der monat | september 2009
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Der Monat | September 2009TRANSCRIPT
zusammenarbeit: Enger Grenzraum mit grossem Potenzial
finanzplatz: Geld anlegen und dabei Gutes tun
alpenschutz: Die CIPRA – ein bedeutender Imageträger
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September 2009
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Die WIGA, die Werdenberger Industrie- und Ge-
werbeausstellung, öffnet in wenigen Tagen ihre
Tore. Alternierend mit der Liechtensteinischen
Industrie-, Gewerbe- und Han-
delsausstellung (LIHGA) jedes
zweite Jahr durchgeführt, bietet
sie für uns Liechtensteiner die
Möglichkeit, einen Blick ins Schaufenster der Nach-
barn zu werfen. Werdenberg und Liechtenstein –
eigentlich ist man sich recht nahe, aber der Rhein
scheint nach wie vor nicht nur
eine natürliche Grenze zu sein,
sondern ein echtes Hindernis
für die regionale Zusammenar-
beit. Es fehlt nicht an Ideen, das
Gemeinsame mehr zu betonen,
mehr Kooperationen zu wagen –
aber an der Ausführung hapert
es doch manchmal. Die WIGA
öffnet vielfältige Möglichkeiten,
wieder einmal etwas genauer
hinzuschauen, was unsere Nach-
barn an Bekanntem und Unbe-
kanntem alles zu bieten haben. Vielleicht gibt es
sogar neue Impulse für die Zusammenarbeit über
den Rhein.
i n h a lt | e d i t o r i a l
Ein Blick ins Schaufenster der anderen
der rhein scheint immer noch
eine hürde für die zusammenarbeit zu sein
pa n o r a m a 4
r e g i o n a l e z u s a m m e n a r b e i t enger Grenzraum mit grossem potenzial 6
f o r s c h u n g elektro-Sportwagen mit 260 pS 10
K o p f d e s m o n at s Jasmin meier-Federer: Zwei Länder zum pendeln 12
f i n a n z p l at z Geld anlegen und dabei Gutes tun 14
K u n s t d e n K m ä l e r mühlsteine mahlen wieder – die mühle in balzers 16
z e i t g e s c h e h e n 29. September 1934: 1. briefmarken-Ausstellung in Vaduz 17
a l p e n s c h u t z Die CIprA – ein bedeutender Imageträger 18
u m w e lt Die Alpen auf der Suche nach dem Glück 20
b r i e f m a r K e n Künftig bleibt die Spucke weg 22
w i r t s c h a f t SpF heisst Super-plastisches-Formen 24
i n t e r n at i o n a l e ta g u n g Überlebensstrategien für den Kapitalismus 26
r ä t s e l - s pa s s 28
s c h l u s s p u n K t 30
impressum: 4. Jahrgang, Nr. 42, September 2009, 18 000 exemplareherausgeber: Alpenland Verlag AG, Feld kircher Strasse 13, FL-9494 Schaan, tel. +423 239 50 30, Fax +423 239 50 31, [email protected]: Günther meier, tel. +423 380 09 30, Fax +423 380 09 31, [email protected]: tel. +423 239 50 23, Fax +423 239 50 51, [email protected]: barbara Schmed, Gutenberg AGsatz und drucK: Gutenberg AG, FL-9494 Schaanpapier: planoJet, 100 g/m², FSC-zertifiziertonline: «Der monat» im Internet: www.dermonat.lititelbild: Liechtenstein und Werdenberg – eine region, aber zwei Wirtschaftsräume. (Foto: marco Nescher)
Feldkircherstrasse 13 | 9494 Schaan Tel. +423 239 50 50
Bücher für LiechtensteinFeldkircher Strasse 13 • FL-9494 Schaan
Günther Meier
Chefredaktor «Der Monat»
pa n o r a m a
4
5Strukturwandel der Wirtschaft Liechtensteins
Die Regierung bemühte sich in den letzten
Jahren, Liechtenstein nicht als Banken- und Dienst-
leistungsstaat darzustellen, sondern als Land mit
hoher Industriedichte. Angefangen hat diese Um-
stellung mit der Publikation der Volkswirtschaft-
lichen Gesamtrechnung, die für den Produktions-
sektor den höheren Anteil an
das Bruttoinlandprodukt (BIP)
errechnete als für den Finanz-
dienstleistungssektor. In einem
Working Paper über «Struktur
und Dynamik der Kleinstvolks-
wirtschaft Liechtenstein» unter-
suchte die Konjunkturforschungs-
stelle Liechtenstein den Struktur-
wandel der Wirtschaft anhand der Beschäftigungs-
entwicklung. Die KOFL kommt zum Schluss, dass
die beiden Wirtschaftssektoren in den vergangenen
25 Jahren die Plätze getauscht haben. Waren 1982
noch 55,1 Prozent in der Produktion beschäftigt,
so sank deren Anteil an der Gesamtbeschäftigung
bis 2006 auf 43,7 Prozent ab. Umgekehrt im Dienst-
leistungssektor, wo 1982 ein Anteil von 42,4 Pro-
zent registriert wurde, der sich bis Ende 2006 auf
55,1 Prozent erhöhte. Die aufstrebende und die ab-
nehmende Kurve kreuzten sich bereits im Jahr 1999
bei 49 Prozent.
Wirtschaftsfenster des Werdenbergs
Über 200 Aussteller werden vom 5. bis zum
13. September ihre Produkte und Dienstleistungen
an der Werdenberger Industrie- und Gewerbeaus-
stellung (WIGA) dem Publikum präsentieren. Die
Besucher können damit einen Blick in das breit
gefächerte Wirtschaftsfenster der Region Werden-
berg werfen. Das Herz der Ausstellung soll die Son-
derschau «Energie» mit 21 Ausstellern bilden. Im
Mittelpunkt der Informationen stehen die Themen
Energiegewinnung und Bewirtschaftung des häus-
lichen Umfeldes mit Einsparungs- und Sanierungs-
möglichkeiten. Die Interstaatliche Hochschule für
Technik Buchs NTB, die über ein Institut für Ener-
giesysteme verfügt, hat das Patronat der Sonder-
schau übernommen.
Psychologische Faktoren als erfolgsrezept Der Mensch fällt seine Entscheidungen nicht
nur aus rein rationalen Erwägungen. Die LGT
hat sich das «Bauchgefühl» der Anleger zunutze
gemacht. Mit Erfolg, wie die zehnjährige Aufwärts-
entwicklung des Anlagefonds LGT Equity Fund
Global Sector Trends beweist. Seit über einem Jahr-
zehnt beschäftigt sich die LGT Capital Manage-
ment mit der systematischen Beurteilung von
psychologisch beeinflussten Marktentwicklungen.
Laut LGT hat der Fonds in den vergangenen zehn
Jahren eine Outperformance von über 37 Prozent
gegenüber seiner Benchmark MSCI World erzielt.
Kein Wunder, dass die LGT den erfolgreichen An-
lagefonds als das «Flaggschiff» ihrer gesamten
Fondsfamilie bezeichnet.
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: WIG
Ab
AG
September 2009
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schafe, ziegen und schweine
Liechtenstein ist nur noch am rande ein Agrarland. Doch die Vielfalt
der Landwirtschaft zeigt sich nicht zuletzt in der Nutztierhaltung. Die
neueste Landwirtschaftsstatistik, die den tierbestand im Jahr 2007
umfasst, gibt einen diesbezüglichen Überblick.
■ Rindvieh 6029 Stück
■ Pferde 277
■ Esel und Maultiere 164
■ Schafe 3683
■ Ziegen 319
■ Schweine 1735
■ Nutzhühner 12 060
■ Bienenvölker 1079
Der Fussballverband feiert 75-jähriges bestehen
Das Jubiläumsalter von 75 Jahren erreicht
dieses Jahr der Liechtensteinische Fussballver-
band (LFV). Über das ganze Jahr verstreut fin-
den Jubiläumsanlässe statt, in deren Mittel-
punkt die Geburtstagsgala vom 11. September
stehen soll. Erwartet werden FIFA-Präsident
Joseph Blatter und Uefa-Präsident Michel Pla-
tini. Es ist zu hoffen, dass der LFV von den Funk-
tionärsgästen nicht ähnlich enttäuscht wird wie
von den sportlichen Gästen. Der Fussballver-
band wollte den Freunden des Fussballs ein
besonderes Geschenk machen und verpflichtete
die Nationalmannschaft Portugals am 12. Au-
gust zu einem Freundschaftsspiel. Doch Super-
star Cristiano Ronaldo, auf den alle gehofft hat-
ten, kam nicht. Der Star, dessen Beine angeblich
mit 100 Millionen Euro versichert sein sollen,
fehlte nach offizieller Version wegen Grippe.
Der Liechtensteinische Fussballverband
wurde 1934 durch die Fussballvereine von
Schaan, Balzers, Triesen und Vaduz gegründet.
Später wurden auch der USV Eschen/Mauren,
der FC Ruggell und der FC Triesenberg als Mit-
glieder aufgenommen. Das Jahr 1974 wird als
Meilenstein der Verbandsgeschichte bezeichnet,
weil damals die Aufnahme in den Weltfussball-
verband FIFA und in den Europäischen Fuss-
ballverband UEFA erfolgte. Das erste offizielle
Länderspiel fand aber erst einige Zeit später statt.
Am 9. März 1982 trat Liechtensteins National-
team gegen die Schweiz an – und schlug sich mit
der 0:1-Niederlage tapfer.
Über den Fussballverband ist der Fussball
Liechtensteins in das schweizerische Fussball-
geschehen integriert. Seit 1933 können liechten-
steinische Fussballvereine an den Schweizer
Meisterschaften teilnehmen.
Das Alpenrheintal als Wirtschaftsregion
Nicht nur aus ökologischen Erwägungen hat das Alpenrheintal
in den letzten Jahren starke Beachtung gefunden, die Region zwi-
schen Chur und Bodensee gilt auch als aufstrebendes Wirtschafts-
gebiet. Die Konjunkturforschungsstelle Liechtenstein (KOFL) startet
deshalb gemeinsam mit der Forschungsstelle für Wirtschaftspolitik
der HTW Chur das «Wirtschaftspolitische Seminar Alpenrhein». Das
Seminar verfolgt das Ziel, die Diskussion unter den Ökonomen über
aktuelle wirtschaftspolitische Themen zu fördern und die Vernet-
zung in der Region zu erleichtern. Die Startveranstaltung vom 1. Sep-
tember ist dem Thema «Ursachen der Finanzmarktkrise und Ein-
schätzung der Reformbestrebungen» gewidmet.
Tag des Denkmals im Lawenakraftwerk
Die Landesdenkmalpflege bietet zusammen
mit den Liechtensteinischen Kraftwerken (LKW)
am Denkmaltag 2009 einen interessanten Einblick
in das Lawenakraftwerk in Triesen. Am 5. Septem-
ber, von 10 bis 17 Uhr, kann das Gebäude, in dem
sich auch ein Museum befindet, besichtigt werden.
Das Lawenakraftwerk wurde 1927 in Betrieb ge-
nommen. Für damalige Verhält-
nisse war das Kraftwerk gross-
zügig dimensioniert: Zwei Was-
serturbinen, von denen jede eine
Leistung von 350 kW erbringen
konnte, wurden eingebaut. Das
Wasser bezieht das Kraftwerk aus
dem Lawenatal, einem Einzugs-
gebiet von knapp 5 km2.
Hotel des Jahres steht in bad ragaz
Alljährlich erhält ein Hotel in der Schweiz den Titel «Hotel des
Jahres». Diesmal fiel die Wahl auf den «Quellenhof» und «Hof» in Bad
Ragaz, neu unter der Bezeichnung Grand Resort Bad Ragaz. Mit vie-
len Millionen wurde der Hotelkomplex erweitert und mit eindrück-
lichen Neubauten ergänzt. Das neue «Hotel des Jahres» besticht durch
seine Innovationskraft. Der Präsident von «hotelleriesuisse», Gugliel-
mo Brentel, bezeichnete das Grand Resort Bad Ragaz bei der Neuer-
öffnung als «wahren Leuchtturm für die Schweizer Hotellerie».
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Ob WIGA Werdenberg oder LIH-
GA Liechtenstein – immer wenn die Ausstellung
im Frühherbst stattfindet, werden erste Bilanzen
über das Wirtschaftsjahr gezogen. In diesem Jahr,
dem Jahr der Finanz- und Wirtschaftskrise, kommt
diesen Bilanzen eine besondere Bedeutung zu. Wie
hat die Region den wirtschaftlichen Rückgang be-
wältigt? Ist ein Aufschwung bereits sichtbar? Wie
sieht die Zu kunft aus? Vorerst herrscht noch Opti-
mismus vor. Der St. Galler Regierungsrat Josef Kel-
ler liess keine Zweifel in der Publikation «Rheintal
und Wirtschaft» offen: «Obwohl das Rheintal von
der aktuellen Krise aufgrund der Exportflaute be-
sonders stark betroffen ist, bleibe ich bei meiner
Einschätzung: Der Wirtschaftsraum Rheintal ver-
fügt innerhalb der St. Galler Wirtschaftsregionen
nach wie vor über hervorragendes Potenzial. Die
Branchenstruktur zeigt: Es sind
vor allem Firmen des Maschinen-
und Fahrzeugbaus, der Metall-
industrie und der Elektrotechnik,
die sich im St. Galler Rheintal
niedergelassen haben. Zahlrei-
che innovative Produkte der
Rheintaler Hightech-Unterneh-
men aus den Bereichen Präzisi-
onstechnologie oder Mikro- und Nanotechnologie
werden auf dem Weltmarkt auch in Zukunft eine
führende Rolle spielen.»
Auch Martin Meyer, der Wirt-
schaftsminister Liechtensteins, gibt sich optimis-
tisch, was den Standort Liechtenstein betrifft (sie-
he Kästchen auf Seite 8), weil Rahmenbedingungen
und Grundlagen vorhanden sind: «Eine wichtige
Voraussetzung für die rasante Entwicklung Liech-
tensteins war, dass ein liberales Selbstverständnis
gepflegt wurde: Tüchtigkeit, Fleiss, Qualitätsbe-
wusstsein, wenig staatliche Eingriffe, Leistungsbe-
reitschaft, Erfindungsgeist, Strebsamkeit bildeten
das Fundament. Dann stellt sich das Unternehmer-
tum von alleine ein, sofern der Erfolg und die Leis-
tung nicht umgehend durch den Staat in Form von
Steuern und Regulierungen bestraft wird.»
Der Rhein – Trennung und Verbindung Liechtenstein und Werdenberg
inklusive das weitere Rheintal – eigentlich eine zu-
sammenhängende Region entlang des Rheins. Oder
doch nicht ganz? Wer den Talraum von oben be-
trachtet, sieht eine Flusslandschaft, deren frühere
Siedlungen sich aus Respekt vor dem unberechen-
baren Rhein an die Berghänge schmiegen. Mit dem
wirtschaftlichen Aufschwung nach dem Zweiten
Weltkrieg breiteten sich die Wirtschaftsbauten aus,
siedelten näher an den gebändigten Strom, suchten
die Nähe zur parallel verlaufenden Autobahn. Der
Rhein blieb die Verbindung der beidseitigen Talent-
wicklung, blieb aber auch die Trennungslinie zwi-
schen den Ländern. Die unterschiedliche Integra-
tionspolitik in Richtung Europa illustriert diese
Trennung auf besondere Weise, obwohl die Verein-
barung abgeschlossen wurde, dass Liechtenstein
dem EWR beitreten und gleichzeitig die Zollunion
mit der Schweiz beibehalten könne. Zwar gibt es
Bestrebungen, das Trennende durch Zusammenar-
beit zu überwinden, doch diese Initiativen sind
nicht durchwegs von Erfolg gekrönt. So wurde 2003
der Verein Liechtenstein – Werdenberg gegründet.
Ziele des Vereins sind laut Statuten «das Zusam-
menwachsen der Region in wirtschaftlicher und
kultureller Hinsicht sowie die Nutzung von Syner-
der rhein blieb die
Verbindung der beidseitigen
talentwicklung, blieb aber
auch die trennungslinie
zwischen den ländern
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
r e g i o n a l e z u s a m m e n a r b e i t
Von Günther Meier
Enger Grenzraum mit grossem potenzial6
7
mit der werdenberger industrie- und gewerbeausstellung (wiga), präsentiert
die liechtensteinische nachbarschaft ihre wirtschaftliche Vielfalt. ein blick
auf die wirtschaftsregion liechtenstein-werdenberg zeigt, dass die region
noch potenzial für die zukunft hat.
September 2009
gien in den angesprochenen Gebieten und die
Schaffung einer Region mit einer starken inneren
und äusseren Identität». Der Freundschaftsverein
scheint nach der spektakulären Gründungsver-
sammlung, die nicht in irgendeinem «Stübli» einer
Landbeiz stattfand, sondern auf der Holzbrücke
Vaduz – Sevelen, eher dezent im Hintergrund zu
wirken. Der letzte auf der Webseite veröffentlichte
Jahresbericht stammt aus dem Jahr 2005, der an-
lässlich der Generalversammlung an der WIGA
von Präsident Paul Schlegel vorgetragen wurde.
Tour de Suisse und Schwingfest in Liechtenstein
hatten das Vereinsgeschehen seit der Gründung do-
miniert, doch die hehren Ziele blieben unverän-
dert: «Wir wollen gemeinsam etwas Positives errei-
chen und Menschen verbinden.» Nicht allein Euro-
pa dürfe der Tempomacher sein, sondern «wir sel-
ber müssen jetzt und heute den Mut haben für
neuzeitliche grenzverbindende Lösungsansätze.»
Eine Region, aber zwei Wirtschaftsräume Solche hat es in der Geschichte
immer wieder gegeben. Ein Beispiel ist der 1923 ab-
geschlossene Zollvertrag zwischen Liechtenstein
und der Schweiz, der die Zollgrenze zwischen den
beiden Ländern verschwinden liess, dem Fürsten-
tum Liechtenstein den Schweizer Franken brachte
und den kleineren Partner in
das schweizerische Wirtschafts-
gebiet integrierte. Dass es damals,
im Vorfeld des Vertragsabschlus-
ses, zu heftigem Widerstand in der Werdenberger
Bevölkerung gegen eine offene Grenze zu Liechten-
stein kam, war nach den kursierenden Schmuggler-
geschichten einigermassen verständlich. Schwerer
verständlich sind die jüngsten Diskussionen um die
«Zollhäuschen am Rhein» im Zusammenhang mit
dem Schengen-Beitritt der Schweiz. Dass die Büro-
kraten in Brüssel über die tatsächlichen Verhältnis-
se über den gemeinsamen Wirtschaftsraum und
die seit 1923 offene Grenze wenig Ahnung haben,
verwundert nicht. Aber dass die EU an der schwei-
zerisch-liechtensteinischen Grenze eine neue Gren-
ze forderte, wo das Schengen-Abkommen doch die
Grenzen in Europa beseitigen soll, kann nicht nach-
vollzogen werden. Es scheint auch kein Glanzstück
der schweizerischen Aussenpolitik zu sein, dass die
Schweiz gegenüber der EU die seit Jahrzehnten be-
stehende Integration Liechtensteins in den schwei-
zerischen Wirtschaftsraum nicht klarmachen
konnte. Die Schengen-Kameras auf den Rheinbrü-
cken sind zwar diskret angebracht worden und be-
hindern die freie Fahrt nicht, aber weisen stumm
auf das kräftemässige Ungleichgewicht zwischen
der EU und dem Zwergstaat Liechtenstein hin.
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Der Rhein verbindet und trennt
die Wirtschaftsregion
Liechtenstein – Werdenberg.
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
K a p i t e lt i t e l ( Va r i e r t i m m e r )
Titel titel titel titel titel titel8
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Zuversicht dank hoher Wirt- schaftskraft Neuzeitliche grenzverbindende
Lösungsansätze, wie sie der Verein Liechtenstein –
Werdenberg propagiert, sind im Zusammenhang
mit der geplanten regionalen S-Bahn zu sehen. Der
Businessplan-Wettbewerb der Hochschule Liech-
tenstein wird über die Partnerschaft mit der Inter-
staatlichen Hochschule für Technik Buchs NTB
auch in der Region Werdenberg-Rheintal sowie
Vorarlberg angeboten. Ein Forschungsprojekt an
der Hochschule Liechtenstein über Raum-, Sied-
lungs- und Verkehrsentwicklung umfasst nicht
wirtschaftsstandort liechtenstein – wohin?
■ Wirtschaftsstandort Liechtenstein – quo vadis? Wohin führt dein Weg? Aus heutiger Sicht weiss ich nicht abschliessend,
wohin der Liechtensteiner Wirtschaftsstandort gehen wird. Ich weiss aber, dass vor zweihundert Jahren Liechtenstein ein
bauernstaat war. ein billig-Lohn-Land, stark in der textilherstellung, sonst bäuerlich geprägt. Hätte damals einer voraussagen
können, wohin der „Wirtschaftsstandort Liechtenstein“ geht? Nein. man kann bloss im Nachhinein eine gewisse Logik in der
entwicklung erkennen. Und doch haben politiker die entwicklung unseres Landes von einer anfangs bäuerlich geprägten
Selbstversorgung über erste Industrialisierungsschübe hin zu einem hoch industrialisierten Land geprägt. Dies war möglich,
weil Visionen, Überzeugungen und ein hohes mass an Flexibilität gelebt wurden. Die rahmenbedingungen, die vor 70 Jahren
den Grundstein unseres erfolges gelegt haben, waren aber nie in Stein gegossen, sondern es wurde immer wieder den ver-
änderten bedingungen rechnung getragen und wenn nötig auch mutig reformen angepackt.
■ Wenn wir uns die derzeitige Weltwirtschaftskrise und auch die Auswirkungen auf die liechtensteinische Wirtschaft genauer
anschauen, wird klar, dass wir auch heute vor grossen Herausforderungen stehen.
■ Liechtenstein hat in den letzten Jahren enorm von der Globalisierung profitiert. Von 2001 bis 2007 ist die Zahl der in Liech-
tenstein tätigen Unternehmen von 2906 auf 3495 angestiegen. Dies entspricht einer Zunahme um 20 prozent. Im gleichen
Zeitraum ist die Zahl der beschäftigten von 28'858 auf 32'842 gestiegen. Dies entspricht 13.8 prozent.
■ eine wichtige Voraussetzung für die rasante entwicklung Liechtensteins war, dass ein liberales Selbstverständnis gepflegt
wurde: tüchtigkeit, Fleiss, Qualitätsbewusstsein, wenig staatliche eingriffe, Leistungsbereitschaft, erfindungsgeist, Strebsam-
keit bildeten das Fundament. Dann stellt sich das Unternehmertum von alleine ein, sofern der erfolg und die Leistung nicht
umgehend durch den Staat in Form von Steuern und regulierungen bestraft wird. Wachstum und Wohlstand sind die Früch-
te eines freiheitlichen Staates. Das – und hier wage ich doch eine prognose – hatte die letzten zweihundert Jahre Gültigkeit
und wird auch in Zukunft so bleiben.
Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Martin Meyer
nur Liechtenstein, sondern das Alpenrheintal in
seiner Gesamtheit. Die Konjunkturforschungs-
stelle Liechtenstein lancierte ein «Wirtschaftspoli-
tisches Seminar Alpenrhein», dessen erste Durch-
führung dem auch in der Region Liechtenstein –
Werdenberg aktuellen Thema «Ursachen der
Finanzmarktkrise und Einschätzung der Reform-
bestrebungen» gewidmet ist. Wie sagte doch der
St. Galler Wirtschaftsminister Josef Keller? Ob-
wohl das Rheintal von der Exportflaute von der
Wirtschaftskrise besonders stark betroffen sei, ver-
füge die Wirtschaftsregion Rheintal über ein her-
vorragendes Potenzial! |
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GegendarstellungIm Gegensatz zu den Ausführungen des Artikels von Dr. Günther Boss zum Verhältnis von Staat und Kirche hat die Leitung des Erz-bistums Vaduz seit dessen Errichtung gegenüber den staatlichenInstanzen des Fürstentums Liechtenstein stets ausdrücklich eine vertragliche Regelung des Verhältnisses von Staat und Kirche gewünscht (Konkordat). Belegt ist dies u.a. im publizierten Referat des Erzbischofs von Vaduz beim Symposium des Liechtenstein-Instituts zu Staat und Kirche (März 1999).
Im Gegensatz zu den Ausführungen des Artikels hatten die Ver-treter des Erzbistums Vaduz keine Möglichkeit, «massgeblich» am Entwurf der Regierung Hasler zur Neuordnung des Verhältnisses Staat und Kirche «mitzuarbeiten». Die Texte wurden allein von staatlicher Seite erstellt. Seitens des Erzbistums Vaduz wurden die Einwände von Anfang an mündlich und schriftlich den Handen des Regierungschefs artikuliert.
• Dr. Markus Walser, Generalvikar des Erzbistums Vaduz
Von Max Stöck
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f o r s c h u n g
Elektro-Sportwagen mit 260 pS
dass forschung nicht im elfenbeinturm einer universität be-
trieben werden muss, dafür liefert die hochschule für technik
in buchs ntb ein beispiel. studenten bauten einen sport-
wagen auf reinen elektroantrieb um.
Wir wollen nicht gerne auf unsere Mobilität ver-
zichten, die derzeit stark an den Konsum fossiler
Energie gebunden ist. Ein Ersatz der fossilen durch
erneuerbare Energien drängt sich eigentlich auf.
Die Praxis zeigt jedoch, dass
beim Kauf eines Autos dieser
Vorsatz sehr schnell in Verges-
senheit gerät. Für eine hohe Dy-
namik benzingetriebener Fahr-
zeuge wird sehr bereitwillig viel
Geld ausgegeben. Genau hier
setzt das Konzept einer ausserge-
wöhnlichen Abschlussarbeit an der NTB an. Vier
Bachelor-Diplomanden der Interstaatlichen Hoch-
schule für Technik Buchs NTB rüsteten in nur
neun Monaten in Kooperation mit der Firma Bru-
sa Elektronik AG aus Sennwald einen Sportwagen
auf reinen Elektroantrieb um. Dabei setzten sie
beim Antrieb und beim Akku neue Massstäbe.
Die Überlegenheit elektro- getriebener Fahrzeuge Der Gründer der Firma Brusa
Elektronik AG, Josef Brusa, hat mit seinem Team
während der letzten 20 Jahre konsequent an der
Vision «Mobilität mit erneuerbaren Energien» gear-
beitet. Nach seinem erfolgreichen Studium an der
Hochschule NTB baute er Solarfahrzeuge und ge-
wann mehrere internationale Preise. Heute kaufen
viele Automobilfirmen die besten
Komponenten zum Betrieb von
elektrisch angetriebenen Fahr-
zeugen bei diesem Unternehmen.
Deshalb entstand bei der Firma Brusa der Wunsch,
ihre hochwertigen Komponenten im Rahmen einer
Abschlussarbeit an der Hochschule NTB in einen
Sportwagen einzubauen. Damit soll gezeigt werden,
dass elektrogetriebene Fahrzeuge hinsichtlich Dy-
namik sehr gut mit benzingetriebenen Fahrzeugen
konkurrieren können. Dabei ist der elektrisch ange-
triebene Sportwagen hinsichtlich Energieeffizienz
den benzingetriebenen Fahrzeugen deutlich überle-
gen. Für nur 15 kWh je 100 km bezahlt man bei 20
Rp/kWh lediglich drei Franken.
Diese Energiemenge entspricht
1,5 Litern Benzin. Wenn man damit wie bei unse-
rem Fahrzeug innerhalb von weniger als fünf Se-
kunden auf 100 km/h beschleunigen kann, zeigt das
deutlich die Überlegenheit elektrogetriebener Fahr-
zeuge. In unserer Region lässt sich mit einer 30 Qua-
dratmeter Photovoltaik-Anlage der Strom für eine
Fahrleistung von 15'000 km pro Jahr bereitstellen.
Bei der Umrüstung des Sportwagens – eines Spy ders
– waren besondere technische Herausforderungen
zu bewältigen: Der Akku sollte eine Lebensdauer
von mindestens 200'000 km aufweisen und zwei
Elektromotoren von je 95 kW sollten mit einem
besonders leisen und leichten Ge triebe jeweils ein
Hinterrad antreiben.
Der Akku ist aus 108 LiPo-Zellen
zu je 40 Ah aufgebaut. Dies ergibt eine Betriebs-
spannung von 400 V. Die Temperatur und die Span-
nung jeder einzelnen Zelle werden während des
Ladevorganges und während des Einsatzes dauernd
überwacht. Ein gleichmässiger Ladezustand wird
ein sportwagen mit elektro-
antrieb, umgebaut von
studenten der hochschule
für technik in buchs
zur person
Prof. Dr.-Ing. Max Stöck ist Dozent an der Interstaatlichen Hoch-
schule für technik buchs Ntb, an welcher Liechtenstein seit ihrer
Gründung beteiligt ist.
September 2009
ordnung kennt man normaler-
weise nur bei Benzin motoren.
Mit zwei baugleichen Stirnrad-
getrieben lässt sich so eine sehr
kompakte Antriebs einheit realisieren. Innerhalb
von neun Monaten wurde im Rahmen der Ab-
schlussarbeit des Bachelor-Studiums von vier Ab-
solventen der Sportwagen Spyder auf einen Elektro-
antrieb umgebaut. Nach weiteren Optimierungen
der Firma Brusa wurde er Anfang 2009 zum Stras-
senverkehr zugelassen. Damit steht ein eindrück-
liches Beispiel eines hochdynamischen Fahrzeuges
zur Verfügung, welches sehr effizient mit erneu er-
baren Energien betrieben werden kann. Diese
Arbeit wurde von den ersten Absolventen des
Bachelor-Studiums realisiert. Damit wird ersicht-
lich, dass die Qualität des Bachelor-Studiums an
der NTB sichergestellt ist.
Reichweite wird verlängert Dieses Fahrzeug besitzt gegen-
wärtig eine Reichweite von 125 km pro Akku la-
dung. Im Durchschnitt liegen 90% unserer tägli-
chen Fahrleistungen unter 100 km. Zur Erwei te-
rung der Reichweite wird gegenwärtig an einem
sogenannten Range-Extender gearbeitet. Ein Ben-
zinmotor mit einer Leistung von 20 kW treibt
einen Generator an. Die Einheit kann im optima-
len Betriebspunkt des Benzinmotors betrieben
werden. Der Verbrauch wird bei etwa 2 Litern
Ben zin je 100 km Fahrleistung liegen. Sobald der
Akku einen bestimmten Ladezustand unterschrei-
tet, wird der Range-Extender dazugeschaltet. Die
NTB wird auch in Zukunft weitere wichtige Bei-
träge im Bereich der erneuerbaren Energien und
effizienten Energienutzung leisten. |
Erneuerbare Energien und
effiziente Energienutzung
sind Schwerpunkte der Hoch-
schule für Technik.
über alle Zellen hinweg sichergestellt. Die einzelnen
Zellen werden bedarfsgerecht mit Luft gekühlt. Die
überschüssige Wärme wird über einen Luft-Was-
ser-Wärmetauscher an den Kühlkreislauf des Autos
abgegeben. Das Lademanagement stellt sicher, dass
der Akku nie zu hoch geladen oder zu tief entladen
wird. Die Summe dieser Massnahmen gewährt eine
lange Lebensdauer. Dabei sind die Anforderungen
an die elektrische Sicherheit sehr hoch, liefert doch
der Akku 400 Volt Gleichspannung bei mehreren
Hundert Ampere. Der Akku kann innerhalb von
10 Minuten geladen werden. Bei einem Bedarf von
16 kWh braucht es dazu allerdings einen sehr leis-
tungsstarken Elektroanschluss. Mit einem gewöhn-
lichen Hausanschluss braucht es eine Ladezeit von
einer Stunde für eine Fahrdistanz von 30 km.
Antriebstechnologie ohne Schaltung Von der Firma Brusa standen
zwei hoch effiziente Elektromotoren zu je 95 kW
zur Verfügung. Je ein Hinterrad wird von einem
Elektromotor angetrieben. Bei einer gesamten
Antriebsleistung von 190 kW wird ein Drehmo-
ment von 1050 Nm je Hinterrad bereitgestellt. Die
Motoren benötigen lediglich ein einstufiges Unter-
setzungsgetriebe. Wegen der Dynamik des Elektro-
motors erübrigt sich ein Schaltgetriebe. Das Ge-
wicht des Getriebes wurde auf 17 kg reduziert und
die Vorgabe damit um 3 kg unterboten. In der
Abschlussarbeit wurde eine sehr kompakte V-An-
ordnung der Elektromotoren gefunden. Eine V-An-
Foto
: mar
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esch
er
K o p f d e s m o n at s
gerrecht verzichten muss, wer zur Liechtensteine-
rin auf dem Papier werden möchte. «Für mich ist
Pendeln zwischen Liechtenstein und der Schweiz
kein Übergang von einem Land in das andere, für
mich ist mein Lebensraum eine einzige Region»,
gibt Jasmin Meier-Federer zu verstehen. Dass sie
sich in beiden Ländern genau gleich bewegen kann,
hat sie während jener Zeit bewiesen, als Federer Au-
genoptik in Triesen ein Zweiggeschäft hatte. Ganz
selbstverständlich hat sie damals in der Wirtschafts-
kammer Liechtenstein mitgemacht, und zwar aktiv,
als Vorstandsmitglied in der Sektion Handel. «Eine
tolle Zeit», findet sie im Rückblick, denn damals
wurde die Werbekampagne «Einkaufland Liech-
tenstein» ins Leben gerufen, aktiv an der Verbesse-
rung der Einkaufsmöglichkeiten in Liechtenstein
gearbeitet. Dass ihr Mann Walter Meier zur glei-
chen Zeit in einem ähnlich gelagerten Gremium
der Buchser Geschäfte sass, habe zu befruchtenden
Diskussionen geführt, meint sie, die auf beiden Sei-
ten auf fruchtbaren Boden stiessen.Die erfolgreiche
Geschäftsfrau, die Wurzeln in Liechtenstein und in
der Schweiz geschlagen hat, wird immer wieder
gefragt, was das Geheimnis ihres Erfolges sei. «Man
muss tun, was einen selbst begeistert. Und diese
Begeisterung muss man weitertragen. Die Begeiste-
rung soll andere anstecken.» Wichtig ist für sie auch,
dass nicht nur die Arbeit verrichtet wird: «Das Herz
muss mit dabei sein.» Geht Jasmin Meier-Federer
zur WIGA, auch ohne Geschäftsstand? «Natürlich
werde ich hingehen», sagt sie und fügt hinzu, «aber
nicht mehr als Ausstellerin, sondern als Gast.» Wer
einmal einen Stand an einer Ausstellung gehabt
habe, der wisse zu schätzen, was dahinter stecke. |
Individuell und einzigartig – so will sich Fede-
rer Augenoptik in Buchs präsentieren. Durch das
Geschäft selbst, durch den Service und die Auswahl
der Brillen aus der Hand der gefragtesten Designer.
So präsentierte sich das Geschäft
jeweils auch an der Werdenber-
ger Industrie- und Handelsaus-
stellung. Diesmal nimmt Fede-
rer Augenoptik nicht teil an der
WIGA. «Die WIGA war immer ein Erlebnis für
mich», blickt Jasmin Meier-Federer zurück, die am
Federer-Stand die bekannten Kunden begrüsste
und neugierige potenzielle Kunden mit Charme
und Kompetenz beriet. «Wir ha-
ben beschlossen, uns anders zu
präsentieren, nicht mehr an die-
ser Ausstellung», begründet Jas-
min Meier-Federer, die mit ih-
rem Mann Walter Meier das re-
nommierte Unternehmen führt,
die Entscheidung. Wenn von der
WIGA die Rede ist, dann werden
die regionale Zusammenarbeit
und der Austausch über die
Rhein-Grenze beschworen. Für
die einen ist Werdenberg ein
Stück nahes Ausland, das man nicht so genau kennt,
für andere wiederum ist Liechtenstein ein Nachbar,
aber letztlich doch auch Ausland. Nicht so für Jas-
min Meier-Federer, die in beiden Ländern zu Hau-
se ist. Ihren Wohnsitz hat sie in Mauren, das Ge-
schäft ist in Buchs. Einen Teil ihrer Kindheit ver-
brachte sie in Liechtenstein, weil ihr Vater in der
Balzers AG arbeitete. Als sie ein Schulmädchen war,
zog die Familie wieder nach Buchs. Seit 1980 wohnt
Jasmin Meier-Federer mit ihrem Mann in Liechten-
stein. Wenn sie ihr Herz fragt, kann sie sich als
Schweizerin und als Liechtensteinerin bezeichnen.
Geht es aber nach dem Pass, dann bleibt nur die
schweizerische Staatsbürgerschaft. Gesetzlich wür-
de der Einbürgerung in Liechtenstein nichts im
Wege stehen, das Hindernis ist die liechtensteini-
sche Bestimmung, dass auf das angestammte Bür-
die wiga war immer ein erlebnis für mich
als ausstellerin, diesmal gehe ich als gast
Jasmin Meier-FedererWohnsitz in Mauren, Geschäft in Buchs
September 2009
Foto
: Jas
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mei
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K o p f d e s m o n at s
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Seit geraumer Zeit tauchen Wer-
bebotschaften von Finanzanbietern auf, die mit
Schlagwörtern wie Nachhaltigkeit, Solarenergie
oder Wasserkraft ihre neuen Produkte anpreisen.
Berechtigt stellt man sich die Frage, ob mit nach -
hal tigen Anlageinstrumenten ein neuer Modetrend
eingeläutet wurde. Mit Blick auf Mitte der Neun-
zigerjahre, als erst ein paar wenige nachhaltige
Anlagefonds für ökologische und soziale Bedürf-
nisse zur Verfügung standen, hat sich mittlerweile
eine regelrechte Industrie entwickelt. Wer sich aus-
kennt und genau hinschaut, stellt rasch fest, ob es
den Anbietern lediglich um Generierung neuer
Erträge oder um den eigentlichen Grundgedanken
der Nachhaltigkeit geht.
Definition Nachhaltigkeit Schauen wir uns das Thema der
Nachhaltigkeit doch etwas genauer an. Obwohl
Nachhaltigkeit mancherorts bereits als «Gummi-
begriff» abgetan wird, unter dem man sich aller-
lei vorstellen kann, ist es genau diese immer wieder
in neuen Worten beschriebene
Formulierung, die sie in vielen
Bereichen einsetzbar und ver-
ständlich macht. Bereits im 16.
Jahrhundert wurde der Begriff
in der Forstwirtschaft verwendet,
bevor er dann im Jahre 1713 in
einer Publikation zur Waldnut-
zung eingesetzt wurde. Eine sehr treffende Bezeich-
nung vom «Deutschen Rat für Nachhaltigkeit» lau-
tet wie folgt: «Nachhaltige Entwicklung heisst, Um-
weltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen
und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berück-
sichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet
also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkin-
dern ein intaktes ökologisches Gefüge hinterlassen.
Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.»
Das magische Viereck Die Anfänge des nachhaltigen
Investierens oder im Fachjargon auch Socially
Responsible Investments, kurz SRI, genannt, liegen
hingegen im Amerika des frühen 20. Jahrhunderts.
Schon die Glaubensgemeinschaft der Quäker hat
Investitionen in die Bereiche Tabak und Glücks-
spiele ausgeschlossen, da sich diese nicht mit ihrer
Weltanschauung in Einklang bringen liessen. Sol-
che sozialverantwortlichen Anlagen setzten sich
immer mehr durch und mündeten 1994 im heute
noch aktuellen, auf den drei Säulen Ökonomie,
Ökologie und Soziales aufbauenden Nachhaltig-
keitskonzept. Eine SRI-Kapitalanlage muss somit
nicht nur die ökonomische Sicht in Form einer
finanziellen Rendite erfüllen, sondern auch in Ein-
klang mit der ökologischen, sozialen und kulturel-
len Sicht erfolgen. Somit wird der klassischen
Kapitalanlage, bestehend aus Liquidität, Rendite
und Risiko eine weitere Komponente in Form der
Nachhaltigkeit beigemischt.
Performancevergleich Mit diesen Erkenntnissen verse-
hen und der Tatsache, dass die NEUE BANK AG
als unabhängige Vermögensverwalterin und ohne
eigene Produkte eine weltweite Instrumentenpa-
lette zur Auswahl hatte, erleichterten uns die Ent-
scheidung, unsere professionellen Lösungsansätze
einem breiteren Publikum anzubieten. Vorab woll-
ten wir jedoch noch wissenschaftlich belegen, wie
sich dieser Investitionsprozess auf die Wertent-
als oberstes ziel beim geld anlegen gilt im allgemeinen die wertvermehrung.
wer würde jedoch nicht gerne sein Vermögen gewinnbringend investieren
und nebenbei noch gutes für die menschheit tun? die neue banK ag verbin-
det in der Vermögensverwaltung ökonomischen erfolg mit nachhaltigkeit.
Von Pietro Leone
Geld anlegen und dabei Gutes tun
f i n a n z p l at z
auch im bankwesen
gilt: nicht alles, was
nach nachhaltigkeit tönt,
ist auch nachhaltig
September 2009
Nachhaltige Entwicklung heisst,
Umweltgesichtspunkte gleich-
berechtigt mit sozialen und wirt-
schaftlichen Gesichtspunkten
zu berücksichtigen.
wicklung auswirken würde. In einer durch uns
in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Studie
wurde der positive Zusammenhang zwischen öko-
nomischem Erfolg in Form einer Überrendite ge-
genüber der Benchmark und Nachhaltigkeit belegt,
was uns in unserem Handeln noch mehr bestätigte.
Die Erkenntnisse zeigten auf, dass sich die nachhal-
tigen Anlagen in einem Aufwärtstrend (Bullen-
markt) überproportional und in einem Abschwung
(Bärenmarkt) praktisch gleich wie der Weltaktien-
index entwickelten. Unser Nachhaltigkeitsteam hat
in intensiven Diskussionen einen Ansatz entwi-
ckelt, der den Analyseprozess vom weltweiten An-
lageuniversum bis hin zur Investition regelt. Ausge-
schlossen werden Unternehmen, die eine der nach-
folgenden Kriterien erfüllen: Atomenergie, Waffen
oder Rüstung, Tabak und Rauchwaren, Grüne Gen-
technik (genmanipulierte Nahrungsmittel), Ver-
letzungen der Menschen- und Arbeitsrechte.
SRI-Positivkriterien Nach Ausschluss der «negativen»
Unternehmen werden die Verbleibenden auf ökolo-
gische und soziale Kriterien hin untersucht und mit
einer entsprechenden Bewertung
versehen. Beim Sozialrating soll
beispielsweise festgestellt werden,
wie das Unternehmen mit Mit-
arbeitern, Kunden oder Lieferanten umgeht und
ob die Unternehmensführung nach nachhaltigen
Grundsätzen umgesetzt wird.
Mittels Bewertung des Umwelt-
verhaltens betrachten wir einerseits die Material-
wahl und Betriebsstoffe bei den Produkten und
andererseits ob und wie stark die Umwelt dabei
belastet wird. Auch sind u.a. die Management-
prozesse sowie der Betrieb und die Produktion in
Bezug auf das ökologische Verhalten für die Punkt-
vergabe entscheidend. Durch Anwendung dieses
Prozesses stellen wir sicher, dass sich in den Wert-
schriftendepots «Primus-Ethik» unserer Kunden
lediglich Unternehmen befinden, die diesen Grund-
sätzen entsprechen. Obwohl sich das Anlageuni-
versum durch die zu erfüllenden Kriterien stark
verkleinert, stehen uns nach wie vor genügend
Anlagemöglichkeiten zur Verfügung, die den Auf-
bau eines breit diversifizierten Portfolios ermög-
lichen. Diese offene Architektur lässt zudem zu,
individuelle Kundenbedürfnisse speziell zu berück-
sichtigen. Zusammenfassend kann festgehalten
werden, dass nachhaltiges Investieren nicht nur
für gemeinnützige Institutionen, sondern für
jedermann zweckmässig ist. Geld verantwortungs-
voll anlegen, bedeutet, Mehrwerte für sich und die
gesamte Menschheit zu schaffen. Die Zeit ist reif,
wichtige Entscheide nicht mehr dem Zufall zu
überlassen, sondern aktiv zu begleiten. Aber auch
hier gilt: Nicht alles, was nach Nachhaltigkeit tönt,
ist auch nachhaltig. Darum prüfe genau, wer sich
bindet! |
zur person
Pietro Leone ist mitglied der Geschäftsleitung bei der NeUe bANK
AG in Vaduz. er ist für den bereich Kunden zuständig, welcher die
Anlageberatung und Vermögensverwaltung beinhaltet.
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Foto
: Neu
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ank
16
K u n s t d e n K m ä l e r
Mühlsteine mahlen wieder Die mühle in balzers
der im Jahr 1918 mit selbst erzeugter Elektrizität
versorgt wurde.
Auf dem Mühle-Areal stehen ein Wohnhaus
und zwei durch einen Zwischentrakt verbundene
Wirtschaftsgebäude, wovon eines die Mühle ent-
hält. Im Buch über die Kunstdenkmäler Liechten-
steins wird das Gebäude der heutigen Mühle in das
Jahr 1837 datiert, ein Mühlegebäude als stützungs-
loser zweigeschossiger Saalbau unter Krüppel-
walmdach. Weiter heisst es dort in der Beschrei-
bung: «Die Decke über dem Mahlraum ist in einem
liegenden Hängewerk-Dachstuhl aufgehängt. Der
Mahlgangraum weist über dem hölzernen Mühlen-
boden eine Galerie auf. Das Mahlwerk bestand
ursprünglich aus vier Steinmahlgängen, von denen
heute noch drei erhalten sind. 1944 war ein Stein-
malgang durch einen Walzenstuhl, Maschinen-
fabrik Bühler, Uzwil, mit zwei stählernen Walzen
und Antrieb mittels Riemenscheibenwelle ersetzt
worden. Der südliche Mahlgang zeigt barocke Ver-
zierungen und die geschnitzte Jahreszahl 1858 am
Trichter. Der mittlere Mahlgang ist biedermeierlich
verziert. Der Siebkasten stammt aus neuerer Zeit.
Der nördliche Mahlgang, mit zierlich gebautem
klassiszistischem Stuhl, verfügt über einen Sechs-
kantsichter.»
Der Mühlebetrieb setzt heute ganz auf bio-
logische Produktion. Das Angebot der Mühle um-
fasst hochwertige Produkte wie Vollkornmehl und
Halbweissmehl aus Weizen, Vollkornmehl und
Halbweissmehl aus Dinkel, Vollkornmehl aus Rog-
gen, dazu Maismehl und Maisgriess.
Ein Wort noch zu den beiden anderen Gebäu-
den auf dem Mühle-Areal: Die Stallscheune beher-
bergte in früheren Zeiten das Wohnhaus und die
Mühle unter einem Dach. Bis zum Bau des Wohn-
hauses in den Jahren 1898/99 hatte der Müller sei-
ne Wohnung in diesem Gebäude. Das Wohnhaus,
das damals nach den Plänen von Ing. Karl Schädler
gebaut wurde, wird als typisches Bürgerhaus der
Jahrhundertwende bezeichnet. Das dreigeschossige
Haus hat ein Satteldach und weist charakteristische
Züge des spätklassizistischen Stils auf. |
Brot bildete in früheren Zeiten
eines der Hauptnahrungsmittel.
Zu einem Gutshof gehörte des-
halb eine Mühle, die aus dem
Getreide das erforderliche Mehl
lieferte. Mühlen sind in unserer Gegend fast voll-
ständig aus den Dörfern verschwunden. Eine Aus-
nahme ist Balzers, wo eine stillgelegte Mühle reno-
viert wurde und seit 1994 wieder ihren Dienst tut.
Wahrscheinlich steht die Mühle genau dort, wo sich
schon im 9. Jahrhundert eine Mühle befand. Das
churrätische Reichsgutsurbar von 842 erwähnt drei
Mühlen auf dem heutigen Gemeindegebiet von Bal-
zers, eine zum Hof «Meilis» gehörende Mühle und
zwei Mühlen beim Hof «Palazoles». Es ist nicht aus-
zuschliessen, dass schon die Römer am heutigen
Mühleplatz eine Mühle betrieben, weil sich der
Standort für die Nutzung der Wasserkraft gut eig-
net. Auch für die Herstellung von Strom diente
einst der Mühlebach. Die Mühle Balzers war der
erste Gebäudekomplex in der Gemeinde Balzers,
Der Mahlbetrieb in der alten
Mühle in Balzers wurde 1965 ein-
gestellt, nach einer Renovierung
aber 1994 wieder aufgenommen.
Foto
: mar
co N
esch
er
September 2009
das buch zum thema
Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Cornelia Her-
mann: Das Oberland. Gesellschaft für Schweizerische Kunstge-
schichte. 2007
--
gewerbliche Produkte und Ver-
schiedenes. Die Berichte über die
Landesausstellung 1895 schrieben
von einem grossen Erfolg. Über
10'000 Besucher wurden gezählt,
was bei der damaligen Wohnbevölkerung von rund
7800 Personen eine beachtliche Zahl ist. Auch das
Gemeinschaftsgefühl kam nicht zu kurz, wie berich-
tet wurde: «An den Sonntagen entwickelten sich
in den Festhallen eigentliche Volksfeste, zu deren
Hochstimmung verschiedene Harmoniemusiken
und Orchester noch wesentlich dazu beitrugen.»
Briefmarken waren 1895 bei der Landesaus-
stellung noch keine dabei, weil die ersten liechten-
steinischen Briefmarken erst 1912 herausgegeben
wurden. Nach der 1. Briefmarken-Ausstellung 1934
folgte zwei Jahre später bereits die nächste Präsen-
tation einheimischer und ausländischer Briefmar-
ken. Im Zusammenhang mit der Ausstellung 1936
erfolgte auch die Eröffnung des Postmuseums, das
der Landtag bereits 1930 beschlossen hatte. Die
Briefmarken bildeten zu jener Zeit einen wichtigen
Einnahmeposten für den Staat. 1930 nahm der Staat
366'000 Fr. aus dem Briefmarken-Geschäft ein, im
Jahre 1936 waren es bereits 501'000 Fr. Bis zum
Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stiegen die Brief-
marken-Erlöse stetig an und erreichten etwa einen
Viertel der gesamten Landeseinnahmen.» |
Grosses Aufsehen erregte
vor 75 Jahren die 1. Liechtenstei-
nische Briefmarken-Ausstellung,
die gleichzeitig mit der Liech-
tensteinischen Landesausstellung
vom 29. September bis zum 15. Ok-
tober 1934 durchgeführt wurde.
Erstmals konnten an dieser Aus-
stellung die Sammlungen des Post-
museums in grösserem Umfange
der Öffentlichkeit gezeigt werden.
Zur Ausstellung erschien der «Va-
duzer-Block», ein Briefmarken-
Bogen mit einer einzigen Brief-
marke mit der für die damaligen
Verhältnisse hohen Wertstufe von 5 Franken. Die
7788 herausgegebenen Blocks, die am unteren Rand
die Aufschrift «Liechtensteinische Landesausstel-
lung 1934 Vaduz» tragen, waren rasch ausverkauft
und wurden zu begehrten, aber auch sehr teuren
Sammlerstücken. An der 1. Liechtensteinischen
Briefmarken-Ausstellung beteiligten sich 34 Aus-
steller – wie es damals hiess «aus aller Welt».
Für die Briefmarken-Ausstellung wurde mit
einem Sonderstempel geworben. Unter einer zwei-
fach gestreiften flatternden Fahne stand der Text
«Besucht die Liechtensteinische Landesausstellung
Vaduz 29. September bis 15. Oktober.» Der Werbe-
stempel – in Vaduz und Schaan in Blau, in Triesen-
berg in Rot – gelangte ab dem 2. August 1934 zum
Einsatz. Aber erst am 6. August bemerkte jemand,
dass im Wort «Ausstellung» ein «s» fehlte. Dieses
Missgeschick veranlasste die Post, die Stempel zu-
rückzuziehen und in richtiger Schreibweise wieder
einzusetzen, was eine Woche später der Fall war.
Die Landesausstellung 1934 war die zweite
Ausstellung dieser Art in unserem Land. Die 1. Lan-
desausstellung, die eine Leistungsschau des ein-
heimischen Gewerbes und der Landwirtschaft sein
sollte, hatte 1895 ihre Tore für die Bevölkerung
geöffnet. In den zwei Ausstellungshallen war die
Ausstellung in vier Sparten gegliedert: Vieh-, Pferde-
und Schweinezucht, landwirtschaftliche Produkte,
z e i t g e s c h e h e n
1729. September 1934 1. briefmarken-Ausstellung in Vaduz
Eingang zur Landesausstellung
1934 in Vaduz, in der erstmals
eine Briefmarken-Ausstellung
durchgeführt wurde.
September 2009
Foto
: Lan
desa
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v
Liechtenstein ist ein Land, dessen
gesamte Landesfläche im Alpen-
raum liegt. Die Alpen sind für
Land und Bevölkerung von exis-
tenzieller und prägender Bedeutung, weil sie als
Lebens-, Wirtschafts- und Kulturraum zur Verfü-
gung stehen. Dass die CIPRA, die Internationale
Alpenschutzkommission, ihren Sitz in Liechten-
stein hat, darf für den Kleinstaat Liechtenstein als
Glücksfall bezeichnet werden. Allerdings kann bei
einem Blick auf die Landkarte nicht übersehen
werden, dass das Land ungefähr in der Mitte des
Alpenbogens liegt, der sich über 1100 Kilometer
Länge über acht Staaten erstreckt. Rund 14 Millio-
nen Menschen leben im Alpenraum, in diesem öko-
logisch sensiblen Stück Erde, das durch die inten-
sive Nutzung stark beansprucht wird – für viele
besorgte Alpenbewohner gilt der Alpenraum be-
reits als gefährdet und benötigt durch vielfältige
Massnahmen in ganz verschiedenen Bereichen
dringend Schutz vor irreparablen Schäden.
Erstmals seit 2002 hält die CIPRA
ihre Jahresfachtagung wieder in Liechtenstein ab,
die sich dem aktuellen Thema «Wachstum auf
Teufel komm raus?» widmet. Die «vermeintliche
Logik des Wachstums» stosse zunehmend an Gren-
zen, gibt sich die CIPRA überzeugt. Die Wirtschafts-
krise erhöhe die Dringlichkeit für neues Denken
und Handeln. «Mehr vom Bisherigen hat keine
Zukunft, ökonomisch nicht und ökologisch nicht»,
betont die CIPRA. Die Jahresfachtagung in Liech-
tenstein biete den erforderlichen Nährboden für
neue Ideen, für Zufriedenheit, Auskommen und
Lebensqualität im Alpenraum. Sollte diese Jahres-
fachtagung weitreichende Beschlüsse fassen, die
von den Alpenstaaten auch umgesetzt werden,
könnte der Name Liechtenstein positiv in den Be-
mühungen zum Schutz des Alpenraumes aufschei-
nen. Das Image Liechtensteins, in den letzten Jah-
ren international nicht durchwegs auf der positiven
Seite, würde davon zweifellos profitieren.
Dass der Alpenbogen ein sensib-
les und kompliziertes Gebilde ist, wird auch auf der
politischen Seite erkennbar. Die meist sehr unter-
schiedlichen Interessen der acht Alpenländer ma-
chen gemeinsame Anstrengungen zum Schutz der
Alpen nicht einfach. Die CIPRA weiss aus leidvollen
Erfahrungen um diese Schwierigkeiten. So wurde
die Internationale Alpenschutzkommission schon
1952 gegründet, aber erst 39 Jahre später unter-
zeichneten die Umweltminister der Alpenländer
das von der CIPRA lancierte «Übereinkommen
zum Schutz der Alpen». Liechtenstein hat sich zum
Alpenschutz bekannt, ist seit 1994 Vertragspartei
der Alpenkonvention und unterzeichnete die da-
zugehörenden Protokolle zu Themen wie Raum-
planung und nachhaltige Entwicklung. Die Jahres-
fachtagung 2009 könnte oder sollte ein Anstoss
dafür sein, dass sich Liechtenstein mehr mit der
CIPRA befasst. Der CIPRA-Sitz in Liechtenstein
trage zur positiven Darstellung Liechtensteins im
Ausland bei, hielt die Regierung 1983 fest, als die
CIPRA ihren Sitz nach Liechtenstein verlegte. In
der Zwischenzeit ist viel über das Image Liechten-
steins diskutiert worden, ohne das Potenzial der
CIPRA zu nutzen. Die CIPRA ist zu einer beacht-
lichen Organisation herangewachsen – obwohl sie
vom Standortland nur bescheiden unterstützt wird.
Siehe auch Beitrag von CIPRA-Geschäftsführer
Andreas Götz auf den Seiten 20+21. |
Foto
: mar
co N
esch
er
a l p e n s c h u t z
Die CIPRA – ein bedeutender Imageträger18
Die CIPRA setzt sich für den internationalen Schutz der Alpenwelt ein.
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cipra Jahresfachtagung
Die Jahrsfachtagung widmet sich dem thema: «Wachstum auf
teufel komm raus? Die Alpen auf der Suche nach dem Glück.» Vom
17. bis 19. September 2009 im Gemeindehaus Gamprin.
Das ausführliche programm ist auf www.cipra.org zu finden. Der
Autor des beitrags, Andreas Götz, ist Geschäftsführer von CIPRA
International.
Die Teilnehmenden erwartet ein
vielfältiges Programm mit Vorträgen, Workshops
und Exkursionen. Auf dem Programm stehen
Grössen wie etwa der berühmte Franz Josef Rader-
macher vom Club of Rome oder
der Historiker Daniele Ganser
nebst einer Vielzahl von Referen-
tinnen und Referenten aus allen
Alpenländern. Wichtig sind aber
auch Begegnung und der Aus-
tausch. Deshalb gibt es Workshops, Exkursionen
und dazwischen immer wieder viel Freiraum für
Diskussionen.
Wachstum oder Glück? Die Logik des Wachstums stösst
zunehmend an Grenzen. Klimaproblematik und
Peak Oil sind prominente Beispiele dafür. Die ge-
genwärtige Wirtschaftskrise erhöht die Dringlich-
keit für neues Denken und Handeln. Die CIPRA-
Jahresfachtagung 2009 bietet Nährboden für neue
Ideen, Zufriedenheit, Auskommen und Lebens-
qualität im Alpenraum.
Dem Streben nach steigendem
Wohlstand kommt in unserem Kulturkreis hohe
Bedeutung zu. Vielleicht ist es gar Teil der mensch-
lichen Natur. Jedenfalls entwickelte es sich von ei-
nem persönlichen Anliegen zunehmend zu einem
politischen Postulat: Der moderne Staat muss für
wachsenden Wohlstand sorgen, das wachsende
Sozialprodukt ist die magische Kennziffer. Dies
hatte gute Gründe. Es ging darum, der Mangelwirt-
schaft nach dem Zweiten Weltkrieg zu entkommen
und Europa zu befrieden. Wir folgten dabei einem
Wohlstandsmodell, das steigende ökologische Be-
lastungen in Kauf nimmt. Dies führt vermehrt zu
sozialen, politischen und ökonomischen Proble-
men. Denn der Wohlstand der industrialisierten
Welt ist auf billiger Natur aufgebaut und auf der
Ohnmacht und Leidensfähigkeit der Menschen in
der sogenannten Dritten Welt. Der moderne Staat
unternimmt fast alles, um eine möglichst ungehin-
derte Naturbeanspruchung zu gewährleisten, in
Form von billiger Energie, billigen Rohstoffen, bil-
liger Entsorgung, billiger Mobilität, grosszügiger
Raumerschliessung und billiger technologischer
Grossrisiken und Subventionen bis hin zu militäri-
schen Interventionen im Dienste des Zugangs zu
billigen Ressourcen.
Dazu kommen Importbeschrän-
kungen und Importzölle, Exportsubventionen und
subventionierte Exportrisiko- und Investitionsga-
rantien. Dadurch werden etwa Entwicklungsländer
vom Zugang zu unseren Märkten abgeschottet.
Kein Wunder also, dass die ökologischen Gefähr-
dungen und die ökonomischen Unterschiede welt-
weit weiterhin zunehmen. Es wird eng auf unserem
Planeten und es stellt sich die Frage: Können all
diese Knappheitsprobleme konstruktiv und fried-
lich gelöst werden, oder entladen sie sich zuneh-
mend in Konflikten? Ausgerechnet jetzt, wo Demo-
kratie und Marktwirtschaft besonders gefragt
unser heutiges wohlstands-
und wachstumsmodell
ist stark revisionsbedürftig
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
u m w e lt
Von Andreas Götz
Die Alpen auf der Suche nach dem Glück20
21
dieses Jahr findet die grosse internationale tagung der cipra in liechten-
stein statt. das war 2002 letztmals der fall und wird 2016 wieder so sein. im
zentrum steht die frage nach den grenzen des wachstums.
September 2009
wären, geraten sie in die Defensive. Das demokra-
tisch-marktwirtschaftliche Modell wird durch das
autoritär-marktwirtschaftliche Modell herausge-
fordert, wie es etwa China vorexerziert. Gleichzei-
tig verlieren gemäss neueren Umfragen die Demo-
kratie und ihre Institutionen dramatisch an Glaub-
würdigkeit und Zustimmung in der Bevölkerung.
Gleiches gilt für die Marktwirtschaft angesichts
der Missstände auf den Finanzmärkten und der
dadurch ausgelösten Wirtschaftskrise.
Keine Frage: Unser heutiges
Wohlstands- und Wachstumsmodell ist stark revi-
sionsbedürftig. Die Dynamik dieses Modells, aber
auch die Vorstellungen und Ansätze zu seiner Revi-
sion haben auf die Alpen grosse Auswirkungen und
müssen deshalb sorgfältig analysiert werden.
Freier Eintritt zum Auftakt Das erste Referat im Gemeinde-
haus in Gamprin am Donnerstagabend, 17. Sep-
tember, um 18 Uhr, ist dieser grundlegenden Frage
gewidmet: «Globalisierung, Wachstum, Entwick-
lung: Welche Zukunft haben wir?». Referent ist das
berühmte Mitglied des Club of Rome, Franz Josef
Radermacher. Die Teilnahme an diesem Teil der
Veranstaltung ist gratis. Vertieft
wird das Tagungsthema am Frei-
tag. Der bekannte Basler Histori-
ker Daniele Ganser stellt die Fra-
ge nach unserer Fähigkeit, mit
Knappheiten bei existenziellen Ressourcen fried-
lich und konstruktiv umzugehen. Er stellt diese
Problematik am Beispiel des Erdöls dar: «Peak Oil.
Wachstum in Zeiten begrenzter Ressourcen».
Danach vertieft sich die Tagung
immer mehr in Themen der Alpen: Weshalb sind
die Randregionen in den Alpen in Zeiten des
Wachstums geschrumpft und was waren die Fol-
gen? Wie sieht eine Raumplanung der Zukunft
aus, ist Schrumpfung ein Planungsauftrag? Wie
sehen Erfolgszenarien im Tourismus aus, wenn
der Alpentourismus schrumpft?
Wichtige Themen werden auch
in den Workshops am Freitagnachmittag behan-
delt. Und am Samstag gibt es dann unter anderem
eine Diskussionsrunde mit Vertretern aus Politik
und Wirtschaft, also aus der Ecke, die sozusagen
von Amtes wegen dazu verpflichtet ist, Wachstum
zu fördern und zu garantieren. Den Abschluss
machen dann Exkursionen in Liechtenstein. |
Die CIPRA widmet ihre
Jahresfachtagung 2009 dem
Thema: Die Alpen auf der Suche
nach dem Glück.
tionen aus der Fachpresse und
deren positive Würdigungen des
ersten Briefmarken-Drucks in
Liechtenstein. Wie die privaten
Benutzer der Briefmarken reagie-
ren werden, wird sich nach dem
7. September zeigen. An diesem
Datum erscheint die Serie
«Schmetterlinge» mit vier Wert-
stufen, die den Posttarifen für
die Beförderungen von Briefpost im Inland und
Ausland entsprechen. Die Innovation gegenüber
den bisherigen Ausgaben besteht darin, dass sich
die Briefmarkenbogen nicht von den üblichen Bo-
gen unterscheiden – die Briefmarken aber dennoch
selbstklebend sind. Wer seine Briefe mit den schö-
nen Schmetterlingen frankiert, braucht keine
Spucke mehr. Das Abschlecken der Briefmarke
entfällt ebenso wie das oft um-
ständliche Befeuchten des Kleb-
stoffs mit einem Schwämmchen.
Nos talgiker mögen das Wegfal-
len des über Jahrzehnte liebge-
wordenen Brauchs des Abschle-
ckens bedauern, doch können
sie getröstet werden, denn dieses
Brauchtum wird nur sehr lang-
sam verschwinden. Vielleicht
bleibt sogar ein kleiner Rest zu-
rück, denn die Philatelie Liech-
tenstein hat beschlossen, vorerst
nur die Dauerbriefmarken selbst-
klebend drucken zu lassen, die
Sondermarken aber weiterhin
mit dem herkömmlichen Gum-
mi zu versehen.
In der Fachwelt fand die erste
Briefmarke, die vollständig in Liechtenstein selbst
hergestellt wurde, von der Idee bis zum Druck,
grosse Beachtung. «Präsentation einer Weltneuheit
in Liechtenstein» lautete im Ma-
gazin «Die Briefmarke» der Titel.
Über eine «bahnbrechende Neu-
heit» berichtete das Fachblatt
«Philatelie» und über den «Ein-
stieg in die Königsdisziplin» infor-
mierte die Deutsche Briefmarken-
Revue ihre fachkundige Leser-
schaft. Norbert Hasler, Bereichs-
leiter Philatelie der Liechtenstein Post AG, zeigt sich
zufrieden mit der Resonanz, die von der Fachwelt
über die ersten Selbstklebe-Briefmarken aus aller
Welt zurückkam. Und Remi Nescher, Geschäfts-
führer der Gutenberg AG, staunt über die Reak-
die selbstklebe-brief-
marken sind kein abziehbild,
sondern ein vollwertiges
postwertzeichen, auch
für sammler
b r i e f m a r K e n
ein historisches ereignis für liechtensteins philatelie und
gleich auch noch eine weltneuheit. das sind die ersten
selbstklebebriefmarken, die in liechtenstein gedruckt wur-
den und am 7. september zur ausgabe gelangen.
Von Günther Meier
Künftig bleibt die Spucke weg22
23
September 2009
Erstmals sind die «Botschafter
des Kleinstaates Liechtenstein»
als Selbstklebe-Briefmarken
erhältlich.
Aufstieg in die «Königsklasse der Druckereien» Mit der «bahnbrechenden Neu-
heit» ist es der Philatelie Liechtenstein und der Dru-
ckerei Gutenberg AG gelungen, eine Selbstklebe-
Briefmarke mit echter Perforation zu entwickeln.
Die Briefmarken lassen sich einfach vom Bogen
lösen, obwohl sie kein Abziehbild sind, sondern ein
vollwertiges Postwertzeichen, das die Sammler im
warmen Wasserbad leicht von den Briefen lösen
können. Die Marken können als ganze Bogen, in
Streifen und Viererblocks oder einzeln gekauft wer-
den, womit sich diese Möglichkeiten nicht von den
bisherigen Ausgaben unterscheiden.
Die Fachpresse lobt Norbert Has-
ler, dem es gelungen sei, eine Lösung zu finden, die
den Postkunden ebenso zweckdienlich sei wie den
Sammlern, die ja häufig die schönen Briefmarken
Liechtensteins in verschiedenen Varianten wie
Streifen oder Blocks beziehe. Der Druckerei Guten-
berg sei mit dem Briefmarken-Druck als Selbst-
klebemodell der Einstieg in die «Königsklasse der
Druckereien» gelungen, freut sich Remi Nescher.
Für die Gutenberg AG bedeutet der 7. September
2009 ein historisches Datum in der über 80-jähri-
gen Firmengeschichte: Erstmals eine Briefmarken-
Herstellung in Liechtenstein, ers-
te Selbstklebe-Briefmarken mit
echter Perforation und Schlit-
zung und vor allem der erste
Briefmarken-Druck in der eige-
nen Firma. «Es war immer schon
das Bestreben der Gutenberg AG,
Briefmarken drucken zu kön-
nen», erklärt Remi Nescher. Dass
es gleich eine Weltneuheit gewor-
den sei, unterstreiche das Qualitätsbewusstsein des
Unternehmens und der Mitarbeiter.
In Zukunft selbstklebende Dauermarken Die Erfahrungen mit dem ersten
Briefmarken-Druck bewerten alle Beteiligten als
sehr positiv, obwohl die Investition mit einem Ri-
siko verbunden war. Aufgrund der knappen Zeit
fand die erste Testproduktion im Lieferwerk nur
wenige Tage vor der definitiven Inbetriebnahme in
Schaan statt. Ausführlicher noch als bei anderen
heiklen Aufträgen mussten Sicherheitsverträge mit
den beteiligten Mitarbeitern abgeschlossen und
besondere Sicherheitsvorkehren in der Druckerei
eingebaut werden. Das Unternehmen «Weltneu-
heit» hat sich gelohnt, wie Norbert Hasler von der
Philatelie Liechtenstein bestätigt. Die positive Re-
sonanz der Fachwelt hat ihn ermutigt, künftig die
Dauermarken in Selbstklebeform herauszugeben.
Wenn am 16. November die
nächsten Briefmarken über die Themen «Zeitge-
nössische Architektur», die «Marke Liechtenstein»
und «Weihnachten 2009» auf den Markt kommen,
sind wieder solche darunter, bei deren Gebrauch
auf die Spucke verzichtet werden kann. |
Foto
: mar
co N
esch
er
w i r t s c h a f t
SPF heisst Super-plastisches-Formen24
25
Von Günther Meier aluminium ist ein leicht formbares metall, das heute überall Verwendung
findet. ein innovatives unternehmen in liechtenstein hat ein altes Verfahren
weiterentwickelt, um die kompliziertesten teile zu formen, die von der
motorblock-abdeckung bis zur stereo-anlage reichen.
Wahrscheinlichkeit gescheut hätten, erblickte er
eine Herausforderung, die mit besonderer Intensi-
tät reizte. Die Idee für die Gründung einer neuen
Firma entstand auf der Rückfahrt von einem deut-
schen Unternehmen, das Christoph Pirchl zusam-
men mit seinem Arbeitskollegen Roman Herstelle
im Auftrag seines Arbeitgebers aufgesucht hatte.
Als die beiden Inge nieure in Liechtenstein aus dem
Auto kletterten, waren sie sich einig: Ein eigenes
Unternehmen wird gegründet, das neue Wege be-
schreitet in der Um- und Verformung von Metall,
insbesondere von Aluminium, das in der Leicht-
bauweise der Autos zunehmend an Bedeutung ge-
winnt. Die Gründung des Unternehmens ALU-SPF
AG folgte 2004. Als Erstes suchten sie einen poten-
ziellen Kunden im Kabinenbau auf. Dieser war von
der Idee sogleich begeistert und erteilte ihnen den
ersten Auftrag. In nur vier Monaten bauten die
zwei eine Presse zur Herstellung des Bauteils, kons-
truierten das Werkzeug, bestellten das Material
und begannen zu produzieren. Schon das fünfte
Versuchsteil gelang und der Auftrag konnte pünkt-
lich ausgeliefert werden.
Vom Motorblock bis zur Stereo- Anlage Heute zählt das Unternehmen
bereits ein Dutzend Mitarbeiter. Der Firmenname
«ALU- SPF» ist gleichsam Programm: Alu steht für
das leicht formbare Aluminium, SPF sind die An-
fangsbuchstaben der Haupttätigkeit «Super-Plasti-
sches-Formen». Ge formt werden inzwischen alle
möglichen Teile, die vor allem in der Autoindustrie
und im Seilbahnbau Verwendung finden. So stam-
men die Abdeckungen für die Türautomatik bei
neuen Seilbahngondeln meist aus der Schaaner
Die Autobauer eines bekannten Herstellers deut-
scher Premiummarken staunten nicht schlecht.
Das liechtensteinische Unternehmen Alu SPF AG,
untergebracht in einer unscheinbaren Bude im
Schaaner Industriegebiet, prä sen tierte nach nur
vier Wochen den Prototypen eines Motoranbau-
teils, an dem die Autobauer selbst während mehr
als eineinhalb Jahren herumgepröbelt hatten, ohne
das angestrebte Werkstück zur allgemeinen Zu-
frie den heit herstellen zu können. Christoph Pirchl
erschien ihnen wie Daniel Düsentrieb, der kniff-
ligste Aufgaben lösen konnte. Der Ingenieur aus
Schaan hatte hoch gepokert, das Spiel gewonnen –
und den Einstieg als neuer Zulieferer für den
renommierten Autobauer im Sack. Unternehmeri-
sches Denken, das ein gewisses kalkuliertes Risiko
einschliesst, scheint Christoph Pirchl in seinen Ge-
nen zu haben. Wo andere das Wagnis mit grosser
September 2009
Alu-Verformung auf selbst
entwickelten Maschinen
mit selbst gebauten Werkzeugen.
Werkstatt, sogar die Eckbleche der Seilbahn auf den
Zuckerhut in Rio de Janeiro stammen aus Liechten-
stein. Auch kompliziert geformte Motorabdeck un-
gen, die den Motorraum schön aufgeräumt aus-
sehen lassen, sind das Werk der beiden Ingenieure,
ebenso Designteile für Möbel,
Gehäuse für Steuerungen und
Trägerplatten für Elektronikteile,
die möglichst leicht gebaut und
dennoch sehr beständig sein
müssen. Inmitten der Produkt-
palette, die ursprünglich schwer-
gewichtig auf Fahrzeuge ausge-
richtet war, stechen Designer-Modelle hervor, die
etwa als Abdeckungen für hochwertige Stereo-
Anlagen dienen. Schmunzeln bei den Besuchern
ruft ein anderes Stück hervor – der Schmuckhelm
für eine Paradeuniform österreichischer Feuer-
wehren, in perfektem Leichtbau und verziert mit
verschnörkeltem Schmuck.
Bei ALU-SPF ist kaum etwas un-
möglich. Was nicht zuletzt damit zusammenhängt,
dass alle Maschinen und Werkzeuge von den bei-
den Ingenieuren selbst entwickelt und gebaut wur-
den. Es gibt wenige Firmen in Europa, die mit
einem ähnlichen Verfahren komplizierte Alu- Tei-
le herstellen. Entsprechend weit gestreut ist nach
wenigen Jahren der Kundenkreis, ohne dass das
Unternehmen gross Werbung machen musste.
Christoph Pirchl gibt sich damit aber nicht zufrie-
den, sondern sucht ständig nach neuen Einsatz-
möglichkeiten für das Aluminium, das im Unter-
schied zu Kunststoff nicht altert
und sich zudem leicht dem Recyc-
ling zuführen lässt. Wenn heute
neue Modelle erprobt werden,
gehen die Ingenieure allerdings weniger forsch ans
Werk als bei der ersten Auftragspräsentation. Da
werden Machbarkeitsanalysen gemacht, auf dem
Konstruktionscomputer erscheinen die kompli-
ziertesten Modelle in 3D-Darstellung. Viele Versu-
che haben überdies die Gewissheit erbracht, mit
welcher Temperatur und Geschwindigkeit sich das
Metall mit den selbst gebauten Werkzeugen am
besten formen lässt. Um zu veranschaulichen, wie
eng Erfolg und Misserfolg bei dieser Art der Verfor-
mung zusammenliegen, erwähnt Christoph Pirchl
einen Kaugummi: Wer eine Blase formen will,
muss behutsam mit der Kaumasse umgehen, an-
sonsten platzt das Kunstwerk!
Wasserstrahlschneiden in 3D Ein zweiter Produktionsbereich,
der ursprünglich nur für den Werkzeugbau und
den Feinschliff der geformten Modelle geplant war,
entwickelt sich zunehmend zur eigenständigen Li-
nie: Das 3D-Wasserstrahlschneiden! Mit dem Was-
serstrahl können die Formen millimetergenau ge-
schnitten werden, die oft sehr komplizierte Struk-
turen aufweisen. Andere Unternehmen aus einer
inzwischen weiten Region kommen zu ALU-SPF,
um ihre Prototypen im 3D-Verfahren schneiden zu
lassen. Auch in diesem Sektor weht der Gründer-
geist der beiden Ingenieure – es gibt fast nichts, was
nicht gemacht werden könnte. Zudem ist man sehr
flexibel, bietet den Kunden eine rasche Lieferung
an, ermöglicht in der Regel sogar Korrekturen an
den Prototypen an Ort und Stelle. www.alu-spf.li |
auf dem Konstruktions-
computer erscheinen
die kompliziertesten modelle
in 3d-darstellung
Foto
: mar
co N
esch
er
Von Günther Meier
rung weiterer Krisen zu entwickeln. Auch bei
der jetzigen Finanz- und Wirtschaftskrise haben
Diskussionen und Debatten über Ursachen und
Folgen sozusagen Hochkonjunktur.
Freies Unternehmertum und freie Marktwirtschaft Die Internationale Gottfried von
Haberler-Konferenz, die am 25. September 2009
zum fünften Mal in Vaduz durchgeführt wird, be-
schäftigt sich unter dem Titel «Can Capitalism Sur-
vive?» mit den aktuellen Fragestellungen. Kann der
Kapitalismus tatsächlich überleben? Prinz Michael
von Liechtenstein, einer der Gründer des European
Center of Austrian Economics (ECAEF), das die
internationale Konferenz durchführt, meint dazu:
«Unabhängig vom Wort Kapitalismus können wir
nur hoffen, dass freies Unternehmertum und freie
Marktwirtschaft überleben werden. Eine freie
Marktwirtschaft wird immer wieder Rückschläge
erhalten, wobei dann die Kritik laut wird. Langfris-
tig aber bewirkt eine freie Marktwirtschaft einen
ständigen Fortschritt für die Gesellschaft. Die Al-
ternative dazu wäre der Sozialismus, bei dem aus
Sicherheitsdenken heraus Freiheit an den Staat
abgegeben wird. Dies jedoch führt zu einer Stag-
nation. Daher glaube ich, dass immer wieder zu
einem System der freien Marktwirtschaft und des
freien Unternehmertums zurückgefunden wird.»
Das ECAEF folgt den Spuren der
«Österreichischen Schule der Nationalökonomie»,
die nach dem Zweiten Weltkrieg in den Hinter-
grund gerückt wurde, seit einigen Jahren aber eine
Art Renaissance erlebt. Bekanntester Vertreter der
Österreichischen Schule der Nationalökonomie
war Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek,
Die Welt erlebt derzeit eine tur-
bulente Phase. Die Finanzkrise hat sich zur globa-
len Wirtschaftskrise ausgeweitet, einzelne Staaten
werfen Milliarden in Konjunktur- und Stützungs-
programme für ihre Volkswirt-
schaften und in Unternehmen,
um die drohenden Konkurse ab-
zuwenden. Neigt sich der Kapita-
lismus dem Ende zu, der die Gier
der Finanzmärkte und deren
Protagonisten ungehemmt för-
derte? Folgen die Staaten fal-
schen Fährten, wenn sie Milliarden an Steuergel-
dern für Programme und Stützungen einsetzen,
deren Wirkungen angezweifelt werden? Ist die Welt-
und Wirtschaftsordnung aus den Fugen geraten
und zeichnen sich harte Zeiten ab, in deren Mittel-
punkt noch mehr staatliche Regulierungen stehen?
Fragen über Fragen, auch grundsätzlicher Art, wäh-
rend die Antworten noch stark auf aktuelle Gege-
benheiten ausgerichtet sind. Wissenschaftler und
Wirtschaftsfachleute versuchten bei jeder Krise,
welche die Welt ganz oder teilweise erschütterte, die
Ursachen zu ergründen, Massnahmen zur Gesun-
dung vorzuschlagen und Theorien zur Verhinde-
der liechtenstein-dialog der regierung wurde ersatzlos gestrichen, aber
liechtenstein bleibt international im gespräch. wirtschaftswissenschaftler
diskutieren an der gottfried von haberler-Konferenz die frage, ob der Kapi-
talismus überleben kann.
Abenteuerspielplatz rund um den Walensee
i n t e r n at i o n a l e ta g u n g
Überlebensstrategien für den Kapitalismus26
27
die wahrnehmung der gott-
fried von haberler-Konferenz
im in- und ausland nimmt
immer stärker zu
gottfried von haberler-Konferenz
«Can Capitalism Survive?» lautet der titel der 5. Gottfried von Ha-
berler-Konferenz, die am 25. September 2009 in Vaduz stattfindet.
Internationale referenten aus Wirtschaft und Wissenschaft gehen
der interessanten Frage nach, ob der Kapitalismus überleben könne.
Organisiert wird die internationale tagung vom think tank «euro-
pean Center of Austrian economics Foundation» (eCAeF), an deren
Spitze prinz philipp und prinz michael von Liechtenstein stehen.
September 2009
dessen Wirtschaftstheorien auch
Gottfried von Haberler beein-
flusste – sozusagen ein «halber
Liechtensteiner», dessen Familie
von Fürst Johann II. im 19. Jahr-
hundert die liechtensteinische
Staatsbürgerschaft erhielt und
in den Freiherrenstand erhoben
wurde. Wie andere Wissen-
schaftler verliess Gottfried von
Haberler in den 1930er-Jahren
Wien und lehrte von 1936 bis
1971 als Professor an der Harvard-Universität in
den USA. Sein Hauptwerk «Prosperity and Depres-
sion», das 1937 erschien und in alle Weltsprachen
übersetzt wurde, prägte während Jahrzehnten die
konjunkturtheoretischen Diskussionen.
Verständnis für den handelnden MenschenErhalten die Überlegungen von Gottfried von
Haberler und generell die Austria-Schule der Nati-
onalökonomie neuen Aufwind durch die aktuelle
Wirtschaftskrise? «Wichtig ist», unterstreicht Prinz
Michael von Liechtenstein, «die Ursachen der Krise
zu verstehen und sie so zu überwinden.» Er warnt
aber gleichzeitig davor, sich auf einzelne Modelle
zu versteifen: «Ob einzelne volkswirtschaftliche
Schulen dadurch Aufwind erhalten, ist dabei neben-
sächlich. Es ist meines Ermessens auch gefährlich,
volkswirtschaftliche Gesetze aufzustellen. Als einen
Vorteil der Österreichischen Schule der National-
ökonomie sehe ich den pragmatischen Ansatz und
das Verständnis für den handelnden Menschen im
wirtschaftlichen Kontext! Sicher können Erkennt-
nisse der Österreichischen Schule der Nationalöko-
nomie auch zur Überwindung der aktuellen Wirt-
schaftskrise beitragen.» Im vergangenen Jahr be-
fassten sich die Wirtschaftswissenschaftler mit den
Auswirkungen der Energiepolitik und mit den
Debatten um den Klimawandel, denen sie in einem
kritischen Ansatz die Werte des freien Wettbewerbs
nach dem Modell der Österreichischen Schule der
Nationalökonomie gegenüberstellten.
Haben die Diskussionen über
Energiepolitik und Klimawandel sowie die frühe-
ren Konferenzen die erhoffte Resonanz erbracht?
Prinz Michael von Liechtenstein gibt sich opti-
mistisch: «Die Wahrnehmung der Gottfried von
Haberler-Konferenz im In- und Ausland nimmt
immer stärker zu. Wir versuchen, die Ideen von
ECAEF, also Eigenverantwortung, persönliche
Freiheit, freie Marktwirtschaft und ein sinnvolles
Minimum an staatlichem Eingriff, hinauszutragen.
Und zwar mit Fokus auf Studenten im akademi-
schen Umfeld, Politik, Medien und Unternehmer.
Unsere Konferenzen sind keine rein akademischen
Veranstaltungen, vielmehr versuchen wir, anwend-
bare Lösungen für aktuelle Probleme zu diskutie-
ren und zu finden.» |
Schon die fünfte Auflage erlebt
die internationale Gottfried von
Haberler-Konferenz am
25. September in Vaduz.
Foto
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28
September 2009
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s c h l u s s p u n K t
30
September 2009
LIHGA und WIGA sind wichtige Daten in unse-
rem Kalender, denn einmal kommen die Nachbarn herüber, das
andere Jahr gehen wir zu den Nachbarn hinüber. Blicke in das
Wirtschaftsschaufenster der Nachbarn, die dem gleichen Wirt-
schafts- und Währungsraum an -
ge hören, aber dennoch etwas
anders sind, wirken inspirierend,
können aufgrund der Konkur-
renzsituation neue Impulse aus-
lösen oder auch neue Partnerschaften entstehen lassen. Der Rhein
ist die Grenze und zugleich auch die Verbindung zu den Nachbarn,
die dieses Jahr ihre Werdenberger Industrie- und Gewerbeausstel-
lung dem Thema «Energie» gewidmet haben. Gleichsam als Vorläu-
fer zur Energie-Schau konnten wir zusammen mit
unseren Nachbarn im April die «Energiebrücke
Schaan-Buchs» ihren Bestimmungen übergeben.
Fussgänger, Radfahrer und Skater, ob Pendler oder
Freizeitsportler, können seither, ungehindert vom
übrigen Verkehr, den Rhein überqueren. Über die
neue Brücke, die zudem ein gelungenes Beispiel
moderner Architektur ist, f liesst aber auch die
Abwärme aus der Verbrennung des regionalen
Kehrichts, zu dessen Aufkommen die liechten-
steinischen Haushalte einen nicht unbeträchtli-
chen Teil beitragen. Aus der Sicht der Energiepoli-
tik Liechtensteins ist die Energiebrücke ein wich-
tiger Bestandteil. Liechtensteinische Unterneh-
men werden mit Hilfe des Dampfes mit Energie
versorgt, die als Nebenprodukt der Kehrichtverbrennung praktisch
gratis anfällt. Die Energie ihrerseits weist die in der heutigen Zeit
besonders wichtige Besonderheit auf, dass sie keine Schadstoffe
enthält. Die Schadstoff-Komponente ist grundsätzlich von grosser
Bedeutung, enthält aber für Liechtenstein noch einen weiteren
Trumpf. Weil der Prozessdampf aus der Kehrichtverbrennung einen
Teil des Erdgases und des Erdöls in den Abnehmerunternehmen
ersetzt, verringert sich der Kohlendioxid-Ausstoss nach den vorlie-
genden Berechnungen jährlich um etwa 20 000 Tonnen.
Wenn wir die weltweiten Schadstoff-Probleme
betrachten, so können wir damit nicht viel bewirken. Aber wir kön-
nen unsere Energieversorgung und die Nutzung der Ressourcen so
einrichten, dass wir beispielhaft wirken. Dass wir das in enger Zu-
sammenarbeit mit unseren Nachbarn tun, setzt dem Projekt ein
Krönchen auf, das mich besonders freut. |
die energiebrücke ist ein gelungenes beispiel innovativer,
zukunftsgerichteter energiepolitik
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