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U N I V E R S I T Ä T S M E D I Z I N B E R L I N
Indikatoren: Antibiotic
Stewardship, Verbrauch,
Anwendungsqualität
Sandra Schneider
Antibiotic Stewardship – Ziele
QS antimikrobieller Therapien *Auswahl *Dosis *Dauer *Appl.weg
Klinische Behandlungsergebnisse
Toxizität, Resistenzen und Kosten
Indikatoren
Erfassung des Verbrauchs
Erfassung der Diversität
Beurteilung der Anwendung
Beurteilung von ASP
1. Erfassung des Verbrauchs
Erfassung des Verbrauchs
Erfassung des Verbrauchs
Schon hier scheiden sich die Geister: Was?
Worauf beziehen?
Womit vergleichen?
Erfassung des Verbrauchs
Was?
Worauf beziehen?
Womit vergleichen?
DDD (daily defined dose) nach WHO/ATC index
RDD (recommended daily dose)
PDD (prescribed daily dose)
DOT (days of therapy)
Erfassung des Verbrauchs
Beispiel: oraler Amoxicillinverbrauch Station X = 100 g in einem Jahr
Anzahl DDD = 100g/1g = 100 Anzahl RDD = 100g/2.25g = 44,4
PDD = 100g/40 Anwendungstage = 2.5 g DOT = Zahl d. Anwendungstage = 40 Anzahl PDD entspricht DOT
Erfassung des Verbrauchs
Was?
Worauf beziehen?
Womit vergleichen?
Stationär: Patiententage (1000, 100) Neuaufnahmen (admissions)
Ambulant: Einwohner (amb. Bereich) Aktive Patienten (amb. Bereich)
Erfassung des Verbrauchs
Zwischen Krankenhäusern
Zwischen Stationen
Zwischen Ländern
Zwischen Behandlern
Was?
Worauf beziehen?
Womit vergleichen?
AB-Verbrauch in 70 US-amerikanischen akademischen Lehrkrankenhäusern – DOT/1000 Patiententage
Ibrahim/Polk. Expert Rev Anti Infect Ther, 2012
AB-Verbrauch in 70 US-amerikanischen akademischen Lehrkrankenhäusern – DOT/1000 Patiententage
Ibrahim/Polk. Expert Rev Anti Infect Ther, 2012
Qualitative Befragung Krankenhaus 4: große KMT-Station Krankenhaus 6: kleines Bezirkskrankenhaus Vergleich zwischen Krankenhäusern ohne
Stratifizierung nach Strukturparametern schwierig
Kuster et al. Infection, 2008
Antibiotikaverbrauch verschiedener Stationen der Uni-Klinik Zürich - DDD/100 Patiententage vs. DDD/100 Neuaufnahmen
Beispiel-stationen
DDD /100 PD
DDD /100 Aufn.
KMT-St. 323 6738
Intern. ITS 151 534
Uro 95 343
Rheuma 21 242
DDD/PD
= Antibiotikadichte (AD)
LZ kurz
AD eher höher
DDD/Aufnahme
≈ AB-Belastung pro Pat.
weniger Einfluss LZ
eher Korrelation mit Resistenzen
AB-Verbrauch d. Jahres 2006
Antibiotikaverbrauch auf SARI-ITS - DDD/1000 Patiententage
2. Zusammensetzung des Verbrauchs
Verbrauch verschiedener Antibiotikaklassen in % Gesamtverbrauch auf 43 SARI-ITS aus 24 Krankenhäusern
Meyer et al. DMW, 2008
Einges. AB
Median Min-Max
Top 1 17% 10-38%
Top 3 40% 27-62%
Top 10 80% 63-94%
Keine Korrelation mit Struktur- und Prozessparametern
Gesamtverbrauch und Einzelpräparate in 134 Krankenhäusern aus 30 Ländern
DD
D/
10
0 B
D
Anzahl verschiedender Antibiotika
n = 139, Spearman R = 0.4 p < 0.01
Hypothese: Verschmälerung der AB-Auswahl Reduktion des Verbrauchs
MacKenzie et al. JAC, 2008
European Surveillance of Antimicrobial Consumption QIs für ambulante Patienten
ESAC 2007 Definition von 12 QIs mittels Konsensusbildung
1. AB-Gesamtverbrauch DDD/1000/d
2. DID Penicilline
3. DID Ceph., Monobact., Carbap.
4. DID Makrolide
5. DID Chinolone
6. % Pen. G, V
7. % Pen.+BLI
8. % 3/4 G Ceph.
9. % Chinolone
10. Breit/Schmal-Spektr.
11. Sais. Varianz Ges.-AB
12. Sais. Varianz Chinol.
Coenen et al. Qual Saf Health Care, 2007
Adriaenssens et al. JAC, 2011
Adriaenssens et al. JAC, 2011
Medikamenten-spezifische QI für den ambulanten Bereich
ESAC-Erhebung 2009 in 32 Ländern
( Verkaufs- bzw. Erstattungszahlen)
Farben nach Quartilen sortiert
Bsp.: Deutschland:
niedriger Gesamtverbrauch, aber hohe saisonale Varianz
ESAC – Krankheitsspez. QI für ambulante Patienten
7 Indikatorerkrankungen Bronchitis, obere AWI, HWI, Tonsillitis,
Sinusitis, Otitis media, Pneumonie
jeweils 3 Merkmale: % AB-Verschreibungen % empfohlene AB-Verschreibungen % Chinolone
jeweils Definition eines akzeptablen Bereichs
Adriaenssens et al. BQS, 2011
Zusammensetzung des AB-Verbrauchs als Qualitätsindikator?
AB-Zusammensetzung sehr divers (auf Krankenhaus-, ITS-und Länderebene)
Sehr hohe Anteile einzelner Gruppen (z.B. Chinolone) möglicher Hinweis auf Anwendungsproblem
Erfassung Sichtbarmachen ungewöhnlicher Zusammensetzungen
genauere Analyse auf Krankenhaus- bzw. Stationsebene erforderlich
3. Die Anwendungsebene
ESAC Point Prevalence Study 2006
Durchführung
20 Länder, je 1 Krankenhaus
Survey an 1 Tag innerhalb 2 Wochen
Analyse von 11500 Patientenakten, davon 3500 mit Antibiotikagaben
Datenerhebung durch Mitarbeiter vor Ort, Eingabe in Web-basiertes Erfassungssystem
Ansari et al. CID, 2009
ESAC Point Prevalence Study 2006
3 Ziele:
AB PPS Standardisierung für europäische Krankenhäuser
Erhebung tatsächlich verschriebender AB-Dosen (PDD)
Identifizierung von Targets zur Qualitätsverbesserung
Ansari et al. CID, 2009
ESAC Point Prevalence Study 2006
3 Targets zur Qualitätsverbesserung
PAP > 24h bei 57%
Indikationsdokumentation 64%
Bei CAP verwendete AB-Zusammensetzung nicht konform mit Leitlinien
Ansari et al. CID, 2009
ESAC Point Prevalence Study 2009
ITS Innere Chir. Gesamt
n = 153 169 162 172
Indikation in der Akte (%)
79
79 69 76
Leitlinien-Adh. (%)
67 64 56 62
PAP > 24h (%) -- -- -- 52
Zarb et al. JAC, 2011
172 Krankenhäuser in 25 Ländern
Weitere vorgeschlagene Indikatoren: % „anaerobic overkill“ = Kombination v.
Metronidazol mit Pen/BLI oder Carbapenem
% zeitgerechter Switch iv oral
ESAC Point Prevalence Study 2009
Zarb et al. JAC, 2011
ECDC-PPS 2011 (132 Krankenhäuser in Deutschland)
Antibiotika-Anwendung (n=11 481)
ECDC-PPS 2011 Prophylaktische Antibiotika-Gaben
Anzahl % Ges. % PAP
Alle Gaben 11 418 100,0 % -
Alle prophyl. Gaben 3 363 29,3 %
Nichtoperative Indikation 1 036 9,0 %
Alle PAP Gaben 2 327 20,4 % 100,0 %
PAP Einzeldosis 575 5,0 % 24,7 %
PAP < 1 Tag 146 1,3 % 6,3 %
PAP > 1 Tag 1 606 14,0 % 69,0 %
Niederländische Single Center Studie 1350-Betten, Tertiärversorgung, 6 x 1-tägige PPS Beurteilung der AMT nach lok. Guidelines 4150 Pat. analysiert, 938 Pat. mit AMT
37,4 % der AMT inadäquat
Multivariate Analyse: Chinolon-Einsatz assoziiert mit
inadäquatem AB-Einsatz Willemsen et al. Antimicrob Agents Chemother, 2007
4. Antibiotic Stewardship Programme
APS - Kernstrategien
Auditierung mit Feedback + Intervention (entweder durch Infektiologen oder infektiologisch geschulten Pharmazeuten)
Hausinterne Antiinfektiva-Liste (Apothekenliste) mit Verordnungsbeschränkungen; Verordnung beschränkter Antibiotika mittels Sonderrezepturregelungen (formulary restriction and pre-order approval for restricted antibiotics)
Dellit et al.CID, 2007
Ohl et al. Clin Infect Diseas, 2011
Beeinflussung der C.diff.-Inzidenz durch APS
Setting: 233-Betten-Krankenhaus in Nordirland Intervention 2008 retrospekt. Datenanalyse für 2004 bis 2010
Intervention: Restriktion von HR-AB (2/3G Ceph., Chin., Clind.) Audits + Feed Back
Erfassung: CDI-Fälle (Toxin A/B pos. + Diarrhoe) AB-Apothekendaten
Aldeyab et al. JAC, 2012
Beeinflussung der C.diff.-Inzidenz durch APS
Ergebnis: Sign. Reduktion des HR-AB-Verbrauchs Sign. Änderung d. CDI-Inzidenztrends
Aldeyab et al. JAC, 2012
I
Literatur-basierter Konsensus-Prozess eines 10-köpfigen nordamerikanischen Experten Panels
Definition von 5 QIs zur Evaluation von APS DOT/1000 PD Patienten mit def. Erregern und def. Res. MRE-bezogene Mortalität „conservable days of therapy“ für CAP, SSTI,
BSI Ungeplante Wiederaufnahme < 30 Tage
Derzeit nicht auf Europa übertragbar!
Morris et al. Infect Control Hosp Epidemiol, 2012
Zusammenfassung
Verbrauch in Europa vorwiegend DDD Aggregatdaten, leicht
erhebbar, bei PPS auch PDD In Nordamerika häufiger DOT dort leichter
elektronisch erfassbar Verwendung: Grundlage für die meisten
weiterführenden Erfassungen, Basis Benchmarking Zusammensetzung
Ambulant besser etabliert als stationär % Chinolone, Ratio Breit/Schmal, saisonale
Schwankung mögliche Hinweise auf Probleme in Verordnungsqualität
Zusammenfassung
Anwendung Wichtige Indikatoren: % dokumentierte Indikation,
%PAP > 24h, %Adhärenz lokale Guidelines Erhebung aufwendig, deshalb hauptsächlich Daten
aus PPS Spärliche Datenlage für Deutschland
ASP Verwendung aller vorher genannten Indikatoren zur
Evaluation Neue Konsensus-Indikatoren für Nordamerika Bislang keine einheitlichen evidenz-basierten
Indikatoren
FAZIT
zahlreiche Indikatoren für die Qualität antimikrobieller Therapien auf unterschiedlichen Ebenen
Auswahl der Indikatoren abhängig vom Setting
bislang wenige Untersuchungen mit Verknüpfung von Verbrauchsdaten und Anwendungsebene
Projekt SARI-IQ innerhalb von SARI
Sehr unterschiedlicher AB-Verbrauch auf verschiedenen ITS (sowohl Auswahl Substanzen als auch Höhe)
Kein Mangel an Leitlinien
Frage: Gibt es Indikatoren auf Anwendungsebene und/oder Strukturebene, die mit Indikatoren auf Verbrauchsebene korrelieren?
SARI-IQ Herangehensweise
Vergleich von SARI-Intensivstationen mit hohen und niedrigen AB-Anwendungsdichten
Erhebung von Daten zur AB-Verordnungspraxis (Strukturindikatoren)
Erhebung von Patienten-bezogenen und Stations-bezogenen Strukturparametern (für multivariate Analyse)
Erhebung von Indikatoren für die Anwendungsqualität durch Studienärztin vor Ort
Korrelation der Indikatoren auf Verbrauchs- und Anwendungsebene
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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