pflanzenschutzmitteleinsatz im Ökologischen gemüsebau · 2020. 3. 27. · landwirtschaftliches...
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Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Pflanzenschutzmitteleinsatz im
Ökologischen Gemüsebau
Dr. Mareile Zunker (LTZ Augustenberg Karlsruhe)
in Zusammenarbeit mit
Jana Reetz und Dr. Olaf Zimmermann
(LTZ Augustenberg Karlsruhe)
Dr. Friedrich Merz (Regierungspräsidium Stuttgart)
1
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Gliederung
Teil 1 Aktuelles aus dem Pflanzenschutz
• Rechtsgrundlagen
• Pflanzenschutzmittel im Ökologischen Gemüsebau
• Verbandsinterne Regelungen
• Wirkung chemischer Pflanzenschutzmittel
Teil 2 Herausforderungen für den Ökologischen Gemüsebau
Neue Schädlinge
• Neuer Thrips Thrips setosus im Gemüsebau
• Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
• Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys
Rückstände in Lebensmitteln
2
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Zahlen und Fakten zum Gartenbau in BW
• Betriebszahlen und Flächenausstattung:
– rund 10.000 Produktionsbetriebe
• Produktionswert Gartenbau:
– rund 550 Mio. € im Produktionsgartenbau
• Zahl der Erwerbstätigen im Gartenbau:
– rund 65.000
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Schwerpunktregionen Jahresdurchschnitts-
Temperatur Gebietsmittel:
8,1°C
Oberrheintal, Neckarbecken
und Bodensee zwischen 9°C
und 10°C
Frostfreie Tage:
durchschnittlich 170, in den o.g.
Gunsträumen über 200
frostfreie Tage
Tiefgründige Lösslehm-böden
im Oberrheinischen Tiefland
und Teilen der
Gäulandschaften
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Gemüsebau • Rund 2.200 Betriebe produzieren auf Flächen von 10.400 ha*
• Mit 441 ha ist Baden-Württemberg das Bundesland mit der
größten Gemüseunterglasfläche*
• Organisationsgrad liegt bei ca. 25 Prozent
• Spargel Anbaufläche von 2.400 ha bedeutendste
Gemüsekultur
• Ökogemüseanbaufläche liegt bei knapp 1.400 ha • *Quelle: Gemüseanbauerhebung 2011
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Aktueller Stand zum „neuen Sachkundenachweis“ Onlineverfahren
www.pflanzenschutz-skn.de
21.08.15 in BW : 78.728 sind sachkundig oder
Anträge gestellt
In BW ca. 56.000 Personen fortgebildet das entspricht ca. 70 %
Gesamtzahl der erwarteten Antragsteller: ca. 100.000 (geschätzt)
Sachkunde
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Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
8
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Informationen:
• Liste aller zugelassenen Mittel im Ökoanbau
Herr Fischbach (Pflanzenschutzdienst Hessen)
Tel.: 06 41/3 03 52 12 , E-Mail: Michael.Fischbach@rpgi.hessen.de
http://pflanzenschutzdienst.rp-giessen.de
• Suche nach Produkten in der Betriebsmittelliste für den
ökologischen Landbau in Deutschland, resp. FiBL-Liste
Öko-Verarbeitung, http://www.betriebsmittelliste.de
• BVL unter: www.bvl.bund.de > Pflanzenschutzmittel
• LVG Heidelberg http://www.lvg-heidelberg.de
Versuchswesen/Oeko_Gemuesebau+Versuchsberichte
Pflanzenschutzmittel für den
ökologischen Gemüsebau
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http://www.psinfo.org
http://www.pflanzenschutz-gartenbau.de
Produktsuche nach Ökologischem Anbau möglich
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Einzelbetriebliche Genehmigungen nach § 22.2 PflSchG
Antrag für Gemüsebaubetriebe für Kulturen, die nur in geringfügigem
Umfang angebaut werden
Zulassungserweiterung nach Art. 51 EU-VO für Anwendung in einer
anderen Indikation
• Zulassungserweiterung nur für Haupterwerbsbetriebe und
für zugelassene Mittel erteilt d.h. entspricht keiner
Zulassung
• Gebrauchsanleitung und Auflagen für das Mittel einhalten
• Mögliche Schäden aufgrund mangelnder Wirksamkeit
oder Pflanzenverträglichkeit des Mittels liegen allein in
Verantwortung des Anwenders
• Empfehlung vor Anwendung zuerst Testung unter
betriebsspezifischen Bedingungen
Einzelbetriebliche Genehmigungen/ Zulassungserweiterungen
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- Verwendungszweck ist entscheidend
Art. 2 EU-VO 1107/2009 EG
• Pflanzen vor Schaderregern zu schützen,
oder deren Einwirkung vorzubeugen,
soweit nicht hygienische Zwecke vorrangig
Definition: Pflanzenschutzmittel
• Unerwünschte Pflanzen zu vernichten
• Unerwünschtes Wachstum von Pflanzen zu
hemmen oder einem solchen vorzubeugen
• Konservierung von Pflanzenerzeugnissen
Zubereitungen im ökologischen Landbau mit diesem Zweck sind Pflanzenschutzmittel!
• Wachstumsregler
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Grundstoffe gemäß Artikel 23 der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009
Equisetum arvense L. (Acker-Schachtelhalm)
Zubereitung des Extraktes (gemäß der genehmigten Rezeptur)
• 200 g des getrockneten oberirdischen Krautes werden in 10
L Wasser 30 min eingeweicht und anschließend für 45 min
abgekocht.
• Nach dem Abkühlen wird der Sud durch ein feines Sieb
gegossen und auf das 10-fache Volumen aufgefüllt (also
etwa mit 90 L Wasser verdünnt). Dies ist die
anwendungsfertige Spritzflüssigkeit (Brühe); sie sollte
innerhalb von 24 Stunden aufgebraucht werden.
• Zur Herstellung des Extraktes wird Grund- bzw. Quellwasser
oder Regenwasser verwendet; der pH-Wert sollte 6,5
betragen.
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Grundstoffe Equisetum arvense L. (Acker-Schachtelhalm)
Genehmigte Anwendungen
Gurken: Echter Mehltau, Falscher Mehltau, pilzliche Wurzelfäulen
Gewächshaus; Blattspritzung oder Gießanwendungen, auch über
Bewässerungssysteme:
2 Behandlungen im Abstand von 3-4Tagen, Brüheaufwand (Spritzen) 300
L/ha, Wartezeit: 15 Tage
Gurke: BBCH 19 bis 49
Tomaten: Dürrfleckenkrankheit, Blattfleckenkrankheit
Freiland; Blattspritzung im Sommer: 2 Behandlungen im Abstand von
14Tagen, Brüheaufwand 300 L/ha, Wartezeit: 15 Tage
Tomate: BBCH 51 bis 59
Fragen:
Sachkundepflicht, Ausbringung mit geprüften Pflanzenschutzgeräten,
Dokumentation der Anwendungen? AG PMK
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im Zuge der Neuordnung des Pflanzenschutzrechtes neu
definiert. Gemäß § 2 Nr. 10 Pflanzenschutzgesetz (PflSchG)
gelten als Pflanzenstärkungsmittel nun:
• Stoffe und Gemische einschließlich Mikroorganismen, die
- ausschließlich dazu bestimmt sind, allgemein der
Gesunderhaltung der Pflanzen zu dienen soweit sie nicht
Pflanzenschutzmittel nach Artikel 2 Absatz 1 der
Verordnung (EG) Nr. 1107/2009, oder
- dazu bestimmt sind, Pflanzen vor nichtparasitären
Beeinträchtigungen zu schützen.
Pflanzenstärkungsmittel
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Quelle: Markus Mücke
Fachbereich Ökologischer Landbau
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Pflanzenschutzmittel für den
ökologischen Gemüsebau
• Bacillus thuringiensis-Präparate: (Dipel ES, XenTari, NovodorFC )
• Beauverea bassiana-Präparat: Naturalis
• Contans WG 9 (Wirkstoff: Coniothyrium minitans)
• Eisen (III) Phosphat-Präparate: Ferramol Schneckenkorn, Sluxx
• Schwefel-Präparate: Kumulus WG, Thiovit Jet
• Kupfer-Präparate: Funguran, Cuprozin WP, Cuprozin flüssig, Cuprozin
Progress
• NeemAzal T/S (Wirkstoff: Azadirachtin)
• Neudosan Neu Blattlausfrei (Wirkstoff: Kaliseife)
• Rapsöl-Präparat (Micula)
• Spruzit flüssig (Wirkstoff: Pyrethrin + Piperonylbutoxid)
• Spruzit Schädlingsfrei bzw. Spruzit Neu (Wirkstoff: Pyrethrin + Rapsöl)
• SpinTor (Wirkstoff: Spinosad)
• AQ 10 WG (Wirkstoff: Ampelomyces quisqualis)
• Kumar (Wirkstoff: Kaliumhydrogencarbonat)
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Pflanzenschutzmittel für den
ökologischen Gemüsebau
Quelle: Markus Mücke
Fachbereich Ökologischer Landbau
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Quelle: Markus Mücke
Fachbereich Ökologischer Landbau
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Azadirachtin Insektizid (aus Azadirachta indica, Neembaum)
A Bienenwachs Einsatz beim Baumschnitt
B Hydrolysiertes
Eiweiß, außer
Gelatine
Lockmittel, nur in der Kombination mit anderen
Erzeugnissen dieses Anhangs
A Lecithin Fungizid (Emulgatoren)
B Pflanzenöle Insektizid, Akarizid, Fungizid, Bakterizid und
Keimhemmstoff
A Pyrethrine Insektizid (aus Chrysanthemum cinerariaefolium)
A Quassia Insektizid, Repellent (aus Quassia amara,
Quassiabaum, Bitterholz )
A Rotenon Insektizid, aus der Pflanzenfamilie der Fabaceae
A: zugelassen gemäß der Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 und übernommen durch
Artikel 16 Absatz 3 Buchstabe c der Verordnung (EG) Nr. 834/2007
B: zugelassen gemäß der Verordnung (EG) Nr. 834/2007
Pflanzliche und tierische Substanzen
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Mikroorganismen
(Viren, Bakterien,
Pilze)
Produkte gemäß dem Anhang der
Durchführungsverordnung (EU) Nr. 540/2011 der
Kommission und nicht aus GVO hergestellt
Mikroorganismen zur biologischen Schädlings- und Krankheitsbekämpfung
Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Spinosad Insektizid
Nur wenn Maßnahmen getroffen werden, um die
Risiken für Hauptparasitoiden und das Risiko einer
Resistenzentwicklung möglichst gering zu halten
Von Mikroorganismen erzeugte Substanzen
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
B Kupferverbindungen in
Form von
Kupferhydroxid,
Kupferoxychlorid,
Kupferoxid,
Kupferkalkbrühe (Bor-
deauxbrühe) und
dreibasischem
Kupfersulfat
Nur Anwendung als Bakterizid und Fungizid bis zu
6 kg Kupfer je Hektar und Jahr.
Bei mehrjährigen Kulturen können die
Mitgliedstaaten abweichend vom ersten Absatz
vorsehen, dass die 6-kg-Begrenzung für Kupfer in
einem gegebenen Jahr überschritten werden kann,
sofern die über einen Fünfjahreszeitraum, der das
betreffende Jahr und die vier vorangegangenen
Jahre umfasst, tatsächlich verwendete
Durchschnittsmenge 6 kg nicht überschreitet
Risikominderungsmaßnahmen wie z. B. die
Einrichtung von Pufferzonen sind zum
Wasserschutz und zum Schutz der nicht zur
Zielgruppe gehörenden Organismen zu ergreifen.
B Repellents (Geruch)
tierischen oder
pflanzlichen Ur-
sprungs/Schafsfett
Repellent
Nur auf nicht essbare Teile der Pflanze anzuwenden
und wenn Pflanzenmaterial nicht an Schafe oder
Ziegen verfüttert wird
Andere Substanzen, die traditionell im ökologischen Landbau verwendet werden
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Ethylen Nachreifung von Bananen, Kiwis und Kakis;
Nachreifung von Zitrusfrüchten nur als Teil einer
Strategie zur Vermeidung von Schäden durch
Fruchtfliegen; Blüteninduktion bei Ananas;
Keimverhinderung bei Kartoffeln und Zwiebeln
Nur Anwendungen in geschlossenen Räumen als
Wachstumsregler dürfen zugelassen werden.
A Kaliseife
(Schmierseife)
Insektizid
A Schwefelkalk
(Calciumpolysulfid)
Fungizid
A Paraffinöl Insektizid, Akarizid
A Quarzsand Repellent
A Schwefel Fungizid, Akarizid
Andere Substanzen, die traditionell im ökologischen Landbau verwendet werden
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Pheromone Lockstoff; sexuelle Verwirrmethode; nur in Fallen
und Spendern
A Pyrethroide (nur
Deltamethrin oder
Lambda-Cyhalothrin)
Insektizide; nur in Fallen mit spezifischen
Lockmitteln; nur gegen Befall mit Bactrocera oleae
Olivenfruchtfliege und Ceratitis capitata Wied.
Mittelmeerfruchtfliege
Substanzen, die nur in Fallen und/oder Spendern verwendet werden dürfen
Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
A Eisen-III-Phosphat
(Eisen-III-
Orthophosphat)
Molluskizid
Substanzen, die zwischen die Kulturpflanzen ausgestreut werden dürfen
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Zulassung
Bezeichnung Beschreibung, Anforderung an die
Zusammensetzung, Verwendungsvorschriften
B
Aluminiumsilicat
(Kaolin)
Repellent, Tonmineral
A Calciumhydroxid Fungizid nur bei Obstbäumen, einschl.
Obstbaumschulen, zur Bekämpfung der Nectria
galligena Obstbaumkrebs
B Laminarin
Auslöser der eigenen Abwehrmechanismen der
Pflanze , Braunalge
B Kaliumhydrogencarbonat
(‚Kaliumbicarbonat‘)
Fungizid und Insektizid
Andere Substanzen
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Mittel Wirkstoff
Akarizide
Spruzit Schädlingsfrei Pyrethrine + Rapsöl
MICULA Rapsöl
SCHÄDLINGSFREI NATUREN AF
Mittel Wirkstoff
Molluskizide
Bayer Garten Schneckenkorn Biomol,
COMPO Bio Schneckenkorn, Derrex,
Ferramol Schneckenkorn, Sluxx HP
Eisen-III-phosphat
Mittel Wirkstoff
Repellent
Arbinol B Wildschaden-verhütungsmittel
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Mittel Wirkstoff
Fungizide
AQ 10 WG Ampelomyces quisqualis Stamm AQ 10
Serenade ASO Bacillus subtilis Stamm QST 713
Contans WG Coniothyrium minitans Stamm
CON/M/91-08
Prestop, Prestop Mix Gliocladium catenulatum Stamm J1446
Kumar Kaliumhydrogencarbonat
Cuprozin progress Kupferhydroxid
Kumulus WG, Microthiol WG, THIOVIT JET,
Netzschwefel Stulln
Schwefel
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Mittel Wirkstoff
Insektizide
NeemAzal-T/S Azadirachtin (Neem)
XenTari Bacillus thuringiensis subspecies aizawai
Stamm ABTS-1857
Dipel ES Bacillus thuringiensis subspecies kurstaki
Stamm ABTS-351 (Stamm HD-1)
Naturalis Beauveria bassiana Stamm ATCC 74040
Neudosan AF Neu Blattlausfrei,
Neudosan Neu Blattlausfrei
Fettsäuren, Kaliumsalze (Kali-Seife)
Spruzit AF Schädlingsfrei,
Spruzit Schädlingsfrei
Pyrethrine + Rapsöl
MICULA Rapsöl
SpinTor Spinosad
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Mittel Wirkstoff Hinweise
Fungizide
Prestop
(007495)
Gliocladium
catenulatum In Zierpflanzen, uG, gegen Rhizoctonia spp.,
Pythium-, Fusarium-, Phytophthora-Arten.
Mischen mit Substrat, Tropf- oder
Gießanwendung nach dem Pflanzen/Topfen;
max. 4 Anw./Kultur bzw. 6 Anw./Jahr
In Zierpflanzen, uG, gegen Botrytis cinerea,
Pythium-, Fusarium-Arten, Rhizoctonia spp.
Spritzanwendung nach dem Auflaufen; max.
2 Anw./Kultur bzw. 6 Anw./Jahr
In Zierpflanzen, uG, gegen Botrytis cinerea.
Spritzanwendung nach dem Pflanzen/Topfen;
max. 6 Anw./Kultur bzw. 6 Anw./Jahr
Neue Zulassungen
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Mittel Wirkstoff Hinweise
Fungizide
Bioten
(007137)
Trichoderma
asperellum
T. gamsii
In Zierpflanzen, uG, gegen
Bodenpilze zur Befallsminderung.
Mischen mit Substrat oder
Spritzbehandlung;
Max. 1 Anw./Kultur bzw. 4 Anw./Jahr
Gießanwendung;
Max. 2 Anw./Kultur bzw. 4 Anw./Jahr
Neue Zulassungen
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Fosetyl / Phosphonate
• Fosetyl umfasst die Ausgangsverbindung Fosetyl,
das Abbauprodukt Phosphonsäure und deren Salze
(Phosphonate)
Nach der Rechtslage des alten PflSchG
• Pflanzenstärkungsmittel (z.B. Frutogard) zum
vorbeugenden Einsatz gegen pilzliche Schaderreger,
z.B. Phytophthora spp., Pythium spp.
• wichtige Funktion im Zusammenhang mit dem
Einsatz von Kupferpräparaten, auch für den
ökologischen Anbau
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Fosetyl / Phosphonate
Nach der Rechtslage des neuen PflSchG
• gelisteter Wirkstoff im konventionellen Anbau für
– Pflanzenschutzmittel, z.B. Veriphos
– EG-Düngemittel, z.B. Phosfik, Lebosol Kalium plus, Phos 60
– Rückstandshöchstgehalte (RHG) werden nach der Verordnung
(EG) Nr. 396/2005 Anhang III Teil A bewertet
• bisher keine Listung des Wirkstoffs in der Verordnung (EG) Nr.
889/2008 Anhang II (VO zur ökologischen/biologischen Produktion)
• Aspekte, die derzeit gegen die Kriterien für Betriebsmittel im
Ökologischen Landbau sprechen:
– Synthetische Herstellung der Phosphonate
– Verbleib von Rückständen im Erntegut
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Fosetyl / Phosphonate
• Aufnahme der Phosphonate in den Anhang II wird EU-weit diskutiert
• Zustimmung anderer Mitgliedstaaten ist für einen erfolgreichen
Beschluss erforderlich
• Anwendung früherer Phosphonat-haltiger Pflanzenstärkungsmittel
im ökologischen Anbau kann nach derzeitiger Zulassungssituation
zu unerlaubten Wirkstoffrückständen im Erntegut führen
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Bienenschutz bei Tankmischungen mit
mehreren Insektiziden
Tankmischungen mehrerer Pflanzenschutzmittel aus der Gruppe der Insektizide
dürfen zum Schutz von Bienen nicht auf blühende oder von Bienen beflogene
Pflanzen ausgebracht werden, auch wenn die Mischungspartner als
bienenungefährlich eingestuft sind.
Mehrere Pflanzenschutzmittel als Tankmischung auszubringen, ist zulässig. IdR
werden dabei Bienen nicht gefährdet, wenn alle Vorschriften eingehalten werden,
die für die beteiligten Mischungspartner gelten. Speziell bei der Mischung
mehrerer Insektizide sind Vergiftungen von Bienen aber nicht auszuschließen,
auch wenn die Mischungspartner als bienenungefährlich eingestuft sind. Die
Einstufung als bienenungefährlich basiert auf einer Prüfung bis zu der
höchsten durch die Zulassung festgelegten Aufwandmenge des einzelnen
Mittels. Die Mischung mehrerer Mittel ist toxikologisch einer Erhöhung der
Aufwandmenge gleichzusetzen, da Dosisaddition oder synergistische Prozesse
nicht ausgeschlossen werden können. Eine Mischung mehrerer Insektizide
sollte deshalb wie ein bienengefährliches Pflanzenschutzmittel betrachtet
werden, also nicht auf blühende oder von Bienen beflogene Pflanzen
ausgebracht werden.
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Bienenschutzverordnung vom 22.07.1992
B1 bienengefährlich (NB6611)
B2 bienengefährlich, ausgenommen bei Anwendung nach
dem täglichen Bienenflug (NB6621)
B3 Bienen werden aufgrund der durch die Zulassung
festgelegten Anwendungen nicht gefährdet (NB6631)
B4 nicht bienengefährlich (NB6641)
Bienenschutz
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Wirkung chemischer Pflanzenschutzmittel
Wirkung von Insektiziden, z.B. Pyrethrine und
synthetische Pyrethroide und Spinosad (SpinTor)
• Wirkstoff Spinosad ist jetzt im Anhang II b der EU-
Richtlinie
• Naturland und Demeterbetriebe können Unter
bestimmten Voraussetzungen (Antrag,
Einzelbetriebliche Genehmigung) einzelne
Indikationen nutzen
• Für Betriebe, die nur nach EU-Richtlinie arbeiten, sind
die aufgeführten Indikationen uneingeschränkt
nutzbar.
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Chitin-
synthese-
hemmer
Häutung und
Metamorphose
(Insegar, Runner,
Mimic)
Nervensystem
Pyrethroide
Fraßstopp
(Plenum 50
WG)
Nervensystem
Neonicotinoide
(Calypso,
Confidor WG 70,
Mospilan SG etc.)
Wachstumsregler
(Apollo, Ordoval)
Entwicklungshemmer
(Kanemite, Masai, Kiron,
Magister, Envidor)
Metabolische
Prozesse
Wirkorte von Insektiziden
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Natürliche Pyrethroide
• Natürliche Pyrethroide (Pyrethrine) sind die wirksamsten
insektiziden Substanzen, die je gefunden geworden sind. Sie
werden aus Chrysanthemum-Arten, besonders aus
C. cinerariaefolium, gewonnen.
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Synthetische Pyrethroide
• Synthetische Pyrethroide sind Analoge zu den in der Natur
vorkommenden Stoffen aus der Blüte der ostafrikanischen
Chrysanthemum cinerariaefolium.
• Pyrethroide sind Nervengifte mit rascher Initialwirkung.
• Wirkungsmechanismus:
Eingriff in die elektrophysiologische Reizleitung (Nervengift).
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Pyrethroide
Chemische Klasse: Pyrethroide
MoA: Natrium Kanal Modulator
IRAC Gruppe: 3
Syngenta Produkte:
lambda-Cyhalothrin (Karate Zeon) Breitspektrum-Insektizid – gegen beißende und saugende Insekten
Tefluthrin (Force) – Bodenschädlinge incl. Diabrotica
Produkte anderer Hersteller:
alpha-, zeta- Cypermethrin, Cypermethrin, beta-Cyfluthrin, Deltamethrin, Fenvalerate, gamma-Cyhalothrin, Ethofenprox, tau-Fluvalinat und andere
Natrium-Kanäle
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Reizweiterleitung im Insektennerv
Pre-synaptisches Zelle Post-synaptische Zelle
Na+
Na+
Na+
Na+ Na+
Na+
Elektrisches Signal:
Aktionspotential =
Entladungswelle
Natrium Kanal
Acetylcholin
Acetylcholinesterase
Acetylcholin
Rezeptor
+
+
+
Na+
Na+
Kalzium Kanal
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Pyrethroide - Wirkungsweise
Na+
Na+
Na+
Na+ Na+
Na+
Na+
Na+ Na+
Na+
Pyrethroid
Ca++
Ca++
+
+
+
+
+
+
Acetylcholin
Acetylcholinesterase
Acetylcholin
Rezeptor
Pyrethroide stören die Funktion der
Na-Kanäle. Massiver Na+-Einstrom
erregt die Nervenfaser. Überhöhte
ACh-Ausschüttung führt zu
Übererregung und Tod.
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• Hemmung der Reizweiterleitung
• Schnell eintretende Verkrampfungen und
Koordinationsstörungen
• Schneller Knock-down-Effekt
• Zügiges Absterben
Wirkung von Pyrethrinen und
synthetischen Pyrethroiden
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Handelsname Wirkstoff Amblyseius
bark./cucu.
Aphidius
colemani
Aphidoletes
aphidimyza
Chrysoperla
carnea
Dacnusa/
Diglyphus
Encarsia
formosa
Phytoseiulus
persimilis
Hummeln Nematoden
Insektizide Fastac SC
Super Contact
alpha-
Cypermethrin
Karate Zeon lambda-
Cyhalothrin
Spruzit Neu 1) Pyrethrine +
Rapsöl - -
Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Nützlinge
Pyrethrine (z.B. Spruzit Neu) und die synthetische Pyrethroide (z.B. Fastac SC
Super Contact und Karate Zeon) sind nicht bienengefährlich (NB6641). Sie sind
jedoch als schädigend für Populationen relevanter Nutzorganismen eingestuft
(NN410).
Klassifizierung der Pflanzenschutzmittel bisher bei Nützlingen keine Nebenwirkungen aufgetreten oder nützlingsschonend (< 25% der Nützlinge werden abgetötet)
leicht schädigend (25 – 50% der Nützlinge werden abgetötet)
stärker schädigend (50 – 75% der Nützlinge werden abgetötet)
stark schädigend (> 75% der Nützlinge werden abgetötet)
Zwei Zeichen ( - ): Larven - und erwachsene Stadien des Nützlings werden in unterschiedlichem Umfang vom
Pflanzenschutzmittel beeinflusst.
1) Pflanzenschutzmittel schädigt Nützlinge zum Teil stark, ist aber nur kurz wirksam.
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Saccharopolyspora spinosa
Zuckerliebendes, dorniges und
sporenbildendes Bakterium
S. spinosa stammt aus einer
Bodenprobe einer
aufgegebenen Rum-
Destillerie (1982) auf
Virgin Islands (Karibik) Picture
Picture
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Factor A (R = H)
Factor D (R = CH3)
OO
O O
O
O CH3
OCH
3
NCH
3
CH3 CH
3
CH3
OMe
OMeOMe
RSpinosad =
Spinosyn A (85%)
und Spinosyn D (15%)
Erste Hinweise auf insektizide Aktivität eines
Bakterienisolates 1985
Identifizierung der Struktur des aktiven
Wirkstoffes 1988
1982
1985
1988
Entdeckung des Bakteriums
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Toxikologische Eigenschaften
• Warmblütertoxizität – Akut: gering (Ratte oral >3738 mg/kg, Kanin. dermal
>5000 mg/kg
– Chronisch: kein mutagenes, teratogenes oder
kanzerogenes Potential
– Keine Hautreizung, leichte Augenreizung (nach 48 h
verschwindend) bei Kaninchen
• Vögel - nicht toxisch, Fische - leicht toxisch, Bienen - toxisch
(nicht toxisch nach Antrocknen des Spritzbelages)
-> Wartezeit: 3-7 Tage
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Handelsname Wirkstoff Amblyseius
bark./cucu.
Aphidius
colemani
Aphidoletes
aphidimyza
Chrysoperla
carnea
Dacnusa/
Diglyphus
Encarsia
formosa
Phytoseiulus
persimilis
Hummeln Nematoden
Insektizide SpinTor 1) Spinosad
- -
Nebenwirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf Nützlinge
SpinTor (z.B. Spinosad) ist bienengefährlich (NB6611).
Das Mittel wird als schwachschädigend für Populationen der Art Coccinella
septempunctata (Siebenpunkt-Marienkäfer) eingestuft (NN261).
Das Mittel wird als schädigend für Populationen der Art Trichogramma dendrolimi
(Erzwespe) eingestuft (NN3801).
Das Mittel wird als nichtschädigend für Populationen der Art Typhlodromus pyri
(Raubmilbe, NN134), Chrysoperla carnea (Florfliege, NN170) und Poecilus
cupreus (Laufkäfer, NN165) eingestuft.
Klassifizierung der Pflanzenschutzmittel bisher bei Nützlingen keine Nebenwirkungen aufgetreten oder nützlingsschonend (< 25% der Nützlinge
werden abgetötet)
leicht schädigend (25 – 50% der Nützlinge werden abgetötet)
stärker schädigend (50 – 75% der Nützlinge werden abgetötet)
stark schädigend (> 75% der Nützlinge werden abgetötet)
Zwei Zeichen ( - ): Larven - und erwachsene Stadien des Nützlings werden in unterschiedlichem
Umfang vom Pflanzenschutzmittel beeinflusst.
1) Pflanzenschutzmittel schädigt Nützlinge zum Teil stark, ist aber nur kurz wirksam.
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Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
• stammt aus Nordamerika (über Italien)
• Erstnachweis für Deutschland 2012 / 2013 in Baden-
Württemberg, Rheinland-Pfalz
• Bekämpfung: zusätzliche Pflanzenschutzmaßnahmen in
vielen Bereichen (Haus- und Kleingarten, Parkanlagen,
Weinbau)
• Perspektive: der Schädling wird sich ausbreiten, hat sehr
breites Wirtsspektrum
Herausforderungen für den Ökologischen Gemüsebau
Neue Schädlinge
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Die Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
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Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
Wachstumsdepressionen und Triebstauchungen (bei starkem
Befall durch Saftentzug)
- in Italien 30 – 40% Ertragsreduktion bei Sojabohne
- krautige Pflanzen welken – Triebe vertrocknen
Zierpflanzen sind
unverkäuflich (Wachs
und Honigtau)
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Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
Wirtspflanzenspektrum ist sehr breit
- Ziergehölze, Zierpflanzen, Obst
- eher ein Problem in Parks & Privatgärten ?
- bisher nur gering verbreitet (aber weiträumig …)
4 Befallsräume (Basel, Mannheim, Stuttgart, Speyer)
Bekämpfung:
- Rückschnitt der Eiablage in der Winterruhe (ab Oktober)
- eine Bekämpfung mit Nützlingen wäre möglich
- verdächtige Funde bitte melden (Fotos reichen)
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• wurde 2004 bei Zürich / Schweiz erstmals in Europa,
in B.-W. Fund 2012 in Konstanz gefunden
• Herkunft Ostasien (Pflanzenimporte ?)
• in den USA seit 1996
• Schadpotential sehr groß (Beispiel USA)
• sammelt sich zum Überwintern in Gebäuden
• „getarnt“ durch Verwechslung mit harmlosen Arten
• „startet“ im öffentlichen Grün, Parkanlagen
• noch keine Schäden in Deutschland
• bisher nicht in Gewächshäusern aufgetreten
Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg
Die Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys
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Verwechslungsmöglichkeiten mit der Grauen Gartenwanze
Halyomorpha halys Graue Gartenwanze
Merkmale von Halyomorpha halys :
- Antennenglieder weiß „im Knick“ (anstatt „nach Knick“)
- bis zu 5 helle Flecke auf dem Rücken (anstatt keine)
- transparenter Flügelteil mit Streifen (anstatt Punkten)
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• saugen an Blättern und Früchten
• Wirtspflanzen: Apfel (Malus domestica), Aprikose (Prunus
armeniaca), Kirsche (P. avium), Zwetschge (P. domestica),
Pfirsich (P. persica), Birne (Pyrus communis), Himbeere
(Rubus idaeus), Wein (Vitis vinifera)
• Ackerbaukulturen: Spargel (Asparagus), Soja (Glycine
max), Bohne (Phaseolus vulgaris), Mais (Zea mays)
• Gemüse: Paprika (Capsicum), Tomate (Solanum
lycopersicum) u.a.= > 300 Arten !
Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys
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Thrips setosus • Heimat: Japan, Korea heimisch, in DE noch nicht
vorkommend, aber in den Niederlanden bereits etabliert,
gelistet auf Alert List der EPPO
• Thrips setosus ist sehr polyphag
• befällt u. a. Paprika, Gurken, Kürbis, Erbsen, Tomaten,
Kartoffeln
• Überträger von Tospoviren (TSWV) Tomato spotted wilt virus
• geeignete Klimabedingungen für Ansiedlungin in
Deutschland im Freiland und im geschützten Anbau
• hohes Schadpotenzial für Gemüse- und Zierpflanzen
• potenzieller Quarantäneschadorganismus
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David G. Riley et al. J Integr Pest Manag 2011;2:I1-I10
© 2011 Entomological Society of America
Thrips setosus
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Adulte und Ausscheidungen von Thrips setosus
auf Blättern von Hortensien in der Produktion
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Cladosporium fulvum an Tomate
Samtfleckenkrankheit • Lyterno (gebrochene Resistenz)
• Confetto (keine Resistenz)
• Pflanzung in KW 15, 16
• 12 Pflanzen pro Variante (bei 3 Wdh.)
• Pflanzung pro Parzelle: 50:50 Lyterno - Confetto (entspr. je 2 Pfl./Sorte/Parzelle)
• Infektion mit Sporensuspension KW (Pflanzenmaterial aus Praxisbetrieb)
• 8 Varianten
– Askon (Difenoconazol + Azoxystrobin; Syngenta) 2x ab Befall, im
Abst. von 10-14 T
– Kumar (Kaliumhydrogencarbonat; Fungizid, SpiessUrania) ab Pflanzung 1x wöchentl.
– Sakalia (Staudenknöterich; Fungizid, Syngenta) ab Pflanzung 1x wöchentl.
– Prev AM (Fettalkoholethoxylat + Orangenöl; Biofa) ab Pflanzung 1x
wöchentl.
– Trifolio Süßholz (Trifolio-M) ab Pflanzung 1x
wöchentl.
– PROFI Vital KaliumAktiv (Organ.-mineral. K-Dünger; Neudorff) ab Pflanzung 1x
wöchentl.
– Prüfmittel (Difenoconazol; BASF) 2x ab Befall, im Abst. von 7-10 T
– Kontrolle
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Cladosporium fulvum an Tomate
Samtfleckenkrankheit
• Bislang Befall mit Samtflecken nur in Cocktailtomate Confetto
• Versuch derzeit noch nicht abgeschlossen
• Zudem zur Bewertung aufgepflanzt (außerhalb des Wirksamkeitsversuchs)
– 2 Nummernsorten mit Resistenz (Auszug eines Ringversuchs aus Österreich)
– Roterno (bestehende Resistenz)
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Pressemitteilungen
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Untersuchungsbefund mg/kg Höchst-
menge
Genehmigung
Zulassung
Didecyldimethyl-
ammoniumchlorid (DDAC)
Quartären
Ammoniumverbindungen
0,041 0,01 mg/kg Nein!
Rückstand gesichert über der gesetzlich festgelegten
Höchstmenge und über dem Schwellenwert für Lebensmittel
aus dem ökologischen Landbau.
Verstoß gegen § 11 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Lebensmittel- und
Futtermittelgesetzbuch (LFGB), nach dem es verboten ist,
Lebensmittel unter irreführender Bezeichnung, Angabe oder
Aufmachung in den Verkehr zu bringen.
Rucola: Gutachten vom 23.05.2012, RB Freiburg
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Rechtliche Bewertung
• DDAC ist als Pflanzenschutzmittelwirkstoff im Jahr 2010 in die EU-
Positivliste aufgenommen worden. Es gibt nationale Zulassungen in
drei Mitgliedstaaten. Anwendungen sind nur in Zierpflanzen in
geschlossenen Räumen möglich.
• In Lebensmitteln ist ein Rückstandshöchstgehalt von 0,01 mg/kg
einzuhalten.
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Wirtschaftliche Schäden
• In BW mussten frische Kräuter, Salate und
Tomaten vernichtet werden, da in
Vorernteproben eine zu hohe DDAC- Belastung
festgestellt wurde.
• Die GBZ Papenburg berichtet, dass 1,5
Millionen Kräutertöpfe vernichtet wurden.
Weitere 0,5 Millionen Töpfe werden
voraussichtlich nicht in den Handel gelangen.
• Überhöhte Rückstände auch in Brombeeren
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Wirtschaftliche Schäden
• 25.06.2012: Deutschland blockiert 40 Container mit Bio-
Bananen aus der Dominikanischen Republik.
• 4.7.2012: Vereinigtes Königreich vernichtet Bio-Früchte
aus Südafrika
(Lemone 0,69 mg/kg DDAC, Clementine, Orange 0,53
mg/kg DDAC) jeweils 212 Tonnen
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Pressemitteilungen
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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Maßnahmen der Hersteller und Händler
• Der Inverkehrbringer von Vi-Care, die MBM Flora & Düngemittel GmbH, empfiehlt als Vorsorgemaßnahme auf den Einsatz von Vi-Care bis auf weiteres zu verzichten (15.06.2012). Biofa stellt Vertrieb ein.
• Firma Citrex (Antragsteller von Vi-Care) „überarbeitet“ (löscht) die Inhalte ihrer Internetseiten.
• Die Bescheinigung der Kompatibilität mit der EU-Bio-Verordnung wird von der Öko-Kontrollstelle für das gesamte Sortiment der Firma Citrex zurückgezogen.
Rückstände durch „Verunreinigungen“
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• Bei Ernte und Aufbereitung von Gemüse auf Verwendung von
Latexhandschuhen verzichten!
• Herstellung von Latexhandschuhen mit Vulkanisierungs-
beschleuniger, sind chemisch mit Fungiziden verwandt
• In Rückstandsuntersuchungen der Lebensmittelüberwachung wird
das als Fungizid-Wirkstoff „Dithiocarbamate“ beanstandet
• bereits kurze Berührungen zwischen Latexhandschuh und Gemüse
ausreichend, um diese „Rückstände“ zu verursachen
• Schutzhandschuhen auf Vinyl- oder Nitrilbasis verwenden!
• Liste geeigneter Handschuhtypen: http://www.bioaktuell.ch
Herausforderungen für den Ökologischen Gemüsebau
Pflanzenschutzmittelrückstände durch Latexhandschuhe
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Fundaufklärung Chlorat: Nebenprodukt der Chlorsäure in Chlordioxidanlagen
und chloriertem Beregnungswasser nachweisbar, Abschlussbericht des LTZ
abrufbar unter: http://www.ltz-bw.de
Herbizide mit dem Wirkstoff Pendimethalin wie Stomp und Aqua oder
Prosulfocarb aufgrund ihrer hohen Flüchtigkeit durch Thermik und Wind über
weite Strecken verfrachtet werden und in Kulturen,
die nicht mit den Wirkstoffen behandelt wurden, zu erhöhten Rückständen wie
Gemüsebaukulturen führen können.
Nachweise des Wirkstoffs in einem Ökobetrieb, obwohl selbst keine PSM
einsetzt und in unmittelbarer Nachbarschaft keine PSM mit diesem Wirkstoff
angewandt wurden
Anwendungsauflagen für Herbizide mit Gasphase erforderlich: nur zwischen
18 Uhr abends und 9 Uhr morgens, bei Tageshöchsttemperaturen von mehr
als 20°C LF
Herausforderungen für den
Ökologischen Gemüsebau
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• Fruchtfolgegestaltung
• Auswahl der im ökologischen Anbau gemäß VO (EG) Nr.
889/2008 Anhang II zugelassenen Pflanzenschutzmittel
• Neue Krankheiten u.a. Samtfleckenkrankheit
(Cladosporium fulvum), Falsche Mehltaupilze und
Schädlinge wie die Marmorierte Baumwanze
• Unkrautbekämpfung in Freilandkulturen je nach Witterung,
da nicht zeitgerecht durchzuführen
• Fosetyl / Phosphonate
• Rückstände in Lebensmitteln u.a. Chlorate, Perchlorate,
Latexhandschuhe, Herbizide
Fazit: Herausforderungen für den
Ökologischen Gemüsebau
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg 09.10.2015 74
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
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