der monat | februar 2011
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wirtschaft: Patentrezepte gibt es nicht
Jahr des waldes: Die Geheimnisse unserer Wälder
kultur: Gasometer – Kultur im Gasturm
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Mitdenken.Auf unsere Art.Damit Sie in Sachen Zukunftsplanung gelassen in die Zukunft blicken.
Image Sujet > Mitdenken (Steuer-, Rechts- und Wirtschaftsberatung)
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S t a r k e B i l d e r w i r k e n
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februar 2011
3
Am Anfang des Jahres drängt eine innere Unruhe
zur Frage, was das Jahr wohl bringen werde. Leute,
die aus einer Kristallkugel die Zukunft herauslesen
können, haben dann Hochkon-
junktur. So weit sind wir leider
noch nicht, aber wir wissen ein
paar Dinge, die im Laufe des Jah-
res geplant sind. Auf den zwei Panorama-Seiten ha-
ben wir ein paar wichtige Ereignisse zusammenge-
tragen, die Liechtenstein in diesem Jahr beschäf-
tigen werden. Die UNO hat das
Jahr 2011 zum Internationalen
Jahr des Waldes ausgerufen. Auch
wir wollen unseren Beitrag leis-
ten und planen, in jeder Ausgabe
einen Beitrag zum Thema Wald
zu bringen. Auch die EU hat ein
eigenes Jahr, das Europäische
Jahr der Freiwilligenarbeit. Bei
uns ist die Freiwilligenarbeit
noch stark verbreitet. Viele enga-
gieren sich als Freiwillige in Ver-
bänden und Vereinen, sind im
sozialen Bereich tätig und leisten damit einen wert-
vollen Beitrag. Auch die Freiwilligenarbeit wird uns
das ganze Jahr begleiten – jeden Monat mit einem
Beitrag.
Günther Meier
Chefredaktor «Der Monat»
i n h a lt | e d i t o r i a l
Was bringt das Jahr 2011?
Viele frauen und Männer engagieren sich
als freiwillige helfer in verschiedenen Bereichen
Pa n o r a M a 4
e n t w i c k l u n g B a n k w e s e n am anfang stand die Zins- und
Credit-Landes-anstalt 6
f i n a n z P l at z Die bedeutung des Treuhandwesens 10
w i r t s c h a f t Patentrezepte gibt es nicht 12
g e M e i n d e n : wa h l e n 2 0 11 Von Nachbarschaften zu den Gemeinden 14
V o r 2 5 J a h r e n 1. februar 1986: renovation des
regierungsgebäudes 16
k o P f d e s M o n at s Stephan Häberli: CeO Centrum bank aG 17
B i o g r a f i e O mein Papa – Paul burkhard 18
k u lt u r Gasometer – Kultur im Gasturm 20
r at g e B e r Was muss man im Steuerjahr 2011 beachten? 22
J a h r d e s wa l d e s Die Geheimnisse unserer Wälder 24
J a h r d e r f r e i w i l l i g e n Mehr anerkennung für freiwilligentätigkeit 26
r ä t s e l 28
s c h l u s s P u n k t 30
iMPressuM: 5. Jahrgang, Nr. 55, februar 2011, 18 000 exemplareherausgeBer: alpenland Verlag aG, feld kircher Strasse 13, fL-9494 Schaan, Tel. +423 239 50 30, fax +423 239 50 31, office@alpenlandverlag.liredaktion: Günther Meier, Tel. +423 380 09 30, fax +423 380 09 31, redaktion@dermonat.lianzeigen: Tel. +423 239 50 23, fax +423 239 50 51, annoncen@dermonat.ligestaltung: barbara Schmed, Gutenberg aGsatz und druck: Gutenberg aG, fL-9494 SchaanPaPier: PlanoJet, 100 g/m², fSC-zertifiziertonline: «Der Monat» im Internet: www.dermonat.lititelBild: Vor 150 Jahren wurde mit der Gründung der Landesbank der Grundstein für den finanzplatz Liechtenstein gelegt. (foto: LLb)
Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan Tel. +423 239 50 50
Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan
Pa n o r a M a
4
5
februar 2011
wofür wird geld ausgegeben?
Die regierung hat vor, im Jahre 2011 beinahe eine Milliarde franken
auszugeben. Nachstehend ein budgetvergleich mit dem vergange-
nen Jahr.
Aufwandbereich 2011 2010
allgemeine Verwaltung 123,6 Mio. 131,6 Mio. fr.
Soziale Wohlfahrt 241,5 Mio. 240,4 Mio. fr.
bildungswesen 173,9 Mio. 173,2 Mio. fr.
Öffentliche Sicherheit 68,5 Mio. 67,8 Mio. fr.
Kultur + freizeit 30,7 Mio. 30,8 Mio. fr.
Gesundheit 29,2 Mio. 29,1 Mio. fr.
Verkehr 31,9 Mio. 34,0 Mio. fr.
umwelt 11,9 Mio. 12,7 Mio. fr.
Volkswirtschaft 41,9 Mio. 38,5 Mio. fr.
Prognosen 2011 für die Wirtschaft
Hat die liechtensteinische Wirtschaft nach
Steueraffäre, Finanz- und Wirtschaftskrise die Tal-
sohle durchschritten? Sind die Anzeichen für die Er-
holung der Wirtschaft nur ein Strohfeuer oder hat
der Aufschwung tatsächlich be-
gonnen? Solche Fragen stehen am
Jahresanfang im Mittelpunkt des
Interesses. Interviews der wich-
tigsten Wirtschaftsführer in den
Landeszeitungen lassen durchbli-
cken, dass die Situation optimis-
tisch eingeschätzt wird. Einen
weiteren Anhaltspunkt werden
die von der Konjunkturforschungsstelle Liechten-
stein KOFL veranstalteten Liechtensteiner Konjunk-
turgespräche 2011 geben, die am 15. Februar an der
Hochschule Liechtenstein stattfinden. An dieser Ver-
anstaltung werden auch die Konjunkturanalyse und
die Konjunkturprognose für 2011 vorgestellt. Inte-
ressant wird ein Rückblick sein, ob die Prognosen
für 2010 zutreffend waren. Die KOFL hatte prognos-
tiziert, dass die Wirtschaft leicht wachsen würde, die
Exporte würden um 2% ansteigen, die Beschäfti-
gung um 0,3% zunehmen.
Landesspital Vaduz Sanierung oder Neubau?
Soll das bestehende Landesspital in Vaduz sa-
niert werden oder einem Neubau weichen? Diese
Frage bewegte im vergangenen Jahr viele Gemüter
in Liechtenstein. Das Jahr 2011 könnte diese Frage
ein Stück weiter bringen. Die Regierung hat verlau-
ten lassen, einen Neubau mit einem Kostenrahmen
von 84 Mio. Fr. planen zu lassen. Andere Kreise un-
terbreiten den Vorschlag, in Kooperation mit der
Nachbarschaft ein gemeinsames Spital zu planen.
Im Herbst organisierte sich eine überparteiliche
«Bürgerinitiative pro Landesspital», die sich für
eine möglichst rasche Entscheidung für einen Neu-
bau des Landesspitals einsetzt. Regierung und
Landtag sind nun am Zug, möglichst bald im neu-
en Jahr 2011 eine Entscheidung zu fällen.
Neues Steuergesetz in Kraft getreten Auf das neue Steuergesetz, das am 1. Januar
2011 in Kraft trat, werden grosse Hoffnungen ge-
setzt. Die Regierung hat zum Jahresbeginn die Eck-
punkte der Neuerungen bekannt gegeben: Niedri-
ge «Flat-Rate» von 12,5% für alle Unternehmen,
Abschaffung systemfremder Steuern, Abschaffung
der Coupon- und Kapitalsteuer. Nach Angaben der
Regierung verfügt Liechtenstein damit über eines
der modernsten und attraktivsten Steuergesetze
weltweit. Regierungschef Klaus Tschütscher wurde
in einer Medienmitteilung mit den Worten zitiert:
«Mit unserem modernen Steuergesetz wurde ein
modernes, attraktives, wettbewerbs- und leistungs-
fähiges sowie international kompatibles und euro-
parechtskonformes Steuerrecht geschaffen, das den
Ansprüchen des 21. Jahrhunderts genügt.»
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: Mar
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Kleinstaatenspiele 2011 in Liechtenstein
Das grösste Sportereignis in Liechtenstein
im Jahre 2011 dürften wohl die «LIE-Games» sein,
die vom 30. Mai bis 4. Juni stattfinden werden.
Nach 1999 ist es das zweite Mal, dass Liechten-
stein diese Spiele für die europäischen Kleinstaa-
ten durchführt. Nach dem grossen Erfolg und den
anerkennenden Stimmen aus den Teilnehmer-
staaten für die Durchführung 1999 sind Veran-
stalter und Sportler bemüht, wiederum spannen-
de Wettkämpfe bei optimalen Bedingungen über
die Bühne zu bringen. Laut den Vorgaben «Games
of the Small States of Europe» hat das Veranstal-
terland jeweils folgende Sportarten anzubieten:
Leichtathletik, Judo, Schwimmen, Schiessen, Ten-
nis und Tischtennis. Neben diesen Sportarten ha-
ben sich die LIE-Games ausserdem für Volleyball
(Indoor und Beach) sowie für Squash entschieden.
Ausserdem wird Radsport auf dem Programm
stehen.
Die Geschichte der Kleinstaatenspiele nahm
1981 ihren Anfang, als bei einem Olympischen
Kongress die Durchführung von Spielen, die nur
von Kleinstaaten beschickt werden sollten, disku-
tiert wurde. An der Olympiade in Los Angeles
1984 konnten bereits Statuten und Reglemente
festgelegt werden. Die ersten Kleinstaaten-Spiele
gingen 1985 über die Bühne, die seither im Tur-
nus von zwei Jahren veranstaltet werden. Bisher
machten 8 europäische Kleinstaaten mit, am 1.
Juni 2009 wurde Montenegro als neuntes Land
aufgenommen, das erstmals seine Sportler zu
Kleinstaaten-Spielen nach Liechtenstein schicken
wird. Auf der politischen Bühne ist der Start-
schuss für die LIE-Games schon 2007 mit der
Kreditgewährung gegeben worden. Die Aufwen-
dungen für die Spiele wurden damals mit 4,9 Mio.
Fr. veranschlagt.
Prognose 2011 für den finanzplatz
Über dem Finanzplatz Liechtenstein hängen auch zu Jahresbe-
ginn 2011 ein paar Unsicherheiten. Bei den Banken zeichnete sich im
vergangenen Jahr eine Erholung ab, so dass sich ein gewisser Optimis-
mus für das Jahr 2011 breit macht. Etwas anders sieht es im Treuhand-
wesen aus, wo nach Angaben von Treuhändern die Löschungen von
Gesellschaften immer noch die Neugründungen übertreffen. Das
Amt für Statistik meldete, dass die Umsätze im ersten Halbjahr 2010
der grössten Finanzdienstleister um 42 Prozent gegenüber dem Vor-
jahreszeitraum abgenommen haben. Erfreulich hingegen, dass bei
den Banken im vergangenen Jahr erstmals seit zwei Jahren wieder ein
Netto-Neugeld-Zufluss zu verzeichnen war.
Petitionen verpufften bei entwicklungshilfe Die Regierung unterbreitete mit ihrem Spar-
paket dem Landtag den Vorschlag, die Zahlungen
an die Internationale Humanitäre Zusammenar-
beit und Entwicklung in den nächsten Jahren mas-
siv zu kürzen. Gegen diese Kür-
zungen wurden zwei Petitionen
eingereicht, die weit über zwei-
tausend Unterschriften trugen.
Der Landtag erklärte sich zu ei-
nem Kompromiss bereit und re-
duzierte die Kürzungen für das
Budget 2011. Die Initianten der
beiden Petitionen zeigten sich
enttäuscht.
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SV
Spielbank-Konzession schon in diesem Jahr Die Kugel im neuen «Casino Liechtenstein» wird 2011 noch
nicht rollen, aber die Konzession für den Betrieb eines Spielcasinos
dürfte in diesem Jahr erteilt werden. Nach der Zustimmung des Land-
tags zum Geldspielgesetz hat die Regierung kurz vor Weihnachten
drei Verordnungen herausgegeben, welche die Zulassung und den Be-
trieb von Spielbanken, die Erhebung von Aufsichtsabgaben sowie die
Durchführung von Geschicklichkeitsgeldspielen regeln. Die Regie-
rung rechnet damit, die Konzession für eine Spielbank noch in die-
sem Jahr erteilen zu können. Im Zuge des Geldspielgesetzes gilt seit
dem 1. Januar 2011 eine eindeutige Rechtslage für Tombolas und Lot-
terien, die von Vereinen und Verbänden zu gemeinnützigen Zwecken
durchgeführt werden.
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: Mar
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esch
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Als die Finanzmarktaufsicht
Liechtenstein den Jahresbericht 2009 veröffentlich-
te, wurde Optimismus verbreitet. Der Finanzplatz
Liechtenstein sei im Berichtsjahr wieder gewachsen,
weil die Finanzmarktteilnehmer
von der international positiven
Marktentwicklung profitiert hät-
ten. Eines der Anzeichen für die
Erholung nach der Steueraffäre
und Finanzkrise bildete für die
Einschätzung der FMA, dass
2009 die verwalteten Kundenver-
mögen gegenüber dem Vorjahr erheblich angestie-
gen sind. Die FMA zog aus all den vorliegenden
Zahlen, Daten und Faktoren die beruhigende
Schlussfolgerung: «Der liechtensteinische Finanz-
platz zeichnete sich in der globalen Finanz- und
Wirtschaftskrise durch fortwährende Stabilität und
Sicherheit aus und ist damit ein attraktiver Finanz-
platz.» Nicht in Abrede stellte die FMA gleichzeitig,
dass Finanzplätze, deren Geschäftsmodell vor-
nehmlich auf Offshore-Aktivitäten beruhe, weiter-
hin unter starkem internationalen Druck stehen.
Trotz diesem Umstand gaben sich zumindest die
Banken gegen Jahresende 2010 optimistisch, zumal
das Amt für Statistik für das erste Halbjahr 2010 ei-
nen Netto-Neugeld-Zuwachs registrierte – und die
Anzeichen für eine Fortsetzung von Bankkreisen
als gut eingeschätzt werden. Nicht alle Teilnehmer
auf dem Finanzplatz Liechtenstein konnten sich der
positiven Einschätzung anschliessen. Der Treu-
handbereich bekundete bisher mehr Mühe mit der
Einstellung auf den Transformationsprozess, der
Liechtenstein vom Offshore-Zentrum zu einer in-
ternational attraktiven Anlage-Insel für versteuer-
te Vermögen führen soll. Die unterschiedliche Be-
wertung schliesst aber nicht aus, dass Banken und
andere Finanzdienstleistungsunternehmen das
Jahr 2011 als Jubiläumsjahr für den Banken- und
Finanzplatz Liechtenstein begehen, dessen Grund-
stein vor 150 Jahren mit der Gründung der Liech-
tensteinischen Landesbank gelegt wurde.
Kredite aus dem benachbarten Ausland Am 5. Dezember 1861 veröffent-
lichte das Regierungsamt eine Kundmachung, wel-
che die Gründung der «Zins- und Credit-Landes-
Anstalt im souverainen Fürstenthume Liechten-
stein» ankündigte. Gleichzeitig forderte das Regie-
rungsamt die Bevölkerung auf, ihre Spargelder
beim neuen Landesinstitut anzulegen. Pläne zur
Errichtung einer staatlichen Kreditanstalt waren
zwar schon einige Jahre früher gefasst worden, doch
dauerte es einige Zeit von der Idee bis zur Umset-
zung. Die Notwendigkeit für die Errichtung einer
Bank, der ersten Bank in Liechtenstein, wurde da-
mals als dringend angesehen, denn für Liechten-
steiner war es zu jener Zeit sehr schwierig, im be-
nachbarten Ausland Kredite zu erhalten. Die neue
Zins- und Credit-Landes-Anstalt war als Bank für
Bis zur gründung der landes-
bank konnten die leute nur
von privater oder kirchlicher
seite kredite holen
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e n t w i c k l u n g B a n k w e s e n
Von Günther Meier
Am Anfang stand die Zins- und Credit-Landes-anstalt6
7
der finanzplatz liechtenstein befindet sich nach steueraffäre und finanz-
krise in einem transformationsprozess, der in eine nicht genau bekannte
zukunft führt. zu feiern gibt es 2011 trotzdem etwas, denn vor 150 Jahren
wurde die liechtensteinische landesbank gegründet.
Mit der Gründung der Liechten-
steinischen Landesbank im Jahre
1861 wurde der Grundstein für
den Finanzplatz Liechtenstein
gelegt.
februar 2011
die Liechtensteiner konzipiert und wurde in den
Gründungsstatuten als Landesinstitut bezeichnet,
bei dem der Staat die Sicherheit für die Einlagen
und für die Verluste im Kreditgeschäft übernahm.
Vor allem in Notzeiten blühte der Wucher Bis zur Gründung der Landes-
bank konnten die Leute nur von privater Seite, un-
ter gewissen Voraussetzungen auch von der Kir-
chenverwaltung, Kredite holen. Weil es in Liech-
tenstein in der Mitte des 19. Jahrhunderts nur we-
nige vermögende Familien gab, waren Geldgeber
aus der schweizerischen und österreichischen
Nachbarschaft gefragt. Schuldbriefe für private Hy-
pothekarausleihungen stammten in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts vorwiegend aus Grau-
bünden, gefolgt von Geldgebern aus dem Raum
Feldkirch. Nicht selten aber mussten die armen
Schuldner überhöhte Zinsen zahlen. Vor allem in
Notzeiten blühte der Wucher. Alois Ospelt be-
schreibt in seiner «Wirtschaftsgeschichte des Fürs-
tentums Liechtenstein im 19. Jahrhundert» die Not
der Schuldner, die im Zusammenhang mit Kredi-
ten oft um Haus und Hof gebracht wurden: «Geld
war überhaupt nicht oder nur
mit Verlusten bis zu 40% auf-
zutreiben. So mancher Kreditsu-
chende unterzeichnete einen
Schuldbrief von 100 Gulden, er-
hielt aber nur 80 oder 60 Gulden
ausbezahlt. Viele Leute verloren
Haus und Hof und hatten kein
Vermögen mehr, womit die im-
mer noch verbleibenden Forde-
rungen hätten gedeckt werden
können.» Eine zweifelhafte Rolle spielten nach Dar-
stellung von Historikern auch Landsleute, die trotz
verbreiteter Armut im Land für auswärtige Geldge-
ber die Zinsen einzogen, dabei oft die Leute prell-
ten und ins Elend stürzten. Eine einheimische Bank
mit seriösem Geschäftsgebaren wurde unter diesen
Umständen immer lauter gefordert. Als es 1861 zur
Gründung der Zins- und Credit-Landes-Anstalt
kam, war dieser Wunsch erfüllt. Die Bank wuchs
für damalige Verhältnisse relativ rasch: 1864 betrug
das Verwaltungsvermögen der Bank 23'352 Gulden,
zehn Jahre später war das Verwaltungsvermögen
schon auf 163'246 Gulden angewachsen.
Langsame Entwicklung des Bankenplatzes Die Zins- und Credit-Landes-
Anstalt, die später den Namen «Spar- und Leihkas-
se» erhielt, war zur Deckung des Finanzbedarfs des
Staates und der Kredit-, Hypothekar- und Sparbe-
dürfnisse der liechtensteinischen Bevölkerung ge-
gründet worden. Über Jahrzehnte blieb das Bank-
institut, das bis 1922 Teil der Landesverwaltung war
und unter Aufsicht des Landesverwesers stand, die
einzige liechtensteinische Bank. Erst 1920 kam die
8
februar 2011
liechtensteinische landesbank 1861 – 2011
Die Liechtensteinische Landesbank aG wurde am 5. Dezember 1861 gegründet und kann 2011 das 150-jährige bestehen
feiern. Die unter der bezeichnung «Zins- und Credit-Landes-anstalt im souverainen fürstenthume Liechtenstein» gegründete
bank wurde 1993 per Gesetz in eine aktiengesellschaft umgewandelt. Seither ist die Landesbank auch an der börse in Zürich
– SIX Swiss exchange – unter dem Symbol LLb kotiert. ende 2010 besass das Land Liechtenstein 17,7 Millionen der 30,8
Millionen Inhaberaktien, was einem anteil von 57,5 Prozent entspricht. auf Spargelder und Kassenobligationen verfügt die
Landesbank über eine Staatsgarantie. Im Währungsraum Schweiz/Liechtenstein gehört die Landesbank mit einem Kunden-
vermögen von rund 50 Milliarden franken zu den bedeutendsten Vermögensverwaltungsinstituten. Die Landesbank ist nach
ihrer ausrichtung eine universalbank. Zu ihren Kernkompetenzen gehören aber insbesondere das Private banking, das asset
Management, fund Services und Trust Services.
aus der früheren Landesbank ist in den letzten Jahren die LLb-Gruppe entstanden, die aus der Liechtensteinischen Landes-
bank aG sowie einer reihe von 100-prozentigen Tochtergesellschaften besteht: Liechtensteinische Landesbank (Schweiz) aG,
Liechtensteinische Landesbank (Österreich) aG, LLb asset Management aG, LLb fund Services aG, LLb fondsleitung aG
und Jura Trust aG. Zur LLb-Gruppe gehören seit 2005 auch die swisspartners Investment Network aG (beteiligung von 61,74
Prozent) und seit 2007 die bank Linth LLb aG (beteiligung 74,2 Prozent). Zu 17,5 Prozent ist die Landesbank an der MbPI
aG beteiligt, einem in Liechtenstein domizilierten family Office. an der Lebensversicherungsgesellschaft elips Life aG hält die
Landesbank eine beteiligung von 48 Prozent.
Die LLb-Gruppe verfügt neben dem Hauptsitz in Liechtenstein auch Niederlassungen in der Schweiz, in Österreich, in den
Vereinigten arabischen emiraten, auf den Cayman Islands und in Hongkong. Quelle: www.landesbank.li
Bank in Liechtenstein dazu, deren Gründung in en-
ger Beziehung mit der Entwicklung des Treuhand-
wesens stand: Ausländische Finanzexperten hatten
der Regierung vorgeschlagen, Liechtenstein zum
Sitz von Treuhandunternehmen zu machen, zu de-
ren Dreh- und Angelpunkt die neue Bank werden
könnte. Fortan gab es zwei Banken in Liechtenstein,
die Bank in Liechtenstein und die Landesbank, die
aber über Jahrzehnte eine unterschiedliche Ge-
schäftstätigkeit aufwiesen und streng darauf achte-
ten, dass sich auf dem Bankenplatz keine Konkur-
renz breit machte.
Die 1947 gegründete «Sinit» blieb
bis zu ihrem Verschwinden eine kleine Bank, die
mit einem Treuhandunternehmen in Verbindung
stand. Erst 1956 gab es eine Öffnung, als die Ver-
waltungs- und Privat Bank, die heutige VP Bank,
eine Konzession erhielt. Doch schon das Banken-
gesetz des Jahres 1960 schnürte den Sack wieder
enger zu, indem eine Bedürfnisklausel aufge-
nommen wurde, um vor allem die Niederlassung
ausländischer Banken zu verhindern. Eine Libe-
ralisierung im Bankenbereich erfolgte erst kurz
vor dem EWR-Beitritt Liechtensteins, als Regie-
rung und Landtag der Neuen Bank AG und der
Centrum Bank AG eine Bankkonzession erteil-
ten. Nach dem 1995 erfolgten EWR-Beitritt folg-
te eine weitere Liberalisierung, so dass es zu wei-
teren Bankgründungen kam. Ende 2010 regist-
rierte die Finanzmarktaufsicht FMA total 17 Ban-
ken, wovon sich die Alpe Adria Privatbank AG in
Liquidation befindet. |
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Die Entwicklung der Landesbank
zeigt sich auch in den verschiede-
nen Formen der «Sparkässeli»
für Kinder.
P u B l i r e P o r ta g e
Jugendarbeitslosigkeit in Europa Vergleiche einiger Länder mit Liechtenstein
Wer die Arbeitsmärkte in den europäischen Ländern studiert, stellt fest, dass die
Jugendarbeitslosigkeit prozentual höher liegt als die gesamte Arbeitslosenquote. Liech-
tenstein macht in dieser Reihe keine Ausnahme. Ende 2010 wurde eine Arbeitslosenquo-
te von 2,2 Prozent registriert, die bei den Jugendlichen im Alter von 15 bis 24 Jahren mit
2,6 Prozent höher als der Durchschnitt lag.
Die Ursachen für die über dem Durchschnitt liegende Jugendarbeitslosigkeit sind
weitgehend bekannt. Junge Leute fallen aus dem Arbeitsprozess, weil sie nach der Be-
rufslehre keine Arbeitsstelle finden. Andere finden den Berufseinstieg nicht, weil sie
nach der obligatorischen Schulzeit keine Lehrstelle finden. Besonders gefährdet sind
schulschwache Schulabgänger und Fremdsprachige.
Das Ressort Wirtschaft arbeitet in Kooperation mit Partnern daran, die Probleme
der Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Für Jugendliche, die nach der Lehrzeit keinen
Job in ihrem Beruf finden, ist das Projekt «Chance Liechtenstein» gestartet worden. Die
Jugendlichen werden von erfahrenen Fachleuten auf Bewerbungen vorbereitet. Am jähr-
lichen Job-Markt können sie ihre Ausbildung vorstellen und sich Arbeitgebern und Per-
sonalchefs von Firmen mit ihren Vorzügen und Stärken präsentieren.
Mit «100pro!» hat die Wirtschaftskammer Liechtenstein ein Projekt gestartet, das
die Verbundausbildung ermöglicht. Damit können auch Kleinbetriebe und spezialisier-
te Unternehmen ganzheitliche Ausbildungsplätze anbieten und Fachkräfte für die Zu-
kunft ausbilden. «100pro!» als Leitorganisation erbringt die administrativen Leistun-
gen mit allen Vorteilen aus dem Lernenden- und Betriebscoaching. Der Lernende ist bei
der Wirtschaftskammer Liechtenstein angestellt und absolviert die fachliche Ausbil-
dung nach einem vorgegebenen Einsatzplan bei den beteiligten Lehrbetrieben.
0
5
10
15
20
25
30
Arbeitslosenquote in % ■ alle arbeitsfähigen Personen ■■ Jugendliche (15–24 Jahre)
4,1
8,2 7,510,4 10,0
23,325,3
4,8
9,57,8
2,2 2,6
Schweiz Deutschland Österreich Frankreich Italien Liechtenstein
Regierungschef-Stellvertreter und
Wirtschaftsminister Martin Meyer:
«Das Projekt «Chance Liechtenstein» ist
ein Projekt, das sehr gut zeigt, wie der
Staat jungen Menschen Mut machen
kann, sich in unsicheren Zeiten zu be-
haupten. Die Trainer helfen den Ju-
gendlichen, Selbstbewusstsein und
Vertrauen zu entwickeln, vielleicht auch
die eigenen Grenzen zu überschreiten,
machen ihnen aber klar: Wer etwas er-
reichen will, muss den ersten Schritt
selber tun.»
Chancen bewahren für die Zukunft
Abenteuerspielplatz rund um den Walen-
Von Günther Meier
10
11
nicht mit Sicherheit gesagt wer-
den, wie die Rahmenbedingun-
gen in Zukunft aussehen würden.
In dieser Situation hat die Liech-
tensteinische Treuhändervereinigung die Flucht
nach vorne ergriffen und macht mit einer Plakatak-
tion auf die Bedeutung der Treuhandbranche auf-
merksam. Rund 3500 Arbeitsplätze seien direkt
oder indirekt vom Treuhandsektor in Liechtenstein
abhängig: «Wenn wir das Umfeld dieser 3500 Men-
schen mit ihren Angehörigen, Freunden und Be-
kannten dazurechnen, so sehen wir die grosse Ver-
antwortung, die wir gegenüber einem grossen Teil
der liechtensteinischen Bevölkerung tragen und die
uns zu verantwortungsvollem Handeln ermahnt.»
Hohe Wertschöpfung des Treuhandsektors Die Treuhändervereinigung hat
vom Institut für Finanzwissenschaft und Finanz-
recht an der Universität St. Gallen eine Studie über
die Bedeutung des Treuhand- und Finanzdienst-
leistungssektors für die liechtensteinische Wirt-
schaft erstellen lassen. Die anfangs 2010 erstellte
Studie kommt zum Schluss, dass die Finanzbran-
che einen Anteil von 33,7 Prozent an der Brutto-
wertschöpfung in Liechtenstein erreicht, wovon der
Sektor Rechtsberatung und Treuhandwesen unge-
fähr die Hälfte beiträgt. Der Anteil der Bruttowert-
schöpfung des Treuhandwesens wird in dieser Stu-
die höher als vom Amt für Statistik errechnet, was
darauf zurückzuführen ist, dass die Zahlen um den
Zupendler-Anteil korrigiert wurde. Die Bedeutung
des Treuhandsektors wird aufgrund der Verflech-
tung mit der restlichen Wirtschaft noch höher ein-
geschätzt, als die reinen Wertschöpfungszahlen
Der Finanzplatz Liechtenstein
befindet sich, so steht es in der Agenda 2020, in ei-
ner Transformationsphase. Was ein Transformati-
onsprozess in diesem Zusammenhang letztlich be-
deutet, führt der «strategische Kompass» der Regie-
rung ebenfalls aus: Der Finanz-
dienstleistungssektor werde sich
von Geschäftsfeldern verabschie-
den müssen, die in der Vergan-
genheit besonders ertragsreich
gewesen seien. Ebenso deutet die
Zukunftsvision an, dass die Ak-
teure auf dem Finanzplatz Liech-
tenstein in Zukunft einem deutlich härteren Wett-
bewerb ausgesetzt würden. Diese Einschätzung der
Regierung werden wohl die meisten Treuhänder
teilen, die seit der Steueraffäre mit Löschungen von
Stiftungen und Anstalten konfrontiert werden. Ein
Vertreter der Branche hat die momentane Situation
sarkastisch-ironisch so beschrieben, dass er immer
noch seine Unterschrift unter viele Dokumente set-
ze – im Unterschied zu früher aber unter Löschun-
gen statt Neugründungen.
Von der Regierung im Stich gelassen Zusätzlich zu diesem Ungemach
aus dem Ausland fühlen sich die Treuhänder von
der Regierung im Stich gelassen. Seinem Unmut hat
Peter Sprenger, Vorsitzender des Verwaltungsrates
der Administral Anstalt, einem der grösseren Un-
ternehmen der Treuhandbranche in Liechtenstein,
in einem Interview mit dem «Wirtschaft regional»
zu Jahresbeginn freien Lauf gelassen: Es fehle die
Unterstützung der Regierung, es mangle an Pla-
nungs- und Rechtssicherheit, Neukunden könne
zentraler Punkt ist eine
kluge abkommenspolitik, die
den transformationsprozess
möglichst sanft gestaltet
f i n a n z P l at z
liechtensteins treuhänder sind verunsichert wegen der fi-
nanzplatz-strategie der regierung. Mit einer Plakataktion ver-
sucht die treuhändervereinigung auf die Bedeutung des treu-
handsektors für liechtenstein aufmerksam zu machen.
Die Bedeutung des Treuhandwesens
vermuten lassen: Eingerechnet wird die Nachfrage
der Rechtsberatungs- und Treuhandunternehmen
nach anderen Dienstleistungen – etwa von Restau-
rants und Hotels, vom Detailhandel, von Handwer-
kern und nicht zuletzt durch das Baugewerbe. Nach
den Berechnungen der Studie hängt das 1,4-fache
an zusätzlichen Arbeitsplätzen an der Nachfrage
aus der Treuhandbranche und der Rechtsberatung.
Wird alles an Wertschöpfung einberechnet, so die
Studie, kommt man auf ein Total von ungefähr 23
Prozent der Gesamtwertschöpfung – oder anders
ausgedrückt: Fast jeder vierte Franken kommt di-
rekt oder indirekt aus dem Treuhandwesen. Inte-
ressant für die Diskussionen über die Zukunft des
Treuhandsektors sind die Berechnungen und Ein-
schätzungen der Folgen, die von einem starken
Rückgang zu erwarten wären. Die Studie gelangt
nach einem Vergleich mit dem Finanzplatz Luxem-
burg zur Schlussfolgerung, ein
markanter Rückgang des Treu-
handwesens hätte grössere Aus-
wirkungen auf die liechtensteini-
sche Volkswirtschaft als eine Schrumpfung des In-
dustriesektors. Verantwortlich für diesen Unter-
schied seien die Vorleistungen, die für die
Treuhandbranche zu einem wesentlich höheren
Anteil in Liechtenstein erbracht würden als für den
industriellen Produktionsbereich. Eine relativ
plötzliche Schrumpfung des Treuhandsektors wür-
de aufgrund seiner grossen volkswirtschaftlichen
Bedeutung einen Strukturwandel für Liechtenstein
nach sich ziehen, heisst es in der Studie. Gemeint ist,
dass der damit zusammenhängende Rückgang in
anderen Branchen, die mit dem Treuhandsektor
direkt oder indirekt verbunden sind, nicht einfach
kompensiert werden könnte.
Neue Chancen für den Treuhandbereich Aufgrund dieser Voraussetzun-
gen und Zusammenhänge plädieren die Treuhän-
der für «verantwortungsvolles Handeln» und für
die Erarbeitung einer Strategie, die von allen Wirt-
schaftskreisen getragen werde: «Die zentralen
Punkte einer solchen Strategie sind die permanen-
te Verbesserung der Rahmenbedingungen im In-
land sowie eine kluge Abkommenspolitik, welche
den Transformationsprozess möglichst sanft ge-
staltet.» Die Regierung hält in der Agenda 2020 op-
timistisch dagegen, den Finanzdienstleistern wür-
den sich durch verschiedene Entwicklungen neue
Chancen eröffnen, beispielsweise in den Bereichen
Privatisierung der Gemeinnützigkeit, Klimawan-
del, Altersvorsorge, Versicherungen. |
februar 2011
Die Treuhänderbranche macht mit
Plakaten auf ihre Bedeutung für
die Wirtschaft und die Gesellschaft
aufmerksam.
die treuhänderbranche
Die Liechtensteinische Treuhändervereinigung ist eine Körperschaft
des öffentlichen rechts, der alle in Liechtenstein zugelassenen Treu-
händer und Treuhandgesellschaften angehören. Zur ausübung des
Treuhänderberufes bedarf es einer bewilligung durch die finanz-
marktaufsicht fMa. Die bewilligung wird nur nach mehrjähriger Pra-
xis im Treuhandbereich und nach bestandener Treuhänder-Prüfung
erteilt. Die fMa registriert aktuell 85 Treuhänder und 28 Treuhänder
mit eingeschränkter Geschäftstätigkeit sowie 260 Treuhandgesell-
schaften und 19 Treuhandgesellschaften mit eingeschränkter Tätig-
keit. www.thv.li
foto
: Mar
co N
esch
er
ren. Das Sicherheitsnetz ist auf-
zuspannen, solange der Seiltän-
zer sich noch auf dem Seil bewegt.
Ähnlich verhält es sich mit der
Wirtschaft. Die Vorsicht, um zukünftige Krisen zu
verhindern, ist in Zeiten des Booms gefragt und
nicht, wenn die Wirtschaft am Boden liegt.
Auf starkes Wirtschaftswachs- tum folgen Rückschläge Innovation und Unternehmer-
tum sind die wesentlichen Elemente für Wohlstand
und Wirtschaftswachstum. Im Verlauf eines lang-
fristigen Wachstums gibt es immer wieder Rück-
schläge und Krisen. Blickt man auf die letzten
zwanzig Jahre zurück, die geprägt waren von Libe-
ralisierung, so erkennt man weltweit einen beispiel-
losen Anstieg von Wohlstand. Zahlreiche Innovati-
onen in verschiedenen Wirtschaftsbereichen haben
das globale Wohlergehen verbessert. Diese Innova-
tionen und eine damit einhergehende positive Ent-
wicklung wären ohne eine liberale Wirtschaftsord-
nung, die das Unternehmertum förderte, gar nicht
möglich gewesen. Doch warum ist die westliche
Welt in eine der grössten Wirtschaftskrisen der ver-
gangenen 80 Jahre gekommen? Einerseits ist es –
wie eingangs schon erwähnt – unvermeidlich, dass
auf Perioden eines starken Wirtschaftswachstums
gewisse Rückschläge erfolgen. Andererseits ent-
standen die sogenannten «Bubbles» nicht primär in
der Privatwirtschaft, sondern insbesondere in den
westlichen Staaten durch eine übertriebene Aufblä-
hung der Staatsfinanzen – und dies nicht erst durch
Sanierung von Banken. Im Zeitalter der «Gefällig-
keitsdemokratie» waren Einsparungen bei der öf-
fentlichen Hand kein Thema. Insbesondere der
Wenn Staaten in einer Wirt-
schaftskrise stecken, ist das Thema a priori: «Wie
kommen wir wieder aus der Wirtschaftskrise he-
raus?». Doch wer während einer Krise laufend regu-
lative Einschränkungen setzt, um damit ähnliche
Krisen zu verhindern, der verhindert den Auf-
schwung. Das Wirtschaftsleben ist zyklisch und
Krisen sind unvermeidbar. Aller-
dings verstärken Übertreibun-
gen (z.B. Bubbles) die Krisenge-
fahr. In einer Zeit, in der man
versuchen muss, aus einer Krise
zu gelangen, ist es fatal, die Ver-
hinderung künftiger Wirtschafts-
krisen zum Kernthema zu ma-
chen. Denn dies bedeutet, rest-
riktive Massnahmen einzuführen, die in Folge das
Wirtschaftswachstum hemmen. Ist ein Seiltänzer
vom Seil gefallen, so ist die nächstliegende Aufgabe
nicht, ein Sicherheitsnetz aufzuspannen, sondern
vielmehr erste Hilfe für den Seiltänzer zu organisie-
das sicherheitsnetz ist
aufzuspannen, solange der
seiltänzer sich noch auf
dem seil bewegt
w i r t s c h a f t
krisen gehören zum leben, wie die luft zum atmen. wer der
Vorstellung unterliegt, krisen gänzlich aus dem wirtschafts-
leben ausschliessen zu können, gibt sich einer illusion hin.
denn dazu ist das system zu unberechenbar.
Von Prinz Michael
von und zu Liechtenstein
Patentrezepte gibt es nicht12
13
zur Person
Prinz Michael von und zu Liechtenstein ist Präsident des Think Tanks
european Center of austrian economics foundation und Präsident
des Verwaltungsrates von Industrie- & finanzkontor, Vaduz. Der in
Vaduz ansässige Think Tank european Center of austrian economics
foundation (eCaef), an deren Spitze Prinz Philipp und Prinz Micha-
el von und zu Liechtenstein stehen, begrüsst die Tradition der Öster-
reichischen Schule der Nationalökonomie. Mit verschiedenen aktivi-
täten fördert eCaef das Verständnis dieser sozioökonomischen,
bahnbrechenden Theorie. eCaef steht für eigenverantwortung, freie
Marktwirtschaft und ein sinnvolles Mass an staatlichen aktivitäten.
Weitere Informationen: www.ecaef.li
februar 2011
Die Österreichische Schule der
Nationalökonomie setzt auf den
handelnden Menschen und das
Unternehmertum.
«Housing-Bubble» in den Vereinigten Staaten von
Amerika wurde durch staatliche Institutionen her-
vorgerufen. Der politische Wille des leichten Geldes
im Immobilienbereich herrschte sowohl in den Ad-
ministrationen Clinton wie Bush vor.
Unternehmerfreundliches Umfeld ist notwendig Steckt man in einer Krise, so
nützt es wenig, sich über die Ursachen zu beklagen
und Schuldzuweisungen zu machen. Lösungen
sind gefragt! Die Österreichische Schule der Natio-
nalökonomie stellt nicht Systeme und Theorien in
den Mittelpunkt ihrer Überlegungen. Vielmehr
setzt sie auf den handelnden Menschen und das
Unternehmertum. Ein unternehmerfreundliches
Umfeld ist notwendig, um aus einer Krise zu gelan-
gen! Denn aus dem resultierenden Wirtschafts-
wachstum können Krisen bewältigt werden.
Weltweit herrscht das Paradoxon,
dass die westlichen Staaten, die ein geringes Wirt-
schaftswachstum aufweisen, hoch verschuldet sind,
während die Emerging Markets, die ein hohes Wirt-
schaftswachstum aufweisen, Überschüsse erzielen.
Staatsschulden aber sind nur dann gerechtfertigt,
wenn sie in Projekte investiert werden, die zukünf-
tige Erträge erbringen. Das heisst, ein Staat darf
sich nur bei Wirtschaftswachstum verschulden. Al-
lerdings ist auch hier zu beachten, dass eine Rück-
zahlung wirtschaftlich darstellbar ist. Bedauerli-
cherweise werden aktuell protektionistische Mass-
nahmen gesetzt, die zwar populär sind und eine
Krisenvermeidung vortäuschen,
langfristig aber schädlich sind,
da dadurch die Notwendigkeit
zur Wettbewerbsfähigkeit und
Innovation nur in einem geringen Masse herrscht.
Die Österreichische Schule der Nationalökonomie
will im Grundsatz so wenig staatliche Interventio-
nen in der Privatwirtschaft als möglich. Notwendi-
gen Regulierungen steht sie dabei nicht entgegen.
Diese Regulierungen sollen extreme Übertreibun-
gen vermeiden, nicht aber Wirtschaftswachstum
und echten Wettbewerb verhindern. Zu viel Regu-
lierung führt zu einer Uniformierung und fehlen-
der Diversifikation. Dadurch werden die Auswir-
kungen von Fehlentwicklungen verstärkt. Ein ge-
sundes Wirtschaftswachstum ist ein von innovati-
ven und freien Unternehmern erzieltes Wachstum.
Was die Österreichische Schule der Nationalökono-
mie hier einbringen kann ist, dass ein unterneh-
merfreundliches Umfeld zu schaffen und zu för-
dern ist. Leider sind wir wegen der Finanzkrise, die
primär durch eine hohe Staatsverschuldung und
der daraus resultierenden Politik des leichten Gel-
des entstand (was den Marktteilnehmern erst er-
möglichte zu übertreiben), zu staatlichen Mass-
nahmen gezwungen.
Bei aller Wertschätzung der Be-
mühungen der Politik und Zentralbanken (im Fi-
nanzsektor) sollten Eingriffe jedoch nicht aus
machtpolitischen Gründen zum Schaden der
Marktwirtschaft erfolgen. Dies ist die Lehre, die die
Österreichische Schule der Nationalökonomie zum
Thema Wirtschaftskrisen vermitteln kann. Die Ös-
terreichische Schule der Nationalökonomie sieht
aber auch ein, dass sie kein Patentrezept hat, was
positiv zu werten ist. |
foto
: Mar
co N
esch
er
Liechtenstein besteht aus elf Ge-
meinden, die in der Verfassung schon im ersten Ar-
tikel namentlich aufgeführt sind. Seit 2003 lautet
dieser Verfassungsartikel: «Das Fürstentum Liech-
tenstein ist ein Staatsverband von
zwei Landschaften mit elf Ge-
meinden. Das Fürstentum Liech-
tenstein soll den innerhalb seiner
Grenzen lebenden Menschen
dazu dienen, in Freiheit und Frie-
den miteinander leben zu kön-
nen. Die Landschaft Vaduz (Oberland) besteht aus
den Gemeinden Vaduz, Balzers, Planken, Schaan,
Triesen und Triesenberg, die Landschaft Schellen-
berg (Unterland) aus den Ge-
meinden Eschen, Gamprin, Mau-
ren, Ruggell und Schellenberg.»
Die Verfassung von 1921 hatte
Liechtenstein noch als «unteilba-
res und unveräusserliches Gan-
zes» festgeschrieben, den Ge-
meinden aber das Recht zur Zu-
sammenlegung bestehender Ge-
meinden eingeräumt. Einen
Schritt weiter geht die Verfas-
sung von 2003, die den Gemein-
den im Sinne der Selbstbestim-
mung das grundsätzliche Recht
zugesteht, aus dem Staatsver-
band auszutreten. Die beiden
Landschaften Oberland und Un-
terland sind aus der früheren
Herrschaft Schellenberg und der
Grafschaft Vaduz hervorgegan-
gen, die 1719 zum Fürstentum
Liechtenstein zusammengefügt
wurden. Wann aber und wie sind die Gemeinden
entstanden? Ein Blick in die Geschichte zeigt uns
eine kontinuierliche Entstehung, die von der ur-
sprünglichen Sippe über Siedlungsgemeinschaften
bis zur politischen Gemeinde reicht. Aus der Sippe,
der ältesten genossenschaftlichen Form, ist die
Markgenossenschaft entstanden, welche die so ge-
nannte Mark – Allmenden, Wälder und Alpen – ge-
meinschaftlich nutzten. Diese Markgenossenschaf-
ten waren am Anfang reine wirtschaftliche Zusam-
menschlüsse, die mehrere Siedlungen umfassen
konnten. Noch zu Zeiten, als Grafen über das heu-
tige Staatsgebiet Liechtensteins herrschten, sind aus
den Markgenossenschaften die so genannten Nach-
barschaften hervorgegangen, die in der Regel meh-
rere Hofsiedlungen umfassten. Hauptzweck der
Nachbarschaften bildete die wirtschaftliche Zu-
sammenarbeit, um die einfachen Lebensbedürfnis-
se besser decken zu können. Die genossenschaft-
liche Organisation diente aber nicht nur der Bewäl-
tigung des Lebensunterhaltes, sondern entwickelte
auch soziale Strukturen. In eigenen Angelegenhei-
ten galten in den Nachbarschaften die selbst ge-
wählten Regeln, die sich aber an den Normen der
Gerichtsgemeinde und der Landesherrschaft zu
orientieren hatte. Mit dieser Selbstverwaltung war
aber der Keim gelegt für die politische Organisa-
tion der späteren Gemeinden.
Grundstein für spätere Versammlungsdemokratie Bis die Herrschaft Schellenberg
und die Grafschaft Vaduz zum neuen Fürstentum
Liechtenstein zusammengeschlossen wurden, hat-
ten sich die Nachbarschaften zu Dorfgenossen-
schaften entwickelt, die einiges selbst erledigten: Zu
hauptzweck der nachbar-
schaften bildete die wirt-
schaftliche zusammenarbeit
foto
s: M
arco
Nes
cher
g e M e i n d e n : wa h l e n 2 0 1 1
Von Günther Meier
Von Nachbarschaften zu den Gemeinden14
15
die stimmberechtigten sind aufgerufen, am 18./20. februar 2011 die Vorste-
her und die gemeinderäte in den elf gemeinden für eine vierjährige amts-
periode zu wählen. das lässt die frage aufkommen, wie unsere gemeinden
überhaupt entstanden sind.
Das erste Gemeindegesetz legte
1842 die Rechte und Pflichten der
Gemeinden und der Bürger fest.
februar 2011
diesen Aufgaben gehörten die Armenfürsorge, die
Verhängung von Bussen, das Recht zur Aufnahme
oder Abweisung von Fremden. Darüber stimmte
die Gesamtheit der Genossen ab, die damit den
Grundstein für die spätere Versammlungsdemo-
kratie legten. Aus ihrer Mitte wählten die Dorfge-
meinschaften ihre Dorfammänner, zu deren Aufga-
bengebiet die Aufrechterhaltung der Ordnung, die
Schlichtung von Streitigkeiten, die Vertretung ge-
genüber anderen Dorfgemeinschaften und gegen-
über dem Landammann gehörte. Ferner musste der
Dorfammann die Felder, Wege und Wuhren beauf-
sichtigen, den Witwen und Waisen beistehen sowie
zwielichtige Figuren bei der Obrigkeit melden.
Widerstand des Volkes gegen die Obrigkeit Das ausgeprägte Eigenleben der
Nachbarschaften, das neben den wirtschaftlichen
Bindungen auch den gesellschaftlichen Umgang
und das kirchliche Leben regelte, erfuhr nach der
Bildung des Fürstentums Liechtenstein eine starke
Einschränkung. Die Untertanen hatten sich bei der
Erbhuldigung in der Herrschaft Schellenberg und
in der Grafschaft Vaduz die alten Rechte bestätigen
lassen, doch schaffte der Fürst 1720 die früheren
Gewohnheitsrechte ab, beseitigte die Landammän-
ner und löste die Gerichtsgemeinden auf. Die bei-
den Landesteile wurden zu einer Körperschaft ver-
einigt und in sechs Ämter aufgeteilt, die in ihrer
Ausdehnung identisch waren mit den damaligen
Pfarreien. Eines dieser Ämter umfasste Vaduz,
Schaan und Planken, ein anderes Triesen und Trie-
senberg, in einem weiteren Amt
waren Balzers und Mäls vereinigt.
Die kleinen Unterländer Siedlun-
gen Bendern, Gamprin, Schellenberg und Ruggell
wurden in einem Amt zusammengefasst, während
Eschen und Mauren je ein eigenes Amt bildeten. Als
Regierungs- und Verwaltungseinrichtung bestimm-
te der neue Landesherr das Oberamt, an dessen
Spitze der Landvogt stand. Die von oben diktierte
Neuordnung stiess auf Widerstand in der Bevölke-
rung, worauf 1733 die alte Ordnung teilweise wieder
hergestellt wurde, die bis 1808 erhalten blieb.
Gemeindegesetze erst im 19. Jahrhundert Der 1. Januar 1809, als die neue
fürstliche Dienstinstruktion in Kraft trat, kann als
die Geburtsstunde der heutigen Gemeinden be-
zeichnet werden. Der Fürst verfügte die Auflösung
der beiden Gerichtsgemeinden, womit die alten
Dorfgenossenschaften oder Nachbarschaften eine
neue rechtliche Stellung erhielten: Man könnte sie
mit einer politischen Gemeinde vergleichen, weil
sie eine eigene, nur der fürstlichen Obrigkeit unter-
stellten Verwaltung erhielten. In jener Zeit wurde
auch begonnen, die räumliche Abgrenzung der Ge-
meinden vorzunehmen, die in Markgenossenschaf-
ten verbunden waren. Mit fürstlichen Instruktio-
nen wurden die Rechte und Pflichten der Gemein-
den festgelegt, bis dann 1842 das erste umfassende
Gemeindegesetz in Kraft gesetzt wurde. Das Volk
war unzufrieden mit der Neuordnung, konnte sich
mit seinen Forderungen, beispielsweise der freien
Wahl des Gemeinderates, aber erst 1842 durchset-
zen, als ein neues Gemeindegesetz in Kraft gesetzt
wurde. |
-
ausstrahlend, aber ohne kostspie-
ligen Luxus. Nach verschiedenen
Standortvarianten entschieden
sich die Politiker für den Standort
in unmittelbarer Nähe der Kirche
und der Amtshäuser. In der Kos-
tenfrage gaben sich die Abgeord-
neten mutig, denn der Kosten-
voranschlag betrug mehr als die
gesamten Einnahmen des Jahres
1905, als das Regierungsgebäude
in Betrieb genommen wurde. Al-
les, was damals an Staat vorhan-
den war, wurde zum Einzug in
das «Grosse Haus» vorgesehen:
Die Landeskasse, Landrichter mit Verhandlungs-
raum, Archiv, Grundbuchamt, Landesverweser,
Landestierarzt und Landesphysikus, Forstamt und
Landestechniker. Im Obergeschoss der Landtagssaal,
im Keller das Gefängnis, dazu eine Wohnung für
den Kerkermeister sowie gegen den Hang ein kleiner
Hof mit hoher Mauer für den Hofgang der Häftlin-
ge. Auch der kurz zuvor gegründete Historische Ver-
ein sollte einen Platz erhalten sowie die Sparkasse,
die heutige Landesbank.
Gebaut wurde das Regierungsgebäude nach
den Plänen des Fürstlichen Architekten Gustav Rit-
ter von Neumann aus Wien, der sich beim Baustil an
den Palästen der Spätrenaissance orientierte. Ge-
genüber dem ursprünglichen Plan wurden die mar-
kanten Eckkörper dazugebaut. Das am 28. Dezem-
ber 1905 mit einer Landtagssitzung eröffnete Regie-
rungsgebäude hat bis zum grösseren Umbau 1986
einige Veränderungen über sich ergehen lassen. So
wurde 1969 der Landtagssaal renoviert, nach der
Übersiedlung der Polizei in das neue Polizeigebäude
und der Aufgabe des Gefängnisses erfolgte der Ab-
bruch der Gefängnismauer, die Neugestaltung des
Eingangsbereichs, die Einrichtung von Archivräu-
men im Keller. Mit dem Neubau des Landtagsge-
bäudes erhielt auch das Regierungsgebäude neuen
Glanz – umrahmt von den Ziegeln des Parlaments,
der Hangbebauung und des Peter-Kaiser-Platzes. |
Nach einer Bauzeit von 14 Mona-
ten wurden die Umbau- und
Renovationsarbeiten am Regie-
rungsgebäude in Vaduz abge-
schlossen. Die Renovation war
notwendig geworden, weil am 23. November 1984
die Gewölbedecke oberhalb des Sitzungszimmers
der Regierung ohne Vorwarnzeichen eingestürzt
war, ohne dass Menschen zu Schaden kamen. Im
Zuge der Renovation wurde nicht nur die Fassade
erneuert, es wurden auch WC-Anlagen erneuert,
Küchen errichtet und ein Lift eingebaut. Der frühe-
re Dachraum mit seiner markanten Holzkonstruk-
tion wurde einer neuen Nutzung zugeführt, indem
dort drei Geschosse eingezogen werden konnten,
was das Raumangebot im «Grossen Haus» beträcht-
lich erweiterte. Die Baugeschichte des Regierungs-
gebäudes ist eng mit dem Problem Platzmangel ver-
bunden. Schon vor über hundert Jahren befasste
sich der Landtag mit der Frage, wie der Raumnot-
stand für die an verschiedenen Orten untergebrach-
ten Ämter gelöst werden könnte.
Im Rahmen einer ersten Debatte des Parla-
ments im Jahre 1899 war man sich einig, dass ein
neues Gebäude errichtet werden müsse. Der Land-
tag gab auch die Eckpunkte vor, wie das Regierungs-
gebäude auszusehen hätte: Ein Haus mit viel Raum,
praktisch eingerichtet, dazu eine gewisse Würde
V o r 2 5 J a h r e n
16 1. Februar 1986 renovation des regierungsgebäudes
Anfangs 1986, vor 25 Jahren,
wurde die Renovation des Regie-
rungsgebäudes, das 1905 erbaut
worden ist, abgeschlossen.
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: Mar
co N
esch
er
februar 2011
konnten nicht so schnell gesenkt werden, wie die
Erträge zurückgingen, so dass sich das Kosten-/Er-
tragsverhältnis zwangsläufig verschoben hat. Kun-
dengelder sind in der hektischen Zeit abgezogen
worden, aber es konnten auch –
trotz schwieriger gewordener
Akquisition – neue Kunden ge-
wonnen werden. Obwohl Prog-
nosen in der Finanzwelt derzeit
nicht einfach sind, geht Stephan Häberle davon
aus, dass die Centrum Bank AG auch in fünf Jah-
ren noch gut im Finanzgeschehen positioniert ist,
weil sie sich durch Kompetenz und eine hohe
Servicequalität auszeichnet. Die
Entwicklung des Finanzplatzes
Liechtenstein in den nächsten
Jahren sieht Stephan Häberle
weiterhin in einer Konkurrenz-
situation mit anderen Finanz-
plätzen. Um sich zu behaupten,
verfügt der Finanzplatz nach sei-
ner Meinung über eine nach wie
vor gute Ausgangsposition: «Eine
entscheidende Frage wird sein,
ob der Finanzplatz Liechtenstein
die kritische Grösse und die
Struktur hat, sich auch in Zukunft alleine zu be-
haupten.» Wichtig ist nach seiner Überzeugung,
dass der Finanzplatz Liechtenstein ein klares und
eigenes Profil mit gemeinsamen Werten aufbaut,
von denen alle Banken am Platz profitieren kön-
nen.
Grosse Achtung vor der Souveränität des Staates LiechtensteinDie Sicht von aussen bringt Stephan Häberle aber
nicht nur beim Finanzplatz ein: «Ich habe grosse
Achtung vor der Souveränität des Staates.» Die
Liechtensteiner hätten es geschafft, bis heute
ihre eigene Identität zu wahren. Für einen mitten
in Europa gelegenen Kleinstaat mit sehr engen
wirtschaftlichen Verflechtungen eine grosse Leis-
tung. |
Er wohnt am Zürichsee und pendelt zu seinem Ar-
beitsplatz in Vaduz. Die Fahrt zwischen Wohn-
und Arbeitsort ist für Stephan Häberle kein Prob-
lem, im Gegenteil: Die knappe Stunde Fahrzeit ist
eine willkommene Möglichkeit, ungestört Gedan-
ken und Ideen weiterzuentwickeln oder einen aus-
gefüllten Arbeitstag Revue passieren zu lassen. Ste-
phan Häberle, dessen Berufskarriere mehrere lei-
tende Positionen in verschiedenen Banken auf-
weist, betrachtet sich als Gast in Liechtenstein, der
jedoch seinen Wohnsitz zugunsten einer Wohn-
sitznahme in Liechtenstein nicht aufgeben würde,
weil sein Lebensmittelpunkt mit Familie, Freun-
den und Bekannten am Zürichsee liegt.
Stephan Häberle leitet seit Mai 2009 als CEO
die Centrum Bank AG in Vaduz, eine Privatbank,
zu deren Kerngeschäft die Vermögensverwaltung
und Anlageberatung für private und institutionel-
le Kunden gehört. Der Schweizer Banker, der ge-
schäftlich schon früher mit liechtensteinischen
Banken und Anwaltskanzleien zusammenarbei-
tete, kennt den Finanzplatz Liechtenstein als Be-
trachter von aussen und seit 2006 als Insider. Zu-
erst als Mitglied der Generaldirektion bei der LGT
und nun als CEO der viertgrössten Bank im Fürs-
tentum Liechtenstein, die stark verankert ist in
einem internationalen Netzwerk aus Wirtschafts-
und Rechtsexperten, Versicherungs- und Steuer-
fachleuten sowie Treuhändern und Fondsmana-
gern. Vor dem Hintergrund der globalen Finanz-
und Wirtschaftskrise sowie der Umwälzungen auf
dem Finanzplatz hat sich die Centrum Bank AG
nach seiner Einschätzung gut gehalten. Die Kosten
die liechtensteiner haben es geschafft,
bis heute ihre eigene identität zu wahren
Stephan HäberleCEO der Centrum Bank AG
Vaduz
k o P f d e s M o n at s
Stephan Häberle CeO Centrum bank aG
17
februar 2011
foto
: Cen
trum
ban
k
anderem anhand von exemplarischen Inszenierun-
gen der «Kleinen Niederdorf-Oper» gezeigt, wie
man heute ein Paul-Burkhard-Werk erfolgreich auf
die Bühne bringen kann. Das Werk von Burkhard
wurde in den letzten Jahren etwas weniger als frü-
her aufgeführt, doch die 40'000 Besucherinnen und
Besucher der «Kleinen Niederdorf-Oper» im ver-
gangenen Jahr im Zürcher Bernhard-Theater illus-
trierten die ungebrochene Aktualität und Popula-
rität der Burkhard-Stücke.
O mein Papa – Ein Lied geht um die Welt Der Schlager «O mein Papa», ge-
sungen von Lys Assia, ist auch in Liechtenstein sehr
bekannt. Über den Durchbruch des Welthits gibt es
nach Darstellung der Autoren verschiedene Anek-
doten, die aber alle ein Körnchen Wahrheit enthiel-
ten. Eng verknüpft mit der Erfolgsgeschichte des
Songs ist jedenfalls die Geschichte der Schweizer
Sängerin Lys Assia. Die Tochter eines Deutsch-
schweizers und einer Russin soll als Ballett-Elevin
auf einer Tournee in Frankreich 1940 für eine er-
krankte Sängerin eingesprungen sein, wobei ihre
Stimme so gut ankam, dass sie nach der Rückkehr
in die Schweiz Gesangsstunden genommen habe.
Nach dem Krieg sang Lys Assia auf den grössten
Show-Bühnen der Welt, darunter das Lied «O mein
Papa». Den Durchbruch schaffte aber erst eine
Schallplatte, die 1949 von Decca erschien: Auf der
A-Seite war das «Pony-Lied», auf der Rückseite «O
mein Papa», die Klavierbegleitung hatte Paul Burk-
hard selbst gespielt. Die Platte fand wegen «O mein
Papa» reissenden Absatz, vor allem auch in Deutsch-
land, wo der Schlager in den Wunschkonzerten der
Rundfunk-Anstalten «waschkörbeweise» verlangt
Den Komponisten Paul Burk-
hard kennen viele nur vom Schlager «O mein Papa»
und von der «Niederdorf-Oper». Weniger bekannt
ist, dass Burkhard auch verschiedene Operetten ge-
schrieben hat, Kammermusik, Musik für Ballett
und Film sowie Mundart-Stücke und geistliche
Musik. Der 1977 verstorbene
Komponist, der ein reichhaltiges
Werk hinterlassen hat, wagte so-
gar den Versuch einer neuen
Schweizer Hymne. Die Schweiz
würdigt den grossen Komponis-
ten mit verschiedenen Auffüh-
rungen seiner Werke, die Post ehrt ihn mit einer
Sonderbriefmarke, ein neu aufgelegtes Buch fasst
sein Leben und Werk zusammen. Die Autoren Phi-
lipp Flury und Peter Kaufmann verzichteten auf
eine völlige Überarbeitung des erstmals 1979 her-
ausgegebenen Buches, sondern
stellten der ursprünglichen Fas-
sung zusätzliche Texte voran. Im
neuen Teil des Buches wird unter
«o mein Papa» wurde ein
welthit und fand als
Platte reissenden absatz
B i o g r a f i e
der welthit «o mein Papa», gesungen von lys assia, machte Paul Burkhard
zu einem der berühmtesten schweizer komponisten. zum 100. geburtstag ist
ein neues Buch erschienen. gedruckt in liechtenstein, bei der gutenberg ag
schaan. der Vertrieb erfolgt über das buchzentrum.li.
Von Philipp Flury
O mein Papa Paul burkhard18
19
Paul Burkhard bei seinem letzten
Besuch auf dem Berg
Athos (1974) mit einem Mönch.
februar 2011
worden sei. Bald zählte man
schon «O mein Papa» in über 40
Sprachen und mehr als zwei Dut-
zend verschiedene Fassungen.
Das neue aufgelegte, erweiterte Buch ist laut den
Autoren eine «Würdigung für einen berühmten
Schweizer Komponisten, eine Hommage an einen
grossen Künstler, dessen Werk in unserer Gegen-
wart weiterlebt». Burkhard war Hauskomponist am
Zürcher Schauspielhaus, Dirigent des Radio-Sym-
phonieorchesters Beromünster und freier Kompo-
nist von Opern, Operetten, Musicals, aber auch
Gottesdienstmusiken. Allein in den sechs Jahren
am Zürcher Schauspielhaus schrieb Burkhard über
40 Bühnenmusiken, als Dirigent des Radio-Sym-
phonieorchesters dirigierte er pro Woche bis zu 20
Stunden Live-Musik. Cedric Dumont, Programm-
direktor bei Radio Schweiz, gab auf die Frage «Wer
war eigentlich Paul Burkhard?» folgende Antwort:
«Ein Schweizer Komponist der leichten Muse, eine
europäische Musical-Hoffnung, ein Meister der
kleinen Form, ein ernstzunehmender Tonkünstler?
Von allem etwas, aber noch mehr: Er fand für alles,
was er anpackte, nicht nur die richtigen Töne, son-
dern auch die passenden Ober- und Zwischentöne.
Wer ihn je dirigieren oder am Klavier eines seiner
Chansons vortragen sah, der spürte, wie die Musik,
welche auch immer, Teil seiner Natur war.»
Musiker, Komponist, Dirigent Zur Erinnerung an den Kompo-
nisten Paul Burkhard werden 2011 verschiedene
Anlässe durchgeführt. Höhepunkt der Veranstal-
tungen dürfte die Wiederaufführung der «Zäller
Wiehnacht» durch die Schüler der Primarschule
Zell im Dezember 2011 sein. Eine neue Art von
Wiederaufführung der «Kleinen Niederdorf-Oper»
wagt das ZellerCHORtheater: Das Schauspiel fin-
det in einer Gaststube statt und bezieht das mitten
im Geschehen sitzende Publikum mit ein. |
8
BuchBlock O mein Papa 3 Sp.indd 8 10.11.2010 8:50:36 Uhr
Szene aus der «Kleinen Nieder-
dorf-Oper» von Paul Burkhard im
Bernhard-Theater Zürich.
Paul Burkhard – leben und werk
Zum 100. Geburtstag des Schweizer Komponisten Paul burk-hard erschien ein buch mit dem Titel «O mein Papa....». Die autoren Peter Kaufmann und Philipp flury verfassten schon in den 1970er-Jahren ein buch über das Leben und Werk von Paul burkhard, das in der Schweiz zu einem kulturellen bestseller wurde und bald vergriffen war. Im neu aufgelegten buch bleibt die biografie von 1979 erhalten, im schwarz-weissen Layout. Dazu gekommen sind in moderner farbiger aufmachung die wichtigsten Inszenierungen des burkhardschen Musicals «Die Kleine Niederdorf-Oper» sowie erinnerungen an den film «O mein Papa».
Das buch wurde von der Gutenberg aG Schaan gedruckt und wird über das zu diesem Medienunternehmen gehörende buch-zentrum vertrieben. www.buchzentrum.li
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O mein Papa …
Paul Burkhard Leben und Werk
Das Musical «Der schwarze Hecht» / «Feuerwerk» mit dem Lied «O mein Papa» wurde zum Welterfolg des Schweizer Komponisten und Dirigenten Paul Burkhard (1911–1977). Ein Mu-sikerleben misst sich jedoch nicht nur am Welterfolg. Von der vielfältigen schöpferischen Arbeit Burkhards zeugen zahlreiche Operetten von «Hopsa» über «3 x Georges» bis zum «Regenbogen», Opern wie «Frank V.» mit Text von Friedrich Dürrenmatt und «Ein Stern geht auf aus Jaakob» und religiöse Stücke, unter ihnen die «Zäller Wienacht».Mit vielen grossen Künstlern war Paul Burkhard befreundet: Mit Stars wie Lilli PaImer, Lys Assia und Peter O‘Toole; mit Bertolt Brecht, Dürrenmatt und Adolf Muschg; mit Schauspie-lern wie Hans Albers, Therese Giehse, Käthe Gold, Gustav Knuth, Helmut Qualtinger und Ruedi Walter; mit Meistern des Musiktheaters wie Franz Lehár, Oscar Straus, Rolf Lieber-mann und Erik Charell.Philipp Flury und Peter Kaufmann ist es gelungen, dieses facettenreiche Komponistenle-ben darzustellen und mit über 300 Abbildungen und zahlreichen Statements von Burkhards Freunden zu dokumentieren. Die beiden Autoren haben zum 100. Geburtstag des Zürcher Komponisten die erstmals 1979 im Orell Füssli Verlag erschienene Biografie in die vorlie-gende Buchneuerscheinung integriert und diese um einige aktuelle Beiträge und Farbseiten ergänzt: Mit Informationen zum Dokumentarfilm «Paul Burkhard – O mein Papa» und zu neuen, exemplarischen Inszenierungen der «Kleinen Niederdorf-Oper».
Paul Burkhard mit sieben Jahren – ein komponierendes Wunderkind
Philipp Flury/Peter Kaufmann
978-3-9523382-2-3
Herausgeber: Verein Paul burkhard, rikonVerlag: SpectraMotion aG, Schaff-hausen, Philipp flury/Peter KaufmannUmfang: 236 Seiten, teils farbig, teils schwarz/weissFormat: 22,0 x 26,5 cmCHF: 68.00 (zuzüglich allfällige Versandkosten)ISBN: 978-3-9523382-2-3
Erhältlich beim:alpenland Verlag, feldkircher Strasse 13, Schaan, unter www.buchzentrum.li oder im buchhandel.
foto
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in
Der Gasometer ist das Kultur-
zentrum der Gemeinde Triesen. Die ehemalige Fa-
brik, in der das Kulturzentrum untergebracht ist,
steht einigermassen im Zentrum des heute weitläu-
figen Dorfes, das sich in den letzten drei Jahrzehn-
ten in alle Richtungen ausge-
dehnt hat. Mit dem Begriff Kul-
turzentrum verbindet sich auch
die Vorstellung, nach allen Seiten
offen und von allen Seiten er-
reichbar zu sein. Diese Vorstel-
lung wird im Gasometer kon-
sequent umgesetzt: «Wir zeigen
ein vielseitiges Programm von
Kunstausstellungen, Themen-
ausstellungen, Veranstaltungen
und weiteren kulturellen Aktivitäten aus den Berei-
chen bildende Kunst, Musik, Theater, Tanz und Li-
teratur.» Wie vielfältig und abwechslungsreich das
Programm gestaltet ist, wird aktuell deutlich: War
noch bis Ende Januar eine Fotoausstellung mit dem
Titel «Dem Alter zur Ehre 1969 – 2009», fand Mitte
Januar ein Dia-Abend «Hohe Berge – ferne Länder»
statt, bei dem vier Liechtensteiner
Alpinisten Bilder aus der Berg-
welt rund um den Globus zeigten.
Die Fotoausstellung dagegen war
eng auf Triesen fokussiert und
führte mit Gruppenbildern, Por-
träts und Zeitdokumenten durch die letzten vier
Jahrzehnte des jährlichen Altersausflugs der älteren
Generation aus der Gemeinde. Kunst und Kultur
international, regional und lokal, folgen sich in en-
ger Abfolge. Die Besucher sollen Neues zu sehen be-
kommen, der Gasometer will aber auch Altes und in
der Gemeinde Verwurzeltes wieder aufleben lassen.
Kulturelle Ausstrahlung über Triesen hinaus «Durch den Standort des Gaso-
meters in der alten Baumwollweberei ist der Gaso-
meter auch immer wieder Ort der historischen Aus-
einandersetzung mit der Vergangenheit und mit
der Geschichte von Triesen», blickt Vorsteher Gün-
ter Mahl auf die noch junge Geschichte des Triesner
Kulturzentrums zurück. Seit März 2006 zieht der
Gasometer Kulturschaffende
und Kulturinteressierte an und
strahlt nach den Erfahrungen
des Vorstehers durch seine kultu-
rellen Aktionen bis in die weitere
Region aus. Diskussionen auf-
werfen und abtauchen in die ei-
gene und in fremde Kulturen, ge-
hört zum Programm des Gaso-
meters. «Künstler und Kultur-
schaffende aus Triesen, aus
Liechtenstein, aber auch aus ver-
schiedenen anderen Ländern er-
Beschäftigung mit der
eigenen kulturszene und
mit fremden kulturen durch
ein vielfältiges Programm
des kulturzentrums
foto
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k u lt u r
Von Günther Meier
Gasometer Kultur im Gasturm20
21
Museen werden oft in besonderen gebäuden untergebracht.
ein spezielles Beispiel ist das kulturzentrum gasometer in
triesen, das im früheren gasometer einer fabrik aufgebaut
wurde und von daher seinen namen erhielt.
Das Kulturzentrum Gasometer
ist im früheren Gasometer
des früheren Fabrikgebäudes
Jenny, Spörry & Cie. in Triesen
untergebracht.
februar 2011
gasometer
Das Kulturzentrum der Gemeinde Triesen, aufge-
baut in einem ehemaligen fabrikgebäude.
Öffnungszeiten bei Ausstellungen
freitag 16 – 20 uhr
Samstag 14 – 18 uhr
Sonntag 14 – 18 uhr www.gasometer.li
möglichen eine Beschäftigung mit der eigenen Kul-
turszene und mit fremden Kulturen», ist Vorsteher
Günter Mahl überzeugt.
Architektonisches Denkmal der Industriallisierung Die «kulturelle Plattform und
Drehscheibe der Gemeinde Triesen», wie Günter
Mahl den Gasometer bezeichnet, besticht nicht nur
durch ihr offenes Programm. Der Besucher fühlt
sich im Gasometer, insbesondere im Kern des Ge-
bäudes, in einer anderen Welt. Im grossen Ausstel-
lungssaal befand sich früher die Schlosserei der
Baumwollweberei Jenny, Spörry & Cie. Weitere
Ausstellungsräume sind im Turm untergebracht, in
dem vor gut hundert Jahren das Gas für die Be-
leuchtung der Fabrik gelagert wurde. Der Gang vom
Ausstellungssaal über die alten Treppen bis in die
Turmräume, begleitet von Ausstellungsstücken, ist
für Besucher ein eindrückliches Erlebnis, das zur
besonderen Atmosphäre des Ga-
someters gehört. Das Kulturzent-
rum ist nicht nur ein architekto-
nisches Denkmal aus der Zeit der
ersten Industrialisierung, son-
dern gleichzeitig auch der Mittel-
punkt einer Reihe historischer Bauten, die im Ge-
folge der Fabrikgründung 1863 entstanden sind. In
unmittelbarer Nähe befinden sich die Fabrikanten-
villa, das Obermeisterhaus, das Kosthaus sowie ehe-
malige Arbeiterhäuser, die teilweise renoviert und
einer neuen Nutzung zugeführt wurden.
Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart War Triesen im 19. Jahrhundert
ein Zentrum der Industrie in Liechtenstein, so ist
zu Beginn des 21. Jahrhunderts in diesem Indust-
riezentrum ein kleines Kulturzentrum entstanden,
das aber ebenso eine Ausstrahlung über die Dorf-
grenzen besitzt. Die Gemeinde Triesen hat mit der
Renovation alter Bauwerke eine wertvolle Brücke
zwischen Vergangenheit und Gegenwart geschla-
gen. Triesen besitzt auch alte Brauchtumsgegen-
stände, die vor der Jahrhundertwende für kurze
Zeit in einer Art Dorfmuseum ausgestellt waren.
Die Zeugen des alten Brauchtums und Handwerks
sind schon in den 1970er- und in den 1990er-Jahren
erstmals inventarisiert worden. Zurzeit werden die-
se Arbeiten neu organisiert und fortgesetzt. Vorge-
sehen ist, wie Vorsteher Günter Mahl auf Anfrage
erklärte, eine kompakte und strukturierte Kultur-
gütersammlung zu erstellen. Die wertvollen Kul-
turgüter sollen in einem Depotmuseum oder einem
Schaulager aufbewahrt werden. Die Errichtung ei-
nes eigentlichen Dorfmuseums ist nicht geplant. |
Wir haben Marco Felder, Leiter
der Steuerverwaltung, um Antworten auf ein paar
Fragen rund um das neue Steuergesetz gebeten.
Herr Felder, Kapitalgewinne werden unter dem neuen Steuergesetz nicht mehr besteuert, steuer-frei sind der Hausrat und das Privatauto, es gibt erhöhte Freibeiträge. Wo liegen die wesentlichen Unterschiede zur bisherigen Besteuerung? Vorerst kann festgehalten werden, dass unter dem
neuen Steuergesetz im Bereich der Vermögens- und
Erwerbssteuer im Sinne der Steuertradition keine
grundlegenden Änderungen vorgenommen wur-
den. Am Grundsatz der Familienbesteuerung wird
weiterhin festgehalten, neu besteht aber die Mög-
lichkeit der Individualbesteuerung.
Für die Ermittlung des steuerpflichtigen Vermö-
gens wird künftig auf den Beginn des Steuerjahres
abgestellt. Für das Steuerjahr 2011 sind somit die-
selben Vermögenswerte wie für das Steuerjahr 2010
zu deklarieren, folglich wird sich der Abzug des
Vermögenszuwachses des abgelaufenen Jahres er-
übrigen.
Der Hausrat, persönliche Gebrauchsgegenstände
sowie die privat genutzten Motorfahrzeuge, soweit
ihr Wert insgesamt den Betrag von CHF 25'000 und
bei gemeinsam zu veranlagenden Ehegatten den
Betrag von CHF 50'000 nicht überschreitet, sind
von der Vermögenssteuer befreit und bei der Er-
mittlung des steuerpflichtigen Vermögens nicht zu
berücksichtigen. Der bisherige Vermögensfreibe-
trag von CHF 70'000 bzw. CHF 140'000 für gemein-
sam zu veranlagende Ehegatten wurde abgeschafft
und bei Ermittlung des Grundfreibetrags des neu-
en 7-Stufentarifs entsprechend berücksichtigt.
Schulden können wie bis anhin steuerlich vom Ver-
mögen abgesetzt werden.
Das in der Steuererklärung ermittelte steuerpflich-
tige Vermögen wird schliesslich auf Basis eines Soll-
ertrags, dessen Höhe jährlich im Finanzgesetz gere-
gelt wird, in eine eigene Erwerbsart umgerechnet.
Bei der Erwerbsbesteuerung sei als Neuerung die
Steuerfreistellung der Kapitalgewinne sowie die
Anpassung des Spendenabzugs an gemeinnützige
Institutionen im Inland, in einem anderen Mit-
gliedstaat des Europäischen Wirtschaftsraumes
oder der Schweiz hervorgehoben. Der Haushalts-
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
r at g e B e r
Von Günther Meier
Was muss man im Steuerjahr 2011 beachten?22
23
am 1. Januar 2011 ist das neue steuergesetz in kraft getreten, das änderun-
gen auch für natürliche Personen mit sich bringt. die steuererklärung, die
den steuerpflichtigen im März 2011 zugestellt wird, bezieht sich allerdings
noch auf das steuerjahr 2010 und damit auf das bisherige steuergesetz.
das neue steuergesetz
Die regierung bezeichnet das neue Steuergesetz
als «eines der modernsten und attraktivsten Steu-
ergesetze weltweit». Neu ist eine «flat-rate» von
12,5 Prozent für alle unternehmen, womit sich
Liechtenstein dem globalen Steuerwettbewerb
erfolgreich stellen könne. Die attraktivität des
Werk- und finanzplatzes soll damit erhöht wer-
den.
aber auch natürliche Personen können vom neu-
en Steuergesetz profitieren. Die Kombination aus
Vermögens- und erwerbssteuer wurde beibehal-
ten, jedoch der bisherige Progressionstarif durch
einen 7-Stufen-Tarif ersetzt. Die Dividenden und
sonstigen Kapitalerträge wie Zinsen, Pachten und
Mieten werden nicht mehr separat besteuert,
sondern über die Vermögensbesteuerung erfasst.
Die Nachlass-, erbanfalls- und Schenkungssteuer
wurde aufgehoben.
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co N
esch
er
februar 2011
abzug wurde abgeschafft und ebenfalls bei der Er-
mittlung des Grundfreibetrags des neuen 7-Stufen-
tarifs berücksichtigt.
Das neue Steuergesetz zieht ein neues Formular für die Steuererklärung nach sich. Wird es in Zu-kunft einfacher für natürliche Personen, die Steu-ererklärung auszufüllen?Wie erwähnt haben sich aufgrund des neuen Steu-
ergesetzes bezüglich der Besteuerung natürlicher
Personen keine grundlegenden Änderungen erge-
ben. Deshalb werden sich auch beim Formular für
die Steuererklärung keine wesentlichen Änderun-
gen ergeben. Einfacher und transparenter wird da-
gegen die Berechnung der Steuerschuld aufgrund
des neuen 7-Stufentarifs.
Wie wird der Erlös besteuert, den jemand aus dem Verkauf eines Grundstückes erhält?Im Bereich der Grundstücksgewinnsteuer sieht das
neue Steuergesetz gegenüber dem bisherigen Steu-
ergesetz ebenfalls keine wesentlichen Änderungen
vor. Wie bis anhin wird die Steuer auf den Veräus-
serungserlös abzüglich der Anlagekosten erhoben.
Neu ist, dass die Haltedauer bei der Berechnung der
Steuer nicht mehr berücksichtigt wird.
Muss man Arzt- und Zahnarztrechnungen für die Steuererklärung aufheben, damit man die Beträge in Abzug bringen kann?In der Steuererklärung sind sämtliche Arzt- und
Zahnarztrechnungen aufzulisten. Einzelrechnun-
gen von mehr als CHF 1'000 sind der Steuererklä-
rung stets in Kopie beizulegen. Rechnungen unter
CHF 1'000 können von der zuständigen Gemeinde-
steuerkasse oder der Steuerverwaltung im Veranla-
gungsverfahren zur Überprüfung und Anerken-
nung eingefordert werden. Vor diesem Hinter-
grund sollte man Arzt- und Zahnarztrechnungen
aufheben.
Ein Steuerpflichtiger verteilt den grössten Teil sei-nes Vermögens an seine Nachkommen. Wer muss Steuern bezahlen?Das neue Steuergesetz kennt keine Schenkungs-
steuer mehr. Verschenkt ein Steuerpflichtiger Ver-
mögensteile, haben die Beschenkten folglich keine
Schenkungssteuer zu entrichten. Mit dem neuen
Steuergesetz wurde ebenfalls die Nachlass- und
Erbanfallssteuer abgeschafft. Zu berücksichtigen
ist aber der Umstand, dass Schenkungen, Erbschaf-
ten oder Vermächtnisse ab einem Betrag von CHF
10'000 in der Steuererklärung anzugeben sind. |
Ob die Millenniums-Erklärung
der Verein Nationen, der Weltgipfel für nachhalti-
ge Entwicklung oder die Agenda 21 – immer stan-
den auch die Wälder als die «grünen Lungen» der
Erdkugel zur Diskussion. In der Folge hat die UNO
das Jahr 2011 zum Internationa-
len Jahr des Waldes erklärt und
die Mitgliedstaaten aufgerufen,
auf die Bedeutung der Wälder
und vor allem auch auf die Not-
wendigkeit einer nachhaltigen
Waldbewirtschaftung hinzuwei-
sen. Das Jahr des Waldes steht in enger Verbindung
mit dem abgelaufenen Jahr der Biodiversität, denn
die Wälder bieten nach UNO-Schätzungen den Le-
bensraum für etwa zwei Drittel aller Pflanzen- und
Tierarten. Überdies unterstreicht die UNO die Be-
deutung der Wälder bei der Bekämpfung der Wüs-
tenbildung und die Notwendigkeit der nachhalti-
gen Waldbewirtschaftung für die Beseitigung der
Armut auf der südlichen Halbkugel. Nach Erhe-
bungen der Weltbank ist etwa jeder fünfte Mensch
bei der Bestreitung seines Lebensunterhaltes von
der Nutzung der Wälder abhängig. Die FAO, die
UNO-Organisation für Ernährung und Landwirt-
schaft, geht davon aus, dass jedes Jahr über 100'000
Quadratkilometer Wald verloren gehen – durch die
Umstellung auf Landwirtschaftsflächen, durch die
Schaffung menschlicher Siedlungen und durch die
nicht nachhaltige Abholzung von Wäldern.
Besseres Verständnis für die Anliegen des Waldes Liechtenstein gehört zu den 170
Mitgliedländern, die in der UNO dem Internatio-
nalen Jahr des Waldes zugestimmt haben, im Un-
terschied etwa zu den USA, Kanada und Australien,
die dagegen votierten. Damit hat Liechtenstein
auch eine Verpflichtung übernommen, während
des Jahres 2011 etwas zur Bewusstseinsbildung und
zum besseren Verständnis für die Wald-Anliegen
beizutragen. Die UNO ermutigte ihre Mitgliedlän-
der, Nationalkomitees einzusetzen und Koordinie-
rungsstellen zu schaffen, um allfällige Kampagnen
von verschiedenen Gruppierungen zugunsten des
Waldes zu erleichtern. Wer sich in Liechtenstein
über die Waldsituation informieren möchte, dem
stehen verschiedene Broschüren und weiteres In-
formationsmaterial vom Amt für Wald, Natur und
Landschaft zur Verfügung, die einen Überblick
über das Ausmass des Waldes, über die Bedeutung,
die Bewirtschaftung und über die Probleme im Zu-
sammenhang mit der Erhaltung des Waldes geben.
die wälder bieten schutz
vor lawinen, für steinschlag,
rutschungen sowie rüfen
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
J a h r d e s wa l d e s
Von Günther Meier
Die Geheimnisse unserer Wälder24
25
die uno hat das Jahr 2011 zum internationalen Jahr des waldes erklärt. Mit
der weltweiten kampagne soll das Bewusstsein für die erhaltung und nachhal-
tige entwicklung aller arten von wäldern zum nutzen auch künftiger genera-
tionen gefördert werden.
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februar 2011
Fichten bilden den Haupt- bestand des Waldes Die Waldfläche Liechtensteins
beträgt heute 6'865 Hektaren, was etwa 43 Prozent
der gesamten Landesfläche entspricht. Nach Ein-
schätzung des Amtes für Wald, Natur und Land-
schaft gehört Liechtenstein damit zu den wald-
reichsten Ländern der Welt. In den liechtensteini-
schen Wäldern wachsen vorwiegend Nadelhölzer,
die einen Anteil von knapp drei Viertel aller Bäume
ausmachen. Rund die Hälfte aller Baumarten sind
Fichten, die andere Hälfte setzt sich aus Föhren,
Tannen und Lärchen zusammen. Bei den Laub-
hölzern sind die Buchen zahlenmässig am häufigs-
ten in den Wäldern anzutreffen, gefolgt von der
Esche und dem Ahorn. Der Wald gehört nach einer
Aufstellung des Amtes für Wald,
Natur und Landschaft zum
grössten Teil der öffentlichen
Hand: 43 Prozent des Waldes ist
in Gemeindebesitz, 49 Prozent
gehören den Bürger- und Alpge-
nossenschaften. Nur 8 Prozent
der Waldungen sind Privateigen-
tum, wovon die Hälfte im Besitz
der fürstlichen Familie ist. Wäl-
der sind nicht nur die «grüne
Lunge», sondern erfüllen an
manchen Orten als Schutzwald
eine äusserst wichtige Funktion.
Die Wälder bieten Schutz vor La-
winen, vor Steinschlag, Rut-
schungen sowie Rüfen. In den
Jahren 2005 bis 2007 wurden in
Liechtenstein die Schutzwälder
auf ihre Schutzwirksamkeit untersucht, insbeson-
dere jene Waldsektoren, die oberhalb von Siedlun-
gen und Strassen lagen. Nach Angaben des Amtes
für Wald, Natur und Landschaft kann die
Schutzwirksamkeit nur noch als «knapp genügend»
eingestuft werden. Grösste Sorge bereitet den Ver-
antwortlichen die ungenügende Verjüngung. Die
Waldbewirtschaftung soll nach diesem Befund in
Zukunft die absolute Priorität auf die Sicherung des
Waldnachwuchses legen – eine Aufgabe, die ausge-
zeichnet zusammenpasst mit dem Jahr des Waldes
2011. |
Liechtenstein gehört mit seinem
Waldbestand zu den wald-
reichsten Ländern der Erde.
fotowettbewerb «unser wald»
Beitrag der liecht. Regierung zum UNO-Jahr des Waldes
Die blickwinkel auf den Wald sind so vielfältig wie seine be-
sucher. Der eine sieht den Wald als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, der andere als
arbeitsplatz oder erholungsraum. Der Veranstalter freut sich deshalb auf faszinierende
bilder vom heimischen Wald in allen seinen facetten und im Spiegel der Jahreszeiten.
Die aufnahmen müssen in Liechtenstein oder im rheintal entstanden sein.
einreichung der BilderMax. 10 bilder per e-Mail oder CD an: info@awnl.llv.liamt für Wald, Natur und Landschaft, fotowettbewerb Wald, Dr. Grass-Strasse 12, 9490 Vaduz, Die bildgrösse muss mindestens 6 Megapixel betra-gen. Die bilder in der grössten auflösung im JPeG-format (.jpg) einsenden. Weitere Informationen und
REGIERUNG DESFÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN
A P R I O R I T YPRIORITAIRE
P.P.FL-9490 Vaduz
AfP_C5 9.1.2007 9:04 Uhr Seite 2
REGIERUNG DESFÜRSTENTUMS LIECHTENSTEIN
A P R I O R I T YPRIORITAIRE
P.P.FL-9490 Vaduz
AfP_C5 9.1.2007 9:04 Uhr Seite 2
beispiele eingesandter bilder auf www.awnl.llv.li.
einsendeschluss: 31. oktober 2011
fotoausstellungDie prämierten einzelfotos und Schulklassen-Port- folios werden ende 2011 an einer fotoausstellung präsentiert.
26
J a h r d e r f r e i w i l l i g e n
Mehr Anerkennung für freiwilligentätigkeit
Bedeutung zu. Am Internationalen Tag des Ehren-
amtes, der am 5. Dezember begangen wird, erklär-
te Regierungschef Klaus Tschütscher anerkennend,
es gebe kaum einen Bereich in Liechtenstein, der
nicht durch die Arbeit von freiwillig Engagierten
mitgeprägt werde. «Ohne ihre Tätigkeit würden
viele Bereiche unseres Gemeinwesens gar nicht
funktionieren», betonte der Regierungschef und er-
klärte weiter: «Ehrenamtliches Engagement ist kei-
ne beliebig zur Verfügung stehende Ressource. Ge-
zielte Förderung und Unterstützung ist notwendig
und zahlt sich aus.» Zur Förderung und um einen
Anreiz für ehrenamtliche Tätigkeiten zu schaffen,
ist erstmals in Liechtenstein ein Ehrenamt-Wettbe-
werb ausgeschrieben worden, um Ideen und Pro-
jekte zu finden, welche die Freiwilligenarbeit at-
traktiver machen. Gleichzeitig wird damit das Ziel
verfolgt, den Nachwuchs für ein ehrenamtliches
Engagement zu begeistern. Die Regierung hat das
ressortübergreifende Projekt «ehrenamtlich enga-
giert» ins Leben gerufen, mit dem diese Ressorcen
in den nächsten drei Jahren optimal erschlossen
werden sollen. Ehrenamtliches Engagement sei un-
bezahlbar, unterstreicht Regierungschef Klaus
Tschütscher, weshalb diese Tätigkeiten zu würdigen
seien und mit Fingerspitzengefühl gefördert wer-
den müssten: «Freiwilligenarbeit ist nicht nur wich-
tig für eine funktionierende Gesellschaft, sondern
auch für den Staat. Nur eine Gesellschaft, die ge-
meinsam die Herausforderungen der Zukunft an-
nimmt, kann langfristig orientierte, nachhaltige
Lösungen für Liechtenstein anbieten.»
Aus der Studie «Sozialkapital und Wohlbefin-
den in Liechtenstein» geht hervor, was Beobachter
der Freiwilligen-Szene nicht weiter erstaunt, dass
Frauen ein höheres Aktivierungspotenzial für Frei-
willigenarbeit haben. Rund 500 Vereine werden in
Liechtenstein gezählt, die total etwa 15'000 Mitglie-
der haben. In diesen Vereinen sind viele Frauen und
Männer engagiert, die Freiwilligentätigkeiten aus-
üben und ehrenamtlich arbeiten. Laut der Studie ist
in Liechtenstein noch viel Potenzial für weitere
Freiwilligenarbeit vorhanden. |
Die EU hat das Jahr 2011 zum
Europäischen Jahr der Freiwilli-
gentätigkeit zur Förderung der
aktiven Bürgerschaft ausgerufen.
Im Rahmen des Europäischen
Jahres sollen zur Stärkung von sozialer Solidarität
und zur Förderung der Demokratie die Vorausset-
zungen für ein stärkeres freiwilliges Engagement in
der Gesellschaft geschaffen werden. Die EU schliesst
sich mit dieser Kampagne der UNO an, die genau
vor zehn Jahren das Jahr 2001 zum Internationalen
Jahr der Freiwilligen erklärt hatte.
Das Europäische Jahr soll die Freiwilligentä-
tigkeit innerhalb der EU stärker in das Bewusstsein
der Öffentlichkeit rücken und gleichzeitig mehr
Möglichkeiten für die aktive Beteiligung von Bür-
gerinnen und Bürgern an Freiwilligenprojekten
schaffen. Als Freiwilligentätigkeit bezeichnet die
EU jede Art der freiwilligen Tätigkeit, ob formell,
nichtformell oder informell, die aus freiem Willen,
eigener Wahl und eigenem Antrieb von einer Per-
son ausgeübt wird und nicht auf finanziellen Ge-
winn ausgerichtet ist. Der Freiwilligentätigkeit
kommt auch in Liechtenstein eine hervorragende
Die EU hat 2011 zum Jahr der
Freiwilligentätigkeit ausgerufen,
um das freiwillige Engagement in
der Gesellschaft zu fördern.
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februar 2011
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Sie sind in ganz Europa einzigartig – die Rheinholzer am Alpenrhein. Immer dann, wenn der Rhein Hochwasser führt und an seiner Oberfl äche ganze
Baum stämme mitschwimmen, kommen sie an den Rhein und holen sich mit Wurfhaken, langen Stangen und anderem selbst gefertigtem Werkgeschirr
das Schwemmholz aus dem Fluss. Das ist keine ungefährliche Sache, aber ab-halten lassen sich die Rheinholzer von ihrer gefährlichen Beschäftigung nicht.
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s c h l u s s P u n k t
30
Das Kulturjahr 2011 verspricht einige Höhepunkte.
In der Literatur wird an Heinrich von Kleist erinnert. Zu seinen Leb-
zeiten noch als literarischer Aussenseiter betrachtet, gehört er heute
zu den Klassikern. Die Musikwelt feiert den 200. Geburtstag von
Franz Liszt. Bayern stellt den
«Märchenkönig» Ludwig II. in
den Mittelpunkt seines Kultur-
jahres, an vielen Orten werden
Festspiele zum 100. Todestag von
Gustav Mahler veranstaltet, die estnische Hauptstadt Tallinn und die
finnische Stadt Turku teilen sich den Titel «Europas Kulturhauptstadt
2011». Auch bei uns wird wieder einiges los sein auf der kulturellen
Bühne, denn wir verfügen auf kleinstem Raum über ein vielfältiges,
aber auch anspruchsvolles Kulturleben. Ich denke
etwa, neben den vielen Veranstaltungen auf Landes-
und Gemeindeebene, an die Jubiläen «50 Jahre Lan-
desbibliothek» und «50 Jahre Walsermuseum». Zur
Förderung von Talenten in Kunst und Kultur wur-
de der Förderpreis für das junge Kulturschaffen
«Junge Kultur Liechtenstein» ins Leben gerufen, der
erstmals 2011 ausgerichtet wird. Der Kultur-För-
derpreis ist unter das Thema «Mein Land» gestellt
worden, ähnlich wie das Kulturforum, das sich im
November mit den kulturellen Prägungen im Um-
bruch befasste. Das Programm mit zahlreichen
Kurzvorträgen im Pecha-Kucha-Format und inte-
ressanten Podiumsdiskussionen brachte damals
überraschend viele Menschen im Kunstraum Eng-
länderbau zusammen. Die Kulturschaffenden sind mit dem Wettbe-
werb als Nachfolge des Kulturforums nun aufgefordert, einen persön-
lichen Blick auf das Land zu werfen, Gewohnheiten, Bräuche, Erschei-
nungen und Veränderungen unter die persönliche Lupe zu nehmen.
Ich hoffe, dass sich viele um den Förderpreis bewerben werden, denn
damit erhalten wir einen Spiegel vorgehalten, wie unsere Nachwuchs-
Kulturschaffenden das Land oder ihre Heimat sehen. Kultur ist ein
wichtiger Faktor für die nationale Identität eines Landes. Kultur prägt
aber auch das Bild eines Landes und vermittelt Werte. Ein aktives
Kunstschaffen setzt überdies ein wichtiges Zeichen für unsere Eigen-
ständigkeit. Kulturelle Aktivitäten sind Botschaften unserer geistigen
Freiheit und Toleranz, die im Land selbst von Bedeutung sind und hi-
nausstrahlen in das Ausland. Mit einer aktiven Kulturpolitik lernen
wir uns selbst besser kennen und erschliessen uns über eine kulturel-
le Offenheit gleichzeitig andere Kulturen. |
der kultur-förderpreis ist unter das thema
«Mein land» gestellt worden
Aurelia Frick Kultur vermittelt Werte
Aurelia FrickKulturministerin des Fürstentums Liechtenstein
februar 2011
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