energieeffiziente kühlsysteme - umweltbundesamt
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Energieeffiziente Kühlsysteme
Beispiele für effiziente industrielle Kühlung
REPORTREP-0376
Wien, 2012
ENERGIEEFFIZIENTE KÜHLSYSTEME
Beispiele für effiziente industrielle Kühlung
Endbericht
Helmut BergerThomas Eisenhut
Projektleitung Thomas Eisenhut, Allplan Gmbh Michael Gössl, Umweltbundesamt
Autoren Helmut Berger Allplan Gmbh Thomas Eisenhut, Allplan Gmbh
Übersetzung Vorname, Nachname, Institution (falls nicht Umweltbundesamt)
Lektorat Maria Deweis
Satz/Layout Manuela Kaitna
Umschlagphoto © Thomas Eisenhut, Allplan Gmbh
Diese Publikation wurde durch das BMLFUW mitfinanziert.
Weitere Informationen zu Umweltbundesamt-Publikationen unter: http://www.umweltbundesamt.at/
Impressum
Medieninhaber und Herausgeber: Umweltbundesamt GmbH Spittelauer Lände 5, 1090 Wien/Österreich
Eigenvervielfältigung
Gedruckt auf CO2-neutralem 100 % Recyclingpapier
© Umweltbundesamt GmbH, Wien, 2012 Alle Rechte vorbehalten ISBN 978-3-99004-179-6
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Inhalt
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 3
INHALT
ZUSAMMENFASSUNG ...................................................................... 5
1 EINLEITUNG ........................................................................................ 6
2 TECHNOLOGIEBESCHREIBUNG ................................................... 7
2.1 Beschreibung und Einsatzgebiete der verschiedenen Kühlsysteme ......................................................... 8
2.2 Energieverbrauch ................................................................................ 12
3 FALLBEISPIELE ............................................................................... 18
3.1 Fallbeispiel Papierfabrik Smurfit Kappa Nettingsdorf .................... 18 3.1.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 19 3.1.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 23 3.1.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 26
3.2 Fallbeispiel Geberit ............................................................................. 27 3.2.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 27 3.2.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 32 3.2.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 35
3.3 Fallbeispiel Papier verarbeitender Betrieb ....................................... 36 3.3.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 36 3.3.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 39 3.3.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 41
3.4 Fallbeispiel Standort der chemischen Industrie .............................. 41 3.4.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 42 3.4.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 44 3.4.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 45
3.5 Fallbeispiel Papierfabrik Hamburger Pitten ..................................... 45 3.5.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 45 3.5.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 47 3.5.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 48
3.6 Fallbeispiel Brau Union ...................................................................... 48 3.6.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 48 3.6.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 50 3.6.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 50
3.7 Fallbeispiel Kirchdorfer Zement ........................................................ 50 3.7.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 50 3.7.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 52 3.7.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 52
3.8 Fallbeispiel Holzindustrie ................................................................... 53 3.8.1 Darstellung der Ist-Situation .................................................................. 53 3.8.2 Maßnahmen zur Optimierung ............................................................... 55 3.8.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ...................................... 56
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Inhalt
4 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
3.9 Fallbeispiel Opel Austria ....................................................................56 3.9.1 Darstellung der Ist-Situation ..................................................................56 3.9.2 Maßnahmen zur Optimierung ...............................................................59 3.9.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen ......................................59
4 LITERATURVERZEICHNIS .............................................................60
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Zusammenfassung
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 5
ZUSAMMENFASSUNG
Kühlsysteme werden in vielen unterschiedlichen Branchen der Industrie einge-setzt. Der häufigste Anwendungsfall ist die Abfuhr von Prozesswärme, die im Produktionsprozess anfällt. Dabei ist es notwendig, in Abhängigkeit von den An-forderungen des Herstellungsprozesses, die richtige Menge an Kühlleistung auf einem angepassten Temperaturniveau zur Verfügung zu stellen. Vor dem Ein-satz eines Kühlsystems sollte immer geprüft werden, ob eine klassische Küh-lung tatsächlich notwendig ist oder ob die anfallende Energiemenge, zumindest teilweise, anderweitig verwendet werden kann.
Die Wahl des richtigen Kühlsystems ist von einer Vielzahl von Einflussfaktoren abhängig. Neben den grundlegenden technischen Einflussgrößen, wie Tempe-ratur und Leistung des Kühlsystems, hängt die Wahl des Systems von den lokal verfügbaren Ressourcen ab. In weiterer Folge der Projektierung wird aus den bleibenden Optionen das System gewählt, welches in Vereinbarung mit den zu-lässigen Einflüssen auf die Umwelt am wirtschaftlichsten zu betreiben ist.
Wenn eine ausreichende Menge an Frischwasser (Oberflächen- oder Brunnen-wasser) zur Verfügung steht und gemäß dem Anlagenbescheid eine Nutzung möglich ist, wird in den meisten Fällen eine Durchlaufkühlung gewählt, da diese einen flexiblen Temperaturbereich und einen vergleichsweise niedrigeren Ener-gieeinsatz im laufenden Betrieb ermöglicht. Hemmnisse für den Einsatz dieses Kühlsystems bestehen insbesondere durch begrenzte Wasserentnahmemengen, Einleit- bzw. Versickerungstemperaturen sowie Restwassermengen.
Ist der Einsatz von Durchlaufkühlsystemen nicht möglich, wird aus den ver-schiedenen Varianten von Umlaufkühlsystemen gewählt, die aber im Vergleich zu Durchlaufkühlsystemen einen höheren spezifischen Energieverbrauch auf-wiesen. Die unterschiedlichen Varianten unterscheiden sich hauptsächlich durch eine offene oder geschlossene Bauweise und durch den Einsatz von Sprüh-wasser zur Verbesserung der Kühlleistung. Bei offenen Systemen kommt es sys-tembedingt zur Schwadenbildung über den Kühltürmen, die in Abhängigkeit vom Aufstellungsort zu Problemen führen können. Die Möglichkeit zur Vermeidung der Fähnchenbildung bietet nur ein geschlossenes Trockenkühlsystem, das al-lerdings die Nachteile eines hohen spezifischen Energieverbrauches und einer hohen minimalen erreichbaren Prozesstemperatur hat. Durch den Einsatz von Hybridsystemen besteht aber auch die Möglichkeit, die Schwadenbildung, zu-mindest zeitlich eingeschränkt, zu vermeiden.
Die untersuchten Fallbeispiele haben gezeigt, dass neben der Wahl des Kühl-systems die elektrischen Verbraucher in Form von Pumpen und Ventilatoren den größten Einfluss auf den Energieverbrauch des Kühlsystems haben. Durch das bedarfsgerechte Zu- oder Wegschalten von Anlagenteilen kann der Energiever-brauch reduziert werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, durch die Drehzahlregelung von Kühlwasserpumpen den Energieverbrauch auf das not-wendige Minimum zu reduzieren. Das in den Fallbeispielen erhobene Einspar-potenzial dieser Optimierungsvariante bewegt sich in Bereichen von 15–30 % des Energieeinsatzes, die Umsetzung diese Maßnahmen kann attraktive Amor-tisationszeiten von unter 3 Jahren erreichen. Ebenso besteht die Möglichkeit, Kühlturmventilatoren in Abhängigkeit von den erforderlichen Temperaturen dreh-zahlgeregelt zu betreiben. Das Einsparpotenzial bewegt sich in der Größenord-nung von rund 15–20 %, allerdings ist mit typischen Amortisationszeiten von über 3 Jahren zu rechnen.
Durchlauf-kühlsysteme
Umlaufkühlsysteme
Energieverbrauch und Einsparpotenzial
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Einleitung
6 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
1 EINLEITUNG
In der Studie werden energieeffiziente Kühltechnologien, die in der Industrie eingesetzt werden, beschrieben. Dabei werden in Fallbeispielen Einsatzmög-lichkeiten und die Energieeffizienz der unterschiedlichen technischen Varianten bewertet und weitere Optimierungspotenziale dargestellt. Diese Potenziale wer-den wirtschaftlich bewertet und es werden Faktoren, die den Einsatz fördern, bzw. mögliche Hemmnisse bei der Einführung aufgezeigt.
Folgende Kühlsysteme werden unter anderem betrachtet: Kühlsysteme mit Einmaldurchlauf (direkt/indirekt, mit bzw. ohne Kühlturm), offene Umlaufkühlsysteme (Nasskühltürme mit Naturzug/mit mechanisch erzeugtem Luftzug),
Kühlsysteme mit geschlossenem Kreislauf (Nasskühlsysteme/Kühlsysteme mit Luftzug),
kombinierte Nass-Trocken(Hybrid)-Kühlsysteme (offen/mit geschlossenem Kreislauf).
Zu den genannten Technologien werden zwei ausführliche und sieben kurze Fallbeispiele mit folgenden Inhalten beschrieben:
kurze Beschreibung der Technologie (Kühlprinzip, -kapazität, -temperaturen, …), ggf. auch Verweis auf Beschreibung der Technologie im BREF „Industrielle Kühlsysteme“. Die Verfahrensbeschreibung wird durch Abbildungen und Fluss-diagramme ergänzt.
Angabe von Faktoren, die den Einsatz der Technologien fördern oder behin-dern (z. B. technischer Aufwand/technische Restriktionen, Investitionskosten, Amortisationszeit und Energiepreis).
Maßnahmen zur Optimierung des Kühlsystems. Zusätzlich werden die wesentlichen Auswirkungen auf die Umwelt angegeben.
Zu den Umweltauswirkungen zählen u. a. Energieverbrauch, Kühlwasserverbrauch, Emissionen aus der Kühlwasserbehandlung, Verwendung von Luft und Emissionen an die Luft, Schallemissionen, Risiken, Abfälle.
untersuchte Kühlsysteme
Inhalt der Fallbeispiele
Umweltkriterien
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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2 TECHNOLOGIEBESCHREIBUNG
In diesem Kapitel werden die technischen Grundlagen sowie die in den Fallbei-spielen verwendeten Technologien überblicksweise beschrieben.
Der spezifische Energieverbrauch von Kühlsystemen setzt sich definitionsge-mäß aus dem direkten sowie dem indirekten Verbrauch zusammen. Der soge-nannte direkte Energieverbrauch ist die Summe der Leistungen aller Aggregate, die im Kühlsystem verwendet werden. Dieser wird ins Verhältnis zur abgeführ-ten Wärmeleistung gesetzt und in kWe/MWth angegeben. Der spezifisch indirek-te Verbrauch entspricht dem Energieverbrauch des zu kühlenden Prozesses und bewertet die Rückwirkung des Kühlsystems auf den Prozess.
Entsprechend den Anforderungen des zu kühlenden Prozesses und den zur Ver-fügung stehenden Ressourcen kann aus unterschiedlichen Kühlsystemen ge-wählt werden. Die Wahl des Kühlsystems hat einen maßgeblichen Einfluss auf den Energie- und Wasserverbrauch des Kühlsystems. Zum Beispiel schwankt der Wasserverbrauch zwischen 0,5 m³/h/MWth bei einem Hybridkühlturm und bis zu 86 m³/h/MWth bei einem offenen Durchlaufsystem (BREF 2001).
Tabelle 1: Einflussfaktoren für den Einsatz der Kühlsysteme. (Quelle: Fa. Allplan)
Offe
nes
Dur
ch-
lauf
syst
em
– (in
)dire
kt
Offe
nes
Um
-la
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–
(in)d
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Ges
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tem
Ges
chlo
ssen
es
Troc
kenl
uft-
kühl
syst
em
Hyb
ridkü
hlun
g
Temperaturbereich + o – – –
Verfügbarkeit von Fluss- oder Oberflächenwasser + o o o o
Energieverbrauch + o – – –
Investitionskosten + o o o –
Betriebskosten + – – – –
Platzbedarf + – – – –
Wasserverbrauch – + + + +
Lärm + – – – –
Schwadenbildung + – – + –
Umweltauswirkungen und Behördenauflagen – + + + +
+ … wichtig/Vorteil; o … ohne Auswirkung/mittelmäßig; – … unwichtig/Nachteil
Die Auswahl des passenden Kühlsystems ist in erster Linie abhängig von den erforderlichen Temperaturen, der Kühlleistung und von den lokalen verfügbaren Ressourcen. Im Falle eines positiven Wasserrechtbescheides wird die Wahl auf-grund der Wirtschaftlichkeit des Systems in den meisten Fällen auf ein Durch-laufsystem fallen. Viele Industriebetriebe befinden sich an Fließgewässern; da-her ist der Einsatz von Durchlaufkühlsystemen naheliegend. Um den Wärme-eintrag in das Oberflächenwasser zu reduzieren, sind Durchlaufsysteme häufig mit Kühltürmen als Ablaufkühlung ausgestattet.
direkter und indirekter Energieverbrauch
Einsatz von Durchlauf-kühlsystemen
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Die verschieden Varianten von Umlaufkühlsystemen werden eingesetzt, wenn ein Durchlaufkühlsystem nicht möglich ist oder das Hauptaugenmerk auf der Reduktion des Wasserverbrauchs liegt. Bei Umlaufkühlsystemen und auch bei Durchlaufkühlsystemen mit Ablaufkühlung kommt es zu Emissionen in Form von Lärm und bei Nass- bzw. Hybridsystemen zur Bildung von Schwaden. Dabei bie-tet ein Hybridsystem die Möglichkeit, sowohl den Wasserverbrauch als auch die Bildung von Schwaden auf ein notwendiges Minimum zu reduzieren. In der Pra-xis sind Hybridsysteme aufgrund der höheren Kosten noch nicht weit verbreitet.
Indirekte Systeme werden eingesetzt, wenn es sich beim zu kühlenden Medium nicht um Wasser handelt – ein klassisches Beispiel dafür ist die Rückkühlung von Kältemaschinen. Sekundärkreisläufe werden auch eingesetzt, wenn ver-hindert werden soll, dass Prozesssubstanzen in die Umwelt entweichen.
Eine allgemein gültige Aussage, in welchen industriellen Sektoren ein Kühlsys-tem bevorzugt eingesetzt wird, kann nicht getätigt werden, da diese Entschei-dung hauptsächlich von den lokalen Rahmenbedingungen abhängig ist.
2.1 Beschreibung und Einsatzgebiete der verschiedenen Kühlsysteme
Es wird unterschieden zwischen Durchlauf- und Umlaufkühlsystemen. Bei Durch-laufkühlsystemen kommt das Kühlmedium mit der Umgebung in Kontakt und wird im Allgemeinen nur einmal verwendet. Solche Durchlaufsysteme kommen meist bei Anlagen mit hoher Leistung und an Orten mit guter Wasserversorgung zum Einsatz. Die Wärme wird durch Wärmeleitung und Konvektion abgeführt. Teilweise werden diese Systeme mit Kühltürmen zur Ablaufkühlung kombiniert, um die Wärmeemission in das Oberflächenwasser zu verringern.
Abbildung 1: Schema eines direkten Durchlaufkühlsystems.
Einsatz von Umlauf-
kühlsystemen
Einsatz von indirekten Systemen
Durchlauf-kühlsysteme
Direktes Durchlaufkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Durchlaufkühlung – direkt
Oberflächenwasser oder Brunnen
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 9
An Orten mit nicht ausreichender Wasserversorgung werden Umlaufkühlsyste-me eingesetzt, die Wärme wird dabei in Kühltürmen (Naturzug oder zwangsbe-lüftet) an die Umgebung abgegeben.
Abbildung 2: Schema eines direkten Umlaufkühlsystems.
In Umlaufsystemen wird das Kühlwasser in den Kühltürmen durch Verdunstung abgekühlt. Das hat zur Folge, dass sich die Luft unter Feuchtigkeitszunahme erwärmt. Durch die Nutzung der Verdunstungsenergie werden Kühlwassertem-peraturen unterhalb der Umgebungstemperatur ermöglicht.
In offenen Umlaufkühlsystemen verdunstet ein Anteil von etwa 1–2 % pro Um-lauf des zirkulierenden abzukühlenden Wassers. Bedingt durch diese Verduns-tung muss in das System laufend Frischwasser eingespeist werden, um die Verluste auszugleichen. Ein Anteil des Kühlwassers wird, zumeist automatisch, abgeschlämmt, da es sonst zu einer steigenden Konzentration von Mineralien kommt.
Umlauf- und Durchlaufkühlsysteme gibt es sowohl in direkter als auch in indi-rekter Ausführung. Bei der indirekten Variante kommt ein Sekundärkreislauf zur Anwendung, welcher ein Entweichen von Prozesssubstanzen in die Umwelt ver-hindern soll. Bedingt durch den zweiten Kreislauf sind die minimal erreichbaren Temperaturen höher als in der direkten Ausführung der Kühlsysteme (siehe Abbildung 3).
In geschlossenen Systemen befindet sich das zu kühlende Medium (meist Was-ser) innerhalb des Rohrleitungs- bzw. Wärmetauscher-Systems. Bei Trockenluft-systemen wird ausschließlich mit Luft gekühlt (Konvektion). Bei geschlossenen Nasskühlsystemen werden die Wärmetauscherrohre mit einer Kombination aus Verdunstung und Konvektion gekühlt (siehe Abbildung 4).
Umlaufkühlsysteme
Verdunstungs-verluste
indirekte Kühlsysteme
geschlossene Systeme
Direktes Umlaufkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Umlaufkühlung – direkt
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Abbildung 3: Schema eines indirekten Umlauf- bzw. Durchlaufkühlsystems.
Abbildung 4: Schema eines geschlossenen Nass- bzw. Trockenkühlsystems.
Eine Kombination aus Trocken- und Nasskühlsystem wird als Hybridsystem be-zeichnet. Bei niedrigen Umgebungstemperaturen wird ausschließlich mit Luft ge-kühlt, bei höheren Temperaturen wird die Berieselung nach Bedarf zugeschaltet. Damit können sowohl der Wasserverbrauch als auch die Schwadenbildung re-duziert werden.
Hybridsysteme
Geschlossenes Nass- bzw. Trockenkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Geschlossenes Trockenkühlsystem
Prozesskühlung
Geschlossenes Nasskühlsystem
Indirektes Umlauf- bzw. Durchlaufkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Umlaufkühlung – indirekt
Durchlaufkühlung – indirekt
Prozesskühlung
Oberflächenwasser oder Brunnen
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Abbildung 5: Schema eines Hybridsystems, die Berieselung wird nur bei Bedarf zugeschaltet.
Die Temperaturen, die von den verschiedenen Kühlsystemen erzielt werden, sind von folgenden Hauptfaktoren abhängig:
Kühlwassertemperatur, Umgebungslufttemperatur, Sättigungszustand der Luft, Auslegung des Systems.
Die Kühlgrenztemperatur entspricht der Feuchtkugeltemperatur1 und gibt an, welche Minimaltemperatur in Umlaufkühlsystemen theoretisch erreicht werden kann. Die in der Praxis erreichbaren Werte liegen je nach Auslegung des Sys-tems 3–4 K über der Kühlgrenztemperatur, eine weitere Annäherung an die theo-retisch möglichen Temperaturen führt zu stark steigenden Investitionskosten des Kühlsystems. In Tabelle 2 wird noch eine Differenz von 6–10 K angegeben, die untersuchten Anlagen haben aber gezeigt, dass eine Annäherung auf 3–4 K mit vertretbarem wirtschaftlichem Aufwand möglich ist. Ein genereller Vorteil von Verdunstungskühlsystemen gegenüber Trockenluftsystemen ist es, dass in Ab-hängigkeit vom Sättigungszustand der Luft Kühlwassertemperaturen unter der Umgebungslufttemperatur erreicht werden können.
Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über technische und thermodynamische Merkmale verschiedener Kühlsysteme für industrielle Anwendungen (außer Kraft-werke):
1 Die Feuchtkugeltemperatur oder Kühlgrenztemperatur ist die tiefste Temperatur, bis zu der Was-
ser mit nicht gesättigter Luft abgekühlt werden kann (SCHRAMEK 2007).
Temperatur-Einflussfaktoren
Kühl-grenztemperaturen
Hybridkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Hybridsystem
T
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Tabelle 2: Verschiedene Kühlsysteme im Vergleich (BREF 2001).
Kühlsystem Kühlmedium Hauptkühlprinzip
Mindest-kühlgrenz-abstände
minimal erreichbare Endtempe-ratur des Prozess-
mediums5
Leistung des industriellen Prozesses
K4 °C MWth
Offenes Durchlaufsystem – direkt Wasser Wärmeleitung/Konvektion 3-5 18-20 < 0,01- > 2000
Offenes Durchlaufsystem – indirekt Wasser Wärmeleitung/Konvektion 6-10 21-25 < 0,01- > 1000
Offenes Umlaufkühlsystem – direkt Wasser1/Luft2 Verdunstung3 6-10 27-31 < 0,1- > 2000
Offenes Umlaufkühlsystem – indirekt Wasser1/Luft2 Verdunstung3 9-15 30-36 < 0,1- > 200
Geschlossenes Nasskühlsystem Wasser1/Luft2 Verdunstung/Konvektion 7-147 28-35 0,2-10
Geschlossenes Trockenluftkühlsystem
Luft Konvektion 10-15 40-45 < 0,1-100
Offene Hybridkühlung Wasser1/Luft2 Verdunstung/Konvektion 7-14 28-35 0,15-2,56
Geschlossene Hybridkühlung Wasser1/Luft2 Verdunstung/Konvektion 7-14 28-35 0,15-2,56
1 Das Wasser ist das Sekundärkühlmedium und befindet sich größtenteils im Umlauf. Durch Verdunstung des Wassers wird die Wärme an die Luft abgegeben.
2 Die Luft ist das Kühlmedium, mit dem die Wärme an die Umwelt abgegeben wird. 3 Verdunstung ist das Hauptkühlprinzip. Wärmeübertragung erfolgt auch durch
Wärmeleitung/Konvektion, jedoch in geringerem Maße. 4 Kühlgrenzabstände in Bezug auf Feucht- oder Trockenthermometertemperaturen.
Die Kühlgrenzabstände von Wärmetauscher und Kühlturm müssen dazuaddiert werden. 5 Die Endtemperaturen sind vom Standortklima abhängig (die Angaben gelten für durchschnittliche
mitteleuropäische Klimaverhältnisse mit 30 °/21 °C Trocken- /Feuchtthermometertemperatur und max. 15 °C Wassertemperatur).
6 Leistung kleiner Anlagen: Durch Kombination mehrerer Anlagen oder Kühlsysteme in Spezialbauweise sind höhere Leistungen erreichbar.
7 Bei indirekten Systemen oder bei Beteiligung von Konvektion am Kühlvorgang erhöht sich der Kühlgrenzabstand in diesem Beispiel um 3-5 K, was zu einer erhöhten Prozesstemperatur führt.
Die erreichbare Mindestendtemperatur des Prozessmediums ist von der Tem-peratur des Kühlmediums abhängig, wobei Wasser im Vergleich mit Luft, auf-grund der höheren Wärmekapazität, das bessere Kühlmedium darstellt. Als Kühl-grenzabstand wird die Temperaturdifferenz zwischen der Temperatur des zur Verfügung stehenden Kühlmediums und der Temperatur, die im Prozess erreich-bar ist, bezeichnet.
2.2 Energieverbrauch
Die Energieeffizienz von Industriestandorten beruht auf einem komplexen Zu-sammenhang unterschiedlicher Anlagenteile; Kühlprozesse sind eine Kompo-nente davon. Bevor Abwärme über Kühlsysteme an die Umgebung abgegeben wird, sollte immer geprüft werden, ob die Nutzung der Abwärme durch eine Ver-knüpfung mit anderen Anlagen- oder Prozessteilen möglich ist. Ein wichtiger Gesichtspunkt bei der Nutzung der Abwärme ist, neben zeitlicher und räumlicher
Kühlgrenzabstand
Nutzung der Abwärme
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Verfügbarkeit, das Temperaturniveau der Abwärmequelle. Bei einem Tempera-turniveau von über 60 °C ist es erfahrungsgemäß oft möglich, die Abwärme wirtschaftlich zu nutzen. Bei geringeren Temperaturen ist es technisch und wirt-schaftlich schwierig, passende Energiesenken zu finden.
Durch die verschiedenen Varianten der Kühlsysteme schwankt auch der spezi-fische Einsatz von Energie, der zur Abführung der Abwärme eingesetzt werden muss.
Tabelle 3: Vergleich des jährlichen spezifischen direkten und indirekten Energiebedarfs verschiedener Kühlsysteme (BREF 2001).
Kühlsystem
Spezifischer direkter Energieverbrauch (kWe/MWth) Erhöhte
T Pumpe (°C)
Spezifischer indirekter
Energieverbrauch (kWe/MWth)
Gesamter Energieverbrauch
(kWe/MWth) Einput pro Eabgeleitet
CO2 (Tonnen/
Jahr/ MWhth)
Pumpen Ventilatoren Gesamt Angew.
Korrekturfaktor1= 1,4 kWe/MWth °C
Gesamt direkt + indirekt
Durchlaufkühlung direkt 10 (9-12) – 10 0 0 10 25 50
Durchlaufkühlung mit sekundärem Kreislauf
15 (12-18) – 15 5 7 22 55 110
Nasskühlturm mit offenen Kühlkreislauf
15 (13-17) 5 20 5 7 27 68 136
Hybrid Kühlturm 15 (13-17) 8 23 5 7 30 75 150
Kühlturm mit geschlossenem Kreislauf
>15 (13-17) 8 >23 8 11 >34 >85 >170
Trockenkühlturm – 20 20 20 28 48 120 240
siehe ANNEX II Principe of Energy Saving Trough Optimised Cooling (IPPC 2001) für die Berechnung des Korrekturfaktors
Der sogenannte direkte Energieverbrauch ist die Summe aller Aggregate, die direkt zum Betrieb des Kühlsystems notwendig sind. Hauptsächlich handelt es sich dabei um Pumpen und Ventilatoren. Um den Energieverbrauch gesamt-heitlich zu betrachten, müssen auch Nebenanlagen wie zum Beispiel die Kühl-wasseraufbereitung in die Bewertung einbezogen werden.
Der indirekte Verbrauch bewertet die Rückwirkung des Kühlsystems auf den zu kühlenden Prozess. In Tabelle 3 wird der indirekte Energieverbrauch als Funk-tion einer erhöhten Kühlwassereinlauftemperatur dargestellt. Diese führt zu ei-ner erhöhten Temperatur auf der Prozessseite. Der Faktor, der diese Erhöhung darstellt, wird berechnet als 1,4 kWe/MWthºC. Dies bedeutet, dass bei einem Temperaturanstieg pro Grad auf der Prozessseite die erforderliche Energie um 1,4 kWe/MWth steigt (BREF 2001).
Generell ist der spezifische Energieverbrauch in Durchlaufsystemen geringer als in Umlaufsystemen, außerdem erreichen Durchlaufsysteme eine deutlich nied-rigere Endtemperatur des Prozessmediums. Unter bestimmten Rahmenbedin-gungen kann dieser Vorteil entscheidend sein, wenn andernfalls diese Tempe-raturen nur mit ungleich energieintensiveren Kältemaschinen erreicht werden können. Eine Variante von Umlaufsystemen stellen geschlossene Systeme dar. Diese haben einen höheren Energieverbrauch als offene Umlaufsysteme und erreichen außerdem nur Temperaturen von minimal 28 °C bei Nass- oder Hyb-ridsystemen beziehungsweise von 40 °C bei Trockenluftsystemen.
direkter Energieverbrauch
indirekter Energieverbrauch
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Der Wasserverbrauch der Kühlanlagen ist umgekehrt proportional zum Ener-gieverbrauch der Systeme. Den mit Abstand höchsten Wasserverbrauch haben Durchlaufsysteme. Umlaufsysteme weisen einen Wasserverbrauch von rund 1–2 % des zirkulierenden Kühlwassers pro Umlauf auf, dieses Zusatzwasser gleicht Spritz- und Verdunstungsverluste aus und verhindert die Aufkonzentration von Mineralien im Kühlwasser. Geschlossene Systeme haben den geringsten Was-serverbrauch, durch die Umstellung von Nasskühlsystemen auf Hybridsysteme lässt sich der Wasserverbrauch weiter reduzieren. Trockenkühltürme kommen ganz ohne Kühlwasser aus.
Bei allen Kühlsystemen, außer bei Durchlauf- und Trockenkühlturmsystemen kommt es in Abhängigkeit vom Zustand der Umgebungsluft zu Schwadenbildung in der Abluft der Kühltürme. Die Ausbildung von Kühlturmfahnen als umweltre-levanter Aspekt ist zu berücksichtigen, wenn eine horizontverzerrende Wirkung der Fahne zu erwarten ist oder die Gefahr besteht, dass die Fahne den Boden erreicht (BMLFUW 2003). Die Schwadenbildung darf daher nicht als rein opti-sches Problem angesehen werden; in Abhängigkeit von der Wetterlage wird die Bildung von Nebel verstärkt, lokal kann es durch das Abregnen der Fahnen zu erhöhten Niederschlagsmengen führen.
In allen Kühlwassersystemen kommen Pumpen zum Einsatz. In offenen Syste-men sorgen die Pumpen für den Zu- und Ablauf des Kühlwassers sowie für die Überwindung von Druckverlusten der Rohrleitungen und der Wärmetauscher. In geschlossenen Systemen sorgen Pumpen für die Zirkulation und für die Über-windung von Höhendifferenzen zum Kühlturm. Der Energieverbrauch wird dabei unter anderem von folgenden Faktoren bestimmt:
Wassermenge, Regelung des Systems, Leitungslängen, Druckverluste der Leitungen und der Wärmetauscher, generelle Höhendifferenzen, Höhe des Kühlturmes, Drosselungsgrad der Regelorgane.
In indirekten Systemen kommen im Sekundärkreislauf zwangsläufig zusätzliche Pumpen zum Einsatz, die den Energieverbrauch steigern.
Die Pumpen in direkten und indirekten Durch- und Umlaufsystemen sowie in ge-schlossenen Systemen bieten Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Rege-lung. Durch die Verwendung einer Drosselvorrichtung wird der Netzwiderstand der Anlage erhöht und somit das Fördervolumen verringert. Die überschüssig eingebrachte Energie wird in Wärme umgewandelt. Eine Drosselregelung be-dingt immer eine Erhöhung des Leistungsbedarfes und daher eine Minderung des Wirkungsgrades. Ein Einsatz ist nur bei Bedarf eines kurzzeitig verringerten Volumenstroms sinnvoll, aber nicht zur eigentlichen Regelung. Durch eine Dreh-zahlregelung der Pumpen lässt sich der Zusammenhang zwischen erforderlicher Durchflussmenge und Leistungsaufnahme der Pumpen optimieren.
Durch den Ersatz von Drosselvorrichtungen mit drehzahlgeregelten Antrieben sind Einsparungen in der Höhe von 10–50 % der Jahresenergiekosten möglich. Diese Einsparprojekte weisen in typischen Fällen eine Amortisationszeit von 2–5 Jahren auf.
Wasserverbrauch
Bildung von Kühlturmfahnen
Energieverbrauch der Pumpen
Energieeinsparung durch
Drehzahlregelung
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Abbildung 6: Schema der Drehzahlregelung in einem offenen Umlaufsystem.
In Kühlsystemen wie in Abbildung 6 besteht einerseits die Möglichkeit, die Pum-pen, die aus dem Sammelbecken zu den Kühltürmen fördern, mit einer Dreh-zahlregelung auszustatten; als Regelparameter kann dafür der Füllstand des Kaltwasserbeckens herangezogen werden.
Andererseits besteht auch die Möglichkeit, die Kaltwasserpumpen zu regeln. In Abhängigkeit von den Bedürfnissen der Kaltwasserverbraucher kann die Rege-lung über eine Temperaturregelung oder über die Abnahmemenge der Verbrau-cher erfolgen.
Im Beispiel der Abbildung 7 wird die Zirkulationspumpe über die Temperatur des Sekundärkreislaufes geregelt. Wenn die Temperatur im Sekundärkreislauf steigt, wird die Zirkulationsmenge im Primärkreis über die drehzahlgeregelte Pumpe gesteigert, um die Kühlleistung zu erhöhen.
In der Variante in Abbildung 8 wird die Einlaufpumpe über die Prozesstempera-tur geregelt. Wenn die Temperatur im Prozess ansteigt, wird der Wasserzulauf über die Drehzahlregelung der Pumpe erhöht und die Kühlleistung gesteigert. Sobald der Kühlbedarf wieder sinkt, wird der Wasserzulauf wieder reduziert.
Drehzahlregelung – offenes Umlaufsystem
Quelle: Fa. Allplan
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
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Abbildung 7: Schema der Drehzahlregelung in einem indirekten Umlaufsystem.
Abbildung 8: Schema der Drehzahlregelung in einem offenen Durchlaufsystem.
Wie die angeführten Beispiele zeigen, kommen unterschiedliche Regelparame-ter zum Einsatz. Daher muss anhand des zu optimierenden Kühlsystems ent-schieden werden, aufgrund welcher Parameter die Regelung zu erfolgen hat.
In zwangsbelüfteten Kühltürmen werden Ventilatoren zur Abfuhr der Abwärme eingesetzt.
Direktes Durchlaufkühlsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Oberflächenwasser oder Brunnen
Drehzahlregelung über Temperatur
T
Drehzahlregelung – indirektes Umlaufsystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Drehzahlregelung über Temperatur
T
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Technologiebeschreibung
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 17
Ein Kühlturm mit saugendem Axialventilator verbraucht um etwa 50–70 % we-niger Energie als ein vergleichbarer Kühlturm mit seitlich angeordneten Zentri-fugalventilatoren. Die Bauform mit den seitlichen Ventilatoren kommt noch in Kühltürmen in geschlossenen Systemen zum Einsatz, da diese Bauform einen höheren Druck benötigt. In den offenen Systemen sind solche Kühltürme nur noch in älteren Anlagen in Betrieb. Ein bestehender Kühlturm mit seitlichen Ven-tilatoren kann nach wirtschaftlichen Kriterien nicht getauscht werden. Aufgrund der hohen Investitionskosten für einen neuen Kühlturm wird diese Maßnahme in Rahmen von größeren Umbauten an der Anlage oder im Falle einer aus ande-ren Gründen notwendigen Ersatzinvestition umgesetzt.
Energieeinsparungen bei den Ventilatoren sind über eine Mehrstufen- oder über eine temperaturgesteuerte Regelung möglich. Durch eine Drehzahlregelung der Ventilatoren ist eine Einsparung von 10–30 % der Jahresenergiekosten möglich. Diese Einsparprojekte weisen in typischen Fällen eine Amortisationszeit von 3–7 Jahren auf. Im Fallbeispiel Geberit wird aber gezeigt, dass die Einsparung durch eine Drehzahlregelung der Ventilatoren in Einzelfällen bis zu 65 % betra-gen kann.
In den Optimierungsbeispielen der Abbildung 9 wird die Drehzahl und damit die Fördermenge des Ventilators über die Temperatur der Kühlmedien geregelt.
Abbildung 9: Schema der Ventilatorregelung über die Temperatur des Kühlmediums in einem geschlossenen Trockenkühlsystem bzw. über die Kaltwasser-temperatur in einem offenen Umlaufsystem.
In Hybridkühltürmen ist eine Drehzahlregelung der Ventilatoren nur unter be-stimmten Voraussetzungen sinnvoll, da die Fördermenge des Ventilators Rück-wirkungen auf den Einsatz der Berieselung hat. Dabei muss entschieden wer-den, ob die Einsparung von Wasser für die Berieselung oder die Reduktion des Energieverbrauches höhere Priorität hat.
Energieverbrauch der Kühlturm-Ventilatoren
Energieeinsparungs-potenziale bei Ventilatoren
Ventilatorregelung
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
T
Drehzahlregelung über Temperatur
Prozesskühlung
Kaltwasserbecken
T Drehzahl-regelung über Temperatur
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
18 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
3 FALLBEISPIELE
Die Matrix in Tabelle 4 gibt einen Überblick über die untersuchten Fallbeispiele. Die am häufigsten eingesetzten Kühlsysteme sind das offene Durchlaufsystem und die offene Umlaufkühlung.
Tabelle 4: Übersicht der dargestellten Beispiele und Systeme. (Quelle: Fa. Allplan)
N° Standort Offe
nes
Dur
chla
uf-
syst
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dire
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Offe
nes
Dur
chla
uf-
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Troc
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Ges
chlo
ssen
e H
ybrid
kühl
ung
1 Papierfabrik Smurfit Kappa1 o - - - - - -
2 Geberit2 - - - o - - -
3 Papierverarbeitung o - - - - - -
4 Chemische Industrie3 - - o - - - -
5 Papierfabrik Hamburger o - - - - - -
6 Brau Union4 - - - - - - o
7 Kirchdorfer Zement nicht zuordenbar
8 Holzindustrie - - o - - - -
9 Opel Austria5 - - - o - - - 1 Im Sommerbetrieb Kombination aus Durch- und Umlaufsystem 2 Für die Prozesskühlung wird eine Kältemaschine eingesetzt, die Rückkühlung erfolgt durch ein
offenes indirektes Umlaufkühlsystem 3 Bei hohen Außentemperaturen wird das Kühlsystem durch eine Kältemaschine unterstützt 4 Die Prozesskühlung erfolgt mit einer Kältemaschine, für die Rückkühlung wird eine geschlossene
Hybridkühlung eingesetzt 5 Bei niederigen Außentemperaturen wird der Prozess über ein geschlossenes Nasskühlsystem
versorgt, bei hohen Außentemperaturen werden Kältemaschinen eingesetzt und die Kühltürme für die Rückkühlung verwendet
3.1 Fallbeispiel Papierfabrik Smurfit Kappa Nettingsdorf
Der integrierte Papiererzeugungsstandort Smurfit Kappa Nettingsdorfer produ-ziert rund 420.000 t Wellpapperohpapier pro Jahr.
Bei diesem System handelt es sich um ein offenes direktes Durchlaufkühlsys-tem mit zwangsbelüfteten Kühltürmen als Ablaufkühlung. Im Sommerbetrieb wird ein Teil des Wassers rezirkuliert und stellt eine Kombination mit einem offenen direkten Umlaufkühlsystem dar.
Gründe für die Auswahl dieses Systems waren ausreichende Wasserverfügbar-keit und die niedrigsten Betriebskosten im Vergleich zu anderen Systemen.
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 19
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems, Chapter 2.3.2 Once-through cooling sys-tems with cooling tower (BREF 2001).
Bei diesem Standort handelt es sich um eine IPPC-Anlage.
3.1.1 Darstellung der Ist-Situation
Der Standort entnimmt der Krems Wasser und setzt dieses einerseits direkt als Prozesswasser ein bzw. verwendet es andererseits für Kühlzwecke. Ein Teil-strom des über die Kühlung erwärmten Wassers wird wiederum als vorgewärm-tes Prozesswasser eingesetzt.
Das Wasser wird dem Fluss über den Werkskanal entnommen, die Entnahme-menge (Prozess- und Kühlwasser) beträgt im Durchschnitt etwa 1.500–2.000 m³/h, im Sommer steigt die Entnahmemenge in Einzelfällen auf die maximal zulässi-ge Menge von 3.000 m³/h.
Das Wasser wird vor dem Einsatz als Kühlwasser weder mechanisch noch che-misch konditioniert, früher wurden dem Kühlwasser Phosphate beigemischt. Da diese Beigabe keine oder nur geringe Wirkung zeigte, bleibt das Wasser jetzt ohne Behandlung.
Abbildung 10: Schema des Kühlsystems der Fa. Smurfit Kappa Nettingsdorf.
Kühlsystems der Fa. Smurfit Kappa Nettingsdorf
Quelle: Fa. Allplan
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
20 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Nach der Entnahme wird ein erster sehr geringer Anteil des Wassers als Pro-zesswasser abgezweigt. Das restliche Wasser wird in der ersten Kühlstufe für die Kühlung der Hydraulikanlagen, für die Abkühlung der Zellstofflauge und für die Kondensation der Brüden im Hilfskondensator der Papiermaschinen ver-wendet. Nach dieser ersten Stufe wird das Wasser mit einer Temperatur von rund 40 °C in einen Pufferbehälter geleitet.
Etwa 200 m³/h dieses Wassers werden in der zweiten Kühlstufe für die Kon-densation der Brüden in der Eindampfanlage verwendet. Nach dieser Stufe wird das Wasser mit einer Temperatur von etwa 70–75 °C in einem Pufferbehälter gesammelt. Anschließend wird das Wasser aus den beiden Pufferbehältern vermischt, um eine Zieltemperatur von 45 °C zu erreichen. In Summe werden etwa 300–350 m³/h vorgewärmtes Wasser mit einer Temperatur von 45 °C als vorgewärmtes Prozesswasser bzw. als Kesselspeisewasser in der Produktion verwendet. Die Temperatur dieser Wassermenge könnte durch ein anderes Mi-schungsverhältnis auch weiter gesteigert werden, allerdings ist eine noch höhe-re Prozesswassertemperatur für die Papiermaschine nicht möglich.
Die restliche Wassermenge der ersten und der zweiten Kühlstufe von 1.000 bis maximal 2.000 m³/h wird den Kühltürmen über einen dritten Sammelbehälter zu-geführt. Auf Basis der Kühlwassermenge werden die Kühltürme zu- bzw. weg-geschaltet. Im Winter sind im Durchschnitt 2 Kühltürme im Betrieb, in den Über-gangszeiten 3 und im Sommer sind alle 4 Kühltürme eingeschaltet. Die Ventila-toren der Kühltürme sind in Abhängigkeit von der Kühlwassertemperatur im Kalt-wasserbecken drehzahlgeregelt. Die Ventilatoren werden allerdings auch im Win-ter nicht komplett ausgeschaltet, sondern mit einer Mindestdrehzahl von rund 20 % betrieben, da es innerhalb der Kühltürme zu starker Eisbildung kommt und es beim Wiedereinschalten zur Beschädigung des Kühlturmes kommen würde.
Abbildung 11: Durchschnittlicher Kühlwasserverbrauch der Fa. Smurfit Kappa (Ablaufmenge).
Beschreibung des Kühlsystems
Kühlwasser-verbrauch
Kühlwasserverbrauch der Fa. Smurfit Kappa
Jänn
er
Febr
uar
Mär
z
Apr
il
Mai
Juni
0
Abl
aufm
enge
[m³/h
]
200
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600
800
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1.200
Juli
Aug
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Sep
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Okt
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Nov
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Dez
embe
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Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 21
Die durchschnittliche Kühlwassermenge schwankt im Jahresverlauf zwischen 450 m³/h und 1.150 m³/h. Die Prozesswassermenge unterliegt keinen so deutli-chen Schwankungen und liegt bei 300–400 m³/h.
Abbildung 12: Jahresverlauf (Tagesmittelwerte) der Einlauf- und Ablauftemperatur und der Ablaufmenge des Kühlwassers der Fa. Smurfit Kappa.
Die Messung der Einlauftemperatur erfolgt vor der Einleitung der Rezirkulations-leitung, die Werte Ende August 2010 in Abbildung 12 und Abbildung 13 kamen durch einen Anlagenstillstand zustande.
Die Kühlwasserpumpen regeln die Kühlwassermenge in Abhängigkeit von den Ablauftemperaturen. Im Jahresmittel beträgt die Temperaturdifferenz zwischen Ein- und Ablauf 9,5 K. Kurzfristige Überschreitungen der Behördenauflage (ma-ximale Temperaturdifferenz zwischen Ein- und Ablauf von 10 K) kommen durch ein zu träges Ausregeln der Kühlwassermenge zustande; im Winter werden die 10 K Temperaturdifferenz öfter überschritten. Bei niedrigen Kühlwassertempe-raturen beträgt die Kühlwassermenge lediglich 400–600 m³/h, bei hohen Tem-peraturen steigt sie auf 1.200 m³/h an.
Zusätzlich wird im Hochsommer ein Teilstrom von bis zu 50 % – das entspricht einer Wassermenge von etwa 600 m³/h – vom Kaltwasserbecken in den Einlauf des Werkskanals rezirkuliert, um ein Überschreiten der zulässigen Wassermen-ge zu verhindern. Diese Rezirkulation ist notwendig, da die Einlauftemperatur im Sommer einerseits bis zu 24 °C beträgt – und daher nur noch eine zulässige Temperaturdifferenz von 6 K zur Verfügung steht – und andererseits die Was-serentnahmemenge begrenzt ist und daher sonst nicht genug Kühlleistung zur Verfügung stehen würde.
Temperatur und Ablaufmenge des Kühlwassers
01.0
1.20
10
01.0
2.20
10
01.0
3.20
10
01.0
4.20
10
01.0
5.20
10
01.0
6.20
10
°C
0
5
10
15
20
25
30
01.0
7.20
10
01.0
8.20
10
01.0
9.20
10
01.1
0.20
10
01.1
1.20
10
01.1
2.20
10
Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
35 1.400
1.200
1.000
800
600
400
200
0
Einlauf Temperatur Ablauf Temperatur Ablauf Menge
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
22
Abbildung 13: Jahresverlauf (Stundenmi
Die Wärmschwankt Lastwechsbis zu 45 M
Abbildung 14: Kühlturmanlage mit
4 Kühlzellen der Fa. Smurfit Kappa (© Th. Eisenhut).
Leis
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[MW
]
0
Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa; Quelle: ad
5
10
15
20
25
30
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31. J
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2. M
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1. A
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e
Umweltbundesamt
ittelwerte) der im Kühlturm abgeführten Wärmeleistung
meleistung, die über die Kühltürme an die Umgeim Normalfall zwischen 10 MW und 25 MW, einz
sel in der Produktion und Papierabrisse zurückzuMW.
Abgeführte Wärmeleistung
daptiert nach Fa. Allplan
1. M
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31. M
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30. J
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Referenzjahr
t REP-0376, Wien, 2012
der Fa. Smurfit Kappa.
ebung abgeführt wird, zelne Spitzen, die auf uführen sind, reichen
28. O
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27. N
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Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 23
Die Kühltürme sind auch im Winter im Betrieb, da das Kühlwasser verglichen mit der Einlauftemperatur nur um 10 °C erwärmt werden darf. Aus diesem Grund kommt es an den Kühltürmen zu einer starken Bildung von Eis, die immer wie-der zu einer Beschädigung der Einbauten führt.
Die spezifische Leistung ist in Tabelle 5 dargestellt, aufgrund von Schwankun-gen in der Wassermenge und der Temperaturen wurden für diese Berechnung plausible Durchschnittswerte verwendet. Da das Kühlwassersystem stark in das Frischwassersystem integriert ist, wurde der Leistungsbedarf für das Kühlsys-tem rechnerisch ermittelt. Es wurde davon ausgegangen, dass der Wasserbe-darf bei 1.500 m³/h liegt und dass die Ventilatoren mit halber Leistung betrieben werden. Die Rezirkulation ist in diesem Betriebszustand nicht in Betrieb.
Tabelle 5: Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativen Betriebszustand – Fa. Smurfit Kappa. (Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Pumpenleistung 196 kW
Ventilatorleistung 320 kW
Summe 516 kW
Kühlleistung 23,3 MW
spezifische Leistung 22,1 kWe/MWth
Der im Vergleich mit den BAT-Werten (10 kWe/MWth) erhöhte Leistungsbedarf kommt durch die Ablaufkühlung mit den Kühltürmen zustande. Werden die Kühl-türme nicht berücksichtigt, liegt der spezifische Leistungsbedarf mit 8,4 kWe/MWth
unter dem Wert des BAT-Dokumentes.
Aus den in Tabelle 5 dargestellten durchschnittlichen Werten errechnet sich bei 8.500 Betriebsstunden pro Jahr ein Kühlbedarf von 198.050 MWh/a. Der Ener-giebedarf für die Kühlung beträgt etwa 4.400 MWh/a.
3.1.2 Maßnahmen zur Optimierung
Ein Teil der Energie, die in Form von Abwärme an das Kühlwasser abgegeben wird, findet im weiteren Prozess bereits Verwendung als vorgewärmtes Pro-zesswasser bzw. als Kesselspeisewasser. Ausgehend von einer Jahresmittel-temperatur von 10 °C des Frischwassers und einer Verwendung von 300 m³/h mit einer Temperatur von 45 °C beträgt die jährliche Einsparung, verglichen mit einer konventionellen Aufwärmung, 104.000 MWh. Daraus errechnet sich eine jährliche Einsparung von 416.000 € unter der Annahme eines Gaspreises von 40 €/MWh2. Laut Aussage der Verantwortlichen gibt es am Standort keine ent-sprechenden Wärmesenken, mit denen der Anteil der Abwärmenutzung weiter gesteigert werden könnte.
2 Der Gaspreis wurde bei großen Industriebetrieben mit 40 €/MWh angenommen, bei kleineren Be-
trieben wird mit einem Gaspreis von 50 €/MWh gerechnet.
Einsparung durch Abwärmenutzung
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
24 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Die Aggregate der Kühlanlage werden sehr energieeffizient betrieben, alle we-sentlichen Pumpen wurden in den letzten Jahren auf eine Drehzahlregelung umgebaut. Diese Regelung macht es möglich, die Temperaturen innerhalb des Systems konstant zu halten und die Kühlwassermenge unter Einhaltung der be-hördlichen Auflagen an die Bedürfnisse des Prozesses anzupassen. Die bereits durchgeführten Optimierungen werden im Folgenden beschrieben.
Die Ventilatoren der Kühltürme sind drehzahlgeregelt, die Einsparung gegen-über einer klassischen 3-Stufen-Regelung beträgt im Jahr etwa 540 MWh. Das entspricht bei einem angenommen Strompreis von 80 €/MWh3 einer Einsparung von 4.320 €/a. Wie schon weiter oben beschrieben, werden die Ventilatoren der Kühltürme im Winter mit einer fixen Mindestdrehzahl betrieben. Der Betrieb der Ventilatoren im Winter ist notwendig, um die genehmigte Temperaturdifferenz nicht zu überschreiten.
Vor etwa 3 Jahren wurde das gesamte Pumpensystem der Wasserversorgung hinsichtlich des Energieeinsparpotenzials untersucht.
Die komplette Frischwassermenge (Prozess- und Kühlwasser) wurde mittels 15 teils sehr alten Pumpen zu unterschiedlichen Verbrauchern transportiert. Als Grundlage für die Optimierung wurden die Messwerte der Frischwasserzulauf-menge herangezogen.
Abbildung 15: Gesamter Wasserzulauf der Fa. Smurfit Kappa (Stundenmittelwerte).
3 Der Strompreis wurde bei großen Industriebetrieben mit 80 €/MWh angenommen, bei kleineren
Betrieben wird mit einem Strompreis von 100 €/MWh gerechnet.
Einsparung bei Ventilatoren
Wasserzulauf – Stundenmittelwerte
01.0
1.20
07
31.0
1.20
07
17.0
3.20
07
16.0
4.20
07
16.0
5.20
07
15.0
6.20
07
Fris
chw
asse
r-G
esam
tzuf
uhr [
m3 /h
]
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
30.0
6.20
07
15.0
7.20
07
30.0
7.20
07
14.0
8.20
07
13.0
9.20
07
28.0
9.20
07
Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
3.000
16.0
1.20
07
15.0
2.20
07
01.0
4.20
07
01.0
5.20
07
31.0
5.20
07
02.0
3.20
07
29.0
8.20
07
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 25
Die starken kurzfristigen Schwankungen in Abbildung 15 kommen durch Produkt-wechsel, Papierabrisse und Anfahrvorgänge der Papiermaschinen zustande.
Da der Wasserbedarf aufgrund der unterschiedlichen Kühlwassermengen laut der Jahresdauerlinie4 starken Schwankungen unterliegt, wurde überlegt, eine Pumpenfolgeschaltung zur Abdeckung der gesamten Fabrikationswasservertei-lung zu realisieren. Die Rezirkulations- und Ablaufpumpen wiesen kein wirt-schaftliches Einsparpotenzial auf.
Abbildung 16: Jahresdauerlinie Wasserzufluss der Fa. Smurfit Kappa.
Laut Abbildung 16 liegt die Wasserzuflussmenge die meiste Zeit zwischen 1.000 und 1.700 m³/h. Etwa 1.000 h/a liegt der Wasserzufluss bei über 2.000 m³/h. Bei verringerter Produktion oder teilweisen Anlagenstillständen sinkt der Verbrauch auf unter 500 m³/h.
Um die Versorgung mit den unterschiedlichen Wassermengen effizient abde-cken zu können, wurde zur Optimierung eine Pumpenschaltung mit 3 drehzahl-geregelten Pumpen anstatt der 15 Pumpen umgesetzt. Die 3 neuen Pumpen werden nach Bedarf zu- und weggeschaltet und versorgen die gesamten Was-serverbraucher am Standort. Die damit verbundenen Einsparungen belaufen sich auf rund 1.500 MWh/a. Bei einem angenommenen Strompreis von 80 €/MWh entspricht das einer Energiekosteneinsparung von 120.000 €/a. Von dieser Ein-sparung sind etwa 2/3 direkt dem Kühlwassersystem zuzuordnen, die restliche
4 Belastungs- oder Jahresdauerlinien stellen die von den Verbrauchern geforderten Leistungen oder
Mengen geordnet über das Jahr dar (SCHRAMEK 2007). Durch die Auswertung kann bestimmt werden, wie viele Stunden im Jahr eine bestimmte Wassermenge benötigt wird.
Energieeinsparung bei Pumpen
Wasserzuflussmenge
Fris
chw
asse
rmen
ge [m
³/h]
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
Datenquelle: Fa. Smurfit Kappa; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
3.500
1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 7.000 9.0000
Stunden
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
26 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Einsparung entfällt auf das Prozesswassersystem. Durch diese Maßnahme konnte die durchschnittliche Pumpenleistung von 350 kW auf rund 160 kW re-duziert werden und der spezifische Energieverbrauch des Kühlsystems konnte von 29 kWe/MWth auf den aktuellen Wert von 22 kWe/MWth gesenkt werden.
Die mit dem Umbau verbundenen Investitionskosten beliefen sich auf 480.000 €. Daraus errechnet sich eine Amortisationszeit von etwa 4 Jahren.
Aufgrund der bereits gesetzten Maßnahmen ist eine weitere Steigerung der Energieeffizienz bei diesem Kühlsystem nur mehr schwer erreichbar.
Die Einsparung gegenüber einer Kühlung mit Kältemaschinen mit einem Anla-gen-EER5 von 4 beträgt 50.000 MWh/a, dies entspricht einer Einsparung von etwa 4.000.000 €/a.
3.1.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die maximale Wasserentnahmemenge für Prozess- und Kühlwasser ist mit 3.000 m³/h begrenzt, wobei immer ein bestimmter Anteil an Restwassermenge im Fluss verbleiben muss. Das rückgeführte Wasser ist mit einer Menge von 1.200 m³/h begrenzt (siehe Abbildung 12) und darf eine Temperatur von 30 °C nicht überschreiten; außerdem ist die zulässige Aufwärmung des Wassers auf 10 K begrenzt. Das heißt bei einer Einlauftemperatur von 5 °C im Winter darf das Kühlwasser mit maximal 15 °C in den Fluss zurückgeleitet werden. Im Hochsommer beträgt die Einlauftemperatur bis zu 24 °C, daher steht in diesem Fall nur noch eine zulässige Temperaturdifferenz von 6 °C zur Kühlung zur Ver-fügung.
Insgesamt darf die Krems um maximal 3 °C aufgewärmt werden.
Durch die Verdunstung des Wassers kommt es zu Schwadenbildung oberhalb der Kühltürme; dem Standort entstehen dadurch keine Probleme, weil die Schwa-den, verglichen mit der Abluft der Papiermaschinen, zu vernachlässigen sind. Die Auflagen bezüglich maximaler Schallemissionen der Kühltürme werden oh-ne Probleme eingehalten.
Um zu verhindern, dass Stoffe aus der Produktion in das Kühlwasser entwei-chen, wird die Leitfähigkeit am Einlauf sowie am Ablauf gemessen und über-wacht. Außerdem sind zusätzliche Messstellen in der Laugeneindickung instal-liert, um im kritischen Bereich frühzeitig auf Undichtigkeiten reagieren zu kön-nen.
5 Als Anlagen-EER (Energy Efficiency Ratio) wird das Verhältnis von produzierter Kältemenge und
eingesetzter Energie, in diesem Fall inklusive Hilfsaggregaten und Nebenanlagen, bezeichnet.
Amortisationszeit
Ablauftemperatur
Erfassung von Leckagen
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 27
3.2 Fallbeispiel Geberit
Die Geberit Gruppe ist Hersteller von Produkten der Sanitärtechnik. Am Stand-ort Pottenbrunn werden Formstücke im Spritzgussverfahren hergestellt. Für die Kühlung der Spritzgussanlagen wird eine Kältemaschine eingesetzt, die Rück-kühlung der Abwärme erfolgt über das Heizsystem und über Kühltürme.
Das Kühlsystem wurde einerseits in dieser Form ausgewählt, da es in der Nähe des Standortes keine ausreichenden Mengen an Frischwasser gibt, anderer-seits wären die notwendigen Temperaturen ohne Kältemaschine kaum erreich-bar. Aus diesen beiden Gründen gibt es zum Einsatz einer Kältemaschine keine Alternative.
Vergleich für die Rückkühlung siehe: Reference Document on the application of Best Available Techniques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.7.2 Indirect recirculating cooling systems (BREF 2001).
3.2.1 Darstellung der Ist-Situation
Die Kältemaschine kühlt einerseits die Form der Spritzgussmaschinen und an-dererseits über Ölkühler die Hydraulik der Fertigungsanlagen. Die Anlage ist jeweils Montag bis Freitag in 3 Schichten in Betrieb. Am Wochenende wird nur in Ausnahmefällen produziert.
Die Kältemaschine ist ausgelegt, um die folgenden Maschinen zu kühlen:
Tabelle 6: Abwärmeleistung der Spritzgussmaschinen. (Datenquelle: Fa. Geberit)
Anzahl Maschinen Form (kW) Ölkühler (kW)
4 9,8 11,4
7 25,8 33,9
2 9,8 5,7
5 27,0 25,6
12 73,6 64,6
4 29,5 23,7
2 17,7 13,5
1 12,3 8,4
2 61,4 53,2
266,8 240,1
Summe 506,9
In Summe errechnet sich eine Abwärmeleistung von rund 507 kW für den Fall, dass alle Maschinen gleichzeitig in Betrieb sind. Von dieser Leistung entfällt je-weils ungefähr die Hälfte auf die Kühlung der Form und auf die Ölkühler. Die Nennleistung der Kältemaschine beträgt 520 kW, im durchschnittlichen Normal-betrieb liegt die Abwärmeleistung bei rund 250–300 kW.
Da es durch einen Ausfall der Kälteanlage zu einem Stillstand des Produktions-prozesses kommen würde, ist die gesamte Anlage redundant ausgelegt. Im Normalfall wird einmal wöchentlich die Kältemaschine gewechselt, um eine gleich-mäßige Verteilung der Betriebsstunden zu erreichen.
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
28 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Die Verteilung der Kühlenergie erfolgt indirekt über Wasser als Wärmeträger-medium. Für die Formen der Spritzgussmaschinen sind eine Kaltwassertempe-ratur von 16 °C und ein Vordruck von 4,5 bar erforderlich. Die Ölkühler werden ebenfalls mit 16 °C Kaltwasser gekühlt, obwohl eine höhere Temperatur ausrei-chend wäre. Die Temperaturspreizung beträgt sowohl für die Spritzgussmaschinen als auch für die Ölkühler lediglich 2,5 K.
Abbildung 17: Schema der Kühlanlage mit Wärmerückgewinnung – Fa. Geberit.
Als Kältemittel wird Ammoniak (R717) eingesetzt. Ammoniak ist ein Gas, mit dem ein effizienter Betrieb der Kälteanlage erreicht wird. Außerdem verursacht R717 keinen Treibhauseffekt, besitzt kein Ozonzerstörungspotenzial und ist – verglichen mit anderen Kältemitteln – günstig. Allerdings ist Ammoniak brenn-bar und giftig und erfordert daher besondere Maßnahmen bei der Anlagenauf-stellung und bei der Überwachung von Leckagen.
Die Rückkühlung erfolgt mit Kühlwasser, welches direkt nach den Kältemaschi-nen eine Temperatur von etwa 49 °C aufweist. Nachdem sämtliche Heizungsin-stallationen auf Niedertemperatur ausgelegt sind, kann das bei der Rückküh-lung erzeugte Warmwasser zu Heizzwecken genutzt werden. Die Heizungsan-lage am ganzen Standort (Werkshallen und Büros) ist auf Vorlauf- und Rück-lauftemperaturen von 50/40 °C ausgelegt.
Kühlanlage mit Wärmerückgewinnung – Fa. Geberit
Quelle: Fa. Allplan K
altw
asse
rabn
ehm
er
16°C
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 29
Abbildung 18: Jahresverlauf der Wärmeausbeute aus der Wärmerückgewinnung – Fa. Geberit.
In Abbildung 18 ist der jährliche Bedarf an Energie für Heizung und Warmwas-ser dargestellt. Im Winter beträgt der Energiebedarf zwischen 200.000 und 350.000 kWh pro Monat. Im normalen Betriebszustand der Kältemaschinen können rund 200 kW in das Heizungsnetz eingespeist werden. In den Winter-monaten schwankt der Deckungsgrad der Wärmerückgewinnung zwischen 38 % und 72 %, in den Übergangsmonaten und im Sommer kann der komplette Wärmebedarf durch die Wärmerückgewinnung abgedeckt werden.
Abbildung 19: Wärmetauscher für die Wärmerückgewinnung – Fa. Geberit (© Th. Eisenhut).
Kühlwasserverbrauch der Fa. Smurfit Kappa W
ärm
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brau
ch [k
W/h
]
Datenquelle: Fa. Geberit; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Jänn
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Febr
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z
Apr
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Mai
Juni
Juli
Aug
ust
Sep
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Okt
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Nov
embe
r
Dez
embe
r0
50.000
100.000
150.000
200.000
250.000
300.000
350.000
400.000
Deckungsgrad W
RG
%
0
20
40
50
60
70
80
90
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10
30
Gasverbrauch kWh Wärmerückgewinnung kWh Deckungsgrad WRG %
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
30 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Im Jahr 2010 wurden insgesamt 1.781 MWh für Heizung und Warmwasser be-nötigt. Von dieser Energiemenge wurden 1.045 MWh, das entspricht einem An-teil von 58 %, durch die Wärmerückgewinnung der Kältemaschine abgedeckt. Die restlichen 42 % werden mit einem Gaskessel erzeugt.
Tabelle 7: Monatlicher Deckungsgrad der Wärmerückgewinnung der Fa. Geberit. (Datenquelle: Fa. Geberit, Berechnung: Fa. Allplan)
Monat
Gasverbrauch [kWh]
Wärmerückgewinnung [kWh]
Gesamtverbrauch [kWh]
Deckungsgrad WRG [%]
Jänner 196.228 146.458 342.686 43
Februar 159.608 130.615 290.223 45
März 73.777 132.724 206.501 64
April 0 90.168 90.168 100
Mai 0 58.633 58.633 100
Juni 0 25.320 25.320 100
Juli 0 21.045 21.045 100
August 0 22.961 22.961 100
September 0 71.288 71.288 100
Oktober 49.419 98.744 148.163 67
November 46.898 120.593 167.491 72
Dezember 210.879 126.587 337.466 38
Summe 2010 736.810 1.045.136 1.781.945 59
Verglichen mit einer konventionellen Heizung werden durch die Wärmerückge-winnung 1.045 MWh/a Heizenergie eingespart; unter Berücksichtigung eines Wirkungsgrades von 90 % für die Kesselanlage beträgt die Gaseinsparung 1.160 MWh/a. Bei einem angenommenen Gaspreis von 50 €/MWh entspricht dies einer Einsparung von 58.000 €/a.
Bei der Anlagenauslegung wurde ein großes Augenmerk auf Energieeffizienz gelegt. Sowohl der Kaltwasserkreislauf als auch der Kondensatorkreislauf sind ausschließlich mit drehzahlgeregelten Pumpen ausgestattet. Gegenüber einer Referenzanlage mit ungergelten Antrieben wird die Einsparung im Normalbe-trieb auf 13 kW geschätzt. Daraus errechnet sich eine jährliche Energieeinspa-rung von 84 MWh; bei einem Strompreis von 100 €/MWh entspricht dies einer Einsparung von 8.400 €/a.
Die beiden offenen Nasskühltürme für die Rückkühlung des Kondensatorkreis-laufs wurden von der alten konventionellen Kälteanlage beibehalten, wurden aber im Rahmen des Umbaus im Jahr 2008 instandgesetzt. Unter anderem wur-de die 3-Stufen-Regelung der Ventilatoren auf eine Drehzahlregelung umgebaut.
Im Jahresvergleich wurde der Energiebedarf für die Ventilatoren um 65 % auf 33 MWh/a reduziert, bei einem Strompreis von 100 €/MWh entspricht dies einer Einsparung von 3.300 €/a.
Energiebedarf
Einsparung durch Wärmerückgewinnung
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 31
Tabelle 8: Vergleich des Energieverbrauchs der Ventilatoren – Fa. Geberit. (Datenquelle: Fa. Geberit)
Energieverbrauch Ventilatoren
vor Umbau 3-Stufen-Regelung 72.813 kWh
nach Umbau Drehzahlregelung 33.404 kWh
Die Regelung des Kühlventilators erfolgt dabei über die Temperatur des Kühl-wassers im Kondensatorkreislauf.
Wird die Berechnungsmethode für die spezifische Leistung für Kühlsysteme ohne Kältemaschine herangezogen, beträgt der spezifische Energiebedarf 600 kWe/ MWth. Dabei werden alle elektrischen Verbraucher addiert, in diesem Fall wird zusätzlich die elektrische Leistung der Kältemaschine berücksichtigt, und an-schließend wird die Summe durch die Kühlleistung dividiert.
Abbildung 20: Drehzahlgeregelte Kaltwasserpumpen – Fa. Geberit (© Th. Eisenhut).
Abbildung 21: Kühlturm zur Rückkühlung – Fa. Geberit (© Th. Eisenhut).
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
32 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Tabelle 9: Spezifischer Leistungsbedarf nach der Berechnungsmethode für Systeme ohne Kältemaschine – Fa. Geberit. (Datenquelle: Fa. Geberit, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Pumpenleistung 32 kW
Ventilatorleistung 5 kW
Allgemeine Verbraucher 11 kW
Kältemaschine 61 kW
Summe 109 kW
Kühlleistung 0,18 MW
spezifische Leistung 604 kWe/MWth
Da an diesem Standort ein genaues Energiemonitoringsystem installiert ist, sind in Tabelle 9 die allgemeinen Verbraucher wie zum Beispiel die mechanische Lüftung und die Beleuchtung der Kältezentrale getrennt ausgewiesen.
Im Vergleich mit einem Kühlsystem ohne Kältemaschine ist der spezifische Ener-giebedarf um etwa den Faktor 30 höher. Durch die mit 0,18 MW vergleichsweise geringe Leistung des Kühlsystems ist der Anteil an der Leistung für die Pumpen und die allgemeinen Verbraucher sehr hoch.
3.2.2 Maßnahmen zur Optimierung
Die Kälteanlage ist erst 3 Jahre alt. Sowohl bei der Auslegung der Kältemaschine selbst als auch bei den Nebenanlagen wurde ein hohes Augenmerk auf Ener-gieeffizienz gelegt. Alle Pumpen und Ventilatoren sind drehzahlgeregelt, der Stromverbrauch der maßgebenden Verbraucher wird aufgezeichnet. Das schafft die Möglichkeit, gegebenenfalls auf unerwartete Veränderungen zu reagieren.
Tabelle 10: Stromverbrauch der einzelnen Verbrauchergruppen und der Kälteversorgung – Fa. Geberit. (Datenquelle: Fa. Geberit)
Monat
Stromverbrauch Kältemaschine [kWh]
Kühlturm [kWh]
Pumpen [kWh]
Allgemein [kWh]
Kälteerzeugung [kWh]
Jänner 32.486 349 16.574 7.750 112.960
Februar 27.494 143 14.686 6.848 93.131
März 35.022 1.085 16.824 6.901 126.284
April 34.427 1.751 16.315 5.990 126.673
Mai 26.841 2.404 13.767 5.041 103.574
Juni 28.969 5.711 16.688 3.419 143.612
Juli 31.032 7.827 19.835 3.288 160.545
August 28.397 6.435 18.438 3.209 142.220
September 37.217 3.458 18.127 5.502 153.968
Oktober 35.365 1.449 15.622 6.673 129.966
November 37.682 2.721 17.153 6.649 138.700
Dezember 25.239 72 12.544 7.043 89.396
Summe 380.169 33.404 196.570 68.313
1.521.029 678.456
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 33
In Tabelle 10 wird der monatliche Energieverbrauch der einzelnen Verbraucher-gruppen der Kälteerzeugung gegenübergestellt. In der letzten Zeile der Tabelle werden die Summe des jährlichen Energiebedarfs der Verbraucher sowie die jährliche Kälteerzeugung dargestellt. In einem Jahr werden 678 MWh Strom für die Erzeugung von 1.521 MWh Kälte aufgewendet.
Eine Möglichkeit zur Optimierung besteht darin, den Kaltwasserkreislauf für die Formen und die Ölkühler in zwei getrennte Systeme aufzutrennen. Die Ölkühler werden ebenso wie die Formen mit 16 °C Wasser gekühlt, obwohl eine Wasser-temperatur von 29 °C ausreichen würde.
Eine Temperatur von 29 °C ist über den größten Teil des Jahres allein mit einem konventionellen offenen Kühlturmsystem erreichbar.
Abbildung 22: Schema eines getrennten Kühlsystem für die Ölkühler.
Auf Basis des Energieverbrauches für die bestehende Anlage wurde der Energie-verbrauch mit getrenntem offenen Kühlsystem für die Ölkühler berechnet (siehe Tabelle 11).
In Tabelle 11 wird der Energieverbrauch für das getrennte System berechnet. Obwohl die Last der Kältemaschinen um etwa 50 % sinkt, wurde der Energie-verbrauch der Kältemaschine um nur 40 % reduziert, da das Teillastverhalten der Kältemaschinen nicht bekannt ist. Da durch das getrennte System zusätzliche Pumpen mit einer Leistung von rund 10 kW notwendig sind, steigt der Energie-bedarf für die Pumpen um rund 30 %.
In Summe würde der Stromverbrauch für die Kälteversorgung auf 595 MWh/a sinken. Die Einsparung dieser Maßnahme beträgt daher 83 MWh/a, bei einem angenommenen Strompreis von 100 €/MWh entspricht das einer Kostenreduk-tion von 8.300 €/a.
Die Stromeinsparung von 83 MWh führt zu einer Brennstoffreduktion in einem Gaskraftwerk (Wirkungsgrad 50 %) um 166 MWh.
Optimierungs-möglichkeit
Einsparungs-potenzial
Getrenntes Kühlsystem für Ölkühler
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
29 °C
Mischung mit Kaltwasser im Sommerbetrieb
~ 33 °C
Ölkühler
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
34 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Tabelle 11: Berechneter Energieverbrauch der einzelnen Verbrauchergruppen nach der Umstellung auf ein getrenntes Kühlsystem – Fa. Geberit. (Datenquelle: Fa. Geberit, Berechnung: Fa. Allplan)
Monat
Stromverbrauch Kältemaschine [kWh]
Kühlturm [kWh]
Kühlturm Ölkühler [kWh]
Pumpen [kWh]
Allgemein [kWh]
Jänner 19.491 210 175 21.546 8.525
Februar 16.496 86 72 19.091 7.533
März 21.013 651 542 21.871 7.591
April 20.656 1.051 876 21.209 6.589
Mai 16.105 1.443 1.202 17.896 5.545
Juni 17.382 3.427 2.856 21.694 3.761
Juli 18.619 4.696 3.913 25.785 3.617
August 17.038 3.861 3.217 23.969 3.530
September 22.330 2.075 1.729 23.564 6.052
Oktober 21.219 870 725 20.308 7.340
November 22.609 1.632 1.360 22.299 7.314
Dezember 15.143 43 36 16.307 7.747
Summe 228.101 20.043 16.702 255.541 75.144
Abbildung 23: Mehrverbrauch an Heizenergie durch die reduzierte Wärmerückgewinnung – Fa. Geberit.
Mehrverbrauch an Heizenergie durch die reduzierte Wärmerückgewinnung
0
Meh
rver
brau
ch H
eize
nerg
ie [k
Wh]
10.000
20.000
30.000
40.000
50.000
60.000
Jänn
er
Febr
uar
Mär
z
Apr
il
Mai
Juni
Juli
Aug
ust
Sep
tem
ber
Okt
ober
Nov
embe
r
Dez
embe
r
Datenquelle: Fa. Geberit; Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
70.000
80.000
90.000
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 35
Durch die geringere Last auf der Kältemaschine reduziert sich die Energiemen-ge der Wärmerückgewinnung. In Abbildung 23 wird der daher auftretende mo-natliche Mehrverbrauch dargestellt. In den Sommermonaten kann auch mit die-ser reduzierten Energiemenge der gesamte Wärmebedarf abgedeckt werden. In Summe über ein Jahr gesehen steigt der Heizenergiebedarf um 360 MWh/a. Unter Berücksichtigung eines Wirkungsgrades von 90 % für die Kesselanlage beträgt der Mehrverbrauch von Gas 400 MWh/a. Dies entspricht Energiekosten von 20.000 €/a. Eine Umstellung auf ein getrenntes Kühlsystem für die Ölkühler würde demnach jährliche Mehrkosten von etwa 11.700 €/a verursachen und kommt daher nicht in Frage.
3.2.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die sicherheitstechnischen Maßnahmen entsprechen den in der Kältemittelver-ordnung und in der ÖNORM EN 378 angegebenen Anforderungen.
Die Kältezentrale ist als besonderer Maschinenraum im Sinne der ÖNORM EN 378 ausgeführt. Bestehende Öffnungen und Rohrdurchführungen ins Gebäude sind mit Brandabschottungen brandschutztechnisch und luftdicht verschlossen.
Die Kältezentrale ist mit einer mechanischen Lüftung ausgestattet. Die Luftmen-ge wurde auf Basis der Füllmenge der Kältemaschine mit 700 m³/h festgelegt.
Beim Betreten der Kältezentrale wird über den außen liegenden Lichtschalter oder einen Türkontaktschalter automatisch die Lüftung eingeschaltet. Über die Gaswarneinrichtung wird bei Überschreiten des Auslösewertes von 50 ppm die Lüftung ebenfalls aktiviert.
In der Kältezentrale ist für die Warnung bei einer Leckage des Ammoniakkreis-laufs eine Alarmeinrichtung vorgesehen. Die Warnung bei der Kältetechnikzent-rale erfolgt mit einer Ampelregelung bei der Maschinenraumtüre und am oberen Ende des Stiegenhauses. Jede Warnung wird in der zentralen Leittechnik als Alarmmeldung erfasst und an den 24h-Bereitschaftdienst weitergeleitet.
Zur Erfassung einer Leckage sind drei Ammoniakdetektoren vorgesehen. Die Detektoren werden in Deckennähe im Bereich der Kältemaschinen und des rest-lichen Maschinenraumes installiert. Der Instandhaltungszeitraum der Detektoren wird nach Herstellerangaben festgelegt.
Arbeiten zur Instandhaltung und Instandsetzung des Kältemittelkreislaufs wer-den im Zuge eines Wartungsvertrags ausschließlich durch eine Fachfirma durch-geführt. Die erforderlichen Schutzausrüstungen (Atemschutzgeräte) werden sei-tens der Wartungsfirma bereitgestellt.
Die Kühltürme sind neben der Produktionshalle aufgestellt. Bei den direkten An-rainern handelt es sich um landwirtschaftliche Flächen und um die Westbahn-strecke der ÖBB, trotzdem sind die Kühltürme schallisoliert und verursachen nur geringe Schallemissionen.
Seit die Anlage in Betrieb ist, gab es keine Störfälle oder Anrainerbeschwerden.
Kältezentrale
Erfassung von Leckagen
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
36 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
3.3 Fallbeispiel Papier verarbeitender Betrieb
Bei dem eingesetzten System handelt es sich um ein offenes direktes Durch-laufkühlsystem mit teilweiser Rezirkulation.
Durch die Verfügbarkeit eines eigenen Brunnens stellt dieses Kühlsystem die wirtschaftlichste Möglichkeit dar, den Kühlbedarf abzudecken.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.3.1 Direct once-through cooling systems (BREF 2001).
3.3.1 Darstellung der Ist-Situation
Am Standort wird Rohpapier beschichtet und kaschiert. Nach der Beschichtung muss das Papier über Kühlzylinder abgekühlt werden.
Das Kühlwasser für die Kühlzylinder der Beschichtungsmaschinen 1 und 2 wird einem am Standort befindlichen Brunnen mit einer Temperatur von etwa 8–10 °C entnommen. Das Wasser wird über 3 Brunnenpumpen (jeweils 37 kW Nennleistung) durch eine etwa 100 m lange Leitung in das Produktionsgebäude transportiert. Eine der drei Pumpen läuft immer, die zweite soll sich nach Bedarf einschalten. Die dritte Pumpe dient lediglich als Ausfallsreserve. Zwei weitere Pumpen zirkulieren das Kühlwasser aus der Hauptleitung zu den Kühlzylindern. Abgesehen von Wartungsstillständen ist die Anlage das ganze Jahr in Betrieb.
Abbildung 24: Schema des Kühlsystems – Papier verarbeitender Betrieb.
Die Kälteabnehmer in Form von Kühlzylindern sind in Reihe geschaltet, der ers-te Abnehmer wird mit Wasser mit einer Temperatur von rund 8–10 °C versorgt, die weiteren Kühlwasserabnehmer erhalten Wasser mit einer jeweils etwas hö-heren Temperatur. Um den Wasserverbrauch gering zu halten, wird das Was-
Beschreibung des Kühlsystems
Kühlsystem – Papier verarbeitender Betrieb
Quelle: Fa. Allplan
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 37
ser in den Kühlkreisläufen zirkuliert und jeweils nur ein Anteil frisches Wasser zugeführt. Die Regelung erfolgt dabei über eine Differenztemperaturregelung im Zirkulationskreislauf.
Abbildung 25: Schema der in Reihe geschalteten Kälteabnehmer – Papier verarbeitender Betrieb.
Dieser Temperaturanstieg von Verbraucher zu Verbraucher ist durch das Ein-rohrsystem bedingt. Nach der Kühlung wird das Wasser wieder in die Hauptlei-tung eingespeist. Insgesamt beträgt die Kühlleistung im Durchschnitt um die 450 kW. Nach dem letzten Kälteabnehmer versickert das Wasser mit einer zu-lässigen Maximaltemperatur von 16 °C.
Der Kühlwasserverbrauch beträgt im Jahr rund 400.000 m³.
Abbildung 26: Kühlwasserverbrauch im Jahresverlauf – Papier verarbeitender Betrieb.
Kühlwasserverbrauch – Papier verarbeitender Betrieb
0
Küh
lwas
serv
erbr
auch
[m3 ]
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
Jänn
er
Febr
uar
Mär
z
Apr
il
Mai
Juni
Juli
Aug
ust
Sep
tem
ber
Okt
ober
Nov
embe
r
Dez
embe
r
Datenquelle: Papier verarbeitender Betrieb; Darstellung: adaptiert nach Fa. Allplan
35.000
40.000
Schema in Reihe geschalteter Kälteabnehmer – Papier verarbeitender Betrieb
Quelle: Fa. Allplan
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
38 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Der monatliche Verbrauch schwankt zwischen 30.000 m³ und 38.000 m³, im Mittel werden daher etwa 46,5 m³/h Kühlwasser verbraucht.
Abbildung 27: Kühlwassermenge und Versickerungstemperatur – Papier verarbeitender Betrieb.
Sowohl die Kühlwassertemperatur (13,8–15,6 °C) als auch die Kühlwassermenge unterliegen gewissen Schwankungen, allerdings ist aus den Werten kein direk-ter Zusammenhang erkennbar.
Die spezifische Leistung ist in Tabelle 12 dargestellt; aufgrund von Schwankun-gen in der Wassermenge und den Temperaturen wurden für diese Berechnung plausible Durchschnittswerte verwendet. Da das Kühlwassersystem stark in den Prozess integriert ist, wurde der Leistungsbedarf für das Kühlsystem rechne-risch ermittelt.
Tabelle 12: Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativen Betriebszustand – Papier verarbeitender Betrieb. (Datenquelle: Papier verarbeitender Betrieb, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Leistung Brunnenpumpen 18 kW
Leistung Zirkulationspumpen 18 kW
Kühlleistung 0,45 MW
spezifische Leistung 80,0 kWe/MWth
Kühlwasserverbrauch
Kühlwassermenge und Versickerungstemperatur
Rüc
klau
ftem
pera
ture
n °C
12,5
13,0
13,5
14,0
14,5
15,0
15,5
Apr
il
Mai
Juni
Juli
Aug
ust
Sep
tem
ber
Okt
ober
Nov
embe
r
Dez
embe
r
Datenquelle: Papier verarbeitender Betrieb; Darstellung: adaptiert nach Fa. Allplan
16,0 45.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
35.000
40.000
Kühlw
assermenge m
3
Mittelwert °C Kühlwassermenge m3
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 39
Nach der Einteilung der Kühlsysteme im BAT-Dokument lässt sich dieses Sys-tem nicht eindeutig zuordnen, da es sich um eine Kombination aus Umlauf- und Durchlaufsystem handelt.
Wendet man die Beschreibung des Durchlaufsystems an und lässt daher die Zirkulationspumpen außer Acht, beträgt die spezifische Leistung 40 kWe/MWth. Diese spezifische Leistung ist gegenüber dem Wert im BAT-Dokument deutlich erhöht. Dieser hohe Wert ist auf die große Leitungslänge und auf die Förder-höhe der Brunnenpumpen zurückzuführen. Der Leistungsanteil für die Förder-höhe sowie für die Überwindung der Leitung wurde rechnerisch mit 3–4kW be-stimmt.
3.3.2 Maßnahmen zur Optimierung
Eine Nutzung der Abwärme ist aufgrund der geringen Temperatur nicht möglich.
Um die Kühlwassermenge zu reduzieren und damit auch die notwendige Pum-penergie zu verringern, erscheint es sinnvoll, die Drehzahl der Brunnenpumpen in Abhängigkeit von der Sickerwassertemperatur zu regeln. Die Pumpen sind bereits mit einer Drehzahlregelung ausgestattet, werden aber momentan mit ei-ner fixen Drehzahl betrieben.
Abbildung 28: Verlauf der Kühlwassermengen bei konstanter Versickerungstemperatur – Papier verarbeitender Betrieb.
Optimierungs-potenzial bei Pumpen
optimierter Kühlwasserverbrauch
Rüc
klau
ftem
pera
ture
n °C
0,0
2,0
4,0
6,0
8,0
10,0
14,0
Apr
il
Mai
Juni
Juli
Aug
ust
Sep
tem
ber
Okt
ober
Nov
embe
r
Dez
embe
r
Datenquelle: Papier verarbeitender Betrieb; Darstellung: adaptiert nach Fa. Allplan
18,0 40.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
35.000
Kühlw
assermenge m
3
12,0
16,0
Mittelwert °C Kühlwassermenge m3
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
40 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
Die optimierte Variante mit konstanter Versickerungstemperatur ist in Abbildung 28 dargestellt. Mit einer Zieltemperatur von 16 °C kann der Kühlwasserverbrauch im betrachteten Zeitraum um etwa 20 % reduziert werden. Auf ein Jahr hochge-rechnet reduziert sich die von den Brunnenpumpen zu fördernde Wassermenge um etwa 86.000 m³ Wasser.
Um diese Einsparung zu erzielen ist es notwendig, die Sickerwassertemperatur mit einem Temperaturfühler zu überwachen und in weiterer Folge die Drehzahl der Brunnenpumpen über diesen Parameter zu regeln.
Laut den Leistungsaufzeichnungen der Brunnenpumpen laufen diese bereits mit der aktuellen Wassermenge weit unterhalb der Nennleistung. Durch die Rege-lung auf die Sickerwassertemperatur von 16 °C reduziert sich die Leistung der Brunnenpumpen von 18 kW um 5 kW auf 13 kW. Die Einsparung dieser Maß-nahme beträgt bei einem angenommenen Strompreis von 100 €/MWh und 8.500 Betriebsstunden pro Jahr etwa 34 MWh/a bzw. 3.400 €/a.
Als zusätzlich Maßnahme ist es möglich, durch die Auftrennung des Kühlwas-serkreislaufes die zirkulierende Wassermenge je Kälteabnehmer zu reduzieren.
Abbildung 29: Schema einer optimierten Verschaltung mit Zweileitersystem – Papier verarbeitender Betrieb.
optimale Versickerungs-
temperatur
Auftrennung des Kühlwasser-
kreislaufes
Optimierte Verschaltung mit Zweileitersystem
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Zirkuationspumpe
Kühlzylinder
Kühlwasser aus Brunnen
weitere Verbraucher
T
BrunnenwasserT 8-10 °C
SickerwasserTmax 16 °C
Kälteabnehmer
8-10 °C
16 °C
Sickerwasser Tmax 16 °C
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 41
In Abbildung 29 ist diese optimierte Variante dargestellt; durch die Parallelschal-tung der Verbraucher erhält jeder Kälteabnehmer Kühlwasser mit einer Tempe-ratur von 8–10 °C.
Die niedrigere Kühlwassertemperatur ermöglicht eine höhere Temperatursprei-zung und reduziert die erforderliche Kühlwasserzirkulationsmenge. Die Wasser-menge, die in dem Zirkulationskreislauf der Kühlzylinder umgewälzt wird, betrug vor der Optimierung rund 90 m³/h. Es wird abgeschätzt, dass die Zirkulations-menge um etwa 50 % reduziert werden kann. Das entspricht einer Reduktion der Motorleistung der Zirkulationspumpen von 9 kW.
Daraus errechnet sich, bei einem angenommenen Strompreis von 100 €/MWh und 8.500 Betriebsstunden pro Jahr, eine Einsparung von etwa 77 MWh/a; das entspricht einer Einsparung von 7.700 €/a.
Insgesamt summiert sich die Einsparung der beiden Maßnahmen auf 111 MWh/a, dies entspricht einer Kosteneinsparung von 11.000 €/a. Die spezifische Leis-tung für das Kühlsystem sinkt um 14 kWe/MWth auf 66 kWe/MWth.
Die Kosten für die beiden beschriebenen Optimierungsmaßnahmen belaufen sich auf rund 43.000 €. Bei der Einsparung von rund 11.000 €/a errechnet sich eine statische Amortisationszeit von etwa 4 Jahren.
3.3.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die Entnahmemenge und die maximale Sickerwassertemperatur sind von der Behörde begrenzt. Durch diese Beschränkung kann an das System kein weite-rer Verbraucher angeschlossen werden.
Aus diesem Grund konnte eine neue Beschichtungsanlage nicht an das beste-hende Kühlsystem angeschlossen werden. Diese neue Anlage wird über eine Kältemaschine gekühlt und hat daher einen viel höheren Energieverbrauch als die in diesem Beispiel untersuchte Anlage. Umgerechnet auf diese Anlage wür-de der Energieverbrauch des Kühlsystems bei 8.500 h/a von etwa 230 MWh/a für die Wasserkühlung auf etwa 1.100 MWh/a mit einer Kältemaschine steigen.
Bei dem Einsatz dieses Kühlsystems kommt es zu keiner Schwadenbildung oder nennenswerter Schallemission. Durch die direkt mit Wasser durchströmten Kühlzylinder könnte das Kühlwasser im Falle von Undichtheiten mit dem ferti-gen Produkt in Berührung kommen und dessen Qualität beeinträchtigen.
3.4 Fallbeispiel Standort der chemischen Industrie
Bei diesem System handelt es sich um ein offenes direktes Umlaufkühlsystem mit zwangsbelüfteten Kühltürmen.
Das Kühlsystem wurde in dieser Form aufgrund des Wasserrechtbescheides gewählt, der keine Durchlaufkühlung ermöglicht.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.7.1 Direct recirculating cooling systems (BREF 2001).
Bei diesem Standort handelt es sich um eine IPPC-Anlage.
verringerte Zirkulationsmenge
Einsparungs-potenzial
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
42 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
3.4.1 Darstellung der Ist-Situation
An diesem Standort der chemischen Industrie werden Kühltürme zum Abführen der bei der Fermentation entstehenden biogenen Wärme eingesetzt. Das Sys-tem ist laut Angaben des Betreibers annähernd 8.760 h/a in Betrieb, es werden nur einzelne Anlagenteile für kurze Wartungsfenster außer Betrieb genommen.
Das Kühlwasser rieselt über die Oberfläche der Gärungsbehälter und wird in ei-nem unterhalb positionierten Auffangbecken gesammelt und anschließend wie-der dem Kühlkreislauf zugeführt. In diesem Anlagenteil ist eine Vielzahl dieser Behälter vorhanden, die alle aus dem gleichen Kühlwasserkreislauf versorgt wer-den.
Abbildung 30: Schema der Kühlung der Fermentationsbehälter – Chemiebetrieb.
In diesem Anlagenteil sind insgesamt 11 Kühltürme installiert, die abhängig von Prozessauslastung und herrschenden Außentemperaturen zu- bzw. weggeschal-tet werden. Pro Kühlturmzelle zirkulieren etwa 500 m³/h Kühlwasser, insgesamt beträgt die Zirkulationsmenge daher maximal 5.500 m³/h.
Das Zusatzwasser für den Ausgleich der Spritz-, Versalzungs- und Verduns-tungsverluste wird aus dem nahe gelegenen Fluss bezogen. Im Durchschnitt werden dem System etwa 70 m³/h Frischwasser zugeführt; dieses wird für die-sen Zweck nicht chemisch konditioniert, sondern ausschließlich mechanisch grob gereinigt. Die Menge des Zusatzwassers beträgt etwa 1,2 % pro Umlauf und entspricht daher dem zu erwartenden Wert von 1–2 %.
In anderen Anlagenteilen kommen noch Kühltürme mit seitlich angebrachten Ventilatoren zum Einsatz, im betrachteten Anlageteil werden bereits ausschließ-lich Kühltürme mit nach oben saugenden Ventilatoren eingesetzt. Die Ventilato-ren sind in Abhängigkeit von der Kühlwassertemperatur in 2 Stufen geregelt. Bei einer Kühlwassertemperatur im Kaltwasserbecken von unter 19 °C sind die Ventilatoren ausgeschaltet, zwischen 19 °C und 24 °C werden die Ventilatoren
Ventilatoren der Kühltürme
Kühlung der Fermentationsbehälter
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Auffangbecken
Kühlwasser-leitung
Warmwasser Sammelbecken
Kühlwasser-leitung
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
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mit einer Leistung von 30 kW „langsam laufend“ betrieben. Bei Kühlwassertem-peraturen von über 24 °C werden die Ventilatoren mit ihrer Nennleistung von 90 kW betrieben. Je nach Prozessanforderungen werden einzelne Kühlzellen zu- oder weggeschaltet.
Abbildung 31: Schema des Kühlsystems – Chemiebetrieb.
Die Kaltwassertemperatur schwankt je nach Außentemperatur zwischen 18 °C und 25 °C, über die Kühlwassermenge wird der Rücklauf des Kühlwassers auf ungefähr 30 °C geregelt.
Theoretisch ist mit diesem Kühlsystem eine Abkühlung des Wassers bis auf die Feuchtkugeltemperatur der Umgebungsluft möglich, im praktischen Betrieb wer-den Kühlwassertemperauren erreicht, die 3–4 °C über der Feuchtkugeltempera-tur liegen. Bei hohen Außentemperaturen im Sommer wird das Kühlwasser da-her zu wenig abgekühlt, um die biogene Wärme des Prozesses abzuführen und den Erfordernissen des Prozesses gerecht zu werden. Im Sommerbetrieb steht daher eine Kältemaschine zur Verfügung, die bei hohen Außentemperaturen einen Teilstrom des Kühlwassers direkt aus dem Warmwassersammelbecken ab-zweigt und abkühlt und auf diese Weise die Kühlleistung des Systems erhöht. Die Rückkühlung der Anlage erfolgt über einen der bestehenden Kühltürme, der in diesem Betriebszustand für die Rückkühlung der Kältemaschine verwendet wird. Die konventionelle Kältemaschine hat eine Kälteleistung von 3.000 kW; bei einem EER der Anlage von insgesamt 4 beträgt die elektrische Leistung etwa 750 kW. Bei 800 Betriebsstunden im Jahr beträgt der Energieverbrauch etwa 600 MWh/a.
Die spezifische Leistung ist in Tabelle 13 dargestellt; aufgrund von Schwankun-gen der Wassermenge und der Temperaturen wurden für diese Berechnung plausible Durchschnittswerte verwendet.
spezifische Leistung
Kühlsystem – Chemiebetrieb
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Warmwasser Sammelbecken
Sammelleitung
Kaltwasserbecken
Kaltwasser-abnehmer
~ 30 °CT T T
~ 18-25 °C
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Tabelle 13: Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativen Betriebszustand (ohne Kältemaschine) – Chemiebetrieb. (Datenquelle: Chemiebetrieb, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Pumpenleistung 493 kW
Ventilatorleistung 330 kW
Summe 823 kW
Kühlleistung 38,5 MW
spezifische Leistung 21,4 kWe/MWth
Die spezifische Leistung entspricht relativ genau dem im BAT-Dokument ausge-wiesenen Wert von 20 kWe/MWth
3.4.2 Maßnahmen zur Optimierung
Eine Nutzung der Abwärme ist aufgrund der geringen Temperatur nicht möglich.
Im Normalbetrieb sind Einsparungen über eine Drehzahlregelung der Warm-wasser- und Kühlwasserpumpen möglich. Durch eine angepasste Regelung der Pumpen können Einsparungen erzielt werden. Es wird abgeschätzt, dass der durchschnittliche Leistungsbedarf um 15 % gesenkt werden kann. Daraus er-rechnet sich eine Einsparung von 630 MWh/a bzw. bei einem Strompreis von 80 €/MWh eine Einsparung von etwa 50.000 €/a. Erfahrungsgemäß liegt die Amortisationszeit solcher Maßnahmen bei 2,5–5 Jahren.
Eine weitere Möglichkeit zur Optimierung ist die Umstellung der Ventilatoren von der 2-Stufen-Regelung auf eine Drehzahlregelung, damit könnte die gewünsch-te Wassertemperatur genauer geregelt werden. Es wird abgeschätzt, dass die durchschnittliche Leistung der Ventilatoren um etwa 20 % reduziert werden kann. Bei 8.500 h/a errechnet sich daraus eine Einsparung von 560 MWh/a bzw. bei einem angenommenen Strompreis von 80 €/MWh von rund 45.000 €/a. Die Amortisationszeit dieser Maßnahme wird grob mit 4–6 Jahren abgeschätzt.
Im Sommerbetrieb verursacht die Kältemaschine, auch unter der Berücksichti-gung einer vergleichsweise niedrigen Anzahl von Betriebsstunden, hohe Energie-kosten. Anlagentechnisch gibt es zum Sommereinsatz der Kältemaschine keine Alternative, da auf eine andere Weise die notwendigen Temperaturen nicht er-reicht werden können.
Eine Möglichkeit den Einsatz der Kältemaschine zu vermeiden, wäre der Einsatz einer größeren Menge Frischwasser oder die teilweise Umstellung auf eine Durchlaufkühlung. Durch die Beimischung einer größeren Menge Frischwasser könnte die Kühlwassertemperatur in den Sommermonaten gesenkt werden und auf diese Weise könnte die verfügbare Kühlleistung gesteigert werden. Bei ei-ner angenommenen Frischwassertemperatur im Hochsommer von 20 °C müss-te ein Frischwasseranteil von etwa 35 % beigemischt werden, um die Kaltwas-sertemperatur auf unter 25 °C zu senken. Durch diese Maßnahme könnte der Einsatz der Kältemaschinen vermieden werden und es könnten 600 MWh/a (das entspricht 48.000 €/a) eingespart werden. Der zusätzliche Energieaufwand für die zusätzlichen Pumpen wurde in dieser Abschätzung nicht berücksichtigt.
Einsparungs-potenzial bei
Pumpen
Einsparungs-potenzial bei Ventilatoren
weitere Einsparungs-
potenziale
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3.4.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Der Betrieb hat einen Wasserrechtsbescheid, der nur den Einsatz einer Um-laufkühlung erlaubt, der Einsatz einer Durchlaufkühlung ist daher nicht möglich. Außerdem ist die Wasserentnahmemenge aus dem Fluss begrenzt. Diese Be-grenzung stellt beim momentanen Einsatz einer Umlaufkühlung keine Einschrän-kung dar, nur bei einem weiteren Wachstum des Betriebes könnte es zu Ein-schränkungen kommen.
Im Winter kommt es über den Kühltürmen zu einer leichten Schwadenbildung. Da die nächsten Anrainer etwa 2 km entfernt sind, stellt dies ebenso wie Schall-emissionen kein Problem dar.
3.5 Fallbeispiel Papierfabrik Hamburger Pitten
Der Standort Hamburger Pitten produziert mit zwei Papiermaschinen Verpa-ckungspapiere und Wellpapperohpapier. Die jährliche Produktionsmenge beträgt rund 400.000 t. Das Kühlsystem ist ein Bestandteil des Frischwassersystems, die abgeführte Energie wird vollständig im System genutzt. Das Kühlsystem ist am ehesten mit einem offenen Durchlaufsystem vergleichbar.
Im Zuge von Optimierungsmaßnahmen wurde der Kühlwasserbedarf so weit reduziert, dass das Kühlsystem vollständig in das Frischwassernetz integriert ist.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.3.1 Direct once-through cooling systems (BREF 2001).
Bei diesem Standort handelt es sich um eine IPPC-Anlage
3.5.1 Darstellung der Ist-Situation
Am Standort wird Brunnenwasser für die Kühlung von Zentralschmieranlage sowie von Hydraulikaggregaten eingesetzt. Das erwärmte Wasser wird in der Produktion als vorgewärmtes Frischwasser eingesetzt.
Die Frischwasserversorgung erfolgt über sieben am Standort befindliche Brun-nen. Das Frischwasser wird über drehzahlgeregelte Brunnenpumpen in einen Unterflurbehälter geleitet. Aus rein energetischer Sicht wäre auch eine einfache Ein/Aus-Regelung ausreichend, allerdings sollten Tiefbrunnenpumpen nicht ausgeschaltet werden, denn es können bei Neustarts Probleme durch Luftein-tritt auftreten. Außerdem sammelt sich beim Pumpenstillstand Schmutz im Brunnen an, der beim Wiedereinschalten in den Unterflurbehälter und in weite-rer Folge in das Werkswassersystem gefördert werden würde.
Eine weitere drehzahlgeregelte Pumpe fördert das Wasser in den Frischwas-sertank. Die durchschnittliche Wassermenge beträgt über das Jahr relativ kon-stant 250–300 m³/h.
zentrale Energieversorgung
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Abbildung 32: Schema des Frisch- und Kühlwassersystems (dargestellt werden 3 von 7 Pumpen) – Fa. Hamburger Pitten.
Aus diesem Tank werden die beiden Papiermaschinen mit Wasser versorgt, ein mengenmäßig nicht bekannter Teilstrom wird jeweils zur Kühlung der Hydrau-likanlage sowie für die zentrale Schmieranlage verwendet. Nach der Nutzung als Kühlwasser wird das auf etwa 40 °C erwärmte Wasser jeweils in einen Puf-ferbehälter geleitet und anschließend über das Warmwassernetz als vorgewärm-tes Prozesswasser verwendet. Da die Wassermenge für die Kühlung nicht be-kannt ist, kann die Einsparung für das vorgewärmte Prozesswasser nicht aus-gewiesen werden. An der Papiermaschine gibt es sonst keine weiteren Kühl-wasserverbraucher.
Der spezifische Energieverbrauch für das Kühlsystem kann nicht ausgewiesen werden, da das System im Frischwassersystem integriert ist und daher die ge-nauen Mengen und Temperaturen, die ausschließlich für die Kühlung verwen-det werden, nicht bekannt sind.
In der Energieversorgungszentrale wird ein mit Kohle befeuerter Wirbelschicht-kessel für die Dampfproduktion eingesetzt. Zur Spitzenlastabdeckung und für die schnelle Regelung der Dampferzeugung sind außerdem noch zwei mit Erd-gas betriebene Steamblocks installiert. Der Hochdruckdampf aus dem Kohle-kessel wird in einer Dampfturbine entspannt und steht dann als 6,5 bar Nieder-druckdampf für die Produktion zur Verfügung. Im Falle eines Papierabrisses kann der Kohlekessel nicht schnell genug heruntergeregelt werden; daher gibt es in diesem Fall eine große Menge an Überschussdampf.
Frisch- und Kühlwassersystems (3 von 7 Pumpen)
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Unterflurbehälter
PM1 PM2
Kühlung Zentralschmieranlage
Hydraulikkühler
Warmwassernetz
Kühlung Zentralschmieranlage
Hydraulikkühler Warmwasser-behälter
40 °C
Warmwassernetz
Füllstandsregelung
Füllstandsregelung
Wasserversorgung PM2
Wasserversorgung PM1
Frischwasser-behälter
Warmwasser-behälter
40 °C
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Zur Kühlung und zur Kondensation des Überschussdampfes wird zuerst der Vor-ratsbehälter mit Kesselspeisewasser erwärmt. Falls dies nicht zur Abkühlung des Überschussdampfes ausreicht, wird die restliche Menge über einen zwangs-belüfteten Kühlturm abgeführt.
Abbildung 33: Schema des Kühlsystem im Falle eines Papierabrisses – Fa. Hamburger Pitten.
Der Kühlturm zur Kondensation des Überschussdampfes wird nur wenige Stun-den pro Jahr eingesetzt. Die Energiemenge, die über den Überschussdampf zur Vorwärmung des Speisewassers verwendet wird, und jene, die über den Kühl-turm abgeführt wird, sind nicht bekannt.
3.5.2 Maßnahmen zur Optimierung
Am Kühlsystem der Papiermaschinen gibt es kein Optimierungspotenzial, da einerseits der Kühlbedarf sehr gering ist und andererseits die Abwärme voll-ständig im System genutzt wird.
Im Falle einer plötzlichen Senkung des Dampfbedarfes durch einen Papierab-riss steht kurzfristig ein sehr hoher Überschuss an Wärme zur Verfügung. Um ein Überdachfahren des Dampfes zu verhindern, wird die Wärme zur Aufwär-mung des kalten Speisewassers verwendet. Die restliche Wärmemenge wird über den Kühlturm abgeführt. Eine Vermeidung dieser Abwärme ist systembe-dingt durch den Kohlekessel, der keine schnelle Ausregelung zulässt, nicht mög-lich.
kein Optimierungs-potenzial vorhanden
Kühlung bei Papierabriss
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Kessel
Dampfversorgung
Papiermaschinen
Speisewasservorratsbehälter
Kondensatsystem
Kondensatsystem
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3.5.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die Wasserentnahmemenge aus den Brunnen ist behördlich begrenzt, stellt aber laut der Aussage des Betreibers keine Einschränkung dar. Das Kühlsystem der Papiermaschinen hat keine Emissionen in Form von Schwaden oder Lärm.
Die wenigen Stunden im Jahr, in denen der Kühlturm in Betrieb ist, kommt es zur Bildung von Rauchschwaden. Die diesbezüglichen Behördenauflagen werden eingehalten und es gibt keine Probleme mit Anrainerbeschwerden.
3.6 Fallbeispiel Brau Union
An einem Standort der Brau Union erfolgt die Abfuhr der Gärwärme über eine Ammoniak-Kältemaschine. Die Rückkühlung der Kältemaschine erfolgt über ein geschlossenes Hybridsystem.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.6.2 Closed circuit hybrid cooling systems (BREF 2001).
3.6.1 Darstellung der Ist-Situation
Im Brauprozess wird die bei der Gärung anfallende Wärme über an dem Gär-behälter angebrachte Taschenkühler6 abgeführt. Dafür sind je nach Prozesszu-stand Temperaturen von –4 °C bis –7 °C notwendig.
An diesem Standort werden für die Kälteerzeugung drei Ammoniak-Kältema-schinen mit einer Kälteleistung von zweimal 977 kW und einmal 280 kW einge-setzt. Die Rückkühlung der Kältemaschinen erfolgt über zwei Kühltürme mit ei-ner Leistung von jeweils 1.628 kW.
In Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur erfolgt die Rückkühlung des Käl-temittels in den geschlossenen Kondensatoren ausschließlich mit Luft oder mit zusätzlicher Berieselung der Wärmetauscher. Die Belüftung der Kühltürme er-folgt je Kühlturm mit zwei Radialventilatoren mit einer Leistung von jeweils 22 kW. Die Ventilatoren werden 2-stufig geregelt. Die Berieselung wird ab einer Außen-temperatur von etwa 25 °C zugeschaltet. Das Sprühwasser wird vor der Ver-wendung in den Kühltürmen enthärtet und es werden außerdem Biozide beige-mischt, um die Algenbildung zu verringern. Um eine ansteigende Konzentration von Mineralien im Kühlwasser zu verhindern, wird laufend eine Leitwertmes-sung durchgeführt und der notwendige Wasseranteil wird abgeschlämmt.
In den Sommermonaten ist die Berieselung immer zugeschaltet, dabei beträgt der Wasserverbrauch für die Verdunstung und die Abschlämmung rund 0,6 m³/h.
6 Bei einem Taschenkühler sind großflächige Wärmetauscherflächen außen am Behälter angebracht.
Ammoniak-Kältemaschinen
Rückkühlung des Kältemittels
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Abbildung 34: Schema des geschlossenes Hybridsystems für die Rückkühlung der Kältemaschinen – Brau Union.
Die spezifische Leistung der Rückkühlung ist in Tabelle 14 dargestellt. Da die Kältemittelpumpen ein Bestandteil der Kälteanlage sind und auch für den Trans-port des Kältemittels durch das ganze System verwendet werden, wurde der Leistungsanteil für die Rückkühlung geschätzt. Für die Ventilatorleistung wurde ein repräsentativer Mittelwert herangezogen.
Tabelle 14: Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativen Betriebszustand – Brau Union. (Datenquelle: Brau Union, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Pumpenleistung 45 kW
Ventilatorleistung 35 kW
Summe 80 kW
Kühlleistung 3,3 MW
spezifische Leistung 25 kWe/MWth
Der ermittelte spezifische Leistungsbedarf von 25 kWe/MWth entspricht relativ genau dem im BAT-Dokument für geschlossene Hybridsysteme angegebenen Wert von 23 kWe/MWth.
Der Energiebedarf für die Rückkühlung und für die Kältemaschinen unterliegt auf-grund von sehr unterschiedlichen Produktionsmengen starken Schwankungen.
Geschlossenes Hybridsystem für die Rückkühlung der Kältemaschinen
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Verdichter 2
Verdichter 1
Verdichter 3
Gärbehälter
Radial- ventilator
Kühlturm (Kondensator)
Kühlturm (Kondensator)
Taschen- kühler
Abscheider
Kälte- mittel- pumpe T T
Radial- ventilator
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3.6.2 Maßnahmen zur Optimierung
Eine Möglichkeit zur Optimierung besteht darin, die Ventilatoren von der 2-Stufen-Regelung auf eine temperaturabhängige Drehzahlregelung umzustellen. Es wird angenommen, dass die durchschnittliche Leistung der Ventilatoren um etwa 15 % reduziert wird. Bei 8.500 h/a errechnet sich daraus eine Einsparung von 45 MWh/a. Bei einem angenommenen Strompreis von 80 €/MWh entspricht dies einer Ein-sparung von rund 3.600 € pro Jahr. Diese Maßnahme wurde bereits vom Anla-genbetreiber geprüft, aufgrund einer Amortisationszeit von etwa 8 Jahren aber bisher nicht umgesetzt.
Der Wasserverbrauch ist durch das eingesetzte Hybridsystem bereits auf ein Minimum reduziert, daher gibt es kein weiteres Einsparpotenzial.
3.6.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Da die Berieselung durch die Hybridkühltürme auf das notwendige Minimum re-duziert ist, gibt es bezüglich Schwadenbildung keine Behördenauflagen.
Die Bestimmungen hinsichtlich Schallemissionen werden vom Betrieb eingehal-ten. Zu Anrainerbeschwerden kommt es nur in äußerst seltenen Fällen (wenn die Keilriemen für die Ventilatoren durchrutschen und dadurch ungewohnte Ge-räusche erzeugen). Diese Schäden werden vom Anlagenbetreiber rasch behoben.
3.7 Fallbeispiel Kirchdorfer Zement
Am Standort der österreichischen Zementindustrie in Kirchdorf an der Krems wer-den unterschiedliche Zementsorten produziert. Die Abwärme des Klinkerkühlers wird mit einem Luft/Wasser-Wärmetauscher abgeführt und über einen Zwischen-kreislauf dem Fernwärmenetz zugeführt.
Ein vergleichbares System wird im BAT-Dokument nicht behandelt.
Bei diesem Standort handelt es sich um eine IPPC-Anlage.
3.7.1 Darstellung der Ist-Situation
Bei der Zementproduktion wird das Rohmehl in einem Drehrohrofen bei Tempe-raturen von etwa 1.450 °C zu Klinker gebrannt. An den Ofenauslauf schließt sich der Klinkerkühler an.
Im Klinkerkühler wird das auf einem Transportrost bewegte Klinkerbett mit Luft gekühlt. Durch die Verwendung von mehreren Gebläsen lassen sich in verschie-denen Temperaturzonen des Kühlers unterschiedliche Luftdurchsätze erzielen, wodurch die Kühlung des Klinkers optimiert wird.
Der Klinkerkühler am Standort in Kirchdorf verfügt über drei Abluftströme. Ein Teilstrom wird zur Verbrennung im Drehrohrofen und Kalzinator als Sekundär- bzw. Tertiärluft verwendet.
Optimierungs-potenzial bei Ventilatoren
Klinkerkühler
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Ein Teil der Abwärme des restlichen Abluftstroms des Klinkerkühlers wird für die Einspeisung in das Fernwärmenetz Kirchdorf verwendet. Der Volumenstrom die-ses zweiten Abluftstroms beträgt etwa 30.000 Nm³/h.
Abbildung 35: Schema des Klinkerkühlers mit Abwärmenutzung – Fa. Kirchdorfer Zement.
Die Temperatur des Abluftstroms vor dem Luft-Wasser-Wärmetauscher liegt bei etwa 300 °C. Der aktuell installierte Wärmetauscher weist eine Nennleistung von 2 MW auf, die Ablufttemperatur wird auf etwa 170 °C reduziert. Die Energie wird über einen Wasserzwischenkreislauf ins Fernwärmenetz eingespeist. Nach Ver-lassen des Wärmetauschers wird der Abluftstrom entstaubt und über ein Abluft-gebläse dem Kamin zugeführt.
Im Jahr werden zwischen 10 und 11 GWh Wärme in das Fernwärmenetz Kirch-dorf ausgespeist.
Das Fernwärmenetz der Stadt Kirchdorf weist Vorlauf-/Rücklauftemperaturen von 110/70 °C auf. Große Abnehmer des Fernwärmenetzes sind ein Einkaufszent-rum und das Krankenhaus, wodurch eine ganzjährige Abnahme sichergestellt ist. Die Leitungslänge des Fernwärmenetzes Kirchdorf beträgt 48 km für rund 1.350 Abnehmer. Im Jahr werden zwischen 50 GWh und 60 GWh an Wärme verkauft. Die Differenz zwischen der vom Zementwerk ausgekoppelten Wärme-menge und der Abnahme der Fernwärmekunden wird von der Energie AG mit Gaskesseln bereitgestellt.
Die Anlage zur Auskopplung von Abwärme ist am Standort in Kirchdorf seit 1984 in Betrieb. Nach wie vor gibt es in der österreichischen Zementindustrie keine vergleichbare Anlage zur Wärmerückgewinnung.
Fernwärmenetz Kirchdorf
Klinkerkühler mit Abwärmenutzung
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Klinkerkühler
Drehrohrofen
Klinker
EntstaubungAbluftgebläse
Fernwärmenetz
110 °C
70 °C170 °C
300 °C
2 MW
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3.7.2 Maßnahmen zur Optimierung
Da die Ablufttemperatur nach der Wärmerückgewinnung noch rund 170 °C be-trägt, plant der Standort eine Adaptierung der Anlage, um die Leistung der Wär-merückgewinnung aus der Klinkerkühlung zu erhöhen.
Abbildung 36: Schema der optimierten Variante der Wärmerückgewinnung – Fa. Kirchdorfer Zement.
Da es bei niedrigeren Abgastemperaturen zu Anpackungen und verstärkten Ver-schmutzungen am Wärmetauscher kommen kann, wird die Position von Wärme-tauscher und Entstaubung vertauscht.
Der neue Wärmetauscher wird auf eine Leistung von 3 MW ausgelegt und soll die Abgastemperatur auf rund 110 °C senken.
Durch diese Optimierung soll die ausgekoppelte Wärmemenge auf etwa 15 GWh pro Jahr steigen.
3.7.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die Wärmerückgewinnung aus der Klinkerkühlerabluft unterliegt keinen geson-derten oder weiteren Behördenauflagen.
Optimierungs-potenzial bei Wärmerück-gewinnung
Optimierte Wärmerückgewinnung
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Klinkerkühler
Drehrohrofen
~110 °C
70 °C
110 °C
Fernwärmenetz
3 MWAbluftgebläse
Entstaubung
300 °C
Klinker
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3.8 Fallbeispiel Holzindustrie
Die Anlage der Holzindustrie produziert auf dem dargestellten Standort veredelte Holzwerkstoffe und Holzfußböden. Bei diesem System handelt es sich um ein offenes direktes Umlaufkühlsystem mit zwangsbelüfteten Kühltürmen.
Das System wurde gewählt, da es für die erforderliche Kühlleistung und Tempe-ratur gut geeignet ist.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.7.1 Direct recirculating cooling systems (BREF 2001).
Bei diesem Standort handelt es sich um eine IPPC-Anlage.
3.8.1 Darstellung der Ist-Situation
Der Standort verwendet zu Kühlzwecken Brunnenwasser, das mittels Umkehr-osmose behandelt wird. Früher wurde unbehandeltes Brunnenwasser einge-setzt, dies führte aber zu einer starken Algenbildung. Die Anlage ist ganzjährig mit nur kurzen Unterbrechungen in Betrieb.
Das Kühlsystem wird einerseits zur Kühlung der Kompressoranlage und ande-rerseits für die Kühlung direkt im Prozess eingesetzt.
Abbildung 37: Schema des Kühlsystems für die Kompressoranlage und den Prozess – Holz verarbeitender Betrieb. (Quelle: Fa. Allplan)
Kühlsystem für Kompressoranlage und Prozess
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Prozesskühlung
Kompressorkühlung
Puffer-behälter
500 m3
Permeat~ 17 °C
25-27 °C
Permeat Puffer-
behälter
500 m3
23-25 °C
37 kW 45 kW
2 x 1.350 kW 2 x 830 kW 23-25 °C
T T T T
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Die Menge an Zusatzwasser (Temperatur 17 °C) aus dem Permeatbehälter ist nicht genau bekannt. Da es aber lediglich für den Ausgleich der Spritz-, Ver-salzungs- und Verdunstungsverluste dient, ist die Menge gering und verändert die Temperatur des Kühlwassers praktisch nicht.
Im System kommen insgesamt vier Kühltürme zum Einsatz, zwei davon haben eine Wärmeleistung von 1.350 kW, die anderen von 830 kW. Das Kühlwasser-system wird von Pumpen mit einer Leistung von 37 kW und 45 kW betrieben. Die größere Pumpe transportiert das Kühlwasser zu den beiden Kühltürmen mit einer Leistung von jeweils 1.350 kW, die kleinere Pumpe versorgt die anderen beiden Kühltürme. Die Ventilatoren der Kühltürme werden in Abhängigkeit von den Kühlwassertemperaturen in drei Stufen geregelt.
Die Druckluftanlage besteht aus insgesamt vier Kompressoren. Die Kompresso-ren haben eine elektrische Leistung von zweimal 250 kW und von zweimal 130 kW. Die Kompressoren sind zur Wärmeabfuhr mit Plattenwärmetauschern ausge-stattet. Die drei Grundlastkompressoren sind voll ausgelastet, der Auslastungs-grad des Spitzenlastkompressors liegt auch über 60 %.
Die maximal abzuführende Wärmeleistung der Kompressoren beträgt 550 kW; durch den hohen Auslastungsgrad der Kompressoren liegt die tatsächliche Wär-meleistung nahe dem Maximalwert.
Abbildung 39: Kühlturm mit einer
Leistung von 850 kW an der Hallenwand
aufgestellt – Holz verarbeitender Betrieb.
(© Th. Eisenhut)
Abbildung 38: Kühltürme mit einer
Leistung von jeweils 1.350 kW – Holz
verarbeitender Betrieb. (© Th. Eisenhut)
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
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Die aus dem Prozess abzuführende Wärmeleistung beträgt je nach vorherr-schendem Betriebszustand zwischen 2.000 und 3.000 kW.
Die spezifische Leistung ist in Tabelle 15 dargestellt, aufgrund von Schwankun-gen in der Wassermenge und der Temperaturen wurden für diese Berechnung plausible Durchschnittswerte verwendet.
Tabelle 15: Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativen Betriebszustand – Holz verarbeitender Betrieb. (Datenquelle: Holzindustrie, Berechnung: Fa. Allplan)
Leistungsbedarf durchschnittlicher Betriebszustand
Pumpenleistung 39 kW
Ventilatorleistung 56 kW
Summe 95 kW
Kühlleistung 4,5 MW
spezifische Leistung 21 kWe/MWth
Die spezifische Leistung der Anlage entspricht relativ genau dem im BAT-Do-kument angegebenen Wert von 20 kWe/MWth.
3.8.2 Maßnahmen zur Optimierung
Im Normalbetrieb sind Einsparungen über eine Drehzahlregelung der Warm-wasser- und Kühlwasserpumpen möglich. Durch eine angepasste Regelung der Pumpen können Einsparungen erzielt werden. Es wird abgeschätzt, dass der durchschnittliche Leistungsbedarf um 10 % gesenkt werden kann. Daraus er-rechnet sich eine Einsparung von 30 MWh/a bzw. bei einem Strompreis von 80 €/MWh eine Einsparung von etwa 2.500 €/a. Erfahrungsgemäß liegt die Amortisationszeit solcher Maßnahmen bei 2,5–5 Jahren.
Eine weitere Möglichkeit zur Optimierung ist die Umstellung der Ventilatoren von der 3-Stufen-Regelung auf eine Drehzahlregelung. Es wird abgeschätzt, dass die durchschnittliche Leistung der Ventilatoren um etwa 15 % reduziert werden kann. Bei 8.500 h/a errechnet sich daraus eine Einsparung von 70 MWh/a bzw. bei einem angenommenen Strompreis von 80 €/MWh von rund 5.500 €/a. Die Amortisationszeit dieser Maßnahme wird grob mit 4–6 Jahren abgeschätzt.
Durch die Umsetzung dieser beiden Maßnahmen könnte die spezifische Leis-tung auf rund 18–19 kWe/MWth gesenkt werden.
Die Prozessabwärme fällt auf sehr niedrigem Temperaturniveau an und kann da-her nicht genutzt werden. Im Gegensatz dazu kann die Abwärme der Kompres-soren zu Heizzwecken oder beispielsweise zur Vorwärmung von Prozess- oder Speisewasser genutzt werden. Mit wassergekühlten Kompressoren kann mit ent-sprechender Wärmetauscherauslegung eine Wassertemperatur von 60–70 °C erreicht werden. Über die elektrische Leistung und den Auslastungsgrad der Kompressoren wurde die nutzbare Abwärme berechnet. Auf ein Jahr hochge-rechnet könnten dabei rund 205 MWh Abwärme der Kompressoren verwendet werden. Bei einem angenommenen Gaspreis von 40 €/MWh könnten durch die-se Maßnahme Kosten von 8.000 € eingespart werden. Bei einer Umsetzung
Einsparungs-potenzial bei Pumpen
Einsparungs-potenzial bei Ventilatoren
Einsparungs-potenzial durch Abwärmenutzung
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
56 Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012
dieser Maßnahme gemeinsam mit der oben beschriebenen optimierten Rege-lung der Kühlwasserpumpen und der Ventilatoren würde außerdem der Strom-verbrauch der Kühlanlage um rund 150 MWh/a von 700 MWh auf 550 MWh sinken.
Dieses Maßnahmenpaket wurde auch schon vom Anlagenbetreiber untersucht, die Umsetzung dieser Optimierung wurde durch die langen Leitungswege und die damit verbundenen hohen Umsetzungskosten und eine Amortisationszeit von deutlich über 5 Jahren verhindert.
3.8.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Die Behördenauflagen bezüglich Lärm und Schwadenbildung werden eingehal-ten. In 12 Jahren Betrieb gab es eine Anrainerbeschwerde bezüglich Lärm, der durch einen Lagerschaden verursacht wurde.
3.9 Fallbeispiel Opel Austria
Im Opel Werk in Wien werden Motoren und Getriebe produziert. Am Standort werden Prozesskühlungen auf zwei verschiedenen Temperaturniveaus einge-setzt. Bei diesem System handelt es sich um ein offenes indirektes Umlaufkühl-system mit zwangsbelüfteten Kühltürmen, dabei erfolgt die Kühlung entweder direkt über das Kühlturmsystem oder bei hohen Außentemperaturen über eine Kältemaschine.
Das Kühlsystem wurde in dieser Form ausgewählt, da es in Abhängigkeit von den Außentemperaturen einen energieeffizienten Betrieb ermöglicht.
Vergleich siehe: Reference Document on the application of Best Available Tech-niques to Industrial Cooling Systems Chapter 2.7.2 Indirect recirculating cooling systems (BREF 2001).
3.9.1 Darstellung der Ist-Situation
Der Kühlbedarf gliedert sich in zwei unterschiedliche Gruppen von Abnehmern. Im Motorenbau wird zur Prozesskühlung Kühlwasser mit einer Temperatur von maximal 28 °C benötigt. In der Getriebeherstellung wird Kaltwasser mit einer Temperatur von 16–18 °C für die Werkzeugs-, Emulsions- und Schaltschrank-kühlung benötigt.
Das Kühlwassersystem wird aus dem Kühlwasserbecken mit drei 45 kW-Pumpen versorgt.
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 57
Abbildung 40: Schema des Kühlsystems für den Motoren- und Getriebebau mit Winter- und Sommerbetrieb – Opel Austria.
Die Versorgung der Kühlwasserverbraucher im Motorenbau erfolgt ausschließ-lich über den Kreislauf der Kühltürme. Das Kaltwasser wird den Kühlwasserver-brauchern über einen mit zwei 22 kW-Pumpen bestückten Zwischenkreislauf zugeführt. Die maximale abzuführende Leistung beträgt dabei etwa 4 MW, der Vorlauf der Kühlwassertemperatur schwankt zwischen 24 °C und 28 °C. Die Kühl-wasserabnehmer im Motorenbau kommen auch mit leicht erhöhten Temperatu-ren zurecht, wenn bei hohen Außentemperaturen die Wassertemperatur im Pri-märkreislauf auf bis zu 28 °C steigt und nur noch eine geringe Temperaturdiffe-renz zur Verfügung steht.
Die Versorgung der Kaltwasserverbraucher im Getriebebau erfolgt bei Außen-temperaturen von unter 10 °C (Winterbetrieb) ebenfalls über das Kühlturmsys-tem. Wie beim System im Motorenbau erfolgt die Versorgung der Kühlwasser-abnehmer indirekt über einen Zwischenkreislauf. Als Pufferbehälter befindet sich in diesem Sekundärkreislauf ein Schichtspeicher, der im unteren Bereich eine Temperatur von etwa 16 °C aufweist, während im oberen Bereich die Tempera-tur 18–22 °C beträgt. Für die Zirkulation im Zwischenkreislauf sind zwei 37 kW-Pumpen installiert. Bei Außentemperaturen von über 10 °C (Sommerbetrieb) wird
Kühlwasser-verbraucher im Motorenbau
Kaltwasser-verbraucher im Getriebebau
Kühlsystem für Motoren- und Getriebebau mit Winter- und Sommerbetrieb
Quelle: adaptiert nach Fa. Allplan
Kühlwasser becken Kühlwasserverbraucher
Motorenbau
Kaltwasserbehälter(Schichtspeicher)
Kaltwasserverbraucher Getriebebau
Kältemaschine 1-4
WinterbetriebSommerbetrieb
max 34 °C
26-36 °C
24-28 °C 2 x 22 kW
10-28 °C
3 x 45 kW
18-22 °C 18-22 °C
2 x 37 kW
16 °C
T T T T T
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
58
das KaltwkompressoKälteabnaInsgesamttung von jfallsreserv
Im System2 MW instmit einer L2-Stufen-R
Die spezifigen in derplausible D
Tabelle 16:
Leistungs
Pumpenle
Ventilatorl
Summe
Kühlleistu
spezifisch
Abbildung 41: Kühlturm mit seitlich
angeordneten Ventilatoren – Opel
Austria. (© Th. Eisenhut)
e
Umweltbundesamt
asser mit den Kältemaschinen gekühlt. Die Rüoren erfolgt in diesem Fall über das Kühlturmsyhme der Kaltwasserverbraucher im Getriebebaut sind für den Sommerbetrieb vier Kältemaschinejeweils 1,6 MW installiert, wobei eine davon au
ve dient.
m sind fünf idente Kühltürme mit einer Abwärmetalliert. Jeder Kühlturm ist mit zwei seitlich angeoLeistung von 30 kW ausgestattet. Die VentilatoreRegelung und werden über die Kühlwassertempe
ische Leistung ist in Tabelle 16 dargestellt, aufgrr Wassermenge und der Temperaturen wurden fDurchschnittswerte verwendet.
Spezifischer Leistungsbedarf bei einem repräsentativ(Winterbetrieb) – Opel Austria. (Datenquelle: Opel Austria, Berechnung: Fa. Allplan)
sbedarf durchschnittlich
eistung
leistung
ng
he Leistung
t REP-0376, Wien, 2012
ckkühlung der Kälte-ystem. Die maximale u beträgt etwa 5 MW. en mit einer Kälteleis-sschließlich als Aus-
eleistung von jeweils ordneten Ventilatoren en verfügen über eine ratur geregelt.
rund von Schwankun-für diese Berechnung
ven Betriebszustand
er Betriebszustand
170 kW
65 kW
235 kW
10,0 MW
24 kWe/MWth
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Fallbeispiele
Umweltbundesamt REP-0376, Wien, 2012 59
Im Winterbetrieb (ohne Kältemaschinen) errechnet sich ein spezifischer Ener-gieverbrauch von 24 kWe/MWth. Dieser Wert ist im Vergleich mit jenem im BAT-Dokument deutlich erhöht und ergibt sich durch den Umstand, dass zwei Sys-teme (Kühlwasser Motorenbau und Kaltwasser Getriebebau) versorgt werden und aus diesem Grund die Pumpen doppelt vorhanden sind. Außerdem ist das ganze System indirekt mit Zwischenkreisläufen ausgeführt, um die Emulsionen und den Primärkreislauf zu trennen; damit wird der Energieverbrauch weiter er-höht.
Im Sommerbetrieb steigt die spezifische Leistung durch den Betrieb der Kälte-maschine sehr stark an. Je nach Kühlbedarf liegt die spezifische Leistung in diesem Betriebszustand bei 220–380 kWe/MWth.
3.9.2 Maßnahmen zur Optimierung
Im Vergleich mit einer konventionellen Anlage mit Kältemaschinen, die auch bei niedrigen Außentemperaturen in Betrieb sind, beträgt die jährliche Einsparung bei der Kaltwasserversorgung des Getriebebaus etwa 2.600 MWh. Bei einem angenommenen Strompreis von 80 €/MWh entspricht dies einer Einsparung von rund 208.000 € pro Jahr.
Durch die Möglichkeit zwischen Winter- und Sommerbetrieb zu wechseln, ist eine hohe Energieeffizienz der Anlage gewährleistet. Durch die Umschaltung auf den reinen Kühlturmbetrieb wird der Einsatz der Kältemaschinen auf den not-wendigen Zeitraum begrenzt.
Alle maßgebenden Kühl- und Kaltwasserpumpen sind bereits mit einer Dreh-zahlregelung ausgestattet.
Optimierungspotenzial besteht bei der Regelung der Kühlturmventilatoren. Durch die Umstellung der Ventilatoren von der 2-Stufen-Regelung auf eine Drehzahl-regelung kann der Energiebedarf reduziert werden. Es wird abgeschätzt, dass die durchschnittliche Leistung der Ventilatoren um etwa 20 % reduziert werden kann. Bei 6.000 h/a errechnet sich daraus eine Einsparung von 78 MWh/a. Bei einem angenommenen Strompreis von 80 € entspricht dies einer Einsparung von rund 6.000 €/a. Die Amortisationszeit dieser Maßnahme wird mit 4–6 Jah-ren abgeschätzt deren Umsetzung wurde vom Betrieb bisher nicht in Erwägung gezogen.
3.9.3 Umweltauswirkungen und Behördenauflagen
Bezüglich der Schwadenbildung des offenen Kühlsystems gibt es keine Aufla-gen seitens der Behörde. Die Schallemissionen des gesamten Standortes wer-den an festgelegten Messpunkten in regelmäßigen Intervallen überprüft. Die Anlage ist in dieser Form seit dem Jahr 2002 in Betrieb, bisher gab es bezüglich der Schallemissionen der Kühltürme keine Anrainerbeschwerden.
Einsparung im Getriebebau
Einsparungs-potenzial bei Ventilatoren
Energieeffizienzte Kühlsysteme – Literaturverzeichnis
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4 LITERATURVERZEICHNIS
BMLFUW – Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (2003): AEV Kühlsysteme und Dampferzeuger: Gesetzliche Begrenzung von Ab-wasseremissionen aus Kühlsystemen und Dampferzeugern; September 2003. http://www.klimaaktiv.at/filemanager/download/6564/ (abgerufen im November 2011).
BREF (2001): Integrated Pollution Prevention and Control (IPPC). Reference Document on the application of Best Available Techniques to Industrial Cooling Systems (BREF). European Commission, Dezember 2001.
SCHRAMEK, E-R. (2007): Taschenbuch für Heizung und Klimatechnik, 73. Auflage. Olden-burg Industrieverlag, München.
Rechtsnormen und Leitlinien
Kälteanlagenverordnung (BGBl. Nr. 305/1969): Verordnung der Bundesminister für sozi-ale Verwaltung und für Handel, Gewerbe und Industrie vom 21. Juli 1969 über den Schutz der Dienstnehmer und der Nachbarschaft beim Betrieb von Kälteanlagen.
ÖNORM EN 378: Kälteanlagen und Wärmepumpen.
In vielen industriellen Branchen werden zur Abfuhr von ProzesswärmeKühlsysteme eingesetzt. Die Wahl des richtigen Systems ist von zahlreichen Einflussfaktoren abhängig. Anhand von Fallbeispielen aus ausgewählten Industriebetrieben werdenenergieeffiziente Kühltechnologien sowie deren Einsatzmöglichkeitenund Optimierungspotenziale beschrieben. Diese werden wirtschaftlichund ökologisch bewertet.Der Energieverbrauch ist von der Ausgangstemperatur, der angestrebtenEndtemperatur, dem jeweiligen Kühlaggregat und -medium sowie denVerbrauchern (Pumpen und Ventilatoren) abhängig. Im Vergleich zuDurchlaufkühlsystemen weisen Umlaufkühlsysteme einen höherenspezifischen Energieverbrauch auf. Vor der Auswahl eines Kühlsystems sollte immer geprüft werden, obdie anfallende Wärme auch anderweitig verwendet werden kann.
ISBN 978-3-99004-179-6
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