiler (Spermatophyta) Odunsu Taksonlar. K.T.Ü. Orman Fak., Yahin Nr: 19, Trabzon, 1993 (in türkisch, erwähnt in Genc 1998; im Bolu-Kale-Forestry Department 347 ha Baumhaselwald unter Schutz gestellt; BHD bis 1m, Höhe bis 30-35m)

2. Blecic, V. (1958): Sumska vegetacija i vegetacija stena i tocila doline reke Pive (Waldvegetation im Flusstal der Piva, Montenegro); Bull. Du Mus. D´ Hist. Nat. du Pays Serbe, Serie B. 11.

3. Borza, A. (1958): Vegetatia rezervatiei Beusnita (Ocrotirea naturii 3, S. 117-127) 4. Davis, P.; Edmondson, J., Mill, R., Tan, K. (1982): Flora of turkey. Vol VII, University Press,

Edinburgh. (in Englisch) 5. De Halacsy, E. (1904): Florae Graecae, Vol. III (in welcher Sprache ?) 6. Flora Repulicii Populare Romane, 1952; v.l. Editura Academiei RP Romane, Bucurecti (in

Rumänisch) 7. Flora SR Serbiye: v.II, Beograd. (1970) (in Serbisch) 8. Goeschke (1887): Die Haselnuss, ihre Arten und ihre Kultur. Paul Parey, Berlin. (Angaben

über frühere Nutzung) 9. Hegi, G. (1981): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Paul Parey-Verlag (genaue Beschreibung

der Verbreitung; lt. Alteheld 1996; s. S. 60)

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10. Hempel, Gustav & Karl Wilhelm (1889): Die Bäume und Sträucher des Waldes in botanischer und forstwirthschaftlicher Beziehung. Wien & Olmütz, Ed. Hölzel, 1889-1899, 3 volumes, I-I. Der Baum und seine Glieder; I-II. Die Nadelhölzer, pp. [iv], 3, 200, (3); II. Die Laubhölzer. Die Kätzchenträger, pp. vii, 148; III. Die Laubhölzer. Die nicht Kätzchen tragenden Laubhölzer, pp. viii, 140;(Preis im Antiquariat: ab 120 €; damaliges Standartwerk, hier wurde Baumhasel als ein von Wiener Tischlern sehr begehrtes Möbelholz dargestellt)

11. Jovanovic, B. (1955): Sumske fitocenoze i stanista Suve Planine (Waldphytocenosen und Standorte der Suva Planina), Belgrad, S. 101

12. Jovanovic, B. (1955): Sumske fitocenoze Rtanja (Rtanjs Waldphytocenosen) Glasnik Sumarskog fakulteta u Beogradu 10, S. 99-127.

13. Maurer, K.J. (1973): Versuch einer Corylus-Monographie. Mitteilungen Rebe und Wein, Obstbau und Früchteverwertung 23 (5/6): 407-444

14. Maurer, K.J., 1975. Baumhasel als Pionierart, Mitteilungen-Rebe-und-Wein,-Obstbau-und-früchteverwertung. 1975, 25: 2, 139-148

15. Mitrushi, J. (1955): Druret e shkurret e Shqiperise, Tirane (in Albanisch). 16. Friedrich, G. F. und Schuricht, W. (1988): Nüsse und Quitten, Neumann – Neudamm [starker

Rückgang der Baumhaselfläche in der Türkei] 17. Palashev, .I.; Nickolov, V. (1979): On the Distribution, Ecology and biological Peculiarities of

Dendriform Hazel (Corylus colurna) in Bulgaria. Forest Science, Sofia, Vol. XVI, No. 5; 26-442 (in Bulgarisch)

18. Palachev, I., Manolova, J.; Nickolov, V. (1974): State and Perspectives of Tree-like Hazel in the Forests of East-Bulgaria. In: On some problems of Preservation and Enrichment of the specific Diversity in Forests, Sofia, 153-153 (in Bulgarisch).

19. Palavhev, I.; Manolova, V.; Lyapova, J. (1075): The effect of micro-soil Differences on the Grows of Corylus colurna L. ; Forest science, Sofia, Vol. XII, No. 5; 61-69 (in Bulgarisch)

20. Schenk, Carl Alwin (1939): Fremdländische Wald- und Parkbäume. 3. Band: Laubhölzer ; Berlin, Paul Parey Verlag. 640 Seiten [C. A. Schenck (1868-1955) fasste in diesem Werk das gesamte damalige dendrologische Wissen der nördl. Hemisphäre zusammen u. hob den Einfluss des Standorts, besonders den mehrerer Klimafaktoren auf den Erfolg waldbaulicher Maßnahmen hervor. (NDB 22, 666f.). [der Baumhasel wird in diesem Standartwerk nicht erwähnt; s.o. auch Kapitel 13 a)

21. Seho, Muhidin et. al. (2016): Baumhasel – Saatgut und Vermehrung im Fokus; Deutsche Baumschule 08/2016; S. 42-45 [Herkunftsversuch ASP Bayern, Stratifizieren]

22. Smolyaninova, L. (1936): Haze.. In: Flora of Cultivated Palnts, Vol. XVII, State Agricultural Publishing Company, Moscow-Leningrad, 125-205 (in Russisch)

23. Sokolov, S; Svyazeva, O.; Kubbly, V. (1977): Areographica Arborum Fruticumque URSS. Vol. I, Nauka Publ. House, Leningrad (in Russisch)

24. Vassilev, A.; et al. (1961): Dendroflora of the Caucasus. Tbilisi (in Russisch) 18 b Diplom-, Bachelor- und Masterarbeiten über Waldvorkommen (über Fruchtproduktion zum Verzehren der Nüsse gibt es mehrere Untersuchungen in der Türkei, in Bulgarien und Ungarn):

1. Bauer, B. (2008): Entwicklung von Laubholzkulturen: Neuanlage einer Baumhaselversuchsfläche und Wiederholungsaufnahme von Baumhasel- und Platanenversuchsflächen. Diplomarbeit FH Weihenstephan, Freising, unveröff.

2. Cikovac, P. (2002): Soziologie und standortbedingte Verbreitung tannenreicher Wälder im Orjen-Gebirge - Montenegro. Diplomarbeit an der LMU, Department of Geography, München.

3. Fuchs, Franziska (2012): Klimawandel und die Eignung von Stadtbäumen im pannonischen [südosteurop.] Raum; Masterarbeit; Baumhasel s. S. 7; 71; 81; Baumhasel ist sehr empfindlich gegen Streusalz; in dieser Mastarbeit wurden 456 Stadtbäume von 9 Baumarten bei Wien auf Vitalität untersucht]

4. Hoffmann, Wolf (2012): Eignung der Baum-Hasel (Corylus colurna L.) als Laubholzbeimischung in einem Wald-Kiefernbestand auf Flug- und Schwemmsanden im

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Gemeindewald Hassloch; Bachelorarbeit an der FH Rottenburg ; (Wuchsgebiet Oberrheinisches Tiefland, Wuchsbezirk Pfälzische Rheinebene; u.a. Saat der Baumhasel; Messung von Baumhaseln an verschiedenen Standorten in Deutschland)

5. Rechberger, A. (1998): Waldbauliche Beurteilung der Baumhasel (Corylus colurna) im Pontus-Gebirge in der Türkei; Universität für Bodenkultur, Wien

6. Neumann, Ferdinand Georg (2015): Analyse eines naturnahen Baumhaselbestands (Corylus colurna) im Nationalpark Cheile Nerei-Beusnita / Rumänien; Bachelorarbeit an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg bei Prof. Dr. S. Hein. In dem ca. 17 ha großen Baumhaselbestand südlich von Oravita wurden Höhen- und Durchmessermessungen vorgenommen, in Probekreisen Bestandesdaten aufgenommen

7. Prof. Dr .Schölch, Hochschule Weihenstephan - Triesdorf: bis 2011 wurden „mehrere Diplomarbeiten“ erstellt

8. Vogt, Oliver (2015): Einzelbeobachtungen zur Prüfung der Anbaueignung von Juglans … und Corylus colurna L. auf dem Plauer Werder [Mecklenburg-Vorpommern] im Frühjahr 2015; Bachelorarbeit; Eberswalde, Betreuier Prof. Martin Guericke. Von 47 Stück 3- jährigen und 37 Stück 9-jährigen Baumhasel wurden Höhen und BHD gemessen und eine Höhen-BHD-Beziehung abgeleitet. Der höchste Baum war 7 m hoch und hatte einen BHD von 7 cm. Das Wachstum der Baumhasel für das Alter 100 wurde mit 32 m Höhe prognostiziert. Die Bodenform ist meist Sand-Braunerde, der Niederschlag liegt zwischen 450 und 600 mm, die Jahresdurchschnittstemp. Beträgt 8,5 Grad bei maritimem, feuchtem Tieflandsklima.

9. Wich, Matthias (2015): Die Baumhasel im Sauener Wald – Struktur und Waldbau; Bachelorarbeit an der Studienfakultät für Forstwissenschaft und Ressourcenmanagement der Technischen Universität München; Lehrstuhl für Waldbau ; Prof. Dr. Reinhard Mosandl; Betreuer M. Sc. Justus Bork (Aufnahme von 30 Ex. (0,088 ha) der Baumhasel in Sauen und 77 Ex. (0,6 ha) bei Würzburg (Bismarckwäldchen); Ermittlung von Höhen, BHD, Kronendurchmesser, Zuwachsbohrungen, Analyse der Zuwächse in Trockenjahren, Berechnung des Vorrats.

18 c Klimawandel und Waldumbau; Aspekte die den Anbau der Baumhasel betreffen

1. Kölling, Christian (2008): Die Douglasie im Klimawandel: Gegenwärtige und zukünftige Anbaubedingungen in Bayern; LWF Wissen 59 (Bayer. Landesanstalt f. Wald u. Forstwirtschaft; Kriterien zur Prüfung der Anbauwürdigkeit von fremdländischen Baumarten unter Berücksichtigung des Klimawandels)

2. Kölling, Christian und Schmidt, Olaf (2013): Die Lüge der Überlebenden; LWF aktuell 96/2013 (Bayer. Landesanstalt f. Wald u. Forstwirtschaft), (wenige Bäume überleben, große Ausfälle oder viele Nachbesserungen, wenig Anwuchserfolg)

3. Kölling, Christian (2013): Nichteinheimische Baumarten – Alternativen im klimagerechten Waldumbau? LWF aktuell 96/ 2013

4. Roloff, A. und Grundmann, B. (2008): Baumartenwahl im Klimawandel – Bewertung von Waldbaumarten anhand der KlimaArtenMatrix ; AFZ/ Der Wald 20/2008; S. 1086 – 1088 [47 bei uns angebaute Baumarten werden hinsichtlich Trocken- und Frostresistenz bewertet; die Baumhasel ist nicht darunter, wohl aber u. .a. Buchsbaum, Mannaesche, Stechpalme]

5. Schmiedinger, A., Bachmann, M., Kölling, Chr., Schirmer, R. (2010): Gastbaumarten für Bayern gesucht – Forstwissenschaftler entwickeln ein Verfahren zur Auswahl klimagerechter Baumarten für Anbauversuche, LWF aktuell 74/ 2010, S. 47-51.

6. Spellmann, H .et al. (2011) : Waldbauliche Anpassungsstrategien für veränderte Klimaverhältnisse; AFZ-Der Wald 11 / 2011

18 d Holzqualität, Holzverwendung, Krankheiten

1. Bamberger et .al. (1918): Rohstoffe des Pflanzenreiches – Versuch einer technischen Rohstofflehre des Pflanzenreiches; dritte, umgearbeitete und erweiterte Auflage; Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann (Holzeigenschaften der Baumhasel)

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2. Blaschke, M (2014): Baumhasel mit massiven Blattverlusten. LWF aktuell 101, S. 41 3. Kehr, Rolf und Schumacher, Jörg (2014): Neue Schadsymptome an Baum-Hasel; Taspo

BaumZeitung 02-2014 [neue Absterbeerscheinungen an Straßenbäumen] 4. Petercord, Dr. R. (2016): Phyllosticta coryli als Krankheitserreger an Baumhasel ? AFZ-

DerWald 12/2016; S. 46 – 47 [Blattpilz Phyllosticta coryli Ascomycet verursacht vorzeitige Alterung und Abfallen des Blattes]

5. Zeidler, Ales (2012): Variation of wood density in Turkish hazel (Corylus colurna L.) grown in the Czech Republic; Journal of Forest Science; Prag; S. 145-151. [an der Universität Prag wurde die Holzqualität (Rohdichte) von 3 Bäumen aus der Prager Region (BHD 25 – 29 cm) analysiert, die Rohdichte betrug 627 kg/ kbm]

18 e Baumhasel als Verededelungsunterlage für C. avellana in der Literatur finden sich hierzu zahlreiche Veröffentlichungen, exemplarisch seien angeführt:

1. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Turkish hazel offspring variablitiy as a foundation for grafting rootstock production; Bulgarian Journal of Agricultural Science, S. 865-870 [Analyse des Wachstums von einjährigen und zweijährigen Pflanzen in der Baumschule als Veredelungsunterlage zur Furchtproduktion mit C. avellana]

2. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Secondary populations of Turkish hazelnut in Novi Sad; Contemporary agriculturea b, S. 314-323 [Analyse von Nussgrößen und Keimprozenten von 15 Genotypen]

3. Ninic-Todorovic, Jelena et. al. (2010): Turkish hazel trees in Novi Sad urban area; Acta horticalturae et regiotecturae, Nitra, S. 42-47 [ 231 Bäume in Stadtparks und 501 Bäume an Straßen wurden erfasst, 39 Bäume wurden als Testbäume ausgewählt zur Produktion von Verdedelungsunterlagen für die Nussproduktion von C. avellana ]

4. Ninic-Todorovic, Jelena et al.( 2012): Turkish hazel seedling characteristics as rootstock for hazelnut cultivar grafting, Contemporary agriculture, S. 240-246 [Keimprozente und Größe von ein- und zweijährigen Pflanzen in einer Baumschule]

19 Zusammenfassung der wichtigsten Fakten zum Baumhasel: siehe „Waldwissen.de“ 20 Fotos vom Baumhasel: u. a. 50 Fotos vom urwaldähnlichen Bestand 30 ha bei Oravita/ Rumänien können eingesehen werden, indem eine Mail an [email protected] geschrieben wird, dann wird die „Dropbox“ im Internet freigeschaltet und man kann die Fotos ansehen. 21 Exkurs: Im Zuge des Klimawandels könnten südeuropäische Baumarten für Mitteleuropa interessant werden, die mit lang anhaltender, extremer Sommerdürre und starkem Winterfrost zurechtkommen. Sie müssen über gute Zuwächse und Holzqualität verfügen. Neben Esskastanie, Platane, Walnuss oder Robinie (Amerika) könnten auch andere Baumarten in Frage kommen: 21 a - Ungarische Eiche Quercus frainetto TEN., 1813

auf dem Balkan verbreitet 58 cm BHD, Umfang 3,67 m, Höhe 26,4 m : Kalmthout, Antwerpen 53 cm BHD, Umfang 3,34 m; Höhe 30,2 m; Tervuren, Brüssel ist sehr trockenheitsresistent, oft auf südexponierten Hanglagen jährliche Niederschlagsummen zwischen 550 und 650 mm schnellwachsend Holz, das dauerhafter ist als dasjenige von Trauben – oder Stieleiche, aber auch schwerer zu

bearbeiten (sehr hartes Holz)

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das Sägewerk der Nordbayerischen Furnierwerke in Unsleben/ Rhön (wo ursprünglich die Spessarteichen verarbeitet wurden), bezieht alljährlich mehrere Hundert Festmeter Ungar. Eiche aus Ungarn und sägt die Hölzer. Furnieren ist nicht möglich, da das Holz zu hart ist.

in Deutschland kein forstlicher Anbau Versuchsanbau FA Lampertheim (Südhessen), Rheinebene, gepflanzt 2011 ???, ca. 0,5 ha ???,

große Probleme mit Spätfrostschäden (2014) in der Rfö. Lich/ FA Wettenberg (Hessen, 40 km ndl .von Frankfurt): Abt. 726: im Frühjahr 2013 Anpflanzung von 400 Stück; 0,1 ha, Verband 2,5 x 1;

Containerpflanzen; in ein Gatter auf eutrophem, mäßig trockenem Standort zusammen mit Traubeneiche und Baumhasel testweise angepflanzt

Abt. 72: im Frühjahr 2014 Anpflanzung von 2.000 Stück, wurzelnackt, Verband 2,5 x 0,7, in Hordengatter, zusammen mit Traubeneiche (200 Stück), Spätfrostschäden an Qu. Frainetto, beim Blattaustrieb Mai 2014, an Traubeneiche kein Spätfrostschaden, da bei deren Blattaustreib kein Frost auftrat

Championtrees: Bremen, Wallanlagen, 479 cm (2008), ab 6m mehrstämmig Forst (Brandenburg, Ldkrs. Spree-Neiße), kleine Amtsstr., an Realschule; 485 cm (2011)

Literatur: Minotta, G. (2000): Acer opalus; in: Enzyklopädie der Holzgewächse; 22. Erg. Lfg. 12/00 21 b - Dalechamp- Eiche oder Balkanische Traubeneiche Quercus dalechampii TEN., 1830

die Art wurde lange Zeit nicht von der Traubeneiche getrennt, obwohl sich beide Arten morphologisch und ökologisch deutlich unterscheiden [oder doch nur eine Herkunft der Traubeneiche vom Balkan, die an Trockenheit angepasst ist ?]

polymorph, Blätter sehr unterschiedlich Vorkommen in Italien, Balkan bis nach Tschechien erreicht 30 m Höhe subkontinentale Verbreitung, toleriert geringere Luftfeuchtigkeit und ist besser als Traubeneiche

an längere sommerliche Trockenperioden angepasst Literatur: Bartha, D. (2003): Quercus dalechampii; in Enzyklopädie der Holzgewächse; 31. Erg. Lfg. 3/03 21 c - Italienischer Ahorn oder Frühlingsahorn Acer opalus Miller 1768

kommt in Südeuropa bis in die südliche Schweiz vor und ist trockenheitsresistenter als Bergahorn. Nutzung (aus: Acer opalus, Enzyklopädie der Holzgewächse III-2; G. Minotta): das Stammholz

lässt sich leicht sägen, schneidne und furnieren. Es eignet sich gut für Schreinerarbeiten, … Einrichtungs- und Dekorationsstücke oder Resonanzböden von Streichinstrumenten.

wird im Raum Würzburg angebaut, wo der Bergahorn aufgrund der Trockenheit ausfällt (Rfö. Kürnach, Förster Michel Hahn, mdl.)

in der Rfö. Lich/ FA Wettenberg (Hessen, 40 km ndl .von Frankfurt): Anbau von 100 Stück im Frühjahr 2012 auf frischem,,eutrophem Standort

Literatur: Bartha, D. (1998): Quercus frainetto, in Enzyklopädie der Holzgewächse; 11. Erg. Lfg. 3/98

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21 d - Libanonzeder Cedrus libani Rich 1823 • kommt in der Türkei (600.000 ha, im Westtaurusgeborge bildet sie Höhenstufen, wo sie die

dominierende Baumart darstellt; breite ökologische Amplitude, zahlreiche Varietäten; Sabine Remmele, Univers.Stuttgart- Hohenheim), Syrien 1.000 ha) und Libanon (2.000 ha) vor

• sehr wertvolles Holz, daher schon seit der Antike Übernutzung bzw. Vernichtung der Bestände (Palastbau in Ägypten und Palästina, Schiffbau; im Osmanischen Reich um 1850 Vernichtung der Bestände im Libanon für Schwellen der Eisenbahnstrecken, hier ehemals 500.000 ha)

• Subspezies C. l. stenocoma (Türkei-Zeder) ist endemisch in Südwest-Anatolien in Höhen von 1000 bis 1800 m. Im Gegensatz zu anderen Libanonzedern, die eine breit kegelförmige Krone entwickelt, wächst diese Unterart schlank und fast säulenförmig mit horizontal ausgebreiteten Ästen. Sie wächst langsam und erreicht 40 m Höhe und BHD von 200 cm. Besondere Winterhärte, gilt als härteste Zedernart (Bayer. Landesamt für Weinbau, Dr. Schönfeld)

• äußerst dürreresistent, im Sommerhalbjahr in ihrem Verbreitungsgebiet oft 6 Monate ohne Niederschlag und sehr hohe Temperaturen

• Forstlicher Anbau in Deutschland: im ökologisch – botanischen Garten der Universität Bayreuth: 3 Bestände, 1980 gepflanzt, Subsp. C. l. stenocoma; 32-j. Bäume waren bis zu 12,5 m hoch, BHD bis 33 cm ; das Durchmesserwachstum lag über den forstlichen Ertragstafeln für Fichte, Eu. Lärche oder Waldkiefer .

• Anbau in Bayern (u. a. bei Großostheim/ Franken), Schweiz und Österreich als eine von 7 Gastbaumarten, die im Zuge des Klimawandels getestet werden sollen

• die größte deutsche Libanonzeder steht in Weinheim/ Bergstraße (im Stadtpark; s. Internet); gepflanzt 1720 (293 Jahre alt); Umfang 565 cm, BHD 180 cm; Höhe 23 m , Solitär

• sie wurde im Nov. 2012 von Zapfenpflückern des FA Lampertheim (Kletterübung) beerntet (FWM B. Pritsch, 70 kg), die Samen in der Staatsdarre Hanau ausgesät. Das Pflanzgut (ca. 300 Stück) soll im Frühjahr 2015 in der Rfö Lich ausgepflanzt werden.

• in der Rfö. Lich/ FA Wettenberg (Hessen, 40 km ndl .von Frankfurt): Anbau von 20 Stück in 2012; das Pflanzgut wurde aus dem Libanon mitgebracht

• Lit.: Dr. Y. Ayasligil; Enzyklopädie der Holzgewächse; 10. Erg. Lief. 12/97 21 e - Atlaszeder (Cedrus atlantica)

grüne Form= Wildform, blaugraue Form= Gartenzüchung Verbreitung : Atlasgebirge (Marokko 130.000 ha, Algerien 16.000 ha) Höhenlagen: 1300 – 2900m ü. NN Temperaturbereich: + 40 bis – 25 C, Jahresdurchschnittstemperatur: 7 – 15 C Niederschläge: 600 – 1100 mm bie hoher Verdunstung und ausgeprägter Trockenphase im

Sommer Baumhöhe: bis 45 m BHD: max. 270 cm Alter: 700 Jahre Holzqualität: hervorragend, daher Übernutzung der Bestände ; hohe natürliche Dauerhaftigkeit des

Holzes; Schäl- und Messerfurniere möglich; Anbau in Frankreich: ca. 700 ha Lit.: Dr. Armin O. König: Enzyklopädie der Holzgewächse, 60. Erg. Lief. 3/12

22 a – Auszug aus : Vom Domogled. - Wien : Verlag des Österreichischen Reichsforstvereines, 1871. - S. 553-555; (Österreichische Monatsschrift für Forstwesen 1871; 21] ; 22) Damals gebräuchliche Schreibweise in Fettbuchstaben (Abschrift vom Original; E. Richter; Feb. 2013)

- Seite 553 -

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Noch eine andere botanische und forstliche Merkwürdigkeit hat die Gegend des Domogled. Es sind dies Prachtbäume von Corylus colurna. Ich sage mit Recht Prachtbäume, denn so weit ich noch in Europa herum gekommen bin, habe ich nirgends ihres Gleichen gesehen. Selbst die einst berühmten – jezt aber nicht mehr existierenden – zwei Türkisch – Haselbaumriesen im Schloßparke von Merkenstein bei Wien, standen gegen die Perlen bei Mehadia zurük, zwar nicht an Stärke, aber weit an Schönheit des Wuchses und üppiger Lebensfreudigkeit. Wer hat noch vor wenig Jahren dem Türkisch-Haselnußbaum Aufmerksamkeit geschenkt? Niemand, als höchstens der Botaniker oder ein mit botanischen Grillen behafteter Gartenfreund ! Heute ist das ganz anders. Ein Pfiffikus fand nemlich heraus, dass das politierte Reifholz der Colurna gerade wie Leder aussehe, und flugs verfertigte er aus selbem Chatouillen, Reise – und andere Necessaires, Portemonnaies, kurz, Alles, was die heutige elegante Welt von bestem Galanteriestand mit Leder zu überziehen pflegt. Und in der That, diese Objekte geben sich nicht nur echt zierlich, sondern auch zum Täuschen dem Leder ähnlich. Damit war das Glük diese und einiger anderer guten Wiener gemacht, die sich der sogenannten „Erfindung“ alsbald bemächtigten Unsere Modeleute, die einen ungeheuren Werth darauf legen, wenn Eisen wie Holz und Holz wie Eisen dargestellt wird – es ist dies wahrscheinlich ein Ausfluß der jezt regierenden Leidenschaft für das Maskenwesen – fanden das superb, entzückend, und so wurden diese Nippsachen, diese Lederimitazionen aus Türkisch-Haselnuß ein sehr gesuchter und gut bezahlter Galanterieartikel. Willst Du, lieber Leser, derlei sehen, so brauchst Du nur die prachtvollen Auslagen von Klein in Wien zu mustern; dort bliken Dir diese ledernen Imitazionen – pardon : Lederimitazionen in ihrem vollen nekischen Reiz entgegen, gerade als wenn sie Dich fragen wollten: Kennst Du, schöner Herr, diese Maske? Karl Stenzel in Wien ist derjenige, welcher am meisten in diesem Zweige macht; er hat 1867 auch in Paris ausgestellt und nicht nur die bronzene Medaille erhalten, sondern auch eine ganze Garnitur von Neccessaires, Bijons, Etuis und derlei für uns wiener Franzosen vollkommen geläufigen „uis“ an den damaligen Kronprinzen, jezigen Königs von Belgien, oder wie man in jenem Zwitterlande lieber hört – König der Belgier abgesezt. - 554 - Nur mit dem Rohstoffe ging es von Anfang an nicht leicht; denn es bedurfte starker Stämme, umsomehr, als der Splint, für diesen Zwek nichts taugt, weil er weiß und nicht lederbraun ist. Zuerst mussten die obgenannten Merkensteiner Haselriesen dran, hierauf was sonst noch in Parks oder in Wäldern von Oberungarn zu haben war. Aber natürlich war man auch hier bald zu Ende, denn die Colurna erscheint nur sehr vereinzelt im Walde eingesprengt, sie war bisher nie ein Gegenstand der Kultur und starke Stämme gar waren in den oberen Gegenden des Reiches [Österreich-Ungarn] von jeher sehr selten. In seiner Verlegenheit wendete sich der medaillirte Fabrikant an den Vertreter des österr. Forstwesens bei der lezten Pariser Weltausstellung, der schon gar vielen mit Ideen, Rath und That ausgeholfen hat. Dieser empfahl ihm den Südosten Oesterreich-Ungarns, das Banat, die Militärgrenze und Siebenbürgen, dann Bosnien und Serbien, und gab ihm Adressen zur Anknüpfung der nöthigen Verbindungen. Herr Stenzel hat überdies eine Aufforderung zu Lieferungsanmeldungen in die österreichische Monatsschrift für Forstwesen einrüken lassen. Das Alles wirkte, und Herr Stenzel hat jezt im Südöstlichen Ungarn seine Holzlieferanten, die soeben im Begriffe sind, die Gegend von Mehadia auszubeuten. Ich sage mit Bedacht, ausbeuten, denn sind einmal die dortigen Wälder von ihren prächtigen Haseln – Ueberbleibsel der ablaufenden Urwaldzeit – entleert, so ist des für immer aus mit diesem seltenen Schaze, da kaum daran zu denken ist, dass diese Baumart nachgezogen werde. Wer möchte wohl auch in unserer schnelllebigen Zeit hundert und mehr Jahre warten, die neue Pflänzlinge brauchen, um zu brauchbaren Bäumen heranzuwachsen?! Die Corylus colurna erscheint in der Gegend des Domogled. U. a. auf dem Kalkboden zwischen 2000-3000` [Fuß= 31,6 cm; somit 632 – 948 m] Seehöhe in schönen, geraden Stämmen bis 2 `[63 cm] Durchmesser und einer brauchbaren Schaftlänge von 4 `` [Rute = 10 Fuß = 3,16 m; somit 4 Ruten = 12,64 m]. Das Reifholz besizt frisch eine lichtrosenrothe Färbung, einen 1-2 `` [Zoll; 2,63 cm bis 5,26 cm]

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breiten Splintring, der weiß ist und gegenwärtig noch keinen Werth hat und somit als Abfallholz zurükgelassen wird. In Waldtaxe für den Kubikfuß Kloz auf dem Stoke zahlen die Lieferanten 1 G [Gulden ??). Wegen bedeutender Nachfrage werden die Stämme nur im Versteigerungswege abgegeben, demzufolge in diesem Frühjahr ein

-555 – Quantum von 800 Kubikfuß pr. 2 G. 40 kr. ö. W. [Gulden; Kronen, österr. Währung] veräußert worden ist. 1 Kubikfuß ganz trokenen Holzes wiegt 35 Pfund. Da die Colurna nur in felsiger und steiniger Lage und bedeutender Höhe vorkommt, so ist die Ausbringung schwer und kostet etwa den dritten Theil des Entstehungspreises, d. i. 80 kr. pr. [der ist 80 Kronen pro ] Kubikfuß. Die Abbringung vom Fällungsorte hat mit Menschenhänden, Kutschen, mit Zuhilfenahme von Hebeln und Walzen statt. [soll wohl heißen: stattzufinden]. Sind einmal die Klöze im Thale, werden sie mit Ochsenzügen bis nach Petscheneska an die Hauptverbindungsstraße geschleift. Denn praktikable Fahrwege bestehen dort, wo dies Holz vorkommt, nicht. Auszug aus dem Internet : Domogled 2013 Die mächtigen Bäume, mit breiter Krone sind keine Eichen, sondern türkische Haselnussbäume (Corylis colurna). Sie stehen vereinzelt auf dem ziemlich steilen, von unzähligen Blumen bedeckten Wiesenhang. Der Nationalpark Domogled-Valea Cernei wurde 1990 gegründet. Er umfasst eine Fläche von 61.211 ha und liegt etwa 10 km nördlich des Eisernen Tores der Donau. Durch ihn wird das größte Karstgebiet Rumäniens mit Kalkflora, reichhaltiger Fauna (Insekten), Schluchten und zahlreichen Höhlen geschützt. 22 b Türkei (Auszüge aus der Untersuchung von Arslan (2005), der 10 Vorkommen der Baumhasel aufgenommen hatte), Übersetzung aus dem türkischen (A. Güngör und E. Richter, Okt. 2013) Arslan, Mustafa (2005): Untersuchung von Baumhaselpopulationen in der westlichen Schwarzmeerregion unter ökologischen und waldbaulichen Aspekten; Bolu/Türkei 

„Türk findigi“ (Türkische Nuss) kommt in der Türkei am Schwarzen Meer in Höhenlagen zwischen 800 und 1700 m vor, in Ausnahmefällen auch auf 380 m Höhe (S. 5). Die Baumhasel (s. S. 6, Arslan) erreicht Oberhöhen bis zu 35 m (höchster bislang bekannter Wert) im Vorkommen Bolu Orman Bölge Müdürlügüne baglı Merkez !sletmesi (=Isletmesi) Kale !sletme (=Isletme) Sefligi (Ansin ve Özkan 1993) und BHD bis zu 130 cm bei der Stadt Afyon (Afyon ili Sultandagı ilçesi Çay Orman !sleme (=Isleme) Sefligi (Genç ve ark. 1998). Arslan untersuchte die folgenden 10 Baumhaselvorkommen (bei meinem Besuch in Bolu am 29.09.2015 teilte mir M. Arslan die geschätzte Anzahl der BAumhselexemplare in den einzelnen Untersuchungsgebieten mit):  

Nummer  des UG, Provinz, Ort, Abteilungs‐Nr. 

Lage (Ortschaften)  Anzahl der Baum‐hasel‐exem‐plare 

Meeres‐höhe (m) 

Jahres‐nieder‐schlag (mm) 

Klima‐feuchte‐index 

Vege‐tations‐tage ?? 

Vege‐tations‐tage ?? 

Koordinaten   Koordinaten 

1 Bolu Bolu Çele 46  Bolu !li, Merkesler Köyü, !zeler Deresi batısı 

?  780  540  33  169  232  40º 52' 06.0" (K)  

31º 48' 59.9" (D)  

2 Bolu Bolu Belkaraagaç 38 b 

Bolu !li, Güneyfelakettin Köyü, Tilkin Deresi güney batısı 

?  1030 

  43  169  218  40º 36' 59.4" (K)  

31º 26' 04.5" (D)  

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3 Bolu Bolu Belkaraagaç 37 a  

Bolu !li, Güneyfelakettin Köyü, Sogucak Pınarı güney batısı 

5‐10  1260 

  54  148  205  40º 36' 53.1" (K)  

31º 25' 31.0" (D)  

4 Ankara Nallıhan Erenler 268  

Ankara !li, Nallıhan !lçesi, Karakuz Tepesi Kuzeyi 

3‐5  1460 

  44  151  195  40º 12' 58.7" (K)  

31º 13' 57.0" (D)  

5 Bolu Seben Taslıyayla 73  

Bolu !li, Seben !lçesi, Korucuk Köyü, Çal deresi batısı 

3‐5  1260 

  44  149  205  40º 28' 29.3" (K)  

31º 35' 31.1" (D)  

6 Bolu Bolu Sazakiçi 104 a 

Bolu !li, Muratlar Köyü, Karapınar Deresi batısı 

3‐5  820  556  34  169  230  40º 46' 15.2" (K)  

31º 51' 25.2" (D)  

7 Bolu Bolu Kale 21 b  Bolu !li, Kırık Yaylası, Semeragıl Tepesi kuzeyi 

10‐20  1240 

  53  148  205  40º 52' 26.5" (K)  

31º 37' 20.0" (D)  

8 Zonguldak Yenice Kavaklı 57 a 

Karabük !li, Yenice !lçesi, Yenidagın kuzeyi 

>30  1260 

908  55  153  201  41º 08' 28.8" (K)  

32º 27' 34.5" (D)  

9 Amasya !skilip !skilip 94  

Çorum !li, Oguzlar !lçesi, Kavak dagı, Satmaca Tepesi güneyi 

?  1150 

650  42  176  211  40º 45' 49.7" (K)  

34º 40' 19.3" (D)  

10 Kastamonu Pınarbası Kurtgirmez 160 

Kastamonu !li, Pınarbası !lçesi, Kurtgirmez Dagı, Büyükkas Tepesi dogusu 

?  1160 

  56  117  205  41º 35' 43.6" (K)  

33º 13' 29.2" (D)  

 

Tab.: Untersuchungsgebiete (UG) von Arslan 2005 (S. 9) 

Klimadaten, Bodentyp, Vegetationstypen, Pflanzengesellschaften wurden aufgenommen. Als Mischbaumarten kamen vor: Acer campestre (Feldahorn), Acer hycranum , Acer trautvetteri, Carpinus betulus (Hainbuche), Fagus orientalis (Orientbuche), Quercus petraea iberica, Quercus pubesens (Flaumeiche), Abies nordmanniana bornuelleriana (Nordmannstanne/ Bornmüllers Tanne), Pinus nigra (Schwarzkiefer), Sorbus torminalis (Elsbeere), Sorbus umbellata, Tilia rubra Von diesen Baumarten wurden leider keine Mischungsanteile am Bestandesaufbau ermittelt. Der Zuwachs der Baumhasel wurde ermittelt, der Radialzuwachs (Jahrringbreiten) betrug in den ersten Jahren in einem Untersuchungsgebiet bis zu 6,9 mm und sank kontinuierlich auf 3,3 mm im Alter 120 Jahre. Der durchschnittliche BHD lag im Alter 50 bei 20 cm und im Alter 100 bei 40 cm, maximal bei 100 cm im Alter von 180 Jahren. Die Baumhöhen lagen bei maximal 23,4 m (UG 7). Der durchschnittliche Kronendurchmesser im Alter 40 lag bei 10 m, maximal bei 18 m im Alter 100. 80 % der Stämme waren wipfelschäftig. Es wurde nur sehr wenig Naturverjüngung gefunden. Über die Flächengröße der Baumhaselvorkommen sowie über den prozentualen Anteil der Baumhasel am Bestandesaufbau (Mischungsanteil) oder Mischungsformen (einzeln , trupp- oder horstweise etc.) wurden leider keine Angaben gemacht. Klimadaten: °C

die Jahresdurchschnittstemperatur in den 10 UG´s lag zwischen 6,5 und 10,1 °C (zum Vergleich Gießen/ Hessen, 180 m ü. NN: 8,5 °C)

in den UG Nr. 1 bis 6 lag die Monatsdurchschnittstemperatur in keinem Monat unter Null Grad Celsius. In 5 UG´s (Nr. 3,4,5,7 und 10) lag die Monatsdurchschnittstemperatur im Januar bei minus 3 °C (zum Vergleich Gießen plus 0,3 °C, in Gießen ist der Januar ebenfalls der kälteste Monat).

die Durchschnittstemperaturen in den Monaten Juli und August liegen bei 20 °C mit entsprechend hoher Verdunstung (zum Vergleich: in Gießen beträgt der Wert für Juli und August jeweils 17,5 °C).

der durchschnittliche Niederschlag im Sommer ist im UG Nr. 9 am geringsten (Vergleichswerte für Gießen in Klammern): Juli 28 (68) mm, August 19,7 (58) mm, September 32 (49) mm und Oktober 33 (51) mm. Alle Monatsniederschläge des UG 9: Jan: 80, 42,52,68,80,72,25,20,32,33,78,Dez: 68 mm = 650 mm im Jahr.

der Jahresniederschlag beträgt in dem trockensten Untersuchungsgebieten nur 540 mm. Der Jahresniederschlag ist im UG Nr. 1 mit nur 540 mm am geringsten (Jan: 55mm, 48,47,50, 58,52, 28, 22,28,42,48,Dez: 62 mm). Den höchsten Jahresniederschlag mit 908 mm hatte das UG Nr. 8.

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23 – Entwurf für AFZ / Der Wald - Heft 8/2012 Baumhasel – ein Baum für den Klimawandel ?! Wertholz auch auf mesotrophen und trockenen Standorten AFZ/ Der Wald 8/2012; E. Richter Die Baumhasel ist eine der wertvollsten Baumarten Südosteuropas. Sie wurde wegen ihres wertvollen Holzes im Wald praktisch ausgerottet und verschwand daher auch aus dem Bewusstsein der Förster – ein Schicksal, das sie mit der Eibe teilt. Herkunft und Verwendung Das Holz der Baumhasel hat eine hervorragende Qualität und fand früher Verwendung als Möbel- und Drechselholz, als Bauholz sowie im Wasserbau. Da es kaum fault. Wegen seines hohen Brennwertes ist es gut als Energieholz geeignet. Durch die extreme Übernutzung verschwand die Baumhasel aus den Wäldern, so dass sie wirtschaftlich keine Bedeutung mehr hat und heutzutage den meisten Forstleuten unbekannt ist. Toleranz gegen Trockenheit und Dürreperioden Die Baumhasel hat eine großes Verbreitungsgebiet von Bosnien-Herzegowina bis nach Afghanistan und wächst oft auf trockenen Standorten sowie in Arealen mit sehr geringem oder gar ausbleibendem Sommerniederschlag. Dies prädestiniert sie auch für uns als Baumart in Zeiten des Klimawandels, in denen Dürreperioden vermutlich häufiger werden. Dass sie mit unserem Klima gut zurechtkommt, beweisen die zahlreichen Straßenbäume, die seit 30 Jahren wegen der Robustheit der Art gegenüber ungünstigen Standortverhältnissen (Salz, Trockenheit [Anmerkung: neue Information - Baumhasel ist sehr empfindlich gegenüber Salz]) bei uns angepflanzt werden. Wuchsverhalten Die Baumhasel ist lichtbedürftig und gedeiht gut auch auf trockenen und mesotrophen Standorten [Anm.: lt. Literatur].Das intensiver Wurzelwerk mit Pfahlwurzel dringt bis zu 4 m tief und kann auch skelettreiche Böden gut durchwurzeln. Sei ist für Aufforstung von schweren, tonigen oder trockenen Böden wie Erddeponien geeignet. Sie ist raschwüchsig. Ein 66-jähriger Bestand in Köln (Adenaueranlage, Standort: sandiger Lehm, mäßig frisch, mesotroph, 750 mm) hatte eine Mittelhöhe von 26 m, dies ist höher als gleichaltrige Eichen (Mittelhöhe 22m, 1. Bon.) oder Rotbuchen (Mittelhöhe 23 m, 1 .Bon.) und vergleichbar mit Eschen (Mittelhöhe 25,5m, 1. Bon.) Auf standörtlich besten Flächen (Feinlehm, Weinbauklima) bei Heilbronn (Baden-Württemberg) wurde bei 6-jährigen Baumhaseln ein mittleres jährliches Höhenwachstum von 75 cm, im 6. Standjahr sogar von 87 cm ermittelt, der Maximaltrieb lag bei 140 cm. Die durchschnittliche Höhe der 6-jährigen Pflanzen betrug 4,26 m (maximal 6,10 m), benachbarte Vogelkirsche war 4,88 m hoch (maximal 8,15m). In Deutschland gibt es beeindruckende Einzelbäume, so wachsen z. B. im Stadtpark von Reutlingen vier Exemplare mit über 70 cm Bhd und Höhen von 30 m, bei Weimar wurde eine Baumhasel mit Bhd 110 cm gefällt und in Bonn wurde ein Baum mit Bhd 93 cm gefällt (2002). Außerhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebiets wurden in Österreich und Deutschland in den letzten Jahren vereinzelt Flächen mit Baumhasel bepflanzt, u .a. in der Revierförsterei Lich (Forstamt Wettenberg bei Gießen/ Hessen), wo seit dem Jahr 2010 Kulturen auf einer Fläche von 2,8 ha angelegt wurden. Die Försterei liegt in einer Höhe von 200 m .ü. NN am Nordrand der Wetterau in den Ausläufern des Vogelsberges mit ausschließlich eutrophen Standorten, Ausgangsgestein ist Löss über Basalt. Der Jahresniederschlag liegt bei nur 550 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,5 Grad Celsius. Versuchsanbauten Im Frühjahr 2010 wurden auf 8 Kleinflächen von zusammen 1,5 ha Baumhasel (Sortiment 1-jähriger Sämling, 50-80 cm, 0,80 €/Pfl.) im Verband 2,5 x 1 m innerhalb von Hordengattern gepflanzt. Nach Spätfrost [Anm.: früher Frost um den 1. April; noch zarte, junge Blätter] froren viele Pflanzen stark zurück, trieb aber sämtlich am Wurzelhals wieder aus. Bei Straßenbäumen fällt der wipfelschäftige Wuchs auf, der die Baumhasel für Weitverbandspflanzung mit anschließender Ästung prädestiniert. Im Frühjahr 2011 wurde auf Flächen, dies sich für Weitverband anbieten (Blößen mit sehr lückiger Naturverjüngung bzw. Brombeere, Holunder oder Weichhölzern verwilderte Kleinflächen, wo keine Flächenvorbereitung für Engverbände durchgeführt werden sollte)

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Baumhasel im Verband 6 x 6 m gepflanzt. Auf 16 Flächen von insgesamt 1,3 ha Größe wurden jeweils 280 Stück/ ha gepflanzt und mit Wuchshüllen geschützt. Verwendet wurden 1-jährige Sämlinge, Sortiment 80 – 120 cm zum Preis von 1,34 €pro Pflanze. Das Pflanzgut wurde bezogen von den Darmstädter Forstbaumschulen, die Pflanzmaterial in Deutschland gewinnen. Die Pflanzleistung inklusive Anbringen der Wuchshüllen lag bei nur 10 Pflanzen pro Stunde, da viele Kleinflächen bepflanzt wurden, mit entsprechend hohem Zeitaufwand für die Anfahrt. Das Verteilen des Materials auf der Fläche dauert bei Weitverbänden und geringen Pflanzenzahlen auf Kleinflächen relativ lang. Vorteil der Wuchshülle ist neben dem Schutz vor Verbiss oder Fegen, dass man die Pflanze auf verwilderten Flächen leicht wiederfinden kann. Während die ungeschützten Baumhasel starke Probleme mit Spätfrost [Anm.: um den 1. April] hatten, überstanden die Baumhasel in den Wuchshüllen den Spätfrost ohne jeglichen Schaden und konnten lange Triebe bilden. Wenn keine Naturverjüngung auf der Fläche ankommt, sollten die Lücken zwischen den im Weitverband gepflanzten Baumhasel mit Erle, Feldahorn oder Hainbuche zugepflanzt werden. Bergahorn sollte nicht verwendet werden, da er sehr raschwüchsig ist und die Baumhasel schnell überwachsen kann. Mindestens je eine (besser zwei) Mischbaumartpflanze [Anm.: Mischbaumarten nur verwenden, wenn keine Baumhaselpflanzen zur Verfügung stehen, ansonsten am besten mit Baumhasel nachpflanzen] sollte zwischen die Baumhaselpflanzen, die 6 m auseinanderstehen, gesetzt werden, damit sich die Aststärken oberhalb der Astungszone nicht zu stark entwickeln und sich die Fläche schneller schließt. Voraussetzung für die Erzeugung von Wertholz bei Weitverbänden ist die rechtzeitige Grünästung – Baumhaselkulturen im Weitverband sind daher nur für Forstbetriebe zu empfehlen, die eine regelmäßige Astung gewährleisten können. Äste sollen wegen des optimalen Überwallungszeitpunkts im Juni oder Juli abgeschnitten werden. Die Äste sollen an der Stammbasis nicht dicker werden als 3 cm, damit sie rasch überwallen und sich keine Fäulen oder Einläufe bilden. Noch besser wäre eine Astung bereits bei Astdurchmessern von 1 cm, da die Astnarbe dann innerhalb einer Vegetationsperiode überwallt werden könnte. Im Zuge der vorgreifenden Astung verbleiben dünne Äste so lange am Stamm, bis sie die vorgegebene Aststärke erreicht haben. Vorteil sind geringer Zuwachsverluste und verringerte Gefahr von Wasserreiserbildung. Die Kulturkosten liegen beim Weitverband von 6 x 6 m mit 280 Baumhasel / ha und Schutz durch Wuchshülle bei etwa 2000 €/ ha (Kosten ohne Anbau von Mischbaumarten). Eine Eichenkultur, mit der auf mesotrophen Böden ebenfalls Wertholz erzeugt werden kann, kostet etwa 15.000 €/ ha bei der Pflanzung von 5.700 Stück / ha (Verband 2,5 x 0,7 m; Sortiment 50 bis 80cm) und Zaunbau. Die Eichenkultur muss gegebenenfalls einige Jahre freigeschnitten werden und oft fallen umfangreiche Nachbesserungen an, die die Kosten deutlich erhöhen. Bei Baumhasel aus Weitverbandskulturen fallen später Kosten für Ästungen an, bei den Eichenkulturen sind die Läuterungskosten sicherlich höher als bei der Baumhasel – dies ist bei letzterer abhängig vom Umfang der ankommenden Naturverjüngung von Mischbaumarten. Im Oktober 2011 wurde bei Lich Saatgut der Baumhasel unter phänotypisch geeigneten, wipfelschäftigen Straßenbäumen gesammelt; auffällig ist bei den Alleebäumen der unterschiedliche Zeitpunkt der Fruchtreife. Anschließend wurden Nüsse in der Revierförsterei Lich auf steinigen, trockenen Basaltköpfen, wo Pflanzung praktisch unmöglich ist und bislang keine Naturverjüngung der Buche angekommen war. Ausblick Es wäre wünschenswert, dass Baumhasel in den nächsten Jahren an vielen verschiedenen Standorten angebaut wird, um die Anbauwürdigkeit unter Beweis zu stellen. Günstig wäre der Anbau in Wegenähe, um die Entwicklung gut im Blick zu behalten. So könnte der Beweis erbracht werden, dass mit dem Baumhasel auch auf mesotrophen, mäßig frischen Standorten Wertholz in kürzerer Zeit als mit Eiche erzeugt werden kann. Auf eutrophen, gut wasserversorgten Standorten wächst sie hervorragend, interessant wäre hier das Wuchsverhältnis und die Ertragssituation im Vergleich zu den Edellaubhölzern.

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24 - Entwurf für AFZ 5/ 2013: Dürreresistent und wertholzhaltig Die Baumhasel – anbauwürdig in Mitteleuropa ?! „Diese wertvolle Eigenschaft der Baumhasel, als Nutzholz zur Möbeltischlerei verwendet zu werden, scheint bei den Forstleuten der Jetztzeit gänzlich in Vergessenheit geraten zu sein. Es verdient daher der Anbau der türkischen oder Baumhasel im Großen als Waldbaum von Neuem angeregt zu werden. Dass der Baum in unserem deutschen Klima gut gedeiht und sich kräftig, wenn auch langsam entwickelt, ist durch zahlreiche, vereinzelte Exemplare erwiesen. Es dürfte daher einer Einstellung dieser Holzgattung in unsere Forstkulturen kaum einer nennenswerten Schwierigkeit begegnen“ (Goeschke 1887). Aktuell wächst die Baumhasel in mitteleuropäischen Wäldern nur auf Kleinstflächen und insgesamt nur auf winziger Fläche. Den meisten Forstleuten ist sie als Waldbaum unbekannt. Das Wissen über ihre holztechnischen und waldbaulichen Eigenschaften ist nicht weit verbreitet. Herausforderungen durch den Klimawandel Im Zuge des Klimawandels hat die Durchschnittstemperatur in Deutschland in den vergangenen 100 Jahren bereits um 1°C zugenommen, Jahre mit längeren Trockenzeiten treten immer häufiger auf. In Hessen gab seit 1984 in den meisten Jahren Niederschlagsdefizite im Vergleich zum langjährigen Mitte der Jahre 1961 – 1990. In einigen Regionen in Südhessen ist dieses Defizit erheblich, in 10 von 28 Jahren seit 1984 wurden in der Vegetationszeit nur 300 mm anstatt der 400 mm gemessen, die das langjährige Mittel darstellen. Die Temperaturen lagen in der Vegetationszeit in fast allen Jahren um 1 bis 2°C über dem langjährigen Durchschnitt (Paar 2012). Bis zum Jahr 2100 ist von einem weiteren Anstieg von 3 bis 5°C auszugehen; das 2°C-Ziel des begrenzten Temperaturanstiegs, das die UN anvisieren, kann offensichtlich nicht erreicht werden. Durch den starken Temperaturanstieg nimmt auch die Verdunstung erheblich zu, so dass deutlich weniger Wasser für die Bäume zur Verfügung steht und vermehrt Trockenstress auftreten wird. In trockenen Gebieten mit aktuellem Niederschlag unter 600 mm sowie auf trockenen Standorten mit hohem Stein- oder Sandanteil könnte bei verringerter Wasserversorgung zukünftig der Anbau selbst von Traubeneichen kritisch werden, so dass Alternativen zu prüfen wären. Angesichts dieser Tatsachen muss die Forstwirtschaft den Anbau traditioneller Baumarten überdenken (siehe z. B. die Fichtenrisikokarte) sowie prüfen, welche weiteren Baumarten zukünftig gepflanzt werden könnten. Hier bieten sich u. a. diejenigen Baumarten des Mittelmeergebiets an, die Forst ertragen sowie an lange Dürreperioden im Sommer angepasst sind. Hierzu zählt u. a. die Baumhasel, die von Bosnien-Herzegowina bis Afghanistan verbreitet ist und in vielen Arealen mit Sommertrockenheit vorkommt. In den rumänischen Karpaten bei Oravita kommt die Baumhasel auf 30 ha Fläche mit wipfelschäftigen Bäumen von bis zu 76 cm BHD (Zwiesel 97 cm bzw. 107 cm, ein Triesel 115 cm) auf extrem trockenen Karststandorten vor und zeigt hier ihre außerordentliche Resistenz gegenüber Sommerdürre sowie ihre Frosttoleranz. Zahlreiche ausländische Baumarten wurden nach 1880 in Deutschland versuchsweise angebaut, um ihre Eignung für den hiesigen Anbau zu testen. Die Baumhasel wurde hierbei nicht berücksichtigt, vermutlich weil sie als Waldbaum aufgrund ihrer Seltenheit nicht wahrgenommen wurde und ihre Holzeigenschaften unbekannt waren. Versuchsanbauten der Baumhasel in Mitteleuropa wurden erst vor 10 bis 20 Jahren durch die Forstverwaltung Grafenegg (Waldviertel, Österreich; 2 ha, 1990), Werner Ruhm/ Wien (in Kärnten, Österreich; 0,5 ha; 2001) sowie Prof. Manfred Schölch/ Weihenstephan (vier Standorte mit 2,5 ha in Süddeutschland; 2001) angelegt. Die Anbauwürdigkeit der Baumhasel in Deutschland sollte nach den üblichen Kriterien (Kölling 2008) geprüft werden. 1. höhere Massen- oder Wertleistung als einheimische Baumarten auf demselben Standort Zur Massenleistung der Baumhasel liegen aus Mitteleuropa wegen fehlenden forstlichen Anbaus keine Daten vor, die einen Vergleich z. B. mit der Eiche auf trockenen Standorten erlauben. Die wenigen kürzlich angelegten Versuchsanbauten mit Baumhaseln, die bis zu 15 Jahre alt sind, geben Hinweise auf ihr Wachstum. In der Revierförsterei Lich (Forstamt Wettenberg/ Hessen) waren 3 Jahre alte Exemplare maximal 2,45 m hoch (Höhe bei der Pflanzung 60 cm), die maximale Jahrestrieblänge betrug 94 cm. Die Baumhaseln wuchsen in Lich erheblich schneller und qualitativ besser hoch als benachbarte Eichenkulturen. Das

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Höhenwachstum von 6-jährigen Baumhaseln bei Heilbronn lag im sechsten Standjahr bei durchschnittlich 87 cm mit einem Maximalwert von 140 cm. Die Baumhasel waren nach 6 Jahren durchschnittlich 4,3 m hoch, die maximale Höhe betrug 6,1 m (Schölch 2011). Im Exotenwald Weinheim waren 15-jährige Baumhasel 10,5 bis 14 m hoch, ihr BHD betrug 16 cm (maximal 24 cm; M. Hoffmann, mdl.) In vielen Städten gibt es beeindruckende Baumhasel mit Stämmen, die Brusthöhendurchmesser bis zu 100 cm aufweisen. Bei Gyöngyös in Ungarn steht der stärkste bekannte Baumhasel, er hat einen BHD von 134 cm. Unter günstigen Bedingungen kann das Dickenwachstum bei solitär stehenden Straßenbäumen 1 cm betragen (5 mm Jahrringe; s. „Waldwissen.de“). Bis zu welchem Alter dieses Dickenwachstum anhält und wie der Wachstumsverlauf im Bestandesleben verläuft (Höhenzuwachskulmination), wäre noch zu klären. Die höchste bekannte Baumhasel Deutschlands steht in der Hördter Rheinaue bei Karlsruhe. Sie hat eine Höhe von 31 m, einen BHD von 81 cm, ihr Alter wird auf 100 Jahre geschätzt. Durch Versuchsanbauten wäre zu beweisen, dass Baumhasel auf trockenen Standorten schneller wachsen als Eichen oder Buchen und aufgrund ihres wipfelschäftigen Wuchses ein höherer Wertholzanteil zu erwarten ist. 2. Erzeugung wertvollen Holzes Das Holz der Baumhasel ist sehr wertvoll und wurde früher zu Möbeln verarbeitet. Bis zu den letzten Türkenkriegen 1788 wurden große Mengen Baumhasel in Klötzen von 65 x 65 cm die Donau hinauf nach Wien verschifft (Goeschke in Alteheld 1996). Neben der Eibe war die Baumhasel damals das beliebteste Möbelholz. Seit dem Raubbau im Mittelalter ist von ursprünglichen Beständen kaum noch etwas übriggeblieben, so dass in Europa keine Baumhasel mehr gehandelt werden (Friedrich 1988). Eine Angabe zur Nutzung findet sich bei Alteheld (1996): „Von der örtlichen Bevölkerung im Kaukasus wird das Holz als Baumaterial und gut zu bearbeitendes Material hoch geschätzt“. Nur ausnahmsweise kommen bei uns Baumhasel zur Vermarktung. So wurde in Veitshöchheim bei Würzburg bei einer Submission 1995 eine Baumhasel von 5,4 m Länge und 53 cm Mittendurchmesser für 1.100 DM/ fm versteigert (Bernd Günzelmann, Amt f. ländl. Entwicklung Würzburg; mdl.). Das Holz der Baumhasel ist gleichmäßig hellrötlich, es ist dicht, mäßig schwer und mäßig hart (Alteheld 1996). Bei Drechslern ist das Holz der Baumhasel sehr gesucht und begehrt, da es sehr „zart“ ist und sich hervorragend bearbeiten lässt. Das Stehvermögen ist besser als bei anderen Baumarten, das Schwund- und Quellverhalten ist sehr positiv. Da das Holz sehr kleine Poren aufweist, hat es auch im Hirnholz eine sehr glatte Oberfläche; das Holz ist sehr homogen (Peter Gwiasda, Verband der hessischen Drechsler; mdl.). 3. Anpassung an unser Klima Die Baumhasel hat seit Jahrzehnten durch zahlreiche Park- und Straßenbäume bewiesen, dass sie mit dem Klima in Deutschland problemlos zurechtkommt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie nach der Eiszeit eine Einwanderung nach Norden geschafft hätte, wenn nicht andere Baumarten, wie z. B. die Rotbuche, dies verhindert hätten. 4. keine gravierenden Probleme mit biotischen oder abiotischen Schädigungen Größere Probleme mit abiotischen oder biotischen Schäden sind bei der Baumhasel bislang nicht bekannt (Alteheld 1996). Da sie in Südosteuropa vorkommt und nicht aus anderen Kontinenten eingeführt wird, wie z.B. die Douglasie, sind „negative Überraschungen“ unwahrscheinlicher als bei den Fremdländern aus Übersee. Die Eiche, für die die Baumhasel eine Alternative auf trockenen Standorten darstellen könnte, wird in manchen Jahren von verschiedenen Schadinsekten so massiv befallen, dass gelegentlich intensive Bekämpfungsmaßnahmen (Hubschrauber etc.) durchgeführt werden, um die Bestände vor dem Absterben zu bewahren. Hinzu kommen bei der Eiche Schädigungen durch Spätfrost, Trockenheit oder Hallimasch sowie oftmals starke Kronenverlichtungen bzw. Mangel an Feinreisig (Waldschädigungen durch Immissionen). 5. keine Verschlechterung des Bodenzustands Die Laubstreu ähnelt derjenigen des Haselstrauchs und führt zu keiner Verschlechterung des Bodenzustands. „Das Laub der Baumhasel ist sehr leicht zersetzbar und trägt zur Bodenverbesserung bei “ (Maurer 1973). 6. keine invasive Art

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Es ist nicht bekannt, dass sich die Baumhasel, ausgehend von Straßen- oder Parkbäumen, rasant ausbreiten würde, wie z. B. Robinie oder Spätblühende Traubenkirsche. [Anmerkung: Einige Forstleute würden es begrüßen, wenn die Baumhasel „invasiv“ wäre bzw. sich stark durch Naturverjüngung verbreiten würde. Angesichts des Klimawandels muss man froh sein über jede „positive“ Baumart, die sich stark ausbreitet bzw. sich gut verjüngt, so dass keine Kulturkosten anfallen. (negative Baumarten in Deutschland: z. B. Spätblühende Traubenkirsche, Robinie)] Anbau und erste Erfahrungen in Mitteleuropa Waldbestände mit über 30-jährigen Baumhaseln sind bei uns extrem selten. Am Bismarckturm bei Würzburg wachsen in einem im Jahre 1950 gepflanzten Kleinbestand auf 0,3 ha etwa 30 herrschende Bäume und im Revier Sauen bei Beeskow in Brandenburg stehen 50 Bäume. Beide Anpflanzungen erfolgten etwa 1950 und wurden nicht oder erst sehr spät durchforstet, so dass sich keine großen Kronen bzw. starke Stämme entwickeln konnten. Als jüngere Forstkulturen der Baumhasel sind in Österreich ca. 3 ha und in Deutschland ca. 10 ha bislang bekannt geworden. Hiervon wurden seit dem Jahr 2010 allein in Hessen in 6 Forstämtern rund 4,5 ha gepflanzt, sowohl im Engverband von 2,5x1m als auch im Weitverband von 6x6m. Die Weitverbandspflanzungen sollen auf den Verband 3x3m ergänzt und bei fehlender Naturverjüngung u. a. mit Linde oder Hainbuche ausgepflanzt werden, um die Fläche zu schließen und die Astreinigung zu verbessern. Teilweise soll an den Baumhaseln Grünastung durchgeführt werden, um astreines Wertholz zu erzeugen. Die wenigen Erfahrungen über das Wachstum der Baumhasel im Wald liegen überwiegend von besseren und tief gelegenen Standorten vor. Nur sehr selten wurde sie in Hochlagen angebaut, wie z.B. in der hessischen Rhön bei Hilders, wo 14-jährige Baumhasel in rauem Klima auf 600 m ü. NN auf eutrophem Standort eine Höhe von 8m erreichten. Mulchplatten haben sich in der Revierförsterei Lich (Gießen, Hessen) bei Weitverbänden mit Wuchshüllen auf eutrophen Standorten sehr bewährt. Im ersten Wuchsjahr (manchmal sogar bis zum dritten Wuchsjahr) verhindern die Mulchplatten das Hochwachsen von Konkurrenzvegetation weitgehend, so dass auf die aufwändige Kontrolle und das Entfernen der störenden Pflanzen in den Wuchshüllen verzichtet werden kann. Die Baumhasel ist nicht durch den klassischen Spätfrost im Mai gefährdet, da sie sehr früh austreibt - bereits Ende März werden die Blätter geschoben. Nur wenn zu diesem Zeitpunkt Frost auftritt, sind Schädigungen zu erwarten. So gab es in der Revierförsterei Lich, wo im März 2010 rund 4.600 Stück Baumhasel auf acht Teilflächen mit insgesamt 1,5 ha gepflanzt worden waren, am 20.03.2011 Nachtfrost bis - 6°C. und am 25.03.2011 bis - 2°C, der zum Absterben der gerade frisch ausgetriebenen Blätter führte. Die Bäumchen machten anschließend einen Johannistrieb von 20 bis 37 cm (maximal 49 cm; Hofmann 2012). Die Angaben über eine angebliche Spätfrostgefährdung im Mai müssen somit revidiert werden (Richter 2012). Das Pflanzgut für Kulturen ohne Wuchshüllen sollte nicht zu klein sein, damit die Pflanzen in der Konkurrenzvegetation nicht untergehen. Sortimente mit der Größe 50 – 80 cm oder 80 – 120 cm sind gut geeignet. Das Freischneiden kann schwierig sein, da die Blätter der Baumhasel schlecht von Himbeere oder Brombeere zu unterscheiden sind. Auch in Wuchshüllen sollte man keine Pflanzen unter 50 cm Größe verwenden. Es wäre wünschenswert, die Eignung von möglichst vielen verschiedenen Standorten für den Anbau der Baumhasel zu prüfen. Insbesondere auf mesotrophen und trockenen Flächen – sowohl in regenarmen Gebieten als auch auf sandigen oder steinigen Böden - sollten Baumhasel gepflanzt werden, so dass Hinweise über ihr Wuchsverhalten und Grenzen der Anbaufähigkeit in Mitteleuropa gewonnen werden können. Auf trockenen Standorten könnte die Baumhasel als Alternative zur Eiche interessant sein. Ein großer Vorzug der Baumhasel ist ihre Wipfelschäftigkeit, so dass man weniger Pflanzen als in Eichenkulturen verwenden kann. Die kürzere Produktionszeit und die höhere Wertholzerwartung sind weitere Vorteile gegenüber der Eiche. Als Mindestfläche eines Testanbaus wäre die Bepflanzung von 20x20 m im Engverband (z.B. 2,5 x 1,2 m mit 150 Pflanzen) notwendig, um Aussagen über das Wuchsverhalten treffen zu können. Raschwüchsige

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und konkurrenzkräftige Baumarten wie Kirsche, Bergahorn, Aspe oder Birke sollten nicht in unmittelbarer Nähe von Kleinflächen mit Baumhasel hochwachsen, um deren Fläche nicht zu verringern. Interessant wäre der Anbau von anderen Baumarten in der Nachbarschaft, um das Wuchsverhalten vergleichen zu können. Sehr empfehlenswert ist bei kleinflächigem Anbau das Anpflanzen in Wegenähe, damit man die Kultur besser im Auge behalten kann. Eine umfangreiche Datensammlung zur Baumhasel und Textquellen sind nachzulesen unter www.waldwissen.de. Literatur: Alexandrov, A (1995): Corylus colurna; in: Schütt (10/95) Hrsg.: Enzyklopädie der Holzgewächse. 2. Erg. Lfg. Ecomed-Verlag, Stuttgart ; S. 215 - 222 Alteheld, R.(1996): Die Baumhasel: Monographie einer Baumart , in: Werner Koch (Hrsg.): Baumkunde, Band 1. IHW-Verlag, Eching 1996, ISBN 3-930167-15-8; S. 39 - 75 Friedrich, G. F. und Schuricht, W. (1988): Nüsse und Quitten, Neumann - Neudamm Goeschke, F. (1887): Die Haselnuß, ihre Arten und ihre Kultur. Paul Parey – Verlag Griesche, C. (2004): Eine Türkin namens Baumhasel . in: Unser Wald , S. 32-33 (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald) Hilfreich, Heinrich (1996): Die Baumhasel – eine Alternative für trockene Standorte (1996 (4/5): S. 115 - 119 in „Der Waldwirt“; Hilfreich, Heinrich : weitere Gedanken zum Waldbau: 24 Aufsätze/ von Heinrich Hilfreich – Eching bei München ; IHW – Verl., 1997 ISBN 3 – 930167-24-7 Hoffmann, Wolf (2012): Eignung der Baum-Hasel (Corylus colurna L.) als Laubholzbeimischung in einem Wald-Kiefernbestand auf Flug- und Schwemmsanden im Gemeindewald Hassloch; Bachelorarbeit an der FH Rottenburg Kölling, Christian (2008): Die Douglasie im Klimawandel: Gegenwärtige und zukünftige Anbaubedingungen in Bayern, LWF Wissen 59 : S. 20 (Bayer. Landesanstalt f. Wald u. Forstwirtschaft; Kriterien zur Prüfung der Anbauwürdigkeit von fremdländischen Baumarten unter Berücksichtigung des Klimawandels) Maurer, K.J. (1973): Versuch einer Corylus-Monographie. Mitteilungen Rebe und Wein, Obstbau und Früchteverwertung 23 (5/6): 407-444 Paar, U. et al. (2012): Waldzustandsbericht 2012 für Hessen, Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt, Göttingen; S. 16 - 17 Pauls, T. (2006): Die Baumhasel – mehr als ein Alleebaum. in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft 91 (2006); S. 191 – 199, ISSN 0070-3958 Richter, E. (2012): Baumhasel – ein Baum für den Klimawandel ?! AFZ – Der Wald 8/2012; S. 8 - 9 Ruhm, W. (2009): Die Baumhasel – eine Baumart für Kärnten: in: Kärntner Forstverein FVF Info 59/ Juni 2009; S. 15-16 Schölch, Manfred (2011): Baumhasel und Ahornblättrige Platane – erste Erfahrungen im forstlichen Anbau , Forstarchiv 82, S. 155 – 156 Spellmann, H .et al. (2011) : Waldbauliche Anpassungsstrategien für veränderte Klimaverhältnisse ; AFZ-Der Wald 11 / 2011 Revierförsterei Lich (HessenForst Forstamt Wettenberg) Eckhard Richter, Am Grenzwall 14, 35410 Hungen E-Mail: [email protected] 25 – Entwurf für : Veröffentlichung in der Zeitschrift „Der Waldbesitzer“ Waldbesitzerverband 2013- Heft 05

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Mein Titelvorschlag war: „Baumhasel - ein Neuling im deutschen Wald, geeignet für den Klimawandel ?“ der wurde von der Redaktion verworfen und „Gewinner des Klimawandels“ vorgeschlagen. Da ich unbedingt den Begriff „Baumhasel“ im Titel haben wollte, kam schließlich heraus: „Klimagewinner Baumhasel“ Klimagewinner Baumhasel Eigenschaften In zahlreichen deutschen Ortschaften kann man Baumhasel als Straßenbaum finden. Meist wird man auf den Baum aufmerksam, wenn im Herbst Haselnüsse unter den Bäumen liegen und weit und breit kein Haselnussstrauch zu sehen ist. In unseren Wäldern ist Baumhasel bislang eine Rarität und daher auch den meisten Förstern kaum bekannt. Das könnte sich rasch ändern, da sie als eine derjenigen Baumarten angesehen wird, die mit dem Klimawandel gut zurechtkommen könnte. Baumhasel ist ein seltener Waldbaum, der von Afghanistan bis zum Balkan meist einzeln eingemischt in abgelegenen Gebirgswäldern auf steilen Hängen steht. In den rumänischen Karpaten wachsen Baumhasel auf Extremstandorten, wo andere Baumarten an ihre Grenzen kommen. Auf trockenen Karstfelsen mit ausgeprägter Dürrephase im Sommer sind dort Baumhasel mit hervorragenden Stämmen und großen Kronen zu finden. Sie beweisen nicht nur die außerordentliche Trockenheitsresistenz dieser Baumart, sondern auch ihre Toleranz gegen Kälte, da hier im Winter eisiger Wind aus dem Osten weht und die Temperaturen wochenlang deutlich unter dem Gefrierpunkt liegen. Die Baumhasel hat eine Reihe von Eigenschaften, die sie als Waldbaum für Deutschland hochinteressant machen. Ihr Holz ist sehr wertvoll und wird für u.a. Möbelbau verwendet. Deswegen wurde sie im Mittelalter auf dem Balkan fast ausgerottet, ähnlich wie bei uns die Eibe. Die Baumhasel wächst wipfelschäftig auf, sie bildet wie eine Pappel oder Erle einen geraden Stamm ohne Verzweigungen aus, was eine hohe Ausbeute an Sägeholz ergibt. Sie wächst relativ rasch, so dass ihr Holz viel früher geerntet werden kann als z. B. bei der Eiche. An unser Klima ist sie gut angepasst, wie die zahlreichen Straßenbäume seit vielen Jahrzehnten beweisen. Da sie früh austreibt, besteht keine Gefährdung durch Spätfröste im Mai oder Juni. Die größten deutschen Baumhasel erreichen eine Höhe von 31 m und Brusthöhendurchmesser von 100 cm. In einem jüngeren Bestand bei Köln waren 54-jährige Baumhasel bereits 27m hoch und erreichten Brusthöhendurchmesser bis zu 58 cm. Die Jahrringbreite bei Altbäumen, die als Straßenbäume solitär stehen, kann bis zu 8 mm betragen und zeigt das Wuchspotential dieser Baumart. Die Jahrringbreiten von Bäumen im Waldbestand liegt naturgemäß darunter, weil hier nur kleinere Kronen ausbildet werden können. In Rumänien wurden in einem urwaldartigen Bestand Baumhasel mit einem Alter von 310 Jahren entdeckt. Da ihr Holz bei uns nur sehr selten auf dem Holzmarkt angeboten wird, liegen nur wenige Handelspreise vor, sie lagen bei 300 bis 450 €/ fm für Stammholz.. Erfahrungen im Stadtwald Lich In Deutschland gab es bislang nur einige winzige Versuchsanbauten mit zusammen etwa 15 ha Fläche. In den letzten drei Jahren wurden in 17 von 41 hessischen Forstämtern erstmalig Baumhasel angepflanzt, insgesamt rund 25.000 Stück. Hauptlieferant waren die Darmstädter Forstbaumschulen, die sich seit längerer Zeit mit der Produktion von Baumhaselpflanzgut beschäftigen, selbst Saatgut in ausgewählten Beständen sammeln und Baumhasel in bester Qualität liefern. Im 1570 ha großen Stadtwald Lich, rund 40 km nördlich von Frankfurt/ M. in einer ausgeprägt trockenwarmen Klimaregion gelegen, war man auf der Suche nach Baumarten, die zukünftig unter veränderten Bedingungen des Klimawandels gedeihen können. Die Waldflächen liegen in einer Meereshöhe von 180 m ü. NN in der sogenannten „Wetterauer Trockeninsel“ mit geringen Niederschlägen von 550 mm, hoher Jahresdurchschnittstemperatur (8,5° C) und hoher Verdunstung in der Vegetationszeit. Die Standorte auf Basalt sind nährstoffreich (eutroph), oftmals mit Lössüberdeckung. Der Stadtwald Lich hat nach dem Hitzesommer 2003 die Hälfte seiner über 30-jährigen Fichtenbestände durch Käfer- und Sturmschäden verloren, hierdurch entstanden 75 ha Freiflächen. Bei der Aufforstung gab es große Anwuchsprobleme bei Douglasie, die Eichenkulturen mussten mit sehr hohem finanziellem Aufwand mehrfach nachgebessert werden, so dass Alternativen gesucht wurden. Auf zahlreichen kleinen

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Blößeflächen wuchsen nur einzelne Weichhölzer hoch, trockene Frühjahre bereiteten den Kulturen große Schwierigkeiten. Auf Kleinflächen und in geringen Stückzahlen wurden im Licher Stadtwald trockenheitstolerante Baumarten wie Libanonzeder, Esskastanie, Walnuss, Hybridnuss, Silva-select-Kirschen, Lindenblättrige Birke, Frühlingsahorn, Ungarische Eiche, Wildbirne, Mehlbeere, Speierling und Elsbeere angebaut um herauszufinden, welche Baumart mit den trockenwarmen Bedingungen am besten zurechtkommt. Auf der Suche nach einer Laubbaumart, die wipfelschäftig wächst und daher in geringen Stückzahlen angepflanzt werden kann, war man auch auf die Baumhasel gestoßen. Sie wurde sowohl im Weitverband von 3x3 m als auch auf acht Teilflächen von insgesamt 1,5 ha Größe klassisch im engen Pflanzverband von 2,5 x 1m angepflanzt, um die Ergebnisse vergleichen zu können. Außerdem wurden lückige Eichenkulturen mit Baumhasel nachgebessert, nachdem mehrmalige Nachbesserungen mit Eiche erfolglos waren und weiterhin große Ausfälle bestanden. Die Baumhasel wachsen deutlich besser als die benachbarten Eichen mit nur einem Gipfeltrieb und erheblich längeren Jahrestrieben hoch. Da Baumhasel sehr früh austreibt, sollte sie bis Anfang April gepflanzt werden. Die Pflanzen dürfen nicht zu klein sein, damit sie nicht in der Begleitvegetation untergehen. Geeignet sind Sortimente zwischen 50 und 80 cm Größe, bei denen das Spross-Wurzelverhältnis günstiger ist als bei Heistergroßpflanzen. Wichtig ist das rechtzeitige Freischneiden bei üppigem Unkrautwuchs. Auf sehr nassen, wechselfeuchten Flächen sterben die Baumhasel ab, auf trockenen Standorten haben sie keine Anwuchsprobleme. Beim Weitverband wurden die Baumhasel mit Wuchshüllen geschützt, besonders bewährt haben sich dabei auf den eutrophen, stark unkrautwüchsigen Böden Mulchplatten. Diese verhindern in den ersten zwei Jahren, dass Begleitvegetation in den Wuchshüllen hochwächst und die kleinen Bäumchen ausdunkelt. Die Bäume der Weitverbände müssen geästet werden, wenn zu wenig Naturverjüngung auf den Flächen ankommt und sich dann zu dicke Äste entwickeln. Die bisherigen Ergebnisse sind recht vielversprechend, so ist ihr Wachstum wesentlich besser als bei benachbarten Eichenkulturen. Im vierten Standjahr sind in Lich einige Baumhaselpflanzen, die als 60 cm große Setzlinge gepflanzt wurden, bereits über 3 m hoch und haben Jahrestriebe von maximal 94 cm. Manfred Schölch, Waldbauprofessor in Weihenstephan, ließ 2,5 ha Baumhasel an vier verschiedenen Standorten in Süddeutschland anpflanzen. Nach sechs Jahren waren seine Baumhasel bereits im Durchschnitt 4,3 m hoch, das Maximum betrug 6,1 m. Das jährliche Höhenwachstum lag durchschnittlich bei 87 cm und maximal bei 140 cm. Ausblick Zukünftig wäre in deutschen Wäldern für die Baumhasel ein Stellenwert denkbar, den gegenwärtig die Roteiche hat, unsere häufigste fremdländische Laubbaumart. Viele hoffnungsvolle Anbauten von fremdländischen Baumarten aus Übersee sind in der Vergangenheit langfristig gescheitert, weil sich herausstellte, dass sie an die Standortsbedingungen in Deutschland nicht angepasst sind. Ein Vorteil der Baumhasel gegenüber anderen Fremdländern ist, dass sie autochthon (von Natur aus) in unserer Nachbarschaft, dem Balkan, vorkommt und hier beweist, dass sie mit europäischem Klima und Wuchsbedingungen (Pilzen, Insekten etc.) zurechtkommt. Durch Herkunftsversuche sollten bei uns Baumhasel aus verschiedenen Ländern geprüft werden, um die für Mitteleuropa am besten geeigneten Herkünfte herauszufinden. In Deutschland sollten kleine Versuchsanbauten z. B. auf einer Fläche von 20 x 20 m im Verband 2,5 x 1 mit 150 Pflanzen erfolgen. Günstig wäre die Anlage z. B. in einem Eichengatter in Wegenähe, um die Entwicklung besser im Blick behalten zu können. Auf nährstoffreichen Basaltstandorten gedeiht die Baumhasel nach bisherigen Erfahrungen sehr gut. Von besonderem Interesse ist das Wuchsverhalten auf Standorten, die relativ schlecht mit Nährstoffen versorgt und zusätzlich trocken sind.. Die Anbauten sollten rasch erfolgen, um baldmöglichst Aussagen über die Eignung der Baumhasel für deutsche Wälder unter den Bedingungen des Klimawandels treffen zu können.

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Der Autor ist sehr an der Meldung von Versuchsanbauten interessiert, um Erfahrungen über diese neue Baumart zu sammeln. Eckhard Richter Revierförsterei Lich (Forstamt Wettenberg) Am Grenzwall 14 35410 Hungen e-mail: [email protected] Für weitere Informationen siehe: 1. Richter, E. (2012): Baumhasel – ein Baum für den Klimawandel ?! AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 8/ 2012; S. 8-9 2. Richter, E. (2013): Baumhasel – anbauwürdig in Mitteleuropa?; AFZ (Allgemeine Forstzeitschrift) – Der Wald; Heft 5/ 2013; S. 7-9 3. www.waldwissen.de - Stichwort „Baumhasel“ 26 – Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 2014-05: Ein außergewöhnlicher Waldbestand bei Oravița in Rumänien Baumhasel – eine Untersuchung zu Bestandesstruktur und Wachstum Wegen ihres wertvollen Holzes wurde die Baumhasel um 1750 in großen Mengen nach Wien geschafft (Goeschke 1887 in Alteheld 1996) und um 1870 wurden auch schwer zugängliche Gebiete in den Karpaten ausbeutet: Noch eine andere botanische und forstliche Merkwürdigkeit hat die Gegend des Domogled [in den südwestlichen Karpaten beim Eisernen Tor der Donau, im heutigen Nationalpark Domogled/ Rumänien]. Es sind dies Prachtbäume von Corylus colurna. Ich sage mit Recht Prachtbäume, denn so weit ich noch in Europa herum gekommen bin, habe ich nirgends ihres Gleichen gesehen…Wer hat noch vor wenig Jahren dem Türkisch-Haselnußbaum Aufmerksamkeit geschenkt? Niemand, als höchstens der Botaniker oder ein mit botanischen Grillen behafteter Gartenfreund ! Heute ist das ganz anders. Ein Pfiffikus fand nemlich heraus, dass das politierte Reifholz der Colurna gerade wie Leder aussehe, und flugs verfertigte er aus selbem Chatouillen, Reise – und andere Necessaires, Portemonnaies, kurz, Alles, was die heutige elegante Welt von bestem Galanteriestand mit Leder zu überziehen pflegt. Und in der That, diese Objekte geben sich nicht nur echt zierlich, sondern auch zum Täuschen dem Leder ähnlich. Damit war das Glük diese und einiger anderer guten Wiener gemacht, die sich der sogenannten „Erfindung“ alsbald bemächtigten. Unsere Modeleute, die einen ungeheuren Werth darauf legen, wenn Eisen wie Holz und Holz wie Eisen dargestellt wird – es ist dies wahrscheinlich ein Ausfluß der jezt regierenden Leidenschaft für das Maskenwesen – fanden das superb, entzückend, und so wurden diese Nippsachen, diese Lederimitazionen aus Türkisch-Haselnuß ein sehr gesuchter und gut bezahlter Galanterieartikel.…Nur mit dem Rohstoffe ging es von Anfang an nicht leicht; denn es bedurfte starker Stämme, umsomehr, als der Splint, für diesen Zwek nichts taugt, weil er weiß und nicht lederbraun ist. Zuerst mussten die … Merkensteiner Haselriesen dran, hierauf was sonst noch in Parks oder in Wäldern von Oberungarn zu haben war. Aber natürlich war man auch hier bald zu Ende, denn die Colurna erscheint nur sehr vereinzelt im Walde eingesprengt, sie war bisher nie ein Gegenstand der Kultur und starke Stämme gar waren in den oberen Gegenden des Reiches [Österreich-Ungarn] von jeher sehr selten.… Herr Stenzel hat jezt [um 1870] im Südöstlichen Ungarn [im Südwesten von Rumänien] seine Holzlieferanten, die soeben im Begriffe sind, die Gegend von Mehadia [bei Herkulesbad; Domogled] auszubeuten. Ich sage mit Bedacht, ausbeuten, denn sind einmal die dortigen Wälder von ihren prächtigen Haseln – Ueberbleibsel der ablaufenden Urwaldzeit – entleert, so ist des für immer aus mit diesem seltenen Schaze, da kaum daran zu denken ist, dass diese Baumart nachgezogen werde. Wer möchte wohl auch in unserer schnelllebigen Zeit hundert und mehr Jahre warten, die neue Pflänzlinge brauchen, um zu brauchbaren Bäumen heranzuwachsen?! Österreichischer Reichsforstverein (1871)

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Im Zuge des Klimawandels wird nach Baumarten gesucht, die unser bisheriges Baumartenspektrum erweitern können. Die Baumhasel mit ihrem sehr wertvollen Holz, ihrem wipfelschäftigen Stamm, extremer Toleranz gegenüber Dürre und relativ hohem Zuwachs ist einer der Kandidaten, die zukünftig bei uns in größerem Umfang angebaut werden könnten. Die Baumhasel wurde weder bei den umfangreichen Anbauversuchen mit fremdländischen Baumarten seit dem Jahr 1880 noch bei der aktuellen Prüfung von 58 potentiellen Gastbaumarten in Bayern für Anbauten im Zuge des Klimawandels (Schmiedinger et al. 2010) berücksichtigt. Kenndaten Baumhasel (Maximalwerte): Alter: > 300 Jahre Höhe: 35 m BHD: 110 cm Radialzuwachs: 8 mm Jahrestrieblänge: 170 cm Holzpreis: 450 €/ fm Über ihr Wuchsverhalten und ihre waldbauliche Behandlung ist bislang nicht viel bekannt, da sie bislang ein forstliches Schattendasein geführt hat und keine waldbaulichen oder wachstumskundlichen Untersuchungen durchgeführt wurden. In Deutschland gibt es – abgesehen von Straßenbäumen - nur wenige Kleinbestände, an denen Messungen durchgeführt werden können. Die Baumhasel kommt mit ihrer Verbreitung von Bosnien bis nach Afghanistan in Regionen vor, die ein wärmeres Klima aufweisen als Deutschland. Möglicherweise sind dies Verhältnisse, die im Zuge des Klimawandels zukünftig auch bei uns herrschen werden. In Rumänien z. B. wächst die Baumhasel zusammen mit einer großen Palette unserer heimischen Laubbäume, was zeigt, dass sich ihre Ansprüche an diesem Standort überschneiden. Auf dem Balkan mit seinen zahlreichen Baumhaselvorkommen (Alexandrov 1995), wächst sie als sehr konkurrenzschwache Baumart auf trockenen, steilen Hängen und meist nur einzelstammweise eingemischt in andere Edellaubhölzer und erreicht auf diesen Extremstandorten nur geringe Höhen und geringe Durchmesser. Daher ist es ein Glücksfall, dass ein größerer, urwaldartiger Baumhaselbestand am Südwestrand der rumänischen Karpaten bei Oravita entdeckt wurde, der außergewöhnliche Wuchsleistungen aufweist und in dem wertvolle Daten erhoben werden können. Der Bestand bei Oravița / Rumänien Standort Der Bestand Oravița (Aussprache:“Orawiza“) befindet sich im 37.000 ha großen Nationalpark Cheile-Nerei-Beusnita, einem großen Karstgebiet. In der vorgelagerten landwirtschaftlichen Fläche, in der riesige Gebiete noch nicht mit Kunstdünger überdüngt oder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden, wo Hirten mit ihren Schafherden umherziehen, existiert eine phantastische Kulturlandschaft mit unglaublichem Artenreichtum - eine Situation, die in den Karpaten noch allgegenwärtig ist. Im Nationalpark Cheile-Nerei-Beusnita befindet sich die Neraschlucht, der längste und tiefste Canyon Rumäniens. Außerdem gibt es zahlreiche, teilweise kilometerlange Höhlen mit großen Fledermausvorkommen (u. a. Hufeisennasen) sowie Dolinen und Wasserfälle mit Kalksinterterassen. Die Rotbuche ist die dominierende Baumart im Nationalpark, Edellaubhölzer wie Esche, Bergahorn sowie Silberlinde sind ebenfalls vertreten. Echte Urwälder mit Buchen über 100 cm Bhd kommen in Kleinflächen verstreut im Gebiet vor. Während der Donaumonarchie wurden Waldstraßen angelegt und auch abgelegene Waldteile in Nutzung genommen. Der Baumhaselwald, 100 km südlich von Timisoara bzw. 13 km südöstlich der Stadt Oravița gelegen, ist einer der nördlichsten autochthonen Baumhaselbestände Europas. Er hat eine Größe von rund 80 ha und steht auf einem Berghang mit Südexposition in einer Höhenlage zwischen 570 m und 800 m ü.NN. Ausgangsgestein ist eutropher Karst mit hohem Kalkanteil, in großen Bereichen ist eine Feinerdeschicht vorhanden. Teilbereiche sind mit Felsbrocken übersät bzw. das Karstgestein steht offen an. Der Geländewasserhaushalt ist als extrem trocken mit ausgeprägter Dürrephase im Sommerhalbjahr anzusprechen, der Jahresniederschlag beträgt etwa 800 mm. Während im Winter bis zu 1 m Schnee liegt, fällt im Sommer im kontinentalen Klimabereich kaum Niederschlag. Die im Sommer ausgetrockneten Bachbetten deuten mit ihrem Treibgut an, welche gewaltigen Wassermassen bei der Schneeschmelze zu

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Tal fließen. Der Kalkuntergrund hat einen sehr hohen Steinanteil mit geringen Tonanteilen und kann nur sehr wenig Wasser speichern. Dieses sickert rasch in den Untergrund, so dass innerhalb der Vegetationsperiode nur sehr wenig Wasser pflanzenverfügbar ist. 4 km nordwestlich des Bestandes Oravița befindet sich ein weiteres, etwa 3 ha großes Baumhaselvorkommen im Beiu - Tal oberhalb der Quelle Ochiul Beului (Drachenauge, Karstquelle) auf einem schroffen, extrem steilen und felsigen Hang mit entsprechend erschwertem Zugang. Solche Steillagen sind die typischen Standorte der Baumhasel, da hier die Konkurrenz durch andere Baumarten gering ist. Die Hangneigung des Bestandes Oravița dagegen ist mit etwa 20 % gering, so dass die Fläche gut zu belaufen ist und Messungen ohne großen Aufwand durchgeführt werden können. Außergewöhnlich ist der hohe Anteil der Baumhasel auf gering geneigtem Terrain, wo die Konkurrenzkraft der anderen Baumarten aufgrund der günstigeren Standortbedingungen größer ist als an Steilhängen. Innerhalb des Nationalparks Cheile-Nerei-Beusnita, der fast vollständig aus Kalkuntergrund besteht, sind bislang nur die zwei o. g. Baumhaselvorkommen bekannt geworden. In den flach geneigten Flächen des Nationalparks mit höherem Feinerdeanteil sind Rotbuche und seltener auch Edellaubhölzer dominant, so dass die konkurrenzschwache Baumhasel keine Chance zum Gedeihen hat. Die schroffen Steilhanglagen des Nationalparks wurden bislang nur unzureichend auf Baumhasel untersucht. Die bisher kontrollierten Steilhänge weisen erstaunlicherweise keine Baumhasel auf (Calin Uruci, Biologe des NP Beusnita; mdl.), obwohl sie die für Baumhasel typischen trockenen und eutrophen Standorte darstellen Die Schaftformen der Baumhasel in Oravița beeindrucken durch ihre ausgesprochene Wipfelschäftigkeit; gekrümmte, bogige Stämme oder Zwiesel sind sehr selten. Die Mehrzahl der Stämme waren auf 6 bis 8 m astrein, dann setzte die Krone mit starken Ästen an. Zahlreiche Stämme wiesen einen Bhd zwischen 50 und 70 cm (Bhd jeweils mit Rinde) auf, der stärkste wipfelschäftige Stamm hatte 76 cm, Zwiesel hatten 80, 97 bzw. 107 cm und ein Triesel sogar einen Bhd von 115 cm (frischer Windwurf). Die Baumhöhen wurden mit dem Suunto-Höhenmesser gemessen und ergaben Höhen für Baumhasel von 20 bis 24 m. Die Mischbaumarten wie Esche, Silberlinde oder Bergahorn wiesen bei diesen trockenen Verhältnissen ebenfalls keine größeren Höhen auf. Andere Mischbaumarten im Bestand Oravița hatten folgende maximale Bhd (mit Rinde): Esche 77 cm (Höhe 24 m), Elsbeere 78 cm und Wildbirne 63 cm. Da die Bodenverhältnisse kleinstandörtlich sehr unterschiedlich sind und insbesondere große Unterschiede bezüglich des Feinbodenanteils ausweisen können, sind die Daten nur bedingt vergleichbar. Probekreise/ Baumartenverteilung In der Literatur werden Baumhaselanteile von 10 % für den „Kaukasus“ und 30 % in Armenien genannt (Alexandrov 1995), diese Bestände wurden leider nicht detailliert beschrieben. Auf dem Balkan kommen Baumhasel meist nur als Einzelbäume in den Wäldern vor (Smolyaninova (1936) und Vassilev (1961) in: Alexandrov (1995)). Im Bestand Oravița mit einem geschätzten durchschnittlichen Baumhaselanteil von 15 % wurden drei Probekreise absichtlich in Flächen mit besonders hohem Baumhaselanteil gelegt. Diese Probekreise sind daher nicht repräsentativ, sondern sollen eine Situation mit maximalem Baumhaselanteil darstellen. Die Bhd wurden inklusive Rinde ermittelt, bei der Interpretation der Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass die Rindenstärke bei Baumhasel zwischen 0,5 und 4 cm liegen kann. Die drei Probekreise wurden mit dem Dendrometer nach Kramer mit der Zählbreite 1 aufgenommen und mittels des Auswertungsprogramms von Klaus Stolpp (Schlangenbad/Hessen) bearbeitet. 71 Bäume wurden erfasst, davon 24 (34 %) Baumhasel, 14 (20 %) Silberlinden, 12 (17 %) Orienthainbuchen und 21 (29 %) Exemplare anderer Mischbaumarten wie Esche, Feldahorn, Spitzahorn, Bergahorn, Elsbeere, Feldulme, Sommerlinde, Rotbuche, Zerreiche, Vogelkirsche und Wildbirne. Die stärksten Baumhasel in den Probekreisen hatten Bhd von 60, 62, 67 bzw. 68 cm. Die Bestandesgrundfläche lag bei 24,1 qm/ha, der Anteil der Baumhasel betrug 33 %, Silberlinde 20 %, Orienthainbuche 17 % und die restlichen Baumarten 30 %. Das Volumen aller Baumarten lag bei 264 fm/ha, ausgehend von einer Baumhöhe von 22 m und einer Formzahl von 0,5. Der Anteil der Baumhasel am Volumen betrug 33 %, Silberlinde 20 %, Orienthainbuche 16 % und restliche Baumarten 31 %.

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Bdh m. R. Anzahl N / ha Anzahl % Vfm / ha Vfm (%) bis 25 cm 157 48 48 18 26-49 cm 156 47 168 64 50-65 cm 13 4 34 13 über 66 cm 3 1 14 5 Summe 329 100 264 100 Tab. 1: alle Baumarten in Oravița: Stärkeklassenverteilung hochgerechnet für einen Hektar, ausgehend von drei Probekreisen mit besonders hohem Baumhaselanteil, %-Werte: Anteil der Stärkeklasse an der Anzahl oder dem Vorrat Einteilung der Stärkeklassen (für wüchsige Standorte) nach Klaus Stolpp (Schlangenbad/ Hessen). Bdh m. R. Anzahl N / ha Vfm / ha Anzahl (%) Vfm (%) bis 25 cm 53 9 34 19 26-49 cm 31 46 20 27 50-65 cm 9 24 69 71 über 66 cm 2 8 66 57 Summe 95 87 Tab. 2: nur Baumhasel: Anzahl bzw. Vorrat innerhalb der Stärkeklasse

Diagramm 1: Anzahl (N) innerhalb der Stärkeklassen – Baumhasel und die anderen Baumarten

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Diagramm 2: Vorrat (Vfm) innerhalb der Stärkeklassen – Baumhasel und die anderen Baumarten Alter und Durchmesserzuwachs Von 6 Bäumen des Bestandes Oravița wurden Bohrkerne mit einem Zuwachsbohrer entnommen. Hierbei konnten nur die äußeren 25 cm des Baumes untersucht werden. Eine Altersermittlung wäre mit dieser Methode nur dann möglich, wenn man das Zentrum des Stammes, den Markstrahl, bei der Bohrung treffen würde, was nur bei entsprechend dünnen Stämmen glücken kann. Die Jahrringe wurden von Jürgen Römer von der FENA (Forsteinrichtung und Naturschutz Gießen) mit einem Digital-Positiometer (Jahrringmessanlage) vermessen. Die durchschnittlichen Jahrringbreiten längerer Zeitabschnitte (mehr als 30 Jahre) lagen zwischen 0,4 und 2,2 mm. Einzelne Jahrringe waren ausnahmsweise bis zu 4 mm stark. Das maximale Alter, das mittels Zuwachsbohrer ermittelt werden konnte, betrug 229 Jahre auf 17 cm Bohrkern mit durchschnittlichen Jahrringbreiten von 0,7 mm. Das Gesamtalter dieses Baums Nummer 6, der einen BHD von 72 cm mit Rinde (Rindenstärke 4 cm !) hatte, wurde auf 304 Jahre geschätzt. Für die inneren 22 cm des Stamms, die nicht gebohrt werden konnten und wo der Zuwachs in der ersten Lebensphase sicherlich höher war, wurde dabei eine durchschnittliche Jahrringbreite von 2 mm unterstellt. Wenn man für die inneren 15 cm eine durchschnittliche Jahrringbreite von nur 1,5 mm annehmen würde, ergäbe dies ein geschätztes Alter von 329 Jahren. Ein anderer Baum (Baum Nr. 4, Bhd 76 cm mit Rinde, Rindenstärke 1 cm) war innen hohl und hatte außen nur noch 8,5 cm Holzsubstanz, wo bei einer durchschnittlichen Jahrringbreite von 0,65 mm 130 Jahrringe festgestellt wurden. Wenn man für die restlichen 28,5 cm bis zum ehemaligen Stammzentrum eine durchschnittliche Jahrringbreite von 1,5 mm unterstellen würde, hätte der Baum ein Alter von 320 Jahren. Der Baum war vorherrschend mit weiterhin guter, kräftiger Krone, von außen waren keine Schäden am Stamm feststellbar. Es handelte sich hierbei um den stärksten wipfelschäftigen Baumhasel des Bestands. Alexandrov (1995) gibt in der Enzyklopädie der Laubbäume das Höchstalter der Baumhasel mit nur 200 Jahren an. Ein Solitär (Baum Nr. 2; Bhd 68 cm m. R., Rindenstärke 4 cm), der 5 km nördlich des Bestandes in einem Bachtal neben einem verlassenen Bauernhof stand und angepflanzt war, hatte eine sehr große Krone. Sein Alter wurde auf 120 Jahre geschätzt. Dieser Solitär hatte durchschnittliche Jahrringbreiten von 2,8 mm innerhalb der letzten 68 Jahre, die im Bohrkern zu analysieren waren. In 6 Jahren waren seine Jahrringe breiter als 4 mm, zweimal breiter als 5 mm und der maximale Jahrring in der Jugendphase betrug 6,4 mm. Verjüngung von Baumhasel ist in Oravița nur sehr spärlich vertreten. Auffällig ist der sehr häufige Stockausschlag: Fast alle stärkeren Baumhasel weisen Ausschläge auf, an manchen Bäumen sind es Dutzende dünner Ruten, die emporwachsen. Oft wachsen starke Stämmchen als Stockausschlag neben den Altbäumen hoch. Bei einigen älteren Bäumen ist deutlich zu erkennen, dass sie aus Stockausschlag hervorgegangen sind.

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bis 25 cm 26‐49 cm 50‐65 cm

Vorrat

andere Baumarten Baumhas

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Bei einem Baum (Baum Nr. 5; Bhd 27 cm m.R.; Rindenstärke 0,5 cm), der als Stockausschlag neben einem Baumhaselstamm mit Bhd 76 cm m.R. wuchs, betrug der Radialzuwachs durchschnittlich 1 mm. In der Jugend lag er bei maximal 3 mm, in den letzten 30 Jahren zwischen 0,5 und 1 mm. Das Alter dieses Stockausschlagsstamms lag bei 130 Jahren, die Baumhöhe betrug 17 m. Urwald ? Es ist unklar, ob es sich bei dem Bestand Oravița um echten, noch nie genutzten Urwald handelt. Der Bestand Oravița liegt innerhalb der großen Edellaubholzwälder des Nationalparks Cheile Nerei Beusnita auf einer Bergkuppe. Der Bestand ist ein geschlossenes, homogenes Altholz ohne große Lücken, Flächen mit Stangenholz oder Verjüngung fehlen. Direkt unterhalb befindet sich ein großflächiges, etwa 20-jähriges Stangenholz mit sehr hohem Silberlindenanteil, das aus einem Kahlschlag hervorgegangen ist. In Oravița ist nur sehr wenig stehendes oder liegendes starkes Totholz vorhanden. In den Probekreisen wurde ein hoher Anteil von mittelstarkem Holz mit Bhd zwischen 25 und 50 cm ermittelt; der Anteil von Starkholz über Bhd 50 cm ist gering. Diese beiden Aspekte sprechen dagegen, dass es sich um echten Urwald handelt. Der maximale Bhd von wipfelschäftigen Baumhasel auf diesem trockenen Standort betrug 76 cm m.R., größere Bhd sind hier kaum zu erwarten. Die Auswertungstabellen und Einteilung der Stärkeklassen nach Klaus Stolpp wurden für wüchsige Standorte erstellt, was bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen ist. Einige Baumhasel sind über 300 Jahre alt, so dass eine lange nutzungsfreie Phase bestehen dürfte. Forschungsbedarf Der Bestand Oravița mit seinem hohen Baumhaselanteil und vielen alten und starken Bäumen, auf leicht zugänglichem Terrain gelegen, stellt ein einmaliges Forschungsobjekt dar. Sehr wünschenswert wären weitere Messungen bezüglich Baumhöhe, Bestandesgrundfläche, Überschirmungsflächen, Vorrat, Durchmesserverteilung, Stärke der Rinde, Schaftlängen und -qualitäten, Alter sowie Aufnahme der Verjüngung und genaue Ermittlung der Gesamtfläche des Bestandes und entsprechende Erfassung der Mischbaumarten. Insbesondere der Vergleich mit den Mischbaumarten wäre von großem waldbaulichem bzw. wissenschaftlichem Wert. Die Fällung eines Baums mit anschließender Stammanalyse wäre interessant, um den Wachstumsgang detailliert zu erfassen (Zeidler (2012). Sehr günstig sind die topographischen Gegebenheiten, da der Bestand Oravita an einem flach geneigten Hang stockt und im Gegensatz zu den meisten anderen Baumhaselbeständen leicht begehbar ist. Weitere große Baumhaselvorkommen – interessant für einen Herkunftsversuch Ein Herkunftsversuch mit Genmaterial aus den Urpsrungsgebieten sollte baldmöglichst durchgeführt werden, um herauszufinden, welche Herkünfte bei uns am besten wachsen. Eine Samenplantage sollte angelegt werden, um dieses genetische Material langfristig zu sichern. In den Ursprungsländern kann es vorkommen, dass Bestände durch Übernutzung verschwinden. Die u. g. Bestände sollten detailliert untersucht sowie hinsichtlich ihrer Gefährdung analysiert werden. In den hier genannten Vorkommen ist die Baumhasel vermutlich in den Laubholzbeständen nur einzeln eingemischt. Der o.g. Bestand Oravița in Rumänien mit seinen hohen Baumhaselanteilen bis zu 30 % stellt vermutlich eine Ausnahme dar. In der Literatur finden sich nur wenige Angaben über größere Baumhaselvorkommen. Meist sind auch hier die Flächengröße oder Anteil der Baumhasel am Bestandesaufbau nicht erwähnt. Es ist davon auszugehen, dass weitere großflächige, bislang unbekannte Baumhaselvorkommen existieren. 1. Beus (1970) hatte für Bosnien-Herzegowina das Vorkommen bei Nevesinje (50 km südlich von Sarajevo) als einzigartig und als das landesweit größte Vorkommen beschrieben, das bei der Forstinventur 1966 erfasst wurde. Nach den Kriegswirren der 1990er Jahre und in einer Phase illegalen Einschlags sind hier auf einer Fläche von 70-100 ha aktuell nur noch Einzelbäume mit Bhd bis zu 35 cm vorhanden, deren Alter auf 50 Jahre geschätzt werden (Branislav Cvjetkovic; Universität Banja Luca, schriftl. Mitt.). 2. Bei Konjic (Bosnien, 40 km westlich von Sarajevo) wurde ein Bestand als Quelle zur Samengewinnung anerkannt. Er liegt auf 860 m ü. NN, der Jahresniederschlag liegt bei 1234 mm, die Jahresdurchschnittstemperatur bei 8,2° C. Das Alter ist mit 40 Jahren angeben, die Bäume sind bis zu 17

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m hoch und die Bhd liegen zwischen 12 und 72 cm (meist bei 24 cm). In der Nachbarschaft kommen auf 500 ha Baumhasel einzeln eingestreut vor mit Bhd bis zu 100 cm (Dr. Dalibor Ballian, Forstuniversität Sarajevo, schriftl. Mitt.). 3. Bei Rogatica (Bosnien, 60 km östlich von Sarajevo) wurden 2 Vorkommen (Mednik und Dobrijevici) auf Kalkstein als Samenbestände erfasst. Die Gesamtfläche wird auf 50 ha geschätzt. Sie liegen zwischen 900 und 1125 m ü. NN, der Jahresniederschlag beträgt ca. 1500 mm. Die 52 besten Bäume wurden anhand von 16 Kriterien detailliert untersucht. Die Bhd lagen zwischen 13 und 70 cm, ein Baum hatte 168 cm. Das Alter wird mit 43 bis 242 Jahren angegeben, überwiegend 140- bis 160-jährig, die maximale Baumhöhe betrug 25 m. Die Kronen sind klein, da der Bestand nicht durchforstet wurde (Mirkovic 2011). 4. Im Domogledgebirge (Südwest-Rumänien) wurden um 1880 herum große Mengen Baumhaselholz gefällt und als hölzernes Lederimitat verarbeitet (Österreichischer Reichsforstverein, 1871; s. Einleitung). Bei Herkulesbad (Baile Herculane) und am Prolaz – Pita- Fluss gab es im Jahr 1967 rund 100 ha, auf denen Baumhasel vorkamen. Im Motrului - Sec - Tal war ein Vorkommen mit einer Fläche von 600 ha, wo sie einen Anteil von maximal 20 % am Bestandesaufbau hatte (Haralamb (1967). Derzeit kommt die Baumhasel im Nationalpark Domogled (Gesamtfläche von 61.112 ha) auf 1.117 ha vor, allerdings nur einzeln eingestreut in Edellaubholzbeständen auf Kalkkarst mit Bhd bis zu 60 cm (Andrea Christescu, Nationalparkverwaltung Domogled, schriftl. Mitt.). 5. In den Semenic – Bergen (Südwest-Rumänien) kommt sie auf 600 ha vor mit einer reinen Baumhaselfläche von 10 ha mit einer Holzmasse von 2.500 kbm. Sie erreicht einen Anteil bis zu 10 % am Bestandesaufbau (Haralamb 1967). 6. An der Schwarzmeerküste der Türkei untersuchte Arslan (2005) 10 Populationen, die in der Gegend von Bolu (100 km nordwestl. von Ankara) liegen. Hierbei dürfte es sich um größere Vorkommen handeln. Leider finden sich in dieser Untersuchung keine Angaben zur Flächengröße der Baumhaselvorkommen sowie zum prozentualen Anteil der Baumhasel. In den 10 Untersuchungsgebieten lag der maximale Bhd bei 100 cm, die max. Baumhöhe bei 23,4 m, der maximale Radialzuwachs bei 6,9 mm/Jahr. Das Klima in den Höhenlagen zwischen 780 und 1460 m ü. NN ist im Winter sehr kalt, die Sommer sind heiß und trocken. Daher könnten diese Populationen für einen Herkunftsversuch in Deutschland in Hinblick auf die Klimaerwärmung sehr interessant sein. Die Monatsdurchschnittstemperaturen [Daten aus Gießen/Hessen 180 m ü. NN zum Vergleich] lagen im Januar bei minus 3° C [plus 0,3° C] und im Juli und August bei 20° C [17,5° C]. Der Jahresniederschlag lag zwischen 540 und 908 mm [623 mm]. In dem Untersuchungsgebiet Bolu Merkesler Köyü (780 m ü. NN) fällt im Sommer und Herbst extrem wenig Niederschlag (Juli 28 [68] mm, August 19,7 [58] mm, September 32 [49] mm, Oktober 33 [51] mm, insgesamt nur 540 mm im Jahr. 7. Im Bolu-Kale-Forest-Department (Türkei; 100 km NW von Ankara) wurde ein Gebiet mit 347 ha Baumhaselfläche unter Schutz gestellt. Hier wurden Bhd von 100 cm und Baumhöhen von 35 m gemessen (Ansin und Özkan 1993 in Genc 1998). 8. Bei Afyon-Derecine (Türkei; 200 km SW von Ankara) gibt es ein Baumhaselvorkommen von 47 ha in Höhenlagen zwischen 1500 und 2000 m in den Schluchten des Sögütözü-Flusses. Hier wurden Bhd bis 130 m, Höhen bis 17 m und Alter bis 340 Jahre ermittelt. Naturverjüngung ist nicht vorhanden, da das Gebiet durch Nomaden mit ihren Ziegen und Schafen intensiv beweidet wird (Genc 1998). 9. Fekete (1967) zitiert andere Autoren und macht vage Angaben zu Gebieten mit hohem Baumhaselanteil: Juvanovic (1955) hatte in der Suva Planina (Serbien, 40 km SOS von Nis) die Waldgesellschaft „Fageto-Hycraneto-Colurnetum“ und im Rtanj - Gebirge (im Osten von Serbien, zwischen Boljevak und Rujiste, 40 km ndl. von Nis) das „Carpinetum orientalis serbicum colurnetosum“ beschrieben, wo Baumhasel eine bedeutende Rolle spielte. Baumhaselwälder kommen auch in Mazedonien am Vardar-Fluss und im Bukovic-Gebirge vor. Baumhaselbestände gibt es an der albanisch - bulgarischen Grenze u. a. bei Kosmet. Am Vojnik-Berg in Montenegro (20 km ndl. von Niksic) beschreibt Blecic (1958) eine an Baumhasel reiche Waldgesellschaft unter dem Namen „Colurneto-Ostryetum“. 10. Fukarek (1956) und Beus (1970) listen zahlreiche Vorkommen in Bosnien-Herzegowina auf, die u. a. bei Forstinventuren gefunden wurden. Angaben zu Flächengrößen oder Anteilen der Baumhasel an der Bestockung finden sich hier leider nicht.

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In den o. g. Gebieten besteht dringender Forschungsbedarf, da nur wenige Angaben einer Bestandesbeschreibung vorliegen. Die Eignung dieser Vorkommen als Samenquelle für einen Herkunftsversuch sollte rasch geklärt werden, damit vor dem Hintergrund des Klimawandels unverzüglich mit einem Anbau in Deutschland begonnen werden kann. 27 - Entwurf Artikel für AFZ/ Der Wald 2014-05: Schnelles Wachstum in trockenwarmem Klima Erste Erfahrungen mit dem Anbau der Baumhasel im Stadtwald Lich/ Hessen Baumhasel wurde bislang in Deutschland nur kleinflächig und auf einer insgesamt winzigen Fläche angebaut. Nur 7 flächenhafte Baumhaselvorkommen mit insgesamt 2,3 ha Größe sind bekannt, die vor 1994 angepflanzt wurden. Zwischen 1995 und 2009 wurden in Deutschland weitere 6,7 ha Baumhasel angepflanzt.Es sind nur sieben flächenhafte Baumhaselvorkommen bekannt, die vor 1994 angepflanzt wurden, davon allein 2 ha im Forstamt Rastatt [Wicht, Hertel, mdl.] sowie 2,5 ha Versuchsanbauten von M. Schölch in Süddeutschland [5]. Auf Anregung von Paul Oeding (Darmstädter Forstbaumschulen) begann im März 2010 der Anbau von Baumhasel in der hessischen Revierförsterei Lich. In Hessen wird sie seit dem Jahr 2010 in größerem Umfang angebaut, zunächst nur in der Revierförsterei Lich im Forstamt Wettenberg bei Gießen. Hier wurden viele Kleinflächen (< 0,2 ha) mit Baumhasel aufgeforstet, insgesamt etwa 3 ha. In den Jahren 2012 und 2013 wurde sie dann in 18 von 41 hessischen Forstämtern (in 27 Revierförstereien) auf vielen verschiedenen Standorten auf einer Fläche von ca. 18 ha mit insgesamt 27.000 Stück sowohl in Engverbänden als auch in Weitverbänden angepflanzt, nachdem für ihren Anbau Werbung gemacht worden war. Der Stadtwald Lich mit einer Größe von 1.579 ha liegt 40 km nördlich von Frankfurt/Main in einer Höhenlage von 170 bis 230 m ü. NN innerhalb der sog. „Wetterauer Trockeninsel“ in den Ausläufern des Vogelsbergs (größtes Basaltgebiet Mitteleuropas) im Übergang zur Wetterau. Die Standorte sind eutroph (Basalt) und überwiegend mit Löss bedeckt. Durch den Regenschatten des Rothaargebirges beträgt der Jahresniederschlag nur 615 mm (Wiltheis, Lich-Langsdorf; Messreihe 1994 – 2013; schriftl. Mitt.). Die Wasserhaltekapazität der Böden ist bei hohem Lössanteil sehr gut, so dass die geringen Niederschläge gut gespeichert werden; bei höherem Steinanteil (Basaltblocküberlagerung) sind die Standorte mäßig trocken. 16 % des Stadtwalds nehmen wechselfeuchte Standtorte ein, 14 % sind betont frisch, 40 % frisch, 26 % mäßig frisch und 4 % trocken. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 8,5° C (lt. Forsteinrichtung 2004; langjähriges Mittel), aktuell liegt die Durchschnittstemperatur vermutlich bei etwa 9,4° C); der Stadtwald liegt in der Unteren Buchenmischwaldzone. Die Daten der Wetterstation Gießen zeigen die hohen Temperaturen in Verbindung mit geringen Niederschlägen und hoher Verdunstung in der Vegetationszeit: Die Durchschnittstemperatur der Jahre 2002 bis 2011 lag mit 9,8° C um 0,9° C über dem langjährigen Mittel von 8,9° C. Die Durchschnittstemperaturen im Monat April lagen in den Jahren 2009 (14,5° C), 2010 (14,5° C) und 2011 (13,3° C) deutlich über dem langjährigen Mittel (9° C). Sehr trockene Aprilmonate gab es in den Jahren 2007 (0 mm), 2010 (10 mm) und 2011 (10,4 mm) gegenüber dem langjährigen Mittel von 46,3 mm. Dies stellt frisch angepflanzte Kulturen vor große Probleme mit Trockenstress. Nach dem Trockenjahr 2003 hat der Stadtwald Lich bis zum Jahr 2011 etwa 50 % seiner über 35-jährigen Fichtenbestände verloren, von damals 140 ha sind nur noch 70 ha übriggeblieben; i.d.R. gab es zunächst Käferlöcher, dann wurden diese durch Sturm erweitert. Pflanzverbände In der Revierförsterei Lich wurden mehrere Kleinflächen von insgesamt 2 ha auf Standorten mit unterschiedlicher Wasserversorgung mit Baumhasel

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bepflanzt (Richter 2012 und 2013). Die Pflanzen wurden als klassische Kultur im Verband 2,5 x 1m (Hordengatter) sowie im Weitverband 3x3 bis 6x6m (in Wuchshüllen 120 cm) gesetzt, weil das Pflanzgut sowie Finanzmittel knapp waren und große Flächen aufgeforstet werden mussten. Die extremen Weitverbände (6x6m) haben sich nicht bewährt, da einzelne Pflanzen ausfielen und die Wuchshüllen auf stark unkrautwüchsigen Flächen in der übermannshohen Vegetation beim Freischneiden nur schwer zu finden sind. Teilweise waren die Baumhasel nicht so wüchsig, so dass sie erst nach 3 Jahren aus den Wuchshüllen herauswachsen und entsprechend lange freigeschnitten werden mussten. Dies verursacht hohe Kosten, da das Auffinden und Anlaufen der Pflanzen bei den großen Abständen verhältnismäßig zeitaufwändig ist. Die Kontrolle bzw. Nachbesserungsarbeiten (Nachpflanzen) bei extremen Weitverbänden gestaltet sich ebenfalls sehr aufwändig. Zukünftig sollen im Stadtwald Lich Baumhasel auch als Nesterpflanzung sowie in sehr weiten Reihenverbänden angebaut werden. Die Nesterzentren werden im Abstand von 15 m angelegt, pro Nest werden 13 bzw. 24 Pflanzen gesetzt im Verband 1x1m oder 1,5x1,5m. Bei 44 Nestern pro Hektar sind 577 bzw. 1066 Pflanzen pro Hektar zu setzen. Bei der „Weitreihenpflanzung“ beträgt der Abstand zwischen den Reihen 15m (bis 18m), wie dies beim Anbau von Nussbäumen praktiziert wird. Wenn innerhalb der Reihen in einem Abstand von 1,5m gepflanzt wird, ergeben sich 444 Pflanzen pro Hektar. Der 15m-Abstand ergibt sich nach der Faustformel Zieldurchmesser x 20, also Zieldurchmesser 70 cm x 20 = 14 m. Baumhasel können Kronendurchmesser von 18m entwickeln. Wenn man größere Pflanzabstände als 15m wählt, wird Mischbaumarten mehr Platz gegeben. Die Nesterpflanzung und „Weitreihenpflanzung“ soll auf verwilderten Flächen mit spärlicher Naturverjüngung oder als Nachbesserung auf lückigen Kulturflächen (z. B. Eichenkulturen) durchgeführt werden. Der Vorteil liegt darin, dass ungenügend bestockte Flächen mit geringem Aufwand mit einer Baumart angereichert werden können. Nesterpflanzung bietet sich an bei abgelegenen Flächen, die nicht so oft aufgesucht werden, und auf überschaubaren Blößen, wo keine Brombeeren oder Holunder vorkommen. Weitreihenpflanzung ist zu bevorzugen auf Flächen mit starkem Vorkommen von Brombeere, Holunder oder Weichhölzern, da das Freischneiden bei Reihenverbänden einfacher durchzuführen ist. Wenn wegen ausbleibender Naturverjüngung große Lücken auftreten, sollen Bergahorn oder Kirsche zwischen die Baumhasel gepflanzt werden, damit auch in den Zwischenfeldern Holzproduktion stattfindet. Die Kosten für das Freischneiden und die Astung sind beim 15m-Abstand gering, da nur eine kleine Fläche zu bearbeiten ist und die Bäume auf der Fläche schneller gefunden werden als bei Weitverbänden wie z. B. 6x6m. Die Auswahl von Zukunftsbäumen ist bei Weitreihenverbänden (15x1,5m) oder Nestern erheblich einfacher als bei Weitverbänden (6x6m), da der 15m-Endabstand bereits vorgeben ist. Bei Weitverbänden (6x6m) kann sich eine ungleichmäßige Verteilung von Zukunftsbäumen ergeben, dies ist beim 15m-Abstand weitgehend ausgeschlossen. Bei Weitreihenverbänden ist eine Grünastung der Baumhasel i. d. R. notwendig; bei der Nesterpflanzung oder bei Ankommen von ausreichender Naturverjüngung kann hierauf verzichtet werden. In qualitativ extrem schlechten Kirschendickungen („Schwartaukirsche“) wird ein Bestockungsumbau in Betracht gezogen, da die Kirschen ab 3 m Höhe mehrfache Zwiesel aufweisen und kein Stammholz zu erwarten ist. Wenn die Kirschenbestände noch nicht allzu hoch sind, könnten Schneisen im Abstand von 15 m angelegt werden, auf denen Baumhasel oder auch Nussbäume gepflanzt werden, um die Flächen aufzuwerten. Sortimente und Herkünfte Wichtig ist bei der Baumhasel die Verwendung von ausreichend großen Pflanzen (ab 50 cm Sprosslänge); optimal scheint das Sortiment 50-80 cm zu sein. Bei größeren Pflanzen (> 100 cm) kann das Spross-Wurzelverhältnis ungünstig sein, so dass die Pflanzen insbesondere in Trockenjahren zurücktrocknen. Die Ankaufkosten pro Pflanze lagen beim Sortiment 1-jähriger Sämling 40-60 cm und 1-jähriger Sämling 50-80 cm zwischen 0,75 und 0,84 €/ Pfl. und für 3-jährige Pflanzen 50-80 cm bei 1,38 €/ Pfl. (Preise ohne MWSt).

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Die Pflanzen sollten vor dem 1. April gesetzt werden, da die Blätter wie bei Kirsche oder Hainbuche sehr früh austreiben. Frost Ende März 2011 führte dazu, dass die frischen Blätter bei den flächigen Kulturen aus dem Frühjahr 2010 abstarben und Mitte Juni Johannistriebe mit Längen bis zu 50 cm gebildet wurden. Pflanzen in Wuchshüllen waren von diesem Forst nicht betroffen und wuchsen sehr gut hoch. Rechtzeitiges Freischneiden auf eutrophen Standorten ist sehr wichtig, damit die Pflanzen nicht in mannshoher Begleitvegetation ausgedunkelt werden. Wenn auf den Flächen Brennnessel, Brombeere oder Himbeere als Konkurrenzvegetation auftritt, ist das Freischneiden sehr erschwert, da sich das Blatt der Baumhasel nicht markant von den Blättern der übrigen Vegetation unterscheidet. Hier ist es umso wichtiger, dass sehr früh freigeschnitten wird, da man die Bäumchen später im Jahr in der hohen Vegetation kaum noch findet. Freischneiden auf unkrautwüchsigen Standorten ist auch bei der Verwendung von Wuchshüllen wichtig. Bei Weitverbänden dient die Wuchshülle nicht nur dem Schutz der Pflanzen vor dem Wild, sondern erleichtert das Auffinden der Baumhaselpflänzchen in unkrautwüchsigen Flächen ganz erheblich. Das Ausbringen von Mulchplatten bei Verwendung von Wuchshüllen hat sich sehr bewährt. Die Mulchplatten verhindern weitgehend das Hochwachsen von Begleitvegetation innerhalb der Wuchshülle, so dass hier keine Konkurrenzpflanzen aufwändig entfernt werden müssen. Nach zwei Jahren sind die Mulchplatten verrottet und meist besteht dann kein Problem mehr mit Konkurrenzvegetation innerhalb der Wuchshüllen. Das Pflanzgut für den Stadtwald Lich wurde von den Darmstädter Forstbaumschulen bezogen und stammt nach deren Angaben von Mutterbäumen, die in Deutschland stehen; die exakten Ernteorte sind mir nicht bekannt. In Deutschland stehen viele wüchsige und phänologisch hervorragende Baumhasel in Parkanlagen und an Straßen, deren Herkunftsgebiete unbekannt sind. Sie beweisen, dass sie mit den Wuchsbedingungen bei uns gut zurechtkommen und sind als Samenlieferanten geeignet, solange kein Saatgut aus den Ursprungsländern zur Verfügung steht. Dies entspricht der Verfahrensweise mit der Douglasie in Deutschland, bevor man Saatgut aus den USA erhalten konnte. In Ungarn und Serbien werden in großem Umfang 2-jährige Baumhaselpflanzen in Baumschulen produziert, um als Veredelungsunterlage für den Haselstrauch Corylus avellana und der Nussproduktion zu dienen. Allein in der Baumschule der Agrarfakultät Novi Sad (Serbien) werden jährlich 3.000 - 4.000 Baumhasel erzeugt. Diese Pflanzen stammen von Park- oder Straßenbäumen aus Novi Sad, wo 39 der bestwüchsigen Bäume als Mutterbäume ausgewählt wurden. Baumhasel fruktifiziert hier durchschnittlich alle 3 Jahre reichlich (Ninic-Todorovic 2010). Anwuchserfolg und Standorte Bei der Überlegung, welche Baumart anzubauen ist, sollte der Anwuchserfolg ein wichtiger Aspekt sein, wenn man die Wirtschaftlichkeit einer Baumart untersucht und die Verzinsung der Kulturkosten berücksichtigt (Kölling und Schmidt 2013). Der Anwuchserfolg von Baumhasel in Lich auf denjenigen Standorten mit wenig Konkurrenzvegetation war gut. Hohe Ausfälle gab es jedoch auf Flächen mit starker Konkurrenzvegetation, insbesondere bei massivem Grasfilz (Calamagrostis) mit extremer Wasserkonkurrenz. Auf wechselfeuchten Standorten wurde Baumhasel testweise angebaut, hier gab es Totalausfälle. Nasse Standorte sind für Baumhasel nicht geeignet. Bei einigen Eichenkulturen in Lich waren die Kulturkosten extrem hoch, da sie drei- oder viermal nachgebessert und fünf Jahre freigeschnitten werden mussten. Da die Eichen teilweise sehr große Probleme mit dem Anwachsen hatten und außerdem nicht in die Höhe wachsen wollten, wurde für die Nachbesserung der Eichenkulturen eine Baumart gesucht, die nicht zu Zwieselwuchs neigt. Baumhasel zeigt bislang auf benachbarten Kulturflächen deutlich besseres Wachstum als die Eichen, sowohl beim Anwuchserfolg als auch bei der Länge der Jahrestriebe. Die zukünftige Qualität der Baumhasel dürfte erheblich besser sein als bei Eiche, da erstere nur mit einem Gipfeltrieb und damit wipfelschäftig hochwächst. Die Kultur- und insbesondere die Nachbesserungskosten bei Baumhasel liegen erheblich unter den Kosten bei der Eiche.

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Erfahrungen mit Wildverbiss liegen in Lich nicht vor, da wegen des hohen Rehwildbestands in der verpachteten Jagdfläche alle Baumhasel durch Gatter oder Einzelschutz geschützt wurden, was entsprechende Kosten verursachte. Mäuse kamen von Herbst 2009 bis Mai 2012 in sehr hohen Dichten vor, Fraß an Baumhasel wurde bislang nicht festgestellt. Wachstum In den Kulturen aus 2010 gab es größere Ausfälle, da zu kleine Pflanzen (30-50cm) verwendet wurden. Sie starben ab in den Calamagrostis- (Landreitgras-) flächen trotz rechtzeitigem Freischneiden wegen Wasserkonkurrenz oder auch wegen Frost, der Ende März 2011 auftrat und die zarten Blätter schädigte. Die Baumhasel mit guten Startbedingungen entwickelten sich hervorragend und sind im Wachstum vergleichbar mit Kirsche oder Bergahorn. Die Jahrestrieblängen bei den bestwüchsigsten Baumhaseln in Lich lagen im 3. Standjahr der Kultur bei maximal 94 cm (maximale Baumhöhe: 2,45 m) und im 4. Standjahr der Kultur bei maximal 120 cm (maximale Baumhöhe: 3,34 m), durchschnittlich bei 80 cm. Bei Hilders in der hessischen Rhön auf einer Meereshöhe von 600 m stehen 15-jährige Baumhasel mit einer Höhe von 9 m, in deren Nachbarschaft Bergahorn und Kirschen wachsen, die nur 1 m höher sind. Es ist sehr bemerkenswert, dass die südländische Baumhasel in diesem rauen Klima im Wachstum mit den anderen raschwüchsigen Baumarten mithalten kann. Ausblick Auf nährstoffreichen Basaltstandorten gedeiht die Baumhasel nach bisherigen Erfahrungen sehr gut. Testanbauten sollten auf einer sehr breiten Palette von Standorten erfolgen. Von besonderem Interesse ist das Wuchsverhalten auf Standorten, die relativ schlecht mit Nährstoffen versorgt und zusätzlich trocken sind. Darüber liegen bislang kaum Erfahrungen vor und es sollte dringend geklärt werden, wie Baumhasel hier gedeiht und ob sie eine Anbaualternative zur Trauben- oder Roteiche mit ihren hohen Kulturkosten und längeren Produktionszeiten darstellen könnte. In Deutschland sollten kleine Versuchsanbauten z. B. auf einer Fläche von 20 x 20 m im Verband 2,5 x 1 mit 150 Pflanzen in einem Eichengatter durchgeführt werden. Auch Anpflanzungen in Trupps von 13 bzw. 24 Stück mit Einzelschutz wären denkbar. Günstig wäre die Anlage in Wegenähe, um die Entwicklung besser im Blick behalten zu können. Diese Versuchsanbauten sollten rasch erfolgen, um baldmöglichst Aussagen über die Eignung der Baumhasel für deutsche Wälder unter den Bedingungen des Klimawandels treffen zu können und gegebenenfalls mit einem umfangreicheren Anbau zu beginnen. Durch einen Herkunftsversuch sollte bei uns baldmöglichst Baumhasel aus verschiedenen Ländern geprüft werden, um die für Mitteleuropa am besten geeigneten Herkünfte herauszufinden. Es ist schwierig, Saatgut aus den autochthonen Beständen zu beziehen, da die Bäume nicht alljährlich fruktifizieren, viele Nüsse von Schwarzwild gefressen werden und man zuverlässige Kontaktpersonen vor Ort benötigt, die in den teilweise abgelegenen und schwer zugänglichen Beständen Nüsse sammeln. Die Anlage einer Samenplantage wäre günstig, um unabhängig von Saatgutimporten aus den Ursprungsländern zu sein. Außerdem könnte sie als Erhaltungsplantage dienen, da Bestände in den Herkunftsländern durch Kahlschlag etc. verschwinden könnten. Solange keine gesicherten Herkünfte aus den Ursprungsländern zur Verfügung stehen, können phänotypisch gute Bäume in Deutschland beerntet werden, wobei darauf zu achten ist, dass eine breite Mischung von Mutterbäumen und nicht nur Einzelbäume beerntet werden. Für Baumhasel wäre zukünftig eine Bedeutung bzw. ein Flächenumfang denkbar, wie ihn derzeit die Roteiche innehat, unsere am weitesten verbreitete fremdländische Laubholzbaumart. Für Baumhasel wäre zukünftig eine Bedeutung bzw. ein Flächenumfang denkbar, wie ihn derzeit die Roteiche mit 0,4 % der deutschen Waldfläche innehat, unsere am weitesten verbreitete fremdländische Laubholzbaumart.

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28 – Tabelle: Fundorte im Wald - Baumhasel vor 2010 angepflanzt; Einzelbäume siehe Datensammlung zusammengestellt von Eckhard Richter, Rfö. Lich, FA Wettenberg; Sept. 2013 Daten sortiert nach Bundesländern Staat Bundesland Ort Ortslage Pflanz-

jahr Alter (in 2013)

Anzahl der alten Bäume: > 10m, vor 2000 gepflanzt

Fläche (ha)

Österreich Glaswein 20 km ndl von Wien

2001 12 0,56

Österreich Haitzendorf Forst-verwaltung Grafenegg

1990 23 2,5

Deutschland Baden-Württemberg

Rastatt 1995 18 ? 2

Deutschland Baden-Württemberg

Metzingen Arboretum Florianwald

2001 12 78 0,1

Deutschland Baden-Württemberg

Weinheim Exotenwald 1995 18 77 0,1

Deutschland Baden-Württemberg

Adelsheim Schefflenz 1998 15 10 0,1

Deutschland Bayern Würzburg Bismarckturm 1950 63 100 0,3

Deutschland Bayern verschiedene Flächen 7 Teilflächen 2001 12 2,53

Deutschland Bayern Kürnach bei Würzburg 1999 14 ? 0,5

Deutschland Bayern Trunstadt 1950 63 40 0,1

Deutschland Bayern Uffenheim 1950 63 ? 0,2

Deutschland Bayern Bad Mergentheim Schäftersheim 2006 7 20 0,1

Deutschland Brandenburg Sauen Beeskow 1950 63 50 0,2

Deutschland Hessen Frankfurt Stadtwald 2003 10 50 0,1

Deutschland Hessen Rüdesheim Geisenheim 1980 33 0,1

Deutschland Hessen Hilders Privatwald Fladung

1998 15 15 0,1

Deutschland Nordrhein-Westfalen

Köln Adenauer-anlage

1920 93 12 0,1

Deutschland Nordrhein-Westfalen

Köln Weiler 1960 53 43 0,2

Deutschland Rheinland-Pfalz

Zweibrücken Winterbach-Niederhsn.

1990 23 0,2

Deutschland Thüringen Gotha Schlosspark 1930 83 0,2

Summe 7,9

Ungarn Sopron/ Neusiedler See 2003 10 ?

0,92

Ungarn Csákvár 1940 73 ? 0,01

Ungarn Alcsútdoboz 1928 85 ? 0,03

Ungarn Esztergom 1978 35 ? 0,92

Ungarn Pécs 1971 42 ? 0,12

Ungarn Summe Ungarn 2,00